Respektiere 02/2012

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2/2012 Einsatz in der Ukraine ... es geht weiter! Seite 4 Die fleißige Biene – bald Vergangenheit? Seite 30

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Unsere neue Ausgabe von 02/2012 des Magazins "Respektiere".

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Einsatz in der Ukraine ...es geht weiter!Seite 4

Die fleißige Biene – bald Vergangenheit?

Seite 30

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Liebe ETN-Mitglieder,

das EU-Parlament scheint wie-der dem Druck einer Lobby, dies-mal der Lebensmittelindustrie, nachzugeben und lehnt die seit langem von Verbraucherschüt-zern und Ärzten geforderte Am-pelkennzeichnung für Lebens-mittel ab.

Damit steht fest: Die Lebensmit-telindustrie muss ihre Fertigpro-dukte auch künftig nicht so kenn-zeichnen, dass auf den ersten Blick erkennbar wäre, wie hoch der Anteil an Zucker, Fett oder Salz ist.

In der deutschen und europä-ischen Politik wird seit Jahren diskutiert, wie Kunden beim Kauf schnell und verständlich vor Dickmachern in den Lebens-mittelregalen gewarnt werden könnten. Vor allem Verbrau-cherschützer favorisieren eine Nährwert-Ampel, aber auch Kin-derärzte sehen darin eine prak-tikable, für jedermann verständ-liche Lösung. Produkte könnten so leicht miteinander verglichen werden.

Dem Plan zufolge hätte die bun-te Grafik auf einen Blick über die Menge an Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz in-formiert - und zwar einheitlich bezogen auf einhundert Gramm beziehungsweise einhundert Mil-liliter. Die Werte sollten farblich hinterlegt werden. Rot stünde für einen hohen, Gelb für einen mitt-leren und Grün für einen nied-rigen und damit gesundheitlich unbedenklichen Anteil.

Über diese Kennzeichnungen könnte auch das Essverhalten der Verbraucher positiv beein-

flusst und damit langfristig auch der Umgang mit dem Nahrungs-mittel „Tier“ verändert werden; Stichwort: „Massentierhaltung“, die der ETN e.V. strikt ablehnt.

Doch nun hat sich die Lebensmit-telindustrie wieder durchgesetzt. Die Lobbyvertreter der Branche sind seit gut zwei Jahren aktiv, um die EU-Parlamentarier von ihren eigenen Vorschlägen zu überzeugen. Dabei machten die Konzerne immer wieder klar, dass sie eine Lebensmittel-Am-pel ablehnen - nun hatten sie Erfolg.

Die Ampelkennzeichnung könn-te ein weiteres Mosaiksteinchen sein, die Menschen für das, was sie essen, zu sensibilisieren. Wir brauchen klare und wahrheits-gemäße Angaben darüber, wie Tiere gehalten wurden, woher die Lebensmittel kommen, wie sie weiterverarbeitet wurden, und welche Inhaltsstoffe wie zum Beispiel Formfleisch oder Analogkäse darin enthalten sind. Erst wenn sich diese Informati-onen für uns Verbraucher leicht erkennbar auf allen Waren wie-derfinden, wird sich auch lang-fristig die Ernährung umstellen.

Aber statt Bürgernähe herrscht in Europa immer noch die Lob-bymacht der Industrie, siehe die hektischen Versuche der Profi-teure, die Käfighaltung der Le-gehennen gegen den Willen der Verbraucher weiter in Kraft zu lassen.

Nur wenn wir uns unserer Macht als Verbraucher, aber auch als Tierschützer, endlich bewusst werden, können wir maßgeblich dazu beitragen, dass nicht weiter der Profit im Vordergrund steht.

Ein Beispiel dafür, dass nur mas-sive Proteste und Interventionen zum Erfolg führen, ist die Tat-sache, dass das EU-Parlament auf Druck von uns Tierschützern und Verbraucherorganisationen die maximale Transportzeit von Nutztieren auf acht Stunden be-schränkt hat.

Um Erfolg zu haben, ist der ge-bündelte Protest einer großen Gemeinschaft erforderlich. Da-her freuen wir uns über jedes neue Mitglied, das uns hilft, den erforderlichen Druck zu verstär-ken.

In diesem Sinne wünschen das ETN-Team und ich Ihnen - zu-sammen mit Ihren Tieren - eine schöne Sommer- und Ferienzeit.

Ihr Dieter Ernst

| Editorial

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Inhalt

In eigener Sache

Magazin

Alle Beiträge und Fotos sind urheber rechtlich geschützt. Für unverlangt eingesandte Beiträge übernehmen Heraus geber und Re-daktion keine Gewähr. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen und/oder zu über arbeiten. Bezugspreis ist im Mitglieds beitrag ent halten. Respektiere ist auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt.

Redaktion:Götz BukenbergerE-Mail: [email protected].: 0 22 45-61 90-0

ETN im Internet www.etn-ev.de

Termin der nächsten Ausgabe Viertes Quartal 2012

DruckHofmann Druck GmbH & Co. KG90411 Nürnberg

HerausgeberEuropäischer Tier- und Naturschutz e.V.Hof Huppenhardt, D-53804 MuchTel.: 0 22 45-61 90-0Fax: 0 22 45-61 90-11E-Mail: [email protected] 2454, Amtsgericht SiegburgDer ETN e.V. ist als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt.

Mitgliederverwaltung ETN e.V.: Hof Huppenhardt, D-53804 MuchTel.: 0 22 45-61 90-17 Fax: 0 22 45-61 90-11E-Mail: [email protected]

Impressum

Unsere Partner

Seite 4Unser Einsatz in der Ukraine ... es geht weiter!

Impressum

Seite 48 Noah‘s Ark Animal SanctuarySeite 50 Unsere Einsatzgebiete in Europa

Seite 2 Inhalt Impressum

Seite 3 Editorial

Fokus Seite 4 Unser Einsatz in der Ukraine ... es geht weiter!Seite 6 Hunde aus der Ukraine suchen ein Zuhause

Seite 8 Ein etwas anderer Projekttag Seite 10 Mitgliederversammlung 2012 Seite 12 Vier ETN-Schützlinge im hohen NordenSeite 14 Tyler - Neues Leben mit einer neuen Hüfte

Seite 18 Gefahr für den SchweinswalSeite 21 Rexi hat es ertragenSeite 22 Schützlinge des TSV Marsberg und

Umgebung e.V.Seite 24 UrlaubszeitSeite 26 NetAPSeite 28 Voller Einsatz – Chica und Cara

verdanken ihr Leben der Feuerwehr Seite 30 Die fleißige Biene –

bald Vergangenheit?Seite 36 Wie alles begann

Seite 44 Achtung! Ein Hund auf der Autobahn!KIDS

Seite 18Gefahr für den Schweinswal

NaturSeite 38 Der deutsche WaldSeite 40 Die Wahner Heide

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Unser Einsatz in der Ukraine ... es geht weiter!

Nach langwierigen Gesprächen und einer ersten Kastrationsaktion in Kiew (wir berichteten im letzten Heft) trägt unser Einsatz in der Ukraine nun weitere Früchte. Im Frühjahr initiierte der ETN e.V. in der staatlichen Tierklinik in Kiew den Ausbau eines leerstehenden Gebäudes zu einer modernen Quarantänestation. Vor dem Bau der Station gab es in der Klinik kaum Unterbringungsmöglichkei-ten für kranke Tiere und frisch kastrierte Straßenhunde,- dieses Problem stellt sich nun nicht mehr. Die vom ETN finanzierte, drin-gend benötigte Quarantänestation bietet Platz für vierzig bis fünfzig Hunde und verfügt über eine Fuß-bodenheizung sowie einen sepa-raten OP-Raum. Seit unserer Kastrationsaktion in Kiew bringen täglich dutzen-de Menschen Straßentiere und auch Haustiere zur Kastration, und dank des Einsatzes des

stellvertretenden Bürgermeisters Oleksandr Mazurchak ist dies für mittellose Menschen und Tier-schützer kostenlos. In Kiew zeigt sich, dass man durch dauerhaftes Engagement für Tiere in Not und Dialogbereitschaft mit den zu-ständigen Behörden viel bewegen kann - auch wenn die Situation zu-vor aussichtslos erschien.

Hoffnung gibt es mittlerweile auch in Lugansk, einer Stadt im Osten des Landes, die durch den grau-samen Umgang der Stadtver-waltung mit den dort lebenden Straßenhunden bekannt wurde. In Lugansk führten die ETN-Bot-schafterin Maja von Hohenzol-lern und der Präsident des ETN, Dieter Ernst, Gespräche mit dem Bürgermeister der Stadt und kon-frontierten ihn mit Berichten loka-ler Tierschützer über Massenmor-de an Straßentieren in der Stadt. Abermals hieß es auch hier, nicht

locker zu lassen, denn die Verant-wortlichen beschränkten sich vor allem darauf, alle Vorwürfe abzu-streiten. Schließlich konnte aber die Ausarbeitung eines Vertrages vereinbart werden, in dem der ETN e.V. Hilfe bei der Umsetzung des ‚Neuter-and-Release‘- Programmes (Kastrieren-und-Freilassen) an-bot. Dies knüpften wir jedoch an eine klare Forderung: Das Töten der Straßentiere in Lugansk muss sofort aufhören! Der Standpunkt des ETN war somit klar, doch auf eine Antwort der Stadtverwaltung warten wir bisher vergebens. Ein Monat wertvoller Zeit verging, in dem tausende Tiere auf den Stra-ßen und in privaten Tierheimen er-neut trächtig wurden, und Lugansk sich wieder ein Stück weiter vom ‚Neuter-and-Release‘- Programm entfernte. Um weiteres Tierleid zu verhindern und den Willen zur Zusammenarbeit noch einmal zu verdeutlichen, entschloss sich

der ETN e.V. deshalb schon vor Abschluss der Verhandlungen, in Lugansk eine Kastrationsaktion zu starten.

Große Resonanz

Über zwei Wochen lang kastrierte das ETN-Tierärzteteam kostenlos Tiere von Privathaltern, die sich den Eingriff oft finanziell nicht leis-ten konnten, sowie Tiere in zwei privaten Tierheimen. Allein in den Tierheimen warteten über zwei-hundert Hunde und Katzen auf Hilfe und medizinische Behand-lung. Aber auch bei der Behand-lung privater Haustiere zeichnete sich schon in den ersten Tagen ab, dass es für das ETN-Team viel zu tun geben würde. Schon in der ersten Woche nach Ankündigung unserer Kampagne hatten sich bereits dreihundert Privathalter mit ihren Haustieren angemeldet.

Die große, positive Resonanz in Lugansk zeigt, dass auch hier –

entgegen der Behauptungen der Stadtverwaltung – viele Menschen bereit sind, Verantwortung für ihr Tier zu übernehmen und den grausamen Umgang mit Tieren nicht befürworten. In der Bevölke-rung der Ukraine findet langsam

aber sicher ein Umdenken statt; nun ist es an den Bürgermeistern und Behörden, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Nur so kann die Ukraine zu einem Land werden, in dem die Rechte von Mensch und Tier geachtet werden.

Neuer OP-Raum der ETN-Quarantänestation

Einweihung der ETN-Quarantänestation in Kiew. Von rechts: Dieter Ernst, Maja Prinzessin v. Hohenzollern, Bürgermeister Oleksandr Mazurchak

Das private Tierheim „Give a paw“ in Lugansk

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Hunde aus der Ukrainesuchen ein Zuhause

Tysia

Tysia ist eine einjährige, kleine Mischlingshün-din. Als sie zwei Monate alt war, fanden Kiewer Tierschützer sie mit gebrochener Wirbelsäule in einer Mülltonne; seitdem kämpfen wir um ihr Leben. Tysia musste schon viel durchmachen, wurde operiert, hatte einen Gips, und nun be-steht die große Hoffnung, dass sie wieder nor-mal laufen kann. Sie ist unglaublich lebensfroh, versteht sich mit jedem Mensch und Tier und zeigt uns, wie kostbar das Leben ist. Sie träumt von einer Familie, die sie liebt, so wie sie ist. Tysia lebt derzeit in einer Pflegestelle in Kiew. Sie macht große Fortschritte beim Laufen, zieht aber ihre Hinterbeinchen noch hinter sich her. Sie braucht Zeit, viel Liebe und Geduld. Sonia und Leila

Sonia und Leila sind Geschwister und unge-fähr eineinhalb Jahre alt. Jemand hat sie als Welpen in einer Tüte im Wald ausgesetzt. Tier-schützer aus Kiew haben sie ganz zufällig ge-funden und gerettet. Die beiden sind sehr lieb und menschenbezogen, mögen lange Spazier-gänge und können auch gerne im Doppelpack vermittelt werden.

