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FOTOSZENE INTERVIEW „EIN FOTO GIBT JEDEM DAS GEFÜHL, EINE MEINUNG DAZU HABEN ZU DÜRFEN“ Der Berliner Investor Yoram Roth über die Attraktivität des Mediums und die Expansionspläne des privaten schwedischen Fotomuseums Fotografiska in Deutschland. INTERVIEW: MANFRED ZOLLNER D as privat geführte Stockholmer Museum Fotografiska zählt bereits jetzt zu den international erfolg- reichsten Kunsthallen für Fotografie. Seine Besitzer haben große Pläne für 2019. Dann wird Fotografiska neue Museen in New York und London eröffnen, weitere Dependancen sollen folgen. Der Berliner Investor, Samm- ler und Fotokünstler Yoram Roth (*1968) ist der Großfi- nanzier hinter den ehrgeizigen Expansions-Plänen der Fotografiska-Gründer Jan und Per Broman. Wir treffen ihn Mitte Oktober in seinem geräumigen Loft-Studio in Berlin-Moabit, in dem auch Dutzende eigene Werke an den Wänden hängen. fotoMAGAZIN: Wie sind Sie zu Fotografiska gekommen? Yoram Roth: Ich habe die Fotografiska-Gründer vor ein paar Jahren bei der Foto- kunstmesse unseen ken- nengelernt. Ich hatte schon davor dort die Gelegenheit für ein Investment erkannt und nahm die Einladung an, bei Fotografiska einzusteigen. Wir hatten von Anfang an das gemeinsame Ziel, dieses Museums-Modell größer herauszubringen. Fotografiska existiert in Stockholm seit zehn Jahren mit großem Er- folg. Wir haben dort 550.000 Besucher pro Jahr, die Foto- grafie sehen wollen. Gezeigt wird nicht nur Fotokunst, sondern beispielsweise auch Dokumentarfotografie und Landschaftsfotografie. fotoMAGAZIN: Was über- zeugte Sie, bei Fotografiska als Investor einzusteigen? Yoram Roth: Ich sehe Foto- grafiska als ein Modell für die Zukunft. Zeitgenössische Kunst gibt sich oft ziemlich exklusiv. Man fühlt sich in ihrem Ambiente nicht willkommen und bekommt immer ein wenig das Gefühl, nicht alles genau zu verste- hen. Kaum einer traut sich, genau nachzufragen. Eigent- lich gehörst du hier nicht zu den „Cool Kids“. Die großen Museen sind heute die mo- dernen Tempel: Du kommst rein und sollst dich dort klein fühlen. Du kannst dort alles bewundern, in leisen Tönen sprechen und dann möglichst schnell wieder ver- schwinden. fotoMAGAZIN: Und wenn du etwas nicht kapierst, dann bist du selbst schuld. Yoram Roth: Richtig. Bei der Fotografie ist das genau umge- kehrt. Hier bekommt jeder Zugang. In dem Moment, in dem er vor einem Foto steht, findet er es entweder super oder total schlecht. Er hat auf jeden Fall das Gefühl, dass er eine Meinung dazu haben darf. Jeder weiß, wie schwer es ist, ein gutes Foto zu machen. Fotografie ist viel inklusiver. Hier hast du das Gefühl, dass du mitmachen darfst. Manche in der Kunstszene erkennen einfach nicht, wie man Kunst wahrnimmt: Man möchte etwas sehen, mit dem man sich identifiziert. Es gibt immer noch einen gewissen Snobismus, bei dem die Leute sagen, Fotografie sei keine Kunst. Das ist falsch. fotoMAGAZIN: Wird Fotogra- fiska eine ernstzunehmende Konkurrenz für die klassische Museumslandschaft? Yoram Roth: Der Wettkampf geht um die