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KONZERTSAAL 7. / 8. DEZ 2017 Schumann

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KO N Z E R T S A A L

7. / 8. DEZ 2017

Schumann

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Robert Schumann (1810 – 1856) Auszüge aus „Carnaval“ op. 9 (1834/35)

Instrumentation von Alexander Glasunow, Alexander Winkler und Wassily Kalafati (1893)I PréambuleXII ChopinXIII EstrellaXIX Pause

XX Marche des „Davidsbündler“ contre les Philistins

Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 97 „Rheinische“ (1850)Lebhaft

Scherzo: Sehr mäßigNicht schnell

FeierlichLebhaft

P A U S E

Konzert für Violoncello und Orchester a-Moll op. 129 (1850)Nicht zu schnell

LangsamSehr lebhaft

Antonín Dvořák (1841 – 1904) Konzertouvertüre A-Dur „Karneval“ op. 92 (1891)

Allegro

Michael Sanderling | DirigentDaniel Müller-Schott | Violoncello

Dresdner Philharmonie

Nach dem Konzert stehen Ihnen unser Chefdirigent Michael Sanderling und Daniel Müller-Schott im Foyer gerne für Autogramme zur Verfügung.

P R O G R A M M

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Robert Schumann, wie er selbst sich sah, doppelt gespiegelt in zwei Personen, zwei Pseudonymen und literarischen Doppel-gängern. Zu Zeiten neigte sich seine widerspruchsvoll zerrissene Natur mehr zu der Seite des „Beethovenschen Charakters“ Florestan, seines leidenschaftlichen, streit-lustigen und fortschrittsgläubigen Alter ego. In stillen Stunden jedoch fühlte sich Schumann eher dem sanftmütigen und schwerblütigen Mozartianer Eusebius verwandt. Um das ungleiche Paar dieser beiden halb erfundenen, halb realen Figuren gruppierte der junge Schumann in Leipzig eine Gemeinschaft gleichgesinnter Musiker und Enthusiasten, vereint im selbstlosen Kampf gegen alles Spießbürgerliche, alle Kleingeistigkeit und Kunstfeindschaft: den Davidsbund, der freilich, wie er selbst einräumte, ein ausge-sprochen heimliches Bündnis schmiedete, das „nämlich nur in dem Kopf seines Stifters existierte“. Zwar handelte es sich bei den

HINTER DEN MASKENS C H U M A N N : A U S Z Ü G E A U S „ C A R N A V A L“

Mitgliedern um Lehrer, Idole, Freunde, Weggefährten seiner nächsten und näheren Umgebung – und nicht um literarische Phantome –, und dennoch lebten diese Bundesgenossen vornehmlich in Schumanns Phantasie, in seinen Werken und in seiner Neuen Zeitschrift für Musik, verborgen hinter den Masken der von ihm selbst vergebenen Tarn- und Scherznamen.Ein auftrumpfender „Marsch der ‚Davids-bündler‘ gegen die Philister“ krönt und beschließt auch ein turbulent gemischtes Klavierwerk, das Schumann in den bewegten Jahren 1834/35 schuf: eine poetische, über-mütige, unberechenbare Folge pianistischer Miniaturen, die er unter dem programmatischen Namen „Carnaval“ und der Opuszahl 9 vereinte. Florestan und Eusebius haben darin ihren Auftritt, Chopin und Paganini geben ein Gastspiel; aber auch allerlei Gestalten und Charaktere der italienischen Commedia dell’arte bevölkern die imaginäre Szene.

