1. BILDUNGSBERICHT 2012 - DLR · 2013. 4. 12. · In diesem Bereich sieht der Lenkungskreis seine...

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1. BILDUNG SBERICHT 2012 Landkreis Mühldorf a. Inn

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  • 1. BILDUNGSBERICHT 2012Landkreis Mühldorf a. Inn

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    1. BILDUNGSBERICHT 2012Landkreis Mühldorf a. Inn

  • HerausgeberLandkreis Mühldorf a. InnLernen vor OrtTöginger Str. 1884453 Mühldorf a. InnTelefon: (08631) 699-660Telefax: (08631) 699-618E-Mail: [email protected]

    Gesamtleitung: Claudia Holzner (Geschä sbereichsleiterin, Landratsamt Mühldorf a. Inn)Produktverantwortung: Michael Stadelmann (Geschä sbereichsleiter, Landratsamt Mühldorf a. Inn)Redak onelle Leitung: Anja Skrypek

    Team Lernen vor OrtKris na Amannsberger, Elke Beckedorf-Jaeger, Chris ane Deinlein, Tanja Hoprich, Elisabeth Huber, Andreas Ortner, Andrea Schuur, Anja Skrypek.

    mit Beteiligung vom:Gesundheitsamt Landkreis Mühldorf a. Inn, Amt für Jugend und Familie Landkreis Mühldorf a. Inn, Kreis- und Regionalentwicklung Landkreis Mühldorf a. Inn, Staatsins tut für Frühpädagogik (ifp), Deutsches Ins tut für Interna onale Pädagogische Forschung (DIPF), Lernen vor Ort Landkreis Mühldorf a. Inn

    wissenscha liche Beratung: Deutsches Ins tut für Interna onale Pädagogische Forschung (DIPF), Prof. Dr. Hans Döbert und Magnus John

    Bildquelle auf Seite 18: BMBF / PT-DLR

    Druck:April 2012

    IMPRESSUM

  • Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

    mit dem 1. Bildungsbericht geht der Landkreis Mühldorf a. Inn einen weiteren entscheidenden Schri hin zumAu au eines kommunalen Bildungsmanagements. Mit dieser datenbasierten Aufarbeitung der Bildungsstrukturunseres Landkreises können Handlungsbedarfe erkannt und objek v disku ert werden. Bildungsberichteermöglichen es, Bildungsak vitäten auf kommunaler Ebene besser zu steuern und zu planen, um so wiederumdie kreisangehörigen Kommunen sowie die Bildungsträger im Landkreis zu unterstützen.

    Auch die A rak vität einer Kommune hängt besonders von ihren Bildungsangeboten ab. Familien wählen ihren Wohnsitz gerade wegen einer guten Bildungsinfrastruktur. Dies ist nicht der einzige Grund, eine kommunale Bildungsberichtersta ung zu beginnen und ste g weiter zu führen. Bildung und Lernen sind die Schlüssel für eine op male Teilhabe an unserer Gesellscha . Es ist Aufgabe der Kommune, allen Bürgerinnen und Bürgern denZugang zu Bildung und erfolgreichem Lernen zu ermöglichen: Chancengerech gkeit bedeutet Standortqualität.Der 1. Bildungsbericht wird uns dabei helfen: Wir erkennen unsere Stärken und Herausforderungen in Quan tätund Qualität.

    Beim 1. Bildungsbericht zählte im wahrsten Sinne des Wortes nicht nur das Ziel, sondern vor allem der Weg. Auf diesem haben uns viele Akteure aus dem regionalen Bildungswesen, der Wirtscha und Poli k begleitet. Gemein-sam haben wir die Daten erörtert und uns konstruk v ausgetauscht: Wir sind zusammen gewachsen und haben ein festes Bildungs-Netzwerk geschaff en.

    Mein Dank gilt allen Mitwirkenden für Ihre Anregungen und Unterstützung bei der Erstellung dieses 1. Bildungs-berichtes für den Landkreis Mühldorf a. Inn. Die Zusammenarbeit von Bildungsakteuren und Bildungsverantwort-lichen soll hinsichtlich der Handlungsmaßnahmen, die sich aus dem Bildungsbericht ergeben, fortgeführt werden.

    Bildung geht uns alle an!

    Ihr Georg HuberLandrat

    Grußwort Landrat

  • Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

    der enge Zusammenhang zwischen Bildung, Bildungsangeboten, Bildungsmöglichkeiten und der wirtscha lichen und einwohnermäßigen Entwicklung einer Region tri o spät zutage, o zu spät. Grundlage für Handeln und Agieren sta Reagieren sind hier Informa onen und Daten zur regionalen Bildungssitua on.

    Die landesweiten sta s schen Daten allein können dabei die Lage vor Ort nicht zutreff end beschreiben. Ohne weitergehende Analyse vor Ort helfen uns diese Daten und Sta s ken wenig. Hier soll uns der Bildungsbericht weiterhelfen.

    Die im Bildungsbericht aufgeführten Daten geben einen systema schen Überblick über die Struktur der Bildung im Landkreis. Nur wenn uns auf lokaler Ebene die Angebote und Anforderungen, die Nöte und die Ansprechpartner bekannt sind, können wir sinnvoll und in die Zukun gerichtet tä g werden.

    Natürlich haben wir nicht alle Tendenzen im lebenslangen Lernen im Griff . Aber: Die lebha e Entwicklung, insbe-sondere des Schulwesens, wurde erst im vergangenen Jahr von den Heima orschern herausgearbeitet und beimGeschichtstag vorgestellt. Die Anfänge des Schulwesens und die Entwicklungen gingen o auf visionäre Einzelper-sonen zurück. Und genauso müssen wir heute in den Gemeinden vor Ort, anhand der herausgearbeiteten Bildungs-daten, Visionen entwickeln, um kommenden Genera onen ausreichende Lebensgrundlagen zu geben:

    Unser wich gster „Rohstoff “ ist die Bildung!

    Ihr Dr. Karl DürnerBürgermeistersprecher

    GRUßWORTE

    Grußwort Bürgermeistersprecher

  • Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

    der demographische Wandel stellt das Bildungswesen in Deutschland vor große Herausforderungen. In den letzten Jahren hat die Bildungsberichtersta ung zunehmend an Bedeutung gewonnen, um im Bildungswesen auf die gesell-scha lichen Veränderungen und Bedürfnisse gezielter reagieren zu können.

    Eine zentrale Aussage teilen alle Bildungsberichte: Immer noch ist der Bildungserfolg eines jungen Menschen in Deutschland maßgeblich abhängig von seiner sozialen Herkun . So nehmen von 100 Akademikerkindern 71 ein Studium auf, von 100 Nicht-Akademikerkindern sind es jedoch lediglich 24.

    Um dieser Schiefl age entgegenzuwirken, hat die Roland Berger S ung unter dem Mo o „Kein Talent verlieren“ das Roland Berger Schülers pendium für begabte Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien entwickelt. Derzeit werden bundesweit 450 Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen sechs und 18 Jahren individuell geför-dert.

    Seit 2009 unterstützt die Roland Berger S ung mit ihrer Erfahrung aus dem eigenen Bildungsprogramm und ihrem bundesweiten Netzwerk als Grundpate das Projekt „Lernen vor Ort“ im Landkreis Mühldorf a. Inn. Es freut uns ganz besonders, dass wir dem Landkreis mit Herrn OStD a.D. Dr. Otmar Schießl einen renommierten Experten vermi eln konnten, der die Bildungsentwicklungen in Mühldorf von Projektbeginn an maßgeblich mit gestaltet hat. Die erfolg-reiche Zusammenarbeit spiegelt sich in den Ergebnissen aus dem vorliegenden Bericht wider.

    Das Angebot aller Bildungsins tu onen im Landkreis Mühldorf a. Inn zu einem Gesamtkonzept lebenslangerBildung zusammenzuführen und als Netzwerk Orien erung für alle Altersstufen und Bildungsansprüche zu geben – das ist ein vorbildlicher Weg des Landkreises Mühldorf, den die Roland Berger S ung gerne begleitet.

    Regina PötkeVorstandRoland Berger S ung

    Grußwort Vorstand Roland Berger S ung

  • GRUßWORTE

    Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

    Bildungsberichte sind ein wich ges Instrument der Qualitätsentwicklung und –sicherung, auch im Bildungswesen. Was auf na onaler Ebene und in den Bundesländern bereits prak ziert wird, zieht nun auch in den Kommunen ein. Mit dem vorliegenden 1. Bildungsbericht wurde im Landkreis Mühldorf a. Inn eine solide Grundlage für eine nachhal ge Weiterentwicklung der Region geschaff en, gilt doch Bildung als eine der wich gsten Ressourcen für eine hohe Lebensqualität. Der Landkreis stellt sich dieser Herausforderung. Das verdient Anerkennung und Respekt, weil es Weitsicht, einen an Werten orien erten poli schen Willen und auch Mut braucht, sich der in einem Bildungs-bericht dokumen erten Wirklichkeit zu stellen und auf Verbesserungen hinzuarbeiten.

    Anfangs wurden Bildungsberichte mitunter skep sch betrachtet: Dann wüsste ja die Poli k, was sie zu tun hat und ihr Erfolg könnte überprü werden! Das s mmt. Aber es macht gleichzei g deutlich, dass Poli k nicht nur die Poli ker machen, sondern in irgendeiner Weise alle Bürger. Das kann dort besonders wirkungsvoll gelingen, wo poli- sches Handeln bürgernah ist, nämlich in der Kommune. Kommunale Bildungsberichte vervollkommnen deshalb ein

    Gesamtkonzept von Bildungsmonitoring. Es ist dem Landkreis Mühldorf a. Inn zu wünschen, dass die sachdienliche Beschä igung mit dem Bildungsbericht auf breites Interesse und verantwortungsvolles Engagement vieler tri .

    Dr. Otmar SchießlOStD a. D., ehem. Leiter der bayer. Qualitätsagentur

    Grußwort Berater 1. Bildungsbericht

  • Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

    mit Beginn des Projektes Lernen vor Ort hat sich im Landkreis Mühldorf a. Inn ein Lenkungskreis installiert, in dem alle gesell-scha lichen Gruppen, die sich mit Bildung beschä igen, vertreten sind.

    Der Lenkungskreis sieht sich dabei zum einen als Steuerungsins-trument, das bei Lernen vor Ort die berech gten Interessen der vertretenen Gruppen mit einbringt, zum anderen aber vor allem auch als Fürsprecher von Lernen vor Ort in der Öff entlichkeit, indem er die Ergebnisse von Lernen vor Ort in den einzelnen Gruppierungen, und damit in der Öff entlichkeit, vorstellt und transparent macht.

    Die vertretenen gesellscha lichen Gruppen sehen ihre Mitarbeit als einen wich gen Beitrag zur Weiterentwicklung der Bildungslandscha im Landkreis und sind deshalb auch gerne bereit, eigene Ressourcen in Form von Arbeitszeit und Netzwerken zur Verfügung zu stellen, um die Iden fi ka on mit der Region zu stärken.

    Ziele des Projektes Lernen vor Ort sind, aus Sicht des Lenkungskreises, die Verfes gung von Netzwerken sowie die Förderung einer vertrauensvollen Zusammenarbeit der verschiedenen Bildungsins tu onen untereinander. Eine Vernetzung der Bildungsträger ermöglicht und verbessert auch den Austausch von Best-Prac ce-Beispielen. In diesem Bereich sieht der Lenkungskreis seine Aufgabe als Wegbereiter und „Türöff ner“. Daneben soll Lernen vor Ort als Ini ator von Ideenbörsen au reten.

    Ein systema sches und fachlich au ereitetes, an der Praxis im Landkreis orien ertes, Bildungsmonitoring im Rahmen von Lernen vor Ort soll zukün ige bildungspoli sche Entscheidungen erleichtern.

