Ihr Verdauungstrakt ist perfekt darauf ausgerichtet, pflanzliches Futter zu verwerten.
18 ENTDECKEN - Max Planck Society...Tisch gekdert. Die meisten Lemuren er-kannten, welches Futter...
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Auf seinem Weg zum Bau einerRaumstation ist China ein großesStück vorangekommen. Nach dem
bisher längsten bemannten Raumflug Chinas kehrte dasRaumschiff Shenzhou 10 amMittwoch erfolgreich zur Erde zurück. Der15tägige Flug der drei Taikonauten beendete eine wichtige Testphase für die Entwicklung der Raumstation, die bis 2020fertig gestellt werden soll.
Der Flug des „Magischen Schiffes“ war„ein voller Erfolg“, sagte der Kommandeurdes Raumfahrtprogramms, Zhang Youxia.Nach zwei Wochen im All schwebte dieKapsel bei starkem Wind an einem Fallschirm inNordchina zurErde. In einer großen Staubwolke schlug das Raumschiff imGrasland von Amugulang in der InnerenMongolei auf, einer autonomen RegionChinas. Der Hitzeschild rauchte noch vonder Reibungswärme beim Eintritt in dieErdatmosphäre.
In nur fünf Minuten hatten die Bergungsmannschaften die Kapsel erreichtund öffneten die Luke für erste medizinische Tests. Knapp eineinhalb Stunden später kletterte Kommandant Nie Haishengmit wackeligen Beinen aus der Kapsel. Der48Jährigewurde sofort auf einenStuhl gesetzt. Ihm folgten Wang Yaping (33) undZhang Xiaoguang (46). Wang Yaping hatte60 Millionen Schülern aus dem All eineUnterrichtsstunde inPhysik gegeben. dpa
Raumfahrt Drei Taikonautenlanden nach 15 Tagen in einerErdumlaufbahn.
Längste MissionChinas im All
Verhaltensforschung
Affen mit Erfahrungim StibitzenHalbaffen aus größeren sozialen Gruppenhaben eine besonders gute Beobachtungsgabe. Sie schätzen die Aufmerksamkeitihres Gegenübers besser ein und stibitzenFutter schneller als Tiere, die in kleinerenFamilienaufgewachsensind.Dasberichtenamerikanische Verhaltensforscher nachExperimenten mit Lemuren im OnlineJournal „PLOS One“. Evan MacLean vonder DukeUniversität (USA) hatte 60 Lemuren mit Futterstückchen auf einemTisch geködert. Die meisten Lemuren erkannten, welches Futter nicht von einemMenschen beobachtet wurde und nahmendieses. Die Wahl war schneller, wenn dasTier einer Art angehörte, die in größerensozialen Gruppen lebt. Die Tiere schlossendemnach auf dasmögliche Risiko, entdecktzu werden – und das umso besser, je mehrErfahrung sie aus ihrerGruppe hatten. dpa
Genetik
Uralte PferdeDNAim PermafrostAus einem700 000 Jahre alten Pferdeknochen haben Forscher das Erbgut komplettentziffert. Das Genom sei das mit Abstandälteste eines Tieres, das je analysiert werden konnte, schreiben die WissenschaftlerimFachblatt „Nature“.Eserlaubenichtnurneue Einblicke in die Evolution der Pferde,sondern lasse auch hoffen, dass künftigDNA aus anderen fossilen Proben gewonnen werden könne, die bisher als zu alt erachtet wurden. Ludovic Orlando von derUniversität Kopenhagen und sein Teamhatten denKnochen imkanadischenTerritorium Yukon ausgegraben. Dort hatte erim Permafrostboden gelegen. Die Analysebestätigt, dass das PrzewalskiPferd dasletzte überlebende echteWildpferd ist. dpa
Die Taikonautin Wang Yaping ist mit zweiKollegen imNorden Chinas gelandet.Foto: dpa
Menschen werfen Speere seit zwei Millionen Jahren
Mützen wie ein Baseballspieler des21. Jahrhunderts hatten dieFrühmenschen Homo erectus
vor zweiMillionenJahren zwarnochnicht,aber werfen konnten sie wohl ähnlich gutwie ein SpitzenPitcher einer Profimannschaft, der einen Baseball mit immerhinmehr als 160 Stundenkilometern in Richtung Gegenspieler schleudert. Damals ginges allerdings weniger um sportliche Ehren,sondern ums Beutemachen und damit umdieErnährung, erklärenNeilRoachvonderHarvardUniversität und seine KollegenimWissenschaftsmagazin „Nature“.
