Arbeitsmaterial zur Vorlesung Produktentwicklung · Einführung 3 1 Einführung 1.1 Inhalt der...

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Stand: 3.2013 Arbeitsmaterial zur Vorlesung Produktentwicklung Autor Prof. Dr.-Ing. Lothar Schulze Kontaktadresse (1) TU Dresden, Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Barkhausen-Bau, II. OG., Zi. 57 Tel.: (0351) 46 33 45 85 E-Mail: [email protected] (2) SITA Messtechnik GmbH Gostritzer Strasse 63 01217 Dresden Tel.: (0351) 8 71 81 41 Homepage: http://www.sita-process.com E-Mail: [email protected]

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Stand: 3.2013

Arbeitsmaterial zur Vorlesung

Produktentwicklung

Autor

Prof. Dr.-Ing. Lothar S c h u l z e

Kontaktadresse

(1) TU Dresden, Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design

Barkhausen-Bau, II. OG., Zi. 57

Tel.: (0351) 46 33 45 85

E-Mail: [email protected]

(2) SITA Messtechnik GmbH

Gostritzer Strasse 63

01217 Dresden

Tel.: (0351) 8 71 81 41

Homepage: http://www.sita-process.com

E-Mail: [email protected]

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Inhaltsverzeichnis

1 Einführung _____________________________________________________ 3

1.1 Inhalt der Lehrveranstaltung _____________________________________________ 3

1.2 Einordnung der Lehrveranstaltung ________________________________________ 3

1.3 Erklärung der verwendeten Symbole ______________________________________ 4

2 Charakteristika des Entwickelns und Konstruierens von Produkten _____ 5

3 Methoden der Produktentwicklung _________________________________ 9

3.1 Problemlösungsprozess __________________________________________________ 9

3.2 Präzisieren von Entwicklungs- und Konstruktionsaufgaben __________________ 16

3.3 Methoden zum Finden neuer technischer Lösungen _________________________ 20

3.4 Entscheidungsfindung zur optimalen Lösung ______________________________ 27

4 Produktentstehung - Lebensstadien eines Produktes __________________ 30

5 Konstruktiver Entwicklungsprozess _______________________________ 32

5.1 Beschreibungsformen eines Produktes ____________________________________ 32

5.2 Generelles Vorgehen bei der Entwicklung und Konstruktion _________________ 33

5.3 Konstruktionsarten ____________________________________________________ 36

6 Denkfelder des Produktentwicklers ________________________________ 37

6.1 Entwicklung und Konstruktion im betrieblichen Unternehmen _______________ 37

6.2 Marktorientierte Aufgabenbestimmung ___________________________________ 38

6.3 Parallele Produkt- und Prozessentwicklung für die Großserienfertigung _______ 41

6.4 Kostenfestlegung in der Produktentwicklung_______________________________ 43

6.5 Management und Teamarbeit in der Produktentwicklung ____________________ 47

Anhang 1 Bilder ________________________________________________ 49

Anhang 2 Ablauf der Lehrveranstaltung ____________________________ 62

Anhang 3 Literatur zur Lehrveranstaltung __________________________ 63

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Einführung

3

1 Einführung

1.1 Inhalt der Lehrveranstaltung

Das Ziel der Lehrveranstaltung besteht im Erwerb und Vertiefen von Fertigkeiten und

Fähigkeiten zum Lösen komplexer Probleme im Rahmen der Entwicklung elektronischer und

feinwerktechnischer Produkte sowie zum Vorausdenken und Führen der Ingenieurarbeiten im

interdisziplinären Produktentwicklungsteam.

Schwerpunkt bilden die methodischen Grundlagen zum Konzipieren innovativer Produkte unter

Einbeziehung der Aspekte des Marktes und der Fertigung.

Dazu werden Kenntnisse zum Produkt in den Phasen seines Lebenszyklus, zu den durch den

Produktentwickler zu bearbeitenden Problemstellungen, zu Vorgehensweisen bei deren Lösung

und zu den Arbeitsmethoden des Ingenieurs vermittelt.

Umfang: 2 SWS Vorlesung

Workshops innerhalb der Vorlesung dienen dem Trainieren der vorgestellten Methoden zum

Präzisieren von Entwicklungs- und Konstruktionsaufgaben, zum Finden neuer konstruktiver

Lösungen, zu deren Analyse und Bewertung. Ziel dabei ist es, für eine aktuelle Problemstellung

des Konzipierens elektronischer und feinwerktechnischer Produkte aus der industriellen Praxis

innovative Prinziplösungen zu erarbeiten.

Die mündliche Prüfung erfolgt anhand einer Liste von Prüfungsfragen zum Vorlesungsstoff und

unter Einbeziehung der Erkenntnisse aus den Workshops.

1.2 Einordnung der Lehrveranstaltung

Die Lehrveranstaltung ist Bestandteil

des Wahlpflichtmoduls „Entwicklung feinwerktechnischer Produkte“ im 8. Semester in

der Studienrichtung Geräte- und Mikrotechnik des Diplomstudienganges Elektrotechnik

bzw. im 2. Semester des Masterstudienganges Elektrotechnik,

des Methodenmoduls „Entwurfstechniken Vertiefung“ im 6. Semester im Methodenprofil

des Diplomstudienganges Mechatronik,

des Wahlpflichtmoduls „Entwurfstechniken“ im 2. Semester in der Gruppe Methoden des

Masterstudienganges Mechatronik sowie

des Schwerpunktes „Elektronische Geräte- und Mikrotechnik“ im Bachelor-Studiengang

Wirtschaftsingenieurwesen.

Es wird die Methodik zum schöpferischen Anwenden des erworbenen Fachwissens zu elektro-

nischen und feinwerktechnischen Produkten für das Lösen von Problemstellungen bei der

Entwicklung vermittelt. Die methodischen Kenntnisse sind in den nachfolgenden Lehrveran-

staltungen sowie in der Bachelor-, Diplom- oder Masterarbeit anzuwenden und zu vervoll-

kommnen.

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Einführung

4

1.3 Erklärung der verwendeten Symbole

Definitionen

Arbeitsschritte

Bilder und Folien

Platz für Notizen

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Charakteristika des Konstruierens

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2 Charakteristika des Entwickelns und Konstruierens von Produkten

Grundlage der systematischen Arbeitsweise beim Konstruieren sind Kenntnisse zu

den Inhalten und Zielen des Konstruierens,

den kennzeichnenden Merkmalen aller Konstruktionstätigkeiten und

der allgemeinen Problemstellung beim Konstruieren.

KONSTRUIEREN ist das Vorausbestimmen der Funktion, der Struktur und der Gestalt eines

herzustellenden technischen Produktes einschließlich seiner eindeutigen und vollständigen

Darstellung und Dokumentation.

Die FUNKTION beschreibt die Wechselwirkungen zwischen dem Produkt bzw. dessen

Elementen und der Umgebung im künftigen Einsatz.

Die STRUKTUR stellt die Elemente des Produktes und deren Zusammenhänge dar.

Die GESTALT wird beschrieben durch Abmessungen, Form, Toleranzen und Werkstoffe.

Konstruieren verlangt

das Vorausdenken eines Produktes und

das komplexe Betrachten und Optimieren der Lösungsvarianten durch Berücksichtigen

der Zusammenhänge zwischen Gestalt, Funktion und den ablaufenden physikalischen

Prozessen.

Damit ergeben sich folgende, für Konstruktionstätigkeiten typische Merkmale:

1. Konstruieren ist Antizipieren (gedankliches Vorwegnehmen) von Lösungen. Der

Konstrukteur entwickelt individuelle Vorstellungen zur konstruktiven Lösung für das

geforderte Produkt.

2. Das Erarbeiten von konstruktiven Lösungen erfolgt in einem zyklischen Prozess (nach

Heinrich, Bild 1). In einem ersten Schritt werden für die Aufgabe hypothetische, also

angenommene Lösungsvarianten aufgestellt. Diese sind im zweiten Schritt hinsichtlich der

Erfüllung der durch die Aufgabe gestellten Anforderungen eindeutig zu überprüfen. Bei nicht

hinreichendem Ergebnis wird dieser Zyklus durch Bilden neuer Lösungen sowie deren

Analyse und Bewertung solange durchlaufen, bis die optimale Lösung vorliegt.

3. Für ein zweckmäßiges Bilden und Überprüfen von Hypothesen und Lösungen sind die grund-

legenden Vorgehensweisen der jeweiligen Problemsituation anzupassen. Bild 2 zeigt die

nutzbaren Handlungsräume.

4. Konstruieren ist das Lösen komplexer Probleme.

Typische Merkmale der Problemsituation beim Konstruieren sind:

Die Aufgabenstellung ist nicht transparent, da die Zielstellung nur unvollständig be-

schrieben werden kann und die Vorgehensweise unklar ist.

Eine Vielzahl von Teilaufgaben ist zu bearbeiten. Unterschiedliche Aspekte, die

vielfältig miteinander verknüpft sind, sind zu berücksichtigen.

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Charakteristika des Konstruierens

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Das Lösen komplexer konstruktiver Probleme erfordert (siehe Bild 3)

ein Zerlegen in Teilaufgaben, für die einzeln Lösungswege erarbeitet werden,

deren Kombination zu Gesamtlösungsvarianten,

die einzelne Analyse und Bewertung der Varianten unter verschiedenen Aspekten,

das Verknüpfen zum Gesamtwert für jede Variante,

den Vergleich der Gesamtwerte aller Varianten anhand eines Maßstabes.

Bil

d 1

Platz für Notizen

1 Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

Konstruieren als zyklischer Prozess

Lösungsvarianten

Hypothesen- überprüfung (eindeutig)

Aufgabe, Problem

Hypothesen- bildung (mehrdeutig)

Ergebnis, Lösung

Kapitel 2: Charakteristika des Entwickelns und Konstruierens von Produkten

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Charakteristika des Konstruierens

7

Platz für Notizen

Bil

d 2

2 Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

Grenzbereiche der Hypothesenbildung und -

überprüfung

Kapitel 2: Charakteristika des Entwickelns und Konstruierens von Produkten

Suchen neuer Lösungsideen

(neu, unerprobt, originell)

Wiederverwenden

bekannter Lösungen

(erprobt, bewährt)

Rechner- experiment (modellieren, effektiv)

Musterexperiment (messen, sicher)

Gedankenexperiment (schätzen, unsicher)

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Charakteristika des Konstruierens

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Platz für Notizen

Bil

d 3

Bil

d 3

3 Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

Aufgabenzerlegung und partielle Überprüfung

Zerlegen in

Teilaufgaben

Überprüfen durch

Analyse, Bewertung

und Entscheidung

unter verschiedenen

Aspekten

Finden von

Teillösungen

Vereinigen zu

Gesamtlösungsvarianten

Kapitel 2: Charakteristika des Entwickelns und Konstruierens von Produkten

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Methoden der Produktentwicklung

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3 Methoden der Produktentwicklung

METHODEN steuern intelligente Prozesse. Sie stellen eine effektive Art und Weise des

Vorgehens dar, um zu wissenschaftlichen Erkenntnissen und praktischen Ergebnissen zu

gelangen.

Durch Erfassen und Aufbereiten der effektiven Denkweisen von Experten entstanden verallge-

meinerte Regeln für ein zweckbestimmtes Verhalten in speziellen Situationen.

Methoden lassen sich formulieren als:

Programmablaufplan

Dieser enthält eine geordnete Vorschriftenmenge für das schrittweise Vorgehen.

Schablone

Diese enthält ein Muster, z. B. für die ganzheitliche Erfassung eines Problems.

