100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

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100 Jahre NNN Montag, 5. Januar 2009 Aus Stadt und Land Kühler Sommer Das Jahr 1909 könnte man mit Fug und Recht als ein Jahr ohne Sommer bezeichnen, denn, eini- ge Sonnentage abgerechnet, ha- ben wir fortdauernd kühles, ja kaltes Wetter mit Regenschau- ern gehabt. Jüdisches Neujahr Unsere jüdischen Mitbürger be- gingen am 15. und 16. Septem- ber 1909 das israelitische Neu- jahrsfest des Jahres 5670. Schlachtvieh Im städtischen Schlachthaus wurden im September 1909 ge- schlachtet: 78 Stück Großvieh, 107 Stück Kälber, 301 Stück Schweine, 55 Stück Hammel, vier Stück Ziegen. Grober Unfug Groben Unfug verübten schon seit längerer Zeit mehrere Schul- knaben in der Weise, dass sie Ge- schäftsleute in der Breitestraße belästigen, indem sie die Laden- tür aufreißen und den Ladenin- haber verspotten. Es wäre an der Zeit, dass diesen Bürschchen das Handwerk gelegt wird. Vorturner Zur Vorturnerstunde des Ober- leinegaues, welches der hiesige Männerturnverein übernom- men hatte, war von ungefähr 90 Vorturnen beschickt worden, die 32 Vereine vertraten. Das Reich und die Welt Hülfe für Mexiko Seine Majestät der Kaiser hat zur Hülfeleistung für die durch Überschwemmung verheerte mexikanische Stadt Monterrey eine Gabe von 10.000 Mark ge- spendet. Kampf gegen Piraten Bei einem Bajonettangriff fran- zösischer Truppen auf ein Dorf nahe Saigon, in welchem sich Seeräuber verschanzt hatten, wurden drei weiße und ein ein- geborener Soldat getötet, neun verwundet. Vier Soldaten star- ben am Sonnenstich. Die Piraten hatten zehn Tote. Kaisermanöver Kaiser Wilhelm ist gestern von Iglau nach Karlsruhe zur Teilnah- me an den deutschen Kaiserma- növern abgefahren. Prinz geboren Die Kronprinzessin Cäcilie ist gestern um 10.45 Uhr von einem Prinzen entbunden worden. Die hohe Frau und der kleine Prinz befinden sich wohlauf. Brief nach Südwest Die erste Briefpost nach Deutsch Südwestafrika im Monat No- vember 1909 geht von Europa am ersten Tage des Monats ab. Sie wird dem Dampfer der deut- schen Ostafrikalinie zugeführt. Das Schiff ist am 22. November in Swakopmund. Mädchenhandel Unter starker Beteiligung von Staatsbehörden, Vereinen und Körperschaften wurde heute in Leipzig die Hauptversammlung der 7. Deutschen Nationalkonfe- renz zur Bekämpfung des Mäd- chenhandels eröffnet. Parsevalballon Die russische Regierung hat eine Abordnung nach Bitterfeld ent- sandt, um wegen des Ankaufs ei- nes Parsevalballons Verhandlun- gen einzuleiten. Markttreiben vor der Alten Wache im Jahr 1909. Foto: Stadtarchiv/nh ben. Starke, herrlich quiet- schende Stim- me, absolut si- cherer Damen- Herzen-Bre- cher. Diese drei eigentümli- chen Gestalten sind Kunstfigu- ren, denen ein Zeichenstift zur Existenz verhalf. Das Dreigestirn kann als Vor- gänger des le- gendären Theodor ange- sehen werden, der mehr als 50 Jahre später seine Leser in der NNN mit seinem wö- chentlichen Stadtbummel zum Schmun- zeln brachte. G estatten? Gottlieb von dem Wieter, Nepomuk Trübsinn, Eulalius Schmachtmeier.“ Diese drei auf ihrem jeweili- gen Gebiet äußerst kompete- ten Herren kamen aus Nord- hausen, um mitzuhelfen, die neue Zeitung Northeimer Neueste Nachrichten aus der Taufe zu heben. Der erste der drei Redakti- onsschreiber macht sich in Reimen bekannt: „Ich heiße Gottlieb von dem Wieter und stelle mich gehorsamst vor. Schon von Geburt an treu und bieder, das heißt: oft auch ein großer Tor.“ Nepomuk Trübsinn wird als wissenschaftlicher Berater und Überphilosoph einge- führt. Sein Charakter und sei- ne Lebensenergie: Wie sein Name! Eulalius Schmachtmeier fir- miert als Sänger und Mandoli- nenvirtuose. Seine Eigenschaf- ten: Greift oft im Leben und auf seiner Mandoline dane- Virtuose Künstler Die Vorgänger des legendären Theodor Eulalius Schmacht- meier Nepomuk Trübsinn Gottlieb von dem Wieter Inserate Propperes Dienstmädchen im Alter von 16 bis 18 Jahren zum 1. Oktober gesucht. Rauch-, Kau- und Schnupftabak in der besten Qualität zu den bil- ligsten Preisen bietet Carl Quer- furt, Northeim, Schaupenstil, an. Weckeruhren in bester Qualität mit nachtleuchtendem Ziffer- blatt empfiehlt G. Fleckenstein, Uhren- und Goldwaren, Bahn- hofstraße 22. Atelier für Zahnleidende, Otto Schwärzel jun., Münster 21. Re- paraturen in zwei Stunden. die bisher für unsere Kolonien aufgewendeten Mittel kein verlorenes Kapital seien, son- dern dass dieses Kapital gear- beitet und heute bereits Werte geschaffen habe, deren Ge- winnung der Allgemeinheit des vollen Jahrzehntes hin- durch unmöglich schien. Die NNN wirbt für die Neu- NORTHEIM. „Die letzt verflos- senen ereignisreichen Jahre haben koloniale Bestrebungen in den Vordergrund des Inte- resses der Nation gestellt“, er- klärt die NNN ihrer Leser- schaft im Oktober 1909 im Geist der Zeit: In immer weite- re Kreise des deutschen Volkes dringe das Bewusstsein, dass Vom Wert der deutschen Kolonien Expeditionen nach Togo, Kamerun, Ostafrika, Südwestafrika, in die Südsee und nach Kiautschou erscheinung eines Buches mit dem Titel „Die deutschen Ko- lonien“ mit den Worten: „Die- ser Erkenntnis zu weiteren Siegen zu verhelfen und den Stolz und die Freude an unse- ren überseeischen Besitz zu wecken und zu stärken, ist der Zweck dieses Werkes.“ Ein- drucksvoll werde mit dieser Veröffentlichung eine einzig- artige Darstellung des kolonia- len Besitzes geboten. Grundla- ge für das Buch seien fünf Ex- peditionen in die Kolonien ge- wesen. Die Reisen hatten die Autoren nach Togo, Kamerun, nach Ostafrika, nach Südwest- afrika, in die Südsee und nach Kiautschou geführt. Geburtshaus der neuen Zeitung Redaktion und Verlag der Northeimer Neueste Nach- richten versprechen in der ers- ten Ausgabe des Blattes, „in der Lage zu sein, dem Leser- kreis aufs schnellste über alle im In- und Ausland vorkom- menden wichtigsten Ereignis- se zu unterrichten.“ Sie werde stets einer echt vaterländi- schen, den Erscheinungen un- serer Zeit Rechnung tragen- den Politik das Wort reden. Und weiter wird versichert: „Endlich werden wir bestrebt sein, unseren Leserinnen und Lesern mit guten Familienro- manen zu dienen, wie ande- rerseits auch der lieben Ju- gend ein Kapitel widmen.“ An- gekündigt wird, dass die Ge- biete Konzert, Theater und Li- teratur von sachverständigen Freunden bearbeitet würden. Im Haus Münster 20 (Bild) befand sich der Sitz von Ver- lag, Redaktion und Geschäfts- stelle der NNN im Jahr 1909. NORTHEIM. Mit dem Inkraft- treten des Vereinsgesetzes habe sich die Stellung der Frau zur Politik geändert, erklärt die NNN ihrer Leserschaft in ihrer dritten Ausgabe am 15. September 1909 und sagt auch, wie diese Veränderung zu verstehen ist: „Ihrem Zu- tritt zu politischen Versamm- würden für den allgemeinen politischen Fortschritt nur dann nutzbar zu machen sein, wenn man um sie werbe, wenn man das Verständnis und das Interesse für die Ziele und Ideale der Partei zu we- cken verstehe: „Und all die un- gezählten Frauen, die noch ab- seits des politischen Lebens stehen, werden heute, da der Liberalismus einen schweren Kampf um die idealen Güter der sozialen Gerechtigkeit und des geistigen Fortschritts zu kämpfen hat, zur Mitarbeit zu gewinnen sein.“ mehr Nachahmung finden. Um alle hier brach liegenden Kräfte sich nutztbar zu ma- chen, sollte jeder Ortsverein sich mit einem Werberuf an die Frauen wenden.“ Der Leitartikel des Tages fährt fort, es gebe schon heute in Deutschland eine Anzahl politisch geschulter Frauen. Geschult durch die harten Kämpfe, die sie hätten beste- hen müssen, um insbesondere in Frauenbildungsfragen ih- ren Geschlechtsgenossinnen eine größere Bewegungsfrei- heit zu erringen. Diese Kräfte lungen steht nichts mehr im Wege.“ Weiter heißt es, schon wer- de in verschiedenen Parteien die veränderte Sachlage ausge- nutzt und um die Mitarbeit der Frauen geworben. Auch einzelne nationalliberale Ver- eine hätten bereits Schritte ge- tan, um das Interesse, die Ar- beitskraft und den Einfluss der Frauen zu gewinnen. Der nationalliberale Verein Northeim als Herausgeber der NNN appelliert an die Partei- freunde: „Dieses Beispiel soll- te in der Partei noch sehr viel Parteien werben um Frauen Neues Vereinsgesetz öffnet Weg in die Politik - Kampf um Fortschritt und Gerechtigkeit Zeit(ungs)raffer: Das Jahr 1909 HNA-SERIE Inserate waren von Beginn an Bestandteil der NNN. Jubiläum Die Northeimer Neues- ten Nachrichten (NNN) feiern in diesem Jahr ih- ren 100. Geburtstag. Zum Jubiläum gibt es am 12. September ein gro- ßes Fest. Bis dahin nut- zen wir die Zeit, um in den alten Ausgaben der Heimatzeitung zu blät- tern und wöchentlich auf Sonderseiten Ereignisse und Themen, aber auch Kuriositäten aus dem An- zeigenteil vergangener Zeiten zu präsentieren. Den Auftakt bilden Arti- kel und Meldungen des NNN-Gründungsjahrs 1909. Wir interessieren uns auch für Ihre Erinne- rungen, die sie mit der NNN verbinden: persön- liche Erlebnisse oder Er- eignisse in der Region? Glücksmomente? Schicksalsstunden? Schreiben Sie uns: Northeimer Neueste Nachrichten In der Fluth 24 37154 Northeim, E-Mail an [email protected], Fax an 055 51/ 600 722.

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Die Northeimer Neuesten Nachrichten (NNN) feiern 2009 ihren 100. Geburtstag. Die Redaktion blättert in den alten Ausgaben der Heimatzeitung und präsentiert Ereignisse und Themen, aber auch Kuriositäten aus dem Anzeigenteil vergangener Zeiten.

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100 Jahre NNNMontag, 5. Januar 2009

Aus Stadtund LandKühler SommerDas Jahr 1909 könnte manmitFug und Recht als ein Jahr ohneSommer bezeichnen, denn, eini-ge Sonnentage abgerechnet, ha-ben wir fortdauernd kühles, jakaltes Wetter mit Regenschau-ern gehabt.

Jüdisches NeujahrUnsere jüdischen Mitbürger be-gingen am 15. und 16. Septem-ber 1909 das israelitische Neu-jahrsfest des Jahres 5670.

SchlachtviehIm städtischen Schlachthauswurden im September 1909 ge-schlachtet: 78 Stück Großvieh,107 Stück Kälber, 301 StückSchweine, 55 Stück Hammel,vier Stück Ziegen.

Grober UnfugGroben Unfug verübten schonseit längerer Zeitmehrere Schul-knaben in derWeise, dass sie Ge-schäftsleute in der Breitestraßebelästigen, indem sie die Laden-tür aufreißen und den Ladenin-haber verspotten. Eswäre anderZeit, dassdiesenBürschchendasHandwerk gelegt wird.

VorturnerZur Vorturnerstunde des Ober-leinegaues, welches der hiesigeMännerturnverein übernom-men hatte, war von ungefähr 90Vorturnen beschickt worden,die 32 Vereine vertraten.

Das Reichund die WeltHülfe für MexikoSeineMajestät der Kaiser hat zurHülfeleistung für die durchÜberschwemmung verheertemexikanische Stadt Monterreyeine Gabe von 10.000 Mark ge-spendet.

Kampf gegen PiratenBei einem Bajonettangriff fran-zösischer Truppen auf ein Dorfnahe Saigon, in welchem sichSeeräuber verschanzt hatten,wurden drei weiße und ein ein-geborener Soldat getötet, neunverwundet. Vier Soldaten star-ben amSonnenstich.Die Piratenhatten zehn Tote.

KaisermanöverKaiser Wilhelm ist gestern vonIglau nach Karlsruhe zur Teilnah-me an den deutschen Kaiserma-növern abgefahren.

Prinz geborenDie Kronprinzessin Cäcilie istgesternum10.45UhrvoneinemPrinzen entbunden worden. Diehohe Frau und der kleine Prinzbefinden sich wohlauf.

Brief nach SüdwestDieersteBriefpostnachDeutschSüdwestafrika imMonat No-vember 1909 geht von Europaam ersten Tage des Monats ab.Sie wird dem Dampfer der deut-schen Ostafrikalinie zugeführt.Das Schiff ist am 22. Novemberin Swakopmund.

MädchenhandelUnter starker Beteiligung vonStaatsbehörden, Vereinen undKörperschaften wurde heute inLeipzig die Hauptversammlungder 7. Deutschen Nationalkonfe-renz zur Bekämpfung des Mäd-chenhandels eröffnet.

ParsevalballonDie russischeRegierunghat eineAbordnung nach Bitterfeld ent-sandt, umwegen des Ankaufs ei-nes Parsevalballons Verhandlun-gen einzuleiten.

Markttreiben vor der AltenWache im Jahr 1909. Foto: Stadtarchiv/nh

ben. Starke,herrlich quiet-schende Stim-me, absolut si-cherer Damen-Herzen-Bre-cher.

Diese dreieigentümli-chen Gestaltensind Kunstfigu-ren, denen einZeichenstiftzur Existenzverhalf. DasDreigestirnkann als Vor-gänger des le-gendärenTheodor ange-sehen werden,der mehr als50 Jahre späterseine Leser inder NNN mitseinem wö-chentlichenStadtbummelzum Schmun-zeln brachte.

G estatten? Gottlieb vondem Wieter, NepomukTrübsinn, Eulalius

Schmachtmeier.“Diese drei auf ihrem jeweili-

gen Gebiet äußerst kompete-ten Herren kamen aus Nord-hausen, um mitzuhelfen, dieneue Zeitung NortheimerNeueste Nachrichten aus derTaufe zu heben.

Der erste der drei Redakti-onsschreiber macht sich inReimen bekannt: „Ich heißeGottlieb von dem Wieter undstelle mich gehorsamst vor.Schon von Geburt an treu undbieder, das heißt: oft auch eingroßer Tor.“

Nepomuk Trübsinn wird alswissenschaftlicher Beraterund Überphilosoph einge-führt. Sein Charakter und sei-ne Lebensenergie: Wie seinName!

Eulalius Schmachtmeier fir-miert als Sänger und Mandoli-nenvirtuose. Seine Eigenschaf-ten: Greift oft im Leben undauf seiner Mandoline dane-

Virtuose KünstlerDie Vorgänger des legendären Theodor

EulaliusSchmacht-meier

NepomukTrübsinn

Gottlieb vondem Wieter

InseratePropperes Dienstmädchen imAlter von16bis 18 Jahren zum1.Oktober gesucht.

Rauch-,Kau-undSchnupftabakin der bestenQualität zu den bil-ligsten Preisen bietet Carl Quer-furt, Northeim, Schaupenstil, an.

Weckeruhren in bester Qualitätmit nachtleuchtendem Ziffer-blatt empfiehlt G. Fleckenstein,Uhren- und Goldwaren, Bahn-hofstraße 22.

Atelier für Zahnleidende, OttoSchwärzel jun., Münster 21. Re-paraturen in zwei Stunden.

die bisher für unsere Kolonienaufgewendeten Mittel keinverlorenes Kapital seien, son-dern dass dieses Kapital gear-beitet und heute bereits Wertegeschaffen habe, deren Ge-winnung der Allgemeinheitdes vollen Jahrzehntes hin-durch unmöglich schien.

Die NNN wirbt für die Neu-

NORTHEIM. „Die letzt verflos-senen ereignisreichen Jahrehaben koloniale Bestrebungenin den Vordergrund des Inte-resses der Nation gestellt“, er-klärt die NNN ihrer Leser-schaft im Oktober 1909 imGeist der Zeit: In immer weite-re Kreise des deutschen Volkesdringe das Bewusstsein, dass

Vom Wert der deutschen KolonienExpeditionen nach Togo, Kamerun, Ostafrika, Südwestafrika, in die Südsee und nach Kiautschou

erscheinung eines Buches mitdem Titel „Die deutschen Ko-lonien“ mit den Worten: „Die-ser Erkenntnis zu weiterenSiegen zu verhelfen und denStolz und die Freude an unse-ren überseeischen Besitz zuwecken und zu stärken, ist derZweck dieses Werkes.“ Ein-drucksvoll werde mit dieser

Veröffentlichung eine einzig-artige Darstellung des kolonia-len Besitzes geboten. Grundla-ge für das Buch seien fünf Ex-peditionen in die Kolonien ge-wesen. Die Reisen hatten dieAutoren nach Togo, Kamerun,nach Ostafrika, nach Südwest-afrika, in die Südsee und nachKiautschou geführt.

Geburtshaus derneuen ZeitungRedaktion und Verlag derNortheimer Neueste Nach-richten versprechen in der ers-ten Ausgabe des Blattes, „inder Lage zu sein, dem Leser-kreis aufs schnellste über alleim In- und Ausland vorkom-menden wichtigsten Ereignis-se zu unterrichten.“ Sie werdestets einer echt vaterländi-schen, den Erscheinungen un-serer Zeit Rechnung tragen-den Politik das Wort reden.

Undweiterwird versichert:„Endlich werden wir bestrebtsein, unseren Leserinnen undLesern mit guten Familienro-manen zu dienen, wie ande-rerseits auch der lieben Ju-gend ein Kapitel widmen.“ An-gekündigt wird, dass die Ge-biete Konzert, Theater und Li-teratur von sachverständigenFreunden bearbeitet würden.

Im Haus Münster 20 (Bild)befand sich der Sitz von Ver-lag, Redaktion und Geschäfts-stelle der NNN im Jahr 1909.

NORTHEIM. Mit dem Inkraft-treten des Vereinsgesetzeshabe sich die Stellung der Frauzur Politik geändert, erklärtdie NNN ihrer Leserschaft in

ihrer dritten Ausgabe am 15.September 1909 und sagtauch, wie diese Veränderungzu verstehen ist: „Ihrem Zu-tritt zu politischen Versamm-

würden für den allgemeinenpolitischen Fortschritt nurdann nutzbar zu machen sein,wenn man um sie werbe,wenn man das Verständnisund das Interesse für die Zieleund Ideale der Partei zu we-cken verstehe: „Und all die un-gezählten Frauen, die noch ab-seits des politischen Lebensstehen, werden heute, da derLiberalismus einen schwerenKampf um die idealen Güterder sozialen Gerechtigkeitund des geistigen Fortschrittszu kämpfen hat, zur Mitarbeitzu gewinnen sein.“

mehr Nachahmung finden.Um alle hier brach liegendenKräfte sich nutztbar zu ma-chen, sollte jeder Ortsvereinsich mit einem Werberuf andie Frauen wenden.“

Der Leitartikel des Tagesfährt fort, es gebe schon heutein Deutschland eine Anzahlpolitisch geschulter Frauen.Geschult durch die hartenKämpfe, die sie hätten beste-hen müssen, um insbesonderein Frauenbildungsfragen ih-ren Geschlechtsgenossinneneine größere Bewegungsfrei-heit zu erringen. Diese Kräfte

lungen steht nichts mehr imWege.“

Weiter heißt es, schon wer-de in verschiedenen Parteiendie veränderte Sachlage ausge-nutzt und um die Mitarbeitder Frauen geworben. Aucheinzelne nationalliberale Ver-eine hätten bereits Schritte ge-tan, um das Interesse, die Ar-beitskraft und den Einflussder Frauen zu gewinnen.

Der nationalliberale VereinNortheim als Herausgeber derNNN appelliert an die Partei-freunde: „Dieses Beispiel soll-te in der Partei noch sehr viel

Parteien werben um FrauenNeues Vereinsgesetz öffnet Weg in die Politik - Kampf um Fortschritt und Gerechtigkeit

Zeit(ungs)raffer:Das Jahr 1909

HNA-SERIE

Inserate waren von Beginn anBestandteil der NNN.

JubiläumDie Northeimer Neues-ten Nachrichten (NNN)feiern in diesem Jahr ih-ren 100. Geburtstag.Zum Jubiläumgibt es am12. September ein gro-ßes Fest. Bis dahin nut-zen wir die Zeit, um inden alten Ausgaben derHeimatzeitung zu blät-ternundwöchentlichaufSonderseiten Ereignisseund Themen, aber auchKuriositäten aus demAn-zeigenteil vergangenerZeiten zu präsentieren.Den Auftakt bilden Arti-kel und Meldungen desNNN-Gründungsjahrs1909. Wir interessierenuns auch für Ihre Erinne-rungen, die sie mit derNNN verbinden: persön-liche Erlebnisse oder Er-eignisse in der Region?Glücksmomente?Schicksalsstunden?Schreiben Sie uns:Northeimer NeuesteNachrichtenIn der Fluth 2437154 Northeim,E-Mail [email protected],Fax an 055 51/ 600 722.

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Aus den städtischen KollegienBürgerrechtIn einer Sitzung der städtischenKollegien wurde dem LandwirtGeorg Küster in Holtensen unddem Schachtmeister August Lu-dolph in Edesheim das Bürger-recht der Stadt Northeim verlie-hen.

KostenerstattungDem Lehrer Koch werden dieReisekosten in Höhe von 36Mark inbetreff der Teilnahme an

der in Uelzen stattfindendenWanderversammlung des Ver-bandes Hannoverscher Gewer-beschulmänner bewilligt.

BaugenehmigungDem Schaffner Albert Bökerwird die Genehmigung zur Er-bauung eines Wohnhauses ander Straße „Am Frauengraben“,einer unfertigen Straße, erteilt,jedoch unter Bedingung der Be-zahlung der Straßenherstel-lungskosten.

E ine Übersicht der Kriegsflotten der da-maligen Großmächte beschreibt dieNNN ihrer Leserschaft 1910. Im Be-

richt heißt es: „An der Spitze marschiert na-türlich das seegewaltige England, das mitseinen Dreadnoughts und Inflexibles einengewaltigen Vorsprung vor allen anderenStaaten hat. Dazu kommt noch, daß die eng-lischen Kriegsschiffe aller Art fast allenKriegsschiffen der anderen Staaten an Grö-ße und Armierung, Schnelligkeit und Panze-rung über sind. Nur an Zuverlässigkeit undKriegsbrauchbarkeit sind die englischenSeeriesen nicht viel wert.“

Die Kriegsflottenstatistik:England: 452 Schiffe mit 2 009 410 Tonnen,Deutschland: 272 Schiffe mit 830 603 Ton-nen,USA: 175 Schiffe mit 821 065 Tonnen,Frankreich: 380 Schiffe mit 661 243 Tonnen,Japan: 138 Schiffe mit 457 124 Tonnen,Rußland: 282 Schiffe mit 341 004 Tonnen,Italien: 148 Schiffe mit 272 329 Tonnen.Österreich-Ungarn: 133 Schiffe mit 161 211Tonnen.

Die Kriegsflotten der Welt im Jahre 1910Das Wettrüsten vor dem ersten Weltkrieg war auch in der Heimatzeitung nachzulesen

Grafiken in der Zeitung sind keine Erfindung der heutigen Zeit: So illustrierte die NNN1910 die Statistik über die Kriegsflotten. Foto: Stadtarchiv

Anzeigen und InseratePension kann ein Schüler deshiesigen Gymnasiums in besse-rem Hause bekommen.

Mittwochfrüh wird auf demWo-chenmarkt eine große Sendungblutfrischer Seefische verkauft.

Nebenverdienst. Vertreter ge-sucht für den Vertrieb der Gart-mann‘schen Schokolade-Auto-maten. Hohe Provision.

Schlachtpferde kauft zu höchs-ten Preisen Roßschlachter Fri-

cke, Neustadt 55.

Billiger Seidenverkauf! 4000Meter Seidenstoffe für Blusen,Kleider und Einsätze zu enormbilligen Preisen kommen in mei-nen Geschäftsräumen zum Ver-kauf. W. Waldtmann, Northeim.

Lockenwasser gibt jedem Haarunverwüstliche Locken undWellenkrause. Zu haben bei F.Rohmeyer, Friseur, Northeim.

Salvator sowie die beliebten

Biere Northeimer hell und dun-kel bei Wilh. Suthoff, Cafè Ho-henzollern.

Jeder Arzt empfiehlt KöstritzerSchwarzbier für Blutarme,Bleichsüchtige, stillendeMütter,Abgearbeitete und Rekonvales-zente. Es ist das beste und nahr-hafteste Getränk für Jung undAlt, ein Nähr- und Kraftmittelersten Ranges. Wenig Alkohol,viel Malz. Echt zu haben bei Ge-brüder Huch, Northeim, amMarkt.

Kreuzung inaltem Glanz

Wer die Kreuzung der Bahn-hofstraße heute kennt, wirddie Kreuzungmit der Göttin-ger Straße auf dieser rund 100Jahre alte Postkartenansichtkaum erkennen. Dort wo heu-te der Verkehr pulsiert, ging esdamals offensichtlich deutlichbeschaulicher zu. Dort woheute in der Geschäftsstelleder Volksbank Eichsfeld-Nort-heim Geldgeschäfte abgewi-ckelt werden, betteten sicheinst imHotelNortheimerHof(links), Gäste der Stadt zurRuhe.DenPlatzdes stattlichenGebäudes mit Ecktürmchenauf der gegenüberliegendenStraßenseite nimmt nun einschmucklosses Geschäftshausim typischen Stil der SiebzigerJahre ein. Foto: Stadtarchiv/nh

D en „groben Unfugdurch die Presse“ hatein Staatsanwalt zu

konstruieren versucht, ob-wohl nach der Rechtspre-chung des Reichsgerichtes die-se juristische Konstruktionein für alle Mal beseitigt seinsollte, berichteten die Nort-

heimer Neuesten Nachrichtenim Jahr 1910.

Die Niederschlesische Zei-tung in Görlitz hatte kurz vorWeihnachten eine Notiz ver-öffentlicht, in der sie im Hin-blick auf den Andrang in denGeschäften das Publikum zur

Vor dem Schöffengerichtkonnte bewiesen werden, dassder Inhalt der Notiz auf wah-ren Begebenheiten beruhte,sodass der Amtsanwalt selbstauf Freispruch plädierte.

Die NNN berichtete überden Prozess: „Das Gerichtführte verständigerweise aus,daß ein grober Unfug auchdann nicht vorliege, wenn dieNotiz ganz aus der Luft gegrif-fen wäre, da sie in keiner Wei-se geeignet sei, das öffentlicheSicherheitsgefühl des Publi-kums zu beunruhigen.“

Kommentierend wird hin-zugefügt: „Es gibt zwar keinengroben Unfug der Statsanwalt-schaft, aber wir meinen, Per-sonen, die so beunruhigendwirken, sollte man auf einenfür das Publikum weniger ge-fährlichen Posten tun.“

Staatsanwaltschaft erblickedeshalb in der anscheinendaus der Luft gegriffenen Notizeinen groben Unfug.

Der Redakteur erhielt einenStrafbefehl über 15 Mark mitder Begründung „eine derarti-ge Notiz sei geeignet, das Pu-blikum zu belästigen und inbegreifliche Unruhe zu verset-zen, dergestalt, daß dadurchsich eine solche Aufregungder Bevölkerung bemächtigenkonnte, daß ein Auflauf ent-stehen und die äußere Ord-nung stören konnte.“

Kommentar der NNN: „Wiedas möglich ist, das bleibt einewiges Geheimnis der Staats-anwaltschaft, die vom prakti-schen Leben blutwenig zu wis-sen scheint.“

Gegen den Strafbefehl riefder Redakteur das Gericht an.

Vorsicht gegen Taschendiebemahnte und erzählte, daß ineinem Geschäft schon einigeDiebstähle festgestellt wordenseien.

Also eine gewiß harmlose,gutgemeinte und überall an-gebrachte Notiz, kommentie-ren die NNN, bei der sich keinvernünftiger Mensch etwasBöses gedacht haben könne:„Aber die Staatsanwaltschaftsieht auch das Verborgenste,und so hat sie glücklich he-rausgebracht, daß mit dieserNotiz eine Störung der äuße-ren Ordnung und somit gro-ber Unfug verübt worden ist.“

Der verantwortliche Redak-teur wurde nach einigen Wo-chen vor die Kriminalpolizeizitiert, die ihm eröffnete, diePolizei habe einen Diebstahlnicht feststellen können, die

Notiz war kein UnfugNNN bezog Stellung gegen Staatsanwaltschaft - Verfahren gegen Görlitzer Redakteur

Zeit(ungs)raffer:Das Jahr 1910

HNA-SERIE

JubiläumAuf unserer heutigenSonderseite präsentie-ren wie Artikel und Mel-dungen der NNN ausdem Jahr 1910.Wir interessieren unsauch für Ihre Erinnerun-gen, die Sie mit der NNNverbinden: persönlicheErlebnisse oder Ereignis-se in der Region? Glücks-momente? Schicksals-stunden?Schreiben Sie uns:Northeimer NeuesteNachrichtenIn der Fluth 2437154 Northeim,E-Mail [email protected],Fax an 055 51/ 600 722.

Aus Stadtund LandNeuerMuseumsvereinIn Northeim hat sich ein Aus-schuß gebildet, der die Grün-dung eines Museumsvereins indie Wege leiten soll. Die nun-mehr freigewordene, schön res-taurierte Kapelle amMarktplatzsoll dem zu errichtenden Mu-seum als Unterkunftsort dienen.

Haltlose VorwürfeDie im November 1909 durchdie Zeitungen gegangene Nach-richt über Verfehlungen desStöckheimer Lehrers Mehlekehaben sich durch die eingeleite-te Untersuchung als haltlos er-wiesen. M. befindet sich nochheute im Amte.

Nachtwächter stürzteDer Nachtwächter kam an derEcke Breitestraße/Entenmarkt inNortheim zu Falle und trug eineVerletzung des rechten Dau-mens davon. Er musste sich inärztliche Behandlung begeben.

Schädel gespaltetDer Arbeiter Carl Tropenhagengeschah in der Ewers‘schenMühle in Höckelheim das Un-glück, dass ermit demKopfe derKreissäge zunahe kam,wodurchihm der Schädel gespalten wur-de. Über das Befinden des Ver-unglückten konnten wir bis zurStunde nichts näheres erfahren.

Feuer in BühleIm Nebengebäude des Acker-mannesHesse inBühlebracheinFeuer aus. Das Nebengebäudebrannte fast nieder. ZurHilfeleis-tung war auch die SudheimerWehr erschienen. Dem energi-schen Zusammenarbeiten derWehren ist es zuverdanken,dasskein größeres Feuer entstand.

Schuss ins BeinDas leidige Spielen mit Schuß-waffen, zumal in Kinderhänden,hat in Kuventhal ernste Folgengezeigt. EinSchulknabehatteeinTerzerol mit in die Schulklassegenommen und spielte dort imunbewachten Augenblicke mitderWaffe. Diese entlud sich unddie Kugel drang einem naheste-henden Schüler ins Bein.

Garnsion in AussichtBeiderBeratungdesMilitäretatsim Reichstage hielt unser Abge-ordneter Senator Findel-Einbeck(nationalliberal) eine bedeutsa-me Rede. Er bedauerte, dass Ein-beck und Northeim die Garniso-nen genommen worden seien,die sie schon seit 1750 besessenhaben. Der Vertreter der Militär-verwaltung, Oberst Wandel, er-widerte, die Militärverwaltungerwäge die Berücksichtigungvon Northeim für die Belegungmit Garnison.

Das Reichund die WeltNeujahr bei HofeNach alter Art wurde auch die-sesmal bei Hofe Neujahr gefei-ert. Wie verlautet, hat der Kaiserbeim Empfang der kommandie-renden Generäle die neueDienstinstruktion für höhereTruppenführer genehmigt. DerNeujahrsmorgen begannmitdem GroßenWecken. Hierauffand ein Gottesdienst in derSchlosskapelle statt. Um 11 Uhrbegann die Gratulations- undDefilierkour imWeißenSaale, anden sich der Empfang der Bot-schafter schloss.

Streik In EnglandIm englischen Northumberlandhaben infolge von Streitigkeitenmit den Bergwerksbesitzern we-gen des Achtstundentages10 000 Bergarbeiter die Arbeitniedergelegt. In Durhamwollenweitere 10 000 Bergarbeiter dieArbeit einstellen.

Flugzeug stürzte abDerAviatiker de laGrange istmitseinemMonoplan auf dem Flug-platz Croix d‘Hins aufgestiegen.Die Flugmaschine flog glänzend.Bei einem zweiten Versuch er-hob sich de la Grange zu 30 Me-ter Höhe und hatte die dritteRunde vollendet als infolge ei-nes Windstoßes der linke Flügelbrach. Der Aeroplan stürzte ab.De la Grange war sofort tot.

Selbstmord imWahnIn Berlin versuchte ein an Verfol-gungswahn leidender pensio-nierter Lokomotivführer seineFrau zu erschießen. Als derSchuss sein Ziel verfehlte, richte-te er dieWaffe gegen die eigeneSchläfe und erschoss sich.

Tödlicher UnfallVier Schüler der Präparandenan-stalt (früher Unterstufe der Leh-rerausbildungsanstalt, Anm. derRed.) in Frankfurt/Oder unter-nahmen einen Automobilaus-flug. Das Automobil fuhr auf ei-nen Kieshaufen. Der 17-jährigeSchüler Erich Schweng aus Som-merfeld flog aus demWagen he-raus und stürzte mit dem Kopfgegen einen Baum. Er ist seinenVerletzungen erlegen.

100 Jahre NNNMontag, 12. Januar 2009

Page 3: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

100 Jahre NNNMontag, 19. Januar 2009

Die Northeimer Kasernen unmittelbar nach ihrer Fertigstellung. Im Jahr 1913 wurde mit dem Bau der Gebäudekomplexe begon-nen. Foto: Stadtarchiv/nh

NORTHEIM.Der Bau der Nort-heimer Kasernen soll, wie dieNNN am 26. Juli 1913 berich-tet, „jetzt energisch in Angriffgenommen werden, nachdemheute die Genehmigung derAusschreibungen durch dieKorpsintendantur eingetrof-fen ist.“

Mit LazarettDanach ist der Bau der west-

lichen Kaserne der FirmaGebr. Frankenberg für dieMindestforderung von

Die Kasernen entstehenFür den Kiestransport wurden 1000 Meter Gleise von der Rhume zur Baustelle verlegt

100.408,98 Mark übertragen,der Bau der östlichen Kaserneder Firma H. Warnecke für100.434,98 Mark und der Baudes Lazaretts dem Maurer-meister A. Bode für 49.381,10Mark.

Die Heimatzeitung stelltfest: „Dass es hiesige Firmensind, die den Sieg davongetra-gen haben, wird gewiss allge-mein Befriedigung erregen.“Es wird die Erwartung ausge-sprochen, dass mit den Arbei-ten schon in den nächsten Ta-

gen begonnen wird, da nochvor Eintritt des Winters dieGebäude unter Dach sein sol-len. Große Massen von Stei-nen seien bereits im Laufe derWoche auf dem Bauplatz an-gefahren worden

Den zum Bau erforderli-chen Kies liefert die Stadt, dievon der Rhume bis zum Bau-platz 1000 Meter Gleise hatverlegen lassen, auf denen deraus dem Rhumebett gewonne-ne Kies in Loren bis an die Bau-stelle befördert wird. (hjf)

kannt werden können. AmSonntag vor acht Tagen habeanlässlich eines Kriegsspielsauf der Güntgenburg einhalbwüchsiger Bursche miteinem Revol-ver gespielt,wobei eine Ku-gel den 16-jäh-rigen WilliBrandt aus Wa-chenhausenam Oberschenkel verletzte,der glücklicherweise nur eineschwere Fleischwunde davon-getragen hat. Er wurde zumArzt gebracht. (hjf)

NORTHEIM. „Das Spielen mitSchusswaffen hat trotz War-nungen in letzter Zeit in derUmgebung Northeims umsich gegriffen und teilweiseauch schlimme Folgen ge-habt.“ Das berichtet die NNNin ihrer Ausgabe vom 11. No-vember 1912.

Weiter heißt es, schon vorlängerer Zeit sei der Fischerei-pächter Sch. aus Northeimbeim Fischen in der Rhumevon dem gegenüber liegen-den Flussufer mit einem Re-volver beschossen worden,ohne dass der Täter habe er-

Gefährliches SpielSchlimme Folgen durch Schusswaffen

rektor Nahme und für den 4.Gastwirt Curth anwesend.Der im dritten Bezirk gewähl-te Kaufmann L. Huch hattegebeten, von seiner Einfüh-rung bis zur Erledigung dergegen seine Wahl anhängiggemachten Klage Abstand zunehmen.

Zum 200-jährigen Geburts-tage Friedrichs des Großenwurde in der Sitzung der Kol-legien angeregt, Bücher denNortheimer Schulen zur Ver-teilung zu übergeben. Dienotwendigen Kosten wurdenübernommen. (hjf)

NORTHEIM. Die städtischenKollegien Northeims tratenam 2. Januar 1912 zu einer ge-meinsamen Sitzung unter derLeitung von Bürgermeister

Peters zusam-men. Erster Ta-gesordnungs-punkt war dieEinführungund Verpflich-tung der neu-

gewählten Bürgervorsteher.Für den 1. Stadtbezirk war

Stationsvorsteher a.D. D. Kö-neke, für den 2. GoldarbeiterF. Nebel, für den 3. Mühlendi-

Neue VorsteherVerpflichtung durch Bürgermeister Peters

Aus Stadtund LandFußballsportNORTHEIM.DasWettspiel am23. Oktober 1911 der 2. Mann-schaft des Fußballclubs Nort-heim 07 gegen die 3. „Spiel undSport“ endete mit einem Siegder letzteren von 10:0.

TannenbaumfeiernNORTHEIM. Der ZitherclubFrohsinn Northeim vereinigteseine Mitglieder am 31. Dezem-ber 1911 im Ratskeller zu einerTannenbaum- und gleichzeiti-ger Silvesterfeier. Der Hand-werkergesangverein veranstal-tete am Neujahrstag ebenfallseine Tannenbaumfeier.

Neuer SpielplatzHARDEGSEN. Der Arbeitsaus-schuss im Ortsausschuss für Ju-gendpflege in Hardegsen hatam 25. März 1912 als erstes dieSchaffung eines ordentlichenSpielplatzes ins Auge gefasst. Eswird nunmehr der Turnplatz ander Steinbreite sehr verbreitert,wobei einige Linden und Eichensowie auch Obstbäume umge-legt werden mussten. Aber derPlatz, der so gewonnenwird, ist,wie man schon jetzt sieht, der-artig, dass wir hier einen derschönsten Spielplätze weit undbreit besitzen werden. Sowohlhinsichtlich seiner Größe alsauch seiner herrlichen Lage we-gen. Für die hiesigen Vereine istes in sofern angenehm, als sichihnen damit ein schöner Fest-platz bietet, wie ihn sich dieFreiwillige Feuerwehr zum 25-jährigen Jubiläum nicht besserwünschen kann. Für die Heimat-zeitung in Northeim heißt das:„Den städtischen Kollegienkann man dafür nur dankbarsein.“

StromkabelNORTHEIM. Die Kabellegungfür die elektrische Leitung istnunmehr auf der Breiten- undMühlenstraße beendet. Der Ein-bau des für die Ausschaltungnotwendigen Umformers amBallin´schen Haus wird im No-vember 1912 ausgeführt. Mitder Herstellung der Fußsteigeauf der Breitenstraße ist begon-nenworden. Die NNN kommen-tiert: „Es ist somit zu hoffen,dass recht bald die Breite- undBahnhofstraße sich in einemsauberen und neuen Gewandezeigen wird. Günstiges Wetternatürlich vorausgesetzt.“

Fußballclub von 1907NORTHEIM. Der FußballclubNortheim von 1907 veranstal-tete am 2. März 1913 im Huchs-chen Saale einen Unterhal-tungsabend. Zwei Thaeterstü-cke: „Im Bürgerquartier“ und„Auf dem Heringsdorf“ wurdenrecht flott gespielt. An das Thea-ter reihte sich ein Tanzvergnü-gen an, das alle Teilnehmernoch lange in schöner Harmo-nie zusammenhielt. (hjf)

InserateEhrenerklärung. Die beleidi-genden Worte, welche ich beider Stichwahl gegen die Eisen-bahnarbeiter von Elvese ausge-sprochen habe, nehme ich hier-mit zurück. Elvese, den 7. Febru-ar 1912. August Hente, Nr. 24.

Zur Osterbäckerei ist der besteund billigste Butterersatz mei-ne Spezialmarke Tafel-Margari-ne „Muldenperle“. Bis 30. März1912 ein Pfund Muldenperleund zus. ½ Pfund Blockschoko-lade für 90 Pfg. Ad. Klipsch,Northeim, Breitestraße 2.

Kalk-Lebertran-Kraftemulsi-on. Flasche 40 Pfg. AlleinigeNiederlage: Aug. Curth jr. Nort-heim, Drogenhandlung.

Ausgekämmtes Haar kauft à Ki-logramm 5 Mark Otto Rode, Fri-seur, Northeim, gegenüber derPost. (hjf)

BeschaulicheIdylleEine Diskussion um Verkehrs-beruhigung im Northeimer In-nenstadtbereich wäre denEinwohnern und den Stadtvä-tern Northeims in den Jahrenvor dem 1. Weltkrieg nicht inden Sinn gekommen.

Der Bereich Münster undBreite Straße glänzten als be-schauliche Kleinstadtidylle,wie unser koloriertes Foto ausdem Northeimer Stadtarchivzeigt, das um das Jahr 1912entstand. Links ist das St.-Spi-ritus-Haus zu sehen, im Hin-tergrund die St.-Sixti-Kirche.Nur die Pflastersteine kom-men dem heutigen Betrachterseltsam modern und bekanntvor.

Heute gehört dieser Be-reich zur Fußgängerzone.Doch fahren und parken hierjetzt tagtäglich mehr Fahrzeu-ge als in den frühen Jahren desvorigen Jahrhunderts, als dieBreite Straße noch Haupt-durchgangsstraße war. (hjf)

Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:DerKaiserwar inden frühenNNN-Jahren täglichmindes-tens eine Notiz wert. Die Le-ser erfuhren nicht nur, wenWilhelm II. besuchte, son-dern auch welche Erzherzö-ge und Prinzen mit ihrenGemahlinnen zu seinemGe-folge gehörten. Der Nach-richtenwert war nach heuti-genMaßstäben gering, aberdie pflichtschuldige Hofbe-richterstattung machte daswohl notwendig. Und viel-leicht warteten die Leserauchbegierigdarauf, täglichzu erfahren, wie es bei Hofezuging. Ich lese das amü-siert und denke anmeinenseeligen Großvater, der infröhlicher Runde gern dasLied anstimmte: „Wir wol-len unseren alten KaiserWilhelm wieder haben...“

Das Reichund die WeltEhrlich beim KaiserProf. Ehrlich hielt am 24. Januar1911 vor dem Kaiser einen Vor-tragüberdas von ihmerfundeneSyphilisheilmittel Ehrlich-Hata606, dem auchmehrere Sena-toren der neugegründeten Kai-ser-Wilhelm-Gesellschaft bei-wohnten. Nach dem Vortragwurden die Herren vom Kaiserzur Tafel geladen.

WertzuwachssteuerGestern, am 2. Februar 1911,ging es wirklich und wahrhaftigim Reichstag mit der Wertzu-wachssteuer zu Ende. Die Vorla-ge wirdmit 199 Stimmen gegen93 bei 20 Stimmenthaltungenangenommen. Ein langwierigerKampf ist aus.

Die KriegslageBöseÜberraschungenzeitigt am27. Oktober 1911 der Tripolita-nische Krieg für die Italiener, diesiegesdurstig ausgezogen wa-ren, eine neue Kolonie demHau-se Savoyen zu erwerben. DieTürkenwissenmit ganz außeror-dentlicher Geschicklichkeit, ihrePositionen zu wahren.

Der Kaiser inWienKaiserWilhelm traf am Sonntag,24. März 1912, in Wien ein undwurde auf dem Bahnhofe Pen-zing von den Erzherzögen Leo-poldSalvator, FranzSalvatorundPeter Ferdinand empfangen. Inder Begleitung des Kaisers be-fanden sich Prinz August Wil-helmmit Gemahlin und die Prin-zessin Viktoria Luise. Die Monar-chen umarmten sich und küss-ten sich auf die Wangen.

WettersturzAuf den bayerischen Bergen istam 9. Juli 1913 ein großer Wet-tersturz eingetreten. Auf denHöhen von 1000 Metern abliegt Neuschnee. Es herrschteine ungewöhnliche Kälte.Durch den Schneedruck sinddie Wälder schwer beschä-digt. (hjf)

Zeit(ungs)raffer:Jahre 1911 bis 1913

HNA-SERIE

Page 4: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Das Reich unddie WeltKanal eröffnetKIEL. Die „Hohenzollern“ mitdem Kaiser an Bord lief am 24.Juni 1914 um 5 Uhr in die neueSchleuse ein, vor der sie ein aus-gespanntes Band unter den Hur-rarufen der dort aufgestelltenArbeiter durchschnitt. Der Kai-ser dankte freundlich von derKommandobrücke. Damit wur-de der fertige Kanal dem Ver-kehr übergeben, und es ist jetztgrößeren Schiffen möglich,mehr als bisher den Kanal zupassieren. Der Hauptakt der Er-öffnung erfolgt heute in Kiel-Holtenau.

Das AttentatSARAJEWO. Als der Thronfol-ger Erzherzog Franz Ferdinandund seine Gemahlin, die Herzo-gin von Hohenberg, am 28. Juni1914 durch die Straßen fuhren,gab ein Individuumaus nächsterNähemehrere Pistolenschüsseauf sie ab. Beide wurden tödlichgetroffen und verschieden nachwenigen Minuten.

Goliath torpediertLONDON. Churchill macht am14.Mai1915dieMitteilung,dassdas Linienschaff „Goliath“, einPanzerkreuzer, in den Dardanel-len torpediert wurde und dassman den Verlust von 500 Men-schenleben befürchte.

Glocken zumHeerBADEN. In vielen Kirchen hän-gen Glocken, die früher oderspäter durch andere ersetzt wer-den sollen, oft auch solche, dieüberhaupt nicht mehr geläutetwerden. Der evangelische Ober-kirchenrat in Baden hat am 4. Ja-nuar 1916 eine Verfügung erlas-sen, dass solche Glocken vonden Verfügungsberechtigten andie Heeresverwaltung verkauftwerden sollen, damit einem sol-chen Vorgehen eine vaterländi-sche Pflicht erfüllt würde. (hjf)

Aus Stadt undKreisSchützenhofNORTHEIM. Der NortheimerSchützenhof wurde am 23. Juni1914mit dem sogenannten Pol-terabend eröffnet. Um 8 ½ Uhrbegann der Kommers zur Feierdes 50-jährigen Bestehens desVereins für Freihandschießen.Der Schützenausmarschwar aufDonnerstagnachmittag 1 ½ Uhrangesetzt. Anstelle des Schüt-zenhauptmanns, Herrn SenatorJacob, der zur Erholung in Salz-brunn (Schlesien) weilte, werdeder Schützenhofleutnant, HerrKlempnermeister Francke, dieFührung übernehmen.

Eisernes KreuzNORTHEIM. Das Eiserne Kreuzerwarb sich durch seine Tapfer-keit vor dem Feinde der Unterof-fizier Heinrich Sander im Land-wehr-Infanterie-Regiment Nr.66. Der wackere Vaterlandsver-teidiger ist der Sohn des Post-schaffners a.D. Heinrich Sanderaus Northeim.

LazarettNÖRTEN.Mit etwa 1200 Ein-wohnern hat Nörten am 14. Mai1915 drei Ärzte, obwohl überallÄrztemangel ist. Es besteht des-halb hier der berechtigteWunsch, dass für Soldaten einLazarett auf dem Anger im gro-ßen Gemeindesaal oder im Rats-keller oder bei Düvel auf Marien-stein oder bei Knüppel im Kron-prinzen, die große Säle haben,eingerichtet werde.

Herzliche GrüßeNORTHEIM. Zur Jahreswende1919/17 senden der lieben Hei-mat herzliche Grüße undWün-sche für einen baldigen FriedenMusketier H. Lange, Landsturm-mannCarl Böcker, SchützeH. Le-bensieg, Unteroffizier H. Her-holz, Wehrmann G. Lindemeyer,Landsturmmann G. Kneifert,Fahrer Albrecht aus Lagershau-sen, Gefreiter Heinrich Bock, Pio-nier Sprießler, Pionier W. Bött-cher und Pionier W. Kerl. (hjf)

FeierlicherEinmarschDas in den Northeimer Kaser-nen stationierte Landsturmba-taillonmarschiert unter großerAnteilnahme der NortheimerBevölkerung im Jahr 1914 indie Kreisstadt ein. Das einzigar-tige Fotodokument aus demNortheimer Stadtarchiv zeigtdie zum Bataillon gehörigenSoldaten in ihren schmuckenUniformen in der Breiten Stra-ße und amMünster. Northei-mer Soldaten kämpften wäh-renddes 1.Weltkrieges sowohlimOsten als auch in denbeson-ders verlustreichen Schlachtenim Grabenkrieg in Flandern.

Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:Der Hurra-Patriotismuss,mit dem die NNN den Aus-bruch des 1. Weltkrieges inder Berichterstattung be-gleitete, machtmich betrof-fen und ist wohl nur ausdemZeitgeist heraus zu ver-stehen. Die Siegeszuver-sicht und das Vertrauen aufdie eigene militärische Stär-ke scheint so beträchtlichzu sein, dass kaum ein Ge-danke an die zu erwartetenOpfer verschwendet wird.Ein Heldenmythos wird ge-pflegt,dieLeser inNortheimso auf einen Endsieg einge-schworen, dass es mir beimLesen weh tut.

BERLIN/NORTHEIM. Unterdem Titel „Kriegszustand inDeutschland“ berichten dieNortheimer Neuesten Nach-richten am 1. August 1914:„Se. Majestät der Kaiser hatauf Grund des Artikels 68 derReichsverfassung für dasReichsgebiet ohne Bayern denKriegszustand erklärt. In Bay-ern erging die gleiche Anord-nung.“

Als Grund für diese Erklä-rung wird genannt, vom deut-schen Botschafter in Peters-burg sei die Nachricht einge-

Der Kaiser erklärt den KriegNNN titelt am 1. August 1914: Es braust ein Ruf wie Donnerhall

troffen, dassdie allgemeineMobilma-chung des rus-sischen Heeresund der Flottebefohlen wor-den sei.

Große Über-schriften prä-gen das Zei-tungsbild unddokumentie-ren den Ernstder Lage: „Europa vor der Ent-scheidung“, lautete eine

Schlagzeilevom 1. August1914. Dienächste NNN-Titelzeile amSonntag, 2. Au-gust 1914: „Esbraust ein Rufwie Donner-hall“.

Die Heimat-zeitung inNortheim er-klärt ihrer Le-

serschaft: „Das Unfassbare istgeschehen, das seit Wochen

vorausgeahnte Verhängnishat sich erfüllt: Der Krieg isterklärt.“

Weiter heißt es, es bedürfekeiner Rechenschaft für denbevorstehenden großen undschweren Kampf. Frevelhaftsei er von Russland und Frank-reich im Vertrauen auf ihreÜberzahl heraufbeschworenworden. In Northeim kündigtdie Heimatzeitung die Heraus-gabe von Extrablättern „jenach Wichtigkeit und Bedeu-tung der einlaufenden Nach-richten“ an. (hjf)

zwischen Publikum undKriegsgefangenen muss verbo-ten werden.“ Wer den Trans-

porten Liebesgaben zukom-men lassen wolle, habe siedem Bahnhofskommandan-ten oder dem Transportführerzu übergeben, damit in erster

NORTHEIM. Erste Verlustlis-ten der Grenzschutztruppenhängt die NNN am 12. August1914 im Schaufenster ihrerGeschäftsstelle am Markt 11in Northeim aus. Von hanno-verschen Truppenteilen istnur das 14. Ulanenregimentbetroffen.

Gleichzeitig wird berichtet,dass die ersten Gefangenen-transporte auf dem Northei-mer Bahnhof erwartet wer-den. Die Heimatzeitung ur-teilt: „Der direkte Verkehr

Erste Verlustlisten veröffentlichtGefangenentransporte werden auf dem Northeimer Bahnhof erwartet

Linie die deutsche Begleit-mannschaft und dann erstetwa marode Gefangenen be-dacht werden. Die NNN ver-weist darauf: „Man halte sichstets die jetzt eben erlebtescheußliche Behandlung derDeutschen in Antwerpen, Pa-ris und Petersburg vor Au-gen.“ Mit dem Aufruf „Bewah-ret die Kartoffelschalen auf“wendet sich die Heimatzei-tung am 12. August 1914 anihre Leserinnen und Leser. DieGetreideversorgung sei zwar

gesichert, fraglich sei nur, obgenügend Futtermittel zurVerfügung ständen. Dahermüsse nach Möglichkeit mitden Abfällen haushälterischumgegangen werden. In derNNN heißt es: Vor allem ergibtsich die Notwendigkeit, dassalle Kartoffelschalen vor derVernichtung bewahrt werden,um sie als Viehfutter verwen-den zu können. An alle Haus-frauen ergeht damit die Auf-forderung, Kartoffelschalenzu sammeln.“ (hjf)

Zeit(ungs)raffer:1914 bis 1916

HNA-SERIE

Markt mit Beutekanone im Jahr 1916: Die Kriegsbegeisterung derNortheimer Stadtväter zum Beginn des 1. Weltkrieges war offen-sichtlich so groß, dass sie ein erbeutetes belgisches Geschütz, eine15-Zentimeter-Kanone, am 9. August 1916 auf dem gerade fertiggepflasterten Markt zwischen Alter Wache und Graf-Otto-Brun-nen aufstellen ließen. Foto: Stadtarchiv/nh

Die bisher erschienenen Seitender Zeitreise 100 Jahre NNNstehen unterwww.hna.de/northeimzumDowwnload bereit.

Mehr auf www.hna.de

AUFRUF

Gesucht: IhreErinnerungenWir interessierenunsauchfür Ihre Erinnerungen, dieSie mit den NNN verbin-den: persönliche Erlebnis-se oder Ereignisse in derRegion?Glücksmomente?Schicksalsstunden?Schreiben Sie uns:Northeimer NeuesteNachrichtenIn der Fluth 2437154 Northeim,E-Mail [email protected],Fax an 055 51/ 600 722.

Inserate und AnzeigenBekanntmachung. Das Gras andenChausseen in denWegemei-sterbezirken Moringen und Har-degsen soll öffentlich gegen Bar-zahlung verkauft werden. DerProv.-Wegemeister. Alms.

Der Kriegs-Atlas als Geldpost-brief ist jedem im Felde Stehen-den willkommen. Der Atlas ent-hält zehn Kriegskarten übersämtlicheKriegsschauplätze derErde in elegantem Ganzleinen-band.GegenEinsendungvonMk1,60 senden wir ihn an jede unsaufgegebene Adresse. Ge-schäftsstelle der NNN, Markt 11.

Huchs Gesellschaftshaus. AmSonntag, dem 11. Julin 1915,

nachmittags 4Uhr und abends 8Uhr Konzert bei freiem Eintritt.

Suppenknochen gibt ab am Frei-tag, 31. Dezember 1915, nach. 3- 4 Uhr, Konservenfabrik Nort-heim.

Die Frauen undMädchen -Schneiderinnen werden bevor-zugt - die im kommenden Vier-teljahr Gefangenen-Bekleidungzu nähenwünschen, wollen sichzwecks Eintragung in eine Listeheute am 31. Dezember 1916bei der Unterzeichneten, Wil-helmstraße 10, persönlich mel-den. Northeim, 30. Dezember1916. Der Frauenverein. Hesse.(hjf)

bensmitteln einen stärkerenKohlebedarf habe. Der Magis-trat sieht sich gezwungen, absofort anstelle der Abendbe-leuchtung nur noch die Nacht-beleuchtung in den Straßenzuzulassen. Auch die Bevölke-rung wird aufgefordert, spar-sam mit Gas umzugehen.(hjf)

NORTHEIM. Eine Einschrän-kung des Gasverbrauches inNortheim ordnet der Magis-trat der Stadt am 9. November1916 an. Als Grund wird ge-nannt, die Gasanstalt bekom-me weniger Kohlen, weil dieEisenbahn für den Transportvon Heeresmaterial und Le-

Eingeschränkter Gasverbrauch

100 Jahre NNNMontag, 26. Januar 2009

Page 5: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Ruhige Lage: Die Lange Brücke über die Rhume in der Stadt Northeim in der Zeit des 1. Weltkrieges. Im Hintergrund die Kasernen mitder Unteroffiziersschule. Foto: Stadtarchiv/nh

sen.“ Die Waffenstillstandsbe-dingungen verpflichteten zuschnellem Rückmarsch in dieHeimat.

In Northeim wurde am sel-ben Tag in einer öffentlichenVolksversammlung ein Volks-rat gebildet. 1500 Menschen

BERLIN/NORTHEIM. „DerWaffenstillstand ist unter-zeichnet worden“. Das schriebGeneralfeldmarschall vonHindenburg am 12. November1918 in einem Erlass an diedeutsche Armee.

Weiter heißt es in dem Er-lass, der am Tag darauf in denNortheimer Neuesten Nach-richten wortwörtlich abge-druckt wird: „Bei der wachsen-den Zahl unserer Gegner, beidem Zusammenbruch der unsbis an das Ende zur Seite ste-henden Verbündeten und beiden immer drückender wer-denden Ernährungs- und Wirt-schaftssorgen hat sich unsereRegierung zur Annahme har-ter Waffenstillstandsbedin-gungen entschließen müs-

Der Krieg ist verlorenHarte Waffenstillstandsbedingungen- Rückmarsch in die Heimat

hatten sich dazu in der Reit-halle der Kreisstadt versam-melt.

Geleitet wurde die Ver-sammlung von dem früherenNortheimer Garnisonsinspek-tor Bohl, der einleitend beton-te, „dass wir vertrauensvoll indie Zukunft blicken können,wenn sich auch hier Männerfinden, die ein gutes Stück Ar-beit mitleisten.“

Hauptredner der Versamm-lung war der Vorsitzende desNortheimer Soldatenrates,Landsturmmann Flemming.Er erklärte die Aufgaben derArbeiter- und Soldatenräte,die in erster Linie in der Auf-rechterhaltung von Ordnungund Disziplin zu sehen seien.

Unter dem Titel „Der Welt-

krieg ist zu Ende“ kommtiertdie Heimatzeitung Northei-mer Neueste Nachrichten am16. November 1918:

„Hoffen wir, dass keineVolkskriege ihm folgen wer-den. Große, nie in der Ge-schichte erblassende Siege ha-ben wir zu Wasser und aufdem Lande erfochten, Ruhmund Ehre an die deutschenFahnen geheftet.

Ist der Ausgang ein anderergewesen, als das ganze deut-sche Volk gedacht, es hat sei-ne Schuldigkeit getan: Derdeutsche Boden blieb frei vonfeindlichen Scharen, nach-dem die Russen durch die gro-ßen Siege bei Tannenberg undMasuren aus Ostpreußen hi-nausgeschlagen waren.“ (hjf)

Feinde haben gewählt“.Wie es um die Stimmung

der Soldaten an der Ostfrontbestellt war, schildert ein Be-richt der Heimatzeitung vom5. Januar 1917 von einer Weih-nachtsfeier des Landsturm-In-fanterieregiments.

Die NNN zitiert aus einemBrief des Northeimer Gefrei-ten E. Hartmann. „Als alle sichum den Tannenbaum versam-

BERLIN/NORTHEIM. ImReich, in Northeim und in Eu-ropa wächst im dritten Kriegs-jahr die Sehnsucht nach Frie-den. Doch Frieden nicht um je-den Preis. Das Friedensange-bot von Deutschland und Ös-terreich wurde von den Alli-ierten mit Frankreich undGroßbritannien an der Spitzeabgelehnt. Die NNN berichtetam 3. Januar 1917: „Unsere

Überall wächst die FriedenssehnsuchtWeihnachten 1917: Die NNN bedauert, dass immer noch Krieg herrscht

melt hatten und der HerrKompaniefeldwebel eine feier-liche Ansprache hielt, sahman manche Träne über dieWangen rollen. In der Hoff-nung auf ein baldiges Wieder-sehen in der Heimat wünschtunser Landsmann aus demFelde allen Northeimern eingutes Neujahr!“

In der Weihnachtsausgabevom 25. Dezember 1917 be-

dauert die NNN, dass immernoch Krieg herrscht: „DerWunsch, der voriges Weih-nachten durch die Herzen al-ler zitterte und der dahinging, dass der Friede auf Erdenendlich Wahrheit werdenmöge, hat sich leider nicht er-füllt. Noch immer tobt der un-seelige und unerbittlicheWeltkrieg und fordert unzäh-lige Opfer.“(hjf)

Spielstraße: Der Schaupenstiel in Northeim nach dem 1. Welt-krieg mit dem Corvinushaus (links). Foto: Stadtarchiv/nh

Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:Nur zwischendenZeilenbe-richtet die NNN nach derKapitulation im November1918, wie die Menschen inNortheim unter dem Hun-ger und der spanischenGrippe leiden. Ein Stück hei-le Welt wird den Lesern ge-boten, auch wenn die Schu-len Grippeferien ausrufenund selbst das Schweinefut-ter rationiert wird.

Die bisher erschienenen Seitender Zeitreise 100 Jahre NNNstehen unterwww.hna.de/northeimzumDownload bereit.

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Inserate und AnzeigenBürgerschule I und II:Die Grip-peferien werden verlängert.Wiederbeginn des Unterrichtsist am 21. November 1918.DieRektoren.

Die auf den 19. November 1918angesetzte Bürgervorsteher-wahlwird in Rücksicht auf diegegenwärtigen Verhältnisse auf-gehoben. Northeim, 11. Novem-ber 1918.Der Magistrat.

Wir erinnern an die Fälligkeitder Steuern. In Anbetracht desMangels an Kleingeld wird gebe-ten, die Steuerbeträge vorherabzuzählen. Northeim, den 11.November 1918.Die Stadtkäm-merei.

Reichswehr-Brigade Branden-burg (Deutsche Schutzdivision)stellt unter bekannten Bedin-gungenFreiwillige,gedienteund

ungediente Leute, für alle Waf-fengattungen ein. Für die sichausNortheimMeldenden erteiltnähere Auskunft Verlag derNortheimer Neuesten Nachrich-ten, Markt 11, am 7. Mai 1919.

Frauen zum Akkordbackensucht Braune, Rittergut Höckel-heim.

Säuglingsmarken über Fleisch,Zwieback, Mehl, Gries werdenam 4. August 1919 im Lebens-mittelamt von9Uhrmorgens abausgegeben.

Bekanntmachung. Die Räudebei dem Pferde der Firma Klap-proth und Frankenberg ist erlo-schen. Die erforderlichenSchutzmaßnahmen sind aufge-hoben. Northeim, 4. August1919.Die Polizei-Verwaltung.(hjf)

Landkreis NortheimDienstag, 3. Februar 2009

Der Zeit(ungs)raffer: Die Jahre 1917 - 1919

Aus Stadtund KreisGekürzte BrotrationNORTHEIM. Die Kürzung derBrotration soll voraussichtlicham15.August 1917aufgehobenwerden. Dann fallen die Sonder-zulagen an Fleisch fort. Haus-schlachtungen während desWinters zu verbieten, ist, entge-gen anders lautender Gerüchte,nicht beabsichtigt.

Rationiertes FutterNORTHEIM. Bezugsscheineüber Schweinefutter gelangenam 4. und 5. Oktober 1917 inNortheim zur Ausgabe.

Bataillons aufgelöstNORTHEIM. Die Auflösung desNortheimer Landsturmbatail-lons soll bis zum 30. März 1919erfolgen. Die Stärke des Batail-lons beträgt zur Zeit nur nochetwa 100 Mann.

