LOKALES HILPOLTSTEIN Hoffnungsfunkenintiefem Leid · nahm ihn Jeff Healey untersei-ne Fittiche....

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LOKALES Seite 19, DK Nr. 281, Dienstag, 6. Dezember 2011HILPOLTSTEIN

Hoffnungsfunken in tiefem LeidDer Verein „Kinderschicksale Mittelfranken“ kann sich vor Hilfsanfragen kaum retten / Spendenfluss ebbt ab

Von Jürgen Leykamm

Hilpoltstein/Roth (HK) Grau-sam und ohne Rücksicht lähmteine Tetraspastik Oliver ausRoth, ein epileptischer Anfallkann jederzeit ausbrechen.Trotzdem macht der Zehnjäh-rige einen geradezu anste-ckend fröhlichen Eindruck. Wieseine Mutter, die alles für ihrenJungen tut. Unterstützung fin-det sie dabei vom Verein „Kin-derschicksale Mittelfranken“,der seit fast zehn Jahren Fami-lien mit schwerbehindertenBuben und Mädchen tatkräftigunterstützt.Im Falle Olivers eine wahre

Erfolgsgeschichte. 2003 wand-ten sich dessen Eltern ver-zweifelt an die Hilfsorganisati-on, durch deren Unterstützungdas damals noch kleine Kindzahlreiche Therapien durch-laufen konnte. Woraufhin sichsein Gesundheitszustand fun-damental verbesserte. Auch dieLeser des Hilpoltsteiner Kurierhaben zu dieser positiven Ent-wicklung beigetragen. 2000 Eu-ro konnten im Frühjahr aus der„Vorweihnacht der guten Her-zen“ für Oliver übergeben wer-den. Das Geld wird gerade jetztdringendst gebraucht. DennderJunge braucht wieder eine neu-erliche Therapie, die wegen ei-ner Erkrankung allerdings auf

die kommenden Weihnachts-ferien verschoben worden ist.Durchgeführt werden muss sie– sonst drohen Versteifungenund Verkrümmungen derGliedmaßen.Aber Oliver ist beileibe nicht

das einzige Kind, das sich ge-meinsammit seinen Lieben miteinem hartenSchicksalzwangsläufigauseinan-dersetzenmuss. Derrund 200Mitgliederstarke Vereinbetreut der-zeit fast 40Kinder unddie Nachfrage ist riesengroß.„Wir können uns vor Anfragenkaum retten“, sagt die Vorsit-zende Birgid Schwenk bei ei-nem Gespräch mit unserer Zei-tung.Doch im Gegensatz zur stei-

genden Zahl der Hilfesuchen-den ist das Spendenaufkom-men rückläufig. Und dasschmerzt. Allein der Blick aufeinige der Schützlinge, denensich der Verein heuer erstmaligangenommen hat, macht dieNot der Einzelnen deutlich.Schrecklich etwa die Umständevon Justins Geburt im Früh-jahr: Das Frühchen kam als

zweiter Zwilling mit Hirnschä-den zur Welt, sein Bruder ver-starb durch eine Infektion wäh-rend der Schwangerschaft.Während des Krankenhaus-aufenthalts der Mutter musstediese dann auch noch vomBrand der eigenen Wohnungerfahren. Derzeit überlegt manim Verein, wie hier geholfenwerden kann.Auch ein anderes Frühchen

braucht dringend Hilfe: Tama-ra hat in ihrem gerade einmalhalbjährigen Leben nur dankSpezialnahrung überlebenkönnen, auch ein künstlicherDarmausgang musste gelegtwerden. Die Schicksale, dieauch alle auf der Internetprä-senz des Vereins dargelegt sind,können niemanden kalt lassen.Doch auch die vielen kleinenund großen Zeichen der Hoff-nung sind dort zu lesen. Ein sol-ches ist zweifellos die Bereit-schaft eines Paares, als Pflege-eltern den Zweijährigen, vonGeburt an schwerbehindertenPascal bei sich aufzunehmen.Sie wünschen sich für ihrenSohn eine Reittherapie – „Kin-derschicksale Mittelfranken“wollen sie ermöglichen helfen.Dem elfjährigen Yannik hin-

gegen wäre gedient, wenn erseinen Aktionsradius dank ei-ner Rollstuhl-Fahrrad-Kombi-nation (Rollfiets) erweiternkönnte. Der Verein will auch beidessen Anschaffung behilflichsein. Der Junge selbst kann we-der sprechen noch sich mit Ge-bärden ausdrücken und mussgewickelt werden.An einer fortschreitenden

