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meilenstein 1/ 2012 Carmeq setzt auf Kopplung Mehrheit an e4t übernommen Neue Hochschulkooperation Elektronik aus einer Hand Studenten bauen E-Bike Flash mit MATLAB/Simulink ® Innovationen rund um die Fahrzeugelektronik Auslandserfahrungen Carmeq@China

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meilenstein1/ 2012

Carmeq setzt auf Kopplung

Mehrheit an e4t übernommen

Neue Hochschulkooperation

Elektronik aus einer Hand

Studenten bauen E-Bike

Flash mit MATLAB/Simulink®

Innovationen rund um die Fahrzeugelektronik

Auslandserfahrungen

Carmeq@China

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Sehr geehrte Damen und Herren,

wer kennt das nicht: Ein tolles Produkt, nur um die Bedienung zu verstehen, sollte man Informatikstudiert haben … Damit genau das nicht passiert, wird heute der Schnittstelle zwischen Mensch undMaschine höchste Aufmerksamkeit gewidmet. Seit Jahren ist dieses Thema auch ein Schwerpunktunserer Arbeit und nun auch in der aktuellen Ausgabe des »meilenstein«. Nicht nur für Entwicklungs-profis von Interesse sein dürfte dabei vor allem der Artikel über den Einsatz von Flash im Prototypingund in der Serie. Wir erläutern auf Seite 16, wobei es darum geht und wo Vor- und Nachteile liegen.

Der Sprachsteuerung im Auto wird bereits seit Langem eine große Zukunft prophezeit – einzig derKunde wollte bislang nicht so ganz mitspielen, was sicherlich viel mit der bislang eingesetzten Technikzu tun hatte. Mit hybrider Sprachbedienung und der NLU-Technik soll sich dies in naher Zukunft än-dern. Was sich genau dahinter verbirgt, lesen Sie auf Seite 12/13.

Zudem möchte ich an dieser Stelle die Chance nutzen, um auf unseren neuen Partner e4t aufmerksamzu machen. Wir haben kürzlich die Mehrheit an dem tschechischen Soft- und Hardwareentwickler mitüber 100 Mitarbeitern übernommen und versprechen uns von dieser strategischen Partnerschaft nichtnur eine Kompetenzerweiterung insbesondere im Bereich Messen und Prüfen, sondern auch einenZu gang zu der Volkswagen-Tocher Škoda. Zudem erweitern wir natürlich mit e4t unsere Entwicklungs -kapazitäten. Mehr dazu lesen Sie bitte auf Seite 5.

Lassen Sie mich zum Schluss auch noch allen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern meinen Dankaussprechen, denn ohne ihr Können und Engagement wären wir heute nicht das, was wir sind.

Es grüßt Sie herzlichst

Ihr

Dr. Stefan E. OrtmannGeschäftsführer

meilenstein 1/20122

Editorial

Dr. Stefan E. Ortmann

ImpressumHerausgeber Carmeq GmbH Carnotstraße 4 10587 Berlin Telefon 030.398 35 37-0 [email protected] www.carmeq.com

Registergericht Amtsgericht Charlottenburg HRB 86104 V. i. S. d. P. Dr. Stefan E. Ortmann

Redaktion Hardy Hilliges, Kati Hensel, Nolte | Kommunikation Konzept + Gestaltung Nolte | Kommunikation

Bildnachweis Carmeq GmbH, ddp, fotolia, iStockphoto, VW Fotozentrale, VW Marketing-Database

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Serie

4 TimeShift erleichtert FehlersucheCarScope® mit neuen Features

6 »Quicar – Share a Volkswagen« fährt mit Carmeq-Know-howNeues Carsharing-Konzept von VW

7 Interdisziplinarität und flexible Reaktionauf Änderung sind TrumpfHMI-Entwicklung unterliegt Marktdruck und kürzeren Entwicklungszyklen

8 Funktionalitäten frühzeitig erlebbar machenCarmeq setzt auf Kopplung von Flash®

mit MATLAB/Simulink®

16 Von der Vorentwicklung zum SerieneinsatzFlash-Prototyping in der Automobilindustrie

Entwicklung

10 Neue Digitalität im FahrzeugAdvanced Automotive Interfaces

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Inhaltsverzeichnis

Forschung

12 Sprachbedienung geht neue WegeHybride Sprachbedienung und NaturalLanguage Understanding

17 Studenten bauen E-BikeCarmeq kooperiert mit Berliner Beuth Hochschule

20 Vom Steuermann zum KapitänZukunftsforscher Dr. Karlheinz Steinmüller im Interview

Prozesse

14 Für die Zukunft gewappnetCarmeq Management Consulting Team berät Kunden

18 Optimale Prozesse für ein optimales ProduktCarmeq sorgt für das richtige Zusammenspiel

Carmeq intern

5 Elektronik aus einer HandCarmeq erwirbt Mehrheit an e4t

19 Carmeq@ChinaStefan Wiechmann über seine Erfahrungen im Reich der Mitte

22 Premiere gleich ein ErfolgCarmeq lud Nachwuchs ein

23 Aktuelle Termine

Inhaltsverzeichnis

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Serie

CarScope® mit neuen Features

TimeShift erleichtert Fehlersuche

C arScope®, die Software zur Entwicklung von sensorbasier -ten Fahrerassistenzsystemen, hat wieder einige neue Fea-tures zu bieten. Im aktuellen Release ist beispielsweise die

TimeShift-Funktion enthalten, die jetzt ein zeitversetztes Betrach -ten der Visualisierungen ermöglicht. Die empfangenen Daten wer-den im Hintergrund gespeichert und können dann entsprechendzeitverzögert zur Verfügung gestellt werden. Dadurch kann eineSzene zu jedem Zeitpunkt auch aus unterschiedlichen räumlichenPerspektiven begutachtet werden. Das vereinfacht den Entwicklernnatürlich die Fehlersuche und spart damit wertvolle Zeit. Die auf-genommenen Daten können weiterhin abgespeichert und zur spä-teren Analyse oder Präsentation genutzt werden. Das Programmzum Abspielen der Daten ist zudem lizenzfrei, damit können nicht

nur wie bisher Videos der Visualisierung weitergegeben werden,sondern ganze Datensätze. Weiterhin kann CarScope® nun als »vir-tuelle Kamera« verwendet werden. Und: Carmeq hat zahlreiche wei -tere Automodelle in CarScope® integriert. Neben den wichtigstenaktuellen VW-Modellen sind dies beispielsweise der A7, der 3erTouring und die Mercedes B-Klasse sowie ein (Pferde-)Anhänger.Zudem können ab sofort 3D-Modelle von Fahrzeugen auch in Ori -gi nalfarbe dargestellt und Kontextinformationen zu jedem Objekteinge geben werden. Last but not least: Die gesamte Software-Per-formance wurde erhöht und einige kleinere Bugfixes vorgenom-men. Mit dem neuen Release ist CarScope® noch besser gewor-den und bleibt erste Wahl für Entwickler, die mit sensorbasiertenDaten im Automotive-Bereich zu tun haben.

TimeShift-Funktionsprinzip:Analog zu modernen Festplattenrekordern

speichert TimeShift die zu visualisierenden

Daten zwischen und ermöglicht dadurch

Vor- und Zurückspulen.

Zeitversetztes Betrachten:Während ständig neueDaten an CarScope®

gesendet werden, kann dieVisualisierung unterbrochenund zeitversetzt wieder abgespielt werden.

Mit der neuen TimeShift-Funktion können Visualisierungen jetzt

zeitversetzt analysiert werden. Zudem wurden neue Automodelle und

ein Read-Only-Modus integriert und die Performance verbessert.

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FunktionenPauseRewindReplay

Live

Live Replay

Fernsehen TV-SenderFestplatten-Rekorder

Fernseher

CarScope® TimeShiftAnwender-daten

Bildschirm

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Carmeq intern

D ie verbleibenen 49 Prozent der Anteile liegen bei Škoda.Damit erweitert Carmeq sein Leistungsspektrum um dieKompetenzen Messen und Prüfen – e4t hat beispiels-

weise beim automatisierten Testen großes Know-how – sowieHardwareentwicklung. Zudem verständigten sich beide Partner da-rauf, im Bereich der Kompetenzentwicklung strategisch eng zu-sammenzuarbeiten. »Unseren Kunden bietet diese Partnerschaftden Vorteil, dass wir noch mehr Lösungen aus einer Hand anbietenkönnen«, so Stefan E. Ortmann, Geschäftsführer von Carmeq.

e4t wurde 2001 als Joint Venture in Prag gegründet – damals mitvier Mitarbeitern. Heute beschäftigt die e4t in der tschechischenHauptstadt und in Mladá Boleslav bereits 118 Mitarbeiter. Tendenzsteigend! Genauso rasant wie die Mitarbeiterzahlen stieg auch derUmsatz in den letzten Jahren auf knapp 4,7 Mio. Euro im Jahr 2011,der vor allem natürlich mit den Kunden aus dem VW-Konzern er-zielt wird, aber auch mit Zulieferern aus der Automobilindustrie. Mitdem tschechischen Verkehrsministe rium, der Technischen Uni -versität Prag und dem Zentrum für Ver kehrs forschung wurden inenger Kooperation Forschungsprojekte umgesetzt. Und die Zielebleiben ambitioniert: Bis Ende 2014 strebt die neue Tochter von

Carmeq eine deutliche Umsatz-steigerung an.

