6.5 Betriebliche Gesundheitsförderung · PDF file6 Professionalität und...

10
IQES – Band 2: 40 Qualitätsbereiche mit Umsetzungsideen 352 Autoren: Gerold Brägger / Norbert Posse IQES online I www.iqesonline.net 6.5 Betriebliche Gesundheitsförderung Der Arbeitsplatz gilt in der heutigen Zeit für viele als Stressquelle Nummer eins. Der ständige Zwang zu höheren Leistungen, die zunehmende Verant- wortung im Arbeitsalltag und eine engere Überwachung durch Vorgesetzte sind häufig genannte Ursachen von Stress. Die potenziellen Stressfaktoren in der Arbeit von Lehrpersonen sind vielfältiger Natur: die Aufgabe selbst, die Arbeitsorganisation, physische Bedingungen, soziale Bedingungen, organisatorische Rahmenbedingungen. Lang andauernde Belastungen im Arbeitsalltag haben konkrete Auswir - kungen sowohl auf die Motivation und Zufriedenheit der Lehrpersonen als auch auf ihre Gesundheit. Deshalb ist es wichtig, dass sich die Schule über- legt, welche Faktoren am Arbeitsplatz dazu beitragen können, die Gesund- heit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu stärken. Ausgehend von einem Verständnis von Gesundheitsförderung, wie es von der Weltgesundheitsor- ganisation in der Ottawa-Charta formuliert wurde, und auf der Grundlage arbeitspsychologischer Stress- und Ressourcenkonzepte lassen sich Konse- quenzen für betriebliche Gesundheitsförderung formulieren. Dazu gehören vor allem die Verbindung verhaltens- und verhältnisbezogener Maßnahmen, die Langfristigkeit der Interventionen und ihre Integration in einen Prozess der Organisationsentwicklung, die Berücksichtigung von Belastungen und Ressourcen und die Orientierung an einer selbstbestimmten Entwicklung von Gesundheit. In der Wirtschaft hat die betriebliche Gesundheitsförderung in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Bei der Einführung stehen häufig finanzi- elle Überlegungen im Vordergrund, da die durch Absenzen und Krankheit bedingten Kosten gesenkt werden sollen. In diesen Betrieben konnten jedoch weitere Faktoren festgestellt werden, die für die Schule ebenfalls maßge- bend sind: Motivation und Produktion der Mitarbeitenden steigen. Identifikation mit dem Arbeitgeber wächst (niedrigere Fluktuation). Arbeitsklima und Teamgeist werden wesentlich verbessert. Die Firma wird im Markt als innovativ und verantwortungsbewusst wahrge- nommen (Imagegewinn). Als wichtigster Gelingensfaktor ist das gemeinsame Vorgehen zu nennen: Alle müssen am gleichen Strick ziehen. Die folgenden Anregungen zeigen auf, wie eine Schule betriebliche Gesundheitsförderung ganzheitlich angehen kann, indem sie verhaltens- und verhältnisbezogene Maßnahmen verbindet, Interventionen langfristig plant und sie in einen Prozess der Organisations- entwicklung integriert. Begründung

Transcript of 6.5 Betriebliche Gesundheitsförderung · PDF file6 Professionalität und...

I Q E S – B a n d 2 : 4 0 Q u a l i t ä t s b e r e i c h e m i t U m s e t z u n g s i d e e n

352 Autoren: Gerold Brägger / Norbert Posse IQES online I www.iqesonline.net

6.5 Betriebliche Gesundheitsförderung

Der Arbeitsplatz gilt in der heutigen Zeit für viele als Stressquelle Nummer

eins. Der ständige Zwang zu höheren Leistungen, die zunehmende Verant-

wortung im Arbeitsalltag und eine engere Überwachung durch Vorgesetzte

sind häufig genannte Ursachen von Stress. Die potenziellen Stressfaktoren

in der Arbeit von Lehrpersonen sind vielfältiger Natur:

• dieAufgabeselbst,

• dieArbeitsorganisation,

• physischeBedingungen,

• sozialeBedingungen,

• organisatorischeRahmenbedingungen.

