Athanasius von Alexandrien (De sententia Dionysii. Einleitung, Übersetzung und Kommentar) || III....

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III.l. Prolog (1,1-3,3): Argiimentationsn te der „Arianer" Athanasius kommt sofort auf das Problem zu spechen, mit dem er sich ausein- andersetzen wird, und will die Fronten kl ren, indem er mit emotionaler und polemischer Sprache versucht, den Leser auf seine Seite zu ziehen. Die „Arianer" berufen sich nicht auf Dionys von Alexandrien, sondern schm hen ihn, wenn sie ihn anfuhren. Athanasius stellt es so dar, da die „Arianer" nur aus Argumentationsn ten sozusagen „alle Register ziehen" und Dionys anfuhren. In drei Unterabschnitte l t sich der Prolog aufteilen: 1.) Die „Arianer" verleumden Dionys von Alexandrien, indem sie sich auf ihn berufen, 2.) weil sie keine Argumente f r ihre H resie mehr haben, 3.) und verhalten sich deswegen wie die Juden (οί τότε Ιουδαίοι και οί νέοι 3,3 [48,5f.]), die sich gegen Jesus auf Abraham beriefen. Brought to you by | St. Petersburg State University Authenticated | 134.99.128.41 Download Date | 12/27/13 5:31 AM

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III.l. Prolog (1,1-3,3): Argiimentationsn te der „Arianer"

Athanasius kommt sofort auf das Problem zu spechen, mit dem er sich ausein-andersetzen wird, und will die Fronten kl ren, indem er mit emotionaler undpolemischer Sprache versucht, den Leser auf seine Seite zu ziehen. Die„Arianer" berufen sich nicht auf Dionys von Alexandrien, sondern schm henihn, wenn sie ihn anfuhren. Athanasius stellt es so dar, da die „Arianer" nuraus Argumentationsn ten sozusagen „alle Register ziehen" und Dionysanfuhren.

In drei Unterabschnitte l t sich der Prolog aufteilen: 1.) Die „Arianer"verleumden Dionys von Alexandrien, indem sie sich auf ihn berufen, 2.) weilsie keine Argumente f r ihre H resie mehr haben, 3.) und verhalten sichdeswegen wie die Juden (οί τότε Ιουδαίοι και οί νέοι 3,3 [48,5f.]), die sichgegen Jesus auf Abraham beriefen.

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III. 1.1 (1) Neue Verleumdung des Dionys von Alexandrien

1.1 Spät hast du (mich) über die Diskussion, die bei euch mit denChristusfeinden aufgekommen ist, aufgeklärt; denn bevor deineGeneigtheit (mir) geschrieben hatte1, habe ich durch sorgfältigesNachforschen davon erfahren und ich höre es mit Freuden. DeineUmsicht jedenfalls (in dieser Sache) habe ich begrüßt, weil durichtig von unseren seligen Vätern denkst, aber den Unsinn derAriomaniten habe ich auch jetzt wiedererkannt.1.2 Denn weil ihre Häresie nichts, weder einen vernünftigenGedanken noch einen Spruch aus der göttlichen Schrift als Beweisvorlegen kann, so beschaffen sie sich zwar immer schamloseAusreden und gewinnende Trugschlüsse, jetzt aber haben sie essogar gewagt, die Väter zu verleumden. Und dies ist sicher nichtungewöhnlich, paßt aber zu ihrer schlechten Gesinnung; denn ist esverwunderlich, daß sie, nachdem sie schon versucht haben, gegenden Heim und gegen seinen Christus2 zu agieren, sogar Dionys,den Bischof von Alexandrien, seligen Angedenkens, beschimpfen,daß er einer Meinung und eines Sinnes3 mit ihnen sei4?.,3 Denn wann immer diese ihn zur Konsolidierung ihrer eigenenHäresie zu rühmen scheinen, dann verleumden sie diesen, auchwenn sie ihn einen „Seligen" nennen, nicht wenig, sondern gewaltigwie irgendwelche Räuber und derartige Ehrlose, die stets, wenn siewegen ihrer eigenen Geschäfte geschmäht werden, besonneneLeute mit zu sich rechnen, indem sie Lügen gegen derenBesonnenheit erdichten.

Dion. 1,1-3 bilden eine Einheit. Eventuell fing ursprünglich mit (46,7, s.u.S. 69f.) ein neuer Absatz an. Da aber der Anfang mit der persönlichen Anrede

So bei MÜLLER, Lexicon, s.v.2 Vgl. PS 2,2.

- (Parechese).Rhetorische Frage. Gemeint ist natürlich nicht, daß die „Arianer" Dionys beschimpfen,sondern daß für Athanasius die Berufung der „Arianer" auf Dionys eine Beleidigung desDionys ist.

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78 bersetzung mit Kommentar

fehlt, wird dieser Satz (These mit Begr ndung γαρ 46,6) zum Abschnitthinzugenommen. In Zeile 6 folgt eine These (mit οΰν), aufgeteilt mit μέν-δέ,die begr ndet (γαρ 46,9) und erg nzt (και 46,11) wird. Wieder folgen zweiBegr ndungen (γαρ 46,12.14), erweitert mit einer rhetorischen Frage(46,13f). Mit μέν-δέ (46,7f.) in der These wechselt Athanasius vomAdressaten der Schrift zu den „Arianern", vom Freund zum Feind, von derpers nlichen Anrede zum Thema des Briefes.

Leider ist die pers nliche Anrede im Verlauf der berlieferung weggefallen,so da nur noch ein allgemeines ύμΐν (46,5) oder σήν (46,6.7) briggebliebenist. Aus den wohlwollenden Worten wird aber deutlich, da Athanasius aneinen Freund oder Gleichgesinnten schreibt. Athanasius begr t es (ήδέωςάκούων 46,6), da sein Adressat sich mit den „Arianern" auseinandersetzt(διαλέξεως ... προς τους χριστομάχους 46,5f), und bescheinigt ihmGottesfurcht (εύλάβειαν 46,7). Denn - und damit ist Athanasius beim Themaseines Briefes - er habe eine richtige Meinung von den V tern5.

Athanasius folgt damit der griechischen Tradition, da der Brief haupt-s chlich zur Pflege der Freundschaft genutzt wird6. Im fortgefallenen Brief-anfang standen sicher weitere entsprechende u erungen und ein Pr skript7.Athanasius bt zwar auch leichte Kritik, da ihn der „Freund" erst so sp tinformiert habe (46,5), stellt aber sogleich wieder den Konsens heraus undlobt die Gottesfurcht des Adressaten8. Sonst sind nur sp rliche Hinweise auf

Dion, ist also ein Brief, den Athanasius zu einem bestimmten Zeitpunkt, zu einem be-stimmten Zweck und an einen bestimmten Adressaten verschickt hat. Zu diesen Fragensiehe Einleitung. Leider hei t es nur knapp, da Athanasius nachgeforscht habe (φιλο-πευστών 46,6), ohne da man erf hrt, wann, wie oder wo er das getan hat. Daher istdiese Aussage nur wenig hilfreich f r eine Datierung oder Lokalisierung.THRAEDE, Brieftopik, 125-129: Brief als φιλοφρόνησις in schriftlicher Form (127);KLAUCK, Briefliteratur, 152-156. Auch KOSKENNIEMJ, Studien zur Idee und Phraseo-logie des griechischen Briefes, 35-37; STOWERS, Letter Writing, 27-31, 45-47, 58-70(Beispiele). Ein wesentlicher Teil der christlichen Literatur der ersten Jahrhundertewaren Briefe (STOWERS, 15: „more than nine thousand letters"). „Letters which censureHeretics and polemicize against their ideas are very prominent as are apologetic lettersthat attempt to defend beliefs and practices." (STOWERS, 43) Eine Textauswahl ausantiken Brieftheorien hat MALHERBE, Ancient Epistolary Theorists, zusammengestellt.Zum antiken Brief vgl. auch Literatur Kap. II.3.1 Anm. 8.Zum Pr skript (ό δείνα τφ δείνι χαίρειν) vgl. KOSKENNIEMI, Studien, 155-167.Es war blich, in Briefen ein Verlangen nach brieflicher Verbindung auszudr cken undauf die vielen schon geschriebenen Briefe oder die nicht empfangenen hinzuweisen oderdar ber zu Klagen, „dass es nicht m glich war, den Brief abzuschicken." (KOSKEN-NIEMI, Studien, 65). Letzteres verwendet der unbekannte Autor der Dionys-Texte inDion. 18,3 (59,13-15). Entsprechend ist die Klage des Athanasius zu verstehen, da ervon seinem Freund so sp t informiert worden sei. Dennoch bleibt ihm Athanasius eine

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(Dion. 1) Neue Verleumdung des Dionys 79

den Adressaten in Dion, vorhanden. Eine direkte Anrede steht in 14,2 (56,13)γνώση; 23,2 (63,4) ορά; 25,1 (64,29) ορά; 25,4 (65,14) παρασχεΐν σοι μενάφορμήν. Auch eine Schlu klausel fehlt, ist aber wahrscheinlich nur durch die

berlieferung weggefallen entsprechend zum Pr skript. Da Athanasius aneinen Freund schreibt, belegt auch die Eingangsformel aus dem fr heren Briefdecr.: καλώς έποίησας δηλώσας μοι την γενομένην παρά σου ζήτησιν... Es handelt sich um eine der Situation angeglichene, wohlbekannte typischeWendung des Freundschaftsbriefes9. Dion, beginnt mit der gleichen Satz-konstruktion (s.u.), nur u ert Athanasius jetzt leichte Kritik an dem s umigenBriefschreiber.

Es steht au er Zweifel, da es sich bei Dion, um einen Brief handelt, dennAthanasius reagiert auf den Bericht eines Freundes und schreibt ihm seineAnsichten dazu nieder. Dennoch liegt mehr eine in Briefform gegossene (apo-logetische) Abhandlung zum Thema „Dionys und Arianismus" vor. Die antikeBrieftheorie beschreibt es zwar als Stilfehler, wenn der Brief eigentlich eineAnhandlung sei:

Der Umfang des Briefs soll das richtige Ma einhalten, genauso wie die Gestal-tung des Ausdrucks. Die zu langen und hinsichtlich des Stils berdies nochschw lstigen Briefe d rften tats chlich gar nicht als Briefe entstanden sein, son-dern als Abhandlungen, denen das „zum Gru " (το χα'ιρειν) nur als Zutat voran-gestellt wurde ... Es w re geradezu l cherlich, komplizierte Perioden zu gestalten,als w rde man nicht einen Brief, sondern eine Gerichtsrede verfassen. ... Wennn mlich jemand in einem Brief logische Feinheiten (σοφίσματα) und natur-philosophische Spekulationen (φυσιολογίας) niederlegt, schreib er zwar, aber erschreibt bestimmt keinen Brief. Der Brief will doch ein Zeichen freundschaftlicherGesinnung (φιλοφρόνησις) in geraffter Form (σύντομος) sein. Er legt einenschlichten Gegenstand in schlichten Worten dar."10

Dennoch erfreute sich gerade dieser „literarische Brief einer gro en Be-liebtheit11, und auch Athanasius nutzte offensichtlich die Gelegenheit, einenBrief auszuweiten, wie es z.B. in decr. oder Dion, sichtbar wird.

Antwort nicht schuldig und dr ckt auch seine Freude ber den Empfang des Briefes aus(ήδέως άκούων περί των τοιούτων; 46,6), vgl. KOSKENNIEMI, Studien, 75-77.

9 Vgl. KOSKENNIEMI, Studien, 68, 120.Aus Ps.-Demetrios, De elocutione §223-235, zitiert nach bersetzung in KLAUCK,Briefliteratur, 150f; vgl. auch KOSKENNIEMI, Studien, 43.KOSKENNIEMI, Studien 50. Leider kann hier nur auf ein Desiderat hingewiesen werden;eine genaue Gattungsanalyse der Schriften des Athanasius und anderer kirchlicher Au-toren des 4. Jh.s steht leider noch aus, so da hier nur eine ungef hre erste Beschreibungvorgenommen werden kann.

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80 Obersetzung mit Kommentar

Im Kontrast zur freundlichen Begr ung des Adressaten geht Athanasiusnur polemisch auf die „Arianer" ein: Sie sind Christusfeinde (46,5f) ohneVernunft (46,8), die nur schamlose Ausreden und Kniffe anwenden (46,10),um gegen den Herrn und Christus zu eifern (46,12f). Entsprechend dazu kannes nur eine Verleumdung sein, wenn sie sich auf Dionys von Alexandrienberufen. Es ist das Ziel des Athanasius, seinem Leser zu verdeutlichen, da die„Arianer" nur verleumden. Viermal gebraucht er in diesem Abschnittentsprechende Worte: διαβάλλω (zweimal), λοιδορέω, καταψεύδομαι.Auch an anderen Stellen kommt Athanasius immer wieder darauf zur ck12.Der gesamte Prolog l uft wieder auf diesen Vorwurf hinaus: καταψεύδονταιτων ευσεβών (3, l [47,17f.]).

In 1,2 fa t Athanasius den Inhalt des Prologs zusammen: Nichts hat dieH resie der „Arianer" zum Beweis, weder gute Gr nde (s. 2,4) noch einenSpruch aus den heiligen Schriften (s. 2,1-3). Jetzt wagen sie es sogar, dieV ter zu verleumden (s. 1,3 und 3,3), was ihrer schlechten Gesinnungentspricht (vgl. 3,1-3).

Paralleles BriejmusterVergleicht man den Anfang der Schriften decr. und Dion., so fallen vielehnliche Formulierungen auf (s. folgende Tabelle)13. Gleichartig beginnt

Athanasius auch seine Ep. Max. (PG 26,1085A) und Ep. ad Adelphium(26,1072A). Athanasius hat offensichtlich mit der Zeit eine Art Briefrnusterentwickelt, das er der Situation entsprechend abwandeln kann.

καλώς έποίησας δηλώσας μοι τηνγενομένην παρά σου ζήτησινπρος τους τα Αρείου πρεσ-βεύονταςdeer. 1.1 (1.4f.)

βραδέως έδήλωσας περί της νυνδιαλέξεως της γενομένης παρ'ύμΐν προς τους χριστομάχουςDion. 1,1 (46,5f.)14

12

13

14

Vgl. συκοφαντεϊν 3,4 (48,8); διαβάλλειν 4,1 (48,14); 21,1 (61,31ί); διαβολή 4,1(48,15); κατηγορεΐν 4,4 (49,2); 14,1 (56,10); 14,4 (56,24); συκοφαντία 4,6 (49,12);14,1 (56,7ί); 25,4 (65,15); αίτιοΰν 7,1 (50,13); 18,1 (59,1); υποψία 16,3 (58,11);καταψεύδομαι 24,1 (64,4); 27,3 (66,25.27). Weiter zur Polemik siehe Exkurs unten S.86-88.Dies ist auch ein Hinweis auf den engen Zusammenhang zwischen decr. und Dion.,siehe Einleitung (Datierung).Dies sind Varianten des allgmein blichen Anfangs eines Freundschaftsbriefes, s. Anm.6 u. 7.

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(Dion. 1) Neue Verleumdung des Dionys 81

την μεν οΰν σήν φιλόχριστοννήψιν άπεδεξάμην καλώςδιελέγξασαν την της αίρέσεωςάσέβειαν, την δ' εκείνωνάναισχυντίαν τεθαύμακαdeer. 1,1 (1,6-8)

την μεν οΰν σήν εΰλάβειανάπεδεξάμην καλώς φρονούσανπερί των μακαρίων πατέρωνημών, των δ' Άρειομανιτών τηνάλογίαν και νυν έπέγνων.Dion. 1.1 (46,7f.)

