37824 Brantzen EINZELDATEIEN - Verlag Herder...ΐ Als die Schriften des Neuen Testamentes abgefasst...

Hubertus Brantzen, »Füllt die Krüge« · © Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2017

7. »Gott macht mit uns Geschichte« – Von Heilszusagen

– Bibelstellen: Jes 9,1–6a, Jer 23,5–6; Sach 9,9; Lk 4,14–30 (gekürzt)– Symbole: Bibel, alttestamentliche Schriftrolle, Schriftrolle für die Gemeinde– Gottesdienstanregungen: Wort-Gottes-Feiern in der Gemeinde, Hinweise

für Kinder- und Jugendgottesdienste, Gottesdienste mit Paaren, Gottes-dienste mit Senioren

Gedankenlinie zu den Bibeltexten – Impuls für eine Ansprache

Gottes Geschichte mit den Menschen hat lange vor der Geburt Jesu begonnen. Da-von berichtet das Alte Testament. Wir Christen glauben, dass die Geburt Jesu, sein Weg mit den Menschen, sein Tod und seine Auferstehung die »Mitte der Zeit« ist, in der sich Gott den Menschen besonders nahe zeigt. Doch Gottes Geschichte mit den Menschen geht weiter bis heute und in die Zukunft hinein. Diesen Bogen der Heilsgeschichte will der Gottesdienst nach- und mitvollziehen.

Die Propheten verheißen Jesus

ΐ Als die Schriften des Neuen Testamentes abgefasst wurden, las man die Texte des Alten Testaments neu. Dort entdeckte man Textstellen, die wie eine Vorher-sage klangen, dass der Messias geboren werden wird.

ΐ So bezog man zum Beispiel die Texte Jes 9,1–6a, Jer 23,5–6 und Sach 9,9 auf Je-


sus und spürte: Schon unsere Vorfahren im Glauben hatten eine Ahnung, dass der Erlöser kommen wird.

ΐ Diese Schriftstellen wurden in den Evangelien als Hinweise und Beweise ver-standen, dass Jesus wirklich der Heiland, der Erlöser der Menschen ist.

Jesus in Nazaret

ΐ Als Jesus in seine Heimatstadt Nazaret kam, besuchte er am Sabbat die Syna-goge, das Gotteshaus der Juden. Man reichte, wie es üblich war, ihm als beson-deren Besucher die Schriftrolle des Jesaja. Jesus liest den Text vor und bezieht die gelesenen Worte auf sich selbst.

ΐ Er zitiert die Schrift, um sich und seine Sendung und Lebensaufgabe zu be-schreiben.

ΐ Die Menschen von Nazaret finden die Worte Jesu zunächst gut. Doch dann gibt es einen gewaltigen Streit. Die Menschen fordern von Jesus Wunder. Doch er lehnt ab, weil ein Prophet in seiner Heimatstadt nicht anerkannt ist.

ΐ Als Beweise weist Jesus wiederum auf Geschichten des Alten Testamentes hin.

Gottes Weg mit den Menschen geht weiter

ΐ In diesem Gottesdienst geht es aber nicht zuerst um den Umgang der Menschen mit Jesus von Nazaret, sondern um die Erkenntnis, dass Gott die Menschen durch die Geschichte begleitet und sich das in den Heiligen Schriften nieder-schlägt.

ΐ Gott führt und begleitet die Menschen auch heute. Die Erfahrungen, die wir mit Gott machen, werden zwar nicht mehr in Heiligen Schriften festgehalten. Doch wir sind eingeladen, Gottes Spuren auch in unserem Leben zu suchen und zu entdecken.

ΐ Um das anschaulich und begreifbar zu erleben, schreiben wir Gottes Weg mit uns auf unsere eigene »Schriftrolle«.

ΐ Orientierung dafür, dass wir unser Leben richtig anschauen können, geben uns die Schriften des Alten und Neuen Testaments.


