AdBK Nürnberg 2011 Masterstudiengang Architektur...

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AdBK Nürnberg 2011 Masterstudiengang Architektur und Stadtforschung WelterbeRaumproduktion eine Studienarbeit von Tobias Hönig betreut von Prof. Arno Brandlhuber und Silvan Linden

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AdBK Nürnberg 2011Masterstudiengang Architektur und Stadtforschung

WelterbeRaumproduktioneine Studienarbeit von Tobias Hönigbetreut von Prof. Arno Brandlhuber und Silvan Linden

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Der Streit um das Dresdener Elbtal, der 2009 mit dessen Strei-chung von der UNESCO-Welterbe-Liste endete, mag im De-tail kaum als Stellvertreter für die typische Situation deutscher Welterbe-Stätten heranziehbar sein. Jedoch vermochte er es eine breitere Öffentlichkeit für den Zusammenhang zwischen Welterbe und dem Raum im- und um das Welterbe herum zu sensibilisieren. Die Sinnhaftigkeit Welterbe zu schützen steht und stand dabei zwar nie zur Debatte, seitdem zeichnen sich aber auch an anderen Welterbestätten in Deutschland Diskussionen über Art und Umfang dieses Schutzes ab. Während die Einen eine konkrete Bedrohung der materiellen, gebauten Manifesta-tion menschlichen Kulturerbes durch Gebautes und Gestaltetes fürchten, sehen andere ihre individuelle Souveränität im Privaten wie im ökonomischen Sinn gefährdet.

Fest steht, dass Welterbe die Produktionsbedingungen in seiner Umgebung beeinflusst und es liegt die Vermutung nahe, dass dieser Einfluss über bauliche Gestalten hinausreicht. Unklar hin-gegen ist, wie sich „Welterberaum“ konstituiert und wie er, von wem, und worüber überhaupt genau dort verhandelt wird.

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Deutsche Welterbestätten Abb.: Tobias Hönig

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1978 Aachener Dom1981 Dom zu Speyer1981 Würzburger Residenz1983 Wallfahrtskirche in der Wies1984 Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl1985 Dom St. Mariae und Michaeliskirche in Hildesheim1986 Römische Baudenkmäler, Dom und Liebfrauenkirche in Trier1987 Hansestadt Lübeck mit Holstentor1990 Schlösser und Gärten von Potsdam und Berlin1991 Abtei und Altenmünster des Klosters Lorsch1992 Bergwerk Rammelsberg und die Altstadt von Goslar1993 Altstadt von Bamberg1993 Kloster Maulbronn1994 Stiftskirche, Schloss und Altstadt von Quedlinburg1994 Völklinger Hütte1995 Grube Messel (Fossilienfundstätte)1996 Kölner Dom1996 Bauhaus-Stätten in Dessau und Weimar1996 Martin-Luther-Stätten in Eisleben und Wittenberg1998 Ensemble Klassisches Weimar1999 Museumsinsel in Berlin2000 Dessau-Wörlitzer Gartenreich2000 Klosterinsel Reichenau im Bodensee2001 Zeche Zollverein und Kokerei Zollverein in Essen2002 Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal2002 historische Altstädte von Stralsund und Wismar2004 Bremer Rathaus und Bremer Roland2004 Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau2004 Dresdner Elbtal (-2009)2005 Obergermanisch-Raetischer Limes2006 Altstadt von Regensburg mit Stadtamhof2006 Wohnsiedlungen der Berliner Moderne2009 deutsches und niederländisches Wattenmeer

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Der große Tempel von Abu Simbel vor seiner Verlegung 1963-68. Abb.: www.saams.com

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Als Geburtsstunde des Welterbes gilt vielen heute die erste aktive Intervention der UNESCO in Sachen Denkmalschutz. 1960 wand-te sie sich mit Bitte um Hilfe an die internationale Gemeinschaft um die durch den Neubau des Asuan-Staudamms vom Untergang bedrohten Tempel von Abu Simbel zu retten. Schon vorher waren unter dem Eindruck der Zertörrung durch die beiden vergangenen Weltkriege, erste Ideen zum Schutz des gemeinsamen kulturellen Erbes der Menschheit diskutiert worden. In den Jahren 1963-68 wurde schließlich die Tempelanlage von einem schwedischen In-geneursteam vor Flutung des Staudamms an das neue, rettende Ufer verlegt.

1972 verabschiedete die Generalkonferenz der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur in Paris schließlich das Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Na-turerbes der Welt, die so genannte Welterbekonvention. Sie defi-niert Denkmäler, Ensembles und Stätten von ausergewöhnlichem universellen Wert (Artikel 1) als Welterbe. Die Vertragsstaaten ver-pflichten sich des weiteren dazu alle in ihrem Einflussbereich lie-genden Mittel auszuschöpfen dieses Welterbe zu schützen, bevor sie Hilfe der internationalen Gemeinschaft in Anspruch nehmen.

Als zwischenstaatliches Kommunikationsinstrument wird das World Heritage Comitee (Artikel 8-14) ins Leben gerufen, das von Anfang an eng an andere Internationale Institutionen wie etwa ICOMOS, den internationalen Rat der Denkmalpflege, geknüpft ist und zusammen mit diesen über die Aufnahme in- oder die Streichung von der Welterbeliste entscheidet.

Obwohl es sich also bei der Welterbekonvention um eine freiwilli-ge Absichtserklärung der Unterzeichnerstaaten handelt, versucht das WHC seit der Ratifizierung 1972 seinem Vermittlungsauftrag durch die Internationale Gemeinschaft duch konkrete Vorschläge gerecht zu werden. 1977 erschienen dazu zum ersten mal die Operational Guidelines, die zum einen die Aufnahmebedingungen beschreiben, zum anderen aber auch Anleitung zur örtlichen Pra-xis der Welterbestätten selbst geben indem sie Monitoringmaß-stäbe oder etwaige Streichungsszenarien festlegen.

