Anerkennung, Partizipation und Antidiskriminierung – Aktuelle Herausforderungen für die...

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Anerkennung, Partizipation und Antidiskriminierung – Aktuelle Herausforderungen für die Integrationspolitik Dr. Naika Foroutan Humboldt-Universität zu Berlin Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) „Wer bin ich, und wenn ja, wie viele?“ Identitäten und Lebenswelten jugendlicher Migrantinnen und Migranten Landesvertretung Baden-Württemberg Berlin, 2. Oktober 2014

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Anerkennung, Partizipation und Antidiskriminierung

– Aktuelle Herausforderungen für die Integrationspolitik

Dr. Naika ForoutanHumboldt-Universität zu Berlin

Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM)

„Wer bin ich, und wenn ja, wie viele?“ Identitäten und Lebenswelten jugendlicher Migrantinnen und Migranten

Landesvertretung Baden-WürttembergBerlin, 2. Oktober 2014

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1. Empirische Daten zur deutschen Migrationsgesellschaft2. Anerkennungs- und Abwertungsdynamiken – spezifische Diskriminierungen3. Führt Partizipation, Engagement und Integration zu Anerkennung?

Vortragsaufbau

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1. Empirische Daten zur deutschen

Migrationsgesellschaft

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Im Gesamtjahreszeitraum 2013 ein Zuzug um ca. 1,2 Mio

(Saldo ca. 400.000)

Quellen: Destatis, Statistisches BundesamtStatistisches Bundesamt: Migrationsbericht 2012 - Migrationsbericht des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge im Auftrag der Bundesregierung (S.21)

Jahr Zu gezo gene Fort gezogene Saldo

2013 1 226 493 797 886 428 607

2012 1 080 936 711 991 368 945

2011 958 299 678 969 279 3302010 798 282 670 605 127 6772009 721 014 733 796 -12 7822008 682 146 737 889 -55 7432007 680 766 636 854 43 9122006 661 855 639 064 22 7912005 707 352 628 399 78 9532004 780 175 697 632 82 5432003 768 975 626 330 142 6452002 842 543 623 255 219 2882001 879 217 606 494 272 7232000 841 158 674 038 167 1201999 874 023 672 048 201 9751998 802 456 755 358 47 0981997 840 633 746 969 93 6641996 959 691 677 494 282 197

1995 1 096 048 698 113 397 935

1994 1 082 553 767 555 314 998

1993 1 277 408 815 312 462 096

1992 1 502 198 720 127 782 071

1991 1 198 978 596 455 602 523

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Super-Diversity (Vertovec 2007)Herkunftsländer für Frankfurt exemplarisch

Quelle: Vertovec, S. (2007): ‘Super-diversity and its Implications’, Ethnic and Racial Studies 29(6): 1024-1054.

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Deutsche Städte sehr heterogen

0.0

20.0

40.0

60.0

80.0

100.0

63.4 56.8 66.8 64.0 62.6 61.9 69.8 75.8 66.7 69.9 69.7 75.2

36.6 43.2 33.2 36.0 37.4 38.1 30.2 24.2 33.3 30.1 30.3 24.8

Anteil der Personen mit und ohne Migrationshintergrund in ausgewählten Städten 2011

mit MHohne MH%

Augsb

urg

Frank

furt

am ..

.Köln

Mün

chen

Nürnb

erg

Stuttg

art

Hanno

ver

Essen

Düsse

ldorf

Duisbu

rg

Dortm

und

Berlin

0.010.020.030.040.050.060.070.080.090.0

100.0

38.524.4

49.0 41.6 48.1 43.353.3 50.0 50.0 42.9 46.7

56.2

61.575.6

51.0 58.4 51.9 56.746.7 50.0 50.0 57.1 53.3

43.8

Anteil der Personen mit und ohne Migrationshintergrund unter 6 Jahren in ausgewählten Städten 2011

mit MHohne MH%

Quelle: Destatis, Bevölkerung nach Migrationsstatus regional - Ergebnisse des Mikrozensus 2011 – eigene Berechnungen

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Einwohner_innen mit Migrationshintergrund

ca. 16,3 Miodavon

ca. 9 Mio Deutsche und 7 Mio

Ausländer_innen

2/3 MIT Migrationserfahrung ca.

10,9 Mio

Davon deutsche Staatsbürger_innen ca.

5,3 Mio

Davon ausländische Staatsbürger_innen ca.

5,6 Mio

1/3 OHNEMigrationserfahrung ca.