Linda

Linda, eine kleine Zwergschnauzer-Misch-lingshündin, ist eineinhalb Jahre alt. Ukraini-sche Tierschützer fanden das völlig abgema-gerte Tierchen an einem Baum angebunden. Sie hatte zwei kleine Welpen und war schon mehr tot als lebendig. Linda konnte mit viel Fürsorge wieder aufgepäppelt werden und ist trotz allem, was sie erlebt hat, unglaublich lieb. Momentan befindet sie sich in einer uk-rainischen Pflegestelle und wartet dringend auf Vermittlung in eine eigene Familie, die sich ausgiebig mit ihr beschäftigt.

Rejna

Rejna ist eine mittelgroße, ungefähr vierjährige Mischlingshündin. Im September 2011 verlor sie durch einen Autounfall ihr rechtes Vorder-bein. In ihrem bisherigen Leben musste Rejna viel Schlimmes erleben und viele Schmerzen ertragen, deswegen ist sie auch ein wenig ängstlich. Aber mit viel Liebe und Geduld kann man ihr sicher wieder das Vertrauen in den Menschen zurückgeben. Diese Hündin hat es wirklich verdient, endlich glücklich zu sein. Rej-na lebt im Tierheim Gostomel in der Nähe von Kiew, verträgt sich gut mit anderen Hunden, und ihre Behinderung stört sie kaum noch.

Nuscha

Die einjährige Mischlingshündin Nuscha hat-te einen Autounfall. Sie kam mit gebrochenen Beinen in die Kiewer Tierklinik, wurde dort operiert und kann inzwischen wieder laufen. Nuscha ist sehr lieb und ruhig, am Anfang viel-leicht ein wenig ängstlich, findet aber schnell Vertrauen. Sie lebt in einer Pflegestelle und träumt von einer Familie, die sie liebt und mit ihr spielt.

Maja

Die kleine Mischlingshündin Maja ist ungefähr vier Jahre alt. Man hat sie ausgesetzt, weil sie einen Tumor am Bauch hatte, der schon mit der Gebärmutter verwachsen war. Die kleine Maja musste monatelang unter schlimmen Schmerzen auf der Straße leben und suchte vergebens nach ihrer früheren Familie. Inzwi-schen geht es Maja viel besser; sie ist operiert worden und sehnt sich nach einer Familie, die sie nie wieder im Stich lässt. Maja ist sehr ru-hig, menschenbezogen und verträgt sich sehr gut mit Hunden und Katzen.

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Selbst wenn sie auf dem Land wohnen, haben viele Kinder oft wenig Gelegenheit, Tiere und die Arbeit mit ihnen näher kennen-zulernen. Das war wohl einer der Gründe, die die Lehrer der Don-Bosco-Schule in Neunkirchen dazu bewog, einen Projekttag zu veranstalten, an dem Schüler in „tierische“ Berufe hineinschnup-pern konnten. Neben Tierarztpra-xen, landwirtschaftlichen Betrieben und Imkereien stand auch Hof Hup-penhardt auf der Liste möglicher Betriebe, und so fanden sich am 22.05.2012 fünf Kinder der fünften Klasse auf unserem Gnadenhof ein.

Für die Kinder gab es viel zu er-kunden, und sie bekamen einen Einblick in die alltägliche Arbeit eines Tierpflegers. Futter zuberei-ten und verteilen, aber auch we-

niger angenehme Aufgaben wie das Ausmisten der Ställe standen auf dem Arbeitsplan. Finja, Lena, Maik, Henri und Joshua erledigten alle Aufgaben mit Begeisterung

und ließen sich auch von kampf-lustigen Ziegen nicht entmutigen. Besonders angetan hatte es den Schülern die kleine Ziege Emil, ein Neuzugang auf Hof Huppenhardt, der nicht nur gegenüber Artgenos-sen gerne einmal seine Hörner einsetzt.

Unsere Fohlen Bea und Marcello eroberten schnell das Herz der beiden Schülerinnen und ließen bei den Mädchen nicht zum ersten Mal den Wunsch nach einem eige-nen Pferd aufkommen. Bei gutem Wetter und einer Fülle an Aufga-ben ging der Tag schnell vorbei. Die Schüler der Don-Bosco-Schu-le waren beeindruckt vom Hofbe-trieb und der intensiven Pflege, die auch Großtiere benötigen.

Schüler und Lehrer, die dem Bei-spiel der Don-Bosco-Schule fol-gen möchten, sind herzlich einge-laden, sich in der Geschäftsstelle des ETN e.V. zu melden.

Ein etwas anderer Projekttag

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Trotz kalten und regnerischen Wetters trafen sich fünfund-sechzig aktive Mitglieder und zahlreiche Gäste zur Mitglieder-versammlung 2012 des ETN e.V. auf Hof Huppenhardt.

Der Vormittag war gefüllt mit Re-gularien. Dieter Ernst, Präsident des ETN, führte souverän durch die Tagesordnung. Er stellte die vielfältigen Aktivitäten des ETN in den letzten beiden Jahren vor. Unter anderem führte das ETN-Tierärzteteam zweiundzwanzig Kastrationsaktionen durch, enga-gierte sich der ETN in Süd- und Osteuropa, bewahrte das Leben von zahlreichen Hunden und Kat-zen durch Tierrettungsfahrten und -aktionen und rettete zehn Foh-len aus den Schlachtauktionen im österreichischen Maishofen. Der Schwerpunkt der politischen Arbeit des ETN e.V. lag in den letzten Wochen auf Aktionen im Vorfeld der Fußball-Europameis-terschaft in der Ukraine, die die brutale Tötung von Straßentieren in den Austragungsorten Kiew, Donezk, Lemberg und Charkiw anprangerten sowie der aktiven Hilfe, um dieses sinnlose und wi-derliche Morden von Straßenhun-den dort zu verhindern. Im Rahmen von Nachwahlen sprach die Mitgliederversamm-lung vier neuen Delegierten ihr Vertrauen aus. Dieter Ernst, As-trid Depenbrock, Rana Kronaus und Karin Müller verstärken in den nächsten drei Jahren die Dele-giertenversammlung. Die Mitglie-derversammlung bestätigte die Beschlüsse der Delegiertenver-sammlung und wurde im Rahmen

des Rechenschaftsberichts sehr detailliert über die erfreuliche fi-nanzielle Situation des ETN infor-miert. Nach dem Mittagsimbiss, der nicht nur den Gaumen erfreute, sondern auch dem regen Informationsaus-tausch diente, berichtete Julia Vasbender, Biologin beim ETN, über die Arbeit des ETN e.V. in der Ukraine. Kastrationsaktionen und

der Bau einer Quarantänestation sind Ausdruck der aktiven Unter-stützung der Tierschützer in Kiew und Donezk durch den ETN.

Einen nachhaltigen Eindruck vermittelte der Bericht der Tier-schutzbotschafterin Maja von Ho-henzollern über die vielfältigen po-litischen Aktivitäten der Prinzessin in Zusammenarbeit mit dem ETN e.V. Neben dem Kampf gegen ein

Mitgliederversammlung 2012Euthanasiegesetz für Straßen-tiere in Rumänien organisierte die Prinzessin Demonstrationen und Mahnwachen am Rande des Papstbesuchs in Deutschland, um die Verantwortlichen der Ka-tholischen Kirche, allen voran den Papst, dafür zu sensibilisieren, dass auch Tiere eine Seele ha-ben, und die Anerkennung dieser Selbstverständlichkeit durch die Katholische Kirche den Tieren un-endliches Leid ersparen könnte.

Kirstin Thiemann, Mitarbeiterin der Schutzstation Wattenmeer, führte den interessierten Mitgliedern ein-drücklich vor Augen, wie nötig der Schutz und wie wertvoll der Erhalt dieses einmaligen Lebensraums Wattenmeer ist. Der Dank an den ETN, mit dessen Unterstützung auf den Halligen Langenes und Hooge Schulungsräume für Schul-klassen und Familien errichtet werden konnte, war herzlich und aufrichtig. Mit der „Arche“, einem auf lange Sicht von der Schutzsta-tion Wattenmeer angelegten Pro-jekt, trägt der ETN e.V. auch wei-terhin intensiv zum Schutz dieses Weltnaturerbes bei.

Auch wenn die Mitgliederver-sammlung offiziell um 16:00 Uhr beendet wurde, beantwortete der Vorstand mit Dieter Ernst an der Spitze noch lange die vielen Fra-gen der Mitglieder.

FAZIT: Bis auf das Wetter eine gelungene Veranstaltung!

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in Ostfriesland tragen seit dem Umzug der beiden nun zur Lin-derung ihrer Beschwerden bei. Pierre und Momo benötigen keine Decke mehr, und auch Mähne und Schweif des schönen Friesen sind mittlerweile nachgewachsen. Neben

Pierre, ein vierundzwanzigjähri-ger Friesenwallach, und Momo, eine Ponystute, litten an einem Sommerekzem und mussten da-her auf Hof Huppenhardt eine Ekzemerdecke tragen. Die See-luft und die stetige, leichte Brise

Vier ETN-Schützlinge im hohen Norden

Pierre und Momo haben auch die beiden Shetlandponys Lena und Hansi im letzten Jahr ein neues Zuhause auf dem Gnadenhof von Carpe Diem gefunden. Über ei-nen Partnerverein kamen die Stu-te und ihr kleiner Sohn nach Hof Huppenhardt (wir berichteten in Heft 2/2011), und zunächst glaub-te niemand, dass die beiden Tiere eine Zukunft haben könnten, denn beide waren krank.

Lena leidet unter Dämpfigkeit, ei-ner chronischen Erkrankung der Atemwege. Durch die Offenstall-haltung auf Hof Huppenhardt bes-serte sich ihr Zustand bereits er-heblich. Ihr Wohlbefinden ist stark abhängig von der Tagesform. In Ostfriesland kommt sie gut mit der Krankheit zurecht.

Pierre (Foto A. Engels)

Lena (vorne) und Hansi

Momo

Pierre auf dem Hof von Carpe Diem

Der Tierschutzverein „Carpe Diem Westerende“ im

Herzen Ostfrieslands gibt Tieren, die misshandelt

und nicht artgerecht gehalten wurden, ein neues Zu-

hause. Der Schwerpunkt des Vereins liegt auf der

Rettung von Groß- und Nutztieren, aber auch Katzen,

Hunde und allerlei Federvieh fanden auf dem Hof der

Familie Freimark eine neue Heimat. Seit einiger Zeit

beherbergt der Gnadenhof von „Carpe Diem“ auch

vier Pferde von Hof Huppenhardt.

Lenas größte Stütze ist ihr kleiner Sohn Hansi. Das kleine Hengst-fohlen kam mit einer Krümmung der Brustwirbelsäule zur Welt. Ob-wohl es schwer vorstellbar schien, dass sich der Kleine normal be-wegen könnte, war er von Anfang an nicht in seinen Bewegungen beeinträchtigt. Schon auf Hof Huppenhardt tobte Hansi wie ein gesundes Fohlen über die Weide. In Heft 2/2011 konnten wir noch keine Voraussage zu Hansis künf-tiger Entwicklung machen, aber bislang zeigt er auch auf dem Hof von Carpe Diem keinerlei Beein-trächtigungen.Die Menschen vom Tierschutzver-ein „Carpe Diem Westerende“ ver-sorgen und pflegen Pierre, Momo, Lena und Hansi nun schon seit vielen Monaten gegen einen ge-

ringen Obolus. Durch ihren Umzug auf den ostfriesischen Gnadenhof und den Einsatz von Carpe Diem und des ETN e.V. ist es unseren Schützlingen nun möglich, ein glückliches Leben im heilenden Nordseeklima zu verbringen.

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Dreibeinig, blind, gebrochene Knochen. Mit schweren Handi-caps kommen sie zu uns, ins klei-ne Tierheim des Tierschutzvereins ‚Menschen für Tiere e.V. Nüm-brecht‘ in Köln-Ostheim.