Letztendlich übt das WHC allerdings keinen direkten Einfluss auf die auf seiner Liste befindlichen Welterbestätten aus. Es kann die-se zwar gemäß seiner Regularien auf diese aufnehmen oder von dieser streichen, hat aber ansonsten keine Möglichkeit über ex-ekutiven Druck auf die Vertragsstaaten einzuwirken. Als einziges Werkzeug bleibt ihr also nur Diplomatie und politische Taktik.

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Weltkulturerbe Dom Kökn T-Shirt Abb.: www.bock-op-koelle.de

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1978 wurde mit dem Aachener Dom die erste Welterbestätte in Deutschland auf die Welterbeliste aufgenommen. Mittlerweile zählt Deutschland 33 Welterbestätten. Neben dem Prestigefak-tor sich mit einer Welterbestätte in die Tradition der 7 Weltwun-der einzuordnen (die UNESCO nimmt in Abgrenzung etwa zu der Weltwunderliste der NewOpenWorld Foundation, die sie anfangs unterstützte, diese Nachfolge für sich in Anspruch; siehe z.B. http://

www.unesco.org/new/en/media-services/UNESCO confirms that it is not involved in

the “New 7 wonders of the world” campaign), gilt der Welterbetitel unter den deutschen Welterbestätten und Denen, die sich bemühen eine solche zu werden, als Aufschwungsgarant in Sachen Tourismus. Der von den Welterbestätten gegründete Verein UNESCO Welt-erbestätten Deutschland e.V., der mittlerweile die Schnittstelle zwischen UNESCO und den einzelnen Welterbestätten darstellt, beschreibt seine Aufgaben auf seiner Website (www. unesco-welterbe.

de) wie folgt: Der „UNESCO-Welterbestätten Deutschland e.V.“ möchte die deutschen Welterbestätten bekannter machen und Denkmalschutz und Tourismus besser koordinieren. Besonders die Förderung eines behutsamen und hochqualifizierten Touris-mus im denkmalverträglichen Ausmaß hat sich der Verein zum Ziel gesetzt. Damit eröffnet sich gerade in Zeiten knapper öffent-licher Kassen die Chance, über den Tourismus als eine der we-sentlichen Einnahmequellen den Erhalt der Welterbestätten dau-erhaft sicherzustellen.Alleine im Freistaat Bayern bewarben sie für die Vorauswahl zum Aufnahmeverfahren 2018 laut dem Bayerischen Rundfunk 13 potentielle Welterbestätten, von den die bayerische Landesre-gierung schließlich 2013 zwei in‘s „Rennen“ schicken wird. Über seien Favoriten sagt der bayerische Finanzminister Georg Fahren-schon: Die Aufnahme der Schlösser von König Ludwig II. in die UNESCO-Weltkulturerbeliste würde den Tourismus in Bayern im Ganzen fördern (www.br-online.de/bayern/wege-und-ziele/bayerisches-welterbe-

DID1188597790/neuschwanstein-passau-rothenburg-ID1295265440839.xml).

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Altmarkt Dresden 2009 Abb.: www.academic.ru

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Zwei Ereignisse der letzten Jahre haben die Wahrnehmung des UNESCO-Welterbes in Deutschland entscheidend verändert. Die deutschen Welterbestätte mussten sich dabei klar werden, dass neben den sich aus dem Titel Welterbe erwarteten positi-ven Side-Effekts, eben auch eine gesteigerte Verantwortung in Sachen Erhaltung und Pflege gegenüber dem Welterbe selbst entsteht. Zu lange hatten die Welterbestätten den Titel wohl mehr als touristisches Gütezeichen interpretiert und die Unterstützung der UNESCO in Tourismusfragen als Einverständniserklärung mit dem eingeschlagenen Weg aufgefasst.Als sich der Dom in Köln 2004 auf der roten Liste des gefährdeten Welterbes wiederfand, war das Entsetzen deutschlandweit groß. Deutsches Kulturerbe in einem Atemzug mit den von den Taliban gesprengten Buddha-Figuren in Afghanistan? Vor allem Kölns da-mailger Oberbürgermeister Schramma, in seiner Funktion für das Welterbe vor Ort verantwortlich, war plötzlich gar nicht mehr so begeistert von der UNESCO und dem Welterbe: Der UNESCO geht es überhaupt nicht um den Dom, an dem nur positive Dinge geleistet werden, (...) hier geht es ganz eindeutig um eine ideolo-gische Auseinandersetzung, um eine Aversion gegen Hochhäu-ser von einigen Hardlinern in der Kommission, und die sind leider bestimmend (aus Schramma kritisiert UNESCO im Kölner Stadt-anzeiger, 23.7.05). Höhepunkt der verbalen Attacken im Streit um das Kölner Welterbe war Schramma‘s Kommentar ihm sei es peinlich, wenn sich ein Unesco-Delegierter aus dem Libanon Gedanken macht, was in Köln passiert (aus Kölns Kulturpolitik tut sich schwer bei RP Online, 13.7.2004).Im selben Jahr in dem Köln auf die rote Liste gesetzt wurde, wurde dem Dresdner Elbtal der Welterbetitel verliehen. Ein Jahr später bereits leistete Dresden, dank der geplanten Waldschlösschen-brücke, Köln schon Gesellschaft auf der Strafbank Rote Liste. In Deutschland entbrannte in der Folge eine leidenschaftliche De-batte über Verantwortung gegenüber- und Umgang mit Welterbe.

