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SSI-BulletinDas Mitteilungsorgan der Schweizerischen Vereinigung unabhängiger Sicherheitsingenieure und -berater

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Von Jürg Liechti

V iele Beispiele von Katastrophen undBeinahe-Katastrophen der jüngstenWirtschaftsgeschichte belegen,

dass unternehmerische Risiken selteneiner systematischen Analyse unterworfenwerden und dass ein Instrumentarium fürRisikomanagement in der Führungsetagefehlt oder mindestens von den betroffenenManagern nicht angewendet wird. Mandenke dabei nur an Swissair, SulzerMedica, ABB Dampfturbinen und vielesandere mehr.Dabei bietet das neue Schweizer Aktienrechtmit seinen verstärkten Möglichkeiten, Ver-waltungsräte und GL-Mitglieder für Fehl-entwicklungen zur Verantwortung zu ziehen,durchaus Anlass, Unternehmensführungs-entscheide besser abzustützen. In Deutsch-land, wo die Gesetzgebung mit dem «Gesetzzur Kontrolle und Transparenz im Unter-nehmensbereich» (KonTraG) noch einenSchritt weiter geht und explizit «Über-wachungssysteme zur Früherkennung vonbestandesgefährdenden Entwicklungen»verlangt, sind Risikoanalysen im Unter-nehmensführungsbereich jedenfalls daran,sich einen festen Platz in den Abläufen vonVorständen und Aufsichtsräten zu erobern.Entscheidend für die Anwendung vonRisikoanalysen in der Unternehmensfüh-rung sind zwei Faktoren:– die Methodik muss einfach und pragma-tisch sein und einleuchtende Darstellungender Risiken ermöglichen,– der Verfahrensablauf, nach welchemUnternehmensrisiken analysiert werden,muss standardisiert sein und automatischablaufen.

Lesen Sie weiter auf Seite 2

Riskmanagement für Unternehmensführungen

Instrumente wären vorhandenSicherheits- beziehungsweise Riskmanagement als Instrument zum Erkennen undBeherrschen von Gefahren ist etabliert und hat eine breit abgestützte Tradition intechnischen Bereichen wie Störfallschutz, Arbeitssicherheit oder im Versicherungswesen.Wie steht es aber mit den Risiken, mit welchen Unternehmensstrategien, Investitions- oderlangfristige Entwicklungsentscheide behaftet sind?

Die zweite Forderung lässt sich am bestendadurch realisieren, dass Riskmanagementals Prozess im Führungssystem desUnternehmens verankert wird, und zwar so,dass es sich auf beliebige andere Prozesseoder Abläufe anwenden lässt (vergleicheFigur 1).

Figur 1: Anwendung des Riskmanagement-Prozesses auf einen anderen Prozess(zB. den Strategieentwicklungsprozess)

Entsprechend der ersten Forderung müssendie Instrumente zum Erkennen, Bewertenund Darstellen der Risiken einfach undeinleuchtend sein und risikobewältigendeMassnahmen müssen in die «normale» ope-rative und die Projektplanung einfliessen.Wir haben beim Riskmanagement für Un-

Figur 2: Unternehmensgefahren-Checkliste nach Balanced Scorecard

Figur 1: Anwendung des Riskmanagement-Prozesses auf einen anderen Prozess(zB. den Strategieentwicklungsprozess)

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Fortsetzung von Seite 1

lisieren und den Entscheid über die Akzep-tanz oder über Minderungsmassnahmen zubestimmten Risiken zu fällen. Eine Grob-auswertung des Riskportfolios ermöglichtsodann Kosten-Nutzenüberlegungen fürRisiko-Massnahmenpakete. Figur 3 illust-riert einen solchen Vergleich mit einemRiskportfolio aus 16 Risiken.Eine systematische Bearbeitung der Firmen-strategie und des jährlich überrollendenMittelfristplans/Businessplans mit dieserMethodik liefert ein pragmatisches, aberdennoch treffsicheres System zum verant-wortungsvollen Umgang mit Unternehmens-risiken.Verfeinerungen des Vorgehens und derAussagen sind dabei jederzeit möglich. Sokann beispielsweise die Klasseneinteilungverfeinert werden, oder zur Risiko-Aggre-gation kann eine Monte-Carlo-Simulationherangezogen werden. Gerade letztereliefert eindrückliche Resultate, wenn es zumBeispiel darum geht, den risikogerechtenEigenkapitalbedarf eines Unternehmensabzuschätzen, oder eine Unternehmens-wertberechnung durchzuführen, bei welcherder Kapitalisierungszins ja von denrisikobedingten Gewinnschwankungen desUnternehmens abhängt. Vergleiche auchFigur 4.

