6 Research Deutsche Bank 10 Prognosen - db.com · Volle Schiffe statt Krisenstimmung am Hafen von...

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Weltwirtschaftswachstum in % zum Vorjahr; e = Erwartung der Deutschen Bank QUELLE: IMF/PROGNOSEN DEUTSCHE BANK GLOBAL MARKETS, STAND: 23. 11. 2015 2003 3,8 04 5,1 10 5,4 15e 3,1 13 3,2 05 4,8 06 5,4 11 4,1 2016e 3,4 14 3,3 07 5,5 12 3,2 Research _Ausblick 2016 6 Deutsche Bank_results FOTO: MARIO ANDREYA FOTO: IMAGINECHINA/CORBIS Geldpolitik – Noten- banker handeln auf unerforschtem Gebiet Die Geldpolitik wird ihren starken Ein- fluss auf die Entwicklung der globalen Kapitalmärkte behalten. Ob die Noten- banken die Märkte dabei eher stützen oder weiter verunsichern, wird davon ab- hängen, wie stringent und nachvollzieh- bar Fed, EZB & Co. ihre Politik gestalten. Vieles spricht für eine Leitzinsanhebung der Fed bereits in diesem Dezember, darüber hinaus erwartet Ulrich Stephan ein bis zwei weitere im kommenden Jahr. Die Europäische Zentralbank dage- gen könnte neben der Senkung des Ein- lagezinssatzes bald auch eine Ausweitung ihres Anleiheankaufprogramms bis zum März 2017 beschließen. Das schwächt den Euro und sollte der nach wie vor kriseln- den Eurozone wirtschaftlich weiter auf die Beine helfen. Wachstum – schwacher Trend, stabiler Zyklus Das weltweite Wachstum dürfte sich zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder leicht beschleuni- gen: von 3,1 Prozent 2015 auf fast 3,5 Prozent. Dabei lösen Binnen- konsum und Dienstleistungen die Industrieproduktion voraus- sichtlich als Wachstumstreiber ab. Für Deutschland rechnet Ste- phan mit 1,9 Prozent, für die USA mit 2,5 und für Japan immerhin noch mit 1,5 Prozent Wachstum. Politik – Sorgen um Europa, Ruhe in den USA In Europa können 2016 viele politische Themen für Unruhe sorgen: die anhalten- den Probleme der Peripherieländer und der nach wie vor schwelende Ukraine- konflikt ebenso wie die Unabhängigkeits- bestrebungen Kataloniens. Ob darüber hinaus im späteren Jahresverlauf auch ein möglicher EU-Austritt Großbritanniens wieder auf den Tisch kommt, bleibt abzuwarten. Dagegen dürfte es in den USA – trotz der anstehenden Präsident- schaftswahlen im November und ein- zelner Diskussionen, etwa um das landes- weite Krankenversicherungssystem („Obamacare“) – vergleichsweise ruhig bleiben. Auch wegen des jüngst erziel- ten fiskalischen Kompromisses zwischen Republikanern und Demokraten könnte die US-Wirtschaft im kommenden Jahr von innenpolitischen Risiken weniger stark betroffen sein als die Volks- wirtschaften in Europa oder Asien. Was bringt das Jahr für Anleger? In seinem Konjunkturausblick rechnet Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, mit zyklischer Erholung in den Industrieländern und einer Stabilisierung in China 10 Prognosen für das Jahr 2016

Transcript of 6 Research Deutsche Bank 10 Prognosen - db.com · Volle Schiffe statt Krisenstimmung am Hafen von...

Weltwirtschaftswachstum in % zum Vorjahr; e = Erwartung der Deutschen Bank

QUELLE: IMF/PROGNOSEN DEUTSCHE BANK GLOBAL MARKETS, STAND: 23. 11. 2015

2003

3,8

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Geldpolitik – Noten-banker handeln auf unerforschtem GebietDie Geldpolitik wird ihren starken Ein-

fl uss auf die Entwicklung der globalen

Kapitalmärkte behalten. Ob die Noten-

banken die Märkte dabei eher stützen

oder weiter verunsichern, wird davon ab-

hängen, wie stringent und nachvollzieh-

bar Fed, EZB & Co. ihre Politik gestalten.