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Schumann 3

Hinter „Estrella“ verbirgt sich Schumanns damalige Verlobte Ernestine von Fricken. Deren böhmischen Heimatort Asch über-setzte Schumann in der Art von B-A-C-H in „lettres dansantes“ in tanzende Buchstaben, die, offenkundig oder untergründig, fast den ganzen „Carnaval“ durchziehen: als a-es-c-h (as-c-h) oder (in Anspielung auf den Namen SCHumAnn) als es-c-h-a. Daher auch der Untertitel des Zyklus: „Scènes mignonnes sur quatre notes“, „Reizende kleine Szenen über vier Noten“.Der russische Choreograph Michail Fokin ließ sich von Schumanns Noten zu einer Ballett-Pantomime inspirieren, die erstmals und noch halb improvisiert bei einem Wohl-tätigkeitsball in St. Petersburg vorgestellt wurde. Die eigentliche Uraufführung aber fand am 20. Mai 1910 mit der Compagnie der Ballets Russes im Berliner �eater des Westens statt. Doch wurde Schumanns Klavierzyklus bei dieser Premiere nicht mehr im pianistischen Original gespielt, sondern in Orchesterfassungen eines Petersburger Komponistenzirkels. Die für das heutige Konzert ausgewählten Stücke aus Schumanns „Carnaval“ haben drei Professoren des Konservatoriums arrangiert. Dessen Direktor Alexander Glasunow orchestrierte „Préambule“ und „Chopin“; „Estrella“ war der einzige Beitrag des Klavierpädagogen Alexander Winkler, Spross einer deutschen Familie aus Charkiw; die „Pause“ und den „Davidsbünd-lermarsch“ bearbeitete wiederum Glasunow, allerdings im Zusammenwirken mit Wassily Kalafati, dessen Leben ein grausames Ende finden sollte, 1942, im von den Deutschen belagerten Leningrad.

ROBERT SCHUMANN* 8. Juni 1810 in Zwickau† 29. Juli 1856 in Endenich bei Bonn

Auszüge aus„ C A R N A V A L“ O P. 9„Scènes mignonnes sur quatre notes“ („Reizende kleine Szenen über vier Noten“)

I Préambule*XII Chopin* XIII Estrella** XIX Pause* *** XX Marche des „Davidsbündler“ contre les Philistins* ***

Original für KlavierInstrumentation von *Alexander Glasunow, **Alexander Winkler und ***Wassily Kalafati

Entstehung der Originalfassung für Klavier1834 / 35WidmungKarel Józef LipińskiEntstehung der Instrumentation des gesamten Zyklusvon A. Arensky, A. Glasunow, W. Kalafati, N. Klenowsky, A. Liadow, A. Petrow, N. Rimski-Korsakow, N. Sokolow, N. Tcherepnin, J. Wihtol, A. Winkler1893Uraufführung der OriginalfassungDezember 1837 in Wien durch Clara Wieck (privat)Uraufführung der instrumentierten Fassung20. Mai 1910, BerlinSpieldauer der Auszüge ca. 11 MinutenBesetzungPiccoloflöte, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Schlagwerk, Harfe, Streicher

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„Und leben wir Musiker, Du weißest es ja, so oft auf sonnigen Höhen, so schneidet das Unglück der Wirklichkeit um so tiefer ein“, bekannte Schumann einem Freund, Ende 1849, als er überlegte und sich schließlich entschied, nach Düsseldorf zu ziehen und dort fortan als städtischer Musikdirektor zu amtieren. Eine fatale, dreifache Fehl-entscheidung: Es war das falsche Amt zur falschen Zeit am falschen Ort – David geriet unter die Philister. „Ich suchte neulich in einer alten Geographie nach Notizen über Düsseldorf“, erwähnte Schumann im selben Brief, „und fand da unter den Merkwürdig-

„EIN STÜCK RHEINISCHEN LEBENS“S C H U M A N N : D R I T T E S I N F O N I E „ R H E I N I S C H E “

keiten angeführt: 3 Nonnenklöster und eine Irrenanstalt. Die ersteren lasse ich mir gefallen allenfalls; aber das letztere war mir ganz unangenehm zu lesen.“ Die Geschichte ging übel aus. In Düsseldorf begann Schumann himmlische und infernalische Stimmen zu hören: Engel umschwebten ihn mit herrli-chen, seraphischen Klängen; dann aber wurde er von Dämonen gepeinigt, mit schrecklichs-tem Höllenlärm, Tiger und Hyänen drohten ihn zu zerfleischen. Nachdem sich Schumann am Rosenmontag des Jahres 1854 von einer Brücke in den Rhein gestürzt hatte – einige Fischer zogen ihn aus dem Wasser und