Prinzip, welches die Regel verbal benennt.

Die Arbeitstechnik des Ingenieurs, insbesondere des Produktentwicklers, ist zunehmend durch

die Anwendung systematischer Problemlösungsmethoden gekennzeichnet. Dies ist eine

wesentliche Voraussetzung für

ein fehlerfreies Arbeiten,

ein effizientes Problemlösen und

das Entwickeln innovativer Lösungen.

Die Taktik des Entwickelns von Produkten umfasst

die Art und Weise des Vorgehens in den einzelnen Abschnitten des konstruktiven Ent-

wicklungsprozesses,

das zweckbestimmte Verhalten in speziellen Problemsituationen beim Entwickeln der

konstruktiven Lösung und

allgemein gültige Verhaltensmuster.

3.1 Problemlösungsprozess

Die typische, immer wiederkehrende Situation beim Lösen konstruktiver Probleme besteht darin,

dass eine Lösungsvariante gesucht ist, welche die gewünschte Funktion hinreichend erfüllt.

Die systematische Arbeitsweise beim Entwickeln und Konstruieren enthält dazu folgende Maß-

nahmen:

1. Vervollständigen und Konzentrieren der Ausgangsinformationen zur geforderten Funktion

durch

Präzisieren,

Verallgemeinern und

Einschränken auf Wesentliches, besonders auf den zu lösenden Hauptwiderspruch zwischen

gesuchter und vorhandener Lösung.

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Methoden der Produktentwicklung

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2. Einschränken der Unbestimmtheit des Lösungsweges durch

schrittweises, aufsteigendes, situationsangepasstes Vorgehen,

Ausnutzen vorhandener Lösungen (Erfahrungen) und

zyklische Arbeitsweise in Form von

Vorgriffen auf Lösungen bzw.

Rückgriffen auf Ausgangssituationen.

3. Ausnutzen und Einschränken der Lösungsvielfalt durch

Erschließen des Lösungsfeldes,

Ordnen (Klassifizieren, Systematisieren),

ganzheitliche Analyse und

Auswahl der optimalen Variante.

Der nachfolgend beschriebene Problemlösungsprozess detailliert diese Arbeitsschritte und ordnet

sie zu einer allgemein anwendbaren Vorgehensweise (siehe Bild 4).

Platz für Notizen

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Methoden der Produktentwicklung

11

Platz für Notizen

Bil

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4 Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

10 Arbeitsschritte beim Lösen

komplexer konstruktiver Probleme

Kapitel 3: Methoden der Produktentwicklung

1. Problem analysieren

2. Ziel präzisieren

3. Erkenntnisstand auswerten

4. Lösungsweg bestimmen

5. Lösungsvarianten ermitteln

6. Lösungsvarianten analysieren

7. Lösungsvarianten bewerten

8. Entscheidung treffen

9. Ergebnisse darstellen

Lösung Folgerungen Erkenntnisse

10. Erkenntnisgewinn

abheben

Gesamtaufgabe

Aufgabe 1 Aufgabe i Aufgabe n ... ...

Präzisierung

Variation

Optimierung

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Methoden der Produktentwicklung

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1. Problem analysieren

Die Analyse eines konstruktiven Problems beinhaltet im allgemeinen folgende Punkte:

Erfassen der Ausgangssituation:

- Woraus resultiert die Aufgabenstellung?

- Welche aktuellen Defekte führten zum Problem?

Gegebenheiten im übergeordneten System analysieren, zum Erkennen des Zusammenhanges

zwischen der Gesamt- und den Teilaufgaben.

Hauptprobleme sowie Teilprobleme erkennen, festhalten und differenzieren, d.h. eine Rang-

folge erarbeiten. Alle Probleme formulieren, also anschaulich beschreiben.

Lösungskonzept erarbeiten:

- Worin besteht der Lösungsansatz? - Welche Funktion ist zu realisieren? - Wie ist die

zweckmäßige Vorgehensweise?

Ziel global abstecken:

- Welche neuen Qualitätsmerkmale sind gefordert?

- Welcher Zeit- und Kostenrahmen steht zur Verfügung?

Erreichbarkeit des Ziels beurteilen (Grobplanung des Vorgehens).

Lösungskompetenz abschätzen.

Besitzt der Entwickler die erforderlichen Kenntnisse zur Bearbeitung des Problems oder ist er

in einer vertretbaren Zeit in der Lage, sich dieselben anzueignen? Zu analysieren sind:

- Vorkenntnisse

- Fähigkeiten / Fertigkeiten

- Interesse / Motivation

Für Unternehmen gehören zur Lösungskompetenz auch die materiell-technische Basis und das

Firmen-Know-How.

2. Ziel präzisieren

Die Anforderungen an das Ergebnis bzw. die gesuchte Lösung müssen bestimmt werden.

Dies erfolgt zum Beispiel aus der Sicht des künftigen Einsatzes oder der vorgesehenen

Fertigung. Der vorhandene Lösungsansatz wird detailliert. Die ermittelten Anforderungen

sind zu definieren und zu wichten.

Vorhandene Widersprüche aufdecken und analysieren; Defekte bestimmen, aus denen sich

Teilaufgaben ergeben.

Richtigstellen der Aufgabe durch Veränderung der Gegebenheiten im übergeordneten

System.

Die Vorgaben zur Darstellung der Ergebnisse sind festzulegen. Dabei ist die Einheit von

Art, Inhalt, Güte, Umfang und Form zu beachten.

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Methoden der Produktentwicklung

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3. Erkenntnisstand auswerten

Informationsbedarf generell zum Arbeitsgebiet und speziell zum Problem festlegen.

Die notwendigen Quellen ermitteln, dazu zählen:

Fachliteratur

Vorschriften, Patente

Firmenschriften

Prüf- und Forschungsberichte

Anforderungen an die Information formulieren (Suchziel).

Informationsangebot sichten, bewerten und aufbereiten.

Experten befragen.

Informationen auswerten und den Anforderungen sowie den Defekten zuordnen.

Im Ergebnis dieses Schrittes werden die erforderlichen problemspezifischen Sachkenntnisse

erarbeitet und das Expertenwissen erworben.

4. Bestimmung des Lösungsweges

Teilaufgaben abgrenzen und formulieren, d.h. Zerlegung der Gesamtaufgabe in lösbare und

überschaubare Teilaufgaben (Basis: Lösungskonzept, z. B. Funktionsstruktur).

Arbeitsplan aufstellen. Grundsätzliche Fragen nach:

- Wer? - Wann?

- Was? - Wo?

Kräfte und Mittel bilanzieren.

Strategie und Taktik des Vorgehens festlegen.

5. Lösungsvarianten ermitteln

In diesem Arbeitsschritt liegt das eigentliche Tätigkeitsfeld des kreativen Ingenieurs. Ein hohes

Maß an Innovation ist gefragt.

Es sind

die Teilaufgaben zu lösen durch

neue Prinzipe,

verbesserte Entwürfe,

optimierte Gestalt,

dieselben zweckbestimmt zu Gesamtlösungen zu verknüpfen,

erstellte Gesamtlösungen schrittweise zu verbessern und zu optimieren.

Im Ergebnis dieses Schrittes liegt das Lösungsfeld vor und es bedarf der Lösungsauswahl.

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6. Lösungsvarianten analysieren

Bei diesem Arbeitsschritt ist eine kritische Analyse hinsichtlich der Erfüllung der gestellten

Aufgabe erforderlich.

Der Ingenieur bedient sich folgender Hilfsmittel:

Gedankenexperiment

Musterbau und Erprobung

Modellierung und Simulation

Die Eigenschaften der Lösungen lassen sich ermitteln durch:

Abschätzen

Berechnen

Messen

Beim Erkennen weiterer lösungsabhängiger Eigenschaften sind entsprechende

Anforderungen abzuleiten.

Erkannte Schwachstellen und Mängel sind als Ansatzpunkte für das Verbessern der

Lösungsvariante zu nutzen. Grundsatz: Erst optimieren, dann entscheiden!

7. Lösungsvarianten bewerten

Vergleich der analysierten Eigenschaften mit den gestellten Anforderungen.

Aussondern unsinniger bzw. ungeeigneter Varianten.

Vergleich geeigneter Varianten mit dem Ziel des Erarbeitens einer Rangfolge hinsichtlich

des Erfüllungsgrades der Anforderungen.

Schwachstellen und Mängel feststellen, die aus dem Vergleich heraus sichtbar werden. Sie

sind Ansatzpunkte für Verbesserungen durch Kombination von Lösungselementen.

Ganzheitliche Bewertung anstreben.

Zweckmäßige, nachvollziehbare Bewertungsmethode verwenden (z. B. Relativbewertung

zum Herausfinden der Bestvariante oder Vergleich mit vorhandenen Maßstäben).

Platz für Notizen

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Methoden der Produktentwicklung

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8. Entscheidung treffen

Über optimale Lösungsvariante entscheiden, d.h. Auswahl der Lösung für die weitere Bear-

beitung.

Entscheidungssicherheit beurteilen, also das Risiko einer Fehlentscheidung abschätzen.

Folgerungen für nachfolgende Prozesse bestimmen.

Bei unsicherer Entscheidung Schlussfolgerungen ziehen für:

Verändern der Zielpräzisierung (neue Anforderungen bezüglich bisher nicht beachteter

Eigenschaften definieren)

Lösungsweg variantenspezifisch detaillieren

Paralleles Bearbeiten mehrerer Lösungen, die an der Spitze der Rangfolge liegen, wenn Ent-

scheidung nicht sicher zu treffen ist.

9. Ergebnisse darstellen

Erstellen einer vollständigen Dokumentation für die optimale Lösung zur weiteren

Bearbeitung bzw. Nutzung.

Vorgaben zu Art, Inhalt, Güte, Umfang und Form der Darstellung einhalten.

10. Erkenntnisgewinn abheben

Erkenntnisse zu Lösungsvarianten, Vorgehensweise, Methoden, Informationsgewinnung

sowie Kooperationspartnern festhalten.

Erkenntnisse durch wiederverwendbares Ablegen im systematisch strukturierten Speicher

aufbereiten.

Lerneffekt erreichen.

Platz für Notizen

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Methoden der Produktentwicklung

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3.2 Präzisieren von Entwicklungs- und Konstruktionsaufgaben

Die beim Entwickeln und Konstruieren immer wiederkehrende Problemsituation des Präzisierens

erfordert systematisch-analytisches Vorgehen. Dazu werden die ersten vier Arbeitsschritte des

Problemlösungsprozesses (siehe Abschnitt 3.1) vollzogen.

Als Unterstützung bieten sich die im Folgenden dargestellten Hilfsmittel an.

SCHABLONEN sind geeignete Muster zur übersichtlichen Darstellung der Gegebenheiten.

Sie unterstützen das Aufbereiten des Erkenntnisstandes. Mit ihrer Hilfe kann vorhandenes

Wissen systematisch geordnet werden, und es lassen sich schnell Wissenslücken erkennen,

woraus Teilaufgaben ableitbar sind.

Bild 5 zeigt eine Schablone zum Präzisieren von Aufgabenstellungen. Im Mittelpunkt der

Analyse stehen die vorhandenen und zu erwartenden Bedürfnisse beim Nutzer und die sich

daraus ergebenden Konsequenzen für den Prozess der Lösungsfindung.

Bil

d 5

Platz für Notizen

5 Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

Schablone zum Präzisieren von Aufgabenstellungen

Eingangsgrößen

Umstände

Ausgangsgrößen

Nebenwirkungen

Welche Bedürfnisse liegen vor

bzw . sind zu erwarten?

Was ist verfügbar?