Bei dieser Jagd waren die Vorfahren desmodernenMenschen jedoch klar imNachteil: Siewarendeutlich langsameralsRaubtiere und erheblich schwächer, obendreinhatten sie keine natürlichen Waffen wieKlauen oder Reißzähne. Die Frühmenschen mussten Tiere aus sicherer Entfernung töten oder schwächen, um sie anschließend leichter zuerwischen. Solltedasnicht klappen, konnteman immerhin nochandere Raubtiere wie Löwen oder Leoparden von ihrer Beute vertreiben und so
selbst aneineFleischmahlzeit kommen.DaPfeil und Bogen noch nicht erfunden waren, blieben den Frühmenschen nur Steineoder ausHolz geschnitzte Speere.
Zwar werfen auch in heutiger Zeit dieJäger der letzten Naturvölker ihre Speereim Durchschnitt nur sieben Meter weit.DiesergeringeAbstandgenügtaber,umdasRisiko einer schweren Verletzung erheblich zu verringern. Bessere Werfer überleben also länger und haben bessere Chancen, sich fortzupflanzen. Am Ende dieserEntwicklung stehen die Profiwerfer derUSamerikanischen Baseballer, die Bälleerheblich schneller schleudern als alle Tiere einschließlich der nächsten Verwandtendes Menschen. Ein kräftiger erwachsenerSchimpansenMann schafft allenfalls eineWurfgeschwindigkeit von 35 Stundenkilometern, während schon ein zwölfjährigerMenschenjunge nach ein wenig Trainingauf dreimal schnellereWürfe kommt.
Um herauszubekommen, wie heutigeMenschen dieses erstaunliche Tempo erreichen, setzte Neil Roach genau die gleichen dreidimensionalen Kameras ein, mit
denenVideospiele oderdieAnimationen inFantasyfilmenwie „Herr der Ringe“ hergestellt werden. Damit nahmen sie die Bewegungen vonBasketballspielern inUniversitätsmannschaften auf. Anschließenduntersuchten sie diese Würfe und fandenzunächst einmal genau das, was auch Zuschauer beobachten und Trainer fordern:Zunächst steht der Spieler mit dem Armohne Ball in Wurfrichtung. Dann holt derArmmit demBall nach hintenaus und führt den Schwungüber den Kopf während derUnterarm angewinkelt wird.Gleichzeitig macht er einengroßen Schritt nach vorn,dreht dabei Hüften und Oberkörper in Richtung Gegenspieler undstreckt denUnterarmwieder.
AusdemStandwirft auch ein trainierterSportler ohne diese komplizierte Bewegungviel schwächer.WährendsichderArmrückwärts bewegt, dehnt sichdasNetzwerkaus Sehnen und Bändern, das sich über dieSchultern zieht. Die mit dieser Dehnunggespeicherten Energiemengen setzen dieSehnen später schlagartig frei und beschleunigensodieohnehinbereits schnelleBewegungdesArmsnach vorne enorm.DieSchulter eines Menschen funktioniert beidieser Bewegung ähnlich wie eine Schleu
der oder eine Armbrust, die beim Spannenebenfalls Energie speichern und späterrasch auf den geschleuderten Stein oderden Pfeil übertragen. Die Rotation des Armes, der Schritt Richtung Gegenspielerund die Rotation von Hüfte und Oberkörper addierenweitereKraft in denWurf.
Um diese Bewegungen auszuführen,braucht derWerfer eine schmaleHüfte, dieeine rasche Körperdrehung erlaubt. Lange
Beine geben zusätzlichenSchwung. Vor allem müssensich die Stellung von SchulterundArmen zumRest des Körpers ein wenig ändern, umbeim Spannen der Schleuderviel Energie zu speichern. Alle
diese Anpassungen waren zum ersten Malbeim Frühmenschen Homo erectus vorzweiMillionen Jahren verwirklicht. Offenbar war die Perfektionierung des Werfensvon Erfolg gekrönt. Vor 1,9 Millionen JahrenbegannendieFrühmenschen jedenfallsdeutlich mehr Fleisch zu verspeisen, dieJägermussten also erfolgreicher sein.
Die Frühmenschen setzten vermutlichnur ein paarMal amTag zu einemWurf an.Auf sie sind die Sehnen und Bänder auchheutiger Baseballspieler ausgelegt. EifrigeSpieler bezahlen ihren Sport daher oft mitBänderschwächenundBänderrissen.