ternehmensstrategien gute Erfahrungendamit gemacht, für die Risikoerkennungsystematische Checklisten zu benutzen undfür die Bewertung und Darstellung derRisiken halbquantitative W/A-Diagramme,sogenannte Risk-Portfolios. Dabei ist esentscheidend, dass sich die Unternehmens-führung auf die 10 bis maximal 20 wichtigs-ten bestandesgefährdenden Risiken kon-zentriert. Bei der Systematik der Risiko-erkennung orientiert man sich mit Vorteil ander firmeneigenen Balanced Scorecard. Eineentsprechende Gefahren-Checkliste sieht

Figur 2a: Unternehmensgefahren-Checkliste: Detaillierung im Segment Kundenund Produkte

Figur 3: Riskportfolio im Vergleich vorund nach Massnahmen. Die Skalen laufenvon 100 kFr (unbedeutend) bis 10 MFr(katastrophal) beziehungsweise von1/Jahr (häufig) bis 1/100 Jahre(unwahrscheinlich) und entsprechendamit einer KMU-Situation. Es entstehen 9Risikoklassen mit Risikokosten zwischen1000 Fr/J und 10 MFr/J. Die Akzeptanz-schwelle steht bei 30 kFr/J.

daher typischerweise wie in Figur 2 aus, wo-bei man sie vom Groben ins Feine fortsetzt:Erkannte Risiken werden in einem W/A-Diagramm bewertet, wobei die Wahr-scheinlichkeits- und Ausmass-Klassen sogewählt werden, dass sie – den Dimensionen des Unternehmens ent-sprechen,– grob genug sind, sodass sich Szenariendurch Schätzung ohne grossen Aufwandrichtig zuordnen lassen.Das entstehende Riskportfolio ist ein an-schauliches Mittel, um Risiken zu visua-

E d i t o r i a l«Nos tunnels sont solides, surtout

ne paniquez pas » Voilà ce que lapresse proclame après l’éboulementd’Iseltwald. Et pourtant 375 tonnes deroches sont tombées à haute vitessesur la voûte du tunnel de Chuebalm etl’ont perforée comme un obus. C’estune chance miraculeuse qu’aucunvéhicule ne se soit trouvé ensevelisous les éboulis. On doit constaterque l’évaluation des risques encouruspar l’ouvrage est prise en défaut!

La sécurité absolue n’a jamaisexisté. Mais en l’occurrence, est-ceque vraiment tout a bien été prévupour qu’un tel accident ne puisse passe produire? On imagine bien que lesingénieurs ont dimensionné la voûtedu tunnel et son remblai confor-mément aux données livrées par lesgéologues et que ceux-ci ont mesuréles risques en fonction des résultatsdes inspect ions minut ieuses etcomplètes de la falaise rocheuse.L’instabilité des flancs du Faulhorn

étai t connue.M a l h e u r e u s e -ment la naturene se conformepas aux sché-mas, même pru-dents. De plus,l ’occurrence d’une menace dansl’analyse des risques doit forcémentse l imiter aux scénarios poten-tiellement vraisemblables. En matièrede sécurité, prendre des mesurescontre des événements largementimprévisibles conduirait à devoirrenoncer à construire.

Gageons pourtant que cette expé-rience malheureuse conduira à êtreencore plus perspicace en matièred’analyse des risques et de mettre enœuvre les mesures de protectionévitant qu’un tel événement ne sereproduise, événement dont lesconséquences auraient pu être biendifférentes.

