09/16 PSYCHISCHE Arbeitsplatz ... - Kompetenz bei Burnout...Burnout-Coaching ist nicht möglich, da...

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Alle Arbeitshilfen finden Sie unter www.psychische-gefährdung-portal.de 1 PSYCHISCHE GEFÄHRDUNGEN am Arbeitsplatz erkennen. vorbeugen. handeln. Gesunde Arbeit für zufriedene Mitarbeiter Jürgen Loga ist Ihr Experte für die Umsetzung des psychischen Arbeits- schutzes im Betrieb. Er hat in diesem Bereich langjährige Praxis- erfahrung. juergen.loga@ mediaforwork.de Liebe Leserin, lieber Leser, die Fußball-EM und Olympia liegen hinter uns – was für ein sportlicher Sommer! Aber haben Sie sich auch gefragt, warum Athleten oft trotz intensiver Vorbe- reitung scheitern? Warum unsere Mannschaft bei der Europameisterschaft Elfmeter verschossen hat? Warum passiert diesen toptrainierten Menschen so etwas? Zu wenig Training kann es wohl nicht sein. Schlechtes Material? Zu viel Ablenkung? Sie ahnen bestimmt die Antwort: Es war die psychische Belas- tung, die die Muskelspannung so erhöhte, dass die Resultate beinahe zwangsläufig nicht erreicht werden konnten. Die richtige mentale Einstellung in Kombination mit der körperlichen Vorbereitung − das baut den psychi- schen Druck ab. Deshalb gewinnen auch nur Athleten, die auf diesem Weg mit dem Wettkampfdruck zu- rechtkommen. Der gleiche Druck führt übrigens auch bei Arbeitnehmern zu einem erhöhten Muskeltonus – Rückenschmerzen und Krankheitszahlen sind die Fol- ge! Und deshalb finden Sie in dieser Ausgabe neben anderen Themen diesen Schwerpunkt auf Seite 4. Ich freue mich wie immer auf Ihre Meinungen und Anregungen! Herzlichst Wenn Rückenschmerzen im Kopf beginnen Worin die Medizin oder die Psychoanalyse die Ursachen sehen und welche präventi- ven Maßnahmen tatsächlich wirken. Seite 4–5 So vermeiden Sie Haftungsrisiken bei der Beurteilung psychischer Belastungen Was der Gesetzgeber fordert und welche Rolle Ihre Dokumentation spielt, wenn es um die Haftungsfrage geht. Seite 7 Diese 5 Maßnahmen helfen Ihren Arbeit- nehmern zuverlässig gegen Erschöpfung Weg von Medikamenten und hin zu Maß- nahmen, die für Ihre Mitarbeiter langfristig greifen. Geben Sie wirkungsvolle Impulse. Seite 3 63 % der Arbeitnehmer haben Rücken- schmerzen – die größten Verursacher Die pronovaBKK betont in ihrem Jahresbericht, dass knapp 7 von 10 Ange- stellten unter Verspannungen im Nacken leiden. Unter Rückenschmerzen, Schmerzen in den Schultern, Armen und Händen leiden immer noch mehr als die Hälfte der Angestellten. Meine regelmäßigen Gespräche mit Betroffenen zeigen, dass 2 Faktoren maß- geblich für die Schmerzen verantwortlich sind: Die Befragten sitzen zu viel und leiden unter Bewegungsmangel. Hinzu kommt ein Mobiliar, das oft nicht ergonomisch angepasst ist. Und der zweite Faktor: psychische Belastungen! Die Psychologie hat erkannt, dass starke psychische Belastungen zwangsläufig einen inneren Alarm aus- lösen, der die Muskelspannung so erhöht, dass es fast immer zu Verspan- nungen und Schmerzen kommt. Am Arbeitsplatz treffen nun beide Bereiche zusammen – das Ergebnis: Schmerzen, Leistungsabfall, Krankmeldung. Die einzige Lösung: Beide Faktoren müssen berücksichtigt werden! Diese BGM-Kennzahlen müssen Sie abfragen Wie hoch ist Ihre Erfolgsaussicht, wenn Sie psychi- schen Belastungen vorbeugen möchten? Lohnt es sich überhaupt, sich zu dem Thema Gedanken zu machen? Und wie stellen Sie sicher, dass Ihre An- strengungen und Investitionen von Erfolg gekrönt sind? Jeder, der sich mit dem Thema psychische Gefährdung beschäftigt, hat diese Fragen schon einmal gehört. Oder sich selbst gestellt. Ich verrate Ihnen die Antworten! Die Ingenieure in der Materialprüfung haben es gut – denn Material lässt sich messen, wiegen und auf Stabilität prüfen. Doch auch eine psychische Belas- tung wirkt sich so aus, dass betriebliche Kennzahlen Fortsetzung auf Seite 2 09/16 Ergonomische Stühle verursachen nicht zwangsläufig Kosten. Ge- sunde Bürostühle gibt es für Arbeitnehmer auch auf Rezept! Infor- mieren Sie sich auf http://goo.gl/7N6m8j DOWNLOAD-HINWEIS: Aus dem AOK-Bericht: Die durchschnittliche Anzahl der AU-Tage eines Arbeitnehmers be- lief sich im Jahr 2015 auf 14,2. HINWEIS: TESTEXEMPLAR

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  • Alle Arbeitshilfen finden Sie unter www.psychische-gefährdung-portal.de 1

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    erkennen.vorbeugen.handeln.Gesunde Arbeit für zufriedene Mitarbeiter

    Jürgen Logaist Ihr Experte für die Umsetzung des psychischen Arbeitsschutzes im Betrieb. Er hat in diesem Bereich langjährige Praxiserfahrung.juergen.loga@ mediaforwork.de

    Liebe Leserin, lieber Leser,die FußballEM und Olympia liegen hinter uns – was für ein sportlicher Sommer! Aber haben Sie sich auch gefragt, warum Athleten oft trotz intensiver Vorbereitung scheitern? Warum unsere Mannschaft bei der Europameisterschaft Elfmeter verschossen hat? Warum passiert diesen toptrainierten Menschen so etwas? Zu wenig Training kann es wohl nicht sein. Schlechtes Material? Zu viel Ablenkung? Sie ahnen bestimmt die Antwort: Es war die psychische Belastung, die die Muskelspannung so erhöhte, dass die Resultate beinahe zwangsläufig nicht erreicht werden konnten.