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Sachsen‘s Ministerpräsident als Taliban Abb.: www.exmatrikulationsamt.de

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(...) Doch die Stadt fing an zu bauen, die Brückengegner und Naturschützer unterlagen vor Gericht. Der laute Ruf nach einem Kompromiss klang gut und war doch gleichfalls unerfüllbar, denn die Alternative hieß „Titel oder Brücke“. Da gab es kaum Raum für Verhandlungen. Nicht vergessen werden darf, dass dem Bau des „Corpus Delicti“ ein gültiger Bürgerentscheid zugrunde lag, der im Februar 2005 mit fast zwei Dritteln der Stimme für die Brücke ausging. In den Auseinandersetzungen der vergangenen Monate ging es somit um weit mehr, als nur um eine Brücke. Gerade vor dem Hintergrund des in Ostdeutsch-land ohnehin schwach ausgeprägten Vertrauens in die Demokratie hätte eine Nichtigkeitserklärung dieses Bürgervotums mit hoher Sicherheit folgenschwe-re Enttäuschungen bei den Bürgern hervorgerufen. Dies galt es abzuwägen, noch dazu, weil der UNESCO die Brückenplanungen von Anfang an bekannt waren, trotz eines folgenreichen Übersetzungsfehlers.(...)

Dresdner Welterbe-Titel ist futsch - was nun? von Alexandra Gerlach, Deutschlandfunk 2009

(...) Der Brückenbau war 1996 vom Stadtrat beschlossen worden. Als der Bau nach geänderten Mehrheitsverhältnissen in Frage stand, sprach sich die Mehr-heit der Dresdner 2005 bei einem Bürgerentscheid für die Brücke aus. Um den Welterbestatus zu erhalten, wollte die Stadt nun die Baupläne ausset-zen; sie verwies dabei auch auf völkerrechtliche Verpflichtungen. Der Freistaat Sachsen beharrte indessen unter Hinweis auf den Bürgerentscheid auf dem Brückenbau. Aus Sicht der 1. Kammer des Zweiten Senats des Bundesverfas-sungsgerichts bietet die Welterbekonvention „keinen absoluten Schutz gegen jede Veränderung der eingetragenen Stätten des Kultur- und Naturerbes“. Die Vertragsstaaten des Übereinkommens hätten ausdrücklich die Souveränität der Staaten und bestehende Eigentumsrechte anerkannt. In Anbetracht des völkerrechtlichen Rahmens sei es verfassungsrechtlich möglich, dass sich der Bürgerwille als authentische Ausdrucksform unmittelbarer Demokratie in einem Konflikt über die planerische Fortentwicklung einer Kulturlandschaft durchset-ze. Dies gelte jedenfalls dann, wenn zuvor in einem Verhandlungsprozess er-folglos nach einer Kompromisslösung gesucht worden sei. Als Folge müssten dann die möglichen Nachteile aus der Entscheidung wie der Verlust des Welt-erbestatus - in Kauf genommen werden, so die Karlsruher Richter.(...)

Dresden unterliegt in Karlsruhe Der Tagesspiegel, 6.6.2007

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Den Streitigkeiten um das Dresdner Welterbe gelang es, die komplexen Ver-handlungsstrukturen hinter dem Welterbetitel zum erstenmal sichtbar zu ma-chen. Ob der Eindeutigkeit der Störung des Elbtals durch die Waldschlöss-chenbrücke, war es aber vor allem für die Nicht-Dresdner, nur schwirig zu verstehen, dass es in diesem Streit um weitaus mehr ging, als um „Welterbe schützen: Ja oder Nein?“. Die Dresdner hatten durch einen Bürgerentscheid klar gemacht, dass sie gewillt sind selbst eine Entscheidung zu treffen und dass dies auch ihr gutes Recht sei. Die breite deutsche Öffentlichkeit, unter-stützt von Medien und großen Teilen der Politik, war da anderer Meinung. Das Bundesverfassunggericht wiederum einer ganz anderen. Der Welterbetitel ging verloren.

Der Streit hinterliess eine erregte Öffentlichkeit, Denkmalschützer und UNESCO in Sorge um das Welterbe, die Politik in Angst eine gerade neu entdeckte Tourismusbranche wieder zu verlieren. Die Kommunen, neben wenigen Aus-nahmen die von Landesinstitutionen wie der Preussischen Seen und Schlös-serverwaltung betreut werden, alleine für das Welterbe verantwortlich, sahen sich ungleich gesteigertem Druck ausgesetzt. Unter den fokusierten Augen der Öffentlichkeit, die Androhung der Streichung von Fördergeldern durch Länder und Bund im Nacken, began nun auch die UNESCO zu handeln. Sie entsann sich einer Empfehlung die ihre Operational Guidelines bereits seit ihrer ersten Version 1977 kennen, der sogenannten Buffer Zone:

(...) 26. When setting the boundary of a property to be nominated to the List, the concept of a buffer zone around the property may be applied where appro-priate. In such instances the nominations would include :

a) a precise definition of the surface area of the property itself, including the sub-surface area where necessary

b) an indication of the buffer zonearound the property itself (i.e. the natural or man-made surroundings that influence the physical state of the property or the way in the property is perceived). Such buffer zones will be determined in each case through technical studies and provided with adequate protection. (...)

Operational Guideline for the World Heritage CommiteeWorld Heritage Commitee (First Session), Paris, 27 June - 1 July 1977CC-77/CONF.001/~ Paris, 30 June 1977

(...) The concept of a buffer zone applies equally to individual beings, and the virtual space that they carry with them. It is a kind of aura that is perceived as containing supernatural forces and was depicted in religious artworks in the form of a circular or elliptic space around the saint. (...)