5,4 Mio

Davon deutsche Staatsbürger_innen ca.

3,75 Mio

Davon ausländische Staatsbürger_innen ca.

1,5 Mio

Ausländer_innen, Deutsche, Migrant_innen, Menschen mit Migrationshintergrund?

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2. Anerkennungs- und Ausgrenzungsdynamiken

-Spezifische Diskriminierungen

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Anerkennung der Einwanderung als Chance

Quelle: Transatlantic Trends 2013, S. 39

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Anerkennung von Integrationsfortschritten

Quelle: SVR Jahresgutachten 2014, S. 29

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Bei gleichzeitiger Abwertung von ‚visible minorities‘

Quelle: Heitmeyer 2012; Deutsche Zustände Folge 10, Presseinformation S.18

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Ethnische Hierarchien

Quelle: Zwischen Gleichgültigkeit und Ablehnung. Bevölkerungseinstellungen gegenüber Sinti und Roma. Expertise für die Antidiskriminierungsstelle des BundesZentrum für Antisemitismusforschung Institut für Vorurteils- und Konfliktforschung e.V., 2014, S.75.

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Ausgrenzung begründet mit Fehlverhalten der abgewerteten Gruppe

Zwischen Gleichgültigkeit und Ablehnung. Bevölkerungseinstellungen gegenüber Sinti und Roma. Expertise für die Antidiskriminierungsstelle des BundesZentrum für Antisemitismusforschung Institut für Vorurteils- und Konfliktforschung e.V., 2014, S.78.

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Einstellung der deutschen Bevölkerung gegenüber Muslimen negativer als in anderen Vergleichsländern

Quelle: Detlef Pollack (2011): Religiöse Vielfalt in Deutschland. Universität Münster, S. 5.

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„Deutschland im europäischen Vergleich mit Polen, Ungarn, Italien an der Spitze muslimfeindlicher

Einstellungen“

Quelle: Zick et al (2011). Die Abwertung der Anderen. FES, S. 70.

Ca. 4 Mio

Muslime in D= 5%

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Mitte im Umbruch 2012

57,1%Gegen gleiche

Positionen bei

Muslimen

Quelle: Decker, Olliver/ Kiess, Johannes/ Brähler, Elmar (2012): Die Mitte im Umbruch. FES. S. 92

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1. ZwischenfazitParadoxon der Pluralität:

Vielfalt ja! Aber ohne Muslime.Ohne Roma.

Und ohne Asylbewerber und Flüchtlinge.

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Gerade von Personen mit dem höchsten Bildungsabschluss, Befragten, die in Partnerschaft leben und über ein mittleres Einkommen verfügen, werden Sinti und Roma am häufigsten als diejenige

Gruppe genannt, die Feindseligkeiten bei der Allgemeinheit hervorruft.

Anzunehmen ist, dass es sich hier um ein deutliches Zeichen der Ablehnung handelt, eine klare Abgrenzung

der Besserverdienenden (...). Derartig deutliche Ablehnungsmuster, in denen

vornehmlich das Bewahren der eigenen Vorrechte, des eigenen Wohlstands mit der Ausgrenzung der

„Hinzugekommenen“ oder als solche wahrgenommenen Gruppen einhergeht, ließ sich bei

den Studien zur „Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“ unter dem Aspekt

„Etabliertenvorrechte“ nachweisen.Zwischen Gleichgültigkeit und Ablehnung. Bevölkerungseinstellungen gegenüber Sinti und Roma. Expertise für die Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Zentrum für Antisemitismusforschung und Institut für Vorurteils- und Konfliktforschung e.V., 2014, S.79.

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3. Führt Partizipation, Engagement und Integration

zu Anerkennung?

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Soziale Partizipation und Integration

a) Vereinsmitgliedschaftenb) Nachbarschaftskontakte

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Kaum Mitgliedschaft in herkunftsbezogenen Vereinen

„Mehr als 50% der Muslime über 16 Jahre sind Mitglied in einem deutschen Verein,nur 4% sind ausschließlich Mitglied in einem herkunftslandbezogenen Verein.“

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Nachbarschaftskontakte„Die Türken wünschen sich mehr Kontakt zu den Deutschen, aber die Deutschen zeigen ihnen die kalte Schulter.“

Anerkennung• 40,9% der befragten türkischen Jugendlichen geben an, sie

fänden deutsche Nachbarn sehr angenehm. • 9,2% der deutschen Jugendlichen fänden es sehr

angenehm, wenn türkische Nachbarn neben ihnen wohnen würden.