    Grußwort der Mitglieder des Lenkungskreises der Bildungsini a ve Lernen vor Ort

  • GRUßWORTE

    Mit diesem Bildungsbericht ist ein wesentlicher Meilenstein des Projektes Lernen vor Ort gescha . Unser Dank gilt all den Mitarbeitern/innen im Projekt für die effi ziente und ertragreiche Zusammenarbeit. Wir freuen uns auf die zukün ige Zusammenarbeit zur Weiterentwicklung der Bildungslandscha im Landkreis.

    Paul Schönste er

    Ingrid Obermeier-Osl

    Thomas Zugehör

    Dekan Roland Haimerl

    Maria Geidobler

    Markus Eberl

    Jochen Englmeier

    Erwin Gäb

    Dr. Karl Dürner Sabine Meyle

  • A REGIONALE RAHMENBEDINGUNGEN ...........................................................................................1A1 Demographische Entwicklung ..................................................................................................................................2

    A1.1 Bevölkerungszahl und Bevölkerungsentwicklung .........................................................................................................2A1.2 Altersstruktur und Bevölkerungsprognose ...................................................................................................................4A1.3 Wanderungsbewegungen ..............................................................................................................................................7

    A2 Wirtscha sstruktur und Arbeitsmarkt ..................................................................................................................9A2.1 Zentrale Rahmendaten ...................................................................................................................................................9A2.2 Beschä igtenstruktur ...................................................................................................................................................12A2.3 Jugendarbeitslosenquote .............................................................................................................................................14

    A3 Soziale Lage ....................................................................................................................................................................15

    Einleitung

    1) Warum ein Bildungsbericht auf kommunaler Ebene? ................................................................................II

    2) Bildung im Landkreis Mühldorf a. Inn:Au au eines regionalen Bildungsmanagements ........................................................................................III

    3) Vorbemerkungen zu Inhalt und Struktur des Bildungsberichts ..............................................................III

    4) Die wich gsten Ergebnisse im Überblick ........................................................................................................ V

    B FRÜHKINDLICHE BILDUNG, BETREUUNG UND ERZIEHUNG .................................19B1 Entwicklung der Anzahl der Einrichtungen, der Anzahl der betreuten Kinder und der Anzahl der Betreuungsplätze......................................................................21

    B2 Entwicklung der Bildungsbeteiligung und der Betreuungssitua on………………………. .........................................................................................................................24

    B3 Der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule ....................................................................................29

    B4 Ausblick zum Übergang Kindergarten-Grundschule ......................................................................................33B4.1 Das Koopera onsprojekt „Den Übergang im Blick. Wir fragen Eltern.“………………….................................................33B4.2 Elternbefragung zur Kenntnis und Nutzung von Angeboten zum Übergang vom Kindergarten in die Grundschule .................................................................................................................................34 B4.3 Maßnahmen zur Übergangsbegleitung vom Kindergarten in die Grundschule........................................................35

    C ALLGEMEINBILDENDE SCHULEN ........................................................................................................37 C1 Bildungseinrichtungen ................................................................................................................................................40

    C2 Sprachstanderhebungen und Deutschfördermaßnahmen .........................................................................42

  • INHALTSVERZEICHNIS

    C3 Bildungsteilnehmer .....................................................................................................................................................43C3.1 Schülerzahlen nach Schularten ....................................................................................................................................43C3.2 Verteilung der Schüler auf die Schularten in Klassenstufe 7…………………………………. .................................................45

    C4 Der Übergang von der Grundschule in eine weiterführende Schule .......................................................47C4.1 Übergangsquoten .........................................................................................................................................................48C4.2 Schulartwechsel ............................................................................................................................................................51C4.2.1 Schulartwechsel in Klassenstufe 5 ............................................................................................................................51C4.2.2 Schulartwechsel in Klassenstufe 6 ............................................................................................................................52C4.2.3 Schulartwechsel in Klassenstufe 7-9 .........................................................................................................................52

    C5 Klassenwiederholungen.............................................................................................................................................53

    C6 Schulabschlüsse ............................................................................................................................................................54C6.1 Abgänger/Absolventen .................................................................................................................................................54C6.2 Schulabgangsquoten.....................................................................................................................................................55

    C7 Private Schulen im Landkreis Mühldorf a. Inn ..................................................................................................58C7.1 Private Wirtscha sschule Gester .................................................................................................................................58C7.1.1 Bildungsbeteiligung ....................................................................................................................................................58C7.1.2 Schulartwechsel .........................................................................................................................................................59C7.1.3 Abschlüsse ..................................................................................................................................................................59C7.2 Montessori-Schule im Erdkinderprojekt Eberhar ng e.V. ..........................................................................................59C7.2.1 Bildungsbeteiligung ....................................................................................................................................................59C7.2.2 Abschlüsse ..................................................................................................................................................................59

    C8 Ausblick zum Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule...............................................................................................................................................60

    C8.1 Elternbefragung zur Kenntnis und Nutzung von Angeboten zum Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule ...........................................................................................................60C8.2 Maßnahmen zur Übergangsbegleitung von der Grundschule in die weiterführende Schule ..................................................................................................................................................60

    D BERUFLICHE BILDUNG UND STUDIUM .......................................................................................63D1 Bildungseinrichtungen ...............................................................................................................................................66

    D2 Bildungsbeteiligung .....................................................................................................................................................68

    D3 Übergang in die berufl iche Ausbildung ...............................................................................................................70

    D4 Erworbene Abschlüsse ..............................................................................................................................................74

    D5 Fachakademie für Sozialpädagogik Mühldorf des Diakonischen Werks Traunstein e.V. ................76D5.1 Bildungsbeteiligung.......................................................................................................................................................76D5.2 Absolventen ..................................................................................................................................................................76D5.3 Zusätzlich erworbene Abschlüsse ................................................................................................................................76

  • D6 Hochschulkoopera on…………………………………………………………………………………………. .............................................77

    D7 Ausblick zum Übergang in die berufl iche Bildung ...........................................................................................78D7.1 Elternbefragung zur Kenntnis und Nutzung von Angeboten zum Übergang von einer weiterführenden Schule in den Beruf oder das Studium ..................................................................................78D7.2 Maßnahmen zur Übergangsbegleitung von einer weiterführenden Schule in den Beruf……………………………………………………………………………………………………….. ...................................................79

    E FAMILIENBILDUNG ...........................................................................................................................................83E1 Familienbildung im Landkreis Mühldorf a. Inn .................................................................................................84

    E2 Probleme der indikatorengestützten Betrachtung von Familien-bildung und die Herangehensweise im Landkreis Mühldorf a. Inn ..........................................................85

    E3 Ergebnisse der Elternbefragung ..............................................................................................................................86

    F BILDUNGSBERATUNG ....................................................................................................................................91F1 Bildungsberatung im Landkreis Mühldorf a. Inn ..............................................................................................92

    F2 Probleme der indikatorengestützten Betrachtung von Bildungs-beratung und die Herangehensweise im Landkreis Mühldorf a. Inn .......................................................92

    F3 Ergebnisse der Befragung zur Bestandsaufnahme und derElternbefragung.............................................................................................................................................................93

    Aktuelle Praxisbeispiele aus dem Landkreis Mühldorf a. Inn ...........................................................................99

    AnhangAbbildungsverzeichnis.........................................................................................................................................................114Literatur / Quellen / Abkürzungen .....................................................................................................................................116

  • I

    Einleitung

    Bereits seit längerem besteht im Landkreis Mühldorf a. Inn die Überlegung, die kommunale Bildungslandscha darzu-stellen. Über das Förderprogramm Lernen vor Ort des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) hat der Landkreis die Chance genutzt, seinen ersten Bildungsbericht zu erstellen. Dieser soll den Poli kern und Fachleuten vor Ort sowie einer interessierten Öff entlichkeit einen bildungsbereichsübergreifenden, indikatorengestützten, problem-orien erten Überblick sowie Entwicklungen im Zeitverlauf über die kommunalen Bildungseinrichtungen und über die Bildungsbeteiligung liefern.

    Ziel der Bildungsberichtersta ung und des Förderprogramms ist der Au au eines datenbasierten kommunalen Bildungsmanagements. Vorhandene Bildungseinrichtungen sollen so miteinander vernetzt werden, dass Ihre Bildungs-angebote aufeinander abges mmt und vor allem auch für die jeweilige Zielgruppe erreichbar sind bzw. werden. Die Managementaufgabe liegt dabei in der Organisa on und Koordina on von Bildungsangeboten sowie in der Vernet-zung von Bildungsträgern, Poli k und Verwaltungsgremien.

    In der Berichtersta ung wird angestrebt, die Perspek ve des lebenslangen bzw. lebensbegleitenden Lernens zu berücksich gen. Lernen und Lernprozesse erfolgen nicht nur in der Schule und gelten nicht nur für den Lernenden. Lernen ist ein anhaltender, also die Lebenszeit umfassender Prozess. Lernen fi ndet ins tu onalisiert in Kindertages-einrichtungen, der Schule oder bei einem Weiterbildungsträger sta . Aber auch außerhalb von Ins tu onen lernen wir, z. B. im Rahmen einer ehrenamtlichen Tä gkeit oder ganz einfach im nachbarscha lichen Gespräch. Dieses als informell bezeichnete und nicht organisierte Lernen außerhalb von Ins tu onen lässt sich aber nur schwer abbilden, obwohl es einen Großteil der Lernprozesse ausmacht. Um Lernprozesse und Bildungsstrukturen – als eine der wich- gsten gesellscha lichen Ressourcen – darstellen zu können, sind objek ve Messkriterien notwendig. Das können

    beispielsweise Teilnehmerzahlen von Bildungsangeboten oder der Bildungserfolg der Bildungsteilnehmer/-innen sein.

    Der erste Bildungsbericht des Landkreises Mühldorf a. Inn stellt daher die regionalen Bildungsstrukturen hinsichtlich der vorhandenen Bildungseinrichtungen und Bildungsangebote sowie der Bildungsteilnehmer dar. Es wird dabei der Fokus insbesondere auf die Bildungsübergänge in Bildungseinrichtungen im Kindes- und Jugendalter gelenkt, da Bildungsverläufe gerade von frühen Entscheidungen an den verschiedenen Schwellen im Bildungswesen abhängen.

  • II

    1) Warum ein Bildungsbericht auf kommunaler Ebene?

    Die Bildungsberichtsersta ung ist als empirische Bestandsaufnahme des Bildungswesens auf Bundesebene und auf der bayerischen Landesebene mi lerweile etabliert. Eine Berichtsersta ung auf kommunaler Ebene oder gar sozial-räumliche Betrachtungen sind dagegen noch empirisches Neuland. Eine Bestandsaufnahme des Bildungswesens lohnt aber auch auf kommunaler Ebene bzw. ist sogar notwendig. Kennzahlen über die Anzahl der Schüler, die Betreuungsquote im Kindertagesbereich oder die Übertri squoten von Grundschulen in weiterführende Schulen sind für die Bildungsakteure und Bildungsverantwortlichen vor Ort für Ihre Entscheidungen von hohem Interesse und müssen in bildungspoli sche Entscheidungen einbezogen werden. Denn Bildung und Lernen ist für den allgemeinbildenden Bereich zunächst kommunal bzw. regional organisiert.

    Aber auch Bildungsbereiche außerhalb der kommunalen bzw. regionalen Zuständigkeit beeinfl ussen das Bildungsver-halten der Bildungsakteure einer Region, z. B. in Bezug auf Wanderungsverhalten bezüglich einer bes mmten vorhan-denen oder auch fehlenden Bildungseinrichtung. Das Zusammenspiel solcher Faktoren gilt es zu berücksich gen, da Daten nur einen Ausschni der Realität zeigen. Sie geben nur bedingt Auskun über die Ursachen. Die Interpreta on der Daten und die Überführung in Steuerung obliegt den Fachleuten vor Ort. Als Medium, das Probleme und Ent-wicklungen in kommunalen Bildungslandscha en aufzeigt, trägt ein Bildungsbericht dazu bei, sachliche Diskurse über die kommunale Bildungslandscha zu führen. Der Bildungsbericht wird damit zum wich gen Bestandteil des Kommunalen Bildungsmonitorings, der die Verant-wortlichen vor Ort in der frühzei gen Erkennung von spezifi schen Problemlagen unterstützt und so zu kommunal-spezifi schen Strategien für das regionale Bildungswesen führen kann.