Zweifel an ZwillingenHARDEGSEN. Ein Einwohner ei-nes benachbarten Dorfes, der esmit der Wahrheit nicht so wich-tig nimmt, wird vom Klapper-storch mit Zwillingen beglückt.Als er diese beim Standesbeam-ten am 5. Mai 1919 anmeldenwill, wird ihmdieAntwort zuteil:„Franz, dat glöw eck nich, dörhest meck all te veele voralo-gen.“ Erst als sich der Beamtepersönlich überzeugt hatte,wurden die Kleinen in das Ge-burtsregister eingetragen.

Städtisches KühlhausNORTHEIM. Das Kühlhaus istam 12. Juni 1919 nach erfolgtergerichtlicher Auflassung in denBesitz der Stadt Northeim über-gegangen. Damit sind die ge-samten Schlachthausanlagenstädtisches Eigentum geworden.

Fußball-WettspielNORTHEIM. Zu einemWett-spiel stellten sich am 20. Juli1919 auf demMühlenanger dieersten Fußballmannschaftenvon Olympia Hameln und demVerein für BewegungspieleNort-heim dem Schiedsrichter. DasSpiel litt unter einem heftigenSommergewitter und endetemit 4:2 für die Gäste. (hjf)

Das Reichund die WeltHeftige KämpfeBERLIN. Heftige Kämpfe spiel-ten sich am 30. Juni 1917 an derWestfront zwischen La-Bassee-Kanal und der Scarpe ab. In Flan-dern war nur in wenigen Ab-schnitten die Feuertätigkeit leb-haft, berichten die NortheimerNeuesten Nachrichten.

Englische VerlusteLONDON. Die englischen Ver-lustlisten geben die Gesamtver-luste der britischen Armee imSeptember 1917mit 2938 Offi-zieren und rund 109 200 Mannunddie Gesamtverluste der Flot-te mit 100 Offizieren und 614Mann an.

Geplanter RücktrittBERLIN. Das preußische Staats-ministerium ist am 30. Septem-ber 1918 zu einer Sitzung zu-sammengetreten. Dem Verneh-men nach beabsichtigen sämtli-che Staatsminister, ihre Porte-feuille zur Verfügung zu stellen,um den Parlamentariern freieHand für die Bildung einer neu-en Regierung zu lassen. Sämtli-che Staatsminister haben be-reits dem Kaiser ihre Rücktritts-gesuche eingereicht.

Kaiser dankt abBERLIN. Der Kaiser und Könighat sich am 9. November 1918entschlossen, dem Thron zu ent-sagen. Reichskanzler Prinz Maxvon Baden bleibt solange imAmte,bisdiemitderAbdankungdesKaisersundThronfolgersdesdeutschen Reiches und vonPreußen und der Errichtung derRegentschaft verbundenen Fra-gen geregelt sind.

Attentat im LandtagMÜNCHEN. Der bayerische Mi-nisterpräsident ist am 21. Febru-ar 1919 in München vor demHaus des Landtags erschossenworden. Der Täter wurde vomPublikum niedergeschlagen.

Streik der HeizerMAGDEBURG. Infolge Lohn-streitigkeiten der Heizer sindalle Magdeburger GroßbetriebeimApril 1919stillgelegtworden.Auch die Metallarbeiter wollenin den Ausstand treten.

Letzter AktVERSAILLES. Der Friedensver-trag ist, wie vorgesehen, am28. Juni 1919, nachmittags um3 Uhr im Schloss Versailles un-terzeichnet worden. Die NNNkommentiert: „Ein schwarzerTag. Unsere Feinde haben ihr Ra-chewerk vollendet.“

Neutrale StimmeAMSTERDAM. Eine holländi-sche Zeitung kommentiert am30. Juni 1919 den Friedens-schluss von Versailles: „Deutsch-land ist zwar besiegt, aber derFriede, auf den diejenigen hoff-ten, die in dem deutschen Mili-tarismus und in dem deutschenMachtideal die größte Gefahr er-blickten, ist deswegen nochnicht erreicht.“(hjf)

Page 6: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Landkreis NortheimMontag, 9. Februar 2009

Das Reichund die WeltLand für Ex-SoldatenBERLIN. Im Landwirtschaftsmi-nisterium inBerlinwurdeam12.Mai 1920 eine Besprechungüber die Ansiedlung der Reichs-wehr-Entlassenen und der Bal-tikumtruppen abgehalten. Esherrschte Einstimmigkeit darü-ber, dass die praktischen Vorar-beiten der Siedlung sofort be-ginnenmüssten. Das Landwirt-schaftsministerium hat auch be-reits verschiedene Moore berei-sen lassen, um geeignete Land-striche auszuwählen. In dennächsten Tagen sollen Abord-nungen der anzusiedelndenHeeresentlassenen in die einzel-nen Gebiete abreisen, ummitden Vorarbeiten zu beginnen.

Gegen Ruhr-BesetzungKÖLN. Im Ruhrgebiet reichtensich Anfang November 1920 dieArbeiter Frankreichs, BelgiensundDeutschlands die Hand undwaren sichdarüber einig, dass esnunmehr die Aufgabe der inter-nationalen Arbeiterschaft sei,die Besetzung des Ruhrgebietesdurch Frankreich zu verhüten.

ArmesWienWIEN. DieWiener Stadtverwal-tung gibt bekannt, dass es ihrnicht möglich gewesen ist, die75 Millionen Kronen zusam-menzubringen, die notwendigsind, um den 25.000 imMonats-gehalt stehenden Verwaltungs-beamten am 1. Januar 1921 dieGehälter auszuzahlen.

Kaiserin gestorbenBERLIN. Die frühere deutscheKaiserin, Auguste Viktoria, istvon ihren Leiden erlöst worden.Am11.April 1921um6¾Uhr istsie auf Villa Doorn sanft ent-schlafen.

Für AnschlussWARSCHAU. Anfang Septem-ber 1921 fanden im Kreise Ryb-nik gemeinsame Versammlun-gen der deutschen und polni-schenSozialdemokratenstatt. Inallen Versammlungen erklärtendie Polen, von jetzt ab in Ober-schlesien mit den deutschen So-zialistengemeinsamund fürdenAnschluss an Deutschland arbei-ten zu wollen. (hjf)

Aus Stadtund KreisStunden ohne StromNORTHEIM. Elektrische Sperr-stunden sind auch in Northeimzur nachweislichen Notwendig-keit geworden, schreibtdieNNNam 10. Januar 1920, da der an-dauernde Kohlenmangel beidemLockemann‘schenWerke inHollenstedt zur größten Spar-samkeitzwingt: „DieVersorgungmit elektrischemStromundGaswar in Northeim bisher immernoch besser als in anderen Städ-ten, umso leichter werden wiruns mit den Sperrstunden abfin-den. Diese werden vorausicht-lich in die Zeit von 10 Uhr bis 1Uhr mittags fallen.“

Lebensmittel wegNIENHAGEN. Über einen etwa25-jährigen Mann in feldgrauerKleidung berichtet die NNN am5. November 1920. Der kamnach Nienhagen, „um unter Vor-zeigung eines gestempeltenSchreibens Lebensmittel (Eier,Wurst und Fleisch) für das Ver-einslazarett für Kriegsgeschädig-te in Langenhagen bei Hannoverzu sammeln: „Für etwa400MarkSachen hat er bekommen undist damit schleunigst abgereist.“AufeineAnfrage inLangenhagenstellte sich nämlich heraus, dassdie Nienhagener einemSchwindler aufgesessen sind.

150 KündigungenVOLPRIEHAUSEN. Auf demKalischacht in Volpriehausenwurden zum 16. November1920 von der 600 Mann starkenBelegschaft 150 gekündigt. Essind Leute, die meist noch ne-benbei Landwirtschaft betrei-ben, die sich wohl einige Zeitdurchschlagen können, hieß es.Der Grund für die Entlassungensoll der geringe Absatz von Kaligewesen sein.

Schutz der RepublikNORTHEIM. Die Kundgebun-gen auf demMarktplatz, die vonden sozialistischen Parteien undden freienGewerkschaftenam4.Juli 1922 zur Unterstützung derForderungen zum Schutze derRepublik angeordnet wordenwaren, sind hier völlig ruhig ver-laufen, freute sich die NNN. (hjf)

hochtreibendes, Freihandelhemmendes, Kaffee über-schwemmendes, gierigschmarotzendes, ekelhaftprotzendes, Brillanten behan-genes, in Ranglogen prangen-des, auf Rennpferde wetten-des, üppig sich bettendes,Sektströme spritzendes, Autobesitzendes, weltbadbesu-chendes, preissturzverflu-chendes, Steuer betrügendes,jeden belügendes, tipptoppgekleidetes, vielfach beneide-tes, allen empörendes, an denGalgen gehörendes widerli-ches Individuum.“ (hjf)

NORTHEIM. „Was ist einSchieber?“ Das fragt die Hei-matzeitung NNN ihre Leser-schaft am 10. Januar 1920. AlsSchieber galten die Menschen,die am Krieg und mit der Notder Menschen ein Vermögengemacht hatten. Entspre-chend fällt die Antwort aus,die das Blatt in ungewöhnli-cher Schärfe gibt:

„Ein nichts gewesenes,doch auserlesenes, jetzt nurnoch fressendes, Anstand ver-gessendes, Bildung entbehren-des, Menschtum entehrendes,schmierig bleibendes, Preise

Üble SchieberKritik an Kriegsgewinnlern

stecken des Inlandes. Weiterheißt es in der Heimatzeitung:„Die Folgen dieser Noten-hamsterei liegen klar zutage.Im Verkehr und im Handelmit dem Auslande verliert dasdeutsche Geld an Wert. Alleverhängnisvollen Erscheinun-gen treten ein, die sich an denNiedergang der Valuta knüp-fen.“ Für das Inland bedeutedie Entwicklung ein Herabsin-ken vieler gesellschaftlicherSchichten in Elend und Not.Das betrifft auch die Men-schen in Stadt und Kreis Nort-heim. (hjf)

BERLIN/NORTHEIM. Als eineGefahr für das gesamte Reichbezeichnet die NNN die Hams-terei von Banknoten in einemBericht vom 31. Dezember1920. Die Notenpresse arbeiteununterbrochen Tag undNacht,heißt es in einem Be-richt, um immer neue Papier-milliarden herzustellen. Aberwie in einem Fasse ohne Bo-den würden die neu gedruck-ten Umlaufsmittel versinken.Ein großer Teil der so gedruck-ten Geldmenge wandere insAusland, ein anderer ver-schwinde in den Hamsterver-

Wirtschaft kriseltNotenpresse arbeitet Tag und Nacht

Die Schillerstraße inNortheim: Dieses Foto aus den 1920-er Jahren zeigt rechts das 1905 erbaute GymnasiumCorvinianum.Der Gebäu-dekomplex beherbergt heute die Martin-Luther-Grundschule. Im Hintergrund die St.-Sixti-Kirche noch ohne Zifferblatt der Turmuhr.Das Zifferblatt wurde erst 1921 angebracht. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

bezweige möglichst auf An-und Barzahlung drängen, so

ist es eben nichts anderes alsein Ausfluss der wirtschaftli-

NORTHEIM/BERLIN. „Diewirtschaftliche Not hat sich inletzter Zeit immer mehr ver-schärft und drückt alle Schich-ten des Volkes“, berichten dieNortheimer Neuesten Nach-richten am 4. Juli 1922. Zu kei-ner Zeit habe besonders derGewerbestand so gelitten wieheute.

Weiter heißt es, bei den ho-hen Summen für Warenein-käufe, die geradezu insSchwindelhafte geklettert sei-en, würden naturgemäß dieBetriebsmittel immer gerin-ger und schwächer. „Wennheute alle Berufs- und Gewer-

Not drückt alle SchichtenHandwerk und Gewerbe leiden unter schlechter Zahlungsmoral

chen Not, es ist der Selbster-haltungstrieb jedes einzelnen,der sich mit elementarer Ge-walt durchsetzt.“

Sittliche PflichtEs sei deshalb eine sittliche

Pflicht aller, welche mit Hand-werk und Gewerbe arbeiteten,kommentiert die NNN, fürmöglichst schnelle Erledigungder laufenden Rechnungen zusorgen, damit neben denturmhohen Sorgen und Nötendes um seine Existenz schwerringenden Mittelstandes we-nigstens die Sorge um die Be-schaffung der nötigen Be-

triebs- und Kreditmittel er-leichtert wird. „Dazu kann je-der beitragen, indem er mög-lichst schnell seine Rechnungbezahlt.“

Teurer DollarAus der Reichshauptstadt

Berlin wird gemeldet, dass derSturz der Mark unhaltbar wei-ter gehen werde, wenn nichtim politischen Leben baldmehr Ruhe und Festigkeit ein-trete. An der Berliner Börsewurde am 4. Juli 1922 um 1.30Uhr mittags der amerikani-sche Dollar mit 440 Mark be-zahlt. (hjf)

Inserate und AnzeigenAusverkauf. Zu demnachmehr-jähriger Unterbrechung wiederstattfindenden Inventar-Ausver-kauf sind in allen Abteilungendie Preise derart niedrig gestellt,dass es im eigensten Interesseder verehrten Kundschaftliegt,von den dadurch gebote-nen Vorteilen ausgiebigsten Ge-brauch zu machen. Kaufhaus E.Frank, Northeim.

Meine Herren! Sie finden Kra-watten inmodernenNeuheiten,Kragen, Vorhemden, Dauerwä-sche, Sockenhalter und Gummi-Hosenträger in reicher AuswahlundzubilligstenPreisenbeiAug.Busch, Northeim.

Bekanntmachung. Das unterdem 7. Juli 1920 zur Verhütung

der Ausbreitung der Maul- undKlauenseuche im Kreise Nort-heim erlassene Verbot des Zie-genhandels wird hiermit wiederaufgehoben. Northeim, 31. De-zember 1920. Der Landrat.

Zur Beachtung.Widerholt ma-chen wir darauf aufmerksam,dass wir bei Hausierern oderWanderlagern gekaufte Stoffenicht verarbeiten werden. Dievereinigten Schneider des Krei-ses Northeim.

Bekanntmachung. Es ist verbo-ten, Gänse, Enten und Hühnerauf den Straßen oder in den An-lagen der Stadt Northeim he-rumlaufen zu lassen. Northeim,den 16. April 1921. Die Polizei-verwaltung. Peters. (hjf)

Vornehme Wohnlage: Die Marienstraße in Northeim Anfang der1920-er Jahre. In den 1930-er Jahren wurde sie umbenannt inSohnreystraße, zur Erinnerung an den aus Jühnde stammendenHeinrich Sohnrey (1859 - 1948), der als Vater der deutschen Hei-matpflege gilt. Die Marienstraße wurde als Privatstraße gebautund zu Ehren der Ehefrau des Bauunternehmers Karl Frankenbergbenannt. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

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Gesucht: IhreErinnerungenWir interessierenunsauchfür Ihre Erinnerungen, dieSie mit den NNN verbin-den: persönliche Erlebnis-se oder Ereignisse in derRegion?Glücksmomente?Schicksalsstunden?Schreiben Sie uns:Northeimer NeuesteNachrichtenIn der Fluth 2437154 Northeim,E-Mail [email protected],Fax an 055 51/ 600 722.

Die bisher erschienenen Seitender Zeitreise 100 Jahre NNNstehen unterwww.hna.de/northeimzumDownload bereit.

Mehr auf www.hna.de

Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:Blanke Not beherrscht dasLeben der meisten Men-schen in dieser Zeit. Vonden „Goldenen Zwanzi-gern“ ist noch nichts zu spü-ren. DieWut auf Kriegsge-winnler, die mit ihrem ver-meintlich unrechtmäßig er-worbenen Reichtum prot-zen, wird in der Heimatzei-tung unverblümt geschürt.

NORTHEIM. Die Not der Zeitzwingt die Northeimer Haus-besitzer zu einem festen Zu-sammenschluss. In einem Auf-ruf in der NNN heißt es: „Manverfügt über unsere Häuserund Wohnungen, gleich ob sieEigentum der Allgemeinheitwären. Wo ist hier die Grenzezwischen Recht und Willkür?Ein Vortrag über die Sozialisie-rung des Hausbesitzes findetstatt am 18. April 1921,abends 8 ½ Uhr pünktlich imDeutschen Hause. Kein Haus-besitzer darf dieser wichtigenAufklärungs-Versammlungfernbleiben.“ (hjf)

Die Angst derHausbesitzer

Der Zeit(ungs)raffer: Die Jahre 1920 - 1922

Page 7: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

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Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:Rasende Geldentwertung,Notgeld, Getreide als Hilfs-währung:Was für eine Zeit?Von der Stärke und Stabili-tät unseres Euro-Geldes imVergleich zum Dollar konn-ten unsere Groß- und Ur-großeltern nur träumen.IhreWirtschafts- und Le-benskrise war ungleichschwerer als unsere heute.

100 Jahre NNN Montag, 16. Februar 2009

Aus Stadtund KreisRuhrkinder kamenNORTHEIM.Die ersten Ruhrkin-der aus den französisch besetz-ten Gebieten des Reiches trafenam 9. April 1923 in einem vonWanne kommenden SonderzuginNortheimein. Etwa450Kinderwaren für denKreis Northeimbe-stimmt, wovon nur vier in derStadt blieben und etwa 200durchWagenausderUmgebungvon der Bahn abgeholt wurden.

Verlorenes EndspielNORTHEIM.Das Endspiel umdie Kreismeisterschaft imHand-ball des 7. deutschen Turnkreises(Oberweser) fandam6.Mai1923zwischen dem Turn- und Sport-verein der Henschelwerke Kasselund dem Seminar-Turn- undSportverein Northeim statt. DasSpiel endetemit 7: 2 für Kassel.

Dieb flüchteteHOHNSTEDT.Undankbar er-wies sich imNovember 1923 derTerrazzoarbeiter, früher Schlach-ter Kuhn, der beim Landwirt Lü-decke in Hohnstedt Unterkunfterhielt. Geständig,Wäsche ge-stohlen zuhaben, drohte er nochmit Totstechen. Als wiederholterDiebwurde er von der GöttingerStrafkammerzu5 Jahren1MonatZuchthaus und fünf Jahren Ehr-verlust verurteilt bei sofortigerVerhaftung. Da ihm aber das Ur-teil zu hart erschien, entfloh erbei seiner Abführung seinemWächter und suchte dasWeite.

FrühjahrsmarktNORTHEIM. Zum Frühjahrs-markt inNortheim,der amDiens-tag, 18. März 1924 stattfindet,hatte sich laut NNN eine größereZahl vonMarktbeziehern undAusstellern angemeldet.

Neue FabrikNORTHEIM. Eine Fabrikanlagehatte KaufmannOtto Jünemanndamals in den Exerzier- und Turn-hallen der Northeimer Unteroffi-ziersschule in Betrieb genom-men. Es sollten dort in derHaupt-sache Papiersäcke hergestelltwerden. (hjf)

Das Reichund die WeltGewaltherrschaftBERLIN. Präsident Loebe weistam 11. April 1923 auf die neuenÜbergriffe gegen Abgeordnetedes Reichstages hin und protes-tiert gegen die französische Ge-waltherrschaft im Ruhrgebiet.Das französische Militär habeneue Gewaltakte verübt und so-gar Hand an Abgeordnete undRegierungsvertreter gelegt.

Raub von FarbstoffenPARIS. Im besetzten Reichsge-biet wurden von den französi-schen Besatzungsbehörden für200 Millionen Franken chemi-schenProdukteweggenommen.Es handelt sichum28.000 Fässermit wertvollen Farbstoffen, dieimMai 1923 innerhalb von 14Tagen in denWerken Biebrich,Höchst und Ludwigshafen be-schlagnahmt wurden.

Inflation galoppiertBERLIN. Der amerikanischeDollar wurde am 2. Juni 1923 ander New Yorker Börse mit einerBerliner Markparität von 80 000Mark notiert. Der Bezugspreisder NNN im Juni 1923 lag bei4500 Mark monatlich, für eineeinzelne Zeitung mussten 200Mark bezahlt werden. In den Fol-gemonaten galoppiert die Infla-tion immer schneller: Der NNN-Bezugspreis wird für die Wochevom 29. Oktober bis 4. Novem-ber 1923 auf fünf MilliardenMark festgesetzt.

Kein Mark-HandelNEW YORK. Die Banken undWechselstuben in New York ha-ben haben am 6. November1923 den Handel mit deutscherMark eingestellt.

Goldmark kommtBERLIN. Nachdem die Gold-markrechnung auch im Klein-handel gestattet ist, erlässt derPräsident des Landespolizeiam-tes am 12. November 1923 An-weisungen an die Polizeibehör-den, worauf sie bei dieser Be-rechnung besonders zu achtenhaben undwie einer Übervortei-lungdesPublikumszubegegnenist. Das Schulgeld an den höhe-ren Lehranstalten Preußens be-trägt ab 16. November 1923 vierGoldmark monatlich.

Sowjets anerkanntPARIS. Der französische Minis-terpräsident Herriot hat am 28.Oktober 1924 die staatsrechtli-che Anerkennung der Sowjetre-gierung in ihrer Eigenschaft alsNachfolgerin der früheren russi-schenRegierungausgesprochenund die sofortige Entsendungvon Botschaftern angeregt.

Unglück in ZecheDORTMUND. Nach dem amtli-chen Bericht des Oberbergam-tes in Dortmund hat die Schlag-wetterkatastrophe auf der Ze-che „Minister Stein“ am 13. Fe-bruar 1925mindestens 129Tote und auch noch acht Ver-letzte gefordert. (hjf)

nächst 30 Prozent der in Be-tracht kommenden Löhneund Gehälter in wertbeständi-

gem Gelde ausgezahlt.In Northeim ist die Renten-

mark auch am 17. November1923 noch nicht angekom-men. Die NNN teilt ihren Le-

BERLIN/NORTHEIM. Eineneue Rentenmark konnte abdem 15. November 1923 in derReichshauptstadt Berlin für600 Milliarden Papiermarkeingetauscht werden. Damitwar die galoppierende Inflati-on gestoppt.

Reichsfinanzminister Dr.Luther ermächtigte an diesemTag die Deutsche Rentenbank,mit der Ausgabe der Renten-markscheine zu beginnen.Reichs- und Landesbeamteund andere Arbeitnehmer deröffentlichen Körperschaftensind die Glücklichen, berich-ten die Northeimer NeuestenNachrichten am 16. November1923, die als erste in den Be-sitz des neuen Geldes gelan-gen, und zwar erhalten sie zu-

Rentenmark stoppt InflationDie Heimatzeitung gibt es im Tauschgeschäft für Getreide und Kartoffeln

sern mit, der Bezugspreis derZeitung könne auch mit Rog-gen- und Weizenlieferung ver-rechnet werden. Für einenZentner Roggen gibt es dieNNN drei Monate lang. Für 90Pfund Weizen wird die Hei-matzeitung ebenfalls drei Mo-nate lang geliefert. Und für ei-nen Zentner Kartoffeln gibt esdie Heimatzeitung einen Mo-nat lang.

NotgeldAm 24. November 1923 ver-

öffentlicht die NNN-Heimat-zeitung eine Bekanntma-chung des Kreisausschussesdes Kreises Northeim, in derLandrat Schuster mitteilt, derKreis Northeim habe vomReichsfinanzministerium die

Genehmigung zur Ausgabevon wertbeständigem Notgelderhalten, welche durch Gold-anleihe und Goldschatzanwei-sungen gedeckt sei. Die Ausga-be erfolge in Stücken zu ½und 1 Goldmark durch dieKreisbank (Amtssparkasse)Northeim.

Bedarf meldenWeiter heißt es in der Be-

kanntmachung, diejenigenKreiseingesessenen, die hie-ran Interesse haben, müssenihren Bedarf sofort bei der ge-nannten Bank unter gleichzei-tiger Einzahlung des Gegen-wertes anmelden. Das Notgeldsei im Bereich des KreisesNortheim gesetzliches Zah-lungsmittel.(hjf)

Inserate und AnzeigenMillionen werden gespart beider Fütterung mit Tierarzt Dr.Müllers gewürztem, echtemNährsalzfutterkalk. Daher füt-tern auch Sie nur diesen in ih-rer Wirtschaft, vom Huhn biszum Pferde. Sie schaffen underhalten sich gesundes,schnellwachsendes Vieh, wel-ches gegen Krankheiten undSeuchen widerstandsfähig ist.Aug. Curth, Drogerie, Nort-heim, Neustadt.

Umpressen von Sommerhütenauf neueste Formen, 3,50 Mk.Northeim, Breitestr. 11, M. Le-onhardt Nchf.

Die Geschäfte in Northeimsind anlässlich der Ausstellungund Tierschau amSonntag, den12. Juli 1925, von 8 bis ½ 10Uhr und 11 bis 2 Uhr geöffnet.Einzelhandelsverband für Nort-heim und Umgebung.

Prima fettes Hammelfleischempfiehlt Karl Mattheus, Flei-schermeister, Northeim, Müh-lenstraße 21.

Tabakanmeldung. Die Anmel-dung der mit Tabak bebautenFlächen hat bis zum 15. Juli1925 beim Zollamt zu gesche-hen. Northeim, den 7. Juli1925. Der Magistrat. (hjf)

ihre Leser in einer Blitzmel-dung.

Einen Tag später herrschtbereits Klarheit und die NNNberichtet mit Genugtuungvom Ende des Hitlerputschesan der Isar. Ludendorff undHitler seien verhaftet worden,die verfassungstreue bayri-sche Regierung wieder einge-setzt. Der erleichterte Kom-mentar der Heimatzeitung:„Der nationalsozialistischeSpuk in München hat ein ra-sches Ende gefunden.“(hjf)

MÜNCHEN. Nach einer amt-lich noch nicht bestätigtenMeldung vom 9. November1923 drang bei einer Ver-sammlung im Bürgerbräukel-ler während einer Rede desGeneralstaatskommissars v.Kahr Adolf Hitler mit annä-hernd 600 Mann ein und er-klärte, die bayrische Regie-rung sei soeben beseitigt wor-den, Ludendorff sei Landes-kommandant. So informiertdie Heimatzeitung Northei-mer Neuesten Nachrichten

Hitler stürmtSpuk in München findet rasches Ende

ab 4 Uhr zu einem Kaffee-Kon-zert und abends bei freiemEintritt zum Ball ein.

Der Stadtpark wirbt mit ei-ner herrlich dekorierten Win-zerstube, in der es jeden Sonn-tag ab 3 ½ Uhr ein Konzertgibt.

Die Northeimer hattennach dem Weltkrieg und demEnde der Inflation die Freudeam Feiern und den schönenKünsten wieder entdeckt. InMassen strömten sie auf dieTanzdielen. (hjf)

NORTHEIM. Am Tag der ers-ten Reichspräsidentenwahlam Sonntag, 29. März 1925,wird in Northeim Musik ge-macht und getanzt. Und dasgleich an mindestens vier ver-schiedenen Veranstaltungsor-ten.

In Böttchers Hotel gibt es ab20 Uhr ein Konzert, In der Alt-deutschen wird mit Klavier,Geige und Celle nachmittagsab 4 Uhr und abends ab 8 Uhrkonzertiert. Huchs Gesell-schaftshaus lädt nachmittags

Northeim tanztLebensfreude in „Goldenen Zwanzigern“

Notgeld: Scheine wie diese gab die Stadt Northeim während derInflationszeit heraus. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Der Zeit(ungs)raffer: Die Jahre 1923 - 1925

Der Northeimer Stadtwall: Rechts der Bleichewall, im Hintergrund das Obere Tor mit dem Brauereiturm, daneben der Schaupenstielmit dem Turm der St.-Sixti-Kirche. Das Foto wurde in den 1920-er Jahren aufgenommen. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Page 8: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Der Zeit(ungs)raffer: Die Jahre 1926 - 1928

Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:Als eine sozialpolitischeGroßtat bewundere ich denMut der Northeimer Kreis-politiker, 1927 am Sultmerein Kindererholungsheimneu zu bauen. WeitsichtigeMänner und Frauenwußtenschon damals, dass Kinderunsere Zukunft sind. Res-pekt!

AUFRUF

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Das Reichund die WeltSpaltung der SPDDRESDEN. Die Trennung derRechts- von den Linkssozialistenin Sachsen hat sich nun endgül-tig vollzogen. In der Sitzung dessächsischen Landtages vom 15.April 1926 beanspruchten die18 Linkssozialisten besondereSitze und Fraktionszimmer imLandtag.

Weibliche PolizeiBERLIN. Auch Deutschland be-kommt weibliche Polizisten.Wie die NNN am 31. August1926 berichtet, sollen nach eng-lischem Vorbild auch inDeutschland weibliche Polizis-tenangestelltwerden. Jedenfallshat man bereits damit begon-nen, den Gedanken der Einfüh-rung ernsthaft zu erwägen.

Orkan in SpanienBARCELONA. Von einem ent-setzlich schweren Unwetter istSpanien im Herbst 1926 betrof-fen worden. Besonders schlimmheimgesucht wurde Barcelona,woeinunheimlich starkerOrkanbeträchtliche Verwüstungenhervorgerufen hat. Bei der Über-schwemmung sollen 36 Perso-nen den Tod gefunden haben.

Mehr ArbeitsloseHANNOVER/NORTHEIM. DieArbeitsmarktlage im Bezirk desLandesarbeitsamtes Nieder-sachsenhat sich in der vergange-nenWoche stärker verschlech-tert alsbisher, berichtetdieNNNam 14. November 1927. DieZahl der Arbeitsuchenden stiegum rund 2600, also ummehr alszehn Prozent gegenüber derVorwoche, während seit dem 1.Oktober 1927 die Zahl sich um5700 oder um 25,5 Prozent er-höhte. Im Kreis Northeim ist ge-genüber der Vorwoche keineVeränderung der Arbeitsmarkt-lage eingetreten.

Ozeanflieger zurückBREMEN. Die OzeanfliegerKöhl, v. Hünefeld und Fitzmauri-ce sind nach einem Triumphzugdurch die Vereinigten Staatenam 18. Juni 1928mit demDampfer Columbus in Bremer-haven gelandet. (hjf)

Aus Stadtund KreisErfolgreiche FechterNORTHEIM.Die Fechtriege desMännerturnkreises Northeimweilte am13. und14.März 1926zum ersten Florettwettkampfdes 7. deutschen Turnkreises inKassel. In 3Mannschafts- und 37Einzelsiegen errang die Riege167 Treffer und wurde somitdritter Sieger im Kreisflorett-fechten.

Geld fürs SchulwesenNORTHEIM. Die städtischenKollegien Northeims beschlos-sen am 15. April 1926 einen Be-dürfniszuschuss von 71 800Mark für das Gymnasium, für dieTöchterschule einen solchenvon 33 700 Mark und für dieVolksschulen von 79 800 Mark.

Ausgesperrte ArbeiterNORTHEIM. Die Aussperrungin der Zigarrenindustrie ist am12. November 1927 nachAblaufder Kündigungsfrist leider auchin unserem engeren Bezirk inKraft getreten. Hiervonwaren inNortheim etwa 200 Arbeiterund Arbeiterinnen derWolf‘schen Zigarrenfabrik be-troffen. In Moringen haben dieZigarrenarbeiter die Arbeit nie-dergelegt, nachdem ihnen ge-kündigt worden war.

Leere AbendzügeNORTHEIM.DieAbendzügeaufder Strecke Northeim-Duder-stadt werden noch immer nichtderart genutzt, wie es notwen-dig ist, um ein Fortbestehen derfür unser Wirtschaftsleben sowichtigen Verbindung zu si-chern.

Rechts fahren!NORTHEIM. Die Führer vonFuhrwerken und Kraftfahrzeu-genwerdendarauf hingewiesen,dass sie, wie vorgeschrieben,stets rechts fahrenmüssen, auchdann, wenn die Straßen leersind. Die Befolgung dieser Vor-schrift ist auch im Interesse desFußgängerverkehrs erforderlich,weil sich der Fußgänger auf die-se Vorschrift einstellen mussund sich auch schon daran ge-wöhnt hat.

Neue KraftpostGILLERSHEIM. Eines regen Zu-spruchs erfreut sich die seit dem29. Oktober 1928 eingeführteKraftpost, die die Arbeiter nachGöttingen befördert. Der ersteWagen erwies sich als zu kleinundmusste durch einen größe-ren ersetzt werden.

SchwefelquelleNORTHEIM. Die Schwefelquel-le am Gesundbrunnen wiederaufzufinden und zu erschließen,ist einWunsch, der seit langerZeit viele Kreise der Einwohner-schaft Northeims hegen,schreibt die NNN am 21. Juni1928. Bedeute dochdie Erschlie-ßung der Quelle eine Lebensfra-ge unserer Stadt. Nach den er-gebnislosen Bohrversuchen1925 soll neuer Versuch gestar-tet werden. (hjf)

Waldrand liege, sodass Licht,Luft und Sonne herantretenkönnen.

Der Artikel fährt fort: „Derin fein abgetönten Farben ge-malte Festsaal im 1. Stock warmit Lorbeerbäumen festlich

NORTHEIM. „Mit Wohlgefal-len ruht das Auge auf demprächtigen Bau, der vom Lei-netale und von den Wieterber-gen aus sichtbar ist und wieein Lustschlösschen auf derHöhe aus dem Grün des Wal-des herauslugt:“ In großerAufmachung berichten dieNortheimer Neuesten Nach-richten am 27. Oktober 1927von der Einweihung des neu-en Kinder-Erholungsheimesdes Kreises Northeim am Sult-merberg in Northeim.

Weiter heißt es im Berichtder Heimatzeitung, von derEdesheimer Landstraße führeeine neu angelegte Straße bisvor das Heim, das zwei Stock-werke hoch sei und dicht am

Lustschlösschen im GrünenKindererholungsheim am Sultmer wird am 27. Oktober 1927 eingeweiht

geschmückt. An der Wandhängt das Bild des verstorbe-nen Landrats Schuster, nach-dem im Dankgefühl für die au-ßerordentliche Förderung desBaues dieser Landrat-Schuster-Heim benannt ist.“

Das Kindererholungsheimging aus kleinsten Anfängenhervor. Im Jahr 1919 erwarbder Kreis Northeim einige Mi-litärbaracken. Sie erfüllten ei-nige Jahre ihre damalige neueBestimmung, erholungsbe-dürftigen Kindern des KreisesNortheim während des Som-mers ein Unterkommen zu ge-währen.

Weiter heißt es: „Es ist eineüberaus erfreuliche Tatsache,dass sich die Kreiskörperschaf-

ten völlig geschlossen, ohneUnterschied der Partei, fürden Neubau des Kreiskinder-erholungsheims entschlossen,und zwar auf einer erweiter-ten Grundlage.

Sommer und WinterDas Heim sollte so angelegt

sein, dass es während desSommers und des WintersKinder des Kreises Northeimund darüber hinaus Kinderder Provinz Hannover und,wenn möglich, auch aus ande-ren Teilen Deutschlands zurVerfügung stehen könnte.“Aufgenommen werden kön-nen in das Heim 70 bis 80Schulkinder im Alter von 5 bis15 Jahren. (hjf)

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Kegelclub der Gemütlichkeit1919, Northeim. Sonntag, 7. No-vember 1926, großes öffentli-ches Pokal- und Preiskegeln imGasthaus zum Rücking in Nort-heim. Beginn 11Uhr vormittags,Schluss 8 Uhr.

Verein für BewegungsspieleNortheim. Sonnabend, den 6.November 1926, abends pünkt-lich 8 Uhr Versammlung imRheinischen Hof.

Northeimer Skiclub. Sonntag,den 7. November 1926, vormit-

tags 10 Uhr außerordentlicheGeneralversammlung im Ski-heim (SultmerWaldschänke).

Kraft-Sport-Verein Northeim.Sonnabend, den 6. November1926, abends 8 Uhr, Versamm-lung in der Altdeutschen.

Marine-Verein für Northeimund Umgebung. Sonnabend,den 6. November 1926, abends8½Uhr, Versammlung im Stadt-park.

Militär-Verein Northeim. Sonn-abendabend ab 8 ½ Uhre ge-mütlicher AbendmitDamenbeiKam. Fr. Köhler. Jeder Kameraderhält für sich und seine Dameeine Bockwurst gratis.

Männer-Turn-VereinNortheim,Box-Abteilung, heute, Sonn-abend abend 8 Uhr, Antretensämtlicher Amateure. (hjf)

Dennoch dauerte der üblicheJahrmarks-Rummel-Bummel,der schon am Mittag mit vie-len Drehorgelkonzerten ein-setzte, bis gegen 11 Uhrabends.

Die Zahl der Spielbudenwar laut NNN diesmal etwasgeringer, da den meisten kei-ne polizeiliche Genehmigungerteilt worden war. Laut Hei-matzeitung „versuchten diese

NORTHEIM. Der Jahrmarktam 7. Dezember 1926 in Nort-heim zeigte nach einem Be-richt der Northeimer Neues-ten Nachrichten lange nichtmehr den lebhaften Verkehrwie in den Vorjahren, obwohldas Wetter trocken war.

Außer zwei Reihen Budenauf dem Marktplatze standenauf der Breitenstraße nurnoch wenige Verkaufstische.

Marktplatz für BauernfängerJahrmarkt am 7. Dezember 1926 - Billiger Jakob verschenkt Berge von Schokolade

Bauernfänger wieder auf allemögliche Weise Dumme zufangen.“ So hätten zu einemSpieltisch sieben Personen ge-hört, die sich zum größtenTeil als Schlepper betätigten,„um die Dummen heranzuho-len, die ja bekanntlich nie allewerden.

Auch der „billige Jakob“,der Berge von Schokolade zuverschenken hatte, musste

sich eines Schleppers bedie-nen. „Betrogen wurde auchhier, denn die gleiche MengeSchokolde kann man in hiesi-gen Geschäften in weit besse-rer Qualität noch um 10 Pfen-nige billiger haben.“

Der Appell der Heimatzei-tung: „Deshalb, lieber Käufer,kauf nächstes Mal am Platze,denn es ist nicht alles Gold,was glänzt.“(hjf)

Das erste abgedruckte Foto in der NNN:Das Bild entstand zur Eröffnung des neuenKindererholungsheimes amSultmer am27. Oktober1927 und zeigt den prächtigen Bau. Repro: hjf

Landkreis Northeim Montag, 23. Februar 2009

Page 9: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Landkreis Northeim Montag, 2. März 2009

Der Zeit(ungs)raffer: Die Jahre 1929 - 1931

Die bisher erschienenen Seitender Zeitreise 100 Jahre NNNstehen unterwww.hna.de/northeimzumDownload bereit.

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Gesucht: IhreErinnerungenWir interessierenunsauchfür Ihre Erinnerungen, dieSie mit den NNN verbin-den: persönliche Erlebnis-se oder Ereignisse in derRegion?Glücksmomente?Schicksalsstunden?Schreiben Sie uns:Northeimer NeuesteNachrichtenIn der Fluth 2437154 Northeim,E-Mail [email protected],Fax an 055 51/ 600 722.

Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:„ZuallenZeitenverstandenes die Northeimer aller ge-sellschaftlicher Schichten,Feste ausgelassen zu feiern.Besonders auf der idylli-schen Anlage des Gesund-brunnens. Leider beginntdie Erinnerung daran in Zei-ten beschwörenden Frei-geistes zu verblassen“.

Das Reichund die WeltAbzug geplantMAINZ. Die französischen Be-satzungsbehörden wollten Mit-te Juli 1929 in Mainz Bespre-chungen abhalten, die sich aufdie Vorbereitung der Rheinland-räumung erstreckten. Wie ver-lautete, beabsichtigten die Fran-zosen, 40 000Mann aus dembe-setzten Gebiet abziehen.

1. Profi-SpielBARMEN. In einem ersten Be-rufsfußballspiel zweier deut-scher Mannschaften standensich, wie die NNN am 14. Okto-ber 1930 berichtet, die ehemali-ge Schalke-Elf und der neu ge-gründete FußballclubWupper-tal gegenüber. Schalke siegtemit 4:0 .

Kein 9. SchuljahrBERLIN. Im preußischen Staats-rat, der am 15. Dezember 1930die Etatberatungen fortsetzte,gaben die Regierungsvertreter,als Kritik an dem Plan einesneunten Schuljahres geübt wur-de, durch Zurufe zu erkennen,dass dieser Plan aufgegebenworden ist.

Blutiger JahrestagLONDONDERRY.AmJahrestagzur Befreiung von Londonderryist es im Norden Irlands in derStadt Cootehill zu schwerenAusschreitungen gekommen,berichtet die NNN am 14. Au-gust 1931. Die imperialistischePartei kämpfte dabei gegen dierepublikanische Partei.

Reiches ErbeNEWYORK.DieNNNberichtetam 13. Oktober 1931, in NewYork habe ein armer Student inder Geheimtasche eines seinerverstorbenenTantegehörendenKleides 50 vergilbte 10 000 -Dollar-Noten gefunden.

200 000 EntlassungenMÜNCHEN-GLADBACH. Infast allen rheinisch-westfäli-schen Bezirken wurden von denArbeitgebern in der Textilindus-trie die Arbeitsverträge gekün-digt. Von der Kündigung warenrund 200 000 Arbeiter und Ar-beiterinnen betroffen. (hjf)

Aus Stadtund KreisAbstimmungNORTHEIM.Die Abstimmungüber den Volksentscheid „Frei-heitsgesetz“ findet in Northeimam Sonntag, 22. Dezember1929, statt. Wer der Wahl fern-bleibt, stimmtmit Nein. SPD,Deutsche demokratische unddieWirftschaftspartei haben ih-renWählernWahlenthaltungempfohlen.

Feier der BefreiungNORTHEIM. Zur Feier der Be-freiung des Rheinlandes hattenam 1. Juli 1930 sämtliche Behör-den, Schulen usw. geflaggt. Von12Uhr bis 1 Uhrwurden die Glo-cken geläutet.

Flugzeughalle geplantNORTHEIM. Zur Errichtung ei-ner Flugzeughalle amSülbend inNortheim ist Herrn Kraftfahr-schullehrer Düwel am 1. Juli1930 die Baugenehmigung er-teilt worden. Wie zu hören ist,plant Herr Düwel die Umwand-lung des Sülbends in einen Flug-platz.

Mehr ArbeitsloseNORTHEIM.Die Lage des Ar-beitsmarktes im Bezirk des Ar-beitsamtesNortheimhat sich imNovember 1930 überall wesent-lich ungünstiger gestaltet. ImBezirk war die Zahl der Arbeitsu-chenden einschließlich Unter-stützungsempfänger auf 6702Männer und 636 Frauen gestie-gen.

40-jähriges BestehenNORTHEIM. Das 40-jährige Ge-schäftsjubiläum kann am 15. Au-gust 1931 der Inhaber des be-kannten Kurz- undWeißwaren-geschäfts W. Waldtmann in derBreitenstraße in Northeim, HerrKaufmannWilhelmWaldtmann,feiern.

Neue RosendieleNORTHEIM. Eine Rosendielewurde am 12. September 1931vonHerrn Gastwirt Eitel Fehn imRatskeller in Northeim eröffnet.ZurEinweihungsfeiergabeeseinKonzert und Tanzunterhaltung.

Neuer VolksentscheidNORTHEIM.Mit einem neuenVolksentscheid überraschte dieanscheinend recht rührige Nort-heimer Ortsgruppe der Kommu-nistischen Partei die hiesige Ein-wohnerschaft. Werber ziehenvon Haus zu Haus, Unterschrif-ten zur Einleitung eines „rotenVolksentscheids bis zum Sturzeder Brüning-Diktatur“ zu sam-melm, berichtet die NNN am10. November 1931.

Fleißiger VereinHARDEGSEN. Der Verschöne-rungsverein für Hardegsen undErtinghausen hat 1931 keineMühe gescheut, Bänke undWanderwege herzurichten, umFremden den Aufenthalt so an-genehmwie möglich zu gestal-ten. Ebenso ist die Zwergquelleausgebaut worden. (hjf)

Kind und Kegel, so dass in kur-zer Zeit sämtliche Tische undStühle besetzt waren. Viel be-nutzt wurde auch der von

Herrn KraftwagenbesitzerStichnoth eingerichtete Auto-busverkehr.“

Weiter heißt es in der Hei-

NORTHEIM. Über die 100-Jahr-Feier des Königsplatzesauf dem weit über die Gren-zen Northeims bekanntenund beliebten Erholungs- undAusflugsortes Gesundbrunnenberichteten die NortheimerNeuesten Nachrichten am26. Juli 1929.

„Noch nie haben sich hierso viele Gäste zusammenge-funden, wie an dem gestrigenseltenen Geburtstage. IhreZahl wurde auf rund 5000 ge-schätzt. Schon gegen 2 Uhrnachmittags begann der großeAnmarsch der Festteilnehmer,unter denen auch die Auswär-tigen stark vertreten waren. Inder eleganten Limousine, inder altmodischen Droschkeund bescheiden „auf Schus-ters Rappen“ kamen sie mit

Jahrhundertfeier am Brunnen26. Juli 1929: In eleganten Limousinen und altmodischen Droschken zum Königsplatz

matzeitung, die größte Anzie-hungskraft habe wie immerder Königsplatz mit seinen al-ten, hohen Buchen bewiesen,deren Blätterdach sich überden tanzenden Paaren wie zueiner Kapelle wölbte. Die NNNfragt: „Was können uns dieseBuchen wohl alles aus denletzten 100 Jahren erzählen,wenn wir ihre Sprache ver-stünden?“

Als es dunkel wurde,flammten rund um den tanz-platz unzählige bunte elektri-sche Lichter auf und warfenihren romantischen Scheinauf die tanzenden Paare. Vordem Brunnenhause mussteeine zweite Kapelle konzertie-ren, um das Geburtstagskindetwas zu entlasten.

Um 8 Uhr hielt Senator

Ranft eine von goldenem Hu-mor getragene kurze Anspra-che, in der er die Entstehungdes Königsplatzes schilderte.Doch dem Tanzplatz sei da-mals leider infolge des ausge-prägten Northeimer Kasten-geistes kein langes Leben be-schieden gewesen. Erst nachdem Kriege habe er seine heu-tige große Anziehungskraftgewonnen.

Letzte Programmnummerdes Festtages war ein Feuer-werk. Zischend stiegen diebuntfarbigen Raketen in dieLuft. Ein märchenhafter Gold-regen folgte. Die NNN kommtzu dem Schuß: „In vielen Her-zen wird die Jahrhundertfeierdes Königsplatzes noch langeZeit unvergessen blei-ben.“ (hjf)

sind. Die Gesamtverluste sol-len rein rechnerisch viele Mil-liarden Dollar betragen.

Weiter berichtet die NNN,an den europäischen Börsenseien die Katastrophen-Mel-dungen aus New York mitRuhe aufgenommen worden,da mit dem Zusammenbruchdes amerikanischen Kursge-bäudes seit Wochen gerechnetworden sei.

Deutschland, vermutet dieHeimatzeitung, dürfte davonnur wenig betroffen sein, weildie deutschen Effekten gegen-wärtig einen sehr niedrigenStand erreicht hätten. (hjf)

NEW YORK/BERLIN. DieWeltwirtschaftskrise nimmtihren Anfang: Schwarzer Frei-tag am 25. Oktober 1929 inNew York. Die NNN berichtetam Tag darauf:

„An der New Yorker Effek-tenbörse trat nach den Mona-ten der Überspekulation einempfindlicher Rückschlag ein.Die Verzweiflungsstimmungwuchs von Minute zu Minute,so dass jeder Widerstand ver-geblich war. Fast in jeder Mi-nute wurden Hunderte vonMillionen verloren.“

Man schätzt, dass etwa50 000 Spekulanten ruiniert

Sturm an BörsenWeltwirtschaftskrise bricht 1929 aus

lerbewegung), 13. NationaleFront.

Stärkste Partei wurde mit7879 Stimmen die SPD, aufPlatz 2 folgte mit 2192 Stim-men die Deutsch-Hannover-sche Partei, Platz 3 ging mit1805 Stimmen an den Mittel-standblock, knapp vor derNSDAP, die es auf 1797 Stim-men brachte.

Bei der gleichzeitig stattge-fundenen Kreistagswahl lagdie SPD mit 7851 Stimmendeutlich vor der BürgerlichenEinheit (4946 Stimmen) undder NSDAP (1601 Stim-men). (hjf)

NORTHEIM. 13 Parteien hatder Wahlausschuss des KreisesNortheim für den WahlbezirkNortheim für die Provinzial-Landtagswahl am 17. Novem-ber 1929 zugelassen:

1. SPD, 2. Deutsch-Hanno-versche Partei, 3. Centrums-partei, 4. Deutsche Demokrati-sche Partei, 5. KPD, 6. Volks-recht-Partei, 7. Deutschnatio-nale Volkspartei, 8. DeutscheVolkspartei, 9. Christlich-Na-tionale Bauern- und Landvolk,10. Christlicher Volksdienst,11. Mittelstandsblock, Hand-werk, Haus- und Grundbesitzund Gewerbe, 12. NSDAP (Hit-

SPD siegt bei Wahl13 Parteien kandidieren für Provinzial-Landtag

NNN-Inserat aus dem Jahr 1929. Foto: hjf

Der Gesundbrunnen: Um das Jahr 1920 entstand diese Aufnahme von Northeims beliebtestem Ausflugslokal. Links der Musikpavillon,dahinter das Hotel. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

LUTTERHAUSEN. Bei der Ver-haftung des LandwirtssohnesErich Dolle in Lutterhausenwegen Verdachts der Brand-stiftung am 28. März 1931kam es nach einem NNN-Be-richt zu Zusammenrottungenund Tumulten, weil die Ein-wohner über die Verhaftungdes Verdächtigen sehr erregtgewesen waren.

Weiter heißt es, als dieLandjägereibeamten abfuh-ren, sei ihnen „Deutschlanderwache!“ und „Sieg Heil!“nachgerufen worden. (hjf)

Tumulte nachBrandstiftung

Inserateund AnzeigenDas Bergbad ist am Sonntag, 2.August 1931, von2Uhrbis 6Uhrnachmittags dem Schwimm-Club Northeim überlassen unddaher für diese Zeit für die allge-meine Benutzung geschlossen.Northeim, der Magistrat.

Kavallerie-Verein Northeim.Die Kameraden, die sich am Fa-ckelzug anlässlich der Verfas-sungsfeier am 11. August 1931beteiligen wollen, werden gebe-ten, sich bis zum3. August in dieim Vereinslokal ausliegende Lis-te einzutragen. (hjf)

Page 10: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Landkreis Northeim Montag, 9. März 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1932 bis 1934

Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:Das deutsche Trauma Na-tionalsozialismus nimmtseinen Lauf. Die Menschenin Stadt und Kreis Northeimtrugenmit ihrem Stimmzet-tel in freierWahldazubei. Esendete in der beklemmen-den Feststellung: „Das ha-ben wir nicht gewollt...“

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Aus Stadtund KreisGroßes HochwasserNORTHEIM. Infolge der plötzli-chen Schneeschmelze im Harz,so die Northeimer NeuestenNachrichten am 4. Januar 1932,führen Rhume und Leine großesHochwasser. Die Hochwasser-marke des höchsten bisherigenStandes vom Jahre 1909 an derLangen Brücke blieb heute Mor-gen nur noch etwa einen Meterüber demWasserspiegel. Rhu-me und Rhumekanal sind weitüber die Ufer getreten und ha-ben Felder und Gärten über-schwemmt. Auf demMühlenan-ger stehen die Schützenzelte biszum Saalbau des Schützenver-eins von 1910 imWasser.

KreisfusionNORTHEIM/USLAR. Die Zu-sammenlegung der Kreise Nort-heim und Uslar mit dem Kreis-sitz in Northeim ist von der Preu-ßischen Regierung am 27. Juli1932 beschlossen worden.

Verbotene ZeitungenNORTHEIM. Der politische Ter-ror begann: Verbotene Zeitun-gen und Druckschriften der SPDund KPD wurden am 1. März1933 in Northeim bei Haus-durchsuchungen in denWoh-nungen verschiedener kommu-nistischer Funktionäre durch diePolizei beschlagnahmt.

Flucht nach NizzaNORTHEIM. Die NortheimerLichtspiele brachten in ihremneuen Spielplan, so die NNN am7. Juli 1934, das entzückendeKriminallustspiel „Flucht nachNizza“. Die Handlung sei span-nend und amüsant, dazu bieteder Filmstreifen herrliche Land-schaftsbilder. Das Beiprogrammfülle in guter Form den Abend.

Helft der Jugend!NORTHEIM. Unter dem Leitge-danken „Helft der Jugend hel-fen!“ steht eine Ausstellung undein Verkauf von Schülerinnenar-beiten zugunsten der Winterhil-fe im Handarbeitssaal der Nort-heimer Richenzaschule. Die Aus-stellung wurde laut Heimatzei-tung am 1. Dezember 1934 er-öffnet. (hjf)

Das Reichund die WeltKampf gegen KrebsWIEN. Im Kampf gegen denKrebs werden im Januar 1932von der Medizin hoffnungsvollstimmende Fortschritte gemel-det. Die Wiener Ärztevereini-gung lässt verlautbaren, dassdurch die Verbesserung der chi-rurgischen Technik sowie durchRöntgen- und Radiumbestrah-lung die Heilerfolge bei Krebszugenommen haben.

Hitler wird DeutscherBRAUNSCHWEIG. Adolf Hitlerwird am 25. Februar 1932 vonder Regierung in BraunschweigzumRegierungsrat ernannt, wasgleichzeitig mit der Anerken-nung der deutschen Staatsbür-gerschaft verbunden ist. Hitlerverlor nach dem 1. Weltkrieg, indem er im deutschen Heer ge-dient hatte, die österreichischeStaatsbürgerschaft, ohne eineandere zu erlangen.

NSDAP siegtBERLIN. Bei denWahlen zum6.Reichstag am 31. Juli 1932 wirddie NSDAPmit 37,4 Prozent derStimmen und dem Gewinn von229 Reichstagsmandaten stärks-te politische Kraft. Die SPDkommt auf 21,6 Prozent und133 Sitze, die KPD auf 14,5 Pro-zent und 89 Sitze.

Olympia in AmerikaLOS ANGELES. Die olympi-schen Spiele in Los Angeles en-den am 14. August 1932. Deut-sche Sportler erringendrei Gold-, 13 Silber- und vier Bronzeme-daillen.

Hitler wird KanzlerBERLIN. Paul von Hindenburgernennt am 30. Januar 1933Adolf Hitler zum Reichskanzler.Das Ende der Weimarer Repu-blik, der ersten deutschen De-mokratie, ist damit eingeläutet.

Reichstag brenntBERLIN. Das Reichstagsgebäu-de brennt am 27. Februar 1933.Adolf Hitler nimmt das zum An-lass einer Notverordnung, mitder jene sieben Artikel der Ver-fassung außer Kraft gestellt wer-den, die die bürgerlichen undpersönlichen Freiheiten garan-tieren.

GleichschaltungBERLIN. Der Gleichschaltungs-prozess im Reich ist so weit fort-geschritten, dass die NSDAP am12. November 1933mit einerEinheitsliste zur Reichstagswahlantreten kann, die 92,1 Prozentder Stimmen bekommt. 7,9 Pro-zent der Stimmzettel waren un-gültig gemacht worden.

Hindenburg stirbtBERLIN. Im Alter von 86 Jahrenstarb am 2. August 1934 auf GutNeudeck inWestpreußenReichspräsident Paul von Hin-denburg. Hitler vereinigte dieÄmter des Reichspräsidentenund Reichskanzlers auf sich undnahm den Titel Führer undReichskanzler an. (hjf)

Die NNN verweist darauf, inBlankenhagen seien nur natio-nalsozialistische Stimmen ab-gegeben worden, in Nienha-

gen sei nur ein „Außenseiter“gezählt worden. Die Gewinneder NSDAP und der KPD seien

NORTHEIM. Über eine 95-pro-zentige Wahlbeteiligung beider Reichstagswahl am 31. Juli1932 in der Stadt Northeim be-richten die Northeimer Neues-ten Nachrichten.

In dem Artikel heißt es:„Die große Überraschung derWahl im Kreis Northeim wardas starke Anwachsen derKommunisten. Die Linksradi-kalen konnten in der StadtNortheim gegen die letzteLandtagswahl ihre Stimmen-zahl verdoppeln und im Kreisesogar verdreifachen. Auch diebei weitem stärkste Partei un-seres Kreises, die NSDAP,konnte ihre Stimmenzahl ge-gen die Landtagswahl nochsteigern.“

Die letzten freien Wahlen31. Juli 1932: 95 Prozent der Northeimer geben ihre Stimme ab

zum großen Teil auf die Kos-ten der Sozialdemokraten ge-gangen, die gegen die Land-tagswahl 13 Prozent ihrerStimmen verloren hätten.

Straßen beflaggtDie Heimatzeitung vermit-

telt ein anschauliches Bild desWahlsonntages: „Die Straßenboten durch die Beflaggung inden verschiedenen Parteifah-nen ein buntes, belebtes Bild.Ausgestanzte Hakenkreuzeund die drei Pfeile der Eiser-nen Front lagen stellenweisein vielen Hunderten auf derStraße.

Durch die rege Werbetätig-keit der großen Parteien, diedie Wahlsäumigen durch Bo-

ten zur Wahl auffordern lie-ßen und von denen vor allemdie Nationalsozialisten wiedereinen regen Schlepperdienstmit Kraftwagen eingerichtethatten, wurde fast jeder Wäh-ler zur Urne gebracht.“

Andrang im BergbadEs war nicht nur politisch

ein heißer Wahlsonntag, auchtemperaturmäßig. Bis auf 40Grad Celsius kletterte dieQuecksilbersäule, und bei 20Grad Wassertemperatur wardas Northeimer Bergbad andiesem historischen Sonntag,an dem die letzten freienWahlen der ersten deutschenDemokratie stattfanden, starkbesucht. (hjf)

Töpfereien, fünf Ziegeleien,viele Steinbruchbetriebe undSteinhauereien, die jedochfast restlos eingegangen sind.“

Schon 1917 war die Ge-meinde Fredelsloh bei derKlosterkammer vorstellig ge-worden, um das Gut für dieGemeinde zu pachten oder zukaufen. Damals habe man er-fahren müssen, dass die Pachtunter der Hand für weiterezehn Jahre an Uibeleisen ver-geben worden sei. Mit Unver-ständnis reagierten die Fre-delsloher darauf, dass Uibelei-

FREDELSLOH. Eine Abord-nung des Fredelsloher Ge-meindeausschusses hatte sichAnfang Januar 1932 nach Han-nover zur Klosterkammer be-geben, um nach Ablauf derPachtzeit des Herrn Oberamt-manns Uibeleisen im Jahre1933 eine Freigabe des Kloster-gutes zu Siedlungszwecken anhiesige arbeitslose Arbeiterund kleine Landwirte zu errei-chen. Das berichtet die NNNam 8. Januar 1932.

Weiter heißt es in dem Arti-kel: „Früher bestanden hier 20

Klosterkammer zeigt kalte Schulter1932: Fredelsloh kämpft vergeblich um Pachtland für Arbeiter und Landwirte

sen zu den 2000 MorgenPachtland des Gutes Reinshau-sen auch noch die 1000 Mor-gen des Gutes Fredelsloh be-kommen hatte.

Die Gemeinde erhielt aberimmerhin die schriftliche Zu-sicherung, dass bei Ablauf die-ser Pachtzeit die Klosterkam-mer nicht abgeneigt sei, dasGut der Gemeinde zu verkau-fen.

Davon war dann 1932 keineRede mehr. In der NNN-Hei-matzeitung heißt es: „Trotz-dem wurde der Abordnung

des Fredelsloher Gemeinde-ausschusses schon vor Beginnder Sitzung eröffnet, dass dieKlosterklammer keine positi-ven Versprechungen machenkönne.

Unverrichteter Sache muss-te die Kommission wieder vonHannover abfahren. Der HerrPräsident der Klosterkammerkonnte nicht einmal aufmehrfaches Bitten die Zusi-cherung geben, dass die Ge-meinde bei einer öffentlichenVerpachtung zum Bieten zu-gelassen würde.“ (hjf)

1. Mai 1933: Aufmarsch der Northeimer Nationalsozialisten beimMaifeiertag. Das Bild entstand in der Mühlenstraße.Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Ergebnisse der Reichstagswahl 1932: Ausschnitt aus der Ergebnistabelle der Northeimer NeuestenNachrichten. Repro: hjf

NORTHEIM. Ein Schlageter-Gedenkstein soll in der Wie-terstraße im Steingarten auf-gestellt werden. Aus der NNNvom 18. Mai 1933: „Der Steinsoll die dort täglich vorbeige-hende Jugend und Erwachse-ne an den Opfertod eines deut-schen Freiheitskämpfers mah-nen. Die Weihe nehmen dieHitler-Jugend und der Bunddeutscher Mädchen am 26 Maivor. Wörtlich heißt es: „An-schließend sollen auf demMarktplatz mehrere Zentnerundeutscher Schriften, die beihiesigen marxistischen Ju-gendverbänden beschlag-nahmt wurden, im Kampf ge-gen Schund und Schmutz ver-brannt werden.“ (hjf)

Gedenksteinfür Schlageter

Page 11: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Landkreis NortheimMontag, 16. März 2009

Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:Die Heimatzeitung ist vonden Nazis „gleichgeschal-tet“, objektive Berichter-stattung wird ersetzt durchheute peinlich wirkendePropaganda. Mit Pomp undPathos wurde der Leser-schaft ideologischer Sand indie Augen gestreut.

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Aus Stadtund KreisHetze gegen JudenNÖRTEN-HARDENBERG. DerGemeinderat Nörten-Harden-berg fasste, wie die NNN am 1.August 1935 berichtete, folgen-den Beschluss: „Kein Volksge-nosse erhält seitens der Gemein-de Aufträge oder Beschäftigung,sofern er nochmit Judenpersön-lich oder geschäftlich eine Ver-bindung aufrecht erhält“.

Opel-Auto-SchauNORTHEIM. Eine Opel-Auto-Schau erweckte am 14. Septem-ber 1935 die Aufmerksamkeitzahlreicher Interessenten. AufdemNortheimer Marktplatz wa-ren durch die Firma AdamOpel(Rüsselsheim) alle möglichenGebrauchswagen zur Schau ge-stellt.

Olympiazug hieltNORTHEIM. Der Olympiazugmachte bei seiner DurchfahrtdurchNortheimnachGöttingenam 14. Dezember 1935 gegen18 Uhr amMarktplatz Halt undwurde von einem Vertreter derStadtverwaltung begrüßt.

Gast des FührersMORINGEN. Eine große Freudewird dem alten ParteigenossenTheodor H. aus Moringen zuteil,berichtete die NNN am 14. April1936. ErwerdealsAbgeordneterdes Gaues an den Berliner Feier-lichkeiten des nationalen Feier-tages am 1. Mai teilnehmen. Miteinigen anderen Arbeitsfrontka-meradenausdemGauwerdePg.H.dannGastdes FührersundderReichsregierung sein.

Studenten zu BesuchNORTHEIM. Besuch aus demAusland erhielt am 27. Juli 1937das Northeimer Lager desReichsarbeitsdienstes: Eine star-ke Gruppe französischer Studen-tenwar lautHeimatzeitungNNNin Begleitung ihrer Professorenerschienen. Das Lager und seineEinrichtungen wurdenmit größ-tem Interesse besichtigt. Die Ar-beitsdienstmänner zeigten denBesuchern auchwohlgelungeneSpatengriffe. (hjf)

Das Reichund die WeltSaar wird deutschSAARBRÜCKEN. Die Abstim-mung der Saarbevölkerung am13. Januar 1935 über ihr künfti-gespolitisches Schicksal brachteAdolf Hitler einen überwältigen-den Erfolg. 90,8 Prozent der Ab-stimmungsteilnehmer entschie-den sich für Deutschland. FürFrankreich gibt es nur wenigeStimmen.

Erstes FernsehenBERLIN. Die Berliner Bevölke-rung erlebte am 22. März 1935eine Sensation. Als erstes Landder Welt wagte es Deutschland,ein reguläres Fernsehprogrammzu senden.

Überfall auf ÄthiopienROM. Ungeachtet weltweiterdiplomatischer Bemühungenlässt der italienische StaatschefBenito Mussolini am 3. Oktober1935 seine Streitkräfte in einesder ältesten christlichen Länderder Welt einmarschieren. Äthio-pien, auch Abessinien genannt,wird ohne Kriegserklärung von18 Divisionen überfallen.

Volkswagen kommtBERLIN. Auf der Berliner Auto-mobilausstellung ließ Hitler sei-ne erstaunten Zuhörer am 15.Februar 1936 wissen, dass dieVoraussetzungen zumBau einesdeutschen Volkswagens, einesKraftfahrzeugs zu erschwingli-chem Preis für jedermann, ge-schaffen worden sind.

33 GoldmedaillenBERLIN. Die sportliche Ausbeu-te der olympischen Sommer-spiele in Berlin stellte für dendeutschen Sport alles bisher Da-gewesene in den Schatten. Erst-mals belegt Deutschland in derMedaillenwertung den erstenPlatz vor den USA. An die deut-schen Olympioniken fallen 33Goldmedaillen, 26 Silber- und30 Bronzemedaillen.

