40 Jahre Geburtsmedizin - kup.at · tionen von S. M. M. Karim Prostaglandine als Wehenmittel...

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Geburtshilfe ∕ Frauen-Heilkunde ∕ Strahlen-Heilkunde ∕ Forschung ∕ Konsequenzen Homepage: www.kup.at/speculum Online-Datenbank mit Autoren- und Stichwortsuche P.b.b. 02Z031112 M, Verlagsort: 3003 Gablitz, Linzerstraße 177A/21 Krause & Pachernegg GmbH • Verlag für Medizin und Wirtschaft • A-3003 Gablitz Gruber W 40 Jahre Geburtsmedizin Speculum - Zeitschrift für Gynäkologie und Geburtshilfe 2008; 26 (3) (Ausgabe für Österreich), 11-14 Speculum - Zeitschrift für Gynäkologie und Geburtshilfe 2008; 26 (3) (Ausgabe für Schweiz), 11-11

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Geburtshilfe ∕ Frauen-Heilkunde ∕ Strahlen-Heilkunde ∕ Forschung ∕ Konsequenzen

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Online-Datenbank mit Autoren-

und Stichwortsuche

P.b.b. 02Z031112 M, Verlagsort: 3003 Gablitz, Linzerstraße 177A/21

Krause & Pachernegg GmbH • Verlag für Medizin und Wirtschaft • A-3003 Gablitz

Gruber W

40 Jahre Geburtsmedizin

Speculum - Zeitschrift für Gynäkologie und Geburtshilfe 2008; 26 (3)(Ausgabe für Österreich), 11-14

Speculum - Zeitschrift für Gynäkologie und Geburtshilfe 2008; 26 (3)(Ausgabe für Schweiz), 11-11

T h o m a s S t a u d i n g e r

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2. Auflage Jänner 2019ISBN 978-3-901299-65-078 Seiten, div. Abbildungen19.80 EUR

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25. Jahrgang, 3/2008

40 Jahre Geburtsmedizin

W. Gruber

Einleitung

Die vergangenen 40 Jahre brachten für dieGeburtsmedizin wesentliche Veränderun-gen und Fortschritte, teilweise allerdingsauch Fehlentwicklungen und Enttäuschun-gen.

1966 hatte Erich Saling (Abb. 1)in Berlin sein epochales Buch„Das Kind im Bereich derGeburtshilfe“ veröffentlicht,in dem er den fetalen Kreis-lauf beschreibt und die Mikro-blutgasanalyse sowie die Am-nioskopie vorstellt. Er hat da-mit eine neue Ära in der Geburtshilfe einge-leitet.

Etwa zeitgleich registrierte Roberto Caldeyro-Barcia (Abb. 2) in Montevideo, Urugay, dieWehentätigkeit des Uterus mittels Intra-uterinkatheters und definierte die Wehenqua-litäten. Edward Hon leitete in Kaliforniendas fetale EKG mit seiner Clip-Elektrodevom fetalen Skalp ab und definierte die Herz-frequenzalterationen Ungeborener. Beide De-finitionen haben bis heute weitgehend ihreGültigkeit behalten.

Die perinatale Mortalität betrug in Mittel-europa Ende der 1960er-Jahre über 2 %. Skan-dinavische Länder hatten bereits bessereErgebnisse, daher war Handlungsbedarf ge-

geben. Die Geburtshelfer setzten große Hoff-nungen in die neuen Geburtsüberwachungs-methoden.

Fortbildung in Obergurgl

1969 inaugurierte der Vor-stand der II. Wiener Frauen-klinik, Prof. Hugo Husslein(Abb. 3), die Winterfortbil-dungswoche für Frauen-ärzte in Tirol. Eines der Zieledieser Tagung war es, dieneuen Techniken der Ge-burtsüberwachung zu pro-pagieren. An seiner Klinikwurde ein Intensivkreißsaal eingerichtet, indem alle Überwachungsmethoden zur Verfü-gung standen.

Für KollegInnen geburtshilflicher Abtei-lungen von Schwerpunktkrankenhäusernwurden an der Klinik Kurse in Kardioto-

2: RobertoCaldeyro-Barcia (li.)(mit K. Baumgartenim Intensivkreiß-saal) (re.)

3: Prof. HugoHusslein

Fortsetzung auf Seite 121: Erich Saling

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26. Jahrgang, 3/2008

kographie und Mikroblutgasanalyse abge-halten. Prof. Kurt Baumgarten erwirkte,dass das Gesundheitsministerium alle öster-reichischen Geburtshilfe-Abteilungen mitden erforderlichen Geräten ausstattete.

Das fetale EKG

Mittels Skalp-Elektroden war es möglich,das fetale EKG in passabler Qualität abzulei-ten. Es lag nahe, die EKG-Kurve ähnlich wiebeim Erwachsenen-EKG zu analysieren, umeventuell auf das Befinden des Fetus rück-schließen zu können. Diese Versuche warennicht sehr erfolgreich. Selbst die zeitgemä-ße Computeranalyse der ST-Strecke mitdem ST-Analysegerät (STAN) konnte sichbisher nicht durchsetzen. Da das Skalp-EKGmit einem Infektionsrisiko von etwa 1 % ver-bunden war, wurde es von nicht invasivenMethoden weitgehend abgelöst.