    Ein Bildungsbericht ermöglicht Aussagen über Chancengerech gkeit, vor allem anhand der Betrachtung von Bildungsübergängen. Denn anhand dieser „Schni stellen […] kann die Perspek ve der Bildung im Lebenslauf“1 be-rücksich gt werden. So werden gerade in der Lebensspanne vom Kleinkind bis zum jungen Erwachsenen eine Vielzahl an Entscheidungen hinsichtlich der Auswahl für oder gegen eine Bildungseinrichtung getroff en. Die Entscheidungen an den Übergängen (die im Kindesalter i.d. Regel von den Eltern getroff en werden), sind zudem o abhängig von der sozialen Herkun der Eltern. Somit bestehen nicht für alle Kinder die gleichen Voraussetzungen, das Bildungssystem in gleicher Weise erfolgreich zu durchlaufen.

    Ein Bildungsbericht ermöglicht den Vergleich. Dem Bayerischen Bildungsbericht aus dem Jahr 2009 ist zu entneh-men, dass sich das Übertri sverhalten an weiterführende Schulen im Landkreis Mühldorf a. Inn in den drei Jahren von 2004 auf 2007 insbesondere hinsichtlich Hauptschulen und Gymnasien deutlicher verändert hat, als im bayeri-schen Durchschni . Zugleich wechseln prozentual höhere Schüleranteile innerhalb der weiterführenden Schularten im Landkreis als im bayerischen Durchschni . Hieraus ergibt sich nun ein zusätzliches Interesse des Landkreises zum Übertri sverhalten genauere Informa onen zu erhalten und ggf. tatsächliche Trends zu iden fi zieren.

    1 vgl. Döbert, H. et al. in Tippelt, R. (Hrsg.) (2009), S. 209.

  • III

    2) Bildung im Landkreis Mühldorf a. Inn: Au au eines regionalen Bildungsmanagements

    Die Bildungspoli k fällt in die Zuständigkeit der Bundesländer. Bildung und Lernen ist in vielfäl gsten Ausprägungen aber regional organisiert und erfolgt in hohem Maße lokal vor Ort.Um den regionalen Kontext zu berücksich gen, kann ein Bildungsmanagement regional bzw. kommunal organisiert als Schni stelle zwischen den verschiedenen Zuständigkeitsebenen fungieren. Die Entwicklungen in den vergangen Jahren haben gezeigt, dass regionale Rahmenbedingungen (Demographie, Wirtscha , etc.) auch gezielter regionaler Maßnahmen bedürfen, vor allem im Bildungsbereich. Die datengestützte Bildungsberichtersta ung auf Kreisebene erfolgt daher auch aus dem kommunalpoli schem Interesse heraus, regionale Handlungsbedarfe anhand objek- ver Kriterien zu erkennen, zu priorisieren und in bildungspoli schen Entscheidungen, vor allem bezüglich des

    Einsatzes monetärer Mi el, umzusetzen. Als Beispiel sei die Schulstandortdeba e genannt, in welcher sich vielerorts die Diskussion um das Vorhalten möglichst vieler Bildungsangebote an vielen Standorten einerseits und die Frage nach der Finanzierbarkeit anderseits dreht. Ein Bildungsbericht trägt zu einer Versachlichung von (derar gen) Diskussionen bei. Daraus resul erende bil-dungspoli sche Entscheidungen leiten priorisierte Arbeitsfelder für das kommunale Bildungsmanagement ab. Das Bildungsmanagement wiederum übernimmt die strategische Koordina on der Arbeitsfelder und bindet dazu die relevanten Bildungsakteure in eine Steuerungsebene und unterschiedliche Arbeitsebenen ein. Der Lenkungskreis als Steuerungsorgan mit einer Vielzahl von Verantwortlichen aus Bildung und Verwaltung gibt den Rahmen vor, in dem sich das Bildungsmanagement bewegen soll. Das wesentlichste Element für das Bildungsmanagement lautet dabei Par zipa on. Die Einbindung der regionalen Bildungsakteure in Entscheidungsprozesse ermöglicht die Verständigung über gemeinsame Ziele mit Poli k und Verwaltung zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger vor Ort. Fachliche Koordi-na onen des Bildungsmanagements im Landkreis Mühldorf a. Inn fanden bisher in den Bereichen Bildungsübergänge, Bildungsberatung, Bildungsmarke ng, Familienbildung und Hochschulkoopera on sta .

    3) Vorbemerkungen zu Inhalt und Struktur des Bildungsberichts

    Die Bildungsberichtersta ung erfolgt anhand von Indikatoren und Kennziff ern, die vom Sta s schen Bundesamt in Zusammenarbeit mit den Sta s schen Landesämtern (federführend Sta s sches Landesamt Baden-Wür emberg) und dem Deutschen Ins tut für Erwachsenbildung (DIE) in einem „Anwendungslei aden zum Au au eines Kommu-nalen Bildungsmonitorings“ aufgezeigt wurden. Die Bereitstellung der Daten erfolgt durch die jeweiligen Sta s schen Landesämter. Die Fokussierung auf die Bildungsübergänge im ersten Bildungsbericht erforderte zusätzliche Indikato-ren. Hierfür bedankt sich der Landkreis Mühldorf a. Inn für die Bereitstellung von Sonderindikatoren beim Staatsmi-nisterium für Unterricht und Kultus und dem Bayerischen Landesamt für Sta s k und Datenverarbeitung. Für die Au ereitung und Darstellung der Indikatoren wurden mehrere Jahre betrachtet und bieten dem Leser somit die Möglichkeit Entwicklungen zu verfolgen. Die Datenaktualität der amtlichen Sta s ken bietet nicht immer den wünschenswerten Stand von Daten an. Dies möge der Leser zum Beispiel hinsichtlich der Betrachtung der Schuljahre „nur“ bis zum Schuljahr 2009/10 berücksich gen oder zum Beispiel auch die (noch) fehlende Diff erenzierung hinsicht-lich des Migra onshintergrunds.Des Weiteren sind einige Daten auch nicht in amtlichen Sta s ken verfügbar. So bildet der erste Bildungsbericht ausschließlich Daten auf Kreisebene ab. Für eine fortschreibende Bildungsberichtersta ung wäre es wünschenswert Daten auf Gemeindeebene mit einzubeziehen. Denn die Entwicklung von Bildungsübergängen auf Kreisebene

  • IV

    beispielsweise kann bei gemeindespezifi scher Betrachtung höchst unterschiedlich ausfallen und daraus ließen sich dann diff erenziertere bildungspoli sche Maßnahmen ableiten. Der Bildungsbericht soll im Kontext seiner regionalen Gegebenheiten verstanden werden und beginnt daher in Kapitel A mit der Betrachtung von Rahmenbedingungen des Landkreises Mühldorf a. Inn, insbesondere hinsichtlich deren Auswirkungen für die Bildungsstruktur.Im Kapitel B wird auf die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung eingegangen. In diese Lebensphase fällt auch der Übertri von der Kindertageseinrichtung in die Grundschule. Das umfangreiche Kapitel C betrachtet die Übergangssitua on von der Grundschule in eine weiterführende Schule sowie den Bildungserfolg an den allgemeinbildenden Schulen des Landkreises. Auch wird auf die Rolle der Privat-schulen im Kreis eingegangen.Die berufl iche Bildung und das Studium stehen im Mi elpunkt von Kapitel D, wobei hier der Fokus insbesondere auf dem Übertri sverhalten an staatliche berufl iche Schulen und staatliche Berufsschulen liegt. Zudem wird in diesem Kapitel auf die private Fachakademie Mühldorf des Diakonischen Werks Traunstein e.V. eingegangen. Abgerundet wird der Bildungsbericht durch einen Blick auf die Familienbildung in Kapitel E, um den Bezug zum familienfreundlichen Leitbild des Landkreises aufzuzeigen sowie in Kapitel F durch einen Blick auf die Leistung der Bildungsberatung, als eine wich ge Schni stelle für Bildungsübergänge. Abschließend wird beispielha an Projekten verschiedener Bildungseinrichtungen im Landkreis aufgezeigt, was Sie leisten und zur Nachahmung empfehlen können. Im Anhang hil ein übersichtliches Abbildungs- und Quellenverzeichnis dem Leser bei der Suche. Da sich die Datenlage noch auf Schuljahre bezieht, als die heu gen Mi elschulen noch Hauptschulen hießen, wird gemäß den Datenvorgaben im Bildungsbericht von Hauptschulen gesprochen.Aus lesefreundlichen Gründen wird im Bildungsbericht stets die männliche Formulierung für die Bildungsteilnehmer verwendet (z.B. Schüler).

    Zusätzliche Erhebungen und Daten:

    Der Landkreis Mühldorf a. Inn hat in Koopera on mit dem Staatsins tut für Frühpädagogik (IFP) und in enger Zu-sammenarbeit mit der Fachakademie Mühldorf, den Kindertageseinrichtungen, dem Staatlichen Schulamt und den Grundschulen sowie dem Amt für Jugend und Familie eine Bestandserhebung als Modellprojekt für den Übergang vom Kindergarten in die Grundschule ini iert: Das Koopera onsprojekt „Den Übergang im Blick. Wir fragen Eltern.“ Das Ziel des Projektes ist es, mi els einer Elternbefragung genaue Kenntnisse darüber zu bekommen, wie Eltern den Übergang ihrer Kinder vom Kindergarten in die Grundschule erleben, worauf sie dabei Wert legen und welche Un-terstützung durch Kita und Schule sie hierfür benö gen. Die erste Befragung fand im Frühjahr 2011 mit Eltern sta , deren Kinder vor dem Übertri in die Grundschule standen, also noch eine Kindertageseinrichtung besuchten. Die zweite Befragung erfolgt im Frühjahr 2012 mit Eltern, deren Kind in der ersten Klasse einer Grundschule ist, also nach dem Übertri . Die ersten Ergebnisse werden im Kapitel B dargestellt. Eine zweite Elternbefragung erfolgte in Koopera on des Landkreises mit der Ludwig-Maximilians-Universität München. Ziel war es, Informa onen über die Kenntnis und Nutzung von Bildungsangeboten hinsichtlich Bildungs-übergängen, Familienbildung und Bildungsberatung zu erlangen. Es geht dabei um Fragen der Erreichbarkeit: Wie und wo werden Eltern auf Bildungsangebote aufmerksam? Und nutzen Sie diese Angebote auch? Oder wenn nicht, warum? Für die Befragung wurden Kindertageseinrichtungen, Schulen, Berufsschulen und eine Vielzahl weiterer Bildungsträger im Erwachsenenbildungsbereich sowie Eltern, die im Landratsamt tä g sind und im Kreis Mühldorf wohnen, gebeten, den Fragebogen auszufüllen. Von Mai bis Juli 2011 wurden ca. 2100 Fragebögen verteilt. Die Rück-laufquote lag bei sehr guten 38,3 %. Die Ergebnisse werden in den Kapiteln B bis F themenspezifi sch dargestellt.

  • V

    Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung

    Die Anzahl der Kinder in Kindertageseinrichtungen bleibt stabil. Posi v entwickelt sich die Zahl der Kinder unter 3 Jahren, die in den Kindertageseinrichtungen betreut werden. Deren Zahl hat sich von 88 auf 182 mehr als verdoppelt (vgl. Kap. B1).

    Vier von fünf Kindern im Alter von 3 bis unter 6 Jahren werden in einer Kindertageseinrichtung betreut (vgl. Kap. B1).

    Auch wurde das Bildungsziel des Ausbaus der Angebote der frühkindlichen Betreuung im Land-kreis kon nuierlich weiter verfolgt. Dazu wurde das pädagogische Personal in Kindertagesein-richtungen erhöht sowie der Betreuungsschlüssel gesenkt. Gleichzei g gilt es zu beachten, dass Kinder unter drei Jahren eine erhöhte Betreuungsintensität benö gen. Durch den Ausbau der Krippenplätze ist von weiter steigenden Betreuungsquoten für die unter 3-Jährigen auszugehen. Das weist auf weitere Betreuungsressourcen hin (vgl. Kap. B2 ).