Bild – Lieder – Texte

Bild

Lieder

»Menschen auf dem Weg« (JuGoLo 456)»Tief im Schoß meiner Mutter gewoben« (GL 419)»Wer unterm Schutz des Höchsten steht« (GL 423)»Solang es Menschen gibt auf Erden« (GL 425)»Vertraut den neuen Wegen« (EG 395; GL-Regionalteile)»In deinen Händen steht die Zeit« (JuGoLo 43)»Meine Zeit steht in deinen Händen« (GL-Regionalteile, EG 628)»Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer« (JuGoLo 652)»Alle meine Quellen entspringen in dir« (JuGoLo 2)»Ins Wasser fällt ein Stein« (JuGoLo 45)


Texte

Jesus, die Mitte

Die Geschichte der Menschheit ist spannend. Weil erst vor etwa 5.000 Jahren Schrif-ten erfunden wurden, können wir nur für diesen Zeitraum überblicken, was den Menschen wirklich wichtig war. Erst die in Schriftzeichen festgehaltene Sprache macht Lebensvorgänge, die wir etwa aus urzeitlichen Bildern kennen, eindeutig. Wir können ihre Bedeutung erfassen.Erst vor Kurzem haben Forscher Funde menschlicher Schädel gemacht, die darauf hinweisen, dass der Mensch als homo sapiens viel älter sein könnte als bisher gedacht. Unsere menschliche Rasse könnte 300.000 Jahre alt sein. Doch alle Funde aus der frühen Zeit ohne Schrift, etwa Fossilien, Knochen oder Bilder, lassen uns nur ah-nen und interpretieren, wie es um die Menschen bestellt war, wie sie sich fühlten, an was sie glaubten. Doch gibt es auch die Zeit vor dem Menschen in der Geschichte der Erde. Heute kann man durch genaue Messungen mit dem Weltraumteleskop Planck den Zeit-punkt der Entstehung des Universums mit den Urknall errechnen: 13,81 ± 0,04 Mil-liarden Jahre beträgt das Alter dieses Universums, in dem wir existieren.Die Geburt Jesu vor 2.000 nennen wir »Mitte der Zeit«, den Zeitpunkt, als die Zeit erfüllt war (Gal 4,4). Diese Aussagen können wir nun nicht verstehen in dem Sinn, als ob die Geburt Jesu auf der Zeitachse bis heute die Mitte darstellte. Auch wäre es nur Spekulation, eine weitere Weltentwicklung nach Christus so ausgedehnt zu erwarten, wie sie vor diesem Zeitpunkt war. »Mitte der Zeit« und »Fülle der Zeit« sind Qualitätsbegriffe. Als Christen glauben wir, dass in Jesus Christus der innere Sinn, das unsichtbare Ziel der Zeit gekommen ist. Das lässt sich nicht an äußeren Fakten der Entwicklung des Universums festmachen. Das ist vielmehr eine Erfahrung, die Menschen bezeugen, die an Jesus Christus glauben. Die heiligen Schriften der Bibel sind Dokumente, die uns die Grundzüge dieses Verständnisses lehren. Doch ist es wichtig, dass wir als heute lebende Menschen Erfahrungen machen, die jenes Zeugnis für Jesus Christus ermöglichen. Wir haben den Auftrag, unser Leben als lebendige Schriften zu begrei-fen, auf denen Gott den inneren Sinn der Zeit immer wieder aufschreibt. Jeden Tag, jede Stunde, unser Leben lang.

Hubertus Brantzen


Gott schreibt die Geschichte des Heils weiter

Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde,die Erde war aber wüst und wirr.Und aus diesem Wirrwarr entwickelte Gott eine wunderbare Ordnung mit so komplizierten Wesen, wie wir es sind.Doch wie wunderbar Menschen sein könnten,vergaßen die, die sich als Krönung der Schöpfung verstanden.Darum sandte Gott Propheten,die das Chaos der Menschen anklagten,die aber auch neue Hoffnung verkündeten.Als das Maß der Zeit voll war,sandte Gott seinen Sohn,damit dieser in Vollmacht von Gottes Ordnung und Liebe berichtet.Diesen Bericht besiegelte der Sohn mit seinem Blut.Und Gott setzt ein größeres Siegel darauf durch das neue Leben des Sohnes.Seitdem ist nichts mehr wie zuvor.Der Wirrwarr des Anfangs ist durchwirktdurch eine wunderbare neue Ordnung,bleibend, wenn auch zerbrechlich und gefährdet.Bleibt zu hoffen,dass die komplizierten Wesen, die wir sind,diese Ordnung und Liebe entdecken, die wie Wasserzeichen der Zeit und der Ewigkeit eingeprägt sind.

Hubertus Brantzen


7.1 Wort-Gottes-Feier mit der Gemeinde

Vorbereitung – Eine große, schön gestaltete Bibel (oder ein Lektionar) bereithalten, die beim

Einzug des Gottesdienstes feierlich hereintragen wird. – Drei Personen bitten, die Prophetentexte vorzulesen (P 1), (P 2), (P 3). Sie

sollten sich mit langen Gewändern bekleiden. Leser suchen für Rollen des Erzählers (E), Jesu (J) und drei Leser für die Fürbitten.

