Post on 24-Mar-2020
Was Bergbeizli und Gourmetrestaurants den Gästen auftischen Die schönsten Tische mit Aussicht sowie an Pisten und Loipen Was aktuelle Trendsetter und bewährte Institutionen anbieten
GEHT AUS!100RESTAURANTS NEU GETESTET
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Arosa
AifachErfrischend unkompliziertDie Gemütlichkeit beginnt bereits draus
sen vor der Tür. Mit einem Cheminée und
einfachen Sitzgelegenheiten. Mit einer
mit Fell gepolsterten Nische und einer
stimmiges Licht verbeitenden Stall
laterne. Ein hübsches Plätzchen für
Raucher.
In der Gaststube mit den violett gestri
chenen Wänden selber stehen grobe
Holztische mit Stahlzargen und einfache
Stühle. Über eine grosse, rote Aufschnei
demaschine sieht man in die offene
Küche mit der schwarzweiss karierten
Keramikplattenwand, wo geschnetzelt
und gebraten wird. Über der Anrichte
hängen Kellen und Schöpflöffel, auf den
Regalen über dem Kochfeld sind hell
grüne Blechbehälter aufgereiht, die als
Weinkühler dienen.
Jedes Gestell, jede Ecke ist liebevoll
dekoriert, da stehen Kochbücher und
rare Weinflaschen, Gläser mit Einge
machtem und hölzerne Kochlöffel. Eine
Speisekarte gibt es nicht, und die Wein
flaschen, attraktiv unter dem Durchgang
angebracht und mit Schiefertäfelchen
beschriftet, können direkt angeschaut
und ausgesucht werden. Die Auswahl ist
klein, aber sorgfältig zusammengestellt,
darunter findet sich ein Vigorello (Fr.
82.–), eine Rarität ist der Kairos aus 15
Traubensorten (Fr. 139.–), nach Tannen
nadeln riecht der Prendina, ein Cabernet
vom Gardasee (Fr. 55.–). Der Raum ist
dezent mit schwarzgoldenen Lampen
beleuchtet, die Musik ziemlich laut. Auf
den Tischplatten liegen Paketanhänger
als Reservationskärtchen, mit witzigen
runden Etiketten wird der Besteckpark
platz auf der grossen Serviette markiert.
Man gibt sich leger, ist per Du und sehr
vertraulich.
Nun wird uns das Konzept erklärt, es sei
aifach von A bis Z, es gebe ein Menü,
saisonal und möglichst regional, jeden
Tag etwas anderes, aifach, überraschend
und immer echt gut. Die Portionen kom
men in Pfannen, Schalen und Schüsseln
auf den Tisch, geschöpft wird selber.
Ein Glas Prosecco (Fr. 8.–) möchten wir
gerne und etwas Mineralwasser auch.
Auf das Plättli mit Parmaschinken, haus
gemachter Focaccia und eingemachten
Rüebli verzichten wir, denn die am
Nebentisch aufgetragenen Portionen
erscheinen uns ziemlich gross. In einer
emaillierten Schüssel wird ein wunder
barer, frischer Salat in die Mitte des
Tisches gestellt, eine bunte Mischung
aus Rucola, Feldsalat, Radieschen und
Schnittsalat, angereichert mit weissen
Bohnen, lauwarmen Salzmandeln und
getrockneten Cranberrys, angerichtet
an einer ApfelBalsamicoSauce. Grobe
Brotcroûtons mit Thymianzweiglein
werden separat in einer kleinen Pfanne
auf den Tisch gebracht. Danach gibt es
ein warmes, leicht nach Curry duftendes
Randensüppchen, eine Art Borschtsch,
welches man aus einem weissen Emaille
krug in ein kleines Weckglas giesst, in
dem sich bereits ein Klecks Quark befin
det. Das trinkt man oder geniesst es mit
dem Löffel. Dazu wird etwas aromati
sches SafranSauerkraut und ein Stück
deftiger, gebratener Speck auf zwei
separaten kleinen Tellerchen gereicht,
attraktiv präsentiert und fein im
Geschmack. Hauptgericht ist ein aufge
schnittenes Kotelett vom Alpschwein im
Pfännchen, zart rosa gebraten, an einer
duftenden Sauce von Heidelbeeren.
