Post on 23-Jul-2016
description
Sachsenmitten in Berlin.
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Freistaat 5 SachsenStaatsministerium der Finanzen
Pulsierendes Leben:die Petrikirche von der Brüderstraße.aus gesehen um 1808.
Eine Straße mltI
HISTORISCHBSRUND TJM DIEenÜnnnSTRASSB
Briidersfraße11112i.{ ! !j {l ,,; q, iì {.i. ir tT{--. ,i i \ ¡5
leich hinter dem ehemaligen
: Staatsratsgebaude, mitten im Zentrum'l. von Berlin, befindet sich eine klelne
Gasse, deren Ursprunge auf die ältesten
Plàne der Stadt zuruckgehen. Sie heißt
Brúdergasse nach den Bewohnern eines
1 297 gegrúndeten Dominikanerklosters,
das fruher an ihrem Ende stand, Die Zei
ten sind über die kleine Gasse gegangen
wie Ebbe und Flut. Erst strukturierte sie
mit der Gertrauden und Großen (heute
Breiten) Straße die Doppelstadt Berlin/
Colln, die im Mittelalter hier nur entstan-
den war, weil die Spree eine gúnstige
Gelegenheit bot, den Fluss zu úberque
ren. Konnte man damals ahnen, dass Berlin
je solche Bedeutung erlangen würde? Später war
sie elegante Wohnstraße für die Hofbeamten, die
im Stadtschloss arl-,elfelen, das unmittelbar nordllch angrenzte. Am Anfang der Straße stand die
Petilkirche, eine romanische Feldsteinbasilika, die
nach 120A erbaut und mehrfach erneuert wurde.
Gleich um die Ecke befand sich die Sper/lngs-gasse, in der Wilhelm Raabe wohnte und seine
berúhmt gewordene Chronik der Sperlingsgasse
(1857) schileb. Mit der Erzählung wollte er zeigen,
dass auch mitten in der Großstadt ein Leben Ìn
gegenseitiger Verbundenheit moglich ist,
lm Zweiten Weltkrieg wurden 50 Prozent der
Bauten in Berlin zerstort. Groß waren auch die
Zerstorungen, die nach dem Krieg in Berlin ver-
fugt wurden. lhnen fiel das Sfadtschloss und die
Petilkirche zum Opfer, Die kleine Gasse, durch
die der Wind oft pfeift, weil sie slch jetzt am süd-
lichen Ende zu der breiten Magistrale hin öffnet,
die in die Leipziger Straße mündet, wirkt heute
wie ein Anachranismus,
Nur noch wenige Häuser erinnern an die alte Zeit,
ln das zweifelsohne schönste Gebäude ist die
Sáchsische Landesvertretung gezogen. Hoch ragt
der geschwungene Giebel, sein sanftes Ocker
eilnnert fast an den sächslschen Sandslein. Von
innen sieht man dle matt schimmernden Farben
der hübschen Glasverzierungen in den rekonstru
i e rte n Tre p p e n h au sf e n ste r n.
lm Direktorenzimmer hat man sich für eine Wand
bespannung in Lindgrün entschieden. Frisch hebt
sich der Ton von der vornehmen, hellbraunen
Wandtäfelung und dem Weiß der Decke
ab, Hier werden sich die Sachsen zu
Hause fühlen, entsprechen Weiß und
Grün doch ihren Landesfarben, Und der
Standort ist klug gewàhlt, befindet sich
das Haus ja im Zentrum der Macht,gleich hinter dem Gebäude, in dem zur
Zeit der Bundeskanzler seinen Sitz hat,
Se/bsi wenn das Kanzleramt in zwei
Jahren umzieht, bleibt die unmittelbare
Nàhe zu Bundesrat und Justizministerium.
Auch Staatsoper u nd Gendarmenmarkt
können nicht weglaufen. Dorthin geht man
etwa zehn Minuten zu Fuß, Richtet man seine
Schritte gen Nordosten und uberquert die Spree,
ist man in ähnlich kurzer Zeit im traditionsreichen
Nicolaiviertel u nd am Alexanderplatz.
Die Landesvertretung befindet sich nàmlich aufeiner lnsel, der sogenannten Museumsinsel, aufder sich Bode- und Pergamonmuseum, sawie die
Alte Nationalgaleie und das Alte Museum befin-
den. Sachsen im Schatten von Palitik und Kultur
- besser konnte die Lage nicht sein.