– Eine »Schriftrolle« basteln, auf welcher der zu verlesende Text des Evangeli-ums steht (siehe Teil IV).

– Eine große Papier- oder Tapetenrolle für »unsere Schriftrolle« besorgen. – Genügend Stifte bereitlegen, z. B. Wachsmalkreide in genügend Schälchen. – Meditationsmusik bereithalten.

Lied»Hoch sei gepriesen unser Gott« (GL 284)

Eröffnung und HinführungL: »Hoch sei gepriesen unser Gott«, so haben wir gesungen. So wollen wir ihn

mitten unter uns begrüßen und unseren Gottesdienst beginnen im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.Wir Christen glauben, dass Gott uns auf unserem Lebensweg begleitet.Wir glauben, dass er schon unsere Eltern und Großeltern, alle unsere Vorfahren, auch in schweren Zeiten, begleitet hat.Wir glauben, dass Gott durch Jesus Christus schon seit 2000 Jahren die Gemein-schaft der Christen, die Kirche, begleitet.Und noch weiter reicht seine Sorge um uns Menschen zurück: Schon das Alte Testament berichtet davon, wie Gott immer bei seinem Volk weilt.Und wenn wir noch weiter zurückgehen: Gott hat schon immer zu den Men-schen gestanden, seit es Menschen gibt. Wir loben Gott als den Schöpfer der Welt und der Menschen. Wir loben ihn, dass er in seine Schöpfung eine wun-derbare Entwicklung hineingelegt hat. Wir haben feierlich die Bibel mit den Heiligen Schriften des Alten und des Neuen Testaments hereingetragen. Dort sind die Grundlage und der Grund unseres Glaubens aufgeschrieben.


KyrieWie groß die Sorge Gottes für die Menschen ist, hat er besonders in Jesus Christus gezeigt. Ihn wollen wir nun in unsere Mitte rufen und ihn bitten:

V: Herr Jesus Christus, du sprichst zu uns. Öffne unsere Ohren für dein Wort. Herr, erbarme dich.

A: Herr, erbarme dich.V: Herr Jesus Christus, du hast den Menschen Gottes Wort verkündet und ihnen

geholfen. Öffne unsere Herzen, damit wir deinem Vorbild folgen. Christus, er-barme dich.

A: Christus, erbarme dich.V: Herr Jesus Christus, du hast auf Gott, deinen Vater, gehört und seinen Willen

befolgt. Stärke unser Vertrauen auf das, was Gott uns sagen will. Herr, erbarme dich.

A: Herr, erbarme dich.

GebetL: Allmächtiger, ewiger Gott, du hast Menschen berufen, dein Wort zu verkünden

und deinen Willen zu tun. Hilf uns, dass auch wir auf dein Wort vertrauen und nach deinem Wort handeln.Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

Lesung I»Ein Kind ist uns geboren.« (Text I: Jes 9,1–6a)L: Lange Zeit, bevor Jesus geboren wurde, haben gottesfürchtige und weise Män-

ner, die man Propheten nennt, angekündigt, dass ein Retter und Heiland kom-men wird. Hören wir heute von drei Propheten, was sie damals den Menschen verkündet haben.

Die erste Person, die einen Prophetentext vorliest, tritt hervor.

P 1: Ich heiße Jesaja. Gott hat mich als Propheten zu euch gesandt mit einer wichti-gen Botschaft:Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht;über denen, die im Land des Todesschattens wohnten, strahlte ein Licht auf.Du mehrtest die Nation, schenktest ihr große Freude.Man freute sich vor deinem Angesicht, wie man sich freut bei der Ernte,


wie man jubelt, wenn Beute verteilt wird.Denn sein drückendes Joch und den Stab auf seiner Schulter,den Stock seines Antreibers zerbrachst du wie am Tag von Midian.Jeder Stiefel, der dröhnend daherstampft,jeder Mantel, im Blut gewälzt, wird verbrannt, wird ein Fraß des Feuers.Denn ein Kind wurde uns geboren, ein Sohn wurde uns geschenkt.Die Herrschaft wurde auf seine Schulter gelegt. Man rief seinen Namen aus: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott,Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens.Die große Herrschaft und der Frieden sind ohne Ende.

AuslegungS 1: Diesen uralten Text hören wir heute, als wenn er gerade geschrieben worden

wäre. Jeden Tag sehen und hören wir in den Nachrichten von Menschen, die andere Menschen umbringen, sie versklaven, schlagen und mit Stöcken und Gewehren vor sich hertreiben.