In einer Schale wird ein etwas zu lang
gegarter Tomatenrisotto gebracht, mit
Ricotta, geraspelter Belper Knolle und
geschmorten Cherrytomaten. Gemüse
beilage ist ein Dreierlei von Rahmkohl,
Stangenbohnen und gebratenem Blu
menkohl mit Granatapfelkernen. Alles
schmeckt, wenn es alles in allem auch
etwas viel verschiedene Zutaten und
Aromen sind, welche einander in ihrer
Intensität konkurrieren. Etwas mehr
Aifachheit wäre wahrscheinlich noch
besser.
Nach einer Pause bekommen wir noch
ein kleines Stück Schokoladenkuchen an
einer Karamellsauce mit Vanilleschaum,
dazu säuerliche, eingemachte Kirschen
mit Tonkabohnenglace, was zusammen
einer Interpretation der Schwarzwälder
torte gleichkommt, ein Genuss. jr
Unterseestrasse, 7050 ArosaFon 081 533 08 51www.aifach.chmo–so 18–01 Uhr (Küche bis 23 Uhr), mittags geschlossen, im Sommer auch di & mi, sowie Mitte April bis Anfang Juli und Mitte Oktober bis Anfang DezemberHG Fr. 20–35, Menü Fr. 58
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Bündner Trendsetter: Rang 12
AlpenblickRöschti füdliblutt oder mit Chäs überbachäDer gastliche «Alpenblick», im Winter
das letzte Haus im Tal, ist eine Institu
tion. Wer einmal in Arosa in den Ferien
war, ist sicher schon mal drinnen oder
auf der gut besonnten Terrasse geses
sen. Im traditionellen «Alpenblick» ist
es nämlich um einiges gemütlicher als
in mancher der Hütten inmitten des
Skigebietes.
Der Spaziergang auf verschneitem Weg
dauert von Innerarosa eine gute halbe
Stunde. Vor allem zur blauen Stunde ein
spektakulärer Genuss, wenn es im Tal
schon schattig ist, während die Gipfel
noch im goldenen Abendlicht schim
mern. So etwas lässt man sich selbst
verständlich auch gerne eingehüllt in
wärmenden Decken im Pferdeschlitten
mit Kutscher gefallen.
Der «Alpenblick» wurde im Frühling
2015 der Familie von «Tschuggen»
Hotelkönig KarlHeinz Kipp («Eden
Roc» in Ascona, «Carlton» in St. Moritz)
verkauft. Weil sich die Hotelgruppe aber
auf ihr Kerngeschäft – die Luxushotel
lerie – konzentrieren wollte, wurde
ein passender Partner gesucht. Und
in Michel Péclard gefunden. Péclard
zählt zu den bekanntesten Gastrono
men Zürichs («Schober», «Milchbar»,
«Fischer’s Fritz» usw.) und sorgt nun
auch auf 1951 Metern über dem Mee
resspiegel für alpinen Hüttenzauber mit
regionalen Spezialitäten und bekannten
PéclardKlassikern. Die urchigschicke
Einrichtung ist sehr gefällig, wie man
das von PéclardLokalen gewohnt ist.
Teils lange Tische mit Decken, bereit
gestelltes Besteck samt blauen Papier
servietten in der Mitte jeden Tisches,
grosser Grill, übergrosse, vertikal ange
legte, sperrige Speisekarte. In Schwei
zerdeutsch! Murmeliplatte für zwei.
En Mockä Bündner Alpchäs. Röschti
füdliblutt oder mit Chäs überbachä,
Späck und Spiegelei, mit Chalbsläberli
oder mit Chalbs gschnätzletem. Wiener
schnitzel hat’s, einen «Alpeblick»Bur
ger mit Rot chrut, Fiige und Huussosse.
Aber auch Fischchnuschperli mit Tartar
sosse oder chnusprigi Pouletflügeli im
Chörbli, bis dä Magä platzt. Vom Grill
kommen verschiedene Würste (Chalbs
bratwurscht, Fr. 8.50; TrüffelBrat
wurscht, Fr. 18.–) oder würzig mari
nierte SchwiinsBabyRibs (Fr. 23.50)
mit Pommfritt oder Salätli (plus Fr.
6.50). Unter «Specials» sehen wir eine
Sunnecräm Speschäl Style «Alpenblick
Arosa» (Fr. 12.–). Oder einen Arosa
Ski, Limitäd Edischän, nummeriärt,
vom «Schmid Sport Arosa» (Fr. 1349.–).
