Post on 05-Apr-2015
Was Schülerinnen und Schüler im
Medienbereich wissen und können sollenZur Entwicklung von Bildungsstandards
Gerhard Tulodziecki
Universität PaderbornNovember 2006
Hintergrund
Forderung nach Bildungsstandards in verschiedenen Fächern (nach TIMSS, PISA u.a.)
Sorge um Bedeutungsverlust in der öffentlichen Diskussion und in der Schule
Wunsch nach besserer Orientierung in Schule und Bildungsverwaltung
Beispiel 1: ECDL (2002)Sieben Module: von „Grundlagen der
Informationstechnologie“ bis „Information und Kommunikation“
Modul 6: Präsentation (mit allgemeiner Zielbestimmmung)
Kategorie 6.1: Anwendung einsetzen
Wissensgebiet 6.1.1: Erste Schritte im Präsentationsprogramm
Aufgabe 6.1.1.1: Ein Präsentations-programm starten bzw. beenden
Anzahl der Fertigkeiten: 458
Beispiel 2: Moser (2006)
Handlungsfelder: Anwendung und Gestaltung/ Austausch und Vermittlung/ Medien-reflexion- und –kritik
Personale Handlungskompetenzen: Sach-, Methoden- und Sozialkompetenzen
Standard für das Handlungsfeld A auf der zweiten Stufe der Sozialkompetenzen: Nutzt Medien gezielt zur Kooperation und Kommunikation
Indikator: Grundregeln für die mediale Präsentation und Publikation von Sachverhalten anwenden
Standards: 36, Indikatoren: 181
Fragen
Sollen Standards eher konkret oder eher abstrakt formuliert werden?
In welcher Weise sollen Standards für die Medienbildung strukturiert werden?
Welche Auswirkungen ergeben sich von den Standardformulierungen auf Lernprozesse?
Wie ist der Stellenwert von Standards zu sehen?
Wie lassen sich Standards begründen?
Ist es überhaupt sinnvoll, Standards für die Medienbildung zu formulieren?
Gliederung
(1) Problemlagen bei Bildungsstandards
(2) Lösungsansätze für Problemlagen bei der Formulierung von Bildungs-standards im Medienbereich
(3) Zur Diskussion von Medien-kompetenz, Medienerziehung und Medienbildung
(4) Entwicklung eines Kompetenz-modells für die Medienbildung
Gliederung
(1) Problemlagen bei Bildungsstandards
(2) Lösungsansätze für Problemlagen bei der Formulierung von Bildungs-standards im Medienbereich
(3) Zur Diskussion von Medien-kompetenz, Medienerziehung und Medienbildung
(4) Entwicklung eines Kompetenz-modells für die Medienbildung
ProblemlagenVorgegebene Standards versus
Schülerbeteiligung und Prozess-orientierung
Prüfbarkeit versus Orientierung an übergreifenden Leitideen
Aktuelle Anforderungen versus Zukunftsorientierung
Einheitliche Anforderungen versus individuelle Kompetenzentwicklung als biografischer Prozess
Funktionen von Standards
Orientierungsfunktion
Curriculumfunktion
Reformfunktion
Qualifizierungfunktion
Evaluationsfunktion
Gliederung
(1) Problemlagen bei Bildungsstandards
(2) Lösungsansätze für Problemlagen bei der Formulierung von Bildungs-standards im Medienbereich
(3) Zur Diskussion von Medien-kompetenz, Medienerziehung und Medienbildung
(4) Entwicklung eines Kompetenz-modells für die Medienbildung
Lösungsansätze
Verständnis von Standards als Reflexions- und Orientierungshilfe
Einbettung in die Bildungsdiskussion
Akzentuierung von kategorialen Einsichten und Fähigkeiten
Betonung von Entwicklungs-möglichkeiten
Dennoch - Verbleiben eines Spannungsfeldes
Gliederung
(1) Problemlagen bei Bildungsstandards
(2) Lösungsansätze für Problemlagen bei der Formulierung von Bildungs-standards im Medienbereich
(3) Zur Diskussion von Medien-kompetenz, Medienerziehung und Medienbildung
(4) Entwicklung eines Kompetenz-modells für die Medienbildung
Diskussion um Medienkompetenz
Ebene 1: Rahmen / Einbettung der Diskussion um Medienkompetenz
