Komplementärmedizinische Therapien beim Prostatakarzinom · tragen und die Therapie und ihre...

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In einem systematischen Review sämtli-cher Studien der Jahre 1970 bis 2009 zurAnwendungshäufigkeit zeigte sich, dassim Median zwischen 40 und 50 % der Tu-morpatienten komplementäre Therapienanwenden – häufig ohne Wissen der be-handelnden Ärzte [1]. Neben den klassi-schen Naturheilverfahren wie Ernährung,Bewegung, Entspannungsverfahren, Hyd-ro- und Thermotherapie, Ordnungsthera-pie und Phytotherapie kommen in dendeutschsprachigen Ländern auch kom-plementärmedizinische Therapiesystemezur Anwendung wie die anthroposophi-sche Medizin, die Homöopathie oder dieTraditionelle Chinesische Medizin ein-schließlich Akupunktur. Diese Komple-

Erhalten Patienten die Diagnose Prosta-takarzinom, so bricht meistens ihre Weltzusammen. Oft ist es die erste ernst zunehmende Erkrankung im Leben unddas erste Mal, dass der Körper „nichtfunktioniert“. Zügig wird in der Regel ei-ne schulmedizinische Therapie ange-strebt, um den Tumor zu beseitigen. Vie-le der Betroffenen informieren sich aus-führlich über die Erkrankung und habenden Wunsch, die Therapie selbstbe-stimmt, aufgeklärt und mit einem ganz-heitlichen Anspruch aktiv zu begleiten.Sie möchten ihren Teil zur Genesung bei-tragen und die Therapie und ihre Neben-wirkungen positiv beeinflussen.

mentärmedizinischen Verfahren sind da-bei keine Alternative zur Schulmedizin,sondern eine Ergänzung. Selbstverständ-lich sollten die ausgewählten komple-mentärmedizinischen Methoden und Prä-parate daher so eingesetzt werden, dasssie die Operation, die Strahlentherapieoder Chemotherapie in ihrer Wirksamkeitnicht beeinträchtigen, sondern unterstüt-zen und Nebenwirkungen durch die kon-ventionelle Therapie abschwächen.

Der Zusammenhang zwischen Ernährungund Bewegung zu onkologischen Erkran-kungen ist in der Medizin allgemein aner-kannt. Die Substitution von Nahrungser-gänzungsmitteln dagegen wird kontro-vers diskutiert und rückt zunehmend inden Fokus wissenschaftlicher Untersu-chungen. So wurden in den vergangenenJahren zunehmend komplementärmedizi-nische Fragestellungen in Studien unter-sucht und es können heute bereits Aussa-gen zur möglichen Wirksamkeit in der Be-handlung von Patienten mit einer Tumor-erkrankung gemacht werden.

Ernährung undMikronährstoffeEpidemiologische Untersuchungen zei-gen eine Korrelation zwischen dem Auf-treten von einzelnen Malignomen und

der in den Regionen typischen Ernäh-rung. Die WHO postuliert, dass ca. 10 – 70% aller Malignome durch Ernährungsfak-toren ausgelöst werden [2]. Tatsächlichhaben große epidemiologische Untersu-chungen der 70er und 80er Jahre des letz-ten Jahrhunderts ergeben, dass Men-schen mit einem Mangel an bestimmtenVitaminen oder Spurenelementen (z.B.Vitamin C, ß-Karotin oder Selen) eine hö-here Inzidenz für bestimmte Krebser-krankungen (z.B. Magen-, Bronchial-und Prostatakarzinom) aufwiesen. Diedaraufhin initiierten randomisierten In-terventionsstudien mit einzelnen, meisthöher dosierten Mikronährstoffen mitdem Ziel einer Primär-, z.T. auch Tertiär-prävention führten allerdings zum größ-ten Teil zu enttäuschenden Ergebnissen[3]. Dies führte zur Schlussfolgerung,dass ein Mangel an diesen Substanzen ineinem umfassenderen Zusammenhanggesehen werden muss. Eine alleinigeSubstitution ohne Umstellung der Ernäh-rungsgewohnheiten und weiterer Le-bensstilfaktoren ist langfristig nichtsinnvoll.

SelenEin in den letzten Jahren intensiv be-forschtes Nahrungsergänzungsmittel istSelen. Dabei handelt es sich um ein essen-tielles Spurenelement, welches in soge-nannten Selenoproteinen eingebaut wird.