Die Frage nach dem ersten Ter-min in der Praxis ‚Gut Bergerhof‘ in Pulheim-Freimersdorf bestimmt unsere Tagesarbeit. Fast täglich fahren wir mit einem oder mehre-ren unserer Schützlinge dorthin,

um ihnen vom Tierärzteteam Dr. Pingen und Dr. Navarra helfen zu lassen. Viele unserer Tiere haben irgendein Handicap; sind dreibei-nig, blind, humpeln wegen gebro-chener Knochen, haben organi-sche Erkrankungen. Gemeinsam mit Helli Pries vom Verein ,Euro-päische Straßentierhilfe e.V.‘ ver-suchen wir zu retten, was zu retten ist. So kam auch Tyler zu uns. Wir, der ‚Tierschutzverein Menschen für Tiere e.V. Nümbrecht‘ (mit un-serem kleinen Tierheim in Köln-Ostheim) und die ‚Europäische Straßentierhilfe e.V.‘ sind Partner des Europäischen Tier- und Natur-schutz e.V. (ETN), ohne den gar nichts ginge.

Helli Pries meldete uns einen Aus-lands-Notfall und bat uns, Tyler, einen Dobermann-Mix, der große Probleme mit seiner Hüfte habe und nur sehr schlecht laufen kön-ne, aufzunehmen. Tyler kam am 18. August 2011 zu uns. Er war bis auf die Knochen abgemagert, traurig und voller Schmerzen. Dr. Pingen und Dr. Navarra diagnos-tizierten eine Hüftverletzung und entschieden, ein künstliches Hüft-gelenk zu implantieren. Tyler wur-de mit Schmerzmitteln versorgt und mit mehreren Mahlzeiten am Tag gepäppelt. Er war ein sehr tapferer Hund, der kurze Spazier-gänge trotz seiner Schmerzen ge-noss und überhaupt keine Proble-me machte.

Am 28.09.2011 wurde die Opera-tion durchgeführt. Anschließend sahen wir uns die Röntgenauf-nahmen an und waren überwäl-

Tyler Neues Leben mit einer neuen HüfteBericht über eine OP

Als Tyler zu uns in die Praxis kam, zeigte er einen deutlichen Mus-kelabbau und einen Hochstand des rechten Oberschenkels. Bei der Ganguntersuchung ist uns eine starke Lahmheit dieses Bei-nes aufgefallen. Der Bewegungs-umfang des Hüftgelenkes war deutlich eingeschränkt, und bei der Streckung zeigte der Hund Schmerzen. Daraufhin haben wir eine Röntgenuntersuchung durch-geführt, wobei sich herausstellte,

dass die Hüfte luxiert war,- mit anderen Worten: Der Oberschen-kelkopf saß nicht in der richtigen Position. In einer funktionierenden Hüfte sitzt der Oberschenkelkopf in der Pfanne (s. Abb. 1). Bei Tyler saß der Oberschenkelkopf ober-halb der Pfanne. Er wies diese Veränderung seit langer Zeit auf, so dass der Oberschenkelkopf eine Pseudopfanne im Becken gebildet hatte (s. Abb. 2).

Hier nun die fachmännische, medizinische Darstellung seiner Tierärzte:

tigt, was die tierärztliche Kunst da vollbracht hatte. Auf den Zehntel-millimeter genau saß das Implan-tat. Zwei Tage nach der Operation durften wir Tyler wieder abholen, bekamen aber die strenge Anwei-sung, ihn ganz ruhig zu halten,- er durfte nicht springen, nicht rennen und vor allem auch nicht ausrut-schen. Das alles war Tyler über-haupt nicht recht; bereits nach wenigen Tagen wollte er losren-nen als wenn nichts gewesen wäre. Er trat schon sehr sicher auf und humpelte kaum. Wir müssen sagen, es waren anstrengende sechs Wochen nach der Operati-on, immer hatten wir die Angst im Nacken, dass irgendetwas passie-ren könnte, und alles umsonst ge-wesen war. Man versuche nämlich einmal, einen knapp zweijährigen, temperamentvollen, lauffreudigen Dobermann-Mix ruhig zu halten.

Abb. 1: A) Komponenten des Hüftgelenks; B) Funktionierendes Hüftgelenk

Pfanne

Oberschenkelkopf

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Aufgrund des Schweregrades der Verletzung war für Tyler die Wie-derherstellung seines Hüftgelenks nicht mehr möglich. Die beste Op-tion, Tyler ein schmerzfreies und voll belastbares Hüftgelenk zu er-möglichen, war daher ein künstli-cher Hüftgelenkersatz. Der künst-liche Hüftgelenkersatz wird in der Tiermedizin seit mehr als dreißig Jahren zur Behandlung von Hüft-gelenkerkrankungen und -trauma-ta verwendet. Im Grunde werden bei diesem Verfahren Oberschen-kelkopf und Pfanne durch eine so-genannte Oberschenkelkopf- und Pfannenprothese ersetzt. Es gibt verschiedene Modelle von Pro-thesen. Tylers Oberschenkelkopf-prothese besteht aus Titan, die Pfanne besitzt eine Außenhülle ebenfalls aus Titan und eine In-nenbeschichtung aus Polyäthylen (s. Abb. 3). Die tierärztliche Praxis Dr. Pingen und Dr. Navarra auf Gut Bergerhof gibt es seit über vierzehn Jahren. Während

anfänglich auch Großtiere behandelt wurden, entwickelte sich die Kleintierpraxis, und hier insbesondere die Klein-tierchirurgie, in den letzten Jahren zum Tätigkeitsschwerpunkt.In der Praxis werden alle Methoden der modernen Diagnostik und Therapie angewandt, so dass auch oft schwer verletzten Tieren wie Tyler aus unserem Bericht geholfen werden kann. Die tierärztliche Praxis Gut Bergerhof arbei-tet seit einiger Zeit auch eng mit dem ETN e.V. zusammen. Viele unserer Not- und Sorgenfälle konnten mithilfe des Praxisteams wieder in ein neues, unbeschwertes Leben finden.

Abb. 2: A) Tylers Röntgenaufnahme; B) Schematische Darstellung der Röntgenaufnahme

Tylers Operation war besonders schwierig, da die gesamte Mus-kulatur verkürzt war. Hinzu kam, dass die Pfanne und die Pseudo-pfanne verbunden werden muss-ten, um die Prothese einsetzen zu können (s. Abb. 4). Trotz dieser Schwierigkeiten ist die Operation sehr gut verlaufen, und Tyler hat

alles gut überstanden. Am Tag nach der Operation konnte Tyler das Bein vollständig belasten. In-nerhalb von sieben Monaten hatte Tyler eine sehr gute Muskulatur aufgebaut und zeigte keinerlei Be-wegungseinschränkungen oder Schmerzen. Da Tyler ein lebens-lustiger Hund ist, hat uns dieser

Abb. 3: Hüftgelenkprothese

Erfolg besonders gefreut.

Der künstliche Hüftgelenkersatz ist sowohl in der Humanmedizin als auch in der Tiermedizin ein etabliertes Verfahren zur Behand-lung von Hüftgelenkverletzungen und Hüftgelenkdysplasien (HD). In der Tiermedizin liegt die Er-folgsquote des künstlichen Hüft-gelenkersatzes bei über 95%. Aus diesem Grund ist diese Methode die beste Behandlung bei solchen Erkrankungen

Dr. C. Pingen und Dr. S. Navarra

Tierärztliche Praxis Gut BergerhofGut Bergerhof 250259 Pulheim-FreimersdorfTel.: 0 22 34-8 26 70e-Mail: [email protected]: www.tierarztpraxis-pingen.de

Abb. 4: Postoperative Röntgenaufnahme

Prothese Pfanne

Prothese Oberschenkelkopf

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Die Gewässer vor Sylt und Am-rum gelten als Kinderstube der Schweinswale in der deutschen Nordsee, insgesamt wird der Be-stand auf etwa 350.000 Tiere in Nord- und Ostsee geschätzt. Trotzdem sieht man den kleinen Zahnwal, der eine maximale Län-ge von 1,80 m erreichen kann, nicht oft, denn er legt ein eher un-

auffälliges Verhalten an den Tag. Im Gegensatz zu anderen Walar-ten vollführt er keine spektakulä-ren Sprünge, und auch beim Luft-holen wird nur kurz die Finne des Wals sichtbar.

Dass man den kleinen Meeres-säuger nur selten zu Gesicht bekommt liegt aber auch daran,

dass sein Bestand in vielen Ge-bieten seit Jahren rückläufig ist. Die scheinbar hohe Gesamtzahl in Nord- und Ostsee täuscht, denn in den letzten zehn Jahren ist vor allem die Zahl der Schweinswale in der Ostsee stark zurückgegan-gen. Besonders bedroht ist eine genetisch isolierte Population in der östlichen Ostsee. Dort wird

Gefahr für den SchweinswalDie meisten haben schon von ihm gehört, aber nur wenige haben ihn bisher in deutschen Gewässern gesehen: Den Schweinswal. Der Schweinswal Phocoena phocoena ist die einzige Walart, die regelmäßig in deutschen Gewässern vor-kommt und sich sogar dort fortpflanzt.

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| Magazin

die Anzahl der Tiere auf ungefähr sechshundert geschätzt und bildet damit eine der am stärksten ge-fährdeten Kleinwalpopulationen in Europa.

Schuld ist der Mensch

Der drastische Rückgang des Schweinswalbestandes ist nach Meinung von Meeresbiologen hauptsächlich auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen. To-desursache Nr. 1 ist der Beifang der Fischerei. Das größte Problem stellt die Fischerei mit Stellnetzen dar. Das moderne, dünne Netz-material wird von Schweinswalen scheinbar nicht über ihr Sonar erkannt, so dass sie in die Netze hineinschwimmen und jämmerlich ertrinken. Deshalb wird im Abkom-men zur Erhaltung von Kleinwalen (ASCOBANS) gefordert, Stell- und Treibnetze durch für Wale unge-fährliche Fangmethoden wie Kam-merreusen und Langleinen zu er-setzen. Außerdem könnten Netze mit Pin-gern ausgestattet werden. Dies sind akustische Signalgeber, die Wale von Stellnetzen fernhalten sollen. Die Kehrseite der Medail-

Zahl an toten Schweinswalen un-bemerkt auf dem Meeresboden, ohne von Forschern registriert werden zu können.

Neben der direkten Gefahr durch Stellnetze werden Schweinswale auch indirekt von der Fischerei be-droht. Um seinen Energiehaushalt aufrechtzuerhalten, muss der Wal täglich mindestens fünf Kilogramm Fisch fressen; bevorzugt werden fettreiche Heringe und Makrelen. Durch die starke Überfischung von Nord- und Ostsee muss er aber immer öfter auf weniger ener-giereiche Nahrung wie Sandaale, Würmer oder Krebstiere zurück-greifen. Verschwinden auch diese Nahrungstiere, wie aufgrund des Klimawandels vor einigen Jahren an der schottischen Küste gesche-hen, wird es für unseren kleins-ten Zahnwal eng. Durch solche Ereignisse wird das unglaublich komplexe, ökologische Gefüge in unseren Ozeanen deutlich, und es zeigt sich, wie sehr Meeresbewoh-ner durch menschliche Eingriffe gefährdet werden. Als erstes trifft es dabei immer Top-Prädatoren am Ende der Nahrungskette, wie den Schweinswal.

Doch nicht nur die Fischerei be-reitet dem Schweinswal Proble-me. Wie andere Meeresbewohner leidet er unter Chemikalien- und Mülleintrag, den Folgen der Ge-winnung von Bodenschätzen, übermäßigem Schiffsverkehr und Lärmverschmutzung. Um das Überleben unserer Schweinswale zu sichern, müssen die Verant-wortlichen auf den Gebieten der Fischerei und Politik umdenken. Denn solange es keine großflä-chigen und effizienten Beschrän-kungen für Fischerei und andere menschliche Aktivitäten gibt, leidet Deutschlands einzige Walart wei-ter.

Fotograf: Ulrich HolstSchutzstation Wattenmeer

le könnte hier allerdings sein, dass manche Wale lernen, dem Geräusch gezielt zu folgen, weil sie dort ein volles Fischernetz er-wartet. Außerdem könnten Pinger nicht unerheblich zur Lärmver-schmutzung der Meere beitragen, die die empfindlichen Meeres-säuger nachweislich unter Stress setzt. Zurzeit sind Pinger nur für Fischkutter ab zwölf Metern Län-ge vorgeschrieben, was freilich unsinnig ist, da sich die ausgeleg-ten Netze bei kleinen und großen Schiffen nicht grundlegend unter-scheiden.