Ebene 2: Ausdifferenzierung von Medienkompetenz
Ebene 3: Aspekte der Durchführung von Unterrichtseinheiten oder Projekten
Ebene 1: Rahmen/ EinbettungBaacke (1996): kommunikative Kompetenz als
deskriptiver und normativer Bezugsrahmen
Spanhel (1999): Erziehungsbegriff als normativer Bezugsrahmen
Wagner (2004): Weltaneignung und Kultur als deskriptiver Bezugsrahmen mit normativen Konsequenzen
Tulodziecki (1997): Leitideen für Erziehung und Bildung in der Schule als normativer Bezugsrahmen
Ebene 2: Ausdifferenzierung
Felder oder Bereiche, z.B. Medien-Kritik, Medien-Kunde, Medien-Nutzung, Medien-Gestaltung (Baacke 1996), Handlungsfelder sowie Inhalts- und Reflexionsfelder im Sinne von Aufgabenbereichen (Tulodziecki 1997)
Dimensionen, z.B. kognitive, moralische, soziale, affektive und ästhetische Dimension (Aufenanger 2001)
Fähigkeitsbereiche bzw.Teilkompetenzen, z.B. Sach-, Methoden- und Sozialkompetenzen (Moser 2006)
Medienarten, z.B. Bild, Fernsehen, Video, Film, Hörmedien, Printmedien, Computer, Internet (Spanhel 1999)
Ebene 3: Durchführung
Prinzipien, z.B. Handlungsorientierung, Kommunikationsorientierung, Projektorientierung, Situationsorientierung (Fröhlich 1982)
Vorgehen, z.B. erkundungs-, problem-, entscheidungs-, gestaltungs- oder beurteilungsorientiertes Vorgehen (Tulodziecki/Herzig 2004)
Diskussion um Medienkompetenz
Ebene 1: Rahmen / Einbettung der Diskussion um Medienkompetenz
Ebene 2: Ausdifferenzierung von Medienkompetenz
Ebene 3: Aspekte der Durchführung von Unterrichtseinheiten oder Projekten
Gliederung
(1) Problemlagen bei Bildungsstandards
(2) Lösungsansätze für Problemlagen bei der Formulierung von Bildungs-standards im Medienbereich
(3) Zur Diskussion von Medien-kompetenz, Medienerziehung und Medienbildung
(4) Entwicklung eines Kompetenz-modells für die Medienbildung
Entwicklung
(1) Kompetenzbereiche und Kompetenzaspekte?
(2) Gesichtspunkte für eine Differenzierung nach Niveaus?
(3) Anzahl der Niveaus?
(4) Abstraktionsgrad der Standardformulierung?
Entwicklung als Entscheidungsprozess
Kompetenzaspekte / -bereiche
Vorzüge und Probleme:
• bei einer Strukturierung nach Feldern oder Bereichen von Medienkompetenz
• bei einer Strukturierung nach Dimensionen von Medienkompetenz
• bei einer Strukturierung nach Fähigkeitsbereichen oder Teilkompetenzen
• bei einer Strukturierung nach Medienarten
Kompetenzaspekte / -bereiche
Möglichkeit 1:
• Medienarten als Strukturierungsprinzip für die Kompetenzbereiche
• Felder/Aufgabenbereiche als Strukturierungsprinzip für die Kompetenzaspekte
• Dimensionen und Fähigkeitsbereiche als Anregung für die Formulierung von Gesichtspunkten für eine Differenzierung in Niveaustufen
Kompetenz-aspekte
Auswählen und Nutzen von Medien-angeboten
Gestalten und Verbreiten von eigenen Medien-beiträgen
Verstehen und Bewerten von Medien-gestaltungen
Erkennen und Aufarbeiten von Medien-einflüssen
Durchschauen und Beurteilen von Bedin-gungen der Medien-produktion und -verbreitung
Medienübergreifende Kompetenzen am Ende des 9. Schuljahres: Die Schülerinnen und sind bereit und in der Lage …
Niveau-differen-zierung
Entwicklungsaspekte bezüglich der affektiv-motivationalen, der intellektuellen und der sozial-moralischen Dimension von Medienkompetenz
Kompetenz-bereich
Printmedien
Foto Standards zu AB 1, Niveau X
Standards zu AB 2, Niveau X
Standards zu AB 3, Niveau X
Standards zu AB 4, Niveau X
Standards zu AB 5, Niveau X
Gegebenenfalls Indikatoren zu den Standards
Kompetenzaspekte / -bereiche
