Grundlagen der Regelungstechnik

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Regelungstechnik Teil 1 Kapitel 4: Anwendung der Laplace-Transformation in der Regelungstechnik

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Grundzüge der Regelungstechnik

4. LaplaceTransformation

GRUNDLAGEN DER REGELUNGSTECHNIK

Gunter ReinigE-Mail reinig@rus.rub.de

Telefon: 32-24060 IB 3 / 153

Regelungstechnik 1

Kapitel 4

Anwendung der Laplace-Transformation in der Regelungstechnik

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Grundzüge der Regelungstechnik

4. LaplaceTransformation

4. Anwendung der Laplace-Transformation in der Regelungstechnik

0. Motivation / Allgemeines

Hoher Rechenaufwand bei Verwendung des Exponential-Ansatzes zur Lösungder Modellgleichungen (auf bei Anfangsbedingungen gleich Null)wegen „nachträglicher“ Berücksichtigung der Anfangsbedingungen

Schwierige Verrechnung von Blockschaltbildern, wenn Integrations- oder Differenzierungs-Operatoren auftreten

Alternativer Zugang:

Transformation aus dem Originalbereich (Zeitbereich) in einen „geeigneten Bildbereich“

Verrechnung, Manipulation im Bildbereich, ggf. Analyse im Bildbereich

Rücktransformation in den Originalbereich

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Grundzüge der Regelungstechnik

4. LaplaceTransformation

4. Anwendung der Laplace-Transformation in der Regelungstechnik4.1 Funktionaltransformationen / Integraltransformationen

Funktion f(s) bewirkt Abbildung einer Zahl aus der s-Ebene auf die f(s)-Ebene

Funktionaltransformation bewirkt Abbildung einer Funktionaus dem Originalbereich (Zeitbereich) in einen Bildbereich

Unabhängige Variable: Zeit t Unabhängige Variable: s = δ + i ω

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4. LaplaceTransformation

Integraltransformation – eine Funktionaltransformationen für stetige Funktionen

Allgemein:

Originalfunktion

Laplace-Transformation:Originalfunktion

Kernfunktion

t1 = 0 t2 = ∞

definiert für t ≥ 0

Laplace-Integral:

Anwendbar für Funktionen, für die das Integral existiert

Kernfunktion der Transformation

4.1 Funktionaltransformationen / Integraltransformationen

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Grundzüge der Regelungstechnik

4. LaplaceTransformation

Laplace-Integral:

Symbole: Λ [x(t)] = X(s) = [

Korrespondenz: ( )x t o X(s)•l

4.1 Funktionaltransformationen / Integraltransformationen

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Grundzüge der Regelungstechnik

4. LaplaceTransformation

Beispiel Rampenfunktion

Korrespondenztabellen für wichtigste Funktionen verfügbar

4.1 Funktionaltransformationen / Integraltransformationen

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Grundzüge der Regelungstechnik

4. LaplaceTransformation

4.2 Laplace - Transformation zur Lösung von linearen DGL

Beispiel DGL 1. Ordnung

Nutzung von Überlagerungs- und Verstärkungsprinzip:

bzw:

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Grundzüge der Regelungstechnik

4. LaplaceTransformation

Für Systeme n-ter Ordnung:

Dringend benötigt: Lösung für Teilausdrücke:

4.2 Laplace - Transformation zur Lösung von linearen DGL

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4. LaplaceTransformation

Partielle Integration:

aus der Voraussetzung derExistenz des Integrals

Damit ergibt sich:

bzw.

Bei x(0) handelt es sich definitionsgemäß um einen rechtsseitigen Grenzwert:

4.2 Laplace - Transformation zur Lösung von linearen DGL

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Grundzüge der Regelungstechnik

4. LaplaceTransformation

Die Laplace-Transformierten höherer Zeitableitungen ergeben sich analog:

Differenziationssatz der Laplace-Transformation

Für eine DGL 1. Ordnung wird damit:

bzw.