KomplementärmedizinischeTherapien beim ProstatakarzinomDie aktuelle Studienlage

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Die wichtigsten sind die Glutathionper-oxidasen, die freie Radikale neutralisie-ren und so Zellen und Zellmembranenschützen. Selenoproteine sind in Prosta-ta, Hoden und Spermien angereichert.Frühere epidemiologische Untersuchun-gen zeigten erniedrigte prädiagnostischeSelenspiegel bei Prostatakarzinomen undgastrointestinalen Tumoren [4].

Im Rahmen der sogenannten SELECT-Studie (Selenium and Vitamin E CancerPrevention Trial) wurde der primärprä-ventive Effekt einer Einnahme von 200 µgSelenmethionin und/oder Vitamin E ge-genüber Placebo an 35.000 Männern aufdas Auftreten eines Prostatakarzinomsuntersucht. Die Hinweise auf eine dies-bezügliche Wirksamkeit aus Vorstudienkonnte nicht bestätigt werden. Das Ge-genteil war der Fall, denn unter hochdo-sierter Einnahme von 400 IU α-Tocophe-rol erhöhte sich die Inzidenz signifikant,während unter Selen kein Unterschiedgegenüber Placebo festgestellt wurde.Kontrollen des Serumspiegels ergabenjedoch, dass diese nicht unter Selenman-gel gelitten hatten, sondern, bereits vorSubstitution hochnormale bis erhöhteSelenwerte aufgewiesen hatten und so-mit Selen möglicherweise überdosiertwurde. Verschiedene epidemiologischeStudien sprechen dafür, dass Selenman-gel das Auftreten von Prostatakarzino-men begünstigt [5].

Der deutschsprachige Raum gilt als partiel-les Selenmangelgebiet. Daraus ergibt sichdie eigentlich interessante Frage, ob Selen-Substitution bei bestehendem Selenman-gel einen präventiven Effekt auf das Prosta-takarzinom haben könnte. Diese Fragewurde jedoch nicht mit der beschriebenen,sehr aufwändigen Studie untersucht [6].

Aber nicht nur in der Primärpräventionspielt die Versorgung mit Mikronährstoffeneine wichtige Rolle. Sowohl tumor- alsauch therapiebedingt scheinen höhereMengen erforderlich zu sein, weshalb beiTumorpatienten die Versorgung meistschon vor der Therapie im unteren Bereichdes üblicherweise notwendigen liegt. Sowird bei erniedrigten Werten zur adjuvan-ten Therapie unter laufender Chemothera-pie oder Strahlentherapie eine Selensubs-titution empfohlen. Dies ist sinnvoll, da dieSelenwerte durch Radikalbildung unterder Therapie weiter reduziert werden [7].

Vitamin DAuch bei anderen Mikronährstoffenscheint es von Bedeutung zu sein, vor ei-ner etwaigen Substitution zu eruieren,ob der jeweilige Patient überhaupt an ei-nem Mangel leidet. So konnten Zusam-menhänge zwischen niedrigen Vitamin-D-Spiegeln und dem vermehrten Auftre-ten von Prostatakarzinomen in den nörd-lichen Gebieten mit geringer UV-Strah-lung beobachtet werden [8].

Die in vitro und in Tierversuchen nachge-wiesenen antitumorösen Wirkungenkonnten nur zum Teil in Fall-Kontroll-Studien nachgewiesen und eine Meta-analyse konnte keinen Zusammenhangzwischen den Vitamin-D-Serumspiegelund der Prostatakarzinominzidenz zei-gen [9]. Andererseits erhöht sich bei be-stehendem Mangel u.a. das Risiko für dasAuftreten aggressiver Prostatakarzino-me, weshalb in dieser Situation auch ausonkologischer Sicht eine Substitution alssinnvoll erachtet werden kann [10].

LykopinDas Carotinoid Lykopin gehört zu denpflanzlichen gelben und roten Farbstof-

Als roter Farbstoff kommt das Carotinoid Lykopinin Wassermelonen, Guaven, der roten Grapefruitund in höchster Konzentration in Tomatenproduk-ten vor. Es sorgt dafür, dass aggressive Tumoreweniger wahrscheinlich werden.