Zeppelin explodiertLAKEHURST. Als das LuftschiffHindenburg am 7. Mai 1937 beider Landung auf dem Luftschiff-hafen Lakehurst bei New York inFlammen aufgeht, ist der so hoff-nungsvoll gestartete Zeppelin-Verkehr über den Nordatlantikbeendet. 59 Menschen starbenin einer Flammenhölle.

Erster HubschrauberBREMEN. In Anwesenheit vonCharles Lindbergh führt Flugka-pitän Hanna Reitsch 1937 einenin Bremen konstruierten Hub-schrauber erstmals der Öffent-lichkeit vor.

Sandrock beigesetztWIEN. Unter riesiger Beteili-gung aller Schichten derWienerBevölkerung wurden die sterbli-chen Überreste der Schauspiele-rin Adele Sandrock am 8. Sep-tember 1937 auf dem protes-tantischen Friedhof desWienerVororts Matzleinsdorf zur letz-ten Ruhe gebettet. (hjf)

Hakenkreuz-Flaggen beherrschen die Northeimer Mühlenstraße: Aufmarsch der Nationalsozialisten zur Einweihung der neuen „Wei-hestätte“ am Gesundbrunnen in Northeim. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Landwehr vor Northeim er-baute Weihestätte in die ge-

treue Patenschaft derNSKOV.“Kommentierend fügt

NORTHEIM. Erst sollte es eineFreilichtbühne werden, dieder Reichsarbeitsdienst bauensollte, doch dann entwickel-ten die Nationalsozialistenden Weihestättengedanken inDeutschland. Und so wurdeam Gesundbrunnen in Nort-heim eine solche Weihestättegeschaffen in Verbindung miteinem Aufmarschgelände,„um nationalsozialistischerTheaterkultur zu dienen“, wiedie NNN am 8. Juni 1936 nachder mit großem Pomp gefeier-ten Einweihung der Anlageberichteten.

Die NationalsozialistischeFrontkämpfer- und Kriegsop-ferversorgung (NSKOV) über-nahm die Anlage in ihre Pa-tenschaft. Alles, was in Nieder-sachsen nationalsozialisti-schen Rang und Namen beiPartei, SA, SS, HJ und anderenOrganisationen hatte, versam-melte sich zur Einweihung inNortheim. Northeims Bürger-meister Ernst Girmann über-reichte Reichskriegsopferfüh-rer Hans Oberlindober, der zu-vor mit der Ehrenbürgerwür-de der Stadt Northeim ausge-zeichnet worden war, einenPatenbrief, in dem es unter an-derem heißt:

„Wir, Bürgermeister undRat der Stadt Northeim, gebenheute an dem Tag der Weihe,am 7. Juni 1936, im 4ten Jahrder für Volk und Vaterland se-gensreichen Regierung unse-res Führers Adolf Hitler, dienach dem Willen der Stadt,durch den nationalsozialisti-schen Arbeitsdienst auf demKönigsplatz, bei dem verlore-nen Turme an der östlichen

Bühne für NS-Aufmärsche8. Juni 1936: Die „Weihestätte“ am Gesundbrunnen wird eingeweiht

die NNN, die dem Ereignisdrei komplette Zeitungsseitenwidmet, hinzu: „Dieser Paten-brief ist ein kleiner Prunk-schrein, der wie ein Altar Bildund Stiftungsurkunde derWeihestätte enthält. Ernstund Würde zeigt die Gestal-tung, es wirken nur die Farbenschwarz, weiß und silber. ImEhrenbürgerbrief und Paten-brief ist übrigens erstmaligdas neue von der Handwerker-schule Hildesheim geschaffe-ne Stadtsiegel verwendet.“

Nach der Einweihung derAnlage erfolgte auf der Bühnevor voll besetzten Rängen die

erste Vorstellung der „Her-mannschlacht“. Dazu heißt esin der Heimatzeitung: „Diesorgfältig einstudierte Auffüh-rung, der packende Inhalt unddie wundervolle Ausstattung,hinterließen bei allen Zu-schauern einen starken Ein-druck. Jeder einzelne war be-geistert über eine schöne Fei-erstunde.“

Himmlische Kräfte moch-ten das Spektakel anders be-wertet haben: „Die vorgesehe-ne zweite Vorstellung mussteleider wegen des starken Re-gens ausfallen“, berichtet dieNNN. (hjf)

Bürgermeister Girmann bei der Verlesung des Patenbriefes für die NS-Weihestätte am NortheimerGesundbrunnen. In der ersten Reihe von links: Oberarbeitsführer Reichert, dahinter Regierungsbau-rat Schalles, Kreisleiter der NSROV Käppke, Bürgermeister Girmann, NSDAP-Kreisleiter Steineck,Staatsminister a.D. Spangemacher, Reichskriegsopferführer Oberlindober, dahinter Landrat von derSchulenburg, Gruppenführer Kasche.

Leistungskampf der Jugend3. Februar 1936: „Olympiade der Arbeit“ in NortheimNORTHEIM. In überausschwulstiger und pathetischerForm berichten die Northei-mer Neuesten Nachrichtenam 3. Februar 1936 über denReichsberufswettkampf mitTeilnehmern aus allen Teilendes Kreises Northeim. Die Ver-anstaltung wird als „Leis-tungskampf der Jugend“ be-zeichnet.

Zur Eröffnungskundgebungwaren auch die Jungen undMädchen der Hitlerjugendund des Bundes deutscher Mä-

del angetreten. In dem NNN-Bericht heißt es: „Sie wolltenzeigen, dass sie sich eins füh-len mit ihren Kameraden, dieheute schon in den Kontorenoder an der Werkbank ihrePflicht tun.“

Sache des VolkesDer Reichsberufswett-

kampf sei nicht allein eine Sa-che der Jugend, sondern gehealle Kreise des Volkes an.Bannführer Rust erklärte inseiner Begrüßungsansprache

laut NNN, heute bekenne sichjeder Deutsche zu Volk undHeimat und zu seinem Führer.Heute habe sich die früher zer-rissene, zu großen Leistungennicht erzogene Jugend in derIdee des Führers zusammen-gefunden, „bereit zur Leistungund zur Pflichterfüllung nachdem Willen Adolf Hitlers.“Weiter heißt es: „In diesemGeist marschiert die Jugendauch in den Reichsberufswett-kampf, in die Olympiade derArbeit.“ (hjf)

NORTHEIM. Nachdem die Li-nienführung der Autobahndurch den Kreis Northeimfestliegt, informiert die NNNihre Leserschaft am 7. Oktober1937 darüber, „dass die StadtNortheim eine Auffahrt er-hält, und zwar bei dem Kilo-meterstein 24,8. Das ist kurzhinter dem HollenstedterWege auf der Reichsstraßenach Edesheim.“

Weiter heißt es: „Die Bahn-strecke verläuft hinter demSultmer Berge auf Wiebrechts-hausen zu.“ (hjf)

Auffahrtfür Northeim

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1935 bis 1937

Page 12: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Lesererinnerungen zur Serie 100 Jahre NNN: Tagebücher aus dem 1. Weltkrieg

Axel Messing aus Denkershausen mit dem Kriegstagebuch seinesGroßvaters Alfred Rost. Foto: Fisseler

Helene Kohle aus Ahlbershausen mit Kriegstagebuch und Fotosihres Onkels Karl Groppe. Foto: Fisseler

tich heran. Am 10. August1914 umstellte unser Bataillonden Ort Louvengny und nahmsämtliche männlichen Ein-wohner gefangen. Wir fandennoch 62 Mann, darunter diebeiden Pfaffen. Im Pfarrhausefanden wir ein blutiges Bettund deutsche Soldatenstiefel.Das Haus wurde sofort inBrand gesteckt, ebenfalls die-jenigen, die verbarrikadiertwaren.

Zum Teil spielten sich er-schütternde Szenen ab, vor al-len Dingen der Abschied derFrauen von ihren Männernund die Angst und Not der Al-ten und Kinder war rührend.Da dankte mancher im StillenGott, dass der Krieg nicht inunserer Heimat war.

StreifschussTournai, 24. August 1914:

Vielfach kam es zu schreckli-chen Szenen, bei denen einemdie Haare zu Berge standen.Öffne ich da mit einem Fuß-tritt die Tür zu einer Rumpel-kammer, da fährt mir so´nFranzose mit der Mündungunter die Nase. Mein Hinter-mann war jedoch gut auf demPosten und kam dem Franzo-sen zuvor. Ehe er sichs versah,hatte er einen Schuss durchden Kopf. Im ersten Augen-blick hatte ich doch einenschweren Schreck bekom-men.

26. August 1914: An derBahnlinie Cambrai - Brüsselhatten Engländer Stellung ge-nommen und überschüttetenuns mit Blei. Wir beantworte-ten das Feuer. Gerade habe ichabgeschossen, da geht’sklatsch, das Gewehr fliegt mir

USLAR. Karl Groppe aus Scho-ningen starb am 15. August1917 in Rumänien als Gefrei-ter des 10. Jäger-Reserve-Ba-taillons, das seinen Stammsitzin Goslar hatte. Als er im 1.Weltkrieg fiel, war er 28 Jahrealt und sollte eigentlich denelterlichen Bauernhof in Scho-ningen übernehmen.

Helene Kohle aus Ahlbers-hausen hält die Erinnerung anKarl Groppe, den Bruder ihresVaters wach, indem sie dasKriegstagebuch ihres Onkelsmit zahlreichen Fotos aus derZeit des 1. Weltkrieges als Fa-milienerbe aufbewahrt und inEhren hält. Als Leserin derHeimatzeitung verfolgt sieaufmerksam die Serie „100Jahre Northeimer NeuesteNachrichten“ und legte alsZeitzeugnis das Kriegstage-buch ihres Onkels Karl Grop-pe vor, in dem es unter ande-rem heißt:

Ruf wie Donnerhall„Da ich mich sofort nach

Eintreffen des Mobilma-chungsbefehls in Goslar stel-len muss, fahre ich am Sonn-tag, den 2. August 1914, mor-gens 7 Uhr von Uslar ab. Un-terwegs gesellen sich nochmehrere Bekannte vom Batail-lon dazu, und in heiterer Stim-mung kommen wir in Goslaran. Nachdem wir am 4. August1914 verladen waren, fuhr derTransportzug los. Am 5. Au-gust 1914, abends 10 Uhr,überfuhren wir unter demLied „Es braust ein Ruf wieDonnerhall“ die Rheinbrückeund kamen am 6. August 1914in Malmedi, der deutschenGrenzstation, an.

Die Fahrt nach der Grenzewar herrlich, überall große Be-geisterung. Unmengen Reser-vistenzüge begegneten uns.Die Züge waren bunt bemaltund mit Laub geschmückt. Andenen, die nach Frankreichfuhren, war zu lesen: „Eilgutnach Paris“ und „Franzosen,Russen, Serben - alle müssensterben.“ Die nach Russlandfuhren trugen die Inschrift:„Jeder Schuss ein Russ“. Undüberall „Es lebe der Kaiser“.

Kräftiges HurraUm 9.45 Uhr überschritten

wir mit einem kräftigen Hurradie belgische Grenze. Wirmarschierten bis nahe an Lüt-

Feier mit dem FeindKarl Groppe war 1914 dabei, als sich Deutsche und Franzosen die Hände reichten

aus der Hand und ich stürzezu Boden. Gleichzeitig spüreich Schmerzen in der rechtenSeite und meine rechte Handist blutüberströmt. Ich verbin-de die Hand, die nur einenStreifschuss bekommen hat.Ein Blick auf die Seite über-zeugte mich, dass auch diesesnur eine ungefährliche, aberziemlich große und tiefeFleischwunde ist.

Heftige SchmerzenDa ich die Feinde noch ganz

gut sehen kann, will ich versu-chen, mich für den Schuss zurächen. Mit großer Mühe undunter heftigen Schmerzennehme ich mein Gewehr zurHand. Aber, oh weh, dasselbeist unbrauchbar, eine Kugelhat das Visier abgerissen.“

Als Verwundeter weilte KarlGroppe fast sieben Wochen inder Heimat. Am 23. Oktober1914 meldelte er sich bei sei-nem Bataillon zurück. Schonbald ging es wieder an dieFront. In seinem Kriegstage-

buch schreibt der Schoninger:„24. Dezember 1914: Die meis-ten Kameraden sind mit demLos, Weihnachten im Schüt-zengraben, zufrieden. Alle ste-hen noch unter dem Eindruckder schönen Christbaumfeier.

Stille NachtDie Nacht war sehr schön

und mondhell. Rechts von unsbrannte ein elektrisch er-leuchteter Christbaum. Erstschossen die Franzosen da-rauf, als dann aber die Weih-nachtslieder durch die stilleNacht tönten, hörten sie auf.Am 1. Weihnachtstag kommtein französischer Offizier miteinigen Leuten unbewaffnetund mit einem weißen Tuchwinkend auf unsere Stellungzu. Die gleiche Anzahl von Un-sern geht ihnen entgegen. DerFranzose bringt Wein und Zei-tungen, unsere holen Zigar-ren. Es dauert nicht lange,dann kommen Freund undFeind aus den Gräben und ge-ben sich die Hände.“

chen immer noch für Millio-nen, die damals ebenfallsnicht zurückgekommen sind.“

Der selbstständige Maler-meister Alfred Rost war 31Jahre alt, als er am 31. Juli1917 von Breslau aus in den 1.Weltkrieg zog. Sein Weg führ-te ihn über die Hohe Tatra,Belgrad und Konstantinopelnach Aleppo. Dort beginnendie folgenden Tagebuchauf-zeichnungen, die er mit „Mei-ne Orientreise“ titelt:

„Seit dem 21. September1917 warten wir hier. EinigeTage später wurde ich zur Te-legrafen-Abteilung Kleinasienals Ordonanzfahrer komman-diert. Wir hatten hier ein gu-tes Quartier, noch besseres Es-sen, und so kam es, dass wiruns recht wohl fühlten. Doches wird einem immer wiederins Gedächtnis zurückgeru-fen, dass wir im Kriege sind.Am Abend des 14. November1917 erhielten wir plötzlichden Befehl, dass wir uns am15. November 1917 mittagsmarschbereit in Karakol, demStabsgebäude von Aleppo, ein-finden sollen. (...)

Richtung DamaskusDie Nacht und den anderen

Tag blieben wir mit unseren

Krädern und dem ganzen Ge-päck auf dem Bahnhof einenWaggon. Dann ging es ab inRichtung Damaskus. (...)

Abends kommen wir beiströmendem Regen in Afale,der Bahnstation von Nazareth,an. Aus Anlass des Rückzugesaus Jerusalem herrschte hierauf dem Bahnhof ein großesDurcheinander. Der ganzeVerkehr kommt hier zum Sto-cken. Militär aller Truppentei-le kommt an und fährt ab.

Fahrt nach NazarethAls einziger Fahrer, der sei-

ne Karre noch im Schuss hat,muss ich nach Nazareth fah-ren, 15 km, um etwaige Befeh-le für uns zu holen. Soweit dasGelände eben, ist die Straße ineinem trostlosen Zustand. DieLastwagen haben alles umge-pflügt und es gehört schoneine artistische Gewandheitdazu, um da durch zu kom-men. Ich bewältige den Wegin 1 ½ Stunden. Dort empfan-ge ich den Befehl, dass die Ab-teilung sofort nach Nazarethrücken soll. Man glaubt jedenAugenblick, die Karre brichtzusammen, aber sie hält aus.“

Ein MalheurDie nächste Nachricht von

ihrem Ehemann erhält AnnaRost aus dem britischen Ge-fangenenlager im ägyptischenCamp Heliopalis bei Kairo. Indem Brief vom 20. Oktober1918 schreibt Rost: „Euchhiermit zur Kenntnis, dass ichneulich bei dem Malheur auchmit in Gefangenschaft geratenbin. Zu guter letzt habe ichnoch die Ruhr bekommen undwar solange im Lazarett, woich sehr gut behandelt wordenbin von den Engländern. Jetztbin ich schon wieder herge-stellt, nur noch ein bisschenschwach.“ Der Brief an die Fa-milie schließt: „Macht Euchalso keine Sorge. Wir werdenuns wohl bald wiedersehen.Viele Grüße, Alfred“.

Letzte RuheDer nächste Brief, geschrie-

ben von dem UnteroffizierAdolf Litzner, geht an die Wit-we Rost. Darin heißt es: „Sehrgeehrte Frau Rost! Gesternwar mir mit einigen Kamera-den Gelegenheit geboten, dieletzte Ruhestätte Ihres hier imLazarett am 7. Dezember 1918verstorbenen Gemahls zu be-suchen. Er war mir ein liebge-wordener teurer Kamerad. IhrGatte ist auf dem Großfried-hof von Cairo inmitten ande-rer deutscher Kameraden zurletzten Ruhe gebettet worden.Palmen beschatten die Grä-ber, die sich in bester Ord-nung befinden...“ (hjf)

NORTHEIM. Das Kriegstage-buch seines Großvaters AlfredRost aus den Jahren 1917 und1918 hat der Northeimer AxelMessing über die Jahrzehnteaufbewahrt und für seine Kin-der aufgearbeitet. Seine Tage-buchaufzeichnungen schickteAlfred Rost als Feldpostbriefeaus dem Nahen Osten, aus Sy-rien, Palästina und Ägypten,in die Heimat. Er diente alsKradmelder und starb am 7.Dezember 1918 in einem briti-schen Gefangenenlager beiKairo an der Ruhr.

Axel Messing, der mit gro-ßem Interesse die NNN-Seriezum 100-jährigen Bestehender Heimatzeitung verfolgt,schreibt der Redaktion: „DieseTagebuchaufzeichnungenstellen sicher nur ein Einzel-schicksal dar. Aber sie spre-

Die Orientreisedes Alfred RostLetzte Ruhe unter Palmen in Kairo

Karl Groppe aus Schoningen inJäger-Uniform.

Im Kreise seiner Kameraden: Der Schoninger Karl Groppe (links) kämpfte als Soldat im 1. Weltkriegen an der West- und an der Ost-front. Fotos: Privat/nh

Tod im KugelhagelAm 22. April 1915 wird

Groppes Bataillon ausFrankreich abgezogen.

Über verschiedene Stationengeht es nach Rumänien. Dieletzte Tagebucheintragung er-folgt am 24. März 1917: „Wer-de felddienstfähig geschrie-ben und werde wahrschein-lich in den nächsten Tagen zurFront gehen.“

Über den 15. August 1917berichtet Groppes Kriegska-merad Louis Ahrend aus Wien-sen: „Gefreiter Groppe habeich da aus den Augen verlo-

ren, doch erzählten mir einigeJäger, dass sie ihn noch bei ei-nem MG liegen gesehen hät-ten. Weil das MG stark vomFeinde unter Feuer genom-men wurde, kann er dort ander gefährlichen Stelle seinenTod gefunden haben.“

Erst am 24. Dezember 1917erfährt die Familie in Schonin-gen, dass Karl Groppe zwi-schen den Stellungen tot auf-gefunden wurde. Ein Vizefeld-webel schreibt: „Ein einfachesHolzkreuz ziert das Grab destapferen Helden.“ (hjf)

Alfred Rost schrieb ein Kriegs-tagebuch. Foto: Privat/nh

Landkreis NortheimFreitag, 20. März 2009

Die bisher erschienenen Seitender Zeitreise 100 Jahre NNNstehen unterwww.hna.de/northeim.htmlzumDownload bereit.

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Page 13: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Landkreis Northeim Montag, 23. März 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1938 bis 1940

Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:Erschüttert nehme ichwahr: Die NS-Propagandawar so grausam geschickt,dass die Menschen inDeutschland, die in derMas-se nur selten Nachrichtenunabhängiger ausländi-scher Medien empfangenkonnten, über die wahrenHintergründe desWeltge-schehens gezielt hintersLicht geführt werden konn-ten.

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AUFRUF

Gesucht: IhreErinnerungenWir interessierenunsauchfür Ihre Erinnerungen, dieSie mit den NNN verbin-den: persönliche Erlebnis-se oder Ereignisse in derRegion?Glücksmomente?Schicksalsstunden?Schreiben Sie uns:Northeimer NeuesteNachrichtenIn der Fluth 2437154 Northeim,E-Mail [email protected],Fax an 055 51/ 6 59 50.

Das Reichund die WeltRosemeyer totFRANKFURT. Bei einem Re-kordversuch auf dem Autobahn-stück Frankfurt - Darmstadt ver-unglückte am 28. Januar 1938der 28-jährige deutsche Renn-fahrer BerndRosemeyer tödlich.Bei einer Geschwindigkeit zwi-schen 430 und 440 Stundenkilo-meter wurde seinWagen, einAuto Union, von einer Windboeerfasst und von der Bahn ge-schleudert.

Jubel in ÖsterreichWIEN. Als die Truppen derWehrmachtam12.März1938 inÖsterreich einmarschierten, gabes keinenWiderstand. Es kam imGegenteil zu stürmischen Jubel-szenen seitens der Bevölkerung.Das österreichische Bundesheerschloss sich der Wehrmacht an.

Papst gewähltROM. 27 ausländische und35 italienische Kardinäle wäh-len am 2. März 1939mit Zwei-drittelmehrheit den Kardinal Eu-genio Pacelli zum neuen Papst,der sich den Namen Pius XII.gibt.

Schweres ZugunglückGENTHIN. Die Zahl der zu be-klagenden Todesopfer desschweren Eisenbahnunglücks inGenthin ist nun endgültig fest-gestellt worden, schrieb dieNNN am 23. Dezember 1939.132 Tote und 109 Verletzte sindbei dem tragischen Unglück zubeklagen. Es ist in seinen Auswir-kungen das schwerste Eisen-bahnunglück, das die deutscheEisenbahngeschichte je erlebthatte.

Churchill tritt anLONDON. Der englische KönigGeorgVI. beruft am10.Mai1940Winston Churchill zum neuenPremierminister als Nachfolgerfür Arthur Neville Chamberlain.Churchill fordert England zu Op-fern auf: „Ich habe nichts zu bie-ten außer Blut, Mühsal, Schweißund Tränen!“ (hjf)

Aus Stadtund KreisNeujahrsappell der SANORTHEIM. Auch amMorgendes Neujahrstages 1938 war dieSA des Standortes Northeim aufdemMarktplatz zueinemAppellangetreten.

Trasse für AutobahnNORTHEIM. Zur Besprechungder Linienführung der Reichsau-tobahn bei Northeim weilte am11.November1938alsVertreterdes General-Inspekteurs für dasdeutsche Straßenwesen, Ober-baurat Dorsch, im Kreise Nort-heim. EswurdenBesichtigungenvorgenommen hinsichtlich Stre-ckenführung nahe Höckelheim,Edesheim und Imbshausen

Schulen geschlossenNORTHEIM. Im Rahmen derdurch den Reichsminister derLuftfahrt angeordneten notwen-digen zivilen Luftschutzmaßnah-men fällt in Northeim wie im ge-samten Reichsgebiet der Schul-besuch bis auf Widerruf aus. Soberichtet die NNN am 1. Sep-tember 1939.

Preise unter KontrolleNORTHEIM.Wie der NNN am5. Oktober 1939 von der Polizeimitgeteilt wurde, dürfen die Kar-toffeln frei Haus (gelbe Speise-kartoffeln) nicht mehr als 2,85Rmk pro Zentner kosten. Fallsein Lieferant vom Verbrauchermehr verlangt, wird um soforti-gen Anruf bei der Polizeiwachegebeten.

Fischdiebe erfolgreichNORTHEIM.Schwerenttäuschtwurde der Fichereipächter desNortheimerBrauereiteiches, dernach dem Ablassen nur einigePfund der so begehrten Karpfeneinbringen konnte. Die NNN be-richtete am 6. Dezember 1939,es dürfte keinem Zweifel unter-liegen, dass unberechtigte Ang-ler ihr Gewerbe ausgeübt hät-ten. Das sei um so verwerflicher,als der Geschädigte ein Schwer-kriegsgeschädigter sei.

Sammlung von PapierNORTHEIM. Eine Altpapier-sammlung spielt imRahmenderRohstoffversorgung eine über-aus wichtige Rolle und bedarfdeshalb der Unterstützung allerVolkskreise, berichtete die NNNam 2. Juli 1940. Eine Sammel-stelle sei auf dem Grundstückdes Altwarenhändlers Ellies inder Northeimer Rhumestraßeeingerichtet.

Schwindel mit BriefenNORTHEIM. Der Kettenbrief-schwindel macht sich auch inder Stadt Northeim wieder be-merkbar, schrieb die NNN am15. Juli 1940. NurMenschen vonschwächlicher Gemütsverfas-sung könnten an die dürftig ver-merkte Glücksverheißung glau-ben, leiteten solche armseligenGeistesprodukte weiter undmachten sich damit zumindestdes groben Unfuges schuldig.(hjf)

rienwerder berichtet. „Polenprovozieren Gefecht“ bei Dan-

zig, weiß die Heimatzeitungund berichtet von „Massie-rung polnischer Truppen ander slowakischen Grenze“.

BERLIN/WARSCHAU. „Die Er-eignisse überstürzen sich“, be-richten die Northeimer Neues-ten Nachrichten am 1. Sep-tember 1939. In einer Serievon Artikeln wird an diesemTage über die angebliche pol-nische Bedrohung des Deut-schen Reiches „informiert“.Die NS-Propaganda versteht esgeschickt, die Angst der Men-schen in Deutschland zu schü-ren.

„Angriffe polnischer Frei-schärler auf reichsdeutscheOrtschaften“, heißt es bei-spielsweise aus Oppeln. Unterder Überschrift „Überfall aufdeutsche Feldwache“ wird von„polnischen Banden“ aus Ma-

Der Angriff wird vorbereitet1. September 1939: Nazi-Propaganda fällt über Polen her

Die Hetze in der Heimatzei-tung geht weiter: „Reichsdeut-sche nach Polen verschleppt“,verlautet aus Kattowitz, „Pol-nische Brandstifter überfallendeutsche Gehöfte“, heißt esaus Thorn. Als „VertierteMordbrenner“ werden Polenbei Lodz bezeichnet, die sichselbst den Namen „Ausrot-tungskommando“ zugelegthätten, um kleine Anwesender Volksdeutschen zu über-fallen.

Als infame Höhepunkte pol-nischer Aggression wird amselben Tag vom „polnischenÜbergriff auf den Sender Glei-witz“ ebenso berichtet wie da-rüber, dass polnische Aufstän-

dige die deutche Grenze beiOppeln überschritten hätten.

Doch nicht nur Deutsch-land wird laut NNN von Polenbedroht, auch die RandstaatenLitauen und Lettland seienbeunruhigt nach großen pol-nischen Truppenansammlun-gen an ihren Grenzen.

Erleichterung und Genugtu-ung klingt in der NNN-Schlag-zeile des folgenden Tages, 2.September 1939, mit: „Der Ge-genschlag der deutschenWehrmacht. Mit ruhigerExaktheit dem Tagesziel ent-gegen.“

Das unermessliche Grauendes 2. Weltkrieges nahm sei-nen Anfang. (hjf)

Schmucke Häuser: Stadtauswärts links der Einbecker Landstraße in Northeim ließ die Nationalsozialistische Kriegsopferversorgung(NSKOV) eine Reihe vonWohnhäusern errichten. Das Foto entstand1938beimgemeinsamenRichtfest für einen Teil der Siedlungshäu-ser, die heute noch stehen, aber durch Um- und Anbauten kaum noch an ihre ursprüngliche Form erinnern. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

manchen dürfe schon gesagtwerden, er habe sich hierwohlgefühlt. Unter der treuenObhut der Ärzte und Schwes-tern, unterstützt von der Liebeder Bevölkerung, habe er sei-ne volle Kraft wiedergewon-nen und stehe schon wiederbei seiner Truppe.

Die NNN kommentiert:„Hier ist es an der Zeit, denEinwohnern in Stadt undKreis Northeim, die voll Herz-lichkeit durch ihre reichenGaben mannigfalltigster Art

NORTHEIM. „In Kriegs- undSiegeszeiten leben wir“, ver-künden die Northeimer Neu-esten Nachrichten ihrer Leser-schaft am 4. Juli 1940. Weiterheißt es, seit dem Morgen, andem die ersten Verwundetennach Northeim gebracht wor-den seien, „haben auch wirhier etwas von dem Ernst desKampfes verspürt.“

Jeder Soldat, der in demschönen Northeimer Reserve-Lazarett untergebracht sei,fühle sich hier wohl, und von

Spenden für Verwundete im Lazarett4. Juli 1940: NNN dankt Northeimer Bevölkerung für Herzlichkeit

den Alltag der Verwundetenverschönten, ein besonderesWort des Dankes von uns zusagen. Möge das Verstehen fürdas, was Adolf Hitlers Solda-ten für Deutschland gaben,auch bei uns in Northeim im-mer weitere Kreise machtvollerfassen und seinen sichtba-ren Ausdruck finden in denvielen kleinen Freuden, diewir ihnen bieten können.“

Der Artikel fährt fort, für je-den Menschen müsse es lichteund frohe Augenblicke im

gleichmäßigen Ablauf derTage geben. „Wieviel mehr fürunsere Verwundeten, die einheiliges Recht auf unsere Lie-be haben.“

Gaben zum DRKIm Bericht wird darauf hin-

gewiesen, dass Gaben für dieVerwundeten im Lazarett beider DRK-Kreisstelle Northeim,Landratsamt, Zimmer 35,zwecks Weiterbeförderungabgegeben werden können.(hjf)

Inserate und AnzeigenDer Führer des DeutschenSchützenverbandes hat ange-ordnet, dass auf allen Schieß-ständen des Deutschen Reichesneben den sonstigen Veranstal-tungen am Sonntag, den 22.September 1940, auch dasWin-ter-Kriegshilfswerk-Schießenstattfindet und fordern wir alleSchützen in Northeim zur Betei-ligung hieran auf. Das WHW-Schießen findet um 10 bis 12Uhr auf unseren Schießständenstatt. Gewehre und Munitionsind da selbst zu haben. Bürger-schützengesellschaft.

Bekanntmachung.Auf den vom26. August bis 22. September

1940 gültigen Bestellschein derReichs-Eierkarte werden für je-den Versorgungsberechtigtenauf Abschnitt b 2 Eier ausgege-ben.Northeim, der Landrat,Ernährungsamt Abt. B.

Die vorschriftsmäßigen Luft-schutzhandspritzenzu16,50RMsowie die bei Brandbomben er-probten Trocken-Feuerlöscherfür Haushaltungen 5,30 RM fürGewerbebetriebe 8,50 RM emp-fiehlt E. F. Girmann.

Verdunklungs-Rollos eingetrof-fen. Modenhaus Streicker.(hjf)

Allgegenwärtiges Hakenkreuz: Die Alte Wache in Northeim 1938im nationalsozialistischen Fahnenschmuck. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Page 14: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Landkreis Northeim Montag, 30. März 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1941 bis 1949

AUFRUF

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Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:Mit brutalem Zynismus be-gründete dieNazipresse dierestlose Zerschlagung derfreien und unabhängigenPresse. Lange Jahre nachKriegsendemussten dieNortheimer warten, bis dieMilitärregierung dasWie-dererscheinen der NNN alsHeimatzeitung gestattete.Bis heute gilt: Was gut ist,kommt immer wieder.

Deutschlandund die WeltGrundgesetzBONN. Der ParlamentarischeRatWestdeutschlands nahmam8.Mai 1949 das Grundgesetz fürdie Bundesrepublik Deutsch-land in dritter Lesungmit 53 : 12Stimmen an. Für das Verfas-sungsgesetz stimmen 26 Abge-ordnete der SPD, 21 der CDU, 5der FDP und 1 Unabhängiger.Dagegen stimmen 6 der CSU, 2des Zentrums, 2 der DeutschenPartei und 2 der KPD.

Ostzonen-VerfassungBERLIN. Der Volkskongress dersowjetisch besetzten Zone(SBZ) genehmigte am 15. Mai1949 die Verfassung der DDR.

ThomasMann zurückFRANKFURT. Thomas Mannkam 16 Jahre nach seiner Emi-gration wieder nach Deutsch-landundnimmtam25. Juli 1949den Goethe-Preis der StadtFrankfurt entgegen. Erwar inzwi-schen US-Staatsbürger gewor-denunderklärte, inDeutschlandherrsche ein übersteigerter Na-tionalismus.

Präsident und KanzlerBONN. Die Bundesversamm-lung trat am 12. September1949 in Bonn zusammen undwählte Theodor Heuss (FDP)zum Bundespräsidenten. Erschlug dem Bundestag denCDU-Vorsitzenden KonradAdenauer als Bundeskanzler vor,der bei der Abstimmung die zurWahl erforderliche Mindestzahlvon 202 Stimmen erhielt.

Einsteins TheorienLONDON. Nach Angaben desVerlages „Princton Press“ vom27. Dezember 1949 hat AlbertEinstein eine generalisierendeGravitationstheorie entwickelt,die eine mathematische Erklä-rung für das Wirken des Univer-sums bietet. Einstein sei zum Er-gebnis gelangt, dass die Relativi-tätstheorie und die Gravitations-theorie zwei unterschiedlicheErklärungen des gleichen Sach-verhalts seien. (hjf)

Aus Stadtund KreisGaswerk ausgebautNORTHEIM. Beim Gaswerk derStadtNortheimwirddemnächstder zweite Kammerofen ausge-baut, berichtet die NNN am 27.Oktober 1949. Hierdurchwerdedie Gasversorgung durch die ei-gene Erzeugung sichergestellt.Gleichzeitig wird darauf hinge-wiesen, dass für die Bevölkerunggenügend Koks zur Verfügungsteht, der zu einem annehmba-ren Preis abgegeben werde.

Lizenz erforderlichNORTHEIM. Von der Jugend-pflege des Kreises Northeimwird am 27. Oktober 1949 da-rauf hingewiesen, dass Jugend-gruppen, mit Ausnahme derkonfessionellen Jugend, vondem englischen Jugendoffizierin Hildesheim lizensiert seinmüssen.

Arbeitsmarkt trostlosNORTHEIM. Ende November1949 werden in Northeim16 355 Arbeitslose registriert.Die NNN berichtet: Die Land-wirtschaft stellt erstmalig in die-semWinter sämtliche Kräfte, da-runter auch Stamm- und Depu-tatarbeiter, frei. Die Arbeits-marktlage in den Eisen- undStahlgießereien hat sich etwasgebessert, dagegen geht es demMetallgewerbe nach wie vorschlecht. Das Holzkohlewerk inBodenfelde klagt über weiterenAuftragsrückgang. Gut beschäf-tigt ist das Textilgewerbe.

WeihnachtsmarktNORTHEIM. Auf der Neustadtin Northeim wurdee am 6. De-zember 1949 der Weihnachts-markt eröffnet. Darüber berich-tet die NNN: „Leckerbuden,Würstchenstände, Glücksräderundauchein Schießstandwarenvorhanden, vor denen sich dieMenschen stauten. Das lebhafteTreibenauf derNeustadtwar einBeweis dafür, dass kein Northei-mer die Gelegenheit versäumthatte, sich durch einen Besuchauf dem traditionellenWeih-nachtsmarkt zu erfreuen.“

Berliner KinderNORTHEIM. In einem Rund-schreibendesKreisjugendamtesan die Gemeinden des KreisesNortheim wurde um die Bereit-stellung von Erholungsplätzenfür Berliner Kinder gebeten. Indem Brief heißt es: „Mehr als300 000 Kinder haben denschweren Blockadewinter ohneausreichende Ernährung undBe-kleidung in kaltenWohnungenverbringenmüssen.

StromverbrauchNORTHEIM. Der Stromver-brauch im EAM-Verwaltungsge-biet Northeim betrug im Jahr1948 37Millionen Kilowattstun-den und werde im Jahr 1949etwa 45 Millionen Kilowattstun-den erreichen. Das berichtet dieNNN am 31. Dezember 1949.Den Hauptanteil an dieser Stei-gerung trage die heimische In-dustrie. (hjf)

sche Zeitung ebenso wie aufdem Eichsfeld das einzigePresseorgan für eine einheitli-che politische Menschenfüh-rung geworden.“

Auf der Titelseite des Nazi-Blattes heißt es zu diesemZwangszusammenschluss:„Die Leser der früheren Nort-heimer Neuesten Nachrichtenkommen dazu nunmehr eben-falls in den Genuss der Vorzü-ge, die wir mit der Größe unse-rer Zeitung verbinden kön-

NORTHEIM. „Heute verzeich-nen wir in unserer Entwick-lung einen weiteren wichti-gen Abschnitt“, berichtet dieNS-Presse „SüdhannoverscheZeitung / Heimatbeobachter“am 1. Juli 1941 und fährt fort:„Nachdem am 1. April 1941die Moringer Zeitung in unse-rer Bezirksausgabe aufgegan-gen war, kommen mit demheutigen Tage die NortheimerNeuesten Nachrichten zu uns.Damit ist die Südhannover-

NS-Presse: Politische MenschenführungNortheimer Neueste Nachrichten werden am 1. Juli 1941 eingestellt

nen.“ Die Konzentrierung al-ler Mittel der einzelnen Ausga-ben in dem einen großen Or-gan Südhannoversche Zeitunggewähre neben den Eigen-schaften einer vielseitigenHeimatzeitung ja auch dieVorteile der großen politi-schen Tageszeitung.

„Die bisherigen Bezieherder Northeimer NeuestenNachrichten werden nun auchneuzeitlicher Errungenschaf-ten teilhaftig, die ihnen eine

reine Heimatzeitung niemalswürde bieten können“.

Die NNN war damit die letz-te noch einigermaßen selbst-und eigenständige Zeitung,die der NS-Presse einverleibtwurde.

Schon vorher waren dieselbstständigen Zeitungen inGöttingen, Münden, Duder-stadt, Einbeck und Osterodein der „SüdhannoverscheinZeitung / Heimat-Beobachter“aufgegangen. (hjf)

Blick vomNortheimer St.-Sixti-Kirchturm im Jahr 1946: ImVordergrunddieWilhelmstraßemit ihrenprachtvollenVillen, links die Schil-lerstraße. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

kommt denn nun die NNNwieder?“ und die nun auch inden Tagen des Neubeginnsmit ehrlicher Überzeugung zuuns stehen.“

HeimatvertriebeneMit dem Bekenntnis zur

Heimat wendet sich der NNN-Verlag gleichzeitig den vielenHeimatvertriebenen zu, die inStadt und Landkreis Northeimangefangen haben, eine neueExistenz aufzubauen: „Wirbringen diese Zeitung auch indem vollen Bewusstsein derVerantwortung gegenüber derZeit mit ihren tiefgreifendenWandlungen und Problemenund glauben deshalb auch,dass wir unter den Heimatver-triebenen viele neue Freundegewinnen werden.“

NORTHEIM. Fast viereinhalbJahr nach Ende des ZweitenWeltkrieges, am 27. Oktober1949, sind die NortheimerNeuesten Nachrichten unterder Leitung des Verlegers undChefredakteurs Paul Hahn-wald wieder auf dem Markt. Inder ersten Ausgabe wendetsich die alte und neue Heimat-zeitung „An unsere Freunde inStadt und Land!“

In dem Leitartikel heißt esunter anderem: „Wir bringendiese Heimatzeitung in demdankbaren Gefühl, dass wir ingroßem Maße mit der Treueund Anhänglichkeit unsereralten Leser rechnen können,die in den vergangenen Jah-ren, da wir nicht erscheinenkonnten, fast täglich voll Un-geduld fragten: „Wann

1949: NNN ist wieder daBekenntnis zur Heimat und zur politischen Unabhängigkeit

Weiter wird die Überzeu-gung ausgedrückt, dass geradedas Heimatblatt mehr als jedeandere Zeitung in der Lagesein werde, die tatsächlichvorhandene Kluft zwischenEinheimischen und den Hei-matvertriebenen zu überbrü-cken, wenn sie gegenseitigeVorurteile aus dem Wegeräumt und die Menschen, dieheute in bedrückender Engeund der Not der Zeit zu-sammnleben müssen, in ge-genseitiger Achtung berech-tigter Lebensinteressen zu-sammenführe.

Treuer Freund„Im Übrigen aber“, versi-

chert die Zeitung weiter, „sol-len die NNN das sein und blei-ben, was sie früher waren: Ein

Heimat- und Familienblattohne Zugehörigkeit zu irgend-einer Partei, eine unabhängi-ge Zeitung, die in Inhalt undGestaltung auf dem Boden derHeimat steht und in abwechs-lungsreicher, lebendiger Dar-stellung jedem etwas bringt:Dem Einheimischen, dem sieals treuer Freund in guter Er-innerung ist, dem Vertriebe-nem, dem sie raten und helfenund den sie lehren will, auchdie Werte seiner neuen Hei-mat zu erkennen.“

Mit dem Wiedererscheinender NNN sollte am selben Tagdie Northeimer Ausgabe der„Norddeutschen Zeitung“ ein-gestellt werden. Doch in letz-ter Minute wurde diese Ein-stellungsentscheidung zu-rückgenommen. (hjf)

Theorie des Sozialismus.“Und: „Die Sicherung unsererErnte: Schädlingsbekämpfungim Obst- und Gemüsebau mitLichtbildern.“

Als Anhang der AmtlichenNachrichten gab es das „Nort-heimer Anzeigenblatt“ mit In-seraten, die von der Militärre-gierung genehmigt wordenwaren. Diese Bekanntmachun-gen erschienen zum letztenMal am 21. Oktober 1949. Da-rin wird angekündigt, dass dieNNN ab dem 1. November1949 als Heimatzeitung wie-der erscheinen soll.(hjf)

NORTHEIM. Aus dem Hausedes NNN-Verlages erschien am18. April 1946 die erste Ausga-be der „Northeimer AmtlicheNachrichten“ mit Bekanntma-chungen der Militärregierungund der Behörden in Kreis undStadt Northeim.

In diesen Amtlichen Nach-richten wurden die Gottes-dienstzeiten der Kirchenge-meinden veröffentlicht sowiedie Kurse der Volkshochschu-le Northeim bekanntgegeben.An Vortragsveranstaltungenwurden angeboten: „Was istSozialismus? Geschichte und

Infos vomMilitärInserate mussten genehmigt werden

endete dank einer unzurei-chenden Schiedsrichterleis-tung in unerfreulichen Sze-nen. Die Erregung der Hun-derte von Zuschauern mussals unbedingt verständlich an-gesehen werden, aber es dientkeineswegs dem Ansehen desFußballsportes in der Öffent-lichkeit, wenn bei unliebsa-men Vorgängen auf dem Spiel-feld dies von den Massenförmlich gestürmt wird, undauch nicht, wenn ein Schieds-richter unter Schutz der Poli-zei vom Platz geleitet werdenmuss.“(hjf)

NORTHEIM. Die SportfreundeNortheim kassierten am13. November 1949 eine un-glückliche 0:1-Niederlage ge-gen die Mannschaft von Ein-beck 05 in der Fußball-Ver-bandsklasse und rangiertenim Mittelfeld der Tabelle mit14 Mannschaften.

Kritik am SchiedsrichterIm Sportteil der Northei-

mer Neuesten Nachrichtenheißt es über diese Begeg-nung: „Das Spiel begann mitzügigen beiderseitigen Angrif-fen sehr vielversprechend und

Platz gestürmtRandale beim Fußballspiel

Page 15: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1950 bis 1952

Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:Wie nie zuvor identifizierensich die Menschen Nort-heims mit ihrer Stadt beim700. Stadtgeburtstag. DasWirtschaftswunder lässtnoch auf sich warten, aberEinheimische und Vertrie-bene feiern ein Fest, größerund schöner als zu denStadtgeburtstagen 25 und50 Jahre später. Das be-weist: Wer leiden kann,kann auch fröhliche Festegenießen.

Die bisher erschienenen Seitender Zeitreise 100 Jahre NNNstehen unterwww.hna.de/northeim.htmlzumDownload bereit.

Mehr auf www.hna.de

AUFRUF

Gesucht: IhreErinnerungenWir interessierenunsauchfür Ihre Erinnerungen, dieSie mit den NNN verbin-den: persönliche Erlebnis-se oder Ereignisse in derRegion?Glücksmomente?Schicksalsstunden?Schreiben Sie uns:Northeimer NeuesteNachrichtenIn der Fluth 2437154 Northeim,E-Mail [email protected],Fax an 055 51/ 65950

Der Festumzugbeim700.Northeimer Stadtgeburtstag im Jahr 1952:DasBild entstandauf der LangenBrücke. ZahlreichePferdegespan-ne und Fußgruppen prägten den Umzug. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

eine Festwoche anlässlich desStadtgeburtstages.

PatenschaftAls ein Ereignis überörtli-

cher Bedeutung wurde dieÜbernahme der Patenschaftfür die oberschlesische StadtNeustadt durch die Stadt Nort-heim gewürdigt. Auf der Frei-lichtbühne wurde das Fest-spiel mit dem Titel „Bürger-meister Froberg“ von Laien-

NORTHEIM.Als Tag der Besin-nung, als Mahnung und Ver-pflichtung beging die StadtNortheim am 26. März 1952den 700. Stadtgeburtstag.

Der Rat der Stadt versam-melte sich im Saal des Hotels„Sonne“ mit zahlreichen Gäs-ten zu einer historischenStunde, in der BürgermeisterFranke auf die geschichtlicheEntwicklung Northeims ein-ging. Am 15. Juni 1952 begann

Ein Tag der Besinnung1952: Northeim feiert 700. Stadtgeburtstag als Mahnung und Verpflichtung

darstellern aufgeführt, das dieZuschauer in die Zeit des 30-jährigen Krieges zurück ver-setzte. Bürgermeister Frobergverschloss die Stadttore undverweigerte den Truppen Til-lys den Zugang zur Stadt.

Am 20. Juni 1952 gab es aufder Freilichtbühne einen Tagdes Liedes, bei dem die Verei-nigten MännergesangvereineNortheims unter der Leitungvon Chormeister Hans Scheele

und das Northeimer Volks-hochschulorchester unter derLeitung von Walter Thomasauftraten.

Der große historische Fest-zug mit zahlreichen Motivwa-gen, Reitern und prächtig he-rausgeputzten Fußgruppenwar Höhepunkt der Festwo-che. Er startete vom Hof derScharnhorstkaserne und führ-te über die Straßen und PlätzeNortheims. (hjf)

Die Northeimer Familienwappen, die 1952 im Festzug mitgeführt wurden. Vordere Reihe von links:Ahrens, Nahme, Huch/Hueg, Rumann, Schrader, Hörnecke, Bertling, Suthoff, Lürig. Hintere Reihe:Henze, Kiene, Großkopf, Friese, Berkhan, Salskarn, Reiß. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

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Zunehmende Verstädterung1951: Dank der Neubürger floriert der WochenmarktNORTHEIM. Als ein Zeichenzunehmender Verstädterungerkennen die NortheimerNeuesten Nachrichten am 7.Juli 1951 den florierendenNortheimer Wochenmarkt,der in einem Leitartikel atmo-sphärisch dicht beschriebenwird: „Drangvolle Enge, Men-schen, Buden, Fahrzeuge undTische, Obst, Gemüse, Blu-men, Schlachtwerk und Mol-kereiprodukte, bunteste Far-benpracht, Fülle der Gerüchevom sanften Duft erster Früch-te bis zum herzhaft brenzli-chen Brodem bratender Würs-te - das ist unser Wochen-markt.

Würden unsere Urgroßmüt-ter das heutige üppige Bild ei-nes gedeihenden Marktbetrie-bes sehen, sie wären vielleicht

erfreut, bestimmt aber er-staunt. Wollte es doch zu ihrerzeit nie gelingen, einen sol-chen Marktbetrieb aufzuzie-hen, obwohl es an Versuchendazu nie gefehlt hat, seit 1366zuerst von einem sonnabend-lichen Wochenmarkt in unse-rer Stadt die Rede ist. Die her-zoglichen Brüder Otto der Mil-de und Magnus bewilligtenihn damals.“

Kein KäuferkreisAber, fragt die NNN, was

hilft selbst eine landesherrli-che Bewilligung, wenn für die-sen Northeimer Wochen-markt eigentlich kein rechtesBedürfnis bestand? Es fehlteder beständige Käuferkreis. Indem NNN-Artikel heißt es wei-ter: „Bis in unsere heutigen

Tage hinein baut der Northei-mer Stadtbewohner sein Ge-müse selbst im Garten und aufdem Felde, schlachtet alljähr-lich sein Schwein oder mehre-re, auch mal einen Hammel,und Milch, Butter und Käse lie-fert die eigene Kuh. Kein Wun-der, dass dabei die Wochen-märkte eingingen.“

Erst nach dem ersten Welt-krieg habe der Wochenmarktinfolge des Anwachsens dergartenlosen Bevölkerung et-was Aufschwung und Bestandbekommen.

Zu seinem heutige Glanzhabe ihm zweifellos erst derZustrom von tausenden vonNeubürgern verholfen, die,unter dem Zwang der Verhält-nisse ohne Garten und Stall,Nur-Verbraucher seien. (hjf)

Landkreis Northeim Dienstag, 7. April 2009

Deutschlandund die WeltMarken abgeschafftBONN. In der Bundesrepublikwerden am 1. Januar 1950 fastalle Lebensmittelmarken abge-schafft.

WohnungsbaugesetzBONN. Der Bundestag verab-schiedet am 28. März 1950 daserste Wohnungsbaugesetz. Essollen1,8MillionenWohnungengebaut werden.

Notstand in USAWASHINGTON. US-PräsidentHarry S. Truman ruft am 16. De-zember 1950 den nationalenNotstand aus. DerGrund: DieOf-fensive der chinesischen undnordkoreanischen Truppenschreitet unaufhaltsam voran.

TodesurteileNÜRNBERG. Die letzten Todes-urteile aus den Nürnberger Pro-zessen gegen Verantwortlicheder nationalsozialistischen Ver-brechen werden in der Nachtzum 7. Juni 1951 vollstreckt.

Farbfernsehen startetNEW YORK.Während in derBundesrepublik mühsam amAufbau eines Schwarzweiß-Fernsehens gearbeitet wird, er-lebt ein ausgewähltes Publikumam 7. Juli 1951 die erste CBS-Show in Farbe.

Olympische SpieleHELSINKI.Die 15. OlympischenSommerspielewerdenam19. Juli1952 inHelsinkieröffnet.DerallesüberragendeAthlet inHelsinki istder Tscheche Emil Zatopek. Er ge-winnt Goldmedaillen über 5000m, 10 000mund imMarathon-lauf. FürdeutscheAthletengibt eskeineGoldmedaille.

Eisenhower gewähltWASHINGTON.Mit einem Er-folg für den Kandidaten der Re-publikaner, Dwight D. Eisen-hower, enden dieWahlen desneuen amerikanischen Präsiden-ten am 4. November 1952. (hjf)

Aus Stadtund KreisHinweis der PolizeiNORTHEIM. Die Polizei Nort-heimmacht am 2. Januar 1950darauf aufmerksam, dass auchHandwagen und Schubkarrenmit einem Rückstrahler verse-hen sein müssen und dass dieFahrtrichtungsänderung ange-zeigt werdenmuss, soll es nichtzu einem Unfall kommen.

BoxkämpfeNORTHEIM. Ein Clubver-gleichskampf zwischen demBoxclub Northeim und TuspoHolzminden findet am 12. Fe-bruar 1950 im Städtischen Saal-bau statt. Zwölf Kämpfe sind vor-gesehen. Anschließend gibt eseinen Boxerball unter demMot-to „Tanz um den Ring“.

Zucker und ÄrzteNÖRTEN-HARDENBERG. DieZuckerfabrik Nörten arbeitet indrei Schichten und trägt somiterheblich zur Verringerung derArbeitslosigkeit bei. Nörtenwirdvon fünfÄrzten, einemZahnarzt,drei Dentisten, drei Gemeinde-schwestern und einem Apothe-ker betreut. Das berichtet dieNNN am 19. Mai 1950.

Neue KapelleHÖCKELHEIM. Die neue Fried-hofskapelle in Höckelheim wur-de am 8. Juli 1951 eingeweiht.Bürgermeister Runge bezeich-nete den Bau als ein Mahnmalder Einigkeit. Flüchtlingsbetreu-er Rosenfeld schilderte die gro-ße Not, die bei den Flüchtlingenbestand, wenn es galt, einen To-ten würdig aufzubahren. Durchdiese schöne Kapelle sei das Pro-blem gelöst.

Ostzonen-FlüchtlingeNORTHEIM. Kein Tag vergeht,an demnicht Flüchtlinge aus derOstzone an die Tür des Sozial-amtes der Stadt Northeim klop-fen, berichtet die NNN am12. Juli 1951. Die hier beschäf-tigten Beamten und Angestell-ten bekommen immer wiederdie gleicheGeschichte zu hören:SED-Terror, Denunziation, dro-hende Verhaftung durch dieNKWDoder durch die Volkspoli-zei, rechtzeitigeWarnung durcheinen guten Freund und dannFlucht bei Nacht undNebel überdie grüne Grenze.

Neue Kfz-KennzeichenNORTHEIM. Die Kraftfahrzeug-Zulassungsstelle Northeimkennzeichnet ab dem 1. April1952dieKraftfahrzeuge imKreisNortheimmit den neuen Num-mernschildern, die mit „NOM“beginnen. Außerdem stehen dieZahlen1bis9999zurVerfügung,die jeweils an die drei Buchsta-ben angehängt werden.

WohnungssucheNORTHEIM. 4400 Familiensuchten im August 1952 imLandkreis Northeim eineWoh-nung, berichtet die NortheimerNeuesten Nachrichten am22. August 1952. (hjf)

Page 16: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Lesererinnerungen zur Serie 100 Jahre NNN

Essenfassen in Duderstadt: Helmut Kretzer (Kreuz) während des Hitlermarsches 1936 von Hannover nach Nürnberg mit anderen Hit-lerjungen an der Gulaschkanone. Repro: hjf

Der 87-jährigeHelmut Kretzermit NNN-Serienseite undder Karte desMarsches derHitlerjugend ausdem Jahr 1936. Foto: Fisseler

Kriegsdienst befreit, weil erdringend in der elterlichenLandwirtschaft in Elvese benö-tigt wurde“, berichtet HeinzHesse. Das alles weiß er ausdem Wehrbuch seines Groß-vaters, in dem Einsatzorte unddie Daten seines Kriegsdiens-tes fein säuberlich aufgezeich-net sind.

Letzter BriefDie Brüder des Vaters von

Heinz Hesse mussten eben-falls als Soldaten am 1. Welt-krieg teilnehmen: Der 1895geborene Willi Hesse und seinein Jahr jüngerer Bruder Au-gust. Während Willi Hesse,der nach Mazedonien abkom-mandiert worden war, denKrieg unversehrt überstand,fiel August Hesse am 26. Sep-tember 1917 auf demSchlachtfeld zwischen Belgienund Frankreich. Ein letzterBrief, der datiert ist vom 25.Juni 1917, erreichte die Fami-lie in Northeim. Dann kamnur noch die Todesnachricht.

Heinz Hesse hofft, dass alldiese Erinnerungstücke vonseinem Sohn an seinen Enkelweitergegeben werden, derjetzt erst zweieinhalb Jahre altist. So soll das Gedenken andie Teilnehmer der Familieam 1. Weltkrieg aufrecht undlebendig erhalten werden.(hjf)

NORTHEIM. Ein EisernesKreuz am Bande, ein Wehr-buch, ein letzter Brief und ei-nige vergilbte Fotos von Men-schen in Uniformen. Das istder Familien-Erinnerungs-schatz, den der 74 Jahre alteNortheimer Heinz Hessepflegt. Alles Dinge aus der Zeitdes 1. Weltkrieges, die seinemGroßvater mütterlicherseits,Albert Schneemann aus Elve-se, und den beiden Brüdernseines Vaters gehörten unddie er jetzt für die Serie derHeimatzeitung „100 JahreNortheimer Neueste Nach-richten“ präsentiert.

Heinz Hesse hat die Erinne-rungsstücke von seinem Vatererhalten, mit dem Auftrag, siein Ehren zu halten. Und er willsie seinem erwachsenen Sohnübergeben, um die Gegenstän-de, die fast 100 Jahre alt sind,für die nächsten Generationenzu bewahren.

Tapferer GroßvaterGroßvater Albert Schnee-

mann wurde 1875 geborenund diente als Landsturm-mann vom 3. Mai 1916 biszum 23. Juli 1918 im 1. Welt-krieg. Er kämpfte in Frank-reich und wurde für seine Tap-ferkeit mit dem EisernenKreuz ausgezeichnet. „DreiMonate vor Kriegsende wurdemein Großvater vom weiteren

Eisernes Kreuzund ein letzter BriefHeinz Hesse (74) pflegt Erinnerungsstücke

Heinz Hesse mit dem Eisernen Kreuz und dem Wehrbuch seinesGroßvaters aus dem 1.Weltkrieg. Foto: Fisseler

August Hesse (links) fiel 1917 im 1. Weltkrieg auf dem Schlacht-feld zwischen Belgien und Frankreich. Repro: hjf

Landkreis NortheimSamstag, 11. April 2009

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Das ThemaHelmut Kretzer, der frü-here Hauptamtsleiter imNortheimer Rathaus, ist87 Jahre alt, und verfolgtmit Interesse die großeGeschichtsserie zum100-jährigen Bestehender Northeimer NeuesteNachrichten. Dabei wer-den die Erinnerungen anseine Erlebnisse bei derHitler-Jugend wieder le-bendig, die für ihn prä-gende Ereignisse dar-stellten.

jungen Männern aus Nort-heim, Walter Döring und KarlLüdecke, ging der Marsch vonHannover über Nürnberg bisnach Landsberg am Lech.

Die 900 Kilometer langeStrecke wurde in Tagesetap-pen von anfangs 25 Kilometer,später von 30 Kilometern undhöchstens 50 Kilometern zu-rückgelegt. Für die Heimatzei-tung Northeimer NeuesteNachrichten berichtete Wal-ter Döring hautnah und sehrlebendig von der Strecke.Neun verschiedene Artikel ih-res Mitarbeiters widmete dieNNN dem Marsch. Alle dieseArtikel hat Helmut Kretzersorgfältig ausgeschnitten undzusammen mit Fotos, einer HJ-Armbinde und Abzeichen ineinem Album aufbewahrt.

In PrivatquartierenWährend des Marsches

übernachtete die 84 Mitglie-der starke Gruppe meistens inPrivatquartieren. Verpflegtwurden die jungen Männeraus einer eigens mitgeführtenFeldküche. In Fürth trafen dieNiedersachsen mit zahlrei-chen anderen HJ-Gruppen zu-

VON HANS - JÜRG EN F I S S E L E R

NORTHEIM. Der rüstige Pen-sionär erzählt überaus leben-dig aus seiner Jugendzeit inNortheim. Beispielsweise wieer als 14-jähriger Verwaltungs-lehrling als Statist 1936 an derAufführung der Hermann-schlacht auf der neu errichte-ten Freilichtbühne am Ge-sundbrunnen teilnahm, dievon den Nationalsozialistenals Weihestätte errichtet wor-den war. Kretzer gehörte mitetwa 40 anderen jungen Men-schen zum Volk, das zwischenden einzeln Akten und Aufzü-gen des Spiels für Leben aufder Bühne sorgte.

„Wir waren alle geschminktund trugen tolle Kostüme“, er-innert sich der 87-Jährige.Eine Woche lang wurde dieHermannschlacht täglich auf-geführt. Und jeden Tag standHelmut Kretzer mit auf derBühne.

Kreissieger 1938Zwei Jahre später, 1938,

nahm Helmut Kretzer amReichsberufswettkampf in derSparte „Öffentliche Betriebe“teil und wurde Kreissieger. AlsAnerkennung dafür wurde derNortheimer ausgewählt, amAdolf-Hitler-Marsch der Hitler-Jugend teilzunehmen, die dieBannfahne zum Reichspartei-tag nach Nürnberg tragen soll-te. Dafür gab es Sonderurlaubvon der Stadtverwaltung. Zu-sammen mit zwei weiteren

Marsch zum ReichsparteitagHelmut Kretzer (87) erinnert sich an seine Zeit bei der Hitler-Jugend

sammen. Alle zusammen mar-schierten dann zum Auftaktdes Reichsparteitages an derTribüne vorbei, auf der AdolfHitler die Parade abnahm.Nach dem Parteitag ging derMarsch weiter nach Landsbergam Lech. Und von dort mit derBahn zurück nach Northeim.

Zum ArbeitsdienstDoch die Nazi-Zeit war da-

mit für Helmut Kretzer nochlange nicht beendet. Am 1.April 1939 musste er seine Ar-beitsstelle im Rathaus erneutverlassen. Er wurde zumReichsarbeitsdienst bei Hildes-heim einberufen. Und vom Ar-beitsdienst ging es für ihn di-rekt zur Wehrmacht. „Aberals Soldat musste ich nichtMitglied in der NSDAP wer-den“, erklärt der 87-Jährige,wofür er heute noch dankbarist.

Der 2. Weltkrieg führte denSoldaten Kretzer nach Norwe-gen, nach Holland und nachBelgien, wo er in amerikani-sche Kriegsgefangenschaft ge-riet. Doch die Amis schobenihre Gefangenen bald nachFrankreich ab. Erst vier Jahre

später, am 7. August 1948 sahKretzer seine Familie in Nort-heim wieder.

Aber als er im Rathaus vor-sprach, erklärte ihm Stadtdi-rektor Adolf Galland: „HerrKretzer, Sie kommen zu spät,alle Arbeitsplätze sind be-setzt“. Der freigelasseneKriegsgefangene war arbeits-los. Aber schon im Dezember1948 wurde er probeweise imRathaus angestellt und im Fe-bruar 1949 in ein festes Ar-beitsverhältnis übernommen.Im Mai 1984 nahm er im Altervon 62 Jahren seinen Abschiedim Rathaus.

Diamantene HochzeitIm vergangenen Jahr feierte

er mit seiner Ehefrau Diaman-tene Hochzeit: Das EhepaarKretzer hat zwei Söhne, vierEnkel und zwei Urenkel.

Die bisher erschienenen Sei-tender Zeitreise 100 JahreNNNsowie die Sonderseiten mit Le-sererinnerungen stehen unterwww.hna.de/northeim.htmlzumDownload bereit

Page 17: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1953 bis 1955

AUFRUF

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Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:„Frauen, die Mitte der1950-er Jahre einen Berufausüben, stehen nach herr-schender Meinung auf derSchattenseite des Lebens.DasWunschbild ist ein Zerr-bild: Das Beste für die Frauist die Ehe, Kinder und einEhemann, der im Beruf ge-nug Geld verdient, um alsAlleinverdiener die Familiesicher über die Runden zubringen. Eine heileWeltwardas nicht und die Realitätsah anders aus.“

15 610 Frauen.Auf drei Ar-beitsplätze, dievon Männerneingenommenwürden, kom-me also einer,der von einerFrau besetztsei.

FortschrittAllerdings,

stellt die NNN fest, dürfe mannicht nur die Schattenseitensehen: „Dass eine Frau heutzu-tage Ärztin und Richterin, Pro-kuristin und Inspektorin wer-den oder in Handel und Indus-trie jederzeit durch ihre Ar-

NORTHEIM. BerufstätigeFrauen werden im Kreis Nort-heim im Jahr 1954 nicht unbe-dingt wohlwollend angese-hen.

Die Heimatzeitung Northei-mer Neueste Nachrichtenschreibt am 30. Januar 1954:„Unter den vielen Fortschrit-ten, die uns dieses fortschritt-liche Jahrhundert auf allenGebieten gebracht hat, gibt esauch manche, die man nichtin jeder Beziehung begrüßt.Da ist vor allem die Berufsar-beit der Frau, die heutzutagefast in allen Erwerbszweigenihren Mann steht.“

Im Kreis Northeim seienvon 44 082 Erwerbstätigen

Frauen auf der Schattenseite1954: Schlüsselkinder leiden unter berufstätigen Eltern

beit ihren Le-bensunterhaltselbst verdie-nen kann, istnatürlich eingroßer Fort-schritt - geradein einer Zeit,die viele Frau-en zwangsläu-fig zur Ehelo-sigkeit verur-teilt.“

Nicht aus IdealismusAber viele erwerbstätige

Frauen seien verheiratet unddie Zahl derjenigen, die ausFreude an der Berufsarbeit,aus purem Idealismus bei der

Stange geblieben sind, machenur einen winzigen Bruchteilaus.

„Alle anderen arbeiten, weilsie einfach müssen, weil sieden Verdienst nötig brauchen,weil der Mann alleine nichtgenug verdient, weil der Vaterihrer Kinder gefallen, ver-misst, arbeitslos oder Invalideist.“

Leider sei die Zahl der Kin-der nicht bekannt, die unbe-aufsichtigt und unerzogen al-lein in der Wohnung sitzenoder mit dem Wohnungs-schlüssel am Halsband alsSchlüsselkinder auf der Straßespielen, weil Vater und Mutterzur Arbeit seien. (hjf)

die bei der angespanntenHaushaltslage nie aus eigenenMitteln aufzubringen seien.Bedingung für die Genehmi-gung zur Darlehensaufnahmesei ein ausgeglichener Haus-haltsplan, damit auch die Ge-währ gegeben sei, dass die auf-genommenen Kredite einmalwieder zurückgezahlt werdenkönnten.

