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Schwerpunkt: Kinderpathologie Pathologe 2017 · 38:278–285 DOI 10.1007/s00292-017-0312-y Online publiziert: 22. Juni 2017 © Der/die Autor(en) 2017. Dieser Artikel ist eine Open-Access-Publikation. Schwerpunktherausgeberin A. M. Müller, Bonn B. Gürtl-Lackner 1,2 · D. Gisselsson-Nord 1 · G. Vujanic 3 1 Institut für Pathologie, Labmedicin Skåne, Lund, Schweden 2 Institut für Pathologie, Medizinische Universität Graz, Graz, Österreich 3 Abteilung für Zelluläre Pathologie, Universitätsklinikum Wales, Universität Cardiff, Cardiff, Großbritannien Solide Kindertumoren Ein Streifzug durch das Raritätenkabinett Hintergrund Maligne solide Tumoren des Kindesal- ters umfassen morphologisch ein extrem breites Spektrum, und auch die häufigs- ten soliden Tumoren der Kindheit sind seltene Entitäten. Pro Jahr erkrankt un- gefähr eines von 100.000 Kindern unter 15 Jahren an einem Neuroblastom, wel- ches der häufigste extrakranielle solide Tumor des Kindesalters ist. Rhabdoid- tumoren treten mit einer Häufigkeit von 1,5 Fällen/Jahr unter 10.000.000 Kindern unter 15 Jahren auf. Daher wird der über- wiegende Anteil aller Tumoren in euro- paweite Protokolle eingebracht, um aus- reichend Daten über Verlauf, Progno- se, erapiewirksamkeit und mögliche neue therapeutische Optionen sammeln zu können. In den letzten Jahrzehnten hat sich dank dieser Studien immer deutlicher herauskristallisiert, dass jene Tumo- ren, die typischerweise während des Kindesalters auſtreten, oſt eine völlig unterschiedliche histogenetische Ent- stehung im Vergleich zu Tumoren des Erwachsenenalters aufweisen. Die Genetik spielt bei der korrekten Diagnose und dem weiteren therapeuti- schen Prozedere eine immer wichtigere Rolle. Üblicherweise sind in jenen Zen- tren, in denen Kindertumoren operiert, diagnostiziert und weiterfolgend the- rapiert werden, für die pathologische Aufarbeitung bereits Leitlinien (soge- nannte Standing Operating Procedures [SOPs]) etabliert, die die notwendi- ge qualitativ hochwertige Aufarbeitung der Tumoren gewährleisten. Diese Leit- linien berücksichtigen nicht nur die örtlichen Gegebenheiten, sondern ins- besondere die einzelnen internationalen Protokolle. Zur Gewährleistung einer qualitativ gleichwertigen Beurteilung im Rahmen des Studienprotokolls muss Material oſtmals für histologische und/ oder genetische Untersuchungen an zen- trale SIOP-autorisierte (International Society of Paediatric Oncology) Review- boards, wie beispielsweise das Deutsche Kindertumorregister in Kiel oder die ent- sprechenden nationalen Reviewboards der einzelnen europäischen Länder, ver- sandt werden. Solide Kindertumoren sollen immer unfixiert an eine mit den Leitlinien vertraute Pathologie versandt und dann entsprechend den Vorgaben verarbeitet werden. Der folgende Artikel gibt einen Ein- blick in die spezielle Diagnostik solider Kindertumoren. Dafür haben wir 3 Tu- morentitäten ausgewählt, die nicht auf ein Organ beschränkt auſtreten und im Erwachsenenalter lediglich in Einzelfäl- len in der Literatur beschrieben werden. Neuroblastom Neuroblastome gehören zu den häufigs- ten extrakraniellen soliden Tumoren der Kindheit. Die Tumorenentstehenaus Ge- webe des sympathischen Nervensystems wie beispielsweise der Nebenniere [15]. Makroskopische Beurteilung Eine korrekte makroskopische Aufarbei- tung ist für die Qualität der Diagno- sestellung essenziell, daher wurde dies in einheitlichen europäischen Richtlini- en festgelegt. Dabei müssen von mindes- tens 2 unterschiedlichen Tumorarealen zytologische Abklatschpräparate (Tupf- präparate) angefertigt und dazu korres- pondierende Tumoranteile eingefroren werden. Mithilfe eines Gefrier- oder Par- affinschnitts muss überprüſt werden, ob ein minimaler Gehalt von 60% Tumor- zellen für genetische Analysen und 20 % für Ploidieanalysen in den Proben enthal- ten ist (. Infobox 1). Genetische Unter- suchungen von Ganglioneuroblastomen und -neuromen können nur unter spe- ziellen Bedingungen durchgeführt wer- den, um eine Unterscheidung zwischen Tumorzellen und Schwannzellen zu er- möglichen (beispielsweise Mikrodissek- tion). Die genetischen Untersuchungen der Tumoren werden in zentralen Refe- renzlaboren durchgeführt [1]. Ein wichtiges Kriterium für einen möglichen aggressiven klinischen Ver- lauf von Neuroblastomen ist die Me- tastasierung ins Knochenmark. In den Konsensuskriterien wird daher die quan- titative Bewertung von bilateralen Kno- chenmarkstanzen und von Knochen- markaspirat festgelegt [8]. Infobox 1 Neuroblastom 4 Standard: Tumortupfpräparate in Alkohol und bei RT fixieren. Wichtig: Farbmarkierung der Resektionsränder erst nach Tupfpräparatabnahme und Entnahme der Proben für die Genetik. 4 Für genetische Untersuchungen un- fixiertes Gewebe aus 2 Tumorarealen asservieren. 4 Makroskopische Beurteilung und Dokumentation (ggf. Foto) aller Herde/ separater Knoten erforderlich, da eine spätere/nachträgliche histologische Rekonstruktion oftmals unmöglich ist. 278 Der Pathologe 4 · 2017