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fen. Als roter Farbstoff in Wassermelo-nen, Guaven, der roten Grapefruit und inhöchster Konzentration in Tomatenpro-dukten wirkt es antioxidativ und schütztdie DNA vor Radikalen. Auch bei diesemBeispiel übertrifft der Effekt des lykopin-reichen Nahrungsmittels den des isolier-ten Extrakts. So führte beim Prostatakar-zinom eine lykopinreiche Nahrung durchinsbesondere Tomatenprodukte zu einergeringeren Entwicklung von aggressiven

Tumoren [11]. Dies konnte durch mehrereklinische Studien und tierexperimentelleVersuche bestätigt werden.

Lebensstil

Während die alleinige Einnahme einzel-ner isolierter Mikronährstoffe unabhän-gig von der Ernährung sich nicht als prä-ventiv erweisen konnte, ist der Einflussdes Faktors „Ernährung“ als Ganzes aufdie Ätiologie von Tumoren wissenschaft-lich belegt.Das American Institute for Cancer Re-search und der World Cancer ResearchFund (WCRF) erstellten 2014 eine Aus-wertung der bis dahin vorliegenden Stu-dien zum Zusammenhang von Ernäh-rung, anderen Lebensstilfaktoren undKrebsinzidenz zusammen. Das Ergebniswar, dass der Entstehung von rund 30 –40 % aller Tumore durch eine entspre-chende Diät, ausreichende körperlicheBewegung und Reduktion des Körperge-wichtes vorgebeugt werden könnte. Inseinem abschließenden Report veröf-fentlichte der WCRF allgemeine Empfeh-lungen zur Prävention von Tumorerkran-kungen (►Tab. 1) [12].

Pflanzliche Nahrungs-ergänzungen

Grüner TeeDer grüne Tee enthält aufgrund seinerHerstellung hohe Anteile an Polyphen-olen mit antioxidativen Eigenschaften.Im Vordergrund stehen dabei die Katechi-ne, deren Hauptvertreter das Epigalloca-techin-3-Gallat (EGCG) ist. In vitro und imTiermodell konnten verschiedene antitu-moröse Wirkungen wie Wachstumshem-

mung, Apoptoseinduktion, Hemmungder Angiogenese und Verringerung desTumorvolumens bewirkt werden [14, 15].Verschiedene epidemiologische Studienkonnten einen Effekt in der Primärprä-vention zeigen. Dabei war der Effekt zumTeil nur bei einer größeren Menge an grü-nem Tee nachweisbar [16, 17, 18].

Dass der phytotherapeutische Einsatzvon starken antioxidativen Mitteln untereiner Therapie nicht unbedenklich ist,die gerade durch die Bildung von Sauer-stoffradikalen wirkt, zeigte eine In-vitro-Studie an Prostatazellkulturen. Es konn-te gezeigt werden, dass der Effekt der Be-strahlung der Zellen unter Grünteeein-nahme reduziert wurde [19].

GranatapfelWeitere viel versprechende Untersu-chungen zur antitumorösen Wirkungwurden am Granatapfel bzw. seines Ex-trakts durchgeführt. Der Granatapfelex-trakt enthält viele hochaktive Polyphe-nole, deren Hauptvertreter die Ellagsäu-re ist. Diese scheint, neben noch enthal-tenen Flavonoiden wie Anthocyanen undQuercetinen, die Hauptwirkung auf Pros-tatakarzinomzellen zu haben. In einemTiermodell konnte die Wirksamkeitdurch Induktion der Apoptose und da-durch eine verminderte Progression derTumore nachgewiesen werden [20].

Auch klinisch konnte eine Wirksamkeitan Patienten mit einem PSA-Progressnach Primärbehandlung ihres Prostata-karzinoms gezeigt werden. Nach tägli-cher Einnahme von 240 ml Granatapfel-saft mit einem Gehalt von 570 mg Poly-phenolen verlängerte sich die PSA-Ver-dopplungszeit signifikant von 15 auf 54Monate [21]. Eine randomisierte Folge-studie konnte diesen Effekt, wenn auchnicht so eindrucksvoll, bestätigen. Bei104 Patienten in vergleichbarer Situationstieg die PSA-Verdopplungszeit nach Ein-nahme von je 1 oder 3 g Granatapfel-Ex-trakt (entsprechend einem Polyphenol-gehalt von 1000 mg bzw. 3000 mg) signi-fikant an, wobei die höhere Dosierungkeinen zusätzlichen Effekt hatte [22].