Dr. Christlne Gräfin von Brühl
1 0Filjfl1 1
Wo dasVe rantwortu n gsgefühlzuH ause ist
DIETRADITIONDBSGEBÄuo n s
Eine Erinnerung an glanzvolle Zeiten:die Kaminverzierwng neben dem Fahrstuhlim Foyer.
ur wenige steinerne Zeu-
gen der Bebauung Alt-
Cöllns vor dem Zweiten
Weltkrìeg sind erhalten. Die Häuser-
gruppe Brüderstraße 10-13 gehört dazu.
Das Gebäude Nummer 10, auch Happesches
oder Galgenhaus genannt, hat wie das Haus
Nummer 13, das sogenannte Nicolai-Haus, seine
Ursprünge im 17. Jahrhundert. Dagegen wurde das
mittlere Gebäude 11/12 in der heutigen Form ,,erst"
um 1905 errichtet.
Schon 1866 erwarb die Berlinische Feuer-
Versicherungs-Anstalt das Gebäude Brüderstraße 1 1
und nuizte es seit 1869 als Sitz ihrer Hauptverwal-
tung. Eine Erweiterung der Geschäftsbereiche erfor-
derte schließlich auch die Vergrößerung des
Gebäudes.
So wurde das Nachbargrundstück Brüderstraße I2angekauft und die Architekten Konrad Reimer &
Friedrich Körte mit einer Neubebauung auf beiden
Grundstücken beauftragt. Das viergeschossige
Gebäude, bestehend aus Vorderhaus, Seitenflügel
und Quergebäude, diente bis 1949 als Hauptsitz der
Bedinischen Feuer-Versicherungs-Anstalt. Durch die
Zentralisierung des Versicherungswesens im Jahr
1950 entstand die Vereinigte Großberliner Versiche-
rungsanstalt. Sie ging später in der Staatlichen
Versicherung der DDR auf, die bis 1990 ìn diesem
Gebäude zu Hause war.
Mit der Wiedervereinigung Deutschlands wurde die
Bundesrepublik Deutschland entsprechend dem
Einigungsvertrag Eigentümerin dieses Hauses.
Seiner verantwortungsvollen Tradition folgend,
brach für das Gebäude Brüderstra9e 11/12 am
18.12.1997 eine neue Epoche an. Zwischen der
Bundesrepublik Deutschland und dem Freistaat
Sachsen wurde ein Kaufvertrag über die Liegen-
schaft Brüderstraße 11/12 notariell beurkundet.
Für das 1 016 m'z große Grundstück, Flurstück
Nr. 116, Flur 418 19, zahlte der Freistaat Sachsen
einen Kaufpreis von 5 Millionen DM. Laut
Grundbucheintrag von Berlin-Mitte ist der
Freistaat Sachsen seit dem 3i .07. 1998
offizieller Eigentümer dieses Grund-
stücks. Als Landesvertretung des
Freistaates Sachsen. in Berlin ist
die BrüderstraBe 11/12 damit wieder eine
gute Adresse, wo sich Menschen aus Politik,
Kultur, Wirtschaft und anderen Bereichen
begegnen.
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Lichtdurchflutet und $eräumi$:der Konferenzsaøl im Pavillon.
Wenn Form undFun kt¡on
SCHLICHTEt ö SUNGENE RFÛ I-I-8ruANSPRUCHSVOLLBAUFGABEN
i?ì i.{,r (l (,; }. it x 1, r¡ [? r) El \ il 5
'. 1 , i ine Landesvertretung muss für ihr Heimat-
. land repräsentative Aufgaben erfüllen. Das. war auch eine der Anforderungen an das
historische, denkmalgeschützte Haus Brüderstraße
11/12, die vom Sächsischen Staatsministerium der
Finanzen gemeinsam mit der Sächsischen
Staatskanzlei bei der Umgestaltung gestellt
wurden,
Das Vorderhaus zur Brüderstraße ist
zweibündig im Gegensatz zu den sich
anschließenden beiden einbündigen
Gebäudeflügeln in L-Form, deren Räume
zum lnnenhof gerichtet sind. Der lnnenhof
selbst weist eine geschlossene Form auf, da
die vierte Seite durch die Brandwand des
Nachbargebäudes begrenzt wird. Neben Büro-
räumen für die Verwaltung waren auch Räume für
Beratungen und Konferenzen, Gästezimmer, eine
Hausmeister-Wohnung sowie Lagerräume zu schaf-
fen. Weiterhin musste eine Tiefgarage im Keller ent-
stehen. Entsprechend den denkmalpflegerischen
Anforderungen wurden Fassade, Eingangsbereich
sowie ausgewählte Räume und das Haupttreppen-
haus wieder weitgehend originalgetreu hergerichtet.