Lang andauernde Belastungen im Arbeitsalltag haben konkrete Auswir-

kungen sowohl auf die Motivation und Zufriedenheit der Lehrpersonen als

auch auf ihre Gesundheit. Deshalb ist es wichtig, dass sich die Schule über-

legt, welche Faktoren am Arbeitsplatz dazu beitragen können, die Gesund-

heit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu stärken. Ausgehend von einem

Verständnis von Gesundheitsförderung, wie es von der Weltgesundheitsor-

ganisation in der Ottawa-Charta formuliert wurde, und auf der Grundlage

arbeitspsychologischerStress-undRessourcenkonzeptelassensichKonse-

quenzen für betriebliche Gesundheitsförderung formulieren. Dazu gehören

vor allem die Verbindung verhaltens- und verhältnisbezogener Maßnahmen,

die Langfristigkeit der Interventionen und ihre Integration in einen Prozess

derOrganisationsentwicklung,dieBerücksichtigungvonBelastungenund

Ressourcen unddieOrientierung an einer selbstbestimmtenEntwicklung

von Gesundheit.

In der Wirtschaft hat die betriebliche Gesundheitsförderung in den letzten

JahrenanBedeutunggewonnen.BeiderEinführungstehenhäufigfinanzi-

elleÜberlegungen imVordergrund, dadie durchAbsenzenundKrankheit

bedingtenKostengesenktwerdensollen.IndiesenBetriebenkonntenjedoch

weitere Faktoren festgestellt werden, die für die Schule ebenfalls maßge-

bend sind:

• MotivationundProduktionderMitarbeitendensteigen.

• IdentifikationmitdemArbeitgeberwächst(niedrigereFluktuation).

• ArbeitsklimaundTeamgeistwerdenwesentlichverbessert.

• DieFirmawirdimMarktalsinnovativundverantwortungsbewusstwahrge-

nommen(Imagegewinn).

Als wichtigster Gelingensfaktor ist das gemeinsame Vorgehen zu nennen:

Alle müssen am gleichen Strick ziehen. Die folgenden Anregungen zeigen auf,

wie eine Schule betriebliche Gesundheitsförderung ganzheitlich angehen

kann, indem sie verhaltens- und verhältnisbezogene Maßnahmen verbindet,

Interventionen langfristig plant und sie in einen Prozess der Organisations-

entwicklung integriert.

Begründung

6 P r o f e s s i o n a l i t ä t u n d P e r s o n a l e n t w i c k l u n g

IQES online I www.iqesonline.net Autoren: Gerold Brägger / Norbert Posse 353

6.5.1 Betriebliche Gesundheitsförderung ist Organisationsentwicklung

Betriebliche Gesundheitsförderung ist ein fester Bestandteil der

Organisationsentwicklung

Die Schule integriert die betriebliche Gesundheitsförderung in den Prozess

der Organisationsentwicklung. Die Interventionen sind in der langfristigen

Strategieplanung verankert. Der Umsetzungsplan verbindet verhaltens- und

verhältnisbezogeneMaßnahmenundberücksichtigtdabeiBelastungenund

Ressourcen gleichermaßen. Die Schule orientiert sich insgesamt an einer

selbstbestimmtenEntwicklungvonGesundheit.

QM 6.5.1

Schlüsselindikatoren

Professionelles Handeln der Lehrpersonen, Schulleiterinnen und Schulleiter 1 2 3 4

Grundhaltung AlleBeteiligtensindmotiviert,betrieblicheGesundheitsförderungumzu-

setzen.

Die beteiligten Personen verfügen über ein hohes Maß an Selbstbestim-

mung und zeigen ein hohes Gesundheitsbewusstsein.

KlareAufgaben AlleBeteiligtenkennenihreindividuellenAufgabenundMöglichkeitenin

der betrieblichen Gesundheits- und Sicherheitsförderung.

Eigene Qualitätsziele:

Schule 1 2 3 4

Institutionalisierung Die Gesundheitsförderung ist im Leitbild und Schulprogramm der Schule

verankert.

Die Nachhaltigkeit der Gesundheitsförderung ist durch die Verankerung in

einer langfristigen Planung gewährleistet.

FürjedesSchuljahrsindSchwerpunktefürdieUmsetzungdefiniert.

Die geplanten Maßnahmen verbinden verhaltens- und verhältnisbezogene

Maßnahmen.

Wirkung Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeigen eine hohe Arbeitsmotivation und

Zufriedenheit.

DieMitarbeiterinnenundMitarbeitersindkeinenlangandauerndenBe-

lastungen ausgesetzt, fühlen sich selten gestresst und erfreuen sich einer

guten Gesundheit.