Auch wenn dies durchaus vielverspre-chende Ergebnisse sind, müssen weiterekontrollierte Studien folgen, um den klini-schen Stellenwert eindeutiger bewerten zukönnen. Bei einem Einsatz komplementä-rer Therapiemaßnahmen bei Slow-rising-PSA ist in jedem Falle zu bedenken, dassdas Fenster für einen optimalen Therapie-erfolg der hier indizierten sekundär kura-tiven Strahlentherapie bei einem PSA-Wertvon 0.5 bis maximal 1.0 ng/ml liegt.

KombinationenVerschiedene Studien lassen auch ver-muten, dass nicht Einzelfaktoren alleine,sondern das Zusammenspiel von mehre-

Allgemeine Empfehlungen desWCRF zur Prävention von Tumor-erkrankungen* Normalisierung des Körperge-

wichtes (BMI <25)* Tägliche körperliche Bewegung

von mind. 30 Minuten* Vermeidung von hochkalori-

schen, fettreichen und zuckerhal-tigen Lebensmitteln

* Steigerung der Aufnahme pflanz-licher Nahrungsmittel (5 Portio-nen pro Tag)

* Reduktion von rotem und verar-beitetem Fleisch (maximal 500 gpro Woche)

* Reduktion des Alkoholkonsums* Vermeidung von konservierten

Lebensmitteln und Salz* Nahrungsergänzungsmittel un-

nötig bei vollwertiger Kost

Dass die Einhaltung der oben ge-nannten Empfehlungen sich positivauf die Erkrankung des Prostata-karzinoms auswirken kann, zeigteeine Untersuchung, die eine signifi-kante Reduktion von aggressiverenTumoren zeigte [13].

Eine Veränderung des Lebensstils mit mehr Bewegung, einer gesunden Ernährung und Anwendungen der Mind-Body-Medizin kann die Entstehung von Tumoren nachweislich verhindern.

Tabelle 1: Allgemeine Empfehlungen des WCRF zurPrävention von Tumorerkrankungen.

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ren Verfahren oder Substanzen wirksa-mer sind. So zeigte eine Interventionsstu-die mit Änderungen der Lebensstilfakto-ren bei Patienten mit einem früh lokali-sierten Prostatakarzinom einen leichtenPSA-Abfall, während die Kontrollgruppein der aktiven Überwachung einen leich-ten Anstieg zeigte. Zur Lebensstilverän-derung gehörte eine vegane Kost, dieStressreduktion mit Hilfe von Meditati-ons- und Entspannungstechniken sowieeine Substitution der Vitamine C und E,dem Spurenelement Selen und Fischöl[23]. Eine phytotherapeutische Kombina-tion aus Curcuma, Grünteeextrakt, Brok-koli und Granatapfel konnte den PSA-Ver-lauf von Patienten mit einem PSA-Rezidiv

nach primärer Therapie signifikant posi-tiv beeinflussen [24].

Lavendelöl & JohanniskrautextraktWeitere Indikationen für die Phytothera-pie liegen in der begleitenden Behandlungvon Tumorpatienten. Dabei können Ängs-te und/oder Depressionen unterstützendz.B. mit Lavendelöl (Lavandula angustifo-lia) oder Johanniskrautextrakt (Hyper-icum perforatum) behandelt werden. Da-bei muss jedoch die Interaktion des Johan-niskrauts mit vielen anderen Medikamen-ten bedacht und abgeklärt werden.

Traubensilberkerze & SalbeiblätterHitzewallungen als typische Nebenwir-kung der antihormonellen Therapie beimProstatakarzinom werden in der Erfah-rungsheilkunde häufig mit Extrakten ausdem Cimicifugawurzelstock (Traubensil-berkerze) und Salbeiblättern (Salvia offi-cinalis) behandelt. Klinische Forschungs-daten hierzu stehen jedoch noch aus.

MistelDie im deutschen Sprachraum am häu-figsten von Patienten mit Tumorerkran-kungen eingesetzte Heilpflanze ist dieMistel (Viscum album). Mistelextrakt wirdals Injektionspräparat i.d.R. ergänzendzur konventionellen Therapie zwei- bisdreimal wöchentlich subkutan injiziert.Die Hauptindikation der Mistel in derkomplementären Krebstherapie ist aber

