2008-03-14_Inarah-Symposion_Christoph_Heger_3

download 2008-03-14_Inarah-Symposion_Christoph_Heger_3

of 12

Transcript of 2008-03-14_Inarah-Symposion_Christoph_Heger_3

  • 8/14/2019 2008-03-14_Inarah-Symposion_Christoph_Heger_3

    1/12

    2008-03-14_Inarah-Symposion_Christoph_Heger_3.doc 1/12gespeichert: 03.05.2009 14:43, gedruckt: 03.05.2009 14:43

    CHRISTOPH HEGER, Overath

    ymuhammad kein o MOHAMMED, und wer ist al?1

    1 Ausgangspunkt 1

    1.1 muhammadkein MOHAMMED 11.2 Auch alkein AL 4

    2 Besttigung durch eine Fundsache? 6

    2.1 ymuhammad o Hochgelobter 7

    2.2 Das Bekenntnis Kein junger Held wie al, kein Schwert wie d l-fiqr 7

    2.3 Das Schwert d l-fiqr 9

    3 CHRISTOPH LUXENBERGs alternative bersetzung der Talisman-Aufschrift 11

    4 Anhang: AL als CHRISTUSgestalt in der heutigen Volksfrmmigkeit 12

    Zusammenfassung

    CHRISTOPH LUXENBERG and VOLKER POPP put forward the theses that in documents fromearly-Islam times muhammador both muhammadand al, respectively, must not be under-stood as proper names of the (allegedly) historic personalities of Islamic historiography, butas honorary titles of JESUS CHRIST.

    These theses seem to be corroborated by the presumably old text of an inscription of a tal-isman in the possession of TEWFIKCANAAN which this author presents in his essay The De-cipherment of Arabic Talismans.2 It is argued here that the inscription should be read as:

    O healer, o God! Help from God and near victory, and announce (the good tiding) to the believers! O praised one, o merciful one, o benefactor. There is no young man like the

    high one and no sword like d l-fiqr(i.e. the two-edged sword of the high one). O God,o living one, o eternal one, o Lord of majesty and honour, o merciful one, o pitiful one.

    i.e. that the invocation y muhammad should be understood as an invocation of JESUSCHRIST the healer, the good tiding, the praised, merciful and high one, the young hero, outof the mouth [of whom] went a sharp two-edged sword (Apoc. 1:16), namely the word ofGod, which is sharper than any two-edged sword (Hebrews 4:12).

    1 AusgangspunktDer Iranist und Numismatiker VOLKER POPP, Bernkastel, hat die These aufgestellt, damuhammadund alursprnglich Ehrentitel JESU CHRISTI bei gewissen aramisch bzw. ara-

    bisch sprechenden Christen im Sassanidenreich waren.

    1.1 muhammadkein MOHAMMEDNherhin fhrte VOLKERPOPP3 2004 auf das Jahr 16 datierte Mnzen von Harrn an. DieseMnzen erwhnen bereits den muhammad, bezeichnen ihn aber nicht als rasl allh.4 Eine

    1 Verffentlicht in MARKUS GRO, KARL-HEINZ OHLIG (Hg.), Schlaglichter: Die beiden ersten islamischen Jahr-hunderte, Berlin (Verlag Hans Schiler) 2008, pp. 278-292.2

    In: EMILIE SAVAGE-SMITH (ed.), Magic and Divination in Early Islam (= volume 42 of LAWRENCE I.CONRAD(general ed.), The Formation of the Classical Islamic World), Aldershot (GB), Burlington (USA) 2004, pp. 125-177, here p. 132.

  • 8/14/2019 2008-03-14_Inarah-Symposion_Christoph_Heger_3

    2/12

    2

    2008-03-14_Inarah-Symposion_Christoph_Heger_3.doc 2/12gespeichert: 03.05.2009 14:43, gedruckt: 03.05.2009 14:43

    andere auf das Jahr 16 datierte Mnze ohne Mnzstttenangabe weist bereits das vollstndigeislamische Glaubensbekenntnis auf. POPP meldete seinerzeit allerdings Bedenken gegen dieDatierung an.