Anthropologie Bewegungsanalysen zeigen: der Frühmensch Homoerectus hatte alles, um große Tiere zu jagen. Von Roland Knauer
ImJahr 1985 hat dasMaxPlanckInstitut für Festkörperforschung in Stuttgart einenGlücksgriff getan,wie er sel
ten gelingt. Es berief den Physiker Klausvon Klitzing zu einem seiner Direktoren.Noch imgleichenJahrerhieltderNeuberufene den Nobelpreis für Physik. Wenigüberraschend ist, dass er nach dieser Ehrung häufig gefragt wurde, warum er „sodumm ist, in Deutschland zu bleiben“, wieer der StZ schon ein Jahr später erzählte.Bisheute istderForscher,derviele internationale Kontakte pflegt, in Stuttgart geblieben. Einen Eindruck bietet eine Fachtagungmit zahlreichenGastrednern aus demInundAusland,mit der das Institut indiesenTagen seinenDirektor feiert. Klaus vonKlitzingwird amFreitag 70 Jahre alt.
Typisch für diesen Mann der präzisenphysikalischen Experimente: er stellt sichgegenüber der Öffentlichkeit nicht überseine Mitarbeiter. Besucher, die ihn nachDetails seinerArbeit fragen, verweist er ohne Eitelkeit an seineMitarbeiter. „Die könnenIhnendasvielbessererklären.“Undalser bei derVerleihung desNobelpreises eineTischrede halten musste, freute er sichüber sein Glück und sagte, als er die Nach
richt bekommen habe,sei seinersterGedankegewesen, wie viele andere Physiker nun deprimiert seien, weil sieden Preis nicht erhalten hätten.
Mit Witz undSelbstironie erzählteer in der LeserUni derStZ einmal über seineArbeit und die Entdeckung, die ihn zumNo
belpreisträger machen sollte. Ein Fotozeigt ihn an einem Labortisch, der Laborkittel weiß, die Haare noch schwarz, nebenelektronischen Messgeräten ein gefülltesGlas, eine FlascheCôte duRhône, Baguetteund Käse. „Entdeckung des quantisiertenHallEffekts“, steht darunter, und: „Grenoble, 5.2.1980um2Uhrmorgens“.
Es war der Moment, in dem es ihm undseinenMitarbeitern gelang, die Ergebnisseeines Experiments zu erklären, das schnellberühmt wurde. Die Physik der Quantenbehandelt meist Effekte, die der Menschnicht direkt beobachten kann, weil sie sichin der Welt der Atome und Moleküle abspielen. VonKlitzing und seineMitarbeiterhatten eine Präzisionsmessung gemacht,die seitdem als Maß für physikalischeGrundgrößen in der nichtatomaren Weltgenutzt wird. Der elektrische Widerstand,Alltagsgröße in der Elektronik, lässt sich inderEinheit „Klitzing“messen. EinKlitzingsind 25813,8Ohm.
DenHallEffekt entdeckte der USamerikanischePhysikerEdwinHall schon1879.Wenn ein elektrischer Strom zwischen denbeiden Polen eines Magneten hindurchfließt, senkrecht zumMagnetfeld, dann beschreiben die Elektronen eine Spiralbahnoder,wennsiedurcheineMetallplatte strömen, kreisförmig gekrümmte Bahnen. DasMagnetfeld lenkt sie von der geraden Bahnab. Die Elektronen strömen also bevorzugtzueinerSeite derMetallplatte, unddeshalb
entsteht zwischen den beiden Seiten derPlatte eine elektrische Spannung, die HallSpannung.Das ist derHallEffekt.
Von Klitzings Mitarbeiter hatten Elektronen nun so zwischen einer Metall undeiner Halbleiterschicht eingesperrt, dassdurch die Grenzschicht praktisch nur eineeinzige Lage Elektronen fließen konnte.DasGanzekühlten sie auf knappminus270Grad Celsius. Sie erzeugten senkrecht zuder Elektronenlage ein starkes MagnetfeldundmaßendieHallSpannung.
Änderten sie nun die Magnetfeldstärke,dann änderte sich auch die HallSpannung– aber sie tat dasnicht gleichmäßig,wieEdwin Hall beobachtet hatte, sondern in Stufen. Das Experiment war so präzise, dassvon Klitzing feststellen konnte: die Stufenhaben einen Abstand, der nur von zwei Naturkonstanten abhängt, nämlich der Ladung des Elektrons und dem von MaxPlanck entdecktenWirkungsquantum. DieStufen folgen aufeinander im Abstand von
einem Klitzing, einem halben Klitzing,einemDrittel Klitzing und soweiter.
Wie hoch der Wert des quantisiertenHallEffekts bis heute ist, zeigt das Symposium zu Ehren vonKlitzings. Bei der Eröffnung am Mittwochabend war der Hörsaalim MaxPlanckInstitut mit mehr als 300Gästen besetzt. Klaus von Klitzing zeigtesich „beeindruckt“ über die große Zahl von„führenden Wissenschaftlern auf dem Gebiet derQuantenHallForschung“.