In Stellnetzen verendete Wale sind oft durch Netzabdrücke an Finne, Fluke oder Körper zu iden-tifizieren. Um dies zu vertuschen, lassen sich viele Fischer aben-teuerliche Methoden einfallen. Oft werden verstümmelte Tiere an Stränden angespült, denen Flos-sen und andere Körperpartien ab-geschnitten wurden. Dadurch sind keine Netzmarken mehr sichtbar, und die zerstückelten Kadaver werden schneller von Krebsen aufgefressen. Auch wurden schon Wale mit Ziegelsteinen an der Flu-ke aufgefunden. So verschwindet vermutlich jedes Jahr eine große

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Kurzportrait

SystematikOrdnung: Wale (Cetacea)Unterordnung: Zahnwale (Odontoceti)Überfamilie: Delfinartige (Delphinoidea)Familie: Schweinswale (Phocoenidae)Gattung: PhocoenaArt: Gewöhnlicher Schweinswal

(Phocoena phocoena)

AussehenMaximale Länge: 1,8 mOberseite: schwarz-grauUnterseite: weiß flache, dreieckige Rückenfinne

LebensraumFlache Gewässer der Nordhalbkugel

NahrungSchwarmfische (Hering, Makrele)BenthosfischeBorstenwürmerKrebstiereSchnecken

Fotograf: Annika Döring

Fotograf: Ulrich HolstSchutzstation Wattenmeer

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Rexi hat es ertragen

Was kann ein Mensch ertragen?- Kann er es ertragen, sich jah-relang nur in einem Radius von eineinhalb Metern zu bewegen?- Kann er es ertragen, fast völlig ungeschützt den Witterungen der Jahreszeiten ausgesetzt zu sein?- Kann ein Mensch es ertragen, zeitlebens unter Hunger und Durst zu leiden?- Kann ein Mensch es ertragen, in Angst vor Gewalt und Ernied-rigung zu leben?- Kann er es ertragen mit anzu-sehen, wie vor seinen Augen Freunde erschlagen werden?

Ein Mensch kann das alles nicht ertragen – und ein Hund?

Rexi hat es ertragen!Rexi: Gequält, schwer verletzt, mit einer geschundenen Seele. Unga-rische Tierfreunde wurden zu Rexi gerufen. Ungläubig stehen sie die-sem Hund gegenüber, der alles ertragen und überlebt hat. Der den Hass und die Abneigung seines Besitzers zu spüren bekommen hat. Der mit ansehen musste, wie seine Weg- und Leidensgefährten auf brutalste Weise mit einer Ha-

cke erschlagen wurden. Der im-mer noch aufrecht stand, als auch auf ihn eingeschlagen wurde. Rexi hat all das ertragen, was uns un-erträglich scheint. Jetzt ist er in Sicherheit und dankt es den unga-rischen Rettern mit Zärtlichkeit.

(Text und Fotos wurden uns freundlicherweise vom Verein „Projekt-Pusztahunde e.V.“ über-lassen.)

Rexis körperliche Wunden wurden in Ungarn versorgt und ein Verein für seine Aufnahme in Deutsch-land gesucht. Bewegt von diesem furchtbaren Schicksal waren wir bereit, Rexi aufzunehmen. Re-xis verwundete Seele kann keine Operation, keine warme Hütte, keine noch so leckere Mahlzeit heilen. Das kann nur ein liebevol-ler Mensch. Rexi wartet jetzt auf seine Menschen, denen er all sein Vertrauen schenken möchte, denn

sein Vertrauen hat er sich bewahrt. Rexi möchte am liebsten jedem auf den Schoß krabbeln, ganz nah sein und all seine Liebe zeigen. So sehr uns seine Vergangenheit berührt, so sehr berührt uns auch seine bedingungslose Hingabe. Der ungefähr fünfjährige, kastrier-te und geimpfte Rüde läuft und spielt in einer gemischten Hunde-gruppe; mit anderen Hunden hat er keine Probleme. Er zeigte auch keine Eingewöhnungsprobleme; seine Ausstrahlung, die blitzen-den Augen, sein Lachen und sei-ne Munterkeit sind Ausdruck von Glück und Zufriedenheit.

Jetzt fehlt Rexi nur noch ein liebe-volles Zuhause auf Lebenszeit!Interessieren Sie sich für Rexi?Dann melden Sie sich bei uns!

Tierschutzverein Marsberg und Umgebung e.V.

Elke Heinemann

Tel. : 0 29 94-90 83 72

Mobil : 01 51-19 11 17 17

HP : www.tierschutz-marsberg.de

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Auch diese Schützlinge in der Obhut des Tierschutzvereins ‚TSV Marsberg und Umgebung e.V.‘ sind dringend auf der Suche nach einem Zuhause:

Pia

Eine sanfte Schönheit aus Spanien. Sie verbrachte dort drei Jahre in einem Tierheim und kam

im Sommer 2011 in Begleitung des Schäferhundrüden Benno zu uns. Beide Hunde befinden sich

in einer privaten Pflegestelle. Pia ist fünf Jahre alt, eine sehr freundliche Hündin, die gerne als

Zweithund mit einem Rüden zusammenleben würde. Sie kennt Rüden und Hündinnen, hat gerne

Kontakt zu Menschen, zeigt sich mit ihrem offenen Wesen sehr gelehrig und verspielt. Pia bewegt

sich gerne und sollte die Möglichkeit bekommen, in einem Haus mit Garten zu leben. Ein gewisser

Jagdtrieb ist nicht ausgeschlossen, vermutlich ist sie eine Schäferhund-Podenco-Mischlingshündin.

Ihr Gehorsam ist gut; sie reagiert sofort, wenn sie gerufen wird.

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Barni

Barni bereitet uns Sorgen, denn dieser Schäfer-hund sollte so schnell wie möglich in ein geeigne-tes Zuhause. Der Rüde ist absolut freundlich, mit seinem offenen, vertrauensvollen Wesen passt er gut zu einer Familie, die sich für Schäferhun-de begeistern kann. Barni ist acht Jahre alt und zeigt keine Hüftprobleme. Er sollte in einem kat-zenfreien Haus leben, eventuell auch zusammen mit größeren Kindern. Er ist ein ehrlicher Hund, der sich nach Eingewöhnung als angenehmer Begleiter zeigen wird. Haus und Garten wären von Vorteil, denn Barni ist fit und beschäftigt sich gerne. Er verfügt über einen guten Gehorsam. Wir haben ihn als älteren Rüden aufgenommen, weil er aus einer sehr schlechten Tierheimsitua-tion aus Polen kommt. Seine Vermittlung liegt uns sehr am Herzen.

Bello

Der sehr kleine, fünf Jahre alte, weiße Misch-lingsrüde kam aus Bulgarien zu uns. Die Tier-schützer vor Ort nannten seinen früheren Auf-enthaltsort das „Camp der Verstoßenen“. Eine große Anzahl von Hunden war dort an kurzen Ketten und klapprigen Hütten festgebunden. Bello war zunächst ein sehr ängstlicher Hund, vieles erschreckte ihn. Mit großem Einfühlungs-vermögen wurde seine Nähe gesucht. Der Rüde ist sehr lieb, er hält sich derzeit in einer gemisch-ten Hundegruppe auf und ist in einer Hunde-pension untergebracht. Mit Artgenossen kann

er problemlos umgehen. Er wäre sicher als Zweithund in Gesellschaft einer Hündin mit festem Charakter sehr gut aufgehoben, aber auch als Einzelhund in liebevollen Händen. Bello muss noch lernen, mit ungewohnten Situationen umzugehen, und es bereitet doch auch Freude, dem Hund dabei zur Seite zu stehen.

Maja

Die reinrassige Schäferhündin aus Deutschland

ist sieben Jahre alt. Sie ist ein Abgabehund we-

gen Umzugs. Maja befolgt alle Kommandos, sie

ist gut erzogen und sehr fit. Spaziergänge liebt

sie, auch gern in Gesellschaft eines Rüden. Sie

wäre auch gut als Zweithund geeignet. Mit an-

deren Hunden zeigt sie sich sehr verspielt. Maja

hat einen guten Charakter, lässt sich von frem-

den Personen streicheln, zeigt keine Scheu und

mag jeden. Maja bevorzugt Rüden, allerdings

kann sie Kontakte mit Hündinnen ertragen, ohne

aggressiv zu werden. Die selbstbewusste, sehr

schöne Schäferhündin sucht ein neues Zuhause, idealerweise in naturnaher Umgebung. Die

Großstadt ist sie nicht gewohnt. Von einem Haushalt mit Katzen ist abzuraten. Größeren Kindern

wäre sie sehr zugetan.

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Urlaubszeit

Ausspannen, die Arbeit und den Alltag hinter sich lassen, Kraft tanken für neue, anste-hende Aufgaben; das und noch viel mehr hat man sich für den Urlaub, die kostbars-ten Tage im Jahr, vorgenom-men.

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In dieser Zeit ist der Mensch ver-stärkt bereit, neue Eindrücke und Anregungen aufzunehmen. Schauen Sie doch auf Ihrer Fahrt in den Urlaub einmal bei einem der zahlreichen Partner des ETN e.V. vorbei.

Neben vielen Tierschutz- und Gna-denhöfen gibt es zum Beispiel an der Nordsee in der Schutzstation Wattenmeer vieles zu entdecken. So bietet sich bei einer Kutterfahrt die Möglichkeit, Seevögel beim Fischfang zu beobachten, und wenn man Glück hat, entdeckt man auf den Sandbänken entlang der Fahrrinnen sogar Seehunde. Wenn sie einen mit ihren kugeligen Augen beobachten, zaubert einem das mit Sicherheit ein Lächeln ins Gesicht, und die Kinder vergessen schon mal die Frage nach dem nächsten Eisbecher. Aber auch

ohne eine Kutterfahrt kann man in der Seehundstation Friedrichs-koog die Tiere unter Wasser be-obachten und die verschiedenen Arten der eleganten Schwimmer kennenlernen. Unsere beiden hei-mischen Robbenarten, Seehund und Kegelrobbe, gehören zu den Hundsrobben. Im Gegensatz zu ihren beiden Schwesterfamilien können sie ihre Vorder- und Hin-terflossen nicht unter den Rumpf bringen, um an Land laufen zu können. Dort können sie sich nur mittels ihrer Brust- und Rücken-muskulatur robbend fortbewegen. Daher vielleicht der Name „Rob-ben“.

Nicht weit von Livorno oder Pisa, in der beliebten Ferienregion der Toskana, finden Straßenhunde, Katzen und die armen Geschöpfe Zuflucht, die sonst in den Cani-li, den Hundehöllen Italiens, aus reiner Geldgier dahinvegetieren müssten. Inmitten der Pinienwäl-der der Provinz Grosseto können sich die vielfach gequälten Krea-turen erholen, wieder Vertrauen in

die Menschen gewinnen und auf ein neues, liebevolles Zuhause hoffen. Ein Besuch bei unserem Partner S.O.S. Animali Internatio-nal vermittelt sicher einen tieferen Eindruck in die aufopferungsvolle Arbeit von Helga Wallrath als jeder Bericht.

Nehmen Sie sich doch einmal ei-nen Tag Zeit, und schauen Sie bei einem der über einhundert Partner des ETN e.V. vorbei. Die entsprechenden Adressen und Telefonnummern finden Sie unter www.etn-ev.de. Eine Bitte: Rufen Sie unseren Partnerverein vorher an, denn nicht immer passt ein Besuch in die anstrengende täg-liche Arbeit. Und noch etwas: Eine kleine Spende in die Futterkasse ist bestimmt so erfrischend wie der dritte Latte macchiato oder das fünfte Eis.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen einen erholsamen Urlaub!Ihr ETN-Team

In ganz Europa versuchen Partner und Mitglieder des ETN, in Not geratenen Tieren zu helfen.

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NetAP Ein Schweizer Netzwerk mit internationaler Reichweite

1.400 Esel medizinisch versorgt, 2.000 Hunde und Katzen kastriert, 500 Tiere von armutsbetroffenen Menschen behandelt, 37.000 Unterschriften gegen lange Schlachttransporte gesammelt, 4.000 Hunde gegen Tollwut geimpft und 5.000 Stun-den ehrenamtliche Arbeit für die Tiere geleistet. Und das sind nur einige Zahlen, die die Schweizer Tierschutzorganisation NetAP (Network for Animal Protection) allei-ne für das vergangene Jahr vorweisen kann.