    2005 unterzog VOLKER POPP5 die sog. arabo-sassanidischen und syrischen Mnzen, die inPehlevi-Schreibung die Prgung MHMToder bzw. zum Teil: und in arabischer Schrift diePrgung mhmd aufweisen, einer erneuten Untersuchung und erkannte in diesen InschriftenHinweise auf JESUS CHRISTUS, den Gelobten oder Auserwhlten.6 Er konnte dabei insbe-sondere eine syrische Kupfermnze (s. Abbildung 1 und Abbildung 2) vorweisen, die die ara-

    bische Inschrift mhmd in Verbindung mit einem Kreuzzeichen und einem ein Langkreuztragenden Herrscherbildnis zeigt.

    Abbildung 1: Vorderseite einer syrischen Kupfermnze: stehender christlicher Herrscher mitLangkreuz und Inschrift nam (wohl: selig) von links oben nach links unten.7

    3 VOLKER POPP Bildliche Darstellungen aus der Frhzeit des Islam (IV) in: imprimatur Heft 5+6/2004(http://www.phil.uni-sb.de/projekte/imprimatur/2004/imp040505.html, alle Bezugnahmen auf Internetseiten be-ziehen sich auf das Besuchsdatum 31.05.2008).4

    JOHN WALKER, A Catalogue of the Arab-Byzantine and Post-reform Umaiyad Coins (A Catalogue of theMuhammadan Coins in the British Museum II), London 1956, p. xxxvi.5 VOLKER POPP Die frhe Islamgeschichte nach inschriftlichen und numismatischen Zeugnissen in KARL-HEINZ OHLIG,GERD-RDIGERPUIN (Hg.), Die dunklen Anfnge. Neue Forschungen zur Entstehung und frhenGeschichte des Islam, Berlin (Verlag Hans Schiler) 2005, Seite 16-123, hier Seite 63ff.6 Zur Etymologie von muhammad, insbesondere zur Aufklrung, da die homonymen jeweils sekundren Wurzeln HMT (sich erhitzen = zrnen) und HMD (sich [fr etwas] erhitzen = begehren) im Syro-Aramischen (wie im Hebrischen und Ugaritischen) einerseits und HMD (loben, preisen) im Arabischen ande-rerseits semantisch und wortgeschichtlich nichts miteinander zu tun haben, wird verwiesen auf den einschlgigenAufsatz von CHRISTOPH LUXENBERG Zum Ursprung des Namens 'Mohammed (MUHAMMAD = Der Gelob-te). Eine in der Arabistik und Semitistik bisher nicht geklrte Etymologie in: imprimatur Heft 7/2007(http://www.phil.uni-sb.de/projekte/imprimatur/2007/imp070704.html).7 Aus VOLKERPOPP Die frhe Islamgeschichte nach inschriftlichen und numismatischen Zeugnissen op. cit. in

    Funote 5, hier Seite 66. Die Mnze wurde erstmals verffentlicht von A.S.KIRKBRIDGE Coins of the Byzanti-ne-Arab Period in: Quarterly of the Dept. of Antiquities in Palestine, Jerusalem 1947, No. 62 und danach be-schrieben von JOHN WALKER, op. cit. in Funote 4, p. 52, ASK.6.

  • 8/14/2019 2008-03-14_Inarah-Symposion_Christoph_Heger_3

    3/12

    3

    2008-03-14_Inarah-Symposion_Christoph_Heger_3.doc 3/12gespeichert: 03.05.2009 14:43, gedruckt: 03.05.2009 14:43

    Abbildung 2: Rckseite der syrischen Kupfermnze: Wertangabe M (= 40 Nummia) mit

    Kreuz, daruntermhmd(= muhammad).8VOLKERPOPP kommt in der Folge auch fr die lteste bekannte der bisher als islamisch an-gesehenen Inschriften zu dem Schlu: Der Ausdruckmuhammadun im Text der arabischenEkthesis im Felsendom [gemeint: die Inschrift im Innern des Felsendomes; Ch.H.] hat nichtsmit der Nennung des Propheten der Araber zu tun, der uns erst seit Erscheinen seiner Lebens-

    beschreibung im 2. Jahrhundert des Islam unter dem Namen 'MUHAMMAD' bekannt wurde.9

