Aktuelle Entwicklungstendenzen in der Modellierung und...

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1 HOCHSCHULE FÜR TECHNIK UND WIRTSCHAFT DRESDEN (FH) Fachbereich Informatik/Mathematik Prof. Dr.-Ing. Thomas Wiedemann email: [email protected] Vorlesungsreihe Simulation betrieblicher Systeme Aktuelle Entwicklungstendenzen in der Modellierung und Simulation Aktuelle Entwicklungstendenzen im Simulationsbereich - T.Wiedemann HTW Dresden - Folie 2 Gliederung Kritik des aktuellen Entwicklungsstandes im Bereich der Modellierung und Simulation Problemsymptome und Anwenderforderungen Ursachen der Defizite und Probleme Potentielle Lösungen Potentiale moderner Softwaretechnologien im Simulationsbereich Modulare und komponentenbasierte Simulationswerkzeuge Datenbanken zur Speicherung von Simulationsmodellen und - ergebnissen Simulationsauswertung mit Analytischen Informationssystemen (Datamining) Verteilte und webbasierte Simulation und Optimierung Ausblick auf neue Hardware Zusammenfassung und Gesamtausblick

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    HOCHSCHULE FÜR TECHNIK UND WIRTSCHAFT DRESDEN (FH) Fachbereich Informatik/Mathematik

    Prof. Dr.-Ing. Thomas Wiedemann

    email: [email protected]

    Vorlesungsreihe Simulation betrieblicher Systeme

    Aktuelle Entwicklungstendenzen

    in der Modellierung und Simulation

    Aktuelle Entwicklungstendenzen im Simulationsbereich - T.Wiedemann HTW Dresden - Folie 2

    Gliederung

    Kritik des aktuellen Entwicklungsstandes im Bereich der Modellierung und Simulation Problemsymptome und Anwenderforderungen

    Ursachen der Defizite und Probleme

    Potentielle Lösungen

    Potentiale moderner Softwaretechnologien im Simulationsbereich Modulare und komponentenbasierte Simulationswerkzeuge

    Datenbanken zur Speicherung von Simulationsmodellen und -ergebnissen

    Simulationsauswertung mit Analytischen Informationssystemen (Datamining)

    Verteilte und webbasierte Simulation und Optimierung

    Ausblick auf neue Hardware

    Zusammenfassung und Gesamtausblick

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    Aktuelle Entwicklungstendenzen im Simulationsbereich - T.Wiedemann HTW Dresden - Folie 3

    Aktueller Stand der diskreten Simulation

    Ausgezeichnetes Niveau im

    technischen Bereich:

    Autos oder Elektronikchips sind ohne

    Simulation nicht mehr herstellbar

    Crashtests (FEM) und

    Risikoanalysen mittels Simulation

    Emulation oder „Hardware in the

    Loop“-Tests von Geräten

    bewährter Einsatz bei der Planung von Fertigungseinrichtungen

    Engpaßanalyse und Kostenoptimierung

    direkte 3D-Simulation der zukünftigen Fertigung

    Defizite und nicht erfüllte Erwartungen:

    bei der operativen Fertigungsplanung (prinzipiell sehr gut, aber kein breiter Einsatz

    in der Industrie)

    bei der Anwendung durch kleine und mittelständische Unternehmen

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    Kritik des aktuellen Entwicklungsstandes

    Zu beobachtende Problemsymptome (aus Konferenzen & Praxisberichte)

    nur in 5% der deutschen Industrieunternehmen Simulationseinsatz

    in über 40% der Anwendungsfälle wird ein neues Simulationssystem entwickelt

    (bereits über 150 verschiedene Simulationssysteme)

    bei der Optimierung mittels Simulationsexperimenten werden häufig noch sehr alte

    Simulationssprachen (z.B. GPSS von 1963) verwendet

    Als Gründe für die aufgezählten Problemsymptome werden genannt:

    sehr hohe Anforderungen an den Simulationsanwender (meist Expertenkenntnisse

    notwendig auf den Gebieten Software, Mathematik, Statistik, Systemanalyse, Datenbanken, ... )

    relativ hohe Investitionskosten, meist unsicheres Kosten/Nutzenverhältnis

    existierende Modellierungsparadigmen passen nicht immer auf Kundenprobleme

    vorhandene Bausteinsysteme sind nur bedingt offen für Anpassungen

    schlechte Integrationsfähigkeit in verteilte Informationssysteme

    Performance moderner Systeme ist häufig unzureichend

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    Ursachen und Hintergründe für die Probleme

