ABC des Journalismus

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    ABC des Journalismus. Eine kurze Einfhrung in die Pressearbeit. Von Harald Ille.

    Wer, wo, wann, was, warum?

    Journalistisches Schreiben ist Handwerk. Und wie bei jedem Handwerk gibt es einigeGrundwahrheiten, aber viel Freiraum fr Kreativitt und eigene Ideen. Daher: nicht sklavisch an dieRegeln halten, sondern ihr zugrunde liegendes Prinzip verstehen.

    1. Prinzipien des Formulierens

    1.1 Kurz und prgnant:

    Stze sollten hchstens 12 bis 18 Wrter haben. Parataxe statt Hypotaxe. Nur einen Nebensatz pro Phrase. Punkt statt Semikolon.

    1.2 Simpel statt verzwickt:

    Schachtelstze entpacken Jedem Aspekt seinen eigenen Satz. Entwirren statt Verwirren. Redundanz statt Varianz!

    1.3 Strukturiert und gut gegliedert:

    Sich den Sachverhalt vorher klarmachen. Sachverhalt Schritt fr Schritt erklren. Jeder einzelne Satz trgt Information. Jedem Satz folgt eine neue Information. Zwischenmoderationen verwenden. Trick: Gedanklich die literarisch verbotene Erzhlstruktur Und dann und dann und dann

    verwenden, wenn es kompliziert wird.

    1.4 Aktiv statt passiv

    Immer nach dem agens suchen: Wer macht was? Wer ist verantwortlich? Auch Sachen und Objekte, die per definitionem passiv sind, zum Subjekt machen. Passivistische Formulierungen vermeiden.

    1.5 Text laut vorlesen:

    Wos holpert, ist was faul!

    2. Aufbau eines journalistischen Textes

    Das Wichtigste nach vorn! W-Fragen beantworten: Wer, Was, Wo, Wann, Wie, Warum, Woher?

    Sptestens im dritten Satz zum Kern der Sache kommen. Einstieg und Ausstieg attraktiv gestalten. Wrtlich zitieren.

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    ABC des Journalismus. Eine kurze Einfhrung in die Pressearbeit. Von Harald Ille.

    Zusammengehrendes zusammen abarbeiten (thematisch nicht springen!). Einstieg und Ausstieg nach Mglichkeit als Klammer gestalten:

    o Anfangs-Gag am Ende noch mal konterkariereno Anfangsstatement mit Endstatement verifiziereno Ersten Aspekt am Ende nochmals neu beleuchteno Fazit ziehen

    3. Journalistische Konventionen:

    3.1 Personen

    IMMER mit Vorname und Nachname bezeichnen. Herr und Frau weglassen. Immer Funktion der Person nennen. Altersangabe ist meist nebenschlich.

    3.2 Zahlen und Maeinheiten so oft wie mglich ausschreiben. eins bis zwlf immer ausschreiben.

    Quadratmeter statt m2, Mikrometer statt m. Wenn mglich, keine Ziffern in berschriften

    4. Typografie

    Bindestriche - ungleich Gedankenstriche ungleich Spiegelstriche Anfhrungszeichen ungleich Hochkommata. Einschbe fter mal mit Gedankenstrichen absetzen.

    Doppelpunkte und Semikolon verwenden; wenn mglich (Tipp: ist kein Widerspruch zu 1.1,sondern: das lockert das sonst zu statische Schriftbild auf. Erst Hauptstze bilden, dann den einenoder anderen Punkt durch andere Schriftzeichen ersetzen).

    Satzzeichen kommen immer direkt hinter den letzten Buchstaben! (und nicht so ! ).Klammern auch.

    5. berschriften

    5.1. Grundstzliches

    Meldungen immer sachlich und nchtern.

    Unterberschriften immer sachlich und nchtern. Keine Ziffern, wenn mglich. Keine Kommas, keine Punkte, keine Ausrufungszeichen (I) Feature-berschriften knnen spielerisch sein. Zitate nur dann, wenn sie gut sind.

    5.2 Formulierungshilfen und Ideen:

    Das Unerwartete suchen: Jeder dritte Bayer gegen Stoiber Scheinbare Paradoxien nutzen: Kanzler lobt Schrder Gegen den Strich brsten: Holzmann saniert Schrder Stabreimen: Milch macht mde Mnner munter

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    Beispiel 5 W-Fragen: Wer, Was, Wann, Wo, Wie?

