Post on 05-Apr-2015
Vortrag zum Landesmodellprojekt „Praxisbezogenes Forschungsvorhaben: Qualifizierte Betreuung für Familien und junge Menschen mit komplexem Hilfebedarf“ im Rahmen der Fachtagung „Ohne die Anderen geht es nicht“ – Erziehungshilfe
und Schule kooperieren für gelingende (Bildungs-) Biographien Diana Hein und Sebastian Rahtjen
Dresden 15.06.2010
Perspektiven der Kooperation von Jugendhilfe, Psychiatrie und Schule - Ergebnisse des Landesmodellprojektes zum
komplexen Hilfebedarf
Einordnung und Vorstellung des Projekts
Informationen zur wissenschaftlichen Begleitung
Exemplarische Ergebnisse im Bereich Schule
Kompetenzstreitigkeiten Konkurrenzdenken Mangel an kontinuierlichen Ansprechpartnern Fehlendes Schnittstellenmanagement Unklare Absprachen Fehlende Informationen Unsicherheit beim Datenschutz
Kenntnis der anderen Seite
Gegenseitige Wertschätzung
Vertrauen (in die guten Absichten des Anderen)
„„Praxisbezogenes Praxisbezogenes Forschungsvorhaben: Qualifizierte Forschungsvorhaben: Qualifizierte Betreuung für Familien und junge Betreuung für Familien und junge
Menschen mit komplexen Menschen mit komplexen Hilfebedarf“Hilfebedarf“
Initiiert vom Landesjugendamt Sachsen
In Zusammenarbeit:
- Jugendamt Leipzig - Professur für Sozialpädagogik/ Uni-Leipzig
http://www.leipzig.de/de/buerger/aemterhome/jugendamt/publik/
http://www.leipzig.de/imperia/md/content/51_jugendamt/broschueren_ praesentationen/abschlussbkompl.hilfebedarf.pdf
Abschlussbericht:
„Komplexer Hilfebedarf“ Perspektiven der Kooperation Von Jugendhilfe, Psychiatrie
und Schule
Kinder und Jugendliche in hoch belasteten Lebenslagen◦ Mind. 1 Jugendhilfemaßnahme
◦ Behandlung durch KJPPP
◦ Besondere schulische Schritte
Fachübergreifende Hilfeplanung Mehrere beteiligte Professionen
Überforderte Eltern, Schulen und Hilfesysteme
im Spannungsfeld zwischen:◦ Fachlichen Ansprüchen
◦ Prekären finanziellen Rahmenbedingungen
20 Fälle (17 Familien)
◦Unterstützung durch mehrere Institutionen
15 Jungen, 5 Mädchen 8 bis 19 Jahre
Fallstartalter: 1 – 16 Jahre Anzahl Jh-maßnahmen: 1 – 13 Behandlung KJPPP: 1 – 14 Häufige Schulwechsel Hoher Anteil an Förderschülern (insb.
Jungen)
Aktenanalyse Leitfadengestützte Interviews Ergänzt durch:
◦Interviews mit den Familien
◦Fallspezifische Fragebögen
◦Gruppendiskussionen
◦Expertenworkshops
JugendhilfeKinder- und
Jugendpsychiatrie
Schule
Komplexität der Problemfelder nimmt zu
Schulische Probleme können nicht losgelöst von den anderen Lebenslagen betrachtet werden
Lehrer und Sozialpädagogen werden zu wichtigen Kooperationspartnern
Stellenwert der Kooperation ist gestiegen
Schwanken zwischen Wunsch und Wirklichkeit
In der Praxis unterschiedlichste Formen der Zusammenarbeit
Kooperation als eine herausfordernde Aufgabe für alle Beteiligten
„Ohne geht es nicht, also wenn wir den ASD nicht hätten und andere Möglichkeiten wie Familienhelfer, wie Erziehungsbeistand und so, wäre das alles nicht leistbar. Das muss alles Hand in Hand sein ...“
Das Wissen über mögliche Partner erleichtert die Initiierung einer Hilfe
1. Wissen über die Handlungsbedingungen der anderen Seite
„Hilfreich für uns wäre natürlich, wenn da jemand bereit wäre, zu sagen: Wenn das Kind wieder zurückkommt, dann wäre es nützlich in der Arbeit das und das zu beachten […] Wie kriegen weder helfende Hinweise, noch kriegen wir dezidierte Anhaltspunkte, was sich vielleicht auch verbessert hat während der Therapie und wo man anknüpfen kann Der Übergang, das fehlt total. Das wäre uns wichtiger als „Strukturen“. So nach dem Motto: Es wäre interessant zu wissen, aber man braucht es nicht für die Arbeit. Für die Arbeit an sich ist der Austausch wichtig.“
Kenntnisse über Strukturen sind nicht so entscheidend wie ein Erfahrungsaustausch über die Arbeitsweisen und Grundhaltungen sowie gemeinsame Empfehlungen
2. Gegenseitiges Verständnis über Strukturen, Arbeitsweisen und Grundhaltungen
Eine der größten Herausforderungen: Sich abzugrenzen, aber auch Kompetenzen zu bündeln und zu nutzen