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Schwerpunkt: Kinderpathologie

Pathologe 2017 · 38:278–285DOI 10.1007/s00292-017-0312-yOnline publiziert: 22. Juni 2017© Der/die Autor(en) 2017. Dieser Artikel isteine Open-Access-Publikation.

SchwerpunktherausgeberinA. M. Müller, Bonn

B. Gürtl-Lackner1,2 · D. Gisselsson-Nord1 · G. Vujanic3

1 Institut für Pathologie, Labmedicin Skåne, Lund, Schweden2 Institut für Pathologie, Medizinische Universität Graz, Graz, Österreich3 Abteilung für Zelluläre Pathologie, UniversitätsklinikumWales, Universität Cardiff, Cardiff, Großbritannien

Solide KindertumorenEin Streifzug durch das Raritätenkabinett

Hintergrund

Maligne solide Tumoren des Kindesal-ters umfassenmorphologisch ein extrembreites Spektrum, und auch die häufigs-ten soliden Tumoren der Kindheit sindseltene Entitäten. Pro Jahr erkrankt un-gefähr eines von 100.000 Kindern unter15 Jahren an einem Neuroblastom, wel-ches der häufigste extrakranielle solideTumor des Kindesalters ist. Rhabdoid-tumoren treten mit einer Häufigkeit von1,5 Fällen/Jahr unter 10.000.000 Kindernunter 15 Jahren auf.Daherwird der über-wiegende Anteil aller Tumoren in euro-paweite Protokolle eingebracht, um aus-reichend Daten über Verlauf, Progno-se, Therapiewirksamkeit und möglicheneue therapeutische Optionen sammelnzu können.

In den letzten Jahrzehnten hat sichdank dieser Studien immer deutlicherherauskristallisiert, dass jene Tumo-ren, die typischerweise während desKindesalters auftreten, oft eine völligunterschiedliche histogenetische Ent-stehung im Vergleich zu Tumoren desErwachsenenalters aufweisen.

Die Genetik spielt bei der korrektenDiagnose und dem weiteren therapeuti-schen Prozedere eine immer wichtigereRolle. Üblicherweise sind in jenen Zen-tren, in denen Kindertumoren operiert,diagnostiziert und weiterfolgend the-rapiert werden, für die pathologischeAufarbeitung bereits Leitlinien (soge-nannte Standing Operating Procedures[SOPs]) etabliert, die die notwendi-ge qualitativ hochwertige Aufarbeitungder Tumoren gewährleisten. Diese Leit-linien berücksichtigen nicht nur dieörtlichen Gegebenheiten, sondern ins-

besondere die einzelnen internationalenProtokolle. Zur Gewährleistung einerqualitativ gleichwertigen Beurteilungim Rahmen des Studienprotokolls mussMaterial oftmals für histologische und/oder genetische Untersuchungen an zen-trale SIOP-autorisierte (InternationalSociety of Paediatric Oncology) Review-boards, wie beispielsweise das DeutscheKindertumorregister inKiel oderdie ent-sprechenden nationalen Reviewboardsder einzelnen europäischen Länder, ver-sandt werden. Solide Kindertumorensollen immer unfixiert an eine mit denLeitlinien vertraute Pathologie versandtund dann entsprechend den Vorgabenverarbeitet werden.

Der folgende Artikel gibt einen Ein-blick in die spezielle Diagnostik soliderKindertumoren. Dafür haben wir 3 Tu-morentitäten ausgewählt, die nicht aufein Organ beschränkt auftreten und imErwachsenenalter lediglich in Einzelfäl-len in der Literatur beschrieben werden.

Neuroblastom

Neuroblastome gehören zu den häufigs-ten extrakraniellen soliden Tumoren derKindheit.DieTumorenentstehenausGe-webe des sympathischen Nervensystemswie beispielsweise der Nebenniere [15].

Makroskopische Beurteilung

Eine korrekte makroskopische Aufarbei-tung ist für die Qualität der Diagno-sestellung essenziell, daher wurde diesin einheitlichen europäischen Richtlini-en festgelegt. Dabei müssen vonmindes-tens 2 unterschiedlichen Tumorarealenzytologische Abklatschpräparate (Tupf-

präparate) angefertigt und dazu korres-pondierende Tumoranteile eingefrorenwerden.Mithilfe eines Gefrier- oder Par-affinschnitts muss überprüft werden, obein minimaler Gehalt von 60% Tumor-zellen für genetische Analysen und 20%fürPloidieanalysenindenProbenenthal-ten ist (. Infobox 1). Genetische Unter-suchungen von Ganglioneuroblastomenund -neuromen können nur unter spe-ziellen Bedingungen durchgeführt wer-den, um eine Unterscheidung zwischenTumorzellen und Schwannzellen zu er-möglichen (beispielsweise Mikrodissek-tion). Die genetischen Untersuchungender Tumoren werden in zentralen Refe-renzlaboren durchgeführt [1].