Was ist zu beachten bzw . auszunutzen?

Was muss vom Ergebnis gefordert werden?

Was ist zu erwarten? Was ist zu vermeiden?

Bearbeitungs -

prozess

Kapitel 3: Methoden der Produktentwicklung

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Methoden der Produktentwicklung

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Das in Bild 6 dargestellte Muster für die Struktur der Eigenschaften eines technischen Produktes

bietet sich zum systematischen Zerlegen der komplexen Aufgabenstellung für die Entwicklung

an. Der Erkenntnisstand zu den geforderten Eigenschaften der künftigen Lösung lässt sich damit

übersichtlich erfassen. Das Ordnen bezüglich der Abstraktionsstufen ermöglicht den Einstieg in

den konstruktiven Entwicklungsprozess. Es hilft Lösungsansätze zu finden und Teilaufgaben

abzuleiten.

Bil

d 6

Platz für Notizen

6 Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

Allgemeine Struktur der Eigenschaften eines

technischen Produktes

Zweck

Eingangsgrößen

Umstände Nebenwirkungen

Was soll die Lösung bewirken?

Was ist verfügbar?

Was ist zu beachten bzw . auszunutzen?

Was muss vom Ergebnis gefordert werden?

Was ist zu erwarten? Was ist zu vermeiden?

Ausgangsgrößen Verfahren

Welche Operationen sind notwendig?

Funktionsstruktur

Welche Elemente sind wie gekoppelt?

Geometrisch-stoffliche Struktur

Wie aufgebaut und angeordnet?

Realisierungsstruktur

Wie hergestellt und montiert?

Kapitel 3: Methoden der Produktentwicklung

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Methoden der Produktentwicklung

18

Muster zu Funktionsstrukturen, wie z. B. in Bild 7 dargestellt, ermöglichen ein Detaillieren des

Lösungsansatzes durch deren aufgabenspezifische Variation.

Bil

d 7

Platz für Notizen

7 Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

Allgemeine Funktionsstruktur

eines automatisierten Gerätes

Benutzer

Prozess

Leitung Leitung

Bedienelemente

Sensoren Aktoren

Anzeigen

Steuerung

Kapitel 3: Methoden der Produktentwicklung

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Methoden der Produktentwicklung

19

Checklisten mit systematisch geordneten, allgemeinen Anforderungen an das Produkt unter-

stützen das Präzisieren des Ziels der Produktentwicklung (Bild 8).

Bil

d 8

Platz für Notizen

8 Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

Anforderungen an das Produkt aus der Sicht

­ des künftigen Einsatzes

• zu realisierende Funktionsparameter und deren Werte

• zu berücksichtigende Umgebungsbedingungen

• Abmessungen

• Zuverlässigkeit

• Sicherheit

• Ergonomie

• Design

­ der künftigen Fertigung

• Zulieferungen

• Einzelteilfertigung

• Montage

• Qualitätsprüfung

­ von Vertrieb, Instandhaltung, Service

­ des Recycling

Checkliste zum Präzisieren von Aufgaben

Kapitel 3: Methoden der Produktentwicklung

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Methoden der Produktentwicklung

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Die Anforderungen an das Produkt sind durch DEFINIEREN und WICHTEN näher festzulegen.

Damit wird die Grundlage für die zielstrebige Suche nach Lösungsvarianten sowie deren

Bewertung und Optimierung geschaffen.

Das DEFINIEREN beeinflusst die Art der Bewertung. Die Anforderungen lassen sich

differenzieren in:

Festwerte Sie dienen zur dualen Bewertung von Lösungsvarianten.

(=)

Grenzwerte Sie dienen zur mehrwertigen Bewertung und sind Restriktionen

(>, <>, <) bei der Optimierung von Lösungsvarianten.

Richtungswerte Sie dienen zur mehrwertigen Bewertung und sind Zielgrößen für

( max, min) die Optimierung von Lösungsvarianten.

Das WICHTEN bestimmt die Bedeutung der Anforderung für das Gesamtergebnis und damit

die Rangfolge der Bewertungskriterien für die Entscheidung zur optimalen Lösung.

Für eine erste Ordnung bietet sich folgende Unterscheidung an:

Bedingungen: Durch Charakterisierung der Anforderungen mit „muss“ oder „darf nicht“

wird ausgedrückt, dass diese unter allen Umständen zu erfüllen sind.

Forderungen: Die Erfüllung, der mit „soll" oder „sollte nicht" gekennzeichneten

Anforderungen ist anzustreben.

Wünsche: Durch Formulierungen wie „möchte“ oder „möchte nicht“ wird

ausgedrückt, dass derartige Anforderungen nach Möglichkeit zu

berücksichtigen sind.

3.3 Methoden zum Finden neuer technischer Lösungen

Die Problemstellung beim Finden neuer technischer Lösungen wird durch folgende Details

charakterisiert:

Die vorliegende Lösung erfüllt nicht mehr die Anforderungen,

eine Lösung mit hinreichender Qualität ist nicht bekannt,

für vorhandene bzw. neue Teilfunktionen sind geeignete WIRKPRINZIPIEN gesucht,

deren Zusammenfügen zu einer Wirkstruktur ergibt nach weiterer Konkretisierung der

geometrisch-stofflichen Parameter eine neue Prinziplösung für das Produkt.

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Methoden der Produktentwicklung

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Das WIRKPRINZIP beschreibt

den physikalischen Effekt und

die notwendigen geometrischen und stofflichen Merkmale

mit denen die Erfüllung der Funktion ermöglicht wird.

Das Ziel der systematischen Lösungssuche besteht im Finden von mehreren verschiedenartigen

Lösungsvarianten. Das Lösungsfeld ist zu erschließen. Dies erfolgt durch Variation von

Funktionsstrukturen, Wirkprinzipen und konstruktiver Gestaltung. Ausgangspunkt sind

existierende Lösungsvarianten bzw. Lösungsideen.

Die Methoden der Lösungsfindung helfen die Effektivität dieses Prozesses zu erhöhen, indem

eine möglichst große Anzahl von Ideen produziert wird und

eine relativ gleichmäßige Überdeckung des Lösungsfeldes entsteht.

3.3.1 Konventionelle Hilfsmittel

Methoden der

Informationsrecherche,

Analyse bekannter technischer Systeme und

Arbeit mit Konstruktionskatalogen

dienen dem Erfassen der bekannten Lösungsansätze mit dem Ziel, zu erkennen

was wird bereits angewendet und

was lässt sich anpassen/variieren.

Kerngedanke ist die systematische Nutzung von Bewährtem. Die Methode ist vor allem dann

zweckmäßig, wenn es gilt, mit geringem Risiko und Zeitaufwand einen praktikablen Lösungs-

ansatz als Ausgangspunkt für eine Variation zu finden. Hierbei besteht jedoch die Gefahr, bei

bekannten Lösungen zu verharren und neue Wege nicht zu beschreiten.

3.3.2 Intuitiv betonte Methoden

Der Konstrukteur findet seine Lösungen zu schwierigen Problemen vielfach intuitiv. Die neue

Lösung ergibt sich nach einer Such- und Überlegungsphase durch eine gute Idee, die, mehr oder

weniger ausgebaut, spontan und plötzlich erkannt wird.

Ideenfindung mithilfe des Unterbewusstseins

vollzieht sich in Sprüngen,

ermöglicht eine Vielzahl von Kombinationen und

nutzt jeden Impuls zum Erzeugen neuer Ideen.

Es wird ein breites Erschließen des Lösungsfeldes ermöglicht.

Die intuitiv betonten Methoden der Lösungsfindung nutzen gruppendynamische Effekte zur

Anregung des Unterbewusstseins aus. Ihr Ertrag an geeigneten Lösungen ist zwar gering, sie

ermöglichen aber das Finden völlig neuartiger Ansätze und helfen Barrieren zu überwinden. Sie

sind vorteilhaft anwendbar, wenn die Lösungssuche in eine Sackgasse geraten oder kein

Lösungsweg bekannt ist.

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Methoden der Produktentwicklung

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Folgende Methoden sind zu empfehlen:

a) Brainstorming nach A. F. Osborn (1953)

Brainstorming lässt sich am besten mit Gedankensturm oder Ideenfluss übersetzen. Damit ist ge-

meint, dass sich das Denken zu einem Strom, zu einer Flut neuer Ideen freimachen soll.

Methodischer Kern:

Kreatives Denken in einer Gruppe von aufgeschlossenen Menschen, die vorurteilslos Ideen

produziert und sich von den geäußerten Gedanken wiederum zu weiteren neuen Vorschlägen

anregen lassen.

Vorbereitung einer Brainstorming-Sitzung:

- Gesprächsleiter lädt 5 bis 15 Experten und Laien rechtzeitig ein.

- Problem und erwartetes Verhalten werden mitgeteilt.

- Anschauungsmaterial ist vorzubereiten.

- Ein Protokollant ist zu bestimmen.

Grundregeln für die Durchführung:

- Man enthalte sich jeder Kritik! Keine Wertung! Keine Killerphrasen!

- Je kühner die Ideen, desto besser! Spinnen ist erwünscht.

- Man unterbreite möglichst viele Vorschläge! Quantität geht vor Qualität.

- Man versuche, vorgebrachte Ideen aufzugreifen, abzuwandeln, zu verbessern und

weiterzuentwickeln: Ideenbaum.

- Die Realisierungsmöglichkeit der Vorschläge bleibt zunächst unbeachtet.

Bil

d 9

9 Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

Ablauf einer Brainstorming-Sitzung

Auswertung und Beurteilung durch Fachleute

Vorbereitungsphase

Intuitive Phase

Auswertungsphase

Problem nennen, erläutern durch Fachleute

Problem gemeinsam definieren, erfassen, analysieren, präzisieren

Spontane Ideen äußern

Neue Gesichtspunkte ein- fließen lassen

Bekannte Lösungen diskutieren

Gegenseitige Inspiration

Kapitel 3: Methoden der Produktentwicklung

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Methoden der Produktentwicklung

23

b) Methode 635 (von Rohrbach 1969 aus a) entwickelt.)

Der methodische Kern gleicht dem des Brainstormings. Die Übermittlung der Lösungsansätze

erfolgt jedoch schriftlich, als Skizzen mit stichwortartiger Erläuterung. Durch die graphische

Darstellung wird ein höherer Anregungsgrad zur Ideenfindung erreicht.

Ablauf:

1. SECHS Teilnehmer bringen jeweils DREI Lösungen zu Papier.

2. Diese werden dem Nachbarn weitergegeben, welcher durch Weiterentwicklung oder

Abwandlung drei neue Lösungen hinzufügt.

3. Die Ideenrunde ist beendet, wenn die Vorschläge FÜNF mal weitergegeben wurden.

Das schriftliche Dokumentieren der Lösung gestattet das Nachvollziehen des Entwicklungs-

vorganges, was u.a. für Schutzrechtsansprüche von großer Bedeutung sein kann.

Platz für Notizen

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Methoden der Produktentwicklung

24

c) Synektik W. J. Gordon 1961

Diese Methode ermöglicht durch das Mittel der Verfremdung ein gesteuertes Entfernen vom

Ausgangsproblem und dessen Betrachtung unter neuen Gesichtspunkten durch Nutzen von

Analogien.

Methodischer Kern:

Ideenfindung im Team mit Vertretern aus verschiedenen Fachdisziplinen durch Verfremdung

des Problems zur Lösungssuche in anderen Bereichen und Bildung von Analogien unter der

Annahme, dass ein ähnliches Problem bereits anderswo gelöst wurde.