Noch im Jahr 1953, sagteBürgermeister Hedergott wei-ter, werde die Straße „In derFluth“ ausgebaut, um eineUmgehungsstraße zu schaf-fen. (hjf)

NORTHEIM.Durch das Fehlenvon Industrie sei Northeim ge-genüber anderen Städten be-nachteiligt, und um endlichaus dieser Sackgasse fehlenderSteuereinnahmen herauszu-kommen, müsste größterWert auf die Ansiedlung gro-ßer Betriebe gelegt werden,erklärte Northeims Bürger-meister Winfrid Hedergottlaut NNN vom 2. Juli 1953 beieinem Mitglieder- und Gäste-abend der FDP.

650 000 D-Mark brauche dieStadt vorerst, um das Indus-triegelände zu erschließen,

Industrie muss her1953: Der Stadt fehlen Steuereinnahmen

hat Albert Schweitzer demKreis Northeim für das Kreis-krankenhaus sein Bild, einekartographische Darstellungseines afrikanischen Urwald-Hospitals Lambarene und eineLageansicht, mit handschrift-licher Widmung versehen,übermittelt.“

Die NNN kommentiert:„Möge in unserem Kreiskran-kenhaus immer der Geist Al-bert Schweitzers lebendig seinund möge eines seiner Leit-worte „Ehrfurcht vor dem Le-ben“ für unser Krankenhausewige Mahnung werden.“ (hjf)

NORTHEIM. Das neue Kreis-krankenhaus in Northeim sollAlbert-Schweitzer-Kranken-haus heißen. Das beschlossder Northeimer Kreistag lautNNN vom 23. November 1955.

Weiter heißt es im Berichtder Heimatzeitung: „AlbertSchweitzer, der beinahe 81Jahre alt ist, hat seine Zustim-mung, dem Kreiskrankenhausseinen Namen zu geben, er-teilt. Seine handschriftlicheZustimmungserklärung wirdeinst im Krankenhaus einenwürdigen Platz erhalten. Mitder Zustimmungserklärung

Name als Pflicht1955: Krankenhaus heißt nach Schweitzer

Inserate und An-zeigenEin Festtagmit Eichhorn Kaffeeein froher Festtag.

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Der Northeimer Münsterplatz 1955: Zwei Bundesstraßen werden auf der Hauptverkehrsader der Innenstadt hier gebündelt. Esherrscht weniger Autoverkehr als in der Fußgängerzone Anfang des 21. Jahrhunderts. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Weit, bunt und beschwingt sind die Röcke im Sommer 1954. Die NNN berichtet am 30. April 1954:„Diese Saison bevorzugt den in ungebügelte Falten gelegten oder weit und glockig geschnittenenRock. Schier unerschöpflich ist die Fülle derMaterialien: Baumwolle, Popeline, Chintz, Everglace undLeinen dominieren. Repro: hjf

Deutschlandund die WeltStalins TodMOSKAU. Kreml-Chef Josef Sta-lin erleidet am 5. März 1953 inseiner Wohnung einen tödli-chen Gehirnschlag.

Everest bezwungenNEPAL. Erst im zweiten Anlaufgelingt es dem neuseeländi-schen Bienenzüchter EdmundHillary am 29. Mai 1953, mitdem nepalesischen Sherpa Ten-sing Norgay den 8840 Meter ho-hen Mount Everest , den höchs-ten Berg der Welt, zu besteigen.

Aufstand in der DDRBERLIN. Russische Panzer wal-zen am17. Juni 1953 in der DDRblutig einen Aufstand der Men-schen gegen das SED-Regimenieder. Auslöser der Unruhenwaren Normerhöhungen. DieMenschen fordern den Rücktrittder Regierung und freie Wahlen.

Das Fußball-WunderBERN.Deutschlandwird inBernam4. Juli 1954 Fußballweltmeis-ter durch einen 3:2-Erfolg überUngarn. Fußballfans in ganzDeutschland fallen in einen Be-geisterungstaumel.

Ende der BesatzungBONN.Mit einem feierlichenAkt wird am5.Mai 1955 von derBundesregierung und alliiertenVertreterndas formelleEndedesBesatzungsregimes gewürdigt.Damit endetdieKontrolle durchdie Siegermächte des 2. Welt-krieges.

Kanzler in MoskauBONN. Bundeskanzler Aden-auer erreicht am 13. September1955bei Verhandlungen inMos-kau, dass 9628 deutsche Kriegs-gefangene freigelassen werden.Am 7. Oktober 1955 kommendie letzten Männer aus sowjeti-scher Kriegsgefangenschaft imGrenzdurchgangslager Fried-land an. (hjf)

Aus Stadtund KreisGesundheitsamtNORTHEIM. Für den Bau desGesundheitsamtes in Northeimhat die niedersächsische Landes-regierung 390 000 D-Mark imHaushalt bereitgestellt. Das teil-te BürgermeisterWinfrid Heder-gott der NNN am 1. Juli 1953mit.

Winnetou-FestspieleNORTHEIM. Für die Winnetou-Festspiele, die im August 1953auf der Freilichtbühne am Nort-heimer Gesundbrunnen statt-fanden, übernahm die StadtNortheim die Schirmherrschaft.Die Heimatzeitung NNN kom-mentierte, diese Festspiele seienschon jetzt so berühmt, dassman ihnen ein langes Leben pro-phezeien könne.

Neuer LandratNORTHEIM. VomNortheimerKreistag wurde der MoringerKaufmannMansfeld Thurm (Ge-samtdeutscher Block/BHE) am30. November 1953 zum neuenLandrat gewählt. Er tritt dieNachfolge von Rektor Engel(Moringen) an, der als stellver-tretender Landrat gewählt wird.

Grenzschutz kommtNORTHEIM. „Wie wir aus zu-verlässiger Quelle erfahren, istNortheim im Zuge der vorgese-henen Verstärkung des Bundes-grenzschutzes auf 20 000 Mannals Standort einer Abteilung vor-gesehen“.DasberichtetdieNNNam 6. März 1954.

Neues ArbeitsamtNORTHEIM. Die Bundeanstaltfür Arbeit in Nürnberg hat lautNNN vom 6. Mai 1954 den Neu-baueinesVerwaltungsgebäudesin Northeim genehmigt. Dasneue Arbeitsamt soll auf demKasernenanger am Schuhwallerrichtet werden. Geplant sind80 Büroräumemit Baukostenvon 1,6 Millionen D-Mark.

Neuer CampingplatzNORTHEIM.Mit Beginn derReisesaison verfügt die StadtNortheim über einen Camping-platz. Die NNN berichtet am 26.Mai 1954: „Als der Pächter derSultmerWaldschänke einen An-trag auf Errichtung eines Cam-pingplatzes stellte, wurdedieserkurze Zeit später genehmigt.“

HeimkehrerNORTHEIM.MitdemTransportvon 600 Heimkehrern aus russi-scher Kriegsgefangenschaftkehrte am18. Oktober 1955 derfrühere HauptmannWalterKnauf nach Northeim zurück.14 Jahre hatte seine Gefangen-schaft gedauert. Stellvertreten-der Bürgermeister Tolle, Stadt-oberinspektor Gleitz, der Vorsit-zendedes Kreissportbundes, Au-gust Hornkohl, und Vertreterdes Heimkehrerverbandes fuh-ren nach Friedland, um am Emp-fang der Heimkehrer durch Bun-despräsident Heuss teilzuneh-men. (hjf)

Landkreis NortheimDienstag, 14. April 2009

Page 18: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1956 bis 1958

Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:„Albert Schweitzer höchst-persönlich gab 81-jährigdem neuen NortheimerKreiskrankenhaus 1957 sei-nen Segen, das seinen Na-men bis in das 21. Jahrhun-dertmit einerVerpflichtungimSinnedesNamensgeberszu wirken, hinein tragensollte. Wieviel mehr drücktder so bedeutende Name„Albert Schweitzer“ aus alsein Klinikverbund, der nachdrei unbedeutenden Flüss-chen benannt ist. Den Na-men Albert Schweitzermuss auch ein neues Kran-kenhaus in Northeim tra-gen!“

Die bisher erschienenen Seitender Zeitreise 100 Jahre NNNstehen unterwww.hna.de/northeim.htmlzumDownload bereit.

Mehr auf www.hna.de

AUFRUF

Gesucht: IhreErinnerungenWir interessierenunsauchfür Ihre Erinnerungen, dieSie mit den NNN verbin-den: persönliche Erlebnis-se oder Ereignisse in derRegion?Glücksmomente?Schicksalsstunden?Schreiben Sie uns:Northeimer NeuesteNachrichtenIn der Fluth 2437154 Northeim,E-Mail [email protected],Fax an 055 51/ 600 722.

Aus Stadtund KreisWelfenschatzNORTHEIM. Der vom Kunst-gutlager Wiesbaden nach Han-nover überführteWelfenschatzkam am Abend des 17. Septem-ber 1956 unter starker Polizei-bewachung in der NortheimerKaserne an, wo er von Beamtendes 3. und 4. Mot.-Zuges in Emp-fang genommen und für dieNacht in einer Kasernengarageuntergestellt wurde. Das berich-tete die NNN am 19. September1956. Der Schatz bestand aus44 Silbergeräten aus dem frü-hen Mittelalter imWert vonzehn Millionen D-Mark.

MehrMilchNORTHEIM. Seitdem die Zu-ckerrübenernte 1956 begonnenhat, hat sich der akute Futter-mangel in den Milch erzeugen-den Betrieben im Kreis Nort-heim etwas gemildert, schreibtdie NNN am 16. November1956. So sei seit Mitte Oktober1956wieder eine erhöhteMilch-anlieferung bei der Molkerei inNortheim zu verzeichnen.

Über 500 GeburtenNORTHEIM. Im Jahr 1956 wur-den in der Stadt Northeim 510Kinder geboren. Das berichtetdie NNN am 8. Januar 1957. Erst-mals sei damit die Geburtenzif-fer über 500 hinausgegangen.Im gleichen Zeitraum starben304Menschen inNortheim, 157Paare haben ein gemeinsamesLeben begonnen.

AOK erhöht BeitragNORTHEIM. Die Vertreterver-sammlung der AOK Northeimerhöhte unter Vorsitz des Ge-werkschaftssekretärs Otto Grae-ber den Krankenkassenbeitragihrer Mitglieder auf 9 ProzentdesGrundlohnes.Dasberichtetedie NNN am 18. November1957.

Neue KehrmaschineNORTHEIM. Die städtischenStraßenkehrer in Northeim hät-ten es seit dem 29. September1958 einfacher, schreibt dieNNN: „Was sie früher mit demBesen schaffen mussten, fegtjetzt die neue Straßenkehrma-schine in wenigen Stunden zu-sammen.“

Bad im StrandseeNORTHEIM. Der ArbeitskreisNortheimer Seenplatte hat lautNNN vom 28. Oktober 1958mitErfolg die Tätigkeit zur Nutzbar-machung der Kiesseen und zurSchaffung eines Erholungszen-trums fortgesetzt. VorsitzenderWinfridHedergottwagte die Vo-raussage, dass bereits im Jahre1960 in einem Strandsee geba-det werden könne.

TGN-Heim eingeweihtNORTHEIM.Das Jugend-, SportundWanderheim der Turnge-meinde Northeim auf dem „Ge-sehr“ in St. Andreasbergwird am8. November 1958 offiziell sei-ner Bestimmung überge-ben. (hjf)

Deutschlandund die WeltNationale VolksarmeeBERLIN. Unter Verweis auf die„Wiedererrichtung eines aggres-siven Militarismus“ in der Bun-desrepublik beschließt dieVolkskammer der DDR am 18.Januar 1956die Errichtung einer„Nationalen Volksarmee“ mitEinheiten zu Lande, zuWasserund in der Luft.

Olympische SpieleMELBOURNE. Bei den16. Olympischen Sommerspie-len, die am 22. November 1956in Melbourne eröffnet werden,gewinnendeutscheSportler vierGoldmedaillen.

Saarlandwird deutschSAARBRÜCKEN.DieFranzosengeben am 1. Januar 1957 dasSaarland zurück an die Bundes-republik.

Gründung der EWGROM. In Romwerden am 25.März 1957 von den Regierungs-chefs der sechsMitgliedsstaatenFrankreich, Italien, Belgien, Nie-derlande, Luxemberg und Bun-desrepublik Deutschland dieVerträge unterzeichnet, die dieGründung der EuropäischenWirtschaftsgemeinschaft (EWG)besiegeln.

Elvis wird SoldatMEMPHIS.AufdemHöhepunktseiner bisherigen Laufbahn wirdder amerikanische Rock´Roll-Star Elvis Presley am 24. März1958 Soldat.

Fußballer nur VierteSTOCKHOLM. Bei der Fußball-weltmeisterschaft im Juni 1958wird Titelverteidiger Deutsch-land nach einer 3:6-Niederlagegegen Frankreich nur Vierter.Weltmeister wird Brasilien. (hjf)

Gebaut auf der „GrünenWiese“: Das neue Northeimer Albert-Schweitzer-Krankenhaus, das im Jahre 1957 eingeweiht wurde und dasalte städtische Krankenhaus ersetzte. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

werb auf dem Gebiet der Dorf-verschönerung aufzurufen.

Hilfe der LehrerKreisschulrat Gremmel, der

als Vertreter der Lehrerschaftan der Dorfbesichtigung inLütgenrode teilnahm, erhofftsich von der Mithilfe der Leh-rerschaft an diesem Projektwichtige Beiträge auf dem Ge-biet der Heimatforschung, diemit guten Bildern versehenund allen Schulen im Land-kreis zugänglich gemacht wer-den sollen. (hjf)

LÜTGENRODE. Es sei eine er-freuliche Beobachtung, dasssich in allen Ortschaften desKreises Northeim Männer fin-den, die sich freudig für dieAufgaben der Heimatpflegeeinsetzen, schreiben die Nort-heimer Neuesten Nachrichtenam 20. November 1956.

Anlässlich einer Dorfbesich-tigung in Lütgenrode erklärteder Kreisbeauftragte für Na-turschutz, OberstudienratMönkemeyer, es bestehe derPlan, alle Dörfer im KreiseNortheim zu einem Wettbe-

Schöne Dörfer1956: Wettbewerb angekündigt

dem Posthof auf der anderenSeite.

Zitat aus der NNN: „Anschönen Sonntagen treffensich hier die Naturfreunde. Siehalten stille Zwiesprache mitden grünfüßigen Teichhüh-nern, die auch im Sommer1958 ihre Brut im hohenSchilf aufzogen. MächtigeWeiden und Birkengruppengeben dem Gelände einenRahmen, wie man ihn sichschöner nicht wünschenkann“, kommentiert die Hei-matzeitung. (hjf)

NORTHEIM. „Man kann ohneÜberheblichkeit sagen: VogtsTeich ist ein kleines Paradies“.Das schreibt die NNN am 1.Oktober 1958 und fügt hinzu:„Allerdings bei Weitem nichtso groß, wie man es sich vonder Northeimer Seenplatte er-träumt, von der in letzter Zeitviel die Rede gewesen ist.“

Vogts Teich liegt nach derNNN-Schilderung still und ab-geschieden zwischen derEichstätte und der Graf-Otto-Straße auf der einen sowieder Kreisberufsschule und

Kleines Paradies1958: Vogts Teich liegt still und abgeschieden

schem und pflegerischen An-sprüchen der Zeit entsprechenkonnte.

WohnanlageNachdem das städtische

Krankenhaus in das Kreiskran-kenhaus überführt wordenwar, wurde das Haus 1957/58zum neuen Rathaus umgebautund an der Ostseite ein dreige-schossiger Neubau mit Ver-waltungsräumen angebaut.Der Gebäudekomplex wurde1999 komplett abgebrochen.Auf dem Grundstück wurdeeine moderne Wohnanlage er-richtet. (hjf)

NORTHEIM. Für ein Militär-hospital wurde 1854 die Mau-er oberhalb der Kurzen Straßedurchbrochen und Mauer undWall auf einer Länge von etwa100 Metern abgetragen.

Garnison aufgelöstNachdem 1890 die Garni-

son aufgelöst worden war, er-warb die Stadt Northeim dasGebäude, baute es zu einemStädtischen Krankenhaus um,das am 2. Januar 1896 eröffnetwurde. In den Jahren 1907/08kam auf der Westseite ein auf-wendiger Anbau hinzu, mitdem das Haus den medizini-

Wall abgetragenGeschichte der Northeimer Krankenhäuser

Das Northeimer Krankenhaus im Jahr 1909. 1957 wurde das Ge-bäude Rathaus, später abgerissen und durch einen modernenWohnungsneubau, den Ratshof, ersetzt. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

endung eines so vorbildlichenWerkes einsetzten, das auchfür die Stadt Northeim vongroßer Bedeutung ist.

Landrat Graf von Harden-berg verlas ein Grußwort vonProf. Albert Schweitzer, indem es heißt: „Dankbar haben

NORTHEIM. „Seit vielen Jah-ren herbeigesehnt, war nungestern der denkwürdige Taggekommen, an dem das neueKreiskrankenhaus in einemFestakt seiner Bestimmungübergeben werden konnte.“Das berichtete die NNN am 5.November 1957.

In zahlreichen Ansprachenwurde auf die große Verpflich-tung hingewiesen, im Sinnedes großen Arztes und Men-schenfreundes Albert Schweit-zer, dessen Namen das neueKrankenhaus trägt, aus Nächs-tenliebe heraus zu wirken. Be-tont wurde auch das hohe Ver-antwortungsbewusstsein desKreistages und der Kreisver-waltung, die sich für die Voll-

Im Sinne echter Nächstenliebe1957: Neues Albert-Schweitzer-Kreiskrankenhaus wird eingeweiht

wir derer zu gedenken, die imLaufe der Zeiten sich darumbemühten, dass menschen-würdige Krankenhäuser über-haupt aufkamen. Wie traurigwar es um die Krankenhäusernoch vor wenigen Generatio-nen bestellt! Sie waren mehrSterbehäuser als Genesungs-stätten.“

Heilen und helfenChefarzt Dr. Rössing erklär-

te in einer programmatischenRede über die Arbeit im neuenKrankenhaus: „Wir werden inDemut und Bescheidenheitversuchen, dieses Haus mitdem Geist zu erfüllen, der unsselbst mit heißer Flammedurchglüht, mit der Liebe zum

Nächsten und mit dem Willenzu heilen und zu helfen in kör-perlicher und seelischer Not.“

Bis zum 11. November 1957dauerte es dann noch, bis dieersten Patienten im neuenKreiskrankenhaus aufgenom-men wurden. In der NNNheißt es dazu: „Und schonbald hatte auch der Klapper-storch das neue Nest entdeckt.In der gynäkologischen Abtei-lung erblickte das erste Kindam 13. November 1957 dasLicht der Welt: Frau Lucy Bal-ley aus Gillersheim schenkteeinem gesunden Knaben dasLeben. Das ganze Kranken-haus nahm von diesem denk-würdigen Beginn mit FreudenKenntnis.“ (hjf)

Landkreis NortheimMontag, 20. April 2009

Page 19: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Lesererinnerungen zur Serie 100 Jahre NNN

KriegskindSeit 50 Jahren schon lebtHans-Georg Schlappig,der seinem 70. Geburts-tag entgegensieht, schonin Hammenstedt. Dochseine Kindheit und Ju-gend hat er im Northei-mer Blumenviertel er-lebt. Die Serie „100 JahreNNN nimmt Schlappig,zum Anlass, seine Erinne-rungen an seine Kindheitaufzuschreiben.

Die Schlappig-Geschwister vor ihremWohnhaus in Northeim: Hans-Georg (rechts) imAlter von zehn Jahren, daneben Schwester Chris-tiane und BruderWolfgang. Repro: hjf

nem Volltreffer geboten hät-te“, erzählt Schlappig. „Warder Bunker voll, liefen wirzum Wieter hoch. Und weilwir das nicht schafften, bis dieFlugzeuge kamen, verschanz-ten wir uns in der Hecke derKerl’schen Ziegelei. VielSchutz konnte die uns aberauch nicht bieten.“

Mulmiges GefühlEines Tages, erzählt Schlap-

pig weiter, habe seine Mutterein mulmiges Gefühl gehabtund gesagt: „Wir müssen hierweg!“ Sie habe die Federbettenauf einen Handwagen ge-packt, die Kinder genommenund sich aufgemacht zurGroßmutter nach Höckel-heim. Hans-Georg Schlappig:„Wir kamen bis zum Leine-turm. Da kamen die Fliegerund wir konnten beobachten,wie unser Haus in der Flieder-straße von Bomben getroffenwurde und in Schutt undAsche versank. 19 Menschenstarben in den Trümmern.“

Am Tag nach dem Angriffsei die Großmutter zu demHaus in der Fliederstraße ge-laufen, um nachzusehen, wasaus den Hühnern gewordensei, die die Schlappigs in ei-nem Stall am Haus hielten.

VON HANS - JÜRG EN F I S S E L E R

NORTHEIM. Der 2. Weltkriegund die Hungerjahre danachhaben Kindheit und Jugendvon Hans-Georg Schlappig,den heutigen Ortsheimatpfle-ger von Hammenstedt, ge-prägt. Erst jetzt hat er damitbegonnen, seine Erinnerun-gen aufzuschreiben.

„Wir schenken dem Führerein Kind. Das sagten sich mei-ne Eltern 1939. Und das wardann ich“, erzählt der fast 70-Jährige. Er erinnert sich nochgut an die Konservenfabrik,die in der Fliederstraße aufdem Grundstück stand, aufdem heute die Firma Thimmarbeitet.

Prägend für das Kind Hans-Georg Schlappig waren dieBombenangriffe, die Englän-der und Amerikaner auf denNortheimer Bahnhof flogen.„Und von oben sahen dieWohnblocks des Bauvereinswohl wie Kasernen aus“, ver-mutet der Rentner Schlappig,weil immer wieder auch Bom-ben auf die Wohnhäuser fie-len.

Gemeinschaftsbunker„Jedes Mal, wenn Flieger-

alarm gegeben wurde, rann-ten die Menschen des Blumen-viertels in einen Gemein-schaftsbunker, der etwa 40Hausbewohner aufnehmenkonnte. Erst nach dem Krieg,bei Umbauarbeiten, habe ichfestgestellt, dass die Bunker-decke nur 14 Zentimeter dickwar und kaum Schutz bei ei-

Den Bomben entronnenWie Hans-Georg Schlappig den 2. Weltkrieg und die Hungerjahre danach erlebte

Doch von dem Verbleib des Fe-derviehs findet sich keineSpur mehr in der Erinnerungdes Rentners Schlappig.

Wohl aber weiß er noch,dass seine Mutter mit den Kin-dern später den Trümmerhau-fen ihres Wohnhauses nachWertgegenständen abgesuchthat. Gefunden und geborgenhaben sie einen Teppich undTeile einer Nähmaschine. InHöckelheim habe seine Mut-ter einige Zeit später versucht,die Nähmaschine vor demHaus der Großmutter wiederzusammenzusetzen. Schlap-pig: „Dabei wurde sie von ei-nem Landser beobachtet, dersich erst nach einer ganzenWeile zu erkennen gab. Daswar mein Vater, der 1945 vonMagdeburg aus zu Fuß nachHause gekommen war.“

Kohlen geklautNach Kriegsende fanden die

Schlappigs sehr schnell eineneue Wohnung am Damasch-keplatz. Er erinnert sich, wieer mit anderen Jugendlichenam Güterbahnhof Kohlenklaute und die Kohlen einsam-melte, die die Heizer vorbei-fahrender Güterzüge auf dieBöschungen schaufelten, da-mit sie von der frierenden Be-

völkerung aufgesammelt undim heimischen Herd verheiztwerden konnten.

„Auf dem alten Bahngelän-de sammelten wir Jungensauch Metallschrott und brach-ten ihn zur Sammelstelle inder Neustadt und später zumMühlenanger. Dafür bekamenwir immer etwas Geld.“

Schrott statt RübenIm Frühjahr ging der junge

Schlappig zum Rübenverzie-hen nach Wiebrechtshausen.Für einen ganzen Tag Arbeitauf den Knien gab es geradeeinmal einen Lohn von50 Pfennig. „Da haben wir lie-ber wieder Schrott gesam-melt. Dafür haben wir mehrGeld bekommen.“

Im Herbst sammelte er aufden abgeernteten Feldern diezurückgebliebenen Getreide-ähren und Kartoffeln ein.

An der Zuckerfabrik ließensich die Jugendlichen von Er-wachsenen zu Straftaten ver-leiten: „Für eine Tüte Bonbonskrabbelten wir unter demZaun durch ein schmales Ab-flussrohr und zerrten kleineZuckersäcke nach draußen.Wir hatten ja keine Ahnung,wie viel wert der Zucker da-mals war.“

Blättern im Familienalbum: Der Hammenstedter Ortsheimatpfleger Hans-Georg Schlappig nimmtdie NNN-Serie zum Anlass, seine Kindheitserinnerungen aufzuschreiben. Foto: Fisseler

Der Rentner Walter Bühnemann im Jahr 2009: Mit Stolz zeigt erseine Erinnerungsmappe. Foto: Schrader

Wieter noch FreilichtbühneNiedersachsen hieß. Voll desLobes war die NNN am Tagnach der Premiere.

In der Zeitung vom 18. Juni1955 stand zu lesen: „Der be-wundernswerte Idealismusunserer Northeimer Spielge-meinschaft, die sich bei ihrenProben auch durch dasschlechteste Wetter nicht ent-mutigen ließ, wurde bei derPremiere des Wilhelm Tell inschönster Weise belohnt. Wet-ter und Besuch ließen nichtszu wünschen übrig. Was Wun-der, dass man mit umso größe-rer Begeisterung spielte undeine Aufführung zustandebrachte, die sich durchaus se-hen lassen konnte und - end-lich einmal wieder - die großeWirkung des Rahmens - unse-rer Freilichtbühne und damitihre Daseinsberechtigung er-kennen ließ.“

Den Wilhelm Tell spielteHorst Beier, den LandvogtGeßler Hans F. O. Banik. DieRolle des Stauffacher über-nahm Theodor Pütt. Hans Ho-fesmann war der Walter Fürst.Als weitere Laiendarstellerglänzten Fritz Stichnoth(Melchtal), Helmut Engel (Ru-denz), Otto Graeber (Atting-hausen), Lothar Kaßner(Baumgarten), Hans Ramstha-ler (Frießhardt), Ursula Bühne-mann (Armgard), Gretel Stroh-meyer (Hedwig), Gisela Jed-ding (Gertrud), AnnelieseSchrader (Berta), Wilhelm Leh-mer (Harras), Adolf Schrader(Rösselmann) und eben derjunge Walter Bühnemann alsWalter Tell.

Drei Mal ausverkauftDer ehemalige Kinderdar-

steller erinnert sich, dass dieProben für den Tell das ganzeWinterhalbjahr hindurch dau-erten. Walter Bühnemannnahm daran mit seiner MutterUrsula Bühnemann teil, mitder er dann Tell insgesamtacht Mal spielte. „Drei Vorstel-lungen auf der Waldbühnewaren mit 8000 Zuschauernausverkauft“, weiß Bühne-mann noch heute. Heute ge-nießt Bühnemann das Lebeneines rüstigen Rentners. Er istverheiratet, hat einen Sohnund eine Tochter, die ihm vierEnkelkinder schenkten. (hjf)

NORTHEIM. Walter Bühne-mann war im Jahr 1955 13 Jah-re alt, als er auf der Freilicht-bühne am Gesundbrunnen inNortheim eine wichtige Rollespielte. Die des Walter Tell,Sohn des Wilhelm Tell, ausSchillers gleichnamigen Dra-ma. Der heute 67 Jahre alteWalter Bühnemann gehörteals Laiendarsteller der Spielge-meinschaft FreilichtbühneNiedersachsen an, die am 2.Februar 1954 gegründet wor-den war. Die Premiere des Wil-helm Tell fand vor 8000 Zu-schauern am 18. Juni 1955statt.

Bis heute hält Walter Büh-nemann die Erinnerungen andiese Aufführungen in einerkleinen grünen Plastikmappezusammengefasst in Ehren.

ErinnerungsmappeDie Mappe, enthält ein-

drucksvolle schwarzweiß-Fo-tographien, die Szenen undSchauspieler der Aufführungzeigen, sowie Zeitungsau-schnitte der HeimatzeitungNortheimer Neueste Nach-richten. Die „Serie 100 JahreNNN“ nahm Walter Bühne-mann zum Anlass, seine Erin-nerungsmappe erneut hervor-zuholen und der Heimatzei-tung im Jahr 2009 zu berich-ten, wie es damals war im Jahr1955, als die Waldbühne am

Mit dem Apfelauf dem KopfWalter Bühnemann spielte den Walter Tell

Der Schüler Walter Bühne-mann 1955: Als Walter Tell mitApfel auf dem Kopf. Repro: hjf

Landkreis Northeim Mittwoch, 22. April 2009

Page 20: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Landkreis Northeim Montag, 27. April 2009

AUFRUF

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Die bisher erschienenen Seitender Zeitreise 100 Jahre NNNstehen unterwww.hna.de/northeim.htmlzumDownload bereit.

Mehr auf www.hna.de

Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:„Wenn heute viele einst at-traktive Mietwohnungen inder Stadt Northeim leer ste-hen, erinnert sich kaumnoch jemand an die unvor-stellbareWohnungsnot inder Stadt in der Nachkriegs-zeit, die viele Menschen inElendsquartiere trieb. BisMitte der 1970-er Jahre gabes einen Mangel an bezahl-barenWohungen in Nort-heim.“

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1959 bis 1961

Deutschlandund die WeltCastro an der MachtHAVANNA.Mit der Flucht vonFulgencio Batista, dem diktato-risch regierenden Präsidentenvon Kuba, übernehmen die Re-bellen unter der Leitung von Fi-del Castro am1. Januar 1959 dieMacht in Kuba.

Lübkewird PräsidentBONN. Erst im zweitenWahl-gang wird der bisherige Land-wirtschaftsminister HeinrichLübke, der Kandidat der CDU/CSU-Fraktion, am 1. Juli 1959 inder Bundesversammlung zumneuen Bundespräsidenten ge-wählt.

Hary läuft 10,0ZÜRICH. Beim Leichtathletik-sportfest in Zürich läuft derDeutsche Armin Hary am21. Juni 1960mit 10,0 Sekun-den über 100 Meter einenWelt-rekord.

Neue AtommachtParis. Mit der Explosion der ers-ten Plutoniumbombe in der Sa-hara ist Frankreich am 13. Febru-ar 1960 in den Kreis der Atom-mächte (USA, UdSSR, Großbri-tannien) eingetreten.

Olympische SpieleROM. Bei den 17. OlympischenSommerspielen, die am 25. Au-gust 1960 in Rom eröffnet wer-den, erringen die Sportlerinnenund Sportler einer Gesamtdeut-schen Mannschaft 12 Gold-, 19Silber- und 11 Bronzemedaillen.

Mauerbau beginntBERLIN. Der Ostsektor von Ber-lin wird 13. August 1961mit Sta-cheldraht, Sperrzäunen und ei-nem Großaufgebot von Volks-polizei abgeriegelt.

Verluste für die CDUBONN.Die CDU verliert bei derBundestagswahl am17. Septem-ber 1961 die absoluteMehrheit.(hjf)

Aus Stadtund KreisBrücke zur SiedlungNORTHEIM. Der Fußgänger-überweg über die Rhume zurSiedlung an der Einbecker Land-straße geht jetzt seiner Voll-endung entgegen, berichten dieNortheimer Neuesten Nachrich-ten am 2. Oktober 1959.

Schulbau beginntNORTHEIM. Am 3. Oktober1959 gab es für die NortheimerMittelschule ein bedeutsamesEreignis, heißtes inderNNN.DerGrundstein fürdenSchulneubauauf dem Platz zwischen der Bür-gerschule II unddemArbeitsamtwird gelegt. Der Platz trägt zur-zeit noch den Namen Kasernen-anger.

Polizei im RathausNORTHEIM.Mit dem Umzugder Northeimer Stadtverwal-tung in das neue Rathaus wurdeder Weg frei für die zentrale Zu-sammenfassung aller Northei-mer Polizeidienststellen im ehe-maligen Rathaus am Enten-markt. Das berichtet die NNNam 1. Dezember 1959.

Neue FlugzeughalleNIENHAGEN. Die weltbekann-te Sport- und VersuchsfliegerinHannaReitschwird lautNNNam23. April 1960 die auf derWeperentstandene Flugzeughalle aufden Namen „Wolf-Hirth-Halle“taufen und damit der Flugsporttreibenden Jugend der Luft-sportvereinigungWeper über-geben.

Angeln am KiesseeNORTHEIM. Etwa sieben Hekt-ar groß ist die in der geplantenNortheimer Seenplatte mitStrandsee bezeichnete Kiesgru-be, für die bereits ein auf 25 Jah-re laufender Pachtvertrag mitder Stadt Northeim besteht, be-richtete die NNN am 25. Mai1960. Dem AngelsportvereinNortheim sei es nun gelungen,das Gewässer für seine Mitglie-der als neuen Fanggrund durcheinenPachtvertragmit der StadtNortheim zu sichern.

Neue VolksbüchereiNORTHEIM.Mit einer Feier-stunde wurden am 22. August1961 die neuen Räume der städ-tischen Volksbücherei in der Al-tenWache am NortheimerMarkt ihrer Bestimmung über-geben. Die Volksbücherei ver-fügte über 3000 Bände.

KonservenindustrieNORTHEIM. Trotz der schlech-tenWitterung sei die Konser-venindustrie in der Stadt Nort-heim auch im Jahr 1961 noch ei-nigermaßen gut bedient wor-den, denn sie habe den Löwen-anteil von dem im NortheimerKreisgebiet auf einer Gesamtflä-che von 82,80 Hektar angebau-tenGemüse für sich in Anspruchgenommen, berichteten dieNortheimer Neuesten Nachrich-ten in ihrer Ausgabe vom28. Au-gust 1961. (hjf)

Die Prachtseite der Alten Kasernewar amKasernenanger, der weder Straße noch bebaut und daher auch nicht straßennamenreif war.Der Northeimer Heimatforscher Emil Jörns schchrieb: „Die Kaserne namensmäßig an das zu binden, was hinter ihr lag, hatte wenigSinn, solangedas noch „Hinter derKaserne“hieß. Als es denNamenArentsschildstraßebekam,blieb es docheinunausgebauterWeg inein Gartengebiet, der Straße nur deswegen hieß, weil da vier zivile und ein zivilisiertes Haus standen, die irgendeiner solchen zugeord-net werdenmussten.“ Das Foto zeigt die alten Kasernen, an deren Stelle heute das Northeimer Hallenbad steht. Foto: Stadtarc hiv Northeim/nh

Bedarf an Wohnungen errech-nete man auf insgesamnt7217. Der Fehlbestand wurde

mit 1827 Wohnungen angege-ben. Die NNN: „Zieht man au-

NORTHEIM. Die Unterbrin-gung von Obdachlosen inNortheim wird immer schlim-mer, beklagt die Heimatzei-tung Northeimer NeuesteNachrichten am 12. Oktober1959. Nicht weniger als41 rechtskräftig gewordeneRäumungsurteile warteten inder nächsten Zeit auf ihreVollstreckung. „Aber die StadtNortheim weiß keinen Rat,wo sie die Betroffenen unter-bringen soll“, heißt es in derNNN weiter.

Seit der Währungsreformseien in Northeim1590 Woh-nungen erstellt worden, teiltdie Stadtverwaltung mit. Den

Wohnungsnot Problem Nr. 11959: Die Unterbringung von Obdachlosen wird immer schwieriger

ßerdem in Betracht, dass 250Familien in unzulänglichenWohnungen und 50 Familienin ausgesprochenen Elends-quartieren hausen, dann kannman wohl behaupten, dass essich hier um das ProblemNr. 1in Northeim handelt.“

In der SackgasseDas Obdachlosenproblem

kommentiert die Heimatzei-tung mit den Worten: „Wiedem auch sei, unternommenwerden muss etwas auf die-sem Gebiet, sonst gerät dieStadt immer tiefer in die Sack-gasse.“ Die NNNweiß auch dieLösung: „Es müssen kleinste

und größere Wohnungen er-richtet werden, um auch eineAuflockerung in den beidenObdachlosenbaracken zu er-reichen.“

Unterkünfte überbelegtAuch diese Unterkünfte, die

für 70 000 D-Mark errichtetworden seien, seien ja überbe-legt. In den beiden Baracken -es handelt sich dabei um einemassive mit 16 Räumen von jeelf Quadratmetern und eineHolzbaracke mit 19 Räumenvon je 13 Quadratmetern -wohnten 29 Familien mit 108Personen und sieben Einzel-personen. (hjf)

75 Jahre Landkreis Northeim1960: Rückblick auf das Entstehungsjahr 1885NORTHEIM. „Der LandkreisNortheim konnte in diesen Ta-gen auf sein 75-jähriges Beste-hen zurückblicken. Am 1.April 1885 trat eine preußi-sche Verfassung in Kraft,durch die innerhalb der Pro-vinz Hannover die selbständi-gen Städte und die bis dahinbestehenden Ämter zu denSelbstverwaltungskörper-schaften der Landkreise zu-sammengeschlossen wurden.“

Das berichten die Northei-mer Neuesten Nachrichten

am 9. April 1960. Und weiterheißt es in der Heimatzeitung,für den lokalen Verwaltungs-aufbau in der NortheimerLandschaft bedeutete dieserVorgang den verwaltungsmä-ßigen Zusammenschluss desfrüheren Amtes Northeimund der damals selbständigenStädte Northeim und Morin-gen sowie der vorher zumAmt Osterode gehörenden Ge-meinden des früheren AmtesKatlenburg.

Der ursprüngliche Kreis Us-

lar, der vom 1. April 1885 biszum 30. September 1932 be-standen habe, sei, so die NNN,aus dem Gebiet des ehemali-gen Amtes Uslar ohne jedeVeränderung geschaffen wor-den.

Die Zusammenfassung derbeiden Landkreise Northeimund Uslar sei durch die sichbereits nach dem 1. Weltkriegabzeichnende Notwendigkeitder Schaffung größerer Ver-waltungsbezirke ausgelöstworden. (hjf)

Die Anfänge der motorisierten Northeimer Verkehrspolizei liegen in der Kaserne. Die Bezeichnung„Mot“ ist älteren Ursprungs. Bereits in der Weimarer Zeit gab es motorisierte Verkehrsbereitschaf-ten. Die Mot war für jedermann durch ihr weißes Koppelzeug erkennbar. Sie war ausgerüstet mitMercedes-Streifenwagen und BMW-V8. Das Bild entstand in den 1950-er Jahren während des Be-suchs des Kommandeurs aus Hildesheim . Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

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Page 21: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Landkreis NortheimDonnerstag, 30. April 2009

Lesererinnerungen zur Serie 100 Jahre NNN

Landpartie im Jahr 1934 nach Denkershausen: Das Bild zeigt die Klasse von Anny Nolte (6. von links )mit ihrenMitschülerinnen aus derNortheimer Richenzaschule. Foto: Privat/nh

weil er mit Juden verkehrte.Beispielsweise mit SimonGoldschmidt, der im selbenHaus einen Schuhladen be-trieb. Oder mit Blumbaum,dem letzten Northeimer Ju-den, der am Münster lebteund der sich bei Anny LehrsVater über seinen uneheli-chen Sohn ausweinte, der beiden Northeimer Nazis einesteile Karriere gemacht hatte.Blumbaum wurde ebenso wieGoldschmidt deportiert. Siestarben in NS-Konzentrations-lagern.

Großvater Nolte warKürschnermeister im HausMarkt 6. Sein bedeutensterAuftrag: Er nähte Mützen fürdie Hannoverschen Gardekü-rassiere. Das ging gut bis zumJahr 1866. Dann ging es im Kö-nigreich Hannover wirtschaft-lich steil bergab und mit demMützennähen war Schluss.Den Stoffrest bewahrte der

Großvater als Andenken anbessere Zeiten in einem Ta-bakskasten auf. Er starb 1905und der Stoffschatz geriet inVergessenheit. Erst Jahrzehn-te später wurde er wiederent-deckt und ins Heimatmuseumgebracht. Dort sei Museums-leiter Hartmut von Hindtehoch erfreut gewesen, erzähltAnny Lehr, weil er den histori-schen Originalstoff gut zurAufarbeitung alter Uniformenverwenden konnte.

Während ihrer Schulzeitbesuchte Anny Lehr zunächstdie Bürgerschule 1 in Nort-heim, 1932 wechselte sie zurRichenzaschule, die sie mitder mittleren Reife verließ.Nach dem obligatorischenPflichtjahr arbeitete sie ab Ok-tober 1938 im Labor der Abtei-lung Hochgeschwindigkeitder Aerodynamischen Ver-suchsanstalt in Göttingen.Ihre Arbeit war so geheim,dass sie noch heute die Stim-me zu einem Flüstern senkt,wenn sie darüber spricht:„Wir nannten sie nur die Fle-dermäuse, aber das war nurein Deckname für die V-Waf-fen, die wir testeten.“

Zu den streng geheimenTestobjekten gehörte aucheine Forschungsrakete, die al-

VON HANS J . F I S S E L E R

NORTHEIM.Das Haus Markt 6in Northeim befindet sich seit1689 im Familienbesitz derNoltes. Anny Lehr ist stolz aufihre Herkunft und auf ihreHeimatstadt Northeim: „Werzu den alten Familien in die-ser Stadt zählt, der fragt nicht,ob man miteinander verwandtist, sondern wie man ver-wandt ist.“

Heute lebt Anny Lehr, de-ren Mann Wilhelm schon vorJahren gestorben ist, in einemHaus in der Wilhelmstraße,das sich einst der berühmteNortheimer Oberförster Wie-ters erbaute. 1971 kam das Ge-bäude in den Besitz der Fami-lie Lehr.

Die Kindheit hat Anny Lehram Markt verlebt. Als Nachba-rin der angesehenen Verleger-familie Hahnwald, mit der siegut befreundet war. Sie erin-nert sich noch sehr genau, werund wie bei der frühen NNNarbeitete und dass die Heimat-zeitung ein Nachmittagsblattwar, das ab 15 Uhr ausgeliefertwurde.

FamilientraditionVater und Großvater Nolte

legten stets Wert auf die Fami-lientradition. Und so sind der87-jährigen Rentnerin diewichtigsten Daten ihres El-ternhauses stets parat: 1892und 1992 brannte es im Haus.1970 kaufte der Vater, der vonBeruf Uhrmacher war undsein Geschäft im Haus Markt 6betrieb, das Haus Markt 7 hin-zu. In der Nazi-Zeit stand ihrVater auf der Liste der „poli-tisch Unzuverlässigen“. Nicht,weil er als „alter Welfe“ stetsein Königstreuer war, sondern

Raketenpläne im KellerAnny Nolte: Kinder- und Jugendjahre am Markt in Northeim verlebt

lerdings über ein Modellstadi-um nicht hinaus kam. Alsamerikanische Truppen am 8.April 1945 vor Göttingen stan-den, packte ihr Professor diegeheimen Raketenunterlagenin einen Koffer und beauftrag-te Anny Lehr, den Koffer imKeller des Elternhauses inNortheim zu verstecken. Dastat sie auch.

Der Tod des NachbarnAuf die US-Soldaten war sie

nicht gut zu sprechen. Als dieam 10. April 1945 in Northeimeinmarschierten, erlitt einNachbar vor Angst einen Herz-infarkt. Anny Lehr lief zum La-

zarett, um einen Arzt zu ho-len, doch der konnte nur nochden Tod des Nachbarn feststel-len. „Als dann die Amis überMünster und Breite Straßenach Northeim einmarschier-ten, bin ich nicht wie andereNortheimer dahin gerannt,um zu jubeln.“

Im August 1945 kam derGöttinger Professor nach Nort-heim, um den Koffer mit dengeheimen Rakenunterlagenbei ihr abzuholen. Anny Lehr:„Mit diesen geheimen Unterla-gen ist der Professor dannnach Amerika gegangen.“Mehr auf www.hna.de/nort-

heim.html

Anny Lehr, geborene Nolte, verlebte Kindheit und Jugend im el-terlichen Haus amMarkt 6 in Northeim. Foto: Fisseler

Anny Lehr mit Ehemann Wilhelm im Jahr 1958 bei der Taufe vonSohnWilhelmmit Tochter Renate. Foto: Privat/nh

Das ThemaAmMarkt 6 in Northeimsteht das Elternhaus vonAnny Lehr, eine gebore-ne Nolte. Die heute 87Jahre alte Dame sprühtnur sovorTemperament,wenn sie über ihre Zeitals Kind, als Schülerinund als junge Frau er-zählt.

Die Familie Zeppin in den 1940-er Jahren: HintenManfred Zeppinmit Schwester Ruth. Davor die Eltern Elli undWilhelm Zeppin.

ihn zu Weihnachten 1945 be-suchte und feststellte: „Junge,das Essen, was du hier be-kommst, kann ich dir nichtbieten.“ Die Mutter ging zu-rück in den Osten nach Schra-plau, Sohn Manfred blieb imWesten in Wachenhausen.

Erst 1952 fand er bei Lin-hoff in Northeim eine Anstel-lung als Schlosser. Er arbeitetesich hoch bis zum Schlosser-Kolonnenführer. 1953 heirate-te er und gründete eine Fami-lie mit Sohn und Tochter. InKatlenburg baute sich die Fa-milie ein Haus, in das sie 1962einzog.

Von seinem Vater Wilhelm,der 1890 geboren wurde, sinddem Sohn nur wenige Erinne-rungsstücke geblieben: Einpaar alte Fotos und eben derWehrpass, der beweist, dassder Vater seinen Wehrdienstvon 1911 bis 1913 bei der 7.Kompanie des Infanterie-Regi-mentes Graf Schwerin ableis-tete.

Doch kaum waren die dreiJahre Wehrdienst vorüber,wurde Wilhelm Zeppin als Un-teroffizier am 3. August 1914eingezogen, um im Weltkriegzu kämpfen. Er überlebte alldie fürchterlichen Schlachten,wurde nur einmal leicht ver-wundet und kam am 24. Fe-bruar 1919 zurück ins heimat-liche Schraplau, um dort eineFamilie zu gründen.(hjf)

KATLENBURG. Manfred Zep-pin und sein Vater Wilhelmhaben zwei Weltkriege über-lebt. Wilhelm Zeppin kämpftevier Jahre lang auf den berüch-tigten Schlachtfeldern in Bel-gien und Frankreich währenddes 1. Weltkrieges, sein SohnManfred wurde im September1944 als 17-Jähriger zur Mari-ne-Infanterie eingezogen undkämpfte in den letzten Kriegs-wochen im März 1945 in Bre-men gegen die Amerikaner.

„Von vier Kompanien, jede150 Mann stark, die sich imMärz 1945 in Bremen denAmerikanern zum Kampfstellten, war zum Schluss nurnoch eine übrig geblieben.Der Rest war gefallen.“ Man-fred Zeppin war einer von ih-nen. Der 82-Jährige wird sei-nen kurzen, aber blutigenKriegseinsatz nie vergessen.Der aus Schraplau in Sachsen-Anhalt stammende ehemaligeMaschinenschlosser hat nachdem Krieg in Katlenburg eineneue Heimat gefunden. Dergeschichtliche Rückblick derHeimatzeitung „100 JahreNNN“ hat die Erinnerung andie schwere Zeit wieder leben-dig werden lassen. Und er hatden alten Wehrpass seines Va-ter wieder einmal hervorge-holt, in dem fein säuberlich indeutscher Handschrift all dieSchlachten mit Ort und Da-tum aufgezeichnet sind, die ermitkämpfte.

Sohn Manfred geriet 1945bald in amerikanische Kriegs-gefangenschaft. Doch noch imSommer 1945 wurde das Lageraufgelöst. Die aus der Ostzonestammenden Soldaten wur-den in einem Sammeltrans-port den Russen übergeben.Manfred Zeppin und zwei sei-ner Freunde gaben Northeimals Heimatort an und wurdenauf Lastwagen von Bremerha-ven nach Südniedersachsentransportiert. Er erinnert sich:„Es war Nacht, als wir in Nort-heim ankamen. Unterge-bracht wurden wir in einerScheune des Klostergutes mit-ten in der Stadt.“

Weil er sich im Umgang mitPferden auskannte, fand ereine Anstellung auf einem Hofin Wachenhausen. Dort blieber sechs Jahre. Nicht zuletztauf Anraten seiner Mutter, die

Weltkriege prägtendie Familie ZeppinIn Katlenburg neue Heimat gefunden

Manfred Zeppin mit demWehrpass seines Vaters. Foto: hjf

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Page 22: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Landkreis Northeim Montag, 4. Mai 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1962 bis 1964

Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:„ImRückblick hat es denAn-schein, die Verkehrsplanerim Northeimer Rathauskönnten die schnell an-wachsende Verkehrsflut inder Northeimer InnenstadtMitte der 1960-er Jahreglatt verschlafenhaben. Erstder Bau der Osttangente,der Trog mit der Westtan-gente und und letztlich diewestliche Umgehungsstra-ße leiteten einen Teil derAutoflut um Northeim he-rum.“

Die bisher erschienenen Seitender Zeitreise 100 Jahre NNNstehen unterwww.hna.de/northeim.htmlzumDowwnload bereit.

Mehr auf www.hna.de

AUFRUF

Gesucht: IhreErinnerungenWir interessierenunsauchfür Ihre Erinnerungen, dieSie mit den NNN verbin-den: persönliche Erlebnis-se oder Ereignisse in derRegion?Glücksmomente?Schicksalsstunden?Schreiben Sie uns:Northeimer NeuesteNachrichtenIn der Fluth 2437154 Northeim,E-Mail [email protected],Fax an 055 51/ 65950

Deutschlandund die WeltAmerikaner im AllWASHINGTON.Mit der erfolg-reichen Erdumkreisung desamerikanischen AstronautenJohn H. Glenn am 20. Februar1961 können die USA in diesemBereich derWeltraumforschung- zumindest für kurze Zeit - mitder Sowjetunion gleichziehen.

FlutkatastropheHAMBURG. Die Flutkatastro-phe an der deutschen Nordsee-küste am 17. Februar 1962 for-dert in Schleswig-Holstein,Hamburg, Bremen und Nieder-sachsen mehr als 300 Tote.

Kuba-KriseHAVANNA. US-Präsident JohnF. Kennedy gibt am 22. Oktober1962 in einer FernsehanspracheMaßnahmen gegen die sowjeti-schenWaffenlieferungen nachKuba bekannt. Luftaufnahmenvon Raketenabschussbasen aufKuba werden veröffentlicht. DieKrise erreicht ihren Höhepunkt.

Ich bin ein BerlinerBERLIN. Am dritten Tag seinesBesuches in der Bundesrepubliktrifft US-Präsident Kennedy am26. Juni 1963 in Berlin ein undbeendet vor dem SchönebergerRathaus vor 400.000 Menscheneine Ansprache mit demdeutsch gesprochenen Satz „Ichbin ein Berliner“.

Kennedy ermordetDALLAS. US-Präsident John F.Kennedywird am22. November1963 Opfer eines Mordanschla-ges in Dallas.

Olympische SpieleTOKIO. Bei den 18. Olympi-schen Sommerspielen, die am10. Oktober 1964 eröffnet wer-den, erringen Sportlerinnen undSportler einer gesamtdeutschenMannschaft insgesamt 50 Me-daillen und rangieren in der Me-daillenwertung hinter den USAund der UdSSR auf Platz 3. (hjf)

Aus Stadtund KreisKinderdorfUSLAR.Der imSommer1961 inUslar gegründete Verein Albert-Schweitzer-Kinderdorf hat sichschnell entwickelt. Das berichte-te die NNN am3. April 1962 undfährt fort: „Ihm gehören zur Zeitetwa 5000 Mitglieder an, aberauch viele Männer und Frauenaus der Industrie und anderenBevölkerungskreisen habendurch Spenden dazu beigetra-gen, dass in relativ kurzer Zeit100 000 D-Mark zusammen ka-men“. Noch 1962 sollen zu-nächst fünf Häuser des Albert-Schweitzer-Familiendorfes fer-tiggestellt werden.

Gegen AtomwaffenNORTHEIM.Der Tag der Arbeithat in jedem Jahr dem Frohsinn,aber auch dem Ernst gegolten,kommentiert dieNNNam2.Mai1962. Die Maifeier des Jahres1962 habe der DGB unter die Lo-sung gestellt: „Nicht Atomwaf-fen, nicht Völkermord, sondernAbrüstung und Völkerfrieden.“Das viertägige Volksfest auf demMühlenanger besuchten mehrals 20 000 Menschen.

AllerletzteWehrBERWARTSHAUSEN. Als aller-letzte Freiwillige Feuerwehr imLandkreis Northeim wurde am28. September 1963dieWehr inBerwartshausen gegründet. Estraten22AktivederneuenWehrbei. Ortsbrandmeister wurdeWerner Haupt. Mit der neuenFreiwilligen Feuerwehr hat jetztjede der 80Gemeinden im Land-kreis Northeim eine eigeneWehr, berichtete die NNN am 3.Oktober 1963.

Kies wird aufbereitetNORTHEIM. Der Stadtpla-nungs- und Bauausschuss Nort-heim prüfte jetzt an Ort undStelle die Möglichkeiten der Ein-richtung einer Kiesaufberei-tungsanlage an der Südseite dernach Hollenstedt führendenStraße. Das berichtete die NNNam 29. November 1963.

LeineregulierungNORTHEIM. Seit der Gründungdes Leineverbandes sind für dasriesige Projekt der Leineregulie-rung insgesamt 12 Millionen D-Mark ausgegeben worden, be-richtet die Heimatzeitung am21. Dezember 1963. Die endgül-tige Regulierung der Leine wer-de jedoch noch viele Jahre in An-spruch nehmen. Die Gesamtflä-che für das Polderbecken beiSalzderhelden beträgt 4000Morgen.

Neues ZentrumNORTHEIM. Auf einem über4000 Quadratmeter großen Ge-lände oberhalb der ehemaligenZiegelei wird das neue Gemein-dezentrum der evangelischenKirche im Süden Northeims er-stehen.Wie die NNN am 3. April1964 berichtet, wird das Gründ-stück begrenzt von der Eichstät-te, der Teichstraße, der Tonkuh-le und Vogts Teich. (hjf)

kehrspolizist am Markt nichtmöglich, den Kraftfahrzeugen

ihren Weg freizumachen. Nurso wurde verhindert, dass hier

NORTHEIM. „Man brauchtwirklich keine Statistiken zulesen, um vorauszusagen,wann die Hauptverkehrsstra-ßen in Northeim gänzlich ver-stopft sein werden“, kommen-tiert die Heimatzeitung Nort-heimer Neueste Nachrichtenam 18. April 1964. Die tägli-chen Verkehrsspitzen alleinwürden schon genügen, umdie rapide Zunahme der Kraft-fahrzeuge festzustellen.

In dem NNN-Bericht heißtes weiter: „Der Osterverkehraber bildete ein besonders ein-dringliches Warnsignal, dennerstmals war es ohne Ver-

Generalverkehrsplan gefordert1964: Osterverkehr an der Mühlentorkreuzung drohte zusammenzubrechen

der Verkehr zusammenbrach,während am Mühlentor derMann im weißen Mantel undmit der Kelle ja schon zumtäglichen Bild gehört.“

Wichtige AutobahnDie Heimatzeitung fragt

sich und ihre Leser: „Was wür-de wohl in unserer Stadt ge-schehen, gäbe es keine Auto-bahn?“ Und wie oft habe manseinerzeit, als die Planungennoch nicht verwirklicht wa-ren, behauptet, Northeimwürde bald eine tote Stadtsein.

Aus alledem ergibt sich laut

NNN, dass für Northeim einGeneralverkehrsplan Voraus-setzung für jede Verkehrslen-kung ist: „Man kann nichtmehr vom grünen Tisch imRathaus allein entscheiden“,meint die Heimatzeitung undfährt fort:

Geduld bewiesen„Zuviel überörtliche Mo-

mente spielen mit, die mitden örtlichen koordiniert wer-den müssen. So gesehen ist esaber auch wahrscheinlichkein Nachteil, dass Northeimbisher Geduld bewiesen hat.“(hjf)

Erbaut 1962: Das erste viergeschossige Wohnhaus der Northei-merWohnungsbaugesellschaft. Foto: Fisseler

Nur eine Planungsskizze: Die 1962erdachte Ehrenhalle für gefalle-ne Soldaten der Kriege 1864 und 1914/18. Foto: Fisseler

Bezug auf gesundes Wohneneine wesentliche Verbesse-rung gebracht hat.“

Dieses als Laubenganghauserstellte 32-Familien-Wohn-haus enthält vier Wohnungenmit vier Zimmern, Küche, Badund Balkon von rund 78 Qua-dratmetern je Wohnung, achtWohnungen mit drei Zim-mern, dazu ebenfalls Küche,Bad und Balkom, 16 Wohnun-gen mit zwei Zimmern, Kü-che, Bad und Balkon undschließlich vier Einzimmer-Wohnungen mit Kochnischeund Bad. Die Durchschnitts-miete beträgt 1,90 D-Mark proQuadratmeter. (hjf)

NORTHEIM. Das erste vierge-schossige Wohnhaus der Nort-heimer Wohnungsbau-Gesell-schaft „Am Nordring Nr 9/11“ist in diesen Tagen bezogenworden. Das berichtet die Hei-matzeitung Northeimer Neu-este Nachrichten am 9. Mai1962.

Die Mieter kamen fast aus-schließlich aus Notunterkünf-ten, in denen sie bisher auf en-gem, ungesunden Wohnraumleben mussten. Die NNN:„Nunmehr bieten die Räumein dem neu erstellten Gebäu-de ihren Bewohnern Licht,Sonne und Luft, sodass dieUmstellung für alle Mieter in

Wohnhaus für32 Familien1962: Mieter kamen aus Notunterkünften

dem NNN-Bericht weiter. DenNamen der Gefallenen des 2.Weltkrieges müsse dann zu ei-nem späteren Zeitpunkt auchein würdiger Platz gegebenwerden, meinte der Denkmal-ausschuss.

BefragungDie Heimatzeitung

schreibt: „In ihrem Wollenverstärkt wurden die Initiato-ren durch eine Befragung derBevölkerung, bei der mehr als700 Personen angesprochenwurden, die ihre Zustimmungzum Bau einer Gedächtnisstät-te durch ihre Unterschrift be-kräftigten.“(hjf)

NORTHEIM. Sämtliche Nort-heimer Traditionsverbändebildeten im Mai 1962 einenDenkmalausschuss, um eineneue Gedächtnisstätte für diegefallenen Soldaten der Kriegevon 1864 bis 1914/18 zu schaf-fen, nachdem das Gefallenen-Ehrenmal vom Münsterplatzaus verkehrstechnischenGründen entfernt werdenmusste. Das berichtet die NNNam 24. Mai 1962.

Das neue Ehrenmal sollnach den Vorstellungen derTraditionsvereine künftig imalten Stadtmauer-Bollwerkauf dem Adolf-Hueg-Wall sei-nen Platz finden, heißt es in

Ehrenhalle fürGefallene geplant1962: Traditionsverbände bilden Ausschuss

Eingeschmolzen: Die Siegesgöttin Viktoria (links) wurde zu Beginn des 2.Weltkrieges eingeschmolzen. Anfang der 1960-er musste dasübriggebliebene Ehrenmal für gefallene Soldaten der Kriege 1864 und 1914/18 aus verkehrstechnischen Gründen vom Münsterplatzverschwinden. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Page 23: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Landkreis Northeim Montag, 11. Mai 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1965 bis 1967

Deutschlandund die WeltAmis in VietnamSAIGON.Mit der Autorisierungfür US-Truppen zuOffensivaktio-nen in Vietnam durch PräsidentLyndon B. Johnson am 13. Juli1965 ist die Rolle der USA als Be-raterin in Südvietnam beendet.Die USA befinden sich mit125.000 Soldaten im Krieg mitNordvietnam

Alpentunnel eröffnetPARIS/ROM.Mit der Eröffnungdurch die StaatspräsidentenCharles de Gaulle (Frankreich)und Guiseppe Saragat (Italien)wird am 16. Juli 1965 nachsechsjähriger Bauzeit der Stra-ßentunnel durch den MontBlanc in Betrieb genommen. Erist mit 11,6 Kilometer der längs-te Straßentunnel der Welt.

EnglandWeltmeisterLONDON. England wird am 30.Juli 1966 Fußballweltmeister. ImEndspiel besiegt der GastgeberDeutschlandmit 4:2. Der Trefferzum 3:2 für England sorgt bisheute für Diskusionsstoff.

Krise um StarfighterBONN.Wegen der sich häufen-den Unglücke mit dem für dieBundesluftwaffe angeschafftenKampfflugzeug Starfighter - essind bereits 60 Maschinen desTyps abgestürzt - kommt es am25. August 1966 im Bundesver-teidigungsministerium zu einerschweren Krise, die mit demRücktritt hoher Offiziere endet.

Große KoalitionBONN. Nachdem Bundespräsi-dent Heinrich Lübke das Rück-trittsgesuch Ludwig Erhards am1. Dezember 1966 angenom-men hat, wird noch am Vormit-tag Kurt Georg Kiesinger vomBundestag zum neuen Bundes-kanzler gewählt. Er kann sicherstmals in der Geschichte derBundesrepublik auf eine Koaliti-onsmehrheit der beiden größ-ten Parteien CDU/CSU und SPDstützen. (hjf)

Aus Stadtund KreisEnde der BarackenKATLENBURG. Das Ende derBaracken an der Osteroder Stra-ße in Katlenburg ist abzusehen,berichtet die NNN am 3. April1965. In einem ersten neuenDoppelhaus sei bereits eine Sei-te von dem Friseurgeschäft En-gerer bezogen.

Bühne kostenlosNORTHEIM. Veranlasst durcheine offizielle Anfrage der Turn-gemeinde Northeim habe Stadt-direktorOttomitgeteilt, der Ver-waltungsausschuss habe ent-schieden, dass die Freilichtbüh-ne am Gesundbrunnen für Ver-anstaltungen von Vereinen undVerbänden kostenlos zur Verfü-gung gestellt werde. Das berich-tete die NNN am 13. Mai 1965.

880 StraßenlampenNORTHEIM.Mit 40 neuen Stra-ßenlaternen in der EinbeckerLandstraße inNortheimsoll dortfür eine bessere Ausleuchtunggesorgt werden, schreibt dieNNN am 2. Juli 1966. Weiterheißt es, im gesamten Stadtge-biet gebe es 840 weitere Lam-pen: „Es handelt sich insgesamtum fünf Kandelaber, zehn kunst-geschmiedete Kandelaber, 149Überspannungen, 165 Mastaus-leger, 541PilzleuchtenundzehnPeitschenmasten.“

Northeim badetNORTHEIM. Das Interesse anWannenbädern sei im Juni 1966in der städtischenWarmwasser-badeanstalt nicht so groß wie inden Vormonaten gewesen,heißt es in der NNN vom 19. Juli1966. Waren es imMai 1966noch 281 Northeimer, die einWannenbad wünschten, warenes im Juni 1966 nur 209.

Fichten statt ÄpfelBERKA.DerGemeinderat Berkabeschloss, den Lauseklimp auf-zuforsten. Wie die NNN am 29.August 1966 berichtet, handeltes sich um ein Gelände von fünfMorgen, auf dem zurzeit nochabgängige Apfelbäume stehen.Nach forstlicher Beratung istvorgesehen, hier Fichten anzu-pflanzen.

Tier-AnnahmestelleNORTHEIM. Auf dem Geländedes neuen städtischen BauhofesamMühlenanger wurde lautNNN vom 3. Oktober 1967mitdem Bau der Boxen für eineneue Tier-Annahmestelle be-gonnen. Dem Tierschutz werdedadurch die Arbeit außeror-dentlich erleichtert.

Rübensaft-WolkenNORTHEIM. Dass in der Zu-ckerfabrik Northeim die Rüben-kampagne begonnen habe,brauche an sich nicht besonderserwähntwerden,meint dieNNNam 5. Oktober 1967: „Der süßeDuft, der schon seit einigen Ta-gen über Northeim liegt, hat dasden Einwohnern schon längstverraten. (hjf)

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Die bisher erschienenen Seitender Zeitreise 100 Jahre NNNstehen unterwww.hna.de/northeim.htmlzumDowwnload bereit.

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Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:„Im Rückblick erscheint dasJahr 1967 für motorisierteWeihnachtseinkäufer eben-so wie für die NortheimerKaufmannschaft als Para-dies dermodernenmobilenGesellschaft: Überall in derNortheimer Innen- und Alt-stadt gab es zumeist kosten-freie Parkplätze. Autos do-minierten die Einkaufstadt.Der umweltbewussteWer-tewandel setzte erst vielspäter ein.“

Das Northeimer StadtzentrumMitte der 1950-er Jahre: ImMittelpunkt der alte Klosterhof. Hier entstanden später das City-Center Gra-fenhof und links der Kreishaus-Turm. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

kanntlich nicht auch auf ande-

re Städte in der Nachbarschaftzutrifft.“ Entgegen anderen

NORTHEIM. „Den Bemühun-gen der Northeimer Kauf-mannschaft ist es gelungen,bereits ab 4. November 1967für die Einkaufssonnabendein der Innenstadt soviel Park-plätze zur Verfügung zu stel-len, dass niemand zu befürch-ten braucht, sich auf der Su-che nach einem Abstellplatzfür seinen Wagen begeben zumüssen“: So berichtet die Hei-matzeitung Northeimer Neu-este Nachrichten am 2. No-vember 1967.