»Für uns ist das keine Übernah meim klassischen Sinne, sondern ei -ne Kooperation. e4t ist daher ehereine strategische Erweiterung un-seres Leistungsportfolios und erschließt mit der Marke Škoda ei nenfür uns neuen und attraktiven Kunden aus dem VW-Konzern«, soOrt mann. »In Zukunft werden wir sicherlich verstärkt Aufträge mit e4tzusammen bearbeiten und belassen somit die Kompetenz quasi imeigenen Haus.« Konkret wird e4t in Zukunft Testaufgaben im Be reichder Soft wareentwicklung übernehmen. Zudem erweitert Carmeq mitdem neuen Partner die Entwicklungskapazitäten für Software im Be -reich der wettbewerbs differenzierenden Funktionen. Dazu zählt bei -spiels weise der große Bereich des Lade- und Batterie manage mentsfür E-Fahrzeuge. Aber auch die gemeinsame Hardwareentwicklungzählt zu den Zukunftsprojekten. Last but not least geht es um dieVer net zung im Bereich der Elektrik-/Elektronik-Pro zessentwick lungund den entsprechenden Know-how-Transfer zu Škoda. Als Stich-wort sei hier das Integrationsstufenmanagement genannt.

Seit Ende 2011 hält die Carmeq GmbH 51 Prozent der

Geschäfts anteile am tschechischen Soft- und Hardwareentwickler

electronics for transportation s.r.o. – kurz e4t.

Carmeq erwirbt Mehrheit an e4t

Elektronik aus einer Hand

Stefan E. Ortmann und Tomas Vit (TÜV Süd) bei der Vertragsunterzeichnung

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meilenstein 1/20126

Serie

S eit Mitte November letzten Jahres läuft in Hannover diePilotphase von VWs neuem Carsharing-Projekt »Quicar –Share a Volkswagen«. Bei Quicar setzt Volkswagen – wie

andere Hersteller auch – auf ein völlig neues Vermietungssystem,um Anmietung und Bezahlung möglichst einfach zu halten. Um los-zufahren, muss der Kunde lediglich registriert sein, den Quicar-Zugangschip (RFID-Tag) auf den Führerschein geklebt haben undein freies geparktes Quicar-Auto finden. Wer auf Nummer sichergehen will, kann das Auto auch online, per Hotline oder über dieQuicar-App reservieren. Ist man dann am Wagen, hält man denChip an den RFID-Leser, öffnet das Auto, entnimmt aus dem Hand-schuhfach den Schlüssel und kann dann mit ihm, nach der Eingabe

einer vierstelligen PIN im Radio-Navigationssystem und Bestäti-gung des Vermietungsbeginns durch den Server, den Motor star-ten. Und genau an dieser Stelle kommt Carmeq ins Spiel: Nichtnur beim Check-in-Vorgang, sondern auch während der gesamtenFahrt kommunizieren Fahrzeug und ein zentraler Server permanentmiteinander – neben Kundendaten werden hier beispielsweise fahr-zeugrelevante Daten und der aktuelle Standort übermittelt. DieKommunikationsimplementierung im Fahrzeug inklusive dessen intensiven Testens und der Qualitätssicherung stammt von dem inBerlin ansässigen Unternehmen. Gleiches gilt für das HMI-Designund die entsprechende Implementierung innerhalb des Radio-Navigationssystems.

Für Carmeq dauerte die gesamte Projekt-phase von Februar bis Oktober des vergan-genen Jahres, wobei die Modultests im Juniund Juli stattfanden, die Integrationstestsab August. Insgesamt bis zu 15 Mitarbeiterwaren seitens Carmeq an der Entwicklung,der Umsetzung und dem Testen der Soft-waremodule beteiligt. Zu den Vorgaben vonVW an das Kommunikationsmodul gehörtezum einen, dass es zum Quicar-Informations -fluss passen musste. Zum anderen musstees auf der im Fahrzeug eingebauten Hard-ware schnell, robust und ohne Informations-verlust laufen. Die Heraus for de rung beimHMI lag darin, die Menüführung des Anmel-devorgangs – vor dem Start müs sen eineReihe von Screens beispielsweise zu Fahr-zeugschäden durchlaufen wer den – für denNutzer intuitiv zu gestalten. Die Erfahrungenaus der noch laufenden Pilotpha se werdenkontinuierlich aufbereitet und zur Verbesse-rung des Systems eingesetzt.

Neue Carsharing-Modelle verlangen nach maßgeschneiderten

Softwarelösungen. Carmeq war zuständig für ein wichtiges

Kommunikationsmodul zwischen Fahrzeug und Server sowie für

das HMI-Design und die -Implementierung bei der Pilotphase

von »Quicar – Share a Volkswagen«.

»Quicar – Share a Volkswagen«fährt mit Carmeq-Know-how

Neues Carsharing-Konzept von VW

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Serie

D ie Entwicklungszyklen werden immer kürzer – und das in allen Bereichen«, so Benedikt Meuthrath, 30-jährigerDiplom-Informatiker bei Carmeq. »Das hat natürlich auch

entsprechende Auswirkungen auf den gesamten Entwicklungspro-zess und das unterstützende Tooling.« Bereits frühzeitig wird beiCarmeq das gesamte Entwicklerteam in die Arbeit mit eingebun-den. »Das hat den Vorteil, dass bereits bei der Erarbeitung der An-forderungen ein gemeinsames Verständnis des Kundenwunschesentsteht und die Erfahrungen aus den unterschiedlichen Disziplineneinfließen, was den weiteren Arbeitsprozess erleichtert«, berichtetMeuthrath aus der Alltagsarbeit. Bei Carmeq arbeiten Mitarbeitermit ganz unterschiedlichen beruflichen Qualifikationen im Bereichder HMI-Entwicklung zusammen: Neben Designern und Ingenieu-ren gehören auch Psychologen zum Team. Gerade dieses interdis-ziplinäre Arbeiten macht den Unterschied.

Gute Erfahrungen hat man bei dem Berliner Softwareunternehmenmit einem iterativen Vorgehen in Serienprojekten gemacht. Dieseschrittweise, aufeinander aufbauende Projektarbeit ermöglicht es,flexibel und vor allem schnell auf sich ändernde Anforderungen zureagieren. Das klassische Lastenheft existiert zwar noch, aber dieErfahrung zeigt, dass während der Entwicklung doch immer eineganze Reihe von Änderungen nötig sind. Es ist heute Standard,

die Ergebnisse dieser Korrekturen möglichst frühzeitig im entspre-chenden Design im Front-End zu zeigen. Auf diesen Hintergrundwird auch klar, welch hohe Anforderungen an die unterstützendenTools zu stellen sind.

Carmeq setzt dabei auf Software, die einerseits einen hohen Au-tomatisierungsgrad erlaubt und andererseits eine gleichbleiben deQualität sicherstellt. Bevorzugt programmiert wird in Adobe Flash(lesen Sie zu diesem Thema auch den Artikel »Flash-Prototyping«auf Seite 8), das sich besonders eignet, um auch im späteren Ver-lauf eines Projekts noch Änderungen am Look & Feel durchzufüh-ren. Aber auch andere Programmiersprachen oder ein Mix, z. B.Actionscript für die Benutzeroberfläche und Java für Back-End-Services, werden genutzt. Diese kommen in einem modellgestütz-ten Entwicklungsprozess zum Einsatz. Dabei werden Werkzeugezur Continuous Integration, also der fortlaufenden Integration vonEntwicklungsständen, und deren gleichzeitiger Test, automatisierteUnit- und GUI-Tests sowie Code Reviews verwendet, um einen ho -hen Automatisierungsgrad zu erreichen. »Die normalen Iterationsin -tervalle in unseren Projekten liegen derzeit bei zwei bis vier Wochen«,so der 30-Jährige, »was es uns erlaubt, auch bei einer durchschnitt-lichen Projektdauer von zwei bis drei Jahren flexibel auf sich ändern -de Marktanforderungen oder Kundenwünsche zu reagieren.«

HMI-Entwicklung unterliegt Marktdruck und kürzeren Entwicklungszyklen

Interdisziplinarität und flexible

Reaktion auf Änderung sind Trumpf

Um kurze Iterationsintervalle gewährleisten zu können, sind hohe

Maßstäbe an den Automatisierungsgrad und die Qualitätssicherung

sowie den Produktionsprozess zu stellen.

