Post on 05-Apr-2015
Fachtagung: Kinder im Schatten suchtkranker Eltern
am 23.02.2010
AG 4:
Clown oder schwarzes Schaf? Rollenmuster betroffener Kinder und
Umgangsweisen im Kindergartenalltag
Dr. Regina Kostrzewa
Psychosoziale Belastungen bei Kindern aus „Suchtfamilien“
Kind
Streit / KonflikteDisharmonie Stimmungs-
schwankungen /Unberechenbarkeit
Inkonsistentes Belohnungs- und
Bestrafungsverhalten
Misshandlungen /Vernachlässigungen
mangelnde Verlässlichkeit
Loyalitäts-konflikte
vgl. Klein, M., Kinder in suchtbelastete Familien .In: Thomasius, R., 2009, S. 163
Psychosoziale Faktoren I
Personelle Schutzfaktoren
Realistische Selbst-
einschätzung+++
Selbstverwirklichungs-erwartungen
+++
Flexibles Einsetzen von Bewältigungsstrategien
+++
Positive Wahrnehmung
der eigenenPerson
+
KörperlicheSchutzfaktoren
Selbstregulation+
Religiosität+
PositiveLebens-
einstellung++
Intelligenz+
SozialeKompetenzen.
+++
Vgl. Grünbeck M., 2009, Schutzfaktoren bei Kindern und Jugendlichen, Expertise BZgA, S. 27 f
Soziale Schutzfaktoren
Erwachsene als Rollen-modelle + Beziehung
zu Erwachsenen+++
Qualität derBildungsinstitutione
nz.B. Schule, Kita
++
Kontakte zuGleichaltrigen
+
Familiäre Schutz-faktoren
Autoritative + positive Erziehung
+++Familiäre Kohäsion
+++Familiäre. Stabilität
+++
Qualität der Beziehung der Eltern
++
Positive. Geschwister-
beziehung++
Psychosoziale Faktoren II
Vgl. Grünbeck M., 2009, Schutzfaktoren bei Kindern und Jugendlichen. Expertise BzgA, S.27 f
Resilienzfaktoren betroffener Kinder
1. Einsicht
2. Unabhängigkeit
3. Beziehungsfähigkeit
4. Initiative
5. Kreativität
6. Humor
7. Moral
Vgl. Klein, M., Kinder in suchtbelasteter Familien. In: Thomasius, R., 2009, S. 163
Ein resilientes Kind sagt…
Ich habe
• Menschen um mich, die mir vertrauen
• Menschen um mich, die mir Grenzen setzen, an denen ich mich orientieren kann, und die mich vor Gefahren beschützen
• Menschen um mich, die mir als Vorbilder dienen und von denen ich lernen kann
• Menschen um mich, die mich dabei unterstützen und bestärken, selbstbestimmt zu handeln
• Menschen um mich, die mir helfen, wenn ich krank oder in Gefahr bin und die mich darin unterstützen, Neues zu lernen
Ein resilientes Kind sagt…
Ich bin
• eine Person, die von anderen wertgeschätzt und geliebt wird
• froh, anderen helfen zu können und ihnen meine Anteilnahme zu signalisieren
• respektvoll gegenüber mir selbst und anderen
• verantwortungsbewusst für das, was ich tue
• zuversichtlich, dass alles gut wird
Ein resilientes Kind sagt…
Ich kann
• mit anderen sprechen, wenn mich etwas ängstigt oder mir Sorgen bereitet
• Lösungen für Probleme finden, mit denen ich konfrontiert werde, mein Verhalten in schwierigen Situationen kontrollieren
• spüren, wann es richtig ist, eigenständig zu handeln oder ein Gespräch mit jemandem zu suchen
• jemanden finden, der mir hilft, wenn ich Unterstützung brauche
Bedeutungen von Kindertageseinrichtungen bei der Förderung von Resilienz
• frühzeitige, lang andauernde, intensive und umfassende Förderung kindliche Kompetenzen
• Zugang zu den Eltern (Schnittstelle zur Förderung von Elternkompetenz)
• Positive Peer- und Freundschaftsbeziehungen
• Lernklima, das Sicherheit und Stabilität gibt
Verhalten/Eigen-schaften/Merkmale
Vorder-gründiger Zweck für das Kind
Hintergründiger Zweck für die Familie
(Langfristige)Gefahren
Held/ Verant-wortungsbe-wusste (meist ältestes oder Einzelkind)
hilfsbereitverantwor-tungsvollvernünftigliebzurückhal-tend