Die NNN kommentiert dasGeschehen: „Das ist eine er-freuliche Mitteilung, die be-

Stadt ohne Parkplatznot1967: Northeim präsentiert sich als einzigartiges Einkaufszentrum

Jahren stehe der Parkplatz aufdem Gelände des Klostergutesfür die Einkaufssonnabendenicht erst ab Dezember, son-dern schon ab dem 4. Novem-ber 1967 zur Verfügung.

Garantie für 300 AutosDie Heimatzeitung ver-

spricht: „Damit kann jedemBesucher in Northeims Innen-stadt ein Parkplatz garantiertwerden, denn mit dieser Maß-nahme ist bis zum Weih-nachtsfest sonnabends ein zu-sätzlicher Parkraum für weitüber 300 Fahrzeuge geschaf-fen worden.“

Mit diesem Hinweis würdenzugleich jetzt schon die Mög-lichkeiten deutlich, die demgeographisch und verkehrs-mäßig in jeder Beziehung zen-tral gelegenen Ort Northeimauch im Hinblick auf dieStadtkernplanung nach derAussiedlung des Klostergutesan die Hand gegeben seien.

Zum Schluss des NNN-Arti-kel heißt es: „Man möchte hof-fen, dass diese Tatsache beiden Beratungen und Beschlüs-sen im Zusammenhang mitder Gebietsreform eine ent-sprechende Berücksichtigungfindet.“ (hjf)

Albrecht der Fette dem Klosterdie Anlage des Mühlenkanalsund die Verlegung der Mühlean ihre jetzige Stelle bewilligt.Als die Hamburger Firma dieMühle 1865 erwarb, legte dieneue Besitzerin die alte Stifts-mühle völlig nieder. KeinStein und kein Pfahl blieb ste-hen. Statt ihrer wurde ein 44Mal 12,25 Meter großer undvier Stockwerke hoher massi-ver Backsteinbau errichtet.

Im Jahre 1878 wurde einneuer Speicher mit maschinel-len Einrichtungen für Lage-rung und Umarbeitung desGetreides gebaut. Neun Jahrespäter kam ein Mehllager hin-zu. (hjf)

NORTHEIM. Das Geburtsjahrder Northeimer Rhume-Mühlegeht nach alten Überlieferun-gen auf die Gründung derSiedlung Northeim vor fast900 Jahren zurück. Am 3. April1965 blickt die NNN 100 Jahrezurück in der Geschichte derMühle und berichtet: Am 3.April 1865 gründete eineHamburger Firma, nachdemsie die Mühle erworben hatte,eine Mühlen-Aktiengesell-schaft, die erste, die mit die-sem Schritt in Deutschland insLeben gerufen wurde.“

Weiter heißt es in demNNN-Bericht zur Geschichteder Mühle, durch Verfügungvom 4. April 1310 habe Herzog

Historische Mühle1965: Ein Geschichtlicher Rückblick

kommentiert: „Diese freund-schaftlichen Gesten vor demSpiel übertrugen sich auch aufdas anschließende Spielge-schehen, denn diese sonn-abendliche Begegnung dürftedas bislang fairste Treffen derbeiden Ortsrivalen gewesensein.“ Das Spiel endete mit 6:2Toren und 11:4 Ecken für SuS.

Weiter heißt es am 21. Juli1965 in der NNN: „Schiedrich-ter Rudolph aus Fuhrbach hat-te ein leichtes Amt. Die Zu-schauer sahen ein schnelles,gutes Spiel, in dem die sportli-chen Gesetze geachtet wur-den. Hinzu kam ein objektivesPublikum, das beiden Mann-schaften Beifall zollte. “(hjf)

NORTHEIM. „1200 Zuschauerwaren auf der Gustav-Wegner-Kampfbahn, als die Fußball-mannschaften von SuS Nort-heim und VfB Northeim vorder Haupttribüne Aufstellungnahmen. Grund war die Meis-terschaftsehrung für den neu-en Landesligisten SuS Nort-heim durch den Vertreter desNiedersächsischen Fußballver-bandes, Seidlinger“. Das be-richtete die NNN am 21. Juli1965.

Zur Meisterschaft von SuSNortheim und Vizemeister-schaft von VfB Northeim gra-tulierte anschließend Stadtdi-rektor Otto mit einem Ballge-schenk. Die Heimatzeitung

Meisterehre für SuS1965: 1200 jubeln neuem Landesligisten zu

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Im Beat-Club Hammenstedtspielen am Sonnabend „TheBlack Pools“. Beginn 19.00 Uhr.

Brennholz. Buche, Anmache-Fichte, liefert Tulowitzki, Holz-platz Sollingtor. (hjf)

Die Northeimer Rhumemühle: Das nicht datierte Foto stammt vermutlich aus den frühen 1960-erJahren. Links die Mühlentorkreuzung. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Page 24: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1968 bis 1970

Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:„Die Angst der Menschenim Leinetal vor verheeren-den Hochwassern ist so altwie die Besiedlung des Ur-stromtales. Die millionen-schweren Investitionen dervergangenen Jahrzehnte inDeiche und Polder habendie Sicherheit für die Talbe-wohner gewaltig erhöht.Aber den totalen Schutz voreinem Jahrhunderthoch-wasser wird es nie geben.“

Die bisher erschienenen Seitender Zeitreise 100 Jahre NNNstehen unterwww.hna.de/northeim.htmlzumDownload bereit.

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AUFRUF

Gesucht: IhreErinnerungenWir interessierenunsauchfür Ihre Erinnerungen, dieSie mit den NNN verbin-den: persönliche Erlebnis-se oder Ereignisse in derRegion?Glücksmomente?Schicksalsstunden?Schreiben Sie uns:Northeimer NeuesteNachrichtenIn der Fluth 2437154 Northeim,E-Mail [email protected],Fax an 055 51/ 65950

Aus Stadtund KreisSkilauf um denWieterNORTHEIM. Das herrlichenWinterwinter sei der Anlass fürdie Schüler-Mitverantwortungder Northeimer Realschule ge-wesen, zu einem Ski-Langlaufum denWieter einzuladen. LautNNN vom 15. Januar 1968 betei-ligten sich 80 Jungen undMäd-chen.

Weg freigegebenFREDELSLOH. DerWeg vonMoringenundNienhagenvorbeiam Forsthaus Fredelsloh, überden Kuckuck und den Fernseh-turm nach Delliehausen, der bis-her als Forstwirtschaftsweg fürden öffentlichen Verkehr ge-sperrtwar, ist nunmehr freigege-ben, berichtet die NNN am 29.Februar 1968. Die Höchstge-schwindigkeit ist auf 50 Stun-denkilometer begrenzt.

Mehr SchulanfängerNORTHEIM. Für die ersten Klas-sen der Volksschulen sind lautNNN vom11. April 1969 in Nort-heim für das am 1. August 1969beginnende neue Schuljahrmehr ABC-Schützen als 1968 an-gemeldetworden. Damals hatteman insgesamt 289, diesmalwerden es 317 sein.

ErdgaszeitalterNORTHEIM. Der genaue Be-ginn des Northeimer Erdgaszeit-alters steht laut NNN vom3.Mai1969 fest: Am 5. Mai 1969 wirdes erstmals in einem Teil des Lei-tungssystems der Stadt Nort-heim eingespeist.

Obstbäume blühenNORTHEIM.DreiWochenübernormal und fast sechsWochenspäter als 1968 haben die Bäu-me diesmal die weißen Fahnengehisst, berichtet die NNN am19. Mai 1969. Millionen undAbermillionenBlüten sitzen lautHeimatzeitung an den 149 087Obstbäumen im Kreis Northeim.

Neue OrtsteileNORTHEIM. „Heute werdenBeschlüsse und Gesetze wirk-sam, denen zufolge Hillerse undHöckelheim Ortsteile von Nort-heim werden“, berichtet dieNNN am 1. Juli 1970. Es werdeneue Ortstafeln geben, Nort-heim werde wachsen . Weiterheißt es: „Neue Mitbürger wer-den sich zu uns gesellen, die wirherzlich begrüßen.“

Schutt in FlammenNORTHEIM. Eine weithin sicht-bare große schwarze Rauchwol-ke habe über der NortheimerSüdstadt gestanden, berichtetdie NNN am 11. August 1970.Auf dem neuen Baugelände vonder ehemaligen Ziegelei Kerl seider letzte Aufräumschutt ver-brannt worden, ohne dass dieFeuerwehr habe eingreifen müs-sen. Weiter heißt es, währendschwarzeWolken in RichtungWieter zogen, seien die Maschi-nen fürdieerstenErdarbeiten imEinsatz gewesen. (hjf)

Deutschlandund die WeltZweiter HerzpatientKAPSTADT. Im Kapstadter Gro-te-Schuur-Hospital erhält der58-jährige Philip Blaiberg am 2.Januar 1968 vomOperations-team unter Leitung von Prof.Christiaan Barnard als zweiterMensch ein fremdes Herz einge-setzt. Blaiberg erholt sich gutund nährt die Hoffnung, dass erdiesen Eingriff überlebt.

Gold für DeutscheGRENOBLE. Erstmals gehen beiolympischen Spielen zwei deut-scheMannschaften anden Start.Die10.Winterspiele inGrenobleenden am 18. Februar 1968mitzwei bundesrepublikanischenOlympiasiegern: Franz Keller ge-winnt Gold in der NordischenKombination, Erhard Keller imEisschnelllauf über 500 Meter.

Notstands-ProtesteBONN. Deutsche Studentenprotestieren am 11. Mai 1968gegen die beabsichtigte Verab-schiedung einer Notstandsver-fassung, in der viele Gegner eineBedrohung demokratischerGrundrechte sehen.

Mann auf demMondWASHINGTON. Der US-Astro-naut Neil A. Armstrong betrittam 21. Juli 1969 als ersterMensch den Mond und erklärt:„Ein kleiner Schritt für mich, eingroßer für die Menschheit.“

Brandt wird KanzlerBONN.DerBundestagwähltam21. Oktober 1969mit dem frü-heren Regierenden Bürgermeis-ter von Berlin, Willy Brandt, erst-mals einen Sozialdemokratenzum Bundeskanzler.

Treffen in KasselKASSEL.Das in Erfurt vereinbar-te zweite gesamtdeutsche Tref-fen zwischen BundeskanzlerBrandt und DDR-Ministerpräsi-dent Willi Stoph findet am 21.Mai 1970 in Kassel statt. Der in-nerdeutsche Dialog kommtnicht entscheidend weiter. (hjf)

Jahrhunderthochwasser im Jahr 1925: Die Rhume überflutet die Northeimer Rückingsallee und denMühlenanger. Auch in den folgen-den Jahrzehntenmüssen die Menschenmit der Angst vor demHochwasser leben. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

bis vor die Tore Northeims,weil nach ihrer Ansicht des

Übels Wurzel oben im Harzangepackt werden müsse.

Eine ins Auge gefasste obereSiebertalsperre mit 22 Millio-

NORTHEIM. Noch nie sei derWunsch nach einer möglichstraschen Behebung der Hoch-wassergefahren im Leinetal solaut zum Ausdruck gebrachtworden wie in den vergange-nen Wochen und Monaten,berichtet die HeimatzeitungNortheimer Neueste Nach-richten am 14. Februar 1968.

Offene Kritik wird von denUnterliegern geübt, die be-fürchten, der Leineverbandhabe die bisher verbauten Mil-lionen für den Hochwasser-schutz nicht am richtigenPlatz verwendet. Die Unterlie-ger glauben laut NNN nichtmehr an das Allheilmittel desPolderbaus von Salzderhelden

Schutz vor dem Wasser1968: Polder bei Salzderhelden wird von Unterliegern nicht als Allheilmittel gesehen

nen Kubikmetern Fassungs-vermögen und eine Erweite-rung des Stauraumes derOkertalsperre seien in derLage, der Sösetalsperre jeder-zeit jede erforderliche Wasser-menge für Trink- und Ge-brauchswasser zuzuführen.Die Sösetalsperre könnte da-mit mindestens 50 Prozent ih-res Fassungsraumes demHochwasserschutz dienen.

Gutachter verlangtBei ihrem Einspruch gegen

den geplanten Polderbau ha-ben nach NNN-Darstellungzahlreiche Einwohner aus Sül-beck gefordert, einen interna-tional anerkannten Sachver-

ständigen gutachtlich zu hö-ren.

In einer Denkschrift der Un-terlieger heißt es: „In den frü-heren Jahrzehnten wurden anmehreren Stellen der LeineTeilausbaumaßnahmendurchgeführt. Sie waren alleauf einen örtlich begrenztenVorteil abgestimmt. Die Nach-teile für die Unterlieger, diesich daraus ergaben, wurdenkaum beachtet. Es muss aberangestrebt werden, dass alleden gleichen Nutzen und diegleiche Sicherheit haben. Diesist nur dann zu erreichen,wenn der gesamte Flusslaufnach einem einheitlichenPlan ausgebaut wird.“(hjf)

nur in Umrissen und mit Vor-behalt geben.

Die Heimatzeitung berich-tet weiter: „Erstmals hörteman dann von offizieller Sei-te, dass die Bebauung des Ge-ländes im Stadtkernbereich,das rund 30.000 Quadratmetergroß ist, durch eine Osnabrü-cker Bauträgergesellschaft er-folgen soll.“ Unter anderemseien für den Stadtkernbe-reich die Errichtung einerKongresshalle und eines Ver-waltungsgebäudes ebenso vor-gesehen wie Plätze für den ru-henden Verkehr, für Einzel-handelsgeschäfte und für einGroß-Kaufhaus. (hjf)

NORTHEIM. „Jeder Northei-mer Bürger sollte in der Stadtseinen Arbeitsplatz haben“:Mit diesem Satz kennzeichne-te Stadtdirektor Dr. Horst Pil-grim laut NNN vom 23. April1969 die Zielsetzung aller be-reits angelaufenen oder nochanlaufenden wirtschaftlichenFörderungsmaßnahmen.

Fragen Northeimer Ent-wicklungschancen in dernächsten Zeit wurden wäh-rend eines kommunalpoliti-schen Informationsabends derNortheimer Kolpingsfamiliediskutiert. Dr. Pilgrimschränkte ein, er könne seinePrognosen selbstverständlich

Pläne für Stadtkern1969: Arbeitsplätze in Northeim

lich. Diese Versammlung fin-det am 22. April 1969 im1910er Saalbau statt.“

Am 23. April 1969 meldetedie Heimatzeitung den Voll-zug. Northeim hatte der Fusi-on ebenfalls ohne Gegenstim-me zugestimmt. Beide Werkein Northeim und Nörten-Har-denberg sollen mit voller Ka-pazität weiterarbeiten.

Im NNN-Bericht heißt esweiter: „Die tägliche Rüben-verarbeitung beider Betriebeist etwa gleich groß. Die neugegründete Gesellschaft ist imweiten Umkreis das größteUnternehmen, das Zucker pro-duziert.“(hjf)

NORTHEIM. Auf einer außer-ordentlichen Gesellschafter-versammlung der Zuckerfa-brik zu Nörten entschiedensich alle anwesenden Gesell-schafter ohne Gegenstimmeoder Enthaltung für den vonder Verwaltung vorgeschlage-nen Fusion mit der Zuckerfa-brik Northeim mit Sitz inNortheim. Das berichtete dieNNN am 11. April 1969.

Weiter heißt es in dem Be-richt: „Zur Verwirklichungder Fusion beider Werke istjetzt noch die Zustimmungder außerordentlichen Gesell-schafterversammlung der Zu-ckerfabrik Northeim erforder-

Fusion beim Zucker1969: Größtes Unternehmen im Umkreis

InserateDieneuenKäfer treffen in Kürzebei uns ein. VW-Auto-DörgeNortheim.

Wander-, Berg-, Spazier- Kran-kenstöckemit Gummizwingen.W. Dittert, Breite Straße 48.

Northeimer Pils, das schmeckt,wo‘s läuft... Und wo läuft´s? ImMarkt 16. Dazu die beliebtenherzhaften Imbissspezialitäten.

Neue Tapeten in großer Aus-wahl vorrätig. Farben-Stössel,amMühlenanger 12a.

Bono-FleischgroßmarktmitBomben-Preisen. 1a Schweine-schnitzel3,98D-Mark, ThüringerRostbratwurst Stück ca. 100Gramm, 39 Pfennig.

Steinfelds Bauernstube, AmMünster/Ecke Untere Straße.SchlesischeundKrakauerWurst,auchzumMitnehmen.Korn0,40DM. (hjf) Die Northeimer Zuckerfabrik in den 1950-er Jahren: Der süße Duft der Zuckerwolken war überall in

der Stadt zu riechen. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Landkreis Northeim Dienstag, 19. Mai 2009

Page 25: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Landkreis NortheimMontag, 25. Mai 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1971 bis 1973

Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:„Es gibt Einrichtungen, dieheute als selbstverständli-che Daseinsvorsorge ange-sehen werden. Dazu gehörtein sicher funktionierendesRettungssystem fürNotfällealler Art. Auch in Zeitenklammer kommunaler Kas-sen. Hallenbäder sind dage-gen in manchen Gemein-den ein unerschwinglicherLuxus geworden.“

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AUFRUF

Gesucht: IhreErinnerungenWir interessierenunsauchfür Ihre Erinnerungen, dieSie mit den NNN verbin-den: persönliche Erlebnis-se oder Ereignisse in derRegion?Glücksmomente?Schicksalsstunden?Schreiben Sie uns:Northeimer NeuesteNachrichtenIn der Fluth 2437154 Northeim,E-Mail [email protected],Fax an 055 51/ 65950.

Deutschlandund die WeltTEE entgleistAITRANG. Der TEE „Bavaria“entgleist auf der Fahrt von Mün-chen nach Zürich am 9. Februar1971 in der Nähe des BahnhofesvonAitrangund stürzt um. IndieTrümmer fährt kurz danach einSchienenbus. Das Unglück for-dert 29 Menschenleben.

Honecker kommtBERLIN. Auf der 17. Tagung desZentralkomitees der SED in Ber-lin wird am 3. Mai 1971 nachdem altersbedingten RücktrittvonWalter Ulbricht mit ErichHonecker ein neuer Erster Sekre-tär gewählt.

Nobelpreis für BrandtOSLO. Das Nobelpreiskomiteedes norwegischen Parlamentsgibt bekannt, dass der Friedens-nobelpreis 1971 anBundeskanz-ler Willy Brandt verliehen wird.

Erfolgreicher KäferWOLFSBURG. Der VW-Käferwird das erfolgreichste Auto derWelt. Am 17. Februar 1972 läuftdas 15.007.634 Auto vom Band.Damit übertrifft der Käfer anStückzahl das bisher meistge-baute Auto der Welt, das be-rühmte Ford-Modell „T“.

Tragödie bei OlympiaMÜNCHEN. Die 20. Olympi-schenSommerspielewerdenam26. August 1972 in München er-öffnet. Am 5. September 1972zerstört ein mörderischer Über-fall arabischerTerroristenaufdieisraelische Olympiamannschaftdie heile olympischeWelt. 15Menschen sterben.

Fahrverbot für AutosDEN HAAG/BONN. Die Nie-derlandesinddieerstewestlicheIndustrienation die auf die Öl-knappheit nach dem Nahost-konflikt mit einem Fahrverbotfür Autos am 4. November 1973und an weiteren Sonntagen rea-giert. Die Bundesregierung er-lässt imNovember 1973 für dreiSonntage ein Fahrverbot.

Aus Stadtund KreisVITA-Mark eröffnetNORTHEIM. Der VITA-Verbrau-chermarkt öffnete am28. Januar1971 in der Göttinger Straße inNortheim seine Pforten, berich-tete die NNN am Tag darauf undverwies darauf, „dass damit un-sere Stadt um eine weitere at-traktive Einkaufsstätte berei-chert“ sei.

AltbauwohnungenNORTHEIM. Das Thema Alt-stadtsanierungwird inNortheimin den nächsten Monaten undJahren ständig an Aktualität ge-winnen, prophezeit die NNN am22. Februar 1971. Innerhalb desStadtgebiets beträgt der Anteilder vor 1900 gebautenWoh-nungen 24 Prozent des Gesamt-wohnungsbestandes.

Post-WerbestempelNORTHEIM. Auf Anregung desFremdenverkehrsvereins Nort-heimwurdenmitUnterstützungder Stadt ein Brief-Werbestem-pel angefertigt.Wie die NNN am4. Mai 1971 berichtete, werdenseitBeginndesMonatsMai1972alle von Northeim abgehendenBriefsendungenmit diesemWerbestempel versehen. Erzeigt den alten Brauereiturmund trägt den Slogan „Northeim- immer an IhremWege“.

Schülerzahlen steigenNORTHEIM. Zu Beginn des Mo-nats Juni 1972 wiesen die Nort-heimer Schulen laut NNN vom15. Juni 1972 folgende Schüler-zahlen auf: Corvinianum 618, Ri-chenza-Schule 650, Realschule648, Martin-Luther-Schule 781,Gerhard-Hauptmann-Schule585, Schule am Sultmer 260,Kardinal-Bertram-Schule 167.Das sind zusammen 3709 Schü-lerinnen und Schüler. Auf 3467hatte sich die Zahl im gleichenZeitraum 1971 belaufen.

Post-SelbstschutzNORTHEIM. Vor zehn Jahrensei damit begonnen worden, be-richtete die NNN 19. Juni 1972,in Northeim einen SelbstschutzderBundespost aufzubauen, derin der Zwischenzeit auch ent-sprechend ausgebildet und aus-gerüstet sei.

Neue O-StufeKALEFELD.Mit Beginn des neu-en Schuljahres ab August 1973wird in Kalefeld die Orientie-rungsstufe für den SchulbereichAltes AmtWesterhof eingeführt.Wie die NNN am 2. Juli 1973 be-richtete, übernimmt KonrektorPeter Bornhagen die Planungs-leitung der O-Stufe.

315 Plätze fehlenNORTHEIM. In Stadt und KreisNortheim fehlten 1973 315 Kin-dergarten-undSpielkreis-Plätze.Das berichtet die NNN am 3. Juli1973 und fährt fort, von dieserTatsache ausgehend habe dieSPD-Kreistagsfraktion mit derKreisverwaltung einen Kinderta-gesstätten-Entwicklungsplan er-arbeitet. (hjf)

Baustelle City-Center Grafenhof im Jahr 1972: Das Bild zeigt hinten links das Haus der Kreis-Sparkasse und hinten rechts den St-Blasien-Komplex. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Northeim ihr Angebot an at-traktiven Sportstätten.

Für 6,7 Millionen D-MarkRund 1500 Kubikmeter

kühles oder warmes Naß, jenach Wochentag füllen dieNortheimer Schwimmhalle.6,7 Millionen D-Mark hat dieStadt Northeim für den Bauaufgewendet. Die NNN kom-mentiert: „Das Resultat kannsich sehen lassen. Keine kalte,typische Schwimmhallenat-mosphäre, es herrschen fröh-liche Farben vor.

Stadtbaurat Adfried Welke-ner bezeichnete das Bad als„die regionale Sportstätte für

NORTHEIM. Die Freude überein wunderschönes Hallenbadin Northeim war groß, als Bür-germeister Hermann Teute-berg das Bad am 1. Oktober1973 als 245. niedersächsi-sches Hallenbad einweihte.Die Heimatzeitung Northei-mer Neueste Nachrichten be-richtete am folgenden Tag, inder Kreisstadt sei eineSchwimmhalle entstanden,die im Raum Niedersachsenzu den modernsten und bes-ten zähle.

Bürgermeister Teutebergbetonte, dieses Hallenbad stel-le ein echtes Volksbad dar. Da-mit vervollständige die Stadt

Freude über neues Hallenbad1973: Einweihung einer attraktiven Sportstätte gefeiert

Niedersachsen.“ Neben dem16,67 Mal 50 Meter großenSchwimmbecken sorgt ein Er-frischungsraum mit Blick insBad für Abwechslung und Un-

terhaltung. 300 Menschenkönnen sich laut NNN zur glei-chen Zeit im Bad aufhalten.Für die Wasseraufbereitungim Schwimmbad wird nichtChlor, sondern Ozon verwen-det.

Sauna als AttraktionDie Attraktion im Hallen-

bad ist nach Darstellung derHeimatzeitung eine Sauna miteinem Schwitzraum und zweiMassageräumen. Noch nichteingeplant sei für die Som-mermonate eine Liegewiese.Lediglich eine Grünfläche zurOstseite hin in Richtung Real-schule sei vorgesehen. (hjf)

seinen ständigen Platz erhal-ten. Die NNN berichtet weiter,mit dieser Einrichtung seieine Lösung gefunden, die derForderung nach möglichstschneller und fachkundigerBehandlung durch einen Arztam Ort der akuten Lebensge-fahr, worauf der Bürger einenAnspruch haben sollte, sehrnahe komme.

Der neue Rettungswagenkostet 40 000 D-Mark und istso ausgestattet, dass beispiels-weise bereits an einem Unfall-ort eine Notamputation oderandere Notoperationen ausge-führt werden können. (hjf)

NORTHEIM. Noch in dieserWoche gehe ein vom DRK-Kreisverband Northeim be-reits seit langem gehegterWunsch in Erfüllung, berich-tet die NNN am 25. April 1971.Wie der 1. Vorsitzende desDRK-Kreisverbandes, Dr. FritzLenkewitz, der Heimatzeitungbestätigte, wird in den nächs-ten Tagen der erste Rettungs-wagen in Northeim statio-niert.

Dieser Wagen, der für alleMenschen in Not zu jeder Ta-ges- und Nachtzeit zur Verfü-gung stehen wird, soll er beimDRK-Heim in der Teichstraße

Mobile Helfer1971: Erster Rettungswagen für DRK

einen steten Zuwachs der Ein-wohnerzahl zu verzeichnenhaben. Das geschehe aus eige-ner Kraft, aber in jüngster Zeitauch durch Eingemeindun-gen.

Zu Beginn des Jahres 1971zählt Hardegsen bereits über4000 Einwohner. Und die Hei-matzeitung stellt die Frage:„Wird sie schon im Jahr 1971die 5000-Grenze überschrei-ten können?“

Die Aussichten für ein wei-teres Wachsen seien gut. Mitweiteren Nachbargemeindenlaufen Gespräche über Zusam-menschlüsse. (hjf)

HARDEGSEN. StadtdirektorWerner Renner hielt am Jah-reswechsel Rückschau undAusblick für die Stadt Hardeg-sen und ihren Raum. Das be-richteten die Northeimer Neu-esten Nachrichten am 2. Janu-ar 1971 und fahren fort, dabeihabe er besonders herausge-stellt, dass die Stadt Hardeg-sen ständig weiter wachse undihre Bürger sich dem sinnvol-len Neuen keineswegs ver-schlössen.

Die Stadt Hardegsen, beton-te Stadtdirektor Renner, gehö-re zu den wenigen Kommu-nen im Zonenrandgebiet, die

Hardegsen wächst1971: Eingemeindungen angelaufen

Das alte Northeimer Kloster: Das Foto aus dem Jahr 1970 zeigt den Durchblick auf denMünster zumModehaus Denzler. Rechts das Kühnesche Haus. Alles wurde abgerissen. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Inserate...und abends in Steinfeld‘s Dis-kothek „Camaro-Club“. Nort-heimer Biere.

Remember - Diskothek, Tanz-bar, Moringen, Neue Straße 5.

Kirschenpflücker gesucht. Vor-stellung erbeten nach 19 Uhr.PICK, Moringen, Wasserstra-ße 13.

Wir bauen unseren Betriebweiter aus. Darum verstärkenwir unsere Stamm-Mannschaft.Zum sofortigen Eintritt suchenwir inWechselschicht Schriftset-zer, Maschinensetzer für dieHerstellung unserer Zeitungs-ausgaben und für die Akzidenz-setzerei. Northeimer NeuesteNachrichten, Paul Dierichs KG &Co.Nachfolgerin der Buchdru-ckerei Paul Hahnwald. (hjf)

Page 26: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1974 bis 1976

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Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:„Dampflokomotiven ver-schwinden, Sozialstationenkommen: Die Entwicklungder modernen Zeit nimmtihren Lauf. Eisenbahnfreun-de dürfen auch heute beimAnblick vonNostalgiezügenins Schwärmen geraten, dieSozialstationenkonntendiein sie gesetzten Erwartun-gen kaum erfüllen.“

Deutschlandund die WeltBrandt tritt zurückBONN. Bundeskanzler WillyBrandt tritt vom Amt des Regie-rungschefs am 6. Mai 1974 zu-rück. Im Schreiben an den Bun-despräsidenten erklärt er: „Ichübernehme die politische Ver-antwortung für Fahrlässigkeitenim Zusammenhangmit derAgentenaffäre Gulliaume.“

FußballweltmeisterMÜNCHEN.Mit einem2:1-Siegüber Holland wird Deutschlandam7. Juli 1974 zum zweitenMalFußballweltmeister.

Nixon stürztWASHINGTON.RichardNixon,der 37. Präsident der Vereinig-ten Staaten, gibt in einer Fern-sehansprache am 8. August1974 seinen Rücktritt bekannt.Grund ist die Watergate-Affäre.

Meinhof-ProzessSTUTTGART. Unter strengenSicherheitsvorkehrungen, wiesie die Bundesrepublik bishernicht gekannt hat, beginnt am21. Mai 1975 in Stuttgart-Stammheim der Prozess gegendie Baader-Meinhof-Gruppe.

Feuer in der HeideGIFHORN. Eine Feuerkatastro-phe riesigen Ausmaßes trifft dienorddeutsche Heide. Bei Gif-hornbreiten sich Flächenbrändeaus, bei denen am 9. August1975 sechs Menschen ihr Lebenverlieren.

Albrecht gewähltHANNOVER. Überraschendwird am 15. Januar 1976 in Han-nover der CDU-Kandidat ErnstAlbrechtzumniedersächsischenMinisterpräsidenten gewählt. Ertritt dieNachfolge vonAlfredKu-bel (SPD) an.

DruckerstreikFRANKFURT.DieGewerkschaftDruck und Papier ruft am 28.April 1976 nach einer Urabstim-mung zum Streik auf. Zwei Wo-chenmüssen die Bundesbürgerimmer wieder auf ihre gewohn-te Tageszeitung verzichten. (hjf)

Aus Stadtund Kreis5631 SchulpendlerNORTHEIM. Im Kreis Northeimlegen täglich 5631 Mädchenund Jungen denWeg von der el-terlichenWohnung zur Schulemit dem Bus zurück. Das berich-tet die NNN am 1. März 1974.

SeniorenratNORTHEIM. In einer Mitglie-derversammlung des Northei-mer Vereins Altenzentrumwirdbeschlossen, mit dem Aufbau ei-nes Seniorenrates zu beginnen.Wie die Northeimer NeuestenNachrichten am 30. März 1974berichten, sollen dem Rat Ver-treter der politischen Parteien,des DGB, der Handwerker-In-nungen, der Beamten, der Le-bensabendbewegung und derkirchlichen Altenkreise angehö-ren.

Zone auf ProbeEINBECK. Der Rat der Stadt Ein-beck einigte sich laut NNN vom25. April 1974 über die probe-weise Einführung einer Fußgän-gerzone im Bereich des Einbe-cker Marktplatzes.

Hohe SchuldenlastNORTHEIM. Die Schuldenlastder Stadt Northeim beträgt1975 zum Jahresende 41,485Millionen D-Mark. Das erklärtelaut NNN vom 1. November1975 Stadtkämmerer RudolfRöhrl vor dem Finanzausschussdes Northeimer Rates.

Denkmal für KinderNORTHEIM. Ein Denkmal fürKinder hat die Stadt Northeimnach denWorten von Bürger-meisterHermannTeutebergmitdem Bau des Kindergartens ander Northeimer Ostpreußen-straße gesetzt. Das berichtet dieNNN nach der Einweihung desHauses am 8. November 1975.Geplant wurde das Haus vomNortheimer Architekten RudolfRiedel.

WachablösungNORTHEIM.Wachablösungbeider KreishandwerkerschaftNortheim: Neuer Kreishand-werksmeister wird laut NNNvom 17. November 1975 Fried-richDuve, zumneuenGeschäfts-führer wird Jürgen Linne ge-wählt.

BriefmarkenschauNORTHEIM.Mehr als 2000 Be-sucher - Experten und Laien - ka-men zur SüdhannoverschenBriefmarkenausstellung (SÜHA-BRA 76) in die Hallen der Nort-heimer Bürgerschützengesell-schaft. Wie die NNN am 4. Mai1976 berichtete, war dies diegrößte Briefmarkenausstellungdes Jahres im Lande Niedersach-sen.

Brücke amMühlentorNORTHEIM. Der Rat der StadtNortheim entschied sich für denBau einer Brücke über den Rhu-mekanal. Das teilte die NNN am13. Mai 1976mit. (hjf)

Schwarzer Riese unter Volldampf: In Northeim ging die Dampflok-Ära im Jahr 1976 zu Ende. Das nicht datierte Bild entstand am Bahn-übergang an der Northeimer Kanalstraße aus Richtung Fluth. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

den. In der NNN heißt es wei-ter: „Wenige Zuschauer nah-men am Sonntagmorgen ge-

NORTHEIM. Ein Pfeifkonzertaus alten Dampfpfeifen kün-digte das Ende der Dampflok-Ära in der Stadt Northeim an.Wie die Heimatzeitung Nort-heimer Neueste Nachrichtenberichtete, setzten sich amSonntag, 30. Mai 1976, um9 Uhr die letzten drei Vertre-ter der schwarzen Kolosse zi-schend und stampfend in Be-wegung.

Sie verließen Northeim, umim Bundesbahnbetriebswerkim nordrhein-westfälischenOttbergen endgültig auf dasAbstellgleis geschoben zu wer-

Dampflok-Ära geht zu Ende1976: Die letzten schwarzen Kolosse verlassen Northeim in Richtung Ottbergen

meinsam mit NortheimerBahnangehörigen Abschiedvon einer Zeit, in der der Hei-zer noch kräftig zupackenmusste, um das Schienenfahr-zeug in Gang zu halten. Heutegenügt ein Knopfdruck - diemoderne Lok fährt.“

Geschmückt mit BirkenAm 29. Mai 1976 war die

Dienstzeit der letzten Dampf-lokomotiven in Südnieder-sachsen abgelaufen. Am spä-ten Nachmittag trafen die Ve-teranen am Bahnhof Nort-heim ein.

Zu spät, um noch den letz-ten 60-Kilometer-Marsch bisnach Ottbergen anzutreten.Die Lokführer schmücktenihre Fahrzeuge mit grünenBirkenzweigen und Fichten-bäumen.

An der Stirnseite prangteein Schild mit der Aufschrift„Meine letzte Fahrt“. In Ott-bergen - von Eisenbahnernauch Schrottbergen genannt -wurden die letzten Northei-mer Dampfriesen schon balddanach verschrottet und wa-ren endgültig verschwunden.(hjf)

beide Interessengruppen zu-sammengeschlossen und wol-len mit vereinter Kraft füreine westliche B-3-Umgehungder beiden Gemeinden kämp-fen.“

Ziel der Bürgerinitiativenist es, die Bundesstraße ausden Wohngebieten der beidenGemeinden herauszuhalten.Die Bürgergruppen startenUnterschriftenaktionen undrechnen mit 1000 Unterschrif-ten, mit denen der Forderungnach einer WestumgehungNachdruck verliehen werdensoll. (hjf)

NÖRTEN-HARDENBERG. Ge-meinsam gegen die B-3-Ost-umgehung der GemeindenAngerstein und Nörten-Har-denberg wollen die in beidenOrten existierenden Bürger-initiativen angehen. Die NNNberichtete am 1. März 1974,während in Angerstein schonseit langem eine Gruppe ge-gen diese TrassenführungSturm laufe, habe sich vor we-nigen Tagen auch in Nörteneine entsprechende Initiativegebildet.

In der Heimatzeitung heißtes: „Inzwischen haben sich

Gegen Ost-Pläne1974: Bürgerinitiativen werden aktiv

voraussichtlich Anfang 1977werde die Transportband-Pro-duktion aussschließlich inNortheim erfolgen. Die Kon-zentrierung dieses Produkti-onszweiges schaffe in Nort-heim etwa 40 neue Arbeits-plätze. Insgesamt sind imNortheimer Contiwerk 1450Menschen beschäftigt.

Renommierprojekt derContinental-Transportbänderist eine 100 Kilometer langeStrecke in Spanisch-Sahara,die in Zusammenarbeit mitKrupp für die Phosphatförde-rung gebaut wurde. (hjf)

NORTHEIM. Die ContinentalGummi-Werke AG konzen-triert im Werk Northeim ihreTransportband-Produktion.

Das berichtete die NNN am13. Mai 1976 und fährt fort,der Direktor des NortheimerConti-Werkes, GerhardSchneider, habe am 12. Mai1976 die neue Transportband-Fabrik in Northeim vorge-stellt. Dabei hieß es, dass be-reits jetzt 85 Prozent der För-derbandproduktion der Conti-nental-Werke aus Northeimkomme.

Schneider verwies darauf,

Bänder für Wüste1976: Conti stellt neues Werk in Northeim vor

NORTHEIM. Der Kreisaus-schuss Northeim bejaht dieEinrichtung von Sozialstatio-nen im Kreis Northeim. Wiedie NNN am 18. November1975 berichtete, empfahl derKreisausschuss dem Kreistagdie Umsetzung des Konzeptes„Sozialer Dienst“. Danach sindSozialstationen für Einbeck/Dassel und für Uslar/Bodenfel-de vorgesehen.

Im Bereich Northeim wer-den Alternativen angeboten:Zusammenfassung von Har-degsen, Katlenburg-Lindau.Moringen, Nörten-Hardenbergund Northeim auf eine Stationin Northeim oder zwei Teilbe-reiche mit einer Station inHardegsen neben der in Nort-heim.(hjf)

Kreisausschusssagt 1975 ja zurSozialstation

Hauptverkehrsader Mühlenstraße im Jahr 1974: VomMarkt kommend geht es wie durch ein Nadel-öhr in Richtung Lange Brücke. Foto: NNN-Archiv

Landkreis NortheimDienstag, 2. Juni 2009

Page 27: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Zeit(ungs)raffer: Die Jahre 1977 bis 1979

AUFRUF

Gesucht: IhreErinnerungenWir interessierenunsauchfür Ihre Erinnerungen, dieSie mit den NNN verbin-den: persönliche Erlebnis-se oder Ereignisse in derRegion?Glücksmomente?Schicksalsstunden?Schreiben Sie uns:Northeimer NeuesteNachrichtenIn der Fluth 2437154 Northeim,E-Mail [email protected],Fax an 055 51/ 65950.

Die bisher erschienenen Seitender Zeitreise 100 Jahre NNNstehen unterwww.hna.de/northeim.htmlzumDownload bereit.

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Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:„Für Autofahrer drohteeine liebgewordeneWeltzusammenzubrechen, alsder Spritpreis erstmals die1-DM-Grenze übersprangund Tanken zu einer kost-spieligen Angelegenheitwurde. Heute freuen wiruns, wenn der Dieselpreiswenigstens stundenweiseunter die 1-Euro-Markesinkt und ein voller Tanknicht noch wie im Sommerdes Jahres 2008 zu einemLuxusgegenstand wird.“

Aus Stadtund KreisStraßenbauamt bleibtNORTHEIM. Das Straßenbau-amt bleibt in Northeim. Wie dieNNN am 17. Mai 1977 berichte-te, habeder Koalitionsausschussder CDU/FDP-Koalition im Land-tag in Hannover vereinbart, dassdie Behörde nicht nach BadGan-dersheim verlegt wird.

Bahn für RollerNORTHEIM. Der Abenteuer-Spielplatz im FreizeitgeländeVogts Teich geht seiner Fertig-stellung entgegen. Die NNN be-richtete am 3. November 1977,als letzten Baumaßnahme er-stelle die Garten- und Friedhofs-verwaltung der Stadt Northeimeine sogenannte Rollerbahn.

TiefenbohrungNORTHEIM. Auf einem Hügelan der Straße zwischen Hohn-stedt und Ahlshausen-Siever-shausen rattern seit vier Wo-chen zwei Bohrtürme, berichtetdie NNN am 31. März 1978. EineSpezialfirma aus Celle unter-sucht im Auftrag der Bundes-bahn den Untergrund für denBau der geplanten Schnellbahn-trasse Hannover-Würzburg.

Über 8000 TelefoneNORTHEIM.Mehr als 8000Fernsprechteilnehmer gehörenim Frühjahr 1978 zumOrtsnetzNortheim.

Bus zumWieterturmNORTHEIM. Das NortheimerStadtbusunternehmenWeih-rauch wird wieder den Linien-verkehr zumWieterturm auf-nehmen. Ein Sprecher des Un-ternehmens teilte lautNNNvom27. April 1978mit, vom 4. Mai1978 bis zum 23. September1978 verkehre der Bus regelmä-ßig donnerstags und samstags.

HandwerksschauNORTHEIM. Die Erschließungneuer Baugebiete in der StadtNortheim stellte StadtdirektorDr. Pilgrim laut NNN vom 5. Mai1979 bei der Eröffnung der drit-ten Northeimer Handwerks-schau im 1910er Saalbau in derStadt Northeim in Aussicht.

FußgängerzoneNORTHEIM. Der Arbeitskreisinteressierter Verkehrsteilneh-mer der KreisverkehrswachtNortheim will, wie die NNN am5. Juni 1979 berichtete, mit derNortheimerWerbegemein-schaft den Plan einer Fußgänger-zone diskutieren, den Vertreterder Kaufmannschaft vorstellten.

Klinik-ErweiterungNORTHEIM.DerStartschuss fürdie Erweiterung des NortheimerAlbert-Schweitzer-Kreiskran-kenhauses erfolgte Ende Juni1979. Wie die NNN am 27. Juni1979 berichtete, entsteht fürrund vier Millionen D-Mark amHauptgebäude in Richtung Ein-fahrt die technische Zentrale,eine neue Leichenhalle und einBewegungsbad. (hjf)

Deutschlandund die WeltMord an BubackKARLRUHE. Generalbundesan-walt Buback wird am 7. April1977 in Karlruhe erschossen. Zuder Tat bekennt sich ein „Kom-mandoUlrikeMeinhof - Rote-Ar-mee-Fraktion“.

Herberger gestorbenMANNHEIM. Der frühere Fuß-ball-Bundestrainer SeppHerber-ger stirbt am 28. April 1977 imAlter von 80 Jahren.

Trauer um ElvisMEMPHIS. Nach einer Herzat-tacke stirbt am 16. August 1977im Alter von 42 Jahren dasRock‘n‘Roll-Idol Elvis Presley.

RetortenbabyLONDON. In einer LondonerKlinik wird am 26. Juli 1978 daserste außerhalb des Körpers ge-zeugte Baby der Welt geboren.

Pole wird PapstROM. Der polnische KardinalKarol Wojtyla wird am 16. Okto-ber 1978 in Rom zum Papst ge-wählt. Er nennt sich JohannesPaul II.

Rückkehr KhomeinisTEHERAN. Schiitenführer Aja-tolaKomeini kehrt am1. Februar1979 aus seinem französischenExil nach Teheran zurück. Die Fa-milie des Schahs hat das Landam 16. Januar 1979 verlassen.

Lehrer streikenHANNOVER. Zum ersten Mallegen 15 000 Lehrer an bundes-deutschen Schulen am 13. No-vember 1979 für einige Stundendie Arbeit nieder. Sie forderneine Senkung der Pflichtstun-denzahl.

Sowjets greifen anKABUL. Sowjetische Luftlande-truppen greifen am 26. Dezem-ber 1979 strategisch wichtigePunkte in Afghanistan an. (hjf)

Blick aus Richtung Hollenstedt über den Baggersee in Richtung Autobahn: Grundwasser füllt die bis zu fünf Meter tief ausgebaggerteFläche innerhalb wenigerWochen. Hinter der Autobahn wird später der große Freizeitsee angelegt. Foto: hjf

Polderdamm-Bau des Hoch-wasserrückhaltebeckens Salz-derhelden ausgebaggert wur-de, beginnt bereits die Kulti-vierung der Böschungen undUfer des künftigen Sees, derim Schatten der Autobahn

NORTHEIM. Kaum haben dieüberdimensionalen Abraum-Fahrzeuge das 16 Hektar gro-ße Baggerloch verlassen, ausdem an der Straße von Nort-heim zur Ortschaft Hollen-stedt das Füllmaterial für den

1977: Kultivierung am See beginntliegt. So berichtete die NNNam 10. November 1977.

Weiter heißt es in der Hei-matzeitung, das NeubauamtLeineregulierung rechne da-mit, dass das Grundwasser imleeren Becken so schnell

steigt, dass bis Weihnachten1977 der Wasserhöchststandvon zwei bis fünf Metern er-reicht sei. Der Angelsportver-ein Northeim will im Frühjahr1978 die ersten Fische einset-zen. (hjf)

tung angesichts der Entwick-

lung gleichermaßen: Die Au-

NORTHEIM. Erstmals in derGeschichte des Automobilsübersprang in Northeim derTreibstoff-Preis die eine-D-Mark-Hürde im Mai 1979. DieNNN berichtete von der har-ten Autofahrerwirklichkeitam 22. Mai 1979: Das Super-benzin kostete an einigenZapfsäulen in der Kreisstadt1,02 D-Mark.

Hoher SteueranteilAutofahrer und Tankstel-

lenpächter schimpften nachDarstellung der Heimatzei-

Sprit-Preis über einer Mark1979: Autofahrer und Tankstellenpächter schimpfen über die Entwicklung

tofahrer auf die Tankwarte,die Tankwarte auf ihre Gesell-schaften und den Staat, der ih-rer Meinung nach einen unzu-mutbar hohen Steueranteilpro Liter Kraftstoff kassiert.

Herz ausgeschüttetEin Tankstellenpächter

schüttete der NNN sein HerzAus: „Am liebsten würde ichjetzt für 14 Tage den ganzenLaden hier dicht machen undin Urlaub fahren, bis sich derganze Rummel gelegt hat“.

Seine ersten Erfahrungen

mit den Kunden: „Die Leuteschimpfen, tanken und fahrenweiter. Aber sie tanken.“

Obwohl alle befragtenTankstellenpächter in Stadtund Landkreis Northeim denVerdacht der Preisabspracheweit von sich wiesen, wurdedeutlich: Alle, die an der Preis-schraube in der Stadt Nort-heim drehten, erhöhten denSuperpreis um drei Pfennig,den Normal-Preis um zweiPfennig und den Diesel-Preisum einen Pfennig pro Li-ter. (hjf)

DasMoringer Inselgaswerk wird noch bis zumHerbst 1978 in Betrieb bleiben, berichtet die NNN am30. März 1978. Im Laufe des Sommersmüssten zunächst alle Gasgeräte in den Haushalten überprüftwerden, ob sie sich für das Abbrennen von Erdgas eignen. Die neue Erdgasleitung ist bereits bis zumGaswerk verlegt worden. Das Flüssiggas wirdmitWaggons noch bis zur Umstellung auf Erdgas ange-fahren. Foto: NNN-Archiv

tiative „Rettet die Altstadt“nach, in deren Bürgerver-sammlung erneut Kritik ander Information der von derSanierung betroffenen Ein-wohner laut wurde.

Die Alte Wache soll nachdem teilweisen Auszug desHeimatmuseums im Herbst1977 Anlaufstelle für interes-sierte Bürger werden. (hjf)

NORTHEIM. Die Alte Wacheam Northeimer Markt wird imUntergeschoss zu einem Sa-nierungs- und Informations-büro umgestaltet, wie derstellvertretende NortheimerStadtdirektor, Rudolf Röhrl,der NNN am 4. August 1977mitteilte.

Damit kam die Stadtverwal-tung Wünschen der Bürgerini-

Büro für Sanierung1977: Informationszentrum in Alter Wache

rund 450.000 D-Mark kosten.Wie Stadtdirektor Dr. Horst

Pilgrim der Heimatzeitungmitteilte, soll im Rahmen desersten Abschnittes ein asphal-tierter Weg quer über denMühlenanger gebaut werden.Die Budenstraße soll bis zumgroßen Northeimer Schützen-fest im Juni 1979 fertig wer-den. (hjf)

NORTHEIM. „Grünes Licht fürden Bau der Budenstraße aufdem Northeimer Mühlenan-ger. Der Verwaltungsaus-schuss der Kreisstadt vergablaut Northeimer NeuesteNachrichten vom 9. Mai 1979den ersten Bauabschnitt, dermit 192.000 D-Mark veran-schlagt ist.

Das Gesamtprojekt soll

Teure Budenstraße1979: Bau quer über den Mühlenanger

NORTHEIM. Reges Treibenherrschte am Morgen des 8.Juli 1977 auf dem NortheimerFlugplatz. Wie die NNN be-richtete, hob um 7.55 Uhr dieerste von insgesamt fünf ein-motorigen Sportmaschinenvon der Rasenstartbahn inRichtung Westen ab.

Ziel der fünf Maschinen wardie französische Stadt Cher-bourg, die rund fünf Kilome-ter von der Northeimer Part-nerstadt Tourlaville entferntliegt. Anlass dieses Freund-schaftsfluges nach Frankreichwaren die Feierlichkeiten zumzehnjährigen Bestehen derPartnerschaft zwischen denbeiden Städten Northeim undTourlaville.

Insgesamt beteiligten sichelf Männer und vier Frauendes Aero-Clubs Northeim-Göt-tingen an dieser Luftreisenach Tourlaville. (hjf)

Start nachTourlaville

Landkreis NortheimDienstag, 9. Juni 2009

Page 28: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Landkreis Northeim Montag, 15. Juni 2009

Zeit(ungs)raffer: Die Jahre 1980 bis 1982

Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:„Für den Bau der Berufsbil-denden Schulen in Nort-heim griffen die Kreispoliti-ker Anfang der 1980-er Jah-re tief in die Kasse.Wohlwis-send, dass Bildungnicht nurteuer, sondern auch überle-benswichtig ist. Heute wirdwieder viel über Bildung ge-redet. Aber mehr in Sonn-tagsansprachen als in alltäg-licher Praxis. Dabei ist Bil-dung wichtiger denn je.“

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AUFRUF

Gesucht: IhreErinnerungenWir interessierenunsauchfür Ihre Erinnerungen, dieSie mit den NNN verbin-den: persönliche Erlebnis-se oder Ereignisse in derRegion?Glücksmomente?Schicksalsstunden?Schreiben Sie uns:Northeimer NeuesteNachrichtenIn der Fluth 2437154 Northeim,E-Mail [email protected],Fax an 055 51/ 65950.

Deutschlandund die WeltOlympia-BoykottDÜSSELDORF. Das NationaleOlympische Komitee (NOK) be-schließt am 15. Mai 1980 in Düs-seldorf, dass bundesdeutscheSportleranden22.OlympischenSommerspielen im Juli in Mos-kau nicht teilnehmen werden.Wegen des sowjetischen Ein-marsches in Afghanistan.

Reagan PräsidentWASHINGTON. Als 40. Präsi-dent der USAwird am4. Novem-ber 1980 der Republikaner Ro-nald Reagan (69) gewählt. Erschlägt den amtierenden Präsi-denten Jimmy Carter.

Gegen KernkraftBROKDORF. Die bisher größteDemonstration gegen Kernkraftin der Bundesrepublik findet am28. Februar 1981 in der WilsterMarsch bei Brokdorf statt. Etwa80 000 Menschen demonstrie-ren gegen den Bau des dort ge-planten Kernkraftwerkes.

Charles heiratetLONDON. Die Hochzeit desJahrhunderts findet am 29. Juli1981 in London statt: Der briti-sche Thronfolger, Prinz Charles,heiratet Lady Diana Spencer.

Mehr KatholikenHANNOVER. Der Anteil derevangelischen Christen an derBevölkerung der Bundesrepu-blik ist in den vergangenen20 Jahren von 52 auf 43 Prozentzurückgegangen. Das gibt dieEvangelische Kirche in Deutsch-land am 12. Januar 1982 be-kannt. Erstmals gibt es mehr Ka-tholiken.

Falkland-KriegLONDON. 5000 argentinischeSoldaten landen am 2. April1982 auf den 1833 von Großbri-tannien in Besitz genommenenFalkland-Inseln und zwingen die79 britischen Marine-Infanteris-ten nach kurzem Kampf zur Ka-pitulation. (hjf)

Aus Stadtund KreisBerufsfindungNORTHEIM. Rund 2700 Schü-lerinnen und Schüler der Haupt-schulen, Realschulen und Gym-nasien aus allen Teilen des Land-kreises Northeim besuchten imMai 1980 an drei Tagen den In-formationsmarkt Berufsfindungin den Schützenzelten auf demMühlenanger der Stadt Nort-heim. Diese Zahl nannte lautNNNvom13.Mai 1980der Spre-cher der Ausstellungsleiter, Die-ter Przybilla.

Denkershäuser TeichDENKERSHAUSEN. Der Den-kershäuser Teich ist zwischenBäumen, Schilf, Gestrüpp undGräsern kaum noch als zusam-menhängendeWasserfläche zuerkennen, schreibt die NNN am13. Juni 1980. Der See verlandetdurch Verunreinigungen immermehr. Umweltschützer gebendemNaturschutzgebiet kaumnoch eine Chance, wenn Gegen-maßnahmennichtbaldergriffenwerden.

Kreis-Fusion der AWONORTHEIM. Die Arbeiterwohl-fahrt im Kreis Northeim vollzogim Altenwohnheim Stiemerlingin Northeim die Kreisfusion undbildete aus ehemals drei selbst-ständigenAWO-Kreisverbändeneinen neuen Verband, der lautNNN vom 2. März 1981 jetzt flä-chendeckendmit dem politi-schenLandkreisNortheimist.Andie Spitze des Verbandes wurdeEmil Meinel gewählt.

Gegen PolderbauBERKA. Der geplante Bau derRhumepolder im Bereich derNortheimer Ortschaft Hammen-stedt wird für die Gemeinde Kat-lenburg-Lindau eher mehr Ge-fahren als eine Erleichterung beiHochwasserperioden bringen.Das ist nach der NNN vom 14.April 1981 die überwiegendeMeinung des Ortsrates Berka.Das Gremium sprach sich ein-mütig gegen das Projekt aus.

Gift in MuttermilchNORTHEIM. Die Gewissheit,dass auch bei Frauen imNorthei-merKreisgebietdieMuttermilchUmweltgifte enthält, zeigt lautNNN vom 25. September 1981Folgen: In den kommendenWo-chen will sich erstmals eineGruppe von Müttern zu einerStillgruppe treffen, um über Pro-bleme der verseuchten Umweltzu diskutieren.

GedenksteinHOHNSTEDT. Unter großerAnteilnahme der Bürger aus derNortheimer Ortschaft Hohn-stedt wurde auf dem Hohnsted-ter Berg ein Gedenkstein für dieOpfer der Osterfeuertragödie1982 enthüllt, schreibt die NNNam 4. Oktober 1982. Mehr als200 Menschen versammeltensich an der Stelle, an fünf jungeMenschen in den Flammen desvorzeitig entzündeten Osterfeu-ers ums Leben gekommen wa-ren. (hjf)

Die Fahrzeugflotte des Arbeiter-Samariter-Bundes für den Rettungsdienst und den Katastrophenschutz am Tag der Einweihung derneuen Zentrale in Nörten-Hardenberg. Foto: NNN-Archiv

10 000 D-Mark und 500 Ar-beitsstunden erbrachten dieMitglieder des OrtsverbandesNörten-Hardenberg des ASB.“Weiter heißt es in dem Be-richt, der ASB-OrtsverbandNörten-Hardenberg sei imJahr 1978 von 45 Gründungs-

NÖRTEN-HARDENBERG. Dieneue Zentrale des Arbeiter-Sa-mariter-Bundes (ASB) in Nör-ten-Hardenberg wurde am 2.Oktober 1981 im Haus LangeStraße 29 eingeweiht.

Die NNN berichtete: „Mate-rialkosten in Höhe von rund

ASB-Zentrale in Nörten eingeweiht1981: Mitglieder erbringen 500 Arbeitsstunden in Eigenleistung

mitgliedern ins Leben gerufenworden. Seit einer Werbeakti-on im Sommer 1981 gehörtender Organisation 612 Mitglie-der an.

Der ASB beschäftigt in Nör-ten-Hardenberg vier haupt-amtliche Sanitäter und zwei

Zivildienst-Leistende. Die Zen-trale verfügt über acht Ein-satzfahrzeuge.

Die Arbeiter-Samariter sindfür den Krankentransport undRettungsdienst ebenso gerüs-tet wie für Katastrophen-schutzeinsätze. (hjf)

Projekt, „für das mehr als 36

Millionen D-Mark aufgewen-

NORTHEIM.Mit einer schlich-ten Feier wurde am 24. Sep-tember 1981 das aufwändigsteSchulbauprojekt der Ge-schichte des Landkreises Nort-heim offiziell eingeweiht undseiner Bestimmung überge-ben: Die BerufsbildendenSchulen für Hauswirtschaft,Gewerbe und Landwirtschaftan der Sudheimer Straße inder Stadt Northeim.

Die Heimatzeitung Northei-mer Neueste Nachrichten be-richtete nach den Einwei-hungsfeierlichkeiten über das

Schlichte Feier für große Schule1981: BBS für Hauswirtschaft, Gewerbe und Landwirtschaft kostete 36 Millionen

det wurden, das aus drei nach-einander erstellten Bauab-schnitten sowie einer Sport-halle und einem großräumi-gen Sportplatz besteht.“

Rund 2500 Schülerinnenund Schüler besuchen die Be-rufsbildenden Schulen, rund1400 von ihnen als sogenann-te Teilzeitschüler, mehr als1000 als Vollzeitschüler.

Bei der Einweihung einessolchen Schulzentrums müssedie Frage gestellt werden, sag-te Landrat Axel Endlein, obhier nicht des Guten etwas zu-

viel getan worden sei. Aber,versicherte der Landrat: „Wirwissen, dass, wenn diese Schu-le ihrem Auftrag gerecht wer-den soll, der Komplex nichtkleiner hätte sein dürfen.“

Knapp 150 LehrerDer Schulleiter der BBS ,

Oberstudiendirektor Karl-Lud-wig Hille, vertrat während derEinweihungsfeier die Auffas-sung, ein Lehrkörper sei nochbis 150 Mitglieder überschau-bar. Die Schule hat knapp 150Lehrer. (hjf)

Das Schweinehaus auf dem Katlenburger Burgberg im Jahr 1982:Das Dach wirdmit roten Hohlpfannen gedeckt. Foto: NNN-Archiv

Aufpoliert: Der Berkaer Restaurator Karl Diederichs bei der Arbeitam Abendmahl-Gemälde der Parenser Kirche. Foto: NNN-Archiv

men. Der Dachstuhl sei zu 95Prozent noch in Ordnung, ei-nige Teile seien durch Nässeangefault.

Das historische Schweine-haus auf dem Burgberg wirdzu einem Drittel als Wohn-haus, im Rest als Stall und Ab-stellraum genutzt. (hjf)

KATLENBURG. Das Schweine-haus der Burgberganlage Kat-lenburg erhielt im Oktober1982 eine neue Dachhaut ausroten Hohlpfannen-Ziegeln.Wie die NNN am 1. Oktober1982 berichtete, wurden seit60 Jahren immer wieder Flick-arbeiten am Dach vorgenom-

Neue Dachhaut1982: Rote Hohlpfannen auf Schweinehaus

rierung wieder ihren ange-stammten Platz hinter dem Al-tar erhalten. Der in Berka le-bende Restaurator Karl Diede-richs bearbeitete die Gemäldein seiner Werkstatt. Auf demFoto arbeitet der 72-jährigeRestaurator am Gemälde desAbendmahls. (hjf)

PARENSEN. Im neuen Glanzerstrahlen soll bald wieder dieParenser Kirche, berichtetedie NNN am 21. September1982. Der Grund: Das Abend-mahlsgemälde und das ver-mutlich Jahrhunderte alteStifterbild der Familie von Ro-den werden nach ihrer Restau-

Neuer Glanz1982: Abendmahl wird restauriert

Northeimer Neuesten Nach-richten am 6. Juni 1980 berich-teten, sollte es „keine Zemen-tierung der Arbeitslosenquotevon drei bis vier Prozent ge-ben“. Eine Reduzierung derArbeitslosenquote soll durch

NORTHEIM. Einen Ausländer-Zuwanderungsstopp befür-wortete der Wirtschaftsaus-schuss Northeim der Indus-trie- und HandelskammerHannover-Hildesheim AnfangJuni des Jahres 1980. Wie die

IHK-Ausschuss will Ausländer-Stopeine verstärkte Ausbildungs-qualifizierung sowie durch fi-nanzielle Hilfestellung des Ar-beitsamtes erreicht werden.

Gleichzeitig sprach sich derAusschuss für mehr Ausbil-dungsstellen für Mädchen in

Männerberufen sowie für Hil-fen für jugendliche Ausländerbei der Suche nach Ausbil-dungsstellen aus. Zum Vorsit-zenden wurde der NortheimerKleiderfabrikant Vordemfeldegewählt. (hjf)

Page 29: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Landkreis Northeim Montag, 22. Juni 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1983 bis 1985

Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:„DieWahl von Dieter Ried-miller zum Stadtkämmererwar eine Sensation. Dochder Parteilose, der durchdas Machtgerangel der gro-ßen Parteien als Kompro-miskandidat plötzlich ganznach oben gespült wurde,war ein Glücksfall für dieStadt Northeim, wie sichaber erst später herausstell-te. Bei seinerWahl zum letz-ten Northeimer Stadtdirek-tor viele Jahre danach warsich der Stadtrat einig: Er istder Beste für Northeim.“

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AUFRUF

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Deutschlandund die WeltDieWendeBONN.Bei denWahlen zum10.Deutschen Bundestag am 6.März 1983 erringen CDU undCDUmit 48,8 Prozent einen ein-deutigenSieg. Sie verfehlenaberdie absolute Mehrheit. Die SPDrutscht mit 38,2 Prozent erst-mals seit 1965 wieder unter die40-Prozent-Marke. Die FDPkommt auf sieben Prozent. Mit5,6 Prozent ziehen erstmals dieGrünen in den Bundestag ein.

Rätselhaftes AIDSFRANKFURT. Die Infektions-krankheit AIDS, die zumeist töd-lich verläuft, hat im Juni 1983auch auf die Bundesrepublikübergegriffen. 23 Fälle von Aidswurden registriert, fünf Men-schen starben. Wissenschaftlerrätseln an der Krankheit.

HagelunwetterMÜNCHEN. Bei dem schwers-ten Hagelunwetter seit Men-schengedenken werden am 12.Juli 1984 in München und Um-gebungmehr als 300 Personenzum Teil schwer verletzt. Es ent-steht ein Sachschaden vonmeh-reren 100 Millionen D-Mark.

Glanzvolle SpieleLOS ANGELES. Bei den 23.Olympischen Sommerspielenvon Los Angeles, die am 12. Au-gust 1984 zu Ende gehen, errin-gen bundesdeutsche Olympio-niken 59Medaillen, darunter 17Mal Gold.

SmogalarmESSEN. Erstmals in der Ge-schichte der Bundesrepublikwird am 18. Januar 1985 Smog-alarm der Stufe III ausgelöst. Be-troffen ist das östliche Ruhrge-biet mit Essen. Die Smogalarm-pläne der Stufe III sehen ein tota-les Fahrverbot sowie die Drosse-lungbezw. totale StilllegungvonProduktionsanlagen vor.(hjf)

Aus Stadtund KreisSenioren-ProtestNORTHEIM. Auf erbittertenWiderstand stoßen bei Heim-beiräten und -leitern im KreisNortheim die Planungen für einneues Bundessozialhilfegesetz,das in besonderemMaße ältere,hilfsbedürftige Menschen be-trifft, schreibt die NNN am3. No-vember 1983. Unter demMotto„Heute wir - morgen ihr“ hatteder Northeimer Heimbeirat Ver-treter aus Politik, VerwaltungundWohlfahrtsorganisationenzu einer Diskussion in das Nort-heimer Altenwohnheim Stie-merling eingeladen.

Piepenbrink gewähltNÖRTEN-HARDENBERG.Mitder hauchdünnenMehrheit voneiner Stimme wurde der SPD-Ratsherr und langjährige Orts-bürgermeister der Kerngemein-de, Carl Piepenbrink, vom Ratder Gemeinde Nörten-Harden-berg zum Bürgermeister ge-wählt. Wie die NNN am 14. De-zember 1983mitteilte, trat Pie-penbrink die Nachfolge des ver-storbenen Otto Tristram an.

8000 ArbeitsloseNORTHEIM. Die Arbeitslosig-keit im Landkreis Northeim hatim Februar 1984 einen traurigenRekorderreicht, sodieNNNvom3. März 1984. Insgesamt waren8008 Menschen ohne Arbeit.

