34 I Landtechnik Aus dick mach ss dünn und fest · Aus dick mach ss dünn und fest ... die...

3
34 I LANDTECHNIK FOTOS: HELMUT SüSS Aus dick mach dünn und fest Die Separation von Rohgülle bietet die Chance, die Eigenschaften der festen und flüssigen Bestandteile jeweils besser auszunutzen. Das gilt nicht nur für landwirtschaftliche Gülle, sondern vor allem auch für Gärreste aus Biogasanlagen. Dabei bietet mobile Gülle-Separation im überbetrieblichen Einsatz besonders für kleinere Betriebe viele Vorteile. V iele Landwirte stehen vor dem Dilemma: Wohin mit der Gülle? Denn die Tier- bestände steigen kontinuierlich bei gleichbleibender Fläche, da wird die Ausbringfläche für Flüssigmist knapp. Ebenso knapp werden wäh- rend der Sperrfristen die hofeigenen Güllelagerkapazitäten. Das Separie- ren könne hier für den einen oder an- deren ein Lösungsansatz sein. Georg Dinzenhofen schlägt min- destens drei Fliegen mit einer Klap- pe. Mit dem Separieren der Rinder- gülle bekommt er dünnflüssige Gülle, die seine Wiesen düngen ohne sie zu verschmutzen, die extrahierten Fest- stoffe kommen in die Biogasanlage bzw. zum Einstreuen und den Platz im Güllebehälter reduziert sich. Sepp Lausch hat seit einem Jahr eine mobile Gülleseparationsanla- ge. Als Biogasfachberater im Raum Rosenheim betreut er rund 200 An- lagen, davor sind 40 Biogasbetreiber mit einem Servicepaket „rund um bestens beraten“. Gerade als Fach- berater kennt Lausch die Problema- tik rund um die Gülle- bzw. Gärres- te. Das Separieren könne hier für den einen oder anderen ein Lösungsan- satz sein, wie bei Georg Dinzenhofer. Denn die Problempunkte rund um die Gülle sind vielschichtig und kom- plex: Ziel für Ackerbauer und Tier- halter ist eine ausgeglichene betrieb- liche Nähstoilanz. Zweitens die Stickstoffverluste reduzieren: Das heißt emissionsarm ausbringen und zwar bodennah bzw. direkt in den Boden und zum richtigen Zeitpunkt. Und im Grünland will man keinen durch Güllewürste verschmutzten Bestand. Und die Lagerkapazitä- ten sind zudem oſt der begrenzen- de Faktor. Gülle insgesamt besser verwerten Sepp Lausch ist als Dienstleister für Biogasanlagenbetreuung unterwegs. In der Region um Rosenheim, wo Sepp Lausch zuhause ist, gibt es vie- le kleinere Biogasanlagen, die nach dem sogenannten Rosenheimer Mo- dell gebaut wurden. Eine ganze Reihe dieser Anlagenbesitzer lässt sich von Lausch regelmäßig betreuen. Seit ei- nem Jahr bietet Lausch auch das Se- parieren von Gülle- und Gärresten an. Hierzu hat er sich einen mobilen Separator von KernKraſt bzw. screw- press angescha. Die Firma hat sich über Jahre hinweg auf die Herstellung und den Vertrieb von Ölpressen, Fil- trationsanlagen, Sojatoaster, Separa- toren und Pelletpressen spezialisiert. So ist Lausch regelmäßig zum Gül- leseparieren auf dem Betrieb Georg Dinzenhofer: Neben seinem Land- wirtschaſtsbetrieb hat Dinzenhofer seit 2011 eine 90-kW-Biohgasnalge. Seit letztem Jahr lässt er immer vor dem Grasschnitt seine Rindergül- le separieren. Die Dünngülle wird dann auf den abgemähten Wiesen ausgebracht mit dem Vorteil, dass sie schneller in den Boden einsickert und sich auch keine Güllewürste bil- den bzw. das Gras verschmutzt wird. Auch für den Feststoff hat er eine sinnvolle Verwertung. Einmal kann Sepp Lausch: „Mit der mobilen Gülleseparation biete ich eine sinnvolle Zusatzdienstleistung an.“ Georg Dinzenhofer: „Die Dünngülle eignet sich fürs Günland besser.“ Gülle separieren heißt aus dick mach dünn und fest. G ülleseparierung bedeutet, die Rohgülle mithilfe eines Sepa- rators in zwei Fraktionen, Dünngül- le und Feststoff, aufzutrennen. Dies geschieht mit einem Bogensieb, ei- ner Pressschnecke oder einer Zen- trifuge. Am häufigsten sind in der Praxis Pressschnecken anzutref- fen. Dabei drückt eine Schnecke die Rohgülle entlang eines Siebes. Die Dünngülle fließt durch das Sieb ab, der Feststoff wird gegen eine Stauklappe gedrückt. Mit dem Wi- derstand der Stauklappe kann der TS-Gehalt des Feststoffes verändert werden. Die Durchsatzleistung ei- nes Separators beträgt je nach Aus- gangsmaterial und gewünschtem TS-Gehalt im Feststoff 10 bis 30 m 3 je Stunde. Werden stationäre Anla- gen installiert und sind zwei Güllela- germöglichkeiten vorhanden, kann mit einem geringen Durchsatz ge- fahren werden. Es gibt auch mobile Separationsanlagen. Die Kosten be- wegen sich hier von 12 bis 20 €/h für die Gülleaufbereitung. Der Trockenheitsgrad lässt sich individuell einstellen. Die flüssi- ge Phase wird von der Filtratpum- pe ausgetragen. Als Gärsubstrat für die Biogasanlage ist ein Trock- nungsgrad um 20 % Trockensubs- tanz in der Gesamtmasse ausrei- chend. Als Stalleinstreu wird ein Trocknungsgrad um 30 % benötigt. Mit dem Separator erreicht man bei Rindergülle einen Durchsatz von 40 bis 50 m 3 /h. So funktioniert Separieren Die Pressschnecke drückt die Flüssigkeit raus. Der Trockenheitsgrad lässt sich individuell einstellen. Der Biogasberater kann im mobilen Labor gleich die wichtigen Analysen vor Ort durchführen.