Vorbereitung einer Synektik-Sitzung:

- Gesprächsleiter lädt 5 bis 15 Experten unterschiedlicher Bereiche ein.

- Problem und erwartetes Verhalten werden mitgeteilt.

- Anschauungsmaterial ist vorzubereiten.

- Ein Protokollant ist zu bestimmen.

Grundregeln für die Durchführung:

- Man enthalte sich jeder Kritik! Keine Wertung! Keine Killerphrasen!

- Je kühner die Ideen, desto besser! Spinnen ist erwünscht.

- Man unterbreite möglichst viele Vorschläge! Quantität geht vor Qualität.

- Man suche Ähnliches, was bereits gelöst wurde; was bereits existiert.

- Nutzen direkter, persönlicher und phantastischer Analogien.

Bil

d 1

0

10 Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

Ablauf einer Synektik-Sitzung

Auswertung und Beurteilung

durch Fachleute

Vorbereitungsphase

Intuitive Phase

Auswertungsphase

Problem nennen, erläutern durch Fachleute

Problem gemeinsam definieren, erfassen,

analysieren, präzisieren

erste Ideen ablegen

Problem systematisch, schrittweise

Verfremden durch Analogien

Lösungssuche in anderen

Bereichen

Ideen äußern

aus Ideen neue Gesichts-

Punkte ableiten

Kapitel 3: Methoden der Produktentwicklung

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Methoden der Produktentwicklung

25

Die Auswertung der Ideenfindung und die Beurteilung der ermittelten Lösungen ist durch

Fachleute vorzunehmen. Zum Ordnen der Vorschläge und zum Erkennen freier Felder im

Lösungsraum sind systematisch-analytische Methoden geeignet.

3.3.3 Diskursiv betonte Methoden

Die diskursiv betonten Methoden ermöglichen das Finden neuer technischer Lösungen durch

bewusst schrittweises Vorgehen. Dies schließt Intuition nicht aus. Sie wird für Einzelprobleme

eingesetzt, nicht aber zur Lösung der Gesamtaufgabe. Folgende Methoden des systematisch-

analytischen Vorgehens bei der Lösungsfindung sind zu empfehlen:

a) Methode des Morphologischen Kastens nach F. Zwicky

Ziel:

Mit Hilfe eines Ordnungsschemas sind die erdachten Teillösungen systematisch zu erfassen

und zu Gesamtlösungen zu verknüpfen.

Methodischer Kern:

Aus dem morphologischen Aufbau des untersuchten Objektes werden dessen Parameter als

allgemeine Lösungselemente erfasst. Zu diesen sind mögliche Varianten zu ermitteln, aus

deren Kombination Gesamtlösungsvarianten des Objektes entstehen:

Parameter Varianten

P1 V11 V12 V13

P2 V21 V22 V23

P3 V31 V32 V33

Ablauf:

1. Erfassen und Definieren der zu lösenden Aufgabe

2. Aufstellen der Parameter des untersuchten Objektes

3. Eintragen aller denkbaren Varianten zeilenweise in den Morphologischen Kasten

4. Kombinieren zu Gesamtlösungsvarianten

5. Analysieren, Bewerten und Entscheiden zur Gesamtlösung

Grundregeln / Hinweise für die Durchführung:

Die Parameter sollen voneinander unabhängig sein.

Alle wesentlichen Parameter sind zu erfassen.

Unbedeutende Parameter, die eine Gesamtlösung nicht prägen, sind zu vernachlässigen.

Zum Ermitteln der Parametervarianten können die intuitiv betonten Methoden zur

Anwendung gelangen.

Es sind nur verträgliche Varianten miteinander zu kombinieren.

Platz für Notizen

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Methoden der Produktentwicklung

26

b) Methode der systematischen Variation

Ziel:

Die Eigenschaften einer nicht hinreichenden Ausgangslösung sind dergestalt zu verändern,

dass die geforderte Qualität erreicht wird.

Methodischer Kern:

Austausch von Merkmalen einer Lösung mit dem Ziel, von dieser Ausgangslösung Varianten

abzuleiten, die den gestellten Anforderungen genügen. Die Varianten werden durch

schrittweises, partielles Verändern der Ursprungslösung gewonnen.

Ablauf:

1. Analyse der Ausgangslösung zum Erkennen von Defekten bzw. Mängeln sowie deren

Ursachen.

2. Bestimmen des Variationsbereiches (Struktur, Umgebung), des Variationsgegenstandes

(Bauelemente, Kopplungen, ...) und der Variationsmerkmale (Abmessungen, Form,

Werkstoff, ...).

3. Systematische Variation durch schrittweises Vorgehen im Wechselspiel mit einer

4. Kritik der neuen Lösung.

Grundregeln / Hinweise für die Durchführung:

Bei technischen Produkten lassen sich das Verfahrensprinzip, die Funktionsstruktur und

der geometrisch-stoffliche Aufbau sowie Fertigung und Montage variieren.

Im Interesse der Übersicht beim schrittweisen Vorgehen sind die Lösungsrichtungen zu

erfassen und als Problemlösungsbaum darzustellen.

Platz für Notizen

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Methoden der Produktentwicklung

27

3.4 Entscheidungsfindung zur optimalen Lösung

Für die gestellte Aufgabe ist die optimale Lösung gesucht. Dazu sind aus dem breiten

Lösungsfeld in einem ersten Schritt die geeigneten Lösungsvarianten auszusuchen. Bei diesem

Auswahlverfahren werden die ungeeigneten Varianten ausgeschlossen.

Die als verfolgungswürdig erkannten Lösungsvarianten müssen für eine abschließende Beur-

teilung weiter konkretisiert werden. Dies ermöglicht eine detaillierte Analyse der Lösungs-

eigenschaften und deren Bewertung hinsichtlich der gestellten technischen, wirtschaftlichen und

ökologischen Anforderungen.

Hierzu dienen Bewertungsverfahren, die nach Wahl geeigneter Bewertungskriterien in allen Ent-

wicklungs- und Konstruktionsphasen einsetzbar sind. Durch Vergleich der Werte der Lösungs-

varianten entsteht eine Rangfolge und damit eine Gesamtbewertung der Lösungswege, die

Grundlage für die Auswahl einer oder mehrerer Varianten ist.

Die Entscheidung zur konstruktiven Lösung eines Produktes wird nicht in einem Schritt gefällt.

Erforderlich sind

viele Entscheidungen

in den einzelnen Entwicklungsstadien

mit unterschiedlichen Aspekten,

eine umfassende Analyse und Kritik sowie

das Beurteilen der QUALITÄT der Lösung im Zusammenhang mit den Zielgrößen der

Produktentwicklung.

QUALITÄT ist die Gesamtheit der Merkmale und Merkmalswerte eines Produktes bezüglich

seiner Eignung, festgelegte und vorausgesetzte Erfordernisse, die Anforderungen, besonders

die des Marktes, zu erfüllen.

Beim systematischen Vorbereiten und Fällen der Entscheidung zur konstruktiven Lösung werden

die Arbeitsschritte 6. bis 8. des Problemlösungsprozesses (siehe Abschnitt 3.1) vollzogen.

In Bild 11 ist das dabei dominierende Wechselspiel zwischen dem Bestimmen und Präzisieren

der Anforderungen, der Analyse der Lösungseigenschaften sowie deren Bewertung dargestellt.

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Methoden der Produktentwicklung

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Platz für Notizen

Bil

d 1

1

11 Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

Zyklen beim Entscheiden zur konstruktiven Lösung

Anforderungen bestimmen

Lösungsvarianten ermitteln

Analyse der Eigenschaften

Bewertung der Erfüllung

der Anforderungen

Entscheidungen treffen

kein Ergebnis mehrere Lösungen eine Lösung

• • •

detaillieren , präzisieren

korrigieren, verbessern

Fehler, Mängel

Schwachstellen, Nachteile

Analyseaspekte

Bewertungs - kriterien

Entscheidungs - risiko beurteilen

Kapitel 3: Methoden der Produktentwicklung

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Methoden der Produktentwicklung

29

Prinzipiell ist folgender Ablauf für das Bewerten und Entscheiden charakteristisch:

1. Bestimmen des Bewertungsmaßstabes

Dieser enthält für jede Anforderung die Zuordnung einer Wertempfindungsskale zu einer

Forderungsskale.

Die Forderungsskale wird aus den qualitativen Werten einer geforderten Eigenschaft

gebildet. Die Wertempfindungsskale besteht aus einer Punkte oder Noten darstellenden

Zahlenreihe, die das Verhältnis von Istwert zu Sollwert oder von Eigenschaft zu

Anforderung möglichst objektiv den Wertvorstellungen zuordnet.

2. Wichten der Bewertungskriterien

Die einzelnen Anforderungen und die sich daraus ergebenden Bewertungskriterien haben

eine verschieden große Bedeutung für das Gesamtergebnis und besitzen damit ein

unterschiedliches Gewicht bei der Bewertung.

Dies lässt sich ermitteln durch

1. hierarchisches Ordnen der Kriterien vertikal in Stufen abnehmender Komplexität und

horizontal in unterschiedlichen Zielbereichen,

2. stufenweise Aufteilung der Wichtungen entsprechend der Bedeutung der Kriterien.

3. Bestimmen des Gesamtwertes

Für jede Lösungsvariante sind die Eigenschaftsgrößen zusammenzustellen und nach den

definierten Wertvorstellungen zu beurteilen.

Der Gesamtwert ergibt sich aus der gewichteten Summation der Teilwerte.

4. Vergleich der Lösungsvarianten

Aufstellen einer Rangfolge durch Vergleich der einzelnen Gesamtwerte mit dem vorhandenen

bzw. maximal möglichen Bestwert.

5. Entscheidung zur Entscheidung

Auf der Basis der Einschätzung von Risiken und den zu erwartenden Folgen ist zu prüfen, ob

eine Entscheidung getroffen werden kann.

6. Entscheidung zur konstruktiven Lösung

In Abhängigkeit von der Entscheidungsbasis ergibt sich

die Auswahl der optimalen Variante,

das parallele Bearbeiten mehrerer gleichrangiger Lösungen oder

der Abbruch der Arbeiten, da keine geeignete Lösung ermittelt wurde.

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Produktentstehung

30

4 Produktentstehung - Lebensstadien eines Produktes

Ein technisches Produkt durchläuft einen Lebenszyklus, aus dessen Stadien sich spezifische

Aktivitäten für den Produkthersteller beziehungsweise für den Produktanwender ergeben. Bei

der Produktentwicklung ist von Interesse, welche Aufgabenstellungen in den einzelnen

Lebensstadien zu lösen sind und welche technischen und wirtschaftlichen Aspekte beim

Erarbeiten der konstruktiven Lösung zu beachten sind.

Bild 12 zeigt die wesentlichen Stadien eines Produktlebens hinsichtlich der aufeinander

folgenden Konkretisierungsstufen von Entstehung und Einsatz.

Platz für Notizen

Bil

d 1

2

12 Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

Lebensstadien eines Produktes

Produktplanung

Entwicklung / Konstruktion

Technologie / Arbeitsvorbereitung

Fertigung, Montage

Vertrieb / Absatz

Anwendung / Einsatz

Betrieb, Instandhaltung

Abfall, Recycling

Markt

Käufer, Kunde Unternehmen

Beschaffungs - und

Besorgungsmarkt

Kapitel 4: Produktentstehung - Lebensstadien eines Produktes

Page 31: Arbeitsmaterial zur Vorlesung Produktentwicklung · Einführung 3 1 Einführung 1.1 Inhalt der Lehrveranstaltung Das Ziel der Lehrveranstaltung besteht im Erwerb und Vertiefen von

Produktentstehung

31

Grundlage eines Produktlebens ist die PRODUKTIDEE.

