„Aarau wird smarter“ · Ein gemeinsames Verständnis des egriffs „Smart ity Aarau“ zu...
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„Aarau wird smarter“
Konzept Smart City Aarau
Konzept erarbeitet durch
novatlantis gmbh
Cornelia Moser
c/o Paul Scherrer Institut
5232 Villigen PSI
in Zusammenarbeit mit
Stadtentwicklung Aarau
Laura Pfund
Rathausgasse 1
5000 Aarau
Aarau / Villigen, 21. Juni 2018
2
Inhaltsverzeichnis
1. Ausgangslage .................................................................................................................................. 4
2. Projektziele ..................................................................................................................................... 4
3. Vorgehensweise .............................................................................................................................. 5
4. Konzept „Smart City Aarau“ ........................................................................................................... 6
4.1. Ausgangslage Smarte Stadt Aarau: Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken .................. 6
4.2. Smart City Legislaturziel 2019 - 2022 ..................................................................................... 7
4.3. Smart City Themenfelder ........................................................................................................ 8
4.4. Smart City Verankerung in der Stadtverwaltung ................................................................. 10
4.4.1. Infrastruktur .................................................................................................................. 10
4.4.2. Organisatorische Struktur ............................................................................................ 12
4.4.3. Pilotprojekte ................................................................................................................. 13
4.4.3.1. Kriterien von Smart City Projekten .......................................................................... 15
5. Nächste Schritte und weitere Planung......................................................................................... 16
5.1. Folgeprojekt Smart City 2019 ............................................................................................... 16
Bibliographie.......................................................................................................................................... 17
Anhang I: Mögliche Smart City Architektur (Diskussionsgrundlage) ..................................................... 18
Anhang II: Morphologischer Kasten zur organisatorischen Verankerung Smart City Aarau ................ 19
Anhang III: Mögliche Pilotprojekte „smarte Verwaltung“..................................................................... 20
Anhang IV: Vorschläge für Pilotprojekte an der Schnittstelle Stadt – Eniwa ........................................ 22
3
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Projektelement, dargestellt auf einer zeitlichen Achse (2018) ......................................... 5
Abbildung 2: Organigramm „Aarau wird Smarter“; Stand Mai 2018 ...................................................... 5
Abbildung 3: SWOT-Matrix, aus Sicht der Stadt Aarau ........................................................................... 7
Abbildung 4: Smart City Rad Aarau; angepasst nach dem Smart City Modell von Boyd Cohen ............. 8
Abbildung 5: Übersicht der verschiedenen Ebenen der ICT-Infrastruktur ............................................ 11
Abbildung 6: Mögliche Smart City Architektur Aarau (Diskussionsgrundlage) ..................................... 18
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Übersicht Sitzungen & Workshops ......................................................................................... 6
Tabelle 2: generische Leitsätze für die Stadt Aarau ................................................................................ 9
Tabelle 3: Handlungsoptionen zum Umgang mit verwaltungseigenen Daten anhand eines
Morphologischen Kastens ..................................................................................................................... 12
Tabelle 4: Handlungsoptionen zu organisatorischen Smart City Aspekten anhand eines
Morphologischen Kastens ..................................................................................................................... 13
Tabelle 5: Übersicht bestehender und geplanter Smart City Projekte ................................................. 14
Tabelle 6: Vorschlag Klassifizierungsmerkmale neuer Smart City Projekte und Prozesse .................... 15
Tabelle 7: Handlungsoptionen zu organisatorischen Smart City Aspekten anhand eines
Morphologischen Kastens ..................................................................................................................... 19
4
1. Ausgangslage
Im Januar 2018 startete das von der Stadtentwicklung Aarau initiierte Projekt „Aarau wird smarter -
Konzept Smart City Aarau“, das zum Ziel hat, bis spätestens Ende Jahr ein Smart City Konzept für die
Stadt Aarau zu erarbeiten, erste Pilotprojekte zu lancieren und laufende Projekte in den Kontext von
Smart City zu stellen. Darauf aufbauend soll eine Smart City Strategie formuliert werden.
Ziel des hier vorliegenden Konzepts ist, mögliche Bausteine für die Erarbeitung einer stadteigenen,
politisch breit abgestützten Smart City Strategie aufzuzeigen. Die Erarbeitung der Strategie ist nicht
Teil des vorliegenden Projekts und soll in einem nächsten Schritt durch die Stadt Aarau realisiert
werden. Weitere Informationen zum Projekt können dem Projektantrag an das Bundesamt für
Energie entnommen werden, der im Herbst 2017 z.Hd. des Stadtrates erarbeitet wurde1.
2. Projektziele
Ursprünglich war bei den Projektzielen ein starker Fokus auf die Erarbeitung von Smart City-
Indikatoren und die Auswahl smarter Technologien vorgesehen. In den Workshops, Interviews und
bilateralen Gesprächen hat es sich jedoch gezeigt, dass diese Aspekte nicht die grösste Priorität für
die Konzeptentwicklung in Aarau haben. Projektziele bzw. Eckpfeiler für das Smart City Konzept
Aarau wurden darauf leicht angepasst und haben nun zum Ziel:
Ein gemeinsames Verständnis des Begriffs „Smart City Aarau“ zu entwickeln, die Smart City
Themenbereiche zu definieren und entsprechende Ziele für einzelne Bereiche festzulegen,
eine Übersicht zu erstellen, welche Rolle und Aktivitäten Aarau als smarte Stadt bereits heute
wahrnimmt und in Zukunft wahrnehmen will,
organisatorische Rahmenbedingungen und Strukturen einer erfolgreichen smarten Stadt
Aarau zu klären, wie z.B. Abläufe und verfügbare Ressourcen, um die gewünschten
Aktivitäten umzusetzen und die gesetzten Ziele zu erreichen,
die nötige Infrastruktur und Datengrundlagen zu beschreiben, die für die Zielerreichung
notwendig sind,
Möglichkeiten der (Bevölkerungs)-Partizipation sowie die Zusammenarbeit mit externen
PartnerInnen, Forschungszentren und dem Zentrum für Demokratie Aarau (ZDA) abzuklären.
Aufbauend auf diesen Elementen soll es für die politischen Entscheidungsträgerinnen und
Entscheidungsträger möglich sein, eine Smart City Strategie festzulegen.
Abbildung 1 bildet die verschiedenen Projektelemente auf einer zeitlichen Achse ab.