S 2: Der Prophet sagt aber, dass das alles ein Ende haben wird. Die mit Blut bespritz-ten Mäntel und die Stiefel der Unmenschen sollen verbrannt werden. Und ein Zeichen dafür, dass diese neue Zeit Gottes angebrochen ist, ist ein besonderes Kind, das geboren wird.

S 1: Dieses Kind hat besondere Namen: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens. Und wir Christen meinen: Das ist Jesus Chris-tus.

S 2: Das neue Friedensreich ist mit Jesus angebrochen. Doch wir erleben es täglich, dass der Frieden unter den Menschen noch nicht richtig gelingt. Hier sind wir alle gefragt: Jesus Christus braucht uns und beauftragt uns, an diesem Friedens-reich mitzuarbeiten.

Lied»Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht« (GL 450, Kanon)

Lesung II»Er wird als König herrschen.« (Text II: Jer 23,5–6)

P 3: Ich bin der Prophet Jeremia. Hört, was ich euch von Gott zu sagen habe:Siehe, Tage kommen – Spruch des Herrn –, da werde ich für David einen ge-rechten Spross erwecken. Er wird als König herrschen und weise handeln und


Recht und Gerechtigkeit üben im Land. In seinen Tagen wird Juda gerettet wer-den, Israel kann in Sicherheit wohnen. Man wird ihm den Namen geben: Der Herr ist unsere Gerechtigkeit.

S 1: Auch der Prophet Jeremia sagt, dass ein Retter für das Volk kommen wird. Er nennt ihn einen »gerechten Nachkommen«. Sein Name ist ein ganzer Satz: »Der Herr ist unsere Gerechtigkeit.« Der Prophet beschreibt, wie er sein wird: Er wird herrschen als König. Er wird ein König sein, der klug und weise handelt, er wird dafür sorgen, dass die Menschen gerecht behandelt werden.

S 2: Wenn dieser König da ist, dann ist das Volk gerettet und kann in Sicherheit leben. Und wieder beziehen die Christen diese Verheißung auf Jesus Christus: Er ist es, der die Menschen rettet.

Lied»Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht« (GL 450, Kanon wiederholen)

Lesung III»Juble laut, Tochter Zion!« (Text III: Sacharja 9,9)

P 3: Ich bin der Prophet Sacharja. Gott hat mir den Auftrag gegeben, euch Folgendes zu verkünden: Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir. Gerecht ist er und Rettung wurde ihm zuteil, demütig ist er und reitet auf einem Esel, ja, auf einem Esel, dem Jungen einer Eselin.

AuslegungS 1: Auch der Prophet Sacharja kündigt einen König an. Es ist ein König, der gerecht

regiert und seinen Untertanen hilft. Wenn er auch ein König ist, ist er nicht eingebildet oder herrschsüchtig, sondern demütig, bescheiden. Statt mit einem stolzen Pferd reitet er auf einem jungen Esel.

S 2: Für die Christen war dieser angekündigte König Jesus. Er zog auf einem Esel in die Stadt Jerusalem ein. Die Worte des Propheten passten genau auf ihn.


Evangelium»Heute hat sich das Schriftwort erfüllt.« (Text IV: Lk 4,16–30, gekürzt)


L: Nachdem die Propheten Jesaja, Jeremia, Sacharja und viele andere gesprochen hatten, vergingen viele hundert Jahre. Dann trat – so ist der Glaube der Chris-ten – das ein, was vorhergesagt worden war: Der gerechte und helfende König, der Fürst des Friedens wurde geboren: Jesus Christus.Die Engel verkündeten nach der Geburt Jesu Frieden auf Erden. Die drei Wei-sen aus dem Morgenland kamen, um den neugeborenen König zu verehren. Dann lebte Jesus 30 Jahre unauffällig in seinem Elternhaus in Nazaret. Er galt dort als der »Sohn des Zimmermanns« und hat sicher auch das Handwerk von Josef gelernt. Nachdem sich Jesus 40 Tage in der Wüste vorbereitet hatte, begann er, das Reich Gottes zu verkünden und Zeichen und Wunder zu wirken. Und er begann da-mit in seiner Heimatstadt Nazaret. Er ging am Sabbat in die Synagoge. Was sich dort zutrug, hören wir im Evan-gelium.

E (aus einer Bibel oder Lektionar): So kam Jesus nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um vorzulesen, reichte man ihm die Buchrolle des Propheten Jesaja.