Die Landesvertretung des Freistaates Sachsen in
Berlin soll allen offen stehen. Deshalb war die behin-
dertengerechte Ausstattung unter Berücksichtigung
denkmalpflegerischer Belange selbstverständlich.
lm Außenbereich der Brüderstraße wurde eine
Rampe und im Gebäudeinneren des Vorderhauses
ein Behinderten-Schrägau \zug zur Überwindung des
halben Geschosses bis zur Aufzugsanlage einge-
baut. lm Hintergebäude konnte eb¡enfalls eine
moderne Aufzugsanlage integriert werden, um vor-
handene Höhenunterschiede innerhalb der Gebäu-
deteile auszugleichen.
Die Anforderungen für Ausstellungs- und Konfe-
renzräume im Erdgeschoss ließen sich nur durch
eine teilweise Überbauung des lnnenhofes mit einem
Saalgebäude realisieren. Der hier errichtete Pavillon
mit begrüntem Dach lockert die Atmosphäre in dem
sehr beengten lnnenhof auf. Mit dem Anbau des
Saalgebäudes entstand im Erdgeschoss ein viel-
seitig nutzbarer Raum, der mittels einer modernen
Beschallungs- und Konferenzanlage beste akusti-
sche Voraussetzungen bietet.
Ein weiteres Schmuckstück des Hauses Brüder-
straße 11l1 2 befindet sich im Kellergewölbe. Die hier
vorhandenen Räumlichkeiten wurden mit
Unterstützung der Radeberger Exportbier-
brauerei zum ,,Sachsenkeller" als gast-
licher Treffpunkt in stimmungsvollem
Ambiente ausgebaut.
lm ersten bis dritten Obergeschoss lie-
gen die Büroräume. lhre Ausstattung ist
funktional und technisch modern. Wie es
üblich ist, erhielten die Wände hier einen
Dispersionsanstrich, und auf dem Fußboden wurde
strapazierfähiger Textilbelag verlegl.
Dem gastfreundlichen Charakter des Hauses ent-
sprechend wurden sechs Gästezimmer im ersten
Dachgeschoss ausgebaut. Die Gästezimmer dienen
mit ihrer zweckmäßigen Einrichtung der kurzfristigen
Unterbringung von Gästen und Bediensteten der
Landesvertretung.
Der reibungslose Kontakt zur Außenwelt wird über
leistungsfähige daten- und fernmeldetechnische
Kommunikationsanlagen garantiert. Sie entsprechen
dem neuesten Stand der Technik und können jeder-
zeil der Entwicklung folgend angepasst oder
erweitert werden.
Für optimale Arbeitsbedingungen sind die Ausstel-
lungs- und Konferenzräume, der,,Sachsenkeller"
sowie ausgewählte Büroräume teilklimatisiert. Die
dafür notwendige Technik und die Klimaanlage wur-
den im sonst nicht nutzbaren zweiten Dachgeschoss
untergebracht. Für angenehme Temperaturen in der
kalten Jahreszeit sorgt im ganzen Gebäude umwelt-
freundliche Fernwärme.
Auf Grund der engen Verhältnisse musste die
Tiefgarage über einen speziellen Aufzug im
Hinterhaus erschlossen werden. Die Zufahrt erfolgt
über die vorhandene Durchfahrt. Und auch die vom
Landeskriminalamt vorgegebenen Sicherheitsan-
forderungen fanden in der Brüderstraße Beachtung.
14;i;rir15
Briidersf râße11112
Gediegene Atmosphäre:das Treppenhaus lebtvom Kontrast zwischenHolz und Glas.
Alt und neu unterT
UMBAU UNDSANIBRUNG ALSDBNKMAL.PFLBGERISCHBAUFGAB E
Ein Beispielmoderner Architektur:die freischwebende Treppeführt zum Dachgeschoss.
- -
as Gebäude Brüderstraße 11l1 2 ist als
Einzeldenkmal in der Denkmalliste Berlin,
Bezirk Mitte, eingetragen. Die siebenach-
sige, mit Werkstein verkleidete Straßenfassade weist
ein barockisierendes Dekor mit Anklängen an den
Jugendstil auf. lhre besondere Qualität liegt in ihrer
städtebaulichen Einbindung. Die Fassade nimmt auf
die niedrigeren Nachbargebäude Bezug und passt
sich harmonisch in den Straßenzug ein, bei gleich-
zeitiger Eigenständigkeit lhrer gestalterischen
Elemente.