    Anfang der 90iger Jahre entstand Autonomieanspruch an Simulationssysteme:

    typische Resultate: „GROSSE“ Simulationssysteme wie ED oder Automod

    dadurch hohe Preise infolge hoher Komplexität und geringem Markumfang,

    einmalige Untersuchungen rechnen sich nur bei Investitionen über 1 Million €

    ökonomisch sinnvoller Einsatz in ständigen Planungsprozessen scheitert an zu geringer Integrationsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit der Simulationsprodukte

    meist monolithische, softwaretechnisch nicht mehr differenzierbare Programme

    Softwaretechniken wie Client/Server oder Remote-Access sind durch starke Verzahnung von Bedienoberfläche und Simulationskern sehr schwierig

    Fehlende Standards zum Methodenraum der diskreten Simulation

    Vielzahl zueinander inkompatibler Simulationssysteme

    starke Schwächung des Leistungsvermögens der Simulations-Community

    teilweise zu starke Betonung des Modellierparadigmas (OO+) und Vernachlässigung von Performanceaspekten

    Das Dilemma des Anwenders: Die Entscheidung für ein konkretes

    Simulationssystem bestimmt in sehr enger und konträrer Weise den Grad der

    erreichbaren Flexibilität, den Modellierungskomfort und die Performance.

    Aktuelle Entwicklungstendenzen im Simulationsbereich - T.Wiedemann HTW Dresden - Folie 6

    Wie können diese Widersprüche gelöst werden ?

    Entwicklungs

    -kosten Anwendungs-

    komfort

    Kosten/

    Nutzen-

    Relation

    Performance („Time to decision“)

    Das optimale

    Simulations-

    system ?

    Anwendungsbreite und

    Lösungsflexibilität

    Marktvolumen

    Mit traditionellen Entwicklungsansätzen ist eine Lösung kaum möglich, deshalb:

    Neuorientierung am aktuellen Stand der Technik im gesamten EDV-Bereich

    maximale Effizienz der Softwareentwicklung (Investition in Technologie, statt in Zeit)

    praxisorientierte Architekturen (vgl. Lean Management, Supply Chain Managmt.)

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    Aktuelle Entwicklungstendenzen im Simulationsbereich - T.Wiedemann HTW Dresden - Folie 7

    Neue Entwicklungsstrategien für Simulationswerkzeuge

    1. Modularisierung statt Autonomieanspruch

    Konzentration auf das Kerngeschäft – die schnelle und höchst flexible Durchführung der Simulationsberechnung, neue Chancen für kleine Unternehmen (und Universitäten)

    Basistechnologien: Komponentenbasierte Softwareentwicklung und verteilte Systeme

    2. Definition von Quasistandards zur Modellierung portable, modell- und experimentübergreifenden Verwaltung aller Modell-

    beschreibungen und der korrespondierenden Simulationsergebnisse,

    Basistechnologien: Datenbanken und analytische Informationssysteme

    3. Kombination von Simulation und Optimierung Erhöhung des Nutzeffektes und Verringerung des Auswertungsaufwandes

    Basistechnologien: Simulatoren , Optimierer, Schnittstellen

    4. Internetbasierte Bereitstellung von Simulations-dienstleistungen (Cloud / Grid-Computing)

    Entwicklung von Cloud-basierten Simulationen

    Basistechnologien: Modulare Webserver, Datenbanken und Visualisierungssoftware

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    Ziel: Schaffung eines fließenden Überganges zwischen den Werkzeugklassen

    Universelle Programmiersprachen

    Simulationssprachen

    Bausteinbasierte Simulationssysteme

    Bausteinbasierte Simulationssysteme

    mit Skriptsprachen

    bisher

    Neue Entwicklungsstrategien für Simulationswerkzeuge

    Optimales System ?