    Eine gute Betreuungssitua on und frühkindliche Bildung kann Chancenungleichheiten vorbeugen. 96,5 % der Kinder im Landkreis Mühldorf a. Inn besuchen einen Kindergarten für einen Zeitraum zwischen zwei und vier Jahren vor dem Übertri in die Grundschule (vgl. Kap. B3).

    Allgemeinbildende Schulen

    Die Anzahl der Grundschüler im Landkreis ist rückläufi g. Im Schuljahr 2009/10 besuchten 14,9 % weniger Schüler eine Grundschule als noch im Schuljahr 2005/06 (vgl. Kap. C3).

    Die Anzahl und der Anteil der Hauptschüler sinken kon nuierlich. 16,9 % weniger Schüler besuch-ten 2009/10 eine Hauptschule als das in 2005/06 der Fall war. Gleichzei g steigen die Anzahl und der Anteil der Realschüler und der Gymnasiasten. Im Schuljahr 2009/10 besuchten 26 % mehr Schüler eine Realschule und 8,6 % mehr Schüler ein Gymnasium als im Schuljahr 2005/06. Auch in der Klassenstufe 7 ist dieser Trend bereits erkennbar. Die insgesamt hohen Anteile an Haupt- und Realschülern in dieser Klassenstufe (69,3 %) im Vergleich zu Oberbayern (56,9 %) und Bayern (62,5 %) werden eventuell auch durch die höhere Ausprägung des produzierenden Gewerbes im Landkreis Mühldorf a. Inn (vgl. Kap. C3) bedingt.

    Die Übergangsquote von der Grundschule auf die Hauptschule sinkt. Es fällt jedoch auf, dass Schüler nicht-deutscher Herkun doppelt so häufi g (zu fast 80 %) an Hauptschulen übertreten als deutsche Schüler (vgl. Kap.C4.1).

    4) Die wich gsten Ergebnisse im Überblick

  • VI

    In Klassenstufe 5 wechseln kon nuierlich mindestens 69 Hauptschüler an eine Realschule. Hier ist organisatorisch viel Aufwand notwendig, um den deswegen zusätzlich pro Schuljahr zu bildenden Klassen Räumlichkeiten zur Verfügung stellen zu können (vgl. Kap. C4.2).

    Die Abschlüsse mit allgemeiner Hochschulreife steigen und liegen im Schuljahr 2009/10 bei 22 %. Auch der Anteil der mi leren Abschlüsse steigt, gemessen an allen Abschlüssen, auf 45 %. Erfreulicherweise ist die Quote der Schüler ohne Abschluss in den letzten fünf Jahren um fast die Häl e auf 4 % zurückgegangen. Der Anteil der Schüler mit nicht-deutscher Herkun , die einen Hauptschulabschluss erwerben, lag im Schuljahr 2008/09 um 16 % höher als der Anteil der deutschen Schüler (vgl. Kap. C6.2).

    Die Bildungsabschlussverteilung in der Bevölkerungsgruppe der 16- bis 21-Jährigen zeigt ebenso, dass die Anteile derjenigen mit allgemeiner Hochschulreife und dem mi leren Schulabschluss steigen. Der Trend geht zu höheren Abschlüssen (vgl. Kap. C6.2).

    Berufl iche Bildung und Studium

    Drei von vier Berufsschülern im Landkreis Mühldorf a. Inn absolvieren eine duale Ausbildung. Der Anteil der Berufsschüler im Übergangssystem liegt für nicht-deutsche Schüler bei ca. 17 %, für deutsche Schüler bei 5,5 %. Beide Quoten sind rückläufi g (vgl. Kap. D2).

    Der größte Anteil der Ausbildungsbeginner hat einen Hauptschulabschluss erworben. Der mi -lere Abschluss scheint jedoch zunehmend eine Zugangsvoraussetzung für das Berufsbildungssys-tem zu sein, denn dieser Anteil steigt. 20 % der Schüler mit nicht-deutscher Herkun wechseln an eine Berufsschule ohne Abschluss (vgl. Kap. D3).

    Neun von zehn Berufsfachschülern sind weiblich. Dies liegt vor allem daran, dass soziale Berufe an den Schulen im Landkreis erlernt werden können und diese besonders a rak v für Frauen zu sein scheinen. Mehr als 80 % der an die Berufsfachschulen übergetretenen Schüler haben einen Hauptschulabschluss (vgl. Kap. D3).

    Männliche Schüler und Schüler mit nicht-deutscher Herkun sind im Übergangssystem deutlich überrepräsen ert (vgl. Kap. D3).

    14,2 % der Berufsschüler erwerben im Landkreis Mühldorf a. Inn mit Ihrem Berufsabschluss einen zusätzlichen allgemeinbildenden, hauptsächlich den mi leren, Abschluss (12,3 % im Schuljahr 2008/09). Der Anteil der zusätzlich erworbenen mi leren Abschlüsse liegt im Landkreis teilweise doppelt so hoch als in Oberbayern und Bayern (vgl. Kap. D4).

  • KAPI

    TEL

    1

    [A]  REGIONALERAHMENBEDINGUNGEN

  • 2

    A REGIONALE RAHMENBEDINGUNGEN

    Eine Betrachtung des Bildungswesens kann nur im Kontext der regionalen Gegebenheiten sinnvoll erfolgen. Bildung wird von gesellscha lichen und wirtscha lichen Rahmenbedin-gungen bes mmt und beeinfl usst diese. Zu diesen Rahmenbedingungen gehören die demographische Entwicklung (A1), die Wirtscha sstruktur und der Arbeitsmarkt (A2) sowie die soziale Lage der Bevölkerung (A3).

    A1 Demographische Entwicklung

    Die sich verändernden demographischen Entwicklungen haben zur Folge, dass sich die für einen bes mmten Bildungsbereich relevante Bevölkerungsgruppe in ihrer Anzahl verändert. So haben abnehmende Geburtenzahlen Auswirkungen auf die Anzahl und Nachfrage von Krippen- und Kita- Plätzen sowie auf die Anzahl der Klassen in den Schulen. Sinkende Geburtenzahlen und die ste g zunehmende Lebenserwartung lassen den Anteil der Bevölkerung über 60 Jahren auch weiter steigen, so dass hier ebenso von einer Veränderung in der Nachfrage von Bildungsan-geboten ausgegangen werden muss. Aus diesem Grund gewinnen Bildungsangebote, die sich unter dem Konzept des „Lebensbegleitenden Lernens“ begreifen lassen, zunehmend an Bedeutung. Vor diesem Hintergrund sind die folgenden Kennzahlen und Abbildungen zu verstehen.

    A1.1 Bevölkerungszahl und Bevölkerungsentwicklung

    110.282 Menschen leben zum S chtag 31.12.2010 im Landkreis Mühldorf a. Inn. Der Rückblick auf das Jahr 2000 zeigt, dass die Einwohnerzahl, entgegen dem Trend in vielen ländlichen Regionen, im Kreis Mühldorf sogar ange-s egen ist. Die Einwohnerzahl stabilisiert sich seit dem Jahr 2005 auf einen Wert zwischen 110.000 und 111.000 Einwohnern. Zum S chtag 31.12.2010 leben im Kreis Mühldorf 7492 Personen mit nicht-deutscher Staatsangehö-

    Abb. A1.1 Bevölkerungszahl und Bevölkerungsentwicklung

    Quelle: Bayerisches Landesamt für Sta s k und Datenverarbeitung, München. 2011.

    6.700

    6.900

    7.100

    7.300

    7.500

    7.700

    108.000

    108.500

    109.000

    109.500

    110.000

    110.500

    111.000

    111.500

    2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

    Bevölkerung insgesamt Nichtdeutsche Bevölkerung

  • 3

    Methodische Erläuterung:

    Die Datengrundlage des Bayerischen Landesamtes für Sta s k und Datenverarbeitung beschränkt sich hinsichtlich der Ausweisung des Merkmals Na onalität lediglich auf die Unterteilung der Bevölkerung nach deutscher Staatsangehörigkeit und nicht-deutscher Staatsangehörigkeit. Tatsächlich leben wesentlich mehr Menschen nicht-deutscher Herkun im Kreis Mühldorf als die amtliche Sta s k hier ausweist. Dabei handelt es sich um in Deutschland geborene Personen, die die deutsche Staats-angehörigkeit besitzen, deren Eltern (mindestens ein Elternteil) aber nicht in Deutschland geboren wurden sowie um die Kinder von Spätaussiedlern (vgl. Sta s sches Bundesamt. DESTATIS. 2011). Diese Bevölkerungsgruppe besitzt somit den Status von Deutschen mit Migra onshintergrund. Um ein umfassendes Bild über die Bildungssitua on der Einwohner mit nicht-deutscher Herkun zu erhalten, sollte zukün ig die Bevölkerungsgruppe der Menschen mit Migra onshintergrund zusätzlich betrachtet werden.

    rigkeit. Seit dem Jahr 2000 erhöhte sich der Anteil der nicht-deutschen Bevölkerung von 6,3 % auf 6,8 %. Der Durch-schni swert für Bayern lag 2010 bei 9,5 %, wobei sich hier seit dem Jahr 2000 kein Trend für eine ste ge Zu- oder Abnahme feststellen lässt.

    Die Betrachtung der Bevölkerung mit nicht-deutscher Staatsangehörigkeit im Vergleich zur Bevölkerung mit deutscher Staatsangehörigkeit erlaubt diff erenzierte Aussagen zur Bildungsbeteiligung und zum Bildungserfolg. Ergebnisse in der Bildungsforschung zeigen noch immer die Benachteiligung für Einwohner mit nicht-deutscher Staatsangehörigkeit und Einwohner mit Migra onshintergrund, vor allem hinsichtlich des Bildungserfolgs, also des Erreichens von bes mmten Abschlüssen.

  • 4

    A REGIONALE RAHMENBEDINGUNGEN

    Quelle: Bayerisches Landesamt für Sta s k und Datenverarbeitung, München. 2011. Eigene Berechnung.Die aktuelle Prognose für das Jahr 2028 basiert zum Abfragezeitpunkt beim Sta s schen Landesamt noch auf den Jahreszahlen von 2008.

    Abb. A1.2.1 Verteilung der Altersstruktur

    3,4 3,2 4,5 6,5

    4,1

    9,8

    21,7 25,1

    13,7

    8,0

    2,5 2,7 4,1 7,0

    3,8

    6,7

    17,9

    30,7

    16,2

    8,6

    2,4 2,5 3,5 5,4

    2,7 5,6

    16,9

    26,6

    22,0

    12,3

    0%

    5%

    10%

    15%

    20%

    25%

    30%

    35%

    unter 3 ab 3 - 6 ab 6 - 9 ab 9 - 16 ab 16 - 19 ab 19 - 25 ab 25 - 40 ab 40 - 60 ab 60 - 75 ab 75

    1988 2008 Prognose 2028

    Jahre

    Ein Blick auf die Altersstruktur gibt Auskun über die Entwicklung von Bedarfen bes mmter Bildungsangebote für die jeweiligen Altersgruppen. So lässt die Verteilung in den einzelnen Altersstufen und deren prognos sche Vertei-lung im Jahr 2028 erkennen, welche Bevölkerungsgruppen zukün ig mehr oder weniger Plätze für Betreuungs- oder Bildungsangebote (Kita-Plätze, Schul- und Ausbildungsplätze, Weiterbildungsangebote, etc.) benö gen.

    Die prognos zierte Einwohnerzahl für das Jahr 2028 bleibt mit absolut 110.200 Einwohnern im Vergleich zum heu -gen Stand sehr stabil. Es muss daher von keinem Rückgang der Bildungsteilnehmer insgesamt ausgegangen werden. Da sich jedoch der prognos zierte Rückgang der Bevölkerung in allen Altersgruppen von unter 3 Jahren bis 60 Jahren fortsetzt bzw. bei den Altersgruppen der 9- bis 16-Jährigen und der 40- bis 60-Jährigen einsetzt, ist von einer veränderten Verteilung der Bildungsteilnehmer für Bildungsangebote in den einzelnen Altersgruppen auszugehen. So werden weniger Kinder Krippen- und Kita-Plätze benö gen. Die Anzahl der Kinder im Schulalter sinkt, was mit ei-nem Rückgang der Schulplätze verbunden sein wird. Auch die Bildungsteilnehmer zwischen 16 und 25 Jahren gehen zurück, was sich auch auf die Anzahl der Ausbildungsplätze auswirken könnte.