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trugen ihn unter dem Gejohle der angetrun-kenen Karnevalisten zurück in sein Wohn-haus –, wurde er in die Heil- und Pflegeanstalt des Doktor Richarz in Endenich bei Bonn eingewiesen, eine psychiatrische Privatklinik. Über den Grund, den Verlauf und die erfolglose �erapie seiner Krankheit gehen die Ferndiagnosen und Expertenurteile weit auseinander. Robert Schumann kehrte jeden-falls nicht wieder zurück in das sogenannte normale Leben, er starb am 29. Juli 1856 in einer „Irrenanstalt“: welch eine bitterböse Ironie.Dabei hatte das neue Leben so verheißungs-voll begonnen. Mit allen Ehren wurden Robert und Clara Schumann am 2. September 1850 in Düsseldorf empfangen, mit einer Gala unter Hochrufen und Trinksprüchen, mit Souper und nächtlichem Ball in bester Festtagslaune. Selbst die Misshelligkeiten der Wohnungssuche konnten die vorherr-schende Aufbruchsstimmung nicht ernstlich gefährden, ja nicht einmal der Ärger mit den

Handwerkern und dem Personal trübte die glückliche Zuversicht. Als untrügliches Güte- zeichen des kreativen Tatendrangs, der den zum Direktor avancierten Musiker alsbald erfasste, findet sich in Schumanns Haus-haltsbuch unter dem Datum des 10. Oktober 1850 das Stichwort „Compositionsgelüste“. Nur sechs Tage später bereits hatte er ein neues Werk skizziert, ein „Concertstück für Violoncell mit Begleitung des Orchesters“, ein „durchaus heiteres Stück“, das, wie Schumann glaubte, er am 24. Oktober (vorläufig) vollenden konnte – just am Tag seines Düsseldorfer Debüts, seines ersten Auftritts als Musikdirektor. Und die schöpferische Hochform dauerte an: Schon in den nächsten Wochen komponierte er seine Es-Dur-Sinfonie, die „Rheinische“.Nach der Uraufführung dieser Es-Dur-Sinfonie op. 97 am 6. Februar 1851 in Düsseldorf erschien in der Rheinischen Musik-Zeitung der Premierenbericht eines anonymen Rezensenten. Schon gleich zu Beginn seiner

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ROBERT SCHUMANN* 8. Juni 1810 in Zwickau† 29. Juli 1856 in Endenich bei Bonn

S I N F O N I E N R . 3 E S - D U R O P. 9 7 „ R H E I N I S C H E “

Entstehung1850Uraufführung6. Februar 1851, Düsseldorf, Dirigent: Robert SchumannZuletzt von der Dresdner Philharmonie gespielt1. Dezember 2013 Dirigent: Karl-Heinz SteffensSpieldauerca. 33 MinutenBesetzung2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Pauken, Streicher