Kunden-SchwundNORTHEIM. Der NortheimerKaufmannschaft drohen wegenmangelnder Attraktivität derStadt die auswärtigen und diejungen Kunden davonzulaufen.Das berichtete die NNN am 18.April 1984. Weiter heißt es, ge-stützt werde diese Vermutungdurch eineMarktanalyse, die dieVolksbank Northeim in Auftraggab. Sie zeigt deutlicheSchwachstellen im Bereich derInnenstadt auf.

Gegen FlugplatzNORTHEIM. In Langenholten-sen formiert sich laut NNN vom28. August 1985 eine Bürgerini-tiative gegen den im Gesprächbefindlichen Ausbau des Nort-heimer Flugplatzesmit einer fes-ten Start- und Landebahn. DreiBürger desWohngebietes Pa-scheburg verlangten in einemBrief an die StadtverwaltungNortheim eine Stellungnahmezu den Plänen.

Spende für SeenplatteNORTHEIM. Das 75-jährige Be-stehen der Heimatzeitung Nort-heimer Neueste Nachrichtennahm der Verleger der HNA/NNN, Rainer Dierichs am 29. Au-gust 1985 vor Repräsentantenaus Politik, Wirtschaft und Ver-waltung zum Anlass, der StadtNortheim einen Spendenschecküber 50.000 D-Mark für Natur-schutzmaßnahmen im Bereichder Northeimer Seenplatte zuüberreichen. SpenderwarendasVerlagshaus Dierichs und derNNN-Altverleger Paul Hahn-wald.(hjf)

Unter großer Anteilnahme der Bevölkerungwurde am10. April 1983 in Erinnerung an die 900-Jahr-Feier von Elvershausen ein Gedenk-stein vomOrtsrat enthüllt. Foto: NNN-Archiv

ge im Unterdorf ein Baum ge-pflanzt worden sei, enthüllteder Ortsrat am 10. April 1983dort einen Gedenkstein.

„Möge dieser Stein alle El-vershäuser daran erinnern,dass dieser Ort unsere Heimat

ELVERSHAUSEN. Die 900-Jahr-Feier der Ortschaft Elvers-hausen im Sommer 1982 seijetzt dreifach dokumentiert,schreibt die NNN am 12. Au-gust 1983. Nachdem bereitsim Jahr 1982 in der Grünanla-

900-Jahr-Feier: Gedenkstein enthülltist“, rief OrtsbürgermeisterHeinz Marks nach der Enthül-lung des Findlings mit demOrtswappen aus. Der Gedenk-stein trägt die Inschrift „900Jahre Elvershausen - 1982“.

„Bei der 900-Jahr-Feier ha-

ben wir alle an einem Stranggezogen“, meinte Pastor Sigis-mund von Reitzenstein: „Dorf-gemeinschaft, Nachbarschaftund gegenseitige Hilfe solltenjetzt für immer erhalten blei-ben“. (hjf)

Nachfolger von EdwardSchmied (FDP) zu küren. Imersten Wahlgang erhielt derneue zweite Mann in der Nort-heimer Rathaushierarchie le-diglich zwei Stimmen. Er warvon der zweiköpfigen Frakti-on der Grünen nominiert wor-den. Die Kandidaten von SPD,CDU und FDP erhielten eben-falls nicht die zur Wahl erfor-derlichen 20 Stimmen. Einzweiter Wahlgang wurde er-forderlich.

Joker aus dem HutIn einer Sitzungsunterbre-

chung einigen sich Christde-

NORTHEIM. Zum neuen Käm-merer der Stadt Northeim, derspäter auch die Funktion desstellvertretenden Stadtdirek-tors in derKreisstadtübernehmensoll, wählteder Northei-mer Stadtratam 13. März1984 den par-teilosen DieterRiedmiller.

Der Ratbrauchte vor 200 Zuhörern inder Stadthalle allerdings zweiWahlgänge, um Riedmiller als

Überraschung bei Wahl1984: Wie Dieter Riedmiller in Northeim Stadtkämmerer wurde

mokraten und Liberale aufRiedmiller als Kompromiss-

kandidaten. Die SPD zauberteals Joker den parteilosen Gus-

tav Heinemann aus der Nort-heimer Stadtverwaltung unterdem Jubel zahlreicher Zuhö-rer aus dem Hut. Vergeblich.Dieter Riedmiller, der 47 Jahrealte städtische Rat bei derStadt Hannover wurde mit 22gegen 17 Stimmen zum Käm-merer gewählt. Die Sensationwar perfekt.

SitzverteilungDie Sitzverteilung im Nort-

heimer Rat im März 1984:CDU:18 Abgeordnete, SPD: 16Abgeordnete, FDP: drei Abge-ordnete, Grüne: Zwei Abge-ordnete. (hjf)

DieterRiedmiller

75.000 D-Mark kostete im Jahr 1985 das neue Dach für die Stein-scheune auf dem Katlenburger Burgberg. Auch der Dachstuhlwurde saniert. Foto: NNN-Archiv

für den Burgbergkomplex imJahr 1985.

Garage für MaschinenDie Steinscheune wurde

derzeit von der deutschenSchreberjugend und haupt-sächlich vom Bauhof der Ge-meinde Katlenburg-Lindau alsGarage für Straßenbaufahr-zeuge und Maschinen verwen-det. (hjf)

KATLENBURG. Die Katlenbur-ger Steinscheune auf demBurgberg gegenüber der St.-Jo-hannis-Kirche bekam im Sep-tember 1985 ein neues Dach,berichtete die NNN am 20.September 1985. Der stellver-tretende GemeindedirektorKarl-Heinz Hagerodt teiltemit, es handele sich um eineMaßnahme aus dem vorletz-ten Restaurierungsabschnitt

Alte Steinscheunewird restauriert1985: Neues Dach für Gebäude auf dem Burgberg

den Städten Uslar, Dassel undEinbeck errichtet.

Herden unter BeobachtungNeben den Wildtieren wur-

de die Tollwut bei elf Schafenund zehn Rindern festgestellt.Sechs Schafherden und 14Rinderherden wurden unteramtliche Beobachtung ge-stellt. (hjf)

NORTHEIM. Fast der gesamtewestliche Teil des LandkreisesNortheim ist Tollwut ver-seucht. Das schreibt die NNNam 8. Oktober 1985. Weiterheißt es, bei 28 Füchsen, fünfRehen und einem Marder seiamtstierärztlich die Seuchefestgestellt worden. 22 Sperr-bezirke wurden in der Ge-meinde Bodenfelde sowie in

Tollwut grassiert1985: 22 Sperrbezirke eingerichtet

Ausstellungsort, wenn gleichsich die Anzahl der Tierekaum noch erhöhen lässt. Ge-zeigt wurden Pferde, Rinder,Bullen und Kälber. Ausstel-lungsleiter Jürgen F. Köhnefreute sich über die größtelandwirtschaftliche Leistungs-schau, die nach dem 2. Welt-krieg in Northeim stattgefun-den habe. (hjf)

NORTHEIM. Eine fünftägigeLandwirtschaftsausstellungam Sollingtor in Northeim be-suchten rund 32 000 Men-schen. Das berichtete die NNNnach Abschluss der Veranstal-tung am 1. Juli 1985.

Weiter heißt es in dem Be-richt: „Die außerordentlichpositive Resonanz rechtfertigeNortheim auch als künftigen

Zucht und Leistung1985: Große Schau der Landwirtschaft

Page 30: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

AUFRUF

Gesucht: IhreErinnerungenWir interessierenunsauchfür Ihre Erinnerungen, dieSie mit den NNN verbin-den: persönliche Erlebnis-se oder Ereignisse in derRegion?Glücksmomente?Schicksalsstunden?Schreiben Sie uns:Northeimer NeuesteNachrichtenIn der Fluth 2437154 Northeim,E-Mail [email protected],Fax an 055 51/ 65950.

Die bisher erschienenen Seitender Zeitreise 100 Jahre NNNstehen unterwww.hna.de/northeim.htmlzumDownload bereit.

Mehr auf www.hna.de

Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:„Es war ein ebenso ehrgei-ziges wie phantastischesProjekt, der Dinosaurier-Park im Bereich der StadtHardegsen. Aber 120 diesergewaltigen Tiere vor der To-ren der kleinen Sollingstadtwaren wohl eine Nummerzu groß. Schon der Tricera-tops, der einige Zeit vordem Hardegser RathausStellungbezog, sorgtemehrfür Unbehagen als fürWohl-gefallen bei der Einwohner-schaft. „

Deutschlandund die WeltChallenger explodiertHOUSTON. Die US-RaumfähreChallenger explodiert am 28. Ja-nuar 1986 nach dem Start vomWeltraum-Stützpunkt Cape Ca-naveral in 17 Kilometern Höhe.Die gesamte Besatzung, sechsBerufsastronauten sowie eineLehrerin, kommen bei diesembisher schwersten Unglück inder Geschichte der bemanntenWeltraumfahrt ums Leben.

Atom-KatastropheTSCHERNOBYL. In der Kern-kraftanlage Tschernobyl in derUkraine ereignet sich am 26.April 1986 der bisher schwersteUnfall in der Geschichte der Nut-zung der Kernenergie.

Brandt tritt abBONN. SPD-Chef Willy Brandtgibt am 23. März 1987 in BonnseinenvorzeitigenRücktritt vomAmtdesSPD-Parteivorsitzendenbekannt.

Barschels FreitodKIEL. Der ehemalige Minister-präsident von Schleswig-Hol-stein, Uwe Barschel (CDU), wirdam11.Oktober 1987 von einemStern-Reporter in einem GenferHotel tot in der Badewanne lie-gend vorgefunden. Sein Tod istnach Ansicht der Untersu-chungsbehörden auf eine Über-dosis von Medikamenten zu-rückzuführen.

40MedaillenSEOUL. Bei den 24. Olympi-schen Sommerspielen, die am17. September 1988 in Seoul er-öffnet werden, erringen bundes-deutsche Athleten 40Medaillen.

Trauer um StraußMÜNCHEN. Im Alter von 73Jahren stirbt der CSU-Vorsitzen-de und bayrische Ministerpräsi-dent Franz-Joseph Strauß am 3.Oktober 1988 in Regensburg. Erhatte zwei Tage zuvor einenHerzanfall erlitten. (hjf)

Vier Northeimer Ehrenbürger auf einem Bild: Städtetagsgeschäftsführer Peil gratuliert Friedrich-Wilhelm Vordemfelde (links) sowievon rechts Hermann Teuteberg, Prof. Winfrid Hedergott und Helmut Berkhahn. Foto: NNN-Archiv

des Niedersächsischen Städt-etages, Dr. Ekkehard Peil, am15. April 1986 die drei Beige-ordneten Helmut Berkhan(CDU), Prof. Winfrid Heder-

NORTHEIM. Für langjährigeTätigkeit im Rat der StadtNortheim und ihre kommu-nalpolitischen Verdienste ehr-te der Hauptgeschäftsführer

Verdiente Kommunalpolitiker geehrtgott und Hermann Teuteberg(SPD) sowie BürgermeisterFriedrich-Wilhelm Vordemfel-de (CDU).

Alle vier wurden später zu

Ehrenbürgern der Stadt Nort-heim ernannt: Teuteberg undProf. Hedergot 1987, Vordem-felde 1989 und Berkhan 1996.(hjf)

Der Dinosaurier Triceratops vor dem Rathaus: Der Künstler Bernd K. Wolterwollte 1987 in Hardegsen ein Saurier-Museum einrichten. Foto: NNN-Archiv

Geschiebe beim5. NortheimerNeustadtfest am31.Mai 1986. Die Besucherzahlwurde in die Tausen-de geschätzt. Foto: NNN-Archiv

NORTHEIM. Mehrere tausendMenschen feierten am 31. Mai1986 mit den Bewohnern derNortheimer AltstadtstraßeNeustadt das Neustadtfest, daszum fünften Male ausgerich-tet wurde. Es gab Kutschfahr-ten im Pony-Express, ausran-gierte Autos durften angemaltwerden, einenMalwettbewerbauf Tapetenbahnen gab esebenso wie Dosenwerfen undMünzenwerfen in ein Aquari-um.

An drei Stellen wurde livemusiziert. Für Senioren warenzahlreiche Kaffeetafeln ge-deckt. Im NNN-Bericht heißes: „Der Andrang der Men-schen auf die Buden und Ver-kaufsstände in der Neustadtwar so stark, wie selten in denVorjahren und manche Händ-ler mussten lange vor Mitter-nacht schließen, weil sie leer-getrunken und leergegessenworden waren.(hjf)

Neustadtfestein Magnetin der Altstadt

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1986 bis 1988

Landkreis NortheimMontag, 29. Juni 2009

Aus Stadtund KreisMedenheimer PlatzNORTHEIM.Mit deutlicherMehrheit quer durch die Fraktio-nen votierte der NortheimerStadtrat am15. April 1986 für ei-nen autofreien MedenheimerPlatz. Das berichtete die NNNam Tag darauf.

Lob für SegelclubNORTHEIM. Als Pioniere dergeplanten Freizeitanlage im Be-reichderNortheimerSeenplattebezeichnetedieVorsitzendedesNortheimer Segelclubs, Angeli-ka Blaseg, die Segelsportler, diezwei Jahre lang ihr Clubgeländeim Nordhafen am Großen Frei-zeitsee herrichteten und einClubhausbauten.Dasberichtetedie NNN am 22. April 1986. Beider Einweihung lobte Bürger-meister Friedrich-Wilhelm Vor-demfelde: „Hier ist etwas Außer-ordentliches geschaffen wor-den.“

Scheinemit ZukunftNORTHEIM. Plastikgeld inForm von Kreditkarten werdenin absehbarer Zeit keine Chancehaben, die Banknote imprivatenZahlungsverkehr zu verdrängen.Diese Auffassung vertrat lautNNN vom 19. September 1987der Chef der Kreis-SparkasseNortheim, Hans-Joachim Röwer.

Gas für ZementwerkNORTHEIM.DasGas,das sich inder Kreismülldeponie bei Blan-kenhagen bildet und zurzeitnoch abgefackelt wird, soll fürdie Zementherstellung genutztwerden.Wie dieNNNam20.Ok-tober 1987 berichtete, vergabder Kreisausschuss die Aufträgefür das 3-Millionen-DM-Projekt.

Hormon-SkandalNORTHEIM. Ein Hormonskan-dal in der Kälbermast zeigt imLandkreis Northeim deutlichWirkung, schreibtdieNNNam8.September 1988. Zum einen lie-ßen die Verbraucher Kalbfleichin Fleischereien und Supermärk-ten links liegen, zum anderenbleiben die Bauern nachDarstel-lung von Kreislandwirt WernerOtte auf ihren Kälbern sitzen.

Wohnstraße fertigLINDAU. Die erste verkehrsbe-ruhigt ausgebauteWohnstraßeim gesamten Katlenburg-Lind-auer Gemeindegebiet über-haupt wurde laut NNN vom 5.Oktober 1988 fertiggestellt. Le-diglich mit Bäumen und Sträu-chern soll die noch recht kahlwirkende Breslauer Straße inLindau versehen werden.

Hilfe fürWattenmeerNORTHEIM. 70 Teilnehmer aneinem Dia-Vortrag über das ge-fährdeteWattenmeer fassten inder Stadt Northeim laut NNNvom 20. Oktober 1988 spontaneine Resolution, in der die Lan-desregierung in Hannover auf-gefordert wird, zum Schutz desWattenmeeres schnelle Ent-scheidungen zu treffen. (hjf)

größe nachgebildet.Dafür sucht der

Künstler im Bereichder Stadt Hardeg-sen eine Fläche vonfünf bis zehn Hekt-ar. Gemeinsam mitWissenschaftlernwollte er die Sau-rier aus Glasfasernder Landschaft ent-sprechend Land-und Wassertierenzuordnen. Das Pro-jekt sollte auch wis-senschaftlich be-gleitet werden.

Für die geplanten120 Saurier wollteWolter eine Sum-me von 1,4 Millio-nen D-Mark inves-tieren. Die StadtHardegsen sollteihn lediglich bei der Flächen-suche im Bereich der Stadt un-terstützen.

Im NNN-Bericht heißt es:

HARDEGSEN. Der Beverun-ger Künstler Bernd K. Woltermöchte im Bereich der StadtHardegsen ein Dinosaurier-Freilichtmuseum einrichten.Das berichtete die Heimatzei-tung Northeimer NeuesteNachrichten am 18. Septem-ber 1987. In den Saurierpark

sollen nach seinen Vorstellun-gen 120 wetterbeständige undpflegeleichte Glasfaser-Saurieraufgestellt werden. Alle natur-getreu und in voller Lebens-

Saurierpark im Gespräch1987: Künstler aus Beverungen will in Hardegsen 120 Glasfasertiere aufstellen

„Bevor die ersten kleinenSchmusetierchen in die Stadtrollen, haben Bürger und Poli-tiker noch die Möglichkeit,

pro und contra abzuwägen,oder sich an ein künftiges Sau-rier-Hardegsen zu gewöhnen.“(hjf)

Page 31: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Landkreis Northeim Montag, 6. Juli 2009

Zeit(ungs)raffer: Die Jahre 1989 bis 1991

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Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:„Als die ersten Menschenaus der DDR nach derGrenzöffnung zu uns nachNortheim kamen, fragtenwir sie nach demWoher.Und sie antworteten: ausElendundSorge.Das hattenwir erwartet und so zeigtenwir unserMitgefühl. Dass esnie gehörte Ortsnamen ausdem grenznahen Harzge-biet waren, ließ uns stau-nen.“

Deutschlandund die WeltMordaufrufTEHERAN. Der iranische Revo-lutionsführer Ayatolla Khomeiniruft am 14. Februar 1989 dieMoslems in allerWelt zur Ermor-dung des britisch-indischenSchriftstellers Salman Rushdiemit der Begründung auf, dassdessen Roman „Satanische Ver-se“ den Islam beleidige.

BotschaftsflüchtlingeBERLIN. Die über 4000 DDR-Flüchtlinge in der bundesdeut-schen Botschaft in Prag und dieÜbersiedlungswilligen in derWarschauer Botschaft könnenam 30. September 1989 in denWesten ausreisen. Noch in derNacht befördern Sonderzügeder DDR-Reichsbahn über 6000Menschen in die Bundesrepu-blik.

Mandela freiKAPSTADT. Die Hoffnung aufein Ende der Unterdrückung derschwarzen Bevölkerungsmehr-heit in Südafrika und einen Aus-gleich zwischen den Rassen kon-zentrieren sich auf Nelson Man-dela, der am 11. Februar 1990nach fast 28-jähriger Haft ausdem Gefängnis in der Nähe vonKapstadt freigelassen wird.

Fußball-WeltmeisterROM. Im Finale der 15. Fußball-weltmeisterschaften schlägt dieMannschaft der Bundesrepublikam 8. Juli 1990 TitelverteidigerArgentinien im ausverkauftenOlympiastadion von Rommit1:0 und wird zum dritten MalFußball-Weltmeister.

Golfkrieg beginntKUWAIT. In den frühen Mor-genstunden des 17. Januar 1991beginnendie amPersischenGolfstationierten multinationalenTruppen unter Führung der USAmit ihren Luftangriffen auf denIrak. Nachdem sämtliche diplo-matischen Bemühungen ge-scheitertwaren, soll die FreigabeKuwaits mit militärischen Mit-teln erzwungen werden. (hjf)

Aus Stadtund KreisFilmtierschuleHARDEGSEN. Nachdem sichdie Pläne, den größten Dinosau-rier-Park Europas in der StadtHardegsen anzusiedeln, zer-schlagen haben, ist im Novem-ber 1989 eine namhafte Film-tierschule in Hardegsen im Ge-spräch. Wie die NNN am 23. No-vember 1989 berichtet, ist derRat der Stadt Hardegsen davonüberzeugt, ein tolles Projekt ander Angel zu haben. Er be-schließt mit großer Mehrheit,„alle Hebel in Bewegung zu set-zen, umdiese Einrichtung an dieEspolde zu bekommen.“

Neue Tollwut-FälleNORTHEIM. Überall in Nieder-sachsen hatte die Anti-Tollwut-Aktion mit Impfködern für Füch-se Erfolg. „Nur im LandkreisNortheimnicht“, sagte lautNNNvom 8. August 1989 der Tierseu-chenreferent im niedersächsi-schen Landwirtschaftsministeri-um.Man stehe vor einemRätsel.Währenddie Tollwut in anderenLandkreisen so gut wie beseitigtsei, sei im LandkreisNortheim le-diglich eine geringfügige Ent-spannung der Lage zu verzeich-nen.

LadenschlussgesetzNORTHEIM. Der nächste langeEinkaufssamstag wird in derStadt Northeim nicht ganz solang, wie die Verbraucher dasbisher vom ersten Samstag imMonat gewohnt sind. Wie dieNNN am6. April 1990 berichtet,werden die Geschäfte schon um16 Uhr statt wie bisher um 18UhrdiePfortenschließen.Grundist das neue Ladenschlussgesetz,das für die verkaufsoffenenSamstage von April bis Oktober1990 die frühere Ladenschlie-ßung vorschreibt.

KrisensitzungNORTHEIM. Handel und Hand-werk in der Northeimer Innen-stadt laufen Sturm gegen Plänedes Northeimer Rates, im Indus-triegebiet westlich der Göttin-ger Straße ein Sondergebiet fürein Fach- und Großmarktzen-trum auszuweisen. Das berich-tet die NNN am 21. April 1990und fährt fort: „Spitzenvertreterder Gemeinschaft für Wirt-schaftsförderung, der Geschäfts-leute des City-Centers, von Han-del und Handwerk in der StadtNortheim trafen sich mit demGutachter der Handwerkskam-mer Hildesheim zu einer Krisen-sitzung.“

RusslandhilfeNORTHEIM. Das TechnischeHilfswerk Northeim beteiligtsich aktiv an der Russlandhilfe,berichtet die NNN am 7. Januar1991. Ziel der Ladung von zehnTonnen Hilfsgüter in Form vonLebensmittel, Brot und Baby-nahrung ist die 2200 Kilometerentfernte Stadt Tartu in Estland ,wo die Hilfsgüter an ein Kinder-und ein Altenheim geliefert wer-den. (hjf)

Begeisterungsfähig: Junge Franzosen aus Tourlaville und Northeimer bei der ersten Begegnung des Jahres 1991 vor dem NortheimerBürgersaal. Foto: NNN-Archiv

rinnen und Schüler des Collè-ge Diderot sind zu Gast beiSchülern des GymnasiumsCorvinianum und der Real-schule der Kreisstadt. Es ist diefünfte Begegnung dieser drei

NORTHEIM. Zu einem ers-ten Jugendaustausch des Jah-res 1991 der Stadt Northeimund ihrer französischen Part-nerstadt Tourlaville kommt esim April des Jahres. 20 Schüle-

20 junge Franzosen zu Gast in NortheimPartner seit 1985. Bei einemEmpfang für Gäste und Gast-geber im Bürgersaal ging Bür-germeister Wolfgang Tölle aufProbleme in den neuen Bun-desländern ein und sagte, es

sei gegenwärtig noch ver-ständlich, wenn vielen Nort-heimern ein junger Franzosenäherstehe, als ein Gleichaltri-ger aus dem Osten Deutsch-lands. (hjf)

Dann öffnen sich die Wag-gontüren und rund 350 Frau-en und Männer, Kinder undJugendliche - auch einige Da-ckel sind dabei - steigen aus.Spontaner Jubel bricht aus.Beifall auf dem Bahnsteig.“

BesuchergeldNortheims Stadtdirektor

Werner Hesse empfängt dieBesucher noch auf dem Bahn-steig und fordert sie auf, insRathaus zu gehen, um sichdort das Besuchergeld auszah-len zu lassen.

Geschäfte öffnenNoch zwei weitere Sonder-

züge kommen an diesem Tagaus der DDR auf dem Northei-mer Bahnhof an. Das RoteKreuz versorgt über 1000 Men-schen auf dem Münsterplatzmit heißen Getränken, Erb-seneintopf und Südfrüchten.Spontan öffnen die Innen-stadtgeschäfte an diesemSonntag. Vor den Schaufens-tern spielen sich unbeschreib-liche Szenen ab. Zu den ge-fragtesten Artikeln der DDR-Besucher gehörten Bananenund Apfelsinen.(hjf)

NORTHEIM. Historischer Au-genblick am 12. November1989 auf dem NortheimerBahnhof: Um 9.55 Uhr hältnach mehr als 40 Jahren dererste Personenzug, der aus derDDR-Grenzgemeinde Ellrichkommt.

Die Northeimer NeuestenNachrichten berichten amnächsten Tag: „Werner Güh-

ne, Geschäftsführer der Ge-werkschaft der EisenbahnerDeutschlands (GdED) Göttin-gen-Northeim, steht am geöff-neten Fenster des ersten Wag-gons des Schienenbusses undwinkt den etwa 30 auf demBahnsteig 13 wartenden Men-schen zu.

Willkommene DDR-Bürger1989: Drei Sonderzüge voller Menschen aus Ellrich und Nordhausen

Ankunft der ersten DDR-Bürger auf dem Northeimer Bahnhof am12. November 1989. Ein Sonderzug hatte sie aus Ellrich abgeholt.

Foto: Fisseler

In einer Sonderausgabe informierte die NNN am 17. Januar 1991über den Ausbruch des Golfkrieg. Foto: NNN-Archiv

NORTHEIM. Zu einer sponta-nen Protestdemonstration ka-men wenige Minuten nach Be-kanntwerden des Angriffs dermultinationalen Streitkräfteauf den Irak zur Befreiung desbesetzten Kuwaits elf Frauenund Männer auf der Northei-mer Mühlentorkreuzung zu-sammen. Das berichtete dieNNN am 18. Januar 1991.

Schüler-AktionenSchon vor 8 Uhr am 17. Ja-

nuar 1991 zogen Schüler desGymnasiums Corvinianumzum Marktplatz und machtenauf Plakaten und Spruchbän-dern ihrer Enttäuschung überden Kriegsausbruch Luft. Meh-rere Schulen ließen den Unter-richt ausfallen und unterstütz-ten damit die Aktivitäten derSchüler. (hjf)

Entsetzen nachKriegsausbruch

NORTHEIM.Der politisch um-strittene Bebauungsplan fürden Northeimer Flugplatzwurde am 16. April 1991 voneiner „Großen Koalition“ imRat der Stadt Northeim in ge-heimer Abstimmung als Sat-zung beschlossen.

Am selben Tag berichtet dieNNN über Gutachten zumThema Fluglärm. In dem Be-richt heißt es: „Der Lärm star-tender und landender Flug-zeuge auf dem Flugplatz Nort-heim ist nicht so stark, dass ernormale Unterhaltung oderdas Hören von Musik inWohnräumen beeinträch-tigt.“ Das stellte der vom Land-gericht Göttingen beauftragteGutachter in zwei Gutachtenfür Zivilprozesse von Northei-mer Flugplatzgegnern fest.(hjf)

Flugplatznimmt Hürde

Page 32: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Landkreis Northeim Montag, 13. Juli 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1992 bis 1994

Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:„Als der Namenszug„Scharnhorstkaserne“ abge-meißelt wurde, war derKampf um den Garnisons-standort Northeim langeverloren. Unvergessenbleibt der Brandbrief vonBürgermeister Tölle an dasBundesverteidigungsminis-terium für den Erhalt derGarnison. Begründung: „Innur 30 Kilometern Entfer-nung lauert der Russe.“

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Deutschlandund die Welt80MedaillenBARCELONA. Die 25. Olympi-schen Sommerspiele gehen am9. August 1992 in Barcelona zuEnde. Deutsche Sportler errin-gen 80Medaillen und rangierenin der Nationenwertung hinterderGemeinschaftUnabhängigerStaaten (GUS) und den USA aufRang 3.

JahrhundertbauwerkBAMBERG. BundespräsidentRichard vonWeizsäcker weihtam 27. September 1992 dasletzte Teilstück des 171 Kilome-ter langen Rhein-Main-Donau-Kanals zwischen Bamberg undKelheim ein, das die 3500 Kilo-meter lange Strecke von derNordsee zum Schwarzen Meerschiffbar macht. Das Jahrhun-dertbauwerk ist vor allem beiUmweltschützern äußerst um-stritten.

Neue PostleitzahlenBONN. In Deutschlandwird dasseit 1961 bestehende vierstelli-ge Postleitzahlensystem am 1.Juli 1993 durch ein fünfstelligesersetzt. Es ist notwendig gewor-den, weil seit der deutschen Ein-heit 802 Leitzahlen in Ost undWest doppelt vergeben waren.

Massen arbeitslosSTUTTGART. Der Vorstand derDaimler Benz AG kündigt am17.September 1993denAbbau vonweltweit 44 000 Arbeitsplätzenbis Ende 1994 an, davonmindes-tens 35 000 in deutschenWer-ken. Begründet wird die Ent-scheidungmit Verlusten in dreivon vier Unternehmensberei-chen.

Pflege gesichertBERLIN. Nach jahrelangemStreit einigen sich am 11. März1994 Unionsparteien, SPD undFDP auf einen Kompromiss zurEinführung der Pflegeversiche-rung. Zur Finanzierung des Sys-tems soll ein Feiertag abge-schafft werden. (hjf)

Aus Stadtund KreisMehr PatientenNORTHEIM. Im Northeimer Al-bert-Schweitzer-Krankenhauswurden 1991mehr Patientenbehandelt und gepflegt als je zu-vor. Das berichtet dieNNNam2.September 1992 und fährt fort:„Insgesamtwarenes 10.573.Miteinem Aufenthalt von durch-schnittlich 12,1 Tagen sei dabeidie bisher kürzeste Verweildau-er erreicht worden.“

Gift amOder-UferLINDAU. Alarmierend hohe Di-oxin-Werte haben Gutachterdes Technischen Überwa-chungsvereins (TÜV) Hannover/Sachsen-Anhalt im Landschafts-schutzgebiet entlang der Oderam östlichen Rand der Gemar-kung Lindau festgestellt. Das be-richtet die NNN am 3. Oktober1992. Weiter heißt es, die hoch-giftigen Rückstände aus demUmfeld eines ehemaligen Kabel-verbrennungsplatzes in Lindaubeschäftigten jetzt die Behör-den.

BürgerbrunnenNORTHEIM. Für den renom-mierten Bildhauer Paul Trappeist derNortheimerMünsterplatzmenschlicher geworden, nach-demmit der FußgängerzoneLärm und Gestank verbanntworden seien. Trappe schuf denBürgerbrunnen, der am 31. Ok-tober 1992 eingeweiht wurde.Der Brunnen zeigt drei abstrakteFiguren, die einen Kaufmann, ei-nen Bäcker und einen Schuhma-cher darstellen sollen.

PapierkriegEINBECK. Rund 800 Besucherkamen am 2. März 1994 zumLandvolktag nach Einbeck. Gast-redner war Bundesfinanzminis-ter TheoWaigel. Wie die NNNam 3. März 1994 berichtete,klagte Landvolk-VorsitzenderSiegfried Sander: „Der Papier-krieg lähmt jede unternehmeri-sche Initiative“. Allein zur Milch-quote habe es in zehn Jahren 30Änderungsverordnungen gege-ben.

Grundschule SüdNORTHEIM. Die Eltern von Kin-dern, die im Sommer 1994schulpflichtigwerdenund in derNortheimer Südstadt wohnen,können sich im Grundsatz da-rauf einrichten, dass ihre Spröss-linge ab September 1994 dieneue Grundschule Süd in derNortheimer Südstadt besuchenwerden. Das berichtete dieNNNam 24. März 1994

Streit um BüchereiNORTHEIM. Der Streit um dieBücherei zwischen Stadt undLandkreis Northeim ist neu ent-brannt. Das berichtete die NNNam 23. Dezember 1994. Weiterheißtes:Vor30 Jahren setztederLandkreis die Schließung derStadtbüchereidurch.Zugunstender Kreisbücherei. Im Jahr 1994ist dem Landkreis die Büchereiviel zu teuer geworden. (hjf)

Dramatische Rettungsaktion: Mehr als 500 Hilfskräfte waren bei dem schweren Zugunglück am 15. November 1992 am NortheimerBahnhof im Einsatz. Foto: NNN-Archiv

henden Güterwaggon kolli-diert. Fünf Wagen des Fern-

NORTHEIM. Erst entgleisteein Güterzug, dann raste einSchnellzug in einen querge-stellten Waggon. Am 16. No-vember 1992 berichtete dieNNN über eines der schwers-ten Zugunglücke der vergan-genen Jahre, das elf Todesop-fer und mehr als 30 zum Teilschwer Verletzte forderte.

Gegen 1.30 Uhr war derFernschnellzug Innsbruck -Kopenhagen mit rund 300Fahrgästen kurz hinter demNortheimer Bahnhof mit ei-nem auf dem Gleis querste-

Elf Tote bei Zugunglück16. November 1992: Chaos und Trümmerfeld auf dem Northeimer Bahnhof

schnellzuges, der zum Un-glückszeitpunkt die erlaubteGeschwindigkeit von 115Stundenkilometern fuhr,kippten um. Einer durchbrachdas Geländer einer über dieBundesstraße 241 führendenBrücke und blieb knapp überder Straße hängen.

100 Sanitäter und ÄrzteWenige Minuten später tra-

fen die ersten Rettungskräfteam Unglücksort ein. Bis in diefrühen Morgenstunden waren320 Feuerwehrleute, mehr als

100 Sanitäter und Ärzte, 30 Po-lizeibeamte und 50 Mitgliederdes Technischen Hilfswerkesam Unglücksort im Einsatz.

Höchstes LobMinisterpräsident Gerhard

Schröder kam am frühenNachmittag nach Northeim,um sich ein Bild vom Un-glücksort und dem Einsatz derHilfskräfte zu machen, diesich für ihren kompetentenund engagierten Einsatzhöchstes Lob verdienten underhielten. (hjf)

drängt. Um zehn Wochenkürzten sie ihren regulärenAufenthalt im Mutterleib ab.Deshalb mussten Marius, Me-lissa und Lucia noch einigeZeit im Brutkasten verbrin-gen, bevor sie in ihre Himmel-bettchen nach Kalefeld umzie-hen konnten.

Die Drillige hatten dasGlück, in eine intakte Familiehinein geboren zu werden.Oma und Opa der Mutter le-ben im selben Haus und dieGroßeltern des Vaters wohnengleich um die Ecke. (hjf)

KALEFELD. Ihr erstes Weih-nachtsfest zu fünft verbrachteFamilie Blumenhagen aus Ka-lefeld im Jahr 1994. Seit derGeburt der Drillinge Marius,Melissa und Lucia herrscht Le-ben in der Wohnung. Das be-richtete die NNN am 29. De-zember 1994.

Bereits am 19. September1994 waren die dreieiigen Ge-schwister in einer GöttingerKlinik auf die Welt gekom-men. Wie häufig bei Mehr-lingsgeburten hatte es sie vorder Zeit ans Tageslicht ge-

Familie im Glückmit Drillingen1994: Vom Brutkasten ins Himmelbett

bereits zuvor die Hinweis-schilder auf den Kasernen-komplex im Straßenraum ent-fernen lassen.

Einst 1000 SoldatenDie letzten 80 von einst-

mals rund 1000 Soldaten desBataillons verließen am 1. Ok-tober 1992 Northeim.

Den metallenen Namens-schriftzug übergab Kasernen-kommandant Major Wolf-Die-ter Gerisch an NortheimsStadtarchivar Hartmut vonHindte. (hjf)

NORTHEIM. Den Bundes-wehrstandort in der StadtNortheim gibt es seit dem 30.September 1992 auch offiziellnicht mehr.

Truppe angetretenWie die Northeimer Neues-

ten Nachrichten berichtete,hämmerten im Rahmen einerkleinen Zeremonie Soldatenvor angetretener Truppe denNamenszug „Scharnhorst-Ka-serne“ vom Betonsockel desEingangstores ab.

Die Stadt Northeim hatte

Kasernen-Namenabgemeißelt1992: Bundeswehrstandort aufgelöst

Die glücklichen Eltern Ulrich und Evelyn Blumenhagen mit ihrenDrillingen im Dezember 1994. Foto: NNN-Archiv

Mit dem Meißel entfernten Soldaten den Namenszug Scharn-horst-Kaserne vom Kaserneneingang. Foto: NNN-Archiv

Page 33: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Landkreis Northeim Montag, 20. Juli 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1995 bis 1997

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Gesucht: IhreErinnerungenWir interessierenunsauchfür Ihre Erinnerungen, dieSie mit den NNN verbin-den: persönliche Erlebnis-se oder Ereignisse in derRegion?Glücksmomente?Schicksalsstunden?Schreiben Sie uns:Northeimer NeuesteNachrichtenIn der Fluth 2437154 Northeim,E-Mail [email protected],Fax an 055 51/ 65950.

Aus Stadtund KreisSeedorf in GefahrNORTHEIM. Die Stadt Nort-heim hat die Expo-Gesellschaftum eine Fristverlängerung gebe-ten, weil das Gesamtkonzept fürdas geplante Seedorf als Projektder Weltausstellung Expo 2000noch nicht fertig ist. Das berich-tete die NNN am 11. Oktober1995. Ein Investor, der bereitsseine Zusage zum Bau des 100-Millionen-DM-Projektes gege-ben hatte, ist laut StadtdirektorBernhard Bramlage wieder ab-gesprungen.

Essen auf RädernNORTHEIM. Im Landkreis Nort-heim erhielten im April 1996670 überwiegend ältere Men-schen „Essen auf Rädern“. 107von ihnen bekommen dafür Zu-schüsse aus der Kasse des Land-kreises Northeim. Wie die NNNberichtete, wendet der Land-kreis dafür jährlich 225.000 D-Mark auf.

Endlein bleibtNORTHEIM. 40 der 55 Abge-ordneten im neuen NortheimerKreishaus sprachen Landrat AxelEndlein (SPD) am 8. November1996 ihr Vertrauen aus undwählten ihn wieder an die Land-kreisspitze. Endlein kündigte an,dies sei seine letzte Amtsperi-ode.

Fielmann kommtNORTHEIM. Eine neue Fiel-mann-Niederlassungöffnete am12. September 1996 im HausBreite Straße 55 seine Pforten.Acht Mitarbeiter haben nachDarstellung der NNN hier einenArbeitsplatz gefunden.

Silos gefallenNÖRTEN-HARDENBERG. Dieletzten Gebäudeteile der ehe-maligen Nörten-HardenbergerZuckerfabrík wurden am 21. No-vember 1996 dem Erdbodengleichgemacht. Mit einer Abriss-birne wurden die beiden 41 Me-ter hohen Silos zum Einstürzengebracht. Damit erinnert nichtsmehr an die Zuckerfabrik in Nör-ten, die nach der Kampagne imJahr 1993 die Produktion ein-stellte.

UmwelttageHARDEGSEN.Mit einrem Ener-giemarkt auf dem Burghof ende-ten die ersten Umweklttage inHardegsen. Wie die NNN am 2.Juuni 1997 berichtete, infor-mierten die Aussteller über So-laranlagen zum Selbstbauenebenso wie über wirtschaftlicheÖlheizungen. Der Besucheran-sturm hielt sich allerdings inGrenzen. „Vielleicht ist Energienoch nicht teuer genug“, mut-maßte ein Aussteller.

Schauburg eröffnetNORTHEIM. Rund 100 Gästenahmen am 18. September1997 an der Eröffnung des um-gebauten LichtspieltheatersNeueSchauburgamNortheimerMarkt teil. (hjf)

Deutschlandund die WeltKritik am KriegBERLIN.Mit für einen Bundes-präsidenten ungewöhnlichdeutlichenWorten kritisierteRoman Herzog am 10. Januar1995 den Krieg in Tschetsche-nien. Bei einem Neujahrsemp-fang fürdasdiplomatischeKorpsbrachte er seine Besorgnis umFrieden undMenschenrechte inRussland zum Ausdruck.

Hagelsturm in USAFORTWORTH. SchwereHagel-stürme forderten am 6. Mai1995 im US-Bundesstaat Texasmindestens elf Menschenlebenund rund 100 Verletzte. Mit ap-felsinengroßen Hagelkörnernrichteten die Stürme im Raumder Millionenstädte Dallas undFort Worth Sachschäden bis zu250 Millionen Dollar an.

RentenreserveHAMBURG.Die Finanzrücklageder Rentenversicherungschmilzt immer weiter zusam-men.DasberichtetedieNNNam17. September 1996. EndeOkto-ber 1996wird die Schwankungs-reserve mit rund fünf MilliardenD-Mark den niedrigsten Standseit der Rentenreform von 1992erreichen.

Mindestlöhne am BauKÖLN. NachmonatelangemTauziehen ist der Weg für dieMindestlöhne auf deutschenBaustellen frei. Die Bundesverei-nigung der deutschen Arbeitge-berverbände erklärten sich an11. November 1996 in Köln be-reit, die von den Bautarifpartei-en ausgehandelten Stundenlöh-ne von 17 D-Mark imWestenund 15,65 D-Mark im Osten fürallgemein gültig zu erklären.

SPDwill SchröderBONN. Zwei Drittel der SPD-Mitglieder wünschen sich denniedersächsischen Ministerprä-sidenten Gerhardv Schröder alsKanzlerkandidaten. (hjf)

Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:„Die Vision NortheimerSeedorf war und blieb einTraum. Vielleicht sogar einAlptraum, dermit demMot-toderWeltausstellungExpo2000 „Mensch - Natur -Technik“ herzlich wenig ge-mein hatte. Das verstandendie Bürger, die verantwortli-chen Politiker in der StadtNortheim fast zu spät. Aberimmerhin. Und unser Frei-zeitsee blieb, was er warund ist: Eine Oase der Nah-erholung.“

DasNortheimer Bergbad stand im Jahr 1995 auf der Kippe. Der jährliche Zuschuss von200.000D-Mark erschiender Stadtverwaltung zuhoch. Foto: NNN-Archiv

Garaus zu machen. Wie dieNNN berichtete, hatte das dieStadtverwaltung in ihrem Pro-gramm zur Konsolidierungdes Haushaltes vorgeschlagen.Einmütig einigte sich der Fi-

NORTHEIM. Der Finanzaus-schuss des Northeimer Ratesbrachte es am 4. Mai 1995nicht übers Herz, dem idyl-lisch gelegenen, aber veralte-ten Freibad am Sultmer den

1995: Galgenfrist für das Bergbadnanzauswschuss stattdessenauf die Formulierung, „dasBergbad zurzeit nicht zuschließen“.

Allerdings müsse der jährli-che Zuschussbedarf von

200 000 D-Mark erheblich re-duziert werden, forderten dieMitglieder des Finanzaus-schusses. Hierzu müsse ehren-amtliche Arbeit eingefordertwerden. (hjf)

Northeim, die hohe Belastungder Bürger durch Steuern und

Abgaben sowie die geringenHoffnungen, dass sich an die-

NORTHEIM. Nach monatelan-gem Ringen um eine Rettungder Northeimer Expo-VisionSeedorf schlug die letzte Stun-de des Weltausstellungspro-jektes am 25. Juni 1996 in öf-fentlicher Ratssitzung.

In der Heimatzeitung Nort-heimer Neueste Nachrichtenvom 2. Juli 1996 heißt es dazu:„Das Northeimer Expo-ProjektSeedorf ist tot. Die Vision, diemit so großen Hoffnungenund Erwartungen aus der Tau-fe gehoben wurde, erwies sichals nicht lebensfähig. Toten-gräber waren nicht zuletzt diedesolate Finanzlage der Stadt

Das Ende einer Expo-Vision1996: Der Northeimer Stadtrat versenkt ehrgeizige Seedorf-PLäne

ser Situation in den nächstenJahren etwas ändert. Das istnicht der Nährboden, auf demein Projekt gedeiht, dessenVerwirklichung weit mehr als100 Millionen D-Mark ver-schlungen hätte.“

Bereits am 2. März 1996 hat-te sich der Bürgerprotest ge-gen das Expo-Projekt formiert.Mit einem Bürgerantrag solltedas Seedorf zu Fall gebrachtwerden. Die Bürgeraktion ge-gen die Seedorf-Pläne über-reichte am 22. Mai 1996 imRathaus 2588 Unterschriften.Dabei betont BürgermeisterWolfgang Tölle das legitime

Recht der Menschen auf die-sen Bürgerantrag.

Der Northeimer Kreistaglehnte es am 15. Juni 1996 ab,das Seedorf in das RegionaleRaumordnungsprogrammaufzunehmen. Damit fehltedie Planungsbasis.

Zehn Tage später platzteder Traum von einem Northei-mer Seedorf als Projekt zurWeltausstellung Expo 2000endgültig: Eine Ratsmehrheitvon SPD und Grünen zog kei-ne drei Monate vor der Kom-munalwahl einen Schluss-strich unter die Seedorf Visi-on. (hjf)

Anlieger der Langen Straße und der Amtsfreiheit gingen 1995 ge-gen Beitragsbescheide der Stadt auf die Straße. Foto: NNN-Archiv

Bernd Hennig legt den Grundstein für den neuen Kindergarten inLangenholtsensen. Foto: NNN-Archiv

um ein Missverständis han-deln könne. In der Bürgerver-sammlung vor Beginn derBaumaßnahme sei mit Sicher-heit darauf hingewiesen wor-den, dass die Anlieger nichtfür die Straße und auch nichtfür den Gehweg zur Kasse ge-beten werden. Ebenso sicheraber auch darauf, dass wederdie Erneuerung der Beleuch-tung noch die Einrichtung derParkbuchten umsonst sei. (hjf)

MORINGEN. Moringer Bürgerprotestieren gegen Beitragsbe-scheide ihrer Stadtverwal-tung. Wie die NNN am 9. Janu-ar 1995 berichtet, berufen sichdie Anlieger der Langen Stra-ße und der Amtsfreiheit inMoringen auf angeblich zuge-sagte Kostenfreiheit für denAusbau der Ortsdurchfahrt.

Stadtdirektor Rudolf Böd-cher erklärte laut Heimatzei-tung, dass es sich dabei nur

Zahlung verweigert1995: Protest von Anliegern der Langen Straße

tretende Bürgermeister derStadt Northeim, dankte demFörderverein für die Eigenini-tiative, den nie erlahmtenSchwung, immer am Ball zubleiben, um den Bau zu för-dern. Die Gesamtkosten desKindegartens wurden mit 1,25Millionen D-Mark angegeben.Die 90 Mitglieder des Förder-vereins wollen zahlreiche Ar-beiten in Eigenleistung aus-führen. (hjf)

LANGENHOLTENSEN. Festli-cher Baubeginn für den Kin-dergarten der Northeimer Ort-schaft Langenholtsensen imOktober 1995. Wie die NNNam 9. Oktober 1995 berichte-te, legte der Vorsitzende desKindergartenfördervereins„Kinderparadies“ Langenhol-tensen, Bernd Hennig, denGrundstein zum Bau des Kin-dergartens.

Werner Ellies, der stellver-

Grundstein gelegt1995: Für neuen Kindergarten

Page 34: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Landkreis Northeim Montag, 27. Juli 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1998 bis 2000

Nach zehn Jahren Vorarbeit ist es soweit: Die ersteWeltausstellung in Deutschland öffnet am 1. Juni 2000 in Hannover ihre Pforten. AlsSchaufenster der Ideen will sich die Expo 2000 präsentieren. Bundeskanzler Schröder wertet dieWeltausstellung als große Chance fürDeutschland. Foto: NNN-Archiv

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Gesucht: IhreErinnerungenWir interessierenunsauchfür Ihre Erinnerungen, dieSie mit den NNN verbin-den: persönliche Erlebnis-se oder Ereignisse in derRegion?Glücksmomente?Schicksalsstunden?Schreiben Sie uns:Northeimer NeuesteNachrichtenIn der Fluth 2437154 Northeim,E-Mail [email protected],Fax an 055 51/ 65950

Die bisher erschienenen Seitender Zeitreise 100 Jahre NNNstehen unterwww.hna.de/northeim.htmlzumDownload bereit.

Mehr auf www.hna.de

Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:„Eine teure Fehlkalkulationwurde das gigantische Pro-jekt Müllverbrennungsanla-ge Blankenhagen für denLandkreis Northeim. Einehrgeiziger Verwaltungs-chef wollte den LandkreisNortheim zumMittelpunkteines ausufernden Müll-Tourismus machen. Dasging gründlich schief, weilimmer mehr Menschen im-mer weniger Müll produ-zierten. Das bleibt vernünf-tig.“

Deutschlandund die WeltBosnien-HilfeBONN. Deutschland hat seitdem Zerfall Jugoslawiens rund20 Milliarden D-Mark Hilfe fürBosnienundHerzegowinasowiefriedenschaffende Maßnahmengeleistet. Wie die NNN am 3. Fe-bruar 1998 berichtete, entfielenseit 1991 rund 17 Milliarden D-Mark auf die Aufnahme vonKriegsflüchtlingen.

Schröder triumphiertHANNOVER. NiedersachsensWähler haben die Kanzlerkandi-datenfragederSPDentschieden.Nach seinem Triumph bei derLandtagswahl tritt GerhardSchröder bei der Bundestags-wahl gegen Bundeskanzler Hel-mut Kohl an, berichtet die NNNam 2. März 1998.

Weitere LuftangriffeBONN.DieLuftschlägederNatogegen Jugoslawienwerden nachAnkündigung von Bundesau-ßenminister Joschka Fischerauch über Ostern 1999 intensivfortgesetzt. Nach NNN-Darstel-lung vom 1. April 1999 erklärteFischer, es gehe nicht an, dassdie Christen das Osterfest feier-ten und die Moslems im Kosovohingemetzelt würden.

Präziser OP-RoboterGÖTTINGEN. In der UniversitätGöttingen wurde am 30. Juni1999 der erste Operations-Ro-boter vorgestellt. Der Automatermöglicht laut NNN vom 1. Juli1999 Hüftgelenksimplantatio-nen oder Kniegelenksoperatio-nen von bisher nicht gekannterGenauigkeit.

Putin an der MachtMOSKAU. Nach dem überra-schenden Rücktritt des russi-schen Präsidenten Boris JelzinübernahmWladimir Putin dieMacht im Kreml in Moskau. Dasberichtete die NNN am2. Januar2000. (hjf)

Aus Stadtund KreisNeuer VereinHAMMENSTEDT. Ein neuerVerein wurde in Hammenstedtaus der Taufe gehoben: DerDorfverschönerungsverein. Dasberichtete die NNN am 2. Febru-ar 1998. „Wirwollen die Lebens-undWohnqualität in unseremHeimatdorf erhalten und ver-bessern“, erklärte Ortsbürger-meisterin Helga Rössing die Zie-le des Vereins.

Weichen für FusionNORTHEIM. Einstimmig gabder Kirchenkreistag Northeimgrünes Licht für die Zusammen-legung der drei KirchenkreiseNortheim, Einbeck und Uslar zueinem Groß-Kirchenkreis. Wiedie NNN am 1. März 1998 be-richtete, verspricht man sich an-gesichts der knapper werden-den Finanzen große Einspa-rungspotenziale vor allem per-soneller Art.

RückhaltebeckenBÜHLE. Dem seit langem ge-planten Bau eines Regenrück-haltebeckens oberhalb der Gast-stätte „Lindenhof“ in der Ort-schaft Bühle zur Sicherstellungdes Hochwasserschutzes in derOrtschaft steht nun nichts mehrimWege, wie die NNN am 13.April 1999 berichtete. Der dafürnotwendige Tausch von Grund-stückenzwischenderKircheundder Stadt ist nach Informationvon Ortsbürgermeister FritzSonnenberg unter Dach undFach.

Sporttag in der CityNORTHEIM. Der „Go-Sports“-Tag lockte am 1. Juli 1999 über1000 Kinder und Jugendliche indie Northeimer Innenstadt. 120Helfer aus Vereinen, Schulenund vom Jugend- und Kulturzen-trum sorgten für beste Bedin-gungen an den zahlreichenSpiel- und Showstationen.

Kein SicherheitsdienstNORTHEIM. Der Braunschwei-ger Regierungspräsident siehtdas System des Rechtsstaates inDeutschland gefährdet, wenndie Stadt Northeim einen priva-ten Sicherheitsdienst mit Strei-fengängen durch die Northei-mer Innenstadt beauftragt. Dasberichtet die NNN am 5. Januar2000 und fährt fort: In einer offi-ziellenWeisunganStadtdirektorDieter Riedmiller unterstreichtder Regierungspräsident: „DasGewaltmonopol muss in denHänden der Polizei bleiben.“

Kaufleute ohne LustNORTHEIM.Mit der Situationnach der Auflösung der Northei-mer Gemeinschaft für Wirt-schaftsförderung beschäftigtesich laut NNN vom 1. Juni 2000der Northeimer Ratsausschussfür Wirtschaft und besonderePlanungen. Aus den Diskussion-beiträgen klangweitgehend Rat-losigkeit heraus,wasdieZukunftder Vermarktung der Northei-mer Innenstadt betrifft. (hjf)

Der Northeimer Malerbe-trieb Lutz Vogel hatte seit Mit-te Februar 2000 täglich zwi-schen zwei und sechs Mitar-beiter auf der riesigen Baustel-le, die rund 1300 Quadratme-ter Decken, 4000 Quadratme-

NORTHEIM. Der riesigeWal, der schon vor Eröffnungder Expo zu deren Wahrzei-chen geworden ist, wurde vonNortheimer Handwerkern be-malt, berichtet die NNN am 1.Juni 2000.

2000: Northeimer bemalen Expo-Walter Wandflächen sowie Türen,Rohre und Geländer mit fastdrei Tonnen Farbe bemalten.

Der 70 Meter lange, 30 Me-ter breite und 20 Meter hoheWal auf dem Gelände derWeltausstellung Expo 2000 in

Hannover, der vorwiegend ausGlas und Holz besteht, ist einGemeinschaftsprojekt derevangelisch-christlichen Ver-einigung mit dem CVJM undder evangelischen Allianz.(hjf)

der 1990-er Jahre mehr als hal-biert, was vor allem auf einen

massiven Rückgang des Ge-werbemülls zurückzuführensei. Anderseits habe es einenmassiven Verfall der Verbren-

NORTHEIM. Der LandkreisNortheim steigt offiziell ausdem Bauvorhaben für eineMüllverbrennungsanlage inder Gemarkung der MoringerOrtschaft Blankenhagen aus.Das berichtete die NNN am 18.März 1998. Der Landkreis ver-zichtete damals auf den Bauder rund 260 Millionen D-Mark teuren Versuchsanlagezur thermischen Abfallbe-handlung.

Ausschlagend für den Aus-stieg waren nach Darstellungvon Oberkreisdirektor Ralf-Reiner Wiese wirtschaftlicheGründe. Zum einen habe sichdas Restmüllaufkommen seitBeginn der Planungen Anfang

Aus für die Müllverbrennung1998: Verzicht kostet den Landkreis 13,9 Millionen D-Mark

nungspreise gegeben. DerOberkreisdirektor rechnetemit Schadensersatzforderungder EAM, deren Tochterunter-nehmen die Verbrennungsan-lage in Blankenhagen bauensollte.

Dass der Ausstieg des Land-kreises aus dem Verbren-nungsprojekt zu Senkungender Müllgebühren führenwird, hielt Wiese für unwahr-scheinlich. Schließlich müss-ten weiter Rückstellungenaufgebaut werden, um dieMülldeponie noch 30 Jahrenach der Schließung gefahrlosbetreiben zu können.

Über das dicke Ausstiegs-Ende berichtete die NNN am 3.

September 1998: „Der Aus-stieg aus dem Pilotprojekt ei-ner thermischen Abfallbe-handlungsanlage an der Kreis-mülldeponie Blankenhagenkostet den Landkreis Nort-heim 13,9 Millionen D-Mark.Ohne den Ausstieg hätte derLandkreis eine Garantiesum-me von jährlich 42 MillionenD-Mark an die Bauträger-Ge-sellschaft zahlen müssen.“

Oberkreisdirektor Wiese,dem von Politik und Bürger-schaft gleichermaßen dieHauptverantwortung für dasMüll-Debakel angelastet wur-de, musste seinen Hut neh-men. Er zog sich aufs Altenteilzurück. (hjf)

wie gehabt. Randnotizen inden Protokollbüchern der Po-lizei: Der ganz normale Wahn-sinn einer Neujahrsnacht. Fürdie Polizei war es ein relativruhiger Jahreswechsel“.

ErleichterungWeiter heißt es in der NNN

zum Jahrtausendwechsel: Ge-feiert wurde natürlich auch.Meist unbeschwert und fröh-lich. Wenige Minuten nachMitternacht wich bei vielenNotfalleinsatzkräften die An-spannung und machte Er-leichterung Platz.(hjf)

NORTHEIM. Die Lichter inStadt und Landkreis Northeimblieben an, das befürchteteComputer-Chaos fand nichtstatt, was also war so Besonde-res an diesem Wechsel insneue Jahrtausend? Das fragtedie NNN am 2. Januar 2000und versuchte gleichzeitig,selbst Antworten zu finden:Nichts!

Böller und Raketen, wie ge-habt. Streitigkeiten über Knal-lereien und Ruhestörung, wiegehabt. Schlägereien, wie ge-habt. Beschädigte Pkw undzertrümmerte Schaufenster,

Chaos bleibt aus2000: Start ins neue Jahrtausend

vom 13. Juni 1998 übernahmTölle, der zehn Jahre das Bür-germeisteramt innehatte, dieVerantwortung für die Wahl-schlappe der Northeimer Sozi-aldemokraten bei der Kom-munalwahl des Jahres 1996.

Mit 24 Jahren war Tölle als

NORTHEIM. Nach 25 Jahrenaktiver Kommunalpolitik zogder frühere Northeimer Bür-germeister, Wolfgang Tölle(SPD), im Sommer 1998 über-raschend einen dicken Strichunter diesen Teil seines Le-bens. In einem NNN-Interview

1998: Wolfgang Tölle wirft hin und gehtjüngster Abgeordneter in denNortheimer Kreistag eingezo-gen. Mit 49 legte er alle politi-schen Ämter und Mandate nie-der und kehrte sogar seinerHeimatstadt Northeim denRücken, um sich mit seiner Fa-milie im Landkreis Göttingen

neu anzusiedeln. Tölle räumteein, die Hauptgründe der SPD-Niederlage bei der 1996-erKommunalwahl sei die Dis-kussion um das Expo-ProjektSeedorf und der Streit um denBau eines Kindergartens inHollenstedt gewesen. (hjf)

kreis 23 Northeim Verlusteeinstecken.

Wenige Stunden vor Schlie-ßung der Wahllokale trat derMoringer FDP-Kreisvorsitzen-de Bernd Melle von seinemAmt zurück. Als Grund nannteer „unhaltbare Vorwürfe“, dieMitglieder des FDP-Kreisvor-standes gegen ihn erhobenhätten. Schon Monate zuvorwar Melle im Zusammenhangmit dem Parteiausschlussver-fahren gegen den MoringerFDP-Ratsherrn Karl Barnkothein den eigenen Reihen in dieKritik geraten. (hjf)

NORTHEIM. Sieger der Land-tagswahl vom 1. März 1998 imKreis Northeim ist die SPD.Ihre Kandidaten, Axel Endleinund Uwe Schwarz, verteidig-ten ihre Wahlkreise.

Die Heimatzeitung NNN be-richtete am Tag nach derWahl: „Die Sozialdemokratenhaben ihre Dominanz imKreis Northeim einmal mehrunter Beweis gestellt. Aus-nahmslos in allen Städten undGemeinden legten sie gegen-über 1994 noch einmal zu. DieChristdemokraten hingegenmussten vor allem im Wahl-

Mandate verteidigt1998: SPD gewinnt Landtagswahlen

Page 35: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Zeit(ungs)raffer: Jahre 2001 bis 2003

Bargeld lacht in den Northeimer Arztpraxen: Dr: Christian Steigertal (links) und BEK-GeschäftsführerThomasKonopka verweisen darauf, dass nach Einführungder Praxisgebühr die verlangten zehn Euroin bar mitgebracht und abgeliefert werdenmüssen . Foto: NNN-Archiv

Der Trachtenumzug durch die Straßen der Stadt Northeim war der farbenprächtige Höhepunkt des Tages der Niedersachsen im Jahre2002. Gleichzeitig feierte Northeim den 750. Stadtgeburtstag. Foto: NNN-Archiv

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Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:„Der 11. September 2001hat sich mir für immer tiefins Bewusstsein einge-brannt. Der muslimischeTerror hat die Welt schwererschüttert. An diesem ver-hängnisvollen Tag konnteman allenfalls ahnen, wiedas schwer getroffene Ame-rika auf diesen Angriff rea-gieren würde. Undman er-wartete Schlimmes.“

Deutschlandund die WeltWeltraumtouristMoskau. Der erste Weltraum-tourist Dennis Tito hat am 30.März 2001 das Ziel seiner Träu-me erreicht und ist an Bord derInternationalenRaumstation ISSgegangen. „Ich liebe denWelt-raum“war der erste Kommentardes glücklich strahlenden Hob-by-Raumfahrers . Der 60-jährigeAmerikaner hatte für seinepriva-te Reise ins All 20 Millionen Dol-lar bezahlt.

Schalke nur VizeGelsenkirchen. Als die deutscheFußballmeisterschaft des Jahres2001 am 19. Mai 2001 schon fürSchalke 04 entschieden scheint,da gelingt Bayern München inletzter Sekunde in Hamburg das1:1-Unentschieden und dieMüncher entreißen den Schal-kern den Meistertitel. Auf Schal-ke fließen die Tränen.

Vize-WeltmeisterYokohama. Im Endspiel der Fuß-ball-Weltmeisterschaft am 30.Juni 2002 im japanischen Yoko-hama verliert die deutscheMannschaft mit 2:0 gegen Brasi-lien und kehrt als gefeierter Vize-Weltmeister nach Deutschlandzurück.

Rolling StonesLondon.DieenglischeRockbandRolling Stones wird am 12. Juli2002 40 Jahre alt. Keine andereRockband steht schon so langeauf der Bühne, kaum eine ver-zeichnet über die Jahrzehnte ei-nen so großen Einfluss in derMusik und auf das Lebensgefühleiner Generation.

DosenpfandBerlin. Nach jahrelangem Streitbis hin zum Bundesverfassungs-gericht ist am Neujahrstag desJahres 2003 an Tankstellen,Bahnhöfen und Kiosken das Do-senpfand gestartet. Mindestens25 Cent werden jetzt auf Ein-wegverpackungenmit Bier, Mi-neralwasser und kohlensäure-haltigen Erfrischungsgetränkenerhoben. (hjf)

Aus Stadtund KreisCity-ManagerNORTHEIM. Northeims neuerCity-Manager Rainer Hesse trittam 2. Januar 2001 sein Amt alsGeschäftsführer desNortheimerStadtmarketingvereins an.

KreisbrandmeisterNORTHEIM. Zweikampf umdas Amt des Northeimer Kreis-brandmeisters am 2. Februar2001: In zwei Wahlgängen er-reicht weder Bernd Kühle nochsein Konkurrent Harry Otte dieabsoluteMehrheit. Beim drittenWahlgang am 21. Februar 2001wird Bernd Kühle mit satterMehrheit zum neuen Kreis-brandmeister gewählt.

Basketball-PartyHARDEGSEN.Mit einer 24-Stunden-Basketball-Party feiertdie Basketball-Abteilung desHardegser Sportvereins am 12.Mai 2001 ihr 50-jähriges Beste-hen.

VerdienstkreuzNORTHEIM.ZumAbschiedvonseinen politischen Ämtern er-hält der scheidendeVorsitzendedes Landkreistages, Northeimsfrüherer Landrat Axel Endlein(SPD), am 8. März 2002 das Gro-ße Verdienstkreuz des Nieder-sächsischen Verdienstordens.

Wickmann LandratNORTHEIM.Mit 51,8 Prozentder Stimmen gewinnt MichaelWickmann (SPD) am 21. April2002 die erste Direktwahl deshauptamtlichen Landrates imLandkreis Northeim. CDU-Kan-didat Bernd Franke kommt auf34,5 Prozent, Dr. Christian Eberl(FDP) auf 13,7 Prozent.

Königin der MaskenNORTHEIM.Maren Jungesblutist Northeims erste Königin derMasken.Während einer Gala am4.Mai 2002 setzt sich die 23-Jäh-rige gegen neun Konkurentin-nen durch.

GanztagszentrumNORTHEIM. Die Thomas-Mann-Schule in Northeim wirdab dem Schuljahr 2004/05 be-ginnendmit den Jahrgangsstu-fen fünf und sechs mit dem Auf-bau eines Realschul- und Haupt-schulzweiges eine reine Ganz-tagsschule. Das beschloss derNortheimerStadtratnacheinemNNN-Bericht vom19.Dezember2003.