    Die richtige mentale Einstellung in Kombination mit der körperlichen Vorbereitung − das baut den psychi

    schen Druck ab. Deshalb gewinnen auch nur Athleten, die auf diesem Weg mit dem Wettkampfdruck zurechtkommen. Der gleiche Druck führt übrigens auch bei Arbeitnehmern zu einem erhöhten Muskeltonus – Rückenschmerzen und Krankheitszahlen sind die Folge! Und deshalb finden Sie in dieser Ausgabe neben anderen Themen diesen Schwerpunkt auf Seite 4.

    Ich freue mich wie immer auf Ihre Meinungen und Anregungen!

    Herzlichst

    Wenn Rückenschmerzen im Kopf beginnenWorin die Medizin oder die Psychoanalyse die Ursachen sehen und welche präventi-ven Maßnahmen tatsächlich wirken.

    Seite 4–5

    So vermeiden Sie Haftungsrisiken bei der Beurteilung psychischer BelastungenWas der Gesetzgeber fordert und welche Rolle Ihre Dokumentation spielt, wenn es um die Haftungsfrage geht.

    Seite 7

    Diese 5 Maßnahmen helfen Ihren Arbeit-nehmern zuverlässig gegen ErschöpfungWeg von Medikamenten und hin zu Maß-nahmen, die für Ihre Mitarbeiter langfristig greifen. Geben Sie wirkungsvolle Impulse.

    Seite 3

    63 % der Arbeitnehmer haben Rücken-schmerzen – die größten VerursacherDie pronovaBKK betont in ihrem Jahresbericht, dass knapp 7 von 10 Ange-stellten unter Verspannungen im Nacken leiden. Unter Rückenschmerzen, Schmerzen in den Schultern, Armen und Händen leiden immer noch mehr als die Hälfte der Angestellten.

    Meine regelmäßigen Gespräche mit Betroffenen zeigen, dass 2 Faktoren maß-geblich für die Schmerzen verantwortlich sind: Die Befragten sitzen zu viel und leiden unter Bewegungsmangel. Hinzu kommt ein Mobiliar, das oft nicht ergonomisch angepasst ist. Und der zweite Faktor: psychische Belastungen! Die Psychologie hat erkannt, dass starke psychische Belastungen zwangsläufig einen inneren Alarm aus-lösen, der die Muskelspannung so erhöht, dass es fast immer zu Verspan-nungen und Schmerzen kommt. Am Arbeitsplatz treffen nun beide Bereiche zusammen – das Ergebnis: Schmerzen, Leistungsabfall, Krankmeldung. Die einzige Lösung: Beide Faktoren müssen berücksichtigt werden!

    Diese BGM-Kennzahlen müssen Sie abfragenWie hoch ist Ihre Erfolgsaussicht, wenn Sie psychi-schen Belastungen vorbeugen möchten? Lohnt es sich überhaupt, sich zu dem Thema Gedanken zu machen? Und wie stellen Sie sicher, dass Ihre An-strengungen und Investitionen von Erfolg gekrönt sind? Jeder, der sich mit dem Thema psychische Gefährdung beschäftigt, hat diese Fragen schon einmal gehört. Oder sich selbst gestellt. Ich verrate Ihnen die Antworten!

    Die Ingenieure in der Materialprüfung haben es gut – denn Material lässt sich messen, wiegen und auf Stabilität prüfen. Doch auch eine psychische Belas-tung wirkt sich so aus, dass betriebliche Kennzahlen

    Fortsetzung auf Seite 2

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    Ergonomische Stühle verursachen nicht zwangsläufig Kosten. Ge-sunde Bürostühle gibt es für Arbeitnehmer auch auf Rezept! Infor-mieren Sie sich auf http://goo.gl/7N6m8j

    D O W N L O A D - H I N W E I S :

    Aus dem AOK-Bericht: Die durchschnittliche Anzahl der AU-Tage eines Arbeitnehmers be-lief sich im Jahr 2015 auf 14,2.

    H I N W E I S :

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    dies abbilden können. „Der Körper ist der Spiegel der Seele!“ – die Vermutung des berühmten Schriftstellers Christian Morgenstern scheint zu stimmen.

    1. BGM-Kennzahl: Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage (AU)Psychische Belastungen können immer eine Stressreaktion und damit auch einen „Alarm-Zustand“ auslösen. Dieser führt zu Re-aktionen im Körper – und geschieht dies über einen längeren Zeitraum hinweg, entstehen Krankheitsbilder, die keine organi-sche Ursache haben: Sie sind psychosomatisch!

    Natürlich ist nicht alles psychosomatisch zu erklären – das wäre eine zu einfache, ja sogar gefährliche Aussage. Aber Krankenkas-sen kennen tatsächlich den Effekt, dass Rückenschmerzen oft keine organische Ursache haben. Sie haben aber grundlegende Auswirkungen: Arbeitnehmer melden sich wegen dieser psycho-somatischen Beschwerden nämlich genauso oft krank wie bei organischen Krankheiten, wie zum Beispiel einem Bandscheiben-vorfall.

    Die BGM-Kennzahl „AU-Tage“ ist eine Zahl mit einer hohen Dun-kelziffer. Oft nämlich gehen Arbeitnehmer trotz Beschwerden weiter arbeiten, sind aber eigentlich nicht mehr arbeitsfähig. Ein Phänomen, das Präsentismus genannt wird.

    2. BGM-Kennzahl: Anzahl ÜberstundenIm normalen Arbeitsleben soll die Arbeit so bemessen sein, dass sie innerhalb einer festgeschriebenen Arbeitszeit ausgeführt wer-den kann. Eine psychische Belastung kann dazu führen, dass der Arbeitnehmer mehr arbeitet, weil er aufgrund der Körpersignale nicht mehr so leistungsfähig ist, aber dennoch versucht, seine Ar-beitsleistung zu erbringen. Überstunden können auch entstehen, wenn der Arbeitnehmer auf der Suche nach Anerkennung und Lob seine Prioritäten verschiebt. Oder das Arbeitsaufkommen ist in der Arbeitszeit schlichtweg nicht zu leisten. Eine erhöhte Anzahl von Überstunden ist in jedem Fall ein Signal für Handlungsbedarf.