International Expert Meeting on World Heritage and Buffer Zones Michael Turner; UNESCO Chair in Urban Design and Conservation Studies, Bezalel Academy of Arts and Design, Jerusalem Davos, Switzerland 11 – 14 March 2008

Abb.Muhammad leads Abraham, Moses and Jesus in prayer from medieval Persian manuscript The Middle Ages. An Illustrated History by Barbara Hanawalt; (Oxford University Press, 1998) ISBN 0195103599 p. 36

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Der Kölner Dom spiegelt sich in der Glasfront des Hyatt in Köln Abb.: stern-view fotocommunity; user: von unidaggi

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The World Heritage Committee (...) 3. Regrets that the State Party has not yet designated a buffer zone for the property despite the Committee’s re-quest at the time of the inscription; 4. Urges the City of Cologne to re-consider the current building plans as to their visual impact on the World Heritage property of Cologne Cathedral and requests that any new cons-truction should respect the visual integrity of the property ; (...) 8. Decides to inscribe Cologne Cathedral on the List of World Heritage in Danger. (...)

Cologne Cathedral Decision28th session of the World Heritage Committee29.10.2004

Nachdem Köln 9 Jahre lang Welterbe ohne Pufferzone war, schlägt es der UNESCO 2005 nach der Platzierung auf der Roten Liste des gefährdeten Welterbes, eine solche vor. Die UNESCO lehnt ab.

(...) Bei allem Verständnis für die Betrachtungsweise der UNESCO, die ih-ren Blick ausschließlich auf die bestmögliche Förderung der Weltkulturerbe-Stätten konzentriert, bin ich enttäuscht von der heutigen Entscheidung. Wir haben mit der Ausweisung von Schutzzonen, erweiterten planerischen Puf-ferzonen und einer Fülle von konkreten Pflege- und Schutzmaßnahmen bis hin zum Angebot eines neuen Wettbewerbes für die Nordseite des Deutzer Bahnhofes eine Art „Schutzwall“ um den Dom gelegt, der international sei-nesgleichen sucht. Als Oberbürgermeister einer Millionenstadt muss ich aber sowohl diesen Schutz als auch die wirtschaftliche Zukunft ihrer Bür-ger sichern. Da unterscheiden sich die Aufgaben der Stadt von denen der UNESCO, deren Aufgabe naturgemäß eine isolierte Vorgehensweise ist. (...)

Kölner Oberbürgermeister enttäuscht über UNESCO-VotumPresseerklärung 14.7.2005Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

2006 hatte Köln schließlich oft genug nachgebessert. Die UNESCO akzep-tierte die ausgewiesene Buffer-Zone und das dafür entwickelte Schutzpro-gramm.

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Die Buffer Zone um den Kölner Dom in ihrer finalen Version von 2006.Abb. aus den Unterlagen der Stadt an die UNESCO

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(...) 103. Wherever necessary for the proper conservation of the property, an adequate buffer zone should be provided. 104. For the purposes of effective protection of the nominated property, a buffer zone is an area surrounding the nominated property which has complementary legal and/or customary restric-tions placed on its use and development to give an added layer of protection to the property. This should include the immediate setting of the nominated property, important views and other areas or attributes that are functionally important as a support to the property and its protection. The area constituting the buffer zone should be determined in each case through appropriate me-chanisms. Details on the size, characteristics and authorized uses of a buffer zone, as well as a map indicating the precise boundaries of the property and its buffer zone, should be provided in the nomination. 105. A clear explanation of how the buffer zone protects the property should also be provided. 106. Where no buffer zone is proposed, the nomination should include a statement as to why a buffer zone is not required. 107. Although buffer zones are not normally part of the nominated property, any modifications to the buffer zone subsequent to inscription of a property on the World Heritage List should be approved by the World Heritage Committee. (...)

(...) 132. For a nomination to be considered as „complete“, the following requi-rements are to be met: 1. Identification of the Property: The boundaries of the property being proposed shall be clearly defined, unambiguously distinguishing between the nominated property and any buffer zone (when present) (see pa-ragraphs 103-107). Maps shall be sufficiently detailed to determine precisely which area of land and/or water is nominated. Officially up-to-date published topographic maps of the State Party annotated to show the property boundari-es shall be provided if available. A nomination shall be considered „incomplete“ if it does not include clearly defined boundaries. (...)

Operational Guideline for the World Heritage CommiteeWorld Heritage CommiteeWHC. 05/2, 2 February 2005

Waren die Operational Guidelines und das in ihnen beschriebene Zoning-Sytem jahrelang nicht mehr als Handlungsvorschläge gewesen, ging die UNESCO nun in die Offensive und verlangte Erweiterungen, klare Grenzenund Hand-lungskonzepte für die Buffer Zone. Von den meisten Welterbestätten allerdings, musste sie gar überhaupt erst das Ausweisen einer Buffer Zone einfordern.

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Eine Aufteilung in engere und weitere Pufferzone, gab es so vorher nur beim gescheiterten Welter-beantrag von Heidelberg. Abb. www.potsdam.de

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(...) Seit dem 1. Februar steht die Unterschrift von Oberbürger-meister Jann Jakobs unter das Papier „Pufferzone der Welterbe-stätte Schlösser und Gärten von Potsdam und Berlin“ aus. (...)So habe das Bauministerium signalisiert, dass Potsdam nicht un-terschreiben solle, da mit den Festlegungen in dem Papier mög-licherweise das brandenburgische Baurecht tangiert werde. (...)Wie Jakobs betonte, würde dies unter anderem dazu führen, dass die Zahl der Bauanträge, die denkmalrechtlich überprüft werden müssten, um mehrere hundert steigen könnte. Folge könnte sein, dass die gesetz-liche Frist von einem Monat zur denkmalrechtlichen Prüfung von Bauvorha-ben nicht eingehalten wird und die Stadt dann juristisch angreifbar ist. (...)