Ein wichtiges Kriterium für einenmöglichen aggressiven klinischen Ver-lauf von Neuroblastomen ist die Me-tastasierung ins Knochenmark. In denKonsensuskriterienwird daher die quan-titative Bewertung von bilateralen Kno-chenmarkstanzen und von Knochen-markaspirat festgelegt [8].

Infobox 1 Neuroblastom

4 Standard: Tumortupfpräparate inAlkohol und bei RT fixieren. Wichtig:Farbmarkierung der Resektionsrändererst nach Tupfpräparatabnahme undEntnahme der Proben für die Genetik.

4 Für genetische Untersuchungen un-fixiertes Gewebe aus 2 Tumorarealenasservieren.

4 Makroskopische Beurteilung undDokumentation (ggf. Foto) aller Herde/separater Knoten erforderlich, da einespätere/nachträgliche histologischeRekonstruktion oftmals unmöglich ist.

278 Der Pathologe 4 · 2017

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Tab. 1 Histologische Begutachtung vonNeuroblastomen

Parameter Hoch Mittel Gering

MKI >4% 2–4% <2%

Zellularität 700–900 Neuroblas-ten/„high power field“(HPF)

400–600 Neuroblas-ten/HPF

100–300 Neuroblas-ten/HPF

MKI Mitose-Karyorhexis-Index

Abb. 19 aUnreifesNeuroblastom,mor-phologisch einemklein-rund-blau-zelligen Tumor ent-sprechend.bDiffe-renzierende Neu-roblastenmit syn-chroner Ausreifungvon ZytoplasmaundKern. cMito-se- und Karyorhe-xisfiguren in einemNeuroblastom; einesemiquantitativeBeurteilung ist Be-standteil der histo-pathologischen Be-urteilung

Histologie und histologischeSubtypen

Histologisch bestehen Neuroblastomeaus unreifem neuronalem Gewebe. Diehistologische Klassifikation erfolgt an-hand der International NeuroblastomaPathologyClassification (INPC).Grund-sätzlich wird dabei zwischen schwann-zellstromareichen/schwannzellstroma-prädominanten Tumoren, nämlich Gan-glioneuromen und -neuroblastomen,

und schwannzellstromaarmen Tumo-ren, den Neuroblastomen im eigentli-chen Sinn, unterschieden.

Neuroblastome werden anhand desDifferenzierungsmusters der unreifenNeuroblasten in undifferenzierte, we-nig differenzierte und differenzierendeNeuroblastome unterteilt.

MKIDiehistologischeBegutachtungvonNeu-roblastomen muss auch die Beurteilung

des Mitose-Karyorhexis-Index (MKI)enthalten (. Tab. 1). In die Beurtei-lung werden 5000 unreife Neuroblasteneinbezogen, abhängig von der Zellula-rität müssen entsprechend viele HPFs(„high power fields“) ausgezählt wer-den. Hohe Zellularität ist dabei definiertmit 700–900Neuroblasten/HPF,mittlereZellularitätmit 400–600Zellen/HPFundniedrige Zellularität mit 100–300 Zel-len/HPF.DerMKIwird ebenfalls anhandeines dreiteiligen Schemas unterteilt: ge-ringer MKI < 2%, mittlerer MKI 2–4%,hoher MKI > 4% (. Abb. 1c). Die Mito-serate wird mit mehr oder weniger als10 Mitosen/10 HPF gewertet.

Kalzifikationen müssen auch doku-mentiert werden. Die Parameter MKI,Mitoserate und Kalzifikation gehen indie weitere Prognose ein.

Undifferenzierte NeuroblastomeFür die eindeutige Diagnose des undiffe-renzierten Neuroblastoms (. Abb. 1a)sind weitere immunhistochemischeUntersuchungen mit Antikörpern ge-gen Chromogranin, Synaptophysin undNeuroblastommarker (NB84) zur Ab-grenzung gegenüber anderen kleinenrundzelligen Tumoren wie beispielswei-se Rhabdomyosarkome oder Lymphomenotwendig [21, 25, 26]. Einen wichti-gen negativen prognostischen Faktorder gering differenzierten Neuroblas-tome stellen prominente, eosinophileNukleolen („bull’s eyes“) in bereits etwasgrößeren blasigen Zellkernen dar [29].

Wenig differenzierteNeuroblastomeIn wenig differenzierten Neuroblasto-men findet man zumindest stellenweiseden typischen neuronalen Hintergrund,das Neuropil, und eine geringe Anzahl(unter 5%) an bereits teilweise diffe-renzierten Neuroblasten. Die Kriterieneiner teilweise differenzierten neuroblas-tischenZelle sind einmindestensdoppeltso großer Zellkern mit Nukleolus unddie doppelte Zytoplasmabreite, also einesynchrone Ausreifung von Kern undZytoplasma in Richtung einer ausdiffe-renzierten Ganglienzelle im Vergleichzu einer unreifen neuroblastischen Zelle(. Abb. 1b). In differenzierenden Neuro-blastomen liegt die Anzahl eben dieser

Der Pathologe 4 · 2017 279

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Zellen über 5%, der Hintergrund zeigtausgedehnt Neuropil. Gerade im Rand-bereich oder in fibrovaskulären Septenkönnen differenzierende Neuroblastomedeutlich schwannzellreiches Stroma mitS100-Protein-positiven Schwannzellenaufweisen. Solange dieses jedoch unter50% des Tumorvolumens ausmacht,stellt dies lediglich eine Differenzierungdar, die Kriterien eines Ganglioneuro-blastoms sind jedoch nicht erfüllt.