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Serie

I n der Spezifikationsphase werden Fahrzeugentwicklungen inden Funktionslastenheften meist in Form von Texten be schrie -ben. Angesichts der zunehmenden Komplexität, insbesondere

der funktionalen Abhängigkeiten der verschiedenen Komponenten,stoßen allerdings rein textuelle Beschreibungen an ihre Grenzen.An dieser Stelle kommen deshalb sogenannte Verhaltensmodellezunehmend zum Einsatz. Unter Verhaltensmodellen versteht manvirtuelle Prototypen der Fahrzeugfunktionen, die durch eine Simu-lation bereits während der Spezifikationsphase getestet werden

können. Im späteren Entwicklungsprozess können sie dann wiede -rum als Referenz verwendet werden, um das korrekte Verhalten derSteuergeräte zu testen. So entstehen ausführbare Lastenhefte, dieman parallel zu den textuellen Lastenheften einsetzen kann.

Carmeq setzt bei der modellbasierten Entwicklung von Verhaltens-modellen auf die Entwicklungsumgebung MATLAB/Simulink®-State -flow. MATLAB von The MathWorks ist ein weitverbreitetes Programmzum numerischen Rechnen und steht für MATrizen LABoratorium,

Verhaltensmodelle ergänzen textuelle Funktionslastenhefte.

Carmeq setzt dabei auf MATLAB/Simulink® und kombiniert dies

mit Adobe® Flash®, um Design und Funktionen erleb- und veränderbar

zu machen.

Carmeq setzt auf die Kopplung von Flash® mit MATLAB/Simulink®

Funktionalitäten frühzeitig erlebbar machen

Auf einem Touchscreenwerden Klimabedienteileund deren Funktionalitätdargestellt.

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Serie

Simulink® ist die grafische Benutzeroberfläche von MATLAB. MitMATLAB kann das Funktionsverhalten festgelegt werden, die mit-gelieferte Visualisierung für die spezifischen Belange der Kunden istaber nicht ausreichend. An dieser Stelle kommt bei Carmeq Adobe®

Flash® zum Einsatz, das nicht nur für nahezu alle Betriebssystemeverfügbar ist, sondern zudem flexibel einsetzbar und kostengünstigist. Der Vorteil: Die Verhaltensmodelle lassen sich mit Flash® schnellmit austauschbaren Designs koppeln und so dem tatsächlichenProdukt anpassen. Mit der Kopplung von MATLAB/Simulink® undFlash® hat Carmeq eine Technologie umgesetzt, die die funktio na -len Verhaltensmodelle auf unterschiedlichen Oberflächen erlebbarmacht. Die grafische Benutzeroberfläche – kurz GUI – hilft da bei,die originalen Bedienteile realitätsgenau abzubilden und so ein Ar-beiten am potenziellen Endprodukt zu ermöglichen. So werden Designs und Funktionalitäten bereits im Entwicklungsstadium früh-zeitig in einer dem Endprodukt nahen Umgebung erfahr- und ver-änderbar.

Ein Highlight der Carmeq-Umsetzung ist dieMATLAB-Flash®-Kopplung in nahezu Echtzeit:Menschen nehmen Verzögerungen auf eine Be -dieneingabe am Gerät ab ca. 100 ms bewusstwahr. Um Rückkopplungen auf Benutzeraktio-nen am Computer entsprechend darstellen zukönnen, hat Carmeq bei der Entwicklung derKopplung sich zum Ziel gesetzt, einen mindes-tens doppelt so schnellen Datenfluss zu reali-sieren. Berücksichtigt werden musste dabeiauch, dass die Bedieneingabe zuerst an dasModell übermittelt werden muss und die Er-gebnisse dann wieder an Flash® zurücküber-tragen werden müssen.

Ein weiteres besonderes Merkmal ist das Cap-ture/Replay-Feature. Damit ist es möglich, ma-

nuell stimulierte Prüfszenarien mit allen Werten aufzuzeichnen, umsie später abspielen zu können. Das hat im Entwicklungsprozess denVorteil, dass die unterschiedlichen Beteiligten sowohl zeitversetztals auch an unterschiedlichen Orten mit den simulierten Abläufenarbeiten können. Weiterhin wird die Ausführung der Simulation er-möglicht, ohne über MATLAB/Simulink®-Lizen zen zu verfügen, in -dem die Auslieferung als »Executable« erfolgt.

Die von Carmeq entwickelte Kopplung wird bereits in zahlreichenProjekten eingesetzt – beispielsweise bei der Darstellung verschie-dener Szenarien für die Innenraumlichtsteuerung oder bei der Kom -plexität und Prioritätensteuerung der Bedienstelle für Fensterheber.Gleiches gilt für die Bedienphilosophie einer Klimaanlage. Diese Si-mulationen haben geholfen, die Funktionen wesentlich besser zuverstehen und den Abgleich sowohl innerhalb der Entwicklung alsauch mit dem Design, Vertrieb und den Zulieferern zu vereinfachenund damit Kosten zu sparen.

Abbildung 1 | Funktionsweise der MATLAB-Flash®-Kopplung

Signal 1

Funktions-modell

Speicher

Signal 1

Signal 2

Signal 3

Signal 4

Signal 5

GUI

Signal 2

Signal 3

Signal 4

Signal 5

Simulink®

Datendefinition

Flash®

2 3

1

45

Medium /Protokoll

Für eine Umsetzung der MATLAB-Flash®-Kopplung sind folgende Schritte notwendig:1 | Datendefinition erstellen: Fest legung, welche Signale an die

GUI gekoppelt werden sollen.2 | Modell umsetzen: Simulink®-Modell für den Einsatz mit der

Simulink®-Flash®-Kopplung. 3 | GUI in Flash®: ein Flash®-Projekt für den Einsatz mit der

Simulink®-Flash®-Kopplung umsetzen.

4 | Kopplung herstellen: Im Simulink®-Modell wird eine Signallinie miteinem Signalblock für die Kopplung versehen.

5 | Starten der Simulation: Für jeden Signalblock werden die Einstellungen nochmals mit der Da tendefinitionsdatei abgeglichen.Anschließend müssen der Verbindungskanal eingerichtet und die Simulink®-Simulation gestartet werden.

6 | Flash®-GUI starten: Die Verbindung zum Simulink®-Modell wird über den Datenkanal hergestellt.

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Serienfunktionen werden getestet und dargestellt, weit bevor die Seriensteuergeräte zur Verfügung stehen.

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Entwicklung

D as iPhone hat die Bedienung – nicht nur – von mobilenEndgeräten revolutioniert. Die Gerätesteuerung der Con-sumer Electronics mittels Touchscreen ist innerhalb kür-

zester Zeit zu dem modernen Standard schlechthin geworden undwird von den Kunden als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt. Dashat natürlich auch Auswirkungen auf die HMI-Konzepte modernerAutomobile: Zum einen müssen auch im Auto zukünftig verstärktBedienprinzipien genutzt werden, an die sich die Kunden bei mo-bilen Endgeräten längst gewöhnt haben, zum anderen müssen dieAutomobilhersteller darauf aufbauend eigene Interaktionsprinzipienentwerfen.

Ein bloßes Kopieren der vom Smartphone her erlernten Bedien-prinzipien ist im Automobil nicht immer möglich und sinnvoll. Alleindie hohen Sicherheitsanforderungen im Auto lassen das nicht zu.So ist die Aufmerksamkeitsspanne, die der Fahrer während derFahrt dem HMI widmen kann, äußerst kurz. Ein weiterer großer Un-terschied zu den mobilen Endgeräten ist die Position des Bild-

schirms: Der Abstand zum Display im Auto ist wesentlich größerals beim Smartphone und die Touchscreen-Philosophie im Fahr-zeug muss insbesondere die unterschiedlichen Situationen wäh-rend der Fahrt und des Stands berücksichtigen. »Neben diesen vorallem technischen Details gilt es darüber hinaus, auch noch die je-weilige Markenphilosophie und die Zielgruppen bei der Entwicklunggeeigneter HMIs im Auge zu behalten«, umreißt Sönke Petersen,bei Carmeq Ansprechpartner im Bereich Gestaltung interaktiverSysteme, das Problemfeld. »Für uns Designer geht es deshalb eherum eine Adaption der Touchscreen-Bedienung, wie man sie vomiPhone oder vielen anderen Geräten her kennt, also um die fahr-zeugspezifische Anpassung des jeweiligen Interaktionskonzeptesan die besonderen Anforderungen der Fahrzeuginsassen.«

Viele Bediensituationen im Verkehr haben zudem keine Entsprechungim Smartphone-Bereich. Beispiel: Einparken. Das HMI-Design-Teamvon Carmeq mit derzeit fünf Mitarbeitern hat hierzu ein fahrzeug-spezifisches Interaktionskonzept erarbeitet. Ausgehend von vier

Die Gestaltung automotiver Touch-Bedienung hat enormes Potenzial.