Luxus gibt es auch flüssig: die Haus
weine von sechs FünfSterneHotels in
der Schweiz, vom «Chedi» in Andermatt
(Dôle blanche 2015 von Gérald Clavien)
bis zum «Cervo» in Zermatt (Johannis
berg Gold 2015 von Varonier), die Fla
Aifach, Arosa
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sche jeweils für 59 Franken. Sehr gut
schmecken bei den Weissen der Heida
2014 von der St. Jodern Kellerei (Fr.
8.50/dl; Fr. 59.– die Flasche) oder der
Pinot blanc 2015 von Andrea Davaz (Fr.
69.–). Bei den Roten sehen wir auch
Highlights des Schweizer Weinschaf
fens: den Pinot noir 2014 von Martha
und Daniel Gantenbein aus Fläsch oder
den Quattromani 2013 von erlesenen
Trauben der vier Tessiner Winzer Guido
Brivio, Claudio Tamborini, Angelo Delea
und Feliciano Gialdi.
Geboten wird den «Alpenblick»Gästen
also einiges. Dazu kommen Käseklas
siker wie Käseschnitte, Raclette oder
Fondue. Letzteres aus Käsen der Sen
nerei Maran kommt mit hausgemachten
Essiggemüsen, das Brot, kleine Bürli,
muss man selber brechen (pro Person Fr.
29.50), aber inklusive ist das wärmende
Schaffell und die Aussicht auf Arosa und
in die Berge. wm
Oberer Schwelliseeweg, 7050 ArosaFon 081 377 14 28www.alpenblickarosa.chmo–so 9–23 Uhr (Küche 11.30–15 & 18–22 Uhr, dazwischen kleine Karte), im Sommer ab 10 Uhr geöffnet, 18. April bis Mitte Mai und November geschlossenHG Fr. 7.50–39.50, Menü abends ab Fr. 65
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Speisekarten mit Aussicht: 11
Bullrian (in der Villa Conzequent)Gute ReiseEine Speisekarte? Fehlanzeige. Auf der
Rechnung lesen wir später: «Entdecke
neue Gewohnheiten.» Was es so ziemlich
auf den Kopf trifft. Das Restaurant «Bull
rian» von Florian Weiler und Joël Fiech
ter in der «Villa Conzequent» (früher:
«Quellenhof»), am 10. Dezember 2016
nach einem kurzen, heftigen Umbau neu
eröffnet, ist in jederlei Hinsicht etwas
Besonderes, Eigenständiges.
Belassen wurde bei der Renovation
lediglich die angejahrte, attraktive
Arvenholzdecke, ansonsten wurde prak
tisch alles verändert. Tischplatten wur
den vor Ort in Beton gegossen und auf
Stahlfüsse gesetzt, die Wände erdgrün
gestrichen und ausgesuchte Lampen
montiert. Nun ist das Licht gedämpft
und das Lesen einer Speisekarte eh nicht
möglich. Uns wird freundlich erklärt,
wie der Esszirkus im «Bullrian» läuft.
In einem Satz zusammengefasst: «Es
chund immer biz öppis.» Die offizielle
Sprechweise: lukullische Manege, ab 18
Uhr, für 69 Franken pro Person.
Also: Hereinspaziert! Die Mäntel werden
abgenommen und aufgehängt. Links
ginge es in die angenehme, attraktive
Bar und Lounge, rechts ins nicht wie
derzuerkennende Restaurant. Wir sitzen
leicht erhöht. Die nette Bedienung bringt
Wasser und führt uns ein paar Minuten
später zum Buffet zu den Weinen, wo
vor allem Italiener und Spanier stehen,
Flaschen mit um den Hals gehängten
Preisangaben. Wir lassen uns einen Grat
tamacco 2013 aus Bolgheri entkorken
(Fr. 95.–), wollen ihn aber nicht, wie
vorgeschlagen, dekantiert haben. Ein
erster von vier angekündigten Gängen
wird von den drei jungen Frauen im Ser
vice aufgetragen. Tellerchen um Teller
chen, Schälchen um Schälchen. Tapas
Style. Geschmorter Radicchio. Grillierte
Zucchetti. Panierte Auberginescheiben,
am Tisch in zwei Teile geschnitten, damit
der Maraner Käse herausfliessen kann.
Bratwürstchen aus St. Gallen mit grobem
Senf. Italienischer Geissenkäse, über den
mit Fingespitzengefühl etwas Maggia
pfeffer und Fleur de sel gegeben und
wenig Olivenöl geträufelt wird. Feiner,
geschnittener Wildschweinschinken mit
einem Schlenker Honig obendrauf. Von
einem flachen Brot zwei längs geschnit
tene, grillierte Scheiben. Plus im Weck
gläschen etwas Sauce aïoli. Eine kulina
rische Begrüssung, die es in sich hat.