Quelle: Beier, Dirk/Pfeiffer, Christian/ Rabold, Susan/ Simonson, Julia und Kappes, Cathleen (2010): Kinder und Jugendliche in Deutschland: Gewalterfahrungen, Integration, Medienkonsum: Zweiter Bericht zum gemeinsamen Forschungsprojekt des Bundesministeriums des Innern (BMI) und des Kriminologischen Instituts Niedersachsen (KFN), KFN-Forschungsbericht, Nr.: 109, Hannover: KFN, S. 117.

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Strukturelle Integration und Partizipation in Bildung und Arbeit

a) Bildungb) Arbeitsmarkt

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a) Bildung

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Höhere Schulbildung: 1. Generation türkischer Einwanderer_innen 1961-1973

Bildungsabschlüsse von Personen mit türkischem Migrationshintergrund , die zwischen 1961 und 1973 zugewandert sind (Quelle: Mikrozensus 2009)

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Höhere Schulabschlüsse - Abitur und Fachabitur (Mikrozensus 2010)

Datenlage 2010

Höhere Schulbildung 20-25jährige:

• mit türkischem MH 22,4%

• ohne MH 42,2%

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Höhere Schulabschlüsse nehmen zu(Mikrozensus 2011)

Datenlage2011 Höhere Schulbildung 20-25jährige:

mit türkischem MH 25,4%

ohne MH 46,6%

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Stetig ansteigende höhere Schulabschlüsse (Mikrozensus 2012)

Datenlage 2012

Höhere Schulbildung 20-25jährige:

• mit türkischem MH 28,8%

• ohne MH 46,9%

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Keine Bildungsentwicklung? Vererbung von negativen Bildungsabschlüssen?

Abbildung 3: Bildungsbeteiligung von Personen mit türkischem Migrationshintergrund nach Geschlecht und Geburtskohorten

Frauen Männer

Quelle: Forschungsdatenzentren der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Mikrozensus 2009 – eigene Berechnungen -JUNITED

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b) Arbeitsmarkt

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Vorwiegender Lebensunterhalt

ohne MH (=65,6 Mio)

türk. MH (=3 Mio)

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

45.1

32.8

0.8

1.4

25.4

8.4

22.7

43.8

0.8

0.2

0.7

1.2

3.0

10.9

1.4

1.4

Eigene Erwerbs-/ Berufstätigkeit Arbeitslosengeld I Rente, Pension

Unterstützung durch Angehörige Eigenes Vermögen, Vermietung, Zinsen Laufende Hilfe zum Lebensunterhalt

Leistungen nach Hartz IV (ALG II, Sozialgeld) Sonstige Unterstützung (z.B. BAföG, Elterngeld)

Quelle: Mikroszensus 2012, eigene Berechnungen JUNITED

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Kulturelle Partizipation und Integration

a) Schwimmunterrichtb) Sprache

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SchwimmunterrichtEs kontne gezeigt werden, dass

„ein Anteil von 7 Prozent bzw. 10 Prozent muslimischer Mädchen diesen Angeboten fernbleibt“.

95% - die überragende Mehrheit muslimischer Mädchen und Jungen nimmt am gemischt-geschlechtlichen Sport- und Schwimm-unterricht teil. Haug, Müssig und Stichs (2009: 81–189)

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Sprachstandserhebung: 1. Generation34,9 % der Frauen

58,4% der Männer

gut bis sehr gut deutsch

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Dynamik deutlich sichtbar bei jüngerer Generation 70% der

jungen Frauen

83,5 % der jungen Männer

gut bis sehr gut deutsch

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Identifikative Integration

a) Emotionale Verbundenheitb) Deutschland als Heimat

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Verbundenheit mit Deutschland

Mit Herkunfts-land: 59,6%

Mit Deutschland: 69,1%

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Heimat Deutschland?Regionale statt nationale Identitäten

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Wissenschaftliche Publikationen schaffen es NICHT, bestehende Wahrnehmungen zu durchbrechen und zu einer Antidiskriminierung zu führen

Empirisch messbare Integrationsfortschritte ändern nichts an der etablierten Wahrnehmungsstruktur der Abwertung und Ausgrenzung