detaillierten Werkschilderung sprach er von der „neuen Tondichtung unseres verehrten Componisten“, die vor dem Hörer ein „Stück rheinischen Lebens“ entrolle. Der erste Satz, so der Autor, „erregt mehr freudige Erwar-tungen, als dass er sie völlig erfüllt“: Die wohl beabsichtigte Nähe zur Eröffnung der „Pastorale“ („Erwachen heiterer Empfindungen bei der Ankunft auf dem Lande“) markierte natürlich eine – und nicht die einzige – Analogie zu Beethovens Sechster Sinfonie. Das Scherzo gab dem Verfasser das Bild „schöner Wasserfahrten zwischen rebengrünen Hügeln und freundlichen Winzerfesten“ ein. Über den folgenden, ursprünglich als Inter-mezzo bezeichneten Satz schwärmte er: „Der Tondichter lehnt sinnend sein Haupt in’s alte Burgfenster: holde Träume durchwogen seine Seele!“ Der vierte Satz, zunächst „Im Character der Begleitung einer feierlichen Ceremonie“ überschrieben, ließ ihn „gothische Dome, Prozessionen, stattliche Figuren in den Chorstühlen“ erkennen. Im Finale schließlich „ist Alles in’s Freie hinausgeeilt und erfreut sich am lustigen Abend der Erinnerung“.Auch wenn jener zeitgenössische Kritiker einräumte, eine „subjektiv bleibende Aus-malung“ riskiert zu haben, so korrespondiert sein rheinländisches Panorama doch mit dem Zeugnis eines engen Vertrauten des Kom-ponisten: Wilhelm Joseph von Wasielewski, Schumanns Düsseldorfer Konzertmeister und erster Biograph, wusste mitzuteilen, dass die Komposition der Es-Dur-Sinfonie – er nennt sie „die Rheinische“ – „durch den Anblick des Cölner Domes“ ausgelöst

und „durch die, in jene Zeit fallenden, zur Cardinalserhebung des Cölner Erzbischofs v. Geissel stattfindenden Feierlichkeiten beeinflußt“ worden sei. Obendrein reflektiere sie die „wohltätigen Anregungen“, die der neue Düsseldorfer Musikdirektor Schumann „durch den Wechsel der Verhältnisse, durch die neue Umgebung so wie durch den verän-derten Wirkungskreis empfing“.

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Ein Musikerleben lang experimentierte Robert Schumann mit der überkommenen Form des Konzerts, des konzertanten Wechsel- spiels und Wettstreits – und diese Experi-mente gelangten naturgemäß nie an ein Ende: „Als ob es nur eine, zwei Formen gäbe, in die sich alle geistigen Gebilde schmiegen müßten, als ob nicht der Gedanke seine Form von selbst mit auf die Welt brächte! Als ob nicht jedes Kunstwerk einen anderen Gehalt haben müsse und mithin auch eine andere Gestalt!“, ereiferte sich Schumann, der in seinem „Concertstück“, dem Konzert für Violoncello und Orchester a-Moll op. 129, die traditionelle Dreisätzigkeit schwerelos überspielte und kunstvoll verschachtelte. Drei Sätze in einem, charakteristisch ausgeprägt

KUNSTVOLLES SPIEL MIT DER FORMS C H U M A N N : C E L LO KO N Z E R T A - M O L L

als Fantasie, Romanze und Rondo, lösen sich ab und bleiben doch heimlich „durch ein inneres geistiges Band verkettet“. Nach wenigen Takten schon beginnt der tiefgründige Monolog des Cellisten, von den Instrumenten des „begleitenden“ Orchesters dialogisch oder chorisch kommentiert: ein dramatischer Vortrag, eine Klangrede, ein Recitativo accompagnato und vor allem – Gesang, Kantilene, berückende Cello-Melodie. Clara Schumann erprobte das Konzert in Düssel-dorf daheim am Klavier: „Ich spielte Roberts Violoncellkonzert einmal wieder und schaffte mir dadurch eine recht musikalisch glück-liche Stunde. Die Romantik, der Schwung, die Frische und der Humor, dabei die höchst interessante Verwebung zwischen Cello und

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Orchester ist wirklich ganz hinreißend, und dann, von welchem Wohlklang und tiefer Empfindung sind alle die Gesang- stellen darin!“Im August 1854 erschien Schumanns Opus 129 im Druck – die Erstveröffentlichung des noch unaufgeführten a-Moll-Konzerts, das sich erst Jahre und Jahrzehnte später im Repertoire der Cellisten etablieren sollte. Damals, im August, lebte der gescheiterte Düsseldorfer Musikdirektor Robert Schumann längst getrennt von seiner Familie in der Pflegeanstalt des Psychiaters Franz Richarz. „Sprach heut vom Untergang Düsseldorfs“, lautet der Eintrag im Krankenbericht vom 8. September 1854. Und drei Tage später: „Glaubt noch immer fest, Düsseldorf sey untergegangen. Ist gut gestimmt, ging nach Bonn spazieren.“