Die Entwicklung steht hier noch am Anfang.

Neue Digitalität im Fahrzeug

Advanced Automotive Interfaces

Intelligente Touch-Bedienungerleichtert das Einparken (Konzeptbild)

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Entwicklung

nach allen Seiten gerichteten Kameras, benötigt der Fahrer je nachSituation einen unterschiedlichen Blickwinkel, um korrekt einparkenzu können. Basierend auf der Metapher einer Struktur aus »Seifen-blasen« wird in dem entwickelten Prototyp das Fahrzeug zentral inder Mitte des Displays dargestellt, umgeben von den Perspektivender vier Kameras. Auf dem Touchscreen kann der Fahrer nun dasaktuell benötigte Kamerabild auf die von ihm individuell benötigteGröße ziehen, während im gleichen Maße die Formate der anderenKamerabilder verkleinert werden.

So wird der vorhandene Raum auf dem Display optimal ausgenutztund der Fahrer kann jederzeit die für ihn günstigste Sicht mit einereinzigen Geste einstellen. Die Metapher der Seifenblasenstrukturwar für das Designteam eine ideale Brücke zur Entwicklung des ge -lungenen Konzepts, denn auch die einzelnen Seifenblasen passenihre Form bei Beeinflussung von außen so an, dass ein begrenzterRaum optimal ausgenutzt wird.

Auch im Bereich der Navigation können intelligente Touchscreen-Konzepte den Fahrer optimal unterstützen. Bislang hat der Fahrertechnisch zwar vielfältige Möglichkeiten des Einflusses auf die Rou-tenplanung, kann diese aber bei Bedienschwierigkeiten oft nichtvoll nutzen. Hier eröffnen Elemente der sogenannten Natural UserInterfaces (NUIs), also der gestenbasierten Bedienung, neue Mög-lichkeiten. Das Löschen oder Einfügen einzelner Routenpunkteoder das Planen ganzer Routen mittels Fingerbewegungen aufdem Monitor ist nicht nur intuitiv, es kommt den individuellen An-forderungen an eine Fahrtroute auch sehr viel näher, als es heutige

Systeme können. Und das Abrufen von Zusatzinformationen mittelsTippen, Zeichnen und »Ausradieren« der entsprechenden Karten-punkte wird durch Touchscreens zum Kinderspiel.

Auch im Infotainment eröffnen NUIs den Entwicklern neue Mög-lichkeiten. Dazu noch einmal der 35-jähige Interaktionsdesigner Petersen: »Die nächste Generation von Infotainmentsystemen wirdviel spielerischer und flexibler sein, als es aktuell der Fall ist. Die An-wendungen werden einen eher explorativen Charakter haben undfür den Nutzer erlebbarer sein. Unsere Antwort auf diese Heraus-forderungen heißt: Flexibilität durch Faltbarkeit.« Die Bedienlogikorientiert sich dabei an dem Prinzip des Auseinanderfaltens. Das be -deutet: Je tiefer man in eine Funktion eindringt, desto weiter fächertsie sich auf. Von der Adressbuchoberfläche gelangt man so bei-spielsweise zum Namen, vom Namen zur Telefonnummer oder an-deren Detaildaten. Nötig dafür sind dann nicht mehr ein wie auchimmer gestaltetes Interface mit Schaltern, umständliches Drehenund Anklicken, sondern lediglich die Berührung des Touchscreens.Die Grundlagen für ein derartiges Faltkonzept schuf die Interface-Designerin Mi-Ran Jun in ihrer Bachelor-Arbeit an der FH Potsdam.

Und wann wird es so weit sein, dass man diese oder andere An-wendungen auf der Straße sehen wird? »Ich bin davon überzeugt,dass schon die nächsten Fahrzeuggenerationen viele Elemente dergestenbasierten Bedienbarkeit aufweisen werden. Insbesondereim Bereich der fahrzeugspezifischen Funktionen, wozu zum Bei-spiel Fahrerassistenzsysteme, Lichtsysteme und Einparkhilfen ge -hören, werden wir hier viele Neuerungen im Auto sehen.«

Darstellung der vierUmgebungs-Kameras

Inspirationsquelle: Seifenblasen nutzen einenbegrenzten Raum optimal

Dynamische Konfiguration der

Kamerabilder

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meilenstein 1/201212

Forschung

S prachbedienung im Auto findet man heute vor allem im In-fotainmentbereich – sei es bei der Navigation, dem Telefonoder der Musik. Und das hat gute Gründe, denn die zuneh -

mende Komplexität im Auto führt herkömmliche Bediensyste meüber Tasten oder Touchscreens an Grenzen oder sorgt dafür, dassBedienvorgänge aufgrund der Vielzahl von Untermenüs immer zeit-aufwendiger werden. Ganz zu schweigen von der Fahrerablenkungdurch die Bedienung per Hand und dem damit verbundenen Ge-fährdungspotenzial. Seit der Gründung beschäftigt sich Carmeqdaher intensiv mit dem Thema Sprachbedienung und leistet Un-terstützung im gesamten Entwicklungszyklus von der Forschungbis zur Serie. So steckt heute in jedem VW mit Sprachbedienungimmer auch ein Stück Carmeq.

Doch die derzeit genutzten Technologien stoßen an ihre Grenzen.Jeder, der bereits einmal mit Sprachbedienung zu tun gehabt hat,kennt die Schwächen: Spracherkennungsfehler, langwierige Dialo -ge und nur eingeschränkte Formulierungsvarianten, die vom Systemakzeptiert werden. Das liegt vor allem daran, dass die der zeitigenSysteme auf sogenannten Grammatiken basieren. Dabei werdenvom Programmierer Sprachbefehle festgelegt, die der Benutzerdann später kennen bzw. erst lernen muss. Weicht man davon ab,kann die Software die Spracheingabe nicht verstehen. Der Nutzermuss sich also nach dem System richten und nicht umgekehrt.»Deshalb beschäftigen wir uns mit Natural Language Understan-ding, kurz NLU«, so Mark Pleschka aus dem Entwicklungsteam beiCarmeq. »Bei NLU findet ein grundsätzlicher Technologiewechsel

Kommt die Sprachbedienung derzeit recht rasch an ihre Grenzen,

so arbeiten die Entwickler heute an Systemen, die deutlich benutzer-

freundlicher und leistungsfähiger sein werden.

Hybride Sprachbedienung und Natural Language Understanding

Sprachbedienung geht neue Wege

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statt – weg von einer grammatikbasierten, hin zu einer statistischenSpracherkennung plus einer Interpretation des Gesagten. Dabeigreift die Spracherkennung nicht mehr auf fest vordefinierte Sprach -befehle zurück, sondern die Software ist in der Lage, frei formulierteSpracheingaben zu erkennen und zu interpretieren, was der Be-nutzer gerne möchte. Das ist ein echter Quantensprung gegenüberheutigen Standards und eröffnet ganz neue Möglichkeiten im Dia-log zwischen Mensch und Maschine«, umreißt Pleschka die Mög-lichkeiten von NLU.

Ein weiteres Problem heutiger Sprachbediensysteme ist die be-schränkte Rechenleistung im Auto, die der Leistungsfähigkeit derSysteme strikte Grenzen setzt. »Das vernetzte Fahrzeug der Zu-kunft eröffnet uns die Möglichkeit der hybriden Sprachbedienung.Hybrid deshalb, weil wir dabei sowohl auf Embedded- als auch aufserverbasierte Technologie setzen. Ziel dabei ist es, die Spracher-kennung aus dem Auto hin zu einem zentralen Server zu verlagern.Im Endeffekt würden dann nur noch Audiodaten vom Auto zumServer übertragen.« Und das hat viele Vorteile: Auf einem zentralenServer stehen eine ungleich höhere Rechenleistung und Speicher-kapazität zur Verfügung als im Auto, was wiederum die Qualität derSpracherkennung deutlich steigern hilft und selbst anspruchs-vollste Erkennungsaufgaben, wie das Diktieren von umfangreiche-ren Textnachrichten, ermöglicht. Zudem muss die Software ledig-lich zentral auf dem Server gepflegt werden und nicht in jedem ein-zelnen Auto.