Gemischte GanglioneuroblastomeGemischte Ganglioneuroblastome(. Abb. 2a) zeigen eine Mischung aushistomorphologischen Anteilen an Neu-roblastomen und reifen Arealen mitGanglienzellen in einem schwannzell-reichen Stroma, dabei nehmen die aus-differenzierten Anteile mehr als 50%ein. Die unreifen Neuroblasten liegen alskleine Herde untermischt („intermix-ed“) in den reifen Arealen. Seltener sindbereits makroskopisch ein oder multi-ple hämorrhagische Knoten abgrenzbar,die unreifen Neuroblastomanteilen ent-sprechen, diese Tumoren werden alsnoduläre Ganglioneuroblastome klassi-fiziert. Histologisch spiegelt sich das ineinem abrupten Übergang von unreifenAnteilenzueinerschwannzellreichendif-ferenzierten Komponente wider. WenneineMetastase eines Neuroblastoms z. B.im Knochenmark oder in Lymphknotenvorliegt, werden Ganglioneurome und-neuroblastome („intermixed“) automa-tisch als noduläreGanglioneuroblastomeentsprechend einer schlechteren klini-schen Prognose klassifiziert. Eine weitereVariante nodulärer Ganglioneuroblasto-me zeigt makroskopisch lediglich einengroßen Knoten, mit ausgedehnten Area-len eines Neuroblastoms und einemschmalen Rand entsprechend einemGanglioneurom. Für die unreifen Antei-le der nodulären Ganglioneuroblastomemuss unbedingt auch der MKI undeventuell vorliegende Kalzifikationenangegeben werden, da diese Parameterin die Prognose eingehen.

Klassisches noduläresGanglioneuroblastomImklassischennodulärenGanglioneuro-blastomistdieNeuroblastomkomponen-te entweder wenig differenziert oder dif-

Zusammenfassung · Abstract

Pathologe 2017 · 38:278–285 DOI 10.1007/s00292-017-0312-y© Der/die Autor(en) 2017. Dieser Artikel ist eine Open-Access-Publikation.

B. Gürtl-Lackner · D. Gisselsson-Nord · G. Vujanic

Solide Kindertumoren. Ein Streifzug durch das Raritätenkabinett

ZusammenfassungSolide Kindertumoren sind extrem selteneEntitäten, die praktisch ausnahmslos inspezialisierten Zentren behandelt werden.Die Diagnose und weitere Therapie erfolgengemäß gesamteuropäischen Studienpro-tokollen, daher werden die pathologischeAufarbeitung und Diagnosestellung anhandinternationaler Leitlinien durchgeführt.Spezifische genetische Veränderungenspielen in der korrekten Diagnostik und fürdie nachfolgende Therapie beim Großteilder Tumoren eine wichtige Rolle, dieentsprechenden Proben müssen daherim Rahmen der primären pathologischen

Beurteilung sichergestellt werden. GenetischeUntersuchungen und eine referenzpatho-logische Zweitbegutachtung sind in denentsprechenden Leitlinien für alle solidenKindertumoren vorgesehen. Neuroblastome,kongenitale mesoblastische Nephrome undRhabdoidtumoren sind Beispiele für solideTumoren, die nicht auf ein Organ beschränktsind und nur im Kindesalter auftreten.

SchlüsselwörterNeuroblastom · Kongenitales mesoblastischesNephrom · Rhabdoidtumoren · MYC-N ·INI1/SMARCB1

Solid pediatric tumors. A brief survey of the rarity cabinet

AbstractSolid tumors in childhood are extremelyrare entities, which are usually treatedin specialized centers. Diagnosis andtherapy are carried out according to a jointEuropean protocol, whereby the pathologicalevaluation and therapy are carried outaccording to international guidelines. Forthe correct diagnosis and/or therapy ofmost tumors, analysis of specific geneticchanges is mandatory; therefore, tumorshave to be adequately sampled for parallelgenetic analysis during the pathological

work-up. A second opinion reference of thehistopathological assessment is part of theinternational guidelines. Neuroblastomas,congenital mesoblastic nephromas andrhabdoid tumors are examples of solid tumorsin childhood that are not restricted to oneorgan and occur exclusively during childhood.

KeywordsNeuroblastoma · Congenital mesoblasticnephroma · Rhabdoid tumors · MYC-N ·INI1/SMARCB1

ferenzierend, der MKI gering oder mit-tel bei Kindern unter 1,5 Jahren, oderdie Neuroblastomkomponente differen-zierendmit einemgeringenMKIbeiKin-dern zwischen 1,5 und 5 Jahren. Die Va-riante des klassischen nodulären Gan-glioneuroblastoms umfasst jene Tumo-ren, die mit einer schlechteren Progno-se assoziiert sind: Neuroblastomkompo-nenten mit hohem MKI oder undiffe-renzierte Neuroblastomkomponente beiallen Altersstufen, mittlerer MKI oderwenig differenzierte Neuroblastomkom-ponente bei Kindern älter als 1,5 Jahreund alle nodulären Ganglioneuroblasto-me bei Kindern über 5 Jahren (. Tab. 2).