    Die Prognosen beziehen sich auf Bildungsteilnehmer innerhalb des Landkreises Mühldorf a. Inn. Es gibt natürlich Bildungsteilnehmer, die aus dem Landkreis auspendeln bzw. in den Landkreis einpendeln, weshalb die Entwicklung der Bildungsangebote für einzelne Altersgruppen nicht im gleichen Maße den Bevölkerungsprognosen folgen kann und muss.

    A1.2 Altersstruktur und Bevölkerungsprognose

  • 5

    2 Die Prognose der Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2058 lässt jedoch einen Rückgang der Bevölkerungszahl um 9,1 % erwarten. D.h. langfris g wird die Einwohnerzahl des Landkreises Mühldorf a. Inn zurückgehen. Gleichzei g steigt der Anteil der über 60-Jährigen weiter an. Quelle: Seniorenpoli sches Gesamtkonzept für den Landkreis Mühldorf a. Inn. 2010.

    Quelle: Bayerisches Landesamt für Sta s k und Datenverarbeitung, München. 2011. Eigene Berechnung.Die aktuelle Prognose für das Jahr 2028 basiert zum Abfragezeitpunkt beim Sta s schen Landesamt noch auf den Jahreszahlen von 2008.

    Abb. A1.2.2 Prognose der Veränderung der Altersstruktur innerhalb der Altersgruppen zwischen 2008 und 2028 (2008 = 100%)

    -40%

    -30%

    -20%

    -10%

    0%

    10%

    20%

    30%

    40%

    50%

    Veränderung von 2008 zu 2028 -7,1 -6,7 -13,3

    Jahre

    -22,1 -28,6 -16,2 -5,6 -13,3 36,0 43,2

    unter 3

    ab 3 - 6

    ab 6 - 9

    ab 9 - 16

    ab 16 - 19

    ab 19 - 25

    ab 25 - 40

    ab 40 - 60

    ab 60 - 75

    ab 75

    Der Anteil der Bevölkerung über 60 Jahren lag im Jahr 2008 schon bei einem Viertel der Landkreisbevölkerung. Dieser Anteil wird sich voraussichtlich bis 2028 weiter erhöhen und dann mit 34,3 % mehr als ein Dri el der Landkreisbevölkerung ausmachen. Hier ist von einer Zunahme der Nachfrage nach Bildungsangeboten auszugehen, da der Anteil der poten ellen Bildungsteilnehmer in dieser Altersgruppe (weiter) zunimmt.2

    Eine Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung innerhalb der jeweiligen Altersgruppen zeigt den prozentualen Rückgang der Bevölkerung in allen Altersgruppen bis 60 Jahre.

    Besonders stark ausgeprägt ist die Abnahme in den Altersgruppen der 9- bis 16-Jährigen und der 16- bis 19-Jährigen. Der prognos zierte Rückgang beträgt mehr als ein Fün el bzw. knapp 29 % der Bevölkerung in der jeweiligen Altersgruppe. Diese Entwicklung wird Anpassungsleistungen des Schul- und Berufsschulsystems erforderlich machen. Aber auch die Träger bzw. Anbieter der Bildungs- und Betreuungsangebote für Kinder unter 9 Jahren müssen auf die abnehmende Bevölkerungsentwicklung dieser Altersgruppen reagieren. Nach dem Ausbau der Betreuungsplätze wird es in der Zukun voraussichtlich vermehrt um Fragen der Qualitätsentwicklung in den Einrichtungen gehen.

  • 6

    A REGIONALE RAHMENBEDINGUNGEN

    3 vgl. Seniorenpoli sches Gesamtkonzept für den Landkreis Mühldorf a. Inn. 2010.

    Die Bevölkerungsverluste in den mi leren Jahren (25-60 Jahre) werden sich auf das Arbeitskrä eangebot in der Wirtscha auswirken. Gleichzei g wird die Anzahl der Personen im poten ell erwerbsfähigen Alter zurückgehen.

    Ganz anders stellt sich die Situa on für die Altersgruppen ab 60 Jahren dar. Um mehr als ein Dri el wird die Bevölkerung in der Altersgruppe zwischen 60 und 75 Jahren zunehmen. Die veränderte Altersstruktur wirkt in die Betriebe hinein, da das Arbeitskrä eangebot der über 60-Jährigen weiter zunimmt. Die Altersgruppe der ab 75-Jährigen wird sogar um 43,2 % im Vergleich zum Jahr 2008 zunehmen. Die Auswirkungen auf die damit verbundene Pfl egesitua on bezüglich Pfl egebedarf und Arbeitskrä ebedarf hat der Landkreis Mühldorf bereits im Rahmen eines Seniorenpoli schen Gesamtkonzepts erarbeitet.3

  • 7

    Quelle: Sta s sche Ämter des Bundes und der Länder. 2011.

    Abb. A1.3.1 Wanderungssaldo nach Altersgruppen

    Defi ni on

    Unter Wanderungssaldo versteht man die Zuzüge abzüglich der Fortzüge über die Kreisgrenzen hinaus. Ist die Anzahl der Zuzüge höher als die Anzahl der Fortzüge, so spricht man von einem posi ven Wanderungs-saldo. Ist die Anzahl der Fortzüge höher als die Anzahl der Zuzüge, so spricht man von einem nega ven Wanderungssaldo.

    2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 unter 18-Jährige 107 76 116 23 102 84 142 18- bis unter 25-Jährige -2 -28 -136 -251 -129 -163 -116 Insgesamt 527 263 256 -127 176 80 315

    -300

    -200

    -100

    0

    100

    200

    300

    400

    500

    600

    Der Landkreis Mühldorf a. Inn hat, bis auf das Jahr 2006, ein posi ves Wanderungssaldo, d.h. es ziehen mehr Menschen in den Landkreis als wegziehen. Die Zahl der Menschen, die in den Landkreis ziehen, variiert jedoch sehr stark. Dennoch trägt die Zuwanderung insgesamt dazu bei, dass die Bevölkerungszahlen im Landkreis bisher stabil geblieben sind.

    A1.3 Wanderungsbewegungen

    Die Bevölkerungsentwicklung wird neben dem Verhältnis der Geburten- und Sterbefälle (natürliche Bevölkerungs-entwicklung) auch durch Wanderungsbewegungen bes mmt. Wanderungsbewegungen stehen o in einem Zusam-menhang mit der wirtscha lichen und strukturellen Situa on einer Region.

  • 8

    A REGIONALE RAHMENBEDINGUNGEN

    -160

    -120

    -80

    -40

    0

    40

    80

    120

    2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

    unter 18-Jährige - weiblich unter 18-Jährige - männlich

    18- bis unter 25-Jährige - weiblich 18- bis unter 25-Jährige - männlich

    Die Betrachtung der Wanderungsbewegungen nach Geschlecht erfolgt, um Auff älligkeiten in der von Abwanderung besonders betroff enen Altersgruppe, der 18- bis unter 25-Jährigen, zu erkennen. Es verlassen zwar mehr Frauen als Männer dieser Altersgruppe den Kreis, aber auch die Anzahl der männlichen Abwanderer in dieser Altersgruppe liegt höher als die Anzahl der männlichen Zuwanderer. Insofern kann nur bedingt von einer geschlechtsspezifi schen Abwanderung dieser Altersgruppe gesprochen werden und dies auch nur zeitweilig.

    Abb. A1.3.2 Wanderungssaldo nach Geschlecht

    Quelle: Sta s sche Ämter des Bundes und der Länder. 2011.

    Eine Betrachtung nach Altersgruppen des Wanderungssaldo lässt erkennen, dass die Bevölkerungsentwicklung in den einzelnen Bevölkerungsgruppen aber sehr unterschiedlich verläu . Von besonderem Interesse sind die Wanderungs-bewegungen der Bevölkerungsgruppen, die die Bildungsangebote von Kitas, Schulen und Berufsschulen nutzen.

    Für die Bevölkerungsgruppe der unter 18-Jährigen ist ein dauerha er Zuzug erkennbar. Gleiches gilt auch für die Bevölkerungsgruppe der 25- bis 40-Jährigen. Die stete Zuwanderung der unter 18-Jährigen, die in der Regel mit Ih-ren Eltern in den Kreis kommen, kann auf ein aus Elternsicht gutes Bildungs- und Betreuungsangebot für die Kinder und Jugendlichen zurück zu führen sein. Dies weist auf familienfreundliche Strukturen für junge Familien im Kreis Mühldorf hin.

    In der Bevölkerungsgruppe der 18- bis unter 25-Jährigen verlassen seit 2003 kon nuierlich mehr Menschen den Landkreis als zuziehen. Ob hierbei ein zu geringes oder zu wenig heterogenes Ausbildungsangebot zu dieser Ausbil-dungsabwanderung geführt hat, müsste durch Befragungen oder gezielte Untersuchungen eruiert werden. Auff ällig ist im betrachteten Zeitraum das Jahr 2006. In diesem Jahr verließen besonders viele Menschen der 18- bis unter 25-Jährigen den Landkreis, weshalb in diesem Jahr der Wanderungssaldo nega v ausfällt.

  • 9

    Der geschlechtsspezifi sche Blick auf die Altersgruppe der 25- bis unter 40-Jährigen zeigt (nicht in Abbildung), dass die regelmäßige Zuwanderung von Frauen in dieser Altersgruppe (bis auf 2006) die Abwanderung in der ausbil-dungsrelevanten Altersgruppe von 18 bis unter 25 Jahren zumindest teilweise kompensiert und kann als posi ves Signal bezüglich familienfreundlicher Strukturen des Landkreises betrachtet werden.

    A2 Wirtscha sstruktur und Arbeitsmarkt

    Die wirtscha liche Struktur stellt eine wich ge Rahmenbedingung für das Bildungswesen dar. Beide Komponenten bedingen sich wechselsei g. Dies betri sowohl die Aussta ung des Bildungswesens mit Ressourcen als auch die Anforderungen an das Bildungswesen hinsichtlich der zu erwerbenden Qualifi ka onen. Die Anforderungen von Unternehmen an Absolventen sollten so gut wie möglich mit den in Abschlüssen zer fi zierten Leistungen und Kompetenzen der Absolventen übereins mmen. Unterschiedlichen regionalen Wirtscha sbedarfen sollte auch im Bildungswesen Rechnung getragen werden. So werden gerade auch regional gezielt Partnerscha en oder Projekte zwischen Kitas, Schulen, Hochschulen und Unternehmen ini iert, um Ressourcen und Anforderungen von Bildungs-wesen und Wirtscha in Bezug auf Aus- und Weiterbildung aufeinander abzus mmen.

    A2.1 Zentrale Rahmendaten

    Eine Übersicht zu den wirtscha lichen Rahmendaten des Landkreises Mühldorf a. Inn im Vergleich mit der Regie-rungsbezirksebene Oberbayern und der Landesebene Bayern soll Entwicklungen auf Kreisebene in den Kontext zu den genannten Bezugsebenen stellen. Die Bezugsebenen tauchen zudem immer wieder auch in den folgenden Ka-piteln auf, weshalb der Vollständigkeit halber auch hier ihre Darstellung erfolgt. Regierungsbezirke sind die mi lere Verwaltungsinstanz zwischen der unteren Verwaltungsbehörde (z.B. Landkreisen) und oberen Verwaltungsbehör-de (Länderministerien). Die Bezugsebene des Regierungsbezirks, in dem der Landkreis Mühldorf a. Inn liegt, ist Oberbayern. Ein Vergleich allein mit der Länderebene würde an manchen Stellen unter Umständen zu Verzerrungen führen, da der Regierungsbezirk Oberbayern spezifi schere Ausprägungen von Merkmalen haben kann (gerade auch hinsichtlich seiner wirtscha lichen Kra ), als die Landesebene Bayern.