διατί οί εν τη Νίκαιασυνελθόνετς έγραψαν άγραφουςλέξεις το εκ της ουσίας και τοόμοούσιον;deer. 1,1 (l.lOf.)

τί θαυμαστόν ει και τονμακαρτίτην Διονύσιον τονέπίσκοπον Αλεξανδρείας ωςόμόδοξον εαυτών και όμόφροναλοιδοροΰσιν;Dion. l,2(46,13f.)15

εκείνοι δε ουδέν ξένον τηςεαυτών κακονοίας πράττουσιπλαττόμενοι προφάσεις.deer. l,2(1.12fj

και ουκ άλλότριόν γε αλλά καιοίκεΐον τούτο της κακονοίαςεστίν αυτώνDion. 1,2 (46,11 f.)

ως οί χαμαιλέοντες εν τοιςχρώμασιdeer. 1,2(1,14)

ώσπερ λησταί τίνεςDion. 1,3 (46,16)

και ελεγχόμενοι μεν έρυθριώσιν,άνακρινόμενοι δε άποροΰσι καιλοιπόν άναιδευόμενοιπροφασίζονται.deer. l,2(1.14f.)

ουδέν γαρ οϋτ' εΰλογον ούτεπρος άπόδειξιν ... αεί μενπροφάσεις αναίσχυντουςέπορίζονταDion. l,2(46,9f.)

μίμησις δε κατά προεΐπον τηνιουδαϊκής κακοηθείαςdeer. 1,3(1,19)16

και γαρ και τούτο των περίΚαιάφαν έζήλωσανDion. 3,2 (47,22f.)

εί θαρροΰσιν οΐς έφεΰρον αυτοίκακοΐς έπισπείραντός αύτοΐς τουδιαβόλου την κακοφροσύνην,άπολογείσθωσαν ...deer. 2,4 (2,22f.)

εΐ μεν οΰν θαρροΰσιν οΐςφρονοΰσιν και λέγουσι,προφερέτωσαν . . .Dion. 2,1 (46,19)

zusammenfassendes Referat gegne-rischer Aussagen in Dion. 4,2(48,20-23)

zusammenfassendes Referat gegne-rischer Aussagen in decr. 6,1 (5,23-30)

15

16

In decr. und Dion, nennt Athanasius hier in Frageform nach hnlichen einleitendenS tzen bald das Thema des Briefes.Vgl. auch decr. 2,1 (2,12f.)

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82 bersetzung mit Kommentar

ausfuhrliche Zitate der Traditions-zeugen in der zweiten H lfte vondecr.

ausf hrliche Zitate des Traditions-zeugen Dionys von Alexandrien inder zweiten H lfte von Dion.

ουνAthanasius beginnt oft einen neuen Sinnabschnitt mit S tzen, in denen er diePartikel οΰν einfugt: 1,1 (46,7); 2,1 (46,19); 3,1 (47,17 γοΰν); 3,4 (48,7); 4,4(49,1); 4,6 (49,10); 6,2 (50,3); 9,2 (52,5 γοΰν; 52,5), 10,4 (53,15); 12,1(54,18 αρ' οΰν); 12,3 (55,2); 26,1 (65,18 ούκοΰν)17. Dion, ist hier keineAusnahme, auch in decr. arbeitet Athanasius oft mit οΰν: 1,1 (1,6); 1,2 (1,11);2,1 (2,11); 2,3 (2,18 γοΰν); 2,5 (2,28 ούκοΰν); 4,4 (4,6 γοΰν); 5,1 (4,11φοΰν); 10,5 (9,23); 13,1 (11,15 ούκοΰν); 14,1 (12,4); 15,1 (12,32); 18,1(15,11); 21,1 (17,29 ούκοΰν);22,1 (18,21); 22,4 (18,35 ούκοΰν); 25,1(20,30); 29,1 (25,22); 31,1 (27,9 ούκοΰν);βοεη8θ in Ar. I-III: z.B. Ar. I 5(20C); 8 (25C); 10 (32C); 13 (37C); 16 (44D); 17 (45D); 20 (53 Α γοΰν); II 2(149B); 3 (152B); 7 (160B); 10 (165C); 13 (173A); 17 (181C); 22 (192B); 25(200B) u. . Vergleichbar damit ist nur noch die Partikel τοίνυν. So kanndieses οΰν bei der Gliederung von Texten des Athanasius helfen, auch wennnat rlich nicht jedes οΰν auf einen neuen Sinnabschnitt verweist. Au erdemwird dadurch ein Strukturmerkmal der Argumentationsweise des Athanasiusdeutlich: Athanasius arbeitet oft mit langen Gedanken-Ketten, in denen einGedanke auf dem anderen aufbaut, auch unternimmt er immer wieder einenneuen Versuch, dasselbe Thema mit anderen Argumenten zu durchleuchten,so da er sich oft zu wiederholen scheint. Diese Redundanz entsteht geradedadurch, da er sich immer wieder auf Vorheriges bezieht und einen neuenGedanken aus dem alten erwachsen l t.

την σήν εύλάβειαν άπεδέξαμην (46,7)ευλάβεια kann allgemein Vor-/ Umsicht oder heilige Scheu, Verehrungbedeuten, ist aber auch eine Form der h flichen Anrede an einen kirchlichenW rdentr ger (Reverenz) oder an den Kaiser18. An dieser Stelle steht eher dieerste Bedeutung im Vordergrund wegen der Verbindung mit αποδέχομαι.Au erdem ist ευλάβεια komplement r zu άλογίαν zu verstehen (Parechese;bersetzt mit „Umsicht" - „Unsinn"). Nat rlich klingt auch die h fliche

Anrede mit. Gute Beispiele f r die zweite Bedeutung sind ep. encycl. 1,4(169,19 Opitz); apol. sec. 19,1 (101,8 Opitz).

17

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MOLLER, Lexikon, braucht vier Spalten, um allein die Belege zu οΰν aufzulisten (1043-1046), hinzu kommen je eine Spalte mit οΰκοΰν (1042Γ.) und γοΰν (254). Es istoffensichtlich, wie beliebt dieses F llwort bei Athanasius ist.Siehe M LLER, Lexikon, 573.

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(Dion. 1) Neue Verleumdung des Dionys 83

τον μακαρίτην/μακαριον Διονύσιον (46,13)Dionys bekommt hier den Beinamen μακάριος (1,3 [46,15]); 4,2 [48,20])bzw. μακαρίτης (1,2 [46,13]; 7,1 [50,13]). Athanasius verwendet μακάριοςDion, auch f r die Apostel19. Offenbar haben seine Gegner in ihrer Berufungauf Dionys ihn μακάριος genannt (1,3 [46,15]), was Athanasius hier aufgreift.Μακάριος ist eine h ufige Ehr-/Autorit tsbezeichnung eines Heiligen (= derSelige). Athanasius kann au er den Aposteln auch David und Daniel, dieKirchenv ter bzw. Lehrer der Kirche und auch den Kaiser μακάριοςnennen20. Meistens ist μακάριος bei Athanasius ein Titel f r bestimmte Per-sonen, weniger f r Christen allgemein21. Μακαρίτης dagegen werden in derRegel nur schon Verstorbene genannt (= seligen Angedenkens)22.

ή άλογία των Άρειομανιτών (46,8)Athanasius pflegt oft nicht nur von „Arianern", sondern von einer„Ariomanie" zu sprechen. Er will damit betonen, da die H retiker trotz allerWiderlegungen starrsinnig bzw. widerborstig an ihren Ideen festhalten undihre H resie permanent unter allen Leuten verbreiten23. (Umgekehrt bleibtAthanasius stets dabei, da alle, die von seiner Meinung abweichen, „Arianer"seien und unterstellt ihnen Arius' Ideen.) Nach Athanasius sind die „Arianer"mit einer vern nftigen Argumentation nicht mehr erreichbar24 und er gestehtihnen nur „Unsinn" (άλογία) zu. Mit diesem Begriff k nnen zwei Akzenteverbunden sein: Einerseits die fehlende Vernunft, andererseits auch das

19 Μακάριος 7,1 (50,15); 8,2 (51,13).Siehe die bersichtliche Auflistung bei M LLER, Lexikon, 859f.Athanasius formuliert manchmal in Anlehnung an die Seligpreisungen der Bergpredigtμακάριος εστίν ό / ος, vgl. M LLER, Lexikon, 859. Die Mehrzahl der Belege beziehensich aber auf bestimmte Personen. Μακάριος ist auch ein Titel f r M rtyrer geworden(so schon von Dionys selbst gebraucht in einem Brief, Euseb, h.e. VII 11,24); Dionyshat aber keinen M rtyrertod erlitten. F r christliche Autoren ist μακάριος einGottesattribut, das auf Gott selbst und auch auf das, was zu Gott geh rt, bezogen werdenkann, deswegen auch auf gottesf rchtige Personen oder gottgef lliges Leben (sieheLAMPE, 821-823).

22 Vgl. LAMPE, 824; M LLER, Lexikon, 860.Deswegen schreibt Athanasius hier auch, da er den Unsinn der Ariomanitenwiedererkannt habe (έπέγνω). Dieser Vorwurf auch z.B. in syn. 2; Ar. I 22; 37; Euseb,v.C. II 61; Socr, h.e. II 2; Ammianus, hist. XXI 16,8 (II 168,30-170,3 Seyfarth). AndersWILES (Attitudes to Anus, 34f): dieser Ausdruck trage keinen besonderen polemischenTon, sondern sei mit „Arianer" gleichbedeutend.

24 Vgl. Dion. 24,4 (64,2 If): Wer den Flu von der Quelle trennen kann, soll mit Arius„rasen" (μαινέσθω), denn ein solcher scheint gar keinen Verstand mehr zu haben. Oftschreibt Athanasius auch von dem „Wahnsinn" der „Arianer" (μανία).

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84 bersetzung mit Kommentar

Leugnen des Logos25. So schreibt Athanasius in decr. 2,2 (2,17f): τον γαρτου θεού λόγον αρνούμενοι εΐκότως και λόγου παντός είσιν έρημοι. Ander Stelle in Dion, steht aber die fehlende Vernunft im Vordergrund, daAthanasius im folgenden die Argumentationsnot der „Arianer" behandelt: Siehaben keinen einzigen guten Grund f r ihre H resie, sondern nur Ausredenund Tricks (1,2 [46,9f.]).

ώσπερ λησταί τίνες (46,16)Der Vergleich der „Arianer" mit „R ubern" ist keine Anspielung auf dieR uber unter dem Kreuz Jesu (Mk 15,27 par Mt 27,38), sondern allgemeindisqualifizierend gemeint wie in Joh 10,1. hnlich der Vergleich in ep. encycl.4,1 (173,3); h. Ar. 72,6 (223,15); Ar. I 14 (41C). Dieser Vorwurf geh rt zuder polemischen Unterstellung, da die „Arianer" nur Unruhe stiften wollenund gegen Christus und die Kirche k mpfen. Schon Alexander von Alexan-drien verglich Anus und seine Anh nger mit R ubern, die in H hlen hausenund nicht in der Kirche26. An dieser Stelle kombiniert Athanasius den λησταί-Vorwurf mit der Kritik, da die „Arianer" sich unrechtm ig auf Dionys vonAlexandrien berufen. τους σώφρονας συναριθμοΰσιν έαυτοΐςκαταψευδόμενοι της εκείνων σωφροσύνης (1,3 [46,17f.])27. Die „Arianer"sind R uber, weil sie unrechtm ig von etwas Besitz ergreifen.

25 Beipiel hierf r ist/lr. I 14 (41C): Die „Arianer" behaupten, da Gott einmal ohne Logoswar και άλογίαν περί τον θεόν είσάγοντες. H ufiger als das Substantiv kommt dasAdjektiv άλογος vor (άλογος in Bezug auf Gott in decr. 15,4 [12,13]; Ar. I 19 [52D];24 [61B]; II 32 |216B]; III 63 [456C]). In Ar. III 63 (456B) wird deutlich, da f rAthanasius die „Arianer" nicht nur Gott als άλογος verstehen, sondern offensichtlichselbst des Logos ermangeln wegen ihrer verkehrten Ansichten ber den Logos: πώς ουκάλογον αν εϊη περί του λόγου του θεού τοιαύτα ένθυμεΐσθαι . . . . Hier ist άλογοςeinerseits parallel zu άτοπος und άσύστατος im Satz vorher, andererseits besteht einZusammenhang mit dem Logos im zitierten und mit ό θεός ... άλογος im bern chstenSatz.

26 Urk. 14,3 (20,3-5); der Vergleich von H retikern mit R ubern war ein Topos der Pole-mik, vgl. BROX, H resie, 283.

27 Dieser Vorwurf mit συναριθμέω bei Athanasius nur in dieser Schrift. Er kann sonst den„Arianern" auch vorwerfen, da sie den Logos/Sohn Gottes f lschlich zu denGesch pfen z hlen (auch mit συναριθμέω).

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III. 1.2 (2) „Arianer" ohne Argumente fur ihre H resie

2.1 Wenn sie sich nun darauf verlassen, was sie denken undsagen1, sollen sie blo die H resie vorbringen und aus ihrerweisen, ob sie irgendein gottgef lliges Argument, sei es aus denSchriften, sei es ein menschliches, zur Verteidigung zu habenglauben; wenn sie aber nichts derartiges haben, sollen sieschweigen.2.2 Denn sie werden nirgendwo (etwas) finden, au er einen nochgr eren Beweis gegen sie, und zwar aus den Schriften, worinJohannes sagt: „Am Anfang war das Wort"2 - von dem diesesagen: „Er war nicht, bevor er nicht gezeugt wurde", worin aberDavid im Angesicht des Vaters singt: „Mein Herz u erte ein gutesWort"3 - von dem diese sagen, er existiere nur der Vorstellungnach und wurde aus dem Nichtseienden, ferner, worin wiederumJohannes verk ndet: „Alles wurde durch ihn, und ohne ihn wurdeauch nicht nur eins"4, worin auch Paulus schreibt: „Einer ist der HerrJesus Christus, durch den alles ist"5, und anderswo: „In ihm wurdealles geschaffen"6.2.3 Welchen bermut haben diese und mehr noch, in welcheSchande werden sie sich bringen, wenn sie sich den heiligenSpr chen widersetzen, wenn sie sagen, ein Werk sei der Sch pfervon allem und ein Gesch pf sei dieser, durch den die Gesch pfewurden und bestehen?2.4 Aber es verbleibt ihnen auch nicht ein menschliches,gottgef lliges Argument zur Verteidigung. Denn wer von denMenschen, sei es ein Grieche oder Heide, wird versuchen, den, dener als Gott bekennt, „Gesch pf zu nennen oder da er nicht war,bevor er nicht wurde? Oder wer von den Menschen wird, nachdemer den, von dem er glaubt, er allein sei Gott, sagen h rt: „Dies ist

Homoioteleuton θαρροΰσιν-φρονοΰσι-λέγουσι.2 Job 1,1.3 PS 44,2.4 Job 1,3.5 IKor 8,6.6 Kol 1,16.