1 Siehe separates Dokument „Projektbeschreibung Smart City Aarau“; Stadtratsbeschluss vom 11.9.2017
5
Abbildung 1: Projektelement, dargestellt auf einer zeitlichen Achse (2018)
3. Vorgehensweise
Bereits bei der Projektplanung wurde darauf geachtet, dass das Projekt breit abgestützt ist. So ist
nebst der bisher für das Projekt federführenden Abteilung Stadtentwicklung auch der Leiter der
Wirtschaftsfachstelle, Andreas Burri sowie Samuel Pfaffen, Leiter Unternehmensentwicklung bei
Eniwa (bei Projektstart noch IBAarau) in der Projektleitung vertreten. In der Steuerungsgruppe ist
nebst dem Stadtpräsident Hanspeter Hilfiker und dem für Verkehr und Umwelt zuständigen Stadtrat
Werner Schib auch Hans-Kaspar Scherrer, CEO der Eniwa vertreten. Das Organigramm in Abbildung 2
gibt einen Überblick über die Projektorganisation, inklusive der VertreterInnen der Begleitgruppe.
Abbildung 2: Organigramm „Aarau wird Smarter“; Stand Mai 2018 Ergänzung: An der Sitzung vom 12. Juni 2018 hat die Steuerungsgruppe der Erweiterung der Projektorganisation durch Konrad Broggi und Marco Salvini in die Projektleitung zugestimmt; diese Änderung ist nicht abgebildet.
6
Nebst der Erarbeitung konzeptioneller Aspekte, bestand ein wesentlicher Teil der Projektarbeit aus
dem aktiven Dialog mit VertreterInnen der Stadt Aarau sowie externen (jedoch vorerst stadtnahen)
Organisationen wie Eniwa oder dem Standortmarketing Aarau. Wichtigste Instrumente für diesen
Austausch waren im bisherigen Projektverlauf zwei Begleitgruppenworkshops, zwei Steuerungs-
gruppensitzungen sowie die stadteigene Leitbildtagung zum Thema Smart City (siehe auch Tabelle 1).
Die Projektleitung begleitete diesen Prozess eng, indem die Sitzungen fachlich vor- und nachbereitet
und die Konzeptbausteine auf Grundlage der Rückmeldungen kontinuierlich angepasst wurden.
Weiter fanden zahlreiche bilatrale Gespräche mit der Eniwa, den Fachhochschulen und weiteren
externen Stakeholdern statt. Meilensteine im Rahmen des Projekts waren:
Tabelle 1: Übersicht Sitzungen & Workshops
Datum Art des Austausches Thema
25. Januar 2018 1. Workshop der Begleitgruppe Diskussion gemeinsames Smart City Verständnis und thematische Prioritäten; externer Input durch Frau Braun-Binder, Zentrum für Demokratie Aarau
23. Februar 2018 1. Sitzung der Steuerungsgruppe Smart City Definition, Legislaturziele und weitere Projektentwicklung
10. April 2018 2. Workshop der Begleitgruppe Daten, Auslegeordnung vorhandener und künftiger Projekte sowie organisatorischen Fragestellungen (Abläufe, Ressourcen); externer Input durch Frau Schneeberger, Datenverantwortliche Basel-Stadt
15. Mai 2018 Sitzung mit Sektion Strategie und Organisation
Diskussion Organisationsvarianten für die Koordinationsstelle Smart City
17. Mai 2018 Austausch mit den Fachhochschulen FHNW und ZHAW
Mögliche Pilotprojekte, studentische Arbeiten und wissenschaftliche Unterstützung (2018 & 2019)
6. Juni 2018 Smart City als Kernthema der Leitbildtagung der Stadt Aarau
Smart City Modell, thematische Leitsätze und organisatorische Verankerung; Impulsreferat durch Cornelia Moser, novatlantis
12. Juni 2018 2. Sitzung der Steuerungsgruppe Weiteres Vorgehens auf Grundlage bisher erarbeiteten Ergebnisse
17. August 2018 (geplant)
3. Sitzung der Steuerungsgruppe Geplant: Projektabschluss, Folgeprojekt
Die Protokolle bzw. Auswertungen der Workshops stehen in separaten Dokumenten zur Verfügung.
4. Konzept „Smart City Aarau“
Das vorliegende Konzept basiert auf den Rückmeldungen, Wünschen und Inputs der am Projekt
beteiligten Personen und Organisationen. Ergänzt werden diese mit Grundlagen aus der Smart City
Fachliteratur sowie Inputs von verschiedenen Smart City Expertinnen und Experten.
4.1. Ausgangslage Smarte Stadt Aarau: Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken
Ausgangslage für die Erstellung des Smart City Konzepts Aarau war die heutige Situation in der Stadt
Aarau, mit dem Wunsch der Stadt, nach Erreichen des Labels Energiestadt Gold im Jahr 2017 „einen
7
weiteren Schritt“ Richtung nachhaltige Stadtentwicklung zu gehen. Die folgende Darstellung
(Abbildung 3) zeigt summarisch diverse Möglichkeiten, aber auch Risiken auf, die sich aufgrund der
Smart City Entwicklungen für die Stadt Aarau ergeben können.
Stärken
o Hohes Interesse an Thematik
o Kleine, agile Stadtverwaltung
o Relativ rasche politische Entscheide möglich
o Einige smarte Projekte bereits vorhanden /geplant
Schwächen
o Limitiertes finanzielles und personelles Budget
o Komplexe Prozesse bei abt. - übergreifenden Themen
o Keine konsolidierte Strategie zur Datenhandhabung und heterogene Datenverfügbarkeit
Chancen
o Erhöhung der Standortattraktivität
o Ressourcenschonende DL / Produkte
o gesteigerte Lebensqualität
o Innovation durch Hochschullandschaft
o Verbesserte stadtinterne Zusammenarbeit
Stärken nutzen
Smart City Vorreiterrolle in Aargau übernehmen
Energiestadt Gold Positionierung festigen
Rasche Umsetzung erster Pilotprojekte
Verstärkte Zusammenarbeit mit Hochschulen und dem ZDA
Schwächen kompensieren
Synergien z.B. mit Wirtschaftsfachstelle und Standortmarketing nutzen
Rasche Zuständigkeitsklärung bei interdisziplinären Themen
Strategie zur Datenhandhabung rasch erarbeiten; z.B. in Zusammenarbeit mit FHs / Dritten
Herausforderungen
o Einbezug aller Bevölkerungsgruppen (z.B. Jung vs. Alt)
o Hohe Erwartungshaltung
o Datenschutz
o Bedürfnisse der Bevölkerung wenig bekannt
Herausforderungen meistern
Bevölkerungseinbezug aktiv angehen
Datenschutzfragen rasch aufgreifen und klären
Möglichkeiten im Rahmen der vorhandenen Ressourcen transparent aufzeigen
Risiken minimieren
Zusammenarbeit mit Kanton und Bund zum Thema Datenschutz
Einbezug externer Partner prüfen (z.B. Public-Private Partnership)
Wissensaustausch mit anderen Smart City Städten aktiv suchen; vorhandene Plattformen prüfen
Abbildung 3: SWOT-Matrix, aus Sicht der Stadt Aarau Quelle: eigene Darstellung
4.2. Smart City Legislaturziel 2019 - 2022
In der ersten Jahreshälfte 2018 wurden die Legislaturziele der Stadt Aarau für die Legislaturperiode
2019-2022 ausgearbeitet. Für den Themenbereich Smart City konnte dank der intensiv laufenden
konzeptionellen Arbeiten das Legislaturziel (Ziel 5) wie folgt festgelegt werden (Stadt Aarau, 2018):
Die smarte Stadt Aarau nutzt das Vernetzungspotential moderner Technologien und der
Digitalisierung, um die Lebensqualität zu erhöhen und die nachhaltige Stadtentwicklung zu fördern.
