Post on 10-Feb-2021
Fachbereich Agrarwirtschaft und Lebensmittelwissenschaften
Fachgebiet Tierzucht und Tierhaltung
Bachelorarbeit
“Einfluss des Einsatzes von Kälberdecken auf die Entwicklung und die
Gesundheit von Holsteinkälbern während der ersten 14 Lebenstage in
Einzeligluhaltung“
von
Elisabeth Aßmann
1.Mentor: Prof. Dr.-Ing. Jürgen Walter
2.Mentor: Dr. Peter Sanftleben
Neubrandenburg
August 2013
urn:nbn:de:gbv:519-thesis2013-0912-5
II
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................. II
Abbildungsverzeichnis ..................................................................................................... IV
Tabellenverzeichnis .......................................................................................................... V
Abkürzungsverzeichnis .................................................................................................... VI
Vorbemerkung und Danksagung ...................................................................................... 1
1 Einleitung ....................................................................................................................... 2
2 Literaturübersicht ........................................................................................................... 3
2.1 Ziele der Kälberaufzucht ..................................................................................... 3 2.2 Anforderungen von Kälbern an ihre Haltung ........................................................ 4
2.2.1 Gesetzliche Regelungen .............................................................................. 4 2.2.2 Physiologische Anforderungen ..................................................................... 5 2.2.3 Ethologische Anforderungen ........................................................................ 8
2.3 Anforderungen für die Gesunderhaltung.............................................................10 2.4 Kälberverluste ....................................................................................................13
2.4.1 Einflüsse auf die Höhe der peri- und postnatalen Verluste ..........................15 2.4.2 Ökonomische Bewertung von Kälberverlusten ............................................17
2.5 Einfluss der Haltungsbedingungen auf die Entwicklung der Kälber ....................18 2.5.1 Haltungsverfahren .......................................................................................18 2.5.2 Kolostrumversorgung ..................................................................................21 2.5.3 Saisonalität ..................................................................................................23
2.5.3.1 Einfluss des Klimas auf die Entwicklung des Kalbes .............................23 2.5.3.2 Einfluss der Jahreszeit auf die Verluste ................................................26
3 Material und Methoden .................................................................................................28
3.1 Versuchstiere .....................................................................................................28 3.1.1 Haltung ........................................................................................................28 3.1.2 Versorgung ..................................................................................................29
3.2 Erhobene Daten .................................................................................................30 3.2.1 Messung des Gewichts und Erhebung der täglichen Zunahmen .................30 3.2.2 Herzfrequenzmessung ................................................................................30 3.2.3 Erfassung der Temperatur an der Körperoberfläche ....................................30 3.2.4 Erfassung der Krankheiten ..........................................................................30 3.2.5 Erfassung der Wetterdaten ..........................................................................31 3.2.6 Messung der Temperatur innerhalb der Iglus ..............................................31
3.3 Methoden der statistischen Berechnungen .........................................................31 4 Ergebnisse ....................................................................................................................32
4.1 Geburtsgewichte ................................................................................................32 4.2 Lebendmasse am 14. Lebenstag .......................................................................32 4.3 Tägliche Zunahmen............................................................................................33 4.4 Herzfrequenzen ..................................................................................................34 4.5 Temperatur an der Körperoberfläche .................................................................34 4.6 Aufgetretene Krankheiten und Behandlungshäufigkeiten ...................................36 4.7 Wetterdaten .......................................................................................................36 4.8 Temperatur innerhalb der Einzeliglus .................................................................38 4.9 Statistisch-mathematische Auswertung ..............................................................39
5 Diskussion ....................................................................................................................41
6 Schlussfolgerungen ......................................................................................................43
7 Zusammenfassung/ Abstract ........................................................................................44
8 Literaturverzeichnis .......................................................................................................45
Anhang ............................................................................................................................52
III
Bildmaterial zum Versuch ............................................................................................52
Eidesstattliche Erklärung ..............................................................................................55
IV
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Temperaturverlauf in einer Kälberhütte vom 13. bis 14. August 1998, (WOLF et al., 2001) ......................................................................................................................19 Abbildung 2: Wärmeerzeugung in Abhängigkeit von verschiedenen Außentemperaturen (RUCKEBUSCH, 1990b) .................................................................................................24 Abbildung 3: Verwendete Kälberdecke ............................................................................29 Abbildung 4: Temperatur an der Körperoberfläche bei Kälbern mit (Kalb 1) und ohne isolierende Kälberdecke (Kalb 2) unter vergleichbaren Temperatureinflüssen .................35 Abbildung 5 : Temperatur an der Haut bei Kälbern ohne isolierende Kälberdecke unter Einbezug des Geburtsgewichtes ......................................................................................35 Abbildung 6 : Temperaturverlauf während des Versuchszeitraumes (19.12.2012 bis 22.02.2013) .....................................................................................................................37 Abbildung 7 : Prozentuale Verteilung der Windrichtung Dummerstorf 19.12.2012 bis 22.02.2013 .......................................................................................................................38 Abbildung 8: Temperatur in einem Iglu im Vergleich zur Außentemperatur an den Tagen 15.-17.01.2013.................................................................................................................39 Abbildung 9: Kalb mit Messgurt zur Ermittlung der Herzrate und der Temperatur an der Haut .................................................................................................................................52 Abbildung 10: Kalb mit isolierender Kälberdecke im Iglu ..................................................52 Abbildung 11: Kälberdorf .................................................................................................53 Abbildung 12: Kalb während des Tränkens ......................................................................53 Abbildung 13: Rohr zur Befestigung und Sicherung eines Datenloggers innerhalb der Iglus ........................................................................................................................................54
V
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Energie- und Rohproteinversorgung von Kälbern (KUNZ, 2008) ...................... 7 Tabelle 2: : Empfohlene Konzentration an Mengen- und Spurenelementen sowie Vi-taminen im Milchaustauscher (nach MEYER, 2005) ......................................................... 8 Tabelle 3: Einflussgrößen auf die Tiergerechtheit der Haltung von Kälbern (aus: SCHÄFFER et al. (2007), nach SUNDRUM (2002) ..........................................................10 Tabelle 4: Kälberverluste in Mecklenburg-Vorpommern in % (nach Arbeitskreis Rind der LMS Agrarberatung) ........................................................................................................14 Tabelle 5: Schwer- und Totgeburtenrate bei Holstein Friesian in Abhängigkeit von der Parität des Muttertiers (nach STREIT, 1990) ...................................................................16 Tabelle 6: Inhaltsstoffe von Kolostralmilch und Milch, aus FRÖHNER und REITER (2005) nach FOLEY und OTTERBY (1978); MIELKE (1994) ......................................................22 Tabelle 7: Geburtsgewichte und Anzahl der Tiere nach Klassen .....................................32 Tabelle 8: Unterscheidung der Lebendgewichte am 14. Lebenstag in Abhängigkeit von der Ausstattung mit isolierenden Kälberdecken ...............................................................33 Tabelle 9: Unterschiede in der Ausprägung der täglichen Zunahmen ..............................34 Tabelle 10: Verteilung der Intensität aufgekommener Erkrankungen ...............................36 Tabelle 11: Übersicht von Einflüssen auf die täglichen Zunahmen der Versuchstiere ......40
VI
Abkürzungsverzeichnis
BCS Body Condition Score
I.E. Internationale Einheit
IgG Immuno-gamma-Globuline
LFA Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei
LM Lebendmasse
MAT Milchaustauscher
ME Umsetzbare Energie
MJ Megajoule
Mkg Milchkilogramm
ND neonatale Kälberdiarrhoe
THI Temperature Humidity Index
TierSchG Tierschutzgesetz
TierSchNutztV Tierschutz-Nutztierhaltungverordnung
TZ Tageszunahme
Vorbemerkung und Danksagung
Bevor ich mit meinen Ausführungen beginne, möchte ich an dieser Stelle die Gelegenheit
nutzen, um mich zu bedanken. Ein besonderer Dank gilt meinen beiden Mentoren Prof.
Dr.-Ing. Jürgen Walter und Dr. Peter Sanftleben für die Betreuung vor und während der
Erstellung der vorliegenden Bachelorarbeit. Im Rahmen meines Studiums der Agrarwirt-
schaft an der Hochschule Neubrandenburg hat mich Professor Walter durch seine fachli-
chen Ausführungen in besonderem Maße auf diese Arbeit vorbereitet. Doktor Sanftleben
gab mir die Möglichkeit, im Rahme eines Praktikums bei der Landesforschungsanstalt für
Landwirtschaft und Fischerei M-V, nicht nur den vorliegenden Versuch zu begleiten und
auszuwerten, sondern mich auch in vielen Bereichen weiterzubilden und Erfahrungen zu
sammeln. Außerdem möchte ich mich bei Jana Flor, Christiane Loebsin und Olaf Tober
für die wunderbare Betreuung und Hilfestellung während des Praktikums und der Daten-
verarbeitung des Versuches bedanken. Sie alle waren mir eine große Hilfe, ohne die die-
se Bachelorarbeit nicht zustande gekommen wäre.
2
1 Einleitung
Der Weltmilchverbrauch steigt stetig an, sodass eine erhöhte Nachfrage nach Milch be-
steht und die Produktion zunimmt. Um zukünftig die Milchproduktion zu sichern, bedarf es
gesunder, hochleistender Tiere.
Bereits während der Geburt und in den ersten Lebenstagen des Kalbes entscheidet sich,
ob das Tier seine angeborene Leistungsfähigkeit behält oder diese eingeschränkt wird.
Nur gesunde Kälber können durch optimale Versorgung und Fütterung zu hochleistenden
laktierenden Kühen werden und zu einer ökonomischen Milchproduktion beitragen. Viele
verschiedene Faktoren nehmen Einfluss auf die Gesundheit und die Entwicklung des
neugeborenen Kalbes. Hier sind im Besonderen die Geburtshygiene, eine optimale Kolos-
trumversorgung, das Management und das Haltungsverfahren zu nennen.
In vorliegender Arbeit soll untersucht werden, welchen Einfluss der Einsatz von Kälberde-
cken während der Wintermonate in den ersten beiden Lebenswochen nehmen kann. Die
Untersuchung betrachtet sowohl den Gesundheitsstatus als auch die Gewichtsentwick-
lung der Kälber und prüft durch den Einsatz der Kälberdecken bedingte Veränderungen.
In die Auswertung gehen nur die Daten derjenigen Kälber ein, bei denen während des
Versuchs lückenlos alle Parameter erfasst wurden. Die Erläuterungen der Literaturüber-
sicht beziehen sich vorwiegend auf den in der Untersuchung betrachteten Zeitraum und
die Art der Haltung. Im Sinne einer ökonomischen und tierschutzorientierten landwirt-
schaftlichen Produktion sollte der Verbesserung der Umweltfaktoren, die auf Kälber ein-
wirken, im Besonderen Aufmerksamkeit gewidmet werden.
Es wird behauptet, dass die Tiere, die mit den Decken ausgestattet wurden, weniger
Atemwegserkrankungen aufweisen und höhere Zunahmen verzeichnen als die Kälber
ohne Decken. Es wird zusätzlich davon ausgegangen, dass Erkrankungen weniger inten-
siv auftreten, wenn die Kälber eine wärmeisolierende Decke tragen. Außerdem wird an-
genommen, dass die Herzfrequenz der Tiere ohne Decke gegenüber den anderen Käl-
bern leicht erhöht ist.
Die Thesen über die Auswirkungen des Einsatzes der Kälberdecken werden durch die
Untersuchung auf ihre Richtigkeit hin überprüft.