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86 bersetzung mit Kommentar

mein geliebter Sohn"7, und: „Mein Herz u erte ein gutes Wort"8,wagen zu sagen, da das Wort aus dem Herzen Gottes aus Nichtswurde oder da der Sohn Gesch pf ist und nicht das eigeneErzeugnis des Redenden? Nochmals aber - wer, der diesen, vondem er glaubt, er sei Herr und Erl ser, sagen h rt: „Ich bin imVater, und der Vater ist in mir"9, und: „Ich und der Vater sindeins"10, wird zu trennen versuchen, was jener vereinte und ungeteiltbewahrt hat?

Wieder beginnt ein geschlossener Abschnitt mit οΰν, kombiniert mit μέν-δέ.Im ersten Satz stehen drei Imperative Futur (προφερέτωσαν 46,19, δεικνύ-τωσαν 46,20, σιωπάτωσαν 46,21), gerichtet an die Gegner. Athanasiusgebraucht diese Imperative mit Vorliebe f r eine ironische Schlu folgerung11

(s.u.). Nun folgt die Begr ndung der These (γαρ 46,22), erg nzt mit zweiReihungen (μεν 46,22 mit genitivus absolutes, ουδέ 47,8 mit rhetorischenFragen). Auch die erste Reihung wird mit einer rhetorischen Frage abge-schlossen, deren erster Teil Ironie ist (ποίαν παρρησίαν εξουσιν οΰτοι47,512).

Athanasius „beweist" hier die These aus 1,2, da die „Arianer" keine Gr ndef r ihre Ansichten anfuhren k nnen, sei es aus den Schriften oder aus dermenschlichen Vernunft heraus. Es k nne daher nur eine Ausflucht sein, wennsie sich jetzt auf Dionys berufen. Athanasius gen gt es hier, antithetisch denAnsichten der „Arianer" die Schriftstellen gegen berzustellen, ohne weiter zuargumentieren.

θαρρέω (46,19)Athanasius fordert immer wieder von seinen Gegnern, da sie mutig und offenihre Ansichten darlegen, bekennen oder verteidigen sollen. Umgekehrtunterstellt er ihnen, da sie ihre wahren Ansichten verbergen, nur Ausfl chteoder L gen vorbringen. So schrieb er schon in decr. 2,4 (2,22f): ειθαρροΰσιν οΐς έφεΰρον αυτοί κακοΐς ... άπολογείσθωσαν. In der erstenRede gegen die „Arianer" Kap. 33 (80A) hei t es: έδει οΰν, εϊπερ

7 Vgl. Mt3,17; 17,5.8 PS 44,2.9 Joh 14,11.10 Joh 10,30.11 So deutlich gezeigt von METZLER/SIMON, Ariana, 54.

Vgl. mit 3,1 (47,17): καί παρρησίαν ουκ έχοντες.

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///. 1.2 (Dion. 2) „Ahaner" ohne Argumente 87

θαρροΰσιν οΐς λέγουσι, τούτοις και έπιμένειν, και μη ποικίλωςμεταποιεΐν εαυτούς.13 Wenn die „Arianer" n mlich die reine nackte H resiedarlegen w rden, w ren sie schnell berfuhrt14. Manchmal stellt Athanasiusdiesem Vertrauen auf den rechten Glauben ein Vertrauen auf weltliche Machtgegen ber, so h. Ar. 33,1 (201,14f): ου θαρρούντων οΐς πεπιστεύκασι τοβιάζεσθαι και άναγκάζειν τους μη βουλομένους.15 Dadurch bekommtθαρρέω bei Athanasius oft eine theologische Bedeutung: Wer im rechtenGlauben steht, vertraut allein darauf und ist ohne Furcht. Kai δεξάμενοι τοπνεύμα του Υίοΰ θαρρτισωμεν τον φύσει Κύριον εαυτών, τούτον τηχάριτι πατέρα καλεΐν. (Ar. II 51 [253C])

παρρησία (47,5)hnlich wie θαρρέω gebraucht Athanasius auch παρρησία bzw.

παρρησιάζομαι16. Allein in Dion, verwendet Athanasius zweimal dasSubstantiv und einmal das Verb17: Zun chst fragt er ironisch nach dem(Wage-)Mut der „Arianer", spricht ihnen dann jede Zuversicht in ihre An-sichten ab, um schlie lich ber Dionys von Alexandrien zu schreiben: παρρη-σιάζεται εν τη πίστει και τη εις Χριστόν ευσέβεια (52,5f). Damit stehtAthanasius in biblischer Tradition, die den urspr nglich profanen Begriffreligi s gepr gt hat18.

Vgl. auch ep. Aeg. Lib. 18,2 (58,4f): ούκοΰν εϊ τεθαρσαήκασι και γινώσκουσινέκκλησιαστικήν είναι ταύτην (πίστιν, die Verf.), λεγέτωσαν φανερώς το φρόνημα.Vgl. auch ep. Aeg. Lib. 6,2 (45,5); 15,3 (55,9); αρ. sec. 25,4; 29,2 (106,13; 108,32 Briefvon Julius von Rom); h. Ar. 9,1 (188,8); decr. 24,2 (20,9); syn. 32,3 (260,22); 39,6(266,2); 52,2 (276,4); Ar. l 10 (32B).

14 Vgl. auch ep. Aeg. Lib. 10,1 (50,5-9); 18,2 (58,4-6). Dies ist insgesamt auch die Absichtseiner Schrift syn., n mlich zu zeigen, da die vielen Bekenntnisse nurAusweichman ver seien.Ep. encycl. 5,3 (174,7; Gregor und Anh nger vertrauen τη του ήγεμόνος προστασία);ep. Aeg. Lib. 19,2 (59,6; Arius vertraut τη βία και ταίς άπειλαΐς Εϋσεβίου).Vgl. die Stellen bei M LLER, Lexikon, 1112Γ, bes. παρρησία 2. (metaphorisch); z.B.Πώς οΰν ουκ αξία και κατά τούτο πάλιν μίσους ή αΐρεσις, δπουγε και παρ'αυτών των Ιδίων ως μη έχουσα παρρησίαν κρύπτεται... Ar. Ι 10 (32C) und Επειδήγαρ ούκέτι παρρησίαν έχουσιν εν τω λέγειν εξ ουκ όντων και ουκ ην, πρινγεννηθη έπενόησαν έαυτοΐς την του άγενήτου λέξιν ... Ar. Ι 32 (77C) oder apol. sec.25,4 (106,15 Julius von Rom).

17 Dion. 2,3 (47,5); 3,1 (47,17); 9,2 (52,5f; Verb).18 Vgl. z.B. Hiob 22,26 LXX; Uoh 3,21; Hebr 4,16; 10,19.35; Apg 9,27; 14,3. S. dazu

ENGELS, Fiducia, 864f.

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8 8 bersetzung mit Kommentar

σιωπάτωσαν (46,21)Immer wieder verwendet Athanasius diese Imperativ-Form, besonders um zuverdeutlichen, wie die „Arianer" sich seiner Ansicht nach h tten verhaltensollen. In diesem Fall sollen sie sich entweder verteidigen oder schweigen19.Stets ist ein ironischer Unterton dabei, denn f r Athanasius k nnen sie sichnat rlich nicht berzeugend verteidigen. L ngere Folgen mit diesem Imperativ(manchmal auch mit Futur-Formen zusammen) findet man z.B. in ep. Aeg.Lib. 18,2f (λεγέτωσαν, γραψάτωσαν, δειξάτωσαν, κατηγορείτωσαν,μεμφέσθωσαν) und deer. 2,4-6 (άπολογείσθωσαν, αίτιάσθωσαν, δεικνύ-τωσαν, μη αίτιάσθωσαν, έξεταζέτωσαν, άπονίψωνται)20.

Exkurs: Zum athanasianischen „Arianismus"

Athanasius stellt hier (Dion. 2,2-4) eine Antithesenreihe zusammen. Die erstendrei Antithesen sind aus der „Innenperspektive" eines Christen formuliert, diezweiten drei aus der Perspektive eines Nichtchristen, sei es ein Grieche oder„Barbar"21. Dabei entspricht die erste Antithese der vierten (beide haben ουκην πριν γεννηθή), die zweite der f nften (beide haben PS 44,2 und κατ'έπίνοιαν), wobei jeweils die vierte und f nfte Antithese um den Begriffκτίσμα erg nzt sind. In den letzten drei Antithesen setzt Athanasius auf diemenschliche Logik, d.h. er stellt sich gegenseitig ausschlie ende Begriffegegen ber: entweder Gott bzw. Sohn oder Gesch pf22; entweder aus Gottoder aus Nichts, entweder geeint oder getrennt.

Es gibt zwei weitere Stellen bei Athanasius (vgl. Tabelle), wo ervergleichbare Antithesenreihen aufstellt: Ar. I 9; I 10; ep. Aeg. Lib. 13,au erdem gibt es schon bei Alexander von Alexandrien eine Parallele (Urk.4b,12-1523). Es ist also eine typische Art und Weise, knapp das zusammen-

19 Da die „Arianer" „schweigen" sollen, findet man sonst bei Athanasius nicht mehr.Nach den Evangelien befiehlt Jesus Wind und Wellen zu schweigen (Mk. 4,39 par.).Beispiele aus den Arianerreden bei METZLER/SIMON, Ariana, 54f. Siehe auch Dion.4,4.6(49,2.11).Diese Perspektive ist nat rlich nur eine hypothetische; Dion, ist keine Apologie desChristentums vor Nicht-Christen. Athanasius erreicht aber damit, da die Theologie desArius in einem schlechteren Licht erscheint als die heidnische.Ein Pr dikat Gottes ist die Ewigkeit, dem Gesch pf kommt eine zeitliche Entstehungzu; so ist ουκ ην πριν γένηται quasi eine Definition f r ein Gesch pf bei Athanasius.In Λ r. I 18 schreibt er aber ber die Heiden, da sie Geschaffenes f r g ttlich halten! Solautet schon der Vorwurf von Paulus in Rom 1,25.

2 STEAD hat mit vielen sprachlichen und theologischen Argumenten versucht darzulegen,da Urk. 4b nicht von Alexander stamme, sondern das Erstlingswerk des Athanasius sei(Athanasius' Earliest Written Work). ABRAMOWSKI (Dritte Arianerrede, 408 Anm. 36)

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III. 1.2 (Dion. 2) „Arianer " ohne Argumente 89

zufassen, was man unter Arianismus versteht, andererseits ebenso knapp aria-nische Thesen gleich zu widerlegen. Athanasius verfa t aber auch Zusam-menfassungen des Arianismus ohne sofortige Widerlegung: Ar. I 5f. (21A-24B); I 9 (29B); ep. Aeg. Lib. 12 (51,2-53,38); deer. 6,1 (5,23-30); syn. 15,1(242,1-4); 15,3 (242,9-243,23); 36,4f. (263,12-28); 40,3 (266,14f); ep. Afr.9 (1045A); au erdem bei Alexander, Urk. 4b,7-10 (7,19-8,10); 14,10-14(21,7-22,3)24.

Der „kleinste gemeinsame Nenner" dieser Stellen zeigt, was Athanasiusunter Arianismus versteht25:

a) Immer und meistens sogar an erster Stelle nennt Athanasius Aussagen,die die Ewigkeit des Sohnes bestreiten: ουκ αεί ό θεός πατήρ / ουκ αεί ηνό υιός / ουκ ην πριν γεννηθη / ην ποτέ οτε ουκ ην. So beginnen allegenannten Antithesenreihen und fast alle brigen Zusammenfassungen26. Diesist auch die erste Aussage, die Athanasius in seinen Arianerreden widerlegenwill27. Hinzu kommen stets

b) εξ ουκ όντων und c) ποίημα und/oder κτίσμα.

will daraus sogar folgern, da Ath. mit diesem Brief den ersten von Alexander ersetzenwollte, „da die Theologie des Briefes zur Abwehr der Drei-Hypostasen-Trinit t dereusebianischen Mittelpartei nicht besonders brauchbar war (Vater und Sohn alsπράγματα, υποστάσεις, φύσεις)" und nach 328 datieren. Die Unterschiede zwischenden beiden Briefen des Alexander (Urk. 4b und 14) lassen sich meines Erachtens auchanders erkl ren: Urk. 4b ist im Unterschied zu Urk. 14 ein Rundbrief, der deswegenallgemeiner, summarisch und knapper die Probleme zusammenfassen. In Urk. 14dagegen wird Alexander subjektiver, pers nlicher und stellt die seiner Ansicht nachwichtigsten Streitpunkt ins Zentrum. berraschend ist es, da fur Stead gerade dieausschweifende, redundante Urk. 14 von Alexander geschrieben sein soll - gerade dieseAttributen passen gut zu Athanasius! Au erdem war Athanasius sicher der treueGefolgsmann des Alexander, so da sich die Unterschiede zwischen beiden sicherverwischen. Hier wird davon ausgegangen, da Urk. 4b von Alexander stammt; einendg ltiges Urteil ber diese Frage bleibt schwierig.Sowohl Alexander als auch Athanasius lie en diese Zusammenfassungen nicht gerneunwiderlegt stehen, so da oft auf diese Zusammenfassung die Antithesenreihe folgt:Urk. 4b; Ar. l 9f; ep. Aeg. Lib. 12f. Eine (sehr schematische) Synopse der l ngerenZusammenfassungen bei LORENZ, Arius judaizans, 38-47 und ders., Christusseele, 11-17. Zur Frage, wie die Thalia des Arius/der Arianer aussah, vgl. STEAD, Thalia; WEST,Metre; die Aufs tze von WILLIAMS, The Quest of the Historical Thalia; HALL, Thalia;KANNENGIEBER, The Blasphemies of Arius; und METZLER, Ariana et Athanasiana.Weiterf hrende Literatur zum Thema „Arianismus": BARNES - WILLIAMS (ed.s),Arianism (bes. 3-63); und WILES, Archetypal Heresy.Bis auf syn. und ep. Afr., dort an zweiter oder dritter Stelle.Ar. I l l : Έιρήκατε καί φρονείτε, υποβάλλοντος ύμΐν εκείνου, ότι ην ποτέ, οτε ουκην ό υίός· τοΰτο γαρ πρώτον υμών της έπινοίας άποδΰσαι το ένδυμα δεΐ. (33Β).

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90 bersetzung mit Kommentar

Alexander von Alexandrien,Urk. 45,12-15(8,18-9.19)

Athanasius von AlexandrienAr. I 9 (29C-32A)

τίς άκούων Ιωάννου λέγοντος, εν αρχήην ό λόγος (Job 1,1), ου καταγινώσκειτούτων λεγόντων, ην ποτέ οτε ουκ ην.

ή τίς άκούων εν τφ εΰαγγελίωμονογενής υιός (Job 3,16), και δι' αϋτοΰέγένετο πάντα (Job 1,3.18), ου μισήσειτούτους φθεγγομένους, δτι εις εστίν τωνποιημάτων.