ROBERT SCHUMANN* 8. Juni 1810 in Zwickau† 29. Juli 1856 in Endenich bei Bonn

K O N Z E R T F Ü R V I O L O N C E L L O U N D O R C H E S T E R A - M O L L O P. 1 2 9

Entstehung1850Uraufführung23. April 1860, OldenburgZuletzt von der Dresdner Philharmonie gespielt25. April 2010, Solist: Johannes Moser Dirigent: Rafael Frühbeck de BurgosSpieldauerca. 25 MinutenBesetzungVioloncello, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Streicher

„Ich spielte Roberts Violoncellkonzert [im Klavierauszug] einmal wieder und schaffte mir dadurch eine recht musikalisch glückliche Stunde. Die Romantik, der Schwung, die Frische und der Humor, dabei die höchst interessante Verwebung zwischen Cello und Orchester ist wirklich ganz hinreißend, und dann, von welchem

Wohlklang und tiefer Empfindung sind alle die Gesangstellen darin!“

Clara Schumann

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ANTONÍN DVOŘÁK* 8. September 1841 in Nelahozeves an der Moldau† 1. Mai 1904 in Prag

K O N Z E R T O U V E R T Ü R E „ K A R N E V A L“ A - D U R O P. 9 2

Entstehung1891Uraufführung28. April 1892, PragZuletzt von der Dresdner Philharmonie gespielt6. März 2016, Dirigent: Michael SanderlingSpieldauerca. 10 MinutenBesetzungPiccoloflöte, 2 Flöten, 2 Oboen, Englischhorn, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Schlagwerk, Harfe, Streicher

Das Ende trifft den Anfang, ein Vorspiel steht am Schluss. Unter dem Motto „Natur, Leben und Liebe“ erdachte Antonín Dvořák 1891 ein Triptychon aus drei gedanklich wie musikalisch verbundenen Ouvertüren, die er ursprünglich sogar unter einer gemein-samen Opuszahl vereinen wollte – und die er jedenfalls auch gemeinsam zur Urauffüh-rung brachte: am 28. April 1892 im Prager Rudolfinum. Das Leben in seiner enthusi-astischen, jugendlichen, weltumarmenden Hochform schildert im Zentrum der Trilogie die Ouvertüre „Karneval“ op. 92. Mit allen Assoziationen, die sich dabei einstellen mögen: an Maskenspiel und närrisches Treiben, den Jahrmarkt der Eitelkeit oder die verkehrte Welt der Komödie. Und nicht zuletzt an den Katzenjammer am Aschermittwoch. Von schwermütigen Gedanken bleibt auch Dvořáks „Karneval“ nicht verschont. Im kontrastierenden Mittelteil zitiert er – zuerst im Englischhorn – das Leitmotiv seines im Vorjahr komponierten Requiems op. 89, eine Viertonfolge in der Art der barocken Kreuz-figuren, die ihm als religiöse Chiffre diente und als tönendes Memento mori. Dvořáks „Karneval“ entstand und existiert jenseits von Oper und Schauspielmusik. Das doppelbödige Bravourstück für Orchester gehört in die Tradition der sogenannten Konzertouvertüren. Strenggenommen ein Widerspruch in sich: eine Ouvertüre, auf die gar nichts mehr folgt. Aber vielleicht mag

MUSIKALISCHES NARRENTREIBEND V O Ř Á K : KO N Z E R T O U V E R T Ü R E „ K A R N E V A L“

es einem mit dieser Musik, mit diesem Konzert ergehen wie dem Dichter Robert Walser, der nach einer Opernaufführung das �eater verließ in dem Gefühl, „dass das Stück noch lange nicht aus sei, dass es immer weiter-gehen müsse, gar nicht zum Schluss kommen könne, wie das nimmerwelkende, immer wieder grünende Leben“.