Transcript of 34 I Landtechnik Aus dick mach ss dünn und fest · Aus dick mach ss dünn und fest ... die...

34 I Landtechnik

Foto

s: H

elm

ut

süssAus dick mach

dünn und festDie separation von Rohgülle bietet die Chance, die eigenschaften der festen und flüssigen Bestandteile jeweils besser auszunutzen. Das gilt nicht nur für landwirtschaftliche Gülle, sondern vor allem auch für Gärreste aus Biogasanlagen. Dabei bietet mobile Gülle-separation im überbetrieblichen einsatz besonders für kleinere Betriebe viele Vorteile.

V iele Landwirte stehen vor dem Dilemma: Wohin mit der Gülle? Denn die Tier-

bestände steigen kontinuierlich bei gleichbleibender Fläche, da wird die Ausbringfläche für Flüssigmist knapp. Ebenso knapp werden wäh-rend der Sperrfristen die hofeigenen Güllelagerkapazitäten. Das Separie-ren könne hier für den einen oder an-deren ein Lösungsansatz sein.

Georg Dinzenhofen schlägt min-destens drei Fliegen mit einer Klap-pe. Mit dem Separieren der Rinder-gülle bekommt er dünnflüssige Gülle, die seine Wiesen düngen ohne sie zu verschmutzen, die extrahierten Fest-stoffe kommen in die Biogasanlage bzw. zum Einstreuen und den Platz im Güllebehälter reduziert sich.

Sepp Lausch hat seit einem Jahr eine mobile Gülleseparationsanla-ge. Als Biogasfachberater im Raum

Rosenheim betreut er rund 200 An-lagen, davor sind 40 Biogasbetreiber mit einem Servicepaket „rund um bestens beraten“. Gerade als Fach-berater kennt Lausch die Problema-tik rund um die Gülle- bzw. Gärres-te. Das Separieren könne hier für den einen oder anderen ein Lösungsan-satz sein, wie bei Georg Dinzenhofer.