3
2 Literaturübersicht
2.1 Ziele der Kälberaufzucht
Das Kalb nimmt in der Rinderhaltung eine gesonderte Rolle ein. Es dient nicht nur der
Fleischerzeugung durch Ausmästen im Milchvieh-, Mutterkuh- oder spezialisierten Mast-
betrieb, sondern ist auch die Grundlage für die Reproduktion der Herde. Vor allem im Be-
reich der Milchviehhaltung nimmt das weibliche Kalb eine wichtige Position für den Betrieb
ein, denn nur diese Tiere können später das Produktionsziel Milch erwirtschaften. Da nur
etwa die Hälfte der geborenen Kälber weiblich ist, ist es von besonderer Wichtigkeit, diese
Tiere gesund und stark über die ersten Lebenswochen zu bringen, um eine qualitativ
hochwertige Selektionsgrundlage innerhalb des Herdenbestandes zu haben.
HEITING (2000a) definierte die Ziele der Kälberaufzucht wie folgt:
gesunde Kälber durch optimale Haltung und Versorgung
Entwicklung zum Wiederkäuer durch frühzeitige Förderung der Vormagenfunktion
und
ökonomisch sinnvolle Aufzucht durch geeignete Tränkeverfahren.
Wichtig für die Aufzucht gesunder und vitaler Kälber ist ein geringer Keimdruck, der durch
ein kontinuierliches Rein-Raus-Verfahren während der ersten Lebenswochen in Einzelhal-
tung erreicht werden kann. Dieses Verfahren ist allerdings nicht nur ab spätestens der
neunten Lebenswoche in Deutschland verboten (TierSchNutztV), sondern auch hinderlich
für eine intensivierte Kälberaufzucht (KITTNER und KURZ, 1967), was vor allem in der
Kälbermast eine Voraussetzung für hohe Wertschöpfung ist. Wichtig bei jeder Haltungs-
form ist die Vermeidung von Wärmeverlusten, da hierdurch Erkrankungen und folglich
Verluste durch hohe Morbidität begünstigt werden (MELLOR und STAFFORD 2003,
2004). Ein weiteres Ziel der Kälberaufzucht ist die Minimierung der Verluste, da diese
entscheidend die Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion beeinflussen (KASKE und KUNZ,
2007). Während der ersten Lebenswochen sterben im Bundesdurchschnitt etwa 5-15%
der lebend geborenen Kälber (KASKE und KUNZ, 2007). In Mecklenburg-Vorpommern
lagen die Aufzuchtverluste von 2002 bis 2011 zwischen 5,9 und 9,3% (Arbeitskreis Rind,
LMS Agrarberatung). Als Hauptursache mit etwa 50% anteilig an den verendeten Kälbern
ist hier laut amerikanischen Publikationen die Vielzahl der Durchfallerkrankungen zu nen-
nen, gefolgt von Lungenerkrankungen, die ursächlich für etwa 25% der Verluste sind
(DAVIS und DRACKLEY, 1998). Eine Untersuchung von TRILK et al. (2000) in Branden-
burg zeigt, dass 96% der Kälbererkrankungen Pneumonie, Diarrhoe oder Doppelerkran-
kungen ausmachen. Durchfallerkrankungen sind entgegen der häufigen Annahme relativ
wenig durch Haltungsverfahren beeinflusst. Eine bedeutende Rolle nehmen hier die hygi-
4
enischen Bedingungen während der Geburt ein sowie die rechtzeitige Versorgung des
neugeborenen Kalbes mit ausreichender Menge Kolostrum (KASKE und KUNZ, 2007).
„Zwischen der Feuchtigkeit im Abkalbebereich und den Kälberverlusten besteht eine di-
rekte Beziehung“ heißt es in einem Artikel von BRANDES (2002). Feuchtigkeit und
Schmutz stellen eine ideale Grundlage für die Vermehrung pathogener Keime dar und
sind deshalb zu vermeiden. Die Varianz der Aufzuchtverluste in verschiedenen Betrieben
unterliegt einer enormen Spannweite. Bei einigen Unternehmen spielen Aufzuchtverluste
nur eine sehr geringe Rolle, in anderen wiederum entziehen sie die wichtige Selektions-
grundlage (KASKE und KUNZ, 2007). Jedes Jahr sterben in Deutschland ca. 1,5 Mio Käl-
ber, wobei für etwa 95% der verendeten Tiere das fehlerhafte Management als Ursache
gesehen werden kann (RESZLER, 2009). Dazu kommt, dass bereits eine Erkrankung des
Kalbes die Leistungsfähigkeit und die Fruchtbarkeit vermindern kann, sodass sich hohe
Leistungen und schlechte Aufzuchtbedingungen gegenseitig ausschließen (BRANDES,
2002).
2.2 Anforderungen von Kälbern an ihre Haltung
Kälber stellen eine Vielzahl von Anforderungen an ihre Haltung und Versorgung. Die ge-
setzlichen Mindestanforderungen sind in der TierSchNutztV festgehalten, sollten aber
wirklich nur als Mindestmaß angesehen werden. Im Folgenden werden sowohl die gesetz-
lichen Rahmenbedingungen als auch die physiologischen und ethologischen Anforderun-
gen von Kälbern erläutert.
2.2.1 Gesetzliche Regelungen
Sowohl in Hinsicht auf den Tier- wie auch auf den Verbraucherschutz ist es notwendig
und sinnvoll, einen gesetzlichen Rahmen für das Halten von Tieren und im Speziellen für
die Haltung von Nutztieren zu geben. Neben dem Tierschutzgesetz (TierSchG), welches
die Grundsätze für den Umgang und die Haltung aller Tierarten regelt, gibt es für Nutztie-
re, deren Haltung zu Erwerbszwecken betrieben wird, die Tierschutz-
Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV). Neben allgemeinen Anforderungen an die
Haltung von Nutztieren sind in der TierSchNutztV tierartspezifische Regelungen in Bezug
auf die Haltungsform, das Platzangebot, die klimatischen Verhältnisse, die Fütterung und
die Pflege festgehalten. Im weiteren Verlauf folgt ein kurzer Überblick über die „Anforde-
rungen an das Halten von Kälbern“ (Abschnitt 2, TierSchNutztV).
Neben den allgemeinen Anforderungen, die sich an die Kälberhaltung ergeben, wie das
Bereitstellen eines trockenen Liegebereichs, des Verbots von Maulkörben oder des Ver-
bots der dauerhaften Fixierung der Tiere, ist eine Vielzahl von Regelungen für verschie-
dene Altersabschnitte der Kälberaufzucht gegeben. Diese Regelungen (§ 6-9 Tier-
SchNutztV) beziehen sich allerdings auf die Kälberhaltung in Ställen, sodass die weit ver-
5
breitete Einzeligluhaltung, die während der ersten 14 Lebenstage von Milchviehkälbern
praktiziert wird, durch diesen Teil der Verordnung nur teilweise geregelt ist.
§6 der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung regelt die allgemeinen „Anforderungen an
das Halten von Kälbern in Ställen“. Hier wird im Absatz zwei darauf verwiesen, dass die
Tiere weder in ihren Bewegungsabläufen, der Futter- und Wasseraufnahme noch bei der
Körperpflege eingeschränkt werden dürfen. Weiter folgen Ausführungen über die Anforde-
rungen an die Beschaffenheit des Bodens. Hier sind als wichtige Punkte die Trittsicher-
heit, die maximale Spaltenbreite von 2,5 cm, die Lichtstärke von mindestens 80 lux und
die Erfüllung der Anforderungen an das Liegen (im Liegebereich) zu nennen. Außerdem
müssen in jedem Fall das Verletzungsrisiko und die Wärmeableitung während des Lie-
gens weitestgehend vermieden werden sowie ein Sicht- und Berührungskontakt zu Artge-
nossen bestehen. Die Absätze 3, 5 und 6 des §6 TierSchNutztV befassen sich mit den
Anforderungen an Temperatur, Luftfeuchte, Wärmedämmung der Außenwände und
Schadgaskonzentrationen. Von diesen Anforderungen sind Kälberiglus ausgenommen.
Weiterhin werden in §7 TierSchNutztV die besonderen Anforderungen an die Kälberhal-
tung während der ersten vierzehn Lebenstage geregelt. Es werden erstmalig Mindestma-
ße für die Einzelhaltung (120cm l x 80cm b x 80cm h) und die Anforderungen an die Ein-
streu der Liegefläche geregelt.
Die folgenden Paragraphen sind für die Tiere der Altersgruppe bis 14 Lebenstage in Ein-
zeligluhaltung nicht von Bedeutung, da sie sich auf andere Altersgruppen oder die Grup-
penhaltung beziehen. Erst der §11 der TierSchNutztV, der sich mit der „Überwachung,
Fütterung und Pflege“ befasst, muss wieder als gesetzliche Grundlage herangezogen
werden. Hier wird auf das nötige Kontrollintervall von zwei Mal pro Tag sowie die Wasser-
und Rauhfutterversorgung eingegangen. Außerdem ist die Eisenversorgung mit mindes-
tens 30 mg je Kilogramm Milchaustauscher bis zu einer Lebendmasse von 70 kg geregelt,
Tiere mit einem höheren Gewicht müssen so mit diesem wichtigen Mineral versorgt wer-
den, dass eine durchschnittliche Hämoglobinkonzentration von mindestens 6 mmol/l Blut
erreicht wird. Darüber hinaus wird in §11 die Biestmilchversorgung der neugeborenen
Kälber geregelt, die innerhalb der ersten vier Lebensstunden zu gewährleisten ist. Weiter-
hin ist eine dem Tagesrhythmus angepasste Lichtversorgung von mindestens 80 lux zu
gewährleisten, wie bereits in §6 geregelt ist, und die Entmistung des Liegebereichs in er-
forderlichen Abständen zu tätigen. Wenn es zur zeitlich begrenzten Nutzung von Anbin-
devorrichtungen kommt, müssen diese wöchentlich auf beschwerdefreien Sitz überprüft
und erforderlichenfalls angepasst werden (TierSchNutztV, 2001).
2.2.2 Physiologische Anforderungen
Bereits im Mutterleib stellt das Kalb Anforderungen an seine Versorgung. Wird das Mut-
tertier nicht ausreichend mit Vitaminen und Spurenelementen versorgt, kommt es zu
Aborten, einer erhöhten Kälbersterblichkeit und zu mangelhaften Kolostrumqualitäten
6
(FRANK, 2007). Das neugeborene Kalb unterscheidet sich im Vergleich zu einem voll-
ständig zum Wiederkäuer entwickelten Rind durch verschiedene physiologische Beson-
derheiten. Diese Besonderheiten gilt es zu kennen und bei der Versorgung zu beachten.
Zum Zeitpunkt der Geburt weist das Blut des Kalbes nur einen niedrigen Glukosegehalt
auf (RUCKEBUSCH, 1990a). Um das Kalb mit Energie zu versorgen und somit den Glu-
kosegehalt des Blutes anzuheben, muss das Tier schnellstmöglich mit Erstkolostrum ver-
sorgt werden. Bei vorbildlicher Kolostrumversorgung (siehe Abschnitt 2.5.2) verdoppelt
sich der Glukosespiegel im Blut innerhalb von zwölf Stunden nach der Erstgabe
(RUCKEBUSCH, 1990a). Außerdem kommt es besonders bei lang andauernden Ge-
burtsvorgängen zu einer metabolischen Übersäuerung des Blutes innerhalb der ersten 24
Lebensstunden (TERRI und KEENER, 1946), was eine Gefahr für das Neugeborene dar-
stellt. Da das Neugeborene weder Maltose noch Saccharose verwerten kann (HUBER et
al., 1961), müssen als alleinige Energiequellen während der ersten Lebenstage Laktose
oder Glukose dienen. Das Wasseraufnahmevermögen des Gewebes des jungen Kalbes
ist hoch, sodass die Tiere bei Flüssigkeitsmangel schnell an Gewicht verlieren
(RUCKEBUSCH, 1990a). Gerade kurz nach der Geburt reagieren sie in Bezug auf das
Blutplasmavolumen hochempfindlich auf Flüssigkeitsverlust (MÖLLERBERG und
JACOBSON, 1975). Die Rektaltemperatur des Kalbes sollte zwischen 38,5 und 39,5°C
liegen (ROSENBERGER et al., 1990) und wird auch bei Temperaturen unter dem Ge-
frierpunkt aufrechterhalten. Wichtig ist in diesem Temperaturbereich die Bereitstellung
einer trockenen, zugfreien und weichen Liegefläche (DLZ, 2007). Eine starke oder lang
andauernde Erhöhung der Umgebungstemperatur lässt hingegen die Körpertemperatur
ansteigen (ELMER und REINHOLD, 2002b; BLIGH und MODRE, 1972). Eine Umge-
bungstemperatur von 10-20°C ist ideal, da hier durch das Kalb keinerlei thermoregulatori-
sche Maßnahmen eingeleitet werden müssen (RUCKEBUSCH, 1990b).