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„Kastrieren statt töten“ heißt die Devise von NetAP, denn nur so lässt sich das Problem der Über-population der Straßentiere auf tiergerechte Art und Weise lang-fristig lösen. Diese Meinung vertritt auch der ETN e.V. und ist froh über die Zusammenarbeit mit NetAP. „Es ist bemerkenswert“, meint Die-ter Ernst, Präsident des ETN, „wie rasch und unbürokratisch Net- AP Tierärzte für Tierschutzeinsät-ze zur Verfügung stellen kann. Für die Ukraine, für Spanien und für Griechenland konnten wir bereits auf die Unterstützung von NetAP zählen. Und all’ diese Menschen bei NetAP, ob Vorstandsmitglie-der, Juristen, Tierärzte oder kauf-männische Angestellte arbeiten ehrenamtlich für die Anliegen der Tiere und setzen ihren Urlaub und ihre Freizeit dafür ein, den Tieren beizustehen – Idealisten im Ein-satz für Tiere.“

Esther Geisser war schon als Kind eine ausgesprochene Tierfreun-din. „Tiere sind empfindungsfä-hige Wesen, die ebenso wie der Mensch das Recht auf ein Leben ohne Hunger, Durst, Schmerz und Angst haben. Leider wird dieses Recht allzu oft mit Füßen getreten“, erklärt die Juristin. „Mit NetAP wollen wir den Status der Menschen nicht herabsetzen, son-dern den der Tiere anheben.“ Ne-

2011 war ein erfolgreiches Jahr für NetAP. Esther Geisser, Präsiden-tin und Gründerin der engagierten Organisation, blickt mit Freude auf das vergangene Jahr zurück: „Wir konnten da sein, wo die Not der Tiere groß war und unsere Hilfe die Lebenssituation der betroffe-nen Tiere auch nachhaltig verbes-sert hat. Wir beachten stets die örtlichen Rahmenbedingungen und beziehen lokale Tierschützer und Behörden in unsere Arbeit mit ein. So haben wir im letzten Jahr auch mit unseren SwissVETS/EuroVETS-Einsatzteams sehr viel Gutes für die Tiere erreicht.“ Im gleichen Tempo und mit dem gleichen Erfolg setzten sich die Aktivitäten übergangslos im neu-en Jahr fort. So war NetAP un-ter anderem von Oktober 2011 bis Februar 2012 in Bangkok ak-tiv. Die tragische Flutkatastrophe verursachte nicht nur unter den Menschen viel Leid. In Bangkok waren dank des ständig wach-senden Netzes an Tierärzten drei-zehn NetAP-Tierärzte im Einsatz, um den vierbeinigen Opfern in der großen Katastrophe beizustehen. Und kaum war der letzte Tierarzt aus Bangkok zurückgekehrt, flog ein anderer NetAP-Tierarzt be-reits nach Kiew in die Ukraine, um den ETN e.V. im Kampf gegen die Tötung der Straßentiere zu un-terstützen. Ihm folgte eine zweite NetAP-Tierärztin, die sich durch vorbildliche Ruhe und Kompetenz auszeichnete und in Donezk einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg dieses wichtigen Einsatzes leisten konnte. Aber auch in Indien, Tansa-nia und Italien ist NetAP mit lang-fristigen Projekten im Einsatz. Bis Ende des Jahres sollen in Tansa-nia weitere 1.500 Esel medizinisch versorgt und in Indien 6.000 Hunde kastriert werden. Und gerade kehrt ein Einsatzteam von einer Kastrati-onswoche in Italien zurück.

ben dem großen Engagement für Streuner setzt sich NetAP insbe-sondere auch gegen das immen-se Leid der sogenannten Nutztiere ein. So arbeiteten die Beteiligten bei NetAP auch unzählige Stun-den für die Kampagne „8hours“, welche die Transportzeiten für Schlachttiere europaweit auf ma-ximal acht Stunden beschränken will. „Auch acht Stunden sind noch viel zu lang“, gibt Esther Geisser zu bedenken. „Aber es ist ein ers-ter Schritt in die richtige Richtung, denn zurzeit sind die Zustände einfach unvorstellbar schlimm.“ Sie spricht aus eigener Erfahrung, ist sie selbst doch immer wieder im Einsatz und sieht die furchtba-ren Zustände mit eigenen Augen.

Zu den Aktivitäten von NetAP ge-hören noch viele weitere Projekte. Mehr Informationen findet man unter www.netap.ch. Die Orga-nisation ist auf Spendengelder angewiesen, wobei zu betonen ist, dass jeder gespendete Euro vollumfänglich den Tieren zugute kommt, da bei NetAP keine Lohn-kosten entstehen, und Mietkosten für Büro- und Lagerräume sowie viele weitere Kosten für die Ad-ministration durch den Vorstand getragen werden. In Deutschland nimmt der ETN e.V. gerne Spen-den für gemeinsame Kastrations-aktionen entgegen.

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Bei einem Wohnungsbrand bei meiner Freundin Annette L. in Wit-ten haben engagierte Feuerwehr-leute am 13. Januar zwei Katzen auf außergewöhnliche Weise ge-rettet. Abends kurz nach 21 Uhr hatte der dreizehnjährige Tim die Wache alarmiert, während Annet-te dafür sorgte, dass Tochter Nina (15) und zwei Besucherkinder die Wohnung verließen und die bei-den Hunde Sheila und Naja dem brennenden Wohnzimmer entka-men. Durch Annettes blitzschnelle

Reaktion blieben die beiden Kin-der und auch die Hunde unver-letzt, sie selbst zog sich allerdings ziemlich schlimme Brandverlet-zungen zu, so dass meine arme Freundin die Nacht im Kranken-haus verbringen musste. Doch wo waren die beiden Katzen?

Schnell waren die Einsatzkräf-te vor Ort, und das Feuer konnte gelöscht werden. Kurz darauf gin-gen einige Feuerwehrmänner mit Atemschutz in die Wohnung und

Voller Einsatz –Chica und Cara verdanken ihr Leben der Feuerwehr Eine wahre Geschichte

suchten dort nach den vermiss-ten Katzen. Obwohl man die Hand nicht vor Augen sehen konnte, fanden die Retter die beiden Stu-bentiger im Essbereich leblos auf dem Boden. Sie trugen die geti-gerte Chica und die schwarz-wei-ße Cara (sechsjährige Geschwis-ter aus Spanien) nach draußen und übergaben sie dem Rettungs-trupp.

Uwe Schroll (47) und Frank Schmidt (43, selbst Halter zwei-er Katzen) sahen die beiden und sagten sich, so Uwe Schroll: „Ir-gendetwas müssen wir machen, wir müssen es einfach probie-ren.“ Die Katzen hatten blutigen Schaum vor dem Mund, ein klares Anzeichen für ein Lungenödem. Schroll weiter: „Wenn beim Men-schen etwas gegen eine Rauch-gasvergiftung hilft, warum dann nicht auch bei Katzen!“ Das glei-che Spray, das die Rettungssani-täter zuvor den Bewohnern ver-

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abreicht hatten, wurde nun auch für die Katzen herbeigeschafft. Uwe Schroll und Frank Schmidt öffneten den Tieren die Mäuler und sprühten das Spray hinein. Anschließend setzten sie den Katzen Sauerstoffbrillen auf und beatmeten sie. Obwohl dies alles aussichtslos schien, ließen sich die Retter nicht beirren, und nach fünf bangen Minuten zeigte Chica eine erste Reaktion. Cara ging es noch viel schlechter, aber auch sie gab nach zehn Minuten erste Lebenszeichen von sich. Die frei-willige Feuerwehr fuhr die beiden zum tierärztlichen Notdienst. „Die Männer trugen die Katzen auf dem Arm zu uns“, erinnert sich die behandelnde Ärztin. „Wir machen ja alles“, lacht Uwe Schroll, aber wir Tierschützer wissen, dass die-se Hilfe weit über das Übliche hin-ausgeht, und dass die Einsatzkräf-te der Feuerwehr nicht verpflichtet sind, auf die beschriebene Wei-se um das Leben von Katzen zu

kämpfen. Das ganze Wochenen-de über mussten Chica und Cara noch stationär in der Tierarztpra-xis behandelt werden. Am Montag fuhr ich dann in Annettes Auftrag dorthin, um die beiden abzuholen, und danach stank mein ganzes Auto nach Rauch, so sehr haftete der Geruch noch nach Tagen im Fell der Katzen. Nun sind Chica und Cara wieder wohlbehalten bei ihrer Familie, die sehr dankbar für ihre Rettung ist. Uwe Schroll und Frank Schmidt arbeiten seit rund zwanzig Jahren zusammen mit ihrem Team. „Wir verbringen ein Drittel unserer Le-benszeit miteinander; das ist wie eine Familie, das schweißt zusam-men“, erklärt Uwe Schroll das gute Zusammenspiel der Kollegen. Nicht selten stehen Tierrettungen auf dem Programm. „Einmal ha-ben wir bei einem älteren Ehepaar im Schlafzimmer den kompletten Kleiderschrank samt Inhalt abge-

baut, um die dahinter festsitzende Katze zu befreien. Über so etwas kann man dann auch lachen. Aber man muss auch die Leute verste-hen, die Angst um ihr Tier haben.“ Ulrich Gerken, Pressesprecher der Feuerwehr Witten, betont: „Für uns Feuerwehrleute ist jedes Leben wertvoll. Das hat sich auch bei diesem Einsatz mit den beiden Katzen wieder gezeigt, aber ein wenig Glück gehört immer dazu!“

Für ihren „tierischen Einsatz“ wer-de ich den beiden engagierten Feuerwehrmännern aus Witten ein Dankschreiben des ETN e.V. überreichen. Renate von Heyden-Klaaßen

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Die fleißige Biene – bald Vergangenheit?

Auch die Europäische Kommis-sion hat diese Problematik mit einiger Verzögerung erkannt und Maßnahmen ergriffen. Es wurden verschiedene Strategiepapiere entwickelt, um den Verlust von Ökosystemen und der biologi-schen Vielfalt auf unserer Erde zu stoppen und somit ihre Bewohner zu schützen, doch die Ziele wur-den klar verfehlt. Dieses Scheitern zeigte deutlich, dass es an der Umsetzung solcher Strategiepa-piere mangelt, und daher wurden in jüngster Zeit konkretere Maß-nahmen ergriffen.

Die EU-Kommission finanziert beispielsweise Studien über den Rückgang des Bienenbestands und plant in naher Zukunft die Er-stellung einer roten Liste bedroh-ter Bestäuber in Europa, zu denen nicht nur Honig- und Wildbienen, sondern auch Schmetterlinge, Hummeln und Schwebfliegen zäh-len. Projekte zum Thema Bienen werden EU-weit unterstützt, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf die Erforschung des Bienenster-bens gelegt wird. Feierlich ver-kündet wurden diese Vorhaben auf einem internationalen Sym-

posium zum Thema „Bienen und Bestäubung“ in Brüssel, auf dem Forscher und Vertreter von Natur-schutzverbänden eindringlich die Lage schilderten.

Das Bienensterben geht uns alle an

Der massenhafte Rückgang be-stäubender Insekten ist, auch in ökonomischer Hinsicht, ein größe-res Problem als man auf den ers-

Foto: Thomas Kappel

Die Imkerei ist ein uralter Berufszweig, doch bis vor wenigen Jahr-zehnten beschäftigten sich neben Imkern nur eine Handvoll Forscher mit Bienen und ihrer Rolle im Ökosystem. Doch seit es weltweit all-jährlich zu massenhaftem Bienensterben kommt, ist die wichtige Be-deutung von Bienen und anderen Bestäubern auch im Bewusstsein der Öffentlichkeit angekommen, und es werden von allen Seiten Lö-sungsansätze gesucht.

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ten Blick glauben mag. Über sieb-zig Prozent der Pflanzen, die als Nahrungsmittel genutzt werden, sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. So ist das Massensterben dieser Bestäuber nicht nur eine ökologische Katas-trophe, sondern hat auch weitrei-chende Konsequenzen im Bereich der Lebensmittelindustrie und der Landwirtschaft. Letztere ist aller-dings nicht ganz unschuldig an der besorgniserregenden Situati-on von Bienen und Co.

Drei viertel aller landwirtschaftli-chen Flächen hemmen den Ar-tenreichtum von Flora und Fauna durch monokulturelle Aussaat, dem vermehrten Einsatz von Pes-tiziden sowie dem Fehlen von Randstreifen und Brachflächen, die Wildkräutern und –tieren Platz bieten. Jüngste Studien beweisen beispielsweise, dass Neonicoti-noide, die zu den gängigen Wirk-stoffen von Pflanzenschutzmit-teln zählen, die Orientierung von Bienen und die Produktivität von Hummeln massiv stören. Schon lange gibt es Forderungen nach mehr Kontrollen und weitreichen-deren Tests beim Einsatz von Pes-tiziden, so dass sich nun auch die EU mit dem Thema beschäftigt. Nach Ansicht von Bauernverbän-den und der Chemieindustrie stellt sich die Lage freilich anders dar. Pestizide seien unverzichtbar für die Landwirtschaft und meist un-gefährlich, ließen Vertreter von Firmen und Verbänden auf dem Symposium in Brüssel verlauten.