In den nächsten vier Jahren sollen im Rahmen dieses Legislaturziels folgende Massnahmen
umgesetzt werden:
a. Bei städtischen Projekten werden moderne Technologien gezielt und vernetzt eingesetzt und
die Digitalisierung gefördert.
b. Leitlinien zum Umgang mit Daten aus der Verwaltung gegenüber Dritten werden eingeführt
(Open Government Data).
8
c. Benutzerfreundliche, öffentliche Dienste im Sinne des E-Government (elektronische
Dienstleistungen) werden gefördert und etabliert.
d. Informationsaustausch, Zusammenarbeit und Vernetzung der Bürger/-innen, Gewerbe,
Industrie, Dienstleistungsunternehmen und der Stadt werden gefördert.
e. Aarau wird als innovativer Standort, der sich durch Offenheit gegenüber neuen Technologien,
neuen Geschäftsmodellen und neuen Dienstleistungen auszeichnet, positioniert.
Alle weiteren konzeptionellen Arbeiten bewegen sich im Rahmen dieser politischen Zielsetzungen.
4.3. Smart City Themenfelder
Der Begriff Smart City ist in der wissenschaftlichen Literatur nicht klar definiert und wird
international und auch in der Schweiz in verschiedenen Zusammenhängen und als Attribut
verschiedenster Aktivitäten genutzt. Vielen Smart City Modellen ist gemeinsam, dass sie inhaltliche
Themenfelder definieren, die sich jedoch in der Art und im Fokus unterscheiden. So legt ein Modell
den Fokus vielleicht stärker auf „greifbare“ Elemente wie Gebäude oder Verkehr, während andere
Modelle auf Technologie-Grundlagen (Sensoren, Netzwerke etc.) oder Rahmenbedingungen
(Wirtschaft, Soziales, etc.) fokussieren. 2
Die Interessensgemeinschaft Smart City (getragen durch das Bundesamt für Energie) verwendet
momentan ein Modell, dass vom amerikanischen Wissenschaftler Boyd Cohen entwickelt wurde und
aufgrund seine Form als „Smart City Wheel“ bezeichnet wird (siehe Abbildung 4)3. Auf Grundlage
dieses Modells wurden an verschiedenen Sitzungen die möglichen Themenfelder für Aarau intensiv
diskutiert.
Abbildung 4: Smart City Rad Aarau; angepasst nach dem Smart City Modell von Boyd Cohen Quelle: (Cohen, 2015)
2 Information zur weiteren Lektüre z.B. (acatech, 2011; Bibri & Krogstie, 2017; Bundesamt für Energie, o. J.;
Eremia, Toma, & Sanduleac, 2017; Etezadzadeh, 2015; Giffinger, Fertner, Kramar, & Kalasek, 2007; Meijer & Rodriguez Bolivar, 2016; Neirotti, De Marco, Cagliano, Mangano, & Scorrano, 2014) 3 Siehe auch (Cohen, 2015); der Kanton Basel-Stadt verwendet eine andere angepasst Variante; siehe auch:
(Präsidialdepartement Kanton Basel-Stadt, 2018)
9
In der Graphik des Smart City Modells nach Cohen wird das Themenfeld der Verwaltung nebst
Menschen, Umwelt, Mobilität, Wirtschaft und Lebensqualität als gleichwertiges, sechstes
Themenfeld aufgeführt. Die bisherigen Diskussionen haben jedoch aufgezeigt, dass damit der
Querschnittfunktion der Stadtverwaltung (zu) wenig Rechnung getragen wird. Das Cohen-Modell
könnte deshalb für die Smart City Strategie wie folgt angepasst werden:
Darstellung wie abgebildet als Teilstück des Rades: Koordinations- und Verwaltungsfunktion
der ‚smarten Verwaltung‘: z.B. E-Dienstleistungen, verwaltungsinterne Prozesse,
Bereitstellung Grundlageninfrastruktur in Form von Technologien und Daten
zusätzlich:
Darstellung über die Themenfelder hinweg: Querschnittsrolle der Verwaltung: z.B. frühe
Einbindung und Partizipation der Akteure, Vorbildfunktion bei städtischen Projekten (z.B.
Mobilität, Gebäude)
Die Inhalte der Themenfelder bilden eine wichtige Grundlage, um konkrete Smart City Ziele zu setzen
und damit die Legislaturziele zu erreichen. In verschiedenen Workshops und Sitzungen, insbesondere
auch an der Leitbildtagung, wurden - von der Projektleitung zusammengestellte „generische“ -
Leitsätze diskutiert und konkretisiert. Zusätzlich führte Laura Pfund stadtintern Interviews mit
Führungskräften der einzelnen Abteilungen durch, um die Leitsätze und Ziele möglichst stark zu
konkretisieren und Prioritäten herauszuarbeiten. Diese Konkretisierung der Leitsätze wird momentan
finalisiert. Grundsätzlich äusserten die Beteiligten den Wunsch nach zielgerichteten, nicht
limitierenden, aber doch konkreten Leitsätzen, die aufzeigen, dass auf Bestehendem aufgebaut wird.
Tabelle 2 enthält die allgemeine Beschreibung sowie bereits gesammelte Anmerkungen, Änderungs-
und Ergänzungswünsche.