Aufmerksamkeit der Leute und um deren Zeit. Wenn jemand einen freien Nachmittag hat, bleibt ihm nur eine bestimmte Menge Zeit. In diesem Sinne sind wir ein Wettbewerber. Ein klas- sisches Museum hat jedoch eine ganz andere Aufgabe. Es bekommt sein Geld vom Staat, soll Kunst kaufen und dem Volk zeigen. Wir haben keine eigene Sammlung und zeigen unsere Kunst direkt in Zusammenarbeit mit den Künstlern, den Nachlassver- waltern oder mit Sammlern. Wir zeigen mindestens vier bis fünf Shows gleichzeitig. Und da wir ständig rotieren, eröffnen wir fast wöchentlich eine neue Ausstellung. Ein Besucher, der zurück zu Fo- tografiska kommt, wird jedes Mal eine neue Ausstellung dort vorfinden. fotoMAGAZIN: Gibt es hier den Zwang zum Erfolg – muss eine Ausstellung eine bestimmte Anzahl von Besuchern anziehen? Yoram Roth: Wir messen nicht pro Ausstellung, sondern versuchen, eine Mischung hinzubekommen: Normalerweise zeigen wir einen bekannten, großen Fotografen, dazu einen talentierten jungen Künstler, der leichter zugänglich ist, anspruchsvolle Künstler und natürlich auch viel dokumen- tarische Fotografie. Fotos mit sozialem Engagement, die wir meist mit einer journa- listischen Organisation wie Dagbladet in Stockholm präsentieren. Wir haben bereits über 50 Ausstellungen zu etwas gemacht, das wir Fotografiska for Life nennen. Das ist ein Instrument für sozialen Wandel. Diese Bild- sprache kann einen derartigen Eindruck hinterlassen, dass sich daraus die Gelegenheit ergibt, bei gesellschaftlichen Themen mitzusprechen. fotoMAGAZIN: Wenn wir die klassischen Museen betrach- ten, dann bekommen wir oft das Gefühl, dass Kuratoren nicht die Notwendigkeit sehen, dass Ausstellungen jenseits des Kollegen- kreises jemand interes- sieren müssen. Erhöht Fotografiska nun den Handlungsdruck? Yoram Roth: Das glau- be ich nicht. Museen denken in Hundert- jahresabschnitten und das respektiere ich. Es gibt tolle Fotomuseen, man sieht das hier in Berlin. Die Situation ist wunderbar: Wir haben das Museum der Fotografie, die Newton Foundation mit großartigen Ausstellungen und das, was Stephan Erfurt mit c/o Berlin aufgebaut hat, ist unglaublich gut. fotoMAGAZIN: Gibt es in Deutschland auch einen Markt für Fotografiska? Yoram Roth: Das ist sicher, vor allem in Berlin! fotoMAGAZIN: Ist also auch in Berlin ein Fotografiska- Museum geplant? Yoram Roth: Ja! Ich wüsste nicht, wo sonst in Deutsch- land. fotoMAGAZIN: Obwohl Berlin in Sachen Fotografie in Deutschland bereits jetzt am meisten zu bieten hat? Yoram Roth: Mehr ist mehr, finde ich! Berlin wird die Fotostadt Europas. Paris ist zwar die Mutter aller Fo- tografie, doch dort hast du nicht das Gefühl, dass du auf die Zukunft guckst. In Berlin sind wir zukunftsorientiert. Berlin wird auf jeden Fall die Fotohauptstadt Europas, wenn nicht der Welt. fotoMAGAZIN: Wann kommt Fotografiska nach Berlin? Yoram Roth: Wir suchen noch nach einem Gebäude. FOTO: © ALBERT WATSON „BERLIN WIRD DIE EUROPÄISCHE FOTOHAUPTSTADT. WIR SUCHEN DORT EIN GEBÄUDE FÜR FOTOGRAFISKA“ Yoram Roth BILD // FORUM 13 12/2018 fotoMAGAZIN