Ganglioneurome enthalten schwann-zellreiches Stroma und ausgereifte Gan-glienzellen (. Abb. 2c), wobei der Begriffdes reifenden Ganglioneuroms für Tu-

morenangewendetwird, inwelchennochnichtvollständigausgereifteGanglienzel-len identifiziert werden (. Abb. 2b; [21,25, 26]).

Genetische Parameter

Das Neuroblastom war einer der ers-ten soliden Tumoren, bei dem bestimm-tegenetischeVeränderungenidentifiziertwurden, welche die Prognose und damitauch die Therapie des Patienten bestim-men. Die wichtigste genetische Verände-rung ist eineAmplifikation (Vermehrungdes genetischen Materials) des MYC-N-Gens aufChromosom2p24 [24, 28]. Einesolche Amplifikation tritt bei ungefähreinem Viertel der Fälle auf und ist miteiner deutlich schlechteren Überlebens-rate von weniger als 50% assoziiert [19].

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Tab. 2 Beurteilungskriterien des klassischen nodulärenGanglioneuroblastoms

Alter Neuroblastomkomponente MKI

Klassisches noduläres Ganglioneuroblastom<1,5 Jahre Wenig differenziert Gering oder mittel

Differenzierend Gering oder mittel

Zwischen 1,5 und 5 Jahren Differenzierend Gering

Variante des klassischen nodulären Ganglioneuroblastoms

Jedes Alter Jede Differenzierung Hoch

Jedes Alter Undifferenziert Jeder

>1,5 Jahre Wenig differenziert Jeder

>5 Jahre Jede Differenzierung Hoch

MKI Mitose-Karyorhexis-Index

Abb. 29 aSchwann-zellstromareichesGanglioneuroblas-tommit differen-ziertenGanglienzel-lenundstellenweiseGruppen unrei-fer Neuroblasten.bAusreifendes(maturierendes)Ganglioneuroblas-tommit teils reifen,teils nahezu jedochnoch nicht vollstän-dig ausgereiftenGanglienzellen.cGanglioneurommit schwanzellrei-chem Stroma undreifenGanglienzel-len

Relativ aktuelle Untersuchungen zeigenjedoch, dass jene Tumoren, die gut aufdie chemotherapeutische Induktionsthe-rapie ansprechen, auch im Falle einerMYC-N-Amplifikation eine vergleichba-reÜberlebensratewie jeneTumorenohne

Amplifikation aufweisen [17]. MYCN istdennoch nachwie vor ein extremwichti-gerStratifikationsfaktorbzgl.VerlaufundTherapie vonNeuroblastomen:Metaana-lysen von Genomsignaturen wiesen dieTumorklassifikation gemäß INPC- und

MYC-N-StatusalswichtigstenParameterderPrognoseaus [20].Deletionen imlan-genArmvonChromosom11 sindmit ei-nem geringeren Überlebenszeitraum as-soziiert, unabhängig vom MYC-N-Gen-Status. Tumoren mit dieser genetischenVeränderung sind typischerweise lang-samwachsendund tretenbei älterenKin-dern auf [19]. Ein hyperdiploider undhypotetraploider DNA-Gehalt von Neu-roblastomen istmit einer gutenPrognoseassoziiert.

Kongenitale mesoblastischeNephrome

Kongenitale mesoblastische Nephromerepräsentieren ungefähr 2–5 % der Nie-rentumoren der frühen Kindheit. DieMehrzahlmanifestiert sich innerhalb derersten 6 Monate oft auch kongenital [9].Eine Manifestation nach dem 3. Lebens-jahr ist extrem selten [4].

Makroskopische Beurteilung

Makroskopisch sind die Tumoren solide,mit einer glatten harten Oberfläche undeiner leicht gelb gefärbten, faszikulärenSchnittfläche [34] (. Infobox 2).

Histologie und histologischeSubtypen

Histologisch werden 3 Subtypen unter-schieden, der klassische Typ (. Abb. 3a),welcher ungefähr 24% der Fälle aus-macht, und der zelluläre Typ (. Abb. 3b),welcher in ungefähr 66% der Fälle vor-liegt. Inbis zu10 %derFälle liegenArealebeider Subtypen vor. Entsprechend dergängigenDefinitionwird dieUnterschei-dungzwischenklassischenundzellulärenmesoblastischenNephromenanhandderZellularität getroffen [12].

Klassische kongenitale mesoblasti-scheNephromezeigenfibroblastenähnli-che Zellen in Faszikeln und eine niedrigemitotische Aktivität. Zelluläre kongeni-tale mesoblastische Nephrome hingegenweisen einen höheren Grad an Zelluläri-tät auf, schlechter ausgeformte Faszikel,eine höhere mitotische Aktivität undNekroseareale. In der zellulären Varian-te wurden auch Nukleolen beschrieben[4]. Mesoblastische Nephrome haben

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Schwerpunkt: Kinderpathologie

Abb. 39 a Klassi-sches kongenita-lesmesoblastischesNephrommit infil-trativemWachstumin das Nierenparen-chym.bZelluläreVa-riantemithoherZel-lularität unddeut-lichermitotischerAktivität insbeson-dere im Vergleichzu a

kein charakteristisches immunhistoche-misches Muster, können Positivität fürSMA, Desmin, Vimentin und Zytokera-tin aufweisen, in Einzelfällen aber auchfür andere Marker [12].