Was in der Theorie ganz hervorragend klingt, hat einige gewichtigeNachteile, die derzeit noch nicht gelöst sind: »Die reibungsloseFunktion steht und fällt mit der Online-Verbindung zwischen Autound Server. Und jeder weiß aus der Praxis, dass die derzeit nochnicht gegeben ist. Tunnel, Parkhäuser, schnelles Fahren oder auchFunklöcher sorgen für einen Verbindungsabbruch oder langsameDatenübertragung. Und damit fällt dann auch die Online-Sprach-bedienung aus«, erläutert der 32-jährige studierte Elektrotechniker.»Die Embedded- und die Server-Komponenten müssen ein konsis -tentes Gesamtsystem bilden. Hierfür bedarf es Mechanismen fürden Umgang mit Verbindungsproblemen – sowohl auf technischerEbene als auch beim Bedienkonzept. Und daran arbeiten wir der-zeit mit Hochdruck.«

Rubrik XYForschung

Neue Technologien in derSprachbedienung ermög -

lichen frei formulierteSpracheingaben und an-

spruchsvollste Erkennungs-aufgaben.

Hybride Sprachdialogsysteme:

Zusammenspiel zwischen Embedded- und Server-TechnologieNutzbarmachung leistungsfähiger Online-Ressourcen, Umgang mit Verbindungsproblemen

NLU (Natural Language

Understanding):

Technologiewechsel bei der Spracherkennung, statistische Modelle statt vordefinierter Sprachbefehle; System kann frei formulierte Eingaben interpretieren und ist nicht mehr auf korrekt gelernte Befehle angewiesen

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meilenstein 1/201214

Prozesse

VW – wie auch andere OEMs – ist ein technologie-orientiertes Unternehmen. Um neue Technolo-gien zu identifizieren, nutz- und beherrschbar

zu machen und sich damit am Markt letztlich erfolgreich zu be-haupten, steht das Management vor einer Reihe von Herausforde-rungen. Zehn solche Herausforderungen – bezogen auf die Arbeits-ebenen »Konzern«, »Marken« und »Geschäftsbereich« – hat dasBusiness Team »Management Consulting« von Carmeq identifiziert.Diese sind:

1 | Übergreifende Zusammenarbeit im Unternehmen organisieren:Die kürzer werdenden Produktzyklen, die zunehmende Markt-segmentierung bei gleichzeitig steigender Tendenz zur Bau-kastennutzung werden auf der Organisationsseite ihren Ein-fluss finden. Hinzu kommen weitere bereichsübergreifendeTreiber, wie steigende Anzahl der Funktionen und stärkere Ver-netzung von Funktionen. Beispiele sind FuSI, FAS&IS undCar2X, die die gesamte Ausrichtung weg von unabhängig arbeitenden Fachabteilungen, hin zu funktions- und system-übergreifenden Organisationseinheiten fördern.

2 | Zügiges Erreichen abgestimmter strategischer Leitplanken:Neue technologische Einflüsse benötigen strategische Leit -linien, um effiziente Arbeit zu gewährleisten. Welche strategi-schen Partnerschaften machen Sinn? Welche Arbeitsprozesseentsprechen noch der Zeit oder sind bereits überholt? Wasmachen wir selbst, was kaufen wir zu?

3 | Neue Technologien schnell adaptieren:Die OEMs müssen neue Technologien, die sie wettbewerbs-fähiger machen, identifizieren und schnell nutzbar machen.Stichworte in diesem Zusammenhang sind die E-Mobilität, dieBrennstoffzelle, Car2X oder Online-Dienste. Eine große Heraus -forderung liegt beispielsweise in der Vernetzung der Außen -welt mit dem Auto, wobei unterschiedliche Produkt zyklen undSchnitt stellen genauso wie Sicherheitsaspekte mit bedachtwerden müssen.

4 | Weiterentwicklung des Innovationsmanagements:Welche Innovationen benötige ich, um weiterhin erfolgreich zusein? Gibt es Blind Spots auf meiner Innovationsagenda? Um

dies alles zu identifizieren, müssen sämtliche Unternehmens-teile an der Innovationsfindung, -bewertung und -umsetzungbeteiligt werden. Aufgabe des Innovationsmanagements ist esdann, die Entscheidungen und die daraus resultierenden Pro-zesse effizient zu organisieren, zu strukturieren sowie die ent-sprechenden Ergebnisse dann auszuwerten bzw. intern an dierichtige Stelle zu bringen.

5 | Kompetenz- und Ressourcenmanagement:Vorhandene Ressourcen müssen möglichst effizient eingesetztwerden – dies gilt in Zukunft angesichts des demografischenWandels und des damit entstehenden Arbeitskräftemangelsumso stärker. Modernes Ressourcenmanagement betrachtetdabei laufend die eigenen Kompetenzen, denn nur wenn manweiß, welches Können intern vorhanden ist, können die richti-gen Entscheidungen für den zukünftigen Ressourcenbedarfgetroffen werden.

6 | Komplexitätsmanagement in der Entwicklung:Das Management muss in die Lage versetzt werden, beisteigen der Komplexität fundierte Entscheidungen zu treffen.Dabei müssen zugleich die technischen wie die organisatori-schen Herausforderungen im Dreieck aus Mensch, Prozessund Technologie beachtet werden.

Ein Business Team von Carmeq arbeitet als Inhouse-Beratung

für den VW-Konzern. Die Herausforderungen der Zukunft hat man

in zehn Handlungsfelder zusammengefasst.

Für die Zukunft gewappnet

Carmeq Management Consulting Team berät Kunden

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Prozesse

7 | Internationalisierung der Entwicklungsstandorte:Alte Märkte verlieren an Bedeutung, neue Märkte geraten inden Fokus. Die weltweite Vernetzung auch der Arbeitsweltennimmt rapide zu. Für einen OEM bedeutet dies beispielsweise,dass Qualitätsmaßstäbe weltweit etabliert und eingehaltenwerden. Aber auch die Teams werden internationaler besetzt.

8 | Leistung durch Kennzahlen messbar machen:Das Management muss für die Unternehmenssteuerung überentsprechende Informationen verfügen. Hier gilt es, den Beitragvon Innovationen, neuen Produkten, veränderten Entwicklungs -prozessen, neuen Technologien etc. zum Unternehmenswertzu ermitteln. Gleichzeitig kann die eigene Leistung auf Basis derKennzahlen deutlich gemacht werden.

9 | Die IT zum Prozessunterstützer in der Wertschöpfungskette entwickeln:Neben der Bereitstellung von unterschiedlichsten Tools zu Simulations-, Test- und Entwicklungszwecken, gehört zur IT-Strategie auch die Effizienz der Entwicklungsteams sicher -zustellen. Ganz wichtig in der Praxis: Effizienzen, die durch eineganzheitliche Betrachtung erschlossen werden können, z. B.das Zusammenwachsen von Systemen oder den Austauschvon Informationen, müssen genutzt werden.

10 | Kontinuierliches Management der Kosten:Viele Technologien von morgen verlangen bereits heute hoheEntwicklungsinvestitionen – ob sie sich dann am Ende auchtatsächlich rentieren, ist dabei nicht immer abzusehen. Umsowichtiger ist es, Kostenfaktoren und -treiber fortwährend zuanalysieren und dafür entsprechende Managementprozessezu installieren.

Das Carmeq Management Consulting Team arbeitet auf all diesenHandlungsfeldern und verbindet dabei klassische Management-Beratungsmethoden mit fundiertem Prozesswissen aus technolo-giebestimmten Organisationsbereichen. Zudem bringt es seinestarke Vernetzung im Konzern ein. Als Tochtergesellschaft des VW-Konzerns können wir hierbei spezifische Fragestellungen mit hoherSensibilität bearbeiten, wodurch wettbewerbsrelevantes Wissenund Kompetenzen im Konzern verbleiben. Derzeit arbeiten neunMitarbeiter fest im Business Team. Aufgrund der sehr guten Kun-denresonanz auf die erzielten Ergebnisse wird das Team auch zu-künftig personell aufgestockt.

In den nächsten Ausgaben des »meilenstein« werden einzelne Fall -beispiele aus den unterschiedlichen Handlungsfeldern und die ent-sprechenden Lösungsansätze ausführlich vorgestellt.

Ralf Hundeshagen leitet als Business TeamManager seit dem 1.1.2012 das Team CarmeqManagement Consulting. Bevor er die Teamleitungübernahm, war er in gleicher Funktion für Projekt-management zuständig. Hundeshagen ist seit2003 bei der Carmeq GmbH.