Moringer RosenapfelMORINGEN. Viele Jahre langprägte der Moringer RosenapfelHausgärten und Streuobstwie-sen in der Region, war als wohl-schmeckender Tafelapfel mit ro-ter Schale bekannt und ge-schätzt, schreibt dieNNNam11.Januar 2003. Seit den 1950-erJahren drohte der seit 1857 be-kannte Moringer Rosenapfel zuverschwinden. Doch die Morin-ger Baumschule Rohde kultivier-te die Apfelsorte neu. Der Apfelfand neue Liebhaber. (hjf)

Verbände aus Stadt und Land-kreis Northeim stellten sich

NORTHEIM. So ein tollesGeburtstagsfest hatte dieKreisstadt Northeim noch nieerlebt. Die Stadt feierte imJuni 2002 ihren 750. Geburts-tag mit dem Tag der Nieder-sachsen am 8. Juni 2002. Zudiesem Landesfest kamen200.000 Besucher nach Nort-heim. Die langen Vorbereitun-gen vieler ehrenamtlicher Hel-fer hatte sich gelohnt.

Auf 13 Bühnen im Stadtge-biet wurde ein begeisterndesMusikprogramm geboten. Un-zählige Gruppen, Vereine und

Grandioser 750. Stadtgeburtstag2002: 200.000 Besucher kommen zum Tag der Niedersachsen an die Rhume

und die Region vor. AbsoluterHöhepunkt des Tages der Nie-dersachsen war der Trachten-umzug mit bunten Trachten-gruppen aus allen Teilen Nie-dersachsens.

Positive BilanzDie Bilanz des Festes, bei

dem sich die Northeimer alsfröhliche und charmanteGastgeber präsentierten, fielüberaus positiv aus. Zum Nort-heimer Schlager entwickeltesich der Song „Alte Stadt mitjungen Träumen“. Schon im

Vorfeld des Landesfestes wur-de das Lied, dessen Text Nort-heims Kultusamtsleiter Ha-rald März verfasst hat, zu ei-ner wahren Hymne.

Jubelfest der SchützenUntrennbar mit der Stadt-

geschichte ist das Schützen-wesen in Northeim verbun-den. Die Schützen stehen des-halb bei einem dreitägigen Ju-belfest im August 2002 im Mit-telpunkt der städtischen Fei-ern zum 750. Stadtgeburtstag.(hjf)

NORTHEIM. Die Gesund-heitsreform, die am 1. Januar2003 in Kraft tritt, bringt fürPatienten und Versicherteneue und einschneidende fi-nanzielle Belastungen: Im Mit-telpunkt steht die neu einge-führte Praxisgebühr, die Pa-tienten in Höhe von zehnEuro zu Beginn eines jedenQuartals in der Arztpraxis ent-richten müssen, um über-haupt in den Genuss einerärztlichen Behandlung zukommen.

Dr. Christian Steigertahl,der Vorsitzende des Northei-mer Ärztevereins, hält die Re-form für falsch, weil sie nichtnur Patienten belastet, son-dern ebenso die Mitarbeiterin-nen in den Arztpraxen zu Kas-siererinnen für die Kranken-kassen degradiert. Er rät ins-besondere chronisch Kran-ken, sich von ihrer Kranken-kasse beraten zu lassen, abwann für sie eine Befreiungder Zuzahlung infragekommt. (hjf)

Arztbesuchkostet 10 Euro

märsche, Schweigeminutenauf den Straßen, an denensich viele tausend Menschenbeteiligen.

Wie ein Lauffeuer verbrei-ten sich die furchtbaren Nach-richten. Menschen stehen fas-sungslos vor den Aushängender Heimatzeitung Northei-mer Neueste Nachrichten.

NORTHEIM. Tagelang sinddie Menschen im LandkreisNortheim nach den schreckli-chen Terroranschlägen aufdas World-Trade-Center inNew York und das Pentagon inWashington in den USA am11. September 2001 wie ge-lähmt. Spontan gibt es Gebetein Kirchen sowie Schweige-

Menschen standen unter Schock2001: Trauer und Angst nach Terroranschlag in USA am 11. September

Schon einen Tag nach den An-schlägen sind Absagen vonVeranstaltungen im Gespräch.Dazu gehört der NortheimerKlostermarkt.

Bei einer Umfrage der NNN-Redaktion in der NortheimerInnenstadt wird deutlich, wieverunsichert viele Menschensind. Sie reagieren mit Bestür-

zung, Fassungslosigkeit, Trau-er und Angst.

Groß ist nach den Anschlä-gen die Hilfsbereitschaft inder Region. So sammeln dieFeuerwehren im LandkreisNortheim für Feuerwehrmän-ner und deren Familien inNew York mehr als 15.000 D-Mark. (hjf)

Landkreis Northeim Montag, 3. August 2009

Page 36: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Landkreis Northeim Montag, 10. August 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 2004 bis 2006

Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:„In der Stadt Northeim hatder Landkreis rechtzeitigdie Weichen gestellt, umdem Krankenhaus eine Zu-kunft zu geben. Mit demneuen Ärztezentrum undderZentralenNotaufnahmewurdenmoderne Einrich-tungen geschaffen, die denKrankenhaus-StandortNortheim auch in spätererKrisenzeit nie in Frage stell-ten.“

Die bisher erschienenen Seitender Zeitreise 100 Jahre NNNstehen unterwww.hna.de/northeim.htmlzumDownload bereit.

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Deutschlandund die WeltKanzlers NotbremseBERLIN. Nach erbittertem par-teiinternem Streit und einemdramatischen Absturz in derWählergunst zieht Bundeskanz-ler Gerhard Schröder am 6. Fe-bruar 2004 die Notbremse undtritt vomAmtdes SPD-Parteivor-sitzenden zurück. Er macht denWeg frei für Franz Münteferingan der SPD-Spitze.

Terror in SpanienMADRID. In vier Pendlerzügenin Madrid gehen am 11. März2004 von islamischen Extremis-ten gelegte Bomben hoch. 200Menschen sterben, 1250 wer-den verletzt. Der Terror hat Eu-ropa in einem bisher nicht ge-kannten Ausmaß erreicht.

Merkel KanzlerinBERLIN. Nach der Bundestags-wahl imMärz 2005 wird dieCDU-VorsitzendeAngelaMerkelzur Bundeskanzlerin gewählt.Als Nachfolgerin von GerhardSchröder (SPD).

VW-AffäreWOLFSBURG. Ein Zuliefererbrachte die VW-Affäre im Juni2005 ins Rollen. Als er den Sko-da-Personalvorstand HelmuthSchuster der Korruption bezich-tigte, ahnte er kaum, dass er dasEinstiegskapitel für einen derspektakulärstenWirtschaftskri-mis der deutschen Nachkriegs-geschichte geliefert hatte.

Halle stürzt einBAD REICHENHALL. Beim Ein-sturz einer Eissporthalle in BadReichenhall am 2. Januar 2006kommen 15Menschen ums Le-ben, vor allem Kinder und Ju-gendliche.

VogelgrippeRÜGEN. Die gefürchtete Vogel-grippe erreicht am 15. Februar2006 Deutschland. Das VirusH5N1 wird bei toten Schwänenauf der Insel Rügen nachgewie-sen. (hjf)

Aus Stadtund KreisRabes ProtestNORTHEIM.NortheimsBürger-meister Irnfried Rabe legte am18. Januar 2004 Protest bei derStadt Göttingen gegen die Bau-genehmigung zur Erweiterungdes Göttinger Kaufparks ein. Erbefürchtet einen weiteren Kauf-kraftabfluss aus Northeim.

Frau für Jerry CottonNORTHEIM. Kathrin Scholz ausNortheim wird am 26. Januar2004 Ehefrau und Partnerin deslegendären FBI-RomanagentenJerry Cotton. Fernsehzuschauerkürten die 21-Jährige.

1910er-Saal verkauftNORTHEIM. Der traditionsrei-che Saalbau der 1910-er Schüt-zen am Northeimer Mühlenan-ger ist verkauft, berichtet dieNNN am 30. März 2004. DerSchützenverein von 1910 erhälteinen Verkaufserlös von120 000 Euro.

KnochenbankNORTHEIM. Dr. Peter Jonczykist Leitender Oberarzt für Unfall-chirurgie und Endoprothetik amNortheimer Albert-Schweitzer-Krankenhaus und wird von sei-nen Kollegen scherzhaft Bankdi-rektor genannt. Direktor ist Dr.Jonczyk nicht, aber er leitet dieKnochenbank im NortheimerKrankenhaus. Das berichtet dieNNN am 20. Februar 2005.

Stadtfest gestrichenNORTHEIM. 20 Jahre lang gabes in Northeim regelmäßig einStadtfest. 2005 wird es erstmalsausfallen . Das beschloss der Ver-waltungsausschuss der Kreis-stadt am 16. Februar 2005 ein-stimmig. Die Stadt sah sich fi-nanziell nicht in der Lage, ein sol-ches Fest auszurichten.

Gebete für PapstNORTHEIM. Überall in den ka-tholischen Gemeinden desLandkreises Northeim beten dieMenschen laut NNN-Berichtvom 21. April 2005 für den neu-en deutschen Papst. Auch diePriester zeigen sich begeistertvon der Wahl Kardinal Ratzin-gers zum katholischen Kirchen-oberhaupt.

Kühle BürgermeisterNORTHEIM. In einer Stichwahlum das Amt des BürgermeistersvonNortheim setzte sich am24.September 2006 Harald Kühle(SPD) gegen Heiner Hegeler(CDU) durch. Für AmtsinhaberIrnfried Rabe (FDP) unddenGrü-nen-Kandidaten Torsten Seidelwar bereits nach der ersten Ab-stimmung am 10. September2006 Schluss.

FernsehpreisNORTHEIM. Für denDokumen-tarfilm „Zur falschen Zeit am fal-schen Ort“ wird die NortheimerKamerafrau Sarah Rotter am 20.Oktober 2006mit dem Förder-preis des Deutschen Fernseh-preises ausgezeichnet. (hjf)

Höhepunkt der 900-Jahr-Feier im Jahr 2005 in Katlenburg waren die Ritterspiele, vorgeführt von Kindern, auf dem historischen Burg-berg der Gemeinde Katlenburg. Foto: Oschmann

Bestehen feierte. Das berichte-te die NNN am 29. August2005.

Gründung als TheaterWer nichts über die Ge-

schichte lesen wollte, derbrauchte nur zuzuschauen,denn die Katlenburger brach-

KATLENBURG. In diesem ofttrostlosen Sommer des Jahres2005 konnten es die Katlen-burger kaum fassen: „Was ha-ben wir für ein Glück mit demWetter“, war immer wieder zuhören, als der Rhumeort imherrlichen Ambiente desBurgbergs sein 900-jähriges

2005: 900-Jahr-Feier in Katlenburgten die Gründungsszenerie inTheaterform auf die Bühnevor der St.-Johannes-Kirche.Ein informatives Spektakelvor prächtiger Kulisse beiherrlichem Sonnenschein.

Auf dem Burgberg trafensich die historischen Gestal-ten: Ratsherren waren zu se-

hen, Kaufleute, Ordensbrüder,Nonnen, Landknechte, Ritterund Handwerker.

Viele Besucher, die sich bes-tens unterhielten, fanden lo-bende Worte: „Was hier aufdie Beine gestellt wurde, ver-dient absolute Anerkennung.“(hjf)

Apotheke. Offen ist noch die

Frage, ob das Zentrum ein Kli-nikhotel erhalten soll. Das Kli-

NORTHEIM. Grundsätzlichpositiv stand der Aufsichtsratder Albert-Schweitzer-Kran-kenhausgesellschaft in Nort-heim am 4. März 2004 demVorhaben gegenüber, auf demGelände gegenüber des Nort-heimer Krankenhauses fürfünf Millionen Euro ein sechs-stöckiges Ärztezentrum zubauen.

Klinikhotel fraglichIm Ärztezentrum sollen sie-

ben Arztpraxen und eine Phy-siotherapiepraxis angesiedeltwerden. Geplant ist auch eine

Ärztehaus und Notfallzentrale2004: Stadt und Landkreis Northeim stellen Weichen für medizinische Versorgung

nikhotel könnte zehn Bettenumfassen. Genutzt werdensollen diese von Patienten, dieim Ärztezentrum einen ambu-lanten Eingriff hatten und da-nach einen Nacht unter Be-treuung bleiben wollen, vonPatienten aus dem Northei-mer Krankenhaus, die nach ei-ner Operation ein oder zweiTage auf eine Anschlussheilbe-handlung warten, oder auchvon Angehörigen, deren Ver-wandte im Krankenhaus lie-gen.

Mit einer Feierstunde wirdam 21. April 2004 im Albert-

Schweitzer-Krankenhaus dieneue Zentrale Notaufnahmeeingeweiht. Auf 300 Quadrat-metern entstanden zwei Ope-rationsräume, ein Schock-, einGips- und ein Untersuchungs-raum.

Zwei ÄrzteAlle nicht geplanten Patien-

ten werden ab sofort zunächstdie neue Station durchlaufen,bevor sie auf andere Stationenverteilt werden. Die neue Not-fallstation ist mit zwei Ärztenund zwei Pflegekräften be-setzt. (hjf)

Rabe: Positive Entwicklung2004: City-Center bringt frischen Wind in die EinkaufsstadtNORTHEIM. Als den bishergrößten Erfolg seiner Amts-zeit als Bürgermeister derStadt Northeim bezeichneteIrnfried Rabe laut NNN vom 9.Oktober 2004 die Tatsache,dass mit den vielen neuen Ge-schäften im umgebauten City-Center Grafenhof im HerzenNortheims frischer Wind indie Einkaufsstadt weht.

In Northeim gehe es auf-

wärts, stellte der Bürgermeis-ter unmissverständlich festund verweist auf die hochgra-dige Verunsicherung vielerStädte, die von der Schließungeiner Karstadt-Filiale bedrohtsind, nachdem die Karstadt-Quelle-Unternehmensgruppein die Krise geraten ist. Rabeerinnerte daran, die StadtNortheim sei in der gleichenSituation gewesen, als sich der

Kaufhof als entscheidenderKundenmagnet vor Jahren ausdem City-Center zurückgezo-gen und eine große Lücke hin-terlassen habe, die erst jetztwieder geschlossen werde.

Der Chef der NortheimerStadtverwaltung ist begeis-tert: „Unser City-Center hältjeden Vergleich mit den no-blen Einkaufszentren in Groß-städten stand.“(hjf)

Massenandrang am 11. November 2004 im City-Center Grafenhof in Northeim. Nach Umbau wurdedie überdachte Einkaufsmeile neu eröffnet. Foto: NNN-Archiv

STÖCKHEIM. Beim Hantie-ren mit einem Revolver in ei-nem Haus in der NortheimerOrtschaft Stöckheim löste sicham 11. März 2006 ein Schussund tötete einen 13-Jährigenaus Northeim. Der Junge wur-de in den Kopf getroffen. Erhatte seine Freunde, zwölfund 13 Jahre alt, zum Spielenin Stöckheim besucht.

Die Jungen waren durcheine Luke auf dem Dachbodenin das Haus geklettert und hat-ten zwei geladene Waffen ineinem Koffer gefunden. Alsder Zwölfjährige seinemFreund die Waffe zeigte, löstesich der tödliche Schuss. Wieein Lauffeuer verbreitete sichdas schreckliche Geschehenim Dorf. Die Bewohner rea-gierten mit Trauer und Mitge-fühl, schockiert über den un-fassbaren Tod eines Kindes.

Der Besitzer der Waffen, einSportschütze, wurde am 31.Juli 2008 wegen fahrlässigerTötung zu einer Freiheitsstra-fe von drei Monaten auf Be-währung verurteilt. (hjf)

Ein Dorfunter Schock

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Landkreis Northeim Montag, 17. August 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 2007 bis 2009

AUFRUF

Gesucht: IhreErinnerungenWir interessierenunsauchfür Ihre Erinnerungen, dieSie mit den NNN verbin-den: persönliche Erlebnis-se oder Ereignisse in derRegion?Glücksmomente?Schicksalsstunden?Schreiben Sie uns:Northeimer NeuesteNachrichtenIn der Fluth 2437154 Northeim,E-Mail [email protected],Fax an 055 51/ 65950.

Die bisher erschienenen Seitender Zeitreise 100 Jahre NNNstehen unterwww.hna.de/northeim.htmlzumDownload bereit.

Mehr auf www.hna.de

Rückblick

Unser ehemaliger Redakti-onsleiter Hans J. Fisselerblättert im NNN-Archiv:„Erst das spektakuläre Rö-merlager bei Hedemünden,dann die sensationelle Ent-deckung des Römer-schlachtfeldes im AltenAmt: Es war schwer was losin den Urwäldern unsererHeimat vor2000 Jahren.Aufnochmanchen überra-schenden Fund dürfen wirgespannt warten“.

Deutschlandund die WeltSaddam gehenktBAGDAD. Der irakische Dikta-tor Saddam Hussein wird am 1.Januar 2007 in Bagdad gehenkt.Die Hinrichtung des 69-Jährigenlöst bei Schiiten Freudenfeiernaus, Sunniten würdigen ihn alsMärtyrer.

KomasaufenBERLIN. Nachdem ein 16-Jähri-ger, der 52 Gläser Tequila ge-trunken haben soll, am 12. März2007 ins Koma fällt, fordert diePolitik ein Verbot sogenannterFlatrate-Partys. Der Junge stirbtam 29. März 2007.

Terror im SauerlandMEDEBACH. In einem Ferien-haus im Sauerland nehmenAnti-terrorfahnder am 5. September2007 drei Personen fest, dieBombenanschläge auf US-Ein-richtungen geplant haben sol-len. Die Verdächtigen sollen derIslamischen Dschihad-Union an-gehören.

Hohe SpritpreiseBERLIN. Eine große Mehrheitder Bundesbürger fordert nacheinem Bericht der NNN vom 3.Juni 2008 Steuersenkungen an-gesichts von Rekord-Spritprei-sen. Die Grünen denken übereine Vier-Tage-Woche für Pend-ler nach.

Anschlag-RisikoWASHINGTON. In den kom-menden fünf Jahren wird dieWahrscheinlichkeit eines biolo-gischen oder nuklearen Terror-angriffs in der Welt nach einerStudie des US-Kongresses im-mer größer, berichtete die NNNam 3. Dezember 2008.

Gashahn zuMOSKAU. Russland hat imEnergiestreit mit der Ukrainedem Nachbarland am 1. Januar2009 wie angedroht den Gas-hahn zugedreht. Verbraucher inDeutschlandmüssten sich zu-nächst keine Sorgenmachen,weil die Speicher der Gasversor-ger gut gefüllt seien, sagte Bun-deswirtschaftsminister MichaelGlos. (hjf)

Aus Stadtund KreisKyrill tobtNORTHEIM. Der Orkan Kyrillfegte in der Nacht zum 20. Janu-ar 2007 über den LandkreisNortheim und richtete hohenSachschaden an. Menschenwur-den nicht verletzt. Nach sintflut-artigem Regen laufen unzähligeKeller voll, Bäume stürzen um,Ziegel fliegen von den Dächern.

Kippen ausNORTHEIM. Das Nichtraucher-gesetz tritt am1. August 2007 inKraft. Ab diesemTagdarf in Knei-pen, Restaurants, Diskotheken,Schulen, Landesbehörden undanderen öffentlichen Einrichtun-gen nicht mehr geraucht wer-den. Im Landkreis Northeim se-hen viele Restaurant- und Knei-penbetreiber ihre Existenz ge-fährdet.

SteuerausfallNORTHEIM. Die ContinentalAG zahlt für den Rest des Jahres2007und fürdas Jahr2008keineGewerbesteuer, berichtet dieNNN am 10. Oktober 2007. Zu-dem deutet das Unternehmenan,dassbereits gezahlte Steuernfür 2007 zurückgefordert wer-den könnten. Grund ist dieÜber-nahme der Siemens-TochterVDO. Dadurch wird das steuerli-cheConti-Einkommenerheblichvermindert. In der NortheimerStadtkasse fehlen deshalb 1,5Millionen Euro.

FWG aufgelöstNORTHEIM. Die Freie Wähler-gemeinschaft (FWG) „Bürger fürNortheim“, löst sich am15. Janu-ar 2008 auf. Sechs Jahre existier-te der Verbund. Die Auflösungerfolgte in einer Mitgliederver-sammlung einstimmig. LautGründer JürgenVoßhatmandieselbstgesteckten Ziele verfehlt.

Start für BiogasHARDEGSEN. Der Startschussfür die Produktion von Biogasfällt in Hardegsen. Dort fangenam 6. Februar 2008 die Bauar-beiten zum Bau der Biogasanla-ge im Gewerbepark an.

Heimat für SeniorenMORINGEN. An der MoringerNeumarktstraße entsteht ein Se-nioren- und Pflegeheim, berich-tete die NNN am 3. Januar 2009.Die Kasseler Cornelius-Helfe-rich-Stiftung hat den Bauantrageingereicht. Fünf Millionen Eurowerden in den Neubau inves-tiert.

ErbbauzinsNORTHEIM. Die Interessenge-meinschaft von Erbbauberech-tigten in Northeim hat in ihremKampf gegen die aus ihrer Sichtunangemessen hohen Steige-rungen von Erbbauzinsen fürErbpachtbaulanddurchdie Klos-terkammer Hannover bundes-weite Unterstützung bekom-men.Wie die NNN am10. Febru-ar 2009 berichtete, fordert auchder VerbandWohneigentumeine gesetzliche Neuregelungdes Erbbaurechts. (hjf)

Zwischen Tennisbällen, die Fundstellenmarkieren, zeigt dieNortheimer Kreisarchäologin Petra Lönne am15.Dezember 2008 in einemWaldstückbeiOldenrode eine Speerspitze aus der Römerzeit. Imdritten Jahrhundert gab es hier amHarzhorn einGefecht zwischenRö-mern und Germanen. Über 600 historische Fundstücke, zum größten Teil Waffen, wurden auf demHarzhorn gefunden. Foto: dpa

2008, bis die NortheimerKreisarchäologin Dr. Petra

Lönne einen Koffer mit Expo-naten ins Amtszimmer von

KALEFELD. Die Funde auf ei-nem historischen römischenSchlachtfeld im Alten Amt amHarzhorn bei Oldenrode sorg-ten international für Aufse-hen, berichtete die Heimatzei-tung Northeimer NeuesteNachrichten am 31. Dezember2008.

Der Fund des Römer-schlachtfeldes geht auf zweiSondensucher zurück, die be-reits im Mai 2000 erste Stückefanden. Die beiden Finderstellten die Fundstücke Jahrespäter ins Internet und brach-ten so den Stein ins Rollen. Esdauerte aber noch bis Juni

Römerschlacht am Harzhorn2008: Archäologen machen sensationelle Funde im Alten Amt

Kalefelds Bürgermeister EdgarMartin brachte. Zu den Fund-stücken gehörten Sandalen-Nägel, die Hippo-Sandale, eineAxt und ein Spaten.

In dem Waldstück am Harz-horn wurde auch eine Münzegefunden. Sie zeigt den römi-schen Kaiser Commodus, dervon 180 bis 192 regierte.

Archäologen vermuten,dass die Römerschlacht amHarzhorn im Jahre 213 stattge-funden haben könnte.

Bürgermeister Martin kün-digte an, er wolle dafür sor-gen, dass Fotos, Fundstücke,Kartenmaterial und Erklärun-

gen zum möglichen Ablaufder Schlacht in der GemeindeKalfeld angemessen präsen-tiert werden. Der Fundort derRömerschlacht soll nach sei-ner Meinung als „touristischerLeuchtturm“ präsentiert wer-den.

HöchstspannungsleitungMit Blick auf das Römer-

schlachtfeld fragt Martin, obder Fund vielleicht dabei hel-fen könnte, beim Bau der ge-planten 380.000-Volt-Höchst-spannungsleitung eine Erd-verkabelung durchzuset-zen.(hjf)

Gefeierter Star in seiner Heimatstadt Northeim: SchlagersängerDennis Haberlach. Foto: NNN-Archiv

Giftmüllentsorgung in Fredelsloh: Die Einsatzkräfte wirken wieWesen von einer anderenWelt. Foto: NNN-Archiv

veranlasste, am 14. Februar2007 aus dem Wettbewerb,trotzdem wurde Dennis einSuperstar.

Empfang in NortheimAm 16. März 2007 bereitete

die Stadt Northeim dem 25-Jährigen einen Empfang in derStadthalle. Über 1000 Men-schen kamen, um Dennis Ha-berlach zu bejubeln. Seine ers-te CD steigt an diesem Tag aufPlatz 25 in der deutschen Sin-gle-Hitparade ein. Ein guterStart in eine Sängerkarrie-re. (hjf)

NORTHEIM. Plötzlich warNortheim in aller Munde. Vie-le Northeimerinnen und Nort-heimer verbrachten die Aben-de, an denen Deutschland denneuen Superstar suchte, vordem Fernseher. Es galt, densympathischen 25-jährigenNortheimer Dennis Haberlachin der unterhaltsamen Fern-sehsendung von RTL zu unter-stützen.

Spitzen-AuftrittDer flog zwar trotz spitzen-

mäßiger Auftritte, die selbstDieter Bohlen zu Lobgesängen

Dennis Superstar2007: Lobgesänge von Dieter Bohlen

hof in Fredelsloh wird abge-sperrt. Polizei, Gewerbeauf-sichtsamt und Landkreis er-mitteln.

Das Umweltministerium inHannover wird eingeschaltet.Die Giftstoffe müssen katalo-gisiert, Proben genommenund der Abtransport vorberei-tet werden. Doch die Entsor-gung verzögert sich immerwieder, weil der Chemiker fürseine Firma Insolvenzantraggestellt hat. Auf den Kostenfür die Beseitigung des Gift-mülls bleibt der Steuerzahlersitzen. (hjf)

FREDELSLOH. Ein Giftmüll-skandal ungeahnten Ausma-ßes erschüttert ab dem 16. No-vember 2007 den LandkreisNortheim. Ein 37-jährigerChemiker aus Einbeck, Ge-schäftsführer der Firma GeRe-So, steht im Verdacht, uner-laubt mindestens 300 Tonnenhochgiftiger Chemikalien wieFormaldehyd und Quecksil-ber, Batterien und andere Ge-fahrenstoffe unsachgemäß inFredelsloh und Lauenberg ge-lagert zu haben.

Das Gelände der ehemali-gen Töpferei auf dem Tönnies-

Giftmüll entdeckt2007: Skandal in Fredelsloh

Page 38: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Lesererinnerungen zur Serie 100 Jahre NNN

DieMitglieder des Kreisausschusses des Landkreises Northeim zeigt dieses Foto aus den Jahren 1974/75: Stehend von links: Hans-GeorgStrüder (Lindau),H. Schäfer (Einbeck),WernerOtte (Verliehausen),Dr.Matthias Rabbethge (Einbeck), HeinrichKoch (Wachenhausen),Wolfgang Tölle (Northeim), Hans-JoachimOtto (Einbeck) und Erich Rewerts (Dassel): Unten sitzend von link zeigt die Aufnahme: Kreis-direktor Ralf-Reiner Wiese (Northeim), Heinz Pretzlaff (Northeim), Landrat Axel Endlein (Northeim) und Oberkreisdirektor WolfgangSenger (Northeim). Foto: NNN-Archiv

standen wäre, kommt AxelEndlein, der sich nach 23,5Jahren im Amt des ehrenamt-lichen Landrates mit Errei-chen der Altersgrenze aus derKommunalpolitik in den Ru-hestand zurückgezogen hat,zu der Überzeugung: „Kein po-litisches Gremium des Land-kreises Northeim hat damalsden Rücktritt des Oberkreisdi-rektors gefordert. Er musstealso nicht zurücktreten. Er hatden Weg in die Altersteilzeitgewählt, weil das Ende seinerDienstzeit bevorstand und erals Oberkreisdirektor nichthätte wiedergewählt werdenkönnen. Nach einer Änderungder Kommunalverfassung warder nächste Hauptverwal-tungsbeamte im Kreishaus eindirekt gewählter hauptamtli-cher Landrat.“

RücktrittsforderungenEndlein räumt ein, dass es

nach dem Fiasko um die Müll-verbrennung aus den Kreis-tagsfraktionen vereinzelteRücktrittsforderungen an dieAdresse Wieses gegeben hat.Dennoch betont Endlein:„Wiese musste nicht zurück-treten.“ Gleichwohl wurdeEndlein als amtierender Land-rat vom Antrag des Oberkreis-direktors überrascht, für sich

VON HANS - JÜRG EN F I S S E L E R

NORTHEIM. In der Bewertungder Rolle der Kreistagspoliti-ker und von Oberkreisdirek-tor Ralf-Reiner Wiese in derAffäre der gescheiterten Müll-verbrennung, die den Steuer-zahler im Landkreis Northeim12,5 Millionen D-Mark gekos-tet hat, ohne das jemals einethermische Müllbehandlungs-anlage in Blankenhagen ent-

„Entscheidung war richtig“Ehren-Landrat Axel Endlein zur Affäre um die geplatzte Müllverbrennung

das Altersteilzeitgesetz in An-spruch zu nehmen. Endlein inseiner Rückschau: „Einen ver-gleichbaren Antrag einesHauptverwaltungsbeamtenhatte es in Niedersachsennoch nicht gegeben.“ Um ab-zuklären, ob einem Oberkreis-direktor das Recht auf Alters-teilzeit zustand, ließ Endleinvon der Kommunalaufsichtder Bezirksregierung und desInnenministeriums in Hanno-ver ein Gutachten erstellen,das zu dem Ergebnis kam:„Auch Wahlbeamte könnenAltersteilzeit nehmen.“

Im Vorfeld der Kreistags-Entscheidung, in Blankenha-gen eine Müllverbrennungs-anlage bauen zu lassen, betontAxel Endlein rückschauend,habe OKD Wiese die Fraktio-nen immer ausführlich beglei-tend über die Müllproblema-tik im Landkreis Northeim in-formiert. Jeder Kreistagsabge-ordnete sei über jeden Schrittzur Planung der Anlage infor-miert gewesen. Der Ehren-Landrat: „Wenn wir nichts ge-tan hätten, dann hätte es ei-nen großen Mülltourismus ge-geben, weil nämlich die Depo-nie in Blankenhagen voll ge-wesen wäre. Unter den dama-ligen Rahmenbedingungenwar die Entscheidung für eine

Müllverbrennung richtig.“Als dann die Müllmengen

aus welchen Gründen auchimmer so dramatisch einge-brochen seien, sei es die besteEntscheidung gewesen, dasProjekt zu stoppen. Zudemhabe es die veränderten Rah-menbedingungen durch Bun-des- und Landesgesetze gege-ben, dass die anderen südnie-dersächsischen Landkreise zudiesem Zeitpunkt aus welchenGründen auch immer nichtmehr bereit gewesen seien,ihre Restmüllmengen zu einerMüllverbrennungsanlagenach Blankenhagen bringenzu lassen.

Wickmann gewähltDie Amtszeit von Ralf-Rei-

ner Wiese als Oberkreisdirek-tor lief am 30. April 2002 aus.Die Amtszeit von Landrat End-lein endete im November2001. Deshalb wurde MichaelWickmann in der konstituie-renden Sitzung des Northei-mer Kreistages zum ehren-amtlichen Landrat gewählt.Erst am 1. Mai 2002 konnteWickmann das Amt des haupt-amtlichen Landrates und Ver-waltungschefs antreten. EineNeuwahl des Landrates gibt eswieder beim den Kommunal-wahlen des Jahres 2011.

Das ThemaDer Ehren-Landrat desLandkreises Northeim,Axel Endlein, blickt imRahmen der „Lesererin-nerungen zur Serie 100Jahre NNN“ zurück aufdie Jahre der Planungund Hintergründe desgescheiterten Baus einerMüllverbrennungsanla-ge auf dem Gelände derKreismülldeponie in derGemarkung der Morin-ger Ortschaft Blankenha-gen.

geschützt wird, hat einigesmitgemacht. Rakebrandt, derinzwischen Ortsheimatpflegerin Espol ist, hatte es nach dem

Krieg sogar in der Gefangen-schaft in Moskau dabei.

Rakebrandt sammelt nochweitere Stücke: So hat er ein

historisches Plakat eines Kauf-mannsladens aus Northeim.Im Jahr 1868 bietet HermannBruns Kleiderstoffe für zweiSilbergroschen je Elle an. Sei-ne Einkäufe erstand Bruns üb-rigens bei der Leipziger Messe.Bereits zu dieser Zeit machteder Kaufmann damit Wer-bung, dass er die Produkte be-sonders günstig anbietenkann. „Schon damals gab eseine Art Sommerschlussver-kauf“, sagt OrtsheimatpflegerHeinrich Rakebrandt.

DienstjubiläumDie älteste Schrift, die Rake-

brandt in seinem Archiv hat,stammt übrigens aus dem Jahr1593. Im kommenden Jahr fei-ert der Ortsheimatpfleger sein30-jähriges Dienstjubilä-um. (bsc)

ESPOL. Wenn Heinrich Rake-brandt seine Geldbörse auf-klappt, dann liegt ganz obenauf eine inzwischen leicht zer-knitterte Eintrittskarte. Sie er-innert den 86-jährigen Espoleran den 7. Juni 1936.

Damals erlebte er als Ju-gendlicher auf der Weihestät-te am Gesundbrunnen dasFestspiel „Die Hermanns-schlacht“. Das Stück wurde da-mals zur Eröffnung der Wei-hestätte mit 400 Mitwirken-den aufgeführt. „Eigentlichaus Zufall habe ich die Karte inder Geldbörse behalten - bisheute.“ An die Karte kam erüber die Volksschule in Trö-gen, die er damals besuchte.„Die beiden letzten Jahrgängebesuchten das Stück.“

Das Papier, das inzwischendurch eine Plastikumhüllung

Erinnerungen an die WeihestätteHeinrich Rakebrandt aus Espol hält eine Eintrittskarte aus dem Jahr 1936 in Ehren

Hält die Eintrittskarte in Ehren: Heinrich Rakebrandt hat das Pa-pier immer dabei. Foto: Schlegel

Interimszeit. Immer wiedergab es Neuwahlen. MeineHauptaufgabe habe ich daringesehen, ein Vertrauensver-hältnis der Menschen zu die-sem neu zugeschnittenenLandkreis zu schaffen.“

Heute akzeptierten dieMenschen in allen Kreisteilen,dass sie zu einem Landkreisgehören, aber ein Misstrauen,dass Standortnachteile entste-hen könnten, sei immer da:„Uslar leidet noch heute da-runter, dass die Region keineigener Landkreis mehr ist.Und Einbeck sowieso.“

Erfolgreiche SacheLangfristig gesehen sei der

Ausbau des BerufsbildendenSchulwesens in Northeim einesehr erfolgreiche Sache in sei-ner Amtszeit als Landrat gewe-sen. Zuerst, sagt Endlein, seider Komplex der Berufsbilden-den Schule für Hauswirt-schaft, Gewerbe und Land-wirtschaft an der SudheimerStraße gebaut worden. Spätersei die Berufsbildende Schulefür Wirtschaft und Verwal-tung mit einem technischenGymnasialzweig hinzugekom-men. Diese Schule habe sichmittlerweile zum erfolgreichs-ten Gymnasium in Northeimentwickelt.

Zu den erfolgreichen Schul-projekten im Landkreis Nort-heim zählt Axel Endlein auchdie IGS in Bodenfelde und dieKGS in Moringen. „Damit ha-ben wir ein sehr vernünftigesBildungsangebot geschaffen.“Der Ehrenlandrat bedauert esnoch heute, dass die Einrich-tung einer Integrierten Ge-samtschule in Northeim nichtzuletzt an der ablehnendenHaltung einiger NortheimerParteifreunde gescheitertist. (hjf)

NORTHEIM. Noch heute istEhren-Landrat Axel Endleinder festen Überzeugung, dasses Mitte der 1990-er Jahre einFehler der niedersächsischenLandesregierung war, die Äm-ter des Landrates und desHauptverwaltungsbeamtenzusammenzulegen: „Machtmuss geteilt werden, weil siedann kontrollierbarer ist.“

Durch die Trennung derÄmter werde die kommunaleSelbstverwaltung gestärkt.Der ehrenamtliche Landrathabe neben repräsentativenAufgaben auch die Pflicht ge-habt, die Sitzungen des Kreis-tages und des Kreisausschus-ses zu leiten. Heute habe derKreistagsvorsitzende allein dieAufgabe, die Kreistagssitzun-gen zu leiten. Aber auch nurdann, wenn der Kreistag dasausdrücklich beschließe.Sonst stehe der hauptamtlicheLandrat als Verwaltungschefan der Spitze des Kreistages.Deshalb begrüßt Axel Endleindie geplante Neufassung derKommunalverfassung, nachder es dann grundsätzlichnicht mehr sein kann, dassder Wahlbeamte auch Vorsit-zender des Kreistages ist.

Die ersten zwölf Jahre derAmtszeit von Landrat Endleinin den Jahren von 1973 bis1981 war geprägt von der Ge-meinde- und Gebietsreform.Er erinnert sich: „1974 verlorder Landkreis Einbeck seineSelbstständigkeit und wurdemit dem Landkreis Northeimzusammengeschlossen. AuchLindau kam zum LandkreisNortheim. 1976 bei der Kreis-reform stießen Bad Ganders-heim und Kalefeld sowie Pa-rensen zum Landkreis Nort-heim. Adelebsen und Lauen-förde wanderten im Gegenzugnach Göttingen. Es war eine

Macht mussgeteilt werdenAxel Endlein: Zwölf Landratsjahre geprägtvon der Gemeinde- und Gebietsreform

Zur PersonAxel Endlein (68) erblickte am18. April 1941 in Düsseldorf dasLicht der Welt. Er ist verheiratetund hat zwei erwachsene Kin-der.NachNortheimkamer1966als DGB-Jugendsekretär. 1968wurde er geschäftsführenderVorsitzender des DGB-KreisesNortheim, bis er 1976 leitenderGeschäftsführer des SPD-BezirksHannover wurde.1990 zog er als Abgeordneter inden niedersächsischen Landtagein. Der SPD gehört er seit 1959an. Dem Northeimer Kreistaggehörte er 28 Jahre lang an.Zehn Jahre war er Vorsitzender

des niedersächsischen Land-kreistages, sechs Jahre lang Prä-sident des Deutschen Landkreis-tages. 1998 wurde Axel EndleinMitglied im Ausschuss der Re-gionen der Europäischen Ge-meinschaft, dessen Präsidium ervier Jahre lang angehörte.Die Aufzählung der Ehrenämterdes Ehren-Landrats Axel Endleinistunvollständig. ImAlter von68Jahren, im Sommer 2009, ist erVorsitzender des OrtsvereinsNortheimderArbeiterwohlfahrtund Vorsitzender des Förderver-eins Krankenhaus Nort-heim. (hjf)

Axel Endlein verfolgt im Ruhestand die kommunale Tagespolitikimmer nochmit großem Interesse. Foto: Fisseler

Landkreis NortheimMittwoch, 19. August 2009

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Lesererinnerungen zur Serie 100 Jahre NNN

lenriede-Rennen in Hannover.Ein Rennen für Profis undAmateure. Der junge Northei-mer startete beim Anfänger-rennen, das über 20 Kilometerführte.

Mit dem Rad nach Hanno-ver zu kommen, war recht be-schwerlich. Vater und Sohnfuhren mit der Bahn. „Teilwei-se mussten wir im Bremser-häuschen sitzen, um unsereRäder transportiert zu bekom-men.“ Hannover war zu derZeit noch zerbombt und dieRennstrecken führten durcheine Trümmerlandschaft.

Sportfreunde NortheimIn Northeim gab es in den

frühen Nachkriegsjahrennoch keinen Radsportverein.Deshalb schlossen sich Vaterund Sohn Bethe dem VereinSportfreunde Northeim an.

VON HANS - JÜRG EN F I S S E L E R

NORTHEIM. Die Liebe zumRadsport wurde Egon Bethevom Vater Herbert in die Wie-ge gelegt. Vater Bethe betriebzwischen Neustadt und Fried-rich-Ebert-Wall eine Werk-statt und einen Laden fürZweiräder. Den Beruf desZweiradmechanikers erlernteer in der väterlichen Werk-statt. Doch mit dem Schrau-ben an Zweirädern war nichtgenug Geld zu verdienen. Des-halb verdingte sich Egon Bet-he als Lagerarbeiter, bis er dieChance bekam, als Maschinistin der Northeimer Kläranlagezu arbeiten.

Rennmaschine gebautSchon vor dem 2. Weltkrieg

hatte Vater Bethe als AmateurRadrennen gefahren. Undgleich, als er aus dem Kriegnach Northeim zurückkehrte,ging es mit dem Sport wiederlos. Auch für seinen SohnEgon, der gerade 14 Jahre altwar, baute er eine Rennma-schine. Vater und Sohn trai-nierten fortan gemeinsam.

Schon 1946 wurden die ers-ten Radrennen in Niedersach-sen ausgetragen. An sein ers-tes Rennen erinnert sich EgonBethe noch gut: Es war das Ei-

Ein Leben für den RadsportEgon Bethe erinnert an die Gründung und das Ende des Vereins Rot-Gelb

Herbert Bethe gründete unterdem Dach der Sportfreundeeine Radsportabteilung undorganisierte kleinere Vereins-rennen.

Rot-Gelb gegründetEgon Bethe erinnert sich:

„Diese Radsportabteilung hatnicht lange gehalten, geradeeinmal drei Jahre. Dann schlos-sen wir uns einem Radsport-verein in Göttingen an.“ Dochschon im Jahr 1954 unternahmder im besten Sinne radsport-verrückte Herbert Bethe einenweiteren Versuch, dem Rad-sport in Northeim eine vereins-orientierte Heimat zu geben.Er gründete den Radsportver-ein Rot-Gelb Northeim, der biszum Tode des Gründers im Jah-re 1970 bestand.

Sohn Egon Bethe bezeich-net sich als „letzten Mohika-

ner des Radsportvereins Rot-Gelb“, der 1983 zu den Grün-dern der Radsportabteilungunter dem Dach des JudoclubsNortheim unter dem Vorsitzvon Walter Dörnte gehörte.Später machte sich diese Ab-teilung selbstständig undnannte sich Cicli-Club, der bisheute besteht.

Rennen am GesundbrunnenDie größte Herausforde-

rung für den RadsportvereinRot-Gelb Northeim in den1960-er Jahren war die Aus-richtung der deutschen Meis-terschaften im Querfeldein-Radfahren im Januar 1965 mitdem damaligen legedärendeutschen Meister Rolf Wolfs-hohl. Die Hindernisstreckewar knapp zwei Kilometerlang und führte rund um denGesundbrunnen.

Seit 44 Jahren hält der 77-jährige Egon Bethe aus Northeim dieses Plakat in Ehren, das der Radsport-verein Rot-Geld Northeim im Jahr 1965 drucken ließ. Foto: Fisseler

RolfWolfshohl auf demWeg zum Titel: Im Januar 1965 gewann eram Gesundbrunnen in Northeim. Foto: Privat

„Die Strecke hatte es in sich,aber es war eine Rundstrecke,wie wir sie uns wünschen“.

FavoritenrolleAm Ende wurde Rolf Wolfs-

hohl seiner Favoritenrolle ge-recht und gewann einen wei-teren deutschen Meistertitelhinzu. Im Trikot des deut-schen Meisters nahm er vierWochen später an den Welt-meisterschaften im Querfeld-einrennen teil.

An der Rennstrecke rundum den Gesundbrunnen inNortheim sorgten Techni-sches Hilfswerk, Feuerwehr,Polizei und Rotes Kreuz für Si-cherheit. Die Siegerehrungfand auf der Freilichtbühnestatt.

Die Generalprobe auf derRennstrecke am Gesundbrun-nen war ein Jahr zuvor bei derNiedersachsenmeisterschafterfolgreich verlaufen.

Dickes LobDem Ausrichter zollte die

Heimatzeitung in ihrer Ausga-be vom 1. Februar 1965 ein di-ckes Lob: „Der Rad-Sport-Ver-ein Rot-Gelb Northeim wurdemit dem guten Besuch derVeranstaltung besonders be-lohnt. Er hat diese Belohnungin der Tat ehrlich verdient. Al-les in allem erlebte Northeimein sportliches Ereignis, vondem man noch in einigen Wo-chen und Monaten redenwird. Und wenn etwas im Ge-spräch bleibt, dann hat es sichgelohnt.“ (hjf)

NORTHEIM. Rolf Wolfshohl,der mehrfache deutsche Meis-ter, war der prominentesteTeilnehmer bei den deutschenMeisterschaften im Querfeld-ein-Radrennen, das der Rad-sportverein Rot-Gelb Nort-heim im elften Jahr seines Be-stehens Ende Januar 1965 aus-richtete. Die Strecke führterund um den Gesundbrunnenund war exakt 1950 Meterlang. Zwölf Runden waren biszur Meisterschaft zurückzule-gen.

Es waren harte äußere Be-dingungen, mit denen dieRadsportler zu kämpfen hat-ten. Am Tag vor der Meister-schaft hatte es geschneit, amRenntag war der Schnee ver-harrscht. Zwar hatten Mitar-beiter der Stadtverwaltung dieRennstrecke abgestreut. EineReihe von Fahrern stürztedennoch und musste das Ren-nen aufgeben, doch schwereVerletzungen gab es nicht.

1000 ZuschauerMehr als 1000 Zuschauer

verfolgten den Rennverlauf.Besonders spannend war esimmer wieder im Bereich derLaufstrecke an den Schwefel-teichen, wenn die Rennfahrervon ihren Rädern absteigenund über Hindernisse sprin-gen mussten.

Nach dem Rennen zeigtensich die Radsportler gegen-über der Heimatzeitung Nort-heimer Neueste Nachrichtenbeeindruckt von der Rennstre-cke. Einer drückte es so aus:

Wolfshohl wirdDeutscher MeisterQuerfeldein-Radrennen am Gesundbrunnen

Siegerehrung: Nach der DeutschenMeisterschaft imQuerfeldein-Rennen im Januar 1965 steht RolfWolfshohl auf der Freilichtbühne inNortheim Ganz oben auf dem Treppchen. Foto: Privat

Das ThemaEgonBethe ist geborenerNortheimer, gelernterZweiradmechaniker, 77Jahre alt, und hat sich sei-ne Begeisterung für denRad-Rennsport bis inshohe Alter bewahrt. ZurSerie „100 JahreNNN“ er-innert sich der treue Le-serderHeimatzeitunganein sportliches Großer-eignis in Northeim imJahr 1965:DiedeutschenMeisterschaften imQuerfeldein-Radfahrenmit demmehrfachendeutschen Meister RolfWolfshohl.

Landkreis Northeim Dienstag, 25. August 2009

Page 40: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Landkreis NortheimMontag, 31. August 2009

Lesererinnerungen zur Serie 100 Jahre NNN

In den frühen 1930-er Jahren war der Kaffeegarten des Leineturms eines der beliebtesten Ausflugsziele vor den Toren der Stadt Nort-heim. 1000 Sitzplätze gab es. Auf drei Bühnen konnte getanzt werden. Foto: Privat/nh

ten manchmal bis zu 20 Mannstarke Kapellen zum Tanz auf.Der 2. Weltkrieg brachte die-ses Geschäft abrupt zum Erlie-gen.

Am 10. April 1946 wurdenTeile des Leineturms durchamerikanischen Beschuss inSchutt und Asche gelegt. Vor-her hatten deutsche Soldatendie Leinebrücke gesprengt,um den Vormarsch der Ameri-kaner in Höckelheim zu stop-pen. Das misslang und schon1946 begann der Wiederauf-bau. Bereits 14 Tage nach derWährungsreform wurden imLeineturm wieder Gäste be-wirtet.

Am 1. November 1950 ver-kehrte der erste NortheimerStadtbus zwischen der Men-delssohnstraße am Sultmerund dem Leineturm, den dieMenschen der damaliger Zeitvon Northeim aus nur aufSchusters Rappen oder mitdem Fahrrad erreichen konn-ten.

Autobahn wird gebautDie nächste Krise bedrohte

den Leineturm im Jahr 1951.Davon zeugt ein Brief, denHeinrich Harm am 2. Novem-ber 1951 an die Landesstra-ßenbaudirektion in Hannoverschrieb. Darin heißt es unteranderem: „Im Zuge der Wei-

VON HANS - JÜRG EN F I S S E L E R

NORTHEIM. Die in deutscherSütterlin-Schrift verfassteKaufurkunde, die den Leine-turm am 17. August 1912 inden Besitz des Einbeckers Ul-rich Wittram brachte, gehörtzu den wichtigsten familiärenErinnerungsstücken des Uren-kels Christoph Harms, dessenFrau Katrin ihrem Mann, demKüchenchef, nicht nur im Res-taurant zur Seite steht, son-dern die die Geschichte desHauses sorgfältig dokumen-tiert.

Mehr als 650 Jahre steht derLeineturm zwischen Nort-heim und Höckelheim amUfer der Leine. Wann aus demWachturm ein Gasthaus wur-de, ist nicht bekannt. Als Ul-rich Wittram das Anwesen1912 erwarb, war der Leine-turm bereits seit Menschenge-denken ein Gasthaus. DasHaus an der Leinebrücke warfaber zu der Zeit noch nicht soviel Gewinn ab, dass der Gast-wirt daraus allein seine Fami-lie ernähren konnte. Deshalbgehörte zu der Gaststätte einlandwirtschaftlicher Betriebmit 60 Morgen Land.

Mettwurst und SchinkenIn der Gaststätte wurde vor-

wiegend das den Gästen aufge-tischt, was die Landwirtschafthergab: Mettwurst und Schin-ken. Aber auch die Angelrech-te in der nahen Leine gehör-ten zum Leineturm, an derenUfern das Gebäude steht. Undso standen auch Aal und Forel-le auf dem Speisenplan desLeinetürmers.

1934 heiratete die Wittram-Tochter Frieda-Luise den ge-lernten Konditor HeinrichHarms. Dieser Konditor mach-te in der Folgezeit den Leine-turm wegen seiner Windbeu-tel, die so groß wie Kinderköp-fe waren, berühmt.

Tanz im KaffeegartenDer Leineturm entwickelte

sich in den Jahren vor demzweiten Weltkrieg zu einembeliebten Ausflugslokal derNortheimer vor den Toren ih-rer Stadt. Im Kaffeegarten gabes auf einer Fläche von mehrals 5000 Quadratmetern über1000 Sitzplätze, zwei Tanzflä-chen und einen Musikpavil-lon. An Wochenenden spiel-

Ein Stück StadtgeschichteWie die Wirte des Leineturms ein Jahrhundert lang allen Krisen trotzten

terführung der Autobahn vonNörten bis zur Bundesstraße241 ist vorgesehen, dass dieseStraße als Auffahrt und Zu-bringerstraße zur Autobahnausgebaut werden soll. Bis vorkurzer Zeit konnte ich damitrechnen, dass ich weiterhinan der neu ausgebauten Stra-ße liegen würde. Nach denletzten Vermessungen undder Festlegung der Trasse wirddiese neue Planung voraus-sichtlich so verlaufen, dass ichdann an nächster Stelle etwa120 Meter von der Straße ab-liegen werde. Die Brücke, ander ich zurzeit liege, soll dannentfernt werden. Ich werdealsdann mit meinem Gewer-bebetrieb, aus welchem ichmit meiner Frau und vier Kin-dern zu leben habe, in einemtoten Winkel zu liegen kom-men und vollkommen vomVerkehr abgeschnitten sein.“

Die Einwände von HeinrichHarms machten in Hannoverebenso wenig Eindruck wie imKreisbauamt der NortheimerKreisverwaltung, die der Gast-wirt am 5. November 1951 an-geschrieben hatte. HeinrichHarms verweist darauf, auchdie Stadt Northeim könne einInteresse daran haben, „imZuge der Verkehrssicherheitinnerhalb der Stadt Northeimsich einzuschalten, dass bei

dem geplanten Neubau derBundesstraße 241 von Nort-heim bis zur Auffahrt zur Au-tobahn an der Peripherie derStadt eine Parkanlage fürGroßraumkraftfahrzeuge ge-schaffen würde, die zur Ent-lastung der Stadt dienlichwäre. Die Gaststätte für denTages- und Übernachtungsver-kehr, die in den meisten Fäl-len bei solchen Anlagen nochzusätzlich erstellt werdenmüssten, ist in der GaststätteLeineturm vorhanden und inunumschränkten Maße aus-baubar“.

Weitsichtiger GastwirtDoch es sollten noch 50 Jah-

re ins Land gehen, bis die Be-hörden die Notwendigkeit vonGroßraumparkplätzen an derAutobahn als richtig erken-nen sollten, so wie sie derGastwirt Heinrich Harms 1951vorausgesehen hatte.

1964 übernahm MartinHarms von seinem Vater Hein-rich als Küchenchef die Lei-tung des Hauses, unterstütztvon seiner Frau Gisela. Im Sep-tember 1987 feierte der Leine-turm das 75-jährige Bestehenals Familienbetrieb. Heutewird der Leineturm von Katrinund Christoph Harms geführt,die in diesem Jahr erfolgreichdie Folgen der globalen Fi-

nanz- und Wirt-schaftskrise meis-tern mussten, be-vor sie sich jetztauf die 100-Jahr-Feier des Famili-enunternehmensLeineturm im Jahr2012 vorbereitenkönnen.

RitterspieleIm Jahr 2002

gab es erstmalsspektakuläre Rit-terspiele im ehe-maligen Kaffee-garten des HotelsLeineturm. Dievorerst letztenRitterspiele fan-den 2007 statt.Doch für das Jahr2010 bereiten Ka-trin und Chris-toph Harms schonjetzt eine Fortset-zung dieses mit-telalterlichenSpektakels vor.

Das ThemaAls der über 650 Jahre alte Leineturm als Gaststätte imJahr 1912 in den Familienbesitz der heutigen FamilieHarmsüberging,war dieHeimatzeitungNortheimerNeu-este Nachrichten schon drei Jahre auf demMarkt und beiihren Lesern. Die Geschichte des TraditionsgasthausesLeineturm erzählen in der Serie „Lesererinnerungen 100Jahre NNN“ Katrin und Christoph Harms, die den Leine-turm im vierter Generation im Familienbesitz führen.

kam die Stadt Northeim zuder Überzeugung, dass es auswirtschaftlichen Gründen ge-raten sei, denn Leineturm zuverkaufen. Die Gründe: DieBahnstrecke Northeim - Ott-bergen sollte gebaut werden,was bedeutete, dass sie denVerkehr von der MoringerChaussee und damit vom Lei-neturm wegziehen würde.

Zuverlässige QuelleKatrin Harms schildert die

Situation aus ihren For-schungsergebnissen: „Außer-dem wusste der Magistrat auszuverlässiger Quelle, dass dieStraßenführung über die Lei-ne umgelegt werden sollte.Das hätte bedeutet, dass derLeineturm bald völlig isoliertin der Feldmark liegen würde.Aus diesem Grund sollte einLandwirt den Leineturm kau-fen, damit ausschließlich vomAckerbau gelebt werdenkonnte, da dem Leineturm alsGaststätte keine Zukunft ein-geräumt wurde.

Düstere PrognosenSeit 1847 war Georg Nahme

Pächter. Er kaufte den Leine-turm 1875 mit dem dazu gehö-renden Ackerland für 1676 Ta-ler und führte ihn trotz derdüsteren Prognosen weiter alsGasthaus. Am 17. August 1912erwarb Ulrich Wittram ausEinbeck den Leineturm undführte die Gaststätte mit Er-folg weiter. (hjf)

NORTHEIM. Der um das Jahr1300 erbaute Leineturm wareinst der Wachturm an derWestflanke der Stadt Nort-heim. Er stand an der Grenzezwischen dem Bistum Mainzund dem Herzogtum Braun-schweig. Als der Leineturmeine Gaststätte wurde, wurdeder Betrieb von der Stadt Nort-heim alle sechs Jahre neu ver-pachtet. Niemals aber schenk-ten die Northeimer Stadtväterdem Leineturm so große Be-achtung wie dem Rücking ander Rhume.

Katrin Harms, die die Ge-schichte des Leineturms er-forscht und aufgeschriebenhat, vermutet: „Das mag wohlzum Teil daran gelegen ha-ben, dass das in unmittelbarerNachbarschaft liegende DorfHöckelheim als Schmuggler-nest und Sündenpfuhl ver-schrien war.

Handel mit SchnapsIn Höckelheim wurde mit

Schnaps und anderen Güterngehandelt, und wer zum Lei-neturm ging, der ging auchdie paar Schritte weiter insDorf, um sich mit illegalenWaren zu versorgen. Also hat-ten die Wirte des Leineturmsniemals viel von den Northei-mer Bürgern zu erwarten. Sielebten erträglich vom Durch-reiseverkehr und den müden,nach Rast suchenden, Reisen-den“.

Im Laufe des Sommers 1874

Schmugglernestund SüdenpfuhlAus der Historie des Leineturms

Katrin und Christoph Harms mit alten Erinnerungsstücken. Sie führen das Res-taurant Leineturm in vierter Familiengeneration. Foto: Fisseler

Der Leineturm im Jahr 1959. Auf den Grundmauern stand der his-torischeWachturm. Foto: Privat/nh

Das Foto aus dem Jahr 1946 zeigt die Behelfsbrücke über die Leinebeim Gasthaus Leineturm. Foto: Privat/nh

Page 41: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Lesererinnerungen zur Serie 100 Jahre NNN

Tabakernte im Jahre 1946 in Hammenstedt. Zweite von links: Hanna Schmidt, dahinter ihr späterer Ehemann Herbert Regente, der inder Tischlerei arbeitete, aber auch in der Landwirtschaft aushalf. Repro: hjf

losfahren wollte, kam derPostbote auf den Hof undbrachte einen Brief ihrerjüngsten Schwester Edith, dieam 1. April 1944 eine haus-wirtschaftliche Lehre auf ei-nem Lehrhof in Golmbach an-getreten hatte. „Diesen Briefmussten wir erst noch lesen,um zu erfahren, was sie unsInteressantes mitzuteilen hat-te und wie es ihr zu Beginn ih-rer Lehre ergangen war.“

Bombenkrater im AckerDeshalb verzögerte sich die

Abfahrt des Fuhrwerkes. Han-na Regente erzählt weiter:„Als wir dann auf dem Feld an-kamen, bot sich uns ein Bilddes Schreckens.Etwa 50 Metervom Weg lag in einem großenLoch ein Blindgänger dicht vordem Gespann unseres Franzo-sen. Einer Kuh war durch denLuftdruck die Lunge geplatzt.Sie lag tot da. Der Franzoseund die andere Kuh waren un-versehrt. Doch unser Schre-cken wurde noch größer, alswir zur Mitte des Feldes ka-men: Eine große Bombe hattedort einen riesigen Krater ge-rissen. Erde und Splitter lagenweit verstreut.“

Eine gütige FügungDie gebürtige Hammensted-

terin ist noch heute davonüberzeugt: „So hatte der Briefdurch eine gütige Fügung viel-leicht unser aller Leben geret-tet.“ Eine Frage, auf die sie nieeine Antwort erhalten wird,beschäftigt die 85-Jährige bisheute: „War es ein Notabwurf,oder hatten es die Bomber aufeinen fleißigen Landmann ab-gesehen?“

Nach dem Krieg kehrte derfranzösische Zwangsarbeiterin seine Heimat zurück. DieHammenstedter FamilieSchmidt hatte nie wieder Kon-takt zu ihm. Hanna heiratete1949 ihren Mann Herbert, derals Tischler im Betrieb des Va-ters arbeitete und ging mitihm ins Regente-Elternhausnach Hardegsen. Die Erinne-rung an diesen denkwürdigenTag im April 1944 sollte sie ihrganzes Leben begleiten. (hjf)

HARDEGSEN. Seit 60 Jahrenlebt Hanna Regente mit ihremEhemann Herbert in der Stra-ße Am Cölnhöfen in Hardeg-sen. Das Paar bereitet sich mitzwei erwachsenen Kindernund sieben Enkelkindern aufdie Diamantene Hochzeit vor.Da erinnert sich Hanna Regen-te an ein dramatisches Ereig-nis aus dem Jahr 1944, das fürsie eine glückliche Wendungnahm, aber auch leicht ihrem20-jährigen Leben ein jähesEnde hätte setzen können.

Heimat in HammenstedtDamals war Hanna Schmidt

noch nicht verheiratet, lebteauf dem Anwesen ihrer Elternin Hammenstedt. Der Vaterhatte eine kleine Landwirt-schaft und einen Tischlerbe-trieb. Sein wertvollster Besitzwar eine fahrbare Bandsäge,mit der er für das ganze Dorfdas Brennholz schnitt.

Die heute 85-jährige HannaRegente berichtet für die Serie„Lesererinnerung zum Jubilä-um 100 Jahre NortheimerNeueste Nachrichten“ vondem besonderen Tag im April1944 in Hammenstedt:

Gespann mit zwei Kühen„Es war die Zeit zum Kartof-

feln pflanzen. Meine Elternwollten ein Feld auf demTeichstätter Berg damit bestel-len. Auf unserem Hof arbeite-te ein französischer Kriegsge-fangener als Zwangsarbeiter.Der hatte den Auftrag, mit ei-nem Gespann mit zwei Kühenvorauszufahren und das Kar-toffelland mit den Eggen fürdie Pflanzung vorzubereiten.Unser Franzose war ein guterund ordentlicher Mensch, dersich die landwirtschaftlicheArbeit ganz gut angeeignethatte, obwohl er in seiner Hei-mat ein Büromensch war undschwere Arbeit in der Land-wirtschaft nicht kannte.“

Postbote brachte BriefGerade als Hanna Schmidt

mit ihren Eltern im zweitenFuhrwerk, ebenfalls von Kü-hen gezogen und beladen mitPflanzkartoffel und Dünger,

Brief der Schwesterals LebensretterHanna Regentes Erlebnis im Jahr 1944

Hanna und Herbert Regente in ihrem Haus in Hardegsen mit ih-remHochzeitsfoto. Die 85-Jährige erinnert sich noch genau an eindramatisches Ereignis aus dem Jahr 1944. Foto: Fisseler

sich beim Wehr-bezirkskomman-do in seiner Hei-matstadt Nort-heim melden.Dort wurde er auf-gefordert, seinenWehrpass zur zu-ständigen Behör-de nach Braun-schweig zu schi-cken, als man hör-te, dass er in Aus-bildung in Helm-stedt stand. Dochauch in Braun-schweig fühltesich niemand fürden Northeimerzuständig. DerWehrpass wan-derte zwischenNortheim undBraunschweig hin und her.Und so war er immer nochnicht eingezogen, als die Ame-rikaner im April 1945 in Nort-heim einzogen.

Die Amerikaner besetztenviele Häuser im Birkenweg,nur das Dörges-Haus nicht.Das bezogen allerdings sofortdie Engländer, als sie die Ame-rikaner als Besatzungsmachtin Northeim ablösten. AugustDörges: „Das war im Sommer1945. Die Engländer ließenuns genau eine halbe StundeZeit, um im strömenden Re-gen das Haus zu räumen.“

Gute Kontakte gepflegtErst 1950 räumten die Eng-

länder das besetzte Haus derDörges im Birkenweg. Es wardas letzte Haus in Northeim,das die Besatzer den früherenEigentümern zurückgaben.Dabei pflegte die ausquartier-te Familie Dörges durchausgute Kontakte zu den neuenHerren in ihrem Haus. AugustDörges sprach gut englischund so lud ihn der englischeStadtkommandat gelegentlichzum Essen ins Elternhaus ein.Dabei gab es dann auch denguten Katlenburger Kräuter-trunk aus Vaters Keller.

Mutter und Schwester durf-ten im eigenen Haus sauber-machen und nach dem Reini-gungsdienst jedesmal kleineTeile ihres Eigentums aus demHaus mitnehmen. Die Möbel,die die Engländer nicht nut-zen, lagerten sie in einer gro-ßen Scheune in Höckelheim

VON HANS - JÜRG EN F I S S E L E R

NORTHEIM. Während desKrieges besuchte August Dör-ges das Gymnasium Corvinia-num, verließ die Schule aller-dings ohne Abitur, um inHelmstedt eine Ausbildungzum Eisenwarenhändler zubeginnen, damit er später ein-mal in die Fußstapfen seinesVaters treten und die Geschäf-te der Dörges in Northeimübernehmen konnte. In Helm-stedt war das Leben freier alsin Northeim: „Man sagte Gu-ten Morgen, wünschte sichmittags Mahlzeit und grüßtespäter mit Guten Abend. Undnicht zu jeder Tageszeit mitHeil Hitler. Das wäre in Nort-heim nicht möglich gewesen.“

In Helmstedt wurde Dörgeszwangsweise zur Feuerwehreingezogen, weil er es stets er-folgreich vermieden hatte, ei-ner Nazi-Organisation beizu-treten. Er wurde zum Schar-führer über 30 Mann ernannt,die Dienst in der Feuerwachezu schieben hatten.

Doch seine Schar wurde im-mer kleiner, und als sie nurnoch aus drei Mann bestand,schickte er auch die heim undverließ ebenfalls die Wache.Deshalb sollte er noch im De-zember 1944 zur Wehrmachteingezogen werden. Er sollte

Besatzer und KriegsbeuteDer Northeimer August Dörges erinnert sich an den Neuanfang nach dem Krieg

ein. Vor allem an den Kochund den Dolmetscher der Eng-länder erinnert sich AugustDörges noch ganz genau, weilsie die Modelleisenbahn, eineDampfmaschine und zahlrei-che Bücher als Kriegsbeute indie Heimat schickten.