Vieles spricht für eine Leitzinsanhebung

der Fed bereits in diesem Dezember,

darüber hinaus erwartet Ulrich Stephan

ein bis zwei weitere im kommenden

Jahr. Die Europäische Zentralbank dage-

gen könnte neben der Senkung des Ein-

lagezinssatzes bald auch eine Ausweitung

ihres Anleiheankaufprogramms bis zum

März 2017 beschließen. Das schwächt den

Euro und sollte der nach wie vor kriseln-

den Eurozone wirtschaftlich weiter auf

die Beine helfen.

Wachstum – schwacher Trend, stabiler ZyklusDas weltweite Wachstum dürfte sich zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder leicht beschleuni-gen: von 3,1 Prozent 2015 auf fast 3,5 Prozent. Dabei lösen Binnen-konsum und Dienstleistungen die Industrieproduktion voraus-sichtlich als Wachstumstreiber ab. Für Deutschland rechnet Ste-phan mit 1,9 Prozent, für die USA mit 2,5 und für Japan immerhin noch mit 1,5 Prozent Wachstum.

Politik – Sorgen um Europa, Ruhe in den USAIn Europa können 2016 viele politische

Themen für Unruhe sorgen: die anhalten-

den Probleme der Peripherieländer und

der nach wie vor schwelende Ukraine-

konfl ikt ebenso wie die Unabhängigkeits-

bestrebungen Kataloniens. Ob darüber

hinaus im späteren Jahresverlauf auch

ein möglicher EU-Austritt Großbritanniens

wieder auf den Tisch kommt, bleibt

abzuwarten. Dagegen dürfte es in den

USA – trotz der anstehenden Präsident-

schaftswahlen im November und ein-

zelner Diskussionen, etwa um das landes-

weite Krankenversicherungssystem

(„Obamacare“) – vergleichsweise ruhig

bleiben. Auch wegen des jüngst erziel-

ten fi skalischen Kompromisses zwischen

Republikanern und Demokraten

könnte die US-Wirtschaft im kommenden

Jahr von innenpolitischen Risiken

weniger stark betroffen sein als die Volks-

wirtschaften in Europa oder Asien.

Was bringt das Jahr für Anleger? In seinem Konjunkturausblick rechnet Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, mit zyklischer Erholung in den Industrieländern und einer Stabilisierung in China

10 Prognosen für das Jahr 2016

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Gute Trefferquote 2015Wie steht es um die Prognosen 2015, die vor einem Jahr vorgestellt wurden?

Von zehn Voraussagen haben sich neun bewahrheitet, über die Zinserhöhung der Fed

war bei Redaktionsschluss noch nicht entschieden.

Währungen – Wechselkurse als Performance-TreiberBeim US-Dollar sieht Stephan klare Tendenzen: „Ich

gehe davon aus, dass der ‚Greenback‘ im Vergleich

zu allen bedeutenden Währungen weiter an Stärke

gewinnen wird.“ Im Hinblick auf den Euro dürfte

im Jahresverlauf 2016 zumindest die Parität erreicht

werden. Für Schwellenländer wie China oder

Indien sollten sich die negativen Auswirkungen einer

sukzessiven Dollar-Aufwertung in Grenzen halten.

Bei Ländern mit Defi ziten in der Leistungsbilanz und

dem Haushalt – sogenannten Doppeldefi ziten – und

stockenden Strukturreformen (etwa Brasilien oder

die Türkei) müssten Anleger jedoch mit kurzfristigen,

auch größeren Wechselkursschwankungen rechnen.