Nach einer gebührenden Pause folgt
eine zweite Welle mit Speisen. Ein alpi
ner Vitello tonnato, was so viel bedeutet
wie Alpsäuli statt Kalb und Forellen
statt Thunfischsauce, aber mit reichlich
Kapern, Zwiebeln und gewürfelten Toma
tenstückchen. Sehr gut! In den anderen
Tellern und Schälchen: Croquetas, spani
sche Kroketten mit Bacalao (ausgezeich
net!), Bruschette mit Tomaten und ein
am Tisch aufgegossenes Thaisüppchen.
Die nächsten zwei Gerichte, wieder auf
ausgesuchter Keramik serviert, umfassen
das, was man früher Hauptgang nannte:
eine dünn geschnittene Tagliata, US
EntrecôteQualität, vom Grill, zartrosa
bis saignant, mit etwas getrockneten
Tomaten, wenig Oliven, Pinienkernen
und Rucola. Dazu kommen zwei gebra
tene Crevetten, die zu Recht als riesig
bezeichnet werden dürfen, und kleine
Bratkartöffelchen mit etwas Sauce aïoli.
Das waren «15 Kleinigkeiten», die «flie
gend serviert» wurden, «süss, sauer und
salzig». Fehlt nur noch das Dessert, an
diesem Abend ein kleines Stück Man
delkuchen mit einem AnanasAprikosen
Sorbet. Das darf man auch gerne in der
Bar oder Lounge geniessen. Zu einem
Espresso oder einem AfterDinnerDrink.
Das neue «Bullrian» (in der «Villa Con
zequent») wagt viel. In lobenswerter Art
und Konsequenz. Eine Reise um die Welt
in vier Stunden. SoulFoodKüche, die
satt, aber auch glücklich macht. wm
Äussere Poststrasse, 7050 ArosaFon 081 377 17 18www.bullrian.chmi–so 18–24 Uhr, mittags, mo & di geschlossen sowie ganz in der ZwischensaisonHG Menü ab Fr. 59
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Bündner Trendsetter: Rang 4
Lamm & LeuFleischeslustDas Haus mitten in Arosa heisst «Lamm»,
der Besitzer Leu, was den ungewöhnli
chen RestaurantNamen erklärt. Mit
diesem Lokal feiert der klassische Grill
room der 1970er Jahre seine Wiederauf
erstehung.
Uns gefällt schon die Bar im Erdge
schoss, wo man vor dem Essen den Ape
ritif trinken oder danach in der gemüt
lichen Lounge den Abend ausklingen
lassen kann (grosse GinAuswahl). Im
ersten Stock befindet sich das eigent
liche Restaurant, die dunklen Wände
sind passenderweise fleischfarben
gestrichen, bis auf eine einzelne Wand,
welche in einem aparten Schlamm
grün gespachtelt ist – vielleicht eine
Anspielung auf das vielgerühmte dry
aged Beef? Die Tischflächen sind in
Anlehnung an die Fleischertheken in
Räuchereiche gefertigt, die bequemen
Stühle in braunrotem Leder gehalten.
Es ist ein maskuliner Raum, der durch
die verspielten, roten Laternen und
die karierten Kissen etwas aufgelo
ckert wird. Mitten im Raum steht der
eindrucksvolle Reifekühlschrank mit
dem bereits erwähnten dryaged Beef,
dem trocken am Knochen abgehängten
Rind, welches die besten Steaks der
Welt liefern soll. Da wir zum ersten Mal
hier sind, werden wir bestens über die
verschiedenen Stücke, Garstufen und
Zubereitungsarten aufgeklärt. Wir kön
nen uns beraten lassen oder die Speise
karte konsultieren, welche mit Premium
Cut, Top Cut und Menüvorschlägen ab
vier Personen etwas Zeit in Anspruch
nimmt, die wir gerne mit einem Glas
Prosecco (Fr. 9.–) überbrücken. Vor der
Fleischeslust, als Zwischengang oder
auch als Alternative, können verschie
dene Salate oder Vorspeisen bestellt
werden, von hausgemachten Ravioli
(Fr. 16.–) über Knoblauchcrevetten,
Miesmuscheln oder dem beinahe schon
Alpenblick, Arosa
t Terrasse/ Gartenr Raum für
Raucher s Sonntag offen v vegetarische
Gerichtem Mittags- menüh
Hunde erlaubt
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