    3. BGM-Kennzahl: FluktuationsrateEine starke psychische Belastung ist in vielen Fällen ein Grund für einen Arbeitsplatzwechsel. Daher weist eine hohe Fluktuation in einer Abteilung sehr oft darauf hin, dass die Mitarbeiter dort einer starken psychischen Belastung ausgesetzt sind.

    4. BGM-Kennzahl: Anzahl Resturlaub am JahresendeViele Arbeitnehmer und Arbeitgeber haben kein Problem damit, dass sich am Jahresende Resturlaub ansammelt. Doch dies ist arbeitsrechtlich bedenklich: Der Gesetzgeber betont, dass nur in

    begründeten Ausnahmefällen Urlaub auf das nächste Jahr über-tragen wird. Daher: Resturlaub am Jahresende kann ein Indikator dafür sein, dass entweder die Balance zwischen Anforderung und Leistungsfähigkeit fehlt oder schwierige Verhältnisse am Arbeits-platz bestehen. Auch falsches Verhalten des Arbeitnehmers kann der Grund dafür sein, dass sich zu viel Resturlaub ansammelt!

    5. BGM-Kennzahl: Anzahl BEM-EinladungenWenn ein Arbeitnehmer in den letzten 365 Kalendertagen mehr als 6 Wochen krankgeschrieben war, verlangt der Gesetzgeber die Durchführung von BEM: Betriebliches Eingliederungs-Manage-ment. Sehr viele Arbeitgeber setzen diese Forderung auch um.

    Natürlich müssen nicht alle lang andauernden Krankheiten An-zeichen einer psychischen Belastung am Arbeitsplatz sein. Aber: Wenn diese besteht, sind sehr oft viele AU-Tage die Folge!

    Die BGM-Kennzahl „Anzahl BEM-Einladungen“ zeigt sehr gut auf, ob es in einer Abteilung eine psychische Belastung gibt. Mobbing, Bossing, Staffing am Arbeitsplatz – diese Gefährdungen können dazu führen, dass Mitarbeiter für lange Zeit krankheitsbedingt ausfallen, und werden oft erst so aufgedeckt.

    Psychische Gefährdungen wie Mobbing, Bossing und Staffing wer-de ich Ihnen in einer der nächsten Ausgaben vorstellen und Kon-zepte dagegen aufzeigen.

    Fortsetzung von Seite 1

    Im Jahr 2015 betrug die Anzahl der Überstunden im Durchschnitt 47!

    D I E F A K T E N :

    Die Excel-Tabelle für Abteilungsleiter: Damit Ihre Abtei-lungsleiter immer die BGM-Kennzahlen im Blick haben, haben wir eine Excel-Tabelle entwickelt, die alle wesent-lichen Kennzahlen erfasst und auswertet. Die Materialien finden Sie auf www.psychische-gefährdung-portal.de

    D O W N L O A D - H I N W E I S :

    Checkliste: Wichtige BGM-Kennzahlen

    Priorität Bezeichnung Quelle der Daten

    1 AU-Tage das Lohnprogramm oder die Zeiterfas-sung

    2 Anzahl Überstunden die Zeiterfassung oder der Eigenbeleg der Arbeitnehmer

    3 Höhe der Fluktuation das Lohnprogramm

    4 Anzahl Resturlaub das Lohnprogramm

    5 Anzahl BEM-Einladun-gen

    die Personalabtei-lung

    Die durchschnittliche Fluktuationsrate schwankte im Jahr 2015 zwischen 12 % und 18 %. Mehr dazu finden Sie unter www.psychische-gefährdung.de

    D I E F A K T E N :

    Aus der DGB-Studie „Gute Arbeit 2016“: 33 % der Arbeit-nehmer haben im Jahr 2016 auf Urlaub verzichtet und ihren Resturlaub von 2015 nicht genommen.

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    Diese 5 Maßnahmen helfen Ihren Arbeitnehmern zuverlässig gegen ErschöpfungBei Überlastung und Depressionen nehmen Arbeitnehmer zwar häufig Antidepressiva, allerdings ergibt sich meist keine schnel-le Besserung. Und tatsächlich hat eine Untersuchung in Groß-britannien ergeben, dass die folgenden 5 Maßnahmen bei de-pressiven Verstimmungen schneller und besser helfen, als nur Medikamente zu verabreichen.

    Professor Tim Kendall der Universität Kalifornien hat einen Leitfa-den erarbeitet und diese 5 Empfehlungen festlegt:

    1. Den Tag klar strukturieren: Feste Zeiten für Arbeitsbeginn und Arbeitsende, regelmäßige Besprechungen, einzuhaltende Pau-sen und verbindliche Absprachen sind der erste Schritt dazu, dass der Betroffene wieder Stabilität findet und sich nicht selbst erschöpft.

    Oft ist es sinnvoll, mit den Kollegen des betroffenen Menschen einen Plan auszuarbeiten, nach dem alle gegenseitig an die festen Zeitvorgaben und Regularien erinnern und deren Einhaltung kontrollieren.

    M E I N T I P P :

    2. Konstantes Ausdauertraining, mehrmals die Woche: Wer sich regelmäßig ausdauernd und konstant bewegt, wird beobach-ten, dass die Erschöpfung abgebaut wird, gleichzeitig Proble-me ihren „Schrecken“ verlieren und die Lebensqualität sich spürbar steigert.

    Als Arbeitgeber ist es zum Beispiel möglich, dass Sie den Ar-beitnehmer dahingehend beraten lassen, wie die gesetzliche Prävention ihn hierbei kostenlos unterstützt. Vereinbaren Sie mit einem Berater einer Krankenkasse einen Beratungstermin in Ihren Räumen!