die Begleitbehandlung zur konventionel-len Therapie mit dem Ziel, hierdurch eineVerbesserung ihrer Verträglichkeit, eineMinderung ihrer Nebenwirkungen und ei-ne Optimierung der Lebensqualität derPatienten erreichen zu können. Einem Re-view der Cochrane Collaboration zur Mis-teltherapie zufolge konnte dies in derMehrzahl der hierzu durchgeführten The-rapiestudien zumindest in Teilbereichenerzielt werden. Es werden aber methodo-logische Schwächen in einem Großteil derStudien bemängelt [25] und es sollte be-dacht werden, dass der Großteil der Studi-en an nicht-urologischen Tumorpatientendurchgeführt wurden. Auch wenn die Mis-teltherapie weiterhin Gegenstand kontro-verser Diskussionen in der Onkologie ist,gehört sie zu den wenigen Ausnahmen inder Komplementärmedizin, für die zu-mindest in der palliativen Therapiesitua-tion eine Erstattungsfähigkeit in der ge-setzlichen Krankenversicherung besteht.

Akupunktur

Große Akupunkturstudien in Deutsch-land, wie z.B. die GERAC-Studie konntendie klinische Wirksamkeit bei Schmerzendurch Gonarthrose und Lumbalsyndromnachweisen [26]. Zudem wurde 2003 eineIndikationsliste für Akupunktur von derWHO veröffentlicht, die die Indikationzur Behandlung von Patienten mit Tu-

Granatapfelextrakte weisen eine antitumoröse Wir-kung auf. © yurakp – Fotolia

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morerkrankungen zur Reduktion vonTherapienebenwirkungen bei Strahlen-und Chemotherapie sowie Tumor-schmerzen beinhaltet [27].

In kleineren Beobachtungsstudien erga-ben sich darüber hinaus Hinweise auf dieReduktion von chemotherapieinduzier-ter Fatigue und die mit der Behandlungdes fortgeschrittenen Prostatakarzinomsmit Hormonen einhergehenden Hitze-wallungen [28, 29].

Mind-Body-Medicine

Die Therapieverfahren, die der sogenann-ten Mind-Body-Medicine zugerechnetwerden, beinhalten verschiedene Metho-den wie z.B. Yoga, Tai Chi, Qigong, Auto-genes Training, Hypnose und Meditation.Zudem gibt es weitere gruppentherapeu-tische Programme, die mehrere dieserVerfahren miteinander kombinieren undauch naturheilkundliche Selbsthilfestra-tegien integrieren können.

Ein besonders intensiv beforschtes Bei-spiel hierfür ist die Mindfulness BasedStress Reduction (MBSR, Achtsamkeitsba-sierte Stressreduktion), dessen zugrunde-liegendes Konzept von Jon Kabat-Zinn ent-wickelt wurde. Hierbei werden die Teil-nehmer in einem acht- bis zehnwöchigenGruppenprogramm zu Maßnahmen derStressreduktion wie Meditation, BodyScan, Yoga und kognitiver Umstrukturie-rung geschult sowie zur Optimierung vonErnährung und Bewegung angeleitet. Ne-ben den in wöchentlichen Abständenstattfindenden Gruppensitzungen wen-den die Teilnehmer das Erlernte an denweiteren 6 Wochentagen regelmäßig inÜbungen zu Hause an. Dass diese Pro-gramme die Faktoren Lebensqualität,Stress und das Stimmungsbild positiv be-einflussen können, konnte in einer Meta-analyse der bislang durchgeführten Studi-en gezeigt werden. Der Großteil dieser Stu-dien wurde v.a. mit Brustkrebspatientin-nen durchgeführt, ein Teil der teilneh-menden Patienten war aber auch an einemProstatakarzinom erkrankt [30].

Fazit

Viele an einem Prostatakarzinom er-krankte Patienten nutzen komplemen-tärmedizinische Therapiemaßnahmen.Die positiven Effekte lassen sich in ver-schiedenen wissenschaftlichen Studiennachweisen, dennoch ist die wissen-schaftliche Datenlage für viele Wirkstof-fe oder Verfahren noch unzureichend, dafür komplementärmedizinische bzw. na-turheilkundliche Therapieansätze häu-fig komplexe Interventionen notwendigsind und eine Verblindung oder Rando-

misierung je nach Verfahren nicht immermöglich ist. Dennoch bildet die wissen-schaftliche Evaluation der Daten eine Ba-sis in der komplementärmedizinischenBeratung, sodass diese überlegt und ge-zielt angewendet, eine sinnvolle Ergän-zung der konventionellen Behandlungdarstellen.

Dr. med. ImkeThederan

Fachärztin für Urolo-gie und Ernährungs-

medizinMartini-Klinik am

UKE GmbHMartinistraße 5220246 Hamburg

www.martini-klinik.de

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