πώς δε εξ ουκ όντων αν εΐη του πατρόςλέγοντος έξηρεύξατο ή καρδία μου λόγοναγαθόν (Ps 44,2) καΐ εκ γαστρός προεωσφόρου έγέννησά σε (Ps 109,3);

ή πώς ανόμοιος τη ούσίς* του πατρόςό ων εϊκών τελεία και απαύγασμα τουπατρός και λέγων ό έωρακώς έμέ έώρακετον πατέρα (Job 14,9);

πώς δε τρεπτός και άλλοιωτός ό λέγωνδι' εαυτού μεν εγώ εν τφ πατρϊ και όπατήρ εν έμοϊ (Job 14,10) και εγώ και όπατήρ εν εσμέ ν (Job 10,30), δια δε τουπροφήτου ΐδετέ με δτι εγώ ειμί και ουκήλλοίωμαι (Mal 3,6);

τίς δε άρα ειπείν αυτούς έπεισεν, ότι §_Lημάς γέγονε καίτοι του Παύλου γράφον-τος δι' δν τα πάντα, και δι' ου τα πάντα(Hebr2,10);

περί γαρ του βλασφημείν αυτούς, δτιουκ οΐδεν τελείως 6 υίός τον πατέρα, ουδει θαυμάζειν. άπαξ γαρ προθέμενοιχριστομαχεΐν παρακρούονται και τάςφωνάς αϋτοΰ λέγοντος καθώς γινώσκειμε ό πατήρ κάγώ γινώσκω τον πατέρα(Job 10,15)

το ην ή το ουκ ην.

το αεί ή το πριν γενέσθαι.

το άίδιον ή το αφ' ου και εξ δτε.

άληθινόν ή θέσει καί μετοχή και κατ'έπίνοιαν.

των γενητών ένα λέγειν αυτόν ήτφ πατρί συνάπτειν αυτόν,

άνόμοιον αυτόν είναι κατ' ούσκδμοιον καί ίδιον του πατρός είναι,

κτίσμα είναι ή δι' αύτοΰ τα κτίσματαγεγενησθαι,

αυτόν είναι τον του πατρός λόγου ήέτερον παρά τοΰτον. καί δι' εκείνουτούτον γεγενησθαι και δι' άλλης σοφίας.καί τοΰτον ονόματι μόνον σοφίαν καίλόγον κεκλήσθαι. κάκείνης της σοφίαςτοΰτον μέτοχον καί δεύτερον γεγενησθαι.

Athanasius von AlexandrienAr. l 10 (32C-33A)

τίς γαρ εστίν ανθρώπων ή "Ελλην ήβάρβαρος, δστις δν ομολογεί θεόν,τοΰτον τολμφ λέγειν έ" να είναι τωνκτισμάτων καί ουκ ην πρίν ποιηθη;

ή τίς εστίν, όστις φ πεπίστευκε θεφ,άπιστεί λέγοντι οΰτός εστίν ό υίός μου όαγαπητός (Mt 17,5), φάσκων ότι ουκεστίν υίός, άλλα ποίημα:

αλλ' ουδέ εκ των γραφών Ιχουσι τάςπροφάσεις.

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III. 1.2 (Dion. 2) „Arianer" ohne Argumente 91

Athanasius von Alexandrienep. Aeg. Lib. 13,3-7

Athanasius von AlexandrienDion. 2,2-4

ό μεν γαρ Ιωάννης φησίν εν αρχή ηνό λόγος· οΰτοι δε φάσκουσιν ουκ ην πρινγεννηθη.

και αυτός δε πάλιν έγραψε· και έσμένεν τφ άληθινφ, εν τω υίφ αύτοΰ ΙησούΧριστφ. οΰτός εστίν ό αληθινός θεός καιή ζωή ή αιώνιος. (Uoh 5,20) οΰτοι δεώσπερ αντιμαχόμενοι φασκουσι μη είναιτον Χριστόν άληθινόν θεόν. αλλά κατάμετοχήν και αυτόν ως τα πάντα λέγεσθαιθεόν.

και ό μεν απόστολος αιτιάται τους"Ελληνας, δτι κτίσμα σέβουσι, λέγωνέλάτρευσαν τη κτίσει παρά τον κτίσανταθεόν (Rom 1,25) οΰτοι δε κτίσμα λέγον-τες είναι τον κύριον και ως κτίσματι λα-τρεύοντες αύτφ τί διαφέρουσιν 'Ελλήνων;

και ό μεν κύριος φησιν εγώ και ό πατήρεν έσμεν και ό έμέ έωρακώς έώρακε τονπατέρα (Job 10,30; 14,9) καί ό παρ' αύτοΰδε κηρύττειν αποσταλείς απόστολοςγράφει· ος ων απαύγασμα της δόξης καίχαρακτήρ της υποστάσεως αύτοΰ (Hebr1,3) οΰτοι δε τολμώσι διαιρεΐν καίάλλότριον αυτόν της του πατρός ουσίαςκαί άιδιότητος λέγειν καίείσάγειν οί άθεοι ου βλέποντες, ότιταΰτα λέγοντες, ούκέτι ποιοΰσιν αυτόνεν μετά του πατρός, αλλά μετά τωνκτισμάτων.

είτα του πατρός λέγοντος· οΰτός εστίν όυιός μου ό αγαπητός καί των γραφώνλεγουσών τούτον είναι τον του πατρόςλόγον, εν ω καί οί ουρανοί έστερεώθησανκαί απλώς πάντα δι' αύτοΰ έγένετο (Mt17,5; PS 32,6; Job 1,3), οΰτοι κενώνέφευρεταί δογμάτων καί πλαστώνγενόμενοι έτερον έπεισάγουσι λόγον καίάλλην σοφίαν του πατρός είναι, τοΰτονδε κατ' έπίνοιαν δια τα λογικά λένεσθαιλόγον καί σοφίαν ούχ όρώντες εκ τούτουτο άτοπον.

από μεν των γραφών,

του μεν Ιωάννου λέγοντος· εν αρχή ηνό λόγος (Job 1,1), δ ν οΰτοι λέγουσιν ουκην πρίν γεννηθη.

του δε Δαυίδ ψάλλοντος εκ προσώπουτου πατρός· έξηρεύξατο ή καρδία μουλόγον αγαθόν (Ps 44,2), v οΰτοι λέγουσικατ' έπίνοιαν είναι καί εξ ουκ δντωνγεγενήσθαι.

είτα του μεν Ιωάννου πάλιν εϋαγγε-λνζομένου, ότι πάντα δι' αύτοΰ έγένετοκαί χωρίς αύτοΰ έγένετο ουδέ εν, του δεΠαύλου γράφοντος· είς κύριος Ίη-σουςΧριστός, δι' ου τα πάντα, καί εν έτέροις·δτι εν αύτφ έκτίσθη τα πάντα (Job 1,3;IKor 8,6; Kol 1,16). ποίαν παρρησίανεξουσιν οΰτοι καί ου μάλλον αϊσχύνηνόφλήσουσιν έναντι-ούμενοι τοις τωναγίων £ήμασιν, όταν λέγωσι ποίημαείναι τον των πάντων δημιουγόν καίκτίσμα τοΰτον, εν ω τα κτίσματα γέγονεκαί συνέστηκεν;

ουδέ ανθρώπινος δε τις αύτοΐς λογισμόςευσεβής είς άπολογίαν περιλείπεται.

τίς γαρ ανθρώπων ή "Ελλην ήβάρβαρος, δν ομολογεί θεόν, τοΰτονεπιχειρήσει κτίσμα λέγειν ή ότι ουκ ηνπρίν γένηται:

τίς ανθρώπων άκουσας παρά τούτου,δν έπίστευσε μόνον είναι θεόν, λέγον-τος· οΰτός εστίν ό υίός μου ό αγαπητός,καί έξηρεύξατο ή καρδία μου λόγοναγαθόν (Mt 17,5; PS 44,2), τολμήσει κανείπεΐν δτι ό εκ καρδίας του θεού λόγοςεξ ουκ δντων γέγονεν ή ό υίός κτίσμαεστί καί ουκ ίδιον του λέγοντος γέννημα;

πάλιν δε τίς άκούων τούτου, ονέπίστευσε κύριον είναι καί σωτήρα, λέγ-οντος· εγώ εν τφ πατρί καί ό πατήρ ενέμοί, καί εγώ καί ό πατήρ εν έσμεν (Job14,11; 10,30), επιχειρήσει διαιρεΐν αεκείνος ήνωσε καί αμέριστα τετήρηκε;

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92 bersetzung mit Kommentar

Damit sind schon alle drei Elemente des Standard-Katalogs „Arianismus"genannt. Eventuell kann man noch die Attribute τρεπτός und/oder άλλοι-ωτός hinzunehmen28; sie fehlen aber in den Zusammenfassungen von decr.und Dion., in den zwei Antithesen in Ar. I 10 und in syn. 15. Alle brigenAussagen variieren. Athanasius kann sie auch bei kurzen Zusammenfassungenbergehen29. Dazu geh ren, da der Sohn nicht αληθινός, φύσει, ίδιος θεός

sei, sondern nur ονόματι bzw. καταχρηστικώς30, weiter da der Sohn demVater ξένος και ανόμοιος κατ' οΰσίαν sei31, au erdem die Vorstellung voneinem doppelten Logos oder einer doppelten Weisheit32, schlie lich dieAnsicht, da der Sohn erst deswegen und seitdem da sei, als Gott denMenschen schaffen wollte33 und da der Sohn nicht seinen Vater, noch nichteinmal sich selbst kenne34.

28 Zum Thema „Wandelbarkeit" des Sohnes bei Arius kritisch WILLIAMS, Anus, 1041: „Itis possible to treat the (mutability of the Son) as a deduction by Athanasius on the basisof the Son's creatureliness".Es f llt auf, da alle Elemente schon von Alexander von Alexandrien genannt werden.Besonders die Zusammenfassung in Ar. l 5f. gibt beinahe genau Urk. 4b,7-10 (7,19-8,10) wieder, nur in anderer Reihenfolge. Schon STEAD (Thalia) hatte gezeigt, da inden Zitaten in Ar. I 5f. viel mehr „Athanasianisches" zu finden sei als in syn. 15,obwohl Athanasius beidemale angibt, die Thalia zu zitieren. Und HALL (Thalia) hatzusammengestellt, welche Aussagen in Ar. l 5f. sich schon bei Alexander finden, welcheaber mit syn. 15 bereinstimmen. Auch die Antithesenreihe von Alexander in Urk.4b,12-15 war Vorbild f r entsprechende Reihen bei Athanasius. Das Referat in ep. Aeg.Lib. 12 (51, If.) f hrt Athanasius explizit auf Alexander von Alexandrien zur ck; wegendieser Thesen habe Alexander den Arius aus der Kirche versto en. Obwohl in diesenZusammenfassungen viele Worte konstant bleiben, ist Athanasius doch flexibel; nur der„kleinste gemeinsame Nenner", quasi ein „Markenzeichen" im negativen Sinn, kehrtimmer wieder.

30 Urk. 4b,7 (7,22f); Ar. l 6 (21C-24A); I 9 (29B); I 9 (29C); ep. Aeg. Lib. 12, 8.9 (52,27-30.30-32); decr. 6,1 (5,27-29). Dazu s.u. Kap. IH.2.3.8.

31 Urk. 4b,7.8.13 (7,21f; 8,3f; 9,3); Ar. I 6 (24,AB); I 9 (29C-32A); ep. Aeg. Lib. 12,6(52,19-21); decr. 6,1 (5,26f); syn. 15,3 (242,16f. 27).

32 Urk. 4b,7 (8,lf); Ar. I 5 (21B); I 9 (32A); ep. Aeg. Lib. 12,5 (52,14-19); 13,7 (54,30-32); decr. 6,1 (5,29); syn. 15,3 (243,5-7). Dazu s. Kap. III.2.3.9 Anm. 43.

33 Urk. 4b,9.14 (8,6f; 9,12f); Ar. l 5 (21 A); I 9 (29C); ep. Aeg. Lib. 12,2.7f. (51,6f;52,22-30); syn. 15,3(243,12).

34 Urk. 4b,8.15 (8,4-6; 9,13-19); Ar. l 6 (24A); I 9 (29B); ep. Aeg. Lib. 12,10f. (52,32-38);syn. 15,3 (243,14-23). Vgl. zu den Hintergr nden WILLIAMS, Arius, 199-214 („Intellectand Beyond"). Die Frage, welche dieser Aussagen auf Arius, welche auf Asterius oderandere zur ckzuf hren sind, kann hier nicht behandelt werden. Genauer zwischen Ariusund Asterius zu differenzieren versucht VINZENT (Asterius von Kappadokien. Dietheologischen Fragmente).

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///. /. 2 (Dion. 2) „Arianer " ohne Argumente 93

Zu a) Im Zentrum der Kritik steht also f r Athanasius, da der Sohn Gotteseinen Anfang habe und erst zu einem bestimmten Zeitpunkt wurde35. Dieszeigt z.T. noch, woran sich einst der Streit zwischen Alexander und Anus36

entz ndet hat37. An Euseb von Nikomedien schrieb Arius (im Jahr 318?), waser an Alexander von Alexandrien kritisierte: άεΐ θεός άει υιός, άμα πατήράμα υίός, συνυπάρχει ό υιός άγεννήτως τω θεώ, άειγεννής, άγγεννη-τογενής, ούτ' έπινοίο: ούτ' άτόμω τινι προάγει ό θεός του υίοΰ, αείθεός άει υίός, εξ αυτού του θεού ό υίός.38 F r Arius, der Gott wesentlichals άγέννητος und άναρχος verstand39, darf der Sohn Gottes nicht άίδιος ήσυναίδιος ή συναγέννητος τω πατρί sein, denn dann g be es δύο άγεν-νήτους άγχάς40, einen Widerspruch in sich41. Der Vater mu also einlogisches prae vor dem Sohn haben42. Arius schrieb: και πριν γεννηθη ήτοικτισθη ήτοι όρισθή ή θεμελιωθη, ουκ ην43.

35 Vgl. WIDDICOMBE, Fatherhood of God, 160-162.36 Zur Biographie des Arius vgl. B HM, Arius, 34-36.37 Es wird hier nicht versucht, die Theologie des Arius ausf hrlich darzustellen. Zur weite-

ren Lekt re sei verwiesen auf LORENZ, Arius judaizans? (arbeitet judenchristliche Tradi-tion heraus); GREGG - GROH, Early Arianism (interpretieren Arius von einer adoptia-nischen Christologie her); WILLIAMS, Arius. Heresy and Tradition (betont den Einfluneuplatonischer Philosophie, bes. 95-116); B HM, Christologie des Arius (beschreibtArius wesentlich als Exeget); DERS., Christologie und Hellenisierung; RICKEN, DasHomoousios von Nikaia als Krisis des altchristlichen Platonismus. Man vergleicheau erdem folgende Forschungeberichte: LORENZ, Arius judaizans, 23-36 (f r die Jahre1833-1973); LIENHARD, Recent Studies; KANNENGIEBER, Arius and the Arians;NORDERVAL, Arius redivivus?; GROH, New Directions; RITTER, Arius redivivus?; B HM,Aspekte; STEAD, Arius in Modern Research und KONG, Gottes Wesen und Willen, 30-40. Sozialgeschichtliche Aspekte stellt C. HAAS zusammen (The Arians of Alexandria).

38 Urk. 1,2(2,1-3).39 Arius gebraucht verst rkt die (platonischen) negativen Gottespr dikate; vgl. RICKEN,

Homoousios von Nikaia, bes. 74-78 und B HM, 118-121. Unabh ngig von der Frage, obdie Kernthesen des Arius in der Theologie oder Christologie bzw. Soteriologie liegen,bleibt offensichtlich, „da der Gottesbegriff bei Arius ein eigenes Gewicht hat. Ihm istes Herzenssache, keine Minderung der Majest t und Einzigkeit Gottes zuzulassen"(LORENZ, Arius judaizans, 53). Vgl. WILLIAMS, Arius, 98, 105; DERS., The Logic ofArianism und auch G RGEMANNS, Anfang, 442-447 zur Agenesie und AnfangslosigkeitGottes.Arius in seinem Bekenntnis, Urk. 6,4 (13,llf). Vgl. dazu LORENZ, Arius judaizans,57f; B HM, 119; WILLIAMS, The Logic of Arianism; KONG, Gottes Wesen und Willen,43-45.In allen erhaltenen Schriften des Arius betont dieser die Einzigkeit Gottes (μόνος oder§v); vgl. VINZENT, Asterius. 64f. (Stellenangaben).