Eine PRODUKTIDEE ergibt sich aus einem Markt- oder Kundenbedürfnis und beinhaltet die

Erkenntnis, dass ein vorhandener Mangel mit einer neuen technischen Lösung vorteilhaft

beseitigt werden kann.

Die wirtschaftliche Umsetzung der Produktideen verlangt vom Entwickler markt- und

kostenorientiertes Denken und Handeln. Er bestimmt mit der entwickelten konstruktiven Lösung

für das neue Produkt maßgeblich Inhalt, Ablauf und Erfolg der einzelnen Lebensstadien.

Die spezifischen Aktivitäten leiten sich aus den einzelnen Phasen des wirtschaftlichen Lebens-

zyklus ab, der in Bild 13 dargestellt ist.

Bil

d 1

3

Platz für Notizen

13

Kosten, Gewinn und Umsatz in den

Lebensphasen eines Produktes

Kapitel 4: Produktentstehung - Lebensstadien eines Produktes

Entstehungszyklus

Produkt- planung

Entwickl ./ Konstrukt.

Fertigung

Marktzyklus

Wachs- tum

Reife Sättigung Abstieg Marktein - führung

Kosten

Gewinn

Umsatz

Verlust

Wieder- anstieg

Zeit

Umsatz Gewinn

t K1 t K2 t K3

t K4

t U1 t K5

t K6

t U2

t U3

t K7

t K8

Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

Page 32: Arbeitsmaterial zur Vorlesung Produktentwicklung · Einführung 3 1 Einführung 1.1 Inhalt der Lehrveranstaltung Das Ziel der Lehrveranstaltung besteht im Erwerb und Vertiefen von

Konstruktiver Entwicklungsprozess

32

5 Konstruktiver Entwicklungsprozess

Das Vorgehen im konstruktiven Entwicklungsprozess wird geprägt durch

die Struktur und Komplexität des zu entwickelnden Produktes,

die beim Bearbeiter vorhandenen Erfahrungen und

die Ziele der Konstruktionstätigkeit.

5.1 Beschreibungsformen eines Produktes

Zur Darstellung und Analyse der Struktur sowie der Komplexität eines Produktes existieren ver-

schiedene Betrachtungsebenen, wie

Gerätesystem bzw. Anlage,

Einzelgerät,

Baugruppe,

Einzelteil.

Der Analyse oder dem Vergleich von Produkteigenschaften dienen unterschiedliche Abstrak-

tionsebenen der Produktbeschreibung.

Die funktionelle Beschreibung eines Produktes wird durch das VERFAHRENSPRINZIP und die

FUNKTIONSSTRUKTUR unterstützt.

Mit dem VERFAHRENSPRINZIP werden die physikalisch-technischen Operationen bzw.

Verfahrensschritte, welche zur Realisierung der Gesamtfunktion notwendig sind, spezifiziert.

Die FUNKTIONSSTRUKTUR stellt die Funktionselemente eines Produktes und deren

Kopplungen üblicherweise in Form eines Blockschaltbildes dar.

Zur geometrisch-stofflichen Beschreibung eines Produktes dienen das TECHNISCHE PRINZIP

bzw. der TECHNISCHE ENTWURF.

Mit dem TECHNISCHEN PRINZIP werden die geometrisch-stofflichen Eigenschaften der

funktionswichtigen Bauelemente und deren Relationen qualitativ festgelegt. Die übliche

Darstellungsform ist eine Prinzipskizze mit Angabe von Hauptabmessungen und Werkstoff-

kennwerten sowie einer Beschreibung der Wirkungsweise.

Beim TECHNISCHEN ENTWURF sind die geometrisch-stofflichen Eigenschaften eines

Produktes in ihrer Gesamtheit quantitativ bestimmt. Darstellungsform ist die technische

Zeichnung.

Die angegebenen Beschreibungsformen sind praktikable Hilfsmittel zur Lösungsdarstellung

beim Entwickeln und Konstruieren. Sie unterstützen das schrittweise Vorausbestimmen der

Funktion, der Struktur und der Gestalt eines herzustellenden technischen Produktes.

Platz für Notizen

Page 33: Arbeitsmaterial zur Vorlesung Produktentwicklung · Einführung 3 1 Einführung 1.1 Inhalt der Lehrveranstaltung Das Ziel der Lehrveranstaltung besteht im Erwerb und Vertiefen von

Konstruktiver Entwicklungsprozess

33

5.2 Generelles Vorgehen bei der Entwicklung und Konstruktion

Konstruktionswissenschaftler haben die zahlreichen Erfahrungen zum zweckmäßigen Vorgehen

zusammengetragen und einen einheitlichen produkt- und branchenunabhängigen Ablaufplan auf-

gestellt (Bild 14).

Bil

d 1

4

Generelles Vorgehen beim Entwickeln

und Konstruieren (nach VDI 2221)

Aufgabenstellung

Klären und Präzisieren der

Aufgabenstellung

Funktionsstrukturen

Suchen nach Lösungsprinzipien

Prinzipielle Lösungen

Gliedern in Module

Modulare Strukturen

Gestalten der Module

Vorentwürfe

Gestalten des gesamten

Produktes

Gesamtentwurf

Ausarbeiten der Ausführungs - und

Nutzungsangaben

Weitere Realisierung

Ermitteln von Funktionen und

deren Strukturen

Präzisierte Aufgabenstellung

Produktdokumentation

Arbeitsergebnisse

Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

14

Kapitel 5: Konstruktiver Entwicklungsprozess

Page 34: Arbeitsmaterial zur Vorlesung Produktentwicklung · Einführung 3 1 Einführung 1.1 Inhalt der Lehrveranstaltung Das Ziel der Lehrveranstaltung besteht im Erwerb und Vertiefen von

Konstruktiver Entwicklungsprozess

34

In der Praxis werden mehrere Arbeitsschritte zu Entwicklungs- bzw. Konstruktionsplänen

zusammengefasst, an denen sich auch Ablaufpläne orientieren können:

Konzeptphase Abschnitt 1 bis 3 Konzipieren

Entwurfsphase Abschnitt 4 bis 6 Entwerfen

Ausarbeitungsphase Abschnitt 7 Ausarbeiten

Bei der Produktentwicklung läuft der Prozess nicht starr in der dargestellten Folge ab. Die

schrittweise Optimierung der Lösung erfolgt, wie Bild 15 zeigt, durch Zurückgehen auf voraus-

gegangene Entwicklungsstadien und Vorgriffe auf noch zu vollziehende Abschnitte.

Je nach Neuheitsgrad und Aufgabenstellung werden die Arbeitsabschnitte in unterschiedlicher

Intensität notwendig sein. Es ergeben sich verschiedene Einsprünge in den Prozess, woraus

typische Konstruktionsarten resultieren.

Platz für Notizen

Page 35: Arbeitsmaterial zur Vorlesung Produktentwicklung · Einführung 3 1 Einführung 1.1 Inhalt der Lehrveranstaltung Das Ziel der Lehrveranstaltung besteht im Erwerb und Vertiefen von

Konstruktiver Entwicklungsprozess

35

Bil

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5

Modell des Konstruktionsprozesses

Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

15

Kapitel 5: Konstruktiver Entwicklungsprozess

Denkebene,

Entwicklungsstadien

Verfahrensprinzip

Funktionsstruktur

Technisches

Prinzip

Technischer

Entwurf

Produkt-

dokumentation

Konkrete,

vollständige

Lösung

Konkrete,

präzisierte

Aufgabe

Vorgriffe

Rücksprünge

Verschied.

Einsprünge

zur

Varianten-

konstruktion

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Konstruktiver Entwicklungsprozess

36

5.3 Konstruktionsarten

Bei der Neukonstruktion liegt eine zunächst ungenaue Aufgabenstellung vor. Das Ziel ist nicht

präzisiert, die Struktur der Lösung unbekannt. Lösungsvorschläge sind nicht vorhanden. Bei der

Produktentwicklung werden alle Arbeitsschritte durchlaufen. Die Konkretisierung der Lösung

erfordert ein zyklisches Vorgehen mit Vorgriffen z.B. auf Entwurf und Fertigung sowie

Rücksprünge z.B. zwecks Korrektur vorausgegangener Entscheidungen. Schwerpunkte beim

Entwickeln neuer elektronischer und feinwerktechnischer Produkte sind die

Aufgabenpräzisierung und das Bestimmen der prinzipiellen Lösung.

Bei der Anpassungs- oder Variantenkonstruktion ist die Struktur oder das Prinzip der Lösung

vorgegeben. Die Aufgabenstellung enthält Forderungen zur Weiterentwicklung einer

vorhandenen Variante.

Erforderlich sind:

die Kritik der Ausgangslösung (warum anpassen?)

das Ermitteln der Möglichkeiten und Grenzen für die Weiterentwicklung der vorgegebenen

Prinziplösung (was anpassen? was variieren?)

Schwerpunkte der Entwicklung sind die Prinzipanalyse, das Ableiten von Varianten und deren

Dimensionierung sowie Optimierung.

Bei der Projektierenden Variantenkonstruktion liegt eine Standardlösung vor. Sie beinhaltet

eine bestimmte, optimale Struktur. Ausgangspunkt sind häufig wiederkehrende Aufgaben, für

die im Auftragsfall die Grundkonstruktion nach einem definierten Algorithmus und in bekannten

Komponenten variiert wird. Erforderlich sind das Dimensionieren der Lösungselemente und das

Projektieren der Gesamtlösung. Die Schwerpunkte bei der Produktentwicklung liegen im

Entwurf von Einzelteilen und Baugruppen. Die Arbeiten werden durch Kataloge und

Projektierungsrichtlinien unterstützt und meist automatisch rechnerunterstützt durchgeführt.

Platz für Notizen

Page 37: Arbeitsmaterial zur Vorlesung Produktentwicklung · Einführung 3 1 Einführung 1.1 Inhalt der Lehrveranstaltung Das Ziel der Lehrveranstaltung besteht im Erwerb und Vertiefen von

Denkfelder des Produktentwicklers

37

6 Denkfelder des Produktentwicklers

Ziel dieses Abschnittes ist es, die bisher behandelten methodischen Grundlagen in die Produkt-

entwicklungspraxis des betrieblichen Unternehmens einzuordnen. Hervorgehoben werden dabei

das Umfeld von Entwicklung und Konstruktion und die Problemstellungen der Partner des Kon-

strukteurs im interdisziplinären Produktentwicklungsteam.

6.1 Entwicklung und Konstruktion im betrieblichen Unternehmen

Die Tätigkeit des Produktentwicklers im Unternehmen ist dem erwerbswirtschaftlichen Prinzip

unterworfen. Dieses beinhaltet das Bestreben, auf lange Sicht einen möglichst hohen Gewinn auf

das investierte Kapital zu erzielen.

Der Konstrukteur trägt maßgeblich zu der dazu erforderlichen Erlössteigerung und Kostensen-

kung bei, indem er

eine marktgerechte Lösung entwickelt mit

geringen Gesamtkosten für den Kunden,

geringen Herstellungskosten für das Unternehmen;

die Lösung bereitstellt

in einer kurzen Entwicklungszeit und

mit geringen Entwicklungskosten.