Lob und Aner-kennung ernten
Übernahme elterlicher Funktionen und Ablenkung von der familiären Situation
Verstecken der eigenen Gefühle und Probleme; spätere Wahl eines suchtkranken Partners; Entwicklung von Co-Abhängigkeit und Versagens-gefühlen
Rollenverhalten als Überlebensstrategie
Umgangsweisen im Kindergartenalltag
Held/Verantwortungsbewusste:
soll lernen Verantwortung abzugeben
es ist in Ordnung auch mal Fehler oder „Blödsinn“ zu machen
man muss nicht immer heldenhaft sein, man darf auch Schwäche(n) zeigen, darf weinen und Spaß empfinden
Verhalten/Eigen-schaften/Merkmale
Vorder-gründiger Zweck für das Kind
Hintergründiger Zweck für die Familie
(Langfristige)Gefahren
Sündenbock/ schwarzes Schaf(mittleres Kind)
rebellischaggressivwiderspens-tig
Aufmerk-samkeit bekommen,auffallen
Ablenkung von Familiengeheim-nis „Sucht“ durch Schaffung anderer Probleme
Kriminalisierung; für alle Zeiten der Sündenbock sein; Stärkste Gefährdung später selber in eine Suchtmittelab-hängigkeit zu geraten
Rollenverhalten als Überlebensstrategie
Umgangsweisen im Kindergartenalltag
Sündenbock/schwarzes Schaf:
animieren Verantwortung oder Aufgaben zu übernehmen, um positive Erfahrungen zu ermöglichen
auf die Stärken des Kindes eingehen, so dass es diese langsam in sein Selbstbild integrieren kann
seiner Feindseligkeit freundlich gegenübertreten, Verantwortungsübernahme für Verfehlungen aber auch Aufmerksamkeit widmen, wenn er mal nichts angestellt hat
Verhalten/Eigen-schaften/ Merkmale
Vorder-gründiger Zweck für das Kind
Hintergründiger Zweck für die Familie
(Langfristige)Gefahren
Träumer/Stilles Kind(drittgeboren-es Kind)
zurückgezo-genunauffälligproblemlospflegeleichtaphatisch
wunschlos glücklich wirken, in Ruhe ge-lassen werden
Stabilisierung der familiären Strukturen; Illusion von „Nor-malität“ schaffen
Realitätsflucht, Schmerzverdrängung; Essstörungen,Asthma, Allergien;Ungewöhnlich hohe Unfall- und Krankheitsrate;Geringe soziale Fähigkeiten durch mangelnde Sozialkontakte
Rollenverhalten als Überlebensstrategie
Umgangsweisen im Kindergartenalltag
Träumer/stilles Kind:
Kind beteiligen, animieren Verantwortung zu übernehmen
immer wieder zur aktiven Teilnahme am Gruppengeschehen einladen, integrieren
Ermutigungen können es zu Aktivitäten motivieren
Verhalten/Eigen-schaften/Merkmale
Vorder-gründiger Zweck für das Kind
Hintergründiger Zweck für die Familie
(Langfristige)Gefahren
Clown/ Maskottchen(Letztgebore-nes Kind)
unruhighyperaktivlustigbeliebtniedlichunreif
beliebt sein Stützung des Familiengleich-gewichts durch Manipulation der Stimmungen und Verminderungen von Spannungen
Kind wird nicht ernst genommen;Angst und Unsicherheit werden hinter der Maske verborgen; Konfliktunfähig-keit, Problemvermei-dung; Behandlung der Hyperaktivität mit Beruhigungsmitteln
Rollenverhalten als Überlebensstrategie
Umgangsweisen im Kindergartenalltag
Clown/Maskottchen:
dafür Sorgen, dass Ruhe und Entspannung angenommen werden
ihm zeigen dass auch negative Gefühle ausgedrückt werden können und müssen
nicht zu sehr in seinen Scherzen bestärken, ernsthafte Gespräche und Beschäftigungen an ihn herantragen
Gesundheitsfördernde, präventive Ziele:
Stärkung des Selbstwertgefühls
Wahrnehmung und Formulierung eigener Bedürfnisse, Gefühle und Grenzen
Verlässliche, kontinuierliche Begleitung durch pädagogische Fachkräfte
Zwei unterschiedliche Ansatzpunkte:
Themenspezifische Angebote in der Gruppe
Individuelle Unterstützung