Verwirrung um Potsdamer PufferzonePotsdamer Neueste NachrichtenM. Erbach 23.9.2009

(...) Potsdam droht erneut Ärger mit den Welterbe-Hütern der UNESCO. Weil die brandenburgische Landeshauptstadt wiederholt Fristen verstreichen ließ, um sogenannte Pufferzonen zum Schutz ihrer einzigartigen Park- und Schlös-serlandschaft einzuführen, „wird es eine Mahnung geben“, sagt der Spre-cher des deutschen UNESCO-Nationalkomitee ICOMOS, Guilio Marano. (...)

UNESCO ermahnt Potsdamddp30.11.2009

Nach 5 Jahren zähen Verhandlungen zwischen der Stadtverwaltung Potsdam, dem Land Brandenburg, dem Land Berlin, dem Denkmalschutz, ICOMOS und der UNESCO, etablierte Potsdam 2011 schließlich seine 5308 Hektar gro-ße Buffer Zone um das eigentliche Welterne von 1337 Hektar herum. Wäh-rend Potsdam‘s Oberbürgermeister Jakobs laut der Märkischen Oderzeitung auch nach Abschluss der Verhandlungen immer noch fand, die Buffer Zone wäre nicht unbedingt nötig gewesen, fand sein Verhandlungspartner Deger-loh, Direktor der Stiftung Preussischer Kulturbesitz, in der selben Zeitung, die UNESCO fordere aufgrund schlechter Erfahrungen in anderen Städten zurecht eine Ausweitung des Umgebungsschutzes von Weltkulturerbe-Stätten.

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(...) Die „Kartierung“ von 1987, vermutlich noch vom damaligen Amtleiter Bernhard Schlippe ange-fertigt, war eine flüchtige, mit dickem Filzstifft geichnete Handskizze. (...)Text & Abb. Zeitung der Bürgerinitiative Rettet Lübeck, Nummer 102, Nov./Dez. 2008, 32. Jahrgang

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(...) Dass das Welterbe Lübeck aus drei Zonen besteht und nicht der mittelal-terliche Altstadtbereich komplett eingetragen worden ist, resultiert aus Evaluie-rungen von ICOMOS in den Jahren 1983 und 1986. Aus Gründen der Authen-tizität und Integrität sah man seinerzeit den außergewöhnlichen universellen Wert und die Integrität nur in diesen drei Zonen als gegeben an. (...)

Frau Dr. Ringbeck, Leiterin der Deutschen UNESCO-Kommission in einem Schreiben an die Bürgerinitiative „Rettet Lübeck“2008

(...) Jetzt muss Lübeck einen Managementplan aufstellen – der das Welterbe beschreibt, der die so genannte Pufferzone um die Altstadt festlegt, in der eben-falls mit neuen Bauwerken vorsichtig umgegangen werden muss. „Das ist kein statischer Plan, sondern der wird immer weiter fortgeschrieben“, so Boden. (...)

Der Wächter über das WeltkulturerbeJosephine von ZastrowLübecker Nachrichten, 29.7.2008

Der Forderung von UNESCO und ICOMOS nach der Ausweisung einer Puffer-zone und deren Vorschlag, kam Lübeck zu 100% nach und wies sogar noch nach, über örtliche Denkmalpflegezuständigkeiten ein weit aus größeres Ge-biet zu schützen. ICOMOS war dies jedoch nicht genug:

(...) Die Pufferzone als Schutzkategorie ist zwar ein wichtiges Instrument zur Bewahrung des UNESCO-Welterbes, aber auch über die Pufferzone hinaus sind innerhalb und außerhalb des Stadtgebietes infolge der Topografischen Lage der Altstadt weitere beeindruckende Sichtbeziehungen auf die Altstadt-sihouette als unverwechselbares Erkennungsmerkmal des Lübecker Raumes vorhanden. Außerhalb der Pufferzone sind daher weitere historische und auch aktuelle Sichtbeziehungen zu berücksichtigen und ggf. auf regionaler Ebene abzustimmen. (...)

UNESCO Welterbe „Lübecker Altstadt“Fachbereich Planen und Bauen der Hansestadt Lübeckstadtentwicklung.luebeck.de

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In Rot die Core-Zone, das Welterbe, in Blau die Buffer-Zone, in Gelb die Schutzausweitung durch die Stadt Lübeck. Abb. Stadtplanungsamt Lübeck

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Silhouetten- und Sichtachsenschutzplan Abb.Managmentplan der Hansestadt Lübeck

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Würzburg. Von der UNESCO aufgefordert Pufferzonen auszweisen und einen Managmentplan vor-zulegen, entscheidet sich die Stadt nach vorangegangenen Streitereien mit ICOMOS, ebenfalls auf den Silhouetten- und Sichtachsenschutz zurückzugreifen.

(...) Auch Fernblicke von der Residenz in das westlich und nördlich angrenzende Stadtgebiet sollten beachtet werden. In diesem Bereich ist besonders auf die Höhenentwicklung von Neubauten zu achten. (...)

Durch Baumaßnahmen, insbesondere von Hochhäusern außerhalb des eigentlichen Welterbeareals bzw. der angrenzenden Pufferzonen können die Qualitäten der Welterbestätte Residenz Würzburg stark beeinträchtigt werden. Zumindest ist dann die „visuelle Integrität“ der UNESCO-Welterbestät-te gefährdet. Um derartigen Problemen bereits im Vorfeld entgegenzuwirken, drohende Fehlent-wicklungen sowie eine generelle Gefährdung des Welterbestatus zu vermeiden, werden ergänzend schützenswerte Straßen- und Sichtachsen sowie die zu schützende Stadtsilhouette definiert. (...)