Gesundheitsschutz- Die Schulleitung hat Interventionspläne für besondere Problemfelder

management (z.B.PhasenhoherBelastungenimSchuljahr,Drogenproblematik,Krisen).

I Q E S – B a n d 2 : 4 0 Q u a l i t ä t s b e r e i c h e m i t U m s e t z u n g s i d e e n

354 Autoren: Gerold Brägger / Norbert Posse IQES online I www.iqesonline.net

EsgibtinderSchuleeinKonzeptzurSuchtprophylaxeundzumUmgang

mit Suchtproblemen.

Qualitätsziele

der Schule:

Rahmenbedingungen des Bildungssystems 1 2 3 4

KoordinierteUnter- DieUnterstützungsangebotedesGesundheits-unddesBildungssystems

stützungssysteme sindkoordiniertundbietendenSchulenbedarfsorientierteBeratungs-

und Weiterbildungsangebote an.

Qualitätsziele des

Bildungssystems:

Betriebliche Gesundheitsförderung darf nicht ein weiteres Projekt in der

bereitsvielfältigenProjektlandschaftderSchulensein.Vielmehristsiewe-

sentlicherBestandteildesGesamtprozessesderSchulentwicklung.Deshalb

ist es sinnvoll, dass die Schule in einer ersten Phase gemeinsam mit allen

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verschiedene vorbereitende Schritte un-

ternimmt.

1. Schritt:

Einstiegsworkshop – Alle ziehen am gleichen Strick

Damit betriebliche Gesundheitsförderung in der Schule überhaupt eine Ge-

lingenschancehat,müssenalleamgleichenStrickziehen.DerEinstiegswork-

shop hat somit das Ziel, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Idee

der betrieblichen Gesundheitsförderung zu motivieren und aufzuzeigen, wie

die Umsetzung aussehen könnte. Wichtig ist, den Lehrpersonen den persön-

lichen Nutzen von Gesundheitsförderung näher zu bringen, mögliche Umset-

zungsbereichevorzustellenundstrukturell-organisatorischeRahmenbedin-

gungen zu definieren. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten somit

zunächsteineEntscheidungsgrundlagefüreingo or no go.

2. Schritt:

Analyse – Wie gesund ist unsere Schule? Über welche Ressourcen verfügen

wir? Wo drückt der Schuh?

In vielen Schulen ist zu beobachten, dass bereits eine bunte Palette an Ideen

vorhandenist,wieGesundheitsförderungumgesetztwerdenkönnte.Trotz-

dem ist eswichtig, vor derErstellung einesUmsetzungsplanes nochmals

sorgfältighinzuschauen.EinebreitabgestützteAnalysehatdenVorteil,dass

sichaufihrerGrundlageBelastungenundRessourcendifferenzierterfassen

und gleichermaßen berücksichtigen lassen. Im Rahmen der betrieblichen

GesundheitsförderungwerdenfürAnalyseprozessehauptsächlichzweiIn-

strumente eingesetzt: der Fragebogen und der Gesundheitszirkel.

Ideen zur Umsetzung

6 P r o f e s s i o n a l i t ä t u n d P e r s o n a l e n t w i c k l u n g

IQES online I www.iqesonline.net Autoren: Gerold Brägger / Norbert Posse 355

• Fragebogen

Der Fragebogen wird eingesetzt, um von allen Mitarbeiterinnen und Mitar-

beitern zu erfahren, wo sie die Stärken und Schwächen der Schule sehen. Die

ErgebnisseliefernsomiteinrealitätsnahesAbbildderArbeits-undArbeits-

platzbedingungen,dasfürdenZeitraumderBefragungGültigkeitbesitzt.

• Gesundheitszirkel

Darüber hinaus kann ein sogenannter Gesundheitszirkel eingesetzt werden,

der sich aus Vertreterinnen und Vertretern der verschiedenen an der Schule

beteiligten Personengruppen zusammensetzt. Am Gesundheitszirkel betei-

ligensichimIdealfallLehrpersonen,SchülerinnenundSchüler,Eltern,die

Schulleitung,MitgliederderBehördeundderHauswartbzw.dieHauswar-

tin. Die Mitglieder des Gesundheitszirkels treffen sich regelmäßig zu zeitlich

begrenzten Gesprächsrunden. Die Vertreterinnen und Vertreter der verschie-

denenGruppenhaltenBelastungenundRessourcenderArbeitfestunderar-

beiten konkrete Lösungsvorschläge. Diese Vorschläe dienen der Schulleitung

alsEntscheidungsgrundlagefürdieErstellungeinesUmsetzungsplanes.