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FOTOSZENE

INTERVIEW

„EIN FOTO GIBT JEDEM DAS GEFÜHL, EINE MEINUNG DAZU HABEN ZU DÜRFEN“Der Berliner Investor Yoram Roth über die Attraktivität des Mediums und die Expansionspläne des privaten schwedischen Fotomuseums Fotografiska in Deutschland.

INTERVIEW: MANFRED ZOLLNER

D as privat geführte Stockholmer Museum

Fotografiska zählt bereits jetzt zu den international erfolg-reichsten Kunsthallen für Fotografie. Seine Besitzer haben große Pläne für 2019. Dann wird Fotografiska neue Museen in New York und London eröffnen, weitere Dependancen sollen folgen. Der Berliner Investor, Samm-ler und Fotokünstler Yoram Roth (*1968) ist der Großfi-nanzier hinter den ehrgeizigen Expansions-Plänen der Fotografiska-Gründer Jan und Per Broman. Wir treffen ihn Mitte Oktober in seinem geräumigen Loft-Studio in Berlin-Moabit, in dem auch Dutzende eigene Werke an den Wänden hängen.

fotoMAGAZIN: Wie sind Sie zu Fotografiska gekommen?Yoram Roth: Ich habe die Fotografiska-Gründer vor ein paar Jahren bei der Foto-kunstmesse unseen ken-nengelernt. Ich hatte schon davor dort die Gelegenheit für ein Investment erkannt und nahm die Einladung an, bei Fotografiska einzusteigen. Wir hatten von Anfang an das gemeinsame Ziel, dieses Museums-Modell größer herauszubringen. Fotografiska existiert in Stockholm seit zehn Jahren mit großem Er-folg. Wir haben dort 550.000 Besucher pro Jahr, die Foto-grafie sehen wollen. Gezeigt wird nicht nur Fotokunst, sondern beispielsweise auch Dokumentarfotografie und Landschaftsfotografie.

fotoMAGAZIN: Was über-zeugte Sie, bei Fotografiska als Investor einzusteigen?Yoram Roth: Ich sehe Foto-grafiska als ein Modell für die Zukunft. Zeitgenössische Kunst gibt sich oft ziemlich exklusiv. Man fühlt sich in ihrem Ambiente nicht willkommen und bekommt immer ein wenig das Gefühl, nicht alles genau zu verste-hen. Kaum einer traut sich,

genau nachzufragen. Eigent-lich gehörst du hier nicht zu den „Cool Kids“. Die großen Museen sind heute die mo-dernen Tempel: Du kommst rein und sollst dich dort klein fühlen. Du kannst dort alles bewundern, in leisen Tönen sprechen und dann möglichst schnell wieder ver-schwinden.

fotoMAGAZIN: Und wenn du etwas nicht kapierst, dann bist du selbst schuld. Yoram Roth: Richtig. Bei der Fotografie ist das genau umge-kehrt. Hier bekommt jeder Zugang. In dem Moment, in dem er vor einem Foto steht, findet er es entweder super oder total schlecht. Er hat auf jeden Fall das Gefühl, dass er eine Meinung dazu haben darf. Jeder weiß, wie schwer es ist, ein gutes Foto zu machen. Fotografie ist viel inklusiver. Hier hast du das Gefühl, dass du mitmachen darfst. Manche in der Kunstszene erkennen einfach nicht, wie man Kunst wahrnimmt: Man möchte etwas sehen, mit dem man sich identifiziert. Es gibt immer noch einen gewissen Snobismus, bei dem die Leute sagen, Fotografie sei keine Kunst. Das ist falsch.

fotoMAGAZIN: Wird Fotogra-fiska eine ernstzunehmende Konkurrenz für die klassische Museumslandschaft?Yoram Roth: Der Wettkampf geht um die Aufmerksamkeit der Leute und um deren Zeit. Wenn jemand einen freien Nachmittag hat, bleibt ihm nur eine bestimmte Menge Zeit. In diesem Sinne sind wir ein Wettbewerber. Ein klas-sisches Museum hat jedoch eine ganz andere Aufgabe. Es bekommt sein Geld vom Staat, soll Kunst kaufen und dem Volk zeigen. Wir haben keine eigene Sammlung und

zeigen unsere Kunst direkt in Zusammenarbeit mit den Künstlern, den Nachlassver-waltern oder mit Sammlern. Wir zeigen mindestens vier bis fünf Shows gleichzeitig. Und da wir ständig rotieren,

eröffnen wir fast wöchentlich eine neue Ausstellung. Ein Besucher, der zurück zu Fo-tografiska kommt, wird jedes Mal eine neue Ausstellung dort vorfinden.

fotoMAGAZIN: Gibt es hier den Zwang zum Erfolg – muss eine Ausstellung eine bestimmte Anzahl von Besuchern anziehen?Yoram Roth: Wir messen nicht pro Ausstellung, sondern versuchen, eine Mischung hinzubekommen: Normalerweise zeigen wir einen bekannten, großen Fotografen, dazu einen talentierten jungen Künstler, der leichter zugänglich ist, anspruchsvolle Künstler und natürlich auch viel dokumen-tarische Fotografie. Fotos mit sozialem Engagement, die wir meist mit einer journa-listischen Organisation wie Dagbladet in Stockholm präsentieren. Wir haben bereits über 50 Ausstellungen zu etwas gemacht, das wir Fotografiska for Life nennen. Das ist ein Instrument für sozialen Wandel. Diese Bild-sprache kann einen derartigen Eindruck hinterlassen, dass sich daraus die Gelegenheit ergibt, bei gesellschaftlichen