Das Kalb stellt von Beginn an besondere Anforderungen an seine Ernährung. Der Lab-
magen, der für die Verdauung der Milch zuständig ist, macht zur Geburt etwa 50% des
gesamten Magenkomplex-Volumens aus. Über den Schlundrinnenreflex gelangt die auf-
genommene Flüssigkeit direkt in den Labmagen (RUCKEBUSCH, 1990a). Dieser Ver-
schluss der Schlundrinne funktioniert allerdings nur dann, wenn das Kalb den Kopf hebt.
Die Milch gerinnt im Labmagen und wird dann nach und nach aufgeschlossen. Für eine
optimale Gerinnung und Verdauung sollte die Milch, sofern sie nicht angesäuert wurde,
eine Temperatur von 38°C haben (HEITING, 2000a) und die Tagesmenge auf mindestens
drei Portionen aufgeteilt werden. Außerdem muss auf das tierindividuelle Milchaufnahme-
vermögen geachtet werden, um Überfütterungen und Verdauungsstörungen zu vermeiden
(SCHÄFFER et al., 2007). Mit zunehmender Tränkhäufigkeit und somit kleineren Portio-
nen pro Mahlzeit sinkt die Schwere von Durchfallerkrankungen (HARTMANN et al., 1983).
Wird das Kalb mit dem Kopf nach unten (beispielsweise aus einem Eimer ohne Nuckel)
7
getränkt, gelangt Milch in das Vormagensystem. Hier kann die Milch nicht aufgeschlossen
werden, es gelangen Eiweißkörper in den Darm und lösen Durchfall und Fäulniserschei-
nungen aus (STRAITON und HOLLWICH, 1996). Bereits einige Tage nach der Geburt
beginnen die Kälber, Rauhfutter in kleinen Mengen aufzunehmen. Bei etwa 50% der Tiere
entwickelt sich das Bedürfnis des Wiederkauens während der ersten beiden Lebenswo-
chen (SWANSON und HARRIS, 1958). Wenn während der ersten Lebenswochen zu viel
Festfutter aufgenommen wird, kann dies zu Problemen führen. Unverdautes Futter ge-
langt in den Labmagen und reizt die Schleimhaut. Die Entzündung der Magenschleimhaut
führt nicht nur zu Verdauungsstörungen, sondern kann auch die Bildung von Geschwüren
begünstigen (STRAITON und HOLLWICH, 1996). Da sich der Zeitpunkt der ersten Fest-
futteraufnahme von Tier zu Tier unterscheidet, kann diese Komponente keine Berücksich-
tigung bei der Erstellung der Nährstoffbilanz und der Ration für die ersten Lebenswochen
finden (KUNZ, 2008). Bei einer Lebendmasse (LM) von 50 kg und Zunahmen von 400 g
täglich haben die Kälber einen Bedarf von 15,6 MJ ME (Tabelle 1). Sie sollten, wenn sie
nicht mit Vollmilch getränkt werden, nach der Biestmilchperiode einen hochwertigen
Milchaustauscher (MAT) mit einem Magermilchpulveranteil von 35% bekommen
(HÖLLER, 2003). Außerdem sollte der MAT 22 % Rohprotein, maximal 10 % Rohasche
und mindestens 1,7 % Lysin enthalten (HEITING, 2000a).
Tabelle 1: Energie- und Rohproteinversorgung von Kälbern (KUNZ, 2008)
Bedarf* 50 kg LM, 400 g TZ
MAT 16 MJ ME, 22 % XP/kg T
Vollmilch 19,3 MJ ME, 26,4 % XP/kg T
T-Aufnahme 0,7* 0,7 0,7
0,7 kg T entspricht 6 l mit 120 g 5 l
MJ ME in 0,7 kg T 15,6* 11,4 13,5
XP (g) in 0,7 kg T 155* 157 185
Fe (mg) in 0,7 kg T 70 21-70 2
notwendig zur De-ckung des Energie-bedarfs
8 l mit 120 g 6 l
* vom Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE) 1997/99
Eine den Ansprüchen des Kalbes nicht angepasste Versorgung kann zahlreiche Folgen
haben: stagnierende Gewichtsentwicklung bis hin zur Gewichtsabnahme, Stoffwechseler-
krankungen, Immunschwäche, Trinkschwäche, Infektionen oder verzögertes Wachstum.
Meist fehlt es den Kälbern nicht an Energie- und Proteinzufuhr, sondern an der korrekten
8
Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen (Tabelle 2). Da die
Symptome eines Nährstoff- oder Vitaminmangels meist unspezifisch sind, muss der Ursa-
che durch Beprobung der Exkremente und Futtermittel auf den Grund gegangen werden.
Zusätzlich muss anhand einer Haar- oder Speichelprobe der Mangel am Tier ausgemacht
werden (FRANK, 2007).
Tabelle 2: : Empfohlene Konzentration an Mengen- und Spurenelementen sowie Vi-taminen im Milchaustauscher (nach MEYER, 2005)
Ca (g) 10
P (g) 7
Mg (g) 0,7
Na (g) 4
Fe (mg) 100
Mn (mg) 40
Zn (mg) 40
Cu (mg) 5
J (mg) 0,5
Se (mg) 0,3
Vitamin A (IE) 10.000
Vitamin D (IE) 1.000
Vitamin E (mg) 50
2.2.3 Ethologische Anforderungen
Kälber gehören zu der Gattungsgruppe der Rinder (Bovini) und sind somit Herdentiere.
Schon früh zeigen sie ein ausgeprägtes Sozialverhalten und bauen Beziehungen zu an-
deren Kälbern und Artgenossen auf (REINHARDT, 1980). Etwa 2% des Tages verbringen
die Kälber mit sozialen Kontakten (CHUA et al., 2002). Aus diesem Grund ist laut
SAMBRAUS (1985) eine Gruppenhaltung der Einzelhaltung vorzuziehen. Allerdings be-
zieht er diese Aussage in späteren Publikationen lediglich auf die ersten Lebensmonate.
Da Kälber in dieser Zeit einen hohen Anspruch an Ruhe haben (SAMBRAUS et al., 2002)
und etwa 90% der Tageszeit mit Liegen verbringen, wird die Einzelhaltung als wün-
schenswert angeführt (SAMBRAUS, 1997). Den Rahmen für die Einzelhaltung kann man
hierbei auf maximal die ersten acht Lebenswochen begrenzen, da anschließend die
Gruppenhaltung gesunder Tiere durch die aktuelle TierSchNutztV vorgeschrieben ist. Hier
kommt erschwerend hinzu, dass laut KAPHENGST (1991) und JENSEN et al. (1998) die
Einzelhaltung von Kälbern negativ mit dem Erkundungsverhalten korreliert sowie negati-
ven Einfluss auf die Fähigkeit der Auseinandersetzung mit für die Jungtiere ungewohnten
Ereignissen und Situationen nimmt. Einzeln aufgezogene Kälber zeigen bei der Konfron-
tation mit Artgenossen vermehrt Angst und Konkurrenzverhalten (BØE und FÆREVIK
2003). Außerdem bescheinigen WARNICK et al. (1977) eine durch Einzelhaltung verzö-
gerte erste Rauhfutteraufnahme sowie Auswirkungen auf den späteren Rang innerhalb
9
der Herde. Dazu kommt, dass die einzeln gehaltenen Kälber nicht nur andere Aufent-
haltsbereiche bevorzugen als in Gruppen gehaltene Tiere (ARAVE et al. 1992), sondern
auch nach den Mahlzeiten erhebliche Zeit mit dem Besaugen und Benagen des Interieurs
verbringen sowie mehr Zeit im Stehen verbleiben (SCHMIDT, 1986). Nimmt man also die
zahlreichen ethologischen Auffälligkeiten als Grundlage, so ist in jedem Fall eine Grup-
penhaltung der Kälber gegenüber der Einzelaufstallung zu bevorzugen. Allerdings hat der
Sichtkontakt bei einzeln gehaltenen Kälbern positive Effekte (SCHMOLDT, 1980), sodass
dies in jedem Fall der Einzelhaltung zu gewährleisten ist. Der Sichtkontakt ist auch in der
TierSchNutztV festgeschrieben. Als positiver Aspekt der einzelnen Haltung von Kälbern
ist die Verringerung der Krankheitsübertragung (BOKKERS und KOENE 2001) zu nen-
nen. Da die Kälber keinen Berührungskontakt zueinander haben, ist eine direkte Übertra-
gung pathogener Keime nicht möglich, kann aber durch das Personal oder durch Gegen-
stände, die mit mehreren Kälbern in Berührung kommen, erfolgen, weshalb hier Obacht
zu geben ist. Hier ist vor allem bei größeren Beständen auf ein kontinuierliches Rein-
Raus-Verfahren zu achten. Um Erregerketten wirksam unterbrechen zu können, sollte
eine Leerstandszeit von mindestens 5-10 Tagen realisiert werden (STEINHÖFEL, 2007).
Außerdem wird in Einzelhaltung das gegenseitige Besaugen der Kälber unterbunden, was
durch fehlende Befriedigung des Saugtriebes zu begründen ist. Laut KAPHENGST (1991)
und SCHEUERMANN (1974) beläuft sich die durchschnittliche Milchaufnahme während
des Tränkvorganges auf 2-4 Minuten, was nur etwa 10% des Saugbedürfnisses befriedigt
(SCHEUERMANN, 1974). Um die Befriedigung des Sauganspruchs zu erhöhen, bietet
sich die Nutzung spezieller Tränknippel an, die eine Verlängerung der Saugdauer verur-
sachen (ZERBE, 2003). Zusätzlich verringert das frühzeitige Angebot von Kraftfutter das
Besaugen von Artgenossen und Interieur (KITTNER und KURZ, 1967). Des Weiteren
wurde in auf der Weide gehaltenen Mutterkuhherden festgestellt, dass die Kälber wäh-
rend der ersten zehn Lebenstage isoliert von der Herde im hohen Gras oder ähnlichem
Bewuchs liegen. Erst mit der zweiten Lebenswoche folgen sie dem Muttertier
(STEINHÖFEL, 2007), sodass einer separierten Aufstallung während der praxisüblichen
ersten 14 Lebenstage aus ethologischer Sicht wenig entgegen steht und aus gesundheit-
lichen Aspekten zu befürworten ist. Wichtig ist, dass sich jede Form der Haltung an den
Funktionskreisen des Verhaltens orientiert, wobei die Bedürfnisse des Kalbes in jedem
der Funktionskreise zu befriedigen sind (SCHÄFFER et al., 2007). Anhand der Funktions-
kreise Nahrungsaufnahme, Sozial-, Ruhe- und Komfortverhalten, Bewegungsverhalten
sowie der Einflüsse von Hygiene und Betreuung wurde durch SUNDRUM et al. (1994) in
Zusammenarbeit mit dem Institut für Organischen Landbau der Uni Bonn der Tierge-
rechtheitsindex 200 entwickelt. Dieser Bewertungsrahmen gibt die Möglichkeit, Stallsys-
teme auf ihre Tiergerechtheit hin zu bewerten. Nachfolgend ist eine Übersicht (Tabelle 3)
über die Einflussfaktoren der tiergerechten Kälberhaltung dargestellt.