Umgestellt nach xa

4.2 Laplace - Transformation zur Lösung von linearen DGL

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4. LaplaceTransformation

Anwendung des Differenziationssatzes auf DGL n-ter Ordnung:

ergibt:

bzw. unter Weglassen der Ausdrücke mit den Anfangswerten

Dabei wird verlangt, dass : und

4.2 Laplace - Transformation zur Lösung von linearen DGL

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4. LaplaceTransformation

„Umgang“ mit den Anfangsbedingungen:

Die rechtsseitigen Anfangswerte sind nicht bekannt.

Für die hier betrachteten Anwendungen wird angenommen:

=

Weitere vereinfachende Annahme: System befindet sich für t < 0 im Ruhezustand

„verschwindende Anfangsbedingungen“

4.2 Laplace - Transformation zur Lösung von linearen DGL

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4. LaplaceTransformation

Dann ergibt sich z. B. für eine DGL 3. Ordnung:

Laplace-Transformation und Ausklammern von Ausklammern von Xe(s) und Xa(s)

Verhältnis von Xa(s) zu Xe(s)bei verschwindenden Anfangs-bedingungen

4.2 Laplace - Transformation zur Lösung von linearen DGL

Damit ergibt die Lösung für Xa(s) (zunächst im Bildbereich!):

Übertragungsfunktion:

Xa(s) Xe(s)Xe(s) Xe(s)

Xe(s)Xa(a)=

Xe(s)

Xa(a)

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4. LaplaceTransformation

Schritte bei der Lösung einer linearen DGL in der linearen Regelungstechnik

1. Aufstellen der Übertragungsfunktion (unmittelbar aus der DGL unter Nutzung der Differenziationssatzes)

2. Laplace-Transformation der Eingangsgrößen Λ [xe(t)] = Xe(s) (ggf. unter Nutzung von Korrespondenztabellen)

3. Ermittlung von Xa(s) = G(s) Xe(s)

4. Rücktransformation der Bildfunktion Xa(s) in eine Zeitfunktion xa(t)

ax (t) = [X1 a

−L ︵s ︶]

Benötigte Ressourcen:KorrespondenztabellenRechenregeln (Sätze der Laplace-Transformation

4.2 Laplace - Transformation zur Lösung von linearen DGL

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4. LaplaceTransformation

4.3 Berechnung einiger Laplace-Integrale

1.) Einheitssprung σ(τ)

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4. LaplaceTransformation

2.) Exponentialfunktion x(t) = ea t

a - beliebige reelle oder komplexe Zahl

Für a = 0: ea t = e0 = 1 =

4.3 Berechnung einiger Laplace-Integrale

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4. LaplaceTransformation

3.) sinus x(t) = sin ω t

Trick zur Vermeidung der Integration: n=2

x(t)=sin t x(t) cos t und x sin t 2( t )

Umstellen:

Für ω ω ω ω ω• ••

= = −istEinsetzen von x( t )

••ergibt:

Umstellen:

4.3 Berechnung einiger Laplace-Integrale

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4. LaplaceTransformation

Korrespondenzen-Tabelle

4.3 Berechnung einiger Laplace-Integrale

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4. LaplaceTransformation

4.4 Die wichtigsten Sätze der Laplace-Transformation

Für verschwindende Anfangsbedingungen:

2. Zeitverschiebungssatz

Übertragungsglied mit (Transport-) Totzeit T bewirkt „Zeitversatz“ der Ausgangsgröße

1. Differenziationssatz

xa(t) = xe(t-T)

Mit x( t-T ) = 0 für t<T und der Substitution (t – T) = τ wird:

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4. LaplaceTransformation

2. Zeitverschiebungssatz (Fortsetzung)

Für t > T kann τ durch t ersetzt werden

Zeitverschiebung im Originalbereich entspricht Multiplikation mit e-sT im Bildbereich

4.2 Laplace - Transformation zur Lösung von linearen DGL

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4. LaplaceTransformation

2. Zeitverschiebungssatz (Fortsetzung)

Beispiele für Anwendungen des Zeitverschiebungssatzesa) Übertragungsfunktion eines Totzeit-Übertragungsgliedes (Transport-Totzeit)