Der Erzähler reicht dem, der die Worte Jesu liest, die vorbereitete Schriftrolle.

E: Er öffnete sie und fand die Stelle, wo geschrieben steht:J: Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt,

damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zer-schlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.

E: Dann schloss er die Buchrolle, gab sie dem Synagogendiener und setzte sich.

J gibt E die Schriftrolle zurück und setzt sich auf einen Stuhl.

E: Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet.

Eine kurze Pause.

E: Da begann er, ihnen darzulegen: J (stellt sich wieder und spricht den Satz): Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben

gehört habt, erfüllt.


E: Alle stimmten ihm zu; sie staunten über die Worte der Gnade, die aus seinem Mund hervorgingen, und sagten: Ist das nicht Josefs Sohn?

L: Wir wissen, wie die Geschichte ausgeht. Die Leute von Nazaret werden wütend, weil Jesus keine Wundertaten wirkt. Sie treiben ihn zur Stadt hinaus und wollen ihn einen Abhang hinabstürzen. Doch Jesus geht durch ihre Reihen hindurch und verlässt Nazaret.


AuslegungS 1: Was die Propheten vor langer Zeit angekündigt hatten, das hat sich mit Jesus

erfüllt. Immer wieder haben die Propheten gesagt, dass ein Retter und Heiland kommen wird, der den Menschen hilft und zur Seite steht. Auf großen Schrift-rollen wurden die Worte der Propheten aufgeschrieben und immer wieder vor-gelesen.

S 2: Und nun ist das, was sie vorausgesagt hatten, eingetreten. Jesus ist der Retter, auf den alle gewartet hatten. Jesus ist der Heiland. Er hat Kranke geheilt und Trauernde getröstet. Er hat die Armen unterstützt und den Ausgestoßenen und Unterdrückten geholfen. Das, was in der Heiligen Schrift geschrieben steht, ist mit Jesus erfüllt worden.

S 1: Die Geschichte Gottes mit den Menschen ist aber mit Ostern und Pfingsten vor 2000 Jahren nicht zu Ende gegangen. Jesus hat versprochen: Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt (Mt 28,20b).

S 2: Das bedeutet: Gott geht in Jesus Christus im Heiligen Geist weiter mit den Menschen durch die Geschichte, bis zum heutigen Tag.

L: Als Zeichen dafür, werden wir jetzt eine große Schriftrolle miteinander gestalten. Wir rollen vom Altar her durch den Mittelgang eine lange Papierrolle – unsere Schriftrolle.

Die Papierrolle bzw. Tapetenrolle wird ausgerollt. Pause, damit alle den Vorgang ver-folgen können.

Die Kinder dürfen ihre Hände darauf malen. Die Erwachsenen können ebenso ihre Hände aufmalen. Alle sind dann aber auch eingeladen, in Stichworten auf-


zuschreiben, wie sie aus dem christlichen Glauben heraus leben und handeln und die Gesellschaft mitgestalten wollen: Was ist mir wichtig am Glauben? Was ist mir wichtig an Jesus Christus?

Diese Fragen können zur Erinnerung in Abständen schon auf der Papierrolle geschrie-ben stehen. Die Gottesdienstbesucher werden ermutigt, aufzustehen und an »unsere Schriftrolle« heranzutreten.

L, S 1 und S 2 notieren sich einige Sätze oder Stichworte, die auf die Rolle geschrieben werden.Nach einiger Zeit werden alle gebeten, sich wieder zu setzen.L: Wir haben gemalt und geschrieben, was uns wichtig ist am Glauben und an

Jesus Christus. Sicher haben Sie und ihr bereits einige Sätze und Worte gelesen, die andere aufgeschrieben haben. Hier einige Beispiele:

S 1 und S 2 sowie L lesen abwechselnd einige notierte Sätze vor.Dann L:

Das ermutigt uns, gemeinsam an Jesus Christus zu glauben.Nach dem Gottesdienst sind alle eingeladen, unsere Schriftrolle weiter zu bema-len, zu verzieren oder durch Worte und Sätze zu ergänzen.Jetzt tragen wir Gott unsere gemeinsamen Bitten vor.