Themen mitzusprechen. fotoMAGAZIN: Wenn wir die klassischen Museen betrach-ten, dann bekommen wir oft das Gefühl, dass Kuratoren nicht die Notwendigkeit sehen, dass Ausstellungen

jenseits des Kollegen-kreises jemand interes-sieren müssen. Erhöht Fotografiska nun den Handlungsdruck?Yoram Roth: Das glau-be ich nicht. Museen denken in Hundert-jahresabschnitten und das respektiere ich. Es gibt tolle Fotomuseen, man sieht das hier in Berlin. Die Situation ist wunderbar: Wir haben das Museum der Fotografie, die Newton Foundation

mit großartigen Ausstellungen und das, was Stephan Erfurt mit c/o Berlin aufgebaut hat, ist unglaublich gut.

fotoMAGAZIN: Gibt es in Deutschland auch einen Markt für Fotografiska?Yoram Roth: Das ist sicher, vor allem in Berlin!

fotoMAGAZIN: Ist also auch in Berlin ein Fotografiska-Museum geplant?Yoram Roth: Ja! Ich wüsste nicht, wo sonst in Deutsch-land.

fotoMAGAZIN: Obwohl Berlin in Sachen Fotografie in Deutschland bereits jetzt am meisten zu bieten hat?Yoram Roth: Mehr ist mehr, finde ich! Berlin wird die Fotostadt Europas. Paris ist zwar die Mutter aller Fo-tografie, doch dort hast du nicht das Gefühl, dass du auf die Zukunft guckst. In Berlin sind wir zukunftsorientiert. Berlin wird auf jeden Fall die Fotohauptstadt Europas, wenn nicht der Welt.

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„BERLIN WIRD DIE EUROPÄISCHE FOTOHAUPTSTADT. WIR SUCHEN DORT EIN GEBÄUDE FÜR FOTOGRAFISKA“

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13 12/2018 fotoMAGAZIN

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AUSZEICHNUNG

FRIEDENSBILDDie Amerikanerin Anna Boyiazis gewinnt in Wien den „Alfred Fried Photography Award“.

Die Fotoreportage „Finding Freedom in the Water“ zählte bereits zu den „World Press Photos“ des Jahres. Nun haben ihre Bilder über die mutigen Frauen von Sansibar, die trotz eines vermeintlich religiös bedingten Verbots das Schwimmen lernen, erneut eine wichtige Auszeichnung bekommen. Am 20. September wurde Boyiazis in Wien der mit 10.000 Euro dotierte „Alfred Fried Photography Award 2018 für das „Friedensbild des Jahres“ überreicht.

A m 6. November war es soweit: Nach dem Umzug vom Montparnasse wurde die Fondation Henri Cartier-

Bresson in der Rue des Archives Nr. 79 im 3. Bezirk eröff-net. Hier hat sich ihre Ausstellungsfläche verdoppelt und Platz für das Archiv des Jahrhundertfotografen Cartier-Bresson bleibt auch. Der neue Stiftungs-Direktor Fran-çois Hebel zeigt zum Start in der Fondation eine Martine Franck-Ausstellung. Zum Programm des Hauses gehört auch die Präsentation von Meisterwerken Cartier-Bressons.

MUSEUM

NEUSTART IM MARAIS Die Pariser Fondation Henri Cartier-Bresson hat ihr neues Domizil eingeweiht.

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Fotos selbstbestimmter afrikanischer Frauen: Anna Boyiazis.

Das neue Gebäude der HCB-Stiftung in der Rue des Archi-ves wäh-rend der Umbau-Phase im März 2018.

Es muss kulturell passen, die Location muss stimmen. Es ist nicht so einfach, etwas Großes zu finden – doch wir benötigen keine Fenster und könnten dadurch auch Gebäude nutzen, die andere nicht wollen.

fotoMAGAZIN: Sie sind selbst in New York fündig gewor-den!Yoram Roth: Dort haben wir fünf Jahre gesucht und schließlich ein Gebäude ge-funden. In London sind wir in einem riesigen Gebäude über mehrere Etagen, dort haben wir ein größeres Programm. Zu unserem Programm ge-hören immer ein Restaurant, eine Lounge für Club-Mitglie-der und Vorlesungsräume.