Tabelle 2: generische Leitsätze für die Stadt Aarau
Themenfeld Beschreibung (generisch) Bemerkungen / Anpassungswünsche
Umwelt Smarte Technologien ermöglichen den schonenden und effizienten Einsatz von Energie und Ressourcen und unterstützen eine nachhaltige Stadt- und Quartierentwicklung im Sinn des Labels Energiestadt Gold. Sie tragen zum Schutz und zur Erhaltung der Lebensräume bei.
- Ersatz von „smart“ durch konkrete Beschreibung
- Fokus: wie erreichen wir das Ziel
Mobilität
Smarte Mobilität ist schnell verfügbar, ressourcenschonend, raumsparend und möglichst individuell auf die Bedürfnisse der einzelnen Personen angepasst. Smarte Technologien fördern die Integration von Verkehrsmitteln und die Verknüpfung verschiedener Verkehrsarten.
- Ersatz von „smart“ durch konkrete Beschreibung
- Fokus auf die Menschen, statt auf Technologien
- Fokus „effiziente Mobilität“
Wirtschaft
Aarau ist ein attraktiver Wirtschaftsstandort, an dem etablierte Firmen und Start-ups willkommen sind, neue digitale Geschäftsmodelle und innovative Technologien zu erproben. Die Nähe zu Hochschulen und Forschungszentren garantiert Zugang zu gut ausgebildeten Arbeitskräften und unterstützt Firmen bei der (Weiter-)Entwicklung digitaler Technologien.
- Fokus auf Zielerreichung -> wie erreicht man die Ziele?
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Themenfeld Beschreibung (generisch) Bemerkungen / Anpassungswünsche
Lebensqualität Sinnvoll eingesetzte digitale Technologien vereinfachen alltägliche Handlungen und fördern die Lebensqualität insbesondere in den Themenfeldern Sicherheit, Gesundheit, Bildung, Wohnen und Kultur.
- Keine Einschränkung auf „digital“
Menschen Die Digitalisierung erleichtert Einwohnerinnen, Gästen und Geschäftsleuten das Zusammenleben und fördert die soziale Integration über Kultur- und Altersgrenzen hinweg. Neue Technologien unterstützen und fördern nicht nur den virtuellen Austausch, sondern werden auch dazu benutzt, traditionelle (analoge) Treffpunkte und Markplätze zu beleben.
- Keine Limitation auf „Digitalisierung“
- Fokus auf neue Vernetzungsformen und Austausch
- Kürzen
Verwaltung Die Verwaltung war in einer ersten Version nicht als eigener Leitsatz enthalten, sondern wurde rein als Querschnittsthema behandelt. Ein Leitsatz im Sinne eines „Open Government“ soll ergänzt werden.
- Umgang mit Partizipation - Koordinations- und
Querschnittsrolle - Frühzeitige Einbindung von
Akteuren - Innovatives Denken - Aufbau Smart City Kultur - Vernetzung vorhandener
Ressourcen
4.4. Smart City Verankerung in der Stadtverwaltung
Smarte Städte entstehen normalerweise weder rein top-down durch Vorgaben einer Verwaltung
noch rein bottom-up durch Initiativen aus der Bevölkerung. Eine Stadt (Politik, Verwaltung) kann
jedoch aktiv mitentscheiden, wie stark sie die Entwicklung zu einer Smart City und deren
Positionierung beeinflussen möchte. Mögliche Rollen, die eine Stadt einnehmen kann, reichen von
einer passiven Haltung zum Thema Smart City, die mögliche Aktivitäten privaten Dienstleistern
überlässt, bis zur Durchführung eigener smarter Projekte oder der Bereitstellung von Daten der
öffentlichen Hand (aktive Open Government Data Philosophie). Manche Städte richten dabei
gleichzeitig interne Verwaltungsabläufe nach Smart City Prioritäten aus und positionieren sich extern
stark als innovative Vorreiterinnen.
In den nächsten Teilkapiteln wird auf einzelne Bereiche des Bereichs „Smart Government“
eingegangen. Verschiedene Handlungsmöglichkeiten für die Stadt Aarau werden anhand der
bisherigen Gespräche, Workshops und Sitzungen aufgezeigt und beurteilt. Eine erste Visualisierung
der Smart City Architektur, wurde aufgrund er bisherigen Projektarbeiten erarbeitet und in der
Projektleitungsgruppe intensiv besprochen (siehe Anhang I). Der gemeinsame Dialog dreht sich
insbesondere noch darum, wie stark die smarte Verwaltung – nebst anderen Rahmenbedingungen -
als Fundament einer Smart City Aarau dienen soll und welche Perspektive ((Stadt) Aarau vs.
Stadtverwaltung Aarau) eingenommen werden soll.
4.4.1. Infrastruktur
Digitalisierung und neue Technologien sind Kernelemente im Smart City Konzept. Der Begriff „(Basis-)
Infrastruktur“ kann in diesem Zusammenhang folgende Aspekte beinhalten (Abbildung 5):
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Abbildung 5: Übersicht der verschiedenen Ebenen der ICT-Infrastruktur Quelle: gängige ICT-Abbildung; z.B. ähnlich abgebildet in (Jin, Gubbi, Marusic, & Palaniswami, 2014);
Es besteht heute in Aarau keine konsolidierte Übersicht über städtische Datensammlungen und auch
keine einheitliche städtische Strategie zum Umgang mit (öffentlichen wie möglicherweise auch
aggregierten und / oder anonymisierten schützenswerten) Daten. Ein Überblick über die im Rahmen
dieses Projekts zusammengestellten, bereits heute verwalteten Daten ist in einer separaten Excel-
Liste verfügbar4. Grundlage für die Handhabung von Daten sind einerseits das Öffentlichkeitsprinzip
und andererseits die Datenschutzrichtlinien der Stadt Aarau5. Verantwortliche von Daten-
sammlungen gehen mit den Themen Datenschutz und Öffentlichkeitsprinzip unterschiedlich um, was
zu individuell gehandhabten Datenfreigaben führt. Dies könnte ein Grund sein, weshalb
Möglichkeiten und Chancen im Zusammenhang mit öffentlich verfügbaren Daten bisher in Aarau
wenig bis kaum genutzt wurden.
