ÖFS-Tagung 2014: Familienunternehmen – Unternehmen Familie.

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DIE FAMILIE ALS „PFLEGESTATION“ BIRGIT JELLENZ-SIEGEL - CHRISTINE ESSEN

ÖFS-Tagung 2014: Familienunternehmen – Unternehmen Familie

FAMILIÄRE PFLEGE IN ÖSTERREICH

80% der Pflegeleistungen werden im familiären Kontext erbracht

79% der Pflegenden = weiblich

30% der Hauptpflegepersonen sind erwerbstätig

FAMILIÄRE PFLEGE IN ÖSTERREICH

1 Hauptpflegeperson40% PartnerIn27% Kind10% Geschwister4% Schwiegertöchter

deutliche Zunahme (27%) von: -männlichen Pflegepersonen (Partner, Söhne)

-Personen aus dem Freundeskreis

FAMILIÄRE PFLEGE IN ÖSTERREICH

Pflegende Kinder

(erwachsene) Kinder, mit Mutter/Vater im selben Haushalt, oder alleine lebend

„Sandwich-Generation“ erwachsene Kinder mit eigener Familienverpflichtung Doppelbelastung

PFLEGETÄTIGKEITEN

Hilfe im Haushaltsbereich Hilfe bei Körperpflege und alltäglichen

Verrichtungen emotionale Unterstützung Hilfe im ökonomischen-rechtlichen Bereich

Behördenwege, Förderungen, Sachwalterschaft?

PFLEGETÄTIGKEITEN

Kommunikation mit medizinisch-pflegerischen Fachleuten,…

Organisation von Pflegebehelf, … Notwendige Umbauten anleiten und

beaufsichtigen Umgang (Lernen) mit

Verhaltensveränderungen des zu Pflegenden, …

Anwesenheit: Tag & Nacht … 36-Stunden-Tag ….

…..

HERAUSFORDERUNGEN IN DER PFLEGE

Wie es beginnen kann…

schrittweise – plötzlich, unvorbereitet

Aspekt der „Freiwilligkeit“ Motivation ?

Sorge – Ausgleich – Tandemsituation – Abhängigkeit

… FÜR DIE ZU PFLEGENDE PERSON …

Persönliche Veränderungsprozesse verstehen und integrieren

Wer bin ich (noch) – wenn ich immer weniger kann?

Nähe – Distanz Dahinterstehende Bedürfnisse 1 Portion Hilfe ist gut – 2 sind viel zu viel!

… FÜR DIE PFLEGEPERSON …

Zeitliche Dimension Wer übernimmt was ?

Aufgaben werden abgegeben - und müssen übernommen werden, oder auch nicht ?

Rollenkonfusion, -konflikt (eigene, fremde) Erwartungen –

Idealvorstellungen Heute ist ein neuer Tag! - Pflege passiert „Hier

und Jetzt“

PFLEGEERFAHRUNGEN

Überforderung, Leistungsanspruch: Kontrolle seitens des Mannes: „Pflegst du meine Mutter wohl ordentlich ?“

Sich alleine gefühlt: „ich war ständig alleine mit ihr ….“

Gefühl, zu wenig getan zu haben: „ich war noch ganz bei meinem Mann, der ja schon mit 55a gestorben ist ….. da hab ich wenig Kraft für meine Mutter gehabt“

PFLEGEERFAHRUNGEN

Ambivalenz in der Pflege„Meine tägliche Hauptaufgabe fehlt. Auch wenn es über meine Grenzen ging – mein Mann fehlt mir sehr!“

sich Unterstützung holen„ich hab sie gerne gepflegt, aber alles habe ich nicht machen wollen“

… FÜR DIE BEZIEHUNG …

Beziehung wird a-symmetrisch Rollenveränderung /

Beziehungsveränderungo pflegende PartnerInneno pflegende Kinder – filiale Reife

Kompetenzerweiterung Selbstwert Zuneigung, Zugehörigkeit Reifeprozess

PFLEGEERFAHRUNGEN

Familienzusammenhalt spüren: „Wenn ich nicht da war, ist meine Schwiegertochter eingesprungen“

positive Veränderung der Pflegebeziehung erfahren:viel Nähe … gemeinsames Weinen…haben uns als Paar neu kennengelernt …habe das Vertrauen gespürt….Ich hab oft meinen Mann zusammengepackt und wir haben viele schöne Ausflüge gemacht….

PFLEGEERFAHRUNGEN

Erhöhung des Selbstwertes, gebraucht werden:„Für mich war´s ein Geschenk, für meine Mutter da zu sein und ihre Dankbarkeit in ihren Augen zu sehen….“ „Ich war doch ihr Tochter! – das [die Pflege] wollte ich unbedingt selbst machen!“

  Klärung von etwas Offenem, gutes

Abschiednehmen:Wir sind zusammengewachsen ! – es gab am Ende so schöne Momente, die kannte ich vorher noch nicht ….… etwas (Konflikt) konnte abgeschlossen werden … wir wurden zufrieden…… anerkennen des letzten Weges ….. es zu akzeptieren!

… INNERHALB DER FAMILIE …

Aufgabenübernahme - Rollenveränderung Gelassenheit/Vertrauen vs.

Angst/Schuldgefühl Allianzen - Koalitionen Informationszentrale? Entscheidung für familienexterne,

professionelle Unterstützung ? …

Die Wirklichkeit zerfällt zu Scherben, und die Scherben werden wieder zu

einem neuen Muster zusammengesetzt!

Pulkkinen Riikka, 2006 „Raja“