Post on 05-Apr-2015
Gesamtwirtschaftliche Entwicklung
und Perspektiven- Rahmenbedingungen für die
Tarifbewegung 2006 -
Stand: Juni 2006
Dr. Norbert Reuter
Wachstumsschwäche nicht überwunden- Wachstum des Bruttoinlandsproduktes in Deutschland -
2,2%
-1,1%
2,3%
1,9%
1,0%
1,8%2,0% 2,0%
3,2%
1,2%
0,1%
-0,2%
1,6%
0,9%
1,7%
-1,5%
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2,5%
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3,5%
1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
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Quelle: Statistisches Bundesamt; 2006: Prognoses des Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung vom Januar 2006
Prognosen Frühjahrs-gutachten DIW/2006
Massenarbeitslosigkeit in Deutschland
3,0
3,43,7 3,6
4,0
4,4 4,34,1
3,9 3,94,1
4,4 4,4
4,8
6,5
7,1
7,7
7,2
7,7
8,28,0
7,8
7,2 7,27,5
7,8 7,8
2,5
3,5
4,5
5,5
6,5
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8,5
1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005
in M
illi
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gesamte Beschäftigungslücke*
registrierte Arbeitslosigkeit
*registrierte Arbeitslose + verdeckte Arbeitslose (Personen in ABM, SAM, Weiterbildung etc.) + Stille Reserve (Personen, die nicht arbeitslos gemeldet sind, aber eine Arbeit suchen).Quelle: Instituf für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB).
Wettbewerbsfähigkeit gefährdet?• Deutschland hat seit Jahren steigende
Exporte und Exportüberschüsse - Tendenz weiter steigend.
• Seit 2003 exportiert Deutschland mehr als jedes andere Land der Welt.
• Knapp ein Zehntel aller weltweit exportierten Waren kommt heute aus Deutschland.
Rekord folgt auf Rekord Export und Import von Waren und Dienstleistungen
44
3 46
7
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4
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1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
Mill
iard
en
Eu
ro Export Import
Überschuss
Prognose DIW
Frühjahrs-gutachten
Quelle: Statistisches Bundesamt: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung. Inlandsproduktberechnung. Erste Jahresergebnisse. Fachserie 18, Reihe 1.1, Wiesbaden 2005; DIW-Wochenbericht, 1-2/2006.
Exportweltmeister DeutschlandAnteile am Welthandel der fünf größten Handelsnationen
8,7%
9,3%
5,7%
4,4%
7,3%
0%
2%
4%
6%
8%
10%
12%
14%
1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005
China
Frankreich
Japan
Deutschland
USA
Quelle: WTO, International Trade Statistics 2005; 2005: WTO Press Release 437 vom 11. April 2006
Alles nur Schein?
„Deutschland ist mittlerweile eine Basar-Ökonomie, denn es beliefert die Welt mit billigen Produkten, die es in seinem osteuropäischen Hinterland produzieren lässt.“
Professor H.W. Sinn, Chef des Münchner ifo-Instituts
Deutschland nutzt die Vor-teile der internationalen Arbeitsteilung!
• Richtig ist: die inländische Wertschöpfung aus der Exporttätigkeit hat sich verringert;
• gleichzeitig wurde aber deutlich mehr exportiert;
• die durch Exporte verursachte Wertschöpfung im Inland hat sich insgesamt erhöht.
Basarökonomie - verdrängt eigene Produktion?
Vorleistungsimporte:100 Mrd. Euro
Vorleistungsimporte:284 Mrd. Euro
eigene Produktion274 Mrd. Euro
eigene Produktion:210 Mrd. Euro
1991 20XY
Export:374 Mrd. Euro
Export:494 Mrd. Euro
Quelle: Statistisches Bundesamt: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung. Input-Output-Rrechnung. Imortabhängigkeit der deutschen Exporte, Wiesbaden 2004; eigene Berechnungen.
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Mehr Vorleistungsimporte ermöglichen mehr Exporte
Vorleistungsimporte:284 Mrd. Euro
Vorleistungsimporte:100 Mrd. Euro
eigene Produktion:450 Mrd. Euro
eigene Produktion274 Mrd. Euro
1991 2002
Export:374 Mrd. Euro
Export:730 Mrd. Euro
+180 Mrd. Euro
+360 Mrd. Euro
+180 Mrd. Euro
Quelle: Statistisches Bundesamt: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung. Input-Output-Rrechnung. Imortabhängigkeit der deutschen Exporte, Wiesbaden 2004; eigene Berechnungen.
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Deutschland: Gewinner der Globalisierung
„Deutschland ist nicht auf dem Weg zur Basarökonomie.