10
Tabelle 3: Einflussgrößen auf die Tiergerechtheit der Haltung von Kälbern (aus: SCHÄFFER et al. (2007), nach SUNDRUM (2002)
Einflussgröße/ Funktionskreis
Bauliche Vorausset-zung/Management
beeinflusstes Verhalten
Kontrollaspek-te/Indikatoren
Raumstruktur Separater Liegebereich Ungestörtes Ru-
hen Liegedauer
Flächen- und Rau-mangebot
Großzügiger und trittsi-cherer Laufbereich,
evtl. Auslauf Bewegung
Flächenmaß, Grup-pengröße
Bodenqualität
Trittsicherer und tro-ckener Boden im Lauf-bereich; eingestreuter
Liegebereich
Ruhen, Komfort, Sozialverhalten,
Bewegung
Einstreuqualität, Trittsicherheit (SRT-
Gerät)
Sozialstruktur Gruppenhaltung Sozialverhalten, Erkundung, Be-
wegung
Gruppenhaltung, Gruppengröße
Beschäftigungsmög-lichkeiten Rauhfutterangebot;
Tränke über Saugnip-pel
Erkundung, Spie-len, Nahrungs-
aufnahme Art der Tränke, Be-saugen (ja/nein), Inhaltsstoffe im
Milchaustauscher Nahrungsangebot Wiederkauen, Verhaltensstö-
rungen
Körperpflege Scheuermöglichkeiten;
Gruppenhaltung
Körperpflege (auch gegensei-
tig)
Scheuermöglichkei-ten
2.3 Anforderungen für die Gesunderhaltung
Wie bereits zuvor genannt, sollte ein Ziel der Kälberaufzucht die Gesunderhaltung dieser
gerade während der ersten Lebenswochen besonders krankheitsanfälligen Tiere darstel-
len. Die Gesundheit der Neugeborenen wird von verschiedenen Faktoren, wie beispiels-
weise den Haltungsbedingungen, dem Management, der Kolostrumversorgung, den kli-
matischen Verhältnissen oder Stress beeinflusst. Zu den wichtigsten Verlustursachen
zählen Durchfallerkrankungen (Diarrhoe), die anteilig etwa 50% der Aufzuchtverluste
ausmachen können. Dazu kommen Erkrankungen der Lunge und Atemwege, die an zwei-
ter Stelle als Ursache für Kälberverluste auftreten (DAVIS und DRACKLEY, 1998). Bereits
während der Trächtigkeit kann über eine Mutterschutzimpfung Einfluss auf die spätere
Immunisierung des Kalbes in Bezug auf stallspezifische Keime genommen werden
(FRÖHNER, 2011). Der wichtigste Faktor für die Immunisierung des neugeborenen Kal-
bes ist die Versorgung mit maternalem Kolostrum, die die Aufnahme von Gammaglobuli-
nen und somit die Versorgung mit wichtigen, spezifischen Antikörpern sichert (BUTLER,
1973).
11
Direkt nach der Kalbung beziehungsweise auch bereits während des Kalbevorganges
wird das ungeschützte Jungtier zum ersten Mal mit pathogenen Erregern konfrontiert
(BACHMANN et al., 1982), was bei mangelnden Hygienebedingungen im Abkalbebereich
schnell zu Krankheiten führt. Aus diesem Grund sollte das Kalbeabteil idealerweise vor
jeder Kalbung gereinigt werden (JANßEN-BRUNNECKE, 2008), was sich aus arbeitswirt-
schaftlicher Sicht als schwierig darstellt. Nach der Geburt sollte das Neugeborene
schnellstmöglich von der Mutter entfernt, trockengerieben und möglichst in Einzelboxen
untergebracht werden (JANßEN-BRUNNECKE, 2008), um den Keimdruck so gering wie
möglich zu halten. Laut NIEWENHUIZEN (1999) sollte das Kalb am besten innerhalb der
ersten 15 Minuten nach seiner Geburt mit Kolostrum versorgt werden, spätestens aber
nach vier Stunden. Auch in der TierSchNutztV ist festgeschrieben, dass innerhalb der
ersten vier Lebensstunden die Biestmilchversorgung zu gewährleisten ist. Von entschei-
dender Bedeutung ist vor allem in den ersten Lebenswochen die Versorgung und Kontrol-
le der Kälber, was eine Früherkennung von Krankheiten bewirken soll, sodass die Grund-
lage für die spätere Leistungsfähigkeit und das Adaptationsvermögen geschaffen wird
(RADEMACHER et al., 2004). Um optimale Bedingungen für die Gesundheit der neuge-
borenen Kälber zu schaffen, hat MÜNNICH (2000) ein 10-Punkte-Programm erarbeitet,
wo sie auf die wichtigsten und entscheidenden Maßnahmen eingeht:
1. „optimale Färsenaufzucht und Anpaarung (Körperkondition, Bulle); Kühe beim
Trockenstellen auf 5 l Milch füttern, 3 Wochen vor der Geburt Steigerung auf po-
tentielle Leistung
2. 6 Wochen vor der Kalbung in den Bestand einstellen: Entwicklung einer ausrei-
chenden Immunitätslage (Antikörperqualität Kolostrum)
3. Regelmäßig desinfizierte Abkalbeplätze, sofortige Behandlung der trächtigen Tiere
bei Durchfall, Euter- und Klauenerkrankungen (Bakterienquelle!)
4. Geburtsüberwachung, Geburtshygiene
5. Eingriffe nicht zu früh, dosierter Zug, aber rechtzeitige assistierte Geburtshilfe
6. Sofortmaßnahmen bei Kälbern nach Schwergeburten zur Stimulation lebenswich-
tiger Funktionen
7. Nabeldesinfektion an den ersten beiden Lebenstagen! In die Mundhöhle möglichst
nicht oder nur mit gereinigten Fingern fassen.
8. Kolostrum innerhalb von 2 Stunden, 2 kg
9. Kontrolle auf Fehlbildungen und geburtsbedingte Verletzungen sowie weitere
Krankheitsanzeichen
10. Punkte 1 bis 9 im Schlaf beherrschen!“
12
Als häufigste perinatale Verlustursache gibt MÜNNICH (2000) Geburtsstörungen des Mut-
tertieres an, die zur Erstickung oder aber zu Atemfunktionsstörungen des Kalbes führen
können. Hat das Kalb die ersten 24 Lebensstunden überstanden, treten auf Grund man-
gelhaften Managements und Hygiene häufig Infektionskrankheiten wie Pneumonie (Lun-
genentzündung) oder Diarrhoe auf. „Die neonatale Kälberdiarrhoe (ND) tritt vor allem in
den ersten zwei Lebenswochen auf“, heißt es in einem Artikel von KASKE (2002), und
lässt sich auf das Zusammenwirken verschiedener Faktoren zurückführen. KASKE nennt
als mögliche Ursachen Fütterungsfehler, Keimdruck und eine ungenügende Versorgung
mit Kolostrum. TISCHER (2009) ergänzt dies mit Stress als Ursache, hervorgerufen durch
Transport, hohe Belegdichten, Überfütterung und vermehrt wechselnde Tränktemperatu-
ren. Laut einer Münchener Studie von BALJER et al. (1987), die während der Jahre 1984
bis 1986 durchgeführt wurde, ist diese Form der Erkrankung in den meisten Fällen be-
dingt durch Erreger wie Rotaviren, Coronaviren, E.-coli-K99-Keime und Kryptosporidien.
Vor allem während der ersten fünf Lebenstage wurden vermehrt Rota- und Coronaviren
als Ursache für den Durchfall festgestellt, die anderen Erreger wurden vermehrt im Alter
von 6-14 Tagen nachgewiesen. Außerdem konnten BALJER et al. (1987) keinen Zusam-
menhang zwischen der Jahreszeit und der Häufigkeit der auftretenden Erreger feststellen.
Die ND ist vor allem so gefährlich, weil die Kälber schnell dehydrieren und den Saugreflex
verlieren. Des Weiteren verzeichnet diese Erkrankung eine ausgesprochen ausgeprägte
hohe Morbidität und gefährdet somit den gesamten Kälberbestand (TISCHER, 2009).
Ausgesprochen wichtig bei der Behandlung dieser Faktorenkrankheit ist neben der früh-
zeitigen Erkennung die richtige Art der Behandlung. Zu diesem Zweck sollten bereits bei
geringsten Anzeichen für ND Kotproben entnommen und untersucht werden, um eine
zielgerichtete Bekämpfung der Erreger durchführen zu können. Hier ist zu beachten, dass
die Proben vor einer antibiotischen Behandlung entnommen werden, da sich die Keime
sonst nicht nachweisen lassen (TISCHER, 2009). Neben der antibiotischen Behandlung,
die nur bei hohem Fieber oder bakteriell bedingten Begleiterkrankungen empfohlen wird,
sollten die Neugeborenen laut TISCHER (2009) neben der Versorgung mit Milchtränke
unbedingt dreimal täglich mit einer Elektrolyttränke versorgt werden. Nur so können das
entstehende Energiedefizit und die Elektrolytimbalance verringert und Dehydration sowie
Hungertod vermieden werden. HEITING (2000b) empfiehlt, um Durchfallerkrankungen
vorzubeugen, den Zusatz von Pektinen oder Milchsäurebakterien in die Tränke, die Ab-
senkung des Milch-pH-Wertes auf 4,5 und stellt dar, dass das Kolostrum auf keinen Fall
mit Wasser verdünnt werden darf. Werden auf einem Betrieb vermehrt Kolibakterien,
Corona- oder Rotaviren als ursächlich für ND ausgemacht, empfiehlt TISCHER (2009)
eine Mutterschutzimpfung, die während der Trockenstehperiode bis zu zwei Mal durchge-
führt werden sollte. Die gebildeten Antikörper können dann über eine verlängerte Biest-
milchperiode (bis zu zwölf Tage) an die Kälber weitergegeben werden, sodass diese pas-
13
siv immunisiert werden. Weitere prophylaktische Maßnahmen stellen eine passive Immu-
nisierung über Seren oder eine aktive Immunisierung in Form einer Schluckimpfung der
Neugeborenen dar (MÜNNICH, 2000). Außerdem sollten Infektionsketten durch ein konti-
nuierliches Rein-Raus-Prinzip durchbrochen werden, dazu gehören auch die Zwischen-
reinigung und -desinfektion (TISCHER, 2009). RADEMACHER (2003) stellte fest, dass
die Einzelhaltung eine positive Auswirkung auf das Risiko der Erkrankung an Durchfall
hat, außerdem beschrieben SVENNSON et al. (2003) einen schwierigeren Krankheitsver-
lauf in Gruppenhaltung.
Die zweithäufigste Verlustursache in der Kälberaufzucht sind Pneumonien (DAVIS und
DRACKLEY, 1998). Als Hauptursachen für die Lungenentzündungen sind mangelhafte
Luftqualität, die virale Belastung durch bereits erkrankte Tiere in unmittelbarer Nähe sowie
auch der sekundäre Befall mit Bakterien, der die Erkrankung verstärkt, zu nennen
(SENNHAUSER, 2010). Dazu kommen die Gefahren durch eine zu hohe relative Luft-
feuchte und Zugluft (KUNZ, 2008). Die respiratorischen Erkrankungen haben eine weni-
ger starke Auswirkung auf die spätere Entwicklung als die Magen-Darm-Infektionen. Die
größten Auswirkungen haben Doppelerkrankungen von Diarrhoe und Pneumonie. Bis die
Tiere ein halbes Jahr alt sind, ist an der Entwicklung ein deutlicher negativer Unterschied
zu erkennen, danach beginnt ein kompensatorisches Wachstum, sodass die Tiere mit
Doppelerkrankungen im Alter von 12 Monaten bereits ein höheres Lebendgewicht haben
können als diejenigen, die ausschließlich an Diarrhoe erkrankten (TRILK et al., 2000).