Den Zweiten Weltkrieg überstand das Gebäude mit
verhältnismäßig geringen Schäden. Narben aus den
Straßenkämpfen der letzten Kriegstage zeigten sich
lediglich an der Fassade, und das Dach des
Quergebäudes war beschädigt.
Ansonsten befand sich das Haus in
einem funktionstüchtigen Zustand
und wurde als Versicherungsver-
waltung genutzt. Auch die städte-
baulichen Umgestaltungsplanungen
der 50-er und 60-er Jahre ließen das
Gebäude unangetastet. Dies ist sicherlich auch auf
die Bedeutung seiner beiden Nachbarn, dem
Happeschen oder Galgenhaus und dem Nicolai-
Haus, zurückzuführen, Baumaßnahmen zur lnstand-
setzung und Anpassung an Nutzeranforderungen
sind im Wesentlichen erst aus den 70-er Jahren
belegt.
Da es sich hìerbei meist um Einzelmaßnahmen ohne
grundlegende Erneuerungen handelte, hat sich in
großem Umfang die ursprüngliche Substanz und
damit die Gestaltung der Architekten Reimer & Körte
auch in den lnnenräumen erhalten.
Seitenflügel und Quergebäude beherbergten
ursprünglich vor allem Büroräume. Dank einer
Unterteilung mit leichten Trennwänden wurde eine
flexible Anpassung an die Nutzung möglich.
Das Vorderhaus dagegen weist festere Strukturen
durch massive Wände auf. Die hier angeordneten
Räume waren für den Publikumsverkehr und die
Direktion der Versicherung mit einer aufwendigeren
Ausstattung versehen.
Ein denkmalpflegerisches Gutachten vom
Herbst 1994 belegte für die Haupt-
räume im Vorderhaus immer noch die
ursprüngliche Ausgestaltung fast durch-
gängig. Ausstattungsteile wie Paneele,
Stuck- und Türelemente waren hier in
großem Umfang erhalten geblieben, so
dass eine Wiederherstellung ohne wesentliche
Ergänzungen möglich war.
Das Eingangsvestibül und das Haupttreppenhaus,
die beiden Vorräume mit Kreuzgewölben im ersten
und zweiten Obergeschoss sowie das Direktoren-
zimmer im zweiten Obergeschoss bildeten denkmal-
pflegerische Schwerpunkte im Gebäudeinneren.
Frühere Veränderungen in diesen Räumen be-
schränkten sich weitgehend auf eingestellte leichte
Wände in den Vorräumen und farbliche Neugestal-
tungen. Das denkmalpflegerische Konzept sah daher
vorrangig die Erhaltung der ursprünglichen Substanz
vor. Die einstige Raumstruktur sollte durch die
Entfernung der späteren Raumunterteilungen und
die ursprüngliche farbliche Gestaltung wiedergewon-
nen werden. Die einzelnen Maßnahmen wurden in
enger Abstimmung mit der Denkmalpflege geplant
und qusgeführt.
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1l
VOMVESTIBÜLINSHAUPT-TRBPPEN.HAUS
Eleganz im alten Stil:Bleiglasfenster undanspruchsvoll restaurierteHolzdetailsschaffen Flair.
, as Portal und die unteren Eingangs-
i , bereiche waren fast vollständig erhalten.
ten die farbliche Ausgestaltung.
Das denkmalpflegerische Konzept sah die
Wiederherstellung der ursprünglichen Gestaltung
vor. Dazu musste die feingliedrige Stuckierung an der
Vestibüldecke freigelegt werden. Altlasten wie
Klarlack-Überzüge von Holzbauelementen galt es
hier zu entfernen. Parallel mussten die Natursteinteile
im Vestibül kleinteilig ausgebessert werden.
Größeren Restaurierungsbedarf hatten sowohl die
Holztreppe, das Parkett und die Stuckierungen. Die
originalgetreue Farbgebung wurde als Neufassung
aufgebracht und macht so die architektonische
Ursprungsgestaltung von Reimer & Körte wleder
erlebbar: das Vestibul als repräsentativer Raum mit
Wandpaneel, Plattenbelag und Nalursteinstufen
sowie Tonnengewölbe mit Stuckie-
rungen, die farbliche Abfassungen
und Bronzierungen aufweisen. Hinzu
kommen die Wandflächen, die durch
Fugenschnitt und farbliche Fassung
in Naturstein imitiert sind. Das Haupt-
treppenhaus führt schließlich die Ge-
staltungselemente des Vestibüls in
etwas reduzierter Form fort und leitet
zugleich mit seiner Eichenholztreppe und der
Wandgestaltung als Natursteinimitation in die Ge-
staltung der Räume in den Obergeschossen über.