3. Schritt:

Umsetzungsschwerpunkte definieren

Die Ergebnisse der Fragebogenerhebung und das Maßnahmenpapier des

Gesundheitszirkels bilden optimale Grundlagen, um Umsetzungsschwer-

punkte zu definieren und weitere konkrete Umsetzungsschritte zu planen.

Wichtigistdabei,dassdieErkenntnisseindielangfristigestrategischePla-

nung der Schule einfließen und dabei verhaltens- und verhältnisbezogene

Maßnahmen gleichermaßen berücksichtigt werden.VieleThemen der Ge-

sundheitsförderungstehenmitderSchulealsOrganisationoderdemTeam

im Zusammenhang. Deshalb ist es sinnvoll, gesundheitsfördernde Maßnah-

menindenProzessderSchulentwicklungzuintegrieren.Thematischsollen

dieBelastungenundRessourcenderMitarbeiterinnenundMitarbeiter im

Vordergrund stehen.

I Q E S – B a n d 2 : 4 0 Q u a l i t ä t s b e r e i c h e m i t U m s e t z u n g s i d e e n

356 Autoren: Gerold Brägger / Norbert Posse IQES online I www.iqesonline.net

6.5.2 Verhältnis- und verhaltensbezogene Maßnahmen

Verbindung von Verhaltens- und verhältnisbezogenen Maßnahmen

DieSchuleunterstütztalleBeteiligteninderEntwicklunggesundheitsför-

derlicherLebensweisen(Verhalten)undträgtdurcheinebewussteArbeits-

gestaltung zur Entwicklung gesundheitsfördernder Lebensbedingungen

(Verhältnisse)bei.

Verhaltensprävention: Kompetenzorientierte Weiterbildung

DieLehrkräftekennenihreKompetenzenimBereichGesundheitsförderung,

Ernährung, Entspannung, Stressmanagement und Bewegung. Sie erhalten

dieMöglichkeitzurWeiterbildungundVertiefungdiesesThemas.

QM 6.5.2 a

QM 6.5.2 b

Schlüsselindikatoren

Professionelles Handeln der Lehrpersonen und der Schulleitung 1 2 3 4

Grundhaltung AlleBeteiligtensindmotiviert,betrieblicheGesundheitsförderungumzu-

setzen.

DieLehrkräftekennenunderweiternihreKompetenzenimBereichGe-

sundheitsförderung,Ernährung,Entspannung,Stressmanagementund

Bewegung.

SieerhaltendieMöglichkeitzurWeiterbildungundVertiefungdiesesThe-

mas.

Eigene Qualitätsziele:

Schule 1 2 3 4

Institutionalisierung Die Gesundheitsförderung ist im Leitbild und Schulprogramm der Schule

verankert.

DieFührungsverantwortlichenkennendieBelastungenundRessourcen

der beteiligten Personen.

FürjedesSchuljahrsindSchwerpunktefürdieUmsetzungdefiniert.Die

Umsetzung verbindet verhaltens- und verhältnisbezogene Maßnahmen.

Empowerment DieBeteiligtenwerdenbefähigt,mitBelastungssituationen(z.B.Stress,

Gewalt,Angst,Drogenkonsum)umzugehen.

DieBeteiligtenkennenMöglichkeiten,Ressourcenzufördernundzustär-

ken(z.B.Ernährung,Entspannung,Bewegung).

DieFührungsverantwortlichenkennenInstrumente,umdieBelastungen

undRessourcenderMitarbeiterinnenundMitarbeiterzuerheben.

6 P r o f e s s i o n a l i t ä t u n d P e r s o n a l e n t w i c k l u n g

IQES online I www.iqesonline.net Autoren: Gerold Brägger / Norbert Posse 357

Partizipation Die Schule verfügt über einen Gesundheitszirkel.

Lehrpersonen,Schulleitungsmitglieder,Eltern,SchülerundSchülerinnen

sindanGesundheitsanlässen(Sporttagen,Gesundheitsaktionen)–alsHel-

fendeoderTeilnehmende–dabei.

Weiterbildung AlleLehrpersonenwerdenfürgesundheitsrelevanteThemenwieBewe-

gung,Ernährung,Entspannung,aberauchSelbstmanagementsensibili-

siert,z.B.findenschulinterneGesundheitstageoder-wochenstatt.