WÖHR et al. (2000) stellten fest, dass es bei Einzeligluhaltung vermehrt in den Wintermo-
naten zu Erkrankungen an Pneumonie kommt und insgesamt das Risiko von Diarrhoe
und Pneumonie in Gruppenhüttenhaltung am geringsten ist.
Von ausschlaggebender Wichtigkeit, um Kälber gesund zu halten, ist die frühzeitige Er-
kennung von Gesundheits- und Verhaltensveränderungen. Zu diesem Zweck empfiehlt
GRAUVOGL (1997), die Tiere wenigstens zwei Mal pro Tag zu kontrollieren. Laut
MARTIN et al. (1975) ist das Management der entscheidende Faktor, um Erkrankungen
und deren Übertragung zu verhindern. Selbst bei einem raschen Blick ist schnell zu er-
kennen, ob die Tiere gesund sind oder nicht. Ein gesundes Kalb ist frei von Verschmut-
zungen an den hinteren Gliedmaßen und im Afterbereich und hat glattes und glänzendes
Fell. Ein weiteres Indiz ist der Nabel, der weder verdickt noch warm sein sollte, außerdem
ist die Schmerzempfindlichkeit in diesem Bereich zu prüfen (LANGE, 2004). Des Weiteren
lässt sich der Gesundheitsstatus schnell über die Überprüfung der rektalen Körpertempe-
ratur feststellen, die laut ROSENBERGER et al. (1990) zwischen 38,5 und 39,5°C liegen
sollte.
2.4 Kälberverluste
Zu den Zielen der Kälberaufzucht zählen unter anderem eine ökonomisch sinnvolle Auf-
zucht sowie gesunde, optimal versorgte Kälber (HEITING, 2000a). Unter Beachtung die-
14
ser Aspekte wird deutlich, dass es sowohl aus ökonomischer wie auch aus tierschutz-
rechtlicher Sicht erforderlich ist, die Kälberverluste so gering wie möglich zu halten. Laut
BRÄNDLE (2007) liegen die Kälberverluste im deutschen Bundesdurchschnitt bei über
zehn Prozent. Betrachtet man die Auswertungen des Arbeitskreises Rind der LMS Agrar-
beratung in Mecklenburg-Vorpommern (Tabelle 4), so wird deutlich, dass sich die Verlust-
raten innerhalb der letzten zehn Jahre zwar um fast sechs Prozentpunkte verringert ha-
ben, aber dennoch für das Jahr 2011 bei 12,5% liegen. Hiervon betragen die reinen Auf-
zuchtverluste, also Verluste nach den ersten 24 Lebensstunden 6,5%.
Tabelle 4: Kälberverluste in Mecklenburg-Vorpommern in % (nach Arbeitskreis Rind der LMS Agrarberatung)
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011
Totgeburten 9,5 9,0 8,3 8,3 8,7 8,3 8,2 8,0 7,9 7,5
Aufzuchtverluste 8,6 9,3 7,9 8,0 6,6 6,4 6,9 5,9 5,9 6,5
Kälberverluste gesamt
18,1 18,3 16,2 16,2 15,2 14,4 14,6 12,9 12,3 12,5
Zwischen den Verlusten der einzelnen Betriebe liegt eine erhebliche Varianz. So lagen
beispielsweise 2011 die Aufzuchtverluste bei Betrieben mit einer Herdengröße von mehr
als 600 Tieren bei 4,9%, die Betriebe mit einem Bestand von 400-600 Kühen hingegen
hatten Aufzuchtverluste in Höhe von 8% zu verzeichnen. Noch deutlicher wurde die
Spannweite im Jahr 2005. Hier lag die Differenz der Aufzuchtverluste zwischen Betrieben
9.000Mkg/Kuh/Jahr bei 7,6 Prozentpunkten zu-
gunsten der höherleistenden Herden. Die Totgeburtenrate hielt sich während der letzten
fünf Jahre relativ konstant und sank im Jahr 2010 erstmalig unter 8%. Betrachtet man die
letzten 21 Jahre, ist zu sehen, dass sich die Totgeburtenrate in Mecklenburg-Vorpommern
von 1991 bis 2000 mehr als verdoppelt hatte. Sie stieg von 5,2 auf 11,7% an und fiel erst
danach wieder ab. Dieser Aspekt war auf die ungünstigen Bedingungen während der
Zucht vom SMR zu Deutschen Holsteins zurückzuführen (JAHNKE und WOLF, 2001).
Vor Allem während der ersten 28 Lebenstage sollte den neugeborenen Kälbern erhöhte
Aufmerksamkeit geschenkt werden, da hier die höchsten Verluste zu verzeichnen sind.
Als Ursache ist hier bei etwa 75% der abgegangenen Kälber die Infektion mit Bakterien
und Viren sowie Parasitenbefall (vorrangig Kryptosporidien) zu nennen. Das gesamte
Aufzuchtmanagement ist für etwa 80% der Verluste verantwortlich und muss in vielen
Fällen im Bezug auf Immunisierung und Infektionsketten überdacht werden (BRÄNDLE,
2007).
15
2.4.1 Einflüsse auf die Höhe der peri- und postnatalen Verluste
Der perinatale Verlust umschließt begrifflich alle während oder innerhalb von 24 Stunden
nach der Geburt verendeten Kälber (PHILIPSSON, 1976). Alle Verluste, die im Anschluss
während der Aufzuchtphase zu verzeichnen sind, werden als postnatal bezeichnet. Die
Einflussfaktoren auf die Verlustsituation sind vielschichtig.
In Mecklenburg-Vorpommern lagen die perinatalen Verluste der Milchviehbetriebe, die
durch die LMS beraten werden, während der letzten fünf Jahre zwischen 7,5 und 8.3%
(LMS, Arbeitskreis Rind). Einfluss auf die Kälberverluste während oder innerhalb von 24
Stunden nach der Geburt nehmen laut STREIT (1990) die Körperkondition (BCS) des
Muttertieres, das Geschlecht des Kalbes, die Rasse, der Geburtsverlauf und somit die
Geburtshilfemaßnahmen, das Geburtsgewicht, die Tragezeit, Parität und die Abstammung
des Kalbes (z.B. Masthybriden). Diese Einflussfaktoren stehen in engem Zusammenhang
zueinander. So zeichnen sich beispielsweise männliche Kälber gegenüber weiblichen
durch ein höheres Geburtsgewicht und in Folge dessen durch einen häufig erschwerten
Geburtsverlauf aus (ALPS, 1987). Außerdem spielt in Milchviehbeständen die väterliche
Abstammung des Kalbes in Hinsicht auf die Geburt eine entscheidende Rolle. Werden
Milchkühe mit Bullen von Fleischrindrassen angepaart, steigt der Anteil der Geburten, bei
denen Hilfestellung gegeben werden muss. Dies ist auf das höhere Geburtsgewicht zu-
rückzuführen. Besonders bei Kälbern, die von großrahmigen Fleischrindrassen abstam-
men, zeigen sich die Probleme während des Geburtsverlaufs (ALPS, 1987). Ein weiterer
Einflussfaktor des Kalbes auf den Geburtsverlauf und somit die Verlustsituation ist die
Position im Mutterleib. Liegt das Kalb wie gewünscht zur Geburt in Vorderendlage, kommt
es seltener zu Komplikationen als bei Steißgeburten. Der Geburtsweg wird nicht ausrei-
chend vorgeweitet und es droht eine Unterbrechung der Sauerstoffversorgung des Kalbes
durch Abdrücken der Nabelschnur ab Beckenknochen der Kuh (MÜNNICH, 2000). Eine
erhöhte perinatale Verlustrate gepaart mit einer stärker ausgeprägten Krankheitsanfällig-
keit ist auffällig bei Kälbern aus Zwillingsträchtigkeiten. Die Neigung zu Zwillingsträchtig-
keiten wird hierbei mit einer Heritabilität von h2 = 0,05 vererbt (CADY und VLECK, 1978).
Auch durch das Muttertier wird der Geburtsverlauf stark beeinflusst. So ergibt sich ein
Unterschied im Geburtsverlauf und den perinatalen Verlusten in Hinsicht auf die Parität
(Tabelle 5). Geburten pluriparer Kühe verlaufen weniger kompliziert und die perinatalen
Verluste sind gegenüber Erstgebärenden geringer (STREIT, 1990). Schwergeburten kön-
nen außerdem durch die Enge des Beckens, eine mangelhafte Eröffnungsphase während
der Geburt, Gebärmutterdrehungen oder durch die Enge der Scham bedingt sein. Die
Enge der Geburtswege wird neben der genetischen Anlage auch durch den Fütterungs-
zustand der Kuh beeinflusst. Aus langjährigen Datenerhebungen der Landesforschungs-
anstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern auf einem Versuchs-
betrieb geht hervor, dass sich der Kalbeverlauf mit steigender Kondition des Muttertieres
16
tendenziell verschlechtert (mündliche Mitteilung LOSAND, LFA MV, 2013). Außerdem
können Geburtsstörungen aus einer verlängerten Tragzeit und der damit verbundenen
Größe des Kalbes resultieren (MÜNNICH, 2000).
Tabelle 5: Schwer- und Totgeburtenrate bei Holstein Friesian in Abhängigkeit von der Parität des Muttertiers (nach STREIT, 1990)
Schwergeburtenrate in %
bei Primiparen bei Pluriparen Autor
6,9 1,6 BAR ANAN et al. (1976)
16,9 6,9 (2. Kalb) MEY et al. (1978)
3,6 (≥ 3. Kalb)
9,2 8,0 RON et al. (1986)
44,0 19,0 (2. Kalb) MEE (1987)
13,0 (≥ 3. Kalb)
Totgeburtenrate in %
bei Primiparen bei Pluriparen Autor
3,6 4,1 RON et al. (1986)
7,7 3,8 WELLER et al. (1988)
Da Schwergeburten und die damit verbundene Geburtshilfe zu einer verminderten Vitalität
der Kälber führen (BRAUCHLE, 2001), sollte der Kontrolle der hochtragenden Tiere und
Gebärenden, aber auch der Neugeborenen ein hohes Maß an Aufmerksamkeit gewidmet
werden. Als wichtigste Maßnahmen führen FRÖHNER und REITER (2005) an:
„Geburtsüberwachung
Geburtshygiene (Mensch, Tier, Stall, Geräte)
Eingriffe nicht zu früh, dosierter Zug, aber rechtzeitig assistierte Geburtshilfe
Sofortmaßnahmen bei Kälbern nach Schwergeburten zur Stimulation lebenswich-
tiger Funktionen
Nabeldesinfektion an den ersten beiden Lebenstagen
In Mundhöhle möglichst nicht oder nur mit gereinigten Fingern fassen“
Die postnatalen Aufzuchtverluste sind in der Regel geringer als die perinatalen Verluste.
Das größte Verlustrisiko besteht innerhalb der ersten drei Lebenswochen. Im weiteren
Verlauf der Aufzucht verenden kaum Tiere (MARTIN et al., 1975). Anders als die perinata-
len Verluste sind die Aufzuchtverluste in großem Maß vom Management und der Hal-
tungsumwelt abhängig (STREIT, 1990). Von entscheidender Bedeutung sind die Ge-
burtshygiene und die Kolostrumversorgung. Bereits während der Geburt wird das hoch-
empfindliche Kalb mit pathogenen Keimen konfrontiert (BACHMANN et al., 1982). Gerade
während der ersten 14 Lebenstage treten vermehrt Durchfallerkrankungen auf (KASKE,
2002). Zur Vermeidung von Diarrhoe ist es unbedingt erforderlich, die Abkalbebucht sau-
ber zu halten. JANßEN-BRUNNEKE (2008) empfiehlt eine Reinigung des Abteils nach
17
jeder Kalbung. Außerdem ist auf eine optimal durchgeführte passive Immunisierung mit
Hilfe des mütterlichen Kolostrums oder, wenn nötig, eines Kolostrumvorrats zu achten
(siehe Abschnitt 2.5.2). DONOVAN et al. (1998) stellten fest, dass über ein Drittel der
Kälber im ersten Lebenshalbjahr verenden, wenn sie nicht mit Kolostrum versorgt werden.