Die vorhandene Substanz sollte bei der Restau-
rierung unbedingt erhalten bleiben. Notwendige
Eingrìffe, zum Beispiel für Elektroleitungen, wurden
deshalb äußerst behutsam durchgeführt und Er-
neuerungen auf das unbedingt Erforderliche
beschränkt.
Um das Gebäude für die neuen Nutzungsanforde-
rungen auszustatten, waren Eingriffe jedoch unver-
meidbar: Die Aufzugsanlage musste erneuert und
erweitert werden. Der neue Vorraum erschließt sich
jetzt durch eine vergrößerte Öff nung. Das
Treppenhaus wurde bis ins Dachgeschoss fortge-
führt, wobei der ursprüngliche Treppenkopf durch
Erhaltung des Kehlgesimses erkennbar
blieb. Der Zugang zum Kellergeschoss
konnte dagegen ohne erkennbare
Eingriffe den Anforderungen ange-
passt werden.
Auch die sicherheits- und bauauf-
sichtlichen Anforderungen an die neue
Nutzung wurden einbezogen. Dies
gelang durch behutsame detaillierte
Eingriffe ohne grundsätzliche Beeinträchtigung der
Gesamtgestaltung.
Die Rekonstruktion der Bleiverglasung in den
Treppenhausfenstern rundete die Wiederherstellung
der ursprünglichen Optik im Gebäudeinneren ab.
Glücklicherweise ließ sich die Gliederung der
Verglasung aus historischen Abbildungen nachemp-
finden. Bezogen auf die Farbigkeit war dies leider
nicht möglich, weshalb eine zurückhaltende Neu-
gestaltung als Lösung dienen musste.
18Ëffi1e
i
DIEVORRÄUMEIM ERSTBNUNDZWB,ITENOBBRGESCHOSS
ie Vorräume des Gebäudes BrÜderstraße
, ' :11/1 2 stellen wesentliche Strukturele-
Grundrisses im Vorderhaus dar. Diese Räume sollten
unbedingt in ihrer fruheren Ausbildung und Gestaì-
tung wieder hergestellt werden. Das bedeutete, die
inzwischen vorgenommenen Unterteilungen auszu-
bauen und die einstigen Ausstattungsteile, wie
Holzpaneele, Turen sowie Kreuzgewölbe mit Stuck-
ornamenten zu restaurieren. Wie beim Vestibül und
beim Haupttreppenhaus galt es auch hier, die
Substanz zu erhalten.
Die Wiederherstellung der Vorräume ließ den Grund-
riss in diesen Geschossen mit Publikumsbereich und
Übergang zu den einzelnen Büroräumen wieder
erkennen. Durch die Raumunterteilungen waren dìe
Holzpaneele partiell mit einem deckenden Anstrich
versehen und Teile davon ausgebaut worden.
Mittels Proben wurden die geeigneten Methoden zur
Freilegung der Holzflächen und zur Wiederherstel-
lung der ursprünglichen Oberflächenoptik erarbeìtet.
Die Gestaltung des Haupttreppenhauses wird in den
Vorräumen mittels Holzeinbauten und Stuck-Gewöl-
bedecken fortgeführt. Dabei bleibt die Holzstruktur
sichtbar, weil lasierende Farbe verwendet worden
ist. Auch die Decken gewannen ihre Authentizität
zurück, lndem sie wieder eine Natursteinimitatìon
und bronziert abgefasste Stuckornamente bekamen.
Grundsätzlich genauso gestaltet, beeindruckt der
Vorraum im zweiten Obergeschoss mit einer auf-
wendigeren Detaillierung. Er wird als Stichflur bis
zu m ehemali g en Di rektoren zimmer fortgesetzt'
DASBHEMALIGBZI}|IMBRDESDIRBKTORS
in Raum setzt besonde-
re Akzente. Das einstige
Direktorenzimmer ìm
zweiten Obergeschoss verfügt über die reichste
Ausstattung im gesamten Gebäude, die zudem fast
unveränderl erhalten war. Das Holzpaneel aus Eiche ist
hier aufwendìger gestaltet als in den brereits beschrie-
benen Vorräumen. Neben den Türen mit Supraporten
sind eine Standuhr und ein Schrank in das Paneel inte-
grierl, Gleichzeitig gliedern profilierte Holzleisten die
oberen Wandbereiche. Die Wandflächen selbst waren
früher tapeziert gewesen, wie Reste einer ornamental
strukturierten Velourstapete belegen.