Zurzeit steht Aarau vor der Einführung des GEVER-Geschäftsverwaltungssystems (I & II), welches die
Handhabung von Daten innerhalb der Verwaltung wesentlich verändern dürfte. GEVER bietet das
Potential, Abläufe und Prozesse (z.B. Daten-Freigabeprozesse) verwaltungsintern zu vereinfachen, zu
vereinheitlichen, zu beschleunigen und den Kundenservice gegen aussen zu verbessern.
Insbesondere beim Umgang mit Datensammlungen bestehen verschiedene Optionen, wie in Zukunft
damit umgegangen werden soll. In Tabelle 3 werden anhand eines Morphologischen Kastens6 erste
mögliche Handlungsoptionen aufgezeigt. Als Grundlage für die weitere Diskussion zur Anwendung
von Daten wird eine enge Zusammenarbeit mit der Datenschutzverantwortlichen auf kantonaler
4 Excel Datei: „Smarte Projekte Daten“
5 Reglement über die Information der Öffentlichkeit und den Datenschutz vom 26. Mai 2008 (Stand 1. Juni 2011)
6 Der morphologische Kasten ist eine systematisch heuristische Kreativitätstechnik, die eine Problemstellung in Einzelteile
(Parameter) mit verschiedenen Ausprägungen „zerlegt“, um diese danach in verschiedenen Varianten zu kombinieren. Die einzelnen Spalten bilden keine Szenarien oder in sich stimmige Varianten.
12
Ebene sowie eine Kategorisierung der vorhanden Daten7 empfohlen. Farblich markiert ist jeweils
diejenige Ausprägung eines Parameters, die aufgrund der Meinungsäusserungen und Diskussionen
innerhalb der Begleitgruppe favorisiert bzw. gewünscht wurden.
Tabelle 3: Handlungsoptionen zum Umgang mit verwaltungseigenen Daten anhand eines Morphologischen Kastens
Parameter Mögliche Ausprägungen
Veröffentlichung / Zugänglichkeit
Auf Anfrage Festgelegt z.B. anhand einer jährlich überprüften Tabelle
Unpersönliche Daten Standardmässig,
„by default“ offen zugänglich
Interner Freigabeprozess
individuell Zentrale Koordinationsstelle
8
sowie Absprache mit kt. Datenschutzverantwortlichen
Nicht nötig; nur Absprache mit Kt.
Datenschutz-verantwortlichen
Datenqualität Keine Vorgaben (aber Datenqualität
transparent ausweisen)
Minimalvorgaben; z.B. Anzahl Messreihen,
Plausibilisierung
Datenqualität hoch: nur Daten mit nachweisbar
guter Qualität
Maschinenlesbarkeit Keine Vorgabe
Keine handschriftlichen Dokumente
Muss maschinenlesbar sein
Datenlagerung Keine Vorgaben Dezentral Zentral
Plattform (zur Veröffentlichung)
Keine Plattform Vorhandene Plattform; z.B.
opendata.swiss.ch Individuelle Lösung (z.B.
adaptiert von Zürich)
Schnittstellen-Management
Manueller Export und Import aus
proprietärem System
Manueller Export und Import über API, teilweise
automatisiert
Vollständig automatisiert über
standardisierte API (z.B. REST API)
Inwiefern vorhandene Sensoren, das Freenet und weitere stadteigene Infrastruktur in Zukunft
genutzt werden können, soll Gegenstand weiterer Abklärungen sein.
4.4.2. Organisatorische Struktur
Zurzeit gibt es in der Stadt Aarau keine festgelegten Prozesse zu Smart City Projekten und Prozessen.
Aufgrund der Dynamik neuer Technologien ist es jedoch wahrscheinlich, dass in der nächsten Zeit
vermehrt externe, insbesondere auch grössere nationale und internationale Firmen, die im ICT
Bereich tätig sind, mit Projektvorschlägen und möglichen E-Dienstleistungen auf die Stadt Aarau
zukommen werden. Klar definierte Abläufe und Zuständigkeiten innerhalb der Stadt dürften die
7 Z.B. Unterscheidung verwaltungseigener und öffentlicher Daten, besonders schützenswerter Daten (und den Umgang
damit) oder auch Bewegungsdaten etc. 8 Der Umfang aller Möglichkeiten, die durch GEVER entstehen (z.B. beim internen Freigabeprozess), scheinen zurzeit noch
etwas unklar zu sein und sollten verwaltungsintern weiter abgeklärt werden.
13
Kommunikation gegen aussen professionalisieren, stark vereinfachen und sind deshalb zu
empfehlen.
Tabelle 4 gibt eine Übersicht über wichtige organisatorische Parameter und zeigt die jeweilige
Ausprägung auf, die am Leitbild-Workshop aufgrund eines Morphologischen Kastens (vorbereitet
durch die Begleitgruppe) favorisiert wurde. Der ursprüngliche Morphologische Kasten findet sich in
Anhang II.
Tabelle 4: Handlungsoptionen zu organisatorischen Smart City Aspekten anhand eines Morphologischen Kastens
Parameter Empfehlung auf Grundlage
Workshop Leitbildteam
Rollenverständnis der Stadt
Aktive Haltung, Förderung externer Smart City Projekte. Proaktive Vorreiterrolle bei stadteigenen Projekten. Bereitstellung von Daten und elementarer Infrastruktur ev. in Zusammenarbeit mit externen Partnern. Smart City Trends und Potentiale werden frühzeitig erkannt.
Smart City-Stelle
Funktion/Aufgabe
Die Smart City Koordinationsstelle ist als Anlaufstelle (Ansprechperson) für interne und externe Akteure sichtbar. Sie koordiniert (pro-)aktiv die internen und externen Anliegen, vernetzt die Partner, kommuniziert und nimmt das Controlling wahr.
Angliederung Koordination: Sektion Organisation und Strategie
Umsetzungsprojekte: Abteilungen
Finanzielle Ressourcen
Ein jährliches Grundbudget für den Anstoss von Smart City Projekten und für Kommunikations- und Partizipationsmassnahmen steht zur Verfügung. Neue Smart City Projekte sowie bestehende Projekte, welche durch smarte Elemente ergänzt werden, werden projektspezifisch beantragt und finanziert.
Projektauswahl / Entscheidungs-
prozess
Normaler Entscheidungsprozess für Smart City Projekte und Aktivitäten (Antrag von Smart City Projekten durch Projektleitende an den Stadtrat, Entscheid durch den Stadtrat).
Förderung eines informellen Smart City Austausches zwischen den Abteilungen (z.B. durch Ernennung von Smart City Verantwortlichen in den Abteilungen und regelmässigen Treffen dieser interessierten Personen inkl. externen Stakeholdern).