  • 10

    A REGIONALE RAHMENBEDINGUNGEN

    Abb. A2.1.1 Übersicht Rahmendaten Landkreis Mühldorf a. Inn – Vergleich Oberbayern/Bayern

    Quellen: Sta s k der Bundesagentur für Arbeit. 2011. Bayerisches Landesamt für Sta s k und Datenverarbeitung, München. 2011. Eigene Darstellung.

    Hinsichtlich der wirtscha lichen Rahmenbedingungen verhält sich der Kreis Mühldorf insgesamt betrachtet konform (zu- oder abnehmender Trend) zu den wirtscha lichen Entwicklungen auf der Regierungsbezirks- und Landesebene.

    Auff allend ist aber die Abweichung bezüglich des Anteils der sozialversicherungspfl ich g Beschä igten. 2009 waren 38.149 Personen, die im Landkreis Mühldorf a. Inn ihren Wohnsitz ha en, in einem sozialversicherungspfl ich gen Beschä igungsverhältnis. Das entspricht einer Quote von 52,9 %, die nur gering von den Quoten für Oberbayern und Bayern abweicht. Der Anteil der sozialversicherungspfl ich g Beschä igten im Landkreis Mühldorf a. Inn (Arbeitsortprinzip) liegt aber im betrachteten Zeitraum ca. 10 % unter dem Landesdurchschni und um ca. 15 % unter dem Durchschni von Oberbayern.

    Mühldorf 110.930 110.623 - 110.536 - 110.248 - 110.258 +

    Oberbayern 4.238.195 4.279.112 + 4.313.446 + 4.335.137 + 4.346.465 +

    Bayern 12.468.726 12.492.658 + 12.520.332 + 12.519.728 - 12.510.331 -

    Mühldorf 35.979 36.506 + 37.229 + 38.049 + 38.149 +

    Oberbayern 1.460.706 1.474.672 + 1.504.630 + 1.544.641 + 1.553.041 +

    Bayern 4.207.021 4.252.399 + 4.342.856 + 4.450.187 + 4.441.816 -

    Mühldorf 29.033 29.129 + 29.808 + 30.559 + 30.712 +

    Oberbayern 1.575.083 1.592.294 + 1.622.283 + 1.665.270 + 1.672.532 +

    Bayern 4.270.848 4.319.703 + 4.411.875 + 4.518.801 + 4.505.412 -

    Mühldorf 49,6 50,6 + 51,6 + 52,8 + 52,9+

    Oberbayern 51,2 51,3 0 52,0 + 53,2 + 53,5 +

    Bayern 50,8 51,3 + 52,3 + 53,6 + 53,5 0

    Mühldorf 40,0 40,4+

    41,3 + 42,4 + 42,6 +

    Oberbayern 55,2 55,4+

    56,0+

    57,4 + 57,6 +

    Bayern 51,6 52,2+

    53,1+

    54,4 + 54,3 -

    Mühldorf 26.698 27.828 + 29.437 + 28.965 - 27.854 -

    Oberbayern 71.622 73.507 + 76.035 + 73.990 - 71.711 -

    Bayern 62.796 64.665 + 66.431 + 65.850 - 63.728 -

    (Anzahl)30.06.

    W bzw

    31.12.

    2009

    (Anzahl) 31.12.

    W(Anzahl)

    30.06.

    Vergleich

    2005 2006 2007 2008

    +/ - /0 gibt die Veränderung zum Vorjahr wieder

  • 11

    Während die Diff erenz zwischen sozialversicherungspfl ich g Beschä igten nach Wohnort- und Arbeitsortprinzip für Bayern im Schni um ca. 1 % und für Oberbayern um ca. 4 % zu Gunsten des Arbeitsortes abweicht, beträgt die Diff erenz für den Kreis Mühldorf anhaltend ca. 10 % und stets zu Lasten des Arbeitsortes. Das weist darauf hin, dass eine hohe Zahl von Menschen den Landkreis zum Arbeiten verlassen (vgl. Abb. A2.1.2). Dies wiederum stellt auch eine Erklärung zum wesentlich niedrigeren Bru o-Inlandsprodukt des Kreises im Vergleich zur Bezirks- und Landes-ebene dar, das der jeweiligen Gebietseinheit zugerechnet wird, in der die jeweilige Person arbeitet. Die hohe Anzahl von Auspendlern führt so dazu, dass das Bru o-Inlandsprodukt des Landkreises unterschätzt abgebildet wird.

    A2.1.2 Einpendler, Auspendler, Pendlersaldo

    Quelle: Beschä igungssta s k der Bundesagentur für Arbeit. 2011. Die Beschä igungssta s k der Bundesagentur weist bereits für das Jahr 2010 die Pendlerzahlen aus. Zum gleichen Zeitpunkt lagen die Zahlen der sozialversicherungspfl ich g Beschä igten für den Kreis noch nicht vor (vgl. Abb. A2.1.1, endet 2009).

    30.06.201030.06.200930.06.200830.06.200730.06.200630.06.2005

    16.000

    12.000

    16.000

    4.000

    0

    -4.000

    -8.000

    Einpendler Auspendler Saldo

    Wie beschrieben, ergibt sich der Pendlersaldo aus der Diff erenz der Anzahl der im Kreis Mühldorf sozialversiche-rungspfl ich g beschä igten Arbeitnehmer (Arbeitsortprinzip) und der Anzahl der im Kreis Mühldorf wohnenden sozialversicherungspfl ich g beschä igten Arbeitnehmer (Wohnortprinzip). Der Blick auf die Pendlerquote zeigt eine ste ge Zunahme sowohl bei den einpendelnden als auch bei den auspendelnden Arbeitnehmern, in einem seit 2006 auch nahezu gleichem Ausmaß. Damit ergibt sich ein sehr stabiles nega ves Pendlersaldo von durchschni lich ca. 7.400 Personen, die außerhalb des Landkreises einer sozialversicherungspfl ich gen Beschä igung nachgehen. Eine Ursache dafür ist sicherlich in der „Sandwich-Lage“ des Kreises zu sehen. In Richtung Westen kann der Groß-raum München in einer Stunde mit der Bahn erreicht werden. In Richtung Osten befi ndet sich eine halbe Autostunde en ernt Bayerns Chemiedreieck mit einer Vielzahl an Großunternehmen. Diese besondere Lage des Landkreises ist auch gerade hinsichtlich der berufl ichen Ausbildungssitua on zu berücksich gen.

  • 12

    A REGIONALE RAHMENBEDINGUNGEN

    A2.2 Beschä igtenstruktur

    Die Beschä igtenstruktur vermi elt einen Überblick über die wirtscha liche Struktur einer Region und ermöglicht Hinweise auf die Verteilung der Arbeits- und Ausbildungsplätze.

    Defi ni on

    Wirtscha liches Handeln wird in drei Sektoren eingeteilt. Der Primäre Sektor umfasst alle Tä gkeiten in der Land- und Forstwirtscha , im Bergbau und bei der Gewinnung von Steinen und Erden. Zum Sekundären Sektor werden alle Prozesse in der Weiterverarbeitung der gewonnen Rohstoff e gezählt, z. B. Industrie, Handwerk und Energiewirtscha .Dem Ter ären Sektor sind alle Dienstleistungen zuzurechnen, z. B. Handel, Banken, Versicherungen und Verwaltung. (vgl. Sta s sches Bundesamt. DESTATIS. Klassifi ka on der Wirtscha szweige, Ausgabe 2003 bzw. 2008)

    Abb. A2.2 Sozialversicherungspfl ich g Beschä igte nach Sektoren

    Quelle: Bayerisches Landesamt für Sta s k und Datenverarbeitung, München. 2011.Sozialversicherungspfl ich g Beschä igte, die im Landkreis Mühldorf a. Inn arbeiten (Arbeitsortprinzip).

    0,9 0,6

    47,0 44,9

    52,1 54,5

    0,7 0,4

    30,3 27,0

    69,0 72,6

    0,8 0,5

    37,4 34,6

    61,8 64,9

    Landkreis Mühldorf a. Inn Oberbayern Bayern

    Primärer Sektor Sekundärer Sektor

    80%

    70%

    60%

    50%

    40%

    30%

    20%

    10%

    0%2005 2010 2005 2010 2005 2010

  • 13

    Abbildung A2.2 zeigt die Verteilung der sozialversicherungspfl ich g Beschä igten auf die jeweiligen Wirtscha s-sektoren. Auff ällig ist der stark erhöhte Anteil der sozialversicherungspfl ich g Beschä igten im Sekundären Sektor. Durchschni lich 16-18 % mehr Menschen arbeiten im Kreis Mühldorf im Vergleich zu Oberbayern im produzieren-den Gewerbe. Im bayernweiten Vergleich liegt der Anteil im Durchschni noch ca. 10 % höher. Diese Unterschiede betreff en im umgekehrten Verhältnis den Ter ären Sektor, der dennoch auch im Kreis Mühldorf den höchsten Anteil der sozialversicherungspfl ich g Beschä igten ausweist und leicht zunimmt. Das bedeutet jedoch, dass ein wesentlich höherer Anteil der zur Verfügung stehenden Ausbildungs- und Arbeitsplätze auf den Sekundären Sektor en allen und dies eine Besonderheit des Landkreises, vor allem im oberbayerischen Vergleich, darstellt. Hier müsste untersucht werden, ob dieses Merkmal und das Abwanderungsverhalten der 18- bis unter 25-Jährigen zusammenhängt (vgl. Abb. A1.3.1), gerade auch bezüglich der jungen Frauen, deren Anteil bei der Ausbildungsrate im produzierenden Gewerbe zumeist deutlich unter der junger Männer liegt.

    Der geringe Anteil der sozialversicherungspfl ich g Beschä igten im Primären Sektor ist auf den ersten Blick nicht ganz schlüssig, da der Landkreis hinsichtlich seiner Raumstruktur, gemäß dem Landesentwicklungsprogramm Bayerns, dem ländlichen Raum zugeordnet wird. Da eine große Zahl von Landwirten jedoch in der Regel selbst-ständig ist, tauchen Sie nicht als Beschä igte im Primären Sektor auf.

  • 14

    A REGIONALE RAHMENBEDINGUNGEN

    Abb. A2.3 Jugendarbeitslosenquote

    Quelle: Bayerisches Landesamt für Sta s k und Datenverarbeitung, München. 2011.

    Die Jugendarbeitslosenquote im Landkreis Mühldorf a. Inn liegt kon nuierlich über der Gesamtarbeitslosenquote, die im Jahr 2010 durchschni lich 4,4 % betrug. Dieser Trend lässt sich ebenfalls für Oberbayern und Bayern bestä gen, wenn auch für den Landkreis Mühldorf zumeist in ausgeprägterer Form. 2010 ist die Jugendarbeitslosenquote im Kreis erstmals seit dem Jahr 2000 unter 10 % gefallen und liegt dennoch weiterhin über dem oberbayerischen Durchschni . Es fällt auf, dass der Anteil der arbeitslosen Jugendlichen zwischen 15 und 25 Jahren an der gleichaltrigen Bevölke-rungsgruppe im Landkreis nur bei 3 % liegt. Dieser niedrige Anteil kann durch Abwanderungsbewegungen dieser Altersgruppe (vgl. Abb. 1.3.1) bedingt sein. Das heißt, dass aufgrund des nicht passenden Ausbildungsangebots eine Abwanderung erfolgt sein könnte. Eine detaillierte Betrachtung der Ausbildungswahl in Bezug auf das Ausbildungsan-gebot könnte Hinweise für das Abwanderungsverhalten dieser Altersgruppe liefern.

    A2.3 Jugendarbeitslosenquote

    Die Arbeitslosenquote gibt Hinweise auf die Arbeitsmarktsitua on einer Region und liefert auch Begründungen für Wanderungsbewegungen der Bevölkerung.