    Modellierungs-

    konzept

    Anpassung auf

    Simulationsebene

    Anpassung auf

    Technologieebene

    Ideal

    bezüglich

    Modellierungs- und

    Bedienkomfort

    Flexibilität Performance

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    Konzentration auf das Kerngeschäft – die schnelle und höchst flexible Durchführung der Simulationsberechnung, Chancen für kleineUnternehmen (und Universitäten)

    Zukauf oder Anbindung aller nicht zum Kernbereich gehörenden Funktionen, wie Visualisierung, Animation, Ergebnispräsentation und Modellierungsunterstützung,

    leistungsfähige Schnittstellen zwischen Kernfunktionen und Peripherie

    zeitnahe Unterstützung und Anwendung aktueller Softwaretechnologien :

    deutliche Effizienzerhöhung der Entwicklung

    Integrations- und Kopplungsplattform zu anderen Informationssystemen

    Frage : Welche Softwaretechnologien eignen sich ?

    Antwort: Komponentenbasierte Softwareentwicklung und

    verteilte Softwarearchitekturen (CORBA, SOA,

    Java Beans, HLA speziell für Simulationssysteme)

    Konkrete - Simulationskomponenten SimCO für Delphi / SPEEDSIM

    Lösungen: - modulare Simulationsumgebung mit SLX, SimMiner und

    Optimierer ISSOP,gekoppelt per TCP/IP,

    - verteilte Simulationssystem (Fraunhofer MISSION-Projekt)

    Modularisierung statt Autonomieanspruch

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    Modular aufgebaute Simulationsumgebungen

    These: Nur durch Verknüpfung oder Kopplung existierender Systeme lassen

    sich alle Anforderungen an zukünftige Simulationsumgebungen erfüllen.

    Interface and Database layer

    Simulation kernel

    for discret event

    simulation

    Interfaces for Internet / Intranet-representation

    3D-Visualisation and Animation

    with VRML-Viewers

    Model generators and data sources

    (MIS and production planing systems)

    Expert systems and optimization tools

    Tools for experiment-analysis

    and presentation (e.g. Excel)

    Experiment

    parameters Models

    Simulation

    History and results

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    Aktuelle Entwicklungstendenzen im Simulationsbereich - T.Wiedemann HTW Dresden - Folie 11

    Beispiel: Komponentenbasierte Experimentierumgebungen

    Simulationskomponenten können

    beim Aufbau von Endbenutzer-

    schnittstellen auch versteckt

    werden.

    Effiziente und leistungsfähige

    Simulationsanwendungen :

    • Beliebige Kombination mit

    Standardkomponenten von

    Windows (oder jetzt auch Linux

    mit Borlands Kylix )

    • Änderungen der Modell-

    parameter zur Laufzeit möglich

    • sofortige Anbindung an neue

    Softwaretechnologien

    • sehr gute Run-time-

    Visualisierung und Reports

    Aktuelle Entwicklungstendenzen im Simulationsbereich - T.Wiedemann HTW Dresden - Folie 12

    ein einheitlicher Standard zur Beschreibung von Simulationsmodellen ist aufgrund der vielfältigen Beschreibungsaufgaben und des primitiven Weltverständnisses der aktuellen Rechnergeneration kaum realisierbar

    Eine Zwischenstufe kann die Schaffung einheitlicher Strukturen auf der Ebene der Modellspeicherung und -verwaltung sein :

    modell- und experimentübergreifenden Verwaltung aller Modellbeschreibungen und der korrespondierenden Simulationsergebnisse,

    die Gewährleistung eines Zugriffs durch externe Applikationen mittels Standardverfahren zum Datenaustausch und –speicherung,

    die Nutzung bereits existierender Verfahren zur Auswertung und Analyse der Simulationsergebnisse (Reuse von Auswertungstools)

    Frage : Welche Softwaretechnologien eignen sich ?

    Antwort: Datenbanken, analytische Informationssysteme

    (Data Warehouse / OLAP / Data Mining )

    Konkrete - Kanonisches Datenbankreferenzmodell für Simulationsdaten

    Lösungen: - SimMiner - Data Mining-Tool zur Simulationsauswertung

    Definition von Quasistandards im Simulationsbereich

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    Aktuelle Entwicklungstendenzen im Simulationsbereich - T.Wiedemann HTW Dresden - Folie 13

    Modelldatenablage in universellen Datenbankstrukturen

    Model contains

    Version contains contains

    1

    n 1

    n Parameters

    refers to Objects

    has

    subpar.

    refers to

    n

    1

    contains

    n

    1

    contains

    n

    1

    Labels

    n 1

    Runs contains

    Results

    have

    Lösungsansatz

    allgemeines ER-Modell zur Speicherung

    von Simulationsmodellen und

    Simulationsergebnissen

    Verwendung einer universellen

    (kanonischen) Datenstruktur:

    Verwaltungattribute für Administrierung

    und Abbildung von Relationen

    Attribute zur eigentlichen Speicherung der Daten

    (3 x Integer, 3x Double und zwei Strings ).

    etwas höhere Speicherredundanz.