Einsatz einer Resonanzgruppe mit Beteiligung aus Politik und Verwaltung zur strategischen Ausrichtung und Prioritätensetzung von Smart City Projekten.
Smart City
Abläufe
Einfacher Prozess zur Koordination (indem z.B. die geplante neue Funktion der Koordinationsstelle abgebildet wird).
Keine einheitliche Checkliste, da Projekte sehr unterschiedlicher Natur sein können (hochtechnologisch oder vollkommen analog). Mögliche Integration in den PA-Prozess oder Beurteilung nach "Kriterienkatalog".
Zusammenarbeit mit Hochschulen/
Kompetenzzentren Zusammenarbeit mit Hochschulen bei ausgewählten Projekten
4.4.3. Pilotprojekte
Es gibt bereits verschiedene Projekte in der Stadt Aarau, die „smart“ sind. Diese sind nicht unter dem
Stichwort „smart“ erfasst und deshalb auch nicht konsolidiert.
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Im Rahmen der Konzepterarbeitung wurde eine erste Übersichtstabelle mit möglichen smarten
Projekten bzw. Projektideen erstellt (siehe auch die separate Datei für mehr Details9). Folgende
(potentiell) smarte Projekte sind bereits in Erarbeitung oder in Planung:
Tabelle 5: Übersicht bestehender und geplanter Smart City Projekte
Projekt Beschreibung Verantwortlich Status
Smart Parking Ersatz des heute bestehenden Parkleitsystems soll überprüft werden. Dabei soll smarte Lösung (Smart Parking) beleuchtet/erwogen/analysiert werden.
Stadt-entwicklung, Marco Caprarese
Machbarkeits-studie soll Juni in Auftrag gegeben werden.
Unterflur-container mit Füllstand-messungen
(Altstadt)
In der Stadt werden vermehrt Unterflurcontainer eingesetzt. Momentan werden 5 Standorte für Unterflurcontainern in der Altstadt abgeklärt. Bereits vier Unterflurcontainer (Kasinopark, Rohr, Erlinsbacherstrasse) wurden erstellt.
Es soll abgeklärt werden, ob Sensoren zur Füllstandmessung eingesetzt werden können, um Entsorgungstouren zukünftig bedarfsgesteuert zu organisieren.
Werkhof, Regina Wenk
2018 sollen 2 Unterflur-container in Altstadt erstellt werden, weitere 3 Unterflur-container bis 2020
Beleuchtung „im Graben“
Die Beleuchtung im Graben wird erneuert; Möglichkeiten smarter Anwendungen sollen evaluiert werden.
Eniwa; Damian Schenk
Stadtlicht-gruppe
Offerten eingeholt, Projekt muss noch vor Kommissionen
Bike-Sharing Im Rahmen einer Potenzial- und Machbarkeitsanalyse soll 2018 geprüft werden, ob ein Bike-Sharing auch in Aarau (oder in der Region Aarau) eine sinnvolle Massnahme darstellt.
Im Rahmen eines smarten Bike-Sharing sollen mögliche technologische Lösungen abgeklärt werden, sowohl für stationsgebundene- wie auch für Free-Floating-Angebote.
Stadtentwicklung, Marco Caprarese
Machbarkeits-studie soll Herbst 2018 in Auftrag gegeben werden.
E-Carsharing Mögliche technologische Lösungen sollen abgeklärt werden
vorgesehen: Matthias Eifert, ZURA (Eniwa)
Konzept in Erarbeitung (ZURA)
Energie-Hub Telli Sektorkopplung (Strom, Wärme, Kälte, Biogas, synthetisches Gas) auf den Parzellen der ARA
Eniwa Kaufverhandlungen für die Parzellen laufen
Gemeinsch. PV-Anlagen
Anlage auf dem Werkhof der Stadt wird realisiert. Bürger können sich beteiligen.
Eniwa In Realisierung
Aarau Freenet Free Wifi in der Stadt Aarau Eniwa + aarau info
Wurde realisiert
Aus verwaltungsinterner Sicht sind zudem zwei weitere Projekte erwähnenswert: einerseits das
verwaltungsinterne Geschäftsverwaltungssystem GEVER I & II, das zurzeit eingeführt wird und dazu
9 Siehe separate Excel Datei: „Smarte Projekte Daten“
15
dienen wird, Prozesse und Abläufe innerhalb der Stadt zu vereinfachen sowie andererseits das
bestehende Wireless-Internet „Freenet“, welches in der Stadt Aarau grossflächig kostenfreien
Internetzugang für alle bietet und Grundlage für weitere Projekte und Applikationen sein könnte.
Klare Priorität für die Aufgleisung eines ersten Pilotprojekts unter dem Begriff „Smart City“ scheint
das bereits geplante / gestartete Projekt Parkleitsystem (Smart Parking) zu sein. Weitere
Projektideen aus dem 2. Workshop der Begleitgruppen sind in Anhang III & IV aufgeführt. Welche
zusätzlichen smarten Projekte gestartet werden sollen, ist Teil der weiteren Projektentwicklung.
4.4.3.1. Kriterien von Smart City Projekten
Zusätzlich zur Organisationsstruktur wird empfohlen, Kriterien zu definieren, auf deren Grundlage
Projekte und Prozesse im Rahmen der „Smart City“ Strategie gefördert werden.
Aufgrund der Diskussionen in den bisherigen Workshops wird ein einfaches Bewertungssystem
vorgeschlagen, das keine Gewichtung (z.B. nach einem Prozent- oder Punktesystem) und keine
absoluten qualitative und quantitative Merkmale enthält. Sollte es künftig eine grosse Anzahl Smart
City Projekte geben, können die Kriterien ergänzt werden. Es wird zudem empfohlen, dass nicht
jedes Projekt alle Kriterien vollumfänglich erfüllen muss, sondern nur eine gewisse Anzahl (z.B. 5 von
7 Kriterien; ggf. mit einigen Kriterien als Muss- bzw. Kann-Kriterien).
Tabelle 6 enthält einen ersten Vorschlag für solche Klassifizierungsmerkmale zur Projektauswahl:
Tabelle 6: Vorschlag Klassifizierungsmerkmale neuer Smart City Projekte und Prozesse
Merkmal Beschrieb
Legislaturziel Das Projekt entspricht dem Smart City Legislaturziel, dem Smart City Leitsatz und mind. zwei der Themenfelder.