2. Zwischenfazit

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Hans-Ulrich Wehler (Der SPIEGEL 09.02.2013)Wehler: Im Gegensatz zu vielen Spaniern, Griechen oder Italienern, die als Gastarbeiter kamen und ihre Kinder bald auf weiterführende Schulen schickten, sind die Türken erstaunlich resistent geblieben gegen jede Form von Aufstiegsdenken oder Weiterbildungsangeboten.Ich sag's mal krass: 95 Prozent der ungesteuert eingewanderten Türken waren anatolische Analphabeten, für die hier auch nur Jobs bei der Müllabfuhr blieben. Manche deutsche Stadtviertel sind längst homogene türkische Kleinstädte geworden - nicht nur in Berlin. Türkische Studenten finden Sie leider weiterhin sehr selten. SPIEGEL: Da kann auch der Staat versagt haben ...Wehler: ... aber anders, als Sie denken: Der Staat hätte schon bei der Aufnahme viel selektiver vorgehen müssen. Nun sind sie da, das müssen wir als Staatsbürger akzeptieren. Aber die Türken werden immer extrem unterstützungsbedürftig bleiben.

Interview in http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-90931283.html

Politische Partizipation in den Räten deutscher Städte: Betrachtet man die nationale Herkunft der Ratsmitglieder, dann sticht die große Zahl der Deutschtürkinnen und Deutschtürken hervor (76 / 40 Prozent). Studie: Vielfalt sucht Rat. Schönwälder et al (2011)

Familien mit türkischem Migrationshintergrund haben eine höhere Bildungsaspiration im Vergleich zu Familien ohne Migrationshintergrund (80% zu 74% beim gewünschten Schulabschluss Abitur) (Dollmann 2010, S. 87).

16-25% der Studierenden Bildungsinländer mit MH sind türkeistämmig –

aber nur 18,5% der Bevölkerung mit MH sind türkeistämmig

„Bildung und Qualifizierung http://www.boeckler.de/pdf/p_arbp_248.pdf“

Hartz IV Türkeistämmige 11%

Ohne MH 3%Iran-Irak-Afghanistan 18%

Brückner -Mikrozensus

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„Die Migranten, die zu den besten Aspiranten auf

Integration zählen, sind bevorzugt Ziel von

Stigmatisierung, bedrohen sie doch vermeintlich am

stärksten den Status der Einheimischen “. Ferdinand von Sutterlüty (2010):

In Sippenhaft. Negative Klassifikationen in ethnischen Konflikten. Frankfurt.

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M.A.H.D.I. e.V.

- Zielgruppe: Muslime aller Herkünfte deutscher Identität (konfessions- und herkunftsübergreifend)

- Ziele: Selbstverständlichkeit einer heterogenen Gesellschaft unter dem Dach der deutschen Identität zu etablieren, Chancengleichheit, Anerkennung sowie politische, rechtliche und tatsächliche Gleichberechtigung aller Bundesbürger_innen

- Projekte: Vorbilder schaffen, Let‘s talk, M.A.H.D.I.-e.V. trifft

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Junge Islam Konferenz

- Zielgruppe: Junge Menschen zwischen 17 und 25 Jahren (konfessions- und herkunftsübergreifend)

- Projekt der außerschulischen politischen Bildungsarbeit

- Ziele: Plattform für Wissensgewinn, Austausch und Intervention in gesellschaftliche Debatten

- Thema: Umgang mit Vielfalt anhand des Beispiels Islam und Muslime in Deutschland

- Träger: Stiftung Mercator, Mercator Program Center, Humboldt-Universität zu Berlin

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JUMA – jung, muslimisch, aktiv

- Zielgruppe: Muslimische Jugendliche zwischen 17 und 25 Jahren

- Ziele: Muslimischen Jugendlichen eine Stimme geben, Empowerment, Erfahrungsaustausch, Zugänge für Begegnungen mit Politik und anderen gesellschaftlichen Bereichen

- Sieben Themengruppen: Medien, Chancengleichheit, Partizipation, Identität, Muslimische Vielfalt, politischer Diskurs und interreligiöser Dialog

- Träger: RAA Berlin, Robert-Bosch-Stiftung

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Zahnräder Netzwerk

- Soziale Plattform für engagierte Muslime in Deutschland

- Ziel: Unterstützung für alle, die Anschluss an ein Netzwerk von engagierten, kreativen und muslimischen Menschen suchen und Projektideen einem breiten Publikum vorstellen wollen

- Plattform für Austausch, Kooperation, Feedback und Präsentation von Ideen und Projekten

- Bundesweite Zahnräder-Konferenz, lokale ZahnräderX-Treffen und Think Tank

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FazitHerausforderung für die Integrationspolitik ist der Perspektivwechsel auf die ganze Gesellschaft und

weg von „den Migranten“

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.