Denn die Problempunkte rund um die Gülle sind vielschichtig und kom-plex: Ziel für Ackerbauer und Tier-halter ist eine ausgeglichene betrieb-liche Nähstoffbilanz. Zweitens die Stickstoffverluste reduzieren: Das heißt emissionsarm ausbringen und zwar bodennah bzw. direkt in den Boden und zum richtigen Zeitpunkt. Und im Grünland will man keinen durch Güllewürste verschmutzten Bestand. Und die Lagerkapazitä-ten sind zudem oft der begrenzen-de Faktor.

Gülle insgesamt besser verwerten

Sepp Lausch ist als Dienstleister für Biogasanlagenbetreuung unterwegs. In der Region um Rosenheim, wo Sepp Lausch zuhause ist, gibt es vie-le kleinere Biogasanlagen, die nach dem sogenannten Rosenheimer Mo-dell gebaut wurden. Eine ganze Reihe dieser Anlagenbesitzer lässt sich von Lausch regelmäßig betreuen. Seit ei-nem Jahr bietet Lausch auch das Se-parieren von Gülle- und Gärresten an. Hierzu hat er sich einen mobilen Separator von KernKraft bzw. screw-press angeschafft. Die Firma hat sich über Jahre hinweg auf die Herstellung

und den Vertrieb von Ölpressen, Fil-trationsanlagen, Sojatoaster, Separa-toren und Pelletpressen spezialisiert.

So ist Lausch regelmäßig zum Gül-leseparieren auf dem Betrieb Georg Dinzenhofer: Neben seinem Land-wirtschaftsbetrieb hat Dinzenhofer seit 2011 eine 90-kW-Biohgasnalge. Seit letztem Jahr lässt er immer vor dem Grasschnitt seine Rindergül-le separieren. Die Dünngülle wird dann auf den abgemähten Wiesen ausgebracht mit dem Vorteil, dass sie schneller in den Boden einsickert und sich auch keine Güllewürste bil-den bzw. das Gras verschmutzt wird. Auch für den Feststoff hat er eine sinnvolle Verwertung. Einmal kann

Sepp Lausch: „Mit der mobilen Gülleseparation biete ich eine sinnvolle Zusatzdienstleistung an.“

Georg Dinzenhofer: „Die Dünngülle eignet sich fürs Günland besser.“

Gülle separieren heißt aus dick mach dünn und fest.

Gülleseparierung bedeutet, die Rohgülle mithilfe eines sepa-

rators in zwei Fraktionen, Dünngül-le und Feststoff, aufzutrennen. Dies geschieht mit einem Bogensieb, ei-ner Pressschnecke oder einer Zen-trifuge. Am häufigsten sind in der Praxis Pressschnecken anzutref-fen. Dabei drückt eine schnecke die Rohgülle entlang eines siebes. Die Dünngülle fließt durch das sieb ab, der Feststoff wird gegen eine

stauklappe gedrückt. mit dem Wi-derstand der stauklappe kann der ts-Gehalt des Feststoffes verändert werden. Die Durchsatzleistung ei-nes separators beträgt je nach Aus-gangsmaterial und gewünschtem ts-Gehalt im Feststoff 10 bis 30 m3

je stunde. Werden stationäre Anla-gen installiert und sind zwei Güllela-germöglichkeiten vorhanden, kann mit einem geringen Durchsatz ge-fahren werden. es gibt auch mobile

separationsanlagen. Die Kosten be-wegen sich hier von 12 bis 20 €/h für die Gülleaufbereitung.

Der trockenheitsgrad lässt sich individuell einstellen. Die flüssi-ge Phase wird von der Filtratpum-pe ausgetragen. Als Gärsubstrat für die Biogasanlage ist ein trock-nungsgrad um 20 % trockensubs-tanz in der Gesamtmasse ausrei-chend. Als stalleinstreu wird ein trocknungsgrad um 30 % benötigt. mit dem separator erreicht man bei Rindergülle einen Durchsatz von 40 bis 50 m3/h. sü

So funktioniert Separieren

Die Pressschnecke drückt die Flüssigkeit raus. Der Trockenheitsgrad lässt sich individuell einstellen.