    CHRISTOPH LUXENBERG besttigte in einer sorgfltigen philologischen Untersuchung: Die imFelsendom zu lesende Wendung muhammad(un) abd(u) llh(i) wa-rasluh() heit so wenigMOHAMMED ist der Knecht Gottes und sein Gesandter, wie das benedictus qui venit in no-mine Domini in der alten katholischen Messe als BENEDIKT, der im Namen des Herrn ge-kommen ist zu verstehen ist. Vielmehr bedeutet es passend zum Kontext : Gelobt ist/seider Knecht Gottes und sein Gesandter.10

    VOLKERPOPP hat gute Grnde vorgebracht11, da auch die Figur des stehenden Kalifen aufomaiyadischen Kupfermnzen (s. Abbildung 3) nicht ABD AL-MALIK oder einen anderenKalifen darstellt, sondern JESUS CHRISTUS, da die regelmig mit dieser Prgung verbun-dene Inschrift MHMD oder eine erweiterte Formel mit der Nennung des Attributs mu-hammad(un) sich also als ein Ehrentitel auf ihn beziehen mu.

    8 S. Funote 7.9 VOLKERPOPP Christen im frhen Islam (II). Islam als Abkehr von der Orthodoxie und Hinwendung zur Or-thopraxie in: imprimaturHeft 1/2005 (http://www.phil.uni-sb.de/projekte/imprimatur/2005/imp050105.html)10 CHRISTOPH LUXENBERG Die arabische Inschrift im Felsendom zu Jerusalem in: KARL-HEINZ OHLIG,GERD-RDIGERPUIN (Hg.), Die dunklen Anfnge. Neue Forschungen zur Entstehung und frhen Geschichte des Islam,Berlin (Verlag Hans Schiler) 2005, Seite 124-147, hier Seite 124.11

    VOLKERPOPP Omaiyadisches Christentum. Handelt es sich bei der Darstellung des Stehenden Kalifen aufden omaiyadischen Kupfermnzen in Wirklichkeit um eine Darstellung Jesu? in: imprimaturHeft 5+6/2005(http://www.phil.uni-sb.de/projekte/imprimatur/2005/imp050505.html).

  • 8/14/2019 2008-03-14_Inarah-Symposion_Christoph_Heger_3

    4/12

    4

    2008-03-14_Inarah-Symposion_Christoph_Heger_3.doc 4/12gespeichert: 03.05.2009 14:43, gedruckt: 03.05.2009 14:43

    Abbildung 3: Beispiel einer Mnze mit stehendem Kalifen12

    Der Stand der Forschung lt, wie CHRISTOPH LUXENBERG13 wohl richtigerweise feststellt,folgende alternative oder sich ergnzende Hypothesen zu:a) Die islamische Tradition, wonach der Prophet MOHAMMED von 570 bis 632 in Mekka und

    Medina gelebt habe, ist reine Legende;b) dieser wirkte vielmehr rund 100 Jahre spter in einem nicht nher bestimmten Raum;c) der erste MOHAMMED hat frher gelebt und ist der Urheber der von der islamischen Tradi-tion als frher eingestuften mekkanischen Suren des Korans;d) der zweite von JOHANNES DAMASCENUS und anderen so genannte MAMED wre dann

    fr die jngeren medinischen Suren verantwortlich (dies wrde die Diskrepanz zwi-schen dem mekkanischen und medinischen Teil des Koran teilweise erklren);

    e) sowohl MOHAMMED als auch MAMED sind Symbolfiguren, fr deren Vorbild derGelobte(= JESUS, Sohn der MARIA) steht, wie in der Inschrift im Felsendom dokumentiert.

    Im Zusammenhang mit dem Vorschlag, muhammadals ursprnglichen Ehrentitel JESU CHRI-STI zu verstehen, mu verwiesen werden auf die bedeutsamen Stellen in Markus 14, 61f. Dafragete ihn der Hohepriester abermal und sprach zu ihm: Bist du Christus der Sohn desHoch-

    gelobten ()? JESUS aber sprach: Ich bins. und in Matthus 21, 9: Gelobet() sei, der da kommt in dem Namen des Herrn!