Der Produktentwickler arbeitet mit den einzelnen fachlichen Bereichen im betrieblichen Unter-

nehmen zusammen. Insbesondere mit

der Produktplanung,

wo ausgehend vom Markt die Aufgabenstellungen für Entwicklungsprojekte erarbeitet

werden,

der Forschung,

in der komplizierte Sachverhalte wissenschaftlich analysiert und die dabei wirkenden Gesetz-

mäßigkeiten erkundet werden, was zu allgemein gültigen Erkenntnissen zu konstruktiven

Lösungen sowie zu deren Entwurf und Optimierung führt und

der Arbeitsvorbereitung,

in der ausgehend von der Produktdokumentation die Fertigung konzipiert und erprobt wird.

Page 38: Arbeitsmaterial zur Vorlesung Produktentwicklung · Einführung 3 1 Einführung 1.1 Inhalt der Lehrveranstaltung Das Ziel der Lehrveranstaltung besteht im Erwerb und Vertiefen von

Denkfelder des Produktentwicklers

38

Im Bild 16 sind die Schnittstellen des Bereiches Entwicklung und Konstruktion im betrieblichen

Unternehmen detailliert dargestellt.

6.2 Marktorientierte Aufgabenbestimmung

Ein für den Erfolg des Produktentwicklers entscheidendes Denkfeld ist der Markt. Er stellt die

Gesamtheit der tatsächlichen und potenziellen Käufer der erzeugten Produkte dar. Dabei ist zu

unterscheiden zwischen KÄUFER- und VERKÄUFERMARKT, welche zwei strategisch

unterschiedliche Situationen darstellen.

VERKÄUFERMARKT:

- Das Angebot ist kleiner als die Nachfrage.

- Die Verkäufer bestimmen die Marktbedingungen.

- Die Käufer müssen Aktivitäten entwickeln.

- Der Engpass sind die beschränkten Produktionsmöglichkeiten.

KÄUFERMARKT:

- Das Angebot ist größer als die Nachfrage.

- Die Käufer bestimmen die Marktbedingungen.

- Das Unternehmen muss auf dem Markt aktiv wirken.

- Der Engpass sind die begrenzten Absatzmöglichkeiten.

Bil

d 1

6

16 Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

zu schaffende

Voraussetzungen

Produkt-

beschreibung

Anforderungen an

Produktentstehung

gegebene

Voraussetzungen

Produktkonzept

Konstruktions-

aufgabe

Wissensvorlauf Ergebnisse der

Forschung und

Vorentwicklung

Aufgaben für

Forschung

neue technische

Lösungen

betriebliche An-

forderungen an

Produktlösung

Ein- und Ausgangsgrößen der Entwicklung und Konstruktion

Entwicklung /

Konstruktion

Kapitel 6: Denkfelder des Produktentwicklers

Page 39: Arbeitsmaterial zur Vorlesung Produktentwicklung · Einführung 3 1 Einführung 1.1 Inhalt der Lehrveranstaltung Das Ziel der Lehrveranstaltung besteht im Erwerb und Vertiefen von

Denkfelder des Produktentwicklers

39

In der Produktplanung, Bild 17 zeigt deren Ein- und Ausgangsgrößen, werden ausgehend von

der Analyse der Markt-, Unternehmens- und Umfeldsituation sowie deren Entwicklung die Auf-

gaben für die Produktentwicklung bestimmt.

Bil

d 1

7

Platz für Notizen

17 Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

zu schaffende

Voraussetzungen

Produkt-

konzept

Konstruktions-

aufgabe

gegebene

Voraussetzungen

Markt- und

Trendanalyse

Normung

Aufgaben für

Forschung

Ziele und Strategien

des Unternehmens

Ein- und Ausgangsgrößen der Produktplanung

Wettbewerbs- analyse

wiss.-techn. Erkenntnisse

Studien, Prognosen

welt- und volks-

wirtschaftliche

Erfordernisse

Produktplanung

Kapitel 6: Denkfelder des Produktentwicklers

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Denkfelder des Produktentwicklers

40

Das systematische Vorgehen wird durch die in Bild 18 dargestellten Arbeitsschritte festgelegt.

Grundlage für ihren Vollzug bilden die in Abschnitt 3 dargelegten allgemeinen

Arbeitsmethoden.

Beim Definieren von Produkten werden ausgewählte Produktideen konkreter beschrieben und

präzisiert. Hierbei sollten Vertrieb, Marketing, Entwicklung und Konstruktion eng zusammen-

arbeiten. Die Vorgehensweise stimmt mit der des methodischen Konzipierens auf einer jedoch

weniger verbindlichen Ebene prinzipiell überein (vgl. Abschnitt 5.2).

Bil

d 1

8

Platz für Notizen

18 Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

Ablauf der Produktplanung

Analysieren der Situation

Aufstellen von Suchstrategien

Finden von Produktideen

Auswählen von Produktideen

Definieren von Produkten

Klären und Präzisieren

Situationsanalyse

Suchfeldvorschlag

Produktideen

Ausgew . Produktideen

Produktvorschlag

Anforderungsliste

Markt Unternehmen Umfeld

Konzipieren

Kapitel 6: Denkfelder des Produktentwicklers

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Denkfelder des Produktentwicklers

41

Der PRODUKTVORSCHLAG ist Ausgangspunkt für die Aufgabenpräzisierung zu Beginn der

eigentlichen Produktentwicklung.

Der PRODUKTVORSCHLAG beschreibt die durch das Produkt zu realisierenden Funktionen

und die Zielstellung der Entwicklung. Dies erfolgt durch

- das Auflisten der neuheits- und nutzenbestimmenden Anforderungen des Marktes,

- die Angabe der Kostenziele oder -rahmen im Zusammenhang mit den Unternehmens-

zielen und

- das Darstellen des Produktkonzeptes, speziell der neuheits- und nutzensichernden

Funktionen und Wirkprinzipe.

6.3 Parallele Produkt- und Prozessentwicklung für die Großserienfertigung

Die im Ergebnis der Entwicklung und Konstruktion erarbeitete Produktdokumentation ist der

Ausgangspunkt für die Vorbereitung der Fertigung. Diese beinhaltet neben Teilefertigung und

Montage auch Qualitätssicherung und Materialwirtschaft.

Der gesamte technologische Prozess vom Wareneingang bis zum Versand ist zu entwickeln.

Ziele sind die Bereitstellung der Betriebsmittel und die Freigabe der Fertigung. Die dabei

prinzipiell zu berücksichtigenden Zusammenhänge zeigt Bild 19.

Platz für Notizen

Page 42: Arbeitsmaterial zur Vorlesung Produktentwicklung · Einführung 3 1 Einführung 1.1 Inhalt der Lehrveranstaltung Das Ziel der Lehrveranstaltung besteht im Erwerb und Vertiefen von

Denkfelder des Produktentwicklers

42

19Institut für Feinwerktechnik Dr.-Ing. L. Schulze

Aufgaben der Fertigungsvorbereitung

Fertigungsaufgabe

Werk-

stoffForm

Ab-

messung

Genauig-

keit

Ober-

fläche

Stück-

zahl

Auswahl des Fertigungsverfahren

Arbeitswerte (wirtschaftl.)

Werkzeug, Vorrichtung, Hilfsstoff

Geometrie, Qualität

Werkstück, Werkstoff

Energie

Auswahl der

Fertigungs-

mittel

technologische Forschung

Erfahrungen des Konstrukteurs

Erfahrung aus dem

Produktionsprozess

Werkstück

Abprodukt

Verlustenergie

Information

Stoff

Energie

Kapitel 6: Denkfelder des Produktentwicklers

Platz für Notizen

Bil

d 1

9

Page 43: Arbeitsmaterial zur Vorlesung Produktentwicklung · Einführung 3 1 Einführung 1.1 Inhalt der Lehrveranstaltung Das Ziel der Lehrveranstaltung besteht im Erwerb und Vertiefen von

Denkfelder des Produktentwicklers

43

Die produktspezifische Fertigungsprozessgestaltung strebt eine Minimierung der

Fertigungskosten und -zeiten sowie eine anforderungsgemäße Einhaltung fertigungsabhängiger

Qualitätsmerkmale an.

Die Stückzahl n bestimmt die Art der Fertigung:

Einzelfertigung (n = 1 bis 10)

Serienfertigung (n = 100 bis 5000)

Großserien- oder Massenfertigung (n > 5000)

Bei der Großserienfertigung bedingt die Forderung nach minimalem Arbeitszeitaufwand die

Entwicklung von speziell zugeschnittenen technologischen Lösungen für die Teilefertigung und

Montage. Mit der Automatisierung der Montage sollen Wirtschaftlichkeit und Produktivität

erhöht werden. Derartige Ausrüstungen erfordern einen beträchtlichen Entwicklungs- und

Kostenaufwand. Die herzustellenden Produkte müssen den spezifischen technologischen

Lösungen weitgehend angepasst werden. Dies erfordert das Berücksichtigen konkreter

montagetechnologischer Anforderungen von Beginn der Produktentwicklung an.

Diese Problematik und die zunehmenden Forderungen nach kürzeren Lieferzeiten führten zu

einer neuen Organisationsstrategie, dem sog. „Simultaneous Engineering“. Sie verwirklicht das

gleichzeitige Entwickeln von Produkt und Produktionseinrichtungen mit Hilfe firmeninterner

Projektteams unter Einbeziehung von Zulieferern und Ausrüstungsherstellern. Kernanliegen ist

es, eine sachlich und zeitlich abgestimmte Zusammenarbeit der Fachbereiche herbeizuführen und

den Prozess der Produktentstehung zu straffen.

6.4 Kostenfestlegung in der Produktentwicklung

Die Minimierung der Produktkosten in der Entwicklung und Konstruktion ist eine wesentliche

Basis für das Erwirtschaften von Gewinn im betrieblichen Unternehmen.

Zielgröße der Optimierung unter Berücksichtigung der geforderten Produktqualität und der

geplanten Termine sind die Produktgesamtkosten. Sie beinhalten neben den Kosten für den

Hersteller auch die für den Nutzer des Produktes anfallenden

Investitionskosten (Beschaffungs- und Inbetriebnahmekosten),

Betriebskosten,

Instandhaltungskosten und

Entsorgungskosten.

Der überwiegende Teil der Kosten wird durch das gewählte Lösungsprinzip und dessen optimale

Gestaltung festgelegt. Die technologischen Lösungen für Fertigung und Montage bieten dagegen

wenig Spielraum zur Kostensenkung.

Bil

d 1

9

Page 44: Arbeitsmaterial zur Vorlesung Produktentwicklung · Einführung 3 1 Einführung 1.1 Inhalt der Lehrveranstaltung Das Ziel der Lehrveranstaltung besteht im Erwerb und Vertiefen von

Denkfelder des Produktentwicklers

44

Im Bild 20 sind die Einflüsse der Entwicklung und Konstruktion auf die Wirtschaftlichkeit des

Unternehmens hervorgehoben.

Bil

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0

Platz für Notizen

20 Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

Aufgabe der Entwicklung und Konstruktion im

Unternehmen

Gewinn = Erlös - Kosten

markt -

gerechte

Problem-

lösung

Geringe

Gesamt-

kosten f.

Kunden

kurze Ent -

wicklungs -

zeit

geringe

Entwick -

lungs -

kosten

geringe

Herstel -

lungs -

kosten

Geringe

Kosten bei

Nutzung

Produkt-

qualität

Vertrieb Lieferzeit

Herstellung

kostengünstiger

Produkte

Rationalisierung

betrieblicher

Abläufe

Aufgabe des

Unternehmens

Aufgabe

von E/K

Kapitel 6: Denkfelder des Produktentwicklers

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Denkfelder des Produktentwicklers

45

Kostenminimierung wird durch Reduzieren des Aufwandes für die Herstellung und für die Ent-

wicklung der Produkte erreicht. Geringere Produktnutzungskosten im Vergleich mit den Wettbe-

werbern sichern einen hohen Erlös bzw. Preis.