Im Gegenteil, der Wertschöpfungsanteil in Relation zum BIP, der durch Außenhandel entsteht, nimmt zu und stabilisiert damit zunehmend die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland.“DIW-Wochenbericht, Nr. 40, 30.9.2004, S. 589
Deutschlands Problem: Schwäche der Binnennachfrage
• ... wegen der schwachen Investitionstätigkeit des Staates
• ... wegen der schwachen Lohnentwicklung
Öffentliche Investitionen in Prozent des Bruttoinlandsprodukts
2,82,7
2,5
2,22,1
1,8 1,8 1,91,8 1,7
1,71,5
1,4 1,3
1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005
0,0
0,5
1,0
1,5
2,0
2,5
3,0
Quelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Lohnkostensteigerungen 1996-2004
4,5%4,1%
3,6%
2,2%1,9%
1,3%
-0,5%
-2,0
-1,0
0,0
1,0
2,0
3,0
4,0
5,0
Japan Deutschland Frankreich Österreich Niederlande USA Großbritannien
Euro-Länder insgesamt: 1,9 Prozent
Quelle: OECD Economic Outlook No. 76, 2004, eigene Berechnungen
Verdienste in der Industrie 2005„WIESBADEN - Nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes verdienten die voll-zeitbeschäftigten Arbeitnehmer im Produzierenden Gewerbe im Oktober 2005 durchschnittlich brutto 3 045 Euro, das waren 1,8% mehr als im Oktober 2004. Der Verbraucherpreisindex stieg in diesem Zeitraum um 2,3% und damit um 0,5 Prozentpunkte stärker als die Verdienste.“ Statistisches Bundesamt, 13.1 2006
--> erneuter Reallohnverlust um 0,5 Prozent!
Einkommenschere öffnet sich immer weiter- Entwicklung der Nettorealeinkommen* -
90
110
130
150
170
190
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230
19
80
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00
20
01
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20
03
20
04
19
80
= 1
00
Nettolohn- und -gehaltsumme
Private Nettogewinne und Vermögenseinkommen
*Niveausprung 1991 bedingt durch deutsche VereinigungQuelle: Statistisches Bundesamt, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, eigene Berechnungen.
1980 = 100
Marsch in den Lohnsteuerstaat- Entlastung der Gewinne und Vermögen -
13%
18%
23%
28%
33%
38%
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19
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Gewinn- und Vermögenssteuern*)
Lohnsteuer
*) Körperschaftsteuer + Gewerbesteuer + veranlagte Einkommensteuer + Kapitalertragsteuer + Zinsabschlagsteuer + VermögensteuerQuelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
Absturz der SteuereinnahmenMindereinnahmen gegenüber einer Steuerquote wie im Jahr 2000
-66,2 Mrd. €
-60,4 Mrd. €
-47,9 Mrd. €-44,1 Mrd. €
-30,5 Mrd. €
2001 2002 2003 2004 2005
Quelle: Bundesfinanzministerium, Steuerschätzung November 2004, eigene Berechnungen
Verteilung des gesamten Nettovermögens* in Deutschland 1993 - 2003
3,8%
96,3%
-0,6%
46,8%
3,9%
96,2%
-0,3%
44,4%
4,1%
96,0%
-0,2%
44,7%
-10,0% 10,0% 30,0% 50,0% 70,0% 90,0%
Ve
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Anteil am Gesamtvermögen
1993
1998
2003
*Spar- und Bausparguthaben, Wertpapiere, Termingelder, Lebensversicherungen, Verkehrswert von Immobilien abzüglich Bau- und KonsumschuldenQuelle: 2. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, Berlin 2005
unteren 50%
oberen 50%
unteren 10%
oberen 10%
Wachstum entsteht durch Binnennachfrage Reales wachstum der Nachfragekomponenten 2001 - 2005
14%
16%
9%
12%
15% 14%
8%
11%
8%
4%
-1%
32%
Bruttoinlandsprodukt Binnennachfrage Export
USA Großbritannien Frankreich Deutschland
Lohnzurückhaltung - eine Sackgasse
Folgen einer Niedriglohn„strategie“
• weitere Schwächung der Binnennachfrage
• weiter steigende Exportabhängigkeit
• weiter steigende Verteilungsprobleme• erhöhter Druck auf die Löhne unserer
Handelspartner
==> „Wettlauf nach unten“
Verteilungsspielraum `00-`06
Jahr 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006**
Stundenproduktivität 2,2% 1,4% 1,3% 1,3% 1,2% 1,5% 1,5-1,9%
Verbraucherpreise 1,4% 2,0% 1,4% 1,1% 1,6% 2,0% 1,7-2,0%
Verteilungsspielraum 3,6% 3,4% 2,7% 2,4% 2,8% 3,5% 3,2-3,9%
Tariferhöhung 2,0% 2,0% 2,6% 2,3% 2,0% 1,6%
Tarifliche Ausschöpfung -1,6% -1,4% -0,1% -0,1% -0,8 1,9%
Effektiverhöhung* 1,9% 2,3% 1,8% 1,0% 0,1 0,5%
Effektivausschöpfung -1,7% -1,1% -0,9% -1,4% -2,7 -3,0
Lohnpolitischer Verteilungsspielraum und Ausschöpfung
*Tatsächliche Steigerung Bruttolöhne und Gehälter je Stunde; **Prognosen DIW, IW, IMK, Jahreswirtschaftsbericht
Tarifpolitik -abhängig von den wirtschaft-lichen Rahmenbedingungen• Verbesserung der Rahmenbedingungen