„Man kann nur ein bisschen lenken, ein bisschen steuern, aber gravierende Veränderungen können wir nicht mehr vornehmen. Und unser Problem aus meiner Sicht ist, dass wir eigentlich die Eltern erst erziehen müssten, um Veränderungen an den Kindern vorzunehmen. Und das ist nicht unsere Aufgabe.“
3. Akzeptanz in der Verschiedenheit der jeweiligen Institutionen (Ressourcen und Grenzen)
„Ich denke es ist kein gemeinsames Fallverständnis, weil natürlich jeder versucht Seins durchzudrücken oder zumindest so in seinem Kreis zu denken. Und ich denke, man müsste wirklich mal so vier Wochen in den Latschen des anderen gehen, um einfach mal mitzubekommen, warum der das so sieht. Ich denke, das sind auch oftmals Fehler bei uns, dass wir einfach zu vorschnell denken …“
Aufzeigen von möglichen Partnern und Vertiefung des Kooperationsgedankens durch eine anschauliche und verständliche Vermittlung
4. Transparenz schaffen durch: „In den Latschen des Anderen gehen“
„Denn es geht nicht ohne, wir müssen miteinander. Und wenn wieder jeder für sich eine Kooperationsvereinbarung hat, dann arbeitet wieder jeder für sich und irgendwo gehen dann wieder Informationen verloren und das kann nicht sein. Es geht hier um die Kinder.“ (Schule)
Ich denke, dass man bisher das Feld schon ein wenig außen vorgelassen hat […] das man gerade um den Übergang nach Hause ein Stück zu unterstützen – die müssen ja alle wieder in die Schule gehen, also die meisten – dass es vielleicht wirklich sinnvoller wäre auch zu kucken, wie kann man mehr mit der Schule zusammenarbeiten, um das ein Stück zu erleichtern.“ (KJP)
„Ja die Schule muss schon einbezogen werden, ist klar die müssen ja wissen worum es geht oder wie sie sich verhalten dem Jugendlichen gegenüber oder wie sie ihn auch besser verstehen können …“ (ASD)
5. Einbindung von Schule in die Kooperations-
vereinbarungen und in den Prozess
Kooperation auf Augenhöhe
Auf den Partner zugehen
Klare Kompetenzregelung und eindeutige Aufgabenverteilung mit Zielformulierungen in Form von einer Kooperationsvereinbarung
5. Einbindung von Schule in die Kooperations-
vereinbarungen und in den Prozess
Informationsweitergabe während des gesamten Hilfeprozesses sichern
Abstimmung der Maßnahmen für eine erfolgreiche Integration in den Schulalltag
6. Informationsfluss zwischen den Institutionen anregen
„Ja der negative Knackpunkt war für mich, dass festgestellt wurde: Er ist nicht gruppentauglich. In einer kleinen Gruppe nicht führbar. Und als er dann noch in meine Klasse zurückkam, mit zehn Schülern, da habe ich gesagt: Geht ja eigentlich gar nicht. Und wo ich eigentlich auch der Meinung war: Das ist Sache der Psychiatrie, sich darum zu kümmern, dass der Junge gruppentauglich wird. […] Da muss es also möglich sein dem Jungen zu helfen! Da war ich dann auch ziemlich geplättet und auch hilflos, wo ich dann gesagt habe: Ja und was mach ich jetzt?“
6. Informationsfluss zwischen den Institutionen anregen
Kooperationspartner in seiner gesamten Komplexität betrachten
Gemeinsames eindeutiges Verständnis von Kooperation entwickeln
Gemeinsame Fallkonferenzen initiieren für die Ausgestaltung der jeweiligen Hilfen und um Sicherheit bei allen Beteiligten im Handeln und Tun zu erlangen
Anregungen und Empfehlungen:
Ziele klar definieren
Integration in den Schulalltag nach stationären Aufenthalten sichern
Feste Ansprechpartner bestimmen
Vorhandene Informationen nutzen
Anregungen und Empfehlungen:
Transparente Kommunikation
Aufnahme des Partners Schule/ Sächsische Bildungsagentur in die bestehenden Kooperationsstrukturen und –vereinbarungen
Verbindliche Regelungen zur Fallarbeit an Schule
Anregungen und Empfehlungen:
Integration der Kooperationsaufgaben in die Handlungsabläufe von Schule
Regelmäßige Einbeziehung der Schul-psychologen
Anregungen und Empfehlungen:
Vielen Dank für Ihre Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!Aufmerksamkeit!