Im konstruktiven Entwicklungsprozess sind die erarbeiteten Lösungen ständig bezüglich der

Kosten zu analysieren. Dabei stellen sich Fragen zu:

Kostenhöhe: Vergleich von Ist-Kosten mit Kostenvorgaben

Kostenart: Welche Kosten treten auf?

Kostenstellen: Wo fallen die Kosten an?

Kostenträger: Wofür sind die Kosten notwendig?

Es besteht die Aufgabe der verursachergerechten Kostenzuordnung. Hierzu wird die

Kostenträger-Stückrechnung angewandt. Das zugehörige Verfahren der differenzierten Zu-

schlagskalkulation zeigt Bild 21.

Bil

d 2

1

Platz für Notizen

Bil

d 2

0

21 Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

Kalkulierter Verkaufspreis

Selbstkosten Gewinn

Herstellungs- kosten

Entwicklungs- und Konstruktionskosten

Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten

Materialkosten

Material- einzelkosten

Material- gemeinkosten

Fertigungskosten

Fertigungs- lohnkosten

Fertigungs- gemeinkosten

Kostenrechnung der differenzierten

Zuschlagskalkulation

Kapitel 6: Denkfelder des Produktentwicklers

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Denkfelder des Produktentwicklers

46

Für den Vergleich von Lösungen sind die Selbstkosten der Varianten zu ermitteln. Die einem

Kostenträger direkt zuordenbaren Einzelkosten, wie z.B. Material- und Fertigungslohnkosten für

Einzelteile, sind wesentlicher Ansatzpunkt für die Optimierung einer konstruktiven Lösung,

besonders hinsichtlich der fertigungsgerechten Konstruktion. Nicht direkt zuordenbare Kosten,

z.B. für Materiallagerverwaltung, werden als Gemeinkosten bezeichnet und dem Produkt mit

bestimmten Anteilen zugeschlagen.

Die Genauigkeit der Kostenabschätzung in der Produktentwicklung hängt wesentlich vom

Kenntnisstand über die konstruktiv-technologische Lösung speziell zum Fertigungsprozess ab.

Wiederum ist der Produktentwickler bestrebt, in einem möglichst frühen Stadium des

Entwicklungsprozesses zu schätzen, welche Kosten die einzelnen Entwurfsvarianten verursachen

werden.

Bild 22 verdeutlicht die Problematik der Kostenvorhersage. Zu Beginn der Produktentwicklung

ist die Spannweite der Lösungsvarianten mit unterschiedlichen Herstellungskosten sehr groß. Die

Lage des technisch-wirtschaftlichen Optimums ist noch unbekannt. Dieser Stand der Entwurfsar-

beit lässt nur eine grobe Kostenabschätzung zu. Hierzu bieten sich folgende Verfahren an:

Vergleichen mit Relativkosten Dazu werden Preise bzw. Kosten zu einer Bezugsgröße ins Verhältnis gesetzt. Gebräuchlich

sind Relativkostenkataloge für Werkstoffe, Halbzeuge und Zukaufteile.

Schätzen über Materialkosten

Ist das Verhältnis von Materialkosten zu Herstellungskosten in einem bestimmten

Produktbereich bekannt und annähernd gleich, lassen sich anhand der relativ einfach zu

bestimmenden Materialkosten die Herstellungskosten abschätzen.

Bil

d 2

2

22 Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

Genauigkeit der Kostenvorhersage

Produkt planen

Konzipieren

Entwerfen

Ausarbeiten

Vorkalkulation

Fertigung

Nachkalkulation

Kosten 0

Herstellungskosten

des Produktes

Mittelwerte der Kosten von

Lösungsalternativen

Ungenauigkeit der

Kostenvorhersage

Varianten kostengünstige teuere

Kapitel 6: Denkfelder des Produktentwicklers

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Denkfelder des Produktentwicklers

47

Schätzen über Kosten bestimmende Faktoren Sind einzelne Lösungselemente, wie Anzahl der Einzelteile oder Anzahl der Verbindungen

Kosten bestimmend und deren Einzelkosten kalkulierbar, können zumindest für den Kosten-

vergleich die Herstellungskosten einfach abgeschätzt werden.

Die Kostenrechnung ist eine wesentliche Methode zur Steuerung des Produktentwicklungspro-

zesses. Sie verfolgt im Wesentlichen drei Ziele:

1. Die laufende Kontrolle der Wirtschaftlichkeit des Entwicklungsvorhabens.

2. Die Ermittlung der voraussichtlichen Kosten des Produktes (VORKALKULATION).

3. Die Ermittlung der tatsächlichen Kosten des Produktes (NACHKALKULATION).

Die VORKALKULATION wird vor der Herstellung eines Produktes durchgeführt. Sie dient

vorrangig der Ermittlung der Herstellkosten im Zusammenhang mit der Preisbestimmung.

Ausgangspunkte sind die Produktdokumentation und das Konzept zur Herstellung und

Montage.

Die NACHKALKULATION erfolgt nach Fertigstellung der Produkte, ausgehend vom

laufenden Fertigungsprozess. Sie dient dem Vergleich der Werte aus der Vorkalkulation mit

den tatsächlich entstandenen Kosten und der Gewinn- bzw. Verlustermittlung.

6.5 Management und Teamarbeit in der Produktentwicklung

Allgemein bedeutet Management Führen und Lenken des Arbeitsprozesses und erfordert

das Definieren der Ziele,

das Kontrollieren der Arbeitsergebnisse,

das Treffen von Entscheidungen und

das Informieren der Mitarbeiter.

Management in der Produktentwicklung beinhaltet

die Aufbauorganisation,

das Entwickeln und aktuelle Anpassen der Arbeitsbasis bestehend aus Arbeitskräften und dem

Büro mit Arbeitsplätzen und Arbeitsmitteln;

die Ablauforganisation,

das Steuern der Arbeitsprozesse durch

Planung und Zielsetzung,

Kontrolle mittels Soll-Ist-Vergleich und

Entscheidung zum weiteren Vorgehen.

Produkte werden meist innerhalb von PROJEKTEN und in Teamarbeit entwickelt.

Ein PROJEKT ist ein einmaliges Vorhaben mit besonderer Bedeutung und vorgegebenem

Zeitumfang. Die Aufgabenstellung ist klar definiert und der Kostenrahmen festgeschrieben.

Als Verantwortlicher wird ein Projektleiter eingesetzt.

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Denkfelder des Produktentwicklers

48

Zur Projektorganisation im betrieblichen Unternehmen existieren drei Grundformen:

a) Das reine Projektmanagement

Prinzip: Die Projektmitarbeiter werden für die Laufzeit des Projektes aus ihrer

Fachabteilung herausgelöst und direkt dem Projektleiter in einer neu gebildeten

Organisationseinheit unterstellt.

Vorteile: Die Weisungsbefugnis des Projektleiters ermöglicht eine effektive Entscheidungs-

vorbereitung und -durchführung sowie eine schnelle Reaktion auf Störungen. Die

Teamverantwortung unterstützt die Identifikation mit der Aufgabe.

Nachteile: Bei neuen Projekten ändern sich ständig die Organisationsstrukturen. Der fachliche

Rückhalt der Mitarbeiter ist gering. Die Auslastung der Arbeitsmittel und

Spezialisten erfolgt nicht gleichmäßig.

b) Das Einfluss-Projektmanagement

Prinzip: Der Projektleiter hat keinerlei Weisungsbefugnis, sondern lediglich steuernde

Funktion. Seine Aufgabe besteht im Planen und Verfolgen des Projektablaufes. Er

berät den Vorgesetzten über zu ergreifende Maßnahmen.

Vorteile: Diese Form ist leicht in die bestehende Primärorganisation integrierbar. Die

gesamte Fachabteilung wird in das Projekt einbezogen.

Nachteile: Die Stellung der Projektleitung ist schwach, was zu Schwierigkeiten bei Projektent-

scheidungen führt. Die schwache Teambildung verhindert eine interdisziplinäre

Zusammenarbeit innerhalb des Projektes.

c) Das Matrix-Projektmanagement

Prinzip: Der Projektleiter trägt die volle Verantwortung für das Projekt. Die Entscheidungs-

und Weisungsbefugnisse sind getrennt auf Projekt- und Abteilungsleiter verteilt.

Der Projektleiter bestimmt die Aufgaben und Ziele zu den Terminen, der

Abteilungsleiter die Mitarbeiter sowie Arbeitsmittel und -methoden.

Vorteile: Die Spezialisten arbeiten in ihrer fachlichen Umgebung. Die Teilaufgaben werden

in Kompetenzbereiche delegiert. Das Personal lässt sich flexibel einsetzen.

Nachteile: Die Doppelunterstellung der Spezialisten stellt hohe Anforderungen an die

Kommunikation und birgt die Gefahr von Konflikten zwischen Fachbereichs- und

Projektinteressen in sich.

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Anhang 2

49

Anhang 1 Bilder

Platz für Notizen

Bil

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1

Anhang

A1 Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

Elemente zur Sicherung der Produktqualität

Produktqualität

Produktlösung

Herstellung

Produktentstehung Entwicklung

Vertrieb

Merkmale und

Merkmalswerte

des Produktes

Markt

Anforderungen

an das Produkt

Unternehmen

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Anhang 2

50

Platz für Notizen

Bil

d A

2

Anhang

A2 Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

Funktionsmuster Prototyp Null-

serie Serie

Aufgabenpräzisierung

Konzept

Entwurf

Ausarbeitung

Erprobung

Zeit

Entscheidungen

Ablauf und zeitliche Schwerpunkte der Produktentwicklung

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Anhang 2

51

Bil

d A

3

Platz für Notizen

Bil

d A

3

Theorien & Methoden

Anhang

A3 Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

Anforderungen an den Absolventen der

Studienrichtung Feinwerk- und Mikrotechnik

Entwicklung / Konstruktion Umfeld

Diplomingenieur

zum Konstruieren zum Erkennen und

Lösen konstruktiver

Probleme

zur Beherrschung des

Entwurfes

Fähigkeit Fähigkeit Fähigkeit

Fähigkeit zum Vorausdenken und Führen der Ingenieurarbeiten

Kernwissen Kernwissen Kontaktwissen

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Anhang 2

52

Bil

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4

Platz für Notizen

Bil

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4

Anhang

A4 Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

Umfeld von Entwicklung / Konstruktion im

betrieblichen Unternehmen

Produktplanung Forschung

Entwicklung / Konstruktion

Technologie / Arbeitsvorbereitung

Beschaffung Vertrieb Fertigung

Controlling

Unternehmensführung

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Anhang 2

53

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5

Platz für Notizen

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5

Anhang

A5Institut für Feinwerktechnik Dr.-Ing. L. Schulze

Zielgrößen der Produktentwicklung

Qualität

Kosten

des Produktbenutzers

des Produktherstellers

Entstehungszyklus

Termine

Marktzyklus

Anforderungen

Produktentstehung

Merkmale und

Merkmalswerte

zu den Lebensstadien im

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Anhang 2

54

Platz für Notizen

Bil

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6

Anhang

A6 Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

Kern- und Kontaktwissen

Kernwissen

Kontaktwissen

anzustrebendes Wissensbild

eines Absolventen

unerwünschtes Wissensbild eines

Absolventen

Beispiel: Projektteam in der Produktentwicklung

Kernwissen fehlt

(kein Fachmann)

Kontaktwissen fehlt (kein kooperations-

fähiger Spezialist)

KM - Konstrukteur Magnet

KK - Konstrukteur Kunststoffteile

D - Dynamikspezialist

L - Laborspezialist

T - Fertigungstechnologe

M - Marketingspezialist

W - Werkstoffspezialist

W T

K K

M

K M D L

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Anhang 2

55

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7

Platz für Notizen

Anhang

A7 Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

Phasen der Produktentwicklung

Produkt planen

Konzipieren

Entwerfen

Ausarbeiten

Markt Unternehmen Umfeld

weitere Realisierung

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Anhang 2

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8

Platz für Notizen

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8

Bil

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7

Anhang

A8 Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

Erkenntnistheoretische Relationen

in den Technikwissenschaften

Untersuchung Entwurf

Hypothese Beschreibung Modell

Vorwegnahme Konstruktion Verfahren

Plan Festlegung Technologie Vorschrift

informatorisch intellektuelle

Ebene

existierendes

System

mögliches

System

geplanter

Prozess

materiell- technische Ebene

Informations- verarbeitung

Informations- verarbeitung

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Anhang 2

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Bil

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9

Platz für Notizen

Bil

d A

7

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Anhang 2

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Platz für Notizen

Bil

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10

Anhang

A10 Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

Problemstellung in der Produktplanung -

Suchfeldanalyse

Produktidee

Lösungsansatz

+ - * /

= c 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9

schlecht gut sehr gut ausgezeichnet

derzeitiger Qualitätsmaßstab

(Zeitpunkt t0)

künftiger Qualitätsmaßstab

(Zeitpunkt t0 + t)

? ?