Ralph Néri

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Fazit: Die Instrumente wären vorhanden. Esist nur zu hoffen, dass sie künftig vermehrtangewendet werden – im Interesse einernachhaltigeren Wirtschaft mit wenigerunnötigen Managementfehlern.

S S I -Mitgliedsfirmenstellen sich vor:

Sicherheits-institutDas Schweizerische Institut zur Förderungder Sicherheit ist ein Dienstleistungs-unternehmen für Risk Management undbetriebliche Sicherheit. Es versteht sichals Partner der Wirtschaft, der Versiche-rer und der Behörden im Dienste derSchadenprävention.

Zielorientierte SicherheitskonzepteZiel ist die Förderung der Sicherheit inIndustrie-, Gewerbe- und Dienstleistungs-betrieben aller Branchen:• Brandschutz• Explosionsschutz• Prozess-Sicherheit• Arbeitssicherheit• Umweltschutz• Intrusionsschutz

Das Sicherheitsinstitut arbeitet neutral undsachbezogen. Die zielorientiertenSicherheitskonzepte unserer Spezialistensind kosten-nutzen-optimiert und entspre-chen dem Stand der Technik. Sie tragensowohl den gesetzlichen Vorschriften alsauch den betrieblichen und wirtschaft-lichen Gegebenheiten des jeweiligenUnternehmens Rechnung.

Das Institut arbeitet national und inter-national intensiv mit verschiedenen For-schungsstätten und Fachverbändenzusammen und pflegt einen regenErfahrungsaustausch.

Einzelauftrag oderDienstleistungsvertragFür spezielle Fragen betrauen Firmen dasInstitut in Form eines Einzelauftrages mitder Erarbeitung sicherheitstechnisch undwirtschaftlich optimaler Lösungen.

Unternehmen, die eine regelmässigeBetreuung wünschen, können sich demSicherheitsinstitut als sogenannterInstitutsbetrieb anschliessen: In einem aufdie Bedürfnisse des jeweiligen Betriebeszugeschnittenen Vertrag werden diegewünschten Dienstleis-tungenfestgeschrieben. Gegenwärtig betreut dasSicherheitsinstitut landesweit rund 3000Betriebe aller Branchen. Es betreibtNiederlassungen in Zürich, Basel,Neuchâtel und Lugano.

Adresse: SicherheitsinstitutNüschelerstrasse 458001 ZürichTel. +41 (0)1 217 43 33Fax +41 (0)1 211 70 30safety@swissi.ch/www.swissi.ch

I M P R E S S U M

Herausgeber: Schweizerische VereinigungunabhängigerSicherheitsingenieure und -beraterGüstrasse 46, CH-8700 Küsnacht Telefon 01 910 73 06Fax 01 910 73 96

Erscheinungsweise: Drei Ausgaben pro Jahr

Ralph NériBG Ingénieur-conseils SALausanne

Jürg LiechtiNeosys AGGerlafingen

buag Grafisches Unternehmen AG,CH-5405 Baden-Dättwil

Druck: buag Grafisches Unternehmen AG,CH-5405 Baden-Dättwil

Layout, Satzund Lithos:

Mitarbeiterdieser Ausgabe:

« »

Figur 4: Monte-Carlo-Simulation der Risikoauswirkungen mit Folgerungen.

Über den Autor

Jürg LiechtiDr. sc. nat, Physiker ETH, Sicherheitsberater SSI,CEO Neosys AG und Leiter Riscare Safety Consultants,Gerlafingen. Spezialist für Riskmanagement und IntegraleSicherheitssysteme.