Genetische Parameter

Ein wichtiger diagnostischer Durch-bruch war die Entdeckung der typischenTranslokation zwischen dem ETV6-und dem NTRK-3-Gen. Die In-situ-Hy-bridisierung klassischer und zellulärermesoblastischer Nephrome und infan-tiler Fibrosarkome zeigte das Vorliegender oben beschriebenenTranslokation inzellulären mesoblastischen Nephromenund infantilen Fibrosarkomen [3, 16].

Zelluläre mesoblastische Nephromezeigen damit nicht nur eine identischeHistologie und Ultrastruktur wie infan-tile Fibrosarkome [22], sondern zudemdie gleiche Translokation wie infantileFibrosarkome, welche zur Expressiondes ETV6-NTRK3-Transkripts führt[4, 22]. Die zelluläre Variante des me-soblastischen Nephroms scheint somiteine in der Niere lokalisierte Varian-te des infantilen Fibrosarkoms mit der

identischen genomischen Translokationt(12;15)(p13;q25) zu repräsentieren [5].

Für den Großteil der Patienten mitkongenitalem mesoblastischem Ne-phrom ist die Prognose unabhängig vomSubtyp ausgezeichnet. Derzeit werdenbeide Subtypen chirurgisch behandelt,wobei die Resektionsrandanalyse desPathologen einen enorm wichtigen In-dikator für die weitere Prognose desPatienten darstellt [9, 11].

In den meisten Fällen ist die chirurgi-sche Exzision kurativ; insbesondere fürdie zelluläre Variante sind jedoch Fällemit Metastasierung beschrieben [31].

Rhabdoidtumor

Der maligne Rhabdoidtumor tritt typi-scherweise im Kleinkindalter auf; 90%der Tumoren werden innerhalb derersten 3 Lebensjahre diagnostiziert. Ur-sprünglich wurde der Rhabdoidtumorals Nierentumor beschrieben, in derFolge aber auch in anderen Körperre-gionen wie beispielsweise den Weichtei-len, der Leber oder den Gallenwegen.Im ZNS gibt es das atypische Teratom/Rhabdoidtumor mit identischer Mor-

Infobox 2 Kongenitalemesoblastische Nephrome

4 Unfixiertes Material für genetischeUntersuchungen asservieren.

4 Makroskopische Beurteilung möglicherNekrosen.

4 Proben aus der Übergangszone zwischenTumor und Nierenparenchym füreine ausreichende Beurteilung desInfiltrationsmusters einbetten.

phologie und immunhistochemischerCharakteristik. Klinisch präsentiert sichder Tumor oftmals in einem fortge-schrittenen Stadium, teils bereits mitintrakranieller Metastasierung, und hatinsgesamt eine schlechte Prognose [32,33].

Makroskopische Beurteilung

Makroskopisch stellen sich Rhabdoidtu-moren grauweiß, leicht zerreißlich mitNekrosearealen und Einblutung dar. DasTumorgewebeersetztgewissermaßendasNierenparenchym, und oft ist nur mehrein schmaler Saum an normalem Nie-rengewebe vorhanden [33].

Histologie und histologischeSubtypen

Histologisch zeigen Rhabdoidtumo-ren ein solides Proliferat an Zellen.Die für den Tumor charakteristischenZellen sind zytoplasmareich, mit ty-pischen intrazytoplasmatischen Inklu-sionen (. Abb. 4b; [27]). Die Zellkernesind oft exzentrisch, groß, mit einemdeutlichen Nukleolus. Die intrazyto-plasmatischen Inklusionen stellen sichelektronenmikroskopisch als Ansamm-lung von Intermediärfilamenten darund sind immunhistochemisch posi-tiv für Vimentin, teilweise Zytokeratin,EMA sowie Desmin [32, 33]. Nebendiesem klassischen Wachstumsmus-ter gibt es morphologisch ein weitesSpektrum, welches beispielsweise dassklerosierende, epitheloide, spindelzelli-ge, lymphozytenreiche oder gefäßreicheWachstumsmuster umfasst. Die Tumo-ren zeichnen sich auch histologischdurch ein sehr aggressives Wachstummit Zeichen der Kapselinvasion, Gefäß-

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Abb. 49 a Infil-tration eines Ge-fäßes des Nieren-hilus durch einenRhaboidtumor.bTy-pischeMorphologieeines solidewach-senden Rhabdoid-tumors: die Tumor-zellen zeigen großeeosinophile zyto-plasmatische Inklu-sionen. c Immunhis-tochemische Unter-suchungmit Anti-körper gegen INI1/SMARCB1. Endo-thelzellenmit erhal-tener Kernfärbung,vollständige Nega-tivität der Tumorzel-len

einbrüchen (. Abb. 4a) und Einbruchins Nierenbecken aus [33].

Gerade extrarenal liegen oft aus-gedehnte Nekrosen und Einblutungenvor, sodass die typischen Zellen extremschwer zu identifizieren sind. Teilweisepräsentieren sich diese Tumoren auchmorphologisch als klein-, rund- undblauzelliger Tumor; dies erschwert die

Differenzialdiagnose und eindeutige Zu-ordnung [13, 18].