Viele Risikofaktoren

Neben dem Einsatz von Pestizi-den gibt es aber noch weitere Fak-toren, die den Bienen zusetzen. Viele Stöcke sind schlecht genährt und verhungern, weil Imker den

Bedürfnissen verschiedener Bie-nenarten nicht Rechnung tragen können oder schlecht informiert sind.

Auch Parasiten sind eine immense Bedrohung für Bienenvölker, be-sonders die Varroa-Milbe erlang-te in den letzten Jahren traurige Berühmtheit. Vor ungefähr vierzig Jahren aus Asien eingeschleppt, bedroht die Milbe nun Völker der westlichen Honigbiene ‚Apis mel-lifera’ auf fast allen Kontinenten. Sie befällt neben der Brut auch erwachsene Tiere eines Bienen-stocks und kann in kurzer Zeit ein gesamtes Volk auslöschen.

Zur Bekämpfung solcher Parasi-ten und anderer Krankheiten wer-den nicht selten chemische Mittel genutzt, die wiederum ihren Teil zur Schwächung der Bienenvöl-ker beitragen. Und so zeigt sich, dass man nicht nur einen Faktor betrachten darf, um das Problem des Bienensterbens zu verstehen, sondern sich natürliche und von Menschen gemachte Strukturen in ihrer Gesamtheit ansehen muss.

Lösungen gesucht

Eine Lösung ist aufgrund der Kom-plexität des Problems nicht ein-fach zu finden. Ansätze bieten bei-spielsweise Initiativen wie unsere ETN-Partnerorganisation Mellife-ra, die eine Forschungsimkerei mit Naturwaben betreibt und auf die künstliche Nachzucht von Königin-nen verzichtet – Maßnahmen, die den Bienenvölkern eine natürliche Entwicklung ermöglichen. Mellife-ra und andere Vereine erproben außerdem ökologische Methoden zur Bekämpfung der Varroa-Milbe und fördern private Imker mit we-nigen Völkern. Das Netzwerk „Blü-hende Landschaften“ arbeitet mit

Bauern zusammen, um Wege für eine bienenfreundliche Landwirt-schaft zu ebnen und informiert Privatleute darüber, wie sie ihren Garten zu einem Paradies für Bie-nen, Hummeln und Co. machen können. Lokal begrenzte Ansätze, die einzelne Landwirte und Imker betreffen, gibt es viele.

Doch für eine Lösung der „Bie-nenkrise“ müssen global wirkende Institutionen wie die Europäische Kommission mit lokalen Initiativen zusammenarbeiten. Ein Anfang ist nun gemacht.

Wie Sie helfen können, Bienen, Hummeln und Co. zu schützen:

Bepflanzen Sie Ihren Garten oder Balkon mit „bienenfreund-lichen“ Pflanzen. Weitere Infos dazu und Saat-gutmischungen finden Sie auf www.bluehende-landschaft.de

Lassen Sie als Landwirt Grün-streifen, Hecken und brachlie-gende Bereiche stehen, und bauen Sie gezielt Trachtpflan-zen mit viel Pollen und Nektar in Ihre Fruchtfolge ein.

Verzichten Sie, soweit möglich, auf den Einsatz von Pestiziden.

Übernehmen Sie eine Bienen- Patenschaft auf www.beegood.de

Weitere Infos finden Sie auch auf www.mellifera.de

Interview mit Dr. Tobias Gantner

Wir trafen Dr. Tobias Gantner (38) an seinem Arbeitsplatz im Chem-park, auf dem Dach des Gebäu-des K 56 des Bayer Konzerns in Leverkusen.

ETN: Herr Dr. Gantner, Sie sind Arzt, Philosoph und nach einem Wirtschaftsstudium nunmehr Lei-ter Marktzugang für innovative Arzneimittel Bayer HealthCare Deutschland – Division Phar-maceuticals. Nun haben Sie sich sechs Bienenvölker an den Ar-beitsplatz geholt. Wie und wann kam es dazu? Dr. Gantner: Bienen haben mich schon immer interessiert. Sie ge-ben mir die Möglichkeit, auch in meinem Bürojob entsprechend der Jahreszeiten leben zu können, da ich mir stets bewusst machen muss, welche Pflanzen gerade

blühen, und wofür ich bei der Ver-sorgung der Bienen Sorge tragen muss. Insbesondere interessiert mich auch das Verhalten der Bie-nen als soziale Insekten. Ich bin auch sehr davon überzeugt, dass wir von den Bienen viel lernen können. Ich hatte die Idee, die Bienen auf dem Dach anzusiedeln und teile mir die Arbeit mit einem Kollegen aus der Tiergesundheit der Bayer HealthCare. Die Bienen sind nunmehr seit November 2011 auf dem Dach.

ETN: Empfinden Sie es nicht als ungewöhnlich, dass Ihre Bienen-völker auf dem Dach des Gebäu-des Ihres Arbeitgebers stehen?Dr. Gantner: Ungewöhnlich ist es sicher schon ein wenig. Ich emp-finde es daher schon als Glücks-fall, dass mein Arbeitgeber mir dies gestattet. Natürlich würde man eigentlich denken, Bienen-völker sollten im Grünen zwischen

Blumenwiesen stehen. Jedoch fin-den sich immer mehr Bienen auch in den Innenstädten. Mir jeden-falls gibt es die Möglichkeit, mich schneller und häufiger um die Bie-nen zu kümmern. Natürlich mutet es auf den ersten Blick auch eher ungewöhnlich an, dass die Bienen mitten in einem Konzern der che-mischen und pharmazeutischen Industrie stehen.

ETN: Finden die Bienen denn hier genug Nahrung?Dr. Gantner: Ja, bislang kann ich dies nur bestätigen. Es entstehen durch Umgestaltung innerhalb des Geländes des Chemparks in Leverkusen immer wieder einmal Brachflächen. Ich habe bereits angeregt, hier Blumenwiesen zu säen, um weitere Nahrungsquel-len für die Bienen zu schaffen. Die Realisierung dieser Idee scheint auf einem guten Weg zu sein.

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ETN: Haben Sie bei Ihren Bienen auch Probleme mit der Varroa-Milbe?Dr. Gantner: Ich habe das Prob-lem bislang gut im Griff gehabt. Ich habe die Varroa-Milbe hier er-folgreich bekämpfen können. Aber es ist grundsätzlich wichtig, die Bienen zu beobachten und ins-besondere die Drohnenrähmchen auszuschneiden, da diese häufi-ger von der Varroa-Milbe befallen werden.

ETN: Handelt es sich bei den Bie-nenvölkern auf dem Dach um ein Experiment Ihres Arbeitgebers?Dr. Gantner: Nein, es handelt sich um eine Privatinitiative, die von meinem Arbeitgeber geduldet wird. Allerdings hat mich mein Ar-beitgeber in dem Genehmigungs-verfahren und bei bautechnischen

Anpassungen unterstützt.

ETN: Was mussten Sie beachten?Dr. Gantner: Insbesondere muss-te die Standfestigkeit und Statik der Styropurbeuten geprüft wer-den, damit diese bei starkem Wind nicht weggeweht werden können.

ETN: Sie haben die Bienenvölker in Styropurbeuten untergebracht, sind Bienenkörbe out?Dr. Gantner: Die klassischen Bie-nenkörbe sind tatsächlich selten geworden. Heute werden ent-weder Holzbeuten oder Styro-purbeuten verwendet. Ich halte die Styropurbeuten hier auch für standortgerecht, da die Bienen auf dem Dach keinen Schatten fin-den. Hier bieten ihnen die Styro-purbeuten eine gute Gelegenheit zur Temperaturregulation und ent-

sprechen somit nach dem aktuel-len Stand der Wissenschaft einer artgerechten Haltung.

ETN: Sind Sie jeden Tag bei den Bienen?Dr. Gantner: Dies ist abhängig von der Jahreszeit. Jetzt in den Som-mermonaten bin ich etwa alle drei bis vier Tage bei den Bienen. Im Winter sollte man die Bienen in Ruhe lassen. Jede unnötige Er-schütterung führt dann zu einer unnötigen Bewegung der Bienen und damit zu einem Energiever-lust mit der Folge, dass das Volk Gefahr läuft, den Winter nicht zu überleben.

ETN: Planen Sie, Honig zu ern-ten?Dr. Gantner: Grundsätzlich schon. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie

groß der Ertrag ist. In jedem Fal-le werde ich den Honig zuvor le-bensmittelchemisch untersuchen lassen. Mich interessiert schon, ob sich irgendwelche Schadstoff-belastungen im Honig auffinden lassen. Sofern dann der Honig in Ordnung ist, wovon ich ausgehe, habe ich vor, den Honig zu ver-kaufen und den Erlös einem guten Zweck zukommen zu lassen. Ich selbst habe nicht die Absicht, mit dem Honig Profit zu machen.

ETN: Dann melden wir uns schon heute für den guten Zweck an, freuen uns auf den ersten Honig aus Ihrer Produktion und bedan-ken uns für das Gespräch.Dr. Gantner: Sie sind herzlich ein-geladen, über den weiteren Ver-lauf des Bienenexperiments auf dem Gebäude K 56 im Chempark in Leverkusen zu berichten.

ETN: Dieses Angebot nehmen wir gerne an.

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Es fing damit an, dass meine Frau und ich vor ungefähr neun Jahren zwei Ponys aus schlechter Haltung freikauften. Wir stellten die beiden bei einem Bauern unter. Da meine Frau bei einem Tierarzt in Wesel arbeitet, kamen immer mal wie-der Kaninchen, Meerschweinchen oder Vögel hinzu, die morgens in Kartons vor der Praxis standen, oder die jemand im Wald gefun-den und in der Praxis abgegeben hatte. Eines Tages sprach mich ein Arbeitskollege an, ob ich nicht einen einsamen, über dreißigjäh-rigen Esel aufnehmen könne. Da wir ohnehin Eselfans waren, hol-te ich den Esel ab. Nun waren es schon drei Großtiere, die wir beim Bauern einstellten – eine nicht ge-rade preiswerte Lösung! Folglich machten wir uns auf die Suche nach etwas Eigenem und fanden ganz in der Nähe gut zwei Hektar Land, darauf eine Halle mit sechs Boxen, und das alles auch noch gut bezahlbar, welch ein Glück!

Nach dem Umzug auf das neue Gelände habe ich mir mit dem Kauf der zwei Ziegen Lilly und Lisa einen Kindheitstraum erfüllt. Die beiden zogen in das neu um-zäunte Ziegengehege und hatten sofort Riesenspaß, hier herumzu-klettern. Und da noch genug Platz war, kam unsere Paula hinzu. Pau-la ist ein „Minischwein“ (das aber gar nicht so mini ist...), und die drei vertrugen sich auf Anhieb. Einige Jahre später zogen die Ziegen Liesel, Emely und Doris bei uns ein. Leider verstarb unsere Emely vor einigen Wochen mit ungefähr fünfzehn Jahren an Altersschwä-che. Kurze Zeit später folgte ihr Lisa. Der Tierarzt war zwar noch einige Male bei uns, aber wir be-kamen Lisas Lungenentzündung einfach nicht in den Griff, so dass wir uns nach etwa drei Wochen Behandlung auf Anraten des Tier-arztes dazu entschlossen haben, Lisa zu erlösen. Das sind dann die nicht so schönen Momente, die

unser Hobby leider auch mit sich bringt.

Einige Zeit später war ich mal wie-der auf der Homepage des ETN e.V. und schaute mich natürlich auch auf der Tiervermittlungsseite um. Ich sah die Ziegen und ent-schloss mich zusammen mit mei-ner Frau, noch zwei Tiere zu uns zu holen. Wir fuhren nach Much, schauten uns die Ziegen an und kehrten - statt mit den geplanten zweien - letztlich mit unserem Paul nach Hause zurück. Paul ist ein ungefähr sechsjähriger Ziegen-bock mit Arthrose im Bein. Er ist nun Herr über drei Ziegenweiber: Doris, Lilly und Liesel. Anfangs noch sehr schüchtern und zurück-haltend, zeigt er nun, wer das Sa-gen hat und zwingt die anderen förmlich dazu, mit ihm zu schmu-sen.