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Doppelfassade. Weiter sind Einrichtungenund Systeme in Gebäuden einerAbnutzung und dem Altern unterworfen.Sie müssen gewartet und irgendeinmalersetzt werden. Auch die Menschen ineinem Gebäude können wechseln, wie dieBetreiber, Gebäudeeigentümer und die fürdie Sicherheit Verantwortlichen. Sie habenmeist unterschiedliche Interessen.Was bedeutet dies nun für die direktBetroffenen wie Bauherren, Architekten,Ingenieure, Planer, Gebäudeeigentümeroder Betreiber, Sicherheitsverantwortlicheund Behörden? Die Brandsicherheit mussperiodisch neu hinterfragt werden und denaktuellen Gegebenheiten angepasst wer-den. Änderungen des Umfeldes, wie durch

Nutzungsänderungen mit höheren Brand-lasten oder grösseren Personalbelegun-gen beeinflussen das Risiko entscheidend.Im Rahmen der Fachtagung wird derWandel, von welchem auch das ursprüng-liche Brandschutzkonzept und dieverschiedenen Massnahmen betroffensein können, durch erfahrene Fachexper-ten thematisiert. Vorgehensweise undneue Lösungen werden aufgezeigt.Schutzziele für brandsichere Gebäude,Brandschutzkonzepte und das Ableitender entsprechenden Massnahmen bildendie Basis. Ingenieuermethoden zum Nach-weis der Brandsicherheit und das Rauch-management sind weitere Bestandteiledieser Fachtagung. Die Teilnehmer erhal-ten damit einen guten Überblick, wie demstetigen Wandel im Brandschutz unddamit auch den Risiken begegnet werdenkann. Sie erhalten zudem die Gelegenheit,sich an der Diskussion zu beteiligen. Infosund Anmeldung bei: SSI-Fachtagung,«Brandschutz im Wandel», Postfach 50,8127 Forch, Tel. 043 366 20 20, Fax 043366 20 30.

Brandschutz im Wandel ist das Themaschlechthin, denn nachdem die SSI-Fachtagung vom 11. November 2002schnell ausgebucht war und jene vom 20.März 2003 ebenfalls ausverkauft ist, gibtes bereits wieder Anfragen, ob die Tagungnicht noch einmal durchgeführt werdenkönnte. Die Organisatoren haben sich nunentschlossen, den Anlass am 25. Juni2003 erneut durchzuführen.Wandel – ein Stichwort, das schon immerGültigkeit hatte, aber noch nie so intensivwahrgenommen wurde wie jetzt, sei es imwirtschaftlichen oder gesellschaftlichenUmfeld, sei es anhand der Natur, desWachstums der Bevölkerung oder unsererGesundheit. Dies gilt ebenso für denBrandschutz. Geprägt durch neue Erfah-rungen von Brandereignissen, von neuenErkenntnissen aus der Forschung, derKonkurrenzsituation und dem Kostendruckdurch Globalisierungsprozesse, normati-ven und gesetzlichen Regulierungen,werden neue Massstäbe endwickelt.Diese beeinflussen die Bauweise, denStand der Technik und schliesslich auchdas Sicherheitsniveau.Einem Wandel sind aber auch Gebäudeunterworfen, bei welchen in der Planungs-phase die entgültige Nutzung noch nichtbekannt ist. Gebäude sind aber vermehrteiner Nutzungsänderung unterworfen,welche möglicherweise höhere Risikenbergen. Gebäude erfahren auch baulicheEingriffe, wie etwa das Errichten einer

Fachexperten thematisieren den Aspekt «Wandel» mit den Auswirkungen auf dasBrandschutzkonzept.

«Brandschutz im Wandel»: ein aktuelles, brandheisses Thema mit grosser Nachfrage.Nächster Termin: 25. Juni 2003.

SSI Fachtagung:Brandschutz im Wandel

Grösster FachkongressVom 11. bis 14. November 2003 findetin den Hallen der Messe Zürich dieSicherheit 2003 statt. Begleitend zurMesse organisiert die MediaSec AG dengrössten Sicherheitsfachkongress imdeutschen Sprachraum. Dabei wird dieSSI mit eine wichtige Rolle spielen. Dasdetaillierte Kongressprogramm istvoraussichtlich ab Mitte Juli 2003lieferbar. Anfragen richten Sie bitte an:MediaSec AG, 8127 Forch/Zürich,Tel. 043 366 20 20, Fax 043 366 20 30