    Defi ni on

    Die Jugendarbeitslosenquote weist den Anteil der 15- bis unter 25-Jährigen Arbeitslosen an allen Arbeits-losen zu einem Zeitpunkt aus (vgl. Bundesagentur für Arbeit).

    8%

    9%

    10%

    11%

    12%

    13%

    14%

    15%

    16%

    17%

    18%

    2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

    Landkreis Mühldorf a.Inn Oberbayern Bayern

  • 15

    A3 Soziale Lage

    Die Betrachtung der sozialen Lage ermöglicht Informa onen darüber, wie hoch der Anteil der Bevölkerung ist, der zur Sicherung des Lebensunterhaltes auf staatliche Hilfe angewiesen ist. Die SGB II-Quote gibt Auskun darüber. Des Weiteren gibt die Betrachtung des Anteils der Kinder, die in den SGB II-Bezug fallen, Hinweise auf die soziale Risikolage von Kindern im Landkreis Mühldorf a. Inn.

    Abb. A3.1 SGB II-Quote

    4,0%

    4,5%

    5,0%

    5,5%

    6,0%

    2005 2006 2007 2008 2009 2010

    Landkreis Mühldorf a. Inn Oberbayern Bayern

    Quellen: Sta s k der Bundesagentur für Arbeit. 2011. Sta s sche Ämter des Bundes und der Länder. 2011. Eigene Berechnung.Defi ni on Bedarfsgemeinscha gemäß §7 SGB II.

    Der Anteil der hilfebedür igen Personen (0-65 Jahre) beträgt 5,0 % im Jahr 2010 und ist damit auf dem bisher niedrigsten Stand seit Einführung des Arbeitslosengeldes II und der damit verbundenen Strukturreform. Dennoch ist der Anteil der hilfebedür igen Personen im Kreis Mühldorf höher als die Quote für Oberbayern.

  • 16

    A REGIONALE RAHMENBEDINGUNGEN

    Abb. A3.2 Anteil der unter 15-Jährigen, die Leistungen nach SGB II erhalten

    Jahre 2007 2008 2009 2010Quote 8,7% 8,5% 8,1% 7,9%

    Quelle: Sta s k der Bundesagentur für Arbeit. 2012. Bayerisches Landesamt für Sta s k und Datenverarbeitung, München. 2011.

    Für die Jahre 2007 bis 2010 liegt der Anteil der Kinder unter 15 Jahren, die in den SGB II-Bezug fallen, zwischen 7,9 % und 8,7 % mit abnehmender Tendenz. Dies bedeutet, dass sich durchschni lich jedes 12. Kind im Kreis Mühldorf unter 15 Jahren in einer sozialen Risikolage befi ndet.

    Methodische Erläuterung

    Sogenannte Risikolagen beeinfl ussen die Bildungschancen von Kindern. Sind beide Elternteile bzw. der allein-erziehende Elternteil erwerbslos, gilt dies als soziale Risikolage. Damit einher geht in der Regel die fi nanzielle Risikolage, aufgrund des geringen Einkommens der Eltern. Zur Beschreibung der sozialen Risikolage von Kindern wird der Anteil der Kinder, die in Haushalten mit Arbeitslosengeld II leben, herangezogen. Als Bezugsgröße dient die Gesamtzahl der Kinder unter 15 Jahren.

    Abb. A3.3 Bedarfsgemeinscha en mit und ohne Kinder*

    Quelle: Sta s k der Bundesagentur für Arbeit. 2011. Eigene Berechnung. *Bedarfsgemeinscha en mit Kindern unter 18 Jahren.

    0

    500

    1.000

    1.500

    2.000

    2.500

    3.000

    davon mit 5 und mehr Kindern 11 13 13 11 11 12

    davon mit 4 Kindern 28 31 29 25 25 24

    davon mit 3 Kindern 66 91 95 104 94 87

    davon mit 2 Kindern 218 316 326 295 273 261

    davon mit 1 Kind 421 580 566 555 533 506

    davon ohne Kinder 1.327 1.790 1.611 1.526 1.565 1.477

    2005 2006 2007 2008 2009 2010

  • 17

    Im Landkreis Mühldorf a. Inn gab es 2.367 Bedarfsgemeinscha en im Jahr 2010. Das ist der niedrigste Wert seit 2005. In konstant ca. 35 % bis ca. 40 % aller Bedarfsgemeinscha en leben Kinder. Der Anteil von Bedarfsgemeinscha en mit einem Kind (an allen Bedarfsgemeinscha en) liegt dabei stets bei ca. 20 %. Der Anteil der Bedarfsgemeinscha en mit zwei Kindern (an allen Bedarfsgemeinscha en) bewegt sich zwischen 10 % und 12 %. Trotz der Schwankungen bei den Absolutzahlen der Bedarfsgemeinscha en bleibt der Anteil der Bedarfsgemeinscha en mit Kindern stabil.

    Abb. A3.4 Anteil der Alleinerziehenden in Bedarfsgemeinscha en mit Kindern

    58%

    60%

    62%

    64%

    66%

    68%

    70%

    72%

    2007 2008 2009 2010

    Mühldorf a. Inn Oberbayern Bayern

    Quelle: Bayerisches Landesamt für Sta s k und Datenverarbeitung, München. 2011. Eigene Berechnung.

    Die Abbildung 3.4 zeigt, dass der Anteil der Alleinerziehenden an den Bedarfsgemeinscha en mit Kindern über-propor onal ausgeprägt ist. Im Durchschni sind 7 von 10 Bedarfsgemeinscha en mit Kindern im Kreis Mühldorf alleinerziehend. Während 2010 für Oberbayern und Bayern ein leichter Rückgang hinsichtlich der Alleinerziehenden zu erkennen ist, nimmt der Anteil im Kreis Mühldorf jedoch weiter zu. Alleinerziehende Eltern sind somit auch im Landkreis Mühldorf einem höheren Risiko ausgesetzt, in den SGB-Bezug zu fallen. Die fi nanzielle Risikolage der Eltern beeinfl usst damit auch die soziale Risikolage der Kinder. Das bedeutet, dass die soziale Herkun nach wie vor einen Einfl uss auf den Bildungserfolg von Kindern hat, da für sie nicht die gleichen Voraussetzungen, also Bildungs-chancen, im Bildungssystem bestehen.

  • 18

  • 19

    KAPI

    TEL[B]  FRÜHKINDLICHE BILDUNG,

    BETREUUNG UND ERZIEHUNG

  • 20

    B FRÜHKINDLICHE BILDUNG, BETREUUNG UND ERZIEHUNG

    Der Bereich der frühkindlichen Bildung und Betreuung hat in den letzten Jahren sehr an Bedeutung gewonnen. In Bayern trat im August 2005 das Bayerische Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsgesetz (BayKiBiG) in Kra , dessen Ziel der quan ta ve und qualita ve Ausbau der Kinderbetreuung sowie eine kindbezogene Förderung ist. Hier wird der Bil-dungs- und Erziehungsau rag an die Betreuungseinrichtungen und das pädagogische Betreuungspersonal im frühkindlichen Bereich formuliert.

    In diesem Kapitel wird ein Überblick über die Bildungs- und Betreuungssitua on der Kinder im Landkreis Mühldorf a. Inn gegeben (B1 und B2). Es bleiben einige Aspekte dieses Themenfeldes noch unberücksich gt, die jedoch in diesem Zusammenhang zukün ig betrachtet werden sollten, wie z. B. Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder Maßnahmen zur Sprachstandsfeststellung. Diese Themen gilt es in folgenden Bildungsberichten aufzuarbeiten. Auch sollten die dargestellten Befunde unter Berücksich gung der Rahmenbedingungen betrachtet werden, da diese für eine Interpreta on im Kontext wesentlich sind. Demnach wird der Anteil der unter 3-Jährigen bis unter 6-Jährigen um insgesamt fast 14 % (vgl. Abb. A1.2.2) zurückgehen. Zudem lebt jedes 12. Kind im Landkreis in einem SGB II-Haushalt, von denen ca. 70 % Alleinerziehende sind (vgl. Abb. A3.2 und A3.4).

    Das Kapitel zur frühkindlichen Bildung und Betreuung beschä igt sich abschließend mit dem Bildungsübergang in die Grundschule (B3). Mit diesem Übergang geht ein Systemwechsel für die Kinder und die Eltern einher, dessen Gelingen die weitere Bildungslau ahn eines Kindes maßgeblich beeinfl usst. Im Ausblick (B4) werden die Ergebnisse eigener Untersuchungen sowie laufende Maßnahmen vorgestellt, die vor allem auch die Elternperspek ve berück-sich gen, die in den Kennziff ern der Indikatoren bisher nicht abgebildet werden kann.

  • 21

    B1 Entwicklung der Anzahl der Einrichtungen, der Anzahl der betreuten Kinder und der Anzahl der Betreuungsplätze

    Quelle: Kartengrundlage © Bayerische Vermessungsverwaltung. Eigene Darstellung, 2012. Aufgrund besserer Lesbarkeit sind die Symbole nicht lagetreu.

    Abb. B1.1 Standorte der Kindertageseinrichtungen (Stand Januar 2012)

  • 22

    B FRÜHKINDLICHE BILDUNG, BETREUUNG UND ERZIEHUNG

    Die Betreuung von Kindern außerhalb des Elternhauses erfolgt in Kindertageseinrichtungen (Krippen, Kindergärten und Horten) oder in der Tagespfl ege. Aufgrund der geringen Fallzahlen der betreuten Kinder in Tagespfl ege im Landkreis Mühldorf a. Inn werden im Folgenden ausschließlich Kinder, die in Kindertageseinrichtungen betreut werden, betrachtet.

    Defi ni on

    Kindertageseinrichtung: Einrichtungen, in denen Kinder ganztägig oder für einen Teil des Tages aufgenom-men sowie erzieherisch und pfl egerisch betreut werden, die über haupt- oder nebenberufl iches Personal ver-fügen und für die eine Betriebserlaubnis nach § 45 SGB VIII oder eine vergleichbare Genehmigung vorliegt. Tagespfl ege: Die öff entlich geförderte Kindertagespfl ege bezeichnet die Betreuung von Kindern bei einer von den Jugendämtern geförderten Tagespfl egeperson. Die öff entlich geförderte Kindertagespfl ege ist ne-ben der Tagesbetreuung in Kindertagesein richtungen eine gleichwer ge Form der Kindertagesbetreuung. (vgl. Anwendungslei aden zum Au au eines Kommunalen Bildungsmonitorings, Version 2011)

    Abb. B1.2 Anzahl der Kindertageseinrichtungen

    19 20 19

    37 35 36

    0

    5

    10

    15

    20

    25

    30

    35

    40

    2006 2008 2010

    Ö entlicher Träger Freier Träger

    Quelle: Bayerisches Landesamt für Sta s k und Datenverarbeitung, München. 2011.

    Die Anzahl der Kindertageseinrichtungen ist im Kreis Mühldorf a. Inn mit 55 Einrichtungen auf einem seit mehreren Jahren nahezu gleich bleibenden Stand. Dies lässt sich auch hinsichtlich der Verteilung von öff entlicher und freier Trägerscha feststellen. Hinzu kommen 19 Krippen (Stand Januar 2012). Deren Anzahl wird sich bis September 2012 auf 29 erhöhen.

  • 23

    Abb. B1.3 Anzahl der Kinder in Kindertageseinrichtungen und Auslastungsgrad der verfügbaren* Betreuungsplätze

    88 110 121 156 182

    2.484 2.534 2.523 2.482 2.534

    786 663 659 715 686

    3.288 3.425 3.532 3.525 3.677

    0

    500

    1.000

    1.500

    2.000

    2.500

    3.000

    3.500

    4.000

    4.500

    2006 2007 2008 2009 2010

    betreute Kinder unter 3 Jahren betreute Kinder von 3 bis unter 6 Jahren

    betreute Kinder von 6 bis unter 14 Jahren genehmigte Plätze

    Quelle: Bayerisches Landesamt für Sta s k und Datenverarbeitung, München. 2011.* Die Anzahl der verfügbaren bzw. genehmigten Plätze wird in der Betriebserlaubnis der Einrichtung festgelegt.