42 W re dies nicht der Fall, m te zudem Gott geteilt oder eine Emanation aus ihmangenommen werden. Arius war stets bestrebt, diese Gefahr abzuwehren: έρύγη,

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94 bersetzung mit Kommentar

Athanasius hat in diesem Punkt also recht. Nur bergeht er die Differen-zierung des Arius, da f r ihn der Sohn dennoch vor den Zeiten/ onen ge-worden ist44, so da der Sohn erst zu einem bestimmten „Zeitpunkt" entstand,obwohl es „noch" keine Zeit gab45. Auch Euseb von C sarea spricht in seinemBrief an Euphration von Balane (318) diese Frage an: και ό μεν άγέννητος,ό δε γεννητός; δύο γαρ εξ ίσου ομοίως άλλήλοις συνυπάρχονταισότιμα αν νοοίντο και ήτοι αμφω, ως έφην, άγέννητα ή έκάτεραγεννητά. αλλ' ούδέτερον τούτων αληθές.46 Euseb von Nikomedien wieder-holt die Kritik des Arius an δύο άγέννητα bei Alexander47 und f hrt fort: ενμεν το άγέννητον, εν δε το υπ' αΰτοΰ αληθώς και ουκ εκ της ουσίας

προβολή, μέρος αύτοΰ ομοουσίου, σύνθετος εσται ό πατήρ lauten dieentsprechenden Stichworte, die Arius ablehnend erw hnt (dazu s. s.Kap. III.2.3.5 Anm.75f). Die Beziehung zwischen Gottvater und dem Sohn kann nur ber den „Willen"hergestellt werden; Urk. 1,4 (3,1) θελήματι καί βουλή; Urk. 6,3 (13,4); Ar. Ill 10f. (s.Kap. III.2.3.4 Anm. 33);syn. 45,7 (270,30-271,4). Vgl. WILLIAMS, Arius, 106-116, 215-229 („Analogy and Participation"); MARTZELOS, Zeugung; KONG, Gottes Wesen undWillen, 58-63; bes. MEIJERING, Die Diskussion ber den Willen und das Wesen Gottes;STEAD, Freedom of the Will and the Arian Controversy; und allgemein zu diesemProblem auch KOBUSCH, Bedeutung; BENJAMINS, Freiheit.

43 Urk. 1,5 (3,3); vgl. auch Urk. 6,4 (13,9f.) und Urk. 6,4 (13,13f): ... ούτως ό θεός προπάντων εστί. διό και προ του υίοΰ εστί... . Vgl. auch Gregor, Urk. 12 (19): Μημέμφου τοις περί "Αρειον, εί λέγουσιν, ην ποτέ οτε ουκ ην ό υίός του θεοΰ. „ηνποτέ οτε ουκ ην" war eine l ngst bekannt Formel aus der platonischen Diskussion umdie Kosmologie: Gab es eine Zeit, in der die Welt nicht war, oder nicht? Vgl.G RGEMANNS, Anfang, 417-422. Die christliche Sch pfungslehre lehnte schlie licheine ewige Materie oder Welt ab und vertrat die Entstehung der Welt aus dem Nichts.Auch die Antithese άγέν(ν)ητος - γεν(ν)ητος stammt aus dieser Streitfrage: Ist die Weltgeworden oder ungeworden? Vgl. dazu MEIJERING, ΗΝ ΠΟΤΕ ΟΤΕ ΟΥΚ ΗΝ Ο ΥΙΟΣ;WILLIAMS, Arius, 181-198 („Creation and Beginning"); ANDRESEN, Logos und Nomos,276-291; PRESTIGE, ΑΓΕΝ(Ν)ΗΤΟΣ and ΓΕΝ(Ν)ΗΤΟΣ; FLOROWSKY, Concept ofCreation, 36-45; FANTINO, Creation ex nihilo, 126-135; RICKEN, Homoousios, 84f. Zuder relativ sp ten Entstehung der christlichen Sch pfungslehre vgl. MAY, Sch pfung.

44 Urk. 1,4 (3,2) προ χρόνων καί προ αιώνων = Urk. 6,3 (13,4); 6,4 (13,8-10) ό δε υίόςάχρόνως γεννηθείς υπό του πατρός καί προ αιώνων κτιστείς καί θεμελιωθείς ουκην προ του γεννηθήναι.

45 Zu diesem Problem MEIJERING, ΗΝ ΠΟΤΕ, bes. 162f.; KONG, Gottes Wesen und Willen,34f; B HM, Gesch pflichkeit. Es hei t nicht, da es eine Zeit gab, in der der Sohn nichtwar, dennoch wird ein προ ausgesagt, was zeitliches Denken impliziert, so da manArius leicht unterstellen kann, er lehre eine Entstehung des Sohnes erst irgendwann mitder Zeit. Diese Vereinfachung zeigt sich in vielen Texten, so z.B. im Schreiben derSynode von Serdica-West: Entweder ist der Sohn vor allen Zeiten und ewig oder er hateinen Anfang in der Zeit.

46 Urk. 3 (4,6-8).47 Urk. 8,3(16,1).

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111. 1.2 (Dion. 2) „Arianer " ohne Argumente 95

αΰτοΰ γεγονός, καθόλου της φύσεως της άγεννήτου μη μετέχον ...48.Besonders in Alexanders Brief an seinen Namensvetter (Urk. 14) wird deut-lich, wie sehr diese Kritik im Mittelpunkt stand. Er versucht darzulegen,inwiefern Sohn und Vater ungetrennt sind, obwohl nur der Vater άγέννητοςist49. In 14,44 (26,22-25) referiert er sogar genau diese Kritik: ημάς ...άγέννητα διδάσκειν δύο, δυοΐν θάτερον δεΐν είναι λέγοντες οίαπαίδευτοι ή εξ ουκ όντων αυτόν είναι φρονεΐν ή πάντως άγέννηταλέγειν δύο. Alexander besteht auf der Gleichewigkeit des Sohnes mit demVater; diese bedeute nicht, da der Sohn auch ungeworden sei50. So kommt erzu der Aussage der άναρχον ... γέννησιν (14,52 [28,2]).

Zu b) Wie Arius sich die Entstehung des Sohnes vorstellte, ist nichteindeutig. In Urk. 1,5 (3,5) schrieb er selbst in der Tat, der Sohn sei nicht ausGott, sondern εξ ουκ όντων51. In dem anderen Brief von ihm (Urk. 6) fehltdiese Aussage aber. Arius schreibt hier, da der Sohn sein Sein und Leben vondem Vater empfangen habe52. Aber auch hier lehnt er die Formel εξ αυτούab53. Arius war offensichtlich daran gelegen, Gottvater unversehrt zu bewah-ren und schreibt, da der Sohn nur durch den Willen des Vater entstandensei54.

48 Urk. 8,3 (16,2-4).Urk. 14, 15 (22,7): αλλήλων αχώριστα πράγματα δύο, τον πατέρα καί τον υίόν;14,19 (22,22): εν γαρ άγέννητον ό πατήρ. Der Sohn sei genau wie der Vater, nur dieAgenesie ausgenommen (14,47 [27,14f.]). Alexander verweist immer wieder darauf, dadie Zeugung des Sohnes ber unseren Verstand gehe und eine L sung dieses Problemsunsere Fassungskraft bersteige (Urk. 14,19-21); vgl. auch seine Glaubenserkl rung in14,46(26,30-27,10).

50 Urk. 14,48(27,19.21).NAUTIN, Deux interpolations, hatte versucht zu zeigen, da gerade diese S tze bei Ariuseine sp tere Einschaltung von „orthodoxer" Seite seien; er hat sich damit aber nichtdurchgesetzt; vgl. HANSON, Who Taught εξ ουκ vuov. Eine neue, ungew hnlicheInterpretation dieser Aussage wurde vorgelegt von B HM, Arius, 139-150. Zum Philoso-phiegeschichtlichen Hintergrund der Phrase εξ ουκ όντων vgl. die ausf hrliche Diskus-sion bei HAMILTON, The Relationship, 33-42 und oben Anm. 43.

52 Urk. 6,3 (13,5); 5 (13,15f). Wie der Sohn aus Gott entsteht, schreibt Arius nicht aus-fuhrlicher. S. Anm. 42 („willentliche bereinstimmung zwischen Gottvater und Sohn").

53 Urk. 6,5 (13,17-20): Dies stelle Gott k rperlich vor und impliziere ein Teilung odereinen zusammengesetzten Gott, der doch ασώματος ist. In seinem Brief (327) anKonstantius schreibt er dann aber doch, da der Sohn εξ αύτοΰ προ πάντων τωναιώνων γεννημένον (Urk. 30,2 [64,6f.J).

54 Urk. 1,4 (3,1) θελήματι και βουλή; Urk. 6,3 (13,4); vgl. KONG, Gottes Wesen undWillen, 57-68 und oben Anm. 42.

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96 bersetzung mit Kommentar

Zu c) Da Anus deswegen den Sohn f r ein Gesch pf (ποίημα, κτίσμα)hielt, in nichts von allen brigen Gesch pfen zu unterscheiden, ist eine Verein-fachung und bertreibung des Athanasius 55. Arius selbst hat erstens nichtzwischen κτίσμα/ποίημα und γέννημα unterschieden56 und zweitens denSohn deutlich von den brigen Gesch pfen abgehoben. Arius nennt ihn zwei-fellos θεός, μονογενής, αναλλοίωτος57. Schon Euseb von C sarea warfAlexander von Alexandrien vor, da er in dieser Sache unzul ssig ver"einfache58.

Athanasius referiert also Stichworte, die von Anfang an zwischenAlexander und Arius debattiert wurden. Er umgeht aber die eigentlicheAnfrage, die Arius an Alexander stellte59, und zieht nur einzelne Schlagworteheran. Au erdem berzeichnet er die Ansicht des Arius, da der Sohn einGesch pf wie alle brigen sei, und bergeht Arius' Vorstellung einer Ent-

55 Vgl. Urk. 6,3 (12.9Γ). So auch WILLIAMS, Arius, 104: „Athanasius is again beingreductive: if a creature, then a creature in the same sense that we are creatures". Vgl.dazu auch VAGGIONE, ούχ ως εν των γεννημάτων (geht auf den Gebrauch dieserFormel bei Eunomius ein). Der Sohn hat f r ihn eine Mittlerfunktion (Demiurg, beiAthanasius auch „Handlanger" υπουργός deer. 7,1 [6,28]) zwischen Gott und denGesch pfen f r die Sch pfung und die Erl sung - vgl. die oben genannte Aussage, daf r Arius der Sohn nur um unseretwillen geschaffen worden sei. Ausf hrlicher dazuAthanasius in decr. 7,1 und 8,1 (τα δ' αλλάς ως δι' Υπουργού και βηθοΰ του υίοΰγέγονε 7,19f.) und Ar. II 24 (200Α). Zum Hintergrund und zu weit verbreitetenParallelen dieser Vorstellung (bes. Philo, Euseb von C sarea) vgl. RICKEN, Logoslehre,348-358; LORENZ, Arius judaizans, 62, 105 Anm. 35; VINZENT, Asterius, 203-208.Hinter dieser Vorstellung des Arius steht auch die christliche Tradition, da der Menschdas Ziel der Sch pfung sei! Vgl. LORENZ, Arius judaizans, 62-65.Urk. 1,4 (3,2), nach Prov 8,22-25, wo die Verben έκτισεν, έθεμελίωσεν, γεννφnebeneinander stehen. Da Arius sich auf Prov 8,22-25 berufen hat bzw. da derarianische Streit zun chst um die Auslegung von Prov 8,22-25 ging, belegen Urk. 8,4(16,11C); Urk. 17,6 (33,3f.) und Epiph., haer. 69,12,1 (162,4-11 Holl).

57 Urk. 1,4 (3,2f.), ausf hrlicher B HM, Arius, 56 und u. Kap. III.2.3.7 Anm. 25.58 Euseb von C sarea, Urk. 7,3 (14,14-15,2).

Nur in dem Zitat aus der Thalia in syn. 15 (242,11-13) liest man wieder: άγέννητον δεαυτόν φαμεν δια τον την φΰσιν γεννητόν τούτον αναρχον άνυμνοΰμεν δια τοναρχήν έχοντα· άίδιον δε αυτόν σέβομεν δια τον εν χρόνοις γεγαότα. Eigens aufden Begriff der Agennesie Gottes geht Athanasius ein in Ar. I 30-34; decr. 28,1-32,3(Exzerpt aus Ar. I 30-34); syn. 46f. Ich behandle hier nicht die Frage, ob Athanasiusschon ein fertiger H resie-Katalog vorlag (so LORENZ, Christusseele, 12, 17) oder nicht;eher nicht, denn es sind nicht so viele Aussagen, die jeder Interessierte auch ohneKatalog gut behalten k nnte.

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ΠΙ.1.2 (Dion. 2) „Arianer" ohne Argumente 97

stehung vor der Zeit60. Auch in der Antithesenreihe in Dion. 2,2-4 kommendie drei Elemente vor, die bei Athanasius kennzeichnend f r „Arianismus"sind: ουκ ην πριν γεννηθή, εξ ουκ όντων, ποίημα/κτίσμα. Die brigenElemente dieser Antithesenreihe geben zum Teil Hinweise auf den weiterenInhalt von Dion.:

Die erste Antithese wiederholt fast w rtlich diejenige in ep. Aeg. Lib. 13;auch Alexander begann seine Reihe mit Joh 1,1, nur schrieb er nicht ουκ ηνπριν γεννηθή, sondern ην ποτέ δτε ουκ ην. Auch der erste Block derDionyszitate behandelt dieses Thema; vgl. Dion. 14,4 (56,27-29). Zu beachtenbleibt, da Joh 1,1 εν αρχή ην ό λόγος Anus nicht unbedingt widerlegenmu te61.

Die zweite Antithese entspricht der dritten bei Alexander (beide PS 44,2und εξ ουκ όντων). Der Zusatz κατ' έπίνοιαν geh rt zu dem variablenElement „doppelter Logos" (vgl. letzte Antithese in ep. Aeg. Lib. 13); ihnwird Athanasius entsprechend in Dion. 23, l (63,1) erw hnen, und zwar in derEinleitung zu dem Zitatblock, in dem Dionys von Alexandrien PS 44,2 zitiert.Athanasius zieht Dionys in Dion. 23 heran, um die Lehre von einem doppeltenLogos zu widerlegen. Anus hatte in seinem Brief Urk. 1,3 (2,7) abgelehnt,den Sohn als έρυγήν (Ps 44,2: έξερεύξατο) zu verstehen62. Deswegen setztAlexander anscheinend diesen Psalmvers.