Wie alles begann

Auch unser alter Esel sollte noch einen Artgenossen in etwa glei-chem Alter bekommen, und wir wurden wiederum über das In-ternet beim ETN in Much fündig. Unser Auserwählter hieß Franz, lebte mit drei weiteren Eselomas auf Hof Huppenhardt und gefiel uns sofort. Noch in der gleichen Woche bekamen wir Besuch von Herrn Wiescher, dem ehemaligen Präsidenten des ETN e.V., der sich ein Bild von unserem Hof ma-chen wollte und alles für gut be-fand. Am Wochenende fuhren wir dann wieder nach Much und hol-ten Franz zu uns. Die Augen unse-res Esels Winni vergessen wir nie, als er sah, dass es noch einen von seiner Sorte gibt. Das war unser Lohn für die ganze Fahrerei. Nach einiger Zeit erhielten wir eine An-frage vom ETN, ob wir vielleicht noch Interesse an einem vierjähri-gen Esel hätten, der auf Hof Hup-penhardt ebenfalls auf ein neues Zuhause wartete. Noch in der glei-chen Woche fuhren wir nach Much und holten ihn zu uns. Leider hielt das Glück mit ihm nicht lange, nur ungefähr ein halbes Jahr später verstarb er binnen kürzester Zeit. Wir waren fassungslos und frag-ten uns, was wir wohl falsch ge-macht hatten. Also ließen wir das Tier obduzieren. Der Befund er-gab, dass der Esel von Geburt an eine Schrumpfniere hatte und die andere nicht arbeitete, und so hat er sich selbst vergiftet.

Rosalee, ein Shetty, haben wir auch noch aufgenommen. Sie leb-te in einem Garten, und der Besit-zer konnte sie nicht anfassen, weil sie panische Angst vor ihm hatte. Für eine Kiste Bier konnten wir sie mitnehmen. Rosalee ist heute so lieb und menschenbezogen; man erkennt sie kaum wieder! Vor zwei Jahren kam dann noch Carl-son dazu, ein etwa zehnjähriger, grauer Esel, den man nicht mehr

wollte, weil er angeblich alle Zäu-ne durchbrach. Wir bauten einen großen Offenstall mit einem Sand-platz davor, so dass alle auch nachts draußen bleiben konnten. Im vergangenen Jahr starben dann die beiden Eselopis. Sie müssen beide über vierzig Jahre alt gewesen sein.

Ende 2011 sprach uns dann je-mand vom ortsansässigen Tier-schutzverein an, ob wir noch einen Esel und ein Shetty aufnehmen könnten, die von einem Wander-zirkus in Wesel stammten. Da bei uns wieder etwas Platz war, und Carlson ja nicht alleine bleiben sollte, willigten wir ein, und Lille Hess (genannt ‚Knubbel’) und der Esel Pascal zogen ein. Beide sind sieben Jahre jung und verstehen sich prächtig mit den anderen.

Wir halten derzeit zwei Esel (Carl-son und Pascal), zwei Shettys (Knubbel und Rosalee), einen Po-nyopa und ein Ponystütchen, zwei Hunde, einen Kater, dazu einige Kaninchen und Meerschweinchen sowie fünf Wellensittiche.

Claudia und Björn Koch

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| Natur

Nachdem Anfang der achtziger Jahre die deutschen Wälder noch in aller Munde waren, und das Thema ‚Waldsterben’ aus den Zeitungen nicht wegzudenken war, ist es in den letzten Jahren um unseren heimischen Baumbestand scheinbar ruhig geworden. Doch die Ruhe trügt, denn der deut-sche Wald muss seit einigen Jahren gegen eine neue Gefahr kämpfen. Dem Waldzustandsbericht 2011 zufolge steht es in einigen Bundesländern nicht besonders gut um den Baumbestand. Schuld daran ist nach Ansicht vieler Experten der Einfluss des Klimawandels. Durch ein ungewöhnlich war-mes Frühjahr war beispielsweise im letzten Jahr der Fruchtertrag der Buche dreimal so hoch wie im Durchschnitt, was die Bäume viel Energie kostete und damit ihr Wachstum stark einschränkte.

Der deutsche Wald

Insgesamt wird die Brandgefahr durch trockenere Sommerhalbjahre auch in den nächsten Jahren ansteigen, und extreme Wetterereignisse werden häufiger. Man geht davon aus, dass Stürme, wie beispielsweise Kyrill im Jahr 2007, in Zukunft enorme Schäden anrichten werden, insbesondere in Monokulturen einzelner Baumarten. So zeigen zum Beispiel die in Deutschland weit verbreiteten, reinen Fichtenbestände eine hohe Anfälligkeit für Stürme. In weiten Teilen unseres Landes wurde dieser Nadelbaum großflächig angepflanzt, da er schnell wächst, und das Holz vielseitig verwendbar ist. Allerdings wächst die Fichte unter natürlichen Bedingungen eher im Bergland und in Hochlagen und ist daher an die Bedingungen im Flachland gar nicht angepasst. Das macht sie anfällig für Kli-maschwankungen und Schädlinge, wie zum Beispiel den Borkenkäfer.

Die Lösung des Problems wäre die Ansiedlung von Mischwäldern, in denen Bäume nachhaltig ge-erntet werden und auf Kahlschläge verzichtet wird. Aber wie so oft fehlt vielen Waldbesitzern und Forstämtern diese Weitsichtigkeit. Der Holzbedarf steigt in Deutschland stetig an, und um ihn zu decken, setzen viele auf schnell wachsende Lösungen. Unter natürlichen, nicht vom Menschen be-einflussten Bedingungen, wäre heute ein Großteil der Fläche Deutschlands mit Buchen- und Eichen-mischwäldern bedeckt. Solche Wälder sind widerstandsfähig, und sollte doch einmal ein Sturm eini-ge alte Bäume niederreißen, steht der Nachwuchs im unteren Stockwerk bereits in den Startlöchern.

Waldschutzgebiete benötigt

Trotz starker Abholzung und der Anpflanzung von Fichten-Monokulturen besitzt Deutschland heute immer noch ungefähr fünfundzwanzig Prozent der weltweiten Bu-chenwälder – ein wertvoller Bestand, den es zu schützen gilt. Doch leider steht bei uns bislang weniger als ein Prozent des Waldes unter Schutz, und diese Gebiete sind in viel zu kleine Teile aufgeteilt. Dabei sind gerade zusammenhängende Waldgebiete sehr wichtig für die Biodiversität eines Ökosystems. Besonders alte Laub- und Mischwälder bieten zahlreichen Tier- und Pflanzenarten eine Heimat und tragen damit zur Erhaltung der Artenvielfalt in unseren Wäldern bei. Außerdem sind sie wichtig für die Speicherung und Umwandlung von Kohlenstoff und wirken so dem Klimawandel entgegen, - vom Wert des Waldes als Erholungsgebiet ganz zu schweigen.

Deshalb muss die deutsche Bundesregierung nun handeln und ihre im Jahr 2007 ver-abschiedete Strategie zur biologischen Vielfalt endlich befolgen. Dieses Strategiepapier hat unter anderem den Erhalt großräumiger, ungeteilter Waldflächen und die Förderung natürlicher Waldzusammensetzungen und typischer Lebensgemeinschaften zum Ziel. Ein ambitioniertes Vorhaben, das nur erfolgreich umgesetzt werden kann, wenn zu-sammenhängende Waldstücke als Schutzgebiete ausgezeichnet werden.

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| Magazin

Die Wahner Heide - Ein europaweit anerkanntes Naturschutzgebiet und eines der artenreichsten Naturschutzgebiete Nordrhein-Westfalens

Zwischen Köln, Rösrath, Troisdorf, Lohmar und Siegburg - auf dem Weg ins Bergische Land - findet sich eine wunderbare Landschaft, die für jeden etwas zu bieten hat: Die Wahner Heide.

Mitten in die Heidelandschaft wur-de Mitte der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts der Flughafen Köln/Bonn hinein- und nach und nach weiter ausgebaut. Durch diesen massiven Eingriff starben Moore, Heidebereiche und viele Pflanzenarten aus.

Auch die jahrzehntelange militäri-

sche Nutzung seit 1817 trug dazu bei, dass die Natur erheblich be-einträchtigt wurde. Paradoxerwei-se schloss jedoch die militärische Nutzung als Truppenübungsplatz aufgrund der Absperrungen die Beeinträchtigung bestimmter Be-reiche aus, so dass sich Flora und Fauna hier teilweise ungestört entwickeln konnten. Die artenrei-chen Offenlandbiotope wurden durch den Übungsbetrieb wie auch durch regelmäßige Mahd- und Entbuschungsaktionen be-günstigt. Heute erledigen von Mai bis September Heidschnucken- und Ziegenherden die Erhaltung

offener Heidelandschaften und sorgen damit auch für den Erhalt der Artenvielfalt. Der Abzug der belgischen Streitkräfte birgt für die Wahner Heide weitere, neue Gefahren. Der frei werdende mi-litärische Bereich soll als Gewer-begebiet ausgewiesen werden. Es ist daher für die Wahner Hei-de von besonderer Wichtigkeit, die noch nicht unter Naturschutz gestellten Bereiche schnell unter Naturschutz zu stellen, um die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen beziehungsweise ei-nen Ausgleich für die Eingriffe der Vergangenheit zu schaffen.

Zwischenzeitlich finden sich auf der fünftausend Hektar großen Wahner Heide einhundert Brutvo-gelarten, mehr als zweitausend-fünfhundert Käferarten und über siebenhundert gefährdete Tier- und Pflanzenarten (von denen ein Drittel auf der Roten Liste steht), die allesamt zwischen Sümpfen, Dünenlandschaften, Heidemoo-ren und blühenden Heiden in ei-nem der letzten Rückzugsgebiete leben. Auch ist die Wahner Heide ein bedeutsames Rast- und Über-winterungsareal für Zugvögel. We-gen des bedeutenden Bestandes der Heidelerche und des Mittel-spechts wurde die Wahner Heide schon 1990 zur „Important Bird Area“ erklärt. Aber auch andere seltene Arten wie der Neuntöter, der Wespenbussard, der Wen-dehals und der Baumfalke finden sich hier.

Auf zahlreichen Rundwanderwe-gen kann die Vielfältigkeit der Hei-

de entdeckt werden. Die Wege, mit unterschiedlichen Längen von rund fünf bis zehn Kilometern, zei-gen immer wieder neue, überra-schende Aus- und Einblicke. Wir sind die sogenannte Fliegenberg-Tour marschiert und folgten dabei dem Zeichen des gelben Widder-kopfes. Unsere Empfehlung lau-tet, diese Wanderung an einem der nächsten schönen Tage ein-mal zu machen. Insbesondere gibt es „Am Fliegenberg“ die größten zusammenhängenden Calluna-Heiden zu bestaunen, die speziell während der Heideblüte im Au-gust ein ganz besonderes Erleb-nis sind. Die Besenheide (Calluna vulgaris), auch Heidekraut ge-nannt, ist die einzige Pflanzenart der monotypischen Gattung Callu-na, die zur Familie der Heidekraut-gewächse (Ericaceae) gehört. Sie ist eine prägende Pflanzenart der Heidelandschaft. Der Gattungs-name leitet sich vom griechischen Wort kallyno für „ich reinige, fege“

ab (http://de.wikipedia.org/wiki/Besenheide).

Links und rechts der Altenrather Straße in Richtung Troisdorf-Mitte von Altenrath oder Lohmar (über den Eisenweg) kommend finden sich unweit der Ampelkreuzung Mauspfad zwei Parkplätze, um Auto oder Fahrrad abzustellen. Hier beginnt der Weg zur Fliegen-berg-Tour.

Schon der Weg hinauf zum Kie-fernwald auf Dünensand vermittelt dem Wanderer ein sehr schönes Bild. Auf der seichten Anhöhe an-gekommen, wird man mit einem Blick auf die alte Abtei auf dem Michaelsberg in Siegburg belohnt. Der Weg führt noch viele hundert Meter am Waldrand entlang auf Dünensand, schwenkt kurz nach links auf den Quarzitgrubenweg, um schon bald den Blick auf den kleinen See dort freizugeben.