    Wetterdienste warnen vor Sturm in Hessen Sturm soll am Nachmittag 120 Stundenkilometererreichen

    Frankfurt/Main (dpa/lhe). Starken Sturm erwarten die Wetterdienste frDonnerstagnachmittag in Nord- und Westhessen. Nach Angaben des DeutschenWetterdienstes und Meteomedia kann der zunehmende Sdwestwind in den Kammlagen derMittelgebirge Orkan strke erreichen. Windgeschwindigkeiten bis zu 120 Kilometer jeStunde seien mglich. Die Folgen knnten schwere Schden an Gebuden, herabstrzendeDachziegel und entwurzelte Bume sein.

    Beispiel 7 W-Fragen: Wer, Wann, Was, Wo, Wie, Warum, Woher (=Welche Quelle)?

    Glos kndigt hhere Wachstumsprognose der Regierung an

    Berlin (dpa) - Bundeswirtschaftsminister Michael Glos hat eine optimistischeWachstumsprognose der Regierung fr das laufende Jahr in Aussicht gestellt. Sie werde sichklar ber der bisherigen bewegen, sagte er der Financial Times Deutschland. Bisher hattedie Regierung 1,4 Prozent Wachstum fr 2007 angenommen. Glos will Ende Januar imJahreswirtschaftsbericht die nach oben korrigierte Vorhersage vorlegen. Er sagte, dass dieRegierung mit ihrer Prognose vorsichtiger sein werde als vieleWirtschaftsforschungsinstitute.

    Vermeiden Sie Passiv-Konstruktionen:

    Das Brgerhaus Dreilinden ffnet wieder. Statt: Das Brgerhaus wird wiedererffnet. Stadtrat Mller verleiht Ehrenplakette. Statt: Die Ehrenplakette wird verliehen. Grnflchenamt fllt wieder Bume. Dies dient der Verkehrssicherheit. Statt: Bume mssen

    aus Grnden der Verkehrssicherheit gefllt werden.

    Vermeiden Sie nichtssagende Formulierungen:

    Statt: Im Rahmen der Buchmesse lieber: Bei der Buchmesse. Statt eine Vielzahl an einzelnen Dingen lieber: Viele Dinge Statt Sanierungsmanahmen lieber Sanierung Auch substantivierte Verben sind Verben: Also: auf ung-Worte verzichten!

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    Die Pressekonferenz.

    Warum eine Pressekonferenz?

    Pressekonferenzen sind ein effizientes Mittel, um in kurzer Zeit (45 Minuten) ein komplexes Themavielen Multiplikatoren vorzustellen und nahe zu bringen. Vorteile: Der Absender (also derjenige,der die PK einberuft) muss alles nur einmal erzhlen, die Adressaten (also die Medien) habeneinen Termin, an dem sie die Absender kennenlernen und auch nach sachfremden Inhalten fragenknnen; zudem erleichtert eine PK den Redaktionen die Planung und die Recherche. Nachteile:Eine Pressekonferenz ist oft aufwndig vorzubereiten ob aber Journalisten der Einladung folgen,

    ist nicht gesichert. Redaktionen mchten in der Regel exklusive Informationen; einePressekonferenz, zu der selbstverstndlich alle Medien eingeladen sind, widerspricht diesemAnspruch.

    Wann ldt man zur Pressekonferenz?

    Redaktionen sind personell immer unterbesetzt. Das heit, man bekommt sie mit einem gutenThema in seine PK, weil die Journalisten dann schnell und komprimiert viele Fakten fr einenschnen Artikel oder Beitrag bekommen knnen. Sie kommen aber nur, wenn sie sich Neuigkeitenversprechen, die sie auf anderem Wege (kurzes Telefonat, Online-Recherche auf der Homepage desAnbieters) nicht bekommen knnen. Oder sie kommen, weil sie Fragen stellen wollen. Man ldtalso sinnvollerweise dann zu einer PK, wenn man grundstzliche und groartige Neuerungen zu

    verknden hat: Neuer Vereinsvorstand mit neuem Konzept, vllig neues Geschftsfeld, Bilanz-PK.Pressekonferenzen sind vor allem im Krisenfall wichtig und ntig! Nicht ntig sind PK, wenn manetwa das Programm des jhrlichen Vereinsfests vorstellen mchte. Dann reicht es, den Redaktionendas gedruckte Programm und eine kurze Pressemitteilung zu schicken. Die Einladung sollte etwaein bis zwei Wochen vor der PK versandt werden. Bitte nicht frher als 14 Tage, weil dieRedaktionen die Einladung bis dahin u.U. verlegt haben... Und aus eigenem Interesse nicht vonheute auf morgen einladen dann besteht logischerweise die Gefahr, dass die Journalisten bereitsauf anderen Terminen sind.