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meilenstein 1/201216

Serie

W ar Adobe Flash in der Vergangenheit fast nur durchWebanwendungen bekannt, hat sich dies seit dem Re-lease von AIR und Flex stark gewandelt. Seitdem ste-

hen Programmierern auch für andere Bereiche ganz neue Möglich-keiten offen. Grundsätzlich geht es auch im Automotive-HMI-Be-reich für die Entwickler um die Grundfrage, ob auf ein natives oderein plattformunabhängiges System gesetzt wird. Native Systemesind solche, bei denen Programme speziell für ein Betriebssystement- und weiterentwickelt werden. Der Vorteil dabei ist, dass dieseSoftware in der Regel performanter und stabiler läuft. Der großeNachteil dabei sind die deutlich längeren Entwicklungszyklen. Be-kanntestes Beispiel für ein natives System ist die gesamte Apple-Welt. Adobe verfolgt mit Flash den entgegengesetzten Ansatz:Flash ist betriebssystemunabhängig und kann auf deutlich kürzereEntwicklungszeiten verweisen. Der Nachteil: Flash hat durch diezusätzlichen Abstraktionsebenen für die verschiedenen Betriebs-systeme im Vergleich zu einer nativen Software die schlechtere Per-formance.

Wie andere Entwickler auch, setzt Carmeq im Prototyping geradewegen der deutlich kürzeren Entwicklungszyklen auf Flash. So kön-nen die flashbasierten Designs von HMI-Anwendungen schnell ge-ändert werden – je nach Anforderung auch online via WLAN. Dasspart natürlich zusätzlich enorm viel Zeit ein, da Korrekturen quasiim laufenden Testbetrieb vorgenommen werden können. Man er-hält umgehend eine neue Visualisierung und kann entsprechenditerativ mit dem Kunden an dem Produkt weiterarbeiten. Bislang

Flash-Prototyping in der Automobilindustrie

Wer Flash nur aus dem Online-Bereich kennt, muss umlernen:

Im Prototyping ist Flash bereits fest etabliert – Carmeq nutzt es

nun auch in der Serie.

wurden die flashbasierten Testversionen nach Abschluss der Ent-wicklung für die Serie in ein natives System übertragen. Hier gehtCarmeq seit Kurzem einen ganz neuen Weg und setzt Flash jetztauch in der Serie ein. Ein erstes Produkt eines renommierten Kun-den aus dem Consumer-Bereich mit entsprechender Flash-Pro-grammierung wird derzeit umgesetzt. Und auch im Automotive-Bereich spricht vieles für Flash in der Serie: So müssen sich dieOnboard-Systeme zunehmend den extrem kurzen Entwicklungs-zyklen im Smartphone-Bereich anpassen – Stichwort: ConnectedCar. Um hier Schritt halten zu können, ist Flash sicherlich für dieSerienentwicklung ein Tool mit Zukunft.

Bei Carmeq kann man mittlerweile auf große Erfahrungen in derFlash-Programmierung zurückblicken, hat entsprechend viel in dieKöpfe investiert und kann daher mit einem bestens qualifiziertenEntwicklerteam aufwarten. Wie in allen Bereichen wird auch hierSPiCE-konform gearbeitet, zudem hat man ein eigenes, leistungs-

fähiges Flash-Framework entwickeltund kann mit dem bereits erwähn-ten Update via WLAN zusätzlicheZeit- und damit Kostenvorteile fürden Kunden erzielen. Und so soll esin Zukunft bei Carmeq weitergehen:Neben dem Einsatz von Flash in derVorentwicklung wird man bei denKunden verstärkt für den Einsatz inder Serie werben, um die entspre-chenden HMIs noch schneller undnoch kostengünstiger umsetzen zukönnen.

Von der Vorentwicklung zum Serieneinsatz

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Forschung

A ls das Projekt Ende Oktober 2011 startete, war sich wohlkeiner der Studenten bewusst, auf welche Mammutauf-gabe sie sich da eingelassen hatten. Ziel war es, bis Ende

Januar ein fahrbereites E-Bike präsentieren zu können. Die Studen -ten von Prof. Dr.-Ing. Detlef Heinemann mussten dabei alle entspre -chenden Teilsysteme vom Batteriemanagement über die Verarbei-tung der Sensordaten, die Anzeige aller Daten auf einem Displaybis hin zur Beleuchtung und Vernetzung mit einem Smart phoneselbstständig entwickeln. Klar, dass da bis zur letzten Sekunde kurzvor der Präsentation Ende Januar programmiert, geschraubt undgelötet wurde.

»Und wie im wahren Leben hat am Ende die CAN-Vernetzung allerTeilkomponenten die größten Probleme bereitet«, berichtet Prof.Heinemann über die Schlussphase des Projektes. Heinemann,des sen Forschungsschwerpunkt im Bereich der Entwicklung vonmicro controllerbasierten Steuerungselementen zum Batterie- undLademanagement für Elektrofahrzeuge liegt, legt großen Wert aufdie Partnerschaft mit der Industrie: »Zum einen ermöglicht uns das,

Projekte anzubieten, die wir sonst allein aus finanziellen Gründengar nicht durchführen könnten, zum anderen ist der frühe Kontaktunserer Studenten zu Unternehmen natürlich eine wichtige Hilfe-stellung beim späteren Berufseinstieg.«

Holger Matz, aufseiten von Carmeq verantwortlich für die Koope-ration, sieht die Zusammenarbeit als gelungene Investition in dieZukunft: »Natürlich haben auch wir Interesse daran, möglichst früh-zeitig in Kontakt mit dem Nachwuchs zu kommen und ihn für unszu gewinnen. Allerdings sollte man solche Unterstützung auch nichtimmer allein unter diesem Aspekt sehen: Ich freue mich auch ein-fach darüber, dass wir dazu beitragen können, solche Projekte fürStudenten überhaupt erst möglich zu machen.«

Gleich vier Studenten des Projekts sind Stipendiaten von Carmeq.Sie studieren alle im sechsten Semester im dualen StudiengangElektronische Systeme an der Beuth Hochschule für Technik. Sokam letztlich auch der Kontakt zwischen Hochschule und Carmeqzustande.

Im Wintersemester 2011/12 unterstützte die Carmeq GmbH Studenten

der Berliner Beuth Hochschule beim Bau eines E-Bikes.

Carmeq kooperiert mit Berliner Beuth Hochschule

Studenten bauen E-Bike

oben: Prof. Dr.-Ing. Detlef Heinemannlinks: Stipendiaten der Carmeq GmbH:Lucy Panke, Conrad Scharf, Lars Krüger,Steven Neupert

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meilenstein 1/201218

Prozesse

W enn man das Thema Prozessverbesserungen anspricht,assoziiert mancher damit immer noch Formalismus undtheoretische Modelle, die sich nicht in die Arbeitsrealität

übertragen lassen. Doch die Funktionen im Fahrzeug werden im -mer komplexer und erst das erfolgreiche und reibungslose Zusam-menspiel aller Faktoren macht den Erfolg beim Endkunden aus.Bei der Komponentenentwicklung arbeiten mittlerweile die unter-schiedlichsten Abteilungen und Spezialisten Hand in Hand, damitam Ende ein attraktives und alltagstauglichesFahrzeug entstehen kann. Komplexität birgt je-doch immer auch das Risiko, dass ineffizienteArbeit geleistet wird oder sich im schlimmstenFall Fehler einschleichen. Qualität und Kostenhängen heute deshalb ganz wesentlich auchvon optimalen Prozessen ab.

Die Carmeq GmbH hat sich in den letzten Jah-ren insbesondere auf die Prozessverbesserun-gen im Bereich der sicherheitsrelevanten Funk-tionen spezialisiert, da hier die Notwendigkeitgut dokumentierter und klarer Prozesse sicher-lich am höchsten ist. Die mittlerweile zehn Mit-arbeiter, die sich nahezu ausschließlich mit derreinen Prozessanalyse und -bewertung be-schäftigen, werden projektbezogen von weiteren rund 30 Mitarbei-tern unterstützt, die eine eher technische Ausrichtung haben.