Möglichkeit 2:
• Aufgabenbereiche als Strukturierungsprinzip für die Kompetenzbereiche
• Teilaufgaben als Strukturierungsprinzip für die Kompetenzaspekte
• Dimensionen und Fähigkeitsbereiche als Anregung für die Formulierung von Gesichtspunkten für eine Differenzierung in Niveaustufen
Kompetenz-bereich:
Auswählen und Nutzen von Medienangeboten
Medienüber-greifende Kompetenz
Medienangebote interessen- und bedürfnisbezogen auswählen und im Hinblick auf angestrebte Funktionen, z.B. Informationen und Lernen, Unter-haltung und Spiel, Kommunikation und Kooperation, vergleichen und unter Beachtung sozialer bzw. gesellschaftlicher Verantwortung nutzen
Niveaudiffe-renzierung
Entwicklungsaspekte bezüglich der affektiv-motivationalen, der intellektuellen und der sozial-moralischen Dimension von Medienkompetenz
Kompetenz-aspekte
Information und Lernen
Unterhaltung und Spiel
Entschei-dungsfindung/ Simulation
Kommuni-kation
Kooperation
Standards zu Niveau X
Kompetenz-bereich:
Gestalten und Verbreiten eigener Medienbeiträge
Medienüber-greifende Kompetenz
Eigene Aussagen unter Verwendung bewusst ausgewählter Medienarten mit sachgemäßer Handhabung der Medientechnik inhalts- und medienadäquat gestalten und unter Beachtung sozialer bzw. gesellschaftlicher Verant-wortung an ausgewählte Zielgruppen vermitteln
Kompetenz-aspekte
Bilder/ Fotos
Printmedien Hörbeiträge Videobeiträge Computerba-sierte Beiträge
Standards zu Niveau X
Niveaudifferenzierung
Entwicklungstheoretische Ansätze:
• Affektive-motivationale Dimension: Bedürfnis- oder Motivtheorien
• Intellektuelle Dimension: theoretische Ansätze zur kognitiven Komplexität
• Sozial-moralische Dimension: theoretische Ansätze zur Wertentwicklung bzw. zum sozial-moralischen Urteilsniveau
Niveaudifferenzierung
Affektiv-motivationale Dimension: Bedürfnis-theorie in Anlehnung an Maslow
• Psychische und physische Grundbedürfnisse
• Sicherheits- und Orientierungsbedürfnisse
• Zugehörigkeits- und Liebesbedürfnisse
• Achtungs- und Geltungsbedürfnisse
• Selbstverwirklichungsbedürfnisse
Niveaudifferenzierung
Intellektuelle Dimension: Stufen kognitiver Komplexität
• Fixiertes Denken
• Isolierendes Denken
• Konkret-differenzierendes Denken
• Systematisch-kriterienbezogenes Denken
• Kritisch-reflektierendes Denken
NiveaudifferenzierungSozial-moralische Dimension: Stufen des
Urteilsniveaus in Anlehnung an Kohlberg• Egozentrische Fixierung auf die eigenen
Bedürfnisse unter Vermeidung von Strafe• Orientierung an eigenen Bedürfnissen
unter Beachtung der Interessen anderer• Orientierung an der Erwartung von
Bezugspersonen und Bezugsgruppen• Orientierung am sozialen System mit
einer bewussten Übernahme von Verpflichtungen
• Orientierung an Grundrechten und ihrer Prüfung unter dem Anspruch der menschlichen Gemeinschaft
Anzahl der Niveaus
Entscheidung:
• Ende der vierten Jahrgangsstufe (Niveau 1): Ende Grundschule
• Ende der sechsten Jahrgangsstufe (Niveau 2): Grundlage für die weitere Arbeit in der Sekundarstufe
• Ende der neunten Jahrgangsstufe (Niveau 3): u.U. Übergang in Ausbildung
Kompetenz-aspekte
Auswählen und Nutzen von Medien-angeboten
Gestalten und Verbreiten von eigenen Medien-beiträgen
Verstehen und Bewerten von Medien-gestaltungen
Erkennen und Aufarbeiten von Medien-einflüssen
Durchschauen und Beurteilen von Bedin-gungen der Medien-produktion und -verbreitung
Kompetenzbereich
Printmedien (Foto; Zeitung/Zeitschrift; Buch/Broschüre)
Zeitung/ Zeitschrift
Standards zu Niveau 1: Die Schülerinnen und Schüler sind bereit und in der Lage ….