    Motivation:

    bisher nicht kompatible Datenformate der

    Komponenten und Simulatoren

    aufwendige Manipulation von sehr vielen

    Komponenten bei sehr großen Modellen

    Vorteile

    Datenbanken sind die universell anerkannte Technologie zur Datenhaltung

    Kompatibilität zu allen betrieblichen Informationssystemen gesichert

    Operationen über Mengen von Simulationsobjekten und -attributen möglich (SQL)

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    Analytische Informationssysteme im Simulationsbereich

    Besonderheiten bei einem Einsatz von Data Warehouse / Data-Mining-Technologien

    geringeres Datenvolumen durch überschaubare Läufe

    optimaler EDV- Anschluß durch komplett rechnerbasiertes Modell

    Systemstruktur und innerer Aufbau sind durch Modellierung vollständig bekannt

    Gewinnung der Daten aus Tracedateien oder Reports

    Mögliche Datendimensionen:

    Modellobjekte (Maschinen

    oder Stationen ) Zeit

    Zustandsprotokoll Belegungen Betriebsparameter

    Wartezeit Kosten

    ...

    Run / Modell / Version

    Analyse von Run´s

    Simulationsläufe

    Produkte

    Zeit

    Versionsanalyse

    Gesamtparameter

    Modelle Zeit

    Der allgemeine,

    n-dimensionale

    Datenwürfel.

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    3. Kombination von Simulation und Optimierung

    Simulation ist eine Analysemethode mit Eignung für stochastische Prozesse

    entscheidungsunterstützende Auswertungen (Manager-geeignet) und

    Verbesserungen des simulierten Systems gehören nicht immer zum

    Standardumfang der Simulatoren

    Optimierungen von Systemen sind sehr zeitaufwendig und erfordern sehr

    umfangreiches Wissen und Erfahrungen (kritisch bei kleineren Firmen)

    Fazit und These

    Die Anbindung von Optimierungswerkzeugen:

    kann den Verantwortlichen von aufwendiger Routineanalyse befreien, indem die

    Analyse und Verbesserungen des Modells automatisch erfolgen

    erweitert den Analyseansatz der Simulation um einen Syntheseansatz

    kann bei geeigneter Konfiguration als automatisch ablaufendes SYSTEM ohne

    menschliche Eingriffe permanent zur Optimierung von Systemen dienen

    Eigene Prämissen bei der Suche nach einem geeigneten Tool :

    möglichst universell und mit einer Vielzahl an Optimierungsfunktionen

    offene und erweiterungsfähige Systemarchitektur

    Ergebnis der Marktanalyse: System ISSOP von DUALIS (Prof. Krug,Dresden)

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    4. Neue Anwendungsbereiche durch webbasierte Systeme

    Im roten Bereich noch großes Potential bei Mittelständischen Firmen vorhanden

    auch als Einstiegsbereich in Richtung größerer Projekte günstig

    Investitions-

    planung

    Fortlaufende

    operative Planung

    Zu aufwendig oder

    teuer

    durch Simulation beeinflussbare Kosten ca. 10% (nach VDI 3633 )

    typische Kosten für Simulationssysteme ab 25 T€

    damit Investkosten von mindestens 250 T€ notwendig

    In kleineren Einzelprojekten ist Simulation zu kostspielig !

    Umkonfiguration

    Rationalisierung von

    Systemen

    Zu beeinflussende

    Kosten bzw. Investition

    Häufigkeit

    sehr oft

    oft

    selten

    einmalig

    250 T€ 5- 50 T€

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    Aktuelle Entwicklungstendenzen im Simulationsbereich - T.Wiedemann HTW Dresden - Folie 17

    Verteilte und webbasierte Simulation und Optimierung

    Motivation : - verteilte Modellierung und Simulation sehr sinnvoll (Supply Chain ...)