    1.2 Auch alkein ALVOLKERPOPP bemerkte, da sich Begriffe aus der koranischen Christologie um die Mitte des7. Jahrhunderts in Inschriften auf den arabischen Mnzen aus dem Osten Irans finden.14 Erverwies unter anderem auf eine von A. SHAMS ESHRAGH, Isfahan, entdeckte Drachme ausKirman15 (s. Abbildung 4), datiert auf das Jahr 70 nach den Arabern. Hier wird dermuham-

    12 JOHN WALKER, op. cit. in Funote 4 auf Seite 2.13

    CHRISTOPH LUXENBERG Zum Ursprung des Namens 'Mohammed (MUHAMMAD = Der Gelobte). Eine inder Arabistik und Semitistik bisher nicht geklrte Etymologie in: imprimaturHeft 7/2007 (http://www.phil.uni-sb.de/projekte/imprimatur/2007/imp070704.html).

  • 8/14/2019 2008-03-14_Inarah-Symposion_Christoph_Heger_3

    5/12

    5

    2008-03-14_Inarah-Symposion_Christoph_Heger_3.doc 5/12gespeichert: 03.05.2009 14:43, gedruckt: 03.05.2009 14:43

    mad, also JESUS, erstmals historisch fabar, auch als walallh (Freund/Stellvertreter Allahs)verkndet; die Randschrift der Mnze verkndet: Im Namen Allahs, er ist der Freund/Ver-treter Allahs.

    Abbildung 4: Drachme aus Kirman, entdeckt von A.SHAMS ESHRAG, Isfahan. DerMHMT

    wird als , walllh bezeichnet.POPP verweist ferner darauf, da er zu dieser Zeit in Kirman auch als Erwhlter, Trger derBotschaft (des logos) von Gott bezeichnet wird. In Sakastan wird JESUS im Jahr 80 der Ara-

    ber (701) auch vorgestellt als: abdallh walallh, der Gottesknecht, der Vertreter Allahs.Die Anfnge der im Koran zu findenden Titulaturen JESU sieht POPP in Sdwestafghanistan,wohin syrische Christen aus dem Reich Arabya, das bis Antiochien im Westen reichte, ver-schleppt waren und dort ohne Verbindung zur Grokirche ihr heimisches Christentumformuliert haben.

    Es ist nun bekannt, da der Titel walllhi in der Folgezeit ausschlielich einem AL BIN ABTLIB, dem Schwiegersohn MOHAMMEDs in der islamischen Historiographie, zuerkannt wur-de, also frhzeitig mit der Vorstellung von einem al, einem Hohen in Verbindung gestandenhaben mu einem Hohen, der auf der Mnze von Kirman als dermuhammad, also JESUS, er-

    scheint. Tatschlich kann man in der Zeichnung des Charakterbildes von AL, dem Schwie-gersohn MOHAMMEDs, die Inkulturation christlicher Vorstellungen in das religise Denkender Schia wahrnehmen: AL als mildttiger, mitleidsvoller Freund der Armen, der Kinderusw. (s. Abbildung 9 auf Seite 12).

    14 VOLKER POPP Hatra, die geheimnisvoll 'runde Stadt' in: imprimatur Heft 2/2006 (http://www.phil.uni-sb.de/projekte/imprimatur/2006/imp060207.html)15 A.SHAMS ESHRAGH An Interesting Arab-Sasanian Dirhem in ONS (Oriental Numismatic Society) Newslet-

    ter178 (s. http://www.coinarchives.com/w/lotviewer.php?LotID=342700&AucID=250&Lot=498; dort wird dieRandschrift irrtmlich mit bism allah wali al-amr statt, wie A.SHAMS ESHRAGH richtigerweise liest, , bismi llh wal*llh).

  • 8/14/2019 2008-03-14_Inarah-Symposion_Christoph_Heger_3

    6/12

    6

    2008-03-14_Inarah-Symposion_Christoph_Heger_3.doc 6/12gespeichert: 03.05.2009 14:43, gedruckt: 03.05.2009 14:43

    2 Besttigung durch eine Fundsache?Herrn IBRAHIM ARAFAT SELIMAN, USA, verdanke ich den Hinweis auf das Buch von EMILIESAVAGE-SMITH (ed.), Magic and Divination in Early Islam.16 Es enthlt auf den Seiten 125-177 einen Beitrag von dem bekannten Autor TEWFIKCANAAN "The Decipherment of ArabicTalismans". Dieser Aufsatz ist anscheinend schon 1938 in Beirut erschienen, die Herausgebe-rin macht aber keine nheren Angaben ber die Erstverffentlichung. In ihm berichtet CA-

    NAAN auf Seite 132:

    A copper hand (10.50 cm long, 8 cm broad), also in my collection, has the inscriptionengraved in the same way. This hand belonged to a h who used to seal his talismanswith the same.