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DANIEL MÜLLER-SCHOTT gastiert bei führenden internationalen Orchestern: u.a. bei den Orchestern in New York, Boston, Chicago, Philadelphia und Los Angeles, bei den Ber-liner und den Münchner Philharmonikern, beim Gewandhausorchester Leipzig und beim London Philharmonic Orchestra, bei Tokios NHK Symphony Orchestra, Taiwans National Symphony Orchestra und dem Seoul Philharmonic Orchestra. Er konzertiert mit herausragenden Dirigenten wie Charles Dutoit, Christoph Eschenbach, Iván Fischer, Alan Gilbert, Gustavo Gimeno, Bernard Haitink, Dmitrij Kitajenko, Jun Märkl, Andris Nelsons, Andrés Orozco-Estrada, Vasily Petrenko, André Previn und Krzysztof Urbański.Neben der Aufführung der großen Cello-konzerte ist Daniel Müller-Schott die Ent- deckung unbekannter Werke und die Erwei-terung des Cello-Repertoires ein besonderes Anliegen. Sir André Previn und Peter Ruzicka haben ihm Cellokonzerte gewidmet.Höhepunkte der Saison 2017/18 sind die „Hommage an Rostropowitsch“ im Konzert-

haus Berlin gemeinsam mit Anne-Sophie Mutter sowie Konzerte mit dem Bayerischen Staatsorchester unter Kirill Petrenko in München, Hamburg und New York.Als Kammermusiker arbeitet er u.a. zusammen mit Nicolas Angelich, Renaud Capuçon, Xavier de Maistre, Julia Fischer, Igor Levit, Lauma und Baiba Skride, Simon Trpčeski sowie dem Ebène Quartett, Modigliani Quartett und Armida Quartett. Internationale Musikfestivals laden Daniel Müller-Schott regelmäßig zu Konzerten ein.Daniel Müller-Schott, Träger des ihm von der Anne-Sophie Mutter Stiftung verliehenen Aida Stucki Preises, studierte bei Walter Nothas, Heinrich Schiff und Steven Isserlis und erhielt schon früh persönliche Unter-stützung von Anne-Sophie Mutter innerhalb ihrer Stiftung. Durch diese Förderung wurde er ein Jahr lang von Mstislaw Rostropowitsch privat unterrichtet. Mit fünfzehn Jahren machte Müller-Schott international Furore durch den Gewinn des Ersten Preises beim Internationalen Tschaikowsky Wettbewerb für junge Musiker 1992 in Moskau.

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16. DEZ 2017, SA, 19.00 UHR

Dresdner ChortagAdventskonzert mit den Preisträgern des Förderpreises der Landeshauptstadt Dresden für Dresdner Laienchöre

17. DEZ 2017, SO, 16.00 UHR

WeihnachtskonzertPreu: „Children of the Sun” Weiss: „Minuten-Sinfonie” (UA) Anderson: „Waltzing Cat”, „Typewriter“, „March of the Two Left Feet” Jenkins: „Gloria“ für Solostimme, Chor und Orchester Milko Kersten | DirigentPhilharmonischer Chor DresdenDresdner Jugendsinfonieorchester am Heinrich-Schütz-Konservatorium gemeinsam mit Mitgliedern der Dresdner Philharmonie

24. DEZ 2017, SO, 14.00 UHR

Sind die Lichter angezündetFamilienkonzert

Lieder und Geschichten zur WeihnachtszeitGunter Berger | DirigentDenny Wilke | OrgelJosephine Hoppe | SprecherinPhilharmonischer Kinderchor DresdenMitglieder der Dresdner Philharmonie

25. DEZ 2017, MO, 19.30 UHR26. DEZ 2017, DI, 11.00 UND 18.00 UHR

WinterträumeRachmaninow: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 c-Moll op. 18Tschaikowski: Sinfonie Nr. 1 g-Moll op. 13 „Winterträume“Andris Poga | DirigentKhatia Buniatishvili | KlavierDresdner Philharmonie