DieLehrpersonenbildensichregelmäßigimBereichEntspannung,Ernäh-

rung,BewegungundGesundheitweiter.

Wirkung DieMitarbeiterinnenundMitarbeiterfühlensichbefähigt,mitBela-

stungssituationen umzugehen.

MitarbeiterinnenundMitarbeiterkennenihreRessourcenundnutzensie.

Die Arbeitsgestaltung durch die Führungsverantwortlichen führt zu einer

hohen Zufriedenheit bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Qualitätsziele

der Schule:

Rahmenbedingungen des Bildungssystems 1 2 3 4

KoordinierteUnter- DieUnterstützungsangebotedesGesundheits-unddesBildungssystems

stützungssysteme sindkoordiniertundbietendenSchulenbedarfsorientierteBeratungs-

und Weiterbildungsangebote an.

Qualitätsziele des

Bildungssystems:

Die Umsetzungsmöglichkeiten der betrieblichen Gesundheitsförderung sind

vielfältigundorientierensichstarkandenBedürfnisseneinerSchule.Häu-

fige thematische Schwerpunkte sind einerseits Stressmanagement, Gewalt,

Rauchen,aberauchErnährung,BewegungundEntspannung.Andererseits

kommtdieganzeBandbreitederzehnElementeeinerintegriertenGesund-

heits-undQualitätsförderunginsSpiel:dieEinführungvonprofessionellen

Lern- undArbeitsgemeinschaften in der Schule, die systematische Förde-

rung des selbstständigen Lernen, der Aufbau einer schulinternen Feeedback-

Kulturusw.(➝ A 3.1–3.10).

DiefolgendeTabellezeigtexemplarischauf,wieverschiedeneThemenauf

der Verhaltens- und Verhältnisebene umgesetzt werden können.

Ideen zur Umsetzung

I Q E S – B a n d 2 : 4 0 Q u a l i t ä t s b e r e i c h e m i t U m s e t z u n g s i d e e n

358 Autoren: Gerold Brägger / Norbert Posse IQES online I www.iqesonline.net

Arbeitsgruppe Gesundheitsförderung

SchulleitungundKollegiumbeauftragen eineArbeitsgruppeGesundheits-

förderung oder eine einzelne Verantwortliche für Gesundheitsförderung

(analogMaterialverantwortliche, Informatikverantwortliche usw.) mit der

Aufgabe der betrieblichen Gesundheitsförderung. In einer solchen Arbeits-

gruppekönnenauchElternoderältereSchülerinnenundSchülervertreten

sein. Sie koordiniert, informiert, ist Ansprechstation nach außen, regt an zu

Weiterbildung, evaluiert entsprechende Angebote und Lehrmittel. In Schulen

mitFachlehrpersonengarantierensolcheGruppendenstetenKontaktzwi-

schen den Fachkräften Sport,Hauswirtschaft, Chemie undBiologie. Denn

Bewegen,EntspannungundEssenkanninalldiesenFachbereichen(undvie-

lenweiteren)aufgegriffenwerden.DieKoordinationermöglichteineVertie-

fungunddengemeinsamenSchrittaufdieHandlungsebene.

Kompetenzerwerb durch Teamwork in einem Portfolio sichtbar machen

Tätigkeiten in einerArbeitsgruppe sind attraktiver,wenn dieMöglichkeit

besteht, diese auch in einem Portfolio sichtbar zu machen. Portfolios sind

als integraler Bestandteil von Bildungsprozessen und als Instrument zur

Feststellung, Dokumentation und Bewertung von Kompetenzentwicklung

verankert (➝ A 3.3.4, B 6.3).MittelseinesPortfolios–einer«Mappe»,inderDo-

kumente und Materialien gesammelt, strukturiert, kommentiert, präsentiert

undevaluiertwerden–könnenLehrkräfte,dieimKontextvonErnährung,

Optimale Arbeitsbedingungen:

• guteInfrastruktur

• helle,ruhigeArbeitsplätze

• klareArbeitszeiten

• klardefinierteGefäßefürZusammen-arbeit

KursStressmanagement:Wiegeheichmit Stress um?