    Auf derselben Seite zeigt CANAAN die folgende Talisman-Aufschrift (Abbildung 5):

    Abbildung 5: Aufschrift eines Talismans im Besitz des Autors TEWFIKCANAAN.17

    Eine mgliche Transkription mit Beifgung der Interpunktion ist:

    y f, y allh, nasr(un) min allh wa fath(un) qarb, wa bair al-muminn18, ymuhammad, y hannn, ya mannn, l fat illalwa l sayf ill d l-fiqr, y allh, yhayy, y qayym, y d l-all wa l-ikrm, y rahmn, y rah m

    Eine Standardbersetzung wre:

    O Heiler, o Gott, Hilfe von Gott und naher Erfolg/Sieg, und verknde (die frohe Bot-schaft) den Glubigen! O MOHAMMED (y muhammad)! O Barmherziger! O Gnadenspen-der! Es gibt keinen jungen (Helden) auer AL, und kein Schwert auer d l-fiqr. OGott, o Lebendiger, o Bestndiger (= Ewiger, qayym)! O Herr der Majestt und Ehre! O

    Barmherziger, o Erbarmer!"Bevor in Abschnitt 3 auf Seite 11 eine alternative bersetzung vorgeschlagen werden soll,mu gefragt werden: Was tut die Anrufung eines MOHAMMED inmitten von AnrufungenGottes, und was soll inmitten von Anrufungen Gottes das berschwengliche Lob eines ALund vor allem das Lob eines Schwertes?

    16 Volume 42 der Reihe Lawrence I. Conrad (General Editor), The Formation of the Classical Islamic World,Burlington, VT (Ashgate Publishing Limited) 2004 (ISBN 0-86078-715-X),17 Das Ausrufezeichen hinterfat ist offenbar eine Einfgung des Autors.18

    Wie Sure 61:13, wo die Kairiner Standardausgabe wa bairi l-muminna hat. Eine Lesart wa bir(u) l-muminn mit Nomen bir, Freude oder wa bur(u) l-muminn mit Nomen bur, frohe Kunde ist kaum anzu-nehmen.

  • 8/14/2019 2008-03-14_Inarah-Symposion_Christoph_Heger_3

    7/12

    7

    2008-03-14_Inarah-Symposion_Christoph_Heger_3.doc 7/12gespeichert: 03.05.2009 14:43, gedruckt: 03.05.2009 14:43

    Autor CANAAN stellt keine Vermutungen ber das Alter der Inschrift an. Hier wird davonausgegangen, da es sich um einen alten Text handelt. Gebete werden bevorzugt berliefert,wenn sie fr alt gelten; Talisman- und Zaubersprche mssen alt sein, damit ihnen Kraftzugebilligt wird. Mit der Annahme, da die Talismanaufschrift in die Zeit des frhen Islamshineinreicht und die seinerzeitigen Vorstellungen widerspiegelt, soll geprft werden, ob sich

    nicht ein besserer Sinn und Zusammenhang des Textes ergibt, wenn man auch hier untermuhammadund unteralJESUS CHRISTUS versteht.

    2.1 ymuhammad o Hochgelobtery muhammad wie im Felsendom christlich als Anrufung Jesu, o Hochgelobter!, zu ver-stehen, macht im Gegenzug auch die christologische Frbung der anderen Anrufungen ver-stndlich:

    Die erste Anrufung:y f, o Heiler!:Nach Durchsicht der schnsten Namen (asm al-husn) Allahs auf einer Flle vonInternetprsentationen scheint festzustehen: Der Heiler gehrt nicht dazu. Dagegen

    pat diese Anrufung zur Gestalt JESU, auch zur koranischen Gestalt JESU. Die zweite Anrufung:y allh, o Gott! ist unzweifelhaft eine Anrufung Gottes. Die dritte Anrufung: nasr(un) min allh, Hilfe von Gott!:

    Wenn der zuvor angerufene Gott als Hilfe von Gott bezeichnet wird, versteht sichdas am zwanglosesten als Anrufung JESU.