U N S E R E N Ä C H S T E N V E R A N S T A L T U N G E NI M K U L T U R PA L A S T

TICKETSERVICE IM KULTURPALAST

Telefon 0351 4 866 866ticket@dresdnerphilharmonie.dewww.dresdnerphilharmonie.dewww.kulturpalast-dresden.de

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MICHAEL SANDERLING ist seit der Spielzeit 2011/12 Chefdirigent der Dresdner Phil-harmonie. Sein Name verbindet sich mit einem großen musikalischen und technischen Anspruch, konzentrierter Probenarbeit und Konzertereignissen von unvergesslicher Inten-sität. Der Erfolg der jüngsten Tourneen nach Südamerika, Asien, Großbritannien und in die USA, der zu sofortigen Wiedereinladungen führte, zeigt, dass Sanderling die Dresdner Philharmonie durch seine Arbeit innerhalb kürzester Zeit zur Höchstform gebracht hat.In der Saison 2017/18 konzertiert Michael Sanderling mit seinem Orchester u.a. in der Elbphilharmonie Hamburg, in Berlin, Frank-furt/Main, Köln, Stuttgart, München und im Rahmen einer ausgedehnten Tournee nach Großbritannien in London und Edinburgh. Ein besonderer Schwerpunkt der Dresdner Konzertprogramme ist die Arbeit am Gesamt-zyklus der Sinfonien von Beethoven und Schostakowitsch. Die ersten beiden bei Sony Classical erschienenen CD-Produktionen verdeutlichten mit überraschenden Bezügen die Tragfähigkeit der Gegenüberstellung

dieser beiden großen Sinfoniker und schlugen ein neues Kapitel in der Diskographie der Dresdner Philharmonie auf. Als gefragter Gastdirigent leitet Michael Sanderling regelmäßig renommierte Orchester wie das Gewandhausorchester Leipzig, das Tonhalle-Orchester Zürich, die Münchner Philharmoniker, die Wiener Symphoniker, die Tschechische Philharmonie, das Konzert-hausorchester Berlin, das NHK Symphony Orchestra, das Toronto Symphony Orchestra und die Sinfonieorchester des WDR und des SWR. Michael Sanderling ist einer der ganz Wenigen, deren Weg vom Solisten und Orchester-musiker in die Top-Liga der Dirigenten führte. 1987 wurde der gebürtige Berliner im Alter von 20 Jahren Solo-Cellist des Gewand-hausorchesters Leipzig unter Kurt Masur, von 1994 bis 2006 war er in gleicher Position im Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin tätig. Als Solist gastierte er u.a. beim Boston Symphony Orchestra, Los Angeles Philharmonic Orchestra und Orchestre de Paris, als passio-nierter Kammermusiker war er acht Jahre lang

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Mitglied des Trios Ex Aequo. Im Jahr 2000 trat er beim Kammerorchester Berlin erstmals ans Dirigentenpult; von 2006 bis 2010 war er Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Kammerakademie Potsdam. Erfolge als Operndirigent feierte er mit Philip Glass’ „�e Fall of the House of Usher“ in Potsdam und mit Sergei Proko�ews „Krieg und Frieden“ an der Oper Köln. Als Cellist und Dirigent nahm er bedeutende Werke von Dvořák, Schumann, Schostakowitsch, Prokof-jew und Tschaikowski auf CD auf.

Eine Herzensangelegenheit ist Michael Sanderling die Arbeit mit dem musikalischen Nachwuchs. Er unterrichtet als Professor an der Musikhochschule Frankfurt/Main und arbeitet regelmäßig mit dem Bundesjugend-orchester, dem Young Philharmonic Orchestra Jerusalem Weimar, der Jungen Deutschen Philharmonie sowie mit dem Schleswig-Hol-stein Festival Orchester zusammen. Von 2003 bis 2013 war er der Deutschen Streicher- philharmonie als Chefdirigent verbunden.