    - theoretisch bessere Portabilität durch Internetstandards

    - neue Geschäftsmodelle mit günstigeren Konditionen für die Kunden Besonders interessant : Application Service Providing / Cloud-Computing im Simulationsbereich (hier: Cloud-Computing als neues ASP-Konzept)

    Zusatznutzen:

    schnelle und günstige Wartung, ständige aktuelle Version verfügbar,

    keine Lizenzprobleme durch Abrechnung genutzter Leistungen

    sehr gute Schulung und Weiterbildungeigenschaften

    Einbeziehung neuer Anwendergruppen (Vertrieb, Management, Produktentwickler)

    Kosten

    Nutzen Break even point

    Traditionell mit Kauf

    eines Simulationssystems

    Mit Inanspruchnahme eines

    Application Service Providers

    (ASP / Cloud-Lösung )

    Kosten

    $

    Einarbeitung

    Zeit

    Aktuelle Entwicklungstendenzen im Simulationsbereich - T.Wiedemann HTW Dresden - Folie 18

    Erste Generation von webbasierten Simulationsexperimenten

    Bereits Anfang 2000 wurden erste Internetlösungen für die Simulation realisiert:

    Anbindung von textbasierten Simulationswerkzeugen (GPSS oder SLX) über

    CGI-Skripte an HTML-Formulare

    Quelltext des Simulationsmodells wird in einem Textfeld übergeben

    auf der Serverseite wird das Simulationsprogramm an den Simulator übergeben,

    von diesem kompiliert und ausgeführt.

    Ergebnisse werden in Textform oder als HTML-Code zurück geliefert.

    Standard-HTML-Browser

    CGI-Programm Simulations-

    programm Web

    Simulations

    -programm Simulations

    -programm

    Ergebnisse

    Web Server

    mit CGI-

    Interface

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    Aktuelle Entwicklungstendenzen im Simulationsbereich - T.Wiedemann HTW Dresden - Folie 19

    Beispiel : GPSS_Simulator der TU Magdeburg

    erreichbar unter : http://isgsim1.cs.uni-magdeburg.de/~pelo/s1e/sa4/sa41.shtml

    Aktuelle Entwicklungstendenzen im Simulationsbereich - T.Wiedemann HTW Dresden - Folie 20

    Bewertung der ersten Generation webbasierter Tools

    Vorteile

    relativ einfache Anbindung ohne großen Entwicklungsaufwand

    Aufgabenspektrum durch beliebig erweiterbaren Quellcode prinzipiell

    unbegrenzt

    Nachteile

    sehr fehleranfällig bei Laufzeitfehlern

    keine Rückmeldung während der Laufzeit

    Probleme mit der Anbindung von Datenquellen

    keine oder schwierige Visualisierung der Simulation (Animation)

    Die aufgeführten Vor- und Nachteile gelten auch prinzipiell für viele der

    aktuellen Cloud-Lösungen !

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    Aktuelle Entwicklungstendenzen im Simulationsbereich - T.Wiedemann HTW Dresden - Folie 21

    Vergleich traditionelles ASP / Cloud mit Simulations-ASP

    Fazit:

    ASP/Clouds im Simulationsbereich entspricht aktuell den möglichem Internettechnologien besser als traditionelles ASP

    Das Lastverhalten im Vergleich

    Client-

    rechner

    (Kunde)

    Internet

    Server-

    rechner

    (Provider)

    zeit-

    kritisch !

    ASP für Büroaufgaben

    Interaktive

    Arbeit

    Datenver-

    waltung

    Im Bürobereich

    Stark interaktive Arbeit

    Interaktionsgeschwindigkeit ist erfolgskritisch und wird meist nicht zufriedenstellend erreicht !

    Hohe Anforderungen an die Benutzerschnittstellen bei noch vorhandenen Defiziten der Webtechnologien

    100%

    Reine Status-

    meldungen

    ASP im Simulationsbereich

    Parametrisierung

    Start / Stop

    Simulation

    Optimierung

    Im Simulationsbereich

    Primat der Berechnung

    Güte und Gesamtzeit (im Minuten-bereich akzeptabel) sind erfolgs-kritisch und erreichbar

    Benutzerinterfaces zweitrangig

    Aktuelle Entwicklungstendenzen im Simulationsbereich - T.Wiedemann HTW Dresden - Folie 22

    Optimale

    Strategie

    FTP

    SimASP - Gesamtkonfiguration und Prozeßablauf

    Prämissen aufgrund der aktuellen Situation bei den Web-Tools :