Der Biogasberater kann im mobilen Labor gleich die wichtigen Analysen vor Ort durchführen.

Landtechnik I 35BLW 20 I 15. 5. 2015

er ihn als Einstreu verwenden und spart sich Strohkosten, andererseits kommt der Großteil in den Vermen-ter. So können die Mikroorganismen daraus noch Energie in Form von Methangas rausholen. Das heißt, dass das Güllesubstrat besser bzw. noch-mal ausgenutzt wird. Wenn Lausch auf seine Betrieb kommt, wird die Rohgülle von einem Behälter raus-gepumpt, separiert und die die zweite Güllegrube geleitet. Später dann wird der Wirtschaftsdünger auf die Wie-sen ausgebracht.

Ganz allgemein können mit der Separierung von Gülle können ver-schiedene Ziele verfolgt werden. Be-triebe, die einen Nährstoffüberschuss in der Bilanz haben und Hofdünger über weite Distanzen abtranspor-tieren müssen, reduzieren den teu-ren Wassertransport, indem sie nur den Feststoff wegführen. Betriebe, die viel Stroh zukaufen müssen, nut-

zen den Feststoff als Ersatz für Ein-streu auf den Liegeflächen. Die Ver-teilung der Nährstoffe von Rohgülle zu Dünngülle und Feststoff ist sehr unterschiedlich. Sie hängt vom Aus-gangsmaterial, vom Separator und vom TS-Gehalt des Feststoffs ab – die Werte streuen stark. Wer es also ge-nau wissen möchte, muss seine Gül-le analysieren lassen.

Dünngülle eignet sich gut fürs Grünland

So enthält die flüssige Phase aus der Separierung noch hohe Anteile an schnell verfügbaren NH4-N. Auch soll ein geringes Risiko von Ammo-niakverlusten bestehen, da wegen der besseren Fließfähigkeit die Dünn-gülle besser in den Boden eindringt. Betriebe, welche ihre Gülle mit dem

Die Roh-Gülle aus dem einem Behälter raus, separieren und die Dünngülle kommt dann in den zweiten Behälter. Fortsetzung auf Seite 36

36 I Landtechnik BLW 20 I 15. 5. 2015

Schleppschlauch ausbringen, verhin-dern Ätzschäden auf Grünland bzw. die Bildung von „Güllematten“. Den-noch ist auf eine verlustarme Aus-bringung zu achten: richtiger Zeit-punkt und Witterung, und nur mit entsprechender Technik. Dann kann der Stickstoff entsprechend als pflan-zenverfügbar angerechnet werden.

Die feste Phase aus der Separierung enthält ebenfalls noch einen hohen Anteil an NH4-N. Hier besteht al-lerdings ein Risiko von Ammoniak-verlusten während der Lagerung. Im Herbst kann der humushaltige Wirt-schaftsdünger untergepflügt werden. Insbesondere größere Biogasbetrie-

be nutzen bereits die Separation zur effektiveren Biogasgewinnung. Dort wird die separierte Dickphase zur Vergärung in eine Biogasanlage ge-bracht werden. Ein weiterer wesent-licher Vorteil beim Separieren ist das Reduzieren des nötigen Lagerraums für flüssige Wirtschaftsdünger. Das ist jetzt schon oft ein Problem und dies wird, wie Experten vermuten, an Brisanz noch zunehmen. So können Landwirte während der Sperrfristen besser mit den hofeigenen Lagerka-pazitäten haushalten, denn mit der Dickphase, die rund 25 % der Aus-gangsmenge ausmacht, können ganz-jährig z. B. Biogasanlagen gefüttert werden. Und der Nährstofftransport wird effizienter, indem die Gülle se-pariert wird. Helmut Süß

Aus dick mach …Fortsetzung von Seite 35

Ein Teil der Gülle-Feststoffe werden als Einstreu genutzt.