Standards zu AB 1
Standards zu AB 2
Standards zu AB 3
Standards zu AB 4
Standards zu AB 5
Standards zu Niveau 2: Die Schülerinnen und Schüler sind bereit und in der Lage ….
Standards zu AB 1
Standards zu AB 2
Standards zu AB 3
Standards zu AB 4
Standards zu AB 5
Standards zu Niveau 3: Die Schülerinnen und Schüler sind bereit und in der Lage ….
Standards zu AB 1
Standards zu AB 2
Standards zu AB 3
Standards zu AB 4
Standards zu AB 5
Kompetenz-bereich:
Auswählen und Nutzen von Medienangeboten
Medienüber-greifende Kompetenz
Medienangebote interessen- und bedürfnisbezogen auswählen und im Hinblick auf angestrebte Funktionen, z.B. Informationen und Lernen, Unter-haltung und Spiel, Kommunikation und Kooperation, vergleichen und unter Beachtung sozialer bzw. gesellschaftlicher Verantwortung nutzen
Kompetenz-aspekte
Information und Lernen
Unterhaltung und Spiel
Entschei-dungsfindung/ Simulation
Kommuni-kation
Kooperation
Standards zu Niveau 1
Standards zu Niveau 2
Standards zu Niveau 3
Kompetenz-bereich:
Gestalten und Verbreiten eigener Medienbeiträge
Medienüber-greifende Kompetenz
Eigene Aussagen unter Verwendung bewusst ausgewählter Medienarten mit sachgemäßer Handhabung der Medientechnik inhalts- und medienadäquat gestalten und unter Beachtung sozialer bzw. gesellschaftlicher Verant-wortung an ausgewählte Zielgruppen vermitteln
Kompetenz-aspekte
Bilder/ Fotos
Printmedien Hörbeiträge Videobeiträge Computerba-sierte Beiträge
Auswählen und Nutzen von Medien-angeboten
Gestalten und Verbreiten von eigenen Medien-beiträgen
Verstehen und Bewerten von Medien-gestaltungen
Erkennen und Aufarbeiten von Medien-einflüssen
Durchschauen und Beurteilen von Bedingungen der Medienproduktion und -verbreitung
Ende 4Niveau 1
Information,Lernen,Unterhaltung,Spielen
Bilder/ Fotos,Printmedien,Hörbeiträge,Video
Darstellungs-formen,Gestaltungs-techniken,Gestaltungs-absichten
Vorstellungen,Gefühle,Verhaltens-orientierungen
Ende 6Niveau 2
Information,Lernen,Unterhaltung,Spielen,Kommuni-kation
Bilder/ Fotos,Printmedien,Hörbeiträge,Video,computerba-sierte Beiträge
Darstellungs-formen,Gestaltungs-techniken,Gestaltungs-arten,Gestaltungs-absichten
Vorstellungen,Gefühle,Verhaltens-orientierungen
ökonomische Bedingungen,rechtliche Bedingungen
Ende 9Niveau 3
genannte Teilaufgaben,Entschei-dungsfindung/ Simulation,Kooperation
genannte Teilaufgaben
genannte Teilaufgaben
genannte Teilaufgaben, Wertorientie-rungen,soziale Zusam-menhänge
genannte Teilaufgaben und:personale und institutionelle,gesellschaftliche Bedingungen
Schlussbemerkung
(1) Problemlagen bei Bildungsstandards
(2) Lösungsansätze für Problemlagen bei der Formulierung von Bildungsstandards im Medienbereich
(3) Zur Diskussion von Medienkompetenz, Medienerziehung und Medienbildung
(4) Entwicklung eines Kompetenzmodells für die Medienbildung
Öffnung für Diskussion und Weiterentwicklung
Herzlichen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit
http://dimel.uni-paderborn.de
Literaturhinweis:
Tulodziecki, G./ Herzig, B. (2002): Computer & Internet im Unterricht. Medienpädagogische Grundlagen und Beispiele. Berlin: Cornelsen Scriptor