Die ebene Decke wird durch Strukturierungen geglie-
ded, wobei hier leider die ursprungliche Farbgebung
nicht mehr eindeutìg recherchiert werden konnte.
Wie die fast originalgetreu erhaltene Farbgestaltung
der Holzeinbauten und die belegte Tapezierung der
Oberwandfelder zeigten, war der Raum in seiner
farblichen Wirkung entsprechend dem damaligen
Zeitgeschmack eher dunkel gehalten. Jetzt musste
zwischen der denkmalpflegerischen Anforderung nach
Wiederherstellung der ursprünglichen Gestaltung und
der heutigen Vorstellung von hellen Arbeitsräumen ein
Kompromiss gefunden werden.
Die eigentlichen Restaurierungs-
maßnahmen wurden substanz-
schonend und mit viel Feingefühl
ausgeführt. Nach etlichen Proben
zu der technisch möglichen und
gestalterisch vertretbaren farb-
lichen Behandlung der Eichen-
Oberflächen wurden diese leicht
heller als vorgefunden behandell.
Die Holzeinbauten zeigen sich ver-
mutlich so in ihrer Erscheinung wie
zur Erbauungszeit, wenn man ein
Nachdunkeln unterstellt. Statt der ornamentalen
Velourstapete wählte man in Abslimmung mit der
Denkmalpflege eine Stoffbespannung aus, deren
Struktur und Farbigkeit dem Charakter der ursprüng-
lichen Gestaltung entspricht, jedoch nicht historisiert.
Die Decke erhielt wegen des fehlenden Befundes über
die ursprüngliche Farbigkeit einen durchgehenden
Anstrich. Dieser orientiert sich an den Farbtönen der
übrigen Bereiche.
Die zusátzlichen Anforderungen an die Nutzung als
Zimmer des Ministerpräsidenten beìnhalteten vor
allem den Schallschutz und die Erfüllung von
Sicherheitsauflagen.
20 2r
Angenehmer Aufenthalt:der Frühstùcksraum imDachgeschoss steht den Gästendes Hauses offen.
Hier führtEINS ZLJ M andern.
DIB HAUSTECHNIKIST DBR GUTB GEIST DBSHAUSBS
'Wo man sich trifft:der ,,Sachsenkeller" lädt ein zumgemütlichen Beisammensein.
ie elektrotechnischen Anlagen im Haus der
Landesvertretung Sachsen entsprechen
dem neuesten Stand der Technik. Die Ge-
bäudeverteilung für die Büroflächen sowie die Nieder-
spannungshauptverteilung fur die Haustechnik sind im
Kellergeschoss im Hausanschlussraum angeordnet.
Unterverleiler befinden sich in den Etagen. Blitzschutz
und Überspannungsableitung wurden ebenfalls be-
rücksichtigt. Die Haupttrassen sowie Verteilungen im
Bereich von Fluchtwegen sind unter Berücksichtigung
des Brandschutzes abgeschottet. Die Büro- und Flur-
beleuchtung wurde unter Beachtung der Arbeitsstät-
tenrichtlinien ausgefüh11, während die Schmuckbe-
leuchtung in den repräsentativen Räumen und im
Veranstaltungsbereich entsprechend der Bemusterung
konzipied wurde. Das Gebäude erhielt eine normge-
rechte Sicherheitsbeleuchtung. Die Verkabelung
wurde auf der Grundlage der technischen
Baubestimmungen mit Funktionserhalt aus-
geführt.
raumlufttechnischen Anlagen erfolgt über einen
direkten Anschluss.
lm Haus sorgt ein Trennsystem für die Regen- und
Schmutzwasserentsorgung, das im Außenbereich an
den vorhandenen Mischwasserkanal angeschlossen
ist. Dachrinnen und Fallleitungen wurden aus Kupfer
bzw. Titanzink ausgeführt. Die Schmutzwasserlei-
tungen bestehen aus schallgedämmtem Rohr. Die
Frischwasserversorgung erfolgt uber Trinkwasser-
leitungen aus Kupferrohr. Eine zentrale Warmwasser-
versorgung ist vorhanden. Die Bäder und Toiletten
wurden entsprechend der Bemusterung und zusätzlich
mit elektrischen Händetrocknern ausgestattet. Die
innenliegenden Küchen, Bäder und Toiletten werden
über Einzelraumlufter über das Dach entlüftet.
lm ,,Sachsenkeller" sorgt eine Be- und Ent-
lüftungsanlage für hygienisch einwandfreie
Luftzustände. Zweistufige Kombigeräte be-
reiten die Luft auf. Als Heizmedium für die
Lufttechnik steht Fernheizwasser im direkten
Anschluss zur Verfügung.