Technologie / Digitalisierung Technologie oder Digitalisierung sind direkt (z.B. Applikation, Sensoren, Software, Hardware) oder indirekt (Ermöglichung, Kommunikation) Teil des Projekts oder Prozesses.
Ressourcen / Energie Das Projekt / der Prozess unterstützt die Klima-, Energie und Umweltziele der Stadt Aarau; in den Projektzielen wird qualitativ oder quantitativ aufgezeigt, wie das Projekt konkret zur Erreichung dieser Ziele beiträgt.
Komplexität Komplexes Projekt mit interdisziplinären Themen und mehreren involvierten Akteuren (z.B. verwaltungsintern über Abteilungsgrenzen hinweg).
Lebensqualität
Spürbarer Mehrwert für Menschen, die in Aarau arbeiten, leben oder die die Stadt als Gast besuchen, insbesondere innovative (E-)Dienstleistungen, benutzerfreundliche Prozesse, hohe Sicherheit und gute Qualität der Gesundheitsdienstleistungen.
Wirtschaftsförderung Positive Wirkung auf die Stadt Aarau als innovativer Wirtschaftsstandort.
Zielüberprüfung / Indikatoren Die Projekte und Prozesse können nach Durchführung anhand der (noch zu evaluierenden) Indikatoren bewertet werden.
Prozessoptimierung / Automation
Ersatz manueller Handlungen und Abläufe möglich
Weitere Unterstützung für die Smart City Koordinationsstelle oder für Projektleitende in den
Abteilungen, die Smart City Projekte aufgleisen, kann eine Checkliste bieten. Diese könnte nebst den
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Smart City Auswahlmerkmalen weitere Informationen dazu enthalten, inwiefern Smart City Projekte
unterstützt werden können (z.B. finanziell durch ein intern verfügbares Smart City Budget oder durch
externe Förderbeiträge) und wer innerhalb der Verwaltung über das Vorgehen informieren kann.
5. Nächste Schritte und weitere Planung
Aufgrund der bisherigen, erfolgreichen Projektarbeit konnten an der Leitbildtagung vom 6. Juni 2018
verschiedene konkrete organisatorische Fragestellungen diskutiert werden. Aufgrund der
homogenen und positiven Rückmeldungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wird die Sektion
Organisation und Strategie am 2. Juli 2018 mit einem Stadtratsantrag u.a. finanzielle und personelle
Ressourcen beantragen, um eine Smart City Koordinationsstelle aufbauen zu können.
Wird dem Antrag stattgegeben, soll die stadtinterne Strategieentwicklung und die Finalisierung des
Projekts „Aarau wird smarter – Konzept Smart City Aarau“ der Sektion Organisation und Strategie
angegliedert werden. Folgende Abschlussarbeiten im Rahmen der Konzepterarbeitung Smart City
Aarau sollen in den nächsten Monaten finalisiert werden:
Finalisierung stadtinterne Interviews mit Abteilungsleitenden
o Konkretisierung der Smart City Themenfelder
Weiterer Austausch mit Hochschulen und dem ZDA
o Mögliche Themen und Spezialgebiete der Hochschulen
o Abklärung möglicher Projekte für das Jahr 2019
Fortlaufender Smart City Dialog mit Eniwa
o Abklärungen möglicher Smart City Schnittstellen Stadt – Eniwa
o Diskussion zu möglichen Pilotprojekten & Einbezug in die Liste der Pilotprojekte der
Stadt
Berichterstattung BFE (bis Ende Jahr, mit Unterstützung von novatlantis)
Wie vorgesehen, soll auf Grundlage des Smart City Konzepts eine Smart City Strategie definiert und
dem Stadtrat zum Entscheid vorgelegt werden. Themenaspekte, die weiterentwickelt werden sollen,
sind u.a.:
o Prioritätensetzung Smart-City-Themenfelder innerhalb der Legislatur 2019 - 2022
o Konkrete Zielsetzungen Smarte Verwaltung
o Umgang mit Daten (Open Government Data)
o Kommunikations- und Partizipationsaktivitäten
5.1. Folgeprojekt Smart City 2019
An der Steuerungssitzung vom 12. Juni 2018 hat sich die Steuerungsgruppe dafür ausgesprochen,
beim BFE ein Folgeprojekt für das Jahr 2019 einzugeben10. Dieses soll die Thematik „Partizipation und
Bevölkerungseinbezug“ bearbeiten. Der Projektantrag wird dem Stadtrat im August 2018 zum
Entscheid vorgelegt.
10
Energiestädte Gold können bis am 14. September Projekte im Bereich Energie, Verkehr und Umwelt eingeben, die vom BFE mit max. 40% und einem Betrag zwischen 20‘000 – 40‘000 CHF finanziert werden.
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Anhang I: Mögliche Smart City Architektur (Diskussionsgrundlage)
Abbildung 6: Mögliche Smart City Architektur Aarau (Diskussionsgrundlage)
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Anhang II: Morphologischer Kasten zur organisatorischen Verankerung Smart City Aarau Tabelle 7: Handlungsoptionen zu organisatorischen Smart City Aspekten anhand eines Morphologischen Kastens
Parameter Mögliche Ausprägungen
Rollenverständnis der Stadt
Passiv, reaktiv, Handlung nach Bedarf und auf
Anfrage; kein weiterer Aufbau digitaler Infrastrukturen
Aktive Haltung, Förderung interner und externer Smart City Projekte;
Bereitstellung von Daten und elementarer
Infrastruktur ev. in Zusammenarbeit mit
externen Partnern
Proaktive Vorreiterrolle, aktive Projektinitiation und
Anpassung der internen städtischen Struktur nach
Smart City Prinzipien, Zusammenarbeit mit
verschiedensten externen Partnern
Stadtinterne Koordinations-
stelle
Die Abteilungen sind für die jeweiligen Teilgebiete im Rahmen der heutigen Anstellungsverhältnisse
verantwortlich.
Eine Smart City Koordinationsfunktion
wird einer bestehenden Stellenbeschreibung
hinzugefügt, die Stellenprozente werden
entsprechend aufgestockt (50%).
Eine neue Smart City Fach- oder Koordinationsstelle
mit substanziellen Stellenprozenten (200%) wird geschaffen (intern
oder extern)
Smart City Führung (Lead)
keine Stadtverwaltung (IT,
Stadtentwicklung, Stadtkanzlei etc.)