    3. Ein Medikament: Nicht wegzudiskutieren sind Medikamente, die dazu beitragen, die hormonelle Situation zu beeinflussen. Gemäß den Behandlungsleitlinien der Ärztekammer muss ein Arzt dieses in Erwägung ziehen.

    4. Begleitende Gespräche: Als Ergebnis der Untersuchung in Großbritannien stellten die Briten mehrere Tausend Coaches ein, die durch begleitende Gespräche den betroffenen Men-schen helfen sollten. „Wir sind davon überzeugt, dass das genauso gut hilft wie Medikamente“, sagt Tim Kendall, Autor der Leitlinien. Aber die Coaches, so Kendall, seien auf Dauer günstiger und nebenwirkungsfrei.

    Für Arbeitgeber sind die Ausgaben für einen Coach eine Be-triebsausgabe, sofern er Themen behandelt, die den unter-nehmerischen Kontext betreffen. Burnout-Coaching ist nicht möglich, da dies einen geldwerten Vorteil darstellt, der vom Arbeitnehmer versteuert werden muss!

    5. Reduzierung von Alkohol, guter Schlaf: Oft versuchen Arbeit-nehmer, Ihre Schlafprobleme mit Alkoholkonsum zu „thera-pieren“. Die Leitlinien betonen jedoch, dass Alkohol die Situa-tion eher verschärft.

    Setzen Sie diese 5 Maßnahmen um, indem Sie zum Beispiel da-raus ein Merkblatt erstellen und es den Führungskräften an die Hand geben! Sorgen Sie dafür, dass bei Schulungen und Work-shops diese Punkte vermittelt werden.

    Erfahren Sie jetzt, wie einfach Prävention steuerbar wirdEs gibt Arbeitgeber, die keine Zeiterfassung durchführen und es dem Arbeitnehmer überlassen, eine eventuelle Überlastung zu melden.

    Doch falsch verstandenes „sozialverträgliches Verhalten“, also zum Beispiel die Scham, vor anderen Kollegen eine Überfor-derung einzugestehen, führt sehr oft dazu, dass dies nicht erfolgt. Als Arbeitgeber und als Arbeitnehmer ergeben sich deshalb für Sie daraus verschiedene gesetzliche Pflichten.

    – Der Gesetzgeber verpflichtet den Arbeitgeber zur Auf-zeichnung und Aufbewahrung der Arbeitszeiten, und zwar für 3 Jahre.

    – Allerdings hat der Arbeitgeber nicht die Pflicht, die Auf-zeichnungen persönlich vorzunehmen. Er muss nur da-für sorgen, dass die Aufzeichnungspflicht ordnungsge-mäß erfüllt wird! Dazu kann er die Aufzeichnungspflicht an die Arbeitnehmer delegieren.

    – Die Arbeitszeitnachweise können auf verschiedenste Wei-sen erstellt werden, auch formlos, beispielsweise durch Stundenzettel, Listen oder Eigenaufzeichnungen.

    Alle Unternehmen müssen schon ab einem Arbeitneh-mer einen Betriebsarzt haben – präsent vor Ort oder als Ansprechpartner! Dieser kann auch hier zu einer kompe-tenten Lösung helfen!

    M E I N T I P P :

    Auch hierzu bieten die Krankenkassen gute Beratungs-angebote an – laden Sie einen der Firmenberater zu sich ein und lassen Sie ihn in einem Vortrag darüber berichten! Doch Vorsicht: Oft wird daraus eine Mitglie-derwerbeveranstaltung. Alternativ kann auch der eige-ne Betriebsarzt eingeladen werden.

    M E I N T I P P :

    Die Gewerbeaufsicht oder die Berufsgenossenschaft wird bei Verdacht auf eine psychischen Gefährdung am Arbeitsplatz immer die Arbeitszeitnachweise verlangen. Sofern Sie Vertrauensarbeitszeit eingeführt haben, kann schnell der Verdacht aufkommen, dass die Zeiten nicht aufgeschrieben und kontrolliert werden. Verlangen Sie von Ihren Arbeitnehmern, dass sie ihren Vorgesetzten den aktuellen Stand ihres Arbeitszeitkontos regelmäßig in Tabellenform vorlegen. Im Downloadbereich haben wir eine Mustertabelle, die Sie dazu verwenden können!

    D O W N L O A D - H I N W E I S :

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    Körpersignale wahrnehmen und deuten: Wenn Rückenschmerzen im Kopf beginnen

    Das sagt die Stressforschung

    Es ist eine einfache Kettenreaktion, die letztendlich zu einem „Körpersignal“ wie dem Rückenschmerz führt:

    Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine körper-liche oder psychische Gefährdung handelt, die erkannt wird: Beides löst Stress aus, versetzt den Körper in eine Alarmsituation. Sie führt zwangsläufig dazu, dass eine ganze Reihe von Botenstoffen im Körper in Gang gesetzt wird bzw. sich gegenseitig aktiviert: Stresshormone! Das Ergebnis ist eine Körperreaktion, wie zum Beispiel eine angespannte Muskulatur.

    Wird der Prozess chronifiziert, finden also ständig so in-itiierte Körperreaktionen statt, entsteht daraus ein dau-erhaftes Körpersignal: Permanent angespannte Muskeln und damit Rückenschmerzen!

    Das sagt der Volksmund

    „Ich habe mir zu viel aufgeladen!“, „Ich musst immer alles mitschleppen“, „Ich mache mich für die Arbeit hier noch krumm!“ Der Volksmund kennt viele Sätze, die eine Überlastung zum Ausdruck bringen. Und in der Tat laufen Menschen mit erhöhter Beanspruchung oft in einer gekrümmten Haltung herum – das Körper-bild stimmt mit der mentalen Sichtweise überein!

    Das sagt die MedizinRückenschmerzen werden von dem Arzt in erster Li-nie als körperliches Problem gesehen. Daher sucht er

    zunächst körperliche Probleme bei seinen Patienten, wie abgenutzte Bandscheiben, eingeklemmte Nerven, Becken-Schiefstände. Die dann üblicherweise ver-schriebenen Therapien behandeln das Problem kon-

    servativ, beispielsweise durch Massagen, Medikamen-te und Operationen. Betriebsärzte überprüfen zusätz-lich schlechte Verhältnisse wie zu langes Sitzen und ungeeignetes Mobiliar.