Muskelschwäche leidet der 13-jährige Thimo, die größte Hilfe

für ihn wäre ein Assistenzhund,der ihm im täglichen LebenUnterstützung geben kann. Ei-nen solchen Vierbeiner na-mens „Lemmy“ gibt es auchschon in Thimos Leben. Docher benötigt noch eine Ausbil-dung–beiderFinanzierunghilftder Verein.Der muss auch immer wie-

der Rückschläge verkraften. Ei-nem krebskranken Kind wollte

er seinen letzten Wunsch er-füllen: einen Tandemfall-schirmsprung. Es kam nichtmehr dazu, der Tod war schnel-ler. Doch Schwenk und diePressereferentin Cristine Wä-gemann lassen sich nicht ent-mutigen. Engagiert greifen siezum Hörer, wenn sie ein neuer,nicht selten verzweifelter Hil-feruf erreicht. Jedem einzelnenSchicksal gehen sie nach. „Kei-

nes lässt uns kalt“, betonen bei-dewie aus einemMunde, „sonstwären wir auch am falschenPlatz.“ Nähere Infos zu demVerein gibt es im Internet unterder Adresse www.kinder-schicksale-mittelfranken.de.Denn um den Anfragen gerechtzu werden, „brauchen wir drin-gend Spender und Sponsoren –bitte melden Sie sich bei uns“,appelliert Wägemann.

Thimo und Lemmy sind auch jetzt schon ein Herz und eine Seele. Doch um seinem jungen Herrchen ef-fektiv helfen zu können, fehlt dem Hund noch die Ausbildung – bei der Finanzierung helfen die „Kinder-schicksale Mittelfranken“. Fotos: privat

V O R W E I H N A C H T D E R G U T E N H E R Z E N

n Seit 1951 sammeln der DO-NAUKURIER und seine Hei-matzeitungen mit der Akti-on „Vorweihnacht der gutenHerzen“ Spenden. Der Ver-ein „Vorweihnacht der gu-ten Herzen“ und unsere Part-ner vor Ort sorgen zuver-lässig dafür, dass das ge-spendete Geld schnell undunbürokratisch den Men-schen und Projekten aus derRegion zugute kommt, die Ih-re Unterstützung dringend für

ihre wichtige Arbeit benöti-gen.n Ihre Spenden richten Siebitte an die „Vorweihnacht derguten Herzen“, Sparkasse In-golstadt, Konto-Nummer50 500, Bankleitzahl 72150 000.n Damit Ihre Spenden auchzuverlässig den richtigen Ad-ressaten erreichen, ist eswichtig bei der Überwei-sung das entsprechendeStichwort anzugeben. In die-

sem Fall lautet das Stich-wort „Kinderschicksale“. Na-türlich können Sie auch all-gemein für die Vorweih-nacht spenden.n Wenn Sie eine Spenden-quittung benötigen, ver-merken Sie bitte das Wort„Spendenquittung“ und IhreAdresse auf der Überwei-sung. Spendenquittungenkönnen allerdings nur beivollständiger Angabe IhrerAdresse erstellt werden.

n Wie in jedem Jahr wer-den wir auch heuer wieder dieNamen unserer Spenderin-nen und Spender in regel-mäßigen Abständen in derZeitung veröffentlichen. AufWunsch ist dabei jedoch auchAnonymität gewährleistet.Dazu ist ein Vermerk auf derÜberweisung nötig.n Bei uns sind Ihre per-sönlichen Daten sicher: Wirbehandeln alle Ihre Anga-ben absolut vertraulich. DK

Yannik muss noch gewickelt werden und kann weder sprechen nochsich mit Gebärden ausdrücken. Doch ein „Rollfiets“ soll ihm dankdes Engagements des Kinderschicksale-Vereins den eigenen Akti-onsradius im Leben vergrößern.

Ein Gesamtkunstwerk namens Nina Hagen21. Rother Bluestage: Vorverkauf für vier Hauptkonzerte hat begonnen / Auftakt mit Dana Fuchs am 24. März

Roth (HK) Nina Hagen heißtder Headliner der 21. RotherBluestage, die von 24. März bis1. April laufen. Wer diese Musi-kerin nun auf Punk reduziert,tut der gebürtigen BerlinerinUnrecht. Mag ihre Attitüdepunkig sein, ihre musikalischenAusdrucksarten sind verzweigt,sie selbst ist ein Gesamtkunst-werk.Sie hat eine Vier-Oktaven-

stimme, ist Montreux-erprobt,sang die komplette Groschen-oper zusammen mit Max Raabeein, nahm ein Swing-Stan-dards-Albummit der Leipzig BigBand auf, duettierte mit Wolf-gang Niedecken, Udo Linden-berg oder Thomas D. undmachte zuletzt eine astreineGospel-, Blues- und Country-platte. „Volksbeat“ heißt ihrneues Album und das stellt sieam Freitag, 30. März, in der Kul-turfabrik vor. Es beinhalte „vielHerzblut und Seelenglut“, wieHagen verrät. Und weiter: „Daist Bertolt Brecht dabei, WolfBiermann, Bob Dylan, WoodyGuthrie, Larry Norman, Solo-mon Burke, Curtis Mayfield . . .“Als Support komt die ostdeut-sche Bluesrock-Institution Mo-nokel Blues Bandmit.Eröffnet werden die 21. Ro-