Die Wehenhemmung

Anfang der 1970er-Jahre wurden Betasym-pathikomimetika (Ritodrin, Hexoprenalinu. a.) als Wehenhemmer verfügbar und Ge-burtshelfer und Neonatologen hofften, da-mit die Frühgeburtenrate von ca. 8 % deut-lich senken zu können. Die II. Universitäts-Frauenklinik veranstaltete zu diesem The-ma 1972 ein internationales Symposium inBaden bei Wien.

Betamimetika wurden damals als Dauerin-fusion sowie auch oral verabreicht. Eine si-gnifikante Reduktion der Frühgeburtengelang damit leider nicht. Es ist nicht aus-zuschließen, dass auch die modernen, ne-benwirkungsarmen Oxytocinantagonistendieses Ziel verfehlen.

Versuche, die Treffsicherheitdes Kardiotokogramms (CTG)zu verbessern

Die Geburtshilfe der 1970er-Jahre war voneinem großen Vertrauen in die technischenMöglichkeiten geprägt. Zahlreiche Metho-den wurden entwickelt und erprobt, in derAbsicht, die Aussagekraft des inzwischen weit-gehend etablierten CTG weiter zu verbes-sern.

A. und Renate Huch konstruierten in Züricheine beheizte Elektrode, die die Sauerstoff-

spannung im Kapillarblut der fetalen Kopf-haut messen und kontinuierlich registrie-ren konnte. Die Firma Roche erfand eineGlaselektrode, mit deren Hilfe der pH-Wertin der Subcutis des fetalen Skalps gemessenund aufgezeichnet werden konnte. R. Knitzaließ in München ein Pulsoxymeter patentie-ren, das mithilfe einer Spiralelektrode amvorliegenden Kindesteil angebracht wurdeund reflektometrisch die Sauerstoffsättigungmessen konnte. Diese und andere Methodenwaren störanfällig, zu invasiv und erbrach-ten nicht die erhoffte zusätzliche Sicher-heit. Sie fanden daher keinen Eingang in dieRoutine.

Die Lungenreife

Schon 1968 hatte L. Liggins in Auckland,New Zealand, seine Studien zur Induktionder fetalen Lungenreife mit Kortikosteroi-den durchgeführt und publiziert. Die Lun-genreife wurde damals im Fruchtwasser mitchemischen oder physikalischen Methoden(Schütteltest nach Clements, Lecithin/Sphingomyelin- (L/S-) Ratio, Wilhelmy-Waage u. a.) gemessen. Diese Tests werdenheute kaum noch angewendet. Geblieben istdie Lungenreifeinduktion. Sie stellt einenechten Meilenstein in der Geburtsmedizindar. Es hat allerdings noch viele Jahre ge-dauert, bis die wissenschaftlichen Gesell-schaften ihre Leitlinien zur Durchführungder Lungenreifung mit Betamethason oderDexamethason publiziert haben.

Die Österreichische Gesellschaftfür Perinatale Medizin

1973 wurde nach deutschem Vorbild dieÖsterreichische Gesellschaft für PerinataleMedizin von dem Geburtshelfer Kurt Baum-garten, dem Neonatologen Otto Thalham-mer und dem Anästhesisten Otto Mayrho-fer-Krammel (Abb. 4–6) gegründet. EineHauptaufgabe der Gesellschaft bestand zu-nächst darin, Fortbildungsveranstaltungenim ganzen Land abzuhalten, mit dem Ziel,die Schwangerenbetreuung, die Geburts-überwachung und die Versorgung der Neu-geborenen zu verbessern. Es wurde immeroffensichtlicher, dass Verbesserungen dergeburtshilflichen Ergebnisse nicht nur einegute Geburtsüberwachung erfordern, son-dern vor allem schon eine konsequenteSchwangerenbetreuung.

4: Kurt Baumgarten

5: Otto Thalhammer

6: Otto Mayrhofer-Krammel

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Der österreichische Mutter-Kind-Pass (MKP)

1974 wurde von GesundheitsministerinIngrid Leodolter (Abb. 7) der erste MKP ein-geführt. Er war anfangs im unhandlichenDIN-A-5-Format ausgeführt und mit einemDurchschreibesystem ausgestattet, das leidernie ausgewertet wurde.

Der MKP regelte relativ streng die Zahl undden Zeitpunkt der Schwangerenuntersu-chungen, der Labortests, der Ultraschallunter-

suchungen und der kin-derärztlichen Untersu-chungen.

Da die Durchführungder empfohlenen Un-tersuchungen mit ei-ner erhöhten Geburten-beihilfe belohnt wurde,fand der MKP rasch all-gemeine Akzeptanz. In-

nerhalb weniger Jahre sank die perinataleMortalität von 2 % auf 0,7 %.