G(s) =e-sT

b) Laplace Transformierte einer abschnittsweise definierten Funktion

Nachbildung durch die Überlagerung von zwei Sprungfunktionen

4.2 Laplace - Transformation zur Lösung von linearen DGL

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4. LaplaceTransformation

Laplace-Transformation

Grenzübergang τ 0 führt zur Bildfunktion des Dirac-Impulses

2. Zeitverschiebungssatz (Fortsetzung)4.2 Laplace - Transformation zur Lösung von linearen DGL

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3. Faltungssatz (2)Produkt von Originalfunktionen wird für lineare DGL nicht benötigt

(u. nicht besprochen)Wichtig jedoch das Produkt von Bildfunktionen (insbesondere für Rücktransformationen):

oder mit dem Faltungs-Symbol *

mit den Eigenschaften:

Nützlich für den nicht seltenen Fall, dass die Bildfunktion als Produkt vonvon Bildfunktionen mit bekannten Rücktransformation darstellbar ist(Beispiele folgen).

4.2 Laplace - Transformation zur Lösung von linearen DGL

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4. LaplaceTransformation

3. Faltungssatz (3)

Beispiel für Zeitverschiebungssatz und FaltungssatzAbschnittsweise definiertes Eingangssignal

Übertragungsglied mit DGL

Eingangssignal als Summe zweier Rampen:

4.2 Laplace - Transformation zur Lösung von linearen DGL

und DGL

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4. LaplaceTransformation

Aus Korrespondenz-Tabelle:

Für xe2(t) Nutzung des Zeitverschiebungssatzes:

Summares Eingangssignal:

Ausgangssignal:

G(s)

Beispiel für Zeitverschiebungssatz und Faltungssatz (2)

4.2 Laplace - Transformation zur Lösung von linearen DGL

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4. LaplaceTransformation

Rücktransformation

Beispiel für Zeitverschiebungssatz und Faltungssatz (3)

Aus Tabelle:

folgt mit Faltungssatz:

Für :≤ ≤0 t T

Für :≥t T

4.2 Laplace - Transformation zur Lösung von linearen DGL

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4. LaplaceTransformation

4. AnfangswertsatzBestimmung des Funktionswertes von x(t) für t = 0+ direkt aus der Bildfunktion (Ohne Herleitung)

5. EndwertsatzBestimmung des Funktionswertes von x(t) für t = direkt aus der Bildfunktion (Ohne Herleitung)

4.2 Laplace - Transformation zur Lösung von linearen DGL

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4. LaplaceTransformation

4.5 Rücktransformation durch Partialbruchzerlegung

Oft liegt Xa(s) als gebrochen rationale Funktion vor, z.B.:

)s(sR)s(Q

s)s(G)s(H)s(X a ===

Nach dem Gauß‘schen Fundamentalsatz der Algebra kann jedes Polynomals Produkt der Linearfaktoren geschrieben werden; für R(s) ergibt das:

∏=

− −=−−−−−=n

1kkn1nk1 )ss()ss)(ss()...ss()2ss)(ss()s(R ...

und H(s) kann in Partialbrüche zerlegt werden:

mit der Partialbruchzerlegung:

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4. LaplaceTransformation

4.5 Rücktransformation durch Partialbruchzerlegung

Einfache Rücktransformation der Teilausdrücke (s. Tabelle):

Für eine Sprungantwort / Übergangsfunktion mit x(t) = 1 und Xe(s) = 1/s :

Bestimmung der Koeffizienten durch Koeffizientenvergleich (Beispiel folgt)

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Grundzüge der Regelungstechnik

4. LaplaceTransformation

4.5 Rücktransformation durch Partialbruchzerlegung

Beispiel für Rücktransformation mittels Partialbruchzerlegung

Übertragungsglied mit DGL

Übertragungsfunktion

Bildfunktion der Sprungantwort / Übergangsfunktion

Partialbruchzerlegung

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4. LaplaceTransformation

Partialbruchzerlegung

Korrespondenzen:

Ursprüngliche Bildfunktion Koeffizientenvergleich

Lösung / Übergangsfunktion im Zeitbereich

4.5 Rücktransformation durch Partialbruchzerlegung

Beispiel für Rücktransformation mittels Partialbruchzerlegung (2)

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