Die dritte Antithese ist eine Ausweitung der zweiten bei Alexander.Athanasius nennt das dritte, f r ihn notwendige Element f r „Arianismus":κτίσμα/ποίημα. Au er Joh 1,3 fuhrt Athanasius die quivalenten Stellenl Kor 8,6 und Kol 1,16 an und argumentiert, da nicht der, durch den alles ge-

Auch im Nicaenum wurde ην ποτέ τότε ουκ ην, ουκ ην πριν γεννηθή und εξ ουκόντων έγένετο und κτιστόν verurteilt (Urk. 24 [50,2-4]), und im Symboltext hei t esγεννηθέντα ου ποιηθέντα. Insofern hat Athanasius einen guten Zeugen f r sich.Leider gibt es keine explizite Auslegung von Joh 1,1 bei Arius. Arius schreibt aber vomSohn, da er einen Anfang habe: αρχήν έχει ό υίός Urk. 1,5 (3,4); und da Gott seinAnfang sei: αρχή αυτόν εστίν ό θεός Urk. 6,5 (13,16); vgl. auch Euseb von Niko-medien, Urk. 2 (3). Arius d rfte Joh 1,1 so verstanden haben, da am Anfang derSch pfung der Sohn als erstes, herausgehobenes, vollkommenes Gesch pf steht. Atha-nasius und schon Alexander verstanden Joh 1,1 als eindeutigen Beleg f r die Ewigkeitdes Sohnes: Alexander, Urk. 4b,12 (8,18f); Urk. 15,4 (30,19); Athanasius, Ar. I 11(33C); I 41 (96B) und besonders II 57f. (268B-269C; zu αρχή in Prov 8,22). Anletzterer Stelle unterscheidet Athanasius zwischen „Im Anfang war der Logos" und „ImAnfang machte Gott Himmel und Erde": „war" weise darauf hin, da der Logos ewigist; „machte" weise auf einen bestimmten Anfang des Seins und bedeute soviel wie απότίνος αρχής άρχεται ταΰτα δια του λόγου ποιεΐν ό θεός (269Β). Weiteres beiG RGEMANNS, Anfang, 419f. (Deutungen des Wortes αρχή).Zur Kritik an PS 44,2 und deren Hintergr nde GR NBECK, Schriftargumentation, 132-138. u. unten Kap. III.2.3.9 Anm. 40.

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98 bersetzung mit Kommentar

schaffen wurde, selbst geschaffen worden sein kann63. Dies war aber f r Ariusdennoch m glich; in Urk. 6,2 schrieb er, da der Sohn das vollkommeneGesch pf Gottes sei (κτίσμα του θεού τέλειον 12,9), nicht wie die brigenGesch pfe, durch den Gott die onen und alles geschaffen habe (δι' ου καντους αιώνας και τα όλα πεποίηκε 12,7f). So mu also Joh 1,3 f r Ariuskein berzeugendes Argument gewesen sein. In Dion. 20,3 und 21,3 wirdAthanasius Dionys zu diesem Thema zitieren (vgl. Dion. 20,3 [61,18]).

Mit der vierten Antithese beginnt die Au enperspektive (s.o.). Diese unddie f nfte Antithese sind eine Kombination aus den ersten beiden und den zweiAntithesen aus A r. I l O64.

Mit der sechsten Antithese ist die vierte in ep. Aeg. Lib. vergleichbar. DieKombination von Joh 10,30 und 14,10 gebraucht schon Alexander (s. seinef nfte Antithese)65. Athanasius bereitet hier auch Dion. 16,3-17,2 vor: InDion. 17 zitiert Athanasius Dionys, um zu zeigen, da der Sohn nicht vomVater getrennt werden kann.

Dion. 2,2-4 ist also eine kurze Antithesenreihe, in der Athanasius sich wieder-holt, weil er die Innen- mit der Au enperspektive verbindet. Indem Athanasiusvom "Ελλην ή βάρβαρος (2,4 [47,9])66 spricht, erweckt er den Eindruck, dasogar „Nicht-Christen" rechtgl ubiger sind als die „Arianer"67. Das „Aria-nismus"-Referat ist auf das f r Athanasius Wesentliche reduziert; nur in derzweiten und sechsten Antithese kommen zus tzliche Elemente hinzu, die aufden weiteren Text von Dion, verweisen. Es bleibt zu beachten, da Athanasiusdas zentrale Zitat aus dem Verteidigungswerk in Dion. 18 zu dem Begriff

Dies wurde ein Standardargument, so schon Alexander selbst, Urk. 14,17 (22,12-15);22f. (23,12-19); 25 (23,23-27).In Ar. l 10 beginnt Athanasius mit ανθρώπινος λογισμός, um dann zu Argumenten ausder Schrift berzugehen. In Dion. 2,2-4 ist die Reihenfolge umgekehrt.Vgl. POLLARD, Exegesis of Joh X.30, 340. Daraus wurde ein Standardargument; vgl.auch das Schreiben der Synode zu Serdica-West (Theodoret, h.e. II 8,41 [114,4f.Parmentier])."Ελλην ή βάρβαρος bei Athanasius so nur noch in der genannten Antithesenreihe Ar. I10. MEIJERING (ΗΝ ΠΟΤΕ, 165f.) vergleicht die Auseinandersetzung zwischen Ariusund Athanasius um die Ewigkeit des Logos mit der entsprechenden Diskussion imPlatonismus (Atticus) um die Ewigkeit der Welt (s. Anm. 43), und meint, da Athana-sius (zumindest ber Euseb, p.e.) Kenntnis davon gehabt hat. Deswegen k nneAthanasius nicht nur biblisch, sondern auch philosophisch gegen Arius argumentierenund zu Recht die „Heiden" hier erw hnen.Ευσεβής λογισμός (2,4 [47,8]) bedeutet nicht, da es sich um Christen handelt. Nur dieArgumente m ssen gottesfurchtig sein und w rden auch einen Heiden berzeugen.

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///. 1.2 (Dion. 2) „Arianer " ohne Argumente 99

όμοο-ύσιος noch nicht einleitet68. Diese Antithesenreihe hat eine „Signal-funktion": Sie soll dem Leser beweisen, da diejenigen, die sich auf Dionysvon Alexandrien berufen, tats chlich „Arianer" sind. Und: Es geht hierweniger „um eine direkte intellektuelle Auseinandersetzung mit dem theolo-gischen Gegner als darum, den (noch) 'Rechtgl ubigen' die Vern nftigkeitihres Glaubens und den Irrtum der „Arianer" klarzumachen."69 Die Einleitunghatte aber ergeben, da Dion, h chstwahrscheinlich in den Zeitraum 359/60n.Chr. zu datieren ist und in die Diskussion um die Usia-Terminologie geh rt,die durch die sirmischen Synoden ausgel st wurde. Die Gegner desAthanasius haben sich deutlich von Arius70 und auch von Aetius undEunomius distanziert. Sie wollten „nur" Kritik am ομοούσιος u ern und demVerweis des Athanasius widersprechen, da ομοούσιος schon bei Dionys zufinden sei {decr. 25). So haben sie sich darauf berufen, da in einem Brief desDionys eher gegenteilige Aussagen zu finden seien (Dion. 4,2). Athanasiusdegegen unterstellt seinen Gegnern die alten, allgemein verurteilten Thesen,um sie so leichter widerlegen zu k nnen. Er stellt die polemisch verk rzendeGleichung auf, da jede Kritik am ομοούσιος identisch mit einer komplettenAblehnung des Nicaenums sei, was f r Athanasius wiederum gleichbedeutendmit „Arianismus" ist. Das ist nat rlich auch insofern problematisch, alsAthanasius selbst erst mit decr. (358 n.Chr., s. Einleitung. Datierung) dieVokabel ομοούσιος aus dem Nicaenum verteidigt. Mit dieser Schrift beginntbei Athanasius eine Entwicklung, die man geradezu als „Siegeszug desNicaenums" bezeichnen k nnte. Das Nicaenum gewinnt immer mehr anBedeutung, so da Athanasius in ep. Afr. schlie lich schreiben kann, da dasNicaenum ausreiche, alle H resien zu widerlegen: ίκανά μεν οΰν τα εν τηΝίκαια όμολογηθέντα και αυτάρκη, κατά προείπομεν, προς τεάνατροπήν πάσης άσεβους αίρέσεως,και προς άσφάλειαν καιώφέλειαν της εκκλησιαστικής διδασκαλίας (1029Β)71.

68 Dazu dient Dion. 4,2.GR NBECK, Schriftargumentation, 145.Man lese nur die Anathematismen der sog. zweiten oder vierten AntiochenischenFormel. In der zweiten Antiochenischen Formel hei t es: ... λέγων ή χρόνον ή καιρόνή αιώνα ή είναι ή γεγονέναι προ του γεννηθήναι τον υίόν, ανάθεμα έστω. και ειτις λέγει τον υίόν κτίσμα ως εν των κτισμάτων ή γέννημα ως εν των γεννημάτωνή ποίημα ως εν των ποιημάτων ... ανάθεμα έστω, syn. 23,8f. (249,36-250,2). In dervierten liest man: τους δε λέγοντας εξ ουκ δντων τον υίόν ή εξ ετέρας υποστάσεωςκαί μη εκ του θεοΰ καί ην ποτέ χρόνος δτε ουκ ην αλλότριους οΐδεν ή καθολικήεκκλησία, syn. 25,5 (251,14-16). Deutlich wird auch die Eklhesis makrostichos (s.Kommentar zu Dion. 15-25).Ausf hrlich dazu besonders SIEBEN, Konzilsidee des Athanasius; DERS., Konzilsidee.

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III. 1.3 (3,1-4) „Arianer" wie Juden

3.1 Da nun auch sie selbst dieses erkennen und keine Zuversichtin ihre eigenen Argumente haben, erdichten sie L gen ber dieGottesf rchtigen. Sie h tten aber ihre Meinung ndern und sichbesser von dem Weg des Irrtums1 abwenden m ssen, da sie vonallen isoliert sind und einsehen, da sie selbst bei Nachfragen injeder Hinsicht ratlos sind und mit offenem Mund dastehen2, anstattdiejenigen zu sich zu rechnen, die sie nicht kennen, damit sie nichtauch von jenen widerlegt werden und noch mehr Schandedavontragen.3.2 Aber vielleicht wollen sie gar nie von derartiger BosheitAbstand nehmen; denn sie eifern diesem (Verhalten) der Leute umKaiphas nach, wie sie auch von ihnen gelernt haben, Christus zuverleugnen. Denn auch jene, obwohl der Herr so viele Werke3

getan hatte, wodurch sie erkennen konnten, da er selbst Christus,Sohn des lebendigen Gottes ist4, und obwohl sie von ihm berf hrtworden sind, da sie in allem schlie lich gegen die Schriftendenken5 und reden6 und nicht auch nur einen Moment denBeweisen gegen sie7 ins Gesicht sehen k nnen, fl chteten zumPatriarchen und sagten: „Wir haben Abraham zum Vater"8, undmeinten dahinter ihre Unvernunft verbergen zu k nnen.3.3 Aber weder n tzte es jenen etwas, dies zu sagen, noch k nnendiese, wenn sie Dionys nennen9, der gleichen Anklage wie bei

Bild: από της όδοΰ της πλάνης. Noch an zwei weiteren Stellen in Dion, gebrauchtAthanasius dieses Bild: ein Lehrer f hrt seine Sch ler auf den „Weg zur Vollkom-menheit", Dion. 6,3 (50,12); Gott bereitet durch den Logos f r uns den Weg zurbasileia, Dion. 10,5 (54,3). Vgl. z.B. auch apol. sec. 68,4 (146,27); h. Ar. 14,3 (189,37f.= Prov 2,13f); 66,3 (219,20f); ep. Aeg. Lib. 22,3 (63,27).

2 Chiasmus mit Partizipien; χασμωμένους ist hapax legomenon bei Athanasius.Hyperbaton steigert die Aussage.

4 Homoioteleuton εαυτόν είναι τον Χριστόν τον υίόν του θεοΰ του ζώντος.Alliteration παρ' αύτοΰ πάντα παρά τάς γραφάς.Hier z k rzer, aber wohl gek rzt,προς το βραχύ προς τους κατ' αυτών (Parechese).

8 Mt 3,9; Lk 3,8; Zusammenhang aber aus Joh 8,33-39.Parechese: Διονύσιον - δυνήσονται.

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///. 1.3 (Dion. 3,1-4) „Arianer " wie Juden 101

jenen entfliehen. Denn auch jene widerlegte der Herr darin, worinsie gegen das Gesetz versto en hatten, mit den Worten: „Dies tatAbraham nicht"10, und dieselbe Wahrheit11 wird wiederum diese alsGottlose und L gner berf hren, weil Dionys, der Bischof, wederdie Ansichten des Arius vertrat noch die Wahrheit ignorierte.Vielmehr ererbten sowohl die damaligen als auch die heutigen,neuen Juden den christusfeindlichen Irrsinn12 von ihrem Vater, demTeufel.

Dieser Abschnitt beginnt ( berleitendes γοΰν) mit einer These, wechselt zueiner Gegenthese (αλλά) und zur ck zur These (δε), die dann zweimal be-gr ndet wird (γαρ), wechselt wieder zur Gegenthese (αλλά), die auchbegr ndet wird (γαρ), und kehrt zum Schlu zur These zur ck (αλλά).

Wieder nennt Athanasius das Hauptargument aus seinem Prolog: Die„Arianer" betr gen nur (καταψεύδονται), weil sie ihre Ansichten sonst nichtmehr aufrecht erhalten k nnen. Er k ndigt schon an, da sie damit in einerSackgasse stecken, denn ihr Zeuge, Dionys, wird sie selbst berf hren - d.h.,Athanasius wird in dieser Schrift f r Dionys die „Arianer" berfuhren. In die-sem Abschnitt gebraucht Athanasius gleich f nfmal den Wortstamm έλεγχ-,in dem Rest des Schreibens aber nicht mehr13.

Exkurs: Polemik und AntiJudaismus bei AthanasiusIm Prolog vor der eigentlichen Argumentation wird Athanasius sehr

polemisch. Unterstellungen, Vergleiche mit R ubern, Ehrlosen, auch mitJuden, unsachliche Bezeichnungen wie „Christusfeinde" oder „schamloseAusreden" beherrschen das Bild. Mehr als die H lfte aller Ausdr cke, die inden Bereich Polemik fallen, kommen schon im Prolog vor. Folgenderma ensieht das polemische Portrait der H retiker „Arianer" bei Athanasius in Dion.

10 Job 8,40.1 Personifikation.

Hyperbaton steigert den Ausdruck.Nur zuvor in 2,2 (46,22). Parallel zieht sich aber wie ein roter Faden der Wortstammάπολογ- durch Dion.: 2,1 (46,21); 2,4 (47,8); 3,4 (48,12); 4,4 (49,4); 6,1 (50,2); 6,2(50,5.6); 9,2 (52,5); 12,2 (55,1); 14,1 (56,8.9.10.12); 14,5 (56,32). Beide Worte stam-men aus dem Titel der gro en Schrift von Dionys von Alexandrien in Dion. 13,3(55,20), aus der Athanasius zitieren wird oder meinen wird zu zitieren.