ther Bluestage am Freitag, 24.März, von einem jungen, kraft-vollen Gespann: Die Amerika-nerin Dana Fuchs (Jahrgang1978) kommt im Rahmen ihrer„Love to Beg“-Tour und spieltim Doppelkonzert mit dem 22-jährigen Will „Harmonica“ Wil-

de aus England, der sein neuesAlbum „Unleashed“ präsen-tiert. Bei den Bluesrock-Ladieswird gerne der Vergleich mit Ja-nis Joplin bemüht. Auch bei derstimmgewaltigen Dana Fuchs.Dass diese Gegenüberstellungnicht zum Klischee verkommenist, beweisen ihre Auftritte indem Musical „Love, Janis“, fürdas sie vom Fleck weg für dieRolle der Janis Joplin engagiertworden war.Bis dahin lagen aber schon

einige Aufs und Abs hinter ihr:mit 19 Jahren fand sie sich inManhattans Lower East Side al-lein und pleite wieder, sie

musste den Suizid ihrerSchwester verkraften, schaffte esmit eigener Musik, in der sie ih-re Geschichte erzählt, einezweijährige Tour durch ameri-kanische Bluesclubs auf dieBeine zu stellenundkonntebalderfolgreich die Bühne mit LittleFeat, Marianne Faithfull undEtta James teilen. Das erste ei-gene Album kam 2003 herausund schließlich wurde sie fürden Film entdeckt. In „Acrossthe universe“ spielt das Stimm-wunder die Sängerin Sadie, inwelchem sie Beatlessongs miteiner solchen Ausdruckskraftinterpretiert, dass diese Titel

fortan fester Bestandteil ihresRepertoires wurden.Knochenarbeit hat auch Will

Wilde mit seinen 22 Jahrenschon hinter sich. Seit mehre-ren Jahren tourt der Mundhar-monikaspieler, Sänger undSongwriter solo, mit seinerSchwester Dani (die zu RufsBluescaravan 2011 gehörte)oder mit Band durch Europa.Spätestens seit seiner Nomi-nierung für den British BluesAward 2010 als bester Harmo-nicaplayer zählt er zu den gro-ßen Hoffnungsträgern der bri-tischen Bluesszene.AmMittwoch, 28. März, kom-

men Bluesfans gleich doppeltauf ihre Kosten: Mit dem Eng-länder Matt Schofield und demItaliener Rudy Rotta können siedas Nord-Süd-Gefälle ausloten.Der in Manchester geboreneSchofield (Jahrgang 1977) hatbereits die Fachpresse über-zeugt, vom besten europäi-schen Gitarristen seiner Gene-ration ist da die Rede. Im Triomit Schlagzeug und Ham-mondorgel verbindet der Gi-tarrist markige Blueslicks mitjazzigenMelodien.Mit seiner Killergitarre hat

sich der Italiener Rudy Rotta inden letzten 40 Jahren einen fes-ten Platz in der internationalenBluesszene erspielt, an demnicht zu rütteln ist. Sein Gitar-renfeuerwerk entfacht Rotta mitseinen Songs aus Hardrock,R&B, Jazz, Southern, SlowBlues,Soul und Funk, das Publikumstand bis jetzt immer Kopf.

Über ihn heißt es, dass ernahbarer als Joe Bonamassaundmehr„Rock’n’Roll“ sei:Derehemalige Melissa Etheridge-Gitarrist Philip Sayce kann dieszum Bluestagefinale am Sonn-tag, 1. April unter Beweis stel-len. Als Sayce 18 Jahre alt war,nahm ihn Jeff Healey unter sei-ne Fittiche. Auf dessen Welt-tournee lernte er, auf großenBühnen zu spielen. Danachwurde er Gitarrist beim ehe-maligen Kid-Rock-DJ UncleKracker, bevor er mit seinerMentorin Melissa Etheridgevier Alben aufnahm und un-zählige Live-Auftritte absol-vierte. Sein kerniger Bluesrock,

ab und an in Funk und Hard-rock ausbrechend, hat einenleidenschaftlich-treibendenZug, dargeboten mit erstaun-licher Fingerfertigkeit und ei-nem nicht minderen Talent alsSänger.Karten sind für diese vier

Konzerte ab sofort in der Ge-schäftsstelle des HilpoltsteinerKurier, Siegertstraße 2 in Hil-poltstein. Über das System ti-cketdirekt-Funktion aufwww.kulturfabrik.de/www.bluestage.dekönnen Tickets auch selbst aus-gedruckt werden. Das gesamteProgramm der 21. Rother Blu-estage wird Ende Januar 2012veröffentlicht.

Dana Fuchs wird mit Will Wilde die 21. Rother Bluestage am 24.März kommenden Jahres eröffnen. Fotos: Kulturfabrik

Wundertüte als Headliner: Nina Hagen kommt nach Roth.