fotoMAGAZIN: In der muse-alen Szene ist immer wieder die Rede davon, Fotografiska sei nur ein Vorwand für die kulinarische Szene, die mit dem eigenen Museums-Res-taurant angesprochen werde. Yoram Roth: (lacht) Ich weiß nicht, ob das stimmt. Alles, was wir anbieten, muss zusammenpassen. In Berlin gibt es meines Wissens noch überhaupt kein Museumsre-staurant, aber in New York. Das funktioniert völlig sepa-rat vom Museum, jeder hat eigene Öffnungszeiten. Bei uns ist das Restaurant kom-plett integriert. Wenn bei uns jemand zum Essen kommt, kann er auch aufstehen, die Kunst betrachten und sich wieder hinsetzen. Wir müssen natürlich sehen, wie wir finanziell zurecht kommen. Die großen Museen haben keine Verantwortung, was das Geldverdienen anbelangt.

fotoMAGAZIN: Das bedeu-tet, dass die Restaurants bei Fotografiska tatsächlich eine größere Bedeutung haben.Yoram Roth: Hundertpro-zentig! Die Küche muss gut sein, sie muss stimmen. Wir können nicht einfach nur ein paar Stullen hinlegen.

fotoMAGAZIN: Würde auch eine Sterne-Küche bei Foto-grafiska funktionieren?Yoram Roth: Sterne-Küche geht gar nicht. Und ganz schlicht gesagt: So fein sind wir auch nicht. Alles muss hier inklusiv sein. Jeder soll zu uns kommen und sich wohlfühlen. Ich kenne we-nige Leute, die sich in einem Sterne-Restaurant wohlfüh-len.

fotoMAGAZIN: Sehen Sie sich eher als Fotokünstler, der auch in die Fotografie investiert oder als Investor, der auch fotografiert?Yoram Roth: Ich mache da keine Trennung und habe auch nie verstanden, warum manche darauf pochen, dass ein Künstler kein Geschäfts-mann sein kann.

fotoMAGAZIN: Es gibt we-nige, die beide Perspektiven zusammenbringen wie Sie.Yoram Roth: Das ist ein wun-derschöner Zufall. Ich weiß nicht, ob ich etwas Derartiges selbst ins Leben gerufen hätte. Aber da Jan und Per Broman das schon hatten und ich mit ihnen gut ins Gespräch gekommen bin, ergab sich die Gelegenheit einzusteigen, als die beiden das Projekt größer anlegen wollten. Ich weiß, wie man so etwas internati-onal aufstellt. Ich tingele viel durch die Kunstszene. Dabei begegne ich überall Kaufleu-ten, die selbst sammeln. Sie erklären mir immer, dass sie bei uns auch gerne investieren würden.

fotoMAGAZIN: Haben Sie als Sammler einen anderen Ge-schmack als die Ausstellungs-macher von Fotografiska?Yoram Roth: Die Fotos, die ich sammle, will kein Mensch sehen. Daran habe ich mich schon gewöhnt. Ich habe schnell gelernt, dass es einen Unterschied gibt zwischen dem, was ich mag und andere. Dazu bin ich zu sehr Insider.

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BILD // FORUM

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E s gab tatsächlich mal Tage, an denen sich Fotografen scheinbar noch Gedanken zum