Text+Abb.Managmentplan Residenz Würzburg ;Stand 2009 Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

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(...) The key concepts important to consider in use of buffer zones are not themselves well defined or clearly understood. Phrases like buffer zone, core zone, inscribed zone, immediate setting, setting etc. are used in Advisory Body discussion and Committee debate sometimes interchangeably and without being clear and agreed upon understanding. Equally, other significant technical phrases in the current version of the Operational Guidelines such as “impor-tant views” and ”other areas or attributes that are functionally important as a support to the property and its protection” are not explained or illustrated and are likely to be interpreted in different ways by different readers. A buffer zone lexicon needs to be debated, set up and accompanied with illustrative case studies. (...)

ICOMOS Position Paper by Herb Stovel Davos, Switzerland 11 – 14 March 2008

UNESCO und ICOMOS drehen also die Schrauben nach, verlangen in vielen Fällen überhaupt eine Buffer-Zone auszuweisen, wollen ihr eigenes Vokabular festzurren und führen gleichzeitig aber auch neue Begriffe wie important view, Silhouettenschutz oder Sichtachsen ein, die sie allerdings auch erstmal nicht näher definieren. Vielmehr verlassen sie sich dabei auf die Kreativität der zum Handeln gedrängten Welterbestätten und der Neubewerber oder Neuaufnah-men wie Regensburg, die alle, ohne wirklich festen, orientierungsbietenden Standart versuchen, eine mustergültige Zonen-Ausweisung mit mustergülti-gem Managmentplan vorzulegen. Ob es diesen Standart jemals geben wird, bleibt bei der auf Verhandlung abziehlenden Taktik von UNESCO und ICOMOS fraglich.

Die aber etwa von Lübeck und Aachen eingeführten und über die Pufferzonen hinausgehenden, ausgewiesenen Silhouetten- und Sichtachsenschutzzonen stellen eine enorme Ausweitung des von Welterbe beeinflußten Raums dar. Die dabei zur Verfügung gestellten Unterlagen, lassen es derzeit nicht wirklich zu, diesen Raum in genau kartierte Fläche umzulegen. Auch von vielen Welterbe-stätten ist bisher kein Kartenmaterial erhältlich, daß die Größe der Buffer-Zones bestimmbar macht. Trotzdem versucht diese Arbeit auf den folgenden Seiten den eindeutigen Anstieg der Fläche in den Buffer-Zones im Verhältnis zur Flä-che des eigentlichen Welterbes darzustellen.

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Der blaue Graph stellt die Fläche des eigentlichen Welterbes in ha dar, der grü-ne Graph repräsentiert die Fläche in der Buffer-Zone und Orange steht für die Gesamtfläche aus Core- und Buffer-Zone.Der dramatische Anstieg im Jahr 2000 ist der Aufnahme des Gartenreichs Des-sau-Wörlitz geschuldet, dessen Core-Zone 14500 ha ausmacht + eine Buffer-Zone von 43000 ha (zum Vergleich Aachen: 1,3 / 68,7).

Das Schaubild links zeigt den Gesamtverlauf seit deusches Welterbe aufge-nommen wurde, rechts ist der Verlauf ab 2000 zu sehen. 2008 kann man einen minimalen Knick erkennen, hier verliert Dresden seinen Welterbetitel und das Wattenmmer kommt neu hinzu. Dahinter beginnen der orange und grüne Graph eindeutig steil zu steigen, obwohl kein neues Welterbe auf die Liste aufgenom-men wird. Man kann also das Ergebnis des Drucks von UNESCO und ICOMOS auf die Welterbestätten in Form neu ausgewiesener Buffer-Zone-Flächen klar ablesen. Abb. Tobias Hönig

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Neben der Welterbeliste führt die UNESCO noch eine weitere mit Bewerbern, die zunächst abgelehnt wurden. Duch Listung auf der Tentativ-Liste wird den Bewerbern in Aussicht gestellt, durch Nachbesserung ihrer Bewerbung in Zu-kunft eventuell doch noch den Welterbestatus verliehen zu bekommen.Dies führt in der Praxis dazu, dass die Bewerber auf der Tentativliste ihr poten-tielles Welterbe in der selben Form schützen wie dies auch die Welterbestät-ten tun würden. Mehr noch, da die momentan auf der „Warteliste“ stehenden deutschen Bewerber alle nach 2000 auf die Tentativliste aufgenommen wur-den, schützen sie sogar weit aus strenger als viele Welterbestätten die vor 2000 gelistet wurden.

(...) Deutlicher Rückschlag für Heidelbergs Chancen, in die UNESCO-Welt-erbeliste aufgenommen zu werden. Der Internationale Rat für Denkmalpflege ICOMOS empfiehlt in seinem Gutachten, das der Stadt Heidelberg heute zu-gegangen ist, den Heidelberger Antrag zurückzuverweisen und die Antragstel-ler aufzufordern, ihn komplett zu überarbeiten. Die endgültige Entscheidung über den Antrag Heidelbergs trifft das UNESCO-Welterbekomitee auf seiner Sitzung Ende Juni in Christchurch, Neuseeland.

Als Begründung für seine negative Empfehlung führt ICOMOS unter anderem an, in dem Antrag der Stadt Heidelberg und des Landes Baden-Württemberg seien bisher der „außergewöhnliche universelle Wert“ des Welterbegebietes im Vergleich zu anderen europäischen Welterbe-Städten nicht ausreichend dargestellt. Ebenso seien die Bedeutung des Schlosses und der universitären Tradition Heidelbergs zu wenig herausgearbeitet. Außerdem mahnt ICOMOS eine Aktualisierung der vorhandenen Maßnahmen und Programme zum Schutz des Welterbegebietes an. Ausdrücklich positiv beurteilt wird von ICOMOS die Heidelberger Planung eines Neckarufertunnels, um die Altstadt wieder mit dem Fluss zu verbinden. (...)