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| Natur

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Später führt der Weg zurück bis zum gegenüberliegenden Wald-rand. Dort geht es auf einem schmalen Pfad in den Wald hi-nein, bis man am Ende des We-ges nach rechts abbiegend auf den Leyenweiher stößt. Hier folgt man dem Weg um den See herum (dem Brunnenkellerweg), bis der Weg „Im Rehsprung“ nach rechts abzweigt. Diesem Weg folgen wir, überqueren die Altenrather Straße und marschieren anschließend auf einer leichten Steigung weiter geradeaus, bis wir rechts auf den Eichelhäherweg abbiegen. Stets folgen wir dem gelben Widder-kopf, der uns den Weg vorgibt, bis wir auf den Stellweg stoßen, der uns nach rechts gehend wieder zu unserem Ausgangspunkt zurück-bringt. Wer noch möchte, der wan-dert weiter nach links, immer dem gelben Widderkopf folgend.

Weitere Informationen zur Wande-rung finden Sie unter: http://www.wahnerheide.net/wanderweg.php?wanderweg_id=14&alter_startwert_wege=0 Hier finden sich auch Hinweise auf weitere Wandermöglichkeiten.

Damit die Wahner Heide auch für Tiere, Pflanzen und nachfolgende Generationen noch ein Erholungs-refugium bleibt, sollten Wanderer die markierten Wege nicht verlas-sen.

ÖFFNUNGSZEITEN des Info-Zentrums Wahner Heide:

Das Info-Zentrum Wahner Hei-de ist von April bis Oktober jeden Sonn- und Feiertag von 10:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Am ersten Sonntag jedes Monats beginnt dort um 14:00 Uhr der Heidespaziergang, eine Führung zu den Eigenarten und Schönhei-ten der Wahner Heide, zum Bei-spiel zur Tongrube und zum Hüh-nerbruch.

Neben naturkundlichen Exkursi-onen zu den diversen Themen steht auch eine Reihe von speziel-len Veranstaltungen auf dem Pro-gramm, zum Beispiel:

- Nächtlicher Heidespaziergang - Musikalischer Heidespaziergang

mit Klaus, dem Geiger - Hunde-Heidespaziergang mit Er-

läuterungen zur Führung - Gruppen und Schulklassen - Kinderfreizeiten - Reitführungen

Weitere Informationen finden Sie unter anderem unter www.wahner-heide.de

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| Natur

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| KIDS

Urlaubszeit. Meldungen dieser Art häufen sich jetzt wieder. Und wenn das verstoße-ne Haustier überlebt, ist das Tierheim oft seine letzte Rettung.

Erika Schilling zeigt auf einen der weitläu-figen Ausläufe. Achtzehn Hunde laufen dar-in herum. Jetzt, in der Ferienzeit, hat das ETN-Team auf dem Tierschutzhof Wiesenfeld bei Bad Karlshafen alle Hände voll zu tun. Denn wenn Menschen Urlaub machen wollen, dann ist für viele Haustiere plötzlich kein Platz mehr da. Einige gewissenlose Hunde-besitzer binden ihr Tier an der Autobahn-raststätte an die Leitplanke und suchen dann das Weite. Diese Hunde landen dann, wenn sie noch Glück im Unglück haben, auf Hof Wiesenfeld. Kaum hat Erika Schilling die „braven“ Tie-

re gelobt, kommt es im Zwinger zu einem Tumult. Zwei Hunde streiten sich. Sofort herrscht helle Aufregung, ertönt ein Gebell aus achtzehn Kehlen, denn das ganze Rudel will plötzlich mitmischen. Mittendrin steht die mutige Tierpflegerin und muss ihre ganze Autorität aufbieten, um die beiden streitenden Rüden voneinander zu trennen. Erst auf ihr aus Leibeskräften gebrülltes „Aus!“ erstarren die Hunde.

Achtung! Ein Hund auf der Autobahn! Genauso schnell, wie vor

knapp einer Minute das Getöse begann, herrscht plötzlich wieder Ruhe. Frau Schilling zuckt mit den Schultern. „Das habe ich in diesem Zwinger der friedlichen Hunde noch nie erlebt“, sagt sie.

Dabei ist es ganz normal, dass die Hunde gereizt sind. Denn zur Ferienzeit ist der Tierschutzhof absolut überbelegt - wie jedes Jahr im Sommer. Zudem wurden die Tiere aus ihrem ge-wohnten Umfeld herausgerissen, und ihnen fehlt ihr Rudelführer, an dem sie sich bislang orientieren konnten. Jetzt müssen sie sich ge-gen ein Dutzend Artgenossen behaupten. Momentan sind hier doppelt so viele Tiere untergebracht wie sonst. Statt vierzig Katzen leben zurzeit siebenundachtzig hier. Und statt fünfzig Hunden sind es zwei-undachtzig. Auch bei den Kaninchen und Meerschweinchen sieht es ähnlich aus. Zu viele Tiere auf zu engem Raum bedeutet Stress - und Stress macht die Tiere aggressiv.

66.000 Tiere ausgesetzt„Unsere Plätze sind eigentlich alle belegt“, berichtet Erika Schil-ling. Trotzdem kommen jeden Tag neue Tiere an. Viele Familien, die jetzt in Urlaub fahren, haben sich gar keine Gedanken ge-macht, was während dieser Zeit mit ihrem Haustier geschehen soll. Sie hätten natürlich einen Freund bitten können, sich um „Waldi“, „Hasso“ oder „Fiffi“ zu kümmern - oder das Tier in eine Hundepension geben können. Doch das haben - wie üb-lich - nicht alle Familien getan. Auf diese Weise werden alleine in Deutschland 66.000 Tiere während der Sommerfe-rien ausgesetzt. Außerdem werden immer wieder besonders schlimme Fälle bekannt, bei denen die Tiere ohne ausreichend Wasser und Nahrung in den Wohnungen zurückge-lassen werden. Diese Tiere müssen qualvoll ver-dursten. Zum Glück passen einige Nachbarn auf und verständigen die Polizei oder die Feuer-wehr. „Auch diese geretteten Tiere landen dann bei uns“, sagt Frau Schilling.

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Nicht lebensfähig in der Natur

Doch dann muss Erika Schilling ihren Vortrag un-terbrechen, da ein Feuerwehrauto vorgefahren ist. Es bringt das nächste Ferien-Opfer: Hund Nummer dreiundachtzig. Denn zu den Aufgaben der Feuerwehr gehört es auch, umherstreunende Hunde und Katzen ein-zufangen und sie anschließend ins Tierheim zu bringen. Die eingefangenen Haustiere haben großes Glück, da die meisten von ihnen in Freiheit gar nicht überleben könnten. Sie haben nicht gelernt, ihr Futter selbst zu suchen und sich unbeschadet in freier Natur zu bewegen.

| KIDS

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Oft sind wir klapperdürr, voller Würmer und Ungeziefer - alt und überflüssig oder jung und uner-wünscht. Wenn man uns von der Straße aufsammelt und zu Noah‘s Ark bringt, haben wir Glück ge-habt.

Dort erfahren wir häufig zum ers-

ten Mal, dass Hände auch strei-cheln können, dass Menschen uns lieben und sich um uns kümmern, dass es jeden Tag Futter und ein Bett für uns gibt. Wir dürfen erfah-ren, dass wir Lebewesen sind, die es verdienen, geachtet und res-pektiert zu werden. Aber: Für die meisten von uns ist dieses Heim

auch Endstation, denn Adoptionen gibt es auf Malta fast nie, und ein Ticket für Deutschland bekommen häufig nur die Jungen und die Ge-sunden.

Wir anderen haben uns arrangiert - einmal am Tag dürfen wir raus aus unseren Zwingern und im großen Auslauf des Tierheims spielen und toben. Wir rennen um die Wette, genießen die Sonnenstrahlen und das kurze Glück der Freiheit. Doch weil wir über einhundert Hunde sind und immer nur in kleineren Gruppen raus können, beschränkt sich diese Freiheit auf gerade einmal zwanzig Minuten am Tag. Dann müssen wir zurück in unsere Zwinger, zurück in unseren Alltag hinter Gittern – dreiundzwanzig Stunden und vierzig Minuten bis zum nächsten Auslauf.

Die Hunde des ‚Noah‘s Ark Animal Sanctuary‘ auf Malta haben einen großen Wunsch: Ihr Tierheim soll umgebaut werden!

Wir haben einen Traum von Freiheit... - doch unser Alltag findet hinter Gittern statt. Wir sind die Hunde von Noah‘s Ark auf Malta. Wenn wir in diesem Tierheim ankommen, haben wir meist Schlimmes erlebt. Unsere Seelen haben Narben, unsere Körper häufig Wunden.

Wenn ja, dann schickt eure Spende bitte unter dem Stichwort: „Hilfe für Noah‘s Ark“

an das Spendenkonto:

Animal Shelter e.V. STICHWORT: „Hilfe für Noah’s Ark“Sparkasse WuppertalBLZ: 330 500 00Konto Nr. 25 25 28

IBAN: DE78 3305 0000 0000 2525 28BIC: WUPSDE33

Einige von uns haben Glück. Sie dürfen schon in den neueren Zwingern leben, wo es einen In-nen- und einen Außenbereich gibt. Aber viele von uns sitzen noch in dem alten Gebäude - einer ehe-maligen Kaninchen-Mastanstalt - ein depressiver Ort. Hier gibt es nur winzig kleine Zwinger, keinen Ausgang nach draußen, kaum Tageslicht; nur unendlich lange, langweilige, traurige Tage. Aus Frust und Langeweile kratzen wir die Farbe von den Wänden oder nagen an unseren Körben, und mit der Zeit verlieren wir unseren Lebensmut und unsere Lebens-freude.

Es ist feucht und klamm in die-sem Gebäude. Im Winter frieren wir fürchterlich, im Sommer ist es stickig und heiß. Die Fliesen sind glitschig, und gerade die älteren Hunde rutschen ständig aus und fallen hin, wenn sie nach draußen dürfen. Doch unsere Pfleger und wir - wir alle haben einen großen Traum: Den Umbau dieses Gebäudes, aber der kostet Geld, viel Geld, und das haben wir nicht. Es gibt hier auf Malta kein Budget, um un-ser Leben „schöner“ zu machen. Aber es gibt Menschen mit einem großen Herz, die uns mit privaten Spenden und Zuwendungen am Leben erhalten - doch das reicht so gerade nur für unser Futter, die notwendigsten Medikamente und für die Unterhaltskosten unseres Heimes.

Doch draußen, direkt vor unse-rem Gebäude, gibt es eine freie Fläche, die im Winter ein fürch-terliches Schlammloch und im Sommer ein ausgedörrtes Stück Freilauf ist. Diesen Freilauf wollen wir begradigen, drainieren, eine ebene Fläche betonieren und Au-

ßenzwinger errichten. Dann sollen Durchbrüche zu den Innenzwingern gemacht werden, und so hätten wir die Möglichkeit, nach draußen zu gehen, wann im-mer wir wollen. Wir könnten die Sonne genießen, unsere Geschäf-te draußen verrichten und drinnen sauber und ungestört schlafen. Doch für unseren Traum von ei-nem besseren Leben müssen wir betteln gehen, bitten um Spenden, um die ungefähr fünftausend Euro für die Außenarbeiten oder gar

zehntausend Euro für einen um-fassenderen Umbau zusammen zu bekommen - und jede noch so kleine Gabe kann uns dabei hel-fen.

Würdet ihr uns helfen, diesen Traum wahr werden zu lassen?

| Unsere Partner

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Unsere Einsatzgebiete in EuropaDer ETN e.V. setzt zahlreiche Projekte im Tier- und Naturschutzbereich um. Er ist zudem ein zuverlässiger und starker Partner für nahezu einhundert Vereine im In- und Ausland. In Zusammenarbeit mit dem ETN e.V. leisten unsere Partner europaweit anerkennenswerte Tierschutzarbeit. Sie setzen sich unter den schwierigsten Bedin-gungen für die Tiere vor Ort ein. Ohne diese Tierschutzarbeit an der Basis würden viele Tierheime schlichtweg nicht existieren, blieben Abertausende von Straßentieren unversorgt und unkastriert. Unzählige Tiere wären dem Tod geweiht. Unsere Partner im In- und Ausland sind genauso wie wir als ETN e.V. immer für die Belange der Tiere da. Sollten Sie, liebe ETN-Freunde, uns oder unsere Partner brauchen, scheuen Sie sich bitte nicht! Nehmen Sie Kontakt auf! Wir helfen!

Tel.: 0 22 45-61 90-0 oder E-Mail: [email protected]. Die Kontaktdaten unserer Partner finden Sie auch auf unserer Homepage www.etn-ev.de.

Canary Islands

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