    Wen ldt man zur Pressekonferenz?

    Auch wenn man natrlich gerne die Chefredakteure der wichtigsten Medien persnlich beim

    Termin sehen mchte man ldt nicht persnlich ein, sondern nur die Redaktionen. Bitte auchalle tagesaktuellen lokaljournalistisch arbeitenden Medien des Ortes gleichermaen einladen; auchOnline-Redaktionen und evtl. Blogger bercksichtigen. Spezial-Redaktionen wie etwa Dow Jones(Wirtschaft) oder kicker (Fuball) natrlich nur dann, wenn das Thema einigermaen fr dieseMedien interessant sein knnte (meist ist es das selbstverstndlich nicht). Die Anschriften allerRedaktionen Frankfurts finden sich auf www.frankfurt.de, Suchwort: Presseliste. Diese ist relativaktuell und thematisch sortiert; zur PK eingeladen werden sollten die vier Zeitungen, dieStadtmagazine, die lokal arbeitenden Hrfunk- und Fernsehsender (hr, ffh, rheinmaintv, energy,etc.) und die Wochenbltter inkl. ppler.

    Wie ldt man ein... und wann fasst man nach?

    Nachfassen, also der Einladung hinterher telefonieren, sollte man am besten nie dieRedaktionen sind in aller Regel genervt von solchen Nachfassaktionen. Und genervtenJournalisten sollte man schnell aus dem Weg gehen... Nachfassen ist also kontraproduktiv. In der

    http://www.frankfurt.de/sixcms/media.php/738/Presseliste%20Februar%202010.pdfhttp://www.frankfurt.de/sixcms/media.php/738/Presseliste%20Februar%202010.pdf
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    Redaktion anrufen sollte man nur, wenn man noch zustzliche Informationen hat (etwa einprominenter Redner, der noch kurzfristig zugesagt hat) dann sollte man kurz in den Redaktionenanrufen und auf die PK mit dem Highlight hinweisen. Auch mehrfache Einladungen berverschiedene Kanle sind kontraproduktiv (Bsp. Aerobic-Halle: der Architekt ldt die

    Kulturredaktion ein, der Vereinsvorstand die Lokalchefin, der Abteilungsleiter Aerobic dieSportredaktion). Im Zweifel sitzen dann von ein und derselben Zeitung drei unterschiedlicheRedakteurinnen und Redakteure auf dem gleichen Termin und sind entsprechend gut gelaunt...Also: Eine Einladung an alle Medien das reicht. Eine Akkreditierung klingt bedeutsam und istes auch. In aller Regel hat man aber weder Staatsoberhupter zu Gast noch die kompletteWeltpresse daher bitte keine Akkreditierung verlangen. Auch Anmeldungen sind eherunerwnscht bei Redaktionen. Diese arbeiten tagesaktuell, wissen oft abends noch nicht, ob sie denTermin morgen wahrnehmen knnen und wer dann kommen kann (Chefredakteurin, Volontr, freieMitarbeiterin, Praktikant, Fotograf). Es gibt zudem genau zwei Arten von Journalisten: die, die sichzu allem anmelden und dann nicht kommen, und die, die sich nie anmelden und trotzdem kommen.Daher: Anmeldungen nur verlangen, wenn es wirklich wichtig ist fr die Planung des Termins,

    etwa, um Pltze in einem Bus zu reservieren oder gengend Elektromobile zum Probefahren da zuhaben. Bitte Journalisten nicht mit Imbiss kdern!! (Und erst recht nicht, dafr eine Anmeldung zuverlangen!) Belegte Brtchen kann man reichen, aber bitte kein Buffet oder gar ganze Mittagessenorganisieren das ist nichts anderes als Bestechung. (Und Journalisten sind selbstverstndlich dieeinzige Berufsgruppe weltweit, die absolut nicht kuflich ist, gell?)