Die programmierte Geburt

Mitte der 1970er-Jahre hielten es viele Ge-burtshelfer für sinnvoll, Geburten zu pro-grammieren; die Geburtseinleitung ambzw. kurz vor dem Termin sollte sowohl fürdie Schwangere und deren Familie als auchfür den Geburtshelfer Vorteile bringen.Zudem waren nach Versuchen und Publika-tionen von S. M. M. Karim Prostaglandineals Wehenmittel verfügbar geworden, die inmancher Hinsicht dem Oxytocin überlegenwaren. Alle namhaften Geburtshelfer ka-men 1976 nach Freiburg, wo H. G. Hillemansdas 1. Freiburger Kolloquium zu genann-tem Thema organisiert hatte. Alle berichte-ten stolz über ihre Erfolge mit den verschie-denen Methoden der Geburtseinleitung imRahmen der programmierten Geburt. Diesebrachte allerdings eine erhöhte Rate an pro-7: Ingrid Leodolter

Fortsetzung auf Seite 14

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26. Jahrgang, 3/2008

trahierten Geburten und operativen Geburts-beendigungen mit sich, daher wurde es baldwieder stiller um diese Methode, obwohl siebis heute immer noch einige Anhänger undeinige Indikationen hat.

Die Gegenbewegung

Eine WHO-Delegation, der u. a. auch R.Caldeyro-Barcia angehörte, traf sich 1986 inFortaleza, Brasilien, um Richtlinien für dieBetreuung von Gebärenden zu erarbeiten.Das sogenannte „Fortaleza-Papier“ empfahl,keine elektronische Geburtsüberwachungdurchzuführen, weil deren Sinnhaftigkeitnicht durch Doppelblindstudien belegt war.Weiters wurden Einläufe unter der Geburt,das Rasieren von Haaren und eine Geburts-position in Rückenlage sowie routinemä-ßige Episiotomien abgelehnt.

Die FIGO sowie die Deutsche Gesellschaftfür Geburtshilfe und Gynäkologie habensich offiziell gegen die Empfehlungen desFortaleza-Papiers der WHO ausgesprochen.

Heute ist die elektronische Geburtsüber-wachung in westlichen Ländern nicht mehrwegzudenken. Sie ist schon alleine aus fo-rensischen Gründen erforderlich. Für Ent-wicklungsländer mögen die Empfehlungenvon Fortaleza geeignet erscheinen.

Die Hebammengesetze

1993 sorgte ein neues österreichisches Hebam-mengesetz (HebG 93) für Irritation unter denGeburtshelfern. Es spiegelte ein zuneh-mendes Selbstbewusstsein der Hebammenwieder. Im HebG 93 heißt es u. a.: „Die Heb-amme betreut die Schwangere vom Beginnder Schwangerschaft bis 8 Wochen nach derGeburt“ ... „Sie leitet die Geburt und unter-sucht die Frau und das Neugeborene“ ...

„Schwangere und Ärzte sind verpflichtet,bei jeder Geburt eine Hebamme beizuzie-hen“ ... „Hebammen können Gebärende inihrer Wohnung aufnehmen“ ... etc.

1999 kam eine weitere Änderung des Hebam-mengesetzes dazu: Die Ablegung der Reife-prüfung (Matura) wurde Voraussetzungzum Besuch einer österreichischen Hebam-menakademie. 2004 wechselten die WienerSpitalshebammen, zum Teil auf ihren eige-nen Wunsch und insbesondere auf Wunschihrer sehr aktiven Gremialleiterinnen, mit-tels eines Wiener Landesgesetzes von denPflegedirektionen zu den Ärztlichen Direk-tionen.

Trotz der nicht zu übersehenden Expan-sionstendenzen der Hebammen funktioniertdie Zusammenarbeit zwischen ihnen undden Geburtshelfern weitgehend zufrieden-stellend.

Das österreichische Geburten-register

Nach einer enttäuschend langen Vorlaufzeitist es Geburtshelfern und Gesundheitspoli-tikern letztlich gelungen, die Daten der Mehr-zahl der Geburten des Landes im Gebur-tenregister Österreich, das in Tirol behei-matet ist, zentral zu erfassen. Die einschlä-gigen Jahresberichte sind immer eine span-nende Lektüre.

Ins Auge springt unter anderem die jähr-lich steigende Sectiofrequenz. Ob es dabeiauch einmal eine Gegenbewegung gebenwird?

Abbildungen 4, 5, 6 aus: Dadak C (Hrsg). Fest-schrift 30 Jahre Österreichische Gesellschaft fürPrä- und Perinatale Medizin, 2003, mit freund-licher Genehmigung.

Prof. Dr. Walther Gruber

1968 bis 1994 Assistent der II. Universitäts-Frauenklinik Wien. 1994 bis 2006 Vorstand der Gynäkologisch-Geburtshilflichen Abteilung des Kaiser-Franz-Josef-Spitales in 1100 Wien, Kundratstraße 3.

Korrespondenzadresse:Prof. Dr. Walther GruberA-1090 Wien, Nußdorfer Straße 3E-Mail: [email protected]

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