Genetische Parameter

Untersuchungen 13 verschiedener Zell-linien von Rhabdoidtumoren und dieparallele Analyse der Primärtumorencharakterisierten chromosomale Verän-

Infobox 3 Rhabdoidtumor

4 Unfixiertes Material für genetischeUntersuchungen asservieren.

4 Histologische Proben stets auch ausRandarealen von Nekrosen entnehmenzur Identifikation typischer rhabdoiderZellen.

4 Differenzialdiagnostisch schwierigekleinzellige Tumoren zumAusschluss einesRhabdoidtumors mit Antikörper gegenSMARCB1 und SMARCA4 gegentesten.

derungen des Tumorsuppressor-GensINI1/SMARCB1 (hSNF5-Gens) als rela-tiv spezifische und konstante genetischeVeränderung. Dabei kommt es aufgrundkombinierter genetischer Veränderun-gen zu einemAusfall beiderAllele [6, 30].INI1 ist Teil eines Proteinkomplexes, derVeränderungen der Chromatinstruk-tur im Rahmen der Transkription vonGenen bewirkt [7]. Eine kleine Anzahlan Rhabdoidtumoren zeigt allerdingsgenetische Veränderungen des Tumor-suppressor-Gens SMARCA4, welchesdem gleichen Proteinkomplex angehört[23]. Bei Vorliegen der beschriebenengenetischen Veränderungen kommt eszu einem Ausfall der Proteinexpressi-on, welcher für beide Tumorsuppressor-Gene sehr gut immunhistochemischnachgewiesen werden kann. Dabei sinddie Tumorzellen vollständig negativ, alleanderen Zellen wie beispielsweise Endo-thelzellen oder Fibroblasten nukleärdeutlich positiv (. Abb. 4c; . Infobox 3;[14]). Differenzialdiagnostisch sollte al-lerdings berücksichtigt werden, dassdie oben beschriebenen genetischenVeränderungen nicht vollständig spe-zifisch sind, sondern auch in anderenTumorentitäten wie beispielsweise demepitheloiden Sarkom oder kleinzelligenOvarialkarzinom vorliegen können [2,10].

Fazit für die Praxis

4 Nahezu alle soliden Tumoren desKindesalters werden von klinischer,pathologischer und genetischer Seitein internationale Studien einge-bracht.

4 Material soliderKindertumoren ist fürentsprechende genetische Studien

Der Pathologe 4 · 2017 283

Page 7: 2 3 SolideKindertumoren - Springer...Schwerpunkt:Kinderpathologie Pathologe2017·38:278–285 DOI10.1007/s00292-017-0312-y Onlinepubliziert:22.Juni2017 ©Der/dieAutor(en)2017.DieserArtikelist

Schwerpunkt: Kinderpathologie

gemäß den vorliegenden Richtlinienzu sichern.

4 Bei der Beurteilung muss immerdie klinische Korrelation mit in Be-tracht gezogen werden. Dafür ist dasGespräch mit den klinischen behan-delnden Kollegen (Kinderchirurgie,Kinderonkologie) zu suchen.

Korrespondenzadresse

Assoz. Prof. Dr. B. Gürtl-LacknerInstitut für Pathologie,Labmedicin SkåneSölvegatan 25, Lund,[email protected]

Danksagung. Der Artikel ist gewidmet Professor IvoLeuscher, verstorben am 29.01.2017, dessen speziel-les berufliches Interesse Tumoren im Kindesalter galtund der uns als hervorragender Diagnostiker undhilfsbereiter Kollege immer in Erinnerung bleibenwird.

Open access funding provided by Medical Universityof Graz.

Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt. B. Gürtl-Lackner, D. Gisselsson-NordundG. Vujanic geben an, dass kein Interessen-konflikt besteht.

Dieser Beitragbeinhaltet keine vondenAutorendurchgeführten Studien anMenschenoder Tieren.

Open Access.Dieser Artikelwird unter der CreativeCommonsNamensnennung4.0 International Lizenz(http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de) veröffentlicht, welche dieNutzung, Vervielfäl-tigung, Bearbeitung, VerbreitungundWiedergabein jeglichemMediumundFormat erlaubt, sofernSie den/die ursprünglichenAutor(en) unddieQuelleordnungsgemäßnennen,einenLinkzurCreativeCom-mons Lizenz beifügenundangeben, obÄnderungenvorgenommenwurden.

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284 Der Pathologe 4 · 2017

Page 8: 2 3 SolideKindertumoren - Springer...Schwerpunkt:Kinderpathologie Pathologe2017·38:278–285 DOI10.1007/s00292-017-0312-y Onlinepubliziert:22.Juni2017 ©Der/dieAutor(en)2017.DieserArtikelist

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31. Vujanic GM, Delamarre JF, Moeslichan S, Lam J,HarmsD,SandstedtB,VoûtePA(1993)Mesoblasticnephroma metastatic to the lungs and heart –Anotherfaceofthispeculiar lesion:Casereportandreviewof the literature.PediatrPathol13:143–153

32. Vujanic GM, Sandstedt B, Harms D, Boccon-Gibod L, Delemarre JFM (1996) Rhabdoid tumorsof the kidney: a clinicopathological study of22 patients from the International society ofPaediatric Oncology (SIOP) nephroblastoma file.Histopathology28:333–340