    Die Presseeinladung

    Die Presseeinladung sollte maximal eine Seite lang sein, besser: so kurz wie mglich. Man muss esals Appetithappen verstehen: Soviele Informationen geben, dass die Journalisten neugierig werden,aber nur so wenig, dass sie selber kommen mssen, um den Rest zu erfahren. Einladungen, dieverkappte Pressemeldungen sind und in denen alles wichtige bereits drinsteht, sind unsinnig. Lieber

    nach dem Pressetermin noch eine umfassende Pressemitteilung verschicken. Auch brauchen dieRedaktionen keine aufwndig gestalteten zeremoniellen Briefkpfe mit den Logos aller beteiligtenOrganisationen. Weitaus wichtiger sind die essentiellen Fakten:

    Wer ldt zu welchem Anlass ein? Wo und wann findet die Pressekonferenz statt? Wer spricht (Namen und Funktion)? Was gibt es zu beachten? (Also: Gummistiefel mitbringen/Fotografieren

    verboten/Parkausweis bei Pfrtner abholen, etc.) Welche Handynummer hat der Ansprechpartner fr organisatorische Fragen

    (=Pressesprecher/in)?

    Bei der Termin- und Ortssuche fr die PK kann man, nein sollte man ruhig etwas kreativ sein vorallem dann, wenn es thematisch geboten ist. Wenn der Vogelschutzbund zum Morgenspaziergang(mit Frhstck) in den Wald einldt, dann stehen auch Journalisten gerne um 5 Uhr auf.Donnerstag, 11 Uhr, ist dagegen die denkbar schlechteste Zeit fr eine PK weil da alle anderenauch eine machen. Nach 17 Uhr sollten PKs aber nicht mehr stattfinden dann beginnt in denmeisten Redaktionen der heieste Teil der Zeitungs- oder Nachrichtenproduktion. Auerdem fangenab 18 Uhr Abendveranstaltungen an, von denen die Redaktionen ja auch berichten mssen.

    Die Pressekonferenz

    Pressekonferenzen finden meist im Sitzen statt das ist bei Konferenzen so blich... Vorteil: Man

    kann fr jeden der Rednerinnen und Redner ein Namensschild produzieren mit allen Titeln, Vor-und Zuname und der Funktion. Ist das zu aufwndig oder werden die Schilder dadurch unleserlich,reichen der hchste akademische Titel (Prof. oder Dr.) und Vor- und Zuname. Weitere Titel und

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    Funktionen knnen dann auf einem separaten Blatt (in der Pressemappe) aufgefhrt werden. DieJournalisten nehmen gegenber Platz. Bitte Redner und Redakteure nicht bunt mischen! Der Frage-Antwort-Dualismus muss auch optisch sichtbar werden. Bitte Pressekonferenzen nicht berladenmit mehr als fnf Rednern oder mehr als vier unterschiedlichen Themen! Am besten, ein bis zwei

    Hauptredner, ein bis zwei Referenten, die knifflige Sachfragen beantworten knnen, und einePerson, die moderiert/einleitet. Bitte nicht alle beteiligten Organisationen/mter/Freiwillige zur PKdazu bitten. Sieht lcherlich aus, wenn dann nur ein Praktikant kommt (oder gar niemand, was nieausgeschlossen ist)...

    Die Pressemappe

    Pressemappen sind oft viel zu aufwndig gestaltet weil man ja einen guten Eindruck bei denJournalisten hinterlassen mchte. Meist reicht es aber, in die Mappe eine kurze Pressemeldung (5W-Fragen) und eine etwas ausfhrlichere Fassung (nicht mehr als 2 Seiten!) zu legen. Fotos oderGrafiken mssen nicht in Hochglanz beigelegt werden, eine CD und ein Farbausdruck alsInhaltsbersicht reichen. Eine Visitenkarte des Vorstands oder der Pressesprecher erleichtern

    Journalisten Rckfragen. Am besten ist es, wenn alle Informationen gut strukturiert auch und vorallem auf der Website zu finden sind denn mit Internetseiten knnen die Redakteure am meistenanfangen. (Ehrlich gesagt: Pressemappen werden in aller Regel kaum gelesen imRedaktionspapierkorb entsorgt, wenn der Artikel geschrieben ist. Also: Helfen Sie Mll zuvermeiden und sparen Sie sich unntigen Aufwand! Je aufwndiger die Pressemappe und jeumfassender der Inhalt, desto geringer die Abdruckquote. Journalisten haben in der Hektik desRedaktionsalltags weder Zeit noch Muse, vielseitige Kataloge durchzulesen und daraus dann einenText zu destillieren. Ist der Aufwand zu hoch, landet die Mappe unbearbeitet im Papierkorb.)