    Das sagt die ForschungStresshormone lösen immer auch einen erhöhten Tonus, also eine Anspannung der Muskulatur, aus. Der Körper ist dann „auf dem Sprung“, schaltet auf „Alarmmodus“, ist „zur Flucht bereit“. Die Stresshor-mone werden in der Folge zwar abgebaut, erfolgt je-doch eine Chronifizierung, also eine ständige erneu-te Auslösung, kann sich der Muskeltonus nicht mehr selbst abbauen. Es entstehen Spannungsschmerzen. Die Forschung hat belegt, dass Ausdauerbewegung am besten hilft, Stresshormone abzubauen.

    Das sagt der PhysiotherapeutSehr oft haben Rückenschmerzen keine körperlichen Ursachen, sodass ein Physiotherapeut nur die Ver-spannung reduzieren kann. Der eigentliche Auslöser wird so nicht korrigiert.

    Allerdings vergessen viele, dass nicht nur der Kopf den Körper beeinflusst, sondern der Körper auch den Kopf! Eine Massage, die den Muskeltonus abbaut, wirkt nicht nur für die Muskulatur entspannend, son-dern sorgt auch dafür, dass Anti-Stresshormone ge-bildet werden.

    Das sagt der Balance-LotseKörpersignale sollten immer zu einer wichtigen Frage führen: „Was will mir mein Körper damit sagen?“ Wenn Sie selbst oder ein Arbeitnehmer ständig unter die-

    Erkennung

    Gefährdung

    Auslösung

    Stress

    Produktion

    Stress- hormon

    Erzeugung

    Körper- reaktion

    Chronifizie-rung

    Körper- reaktion

    Dauerhaftes

    Körpersignal❱❱ ❱ ❱ ❱

    Die BGM-Kennzahl „Anzahl AU-Tage“ kann auch ein Indiz dafür sein, dass eine psychi-sche Beanspruchung besteht.

    D A S B E D E U T E T F Ü R S I E :

    Ihr Betriebsarzt Ist Ihr Verbündeter! Binden Sie ihn unbedingt in die Gefährdungsbeurtei-lung psychischer Belastungen ein, damit er seine Erfahrung einbringen kann.

    D A S B E D E U T E T F Ü R S I E :

    Sie finden hier die englische Originalseite der Studie im PDF-Format: http://goo.gl/NkEAS9

    D O W N L O A D - H I N W E I S :

    Stresshormone wirken sich auf die Körperhal

    tung aus.

    Von der Körperhaltung

    Ihrer Mitarbeiter können Sie

    oft auf deren Wohlbefinden

    und gesundheitlichen Zustand

    schließen.

    Was haben Rückenschmerzen mit einer psychischen Belastung zu tun? Oft mehr, als Sie vielleicht denken! Denn viele vergessen, dass die psychische Gefährdung zu einer Belastung werden kann, die dann in eine Beanspruchung mündet. In diesem Artikel vermittle ich Ihnen die Hintergründe dieses Phänomens und Hilfe zur Selbsthilfe!

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    sen Schmerzen leiden, ist die ehrliche Beantwortung von nur 5 Fragen wegweisend. Als Arbeitgeber dürfen Sie das Coaching Ihrer Mitarbeiter subventionieren – auch wenn es um diese Themen geht.

    Zur Motivation möchte ich Ihnen vorab diese 5 Fra-gen verraten:

    Frage 1: Bin ich aufrichtig?

    Zeige ich meinen Mitmenschen gegenüber ein ande-res Bild von mir selbst als nach innen, zu mir selbst? Muss ich mich immer wieder „verbiegen“, kann ich kein „Rückgrat“ mehr zeigen? Wie sehr identifiziere ich mich noch mit meiner Arbeit?

    Frage 2: Bin ich flexibel?

    Reagiere ich auf meine Umgebung starr oder locker? Kann ich meine Komfortzone verlassen oder habe ich Angst vor Veränderung? Wie offen bin ich, Neuerun-gen mitzutragen? Oder habe ich Angst, dass meine Belastung zu groß wird und ich das Ganze nicht mehr schultern kann? Gibt es zu viele unkalkulierbare Her-ausforderungen in meiner Arbeit?

    Frage 3: Stehe ich permanent unter Druck?

    Wer oder was übt auf mich diesen (emotionalen) Druck aus? Wer überfordert meine Tragfähigkeit so, dass meine Bandscheiben dem Druck nicht mehr ge-wachsen sind? Wer oder was erlaubt mir nicht mehr, meinen Rücken zu entspannen, also dort die Span-

    nung herauszunehmen? Habe ich Angst vor meinem Arbeitgeber, der diesen Druck auslöst?

    Frage 4: Bin ich nicht mehr in der Lage, etwas zu „er-tragen“?

    Wen oder was kann ich gefühlsmäßig nicht mehr „er-tragen“? Welche Themen trage ich schon eine lange Zeit mit mir herum, sodass sie für mich nicht mehr tragbar sind? Was sollte ich verändern? Welche Zu-stände an meinem Arbeitsplatz sind mittlerweile un-tragbar?

    Frage 5: Bin ich nicht mehr in der Lage, Rückgrat zu zeigen?

    Wer oder was zwingt mich, nach außen ständig Stabi-lität und Kraft zu zeigen? Woher bekomme ich innere Stabilität? Oder habe ich den Glauben an die Sache, für die ich arbeite, verloren, bin haltlos? Bekomme ich von meinem Arbeitgeber die Signale, die mir Kraft und Stärke geben – oder „bricht er mir das Kreuz“?

    Vorbeugend handelnEine psychische Gefährdung kann also Körpersignale wie zum Beispiel Rückenschmerzen auslösen. Daher gibt es vorbeugende Maßnahmen, die am Arbeitsplatz das Risiko zu erkranken deutlich minimieren! Ich habe Ihnen die Maßnahmen in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellt:

    Zusatzausbildung für Ärzte, Therapeuten oder Coaches, deren Maßnahmen von gesetzlichen Krankenkassen anerkannt werden. Das Kleinunternehmermodell Ihrer Berufsgenossenschaft ist für kleinere Arbeitgeber eine Lösung. Fragen Sie Ihre Berufsgenossenschaft!