    Die vierte Anrufung:fath(un) qarb, naher Erfolg/Sieg:Auch diese Aussage ber den zuvor angerufenen Gott versteht sich zwanglos als An-rufung JESU. Das Kreuzesopfer CHRISTI als Sieg ber Tod und Teufel ist ein bekannterTopos.19

    Die fnfte Anrufung: bairal-muminn, verknde (die frohe Botschaft) den Glu-bigen:Die christliche Tnung dieser Aussage in ihrer Assoziation mit birah oder bur,Evangelium, frohe Botschaft ist offensichtlich.

    Die fnfte Anrufung y muhammad, o Gepriesener ist jetzt eine logische Fortset-zung der vorherigen Anrufungen.Sie pat jetzt auch zu der folgenden sechsten und siebenten Anrufung des barmherzi-gen JESUS:y hannn, o Barmherziger! undy mannn, o Gnadenspender!

    Die Schluanrufungeny allh, o Gott!,y hayy, o Lebendiger,y qayym, o Ewi-ger!,y d l-all wa l-ikrm, O Herr der Majestt und Ehre!,y rahmn, y rah m,O Barmherziger, o Erbarmer sind wieder unzweifelhaft Anrufungen Gottes wobeiallerdings die beiden letzten Anrufungen y rahmn, y rah m, O Barmherziger, oErbarmer auch leicht als dezidierte Anrufungen JESU verstanden werden knnen.

    2.2 Das Bekenntnis Kein junger Held wie al, kein Schwert wie d l-fiqrDer Ausruf l fat illalwa l sayf ill d l-fiqr(oder: faqr20), kein junger Held wieal, kein Schwert wie d l-fiqr ist im Islam zumindest im schiitischen gang und gbe,

    19 So auch triumphierend das koranische Sie haben ihn nicht gekreuzigt, sie haben ihn nicht gettet ein Ver-stndnis von Sure 4:157, auf das mich CHRISTOPH LUXENBERG aufmerksam machte.20 Nach EDWARD WILLIAM LANE, An Arabic-English Lexicon In Eight Parts, Part 1, Nachdruck Beirut (Librairie

    du Liban) 1968, Eintrag , fqr, Seite 2425-2427, hier Seite 2426, mittlere Spalte, erklrte EL-KHATTBEE(wohl der Hadith-Kommentator ABSULAYMAN AHMAD B.MUHAMMAD AL-KHATTBI AL-BUST) die anschei-nend hufigere Vokalisierung d l-fiqrfr vulgar (s. Abbildung 8 auf Seite 10).

  • 8/14/2019 2008-03-14_Inarah-Symposion_Christoph_Heger_3

    8/12

    8

    2008-03-14_Inarah-Symposion_Christoph_Heger_3.doc 8/12gespeichert: 03.05.2009 14:43, gedruckt: 03.05.2009 14:43

    wenn auch wohl die Berichte, die ihn auf MOHAMMED oder den Engel GABRIEL zurckfhren,von den Sunniten (durchwegs?) als nicht glaubwrdige Tradition angesehen werden.

    Der Ausruf wird in der verbreitetsten Erzhlung dem Propheten MOHAMMED in den Mund ge-legt, der mit diesem Ausruf in der Schlacht von Uhud AL seine Anerkennung fr ein Bra-vourstck gezollt AL soll dem strksten mekkanischen Gegner Helm und Schild gespaltenund dabei sein Schwert zerschlagen haben und ihm zum Ersatz sein eigenes Schwert d l-

    fiqrgegeben habe. Andere berlieferungen wissen nichts von einer Schwertbergabe undwollen den Ausspruch von einer Stimme auf dem Schlachtfeld21 oder dem Engel GABRIELoder zwar von MOHAMMED, aber als Besttigung eines Lobs GABRIELs frAL22 gehrt ha-

    ben bzw. wissen, da GABRIEL das Schwert AL gegeben hat23.