Istlösung Bestlösung des

Wettbewerbs

? ? ?

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Anhang 2

59

Platz für Notizen

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11

Anhang

A11 Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

Produktion Instandhaltungskosten

Betriebskosten Entsorgung

Produktkosten

100%

70% 22% 6% 2%

42% 23% 32% 3%

35%

1%

51,5% 12,5%

Produktgesamtkosten-Anteile

Gabelschlüssel

Produkt

PC mit Laserdrucker

Kraftfahrzeug

Kühl-/ Gefriergerät

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Anhang 2

60

Platz für Notizen

Bil

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12

Anhang

A12 Institut für Feinw erktechnik und Elektronik-Design Prof. Dr. L. Schulze

Ergebnisse von Analysen zur Produktqualität

1. Fehlererkennung

80% aller Fehler werden erst an fertigen Teilen

oder Produkten entdeckt

2. Fehlerursachen

75% der Fehler haben ihre Ursache in

Schwachstellen und Versäumnissen in der

Planungs- und Entwicklungsphase

3. Fehlerkorrektur

Aufwendungen zur Sicherung der Produktqualität

entfallen

- zu 90% auf Prüfung und Beseitigung von Fehlern

- zu 10% auf präventive Maßnahmen

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Anhang 2

61

Platz für Notizen

Anhang

A13 Insti tut für F einwer ktechni k Dr.-Ing. L. Schulze

Wert der Tätigkeit

tatsächliche Zeitverwendung

ABC-Analyse

65%

65%

20%

20%

15%

15%

A-Aufgaben

sehr wichtig

B-Aufgaben

wichtig

C-Aufgaben

Kleinkram

Routine-Aufgaben

Bil

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13

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Anhang 2

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Anhang 2 Ablauf der Lehrveranstaltung

1. Vorlesung

Termin: Montag 2. DS

Umfang: 1 DS

Ort: GÖR / 127 / U

1 Einführung

2 Charakteristika des Entwickelns und Konstruierens von Produkten

3 Methoden der Produktentwicklung

3.1 Problemlösungsprozess

3.2 Präzisieren von Entwicklungs- und Konstruktionsaufgaben

3.3 Methoden zum Finden neuer technischer Lösungen

3.4 Entscheidungsfindung zur optimalen Lösung

4 Produktentstehung – Lebensstadien eines Produktes

5 Konstruktiver Entwicklungsprozess

6 Denkfelder des Produktentwicklers

6.1 Entwicklung und Konstruktion im betrieblichen Unternehmen

6.2 Marktorientierte Aufgabenbestimmung

6.3 Parallele Produkt- und Prozessentwicklung für die Großserienfertigung

6.4 Kostenfestlegung in der Produktentwicklung

6.5 Management und Teamarbeit in der Produktentwicklung

2. Abschlussprüfung

Es erfolgt eine mündliche Prüfung anhand einer Liste von Prüfungsfragen zum Vorlesungsstoff

und unter Einbeziehung der Erkenntnisse aus den Workshops.

Page 63: Arbeitsmaterial zur Vorlesung Produktentwicklung · Einführung 3 1 Einführung 1.1 Inhalt der Lehrveranstaltung Das Ziel der Lehrveranstaltung besteht im Erwerb und Vertiefen von

Anhang 3

63

Anhang 3 Literatur zur Lehrveranstaltung

Ehrlenspiel, K.: Kostengünstig Entwickeln und Konstruieren

6., überarb. Auflage 2007, Springer Verlag Berlin

ISBN: 978-3-540-74222-7

Hansen, F.: Konstruktionswissenschaft, Grundlagen und Methoden

Verlag Technik Berlin 1974 (nur in Bibliothek)

Kramer, F.: Innovative Produktpolitik, Strategie - Planung - Entwicklung - Einführung

Springer Verlag Berlin 1987 (nur in Bibliothek)

Krause, W.: Gerätekonstruktion in Feinwerktechnik und Elektronik

3.,Auflage, Carl Hanser Fachbuchverlag München 2000

ISBN: 3-446-19608-0

Krause, W.: Konstruktionselemente der Feinmechanik

3., aktualis. Auflage, Carl Hanser Fachbuchverlag München 2004

ISBN: 978-3-446-22336-3

Krause, W.: Grundlagen der Konstruktion

9. , überarb. Auflage, Carl Hanser Fachbuchverlag München 2012

ISBN: 978-3-446-42650-4

Krause, W.: Fertigung in der Feinwerk- und Mikrotechnik. Verfahren, Werkstoffe,

Gestaltung.

Fachbuchverlag Leipzig 1996

ISBN: 3-446-18226-8

Müller, J.: Arbeitsmethoden der Technikwissenschaften

Springer Verlag Berlin 1990

ISBN: 3-540-51661-1

Pahl, G.; Beitz, W.: Konstruktionslehre

8., vollst. überarb. Auflage, Springer Verlag Berlin 2013

ISBN: 978-3-642-29568-3

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Anhang 3

64

Zielsetzung und Bezug von VDI-Richtlinien

Technik-Wissenstransfer als Dienstleistung ist die primäre Zielsetzung des Vereins Deutscher

Ingenieure (VDI) als technisch-wissenschaftlicher Mitgliederverein. Die hierzu notwendigen

Arbeiten werden hauptsächlich von den 19 VDl-Fachgliederungen geleistet. Drei dieser

Fachgliederungen werden vom VDI und dem Verband Deutscher Elektrotechniker e.V. (VDE)

gemeinsam getragen; bei zwei dieser Fachgliederungen besteht eine institutionelle Zusam-

menarbeit mit dem DIN.

Seit über 100 Jahren bewähren sich VDI-Richtlinien als konkrete Arbeitshilfen für alle im Beruf

stehenden Ingenieure. An der Entstehung von VDI-Richtlinien wirken ausgewiesene Fachleute

aus allen Bereichen der Forschung und Lehre, Industrie, technischen Überwachung und

öffentlicher Hand ehrenamtlich mit. Das Ergebnis dieses fachlichen Erfahrungsaustausches

gewährleistet Neutralität gegenüber wirtschaftlichen Einzelinteressen, Aktualität und Praxisnähe.

Die Urheberrechte für VDI-Richtlinien liegen ausschließlich beim Verein Deutscher Ingenieure.

Die Alleinauslieferung der VDI- und VDI/VDE-Richtlinien liegt beim

Beuth Verlag

Burggrafenstraße 6

10772 Berlin

Tel. Einzelbestellungen: (0 30) 26 01- 22 60

Telefax: (0 30) 26 01- 12 60

E-Mail: [email protected]

Internet: www.beuth.de

Alle VDI- und VDI/VDE-Richtlinien können einzeln bezogen werden oder sind als Handbücher

innerhalb der nach Fachgebieten zusammengestellten Gesamtsammlung erhältlich. VDI- oder

VDI/VDE-HANDBÜCHER enthalten jeweils VDI- und VDI/VDE-Richtlinien eines bestimmten

Fachgebietes. Diese sind auch in der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Dresden

einsehbar.

Page 65: Arbeitsmaterial zur Vorlesung Produktentwicklung · Einführung 3 1 Einführung 1.1 Inhalt der Lehrveranstaltung Das Ziel der Lehrveranstaltung besteht im Erwerb und Vertiefen von

Anhang 3

65

Lehrveranstaltung "Produktentwicklung" - VDI-Richtlinien

VDI 2206: 2004-06 Entwicklungsmethodik für mechatronische Systeme

VDI 2218: 2003-03 Informationsverarbeitung in der Produktentwicklung –

Feature-Technology

VDI 2220: 1980-05 Produktplanung; Ablauf, Begriffe und Organisation

VDI 2221: 1993-05 Methodik zum Entwickeln und Konstruieren technischer

Systeme und Produkte

VDI 2222 Bl.1: 1997-06 Konstruktionsmethodik – Methodisches Entwickeln von

Lösungsprinzipien

VDI 2222 Bl.2: 1982-02 Konstruktionsmethodik - Erstellung und Anwendung von Kon-

struktionskatalogen

VDI 2223: 2004-01 Methodisches Entwerfen technischer Produkte

VDI 2225 Bl.1: 1997-11 Konstruktionsmethodik - Technisch-wirtschaftliches

Konstruieren - Vereinfachte Kostenermittlung

VDI 2225 Bl.2: 1998-07 Konstruktionsmethodik - Technisch-wirtschaftliches

Konstruieren - Tabellenwerk

VDI 2225 Bl.3: 1998-11 Konstruktionsmethodik - Technisch-wirtschaftliches

Konstruieren - Technisch-wirtschaftliche Bewertung

VDI 2225 Bl.4: 1997-11 Konstruktionsmethodik - Technisch-wirtschaftliches

Konstruieren - Bemessungslehre

VDI 2234: 1990-01 Wirtschaftliche Grundlagen für den Konstrukteur

VDI 2235: 1987-10 Wirtschaftliche Entscheidungen beim Konstruieren; Methoden

und Hilfen

VDI 2242 Bl.1:1986-04 Konstruieren ergonomiegerechter Erzeugnisse; Grundlagen

und Vorgehen

VDI 2242 Bl.2:1986-04 Konstruieren ergonomiegerechter Erzeugnisse; Arbeitshilfen

und Literaturzugang

VDI 2243: 2002-07 Recyclingorientierte Produktentwicklung

VDI 2244: 1988-05 Konstruieren sicherheitsgerechter Erzeugnisse

VDI/VDE 2422: 1994-02 Entwicklungsmethodik für Geräte mit Steuerung durch

Mikroelektronik

VDI/VDE 2424 Bl.1: 1986-05 Industrial Design; Grundlagen, Begriffe, Wirkungsweisen

VDI/VDE 2424 Bl.2: 1986-05 Industrial Design; Grundlagen, Begriffe, Wirkungsweisen;

Darstellung an Beispielen

VDI/VDE 2424 Bl.3: 1988-06 Industrial Design; Grundlagen, Begriffe, Wirkungsweisen; Der

Industrial-Design-Prozeß

VDI/VDE 3694: 2008-01 Lastenheft/Pflichtenheft für den Einsatz von

Automatisierungssystemen