Eines der großen Themen ist der Versuch, über diesen Effekt physikalischeMessgrößen neu zu bestimmen. Das Kilogrammwird zum Beispiel immer noch voneinem StandardKilogramm in Paris abgeleitet. Doch Terry Quinn, Emeritus desInternationalen Büros für Maß und Gewicht in Paris, ist zuversichtlich, dass sichdas verbessern wird. Sein Thema: „DerQuantenHallEffekt als Schlüssel zueinem neuen internationalen Einheitensystem“. SeinFazit: „Wir sind fast soweit.“
Ein Glücksgriff, wie er selten gelingt
Nach ihm ist eine physikalische Größe benannt: Ein Klitzing sind 25813,8 Ohm.
Nobelpreisträger Der StuttgarterPhysiker Klaus von Klitzing legtedie Grundlagen für präzisereMessungen. Von Rainer Klüting
Klaus von Klitzing war erst 36, als erdenQuantenHallEffektbei einemForschungsaufenthalt in Grenoble
entdeckte. Fünf Jahre später erhielt er dafür den Nobelpreis, kurz nachdem er nachStuttgart berufenwordenwar.
Herr vonKlitzing, wie sehen Ihre Pläne aus?Ich werde Direktor am MaxPlanckInstitut bleiben. Wenn man leistungsfähig istunddieKollegenundderPräsident zustimmen, kann man das bis zu seinem 75. Geburtstagmachen.
Sie denken nicht anRuhestand?Nein, das werde ich nie tun. Solange ich esgesundheitlich kann, werde ich weltweitaktiv sein. Forschung ist mein Hobby, undHobbys gibtmannicht so leicht auf.
Ihr Nobelpreis liegt nun schon fast 30 Jahrezurück.DochdasThemascheint immernochaktuell zu sein, daSiedieseWocheeinegroßeTagung dazu an Ihrem Institut ausrichten.Was gibt esNeues?Der QuantenHallEffekt hat viele Kinderbekommen. Es gibt zum Beispiel einenanomalen QuantenHallEffekt und einenSpinQuantenHallEffekt. Inzwischensindmehr als 10 000Fachartikel zu diesemThema erschienen – und in diesem Jahrsind esmehr als je zuvor.
WarderNobelpreis für IhreArbeit eineHilfeoder eine Bürde?Jede Medaille hat zwei Seiten. Der QuantenHallEffekt hätte auch ohne den Preiswissenschaftlich Karriere gemacht, derwar ein Selbstläufer. Abermit demPreis istes leichter, gute Studenten und Fördermittel zu bekommen. Als Nobelpreisträger hatman zwar viele zusätzliche Aufgaben, aberich sehe das Positive: weil der Preis ein sohohes Ansehen hat, kommtmanmit vielenMenschen in allerWelt zusammen.
Sie haben sich als Nobelpreisträger IhrenArbeitsplatz aussuchen können und sindüber all die Jahre Stuttgart treu geblieben.Was reizt Sie an der Stadt?In der StZ muss ich natürlich sagen: DasLändle ist so schön! Ich gehe zwar gerne insAusland, aber die Familie hat früh gesagt,dass es nicht ihr Ziel sei, lange im Auslandzu leben.Undwennman schon inDeutschland bleibt, ist einDirektorenamt an einemMaxPlanckInstitut schondas,was sich jeder Forscherwünscht.
Unddas fachlicheUmfeld?Wir planen gerade eine Kooperation mitden FraunhoferInstituten in StuttgartVaihingen, und wir wollen die gemeinsameDoktorandenschule mit der UniversitätStuttgart ausbauen. Es sind immer Wünsche offen, aber ich habe ein hervorragendesUmfeld hier.
DasGespräch führten R. Klüting undA.Mäder.
Nachgefragt
„Forschung istmein Hobby“Der Stuttgarter Nobelpreisträger
Klaus von Klitzing denkt auch an seinem
70. Geburtstag nicht an Ruhestand.
Mit etwasTrainingwerfenMenschenBälle schneller alsalleTiere.
Baguette,Wein und eine Präzisionsmessanlage: Klaus vonKlitzing am 5. Februar 1980, alser um zwei Uhr morgens den QuantenHallEffekt entdeckte Fotos: dpa, v. Klitzing
Besucher,die ihnnachDetails seinerArbeit fragen,verweist erohneEitelkeitan seineMitarbeiter.
18 Nr. 146 | Donnerstag, 27. Juni 2013STUTTGARTER ZEITUNGENTDECKEN