Ein Grund ist neben den auftretenden Erkrankungen auch die Schwäche der empfindli-
chen Tiere. Wenn die Tiere unter starken Krankheitsbildern leiden, vermindert sich die
Futter- und Flüssigkeitsaufnahme, bis der Organismus im schlimmsten Fall so ge-
schwächt ist, dass das Kalb stirbt (DONOVAN et al., 1998). Um das neugeborene Kalb
mit so wenig Keimen wie möglich in Verbindung zu bringen, sollte es möglichst schnell
von der Mutter entfernt und bevorzugt in Iglus untergebracht werden (FRÖHNER und
REITER, 2005). Diese Haltungsform ist im Bezug auf die Luftqualität zu bevorzugen, um
Atemwegserkrankungen zu vermeiden (siehe Abschnitt 2.5.1). Bereits eine einzige Er-
krankung während der Aufzuchtphase führt zu verminderten Wachstumsleistungen und
schränkt so die Leistungsfähigkeit der Kälber ein (TRILK et al., 2000). Zur Vermeidung
von Magen-Darm-Erkrankungen ist unbedingt auf die richtige Tränkmenge, Tränktempe-
ratur und Qualität der Tränke zu achten (siehe Abschnitt 2.2.2). Über den Einfluss der
Jahreszeit auf die Höhe der postnatalen Verluste gibt es bei verschiedenen Autoren un-
terschiedliche Auffassungen, sodass keine eindeutige Aussage getroffen werden kann.
2.4.2 Ökonomische Bewertung von Kälberverlusten
Geht ein Kalb durch Totgeburt oder während der Aufzucht verloren, fehlt nicht nur ein Tier
für die Reproduktion, sondern es entstehen auch häufig erhebliche finanzielle Einbußen.
Tot- und Schwergeburten belasten zusätzlich die Gesundheit des Muttertieres und führen
vermehrt zu Leistungseinbußen und Fruchtbarkeitsproblemen. Diese Belastung führt zum
Teil dazu, dass Kühe bereits zu Beginn der Laktation abgehen und keinen Beitrag zur
Milchproduktion des Betriebes leisten (JAHNKE und WOLF, 2001).
Je nachdem, in welchem Altersabschnitt ein Kalb verendet, sind unterschiedliche Höhen
der finanziellen Verluste zu berücksichtigen. Während bei Verendungen während oder
kurz nach der Kalbung nur der Tierwert als Verlust anzusehen ist, kommen bei späteren
Abgängen zusätzlich Futter-, Lohn- und Behandlungskosten hinzu. Außerdem entstehen
weitere Kosten durch das Fehlen der weiblichen Tiere für die Reproduktion und den
Zuchtfortschritt, da bei hohen Verlusten Tiere zugekauft werden müssen (BRÄNDLE,
2007). Durchschnittlich verenden die Kälber innerhalb der ersten 14 Lebenstage etwa am
siebten Tag nach der Geburt (Referenzbetriebe der LFA MV). Geht man demnach von
einer dreitägigen Kolostrumversorgung und anschließender MAT-Tränkung aus, werden
die Kälber über 4 Tage mit Kosten verursachendem Milchaustauscher versorgt. Das Ko-
lostrum selbst muss in die Kostenaufstellung nicht eingerechnet werden, da dieses bei
Nichtnutzung verworfen werden müsste. 100 kg MAT kosten im Durchschnitt 165 € (Refe-
18
renzbetriebe der LFA MV). Legt man eine tägliche Tränkmenge von 8 l zu Grunde und ein
Mischungsverhältnis von 140 g MAT je angerührter Liter Tränke, kostet die Versorgung
des Kalbes pro Tag etwa 1,85 €. Verendet das Kalb demnach am siebten Lebenstag, ent-
stehen 7,40 € Tränkkosten. Zusätzlich müssen für die Entsorgung des toten Tieres in
Mecklenburg-Vorpommern derzeit 17,83 € bezahlt werden (persönliche Mitteilung
HARMS, LFA MV, 2013).
Demzufolge kostet ein am 7. Lebenstag verendetes Kalb mindestens 25,23 €. Dazu
kommen Tierarzt- und Medikamentenkosten für das Kalb, aber auch für die Kuh, die nach
Schwergeburten eventuell behandelt werden muss. Des Weiteren können eingeplante
Erlöse durch beispielsweise Verkauf des Kalbes am 14. Lebenstag nicht geltend gemacht
werden, Kühe haben nach Schwergeburten Minderleistungen und Fruchtbarkeitsprobleme
und der züchterische Fortschritt durch fehlende Tiere für die Reproduktion leidet
(BRÄNDLE, 2007; JAHNKE und WOLF, 2001). Je nachdem, welche Folgekosten die
Verendung des Kalbes mit sich bringt, entstehen Verluste in unterschiedlicher Höhe. Die-
se sind schwer einschätzbar und demnach auch kaum in ihrer komplexen Gesamtheit in
einer Kalkulation zu berechnen.
2.5 Einfluss der Haltungsbedingungen auf die Entwicklung der Kälber
Die Entwicklung und Gesundheit der neugeborenen Kälber hängt entscheidend mit dem
Management und dem Haltungsverfahren zusammen. Nur gesunde und leistungsstarke
Kälber können mit Eintritt in die erste Laktation hohe Milchleistungen erzielen und über
mehrere Jahre hinweg einen Beitrag zur Produktivität des Betriebes leisten.
2.5.1 Haltungsverfahren
Die Haltung und Versorgung des neugeborenen Kalbes nehmen wesentlichen Einfluss
auf die Gesundheit und Entwicklung des Tieres. Das Krankheitsgeschehen wird im We-
sentlichen durch die Luftqualität, -feuchte und -geschwindigkeit, den Keimdruck, die Tem-
peratur und Stress beeinflusst (KUNZ, 2008). In zahlreichen Studien wurden die Auswir-
kungen unterschiedlicher Haltungsverfahren untersucht.
Bereits seit vielen Jahren hat sich die Einzelhaltung der neugeborenen Kälber während
der ersten 14 Lebenstage etabliert. Eine Vielzahl von Betrieben nutzt Kälberiglus für die
Unterbringung der Neugeborenen in diesem Altersabschnitt. Iglus werden durch verschie-
dene Hersteller angeboten und haben sich bei Außenklimabedingungen bewährt (WOLF
et al., 2001). Die Gestaltung des Haltungsraumes in den Einzelhütten, die in der Regel mit
einem Auslauf versehen sind, richtet sich nach der TierSchNutztV und muss somit Min-
destmaße von 120cm l x 80cm b x 80cm h aufweisen. Ein trockener, geschützter Liegebe-
reich ist vorzuweisen. Laut STEINHÖFEL (2007) spricht der Einzelhaltung während der
19
ersten Lebenstage aus ethologischer Sicht nichts entgegen, da Kälber nach der Geburt
auf naturnahen Weideflächen während der ersten zehn Lebenstage isoliert von der Herde
im Gras liegen. Erst ab der zweiten Lebenswoche beginnen sie damit, dem Muttertier zu
folgen und sich der Herde nach und nach anzuschließen. Für die Haltung von Kälbern in
Iglus oder Kaltställen sind keine Grenzwerte für Schadgaskonzentrationen, Lufttemperatur
oder Luftfeuchte angegeben. Die für die Warmstallhaltung in der TierSchNutztV vorge-
schriebenen Grenzen werden lediglich im Bereich der relativen Luftfeuchte überschritten,
die in den Außenklimasystemen im Mittel zwischen 83 und 89% liegt (STEINHÖFEL,
2007). Als problematisch zeichnet sich die Temperaturentwicklung innerhalb des Iglus
während der Sommermonate ab. Hier liegen die Werte innerhalb des Iglus teilweise über
mehrere Stunden am Tag 10°C über der Außentemperatur (Abbildung 1). Auf einen ge-
eigneten Standort mit Beschattung sowie eine gute Luftführung mit Hilfe von Lüftungs-
klappen ist besonders zu achten (WOLF et al., 2001). Als sinnvoll hat sich die Aufstellung
der Iglus an einer nach Osten oder Norden ausgerichteten Stallwand erwiesen. Es ist da-
bei darauf zu achten, dass sie nicht im Abluftbereich von Stallungen stehen
(STEINHÖFEL, 2007). Während der Wintermonate ist im Besonderen auf die Bereitstel-
lung eines trockenen Liegebereichs zu achten. Außerdem sollte dieser unbedingt frei von
zu starkem Luftzug sein, die Windgeschwindigkeit sollte 0,2 m/s nicht überschreiten (DLZ,
2007). Für die zusätzliche Lieferung von Energie für die Wärmeproduktion sollten dem
Kalb 2-3 MJ ME für jede Dekade Temperaturabnahme bereitgestellt werden. Dies kann
über eine Erhöhung des MAT-Pulvers in Höhe von 20-30 g pro fertigem Liter Tränke er-
folgen. Wichtig ist es, gerade im Winter, die optimale Tränktemperatur einzuhalten. So
können Verdauungsstörungen und Durchfallerkrankungen minimiert werden
(STEINHÖFEL, 2007). Außerdem wird so vermieden, dass das Kalb Energie verbraucht,
um die aufgenommene Tränke zu erwärmen.
Abbildung 1: Temperaturverlauf in einer Kälberhütte vom 13. bis 14. August 1998, (WOLF et al., 2001)
20
In Untersuchungen von KUNZ (1983) zeigte sich, dass Kälber, die während der Winter-
monate unter Außenklimabedingungen gehalten wurden, bei gleicher Gewichtsentwick-
lung eine höhere Futteraufnahme zeigen als im Warmstall aufgezogene Tiere. Außerdem
wurde festgestellt, dass Kälber bereits bei Temperaturen unter 10°C versuchen, mit Hilfe
der Liegeposition die Wärmeabgabe an die Umwelt zu verringern. Die Tiere, die während
des Versuchs in einem Kaltstall untergebracht waren, wiesen im Gegensatz zu den im
Warmstall beherbergten Tieren eine höhere Rektaltemperatur auf. Aus diesen Ergebnis-
sen schlussfolgerte KUNZ (1983), dass sich neugeborene Kälber bei einer Umgebungs-
temperatur
21
Stallhaltung im Vergleich zu Außenklimahaltung. Während in den Wintermonaten die täg-
lichen Zunahmen von im Stall gehaltenen Tieren höher waren, war es während der Som-
mermonate umgekehrt. Hier hatten die in Iglus untergebrachten Kälber bei gleicher Fütte-
rung während der ersten sieben Lebenstage höhere Zunahmen zu verzeichnen. Dieses
Ergebnis wird darauf zurückgeführt, dass die Kälber, die im Winter draußen gehalten wur-
den, während der ersten Woche unter kältebedingtem Stress litten (MCKNIGHT, 1978).
Auch eine Untersuchung von HILL et al. (2011) bestätigt das bessere Wachstum von Käl-
bern in Stallhaltung während der Wintermonate, wobei nachweislich eine 4% höhere Fut-
terverwertung der Grund war. Unterschiede ergeben sich auch durch die Wahl der Ein-
streu. Streut man die Einzelboxen mit Stroh ein, entwickeln sich die Gewichte im Gegen-
satz zu Sand als Untergrund besser und die Tiere haben keine Scheuerstellen. In den
Sommermonaten zeigt sich, dass sich die Kälber in der Stallhaltung besser entwickeln,
wenn die Luft tagsüber mit Hilfe eines Lüfters heruntergekühlt wird und zirkuliert. Außer-
dem senkt diese Maßnahme die Atemfrequenz herab (HILL et al., 2011). Da bei Stallhal-
tung die Luft stärker mit Staub und Schadgasen belastet ist als unter Außenklimabedin-
gungen, ist hier im Besonderen auf die Vermeidung respiratorischer Erkrankungen zu
achten.