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102 Obersetzung mit Kommentar

aus14: Es handelt sich um χριστομάχους 1,1 (46,5f); 3,3 (48,6)15,Άρειομανίται 1,1 (46,8)16 oder λησταί 1,3 (46,16)17; sie sind αναίσχυντος1,2 (46,10); άσεβης 3,3 (48,4)18; 'άσεμνος 1,3 (46,17)19; χασμωμένος 3,1(47,19)20; haben nur άλογία 1,1 (46,8); 3,2 (47,28)21; κακονοία 1,2 (46,12)22

oder πανουργία 3,2 (47,22)23 im Sinn, bringen nur προφάσεις 1,2 (46, l O)24

oder σοφίσματα 1,2 (46, l O)25 vor, die eigentlich auf den Misthaufen geh ren:ως εκ κοπριάς 23,1 (62,28)26. Entsprechend sehen ihre Taten aus:

Vgl. zu diesem Thema SCHMITZ, Schimpfw rter in Athanasius' Reden gegen dieArianer. Allgemein und weiterf hrend zum Thema H resie und Polemik: BROX,H resie; SCHIRR, Motive; OPELT, Polemik; JOHNSON, New Testament's Anti-JewishSlander.

15 Auch 12,1 (54,18); 13,3 (56,4); 22,2 (62,25); 24,1 (64,5); 27,4 (67,2); sehr oft bei Atha-nasius insgesamt, z.B. apol. sec. 2,4 (88,31); 60,1 (140, l If); 90,3 (168,9); ep. man. 3,1(182,12); h. Ar. 13,1 (189,21); 33,6 (201,29);vgl. auch θεομάχοι 12,1 (54,23); 13,3(56,1), deer. 3,1; 21,2; 28,6; 32,3; etwas seltener als χριστομάχοι, aber z.B. in Ar.immerhin noch 14mal!

16 Auch 14,1 (56,11); 27,1 (66,17); 27,3 (66,24); sehr oft bei Athanasius, z.B. 18mal inapol. sec.; vgl. μανία Dion. 3,3 (48,7). S.o. Kap. III.l.l.

17 Dazu s. Kap. III.l.l.18 Auch 3,4 (48,8); 12,2 (54,23) u. .; sehr oft bei Athanasius: neunmal allein in Dion.;

40mal in decr.!Dieser Vorwurf bei Athanasius nur an dieser Stelle.So Athanasius nur hier. Vgl. μυσαρός Dion. 13,3 (56,1); Ar. I 55 (125B); ep. man. 1,1;κακοφρονές Dion. 14,2 (56,13); decr. 15,1 (13,1); 24,4 (20,17); Ar. III 67 (465B);δύσσεβος 19,2 (60,20); 21,1 (61,29f); oft bei Athanasius; 13mal in Ar. I-III; κακός23,l (62,27); 24,3 (64,14).

21 Dazu s. Kap. III.l.l.22 Auch 23,1 (63,5). Vgl. auch ματαιολογία Dion. 4,1 (48,16f); nur viermal bei Atha-

nasius; συκαφαντία Dion. 3,4 (48,8 Verb); 4,6 (49,12); 14,1 (56,7.11); 20,3 (61,19„Dionys"); 25,4 (65,15); 27,4 (66,28 Verb); decr. 25,3 (21,14) - relativ oft beiAthanasius; αναίδεια Dion. 5,1 (49,18); 12,2 (54,30); 19,2 (60,20); decr. 1,2 (1,15);κακοδοξία Dion. 6,1 (50,1); 13,3 (56,6); 21,3 (62,14); 25,1 (64,29); έτεροδοξία 14,2(56,14); decr. 29,1 (25,23) - seltener als κακοδοξία; φαύλα υποψία Dion. 14,3(56,22); noch im Tomus ad Antiochenos (800); vgl. Dion. 16,3 und decr. των λεξενδίων... φαύλων; κατηγορία Dion. 4,4 (49,2); 9,2 (52,6); 14,1 (56,10); 14,4 (56,24); 14,5(56,32); decr. 2,5 (2,29); 3,4 (3,18); πονηρία Dion. 4,6 (49,12); 14,3 (56,20); decr. 1,6(2,6); 2,1 (2,11); 32,1 (28,1); 32,2 (28,9); sehr oft bei Athanasius; κακοφροσύνη Dion.25,4 (65,16); decr. 1,1 (1,9); 2,4 (2,23); 24,4 (20,17).

23 Auch decr. 19,2 (16,5); 28,6 (25,16); 29,1 (25,25); 32,1 (28,1).24 Sehr oft; auch Dion. 4,1; 4,3; 7,1; 9,2; 12,2; 13,1; 21,1; 26,1; in decr. allein 20mal.25 Seltener Vorwurf; noch z.B. decr. 29,1 (25,28).26 So Athanasius auch in ep. Afr. 6 (1040B).

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///. 1.3 (Dion. 3,1-4) „Arianer" wie Juden 103

διαβάλλειν 1,2 (46,11); 1,3 (46,16)27; μελεταν 1,2 (46,13); λοιδορείν 1,2(46,14); 24,1 (64,5); έναντιούμενοι τοις των αγίων ρήμασιν 2,3 (47,6);άρνεΐσθαι τον Χριστόν 3,2 (47,23)28; καταψεύδομαι 1,3 (46,18); 3,1(47,17f); ψεύδεσθαι 3,3 (48,4)29; φαντάζομαι 8,1 (51,6), sie halten Gera-des f r krumm und Licht f r Finsternis und umgekehrt wegen ihres gel hmtenVerstandes30, und kommen immer wieder mit denselben Ausreden wie diel stigen, herumschwirrenden M cken: ως κώνωπες περιβομβοΰντες31. In derSicht des Athanasius versuchen sie nur etwas: έπιχειρεΐν 1,2 (46,13); 2,4(47,9)32, und handeln vermessen: τολμάν 1,2 (46,11); 2,4 (47,12)33, sind abereigentlich ratlos: άπορρείν 3,1 (47,19), sie stehen isoliert da: πάντων αυτούςέρημους οντάς 3,1 (47,18)34 und m ssen z hneknirschend zugeben, da sieim Unrecht sind (τριζέτω τους οδόντας 16,1 [58,2])35. Es handelt sich alsoum einen Irrtum πλάνη 3,1 (47,20); 27,4 (67,4 Verb)36. H ufig gebraucht

27 Auch 4,1 (48,14.15); 14,3 (65,21); 21,1 (62,1); 24,4 (64,24); vgl. auch αίτιόω 7,1(50,13); 18,1(59,1).

28 Auch 4,1 (48,14); decr. 2,1 (leugnen den Kyrios); 2,3 (leugnen den Logos); 3,5 (leugnendie Wahrheit); 9,4 (leugnen den Logos). Vgl. den Ausdruck κατά του κυρίου in Dion.1,2 (46,12); relativ oft bei Athanasius, z.B. decr. 18,1; 29,1; seltener κατά του χριστούDion. 1,2(46,12).

29 Auch 14,2 (56,15); 19,3 (60,27); 24,1 (64,4); 27,3 (66,27). Vgl. άπαταν 4,1 (48,15);βλασφημεϊν 4,1 (48,17); sehr oft bei Athanasius, z.B. decr. 13,3; 22,2; 26,3.4; 28,2;29,1; θρυλούν sehr oft in Dion.: 12,1 (54,18); 14,1 (56,8); 19,3 (60,24); 20,3 (61,18);22,2 (62,26); ύποπτεΰνό,Ι (50,3); 14,1 (56,9); 16,3 (58,11 Substantiv).

30 Dion. 12,3 (55,6f.), auch Jes 5,20 entnommen, noch ep. Serap. IV (664C).31 Dion. 19,2 (60,22), dieser Vergleich noch in Ar. III 59 (445C); decr. 14,1 (12,4f.) und

ep. Afr. 5 (1037A); vgl. SCHMITZ, Schimpfw rter, 314: „Diese Methapher versinnbild-licht das Bestreben der „Arianer", ihren Widersachern zuzustimmen und gleichzeitigdie Behauptung beizubehalten, da der Sohn ein Gesch pf des Vaters sei.'1 - so ist abernur der Sinn in der dritten Arianerrede; der Kontext von Dion, legt hier einen anderenAkzent nahe. Vgl. weiter HERMANN, Fliege (M cke), bes. 1120-1124 (hier aber ohnetiefere, d monische Bedeutung). Athanasius unterstellt ihnen „wackelige" Ansichten(Dion. 27,4 [66,26]). Es ist ein typisches Element der Polemik, den H retikern zu unter-stellen, da sie Wahrheit durch Selbsterdachtes ersetzen, den Sinn der Schriften ver-drehen und sich deshalb nicht auf die Autorit ten wie Bibel und Apostel berufenk nnen; vgl. BROX, H resie, 264f. (weitere Belege).

32 Auch4,l(48,14f).33 Vgl. MEIJERING, Dritte Rede II, 17-19,29f.34 Es geh rt zur Polemik, da die H retiker nur eine Minorit t und isoliert seien; vgl.

BROX, H resie, 263f.35 Auch ep. Adelph. 8 (1084A).

Entsprechende „Warnung" schon in Mt 24,4f. par; von Athanasius zitiert in ep. Aeg.Lib. 1,3 (40,17-19).

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104 bersetzung mit Kommentar

Athanasius einfach die Bezeichnung αϊρεσις 1,2 (46,10); 1,3 (46,15); 2,1(46.20)37.

Zur Polemik bei Athanasius geh rt meistens auch ein negativer Vergleichmit dem Judentum. In unserem Abschnitt vergleicht Athanasius die Berufungder „Arianer" auf Dionys mit derjenigen der Juden auf Abraham als Vater (ausJoh 8,33-44). Die Juden widerlegte der Sohn Gottes, weil sie anders handeln,als Abraham es getan h tte. Entsprechend werde Dionys die „neuen Juden" =„Arianer" widerlegen, weil er nicht deren Ansichten vertrat. Athanasiuswendet damit einmal die neutestamentliche Episode an, die mit Abraham denAusschlu der Juden aus dem erw hlten Volk/aus der Kirche belegt38.

Lakonisch beendet Athanasius diesen Vergleich mit dem Satz: „Vielmehrererbten die damaligen und die heutigen, neuen Juden den christusfeindlichenIrrsinn von ihrem Vater, dem Teufel." Athanasius greift damit Joh 8,44 auf39.Die „Arianer" k nnen sich also nicht auf Dionys berufen; der Stammvaterihrer H resie ist n mlich der Teufel. Entsprechend beendet Athanasius auchseine Schrift Dion.: Der einzige, der ihre H resie noch unterst tze, sei derTeufel, der sie dazu angestiftet habe40. Deswegen handele es sich bei den

37 Auch 6,1 (49,27.29); 12,3 (55,8); 13,3 (56,4); 16,1 (58,2); 19,1 (60,20); 25,2 (65,4);25,4 (65,16); 27,1 (66,16); 27,4 (66,28); auch decr. 1,1; 2,1; 3,1; 4,1.2; 5,5.6.7 u. ; s.M LLER, Lexikon, 32f. Bei Athanasius gibt es nur einen Beleg f r die neutrale Bedeu-tung von αϊρεσις (fug. 18,3 [81,2]), an allen brigen Stellen meint αϊρεσις negativ dieH resie, meistens die H resie der „Arianer". Athanasius liebt es, mit diesem Substantivnoch ein diffamierendes Adjektiv oder Genitivattribut zu verbinden, z.B. των χριστό -μαχών, κακούργος u.a.; vgl. die Zusammenstellung bei M LLER, Lexikon, 33. ZumBegriff H resie weiterf hrend vgl. SCHIRR, Motive, 7-13; BROX, H resie, 256-259; LEBOULLUEC, Notion.Zur Bedeutung Abrahams in der Auseinandersetzung zwischen Juden und Christen vgl.SIKER, Disinheriting the Jews. Athanasius greift auf diesen Dialog zwischen Jesus undden Juden nur hier zur ck ohne weitere Spekulationen ber Israel als erw hltes oderverworfenes Volk, um die Berufung der „Arianer" auf Dionys unm glich zu machen.

39 Vergleichbare Schriftstellen nur noch in der Apokalypse 2,9; 3,9: „Synagoge desSatans" (vgl. Mt 23,15).So Athanasius auch am Schlu von decr.: 27,4 (24,7).

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ΠΙ. 1.3 (Dion. 3,1-4) „Arianer " wie Juden 105

„Arianern" nicht nur nicht um Christen41, auch nicht nur um Christusfeinde,sondern um διαβολικοί42.

Auch in anderen Schriften gebraucht Athanasius viel Polemik. In decr. z.B.gesteht Athanasius den „Arianern" nicht zu, da ihre Ansichten gut begr ndetund vern nftig seien. Sie murren nur43 oder fabulieren44 und phantasieren45 mitmorschen Argumenten46. Ihre Absicht ist verwerflich47, ihre Argumenteunsinnig48. Auch hier gebraucht Athanasius θεομαχεΐν 3,l49; χριστομαχεΐν3,5 (3,22f. Adjektiv); 15,3 (13,10); 18,5 (15,30); 23,2 (19,18); 25,2 (20,34Adjektiv); 32,4 (28,16 Adjektiv); 32,5 (28,23 Adjektiv) und άθεότητος 1,6(2,5); 15,3 (13,10), und redet davon, da ihr Vater der Teufel sei 2,4 (2,23);4,3 (4,1); 5,7 (5,19.22); 27,4 (24,7-11).

Die Polemik, die Athanasius gebraucht, l t sich also grob in drei Kategorienaufteilen50:

a) Die Gegner sind moralisch verwerflich. Dazu geh ren die Ausdr cke mitκακός wie κακονοία oder κακοφρονές, au erdem Worte wie άσεμνος,μυσαρός, πονερός etc. Dies ist ein klassisches Element der Ketzerpolemik51:

Oft sagt Athanasius, da es sich bei den „Arianern" nicht um Christen handelt, weswe-gen sie auch „Arianer" hei en und nicht „Christen", z.B.: Ar. I l (13C); 2 (16BC); 3(17B); 7 (25B); Ar. III 28 (384A): Χριστιανοί γαρ έσμεν, ώ Άριανοί, Χριστιανοίέσμεν ημείς; ep. Aeg. Lib. 13,2 (53,10); 20,3 (61,16); h. Ar. 17,3 (191,35f.); ep.Adelph. 2 (1978B); syn. 38,1 (264,21). Den H retikern den Namen „Christen" abzu-sprechen, ist schon bei Iren us belegt (adv. haer. I 25,3) und Justin (dial. 35,6-8 [131Goodspeed]); au erdem Euseb, h.e. IV 22; vgl. BROX, H resie, 261f.