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    GruppenfotosSchlechte Zeitungen lieben Gruppenfotos. Jeder Leser soll sich einmal im Jahr in der Zeitung sehen

    knnen, so die (drftige) Erklrung dafr. Es gibt aber nichts langweiligeres als Gruppenfotos wenn es nicht zwingend sein muss, bitte darauf verzichten. Lieber Actionfotos, auf denen etwas

    passiert. Alte Regel: Kein Foto ohne Menschen. Fotos von wissenschaftlichenVersuchsanordnungen sind besser, wenn eine Laborantin mit Schutzbrille und weiem Laborkittel

    den Versuch begutachtet. Architekturfotos beginnen zu leben, wenn zufllig Passanten mit im

    Bild sind.

    ImpressumPublikationen, die nicht rein privaten und familiren Charakter haben, mssen ein Impressum haben

    das regeln die Landespressegesetze. Das Bundesjustizministerium hat dazu einen Leitfaden insNetz gestellt: http://tinyurl.com/336s7pm Wikipedia schreibt:

    Ein Impressum (lat. impressum Hineingedrcktes bzw. Aufgedrcktes) ist eine gesetzlich

    vorgeschriebene Herkunftsangabe in Publikationen, die Angaben ber den Verlag, Autor,

    Herausgeber oder Redaktion enthlt, vor allem um die presserechtlich fr den InhaltVerantwortlichen kenntlich zu machen. Oft werden auch zustzliche Informationen wie Druckerei,Erscheinungsweise, Erscheinungsjahr und Erscheinungsort aufgefhrt. [] Ein Impressum soll

    schnell zu finden und leicht zu erkennen sein.

    AnbieterkennzeichnungDas gilt auch fr Internetseiten, hier spricht man aber eher von Anbieterkennzeichnung oder auchKontakt. Angegeben werden mssen Vor- und Zunamen ohne Abkrzungen und eine Adresse. Fr

    rein private Websites bentigt man aber kein Impressum. Allerdings ist Vorsicht geboten: Abmahn-

    Anwlte durchkmmen gerne Webseiten und kontrollieren das Impressum.

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    In 140 Zeichen alles gesagt haben.

    Twitter ist keine Spielerei; wer gerne und oft twittert, lernt nebenbei das Handwerk der gutenJournalistin und des guten Journalisten: In brutaler Krze einen Sachverhalt korrekt und treffenddarstellen. Twitter bt das, was sicher das Schwerste ist beim Medienmachen: Griffige, kluge,unerwartete, dabei aber immer treffende und mglichst witzige Headlines zu formulieren. Wersich tglich mehrfach in nur 140 Zeichen ausdrckt, kann das irgendwann aus dem Eff-Eff.

    Dieses Eff-Eff ist leicht zu lernen. Man muss einfach alles weglassen, was unwichtig, unkonkret

    oder nicht eindeutig ist. Am einfachsten kann man leere Worthlsen und Wendungen weglassenwie:

    im Rahmen von meist reicht ein schlichtes bei.in der Zeit von hier reicht ein simples von.aufgrund von geht eleganter mit wegen.

    Wie berall im Journalismus liegt in der Krze die Wrze.

    Das liegt auch fr die Wortwahl:Rumlichkeiten etwa ist ein Wortungetm, das nichts anderesmeint alsRume. Statt Sanierungsmanahmen reicht Sanierung, stattEingangsbereich reicht oft:Tr.

    Man lacht gerne ber Verwaltungsbegriffe wie Grovieheinheit, das bekanntlich schlichtKuh meint.AuchPersonenkraftwagen stattAuto,Lichtzeichenanlage stattAmpel oder ganz schlimm! Lichtbilder stattDias. Je einfacher und normaler ein Begriff, desto unprtentiser, luftiger undleserlicher wird der Text.