Volle Schiffe statt Krisenstimmung am Hafen von Shenzhen: Die Deutsche Bank prognostiziert für China ein Wachstum von 6,5 Prozent. Die Stabilisierung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt könnte auch positive Auswirkungen auf die Kurschancen im DAX haben

* WIRD FÜR DEZEMBER 2015 ERWARTET

Wachstum in USA, China, Europa: mehr, weniger, überschaubar

Nullzinspolitik fi ndet ein Ende: Fed macht den ersten Schritt

2014 war nur der Anfang: US-Dollar wertet weiter auf

Steigende Zinsen bei Staatsanleihen: Höher ist noch lange nicht hoch genug

Chancen am Rentenmarkt – aber nicht vor der Haustür

Keine Lust auf Minizinsen – Immobilien als Alternative

Volatile Aktienmärkte in Europa und USA: zwischen Überraschung und Stabilität

Aktienmärkte honorieren Reformen: China, Indien & Co. im Aufwind

Risiken – alte und neue Bekannte

Niedrige Zinsen, schwankende Aktien – das Portfolio macht den Unterschied aus

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Konsensus-Gewinnschätzungen 2016, Steigerung in % zum Vorjahr

QUELLE: IBES/DATASTREAM/DEUTSCHE BANK GLOBAL MARKETS, STAND: 19. 11. 2015

MSCI Asia ex Japan

MSCI World

7,6

S&P 500

7,7

MSCI EM

9,8

Stoxx 600

7,4

Euro Stoxx

8,78,4

Topix

10,2

Aktuelle Rendite ausgewählter Anleihesegmente, in %

QUELLE: DEUTSCHE BANK, STAND: 13. 11. 2015

Investment-Grade-Unternehmens-

anleihe

High-Yield-Unternehmens-

anleiheStaats-anleihe

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1,2

USD

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Research_Ausblick 20168 Deutsche Bank_r e s u l t s

Aktien – hohe Bewertungen bleiben hochAktien dürften 2016 ein gefragtes

Investment bleiben. Hauptgrund da-

für ist das erwartete einstellige

Gewinnwachstum der Unternehmen.

Bei stabilen bis leicht anziehenden

Bewertungen, etwa in China und den

USA, könnten die Aktienpreise im

mittleren einstelligen Bereich zulegen

– zuzüglich Dividendenzahlungen.

Auf Sektorenebene dürften zunächst

Zykliker – Finanzen, Technologie,

Nichtbasiskonsum – und im weiteren

Jahresverlauf defensivere Werte,

etwa Gesundheit und Basiskonsum,

im Anlagefokus stehen. Stützend auf

die Aktiennachfrage sollte sich das

niedrige Zinsumfeld auswirken: Aktien-

märkte werden dadurch für Investo-

ren auf der Suche nach rentierlichen

Anlagen immer interessanter.

Aktien – mit „Sicherheit“ dabei bleibenNach sieben Jahren Bullenmarkt könnten sich die Aktienkurse im kommenden Jahr verhaltener entwickeln. Unter anderem weil die Unternehmensgewinne nur einstellig zulegen dürften – mit positivem Überraschungs-potenzial in der Eurozone. Für Anleger wird es darauf ankom-men, in einem breit diversifi -zierten Portfolio die richtigen Akzente zu setzen: Auf regio-naler Ebene erscheinen die ent-wickelten Märkte – etwa die Eurozone, Japan und die USA – insgesamt aussichtsreicher als die Schwellenländer. Bei den Branchen und Unternehmen gilt es diejenigen zu identifi zieren, die ihre Umsätze und Margen gegen den allgemeinen Trend weiter steigern können.

Renten – viel Ärger für wenig RenditeAnleihen mit vergleichsweise geringem

Risiko, zum Beispiel zehnjährige Bundes-

anleihen, dürften auch im kommenden

Jahr kaum interessante Renditen bringen.