KursStimmbildungfürLehrerinnenundLehrer

Entspannungstechniken

Pausen konsequent als Pausen nutzen

StressabbauendurchgemeinsameBe-wegungsaktivitäten

Verhältnisbezogene Maßnahmen Verhaltensbezogene Maßnahmen

Stress

Themenschwerpunkt

RauchfreieArbeitsplätze Rauchfrei-KursfürRaucherinnenundRaucher

Rauchen

Gesunder Pausenkiosk Weiterbildungen:gesundeErnährung

Kochkurs:gesundesKochen

Ernährung

KlarePausenplatzregelung

GroßzügigeRäumlichkeiten

SozialesKompetenztrainingGewalt

EinführungdeskooperativenLernensaufallenEbenen(Schule,Unterrichts-teams,Unterricht)

EntlastendeundstärkendeTeamarbeitdurchdieBildungvonUnterrichtsteams

Methodentraining für Schülerinnen und Schüler

Stärkung des selbstständigen Lernens von Schülerinnen und Schülern

… ……

6 P r o f e s s i o n a l i t ä t u n d P e r s o n a l e n t w i c k l u n g

IQES online I www.iqesonline.net Autoren: Gerold Brägger / Norbert Posse 359

BewegungundGesundheittätigsind,dieindividuellenBeweggründe,Fort-

schritte und Ergebnisse ihrer Lern- und Kompetenzentwicklungsprozesse

dokumentieren.

Als Schule der Burn-out-Gefahr aktiv begegnen

Burn-outwird in der Fachliteratur als Übermüdungssyndrom bezeichnet,

dassowohlimberuflichenalsauchprivatenUmfeld(z.B.inPartnerschaft

undFamilie)Auswirkungenhabenkann.ÜberdiegenauenWirkursachenvon

Burn-out besteht keineEinstimmigkeit. BestimmteMerkmale stehen aber

klar in Zusammenhang mit der Arbeitssituation: Starke Arbeitsbelastung,

fortdauerndeRollenkonflikte,geringeUnterstützungdurchTeamundVor-

gesetztesindengmitBurn-outverbunden.EinwichtigerAnsatzzurBurn-

out-Prophylaxe besteht deshalb darin, die schulische Arbeitssituation so

zu gestalten, dass sie solchenberuflichenBelastungen vorbeugt (Verhält-

nisprävention).DerAufbaueinergesundheitsförderlichenSchulkulturwird

von Fachpersonen als primäre Prävention betrachtet. Als sekundäre Präven-

tiongiltdasfrühzeitigeErkennenundgezielteBearbeitenvongesundheit-

lichen Gefährdungen, und schließlich wird die Intervention in akuten Fällen

(Sucht,Gewaltgegensichundandereusw.)alstertiärePräventionbezeich-

net. Alle drei Formen der Prävention haben einen wichtigen Stellenwert in

einemganzheitlichenKonzeptderschulischenPräventionundGesundheits-

förderung.

Stressmanagement und Entspannungstraining für Lehrpersonen

DerWissensstandinGesundheitsfragenbeiLehrpersonenentsprichtdemje-

nigen ihrer Gesellschaftsschicht, sie sind sensibilisiert, die Frauen mehr als

die Männer. Die persönliche Umsetzung entspricht aber nicht den evidenz-

basiertenEmpfehlungen.UmerfolgreichGesundheitsförderungundStress-

präventionzubetreiben(undzwarineigenerSachewieauchvis-à-visvon

SchülerinnenundSchülern),bedarfeseinerVertiefungundentsprechende

WeiterbildungeninBewegung,StressmanagementundErnährung.

ÜbermäßigerundlangandauernderStressbeeinträchtigtBeziehungen,re-

duziertdasLernvermögenunddieProduktivitätunderhöhtdasRisikovon

ErkrankungenundUnfällen.StressisteinerdergrößtenWidersacherpro-

fessionellerKreativität.WennLehrpersonendurchganzheitlicheStressma-

nagementprogramme lernen, ihre eigenen Stress- und Anspannungsmuster

frühzeitig zu erkennen, können sie ihre Spür- und Wahrnehmungsfähigkeit

erweitern. Durch diese vertiefte körperorientierte Selbstwahrnehmung wer-

den sie auch sensibilisiert für das Stresserleben ihrer Schülerinnen und

Schüler. Sie können erkennen, wann ihre Schülerinnen und Schüler Aktivie-

rungbzw.Entspannungbrauchen,unddafürentsprechendeBewegungs-und

Enspannungssequenzen indenUnterrichteinbauen.DerUnterrichterhält

dadurch eine andere Qualität. Denn eines ist sicher: Lehrerinnen und Leh-

rer, die sich selbst bei ihrer Arbeit wohlfühlen und gerne zur Schule gehen,

sind eine notwendige Voraussetzung dafür, dass auch ihre Schülerinnen und

Schüler gerne zur Schule gehen und sich dort wohlfühlen.