    Diese Schwankungen machen deutlich, da vermittelnde Erzhlungen den Vorrang des Pro-pheten vorAL aufrechterhalten und vor allem erklren wollen, wieso das Wunderschwert dl-fiqreinmal MOHAMMED und ein andermal AL zugeschrieben wird.

    Einig sind sich die Erzhlungen darin, AL erstaunliche Heldentaten in der Schlacht von Uhudnachzusagen, worin die Muslime eine Begrndung fr das unerhrte Lob Kein junger Heldwie AL! sehen. Trotzdem bleibt die Frage, wieso unter den Gefhrten MOHAMMEDs, denenallen mehr oder weniger Preiswrdiges nachgesagt wird, ausgerechnet AL als jugendlicherHeld herausgehoben sein soll. Es ist aber berhaupt unglaubwrdig, da eine derartige Aller-weltsgeschichte wie angeblich besonderer Schneid in einem Kampf eher einem kleinen Ge-fecht geeignet ist, zum Ursprung der religisen Inbrunst von Menschenmassen zu werden, diein der vorislamisch-christlichen Zeit von Wundertaten anderen Kalibers gehrt hatten.

    Die Darstellung JESU CHRISTI als jugendlicher Heros (s. Abbildung 6) Sieger ber Tod undTeufel ist jedoch in Kunst und Literatur seit der Antike bekannt.24 Die Vermutung drngtsich auf, da tatschlich auch das l fat illalursprnglich auf ihn als den al,Hohengemnzt war.

    21 So z. B. mit Bezug auf AL-FAIRUZABADI, Fadail al-Khamsah, und IBN AL-ATR (http://www.al-islam.org/history/history/ohod.html); ebenfalls in http://www.ezsoftech.com/Islamic/ohod.asp, wo IBN AL-ATRwiefolgt zitiert wird: "The Prophet become the object of the attack of various units of the army of Quraysh from all si-des. Ali attacked, in compliance with the Prophet's orders, every unit that made an attack upon him (the Prophet)and dispersed them or killed some of them, and this thing took place a number of times in Uhud. In the meantimethe Archangel Jibreel came and praised the devotion of Ali before the Prophet and said: 'It is the height of sacrificewhich this officer is displaying'. The Prophet confirmed the remark of Jibreel and said: 'I am from Ali and Ali isfrom me'. Then a voice was heard in the battlefield saying: La Fata Illa Ali, La Saifa Illa Zulfiqar.22 So z. B. Ayatullah JA'FARSUBHANI, The Message, Karachi (Islamic Seminary Publications), Chapter 33, eben-falls mit Bezug auf IBN ATR, Tarikh-i Kamil (http://www.al-islam.org/message/33.htm).23 So z. B. in http://www.iecoc.org/site/Resources/Ziyarat/ZiyarMedinah.htm.24 S. z. B. den Artikel Christusbild in Meyers Online-Lexikon (http://lexikon.meyers.de/meyers/Christusbild):

    die Darstellung Christi in Malerei und Plastik, seit frhchristlicher Zeit eines der Hauptthemen der Kunst. An-fnglich beschrnkte man sich auf Geheimzeichen (christliche Symbole), spter kamen sinnbildliche Darstellungendazu, so z. B. der Gute Hirte, als jugendlicher Held dem antiken Schnheitsideal des Apoll folgend.

  • 8/14/2019 2008-03-14_Inarah-Symposion_Christoph_Heger_3

    9/12

    9

    2008-03-14_Inarah-Symposion_Christoph_Heger_3.doc 9/12gespeichert: 03.05.2009 14:43, gedruckt: 03.05.2009 14:43

    Abbildung 6: Jugendlicher Held auferstandener CHRISTUSin der Kirche S. Maria sopra Minerva, Rom, von MICHELANGELO BUONARROTI

    2.3 Das Schwert d l-fiqrPhantasiereiche Abbildungen des Schwerts d l-fiqrsind als Talismane in der (schiitisch) is-lamischen Welt weit verbreitet. Sie tragen meist eingraviert die Formel l fat illalwa l

    sayfu ill d l-fiqr. Eine typische Form zeigt Abbildung 7.