    In Redaktionen kursieren ohnehin schwarze Listen mit Wrtern, Begriffen und Wendungen, dieman vermeiden sollte. Jede Redaktion hat eine eigene Liste, weil nicht alles berall gleich verpntist. Beispielsweise vermeidet die FAZ Begriffe wie der 15-Jhrige (stattdessen: der 15 Jahrealte) oder vor Ort. Vor Ort, so die Erklrung (und zwar nicht nur der FAZ), sei eine falschebersetzung aus dem Kohlebergbau, wo es vor Kohle heit. Besser also: direkt am Ort, am Ortdes Geschehens sagen auch, wenn der Satz dann dummerweise wieder lnger wird.

    Hashtags, RTs, @replies:Um die 140 Zeichen-Grenze besser nutzen zu knnen und gleichzeitig mit seinen Followern inKontakt bleiben zu knnen, hat Twitter einige Besonderheiten. Die erste, die auffllt, sind die#Hashtags ein Begriff, der mit einem # anfngt. Diese Hashtags sind nichts anderes alsStichworte, die den einzelnen Tweet einem Thema zuordnen. Die Hashtags sind verlinkt, manfindet alle aktuellen Tweets, die ebenfalls mit diesem Hashtag versehen sind, auf einer Suchliste.(Hier #Frankfurt). Der Hashtag wird auch gerne fr Ironie verwendet. Also etwa: Heute ist einschner Tag. #Unwetterwarnung.

    Das nchste, was auffllt, sind Replies. Dabei wird der Name von Twitter-Nutzern hinter ein @geschrieben. Auf diese Weise kann man auf einzelne User antworten die Antwort ist ffentlich zu

    sehen. Die Twitter-Kennung der Stadt Frankfurt am Main ist @Stadt_FFM. Wer uns also auf einenTweet antworten oder eine ffentlich sichtbare Nachricht berbringen mchte, schreibt einfach@Stadt_FFM in seinen eigenen Tweet. Dieser landet dann bei uns in einer Art Postfach.

    http://twitter.com/http://search.twitter.com/search?q=%23Frankfurthttp://twitter.com/Stadt_FFMhttp://twitter.com/http://search.twitter.com/search?q=%23Frankfurthttp://twitter.com/Stadt_FFM
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    Nun kann man wie bei E-Mails nicht nur auf Tweets antworten, sondern sie auch weiterleiten.Dazu schreibt man RT vor die Userkennung, also etwa RT @Stadt_FFM ReTweet. Das bentigtzustzliche Zeichen und fhrt oft dazu, dass der Originaltweet gekrzt werden muss. Seit einigenMonaten hat Twitter daher eine elegantere ReTweet-Variante eingefhrt, die ohne RT auskommt

    und den Originaltext weiterleitet. Wenn man aber einen Kommentar zustzlich zum Tweet abgebenmchte, kommt man um den manuellen RT nicht herum.

    KurzlinksDie eigentliche Strke von Twitter ist, dass man Links auf einfache und effiziente Weiseweiterempfehlen kann. Twitter ist ein Empfehlungsdienst. Ich lese gerade xy oder Lest dochbitte mal das: xy damit kommt man als Twitternutzer auf Webseiten, auf die man sonst niemalssurfen wrde. Es gibt derzeit wohl keine zielgenauere Methode, auf relevante Webseitenaufmerksam zu werden oder seinerseits aufmerksam zu machen. Menschen, deren Kompetenz ichanerkenne, vertraue ich, wenn sie mir einen Link empfehlen und klicke. Wenn ich den Linkebenfalls fr empfehlenswert halte, leite ich ihn an meine Follower weiter so entsteht eine Art

    Lauffeuer durch das Netz. Um mglichst wenig Zeichen fr den Link zu verbrauchen, gibt es seiteinigen Jahren Linkverkrzungsdienste wie tinyurl.com, bit.ly oder goo.gl. Bit.ly fhrt zudemBuch, wieviele Follower auf meine Links geklickt haben wichtig fr die Analyse und dasMonitoring.