durch ein Zukunftsinvestitionsprogramm
• „Investitionsprogramm“ der großen Koalition ist jedoch völlig ungenügend
„Investitionsprogramm“ der Großen Koalition
25 Mrd. € - in 4 Jahren!
Förderung zukunftsträchtiger Technologien (6 Mrd. €),
Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft (Abschrei-bungserleichterungen für die Wirtschaft, Aufstockungdes Gebäudesanierungsprogramms, Fortführung der In-vestitionszulage für Ostdeutschland und Erweiterungder Ist-Besteuerung, insgesamt 6,5 Mrd. €),
höhere Verkehrsinvestitionen (4,3 Mrd. €),
einkommensabhängiges Elterngeld (3 Mrd. € ab 2007),
höhere steuerliche Absetzbarkeit von haushaltnahenDienstleistungen, privaten Aufwendungen für Erhal-tungs- und Modernisierungsmaßnahmen im Haushaltund Kinderbetreuungskosten (5 Mrd. €)
Arme, Rentner und Arbeitslose verlieren am meisten
- Verluste durch MWST-Erhöhung in Prozent des Einkommens -
-0,64%
-1,25%-1,31% -1,30%
-1,5%
-1,2%
-0,9%
-0,6%
-0,3%
0,0%
die reichsten 10%* die ärmsten 10%* Arbeitslose**Rentnerinnen und
Rentner**
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*bezogen auf das verfügbare Einkommen; **bezogen auf das Nettoeinkommen; berücksichtigt ist der Anstieg der Rentenbeiträge um 0,4 Prozentpunkte und die Senkung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung um 2 Prozentpunkte Quelle: DIW Wochenbericht, Nr. 47/2005.
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung:„Insgesamt schwächen die fiskalpolitischen Maßnahmen vor allem die Binnen- und dort speziell die Konsumnachfrage der privaten Haushalte, die sich in den letzten Jahren bereits als Achillesferse der konjunkturellen Ent-wicklung erwiesen hat.
Insofern besteht die Gefahr, dass die beschlos-sene haushaltspolitische Konsolidierung die wirtschaftliche Erholung nachhaltig behindert.
Konsolidierungsanstrengungen sollten sich vorrangig auf Zeiten einer günstigeren konjunkturellen Entwicklung konzentrieren.“ DIW-Wochenbericht, 1-2 2006, S. 22
Zukunftsinvestitionsprogramm für Arbeit, Bildung und Umwelt
Zukunftsinvestitionsprogrammöffentliche Investitionen in Mrd. Euro
und in Prozent des Bruttoinlandsprodukts
36 38 37 37 36 33 31 30 30 31 31
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3539404546 46
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1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
0,0
0,5
1,0
1,5
2,0
2,5
3,0
Quelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, ab 2005: Herbstgutachten und eigene Schätzung und Forderungen von ver.di
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Mrd. €Prozent des BIP
Zukunftsprogramm in Mrd. Euro, Sachinvestitionen und Personal
Öffentliche Bruttoinvesti-tionen in Prozent des BIP
Öffentliche Sachinvestitionen in Mrd. Euro
„Zukunftsinvestitionsprogramm“ in Höhe von 40 Mrd. Euro Eine ökonometrische Studie weist nach:
• Durch das Programm werden eine Million zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen.
• Das Wirtschaftswachstum fällt deutlich höher aus. • Die Sozialbeiträge können um einen Prozentpunkt gesenkt
werden. • Trotzdem fällt die öffentliche Verschuldung deutlich
geringer aus als ohne unser Programm.
www.wipo.verdi.de
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