Die Vorgehensweise im Bereich der Prozessverbesserungen ist zwarimmer sehr individuell projektbezogen, doch gibt es einige Stan-dards bei der Arbeit: In einem ersten Schritt wird die Zielsetzungdes Projektes überprüft bzw. definiert. Vorhandene Ressourcenwerden durchleuchtet, die gesamte Projektorganisation abgebildet.Ist diese erste Projektevaluation abgeschlossen, werden die Er-gebnisse gemeinsam mit dem Kunden validiert. Dabei ist es natür-lich von Vorteil, dass Carmeq nach den SPiCE-Regularien arbeitetund damit auf einem internationalen Standard aufbaut. Danachgeht der Blick in die Zukunft: Wo will der Kunde mit dem Projekthin? Was soll und kann die Prozessverbesserung leisten? WelcheSchwerpunkte sollen gesetzt werden? »Wir arbeiten in dieser Pha se

häufig mit den Tools der GAP-Analyse«, beschreibt Ronald Melster,Diplom Informatiker bei der Carmeq GmbH, die Arbeit. »Am Endestehen dann die entsprechenden Pro zess ver besse rungs vor schlä -ge. Anders als bei vielen klassischen Beratungs firmen endet unsereAufgabe aber oft nicht an diesem Punkt: Wir treten eben nicht nurals Berater auf, sondern werden fallweise auch mit der Implemen-tierung der entsprechenden Prozessoptimierungen beauftragt –vom Dokumentenmanagement bis hin zum Coaching.«

Was spricht noch für eine Zusammenarbeit mit der Carmeq GmbH?Dazu Ronald Melster: »Aus Sicht eines Zulieferers ist unsere großeNähe zum VW-Konzern ein großer Vorteil gegenüber Mitbewerbern.Wir kennen sowohl die VW-Denke als auch die eines Zulieferers.So können wir Brücken zwischen beiden Seiten schlagen, was sichletztlich immer auszahlt.« Aber auch für Abteilungen des VW-Kon-zerns, die bislang Carmeq für Prozessver besserungen noch nichtbeauftragt haben, hat eine Zusammen arbeit besondere Vorteile:»Neben unserer Erfahrung möchte ich zum einen unsere Standort-verteilung nennen: Wir sitzen an allen deutschen Konzernstand -orten und sind damit immer auch vor Ort. Zum anderen können wiruns aufgrund unseres Know-hows jederzeit bereichsübergreifendvernetzen. Und es ist sicherlich von Vorteil, einen Partner zu haben,der zwar den Blick von außen hat, aber gleichzeitig zur ›Familie‹gehört.«

Komplexe Technik und Arbeitsschritte prägen den modernen

Automobilbau. Wer hier seine Prozesse optimal gestalten kann,

ist im Vorteil. Carmeq hilft dabei, diese Potenziale zu heben.

Optimale Prozesse für ein optimales Produkt

Carmeq sorgt für das richtige Zusammenspiel

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Carmeq intern

meilenstein | Herr Wiechmann, ein ZielIhres Aufenthaltes war es, die Arbeitvon VW in China und das Zusammen-spiel mit Wolfsburg besser zu verstehen.Was können Sie uns darüber sagen?Stefan Wiechmann | Der VW-Konzernpro duziert in China Autos in zwei JointVentures – in beiden allerdings ohne Be-teiligungsmehrheit. Die Zusammenarbeitvor Ort läuft daher sehr partnerschaftlich.Dennoch hat VW ein Vetorecht über Ent-wicklungsvorhaben der Joint Ventures. DieVGC übernimmt hier eine koordinieren deFunktion und leitet beispielsweise markt -spezifische Anforderungen nach Wolfsburgweiter, damit die Produkte dann auch denKundenbedürfnissen genügen.

meilenstein | Können Sie uns hier Bei-spiele nennen?Stefan Wiechmann | BeispielsweiseFahr erassistenzsysteme: Sie werden jetztauch in China immer beliebter, müssenaber an die hier herrschenden besonderenFahrbahn- und Fahrbedingungen ange-

passt werden. Die Chinesen sind extremSmart phone-affin. Also: Nicht alles mussauf wendig im Fahrzeug integriert sein, wennes auch eine Smartphone-App tut. Ganzwichtig: Chinesen zeigen gerne, was siesich leisten können. Die Ausstattung mussalso auch nach außen hin sichtbar sein.

meilenstein | Wie beurteilen Sie dasPotenzial für Carmeq in China?Stefan Wiechmann | Wir können beiTrendthemen unterstützend tätig werden.Das sind unter anderem die BereicheElektromobilität oder mobile Online-Dienste. Und natürlich die vorhin erwähn-ten Fahrerassistenzsysteme. Carmeqkann hierbei eine Brückenfunktion zwi-schen der Entwicklung in Wolfsburg undder Erhebung der Kundenanforderungenin China wahrnehmen.

meilenstein | Sie sind sicherlich mitgroßen Erwartungen abgereist. Waskönnen Sie dazu aus heutiger Sichtsagen?

Stefan Wiechmann | Die ganze Dynamikist hier eine völlig andere als in Europa.Die Kunden wollen nicht lange auf Ent-wicklungen warten und lassen sich schongar nicht mit alten Technologien abspei-sen. Das hat direkte Auswirkungen auf dietechnische Entwicklung, die extrem naham chinesischen Markt agieren muss.Und genau hier gibt es auch noch großesEntwicklungspotenzial.

meilenstein | Zum Schluss: WelcheTipps haben Sie für einen Arbeitsauf-enthalt in China?Stefan Wiechmann | Hier geht es eherlaut zu und man diskutiert auch lautstarkan solchen Orten, wo wir Europäer etwaszurückhaltender sind. Außerdem spieltEssen eine ganz zentrale Rolle: Wer essich nicht mit seinen chinesischen Kolle-gen verscherzen möchte, sollte bessernicht vorschlagen, auf das gemeinsameMittagessen zu verzichten, um dannnachher eventuell früher Schluss machenzu können …

Gut drei Monate verbrachte Stefan Wiechmann, Business Team Manager,

in Beijing bei der VGC (Volkswagen Group China), um das Zusammen-

spiel der Auslandstocher mit Wolfsburg kennenzulernen.

Stefan Wiechmann über seine Erfahrungen im Reich der Mitte

Carmeq@China

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meilenstein 1/201220

meilenstein | Herr Dr. Steinmüller, Visionen von Mobilität gab es schonviele. Kann uns die Vergangenheit denn mehr über die Zukunft sagen?Dr. Karlheinz Steinmüller | In der Tathaben sich Menschen schon immer mitMobilität beschäftigt. Offensichtlich hatjeder Innovationszyklus seit dem Beginndes Industriezeitalters seine eigenen, ihm entsprechenden Mobilitätsformen her vorgebracht: Die Hochzeit von Kohleund Stahl in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte ihre Entsprechung im Aufschwung der Eisenbahn, das Zeit -

alter des Erdöls in der des Automobils. Wir befinden uns derzeit im Informations-zeitalter. Die Mobi lität hat sich jetzt zumTeil in den virtuellen Raum des Internetsverlagert. Die Ver gangenheit zeigt: Tech -nische Innovationsschübe und deren Herausforderungen bedeuten immer auchgroße Veränderungen in der Mobilität.

meilenstein | Welche Herausforde -rungen sind dies?Dr. Karlheinz Steinmüller | Da gibt eseine ganze Reihe: Auf die massiv steigen -de Mobilität und die damit verbundenen

Forschung

Vom Steuermann zum Kapitän

Zukunftsforscher Dr. Karlheinz Steinmüller im Interview

Nicht nur die Rolle des Fahrers wird sich in Zukunft weiter verändern,

auch die Wertschöpfungskette steht vor dramatischen Umbrüchen. Viele

Szenarien sind vorstellbar – wer als Sieger dabei hervorgeht, ist unklar.

Dr. Karlheinz Steinmüller

war 1996 Mitgründer der Z_punktGmbH The Foresight Company undist seit 2002 deren Wissenschaft -licher Direktor. Als Experte arbeitet er zudem unter anderem im CollègeEuropéen de Prospective Territoriale,in der EU-Expertengruppe GlobalEurope 2030/2050 und im Fachbei-rat des 2b-Ahead-Zukunftskongres-ses mit. Daneben ist er als Autorvon Science-Fiction-Romanen tätig.

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Forschung

Verkehrsengpässe muss mit neuen An-triebskonzepten und Kraftstoffen reagiertwerden, auf die demografischen Verände-rungen mit neuen Mobilitätsdienstleistun-gen, auf die Umweltproblematik mit neuenInfrastrukturen, die IT-Revolution deutetauch für die Verkehrstelematik und das -management auf zahlreiche Neuerungenund, und, und …

meilenstein | Diese Themen werden ja bereits aufgegriffen. Sehen Sie be-sondere Trends?Dr. Karlheinz Steinmüller | Das ThemaEnergieeffizienz ist bereits seit Längeremein Trend, Gleiches gilt für die Suche nachder postfossilen Mobilität, also dem Aus-kommen ohne den endlichen EnergieträgerÖl. Weitere Trends bestehen in mehr In tel -ligenz im Auto (Beispiel: Fahrerassistenz-systeme) oder einem Mehr an Mobi litäts -dienstleistungen. Was sich derzeit bereitsschleichend in unserem Alltag manifestiert,wird aber große Veränderungen mit sichbringen, die viele heute noch gar nichtüberblicken.