    Twitter informiert und zieht auf die WebsiteAus der modernen ffentlichkeitsarbeit ist Twitter kaum mehr wegzudenken (auch, wenn es nochviel zu wenig genutzt wird!). Auf sehr einfache Weise kann man eine exakt definierte Zielgruppe die eigenen Follower informieren und ber einen Kurzlink auf die eigene Website lotsen. Dennsein wir ehrlich: Wer klickt schon tglich mehrfach auf die eigene Seite und schaut nach, ob es dortetwas Neues gibt? Wohl kaum jemand. Und wer liest schon RSS-Feeds von Vereinen? Twitter sorgtfr Traffic wenn man sich ein wenig Mhe mit den Tweets gibt.

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    Meldung, Feature, Glosse.

    Journalistische Texte lassen sich verschiedenen Textsorten zuordnen kurze Meldung, pointierter

    Kommentar, Reportage. Diese Textsorten nennt die Publizistik Darstellungsformen. Sie werden

    in zwei Gruppen eingeteilt: die nachrichtenorientierten und die meinungsorientierten.

    Nachrichtenorientierte Darstellungsformen

    Meldung: Ein kurzer Hinweis auf ein Ereignis ohne Wertung und ohne Kommentar,tatsachenbezogen und objektiv. Meldungen melden etwas Geschehenes oder weisen auf einEreignis in der Zukunft hin. Meldung und Nachricht bringen die Antwort auf die sieben

    journalistischen W-Fragen (Wer, was, wann, wo, wie, warum und woher/welche Quelle).

    Nachricht: Die Nachricht teilt neue Fakten mit, und zwar beginnend mit dem Wichtigsten. Whena dog bites a man, thats not news, but when a man bites a dog, thats news will heien: Nur ein

    ungewhnliches Ereignis ist eine Nachricht. Es gibt hard news ber fogenschwere aktuelle

    Ereignisse aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Natur. Und es gibt soft news mitUnterhaltungswert, die weder von allgemeinem Interesse noch folgenschwer sind: Kurioses und

    Klatsch aus aller Welt. Der Einleitungssatz (auch Lead genannt) sollte mglichst viele der sieben

    W-Fragen, beantworten: Wer hat wann, was, wo, wie, warum getan (bzw. wem ist was widerfahren) und aus welcher Quelle stammt diese Information. Die Zeitungsnachricht ist nicht

    mehr als 20 Zeilen lang, im Rundfunk kaum lnger als eine Minute.

    Bericht: Der Bericht ist lnger als eine Meldung, im Aufbau aber identisch. Er enthltNachrichtliches, das ber die reinen Fakten hinaus geht: Details, Hintergrnde und Zitate

    handelnder Personen, Einschtzungen von Experten. Der Bericht ist der Bruder der Nachricht, aber

    grer und auch schon ein wenig reifer. (La Roche, S.129). Im Unterschied zur Nachricht erhelltder Bericht auch die Zusammenhnge, Hintergrnde und die Vorgeschichte des Ereignisses. Im

    Fernsehen gibt es den Bilderbericht, bei dem Berichterstatter einen Text zu den eingeblendetenAufnahmen sprechen. Ist ein Journalist auch Korrespondent, ist er als Augenzeuge zugleich Quelle

    der Information: Seine persnliche Ansicht muss deutlich zu erkennen sein.

    Reportage: Die Reportage taucht in ein Geschehen ein und prsentiert es informativ undunterhaltsam. Dazu mssen die Reporter unbedingt an den Ort des Geschehens. Die Reportage lebtvom Wechsel des Blickwinkels, lebt von den Aussagen und Beschreibungen der Personen, lebt von

    der Handlung. Die Reportage ergnzt Nachricht und Bericht, kann diese aber nicht ersetzen. DieReportage kann nur das Wichtigste auswhlen und nur einen Teil der Wirklichkeit schlaglichtartig

    ausleuchten. Sie gibt nur das wider, was der Reporter vor Ort selbst erfahren hat, darf subjektive

    Impressionen enthalten und ist nicht nach Wichtigkeit aufgebaut, sondern folgt einer Dramaturgie.Sie soll das Publikum das Ereignis mit den Augen des Reporters sehen lassen.