I Q E S – B a n d 2 : 4 0 Q u a l i t ä t s b e r e i c h e m i t U m s e t z u n g s i d e e n

360 Autoren: Gerold Brägger / Norbert Posse IQES online I www.iqesonline.net

Beiträge

• JudithRieser,lic.phil.Psychologin,SupervisionundCoachingBSO,Kanton

Thurgau,Schulevalution,Bankplatz1,8510Frauenfeld.

• StephanieBaumgartnerPerren, [email protected] imAuf-

tragderSchweizerischenGesellschaftfürErnährung(SGE),Effingerstrasse

2,Postfach8333,CH-3001Bern,[email protected];‹www.sge-ssn.ch›.

• RegulaHäfligerBrägger,«StressmanagementfürLehrerinnenundLehrer».

KurseanPädagogischenHochschulensowieSeminarefürdieschulinterne

Weiterbildung.Kontakt:[email protected].

Quellen

• Matthias Jerusalem/Hannlore Weber: Psychologische Gesundheitsförde-

rung,DiagnostikundPrävention.Göttingen:Hogrefe,2003.

• HeinzSchuler(Hrsg.):LehrbuchOrganisationspsychologie.Bern:HansHu-

ber, 2004.

• ‹www.ernaehrung-und-verbraucherbildung.de›: Homepage des Projektes

Reform der Ernährungs- und Verbraucherbildung in Schulen (REVIS)mit

IdeenzurBeurteilungvonUnterrichtsmaterialienundzumPortfolio.

• ‹www.opus-nrw.de›:HomepagevonOpus-NRW,demNetzwerkBildungund

Gesundheit Nordrhein-Westfalen, mit Informationen und Serviceangeboten.

• ‹www.ch-q.ch›:HomepagederGesellschaftCH-QmitdemSchweizerischen

QualifikationsprogrammzurBerufslaufbahn(Portfolio).

• ‹www.kmu-vital.ch›.

Fort- und Weiterbildungsinstitutionen

• ‹www.phzh.ch›–Weiterbildung➝ Nachdiplome: Nachdiplomkurs Präventi-

on und Gesundheitsförderung derPädagogischenHochschuleZürich;Nach-

diplomkurs Migration und SchulerfolgderPädagogischenHochschuleZü-

rich.

• ‹www.lwbluzern.ch/NDK/NDK%20GF.htm›:NachdiplomkursGesundheitsför-

derung – Gesunder Arbeits- und Lernort SchulederPädagogischenHoch-

schule Luzern.

• ‹www.gesunde-schulen.ch›: Schweizerisches Netzwerk gesundheitsför-

dernder Schulen mit Kontaktmöglichkeiten, Broschüren und Weiterbil-

dungen.

• ‹www.kmu-vital.ch›.

• ‹www.feldenkrais-winterthur.ch›: Kurse und Seminare Stressmanagement

für Lehrerinnen und Lehrer, Funktionales Stimmtraining für Lehrpersonen,

Praktische Einführung in verschiedene Entspannungmethoden, Aufmerk-

samkeit und Bewegung – Schlüssel zur Förderung der Lernfähigkeit von

Schülerinnen und Schülern.

• ‹www.schuleundgesundheit.hessen.de›:Gesundheitsmanagement.

• ‹www.medical-airport-service.de›:Angebote undUnterstützung für Lehre-

rinnenundLehrerinHessendurchdenMedical-Airport-Service(Frankfurt

amMain).

Expertenbeiträge und

verwendete Quellen

Literaturhinweise, Links

und Supportangebote

6 P r o f e s s i o n a l i t ä t u n d P e r s o n a l e n t w i c k l u n g

IQES online I www.iqesonline.net Autoren: Gerold Brägger / Norbert Posse 361

Quelle:Brägger,G.&Posse,N.(2007).Instrumente für die Qualitätsentwick-

lung und Evaluation in Schulen (IQES). Wie Schulen durch eine integrierte

Gesundheits- und Qualitätsförderung besser werden können.

Band 2: Vierzig Qualitätsbereiche mit Umsetzungsideen.Bern:h.e.p.