Insgesamt ist zu beobachten, dass Kälber unter außenklimatischen Verhältnissen im Iglu
gesünder sind und weniger Tiere sterben als im Warmstall. Dies ist auf die bessere Luft-
qualität zurückzuführen, die dazu beiträgt, dass besonders Atemwegserkrankungen einen
weniger schweren Verlauf haben als im Warmstall (SANFTLEBEN, 2007). In ungarischen
Untersuchungen konnten die Aufzuchtverluste teilweise bis zu 25% gesenkt werden,
wenn die Neugeborenen im Außenklima gehalten wurden (STREIT, 1990). Ursachen für
respiratorische Erkrankungen im Außenklima liegen bei zu starker Luftzirkulation und ei-
nem fehlenden Kleinklimabereich, was vorwiegend während der kälteren Jahreszeit der
Fall ist (KUNZ, 2006). Dennoch kann die Verlustrate im Vergleich zur Warmstallhaltung
deutlich herabgesetzt werden (RICHTER und KARRER, 2006).
2.5.2 Kolostrumversorgung
Laut DUDEN ist das Kolostrum als „milchartiges Sekret der weiblichen Brustdrüsen, das
vor und noch einige Tage nach einer Geburt abgesondert wird“ definiert. Es enthält für
das Kalb wichtige Immunstoffe, die es vor Infektionskrankheiten durch Keime aus der
Umwelt schützen (MÜNNICH, 2000).
Laut NIEWENHUIZEN (1999) sollte das Kalb innerhalb der ersten 15 Lebensminuten mit
Kolostrum versorgt werden, spätestens aber nach vier Stunden. MÜNNICH (2000) emp-
fiehlt die Versorgung der Neugeborenen innerhalb der ersten zwei Lebensstunden mit 2
kg Kolostrum. BRANDES (2002) verweist auf die Notwendigkeit, während der ersten 24
Lebensstunden des Kalbes insgesamt vier Liter Kolostrum zu verabreichen. „Das erste
http://www.duden.de/rechtschreibung/Geburt
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Gemelk nach dem Kalben stellt für das Kalb die wichtigste Immunoglobulin- und Nähr-
stoffquelle dar“ (SCHÄFFER et al., 2007). Hier sind die höchsten Konzentrationen an An-
tikörpern zu verzeichnen, wie aus Tabelle 6 hervorgeht, und die Resorptionsfähigkeit des
Kalbes ist in den ersten Lebensstunden am höchsten. Außerdem spielt die Menge des
aufgenommenen Erstgemelks eine entscheidende Rolle für die Konzentration der Immu-
noglobuline im Blut (HEITING, 2006), die weiteren Gaben sind laut einer Studie von
MCMORRAN (2006) weniger bedeutend. KRUSE empfahl 1970, dass Kälber während
der ersten zwölf Lebensstunden mindestens 100g Immunoglobuline aufnehmen sollten,
um eine ausreichende Konzentration im Blut erreichen zu können.
Tabelle 6: Inhaltsstoffe von Kolostralmilch und Milch, aus FRÖHNER und REITER (2005) nach FOLEY und OTTERBY (1978); MIELKE (1994)
Inhaltsstoffe 1. Gemelk 2. Gemelk 3. Gemelk Milch
spezifisches Gewicht 1,056 1,040 1,035 1,032
Trockenmasse (%) 23,9 17,9 14,1 12,9
Protein (%) 14,0 8,4 5,1 3,1
Casein (%) 4,8 4,3 3,8 2,5
IgG (mg/ml) 48,0 25,0 15,0 0,6
Fett (%) 6,7 5,4 3,9 3,7
Laktose (%) 2,7 3,9 4,4 5,0
Des Weiteren spielt die Qualität des Kolostrums eine äußerst wichtige Rolle für die passi-
ve Immunisierung der Neugeborenen. Diese kann zuverlässig über den Gehalt an Lakto-
se und Fett bestimmt werden (FRÖHNER und REITER, 2005). Für eine zuverlässige Wir-
kung der Biestmilch gegen stallspezifische Keime ist es erforderlich, die hochtragenden
Tiere mindestens acht Wochen vor Geburtstermin einzustallen. Nur so werden durch die
Muttertiere spezifische Antikörper gebildet und im Kolostrum angereichert (HEITING,
2006). Auch eine Mutterschutzimpfung trägt bei vermehrtem Auftreten von Kolibakterien
sowie Rota- und Coronaviren zur Immunisierung des Kalbes bei (TISCHER, 2009). Pro-
phylaktisch sollten laut GROENEWOLD (2003) Biestmilchreserven von Kühen in der
zweiten oder höheren Laktation angelegt werden, da das Kolostrum der Färsen häufig zu
wenige stallspezifische Antikörper enthält. Hier ist auf ein schnelles Einfrieren auf -18 bis -
24°C zu achten (FRÖHNER und REITER, 2005). Diese Reserven können dann bei Be-
darf an Kälber getränkt werden, deren Mutter eine minderwertige Qualität des Kolostrums
aufweist, wobei auf ein schonendes Auftauen bei 40°C zu achten ist (HEITING, 2006).
Außerdem enthält das Erstgemelk von Kühen, die während des ersten Melkvorganges
post partum mehr als acht Kilogramm Milch geben, eine geringere Konzentration an Anti-
körpern, sodass durch BRANDES (2002) empfohlen wird, die Menge des Erstgemelks zu
erfassen. Tritt dieser Fall ein, empfiehlt sie den Einsatz einer Kolostrumreserve.
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Für die wirksame Immunisierung des neugeborenen Kalbes und somit für die Gesunder-
haltung ist es erforderlich, die Biestmilch aktiv zu verabreichen, da nur schlecht abzu-
schätzen ist, wann das Kalb in welcher Menge Erstgemelk direkt vom Euter der Kuh auf-
nehmen würde (BRANDES, 2002). Auch SELMAN et al. (1970) bestätigen, dass es zu
Fehlschlägen bei der passiven Immunisierung des neugeborenen Kalbes kommt, wenn
dieses zur Aufnahme des Erstkolostrums beim Muttertier verbleibt, obgleich die Absorb-
tion der Immunoglobuline effizienter ist (STOTT et al., 1979). QUIGLEY et al. (1995) ge-
hen davon aus, dass eine Konzentration von mindestens 13 Gramm Immuno-gamma-
Globulinen (IgG) pro Liter Blut erreicht werden muss, um von einer geglückten passiven
Immunisierung des Kalbes zu sprechen. Ihre Untersuchungen haben gezeigt, dass Käl-
ber, die bei der Mutter verbleiben und denen geholfen wird, während der ersten vier Le-
bensstunden Milch aus dem Euter aufzunehmen, eine weitaus höhere Konzentration an
IgG im Blut aufweisen als per Hand getränkte Tiere. Dies führen QUIGLEY et al. (1995)
darauf zurück, dass diese Tiere mehr Kolostrum aufgenommen haben könnten als die
anderen (1 l schnellstmöglich nach der Geburt) und somit auch eine höhere Konzentration
an IgG aufnahmen. Kälber werden, je länger sie mit der Kuh zusammen sind, mit einer
Vielzahl von Keimen durch die Kuh und ihre Umwelt belastet, sodass das Erkrankungsri-
siko steigt (QUIGLEY et al. 1995). Es ist demnach aus gesundheitlicher Sicht erforderlich,
das Kalb so schnell wie möglich nach der Geburt von der Mutter zu trennen, um das In-
fektionsrisiko zu senken (JANßEN-BRUNNECKE, 2008). Auch wenn QUIGLEY et al.
(1995) eine höhere Konzentration an IgG im Blutserum von bei der Mutter verbliebenen
Kälbern nachgewiesen haben, ist das Entfernen von der Mutter aus ökonomischer Sicht
zu empfehlen, da ansonsten Personal abgestellt werden müsste, was die Aufnahme des
Kolostrums durch das Kalb während der ersten vier Lebensstunden am Euter kontrolliert
und auch garantiert.
2.5.3 Saisonalität
Neben den Haltungsbedingungen und der Fütterung nehmen die klimatischen Bedingun-
gen Einfluss auf die Gesundheit und die Entwicklung des Kalbes. Zu den Einflussfaktoren
das Klima betreffend zählen die Temperatur, die Luftfeuchte und die Windgeschwindig-
keit. Diese unterscheiden sich saisonal sehr stark voneinander und müssen bei der Ver-
sorgung und Haltung der Kälber berücksichtigt werden.
2.5.3.1 Einfluss des Klimas auf die Entwicklung des Kalbes
Die Umgebungstemperatur nimmt bedeutend Einfluss auf das Kalb. Auch wenn diese
außerhalb der thermisch neutralen Zone liegt, ist das Tier in der Lage, die Körperkern-
temperatur mit Hilfe verschiedener Mechanismen konstant zu halten. Zu diesen Mecha-
nismen zählen die Gefäßverengung, die Aufrichtung des Haarkleides sowie die gezielte
24
Wärmeerzeugung, aber auch das Schwitzen oder Hecheln. Außerdem kann das Jungtier
durch ethologische Veränderungen, wie beispielsweise die Liegeposition, die Wärmeab-
strahlung beeinflussen (BIANCA, 1976). Vor allem das Verhalten kann maßgeblich Auf-
schluss darüber geben, ob sich das Kalb in einer thermischen Indifferenz befindet oder
nicht (KUNZ, 1983).
Die optimale Umgebungstemperatur für Kälber während der ersten Lebenswoche liegt bei
15°C. Danach befindet sich das Optimum zwischen 5 und 25°C bei einer Luftfeuchte von
60-80%. Dennoch können Kälber mit winterlichen Temperaturen umgehen und von Ge-
burt an unter außenklimatischen Bedingungen gehalten werden (BRUNSCH et al., 1996).
RUCKEBUSCH (1990b) beschreibt die kritischen Temperaturgrenzen bei –20 und +40°C,
wobei er den thermoneutralen Bereich zwischen 10 und 20°C absteckt (Abbildung 2). Um
die klimatische Haltungsumwelt bei Rindern bewerten zu können, wird der Temperature
Humidity Index (THI) herangezogen. Dieser beschreibt das Einwirken von Temperatur
und Luftfeuchtigkeit auf das Wohlempfinden der Tiere (FRÖHNER, 2011). Die relative
Luftfeuchte ist dabei entscheidend für die Wärmeleitfähigkeit der Luft. Der thermoneutrale
Bereich kennzeichnet den Temperaturbereich, in dem das Tier keine thermoregulativen
Mechanismen in Gang setzen muss. Befindet sich ein Kalb außerhalb der Zone seiner
thermischen Neutralität, wirkt der Energieverbrauch für die Kühlung oder Erwärmung des
Körpers limitierend auf das Wachstum (RUCKEBUSCH, 1990b).