Als Vater Dörges aus derKriegsgefangenschaft zurücknach Northeim kam und dieEngländer als Besatzungs-macht von Norwegern abge-löst wurden, lief auch das Ei-senwarengeschäft der Dörgeswieder an. Im ehemaligenPferdestall der Kaserne an derArentsschildtstraße, wo heutedas Hallenbad steht, befandsich das väterliche Geschäft,in dem Öfen und Herde, Bau-beschläge, Werkzeug undHaushaltswaren angebotenwurden. 1952 kam ein Einzel-handelsgeschäft in der BreitenStraße hinzu, das alten Nort-heimern noch unter der Be-zeichnung „Ofen-Dörges“ be-kannt sein dürfte.

Umstieg in GastronomieWeil August Dörges in ge-

schäftlichen Dingen mit sei-nem Vater nicht klar kam -„der war ein hervorragenderVerkäufer, aber leider einschlechter Geschäftsmann“ -zog er sich aus dem Familien-unternehmen und aus derBranche zurück. Stattdessenwidmete er sich der Gastrono-mie, dem Fach seiner Ehefrau.1962 eröffneten die Dörges dieGaststätte „Markt 16“ in Nort-heim. Anfangs gab es zum Bier

nur Bratwurst. Aber die Kücheentwickelte sich und bald ge-hörte „Markt 16“ zu den ers-ten Restaurant-Adressen inNortheim, mit internationa-lem Publikum. Spezialität wa-ren Rindersteaks auf Holzkoh-le gegrillt. Von der Gästezu-friedenheit zeugten Dankes-schreiben, die sogar aus NewYork bis nach Northeim ka-men.

Das Ende von Markt 16Nach zehn Jahre, 1972, war

Schluss mit „Markt 16“. Dasstattliche Fachwerkhaus fielder Spitzhacke zum Opfer,musste Platz machen für einestädtebauliche Neugestaltungdes Marktes im Zuge der Er-richtung des City-Centers Gra-fenhof und des Hauses amMarkt.

Das ThemaAugust Dörges ist 82 Jah-re alt, gebürtiger Nort-heimer und lebt mit Ehe-frau im 1931 erbauten El-ternhaus im Birkenweg/EckeWeinbergsweg undist ein lebendiger Erzäh-ler. Als Leser der Heimat-zeitung Northeimer Neu-este Nachrichten erin-nert er sich für die Ge-schichtsserie „100 JahreNNN“ an die Zeit des 2.Weltkrieges und dieNachkriegszeit, die fürihn manchmal lebensge-fährlich, aber immer auf-regend und wechselvollwar.

Ein Foto aus dem Jahr 1939: Es zeigt August Dörges in LederhosemitMutter Hil-degard und Schwester Christa während eines Urlaubs in Svinemünde.

August Dörges mit Familienal-bum. Foto: Fisseler

Landkreis Northeim Mittwoch, 2. September 2009

Page 42: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Lesererinnerungen zur Serie 100 Jahre NNN

vom 16. Mai 1938, in dem überdie Weihe „eines mustergülti-gen Hj-Heimes in Elvese“ be-richtet wird, bei der die Hitler-jugend des Dorfes die Haken-kreuzflagge hisste und dasFahnenlied sang. Dann hieltBürgermeister Heinrich Kocheine Rede. Anschließendsprach Landrat von der Schu-lenburg, dessen Rede „mitdem Gelöbnis unverbrüchli-cher Treue an den Führer ab-schloss“.

Der BürgermeisterHeino Ernst ist der Schwie-

gersohn von Heinrich Koch,der von 1934 an Bürgermeis-ter in Elvese war. Nach demZusammenbruch des Nazi-Re-gimes wurde Koch von denSiegermächten entnazifiziert.Nach dem 2. Weltkrieg übtennacheinander drei Elveser

VON HANS - JÜRG EN F I S S E L E R

ELVESE. Das wertvollste Zeit-zeugnis der ehrenamtlichenHeimatforscher aus Elvers-hausen ist eine Schulchronik,in das der Lehrer Eberwien imJahre 1849 die ersten Eintra-gungen vornahm. Beckmann,Oftring und Ernst wissen, dassdie Zeit drängt, dieses einmali-ge Dorfdokument zu überset-zen, weil es in der deutschenHandschrift Süterlin geschrie-ben ist, die heute kaum nochjemand lesen kann. Selbst diedrei Heimatforscher, die Sü-terlin noch in der Schuleschreiben mussten, habenbeim Entziffern der Hand-schriften ihre Probleme.

Die in Leder gebundeneChronik beschränkte sichschon bald nicht allein auf dasSchulleben des Dorfes. In dasBuch wurden alle wichtigenEreignisse geschrieben, diedie Menschen in Elvese be-rührten und bewegten. Ausdem 1. Weltkrieg beispiels-weise sind alle Kriegsteilneh-mer aus Elvese mit Namenund Foto verewigt. Die letzteEintragung stammt vom 20.Oktober 1944.

Dorflehrer mit AutoDer Dorflehrer war es auch,

der am 4. April 1928 als stolzerBesitzer das erste Auto nachElvese brachte. Es war einOpel. In den 1920-er Jahrenwurde jede Gemeinde ver-pflichtet, ein Haus zur Verfü-gung zu stellen, in dem Be-dürftige untergebracht wer-den konnten, damit sie nichtobdachlos wurden. So einHaus gab es auch in Elvese.Die Nationalsozialisten wid-meten das Gebäude später umin ein Jugendheim.

Hier fanden sonntags auchdie regelmäßigen Treffen dersechs SA-Größen des Dorfesstatt. Wilhelm Beckmannschränkt die Zahl der über-zeugten Nazi-Parteigänger aufdiese sechs ein: „Alle anderenwaren nur Mitläufer“. Im Ju-gendheim gab es während derNazi-Diktatur auch die Kriegs-trauungen. Da mussten die Ju-gendlichen des Dorfes in Uni-form für das Brautpaar Spalierstehen. „Selbst der Lehrer gingdamals in der SA-Uniform“, er-zählt Beckmann und fügtehinzu: „Sogar in der Kirchetrug er diese Uniform“.

Zu den Zeitdokumenten ge-hört ein Zeitungsausschnitt

Schulchronik beginnt 1849Anfang des 20. Jahrhunderts war Elvese ein Zentrum der Mandolinenmusik

Bürger das Bürgermeisteramtaus. Dann übernahm HeinrichKoch wieder die Position desGemeindeoberhauptes in El-vese. Bis zum Jahr 1968 übteer diese Funktion aus. Da wur-de er von Wilhelm Beckmannabgelöst.

Jugendheim verkauftZu Beckmanns ersten Amts-

handlungen gehörte der Ver-kauf des Jugendheimes 1968für 1200 D-Mark an einen Pri-vatmann. Vorher hatte das Ju-gendheim vier Jahre lang un-ter anderem als Gemeindebü-ro gedient. Heute wird dasehemalige Jugendheim in derOrtsmitte von Elvese alsWohnhaus genutzt.

ErinnerungsschätzeZu den Erinnerungsschät-

zen des Dorfes Elvese gehört

der Mandolinenclub, den eswährend des 1. Weltkriegesbis 1921 im Dorf gab. 16 Män-ner des Dorfes spielten Man-doline und Bandolas. Sie sorg-ten mit ihrer Musik für Stim-mung und Frohsinn, wenn dieDorfbewohner am Waldrand„bei den kleinen Buchen“fröhliche Feste feierten. Wil-helm Beckmann hält heutenoch die Mandoline in Ehren,die er von seinem Vater geerbthat.

MandolinenspielNach dem zweiten Welt-

krieg, im Jahr 1948, wurde imDorf wieder mit dem Mandoli-nenspiel begonnen. Doch eswaren nur noch vier Instru-mente vorhanden. Der Restwar und blieb verschwundenund so wurde diese Musik baldwieder eingestellt.

Die Mitglieder des Mandolinenclubs des Dorfes Elvese. Die Blütezeit erlebte diese Musikantengrup-pe während des 1. Weltkrieges. Nach 1921 kam das Mandolinenspiel zum Erliegen. Das historischeFotodokument zeigt die Mitglieder des Clubs mit ihren Instrumenten. Foto: Privat/nh

In der historischen Schulchronik der Nörten-Hardenberger Ort-schaft Elvese sind Fotos aller Männer des Dorfes enthalten, die alsSoldaten am 1. Weltkrieg teilnahmen. Das Bild zeigt fünf ElveserMatrosen, die alle Dienst taten auf „Seiner Majestät TorpedobootV. 155. Foto: Privat/nh

Drei Elveser Heimatforscher (von links): ManfredOftring, der die Chroniken schrieb, Heino Ernst, der die Zeitdokumente sammelt, undWilhelm Beckmann, der die Schulchronik aufbewahrt. Foto: Fisseler

Zu den prägenden Persönlichkeiten des Dorfes Elvese im 20. Jahr-hundert gehörte Heinrich Koch, der Bürgermeister sowohl in derNazi-Zeit als auch nach dem 2. Weltkrieg und seiner Entnazifizie-rung war. Heinrich Koch war zu jeder Zeit ein geachteter Mann inElvese. Das Bild zeigt ihn bei der Getreideernte in den 1920-er Jah-ren. Foto: Privat

Das ThemaWilhelmBeckmann (81),ManfredOftring (73) undHeinoErnst (76) stellen das Gedächtnis des Nörtener Dorfes El-vese dar. Sie verfassen Chroniken und bewahren Erinne-rungsstücke aus der Geschichte ihres Dorfes auf. In derSerie „Lesererinnerungen 100 Jahre NNN“ lassen sie diealten Zeiten noch einmal lebendig werden.

Zu den PersonenDer 81-jährigeWilhelm Beck-mann ist von Geburt an Elveserundwar vor der Eingemeindungdes Dorfes Elvese in den FleckenNörten-Hardenberg viele JahreBürgermeister undGemeindedi-rektor in Personalunion. Er warvon Beruf Maurerpolier. Nachder Eingemeindung übte er dasAmt des Ortsvorstehers aus. Au-ßerdem gehörte er dem Ge-meinderat von Nörten-Harden-berg an.

Der 73-jährige Manfred Oftringkam 1974 ins Dorf und übte ins-gesamt elf Ehrenämter aus, dieer zwischenzeitlich alle wiederaufgegeben hat. Er schrieb dieChronik des Dorfes Elvese, desMännergesangvereins und derKirche. Darauf, dass seine Manu-

skripte in Buchform erscheinen,wartet er bisher vergeblich: „Da-für hat die Gemeinde Nörten-Hardenberg kein Geld“. Oftringübte verschiedene Berufe aus,zum Schluss arbeitete er als Be-triebswirt in der Touristik-Bran-che.

Der 76-jährige Heino Ernst war25 Jahre Vorsitzender des Män-nergesangvereins „Eintracht“ El-vese und hat die Zeitungsseiteaus dem Jahr 1938, auf der überdieEinweihungdesHj-Heimes inElvese berichtet wird, im Nach-lass seines Schwiegervaters ge-funden. Ernst ist von BerufSchmied, arbeitete allerdingsspäter in der Zuckerfabrik.

Alle drei Hobby-Heimatforschersingen imMGV im 2. Bass. (hjf)

Landkreis NortheimMontag, 7. September 2009

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Landkreis Northeim Donnerstag, 10. September 2009

Lesererinnerungen zur Serie 100 Jahre NNN

Die Familie Görges im Jahr 1928. Hinten rechts: Albert Görges, davor Sohn Alfred an der Hand seinesGroßvaters Friedrich. Foto: Privat

A ls „einen Versuch, überVergangenes zu berich-ten“, bezeichnet Albert

Görges aus Fürstenhagen sei-ne 1972 verfassten Aufzeich-nungen. Albert Görges wurde1894 geboren und starb 1979.Einen Großteil seines Erleb-nisberichtes widmet er dendramatischen Ereignissen desErsten Weltkrieges.

In den Aufzeichnungen desheißt es: „Der 1. August 1914,der erste Tag der Mobilma-chung, war ein Sonntag. DieKirche in Fürstenhagen warvoll besetzt. Pastor Adam pre-digte über das Bibelwort: Nie-mand hat größere Liebe dennder, dass er sein Leben lässtfür seine Brüder. Viele konn-ten die Tränen nicht zurück-halten.“

Im März 1915 wurde AlbertGörges zum Kaiser-Franz-Gar-degrenadier-Regiment nachBerlin eingezogen. Anfang Au-gust ging es zum Regimentnach Russland. Er berichtet:„Drei Wochen sind wir dannmarschiert bei Hitze und Re-gen, zum Teil durch öde Ge-genden, verbrannte Dörfer.Von den Häusern standen nurnoch die Schornsteine. Tage-lang sahen wir kein lebendi-ges Wesen, außer den Krähen,die nach Aas suchten.“

Bei Brest-Litowsk ging seinRegiment über den Fluss Bug.Im September 1915 kam derBefehl: „Verlegung nach Wes-ten.“ Das bedeutete wiederlange Märsche, diesmal inRichtung Warschau. Am 15.September 1915 erlebte AlbertGörges eine Ansprache vonKaiser Wilhelm II. Von der kai-serlichen Rede erhielt er spä-ter eine Abschrift. Daraus zi-tiert er in seinen Memoiren.

Kaisers AnspracheUnter anderem sagte der

Kaiser: „Mit Gottes Hilfe ist esden Regimentern beschiedengewesen, an 70 Kampftagen29 feindliche Stellungen zu er-stürmen und einen Feldzug zuEnde bringen zu helfen, derdem Feinde seine sämtlichenGrenzfestungen gekostet hat.Was ich von meiner Garde er-wartet hat, hat sie weit über-troffen. Wir fechten für einegerechte Sache. Gott war mituns und wird weiterhin mituns sein.“

Weiter heißt es in den Gör-ges-Aufzeichnungen: Noch amselben Tag ging es mit derBahn weiter nach Westen. Beistrahlendem Sonnenscheinging es nach Frankreich hi-nein. Das erste, was uns auf-fiel, war ein großer Friedhofan der Straße nach Lens, woSoldaten Gefallene in Massen-gräber warfen. Wir marschier-ten dem Grollen der Geschüt-ze entgegen. Am Abend warenwir in ihrer Reichweite.

Um kurze Schützengräbenmusste immer wieder ge-kämpft werden. Oft lagen dieStellungen der Gegner nurhunderte Meter auseinander.Unsere Angriffe wurden alleim Morgengrauen ausgeführt:In der Nacht heran arbeiten,ein kurzer Feuerball und reinin den Graben. Es hat immergeklappt, nur einmal hattenwir große Verluste.“

Kurz vor Weihnachten 1916wird Albert Görges von einemGranatsplitter an der rechtenHand verletzt. Im Februar desFolgejahres erhielt er das Ei-serne Kreuz 2. Klasse. Im Früh-jahr 1917 wurde er von einerfeindlichen Handgranate er-wischt und bekam zahlreicheSplitter in die Beine, in dieHände und ins Gesicht. (hjf)

Gebet mitTränen1. Weltkrieg bricht aus

Die zwölfjährige TochterEmmi lief durch das Haus undkam zu den Eltern in den Kel-ler. Sie rief: „Ein Soldat hat dieKommode in der Kammerdurchsucht und eure Ringe ge-nommen.“ Sofort lief der Va-ter nach oben, und richtig, dieEheringe waren fort. Aufge-bracht herrschte er die überallherumsitzenden Soldaten an:„Wo sind meine Eheringe? Ichgehe jetzt zum Kommandan-ten!“ Auf der Treppe folgteihm ein Soldat und gab ihm zuverstehen, dass er die Ringezurückerhalten werde. Undtatsächlich brachte schon we-nig später ein anderer Soldatdie Ringe in den Keller.

Am Nachmittag des selbenTages verließen plötzlich alleamerikanischen Soldaten dasHaus. Zurück blieb ein Brief-bogen mit der Aufschrift: 104th Infantry Division A. PO. 104c/o Postmaster New York.

Ausrüstung blieb zurückAlbert Görges berichtet wei-

ter: „Auf unserem Flur wareine ganze Ausrüstung mit Ge-wehr zurückgeblieben. DerMantel war blutverschmiert.Die Ami-Sachen müssenschnellsten aus dem Haus,dachte ich. Das kann Unan-nehmlichkeiten geben, wennnachrückende feindliche Sol-daten diese Sachen bei uns fin-den.“ So brachte Albert Görgesdie Militärausrüstung zumBürgermeister des Dorfes undwar froh, dass seine Familiedie Besetzung ihres Hausesgut überstanden hatte.

Nach dem Zusammenbruchvon Wehrmacht und Staatkehrten in der Folgezeit all-mählich Männer aus demKrieg in die Heimat zurück. Al-

VON HANS - JÜRG EN F I S S E L E R

FÜRSTENHAGEN. Wie daswar, am 8. April 1945, als ame-rikanische Truppen aus südli-cher Richtung in Fürstenha-gen einmarschierten, weiß Al-fred Görges aus einem Erleb-nisbericht seines Vaters, Al-bert Görges. Der hat es aufge-schrieben: „Es mag so nach 3Uhr in der Nacht gewesensein, da schlug die Glocke anunserer Haustür an. Ich hörteTritte auf der Treppe, unsereKammertür wurde aufgeris-sen, eine Taschenlampe blen-dete mich. Ein Soldat schreitmich an: „Wo deutsche Solda-ten?“ Immer mehr amerikani-sche Soldaten kommen insZimmer mit dem Gewehr imAnschlag. Einer sagt in gebro-chenem Deutsch: „Ganze Fa-milie muss in Keller.“

50 bis 60 Amerikaner,schätzt Görges, durchsuchtendas Haus. Der 87-jährige Vaterwar verwirrt und ließ sichnicht im Keller halten. „Al-bert, schmeit düt fremde Volkeut´ten House“, forderte er sei-nen Sohn in bestem Solling-Platt auf. Der 87-Jährige liefdurch alle Zimmer, in denendie US-Soldaten in Schuhen inden Betten lagen, undschimpfte: „Wat will jei dennhei? Schert jök rout!“ Die Sol-daten reagierten nicht darauf,sie respektierten den altenMann.

Der Kommandant der Ein-heit sprach gut Deutsch undwollte von Albert Görges wis-sen, wo sich deutsches Militärbefand. „Als er merkte, dassich nichts wusste oder sagenwollte, zeigte er auf die beidenSoldatenfotos an der Wand.„Ja, das sind unsere beidenSöhne. Sie waren an der Ost-front. Wir wissen nichts mehrvon ihnen.“

Als die Amis kamenAlfred Görges erzählt von Zusammenbruch und Neuanfang

bert Görges: „Insgesamt ha-ben 15 Männer aus Fürstenha-gen ihr junges Leben in die-sem schrecklichen Krieg verlo-ren“. Die aus den Bombenge-bieten Hannover und Köln inFürstenhagen einquartiertenMenschen seien in den Jahren1945 und 1946 zu einem Groß-teil zurück in ihre Heimatre-gionen gekehrt. Dann seiendie Vertriebenen von jenseitsvon Oder und Neiße nachFürstenhagen gekommen. „ImHerbst 1947 hatte unser Dorf836 Einwohner. Davon waren376 Einheimische und 460Vertriebene oder Flüchtlinge.“Dadurch wurde der Wohn-raum in Fürstenhagen knapp.In keinem Haus gab es einenbewohnbaren freien Raum.

Vom 26. Januar 1947 datiertein schriftlicher Bericht, derzum Erinnerungsschatz derFamilie Görges gehört. Darinheißt es: „Das Verhältnis zwi-schen Eingesessenen und Ver-trieben und Evakuierten istsehr verschieden. Vielleicht 25Prozent der Einheimischenhaben sehr viel Verständnisund stehen in einem gutenEinvernehmen mit denFlüchtlingen. Der weitaus grö-ßere Teil der Dorfbevölkerungduldet die Flüchtlinge nur,weil es nun einmal seinmuss.“ Eine Betroffene, Elfrie-de Wachholz, schildert dasVerhältnis nach Darstellungvon Alfred Görges so: „Einkleiner Teil kann sich durch-aus nicht an die Existenz derFlüchtlinge gewöhnen und be-trachtet uns daher als lästigeEindringlinge. Diese Gruppeist ohne jedes Verständnis undbetrachtet den kleinstenWunsch eine Flüchtlings alsAnmaßung.“

Das ThemaAnden Zusammenbruchdes „Dritten Reiches“und der Nazi-Gewalt-herrschaft erinnert derehemaligeOrtsvorsteherder Uslarer OrtschaftFürstenhagen, AlfredGörges. Die Serie „100Jahre NNN“ war für ihnAnlass, die alten Ereignis-se neu zu erzählen.

Juni 1916 in Mons an der Somme: Der kaiserliche Gardist AlbertGörges (ganz rechts) hat eine neue Uniformjacke bekommen undpräsentiert sich stolz gemeinsammit seinen Kameraden. Foto: Privat

rung war überwiegenddeutschfreundlich eingestelltund nährte unsere Hoffnung,an Essbares zu kommen.“ Ineinem einsamen Gehöft amWaldrand gab ihnen eine Fa-milie ausreichend zu essen. Inder übernächsten hellenNacht kamen sie ungeschorenüber die Memel. Weiter ginges nach Westen. Bis nach Ost-preußen. In einem einsam ge-legenen Bauernhaus, in demdie Geflohenen wieder um Es-sen baten, wurden sie von be-waffneten Polen als deutscheSoldaten erkannt, festgenom-men und Tage später an derneuen polnisch-russischenGrenze den Russen überge-ben.

Angst vor SibirienAlfred Görges wurde von

seinem Kameraden getrenntund in ein Arbeitslager fürWaldarbeit gebracht. Seinegrößte Sorge war, dass er ei-nes Tages nach Sibirien ver-legt würde.

Deshalb gab er den Gedan-ken an Flucht nie auf. EinesAbends entdeckte Alfred Gör-ges, dass der Lagerzaun hinterder Latrine nur locker zusam-mengehängt war. „Mit mei-nem Pritschennachbarn be-sprach ich die einmalige Gele-genheit und meinen neuenFluchtplan. Heimlich verstau-ten wir die notwendigsten Sa-chen, wie Rasierzeug, in unse-ren Taschen. Rasieren war aufder Flucht wichtig, um nichtaufzufallen. Verwundert warich schon, dass noch kein Ge-fangener aus dem Lager einenFluchtversuch unternommenhatte.“ (hjf)

D ie Zeit des Endes desZweiten Weltkrieges inFürstenhagen kennt der

heute 84-jährige Alfred Görgesnur aus Erzählungen und denschriftlichen Berichten seinesVaters Albert. Er selbst befandsich zu der Zeit in russischerGefangenschaft und bereitetesich auf seine Flucht vor, dieschließlich gelang, aber soabenteuerlich verlief, dass siedas Drehbuch eines Actionfil-mes sein könnte.

Auszüge aus seinem Erleb-nisbericht, den er für seinedrei Töchter niedergeschrie-ben hat: Am 16. April 1945 ge-rät Alfred Görges in russischeGefangenschaft, als plötzlichzehn Russen ihre Waffen aufihn und einen Kameradenrichten. „Ich bin geschockt,kann nicht klar denken. Ichdachte schon, es ist aus. Die le-gen uns um. Wir müssen los-marschieren und erreichenbald ein großes freies Feld mithunderten von deutschen Ge-fangenen. Nach wenigen Ta-gen hieß es antreten, und6000 deutsche Soldaten zogenRichtung Osten, überquertenbei Küstrin die Oder.“

Der Marsch ging in ein La-ger bei Landsberg. Dort wur-den allen Gefangenen die Köp-fe kahl geschoren. Im Septem-ber wurden die Überlebendenin ein Arbeitslager bei Kownoin Litauen gebracht. Die Ge-fangenen magerten ab, dieVerpflegung war nicht ausrei-chend. In Alfred Görges er-wachte der Gedanke anFlucht. Am 7. Mai 1946 ergabsich eine Gelegenheit, dienutzte er mit einem Gefähr-ten. „Die litauische Bevölke-

AbenteuerlicheFlucht aus RusslandKriegsgefangenschaft in Arbeitslagern

Alfred Görges als 84-Jähriger mit seinen schriftlichen Lebenserin-nerungen in seinemHaus in Fürstenhagen. Foto: Fisseler

aufspringen wollte. Der ersteVersuch misslang, erst imzweiten Anlauf konnte er auf-springen und in einem offe-nen Güterwagen verschwin-den. Als der Zug plötzlichhielt, sprang er aus seinemVersteck, lief nach vorn biszur Lokomotive und klettertein den Führerstand zu deut-schen Eisenbahnern, die denZug führten: „Ihr müsst michmitnehmen, bin geflohen“,bat er seine Landsleute undwar auch bereit, unter dieKohlen zu kriechen. Die Eisen-bahner brachten ihn zu ihrenKollegen im ersten Personen-wagen hinter der Lok. Imzweiten Waggon fuhr die rus-sische Zugbewachung. Dasgrößte Problem war, bei Kü-strin über die polnisch-deut-sche Grenze zu kommen.

Das gelang und am 21. Juli1946 erreicht Alfred Görgessein Heimatdorf Fürstenha-gen. (hjf)

D ie Nacht war nicht sehrdunkel, als die beidenMänner den Lagerzaun

überwanden und in den Waldrannten. Sie wateten einenBach entlang, damit die Such-hunde ihre Spur nicht findenkonnten. Ihr erstes Ziel wardie russisch-polnische Grenze.

Sie kamen hin, überwandenauch diesen Stacheldraht-zaun. Nächstes Ziel war dieBahnlinie Insterburg-Berlin,um mit einem der Güterzügenach Deutschland zu kom-men. Auf dem Weg zur Bahnli-nie trafen sie vier deutscheFrauen bei der Feldarbeit. Dieforderten die beiden Männerauf, auf ihrem Hof zu bleiben,der jetzt von einem freundli-chen Polen geleitet würde.Sein Gefährte nahm das Ange-bot an, Görges zog weiter.

Er fand die Bahnlinie, such-te sich eine Rennstrecke an ei-ner Steigung aus, an der er aufeinen fahrenden Güterzug

Heimatdorf erreicht

Page 44: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Bergwerk Braunkohle abge-baut. Die Kohle aus der Grube„Gewerkschaft Ernst“ in Ol-denrode wurde über eineDrahtseilbahn über denKamm des „Hohen Rott“ bisnach Ildehausen transportiert,wo sie auf Eisenbahnwaggonsverladen wurde. Die Grube be-scherte den Zwickerts immerwieder Übernachtungsgäste.

Der Kohleabbau erfolgte biszum Ersten Weltkrieg. In den1920-er Jahren, weiß AlbrechtZwickert, wurde noch einmalein Versuch unternehmen, die

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OLDENRODE. Carsten Zwi-ckert (30) repräsentiert diefünfte Generation des erfolg-reichen Familienunterneh-mens. Er hat im GasthausSchere in Northeim den Berufdes Kochs gelernt. Im Oldenro-der Familienbetrieb arbeiteter aber nicht allein in der Kü-che. „Ich bin hier Mädchen füralles“, beschreibt er sein um-fangreiches Betätigungsfeld.Chef des Hauses ist aber im-mer noch Albrecht Zwickert(58), der Vater von Carsten. Al-brecht leitet das Unterneh-men gemeinsam mit EhefrauIngrid Zwickert.

Braunkohle abgebautAnfang des 20. Jahrhun-

derts wurde im Bereich desDorfes Oldenrode in einem

Von Kohlen und GästenGeschichte der Familie Zwickert - Gastwirtschaft und Landwirtschaft

Kohlegrube wieder in Betriebzu nehmen. Doch die Braun-kohle von Oldenrode warnoch zu jung, die Energieaus-beute zu gering und deshalbwurde die Förderung bald wie-der eingestellt.

Autobahnbau brachte GästeEinen Gästeboom erlebte

das Traditionsgasthaus in denJahren 1957 bis 1960, als dieAutobahn von Echte kom-mend in Richtung Seesen wei-tergebaut wurde. Die Schnell-straße führt etwa 200 Meter

am Gasthaus vorbeiund war ein idealerStandort für die amStraßenbau Beschäf-tigten.

In der Gegenwartist es das germanisch-römische Schlacht-feld, das von Histori-kern am Harzhornbei Oldenrode ausge-graben wird, und dasden Zwickerts neueGäste zuführen soll.Auf einer Informati-onstafel vor demGasthaus präsentiertdie Familie in Foto-grafien die erstenwertvollen Funde, die

die Römer voretwa 1800 Jah-ren im Waldbei Oldenrodezurücklassenmussten.

Doch alleZwickert-Ge-nerationenverließen sichzur Sicherungihres Lebens-unterhaltesnicht alleinauf das Gastge-schäft. Immergehörte aucheine Landwirt-schaft zum Familienbetriebdazu.

Wild-GehegeBis 1991 gab es Milchvieh

auf dem Hof. Heute konzen-triert sich die Familie nebendem Ackerbau auf die Schwei-nezucht und die Fleischrinder-Muttertierhaltung. DieSchweine werden zum Teil di-rekt im Gasthaus vermarktet.Etwas ganz Besonderes ist al-lerdings das weitläufige Gehe-ge, in dem die Zwickerts Dam-wild züchten. Ein starkerHirsch mit prächtigem Ge-weih und ein Dutzend Hirsch-

kühe werden gefüttert undkönnen besichtigt werden.

Haus-GeschichteUm das Jahr 1840 wurde das

Gebäude in Oldenrode errich-tet und von Heinrich AugustHillebrecht erworben. ZumHaus gehörten 20 MorgenLand, die mit Kühen beackertwurden. Heinrich Hillebrechtwar Schuhmacher und die jet-zige Gaststube wurde alsSchuster-Werkstatt genutzt.

Seine Tochter Frederike hei-ratete 1868 den Schmied undEisenhändler Albrecht Zwi-ckert. Die Eheleute begannen

1884 mit dem Branntweinhan-del, 1888 kam die Lizenz fürden Bierausschank hinzu.

Geld in WaschkörbenEin besonderes Ereignis in

der Geschichte des Gasthauseswar ein Kriegsvereinsfest imInflationsjahr 1923. GastwirtZwickert nahm Waschkörbevoller Millionen und Milliar-den Reichsmark ein, die aberüber Nacht wertlos waren. Ge-schäftliches Glück war es, dasser später die noch vorhande-nen Vorräte an Bier, Schnapsund Wein in harter Renten-mark verkaufen konnte.

Landkreis Northeim , 99. 99 9999

Lesererinnerungen zur Serie 100 Jahre NNN

brikantenehepaar Elisabethund Friedrich-Wilhelm Vor-demfelde.

Förmlicher AntragSehr schnell holten sich die

Northeimer die Innere Missi-on, das Diakonische Werk inHannover, ins Boot, um die Fi-nanzierung und Unterhaltungeines Altersheimes in Nort-heim zu gewährleisten. Am15. August 1957 stellte derRatsherr Dr. Olivet in der Sit-zung des Northeimer Stadtra-tes den förmlichen Antrag,das Krankenhaus 1, das späte-re Rathaus am Zwinger, als Al-tersheim zur Verfügung zustellen.

Der Rat stand der Schaffungeines Altersheims positiv ge-genüber, entschied sich aberdafür, im Krankenhausgebäu-de die Stadtverwaltung unter-zubringen. Alternativen amMünster und an der Arents-schildtstraße wurden vorge-schlagen. Am weitesten dach-te der Ratsherr Robert Ger-

lach, der damals schon er-kannte, jedes vorhandene Ge-bäude könne nur ein Notbe-helf sein. Es müsse daran ge-dacht werden, „etwas Ordent-liches zu schaffen, nämlichein Altersheim für 150 bis 200Personen“.

Bauplatz angebotenDie Gründungsversamm-

lung des Vereins Altersheimfand am 19. März 1958 imevangelischen Gemeindehausin der Northeimer Teichstraßestatt. Dabei wurde erneut dieBefürchtung diskutiert, die imRat vorgeschlagenen Gebäudekönnten für viele gehbehin-derte Altersheimbewohnerungeeignet sein. Im selbenJahr schrieb die NNN: „Einergroßen Sorge ist man dadurchenthoben, dass die Stadt Nort-heim für die Erstellung einesAltersheimes einen Bauplatzin der Größe von 3000 Qua-dratmetern an der verlänger-ten Wallstraße, Ecke Eichstät-te, angeboten hat.“

Zur Gründungsversamm-lung begrüßte Pastor Dröge-müller 40 Frauen und Männer.Eine Satzung wurde beschlos-sen und ein Vorstand gewählt.Vorsitzender wurde PastorDrögemüller. Die erste Vor-standssitzung fand am 8. April1958 statt. Auf der Tagesord-nung stand die Bestellung ei-nes Architekten, der einenVorentwurf des geplanten Al-tersheims erarbeiten sollte.

Am 30. März 1960 rückteSuperintendent Stier in denVorstand auf, zwei Jahre spä-ter übernahm er von PastorDrögemüller die Vereinsfüh-rung und blieb 17 Jahre langVorsitzender des Vereins Al-tersheim der Inneren Mission.

Die Bausumme für dasHeim betrug 1,85 Millionen D-Mark. Die ersten Ausschrei-bungen zum Bau erfolgten imMärz 1963. Bereits einen Mo-nat später erhielt die Northei-mer Firma Gebrüder Franken-berg den Zuschlag zum Baudes Hauses.

VON HANS - JÜRG EN F I S S E L E R

NORTHEIM. Es war am25. Mai 1956, als in der NNNöffentlich die Frage gestelltwurde: „Wer will in ein Alters-heim?“ Hintergrund: In derDiskussion um das Problemder Schaffung eines Altershei-mes in Northeim konnte dieentscheidende Frage nicht be-antwortet werden, wie großdie Zahl derer sein könnte, dieden Wunsch haben, ihren Le-bensabend in einem Alters-heim zu verbringen.

Die Entstehungsgeschichtedes Vereins und des Alters-heims schrieb Herbert Bost,der nach der VereinsgründungMitglied im Vorstand wurde.

Elf Personen im FörderkreisElf Northeimerinnen und

Northeimer meldeten sich imSommer 1956. Diese Elf trafensich am 22. November 1957im Haus des Northeimer Arz-tes und Ratsherrn Dr. AlfredOlivet in der Friedrichstraße,um einen Förderkreis zumBau eines Altersheims zugründen. Der Arzt Dr. Olivetund dessen Ehefrau Ilse hat-ten schon Jahre vorher er-kannt und mit großer Sorgegesehen, dass viele alte Men-schen in Northeim ohne Pfle-ge waren. Zu den ersten Mit-gliedern des Förderkreises ge-hörte auch das Northeimer Fa-

Wer will ins Altersheim?Förderverein für das Heim der Inneren Mission wurde 1956 gegründet

Stolz auf das Zertifikat. Der Vorstand des Vereins Altersheim der Innen Mission. Stehend von links:Ilse Schütze, Dietrich Majewski, Hans-Joachim Weppner, Dr. Almuth Boettiger und Franz Fischer.Knieend von links: RobertWehr, Clemens Ellies, Martina Cohrs.

Wieder-Einweihung des Altersheim 1991: Landrat Axel Endleingratuliert Pastor Friedel Kleinschmidt (links). Foto: Privat/nh

Albrecht (rechts) und Carsten Zwickert vor ihrer Schlachtfeld-Info-Tafel. Foto: Fisseler

Das ThemaEröffnet im Jahr 1888 ar-beitet heute bereits diefünfte Generation der Fa-milie im Gasthaus Zwi-ckert in Oldenrode.

Das ThemaSeit 51 Jahren gibt es deneingetragenen Verein„Altersheim der InnerenMission in Northeim“.Heimleiter Robert Wehr(48) berichtet, wie allesbegann und wie ein Auf-ruf in der HeimatzeitungNortheimer NeuesteNachrichten die Initial-zündung für ein erfolg-reiches Vereinsprojektwurde.

dem Umbau nur kleine Wohn-räume ohne Nasszellen, so be-stand das neue Haus aus ge-räumigen Ein- und Zwei-Bett-Zimmern. Das Haus verfügteim Jahr 1994 über 96 Betten.An- und Neubaus kostetenrund acht Millionen D-Mark.1994 endet die Chronik vonHerbert Bost. In dem Jahr zähl-te der Verein 153 Mitglieder.

Doch die Entwicklung derEinrichtung ging weiter: Inden Jahren 2000/01 wurde derGebäudekomplex der InnerenMission erneut umgebaut, mo-dernisiert und neu gestaltet.

Robert Wehr, der seit dem2. Juli 2002 das Heim leitet,verweist mit Stolz darauf, dassdas Altersheim der InnerenMission im Jahr 2004 von ei-nem unabhängigen Institutüberprüft worden sei. Danachsei dem Heim attestiert wor-den, nach dem neuesten Standder Pflegewissenschaften zupflegen und die internen Ab-läufe gut organisiert zu haben.

In der hauseigenen Küchewerden heute täglich Mahlzei-ten auch für 50 Patienten desambulanten Pflegedienstes zu-bereitet. Im Heim leben111 Frauen und Männer. (hjf)

Am 6. Mai 1963 erfolgteder erste Spatenstich,die Grundsteinlegung

folgte am 21. Juli des Jahres.Bereits im November 1964konnten die ersten Bewohnereinziehen. Im April 1968 wur-de der Erbbauvertrag für dasGrundstück aufgehoben unddas Gelände gekauft.

1979 schied SuperintendentStier aus dem Vorstandsamtaus. Er wird zum Ehrenmit-glied ernannt. Neuer Vorsit-zender wurde Pastor FriedelKleinschmidt, der sich sofortGedanken über eine Moderni-sierung des Hauses sowie übereinen An- und Umbau machte.Nach seiner Überzeugungbrauchte das Altersheim einegrößere Pflegestation mit Ta-gesraum. Die Pflegestationsoll von zwölf auf mindestens60 Betten erweitert werden.

Es dauerte bis ins Jahr 1988,bis die Finanzierung des Neu-und Anbaus endlich gesichertwar. Im selben Jahre wurdemit dem Bau begonnen. Nachzwei Jahren waren Umbauund Neubau abgeschlossen.Die Einweihung fand am21. März 1991 statt.

Hatte das Altersheim vor

Pflegestation istdeutlich gewachsenImmer wieder An- und Umbauten

Die Eheleute Frederike und Albrecht Zwi-ckert bekamen 1884 die Lizenz zumBranntwein-Ausschank. Foto: Privat/nh

Page 45: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Landkreis NortheimMontag, 12. Oktober 2009

Mit zwei Kuh-Stärken unterwegs: In den Jahren des 1.Weltkrieges lieferte die Höckelheimer Bäckereimit diesemGefährt ihre Brote bisin die Nachbardörfer Berwartshausen und Schnedinghausen. Die Pferde, die den Brotwagen zogen, waren für den Kriegsdienst einge-zogen. Repro: zsv

verließ seine Heimatstadt alsWandergeselle und machtesich auf zur Weltausstellungin Paris. Unterwegs wollte ersich seinen Lebensunterhaltbei verschiedenen Bäcker-meistern verdienen. Eine festeingeplante Station war dieBäckerei seines Onkels RobertBlanke in Höckelheim. Dernahm den Neffen mit offenenArmen auf.

Weltausstellung adéAber schon nach kurzer

Zeit wollte der Onkel dentüchtigen Bäckergesellennicht wieder ziehen lassen.„Was willst Du in Paris?“, frag-te der Meister, der keine Söh-ne hatte. „Ich brauche hier ei-nen Gesellen. Bleib dochhier“. Franz Hartenstein zognicht weiter nach Paris. Nichtnur der Onkel, sondern zarteBande hielten ihn in Höckel-heim. In der NachbarstochterBerta Meinshausen fand er dieLiebe seines Lebens. Das jungePaar heiratete, bekam mitFranz Jun. einen Sohn, und imJahr 1910 übergab Onkel Blan-ke dem Neffen Hartensteinden Familienbetrieb.

Hartenstein senior kam ge-sund aus dem ersten Welt-krieg zurück nach Höckel-heim, und als die Zeit gekom-men war, übernahm FranzHartenstein junior den Bä-ckerbetrieb. Der Senior wurde86 Jahre alt und erlebte nochmit, wie seine Enkelin Elkesich anschickte, die Familien-tradition fortzuführen.

Franz Hartenstein juniorhatte drei Kinder: Klaus, Elke

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HÖCKELHEIM. 2010 soll einFirmenjubiläum in der Hö-ckelheimer Bäckerei gefeiertwerden, um des Tages vor 100Jahren zu gedenken, als FranzHartenstein den Betrieb seinesOnkels Robert Blanke über-nahm. Die Bäckerei befandsich damals in der Kasperstra-ße, die nach der Eingemein-dung Höckelheims in die StadtNortheim in „An der Schule“umbenannt wurde. Wann derBäckermeister Blanke den Be-trieb gründete oder ob er ihnvon seinem Vater übernahm,darüber findet sich kein Hin-weis in der Familiengeschich-te.

Überliefert ist, dass FranzHartenstein aus Luckau imSpreewald stammt und dortden Bäckerberuf erlernte. Er

Geselle erreichte Paris nieWie in der Höckelheimer Bäckerei die Familientradition fortgesetzt wird

und Ute. 1949 kam Franz derjüngere aus der Kriegsgefan-genschaft nach dem 2. Welt-krieg zurück nach Höckel-heim und begann wenige Jah-re später, eine neue Bäckereizu bauen, die 1957 „Im Win-kel 1“ fertig wurde. Dort befin-det sie sich noch heute, nurdie Adresse hat sich ganzleicht geändert: Der Straßen-name änderte sich von „ImWinkel“ schlicht auf „Win-kel“. Das ursprüngliche Bä-ckerhaus an der Schule stehtauch heute noch. Es wird aberausschließlich als Wohnhausgenutzt.

Erster weiblicher LehrlingKlaus Hartenstein hatte

kein Interesse am väterlichenBäckerberuf. Er wurde See-mann und fuhr in die Welt hi-naus. Für den großen Brudersprang Elke Hartenstein in dieFamilienbresche. Als sie 1957ihre Ausbildung im väterli-chen Betrieb begann, war sieder erste weibliche Bäcker-lehrling in der langen Ge-schichte der BäckerinnungNortheim.

Auf der Baustelle der neuenBäckerei, die von der Northei-mer Firma Gebrüder Franken-berg errichtet wurde, arbeite-te als junger Maurer HartmutHartje.

Hochzeit am WeltspartagDer lernte die junge Bäcke-

rin Elke Hartenstein kennenund lieben. Die Hochzeit fand1966 statt. Das genaue Datumkann Harmut Hartje nie ver-gessen: „Es war am Weltspar-

tag. Und jedes Jahr zu unse-rem Hochzeitstag spannt dieSparkasse in Northeim eingroßes Banner über die Stra-ße.“

Hartmut Hartje arbeitetegern als Maurer. Doch aus Lie-be zu seiner Frau legte er Kelleund Wasserwaage aus derHand und begann im Januar1967 bei seinem Schwiegerva-ter eine Turbo-Bäckerlehre,die ihm bereits Ende 1968 denGesellenbrief einbrachte. DieMeisterprüfung bestand er imNovember 1970. Nur zwei Jah-re später übergab Franz Har-tenstein junior seinen Schwie-gersohn den Familienbetrieb.

Im Jahr 1992 übernahmendie Hartjes das Spar-Lebens-mittelgeschäft in Höckelheim,1996 wurde der Sparladennach einem Umbau der Bäcke-rei in das Geschäftshaus inte-griert und zu einem Mini-Su-permarkt ausgebaut. Zum La-den gehört eine Küche, in derElke Hartje einmal die Wochefür ihre Kundschaft einen le-ckeren Eintopf kochte, dersich weit über die Ortsgrenzenhinaus großer Beliebtheit er-freute.

Elke und Hartmut Hartjehaben drei erwachsene Kin-der: Thomas (44) arbeitet alsStudiendirektor an einer Be-rufsbildenden Schule in Oste-rode, Kerstin (37) hat den Be-ruf der Damenschneiderin ge-lernt und arbeitet in diesemBeruf am Deutschen Theaterin Göttingen. Die Familien-Bä-ckerehre hält Matthias (41)hoch, der das Unternehmenseit dem Jahr 2006 führt.

Das ThemaSeit über 100 Jahren istdie Bäckerei in Höckel-heim im Familienbesitz.Doch nicht immer gingder Betrieb vom Vaterauf den Sohn über. Elkeund Hartmut Hartje blät-tern imRahmenderSerie„Lesererinnerungen 100Jahre NNN“ in der span-nenden Bäckereige-schichte,derenUrsprungsich im 19. Jahrhundertverliert.

DieHöckelheimer Bäcker-Familie Hartenstein im Jahr 1910 vor ih-ren Ladengeschäft in der damaligen Kasperstraße. Die neue Bä-ckerei befindet sich in der StraßeWinkel.

Eine Aufnahme aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg: Franz Harten-stein sen. mit Ehefrau Berta (rechts) und Schwester Anna.

September 2009: Elke und Hartmut Hartje genießen ihren Ruhe-stand. Foto: Fisseler

August 1959: Bäckergeselle Georg Stahl mit Familie beim Sonn-tagsspaziergang auf der Hauptstraße in Höckelheim. Fotos: Privat/nh

verheiratet mit Babette Hörn-ecke aus Northeim. Das Paarhat zwei elf und 14 Jahre alterTöchter. Dass in der FamilieHartje ein männlicher Be-triebsnachfolger fehlt, machtHartmut Hartje nicht unglück-lich. „Es wird schon noch derRichtige kommen“, ist er zu-versichtlich, weil er weiß, dassder Bäckerberuf immer eineZukunft hat. Er muss es wis-sen, schließlich ist er selbst imRuhestand noch Obermeisterder Bäckerinnung Northeim,die in diesem Jahr auf ein 669-jähriges Bestehen zurückbli-cken kann. Das Amt des Ober-meisters übernahm er im Jahr1993. Nächstes Jahr läuft seineAmtszeit aus.

Schützenhaus gemauertKelle und Wasserwaage hat

der Bäckermeister später im-mer wieder in die Hand ge-nommen. Hartmut Hartje war30 Jahre lang Vorsitzender desSchützenvereins Höckelheimund ist stolz darauf, das neueSchützenhaus mit gemauertzu haben. Und auch das Eigen-heim am Hasselberg hat Hart-je eigenhändig gemauert.

Seit 1985 ist er mit EhefrauElke Mitglied im NortheimerSegelclub mit einer eigenenkleinen Yacht auf dem GroßenFreizeitsee. (hjf)

Z u seiner Silberhochzeitim Jahr 1991 wünschtensich Elke und Hartmut

Hartje von ihrem Sohn Matthi-as den Meisterbrief. „Und dashat dann auch geklappt“,freut sich der Vater. Der aktu-elle Hartje-Bäckermeister ist

Kelle in der HandBäcker-Obermeister und Maurer

Elke Hartenstein war 1957 dererste weibliche Bäckerlehrlingin der Bäckerinnung Northeim.

Lesererinnerungen zur Serie 100 Jahre NNN

Page 46: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Lesererinnerungen zur Serie 100 Jahre NNN

Sammler historischer Schriften: Der Hillerser Horst D. Olinski mit den interessantesten Stücken seiner umfangreichen Sammlung vonSonderbeilagen zu verschiedenen Jubiläen der Heimatzeitungen. Foto: Fisseler

Hier standdie alteDorfschmiededer heutigenNortheimerOrtschaftHillerse. In der Schmiedewurdebis zum Jahr 1949 gearbeitet. Foto: Fisseler

Vor zehn Jahren eröffnet: Das Dorfmuseum in Hillerse, das einen Einblick in das dörfliche Leben ver-gangener Zeiten gibt. Im Bild Günter Hartmann (links) und Horst D. Olinski . Foto: Fisseler

sind alt hergebrachte Spottbe-zeichnungen, die sich teilwei-se bis heute erhalten haben,deren Ursprünge aber gele-gentlich in Vergessenheit ge-raten, aber es wert sind, im Be-wusstsein der Menschen zubleiben.

Klein MoskauDer Spottname für Hillerse

beispielsweise lautet „KleinMoskau“. Aber nicht etwa des-halb, weil es in Hillerse nachdem 2. Weltkrieg immer satteSPD-Mehrheiten gab, derGrund liegt viel tiefer: Wäh-rend der Herrschaft Napole-ons über weite Teile EuropasAnfang des 19. Jahrhundertsrekrutierte der kleine Korsefür seinen Russlandfeldzug inHillerse zahlreiche Männerzwangsweise. Als Napoleonsgeschlagene Armee den Rück-zug antreten musste, fielen ei-nige Hillerser als Gefangene inrussische Hände.

Gesandter des KönigsDer König in Hannover

schickte Jahre später einenLeutnant nach Moskau, dersich für die Freilassung dieserMänner aus dem KönigreichHannover einsetzen sollte. Zuden Befreiten gehörte auchein ehemaliger Soldat aus Hil-lerse, der nach Rückkehr insein Heimatdorf begeisterteWundergeschichten über dasprunkvollen Leben in Moskauerzählte. Und schon hatte Hil-lerse seinen Spott-Namen„Klein Moskau“ weg.

Oder Sudershausen, dassich einen Namen als Besen-binderdorf machte, weil dortzahlreiche Männer und Frau-en diesem einträglichenHandwerk nachgingen. Nochheute gibt es den Besenbinder-weg von Northeim am Wieterentlang nach Sudershausen.Moringen gilt seit altersher alsStadt der Tüchtlinge (Züchtlin-ge). Gemeint waren die Insas-sen eines Erziehungslagers,das bereits im Königreich Han-nover für Strafgefangene ein-gerichtet wurde.

Jugend-KZDie Nazis machten daraus

später ein Jugend-KZ. Heutebefindet sich auf den Grund-stücken das niedersächsischeLandeskrankenhaus für psy-chisch kranke Straftäter.

VON HANS - JÜRG EN F I S S E L E R

HILLERSE. Das absolut span-nende an den Jubiläumsausga-ben der Heimatzeitungen ist,so empfindet es Horst Olinski,dass sich in diesen umfangrei-chen Sonderbeilagen der Ta-geszeitungen stets reich illus-trierte geschichtliche Rückbli-cke und aktuelle Situationsbe-schreibungen aus Stadt undLandkreis Northeim, aus Süd-Niedersachsen oder der Lan-deshauptstadt Hannover spie-geln, die in den aktuellen Ta-geszeitungen nicht oder sonicht in dem Umfang zu fin-den sind. Und deshalb einespätere Fundgrube für die Ge-schichtsforschung und alle in-teressierten Heimatfreundedarstellen.

Der HeimatfreundIn früheren Jahren hat

Horst D. Olinski selbst heimat-geschichtliche Beiträge für dieNortheimer Neuste Nachrich-ten verfasst, die auf der regel-mäßig erscheinenden Sonder-seite „Der Heimatfreund“ ver-öffentlicht wurden. 35 Jahr-gänge dieser Sonderseiten hatOlinski in seinem privatenZeitungsarchiv zusammenge-tragen. Die letzte Sonderseitedes Heimatfreundes erschienim Jahr 1987.

Einer seiner Beiträge be-schäftigte sich mit sogenann-ten Terneids-Namen von Dör-fern und Städten im LandkreisNortheim. Terneids-Namen

Jubiläen alsZeitzeugnisseHorst D. Olinski sammelt Sonderblätter

Das ThemaSchon seit JahrzehntenistHorstD.Olinski an derLokalgeschichte seinesLebensumfeldes interes-siert. Im Rahmen der Le-sererinnerung zur Serie100 Jahre NNN präsen-tiert sichder77 JahrealteHillerseralsSammlervonJubiläumsausgaben ver-schiedener Heimatzei-tungen wie NortheimerNeueste Nachrichten,Moringer Zeitung undSollinger Allgemeine.

auf ein Alter von über 200 Jah-ren zurückblicken kann, abernach modernsten Gesichts-punkten ausgebaut ist. DochOlinski ist kein Hillerser vonGeburt. Er erblickte in Hanno-ver das Licht der Welt, wo sei-ne Eltern lebten. Als der Vaterim 2. Weltkrieg getötet wur-de, ging die Mutter mit ihremSohn ins Elternhaus nach Hil-lerse zurück, wo der Großva-ter noch immer als Schmiede-meister arbeitete.

VerwaltungsbeamterBis zu seinem Ruhestand im

Jahr 1993 arbeitete Horst D.Olinski als Verwaltungsbeam-ter bei der Standortverwal-tung der Bundeswehr in Nort-heim. In diesem Jahr wurdedie Behörde geschlossen. DieSoldaten aus der nahenScharnhorstkaserne warenschon lange vorher an andereStandorte verlegt worden. DieStandortverwaltung bliebnoch so lange in Northeim, bisauch die Garnison in Osterodegeschlossen wurde.

A ls vor zehn Jahren inHillerse der Heimat-und Kulturverein ge-

gründet wurde, schloss sichHorst D. Olinski diesem Ver-ein schon sehr bald an undhalf aktiv mit, ein eindrucks-volles dörfliches Heimatmu-seum aufzubauen und einzu-richten.

Das Dorfmuseum entstandin der großen Scheune hinterdem Senioren-Zentrum „ImGrunde 4“. Die Grundflächedes Dorfmuseums ist größerals ein Tennisplatz und inmehr als ein Dutzend ver-schiedene Abteilungen geglie-dert. An der Giebelwand ge-genüber des Eingangsberei-ches ist der gewaltige Blase-balg aus der Dorfschmiedevon Olinskis Großvater ange-bracht. In dieser Dorfschmie-de an der Wahrbergstraßewurde noch bis ins Jahr 1949gearbeitet.

Haus der VorfahrenHeute lebt Horst D. Olinski

im Haus seiner Vorfahren, das

Blasebalg im MuseumDorfschmiede Hillerse lebt als traditionelles Handwerk in der Erinnerung weiter

Olinski erinnert sich: „Ichhabe am längsten in der Gar-nison Northeim gearbeitet,einschließlich aller Zivilbe-diensteter und Soldaten.“ Inder Standortverwaltung ge-hörte Olinski 26 Jahre demPersonalrat der Behörde an, 24Jahr lang als Personalratsvor-sitzender.

Zu den Prunkstücken seinerzeitgeschichtlichen Samm-lung gehört die Sonderbeilagezum 50-jährigen Bestehen desNNN-Verlagshauses Hahn-wald, die am 1. September1960 erschien, sowie die bis-her umfangreichste Jubilä-umsausgabe, die zu einemDoppeljubiläum gedrucktwurde: 75 Jahre NortheimerNeueste Nachrichten und 100Jahre Landkreis Northeim.

Weitere Jubiläumsausgabenin der Olinski-Sammlung er-schienen anlässlich des 725.Northeimer Stadtgeburtsta-ges, zum 125-jährigen Beste-hen der Sollinger Nachrichten(später HNA/Sollinger Allge-meine), zum 75-jährigen und

100-jährigen Bestehen der Mo-ringer Zeitung (heute Bestand-teil der HNA/Northeimer Neu-este Nachrichten).

Haberkamms NachtausgabeEinen besonderen Erinne-

rungswert misst Olinski demSonderdruck „HaberkammsNachtausgabe“ bei. Diese vier-seitige Sondernummer derNNN hatten die Kollegen desallseits beliebten RedakteursErich Haberkamm anlässlichseiner Verabschiedung in denRuhestand im Jahr 1987 inganz geringer Auflage heraus-gebracht.

StreikzeitungenAber auch die Jubiläums-

ausgaben Hannoverscher Zei-tungen sowie die Beilagenzum 70-jährigen und 75-jähri-gen Bestehen des GöttingerTageblattes hat Olinski in sei-ner Sammlung aufgehoben.Zu den zeitgeschichtlichenEinzeldokumenten gehörenFlugblätter und Streikzeitun-gen. (hjf)

Landkreis NortheimDonnerstag, 15. Oktober 2009

Page 47: 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

Lesererinnerungen zur Serie 100 Jahre NNN

Erinnerungsstücke: Rolf Hogreve aus Wachenhausen bewahrt die Urkunde für das Verwundetenabzeichen sowie den Ehrenteller fürdie Teilnahme amWinterfeldzug 1941/42 seines Vaters aus dem 2.Weltkrieg für nachfolgende Generationen auf. Foto: Fisseler

Familienfoto aus dem Jahr 1940: Während eines Heimaturlaubsentstand diese Aufnahme, die den Wachenhäuser Wehrmachts-soldaten Heinrich Hogreve mit seiner Frau Hilda und Sohn Rolfzeigt. Foto: Privat

In denWäldern Russlands: Heinrich Hogreve im Kreise seiner Sol-daten-Kameraden. Foto: Privat

In den Jahren 1942 und1943 erlebte Hogreve schwers-te Kämpfe mit hohen Verlus-ten an Menschen und Materi-al. Unter dem Eindruck star-ker russischer Panzerverbän-de und grimmiger Kälte muss-te sich Hogreves Einheit imWinter 1943 bis in den RaumNikopol am Dnjepre zurück-ziehen.

Schwerste KämpfeSeinem Sohn Rolf berichte-

te Heinrich Hogreve: „Hiertobten die schwersten Kämpfedes 2. Weltkrieges“. Bei Niko-pol war es am 10. Februar1943 in der Abenddämme-rung, als Hogreve von einerrussischen Gewehrkugel ober-halb des Knies ins Bein getrof-fen und schwer verwundetwurde. Seine Kameraden tra-ten Hals über Kopf den Rück-zug an und setzten sich 1,5 Ki-lometer weit von der Kampfli-nie ab. Die toten und verwun-deten Soldaten blieben zu-rück.

Hogreve verbarg sich in ei-ner dichten Hecke und warte-te die Dunkelheit ab, dannkroch er zu seiner Einheit zu-

VON HANS - JÜRG EN F I S S E L E R

WACHENHAUSEN. Noch be-vor der 2. Weltkrieg mit demAngriff der Nationalsozialis-ten auf Polen seinen schreckli-chen Anfang nahm, wurde derWachenhäuser Landwirt Hein-rich Hogreve im Alter von 27Jahren zur Wehrmacht einge-zogen. Nach kurzer Ausbil-dungszeit in Göttingen undDüsseldorf, gehörte er zu denersten deutschen Soldaten, diein Polen einmarschierten.

In der Folgezeit kam derWachenhäuser auf denSchlachtfeldern Europas weitherum: Er kämpfte in Frank-reich, Belgien und Holland.Dann begann der Russland-Feldzug. Und wieder war Hein-rich Hogreve dabei, als dieWehrmachtstruppe in die un-vorbereitete Sowjetunion ein-fiel und begann, das riesigeLand mit ihren Panzerarmeenzu überrollen. Er stand an denUfern von Wolga, Don undDnjepre, am Fuße des Kauka-susgebirges. Heinrich Hogrevekämpfte vor Stalingrad, ohneim Kessel eingesperrt zu wer-den.

Trauma des WinterkriegesWachenhäuser Heinrich Hogreve kämpfte auf den Schlachtfeldern Europas

rück. Das getroffene Beinkonnte er nicht mehr bewe-gen. Auf einem Pferdewagenwurde er noch in der Nachtzusammen mit anderen Ver-wundeten zu einem Verbands-platz gefahren.

Kriegsgericht drohteDort verkannte ein junger

Arzt die Schwere der Verlet-zung. Die Kugel steckte nochim Oberschenkel. An der Ein-schussstelle neben dem Kniewar nur ein kleiner blauerFleck zu sehen, der junge Arztdrohte damit, ihn als Simulantvor ein Kriegsgericht zu stel-len.

Doch weil Hogreve seinBein nicht bewegen konnte,wurde er zum Hauptverbands-platz gekarrt, wo ein erfahre-ner Militärarzt erkannte, wiees um den Verwundeten standund ordnete eine sofortigeVerlegung in einem Verwun-detentransport auf der Schie-ne nach Deutschland an. Dochdahin kam Hogreve nicht: Ander russisch-rumänischenGrenze platzte nach zehn Ta-gen Fahrt die Wunde auf, Ho-greve erlitt einen sehr starken

Blutverlust und kam in Kolo-mea in ein rumänisches Laza-rett, wo er von einem deut-schen Arzt operiert wurde, derihm die Kugel hoch oben ausdem Oberschenkel herausschnitt.

Nach einige Monaten in Ko-lomea - das verwundete Beinkonnte dem Wachenhäusererhalten werden, blieb abergelähmt - ging es zurück nachDeutschland. Über Bamberg,Ilsenburg, Wernigerode nachHarzburg. Damit war die Hei-mat schon ganz nahe.

Auf HeimaturlaubHier bekam er von seinem

behandelnden Arzt AnfangApril 1945 sechs Wochen Son-der- und Heimaturlaub. Damiterlebte Heinrich Hogreve dasKriegsende zuhause. Am 9.April 1945 erreichten ameri-kanische Soldaten in der Mit-tagszeit Wachenhausen. Docher war immer noch Wehr-machtssoldat, wenn auch einVerwundeter. Deshalb mussteer sich auf Anordnung der Be-satzer auf der amerikanischenKommandantur in Northeimmelden.

Das ThemaSeit 400 Jahren ist die Landwirte-Familie Hogreve in derKatlenburg-Lindauer Ortschaft Wachenhausen ansässig.Vieles mussten die Menschen in diesen vier Jahrhunder-ten erdulden und erleiden. Zu den einschneidensten Er-eignissen gehörte der 2. Weltkrieg, zu demHeinrich Ho-greve im September 1939 eingezogen wurde. Sohn RolfHogreve hat die Leiden seines Vaters nach dessen Erzäh-lungen aufgeschrieben. 2007 starb der ehemaligeWelt-kriegs- und Frontsoldat Heinrich Hogreve imAlter von 95Jahren. In der Serie „Lesererinnerungen“ zum 100-jähri-gen Bestehen der Northeimer Neueste Nachrichten erin-nert Rolf Hogreve an die Leidensjahre seines Vaters.

auch offiziell beendet. Doch erwusste genau, das Ende hätteviel schlimmer kommen kön-nen: Wäre er nicht so schwerverwundet worden und hätteein gelähmtes Bein davon ge-tragen, hätte er mit hoherWahrscheinlichkeit die Fami-lie in der Heimat nie wiedergesehen.

Und hätte der Wachenhäu-ser Bürgermeister nicht soumsichtig und sofort die An-weisungen der Sieger befolgtund Hogreve wäre in seinemElternhaus als Soldat verhaf-tet worden, dann hätte ihmder Transport in ein mörderi-sches Gefangenenlager amRhein gedroht. Mit geringenÜberlebenschancen für einenschwer Verwundeten.

Seinem Sohn Rolf diktierte

D er Wachenhäuser Bür-germeister ließ unver-züglich ein Pferd an-

spannen und Hogreve mit ei-nem zweiten verwundetenWachenhäuser nach Nort-heim karren. Kaum war dasPferdegespann zwei Stundenunterwegs, durchkämmte einamerikanischer Suchtrupp dieHäuser des Dorfes Wachen-hausen, um versteckte deut-sche Soldaten dingfest zu ma-chen.

UnbedenklichkeitspapiereDie US-Kommandantur in

Northeim stellte den beidenWachenhäuser VerwundetenUnbedenklichkeitspapiere ausund entließ sie in ihr Heimat-dorf. Damit war der Krieg fürHeinrich Hogreve endlich

Hoffnung auf dauerhaften FriedenVater Heinrich Hogreve späterals Schluss seines Leidensbe-richtes in die Feder: „Wachen-hausen hatte Anfang des 2.Weltkrieges rund 500 Einwoh-ner. Der Krieg hat allein in un-serem kleinen Dorf 62 jungeMänner unter 40 Jahren, diedurch Kampfhandlungen, Ge-fangenschaft und im Bomben-hagel ihr Leben verloren, anOpfern gefordert. Ich hoffe,dass sich so ein Wahnsinnnicht noch einmal wiederholtund Deutschland und Russ-land in Frieden miteinanderleben“.

Kugel aufbewahrtRolf Hogreve hat alles sorg-

fältig notiert und für nachfol-gende Generationen aufbe-wahrt, was sein Vater erzähl-

te. Er hat sogar die russischeGewehrkugel aufgehoben, diedem Vater das Bein verletzteund ihn für den Rest seines Le-bens zum Kriegsbeschädigtenmachte, ihn aber nicht davonabhielt, seinem Beruf als Land-wirt nachzugehen. Sohn Rolfwar vier Jahre alt, als der 2.Weltkrieg ausbrach. SeineMutter Hilda starb 1987, zehnJahre später folgte ihr RolfsBruder Gerhard in die Ewig-keit.

Rolf Hogreve ist verheiratetund hat mit seiner Ehefraudrei Kinder: Zwei Töchter undeinen Sohn, aber keine Enkel-kinder. Die über 400-jährigeGeschichte der WachenhäuserHogreves wird von einem an-deren Familienzweig fortge-führt. (hjf)

Landkreis NortheimDonnerstag, 3. Dezember 2009

den. Die Seiten sind im FormatPDF im Internetangebot derNNN hinterlegt. (bsc)www.hna.de/northeim.html

A lle bisher erschienenFolgen der Jahrhundert-Reihe anlässlich des 100-

jährigen Bestehens der HNA/Northeimer Neuesten Nach-richten können kostenlos imInternet heruntergeladen wer-

Reihe im InternetKostenloser Abruf auf www.hna.de

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