    Die Gesamtzahl der betreuten Kinder in einer Kindertageseinrichtung bewegt sich seit 2006 zwischen 3.303 und 3.402 Kindern und bleibt damit auf einem konstanten Niveau, trotz gleichzei gem Rückgang der Anteile dieser Altersgruppen an der Gesamtbevölkerung (vgl. Kap. A1.2). Die höchste Anzahl und damit auch den höchsten Anteil der Kinder in Kindertageseinrichtungen machen die Kinder zwischen 3 und unter 6 Jahren aus. Zwei Dri el der Kinder in den Kindertageseinrichtungen sind in diesem Alter. Die Anzahl der unter 3-Jährigen steigt kon nuierlich an und hat sich bis 2010 mit 182 Plätzen mehr als verdoppelt. Wie sich die Nachfrage nach Krippenplätzen weiter entwickelt gilt es zu beobachten. Durch den Ausbau der Krippen im Landkreis Mühldorf a. Inn wird derzeit das Angebot an Krippenplätzen erhöht. So stehen seit Januar 2012 in den 19 Krippen 336 zusätzliche Betreuungsplätze zur Verfügung, die sich bis September 2012 auf 528 Plätze erhöhen sollen.

    Der Blick auf den Auslastungsgrad der verfügbaren Betreuungsplätze zeigt im Jahr 2006 noch eine höhere Nachfrage als zur Verfügung stehende Betreuungsplätze. So entstand ein Auslastungsgrad von 102 %. Darauf wurde von den Trägern der Einrichtungen reagiert und zusätzliche Plätze zur Verfügung gestellt. Es ist sogar zu erkennen, dass die Zahl der Betreuungsplätze steigt, obwohl die Anzahl der betreuten Kinder sich kaum verändert hat. Seit 2007 stehen im Landkreis somit zwischen 3 % bis 7 % mehr Plätze zur Verfügung als Kinder betreut werden, wobei die steigenden Tendenzen hinsichtlich der freien Platzkapazitäten weiter beobachtet werden sollten. So wurden im Jahr

  • 24

    B FRÜHKINDLICHE BILDUNG, BETREUUNG UND ERZIEHUNG

    2010 in den Kindertageseinrichtungen 3.402 Kinder betreut, zur Verfügung standen jedoch 3.677 Plätze. Damit gibt es im Landkreis Mühldorf a. Inn aktuell ein gutes Verhältnis von Angebot und Nachfrage bezüglich der Betreu-ungsmöglichkeiten von Kindern bis unter 14 Jahren, aber auch insgesamt hinsichtlich der Wirtscha lichkeit der Betreuungsangebote. Einerseits liegt die Auslastung der Betreuungsplätze im Betrachtungszeitraum zwischen 92,5 % und 96,6 %, andererseits könnten kurzfris g weitere Kinder in die Betreuung aufgenommen werden. Ob regionale Unterschiede zwischen den Städten und Gemeinden des Landkreises vorliegen, sollte zukün ig betrachtet werden, um Betreuungsplätze bedarfsgerecht anzubieten.

    B2 Entwicklung der Bildungsbeteiligung und der Betreuungssitua on

    Die Entwicklung der Bildungsbeteiligung und der Betreuungssitua on in Kindertageseinrichtungen gibt Hinweise darauf, inwieweit in der frühkindlichen Lebensphase bereits ins tu onalisierte Bildungsangebote genutzt werden. Dies ist vor dem Hintergrund einer bedarfsgerechten Angebotsstruktur wich g, da diese Angebote auf freiwilliger Basis genutzt werden können.

    Abb. B2.1 Betreuungsquoten*

    0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

    2006

    2008

    2010

    Anteil der betreuten Kinder unter 3 Jahren an ihrer Altersgruppe

    Anteil der betreuten Kinder von 3 bis unter 6 Jahren an ihrer Altersgruppe

    Anteil der betreuten Kinder von 6 bis unter 14 Jahren an ihrer Altersgruppe

    Quelle: Bayerisches Landesamt für Sta s k und Datenverarbeitung, München. 2011.*Die vorliegenden Daten unterscheiden nicht nach Kindergartenkindern und Schulkindern. Jedoch wird bei den bis unter 6-Jährigen von einer Betreuung in einer Kindertageseinrichtung gesprochen, bei den ab 6-Jährigen von einer Kindertagesbetreuung.

  • 25

    Die Betreuungsquote einerseits gibt an, wie hoch der Anteil der betreuten Kinder an allen Kindern in der jeweiligen Altersgruppe im Landkreis ist (vgl. Abb. B2.1). Die Betrachtung der Besuchsquote anderseits soll zudem zeigen, wie hoch der Anteil der betreuten Kinder an der jeweiligen Altersgruppe hinsichtlich aller betreuten Kinder in Ein-richtungen ist. Dadurch ergibt sich ein vollständiges Bild der Betreuungssitua on der Kinder in den verschiedenen Altersgruppen.

    Die Besuchsquote zeigt, dass sich der Anteil der unter 3-Jährigen in Kindertageseinrichtungen von 2,6 % im Jahr 2006 auf 5,3 % im Jahr 2010 verdoppelt hat.Für die Altersgruppe der unter 3-Jährigen hat sich die Betreuungsquote seit 2006 ebenso mehr als verdoppelt und beträgt 6,6 % im Jahr 2010. Das bedeutet, dass ca. jedes 15. Kind dieser Altersgruppe im Kreis in einer Kindertages-einrichtung betreut wird. Durch den Ausbau der Krippen wird sich der Anteil der betreuten Kinder unter 3 Jahren voraussichtlich noch deutlich erhöhen. Somit steigt nicht nur der Anteil von betreuten Kindern in dieser Altersgruppe, sondern auch der Anteil der Kinder dieser Altersgruppe an allen betreuten Kindern insgesamt.

    Die meisten Kinder, die eine Kindertageseinrichtung besuchten, nämlich 74,5 % im Jahr 2010, waren im Alter zwischen 3 und unter 6 Jahren. Die Betreuungsquote in dieser Altersgruppe lag 2010 bei 83,8 % und stagniert im Zeitverlauf. Das bedeutet, dass durchschni lich vier von fünf Kindern in dieser Altersgruppe in einer Kindertages-einrichtung betreut werden.

    Die Besuchsquote der 6- bis unter 14-Jährigen schwankt leicht, mit eher abnehmender Tendenz, und lag bei 20,2 % im Jahr 2010. Nahezu unverändert zeigt sich über den Zeitverlauf die Betreuungsquote, die im Jahr 2010 bei 7,3 % lag. Ob dies an fehlenden Angeboten speziell für diese Altersgruppe liegt, kann nicht gezeigt werden. Ganztagesan-gebote an den Schulen werden in den vorliegenden Daten nicht berücksich gt, da es sich um eine Betreuung in Kindertageseinrichtungen handelt, die nur die Betreuung von Schulkindern im Hort beinhaltet. Von daher sollte die Betreuungsquote der Schulkinder zukün ig erhoben werden, um hier zu detaillierten Aussagen kommen zu können.

  • 26

    B FRÜHKINDLICHE BILDUNG, BETREUUNG UND ERZIEHUNG

    Abb. B2.2 Betreuungsumfang

    0%

    10%

    20%

    30%

    40%

    50%

    60%

    2006 2008 2010

    bis zu 5 Stunden 5 bis 7 Stunden mehr als 7 Stunden

    Quelle: Bayerisches Landesamt für Sta s k und Datenverarbeitung, München. 2011.

    Die Mehrheit der betreuten Kinder wird bis zu fünf Stunden in einer Kindertageseinrichtung betreut. Dieser Anteil geht jedoch zurück, da die Betreuungszeiten zwischen fünf und sieben Stunden sowie von mehr als sieben Stun-den immer häufi ger von den Eltern gewählt werden. Längere Betreuungszeiten werden auch hinsichtlich des sich abzeichnenden Fachkrä emangels notwendig. Somit steigt nicht nur die Betreuungsquote der Kinder im Landkreis Mühldorf a. Inn, sondern auch deren Betreuungszeit in den Kindertages- und Kinderbetreuungseinrichtungen. Inwieweit dies mit den Arbeitszeitmodellen der Eltern in Zusammenhang steht oder ob das Bildungsangebot in den Einrichtungen Einfl uss auf die Entscheidung der Eltern für längere Betreuungszeiten hat, könnten weitergehende Untersuchungen klären.

  • 27

    327 348

    406

    256 256

    302

    0

    50

    100

    150

    200

    250

    300

    350

    400

    450

    2006 2008 2010

    Pädagogisches Personal Vollzeitstellen für pädagogisches Personal*

    Abb. B2.3 Pädagogisches Personal in Kindertageseinrichtungen

    Quelle: Bayerisches Landesamt für Sta s k und Datenverarbeitung, München. 2011. * Die Zahl der Vollzeitstellen ergibt sich aus der Addi on aller Stunden aller Personalstellen (also inkl. Teilzeitstellen), die dann durch die Wochenarbeitszeit von 38,5 Stunden geteilt werden. Seit dem 01.03.2010 werden auch nebenberufl ich Tä ge in die Berechnung miteinbezogen.

    Wie in Abbildung B1.3 gezeigt, verändert sich die Zahl der Kinder, die eine Kindertageseinrichtung besuchen, nur geringfügig in den betrachteten Jahren. Die Zahl der pädagogischen Personalstellen hat sich jedoch im selben Zeit-raum deutlich von 327 auf 411 Personen erhöht. Seit dem Jahr 2008 steigt zudem die Anzahl der Vollzeitstellen auf über 300 Stellen im Jahr 2010 an.

  • 28

    B FRÜHKINDLICHE BILDUNG, BETREUUNG UND ERZIEHUNG

    Abb. B2.4 Betreuungsschlüssel in Kindertageseinrichtungen: Betreute Kinder je rechnerische Vollzeitstelle durch pädagogisches Personal

    13,1 12,9

    11,3

    10

    11

    12

    13

    14

    2006 2008 2010

    Quelle: Bayerisches Landesamt für Sta s k und Datenverarbeitung, München. 2011.

    Die Anzahl der betreuten Kinder in Kindertageseinrichtungen liegt im Jahr 2010 bei durchschni lich 11,3 Kindern je pädagogische Vollzeitstelle. Laut Verordnung zur Ausführung des Bayerischen Kinderbildungs- und Kinderbetreu-ungsgesetzes (BayKiBiG) von 2005 wird ein Anstellungsschlüssel für pädagogisches Personal von 1:11,5 angesetzt und von 1:10 empfohlen. Der Landkreis Mühldorf a. Inn unterschreitet bereits den angesetzten Wert und nähert sich dem empfohlenen Wert weiter an. Dies ist durch die insgesamt rela v stabilen Kinderzahlen in der Kindertages-betreuung (vgl. Abb. B1.3) und der gleichzei gen Erhöhung des Anteils des (vollzeitbeschä igten) pädagogischen Personals (vgl. Abb. B2.3) zu erklären. Die Verdopplung des Anteils der Kinder unter 3 Jahren, die in einer Kinderta-geseinrichtung betreut werden, sollte jedoch auch zu einer Zunahme der pädagogischen Fachkrä e für diese Alters-gruppe führen. Dem sollte in weiteren Untersuchungen nachgegangen werden, gerade auch wegen der deutlichen Zunahme der Betreuungsplätze für unter 3-Jährige durch den Krippenausbau.

  • 29

    B3 Der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule

    Kindergärten und Grundschulen sind getrennte Bildungseinrichtungen mit unterschiedlichen Bildungs- und Erzie-hungsau rägen sowie unterschiedlichen administra ven Zuständigkeiten. Für die Kindertageseinrichtungen bildet das BayKiBiG mit dem Bildungs- und Erziehungsplan die Grundlagen für die pädagogische Betreuung und wird kommunal dem Jugendhilfebereich zugeordnet. Für die Grundschulen gilt das Bayerische Gesetz über das Erzie-hungs- und Unterrichtwesen (BayEUG). Auf kommunaler Ebe