    VerhaltenWer? Was? Wie oft? Bemerkung

    Betriebsarzt Überprüfung der Sitzmöbel und der Schreibtische

    vor der Anschaffung kann auch die Fachkraft für Ar-beitssicherheit übernehmen

    Betriebsarzt Gespräche mit Arbeitnehmern regelmäßig, am besten einmal pro Jahr

    oft in Zusammenhang mit Augen-untersuchung/Impftermin

    Ergonomieberater Überprüfung auf ergonomische Bewegung der Arbeitnehmer am Arbeitsplatz

    regelmäßig, am besten einmal pro Jahr

    oft in Zusammenhang mit der Begehung der Arbeitsplätze auf-grund des Arbeitsschutzes

    BGM-Beauftragter Schulung von rückenschonen-dem Verhalten

    einmal im Jahr, anlässlich von BGM-Veranstaltungen

    kann auch von Krankenkassen durchgeführt werden

    Physiotherapeut Angebot von Entspannungs-maßnahmen und Anregung, selbst solche Massagen zu besuchen

    einmal im Jahr, anlässlich von BGM-Veranstaltungen

    Kosten kann der Arbeitgeber als Prävention teilweise absetzen.

    Mental-Coach, Psychologe, Balance-Lotse

    Stress-Management-Kurse einmal im Jahr ein von der Krankenkasse anerkannter Kurs

    wird von der Krankenkasse sub-ventioniert

    Physiotherapeut, Sport-therapeut

    Rückenschule, Wirbelsäulen-kurs

    einmal im Jahr ein von der Krankenkasse anerkannter Kurs

    wird von der Krankenkasse sub-ventioniert

    BGM-Berater,Balance-Sen-soren

    Eigenanleitung „Übungen am Arbeitsplatz“

    regelmäßig verteilen, z. B. bei BGM-Tagen

    Balance-Sensoren sind eine Aus-bildung bei diversen Anbietern.

    Vorbeugende Maßnahmen gegen Rückenleiden aufgrund psychischer Belastungen

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    Lösungen aus der Praxis: BGM-Netzwerk hilft bei AuftragsvergabeImmer mehr Arbeitgeber machen sich zum Thema „psychische Gefährdungen am Arbeitsplatz“ Gedanken. In unserer Reihe „Lösungen aus der Praxis“ stelle ich Ihnen Ansätze vor, die von anderen Arbeitgebern schon genutzt werden und die sich prak-tisch bewährt haben.

    Unter der Internetadresse www.bgm-netzwerk.de finden Sie ein Unternehmen, das seit dem Jahr 2015 am Markt ist und sich da-rauf spezialisiert hat, BGM-Anbieter und BGM-Anwender zusam-menzubringen. Ich habe die Seite für Sie kritisch geprüft und möchte Ihnen nachfolgend meine Eindrücke schildern.

    Die Zielsetzung

    Die Seite ist für Arbeitgeber interessant, die Anbieter von BGM-Maßnahmen finden möchten. Dabei wird schon auf der Startseite ein Filter angeboten, der im Bereich Psyche sehr breit aufgestellt ist. Arbeitgeber haben aber auch die Möglichkeit, sich selbst zu präsentieren und Angebote auszuschreiben. Das ist insbesonde-re dann von Vorteil, wenn überregional ausgeschrieben werden kann. Das Auffinden von Ausschreibungen lässt sich dabei ge-nauso gut bedienen wie der oben erwähnte Filter.

    Die Kosten

    Die Internetseite www.bgm-netzwerk.de finanziert sich nur über Mitgliederbeiträge von BGM-Anbietern und ist daher für Arbeit-geber kostenlos. Ein finanzielles Risiko, wenn man als Arbeitge-ber das Portal benutzt, besteht nicht.

    Die Aktualität

    Ein solches Portal lebt natürlich nur von seiner Akzeptanz der Anwender und Anbieter. In der Tat finden sich hier neben dem regulären Newsletter einige Angebote und Artikel; über 2.500 BGM-Anbieter sind nach Aussage des Portalbetreibers bereits registriert.

    Das Fazit

    Ein Marktplatz, auf dem sich BGM-Suchende und BGM-Anbieter finden, dazu eine hohe Akzeptanz – mir gefällt das Konzept und die Möglichkeiten, die es bietet. Daher meine Empfehlung: Pro-bieren Sie es aus!

    Das BGM-Netzwerk finden Sie unter: https://goo.gl/Rd527K

    Screenshot der Seite bgmnetzwerk.de

    So finden Sie schnell den richtigen BEM-Berater bei Ihrer Rentenversicherung!

    In dem Moment, in dem ein Arbeitnehmer in den letzten 360 Ta-gen mehr als 6 Wochen krank war, muss er zu einem Gespräch eingeladen werden, um die Ursachen und entsprechende Präven-tionsmöglichkeiten zu erkennen.

    Ohne durchgeführtes BEM hat ein Arbeitgeber bei einem Kün-digungsverfahren durchaus Nachteile zu befürchten. Das Bun-desarbeitsgericht (BAG) hat nämlich entschieden, dass sich die Darlegungs- und Beweislast in einem Kündigungsschutzverfah-ren für den Arbeitgeber dann nachteilig verändert (BAG, Urtei-le vom 12.07.2007, Az.: 2 AZR 716/06; vom 28.06.2007, Az.: 6 AZR 750/06 (br 2008, S. 82); vom 10.12.2009, Az.: 2 AZR 400/08 (br 2010, S. 102))

    Das BEM ist deshalb bei den meisten Arbeitgebern schon sehr stark verbreitet. Bei der Einladung und dem Gesprächsablauf

    selbst müssen jedoch zahlreiche Formvorgaben eingehalten wer-den, damit es später anerkannt wird. Arbeitgeber haben deshalb die Möglichkeit, entweder Mitarbeiter dafür auszubilden oder einen BEM-Berater der Rentenversicherung zu kontaktieren, der entsprechend weiterhelfen kann.