„Potenzial sehe ich dagegen bei US-Unter-

nehmensanleihen mit Investment-Grade“,

erklärt Ulrich Stephan. Hier könnten

rund 3,5 Prozent Rendite möglich sein.

Für eine noch höhere Rendite ist ein

überproportional hohes Risiko einzuge-

hen. So dürften im US-High-Yield-Bereich

die Ausfallraten deutlich anziehen.

Bei Schwellenländer-Anleihen wird nach

Meinung von Ulrich Stephan viel von

der Währungsentwicklung abhängen:

Stabilisieren sich die Wechselkurse

gegenüber Euro und US-Dollar, könnten

wieder einträgliche Renditen möglich

sein. Hin zu kommt der Einfl uss Chinas:

Kann die zweitgrößte Volkswirtschaft der

Welt positiv überraschen, könnten Schwel-

lenländer-Anleihen davon profi tieren.

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Research_Ausblick 2016 9Deutsche Bank_r e s u l t s

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Immobilien – Metropolen gehörtdie ZukunftDer Trend der vergangenen Jahre wird

sich 2016 voraussichtlich fortsetzen:

Weltweit zieht es die Menschen in die

Metropolregionen. Mit der damit ver-

bundenen Nachfrage nach Immobilien

dürfte das Angebotswachstum nicht

Schritt halten – steigende Preise wären

die Folge. In Europa erscheinen insbe-

sondere deutsche Standorte interessant,

da sie im Gegensatz zu bereits weit

gelaufenen Märkten wie London nach wie

vor fair bewertet scheinen – eine Blasen-

bildung ist am deutschen Immobilien-

markt derzeit nicht in Sicht. In den USA

sieht die Deutsche Bank den intakten

Arbeitsmarkt weiter als starken Treiber.

Insgesamt rechnet Ulrich Stephan einem

global breit gestreuten Immobilien-

portfolio die größten Renditechancen zu.

Risiken – fragen Sie den Notenbanker Ihres VertrauensNeben geopolitischen Risiken dürfte die Geldpolitik der größte Unsicherheitsfaktor im Jahr 2016 sein. So könnte im Zuge der Leitzinserhöhungen der Fed der US-Dollar zu stark aufwerten und damit Rohstoffpreise sowie Schwellenländer-Währungen unter Druck setzen. Darüber hinaus dürften auch die Sorgen um das Wachstum Chinas noch nicht ausgestanden sein. Weiteres Risikopotenzial sieht Ulrich Stephan unter anderem in einem möglichen Ausufern der Abwertungstendenzen bedeu-tender Währungen („Währungs-krieg“) sowie einem Einbruch der Unternehmensgewinne in den USA. Alles in allem ist durch die Vielzahl regionaler und globaler Unsicherheitsfaktoren im kommenden Jahr weiter mit vergleichsweise hohen Schwan-kungen an den internationalen Kapitalmärkten zu rechnen.

Rohstoffe – im Schatten von Dollar und AngebotAufgrund der vielen Einfl ussfaktoren

sind Prognosen zum Öl mit großen

Unsicherheiten behaftet. „Ich gehe

allerdings davon aus, dass beim Ölpreis

zumindest bald die Tiefststände erreicht

sein dürften“, meint Ulrich Stephan.

Angebot und Nachfrage sollten sich

jedoch erst gegen Ende des Jahres 2016

annähern und die Preise anziehen.

Ebenso unsicher gestalten sich derzeit

Prognosen zum Gold: Zwar könnten einige

Notenbanken vor allem in den Schwel-

lenländern ihre Bestände ausbauen, für

Gegenwind dürften jedoch steigende

Zinsen in den USA und ein erstarkender

Dollar sorgen. Stephan sieht beim

Gold deshalb seitwärts tendierende oder

sogar eher fallende Preise.

Ulrich Stephan empfi ehlt Mut zum Risiko: „Anleger, die ein Mindestmaß an Rendite anstreben, kommen um Aktien auch im Jahr 2016 nicht herum“

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