Abbildung 2: Wärmeerzeugung in Abhängigkeit von verschiedenen Außentemperaturen (RUCKEBUSCH, 1990b)
25
Bei Temperaturen von mehr als 25°C beginnt das Kalb, über die Haut und die Atmung
Flüssigkeit des Körpers an die Umgebung abzugeben. Die Körperkerntemperatur ändert
sich zunächst nicht, jedoch steigt die latente Wärme von 40% auf bis zu 70% an. Die
Flüssigkeitsabgabe über die Haut ist bei starkem Schwitzen, gegenüber dem Zustand bei
thermischer Neutralität, um bis zum Dreifachen erhöht. Bereits bei einer Hauttemperatur
von 35,6°C sondert das junge Kalb stetig Schweiß über die Schweißdrüsen ab. Da die
Dichte der Schweißdrüsen im Verhältnis zur Lebendmasse bei neugeborenen Kälbern am
höchsten ist, können diese mit Hitze besser umgehen als Jährlinge. Eine weitere Maß-
nahme zur aktiven Wärmeabgabe stellt die Erhöhung der Atemfrequenz dar, die die Er-
höhung der Wasserabgabe über die Schleimhäute und oberen Atemwege bewirkt. Bereits
ab einer Umgebungstemperatur von 30°C und einer Luftfeuchte von 90% tätigt das Kalb
150 oberflächliche Atemzüge pro Minute, es hechelt. Reichen diese Maßnahmen der
Thermoregulation nicht aus und steigt die Körpertemperatur des Kalbes auf >40,5°C an,
wird die Atmung lang und tief und der Kreislauf bricht zusammen. Bei hohen Temperatu-
ren stellt die Wasserversorgung einen wichtigen Punkt zur Unterstützung der Thermore-
gulation dar (RUCKEBUSCH, 1990b). Leistungseinbußen im Wachstum ergeben sich hier
vornehmlich durch Appetitlosigkeit.
Bei kälteren Umgebungstemperaturen, die außerhalb der thermoneutralen Zone liegen,
steigt die Futteraufnahme des Kalbes. Die Zunahmen ähneln hingegen denen von wäh-
rend der kalten Jahreszeit im Warmstall gehaltenen Tieren. Dies lässt den Rückschluss
zu, dass die Futterverwertung bei niedrigen Temperaturen sinkt (KUNZ, 1983). Um die
Wärmeabgabe zu vermindern, verengen sich die Gefäße. Außerdem kann der Körper
durch Muskelzittern zusätzlich Wärme produzieren (RUCKEBUSCH, 1990b). Die Rektal-
temperatur bei Kälbern, die bei Temperaturen
26
aufrechterhalten werden, aber die Atemwege verengen sich, der Blutdruck steigt und es
kommt zu einer regionalen Inhomogenität der Durchblutung und der Ventilation. Dies führt
zu einer Störung des pulmonalen Gasaustausches. Wird die Temperatur hingegen plötz-
lich von 18-20°C auf 35°C erhöht, bleibt der pulmonale Gasaustausch unbeeinträchtigt, da
sich die Atemfrequenz deutlich erhöht und die Tiere beginnen zu hecheln. ELMER und
REINHOLD (2002a) stellten fest, dass die Körpertemperatur der Kälber unter diesen Be-
dingungen stetig ansteigt und schlussfolgerten daraus, dass die Tiere bei dieser plötzlich
auftretenden Temperaturdifferenz nur unzureichend Möglichkeiten zur Thermoregulation
hatten. Ein Kollabieren war nicht auszuschließen. ELMER und REINHOLD (2002a) emp-
fehlen daher sowohl in Hinsicht auf die Tiergesundheit als auch den Tierschutz, plötzlich
auftretende Temperaturdifferenzen von mehr als 10°C unbedingt zu vermeiden. Die star-
ken Temperaturdifferenzen haben nachweislich Einfluss auf die Gesundheit der Kälber.
ELMER und REINHOLD (2002b) beobachteten die Versuchstiere über drei Wochen post
expositionem und verwiesen auf die Erkrankungen mehrerer Tiere, die den Temperatur-
schwankungen ausgesetzt waren. Als auffälligste Symptome wurden erhöhte Atemfre-
quenzen und ansteigende Körpertemperaturen ausgemacht. Außerdem verendeten auf
Grund respiratorischer Symptome drei Versuchstiere. Des Weiteren wurden nach Beendi-
gung des Überwachungszeitraumes post expositionem bei der Sektion der Tiere pneu-
monische Veränderungen der Lungen festgestellt. Diese Veränderungen wiesen nur die-
jenigen Tiere auf, die während des Versuchs den Temperaturdifferenzen ausgesetzt wa-
ren. ELMER und REINHOLD (2002b) schlussfolgerten aus den Untersuchungen, dass
bereits kurzzeitige starke Schwankungen der Umgebungstemperatur erhebliche Auswir-
kungen auf die respiratorische Gesundheit haben und unbedingt vermieden werden müs-
sen.
2.5.3.2 Einfluss der Jahreszeit auf die Verluste
Die verschiedenen Jahreszeiten kennzeichnen sich durch Unterschiede in der Tempera-
tur, der Luftfeuchte, der Niederschlagshäufigkeit und –intensität, aber auch des Auftretens
von Wind. Es bestehen nachweislich jahreszeitliche Variationen der Kälberverluste. Diese
Erscheinung tritt in verschiedenen Ländern auf. So erreicht die Kälbersterblichkeit in
Großbritannien in den Monaten Februar bis Mai ihren Höhepunkt (MORNET und
QUINCHON, 1990). In Bayern sind die Monate Februar, März und Juli als die verlust-
reichsten auszumachen. Während der Wintermonate stehen die Kälberverluste in engerer
Beziehung zu den meteorologischen Gegebenheiten als während der Sommermonate.
Auch die Totgeburten scheinen einer jahreszeitlichen Schwankung zu unterliegen. Sie
erreichen ihren Höhepunkt während der Sommermonate (MORNET und QUINCHON,
1990). Die erhöhte Kälbermortalität während der Wintermonate wird von verschiedenen
Autoren bestätigt. WALTNER-TOEWS et al. (1986) hingegen beschrieben eine zufällige
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Verteilung der Verluste im Jahresverlauf. Sie wiesen aber ein vermehrtes Auftreten respi-
ratorischer Erkrankungen in den Herbst- und Wintermonaten nach. DONOVAN et al.
(1986), die sich mit dem Einfluss der Jahreszeit auf die Serum-Proteinkonzentration be-
schäftigten, ermittelten eine geringere IgG-Absorption während der Sommermonate. Dar-
aus schlussfolgerten sie vermehrte Kälberverluste während der warmen Jahreszeit.
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3 Material und Methoden
3.1 Versuchstiere
Die Datengrundlage des Versuchs bilden 65 Kälber der Rasse Deutsche Holsteins, die im
Zeitraum vom 23.12.2012 bis 17.02.2013 auf einem Milchviehbetrieb in Mecklenburg-
Vorpommern geboren wurden. In die Auswertung fließen die Daten von 31 männlichen
und 34 weiblichen Kälbern ein. Die Herde umfasst etwa 450 Kühe und hatte eine durch-
schnittliche Jahresleistung von 10.786 Mkg mit einem Fettgehalt von 3,98% und einem
Eiweißgehalt von 3,34% im Jahr 2012.
3.1.1 Haltung
Die Versuchstiere wurden innerhalb von zwei Stunden nach der Geburt durch das Perso-
nal des Betriebes vom Muttertier getrennt. Die Unterbringung erfolgte in Einzeliglus mit
einem Auslauf. Verwendet wurde das Modell Logistar der Firma Patura, welches aus HD-
Polyethylen gefertigt wurde. Die inneren Abmessungen der Iglus waren: 2m l x 1,35m b x
1,38m h. Durch die Verjüngung der Iglus nach oben betrug die Länge an der Oberkante
1,75 m und die Breite verringerte sich auf einer Höhe von 1,05 m auf 1 m. Der Auslauf
maß immer 1,58 m in der Länge und 1,48 m in der Breite. Die Iglus standen so nebenei-
nander, dass die Ausläufe einen Abstand von etwa 30 cm zueinander hatten. Es standen
sich jeweils zwei Reihen der Iglus gegenüber, sie waren mit der Öffnung nach Süd-Süd-
West beziehungswiese Nord-Nord-Ost ausgerichtet. Sie standen größtenteils mit der
Rückwand an Stallgebäuden, einige Iglus waren freistehend und durch Baumbestand
geschützt. Die Iglus und der Auslaufbereich wurden mit einer etwa 10 cm dicken Schicht
aus Langstroh eingestreut und in regelmäßigen Abständen wurde neues Stroh einge-
bracht.
Von den Versuchstieren wurden 29 mit wärmeisolierenden Kälberdecken ausgestattet,
davon waren 13 männlich und 16 weiblich. Die eingesetzten Kälberdecken waren alle in
ihrer Ausführung und Größe identisch (Abbildung 3), wasserdicht und atmungsaktiv. Die
materielle Zusammensetzung gestaltet sich wie folgt: Obermaterial: Rippstopp, atmungs-
aktiv, wasserabweisend, 100% Polyestergarn; Füllung: Wattierung 200 g/m2, 100% Poly-
ester; Untermaterial: Baumwoll-/Polyestermix (80/20%). Die verwendeten Kälberdecken
sind mit vier Gurten ausgestattet, die einen sicheren Sitz am Tier gewährleisten sollen.
Ein Gurt geht von der rechten zur linken Schulter vorn über die Brust, um das Verrutschen
nach hinten zu verhindern, ein zweiter Gurt wird hinter den Vorderbeinen unter dem
Brustkorb hindurch gespannt und zwei weitere Gurte werden von der hinteren Flanke
durch die Hinterbeine hindurch gezogen und dann an der Seite der Decke befestigt. Dies
und die Gurte hinter den Vorderbeinen verhindern das Herunterfallen oder seitliche Ver-
rutschen der Decke. Nach der Benutzung wurden die Decken mit einem Hochdruckreini-
29
ger gereinigt und getrocknet, bevor sie dem nächsten Kalb aufgelegt wurden. Hierbei
wurden keine Reinigungsmittel verwendet.
Abbildung 3: Verwendete Kälberdecke
3.1.2 Versorgung
Innerhalb von zwei Stunden nach der Geburt erhielten die Versuchstiere maternales Ko-
lostrum. In Einzelfällen wurde eine Kolostrumreserve getränkt. Während der ersten drei
Lebenstage erhielten alle Kälber ein Mischkolostrum. Ab dem vierten Lebenstag wurden
die Kälber geschlechterspezifisch bis zur Vollendung des 14. Lebenstages getränkt. Die
männlichen Kälber erhielten pro Tag 8 l angesäuerte Vollmilch, die auf zwei Portionen
aufgeteilt wurde. Bei besonders tiefen Temperaturen wurde die Tränkmenge auf drei Por-
tionen täglich aufgeteilt, um das Gefrieren der Milch zu verhindern. Die weiblichen Kälber
wurden ab dem vierten Lebenstag mit täglich 9 l Milchaustauscher (MAT) auf drei Portio-
nen verteilt warm getränkt. Die Konzentration des MAT betrug hierbei 143 g/l Wasser. Der
Anteil an Magermilchpulver des Milchaustauschers lag bei 45%, dazu kommen 36% Mol-
kenpulver und 17% pflanzliches Öl. Die wichtigsten Inhaltsstoffe des MAT sind anteilig:
22,5% Rohprotein, 18% Rohfett, 7,5% Rohasche, 0% Rohfaser, 0,5% Natrium, 0,9% Cal-
cium, 0,8% Phosphor und 1,8% Lysin. Zusätzlich ist dieses Produkt mit 40.000 I.E. Vita-
70 cm
74 cm
37 cm
30
min A, 5.000 I.E. Vitamin D3, 300 mg Vitamin E, 10 mg Kupfer und 100 mg Eisen je Kilo-
gramm Trockensubstanz angereichert.
3.2 Erhobene Daten
Während der 57 Tage, die als Datengrundlage für den Versuch dienen, wurden verschie-
dene Parameter erfasst.
3.2.1 Messung des Gewichts und Erhebung der täglichen Zunahmen
Nach der Geburt wurden alle Kälber mit einer stationären Wiegeplattform gewogen, bevor
sie in die Iglus verbracht wurden. Für die Versuchsauswertung wurden die Kälber ent-
sprechend ihres Geburtsgewichtes in vier Gruppen klassifiziert: I 47 kg. Außerdem wurde das Gewicht am 14. Lebenstag mit derselben
Waage erfasst, sodass eine durchschnittliche tägliche Zunahme für diesen Zeitraum für
jedes Kalb errechn