    Dazu hat die Rentenversicherung eine spezielle Unterseite einge-richtet, die über das BEM-Verfahren informiert.

    Der Gesetzgeber verlangt von jedem Arbeitgeber Maßnahmen, um chronischen Erkrankungen seiner Mitarbeiter rechtzeitig vor-zubeugen oder erkrankungsfördernde Verhältnisse zu erkennen. Dazu wurde das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM)vorgeschrieben – oft werden aber die notwendigen Abläufe nicht korrekt eingehalten.

    Die Seite finden Sie unter diesem Link: http://goo.gl/SPQF5X

    Und hier können Sie Ihren Firmenberater unmittelbar kon-taktieren: [email protected] oder Telefon: 0800 1000 453

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    So vermeiden Sie das größte Haftungsrisiko bei der Gefähr-dungsbeurteilung psychischer BelastungenDer Gesetzgeber verlangt von jedem Arbeitgeber, der mindes-tens einen Arbeitnehmer sozialversicherungsrechtlich beschäf-tigt, ausdrücklich eine Gefährdungsbeurteilung hinsichtlich psychischer Belastungen. Mittlerweile gibt es zahllose Vorge-hensweisen, die die Aufsichtsbehörden allerdings sehr oft nicht akzeptieren. Mit gravierenden Konsequenzen: Tritt dann ein Schadensfall ein, besteht ein echtes Haftungsrisiko aufgrund der nicht gesetzeskonformen Vorgehensweise.

    Dabei haftet an erster Stelle nicht der Arbeitgeber (also zum Bei-spiel der Geschäftsführer oder der Vorstand), sondern der unmit-telbare Vorgesetzte, der die Personalverantwortung trägt!

    Kommt es im Schadensfall zu einer Überprüfung durch das Auf-sichtspersonal (in der Regel die Gewerbeaufsicht), wird vor allem die Dokumentation der durchgeführten Gefährdungsbeurteilung kontrolliert. Überprüfen Sie daher unbedingt, ob Ihre Gefähr-dungsbeurteilung wie folgt dokumentiert wird:

    - Fälschungssicheres Dokument: Eine ausgefüllte, jederzeit spä-ter abänderbare und daher nicht fälschungssichere PC-Tabelle

    wird grundsätzlich in Zweifel gezogen. Achten Sie deshalb auf die Schriftform jeweils mit Datum und Unterschrift der betei-ligten Personen!

    - Umsetzung der GDA-Leitlinien. Die Leitlinien der Gemeinsa-men Deutschen Arbeitsschutzstrategie sagen eindeutig: „Aus der Dokumentation der Gefährdungsbeurteilung bei psychi-scher Belastung sollte erkennbar sein, auf welcher Grundlage sich die betrieblichen Akteure für welche Vorgehensweise (Be-obachtung/Befragung/Workshopkonzept) und welches Instru-ment entschieden haben.“

    - Dokumentation der Maßnahmen: Ein wesentlicher Bestandteil ist die Dokumentation der dann durchgeführten Maßnahmen. Diese müssen in erster Linie Maßnahmen aus der Verhältnisprävention sein und nach einer Zeit von beispielsweise 6 Monaten auf die Auswirkung hin überprüft werden. Dazu wird in der Regel eine anonyme Arbeitnehmerbefragung verwendet, deren Ergebnisse ebenfalls in der Dokumentation gespeichert werden.

    Impressum„Psychische Gefährdungen am Arbeitsplatz“ erscheint bei mediaforwork, ein Unternehmensbereich der VNR Ver-lag für die Deutsche Wirtschaft AG · Theodor-Heuss-Str. 2–4, 53095 Bonn · Telefon: 02 28 / 95 50 120 · Fax: 02 28 / 36 96 486 · Internet: www.mediaforwork.de · www.psy-chische-gefährdung-portal.de – E-Mail: [email protected] · E-Mail für Leserfragen: [email protected]

    Vorstand: Helmut Graf, Guido Ems, Frederik Palm · ISSN: 2509-6044 · Erscheinungsweise: 12-mal jährlich · Heraus geber: Martin Grashoff, Bonn · Chefredakteur: Jürgen Loga, Löwenstein · Bereichsleitung: Peter Stroh-bach, Bonn · Produktmanagement: Sonja Heynen-Pian-ka, Bonn · Layout und Satz: Das Redaktionsbüro Annet-te Mader, Köln · Druck: Paul Schürrle GmbH & Co. KG, Stuttgart ·

    Alle Angaben in „Psychische Gefährdungen am Arbeits-platz“ wurden mit äußerster Sorgfalt ermittelt und über-prüft. Sie basieren jedoch auf der Richtigkeit uns erteilter Auskünfte und unterliegen Veränderungen. Eine Gewähr kann deshalb nicht übernommen werden. © 2016 by me-diaforwork, ein Unternehmensbereich der VNR Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG, Bonn, Berlin, Salzburg, Zürich, Warschau, Bukarest, Manchester, Johannesburg, Melbourne.

    Dazu muss nicht ein schriftlicher Arbeitsvertrag zwi-schen Arbeitgeber und Vorgesetztem bestehen: Damit eine Haftungssituation entsteht, reicht es schon aus, dass der Vorgesetzte dem Arbeitnehmer gegenüber der erste Ansprechpartner ist.

    W I C H T I G !

    Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen muss am besten jährlich durchgeführt und dokumen-tiert werden – und mit der klassischen Gefährdungsbe-urteilung zusammenfließen. Im Download-Bereich ha-ben wir Ihnen die Stellungnahme einer Rechtsanwältin dazu und die GDA-Leitlinien zur Verfügung gestellt.

    D O W N L O A D - H I N W E I S :

    Als Chefredakteur lade ich Sie im Namen des herausgebenden Verlages mediaforwork herz-lich ein, die Fachmesse „Arbeitsschutz aktuell“ zu besuchen. Vom 11. bis 13. Oktober geht es in Hamburg um die zentrale Frage: „Ist Arbeits-schutz noch aktuell?“ Neben den klassischen Arbeitsschutzthemen sind Corporate-Health- Themen stark vertreten.