42 Dion. 27,4 (66,28-67,2).43 γογγύζειν 1,1 (1,10); 1,4 (1,27); 1,5 (2,2); 21,2 (18,2).44 μυθολογεΐν 6,4 (6,10f); 16,3 (13,29); 18,1 (15,15).45 10,3 (9,16); 17,1 (14,6); 24,3 (20,15).46 8,1 (7,2 If); 32,2 (28,8).47 κακοφρονές 15,1 (13,2); 24,4 (20,17); κακοήθεια 20,5 (17,20); κακοδοξία 19,1

(16,1).48 ανόητος 8,4 (8,8); άλογος 8,4 (8,9Γ); vgl. 13,3 (11,21); 13,4 (ll,24f); 17,1 (14,7f.)

und bes. das Wortspiel in 2,2 (l,17f).AQ

S.o. Anm371.SCHMITZ, Schimpfw rter (310), gruppiert etwas anders, meines Erachtens unlogisch.religi se Verfehlungen, Metaphern, hypertypische Beschimpfungen.Schon die neutestamentlichen Lasterkataloge dienen dazu, Irrlehrer zu bek mpfen (bes.ITim l,9f; 6,4f; ITim 3,2-5.10, aber auch Gal 5,19ff; 2Kor 12,20f). Anleihen botendie j dische Polemik gegen das Heidentum (vgl. z.B. Sib III 36-43; Test Jud 19) undauch die Polemik in der hellenistischen Philosophie gegen Sophistik und Rhetorik. Vgl.SCHIRR, 101-103 und bes. JOHNSON, Slander. JOHNSON (430-433) gibt Beispiele an ausDion von Prusa, Orationes; Aelius Aristides, Zweiter Platonischer Diskurs; Lucian von

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106 bersetzung mit Kommentar

Da der Gegner moralisch anr chig ist, er brigt sich jede weitere Diskussion,denn einen Baum erkennt man an seinen Fr chten (Mt 7,16-20 par.). Athana-sius geht damit aber an dieser Stelle noch sehr sparsam bzw. pauschal um,unterstellt seinen Gegnern, den „Arianern", weniger Geldgier, Scharlatanerieoder Libertinismus als einfach „Schlechtigkeit".

b) Die Gegner befinden sich im Irrtum (πλάνη) und nicht in der Wahrheit.Damit h ngen zusammen: άλογία, πρόφασις, σοφίσματα, ψεύδομαι,άπαταν, μανία etc. Dies bezweckt, dem Gegner jedes ernsthafte Argumentzu bestreiten52. Athanasius greift besonders in Dion, darauf zur ck, denn erversucht, die Berufung der „Arianer" auf Dionys als Betrug zu entlarven. Sowird er hier kreativ und verwendet Ausdr cke wie χασμωμένος, φαύλαυποψία, σοφίσματα, κώνωπες, θρυλούν, die er sonst selten gebraucht.

c) Die Gegner k mpfen gegen Gott bzw. Christus (θεο-/χριστομάχοι).Deswegen widersetzen sie sich (έναντιόω), leugnen nur (άρνέω) und sindgottlos (άσεβεΐν, δύσσεβος)53. Hierher geh rt auch die Vorstellung, da der

Samosata, Eumtchus\ Plutarch, Moralia; Epiktet, Diss.; Apollonius von Tyana, Briefe;f r j dische Heidenpolemik (434-441) Josephus, Contra Apionem und Philo, Legatio adGaium und Vita contemplativa; Sap 14,22-28; f r innerj dischen Polemik Josephus,J discher Krieg; Sir 50,28; Joh 7,48f.; 8,48; 9,34; Mishna-Traktate; 4 Esra; l Enoch; PSSal; l QS; l QM; CD. OPELT gibt (237-239) eine zusammenfassende bersicht berMittel zur „moralischen Qualifizierung", die altkirchliche lateinische Autoren aus derlateinischen paganen Sprache entlehnt haben. Bei einer Durchsicht all dieser Texteverliert die Polemik des Athanasius an Sch rfe und zeigt das Schablonenhafte undStereotype.Hier wird nat rlich vorausgesetzt, da die Kirche im Besitz einer immer schon festste-henden Wahrheit ist. Schon Paulus bek mpfte ein Verf lschung der Offenbarung derWahrheit (2Kor 4,2; vgl. auch ITim 4,2; 2Petr 2,3); vgl. dazu SCHIRR, 129-133. Wiederkonnte die Polemik in der hellenistischen Philosophie Pate stehen (s. Anm. 51); entspre-chende Elemente aus der paganen lateinischen Sprache zur „intellektuellen Disquali-fizierung" wie stultus, indocilis, vanus bis hin zu furiosus stellt OPELT, Polemik, 239-241, zusammen.Hier spiegelt sich noch die uralte Vorstellung vom Gottesfeind wider; vgl. SPEYER,Gottesfeind, 1027-1037, bzw. die Vorstellung vom Kampf der Giganten gegen Gott (vgl.Ar. II 32; III 42; h. Ar. 74). Vgl. SCHMITZ, Schimpfw rter, 310-312. Im Christentumwurden die H retiker zu Gottesfeinden bzw. als von d monischen Gottesfeinden wieSatan (dazu s.u.) zur H resie angestiftet angesehen; „Gottesfeind" wandelte sich „zueinem Schlagwort im Kampf um die wahre Lehre u. den wahren Glauben" (SPEYER,1029). Biblische Stellen wie PS 110,1; Phil 3,18; Rom 11,28 spielten dabei eine gro eRolle. Auch die altkirchlichen lateinischen Autoren beschreiben die H retiker als FeindeGottes/der Wahrheit/des Kreuzes etc.; OPELT leitet diese Bezeichnungen auch aus derpolitischen, paganen Sprache ab (Polemik, 232f).

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III. 1.3 (Dion. 3,1-4) „Arianer " wie Juden 107

Teufel den „Arianern" ihre Irrlehre eingegeben habe54. Athanasius gebrauchtdaf r in der Regel διάβολος55, seltener δαίμων56. Ausf hrlich erl utertAthanasius in ep. Aeg. Lib. 1-457, da schon der Sohn Gottes vorhergesagthabe, falsche Propheten w rden kommen, und da stets der Teufel versuche,die Gl ubigen zu t uschen und H resien entstehen l t. Diese Vorstellung istaber Allgemeingut in der altchristlichen Polemik58.

Den negativen Vergleich mit den Juden kann Athanasius variabel einsetzen.In der Regel vergleicht Athanasius die „Arianer" mit den Juden, weil beideseiner Ansicht nach den Sohn Gottes leugnen59. Deswegen judaisieren die„Arianer" und sind die „neuen Juden"60. Athanasius kann den Vergleich aber

So schreibt er in ep. Adelph. l (PG 26,1072A): τοΰτο δε το επιχείρημα διαβόλου μενεστίν υπερβολή, των δε παρανύμων Ιουδαίων μίμησις; 2 (1073Β): επειδή δε,παροξυνόμενοι παρά του πατρός αυτών του διαβόλου, ουκ έγνωσαν ...; 6 (1080C); 8(1084Α); auch 9 (1084Α) wird als Vater der Teufel genannt. In Ar. I 8 (PG 26,25C)nennt Athanasius den Teufel Erfinder aller H resien (ό τάς αιρέσεις έπινοήσαςδιάβολος), in Ar. II 17 (l84A) schreibt er sogar: πώς ου πλέον του διαβόλουμαίνονται, ει...; vgl. ebenso z.B. Ar I 1 (PG 26, 13A); II 74 (304A).In ep. Aeg. Lib. 5,2 (44,8): διαβόλου δε και των εκείνου δαιμόνων φίλοι; in der v.Anton, stammt die arianische Lehre von den D monen und dem Teufel (PG 25, 960B);der Teufel ist der Vater der D monen (960B), der erste (885A) oder der Anf hrer (ine.52,5) der D monen; vgl. auch ep. Aeg. Lib. 1,4 (40,21-23).

56 Als Adjektiv z.B. decr. 5,7 (5,22): δαιμονιώδης.57 Auch in ep. Aeg. Lib. 23,1 (63,2f.) und 8,2 (48,1-15).58 „Als eine der durchg ngigsten Ableitungen ist der (unter anderem auf Joh. 8,44 oder l

Petr. 5,8, vgl. 2 Cor. 11,13/5, gest tzte) obligatorische Topos, da alle H. vom Teufelbzw. von den D monen verursacht ist"; BROX, H resie, 265 (dort und bei SPEYER,Gottesfeind, 1036f. weitere Belege). Hintergrund der Satansvorstellung ist die sp tj -dische Apokalyptik, ausf hrlich bei SCHIRR, 35f, 41f, 57-60 und die uralte Vorstellungvom Gottesfeind (s. Anm. 53). Die neutestamentlichen Schriften bieten gen gend Mate-rial daf r, da das Motiv, eine teuflische Macht stifte zur H resie an, ein fester Toposder Ketzerpolemik werden konnte (neben Joh 8,44 z.B. 2Kor ll,14f.; 6,14f; Mk 4,15;Mt 13,39; ITim 4,lf; 2Tim 2,26; Uoh 3,8-10; IPetr 5,8; Apg 5,39; 13,10); auchbeschreiben die Evangelien das Leben Jesu als einen Kampf gegen den Satan und seinReich (zusammengefa t bei SPEYER, Gottesfeind, 1030Γ).

59 So in^r. I 4 (PG 26, 20BC); I 8 (25C.28B); I 10 (32A); II 15-17 (177B-184A); III 16(356B). Besonders ausf hrlich ist Athanasius in III 27 (380C-381B), wo er drei Thesennennt, die sowohl Juden als auch „Arianer" leugnen, und abschlie t: αμφότεροι γαρ(Juden und „Arianer") εκ των ανθρωπίνων, ων ύπέμεινεν ό Σωτήρ δι' ην είχεσάρκα, αρνούνται την άιδιότητα και θεότητα του λόγου.

60 Ίουδαίζειν deer. 2,1 (2,13); Λ/·. Ι 39 (92C); 53 (124Α); „neue Juden" z.B. decr. 27,4(24,5); Dion. 3,3 (48,5f); 4,1 (48,13); siehe M LLER, Lexikon. Athanasius schreibtauch manchmal, da die „Arianer" „nach Art des Kaiphas" handeln, z.B.: decr. 2,1

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108 Übersetzung mit Kommentar

auch je nach Situation abwandeln, Folgende paraphrasierte Stellen können dasverdeutlichen:

• Ar. III 27 (381B): Die Juden töteten Jesus, weil er sich Gott gleichstellte,die „Arianer" suchen nur die zu töten, die ebenso die Gottheit Jesuvertreten.

• Dion. 3,2f. (47,22-48,7): Wie die Juden sich gegenüber Jesus nicht aufAbraham berufen konnten (Joh 8,33-39), so können sich die „Arianer"auch nicht auf Dionys berufen.

• decr. 1,1.3-7 (1,10.17-2,10): Die „Arianer" murren ( ) gegen dasNicaenum wie die Juden gegen Jesus.

• ep. Aeg. Lib. 9: Athanasius erwähnt Pharisäer, Sadduzäer, Herodianer, diedas Gesetz nur auf den Lippen hatten, ohne sich danach zu richten.Genauso würden sich die „Arianer" nur der Ausdrücke aus den Schriftenbedienen, um die Unwissenden zu betrügen.

• h. Ar. 61,4 (277,26-30): Wie die Juden dagegen waren, daß Jesus dieBlinden und Gelähmten heilte (Joh 9,9; Mt 9,7), so lassen die „neuenJuden" jede Wohltat gegen die Armen vermissen.

• h. Ar. 66,5 (219,30-34): Wie die Juden bei Paulus (Apg 21,36ff), sogreifen die „Arianer" auf die weltliche Macht zurück, falls jemand Kritikübt.

• ep. Afr. 3 (l033AB): Wie die Juden die einzige Quelle des lebendigenWassers verlassen und sich löchrige Zisternen gegraben haben (Jer. 2,13),so haben auch die „Arianer" sich viele Synoden „gegraben", anstelle dasWasser des Nicaenums zu genießen.

• Positiv aber ep. Adelph. 1: Israel hat den Tempel mit der Bundesladeverehrt - weshalb wollen die „Arianer" nicht den Herrn im Leib als demTempel anbeten61?

Alle Vergleiche greifen auf biblische Szenen zurück. Athanasius wendet alsodie Kritik am Judentum an, die schon in der Bibel enthalten ist, und setzt siezu den „Arianern" parallel. Das zeigt erstens, daß die Polemik gegen dasJudentum bei Athanasius Mittel zum Zweck ist, die „Arianer" zu

(2,13); 24,4 (20,20); 27,4 (24,5); Dion. 3,2; ep. Aeg. Lib. 7,1 (46,8); Ar. I 2 (13C); I 53(l 24 A).Athanasius gebraucht also hier den Begriff „Israel" (1018C). Dieses Handeln des VolkesIsrael ist ein Schatten (nach Hebr 10,1) und ein Vorbild für die kommende Wahrheit( , 1081 A). Diese allegorisch-typologische Exegese kommt schon bei Paulusvor (z.B. 2Kor 3).

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III.1.3 (Dion. 3,1-4) „Arianer" wie Juden 109

diffamieren62, und zweitens, daß die Polemik in der Regel ein „Schreib-tischprodukt" ist und nicht auf eine aktuelle Diskussion oder persönlicheGespräche mit Juden in Alexandrien zurückgeht63, obwohl es zu seiner Zeitnoch eine jüdische Gemeinde in Alexandrien gab64; erst unter Kyrill vonAlexandrien (ca. 414 n.Chr.) wurde das jüdische Viertel zerstört65. Im Ver-gleich zu anderen Schriften kann man Polemik des Athanasius noch alsgemäßigt bezeichnen66.

Wie einerseits plakativ und andererseits doch variabel anti-jüdische Polemik in dertrinitarischen Auseinandersetzung verwendet wird, belegt Euseb: Er wirft Markell (!)Judaisieren" vor, weil er die drei Hypostasen nicht unterscheide und so wie die Judennur einen Vater bzw. den Sohn als „bloßen Logos" lehre (e.th. l 14; de. V 5,8-10;Marcell. I 1).Die einzige Stelle, an der Athanasius sich ausfuhrlicher direkt mit den Juden ausein-andersetzt, ist De incarnatione Verbi 33-40 (SC 199, 382-410 Kannengießer).Athanasius versucht hier zu belegen, daß sich die alttestamentlichen Weissagungen inJesus, Gottes Logos, erfüllt haben. Vgl. dazu den Kommentar von MEIJERINO,Amsterdam 1989. Direkte Konfrontation mit Juden belegen nur zwei Ereignisse: apol.sec. 83,2 (162,5) erwähnt, daß auch Juden als Zeugen der Mareotiskommission gegenAthanasius herangezogen wurden (335 n.Chr.). Ep.encycl. 3f. (172,2.17; 173,1) berich-tet, daß auch Juden bei den Ausschreitungen gegen die Christen beteiligt waren,nachdem Gregor eingesetzt worden war (339 n.Chr.). Hier (172,17) werden die Judenauch als „Herrenmörder" bezeichnet.S. die Stellenangaben in voriger Anm.

65 Socr., h.e. VII 13; vgl. WILKEN, Judaism, 9-38. Sicher war das nicht mehr die blühendeGemeinde wie in den Jahren vor 117 n.Chr., dem Jahr der blutigen Revolte unter Hadri-an, nach der der meiste jüdische Besitz konfisziert wurde, dennoch wuchs vom 2.-4. Jhdie jüdische Gemeinde wieder an; vgl. TCHERIKOVER (Hg.), Corpus Papyrorum Judai-carum l, 92-100; HORBURY - (ed.s), Jewish Inscriptions, Nr. 15,16, 118-120, 131-134; vgl. auch BAGNALL, Egypt, 275f. mit Anm. 99; BELL, Jews and Christians; VANDENBROEK, Juden, 191-196; HAAS, Alexandria in Late Antiquity, 103-127; weitere Lit.bei RUPPRECHT, Einführung, 156f., 162-164.Einen kurzen Überblick über die altkirchlichen anti-jüdischen Texte und die Proble-matik bietet MCDONALD, Anti-Judaism; umfassender SCHRECKENBERG, Adversus-Judaeos-Texte; NOETHLICHS, Judentum. Stets stellt sich die Frage, ob hinter anti-jüdischer Literatur oder Texten eine reale Diskussion steckt (ja: SIMON, Verus Israel;nein: TAYLOR, Anti-Judaism). Die aktuelle Diskussion stellt zusammenfassend vor:PAGET, Anti-Judaism and Early Christian Identity (setzt sich besonders mit der Thesevon TAYLOR kritisch auseinander).

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