33. Weeks DA, Beckwith JB, Mierau GW, Luckey DW(1989) Rhabdoid tumor of kidney. A report of111 cases from the National Wilms’ Tumor StudyPathologyCenter.AmJSurgPathol13:439–458

34. Young RH, Eble JN (2002) Tumors of the urinarytract. In: Fletcher CD (Hrsg) Diagnostic histo-pathology of tumors, 2. Aufl. Elsevier Science,Philadelphia, S559–602

Buchbesprechung

V. Krenn, G. PerinoHistological Diagnosisof Implant-AssociatedPathologiesClinical Management of JointArthroplasty

Berlin/Heidelberg: Springer 2017,1. Auflage, 44 S., (ISBN: 978-3-662-54204-0), 18,99 EUR

Das vorliegendeBuch (43 Seiten,

68 Literaturzitate)

bietet einen um-fassenden jedoch

zugleich fokussier-

ten Einblick in densich schnell wan-

delnden Bereich derGelenkimplantat-

assoziierten-Pathologie.

Die Gelenkendoprothetik zählt zu den er-folgreichsten Eingriffen der operativen Or-

thopädie und Traumatologie und führt nach-

weislich zu deutlicher Schmerzreduktion,Gewinn an Mobilität und somit verbesserter

Lebensqualität. Trotzdem bestehen zu einemProzentsatz von etwa 5–10% Pathologien,

die eine große diagnostische und therapeu-

tische Herausforderung für den Patientenund die Orthopädie/Unfallchirurgie darstel-

len. Die histopathologische Diagnostik ist

ein integraler Bestandteil in der Abklärungeines Gelenkendoprothesen-Versagens und

trägt zur Ursachenabklärung von entzünd-lichen Prozessen, infektiösen Prozessen und

fremdkörperinduzierten Reaktionen bei.

Mit dem vorliegenden Buch ist es gelungendie mittlerweile international akzeptierte

Konsensusklassifikation der Gelenkendopro-

thetik und den damit verbundenen Algo-rithmus zur Identifikation von Gelenkpro-

thesenmaterialien, in einer übersichtlichenForm zu veranschaulichen. Auf Seite 4 befin-

det sich das Herzstück dieser Klassifikation

(SLIM Konsensusklassifikation), welche in-ternational publiziert wurde und auf einer

Zusammenarbeit aus 6 unterschiedlichen

Ländern basiert.Der Anspruch dieser histopathologischen

Klassifikation ist die Gesamtheit an Endo-prothesen-assoizierten Pathologien zu dia-

gnostizieren: die TYP I-Membranen, partikel-

induziert; die Typ II-Membranen, infektiös-induziert; die Typ III-Membran, eine Kom-

bination aus Abriebreaktion und Infektion;und die Typ VI-Membran, die sogenannte

indifferente Membran als äquivalent vonfunktionellen Ursachen. Diese Membranty-

pen stellen die Grundlage für die erweiterte

Diagnostik von Arthrofibrose, inflammato-rischer Reaktion wie bei dysfunktionalen

Prothesen mit Metall-Metallgleitpaarung

und Implantatmaterialallergiendar. Ergänztund abgerundetwird das Spektrumdurch die

periimplantäre Knochenpathologie, welchedie aseptische Knochennekrose und Osteo-

penie umfasst. Die Charakterisierung der

Abriebpartikel ist ein weiterer wesentlicherBestandteil des diagnostischen Algorithmus.

Insbesondere ist hier die Abgrenzung von

Prothesenmaterial und Nicht-Prothesenma-terial (beispielsweiseUrat oder Kalziumphos-

phat) entscheidend.Hervorzuheben ist in diesem Buch außerdem

die genaue mikroskopische Charakterisie-

rung einer großen Anzahl von Prothesenpar-tikel. Das Buch bietet darüber hinaus nütz-

liche Beschreibungen zur standardisierten

Entnahme von Gewebeproben.In der Zusammenfassung wird darauf ver-

wiesen, dass die Abklärung dieser komple-xen Pathologien letztendlich immer in einem

interdisziplinären Kontext zu erfolgen hat.

Eine umfassende Diagnostik ist nur durchdie Zusammenschau von Befunden der Or-

thopädie/Unfallchirurgie, der bildgebenden

Verfahren, der Mikrobiologie, der Biomecha-nik und der histopathologische Diagnostik

möglich.Die Zielgruppe besteht in Kolleginnen und

Kollegen aus der Orthopädie/Unfallchirurgie

mit Schwerpunkt Gelenkendoprothetik, derMikrobiologie, der Radiologie und natürlich

der Pathologie.

Das Buch zeichnet sich durch die gut hand-habbare Größe und die bewusst knappen

Darstellungen aus. Der systematische Auf-bau, die Erklärung sämtlicher Abkürzungen

unddie farbige Illustrationder teils ästhetisch

wirkenden histopathologischen Präparaterunden das Erscheinungsbild ab.

Das vorliegende Buch bietet die Grundlage

für eine standardisierte und auf Basis vonzwei Algorithmen festgelegte, interdiszipli-

näre Diagnostik mit besonderer Berücksichti-gung der histopathologischenDiagnose.

W.Waldstein (Wien, Österreich)

Der Pathologe 4 · 2017 285