    Wie sich Stress reduzieren lässt und Sie neue Po-tenziale entwickeln können, welche Änderungen das Präventionsgesetz mit sich bringt, wie eine er-gonomische und alternsgerechte Arbeitsplatzge-

    staltung aussieht … nutzen Sie die Foren, Vorträge und Messestände, um sich mit anderen Fachkräften auszutauschen. Bei Krankenkassen und Berufsge-nossenschaften können Sie sich außerdem über ge-förderte Maßnahmen informieren. Ein Besuch lohnt sich daher aus mehreren Gründen.

    Melden Sie sich bis spätestens 05. Oktober und si-chern Sie sich ein Freiticket. Schreiben Sie einfach eine E-Mail an [email protected] Sie treffen mediaforwork, Ihren Fachverlag zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz, am Stand B6 / B6D18. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

    Treffen Sie uns auf der Kongress- und Fachmesse „Arbeitsschutz aktuell“!

    TESTEXEMPLAR

  • www.psychische-gefährdung-portal.de 8

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    Warum jeder diese Studie kennen sollteWann gehen Vorgesetzte an die Decke? Was macht Arbeitnehmer so unzufrieden, dass sie kündigen? Eine aktuelle Studie von meinestadt.de deckt die wichtigsten Gründe für Frust am Arbeitsplatz auf. Neben den Mitarbeitern gaben auch Arbeitgeber darüber Auskunft, was sie am meisten stört.

    Das Ergebnis: Die Mehrheit der deutschen Angestellten fühlt sich nicht wertgeschätzt, kritisiert Überstunden und Überforderung. Aber auch Chefs haben Wünsche: Mehr En-gagement und Eigeninitiative, mehr Zuverlässigkeit und eine bessere Arbeitsmoral Ihrer Mitarbeiter. Knapp die Hälfte der befragten Arbeitgeber definierte „unfreundliche Mit-arbeiter“ als den größten Frustfaktor: Er ist für ein Viertel der Streitigkeiten unter den Mitarbeitern verantwortlich.

    Wie unterscheidet sich Stress im Osten vom Stress im Westen?Und gibt es tatsächlich im Westen mehr Stress als im Osten? Oder ist es eher umge-kehrt? Die Gewerkschaft ver.di gab eine Umfrage in Auftrag, die überraschende Ergeb-nisse erbrachte.

    Dass sich viele Arbeitnehmer gestresst fühlen, ist nichts Neues. Interessant wird es jedoch, wenn in diesem Punkt ein Vergleich zwischen dem Westen und dem Osten Deutschlands angestellt wird. Und hier sind die Ergebnisse eindeutig: Arbeitnehmer in den neuen Bundesländern empfinden den Stress und Druck deutlich stärker als die Kollegen in den alten Bundesländern. Als Hauptstressfaktor wird im Osten die ständige Erreichbarkeit genannt, während der Westen vor allem über das Arbeitsvolumen klagt.

    Auch der Anstieg des Stresspegels in den letzten Jahren wird in Ost- und Westdeutschland unter-schiedlich empfunden: 51 % der Arbeitnehmer in den neuen Bundesländern beobachten eine Zunah-me des Stresses, in den alten Bundesländern tun dies lediglich 40 %.

    Maßnahmenplan: So reagieren Sie richtig, wenn bei einem Kollegen eine psychische Belastung beobachtet wird

    Körpersignale: Wie psychische Belas-tung und Diabetes zusammenhängen

    Psychische Gefährdungsbeurteilung: Mit Arbeitsplatztypen schneller zum Erfolg!

    Ausblick auf die nächste Ausgabe:

    Link- und TerminempfehlungAn dieser Stelle veröffentlicht die Re-daktion deshalb regelmäßig Empfehlun-gen von Terminen und Links, die Ihnen schnell und direkt weiterhelfen.

    11.–12. Oktober 2016Veranstaltugnsreihe „Die Zukunft der Arbeit“, Dresdenwww.dguv.de/iag

    11.–13. Oktober 2016Kongress „Arbeitsschutz Aktuell“, Hamburgwww.arbeitsschutz-aktuell.de> Besuchen Sie unseren Verlagsstand von mediaforwork

    08.–10. November 2016Deutscher BetriebsräteTag, Bonnwww.betriebsraetetag.de/programm.html

    08.–09. November 2016Personal Austria, Wienwww.personal-austria-at

    Ihre telefonische SprechstundeSie haben Fragen rund um das Thema der psychischen Gefähr-dungen im Betrieb?Montags von 10 bis 11 Uhr steht Ihnen Herr Loga unter 0228/8205-7009 zur Verfügung.

    Ihr Redaktions-ServiceRichten Sie Ihre individuellen Fragen und Themenwünsche gerne direkt an [email protected]

    K O N T A K T :

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    Am Arbeitsplatz nichts Neues? Die Studie zeigt ganz klar vor allem auf, dass die Kommunikation über die Erwartungshaltung auf beiden Seiten mangelhaft ist. Sehr oft wird nur einseitig darüber berichtet, dass Arbeitnehmer unzufrieden sind. Es bedarf aber immer beider Seiten, um Verhältnisse und Verhalten zu ändern. Ohne intensiven Meinungsaustausch kann das nicht funktionieren!

    F A Z I T :

    Die Internetseite www.meinestadt.de befragte im April 2016 insgesamt 1.112 Nutzer. Das Ergebnis finden Sie unter www.psychische-gefährdung-portal.de

    D O W N L O A D - H I N W E I S :

    Arbeitgeber im Osten der Bundesrepublik werden durch eine Gefährdungsbe-urteilung der psychischen Belastung mehr Vorteile für sich entwickeln als im Westen. Denn die BGM-Kennzahlen dürften aufgrund dieser Umfrage im Osten deutlich auffälliger sein – es sind deshalb dort auch tendenziell höhere Krank-heitszahlen zu erwarten. Es lohnt sich also in jedem Fall, in diesen Regionen schneller aktiv zu werden!

    F A Z I T :

    TESTEXEMPLAR