    Service-Schwerpunkt ist die Bereitstellung wiederverwendbarer Modelle

    (parameterisierbare Modelle flexibler Fertigungsstrassen, Call- und Servicecenter)

    sehr komplexe Modelle sollten vorerst mit Standardtools realisiert werden

    Bezahlung pro Simulationslauf oder Simulationszeit (an Provider und Modellierer)

    Arten von Modellen

    fixe Modelle mit Import und Export von PPS-Daten -> SLX-Universal-Modell

    fixe Modelle mit variablen Parametermasken

    Modelle auf der Basis vorgefertigter Bausteine (VisualSLX-Konzept)

    These: Entscheidend für den Erfolg wird die vollständige Einbindung dieser Systeme in

    automatisch ablaufende Berechnungsprozesse beim Kunden sein:

    PPS

    oder

    MIS des

    Kunden

    Profes-

    sionelle

    Tools

    ISSOP

    SLX

    VisualSLX

    Datenbank-

    system mit Zeitsteuerung

    I

    N

    T

    E

    R

    N

    E

    T

    Auftrags-

    daten

    Modelle

    Steuer-parameter

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    Aktuelle Entwicklungstendenzen im Simulationsbereich - T.Wiedemann HTW Dresden - Folie 23

    SimASP - Sicherheit und Vertrauen in externe Serviceprovider

    Sicherheit und Vertraulichkeit

    Ein Hauptproblem ist die Vertraulichkeit/Sicherheit

    Verschlüsselungs- und Signaturverfahren auf den Übertragungsstrecken (VPN)

    Content-Scrambling zum Schutz sensitiver Daten auf der Serverseite

    Audi F722

    BMW F461

    MotorA3 P382

    FTP PPS

    oder MIS

    des

    Kunden

    Tools

    ISSOP

    SLX

    SimASP

    Datenbank-

    system

    mit

    Zeitsteuerung INTERNET

    Auftrags-

    daten

    ...Audi..

    ...BMW...

    ..MotorA3..

    Steuer-

    parameter

    Modelle

    SimASP-Server

    Auftrags-

    daten‘

    ... F722...

    ...F461...

    ...P382...

    Ergebnisse‘

    F722... 7Tage

    F461...3Tage

    P382...8TDM

    Ergebnisse

    Audi.. 7Tage

    BMW.. ...3Tage

    MotorA3...8TDM

    Kodiertabelle

    (jeweils

    zufällige

    Werte)

    Datenkodierung

    Datendekodierung

    VPN-Tunnel

    zur sicheren

    Übertragung

    Aktuelle Entwicklungstendenzen im Simulationsbereich - T.Wiedemann HTW Dresden - Folie 24

    Einbeziehung der Anwendungsexperten in das Geschäftsmodell

    These: aktueller Stand der Internettechnologien erlaubt noch keine vollständige Entwicklung von Simulationsmodellen per Web.

    Fazit: komplexe Modelle werden noch absehbare Zeit durch Simulationsexperten realisiert.

    diese Modellentwickler können innerhalb eines ASP-Systems durch eine Beteiligung an den Einkünften zusätzlich motiviert werden

    die übrigen Anteile werden für das ASP-System und die Basissoftware verwendet

    Service-

    Miete

    ASP-Betreiber

    Modell-Lizenz

    an Entwickler

    Basis-Software-

    Lizenz

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    Aktuelle Entwicklungstendenzen im Simulationsbereich - T.Wiedemann HTW Dresden - Folie 25

    SimASP - Sicherheit und Vertrauen in externe Serviceprovider

    Vertrauen in die Verfügbarkeit der Dienstleistung

    Auslagerung erfolgsrelevanter Informationsprozesse ist kritisch

    Schutz gegen technische und organisatorische Ausfälle ist notwendig

    Einfache organisatorische Maßnahmen

    öffentliche Einrichtungen (Hochschulen) als technische ASP-Provider mit operativer

    Betreuung durch externe Firmen

    Bereitstellung von Intranet-ASP-Systemen direkt beim Kunden

    Alle Funktionen wie bei externem ASP (Internetzugriff / zentrale Berechnung)

    Betreuung und Wartung der ASP-Rechner durch firmeneigene Mitarbeiter

    Sehr guter Schutz gegen Netzausfälle und Hackerangriffe

    Sehr sinnvolles Konzept bei vielen Mitarbeitern mit seltenem Simulationsaufkommen