„Visual Marketing“ ihrer Bilder gemacht haben. In jener analogen Vorzeit ersannen die Professio-nals Poker-Kartensets mit eigenen Fotomotiven, schickten Poster, brachten aufwändig gestaltete Alben zur Ansicht und machten sich generell Gedanken, wo und warum sie ihre Bilder vorstell-ten. Mit anderen Worten: Sie kannten tatsächlich jene Zeitschriften, denen sie ihre Bildwerke zum Abdruck anboten und versuchten einfallsreich, ihre Arbeiten dort vorzustellen. Heute landen in den Redaktionen täglich dutzende Mails mit der Anmutung von Serienbriefen dubioser Geldeintrei-ber der Elfenbeinküste. Die Rechtschreibung dieser lieblosen Schnellbewerbungen mag in manchen Fällen etwas besser sein, inhaltlich bleiben sie vergeichbar wirr: unpersönliche Text-Bausätze mit lockerem Verweis auf die eigene Website und der Aufforderung, man möge dort Bilder besichtigen. Schlecht formulierte Briefe, die die Mailboxen der Kreativbranche verstopfen wie Werbewurfsendungen den guten alten Briefkasten. Würden die gleichen Bildermacher, die hier seriell Mails durchs Land streuen, ähnlich vorgehen, wenn sie ein Anliegen bei ihrem Anwalt hätten? „Sehr geehrter Herr xx, besuchen Sie bitte meine Website, um mehr über mich und meinen Ver-kehrsunfall vom 13. September zu erfahren. Ich würde mich freuen, wenn Sie mich anschließend vor Gericht vertreten.“ Unvorstellbar! Sogenannte Kreative – ob Profi oder Amateur – sollten bei schriftlichen Vorstellungen wenigstens die Min-destanforderungen berücksichtigen: 1. Informieren Sie sich, wer Ihr Ansprechpartner ist und richten Sie Ihr Anschreiben an ihn/sie persönlich. 2. Machen Sie sich vorab Gedanken, welche Bilder zu dem ausgewählten Medium passen könnten und formulieren Sie einen Teaser-text, der neugierig auf die Fotos macht. 3. Fügen Sie ein PDF mit zehn bis zwölf repräsentativen Aufnahmen bei. Und seien Sie kritisch bei der Bildauswahl. Wenn Sie mit Ihren Arbeiten auffal-len wollen, sollten Sie keine Bilder abliefern, die bereits von Stock-Agenturen verramscht werden.

Sophie Calles KatzeDer Begriff Katzenmusik hat ja sonst eher einen negativen Beigeschmack. Dabei muss es nicht immer um den letzten Heuler der aktuellen Charts gehen. Die immer wieder auch mit dem Medium Fotografie arbeitende Konzeptkünstle-rin Sophie Calle hat nach dem Ableben ihrer geliebten Katze 2014 ein neues Ausdrucksmedium für sich entdeckt und Musiker wie Pharrell Williams, Benjamin Biolay und Bono um je einen Song „für die Katz“ gebeten. Die von den Pop-Stars performten Titel zu Ehren der toten Katze werden nun zusammen mit der Ausstel-lung „Souris Calle“ der Künstlerin in der Pariser Galerie Perrotin der Öffentlichkeit präsentiert.

UP & DOWN K O L U M N EZ O L L N E R S Z E I L E N

Seltsame Vorstellung

Ara Güler (1928-2018)Ara Güler fühlte mit seinen Bildern seit Anfang der 1950er-Jahre den Puls der Stadt und irgendwann bekam er den Titel „Das Auge Istanbuls“ verpasst. Der türkische Fotograf armenischer Ab-stammung war der wohl prominenteste Flaneur der Türkei, seine Bilder prägten unser Bild von der Welt am Bosporus mit und fanden sich in Illustrierten wie Stern, Life oder Paris Match. „Mit einer Kamera kannst du die Geschichte festhalten“, postulierte das Magnum-Mitglied. „Du fixierst sie mit einer Maschine“. 1999 hat man ihn in seiner Heimat als „Fotograf des Jahrhunderts“ gekürt. Am 17. Okto-ber ist Ara Güler nach langer Krankheit im Alter von 90 Jahren verstorben.

D er Dandy, der zum Liebling des britischen Königshauses

wurde: Cecil Beaton war nicht nur einer der einflussreichsten briti-schen Fotografen des 20. Jahrhun-derts, sondern eine Persönlichkeit, die die Kulturszene prägte und Zugang in höchste Adelskreise fand. Lisa Immordino Vreeland stellt in ihrem Dokumentarfilm „Love, Cecil“ die schillernde Persönlichkeit des 1980 verstorbe-nen Bildermachers vor und lässt Freunde und Wegbegleiter zu Wort kommen. Am 22. November 2018 erscheint der 95-minütige Streifen nun auf DVD und Blue-ray im Handel. Zum Start verlosen wir drei DVDs und zwei Blu-rays von „Love, Cecil“. Und so können Sie gewinnen: Schicken Sie uns bis zum 18. Dezember 2018 eine Postkarte mit dem Stichwort „Cecil Beaton“(und

GEWINNSPIEL

STILBILDENDER BRITEWir verlosen DVDs und Bluerays der neuen Cecil Beaton-Dokumentation „Love, Cecil“.

je nach Wunsch den Vermerk DVD oder Blu-ray) an: Redaktion fotoMAGAZIN, Troplowitzstr. 5, 22529 Hamburg. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Die Dokumentation „Love, Cecil“: Ab 22. November im Handel.

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