Als Kühlmedium dient Kaltwasser über Kälte-
maschinen, die auch die Cateringküche mit Kälte
versorgen, Die mechanische Entrauchung des
,,Sachsenkellers" erfolgt über einen - den erhöhten
Brandschutzanforderungen entsprechenden - Forlluft-
kanal über Dach mit Brandgasventilatoren, die im
Außenbereich angeordnet sind, Die Veranstaltungs-
räume im Erdgeschoss haben eine gemeinsame
Be- und Entlüftung sowie Kühlung erhalten. Die
Aufbereitung der Luft erfolgt ebenfalls mit Wärme-
rückgewinnung.
Das Kanalnetz des Pavillons wird zur mechanischen
Entrauchung genutzt. Sämtliche Bäume im Erd-
geschoss können individuell geregelt werden. Die
EDV-Räume im Keller sowie das Büro des lVinister-
präsidenten und dessen Appartement werden mit
Umluft kühlgeräten teilklimatisiert.
Die Landesvertretung ist mit moderner
Telekommunikations- und Datentechnik aus- ;
gerüstet. In den Büros slehen Telekommu-
nikationskomfortendgeräte und Faxanlagen
ISDN-gerecht gemäß Raumbuch zur Nutzung bereit.
Die EDV-Anlage wurde komplett mittels leistungsstar-
ker LichLwellenleiter für hohe Übertragungsgeschwin-
digkeiten verkabelt. Gemäß der Anforderung des
Nutzers und der Bauaufsicht verfugt das gesamte Ge-
bäude über eine Brandmeldeanlage und einen zusàIz-
lichen Hausalarm. Hinzu kommen eine Einbruchs- und
Überfallmeldeanlaqe. Hausmeister und Pförtner verJü-
gen weiterhin über eine zusätzliche Video-Gegen-
sprechanlage.
Die Wärmeversorgung er.folgt durch Anschluss an das
örtliche Fernwärmenetz. lm Kellergeschoss des Vor-
derhauses befindet sich die Übergabestation und die
Hauszentrale mit indirekter Einspeisung, Als Heiz-
flächen kommen überwiegend Kompaktplatten-
heizkörper mit glatter Vorderfront zum Einsatz.
ln den Fluren wurden Röhrenradiatoren aufgestellt und
eine Bodenkanalheizung versorgt den Pavillon mit
Wärme. Die Bereitstellung des Heizmediums für die
c
22 23
Rückb ti ckBAUCHRONIK
Dr. Karl-Heinz Carl, Staatssekretärdes Sächsischen Staalsministeriumsder Finanzen, Axel Guttmann,Geschäftsführender Gesellschafter der
Trigon Unternehmensgruppe (v,1.)
beim Richtfest am 15. Februar 1999,
4. November 1997
Verkaufsangebot der Trigon Unternehmensgruppe an den
Freistaat Sachsen
18, Dezember 1997
Planungsreìfung und Vorlage des Projektablaufentwurfes
16. Januar 1998
Abschluss des Generalübernehmervertrages mit der
Trigon
18. Februar 1998
Nachweis der Deckentraglast durch experimentelle
Tragsicherheitsbewertung durch Prof. Dr. lng. Klaus
Steffens, Hochschule Bremen
MärzlApril 1998
Suchbohrungen und Deckenöffnun gen zur
Bestimmung der Lage und Größe von Stahlträgern
in den vorhandenen Geschossdecken, Reifung der
Planung
28. Juli 1998
Erteilung der Baugenehmigung für die Hochdruck-
injektion für die Unterfahrungen der Nachbargiebel-
wände
August 1998
Fertigstellung der Hochdruckinjektionsarbeiten im
gesamten lnnenhof, Sicherung der denkmalpflege-
rischen Bauteile
19. August 1998
Erteilung der Baugenehmigung durch das Bezìrksamt
Mitte von Berlin
1. Oktober 1998
Fertigstellung der Tiefgaragensohle, Einrüstung des
gesamten Gebäudes
1. November 1998
Herstellung der Deckendurchbruche in den Etagen,
Dachstuhl im Seitenflügel neu gerichtet
20. November 1998
Bemusterung der Wand-, Decken- und Bodenbeläge sowie
Ausstattungsgegenstände durch den Nutzer, vertreten durch die