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1 . V I O L I N E NProf. Ralf-Carsten Brömsel KV

Heike Janicke KV Dalia Richter KV

Marcus Gottwald KV

Ute Kelemen KV

Antje Becker KV

Johannes Groth KV

Alexander Teichmann KM

�omas Otto�eresia HänzscheDeborah Jungnickel

Joseph de ValleMarco PolizziEunsil Kang**

2 . V I O L I N E NMarkus Gundermann

Uta Klöber*Adela Bratu

Reinhard Lohmann KV

Steffen Gaitzsch KV

Dr. phil. Matthias Bettin KV

Andreas Hoene KV

Andrea Dittrich KV

Jörn HettfleischDorit Schwarz KM

Susanne Herberg KM

Hayoung Kim**

B R A T S C H E NChristina Biwank KV

Hanno Felthaus KV Beate Müller KV Steffen Seifert KV

Steffen Neumann KV

Hans-Burkart Henschke KV

Andreas Kuhlmann KV

Joanna Szumiel KM

Tilman BaubkusHarald Hufnagel

V I O L O N C E L L IProf. Matthias Bräutigam KV

Ulf Prelle KV Victor Meister KV �omas Bäz KV

Karl-Bernhard von Stumpff KV

Alexander Will KM

Bruno BorralhinhoDorothea Plans Casal

K O N T R A B Ä S S E Prof. Benedikt Hübner KM

Razvan PopescuOlaf Kindel KM

Bringfried Seifert KV

Ilie Cozmaţchi Joshua Chavez**

F L Ö T E NKarin Hofmann KV

Birgit Bromberger KV Claudia Rose KM

O B O E NNicolas �iébaud*

Prof. Guido Titze KV Isabel Kern

K L A R I N E T T E NProf. Fabian Dirr KV

Prof. Henry Philipp KV

F A G O T T EDaniel Bäz KM

Michael Lang KV

H Ö R N E RMichael Schneider KV

Hanno Westphal Prof. Friedrich Kettschau KV

Johannes Max KV Dietrich Schlät KV

Carsten Gießmann KM

T R O M P E T E NChristian Höcherl KV

Björn Kadenbach

P O S A U N E NMatthias Franz KM Dietmar Pester KV Peter Conrad KV

T U B AProf. Jörg Wachsmuth KV

H A R F ENora Koch KV

P A U K E | S C H L A G W E R KStefan Kittlaus Oliver Mills KM Gido Maier KM

Alexej Bröse

Die Dresdner Philharmonie im heutigen Konzert

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Page 17: 7./8. DEZ 2017 Schumann - dresdnerphilharmonie.de · Schumann 3 Hinter „Estrella“ verbirgt sich Schumanns damalige Verlobte Ernestine von Fricken. Deren böhmischen Heimatort

IMPRESSUM

DRESDNER PHILHARMONIE

Schloßstraße 201067 DresdenTelefon 0351 4 866 282www.dresdnerphilharmonie.de

CHEFDIRIGENT: Michael SanderlingEHRENDIRIGENT: Kurt Masur †ERSTER GASTDIRIGENT: Bertrand de BillyINTENDANTIN: Frauke Roth

TEXT: Wolfgang StährREDAKTION: Dr. Dennis RothGRAFISCHE GESTALTUNG: büro quer DRUCK: Elbtal Druck & Kartonagen GmbH

BILDNACHWEIS

Wikimedia commons: S. 2, 4, 7Uwe Arens: S. 10Nikolaj Lund: S. 13

Preis: 2,50 €

Änderungen vorbehalten.

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass Bild- und Tonaufnahmen jeglicher Art während des Konzertes durch Besucher grundsätzlich untersagt sind.

Orchester der Landeshauptstadt

Dresden

MUSIKBIBLIOTHEK

Die Musikabteilung der Zentralbibliothek (2. OG) hält zu den aktuellen Programmen der Philharmonie für Sie in einem speziellen Regal Partituren, Bücher und CDs bereit.