    Schaffung eines austauschbaren, standardisierten ASP/Cloud-Frameworks

    Erreichung einer gewissen Austauschfähigkeit und Vereinheitlichung von ASP-

    Systemen im Simulations- und Optimierungsbereich

    Demonstration einer einheitlichen, standardisierten Vorgehensweise gegenüber der

    Industrie und damit höheres Vertrauen als in viele Einzelkonzepte

    Aktuelle Entwicklungstendenzen im Simulationsbereich - T.Wiedemann HTW Dresden - Folie 26

    SimASP - Sicherheit und Vertrauen in externe Serviceprovider

    Schaffung eines austauschbaren, standardisierten ASP-Frameworks

    Stufe 1 - Einheitliche Internetbasistechnologien, bestehend aus Apache

    Webserver und Java Servletts in einem Tomcat-Servlet–Container der jeweilig

    letzten stabil laufenden Versionen (keine Betaversionen);

    Stufe 2 – Standardisierte Steuer- und Verwaltungsstrukturen auf XML-Basis

    zum einheitlichen Starten, Beenden und Steuern aller Berechnungsprogramme;

    Stufe 3 – Quasistandards für die Modellierung und die Modelldaten

    vorzugsweise auf Datenbankbasis mit JDBC-Fähigkeit ;

    Stufe 4 – gleiche Berechnungsprogramme (z.B. SLX/Arena und ISSOP).

    Bereits in Stufe 1 kann durch ein Kopieren der Java-Servletts und aller

    Berechnungsprogramme auf den Rechner eines Partners das jeweilige ASP-

    System dupliziert werden.

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    Aktuelle Entwicklungstendenzen im Simulationsbereich - T.Wiedemann HTW Dresden - Folie 27

    stille Revolution im Bereich der Grafikkartenleistung

    -> GPU-Leistung mehrfach höher als traditionelle CPU´s

    Hersteller NIVDIA and AMD (ATI) -> CUDA / OpenCL-Standards !

    Frage : Ist dies für Simulationszwecke nutzbar ?

    Neue Option : Grid / GPU-basierte Berechnungen

    Aktuelle Entwicklungstendenzen im Simulationsbereich - T.Wiedemann HTW Dresden - Folie 28

    Ausgangspunkt:

    3D-Szenarien erfordern sehr viele Shader and Texture-Prozessoren

    aktuell 1024 und mehr Prozessoren mit floating (double) point prec.

    Actual Graphic Processor Units (GPU) – Architecture

    Memory - Organization :

    - ist der limitierende Faktor !!!

    - Schnellster Speicher ist shared

    memory in den Blöcken

    - nur zwischen diesen Speicherzellen

    ist ein sehr schneller Datenaustausch

    möglich

    - Synchronization zwischen den

    Blöcken ist langsam und schlecht

    unterstützt !

    - global memory is used for

    transferring input and results

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    Aktuelle Entwicklungstendenzen im Simulationsbereich - T.Wiedemann HTW Dresden - Folie 29

    Multi-core CPU

    Many-core GPU

    in CPU-Proz. existiert ein Control block per CPU.

    in GPU´s exisitiert NUR ein Control block für N-ALU´s ! !!!

    2. Problem : Single Program Multiple-Data (SPMD)

    ALU

    Control

    ALU

    Control

    ALU

    Control

    ALU ALU ALU ALU

    Folgen:

    nur 1 Program kann über N-Daten

    ausgeführt werden

    bei Sprüngen im Code

    kommt es dadurch zur einer

    SEQUENTIELLEN Ausführung mit

    drastischen Performanceverlusten

    Code1

    Code2 Code3

    Code execution in CPU

    Code1 Code2

    Code1 Code3

    CPU1

    CPU2

    Code execution in GPU

    Code1 Code2

    Sequentiell execution

    Code1 Code3

    Aktuelle Entwicklungstendenzen im Simulationsbereich - T.Wiedemann HTW Dresden - Folie 30

    Parallel & Hypercomputing mit unters. Zufallszahlenströmen

    Monte-Carlo-Simulationen

    einfache Modelle OHNE Verzweigung infolge zufälliger Ereignisse

    GPU -Solution : M-Modellläufe mit N-Szenarien

    pro Block ein Lauf mit N (=kernel-Anzahl)-Einzelsimulationen

    Unterschiedliche Szenarien in den Blocks

    Restriktionen /Ergebnisse :

    pro Block gleicher Code

    und gleiche Ausführung !!!

    dann möglicher Speedup:

    - 512 …1024 (=Anzahl Kernel)

    Mögliche Anwendungen von GPU´s

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    Aktuelle Entwicklungstendenzen im Simulationsbereich - T.Wiedemann HTW Dresden - Folie 31

    Aktuelle Arbeiten - Potentielle Master-Arbeitsthemen

    Einsatz von Web-Technologien im Simulationsbereich

    Test weiterer Cloud-Anbieter (allgemeiner Test, auch anwendbar auf andere

    Bereiche -> vgl. Vortrag aus Workshop)

    SOA als Vernetzungstechnologie für verteilte Simulationsberechnungen (mit

    Emulation realer Einheiten durch Simulationsmodelle (vgl. VL zur

    Simulationsanwendung), SOA/ BPMN als Modellierungssprache ???

    GRID und GPU-Computing – Machbarkeit und Performancetests

    3D-Animationsserver

    Erweiterung vorhandener 3D-Animationsprogramme oder Spiele-Engines um

    eine TCP/IP-Socket-Schnittstelle mit der Option des Nachladens von Szenen

    und Bewegungen

    High-Speed-Simulation SPEEDSIM (SIMSOLUTION)

    .NET oder Assembler-basierte performance-optimierte

    diskrete Simulation

    Aktuelle Entwicklungstendenzen im Simulationsbereich - T.Wiedemann HTW Dresden - Folie 32

    Ausblick in die Zukunft - Simulation mit dem Quantencomputer

    „Quantencomputer“

    beruhen auf den speziellen Eigenschaften subatomarer Partikel (Qubits),

    nach der Quantentheorie nehmen diese Partikel gleichzeitig mehrere Zustände an

    ein Register aus N Qubits stellt alle 2N-Zustände gleichzeitig dar,

    Wechselwirkungen ergeben sich als gleichzeitige Kombination aller Einzelzustände

    noch ist die Anzahl der realisierbaren Qubits begrenzt (ca. 5), eine weitere erfolg-reiche Erhöhung hätte gravierende Folgen, insbesondere für die Kryptographie

    für die Simulation hätte ein Quantencomputer enorme Vorteile:

    das Ergebnis aus N-Läufen wäre sofort ablesbar (mit N -> unendlich)

    optimale Modellzustände könnten eventuell speziell kenntlich gemacht und damit sofort, ohne iterative Optimierungsschritte, ermittelt werden

    unscharfe Aufgabenstellungen (mit fuzzy sets) könnten ohne Zeitverlust berechnet werden

    Das Konzept der Modularisierung ist auch hier wieder sinnvoll:

    der (zumindest anfängliche) hohe apparative Aufwand für einen Quantencomputer (Kühlung auf 30 Kelvin, Laserarrays ...) kann zu Beginn nur gewinnbringend durch eine parallele Nutzung über das Internet sein

    doch wahrscheinlich wird dann die gesamte Informatik revolutioniert !

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    Aktuelle Entwicklungstendenzen im Simulationsbereich - T.Wiedemann HTW Dresden - Folie 33

    Zusammenfassung

    Modulare (kleinere?) diskrete Simulationssysteme werden zukünftig eher eine Chance haben, die sehr speziellen Anforderungen der Anwender abzudecken !

    Eine Trennung von Simulationskernel und beliebiger GUI kann auch im Bereich von Webanwendungen und Cloud/ASP-Ansätzen günstiger sein !

    Cloud-Computing-Ansätze (mit dem alten Konzept des Application-Service-Providing (ASP) können kleineren Firmen einen Zugang zur Simulation eröffnen.

    Bei Cloud/ASP-Lösungen ist die Sicherheit/Vertraulichkeit entscheidender als die technische Lösung ! Die Sicherheit muss durch neue Konzepte zur Verschlüsselung und Content-Scrambling stark verbessert werden !

    Neue Hardware (Grid / GPU) kann in Einzelfällen starke Performancezuwäschse bringen !

    Eine stärke Abstimmung zu gemeinsamen Richtlinien oder Standards im Bereich der diskreten Simulation ist sehr sinnvoll und würde das Vertrauen der Industrie stärken.

    Durch internetbasierte Dienstleistungen könnte der Umfang des Simulationseinsatzes stark ausgebaut werden.

    Webbasierte Richtlinien und Standards könnten ein erster Schritt zu

    einer generell höheren Kompatibilität der diskreten Simulation sein.