ICOMOS gibt negative Empfehlung für Heidelbergs Welterbe-Antrag abPressemitteilungwww.heidelberg.de

Zoning-Vorschlag in der Bewerbung Heidelbergs für das UNESCO-Welterbe. Heidelberg unter-scheidet erstmals in innere und äußere Pufferzone und wird schließlich nicht aufgenommen aber auf der Tentativ-Liste geführt. Abb. heidelberg.de

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1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 19931978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

1,368,7

x52,8

---------

1525

x1,60,1------

89------

0,58158x272

---------

81694x8,6

20647632x3,7

4,3------

13736031x4,4

142444x3,1

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4223

x0,55

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1258x258

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1450043000x2,9

430------

100------

27,534,68x1,3

168448x2,6

0,2936,3x125

3481205x3,5

5275226x10

183776x4,2

19301240x0,64

88258x2,9

9680,00x0

Dom zu Aachen

Dom zu Speyer

Würzburger Residenz mit Hofgarten und Residenzplatz

Wallfahrtskirche in der Wies

Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl

Dom St. Mariae und Michaeliskirche in Hildesheim

Römische Baudenkmäler, Dom und Liebfrauenkirche in Trier

Hansestadt Lübeck mit Holstentor

Schlösser und Gärten von Potsdam und Berlin

Abtei und Altenmünster des Klosters Lorsch

Bergwerk Rammelsberg und die Altstadt von Goslar

Bamberg

Kloster Maulbronn

Stiftskirche, Schloss und Altstadt von Quedlinburg

Völklinger Hütte

Grube Messel

Martin-Luther-Stätten in Eisleben und Wittenberg

Kölner Dom

Bauhaus in Dessau & Weimar

Ensemble Klassisches Weimar

Museumsinsel in Berlin

Wartburg bei Eisenach

Dessau-Wörlitzer Gartenreich

Klosterinsel Reichenau im Bodensee

Zeche Zollverein und Kokerei Zollverein in Essen

Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal

historische Altstädte von Stralsund und Wismar

Bremer Rathaus mit Bremer Roland

Fürst-Pückler-Park Bad Muskau

Dresdner Elbtal

Obergermanisch-Rätischer Limes

Altstadt von Regensburg

Wohnsiedlungen der Berliner Moderne

Wattenmeer

Fagus Werke Alfeld

Kloster & Burg Corvey

Franckesche Stiftung Halle/S.

Altstadt Heidelberg

Montanregion Erzgebirge

Naumburger Dom & Saaleland

Schwetzinger Residenzgarten

Speicherstadt Hamburg

Opernhaus Bayreuth

Le Corbusier in Weissenhof

Urwaldartige Buchenwälder

Pfahlbauten der Alpen

Wilhelmshöhe Kassel

Haithabu und Danewerk

0ha

22500ha

45000ha

67500ha

90000ha

Die x-Richtung gibt die Jahreszahl, die y-Richtung die Hektar-Zahl an. Der dunkelblaue Graph steigt mit jeder aufgenommenen Welterbestätte um die Höhe einer Abbildung im Schaubild. Die grauen Kreise zeigen oben die Hektarzahl der Core-Zone, das eigentliche Welterbe, mittig die Fläche der Buffer-Zone in Hektar und unten den Faktor um den die Buffer-Zone größer als die Core-Zone ist. Der Graph in Orange zeigt die Fläche der Core-Zone in Hektar, abhängig von der Jahreszahl. Der gelbe Graph zeigt die Fläche der Buffer-Zone. Der lilane Graph verläuft zunächst deckungsgleich mit dem orangen Graphen. Er stellt die Addition von Orange und Gelb dar. Der hellblaue Graph gibt die Gesamtfläche (Core- + Buffer-Zone) des „Schattenwelterbe“ dar, also der auf der Tentativliste aufgeführten Bewerber. Die gestrichelten Graphen entsprechen der Fortführung ihrer farblich zuge-ordneten durchgezogenen Graphen unter Herausrechnung des Welterbes Dessau-Wörlitz. Abb. Tobias Hönig

Der „Hockey-Stick“ ähnliche Ausschlag am Ende des lilanen und gelben Graphen zeigt einen ganz klaren Anstieg, während Orange gleich bleibt. Hier beginnt der Druck auf die Welterbestätten Buffer-Zones auszuweisen klar Früchte zu tragen. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass der gelbe Graph überhaupt erst im Jahr 2000 beginnt. Was daran liegt, dass von keiner Welterbestätte in Deutschland vorher Buffer-Zones ausgewiesen wurden.

Am genauesten kann man das Verhältnis von Buffer- zu Core-Zone jedoch an den gepunkteten Graphen ab 2000 ablesen.

Insgesamt entspricht die heute katographisch nachweisbar ausgewiesene Fläche des Welterbes in Deutschland der flächenmässigen Ausdehnung des Landes Berlin.

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(...) Um der Forderung der UNESCO, das Weltkulturerbe Aachener Dom mit einer rechtlich gesicherten Pufferzone zu schützen, gerecht werden zu können, beabsichtigt die Stadt Aachen den historischen Stadtkern (Karte: Plangebiet) sowie die Silhouette Dom und Rathaus (Karte: Silhouetten- und Umgebungs-schutz) durch den Erlass einer Denkmalbereichssatzung zu schützen. Mit ihr soll die Wirkung der Bauwerke – des Doms mit seinen Kapellen und des Rat-hauses mit seinen Türmen – erhalten werden. Gleichzeitig wird dazu beigetra-gen, die Attraktivität der Stadt Aachen zu sichern. (...)

Flyer zur DenkmalbereichssatzungFachbereich für Stadtentwicklung und VerkehrsanlagenAbteilung Denkmalpflege der Stadt Aachen

(...) 1978 hat kein Mensch über eine Pufferzone nachgedacht. (...)