    Feature: tiefschrfender als die Reportage, beleuchtet auch Hintergrnde, stellt das Thema in einen

    greren Zusammenhang. Ist meist nicht allzu tagesaktuell und bleibt daher lnger relevant. AlsFeature (von engl. Gesichtszug, typische Eigenschaft) werden mit Musik und Geruschenaufgelockerte Radiosendungen bezeichnet, die sich durch ihre Kreativitt von den gewhnlichen

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    Radiovortrgen unterschieden. Feature sind umfangreiche und illustrierende Analysen eines nicht

    unbedingt aktuellen Themas und nutzt viele Stilmittel Interviews, Zitate, Statistiken,

    grundstzliche Reflexionen. Charakteristisch ist dabei der stndige Wechsel zwischen Anschauungund Abstraktion, zwischen Schilderung und Schlussfolgerung (La Roche S.139).

    Interview: Das wichtigste Werkzeug fr die Recherche. Was im Interview erfragt wurde, kann inNachricht oder Feature verwendet werden. Es kann aber auch eine eigene Darstellungsform sein,die wegen ihrer (vermeintlichen) Authentizitt und Nhe sehr attraktiv ist. Es gibt drei Arten des

    Interviews: Das Interview zur Sache, das Fakten vermittelt, das Meinungsinterview, das eine Person

    nach ihrem Urteil befragt, und das Interview zur Person, das diese durch ihre Antworten portrtiert.Allein das Live-Interview in Hrfunk und Fernsehen ist wirklich authentisch. Beim gedruckten

    Interview wird eine Menge gendert, gekrzt, umgestellt. Daher wird die Endfassung in aller Regelvom Interviewpartner autorisiert.

    Dokumentation: die umfangreichste Form, weil sie ein Thema in einen umfassendenZusammenhang einordnet. Sie nutzt Interviews, Archivmaterial, Originalaufnahmen. Man

    unterscheidet Langzeitdokumentationen, die die Entwicklung eines Geschehens ber Monate undJahre hinweg darstellen, historische Dokumentationen, die historische Ereignisse ausleuchten,

    und zeitgeschichtliche Dokumentationen mit Zeitzeugen.

    Meinungsorientierte Darstellungsformen

    Leitartikel: Der Leitartikel befasst sich mit den groen Linien, mit Entwicklungen undTendenzen. Dabei gibt er nicht die Meinung eines einzelnen Verfassers wieder, sondern dieMeinung der Mehrheit der Redaktion.

    Kommentar: Die Meinung eines einzelnen Verfassers zu einem Sachverhalt, ber den auchberichtet wird. Ein Kommentar bentigt zwingend einen sachlichen Bericht, auf den er sich

    beziehen kann. Der Kommentare mchte zum Nachdenken anregen, Handeln und Verhaltenbeeinflussen. Zwei verschiedene Arten gibt es: den abwgenden und den meinungsbezogenen. Im

    abwgenden Kommentar vergleicht der Autor verschiedene Argumente fr und wider den

    Sachverhalt, ohne sich auf eine Position festzulegen. Ein meinungsbetonter Kommentar enthlt dreibis fnf Argumente des Autors, mit denen die eigene Meinung begrndet wird.

    Rezension: Hier werden neue Bcher, Opern oder Theaterstcke, Filme oder CDs ausfhrlichbesprochen. Zu einer guten Kritik gehren mglichst anschauliche und treffende Informationenber den Inhalt. Auerdem sollte das einzelne Stck in das Gesamtwerk und das Genre

    eingeordnet und fair beurteilt werden.

    Glosse: eine Spielart des Kommentars. Sie setzt literarisches Talent und Witz voraus, sie ironisiert,verspottet, tadelt oder entlarvt. Glosse ist ein Sammelbegriff fr besonders kurze Meinungsartikelmit einer sehr spitzen Argumentation. Es knnen aktuelle Themen jeder Art behandelt werden, sie

    werden allerdings aus sehr subjektiver Sicht gesehen. Autoren von Glossen drfen sich nur hier

    auch ungewhnlicher Wrter und des Dialekts bedienen, sie drfen schimpfen und zrnen.

    Kolumne: Ein Meinungsartikel eines einzelnen, oft sehr bekannten Publizisten. Die Zeitungen undZeitschriften machen meist durch einen Hinweis deutlich, dass sie sich mit dem Inhalt der Kolumne

    nicht identifizieren, sondern dem Autor gleichsam nur den Raum fr seine Verffentlichung zurVerfgung stellen.

    Essay: Ein Essay ist eine kurze, geistreiche Abhandlung, in der ein Autor subjektive Betrachtungenzu kulturellen oder gesellschaftlichen Phnomenen liefert.