Externes Mandat
finanzielle Ressourcen
Smart City Aktivitäten werden mit bestehenden
Budgets abgedeckt
Limitiertes zusätzliches jährliches Budget, um innovative Smart City
Projekte gemeinsam mit Partnern anzustossen;
Smart City als Thema des Standortmarketings
Substantielles jährliches Budget, um innovative und
neuartige Smart City Projekte zu finanzieren;
Kommunikations-aktivitäten um die zur
Smart City Positionierung der Stadt zu unterstützen
Projektauswahl / Entscheidungs-
prozess
Falls zusätzliches Budget nötig ist, wird dies
individuell auf Projektebene beantragt
(PA)
Koordinationsstelle Smart City mit
Entscheidungskompetenz (bzw. Entscheid via Linie in
dieser Organisationseinheit)
Einsatz einer Arbeitsgruppe Smart City mit
Teilnehmenden aus verschiedenen Abteilungen;
gemeinsame Entscheidungskompetenz
Smart City Abläufe keine einfache Checkliste(n),
keine zusätzlichen Prozesse
zusätzliche Smart City Abläufe (z.B. analog zu
Qualitäts- und Umweltmanagement)
Zusammenarbeit mit Hochschulen
und Kompetenzzentren
Zusammenarbeit mit Hochschulen auf konkrete
Anfragen
Zusammenarbeit mit Hochschulen bei
ausgewählten Projekten
extensive Zusammenarbeit mit Hochschulen in (allen) Smart City Themenfeldern
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Anhang III: Mögliche Pilotprojekte „smarte Verwaltung“
Projektidee Smart City Themenfeld
Datengrundlage (verfügbar / benötigt)
Ressourcen Stadt Aarau (personell,
finanziell)
Zeitrahmen Mehrwert / Zusatznutzen
Messung von Verkehrs- und Personenströmen
Lebensqualität (Sicherheit, Kundenservice)
Verschiedene Daten könnten über das existierende Freenet abgerufen werden; Datenschutzfragen müssen geklärt werden
Zusätzliches Budget und personelle Ressourcen nötig
Mit dem Projekt könnte sofort begonnen werden; die technischen Grundlagen sind vorhanden
(Elektro-)Car-Sharing Mobilität Nebst dem Mikrozensus sind wenige bis keine Daten (z.B. zu Modalsplit, Langsamverkehr) vorhanden
Ev. könnte eine Zusammenarbeit mit Hochschulen sinnvoll sein
Ein Konzept könnte im 2018 erarbeitet, die Umsetzung im 2019 begonnen werden.
Hacker- und Innovationstage
Betrifft alle Themenbereiche
kann auf Bestehendes aufbauen -> je besser die Datenlage, desto mehr Möglichkeiten
Separates Budget und pers. Ressourcen nötige
Könnte sofort umgesetzt werden (auch im Rahmen eines Bevölkerungseinbezugs)
Intelligente Strassen-beleuchtung
Lebensqualität, Mobilität
Ev. Verkehrsdurchfahrtszahlen ; Bevölkerungsbefragung zu Bedürfnissen
Ev. könnte eine Zusammenarbeit mit Hochschulen interessant sein
Nach Bedarf
Optimierte Müllentsorgung
Umwelt Es müssten Sensoren installiert werden die den Messstand ablesen (z.B. Altglas, Alu)
Zusätzliches Budget nötig, ev. zusätzlicher personeller Aufwand
Könnte voraussichtlich mit eher geringem Aufwand umgesetzt werden
Ermöglichung physischer Begegnungen; Generationentreffen
Menschen, Lebensqualität
Nicht nötig; aber könnte als Grundlage für Projekte dienen
Ev. bereits (im Ansatz) vorhanden? Weitere Abklärungen nötig
Könnte bei vorhandenen Ressourcen sofort umgesetzt werden
E-Ladestationen z.B. in Kombination mit gemeinschaftlichen PV-Anlagen.
Mobilität Unklar, ob nötige Daten (z.B. ideale Standorte) vorhanden
Ev. könnte eine Zusammenarbeit mit Hochschulen interessant sein
Abklärungen zu geeigneten Standorten vor einer Umsetzung nötig
POIs (points of interest): Digitale Anzeigetafeln (Stadtplan) mit
Lebensqualität, Menschen,
POIs müssten erstellt (programmiert) werden
Zusätzliche finanzielle Ressourcen nötig;
Umsetzung wäre rasch möglich, abhängig von den
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Navigation und Routenplaner und wichtigen Informationen etc. in der Stadt
Wirtschaft Umsetzung könnte ev. extern gemacht werden
finanziellen Ressourcen
Geofrequentierte Street-View, durch Vermessung der Stadt
Wirtschaft, Menschen, Lebensqualität
Angebote gibt es bereits Die Stadt könnte diesen Street-View erstellen lassen und die Datenpunkte kostenlos zur Verfügung stellen
Sichtbare Resultate wohl eher mittel- bis langfristig; dürfte kostenintensiv sein
(Weiter-)Entwicklung einer Stadtapp „Aarau-App“
Menschen, Lebensqualität
Einige Stadt-Apps gibt es bereit; es müsste evaluiert werden, ob eine davon weiterentwickelt werden kann; Bedürfnisse der NutzerInnen sollten vorgängig abgeklärt werden
Ev. Zusammenarbeit mit Hochschulen oder externe Entwicklung
Abhängig von den finanziellen Ressourcen und den gewünschten abrufbaren Daten
Allgemeine Nutzung GIS-System Lebensqualität, Umwelt, Mobilität
Daten sind bereits vorhanden Könnte voraussichtlich relativ einfach öffentlich zugänglich gemacht werden
Umsetzung abhängig vom gewünschten Umfang und der gewünschten Qualität der Daten
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Anhang IV: Pilotprojekte an der Schnittstelle Stadt – Eniwa
Projekt Beschreibung Verantwortlich Status
Smart Grid Portfolio mit 14 Use Cases, Netzkonvergenz
Eniwa Unterschiedlicher Status je nach Use Case
Smartes Areal Integrale Areallösungen (Eigenproduktion, Lastmanagement, Mobilitätsangebote, Gebäudeautomation, …)
Eniwa Pilotprojekt in Unterentfelden, ca. 5 weitere Areale in Verhandlung
Nachhaltige Mobilität
Erdgastankstellen mit bis zu 100 % Biogas, Ladestationen für E-Autos, Power2Gas
Eniwa Zahlreiche Projekte in Realisierung
Glasfasernetz Breitbandkommunikation Eniwa Im Aufbau
Weitere Projektideen durch Eniwa folgen im Sommer 2018