meilenstein | Können Sie uns mehr darüber sagen?Dr. Karlheinz Steinmüller | Die derzeitfavorisierte Elektromobilität kann die ge-samte Wertschöpfungskette verändern.Steckte früher der größte Teil der Wert-schöpfung in der Karosserie und im Mo-torbau, so hat sich diese bereits heute hinzur Elektronik verlagert. In Zukunft werden

die Software und Elektronik den Haupt -anteil der Wertschöpfung darstellen. Unddamit wird die Position der Zulieferer wiedie der Batteriehersteller immer wichtiger.Das kann den Markt total verändern. Vor-stellbar ist, dass ein drei seitiges Oligopolaus OEMs, EVUs und IuK-Unternehmenentsteht. Wird die Position der Batterie -hersteller zu stark, wird der Automarkt der Zukunft hingegen von ihnen dominiert.Die klassischen OEMs treten dadurchimmer mehr in den Hintergrund. Vorstellbarist aber auch das Auftreten ganz neuerPlayer mit neuen Mo bilitäts geschäfts -modellen. Wer hätte vor einigen Jahrendenn gedacht, dass ein nahezu pleitege-gangener Computerkonzern aus Cupertinoden Handy- und Musikmarkt revolutioniertund die Platz hirsche an die Wand spielt?Natürlich ist es auch vorstellbar, dass die»alten« OEMs sich als Innovatoren und Integratoren behaupten.

meilenstein | Was bringt die Zukunftder Mobilität denn für den Einzelnenvon uns?Dr. Karlheinz Steinmüller | Mehr In -telligenz im Auto bringt ein Mehr an Kom-plexität und dies wiederum ein Mehr anHilfsmitteln mit sich. Ich vergleiche denFahrer von früher gerne mit einem Steuer-mann, der jederzeit den Kurs bestimmthat. Der Fahrer der Zukunft wird eher derKapitän sein. Er wird sich also nicht mehrum alle Details des Fahrens kümmern,sondern nur noch die große Leitlinie vor-

geben und bei Bedarf eingreifen. AlleStandardsituationen werden dann von denFahrerassistenzsystemen übernommen.Das heißt aber nicht, dass das Fahrengrundlegend einfacher wird. Als Kapitänist die Verantwortung auch sehr viel größer,denn der Fahrer muss die Kontrolle überalle Systeme behalten. EntsprechendeSysteme gibt es ja bereits heute, wennman an Spurhalte- oder Abstandshalte -assistenten etc. denkt.

meilenstein | Wagen wir doch maleinen Blick in die ferne Zukunft. Können Sie uns dazu etwas sagen?Dr. Karlheinz Steinmüller | Wir befindenuns bereits an der Schwelle zum nächstenInnovationszyklus, der beispielsweise vonNanotechnologie geprägt sein wird. Vor-stellbar sind sogenannte Shape Shifters,im Deutschen am besten zu übersetzenmit »Formwandler« – einer Mischung ausKleinstauto, Motorrad und einem Exoske-lett. Oder bionische Fahrzeuge, die künst-liche Instinkte haben, ihre Form dem Nutzungszweck anpassen können, mitBiotech-Aggregaten angetrieben werdenund sich stark an lebenden Organismenorientieren. Das ist aber wirklich noch Zukunftsmusik.

Herzlichen Dank für diesen Blick in dieZukunft.

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meilenstein | Frau de Vries, für Sie und Carmeq war es der erste »Carmeqbackstage« Tag. Wie ist Ihr Fazit?Tineke de Vries | Wir bewegen uns ineinem hart umkämpften Bewerbermarkt.Aus diesem Grunde ist es für uns beson-ders wichtig, frühzeitig einen Kontakt zupotenziellen Mitarbeitern herzustellen. Einegute Vernetzung mit den Universitäten istdaher für uns unabdingbar. »Carmeq back-stage« ist dabei ein neuer und interessanter

Baustein. Wir hatten rund 170 Einladungenan Hochschulen, einzelne Lehrstühle und Forschungseinrichtungen verschicktund damit 25 Prozent der deutschen Uni-versitäten erreicht – mit ins ge samt über100 Teilnehmern aus allen Teilen Deutsch-lands sind wir mehr als zufrieden!

meilenstein | Was haben Sie den jungen Besuchern geboten?Tineke de Vries | Fast das gesamte Carmeq-Team – auch an dieser Stelle nocheinmal ein herzliches Dankeschön an dieKollegen – präsentierte an konkreten Bei-spielen mit großer Begeisterung unsereAr beit und diskutierte mit den jungen Leu-ten. Wir wollten in erster Linie Interesse füruns sowie unsere Themen und Projektewecken. Und das scheint uns auch gelun-gen zu sein, wenn ich den Tag Revue pas-sieren lasse. Verschiedene Fachvorträgeund ein abendliches Get-together in einereigens hergerichteten Lounge rundetendas Programm ab. Zudem hatten wir kon-krete Stellenangebote ausgeschrieben –

vom Praktikumsplatz über Werkverträgefür Studenten bis hin zu Diplomarbeitenund Positionen für bereits Erfahrene. DasFeedback der Teilnehmer war außeror-dentlich positiv. Wir konnten bereits ersteArbeitsverträge abschließen, die sich ausBewerbungen vom »Carmeq backstage«Tag ergeben haben.

meilenstein | Was bietet Carmeq jungen Mitarbeitern?Tineke de Vries | Vor allem einen über-durchschnittlich attraktiven Arbeitsplatz!Wir stehen für eine große Themenvielfalt,flache Hierarchien und die Arbeit in jun-gen, interdisziplinär aufgestellten Teams in überdurchschnittlich guter Arbeitsatmo-sphäre. Ambitionierte Hochschulabsolven-ten und wissenschaftliche Mitarbeiter, dieihren nächsten Karriereschritt planen, sindbei uns daher ebenso gut aufgehoben wiebereits Berufserfahrene. Mehr zum ThemaArbeiten bei Carmeq steht übrigens auchauf unserer Homepage unter www.karriere.carmeq.de.

meilenstein 1/201222

Carmeq intern

Premiere gleich ein Erfolg

Carmeq lud Nachwuchs ein

Dr. Stefan E. Ortmann, Geschäftsführer Carmeq GmbH,

begrüßt Studenten.

Im November fand in Berlin und Ingolstadt parallel »Carmeq

backstage« statt – eine Hausmesse für Hochschulen und den Nachwuchs.

»meilenstein« sprach mit Personalleiterin Tineke de Vries.

Tineke de Vries (36) ist seit August 2011 Personalleiterinbei Carmeq. Eine ihrer Hauptaufga-ben sieht sie darin, mit der Unterstüt-zung ihres Teams durch modernePersonalarbeit Carmeqs Position alsattraktiver Arbeitgeber auszubauenund zu stärken.

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Carmeq intern

aktuell

Termine

»Wir wollen uns erst einmal ganz allgemein informieren. Es ist schon spannend, zu sehen, was die alles machen.«Nicole Schonwald, 21; Nora Nickel, 21; Mayam Najafizadeh, 22; RWTH Aachen (Informatik)

»Ich bin aus Lübeck angereist undmache bereits ein Projekt mit Carmeq zusammen. Da bot es sicheinfach an, heute mal mehr von Carmeq kennenzulernen.«

»Ich kannte Carmeq bislang nochnicht und interessiere mich für

eine Studienarbeit. Vielleicht wird ja etwas daraus.«

Carmeq ist wegweisend

Fachkongress ElektronikLudwigsburg | 19./20. Juni 2012www.automobil-elektronik-kongress.de

5. Carmeq-TagBerlin | 21. September 2012www.carmeq.com

Internationale Zuliefererbörse – izbWolfsburg | 10. bis 12. Oktober 2012www.izb-online.com

RecruitingmessenConnecticumFlughafen Berlin-Tempelhof | 25. April 2012www.connecticum.de

Careers4engineersStuttgart | 28. April 2012www.careers4engineers.de

IKOMTU München | 19. Juni 2012www.ikom.tum.de/students/garching

Phillip Schwarz, 22, FH Lübeck (Informationstechnologiegestaltung)

Felix Rath, 20, RWTH Aachen (Informatik)

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Ein Fahrzeug ist mehr als die Summe seiner Teile.Gut, wenn man da das Geschäft der Automobilher-steller und Zulieferer kennt und darüber hinaus auch in internationalen Gremien unterwegs ist.

Wir sorgen mit Beratung und Entwicklung rund um software bestimmte Systeme im Automobil fürdie Vernetzung von Mensch und Technik – damitSchnittstellen Verbindungen werden.

Wie gut sind Sie vernetzt?

Carmeq – Die treibende Kraft. Für Ihren Erfolg.

Möchten Sie mehr über uns wissen?Dann besuchen Sie unsere Website:www.carmeq.comoder scannen Sie den QR-Code.

Carmeq ist ein Unternehmen im Volkswagen Konzern.Berlin – Ingolstadt – Stuttgart – Wolfsburg