Helmut MainzDombaumeister zu Aachendpa 6.5.2010

(...) Würzburg will sein Weltkulturerbe nicht aufs Spiel setzen. Eifrig wurde in den vergangenen Wochen geplant, um die neue Straßenbahn ohne Ärger mit der Unesco an der Residenz vorbeizuführen. (...)

Weltkulturerbe nicht an die Wand fahren Mainpost Würzburg Andreas Jungbauer, 18.11.2009

(...) Weitere Pufferzonenbereiche, die über das Ensembleterritorium hinausge-hen, müssten von der Stadt Bamberg in Form einer Selbstverpflichtung mit Vorgaben fürstädtebauliche Planungen definiert werden. (...)

Gesamtstädtisches städtebauliches Entwicklungskonzept BambergAG SEK Bamberg15. Juli 2010

Abb. www.aldi.de

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(...) Die in jüngster Zeit zahlreich errichteten Windkraftanlagen beeinträchtigen zwar kaum die Substanz des Denkmals, beeinflussen jedoch durch die teilwei-se enorme Höhe und Größe der Rotoren zunehmend das Erscheinungsbild des Limes weitüber die ausgewiesenen Pufferzonen hinaus. (...)

Die Pufferzone wurde weiterhin teilweise auch auf archäologische Verdachts-flächen ausgeweitet, die nicht direkt im räumlichen Zusammenhang mit der Kernzone stehen. (...)

Limesentwicklungsplan Baden-Württemberg Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart 2007

Dagegen bekam OB Schaidinger am Dienstag Rückendeckung von der deut-schen Welterbe-Beauftragten Birgitta Ringbeck: „Ich glaube nicht, dass die Stadt Regensburg einen Konfrontationskurs will“.

Welterbestadt Regensburg will keinen Brückenstreit Focus dpa, 13.7.2010

(...) Da wird eine Stellungnahme des städtischen Denkmalamts eingescho-ben, wonach der „grobe gestalterische Missgriff“ die „von König Ludwig I. und Leo von Klenze ersonnene Denkmallandschaft zwischen Walhalla und Befreiungs-halle“ störe und insofern auch die „Pufferzone des Welterbe-Areals ‚Altstadt Regensburg mit Stadtamhof“ beeinträchtige. Eine erstaunliche Argumentation: Die Walhalla ist vom bunten Haus neun Kilometer entfernt, die Be- freiungshalle 21 Kilometer Luftlinie; (...)

Gefangen im „Weltkulturerbe“ Bayerische Staatszeitung Florian Sendtner, 7.8.2009Bauhaus als Welterbe in Weimar und Dessau. Die offizielle Liste der UNESCO weist weder Größe

von Kern-, noch von Pufferzone aus. Eine Kartierung existiert nicht. Kein Einzelfall. Abb. UNESCO

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(...) Die Stadt erwägt nun, die Projektunterlagen direkt ans UNESCO-Welterbe-zentrum zu schicken, um die Entscheidung über das Hochhaus zu beschleu-nigen. Für die Initiatoren heißt das: Sie können den Turm erstmals selbst bei der UNESCO vorstellen; die Entwürfe sollen als offiziele Unterlage nach Paris gehen. (...)

Ostenturm: Planer fühlen sich bestärkt Mittelbayerische Zeitung Marianne Sperb, 20.11.2010

(...) Zur Diskussion um die Frage, wer nun von wem die Erstellung eines Mas-terplanes erwartet, erläutert Staatssekretär Siegfried Englert: „Gegenüber dem Welterbekomitee wurde vom Land immer betont, dass die Brücke nur ein Bau-stein zur Weiterentwicklung der Welterbestätte ist. Das Welterbekomitee nimmt jetzt den Vorschlag der Landesregierung auf, einen Masterplan zu entwickeln und umzusetzen. Gerne empfehlen wir hier-zu die Lektüre der Visualisierungs-studie (S. 185 und 186)“. Zitat wörtlich daraus: „(…) Die geplante Rheinbrücke kann in diesem Sinne einem veränderten Selbst- und Raumverständnis Aus-druck verleihen, das die Sicherung und Weiterentwicklung des Welterbeberei-ches in einer integrierten sowie zusammenhängenden und nachhaltigen Rau-mentwicklung sieht und das für die Vermeidung wirtschaftlicher und sozialer Divergenzen der beiden Rheinseiten essentiell ist. (…)

Pressemitteilung Mittelrheinbrücke Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau 9.1.2011

(...) Der Brandbrief von Unesco-Berater Icomos, also der deutschen Sektion des Internationalen Rates für Denkmalpflege vom 3. August, wurde im Kultus-ministerium vermutlich ohne sichtbare Erregung abgeheftet. Bereits am 28. Juli 2006 habe Icomos den damaligen Bauminister Andreas Trautvetter (CDU) gewarnt, heißt es in dem Brief. „Wir glaubten damals, die Gefahr für das un-versehrte Erscheinungsbild der Wartburg sei abgewendet.“ Um so größer sei nun die Bestürzung. (...)

Windräder bedrohen Weltkulturerbe Wartburg Thüringer Allgemeine Karsten Jauch, 3.9.2010

(...) “A buffer zone might also buffer the preservation message. To UNESCO and the heritage community, the nominator may say: Look, we have an ex-tensive buffer zone in order to control what is happening even far from the protected heritage core. To land owner, developers and other local interests, the message may instead sound: Hey, this is just the buffer zone. Nothing really bad can happen to your projects here. (...)

World Heritage Convention, Buffer Zones and Sweden Thomas Adlercreutz (ICOMOS Sweden) The World Heritage Convention and the Buffer Zone ICOMOS Symposium; 2006

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