    Was heit jedoch d l-fiqr? LANEs Arabic-English Lexicon wiederholt dazu die Meinungenverschiedener Autoritten der islamischen Philologie des Arabischen (s. Abbildung 8 auf Sei-te 10). Sie erscheinen schon aus dem Grunde etwas verwirrend, da der Numerus von fiqr

    bzw. bei seinem Verstndnis als Plural der zugehrige Singular mehr oder weniger unklarist. In Verbindung mit weiteren in islamischer Theologie oder Volksfrmmigkeit verbreitetenErklrungen lassen sich die Meinungen so zusammenfassen.1. d l-fiqrbedeutet das mit (den Wirbeln) der Wirbelsule, soll heien es spaltet die

    Wirbelsule.2. fiqrheit auch die Reihe der drei Grtelsterne im Sternbild des Orion. Deshalb ist d l-

    fiqrein passender Name fr das Schwert des Propheten.3. d l-fiqrbedeutet das mit Kerben, und das Schwert hie so, weil es mit kleinen Kuhlen

    (fuqar, sg.fuqrah) verziert war.25

    4. d l-fiqrbedeutet das mit Kerben, und das Schwert hie so, weil es (wie in Abbildung8) in zwei Zinken auslief.

    25 Die von LANE angefgte Vermutung, gemeint seien kleine Ausbuchtungen der Schneide, so wie sie gelegent-lich ein modernes Schwert habe, also wohl eine gesgte Schneide weil man so leichter ein Kettenhemd

    aufschlitzen knne, hat zumindest in der islamischen Ikonographie, aber wohl auch sonst in der islamischen Tra-dition keinen Niederschlag gefunden. Es mu hier offen bleiben, ob diese Vermutung fr die angenommenenZeitumstnde technisch wahrscheinlich ist.

  • 8/14/2019 2008-03-14_Inarah-Symposion_Christoph_Heger_3

    10/12

    10

    2008-03-14_Inarah-Symposion_Christoph_Heger_3.doc 10/12gespeichert: 03.05.2009 14:43, gedruckt: 03.05.2009 14:43

    Abbildung 7: Typischerd-l-fiqr-Talisman

    Abbildung 8: Eintrag ,faqrin LANEs Arabic-English Lexicon26

    Deutung 1 pat abgesehen von ihrer unfrommen Brutalitt anatomisch schlecht zumSchwertkampf. Gegen die Deutung d l-fiqrals das mit Kerben27 spricht schon die ber-

    26 EDWARD WILLIAM LANE, An Arabic-English Lexicon, s. Funote 20 auf Seite 7.

  • 8/14/2019 2008-03-14_Inarah-Symposion_Christoph_Heger_3

    11/12

  • 8/14/2019 2008-03-14_Inarah-Symposion_Christoph_Heger_3

    12/12

    12

    2008-03-14_Inarah-Symposion_Christoph_Heger_3.doc 12/12gespeichert: 03.05.2009 14:43, gedruckt: 03.05.2009 14:43

    Gott, o Lebendiger, o Bestndiger (= Ewiger), o (du), dem Preis und Ehre (gebhrt), oLiebender, o Barmherziger[syrisch: o Liebender, o Geliebter]!

    4 Anhang: AL als CHRISTUSgestalt in der heutigen Volksfrmmigkeit33Auch in heutiger Zeit speist sich die (schiitisch) islamische Volksverehrung fr AL offenbar

    weiterhin aus Versatzstcken christlicher JESUS-Verehrung. Abbildung 9 zeigt ein modernesiranisches Poster von etwa der Jahrtausendwende, gemalt von dem Maler MUSLIM SARLAK,der sich anscheinend auf populre religise Bilder spezialisiert hat.

    Abbildung 9: AL und die Kinder von MUSLIM SARLAK(ca. 2000)

    Es ist die Nachempfindung eines Bildes im Nazarenerstil von CARL CHRISTIAN VOGEL VONVOGELSTEIN (Abbildung 10).

    Abbildung 10: JESUS und die Kinder von CARL CHRISTIAN VOGEL VON VOGELSTEIN (1788-1868)

    33 Diesen Hinweis und die Bilder verdanke ich ELISABETH PUIN, Saarbrcken.