Landesvertretung
1. Dezember 1998
Etagendecken neu eingebracht
6. Januar 1999
Fertigstellung Rohbau, kompletle Aufbringung des
Wärmedämmverbundsystems auf den freien Giebeln
1. Februar 1999
Montage leichter Trennwände in den Etagen
5. Februar 1999
Rohbauabrnahme durch das Bauaufsichtsamt Mitte
15. Februar 1999 Richtfest
1. März 1999
Beginn der Montage der abgehängten Decken
11. März 1999
Bemusterung der Ausstattung und des Mobiliars für
den ,,Sachsenkeller"
1. April 1999
Komplette Fertigstellung der Dachdecken
1. Mai 1999
Beginn der Sanierung der Klinker- und
Natursteinfassade
1. Juni 1999
Fertigstellung der Fliesenarbeiten im lnnenbereich
1. Juli 1999
Fertigstellung der Stahlkonstruktion im lnnenhof
1. August 1999
Fertigstellung der lnnenausbauarbeiten an Decken
und Wänden
1. September 1999
Fertigstellung des Pavillons im lnnenhof
1. Oktober 1999
Fertigstellung der restauratorischen Bereiche und Außenanlagen
25,126. Oktober 1999 Übergabe des Obiektes an den Bauherrn
24, 125
lmpressum
Herausgeber:Sächsisches Staatsministerium der Finanzen
Referat Presse- und Ötfentlichkeitsarbeit
Carolaplatz 1
01 09/ Dresden
Telefon: (03 51) 5 64 40 60
Telefax: (03 51) 5 64 4029E-Mail: pressestelle@smf.sachsen.de
lnternet: http://www,smf .sachsen.de
Autoren:Alexandra Restaurierungen Büro für Bauforschung, Reslaurierung
und Architektur GbR, Berlin - Gutachten vom Oktober 1994 über
die restauratorische und bauhìstorische Untersuchung des ehe-
maligen Versicherungsgebäudes Brüderstraße 1 1 /1 2i
TRIGON Wohn- und Gewerbebauten GmbH, Berlin;
Sächsisches Staatsminislerium der Finanzen
Fotonachweis:Jürgen Jeìbmann, Dresdeni
Angelo l\¡onteleone, Berlin
(S. 14, Hintergrundfoto, S, 24, S. 25 oben, S. 26);
Sladtmuseum Berlin, Berlin
(S. 10, Hintergrundfoto, Memhard, Johan Gregor, Grundriß
der Beyden Churfuerstlichen Residentz Stätte Berlin und Cólln
an der Spree., vor 1653, aus: Zeiller, Topographia, 1652);
Kupferstichkabinett - Sammlung der Zeichnungen und
Druckgraphik, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer
Kulturbes¡tz (Titelhintergrund, Fritz, Haus in der Brüderstraße,
S. 10 oben, Franz Catel, Petrikirche)
Redaktionsschluss:Februar 2000
Schlussredakt¡on:Sächsisches Staatsministerium der Finanzen
Referat für Presse- und Ötfenllichkeitsarbeit
Carolaplatz 1
01 097 Dresden
Gestaltung:Hachmeister & Kuschel advertising
Druck:Sächsisches Druck- und Verlagshaus AG
Tharandter SIraBe 23-2701 1 59 Dresden
Auflage:2. Auflage, März2OO4
7.250 Stück
Bezugsbedingungen:Diese Broschüre kann kostenlos bezogen werden:
Zenlrale( Broschürenversand der Sächsischen Staatsregierung
Hammerweg 30, 01127 Dresden
Telefon: (03 51) 2 10 3671/72Telefax: (03 51) 2 10 36 81
E Mail: Publìkatìonen@sachsen.de
Bürgerbeauftragter:Tobias Michael
Telefon: (03 51) 5 64 40 65
E-Mail : info@smf .sachsen.de
Verteilerhinwe¡sDiese lnformationsschrift wird von der Sächsischen
Staatsregìerung im Rahmen ìhrer verfassungsmäßigen
Verpflichtung zur lnformation der Öffentlichkeit herausgegeben
Sie darf weder von Parteien noch von deren Kandidaten oder
Helfern im Zeilraum von sechs lvlonaten vor einer Wahl zum
Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden, Dies gilt für alìe
Wahlen.
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