FürbittenL: In den Fürbitten wollen wir alles, was wir auf die Schriftrolle geschrieben und

gemalt haben, vor Gott bringen. Dazu werden wir zunächst einige Worte auf-greifen und in unser Gebet hineinnehmen.Großer Gott, dir bringen wir …Großer Gott, zu dir beten wir …Großer Gott, dich bitten wir um …

Dazwischen jeweils Liedvers: »Herr, erbarme dich unserer Zeit« (JuGoLo 63)

Weitere Bitten:1. Großer Gott, zu dir beten wir für unsere Kinder, die mit ihren Händen die

Schriftrolle so farbenfroh verziert haben. Segne sie und lass sie spüren, dass du ihnen im Leben zur Seite stehst. – Liedvers

2. Großer Gott, wir beten für alle, die den Gottesdienst heute mitfeiern, dass sie das,


was sie auf die Schriftrolle geschrieben haben, und das, was sie im Herzen tragen, in die Welt einbringen können. – Liedvers

3. Großer Gott, wir beten für unsere Verstorbenen, heute besonders für … Lass sie erfahren, dass deine Verheißungen erfüllt werden. – Liedvers

Vater im Himmel, du kannst in unseren Herzen lesen wie in einem offenen Buch. Wir bitten dich, lies unsere Worte und Sätze auf unserer Schriftrolle und lies, was uns auf dem Herzen liegt, aber schwer in Worte zu fassen ist. Dir sei Lob und Ehre in Ewigkeit. Amen.

VaterunserL: Fassen wir unsere Bitten und die Bitten aller Menschen zusammen in dem Ge-

bet, das Jesus uns gelehrt hat und alle Christen durch die Jahrhunderte gebetet haben: Vater unser …

GebetGroßer Gott, dein Wort, das du uns in deinem Sohn Jesus Christus geschenkt hast,ist wie Licht in der Nacht. Dein Wort schenkt uns Freude und verleiht uns Mut. Dich loben wir, dir danken wir, durch Christus, unseren Herrn. Amen.

SegenL: Helfen wir mit, dass sich die Verheißungen Gottes durch die Propheten und be-

sonders durch Jesus in unserer Welt erfüllen. Gott schenke uns Mut und Kraft dazu.So bitten wir um seinen Segen für uns und alle Menschen.Es segne uns der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Lied»Lass uns in deinem Namen, Herr« (GL 446)


7.2 Hinweise für Kinder- und Jugendgottesdienste

In einem Kindergottesdienst, auch in einem Jugendgottesdienst, kann die Verklei-dung der Sprechenden (Propheten, Jesus, Menschen in Nazaret) einen größeren Raum auch im Gottesdienst selbst einnehmen. Beim Evangelium könnten alle Kin-der bzw. die ganze Gruppe der Jugendlichen in das Spiel des Besuchs Jesu in Nazaret einbezogen werden. Die Gestaltung der eigenen Schriftrolle kann zeitlich deutlich ausgedehnt werden. Die Kinder bzw. Jugendlichen können sich Zeit lassen, ihre Er-fahrungen mit Glauben aufzuschreiben oder in gemalte Bilder zu fassen. Nach der Gestaltung der Schriftrolle kann für alle Zeit gelassen werden, um die Worte und Bilder der anderen zu lesen und zu betrachten. Danach kann besprochen werden, welche Elemente besonders aufgefallen sind.

7.3 Hinweise für Gottesdienste mit Paaren

In der Arbeit mit Ehepaaren / Paaren hat es sich bewährt, diese für sich und im Blick auf ihre gemeinsamen Erfahrungen eigene Schriftrollen erstellen zu lassen. Dabei können entsprechende Fragen eine Rolle spielen wie etwa: Welche Rolle spielen Gott und Jesus Christus in unserem Leben? Was ist für unseren gemeinsamen Glauben wichtig? Wo haben wir in unserer Beziehung besonders die Hilfe Gottes erfahren?Bei dem, was Paare gemeinsam aufschreiben, ist in eigener Weise auf Diskretion zu achten. Doch können sie in allgemeiner Weise beschreiben, wie es ihnen beim Schrei ben ihrer Schriftrolle erging.

7.4 Hinweise für Gottesdienste mit Senioren

Ältere Menschen lieben es, über ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Die Schriftrolle ist ein geeignetes Medium, die vielfältigen Erfahrungen auch sichtbar zu machen. Aus praktischen Gründen wird es jedoch besser sein, die Erfahrungen auf Zettel auf-schreiben zu lassen und diese anschließend, unter Umständen auch mithilfe anderer Personen, auf die Schriftrolle aufzukleben. Zur positiven Würdigung der Erfahrungen ist es notwendig, die einzelnen Beiträge, die als Beispiele vorgelesen werden können, bewusst wertschätzend vorzustellen.

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