Ausgabe 02/2012

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Ausgabe 11 2/2012 Dossier: Morphin Über den Kolbenrand: Ganz schön scharf! Aufdestilliert: Was ist Flüssigrauch? Explosive Leidenschaft: AK SUPEx stellt sich vor

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In dieser Ausgabe steht Morphin, eine der bekanntesten psychoaktiven Substanzen im Fokus. Leitung: Y. Dubianok

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Ausgabe 112/2012

Dossier:Morphin

Über den Kolbenrand:Ganz schön scharf!

Aufdestilliert: Was ist Flüssigrauch?

Explosive Leidenschaft: AK SUPEx stellt sich vor

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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Titelgeschichte dieser Ausgabe widmet sich dem stärksten natürlich vor-kommenden Schmerzmittel Morphin. Von der Historie über die Synthese bis zu der Wirkungsweise – das Dossier zeich-net einen umfassenden Abriss zum The-ma Morphin.

Auch in diesem „Chemist“ stellt un-sere Redakteurin Angie Ibler ein Refe-rat der Fachschaft Chemie vor. Dieses Mal war das Evaluierungsreferat an der Reihe. Hier erfahrt ihr alles, was hinter den Kulissen der allbekannten Fragebö-gen steckt.

Zur Beginn des Semesters öffnete die Mensa für die TUM-Zeitungen ihre Tore ein Stückchen weiter als sonst – und zwar für eine Führung. Unser Redakteur Martin Wolff hat alles Wissenswerte in einem kleinen A bis Z für euch zusam-mengestellt.

In der Rubrik „Im Visier“ werden Lehrstühle der TU vorgestellt. Dieses Mal musste unser Redakteur Tobias Bau-er nicht lange suchen. Denn er hat sich den Lehrstuhl ausgesucht, an dem er selbst als HiWi tätig ist - und zwar The-oretical Chemical Biology and Protein Modelling Group. Womit sich dort the-

oretische Chemiker und Biologen be-schäftigen, erfahrt in Tobias Artikel.

Was haben Gingerol, Allicin und Cap-saicin gemeinsam? Richtig, das sind die Substanzen, die den entsprechenden Gewürzen die Schärfe verleihen. Verena Fink hat sich für die Rubrik „Über den Kolbenrand“ durch verschiedene Scharf-macher probiert und berichtet euch, wie scharf die schärfste Chilischote der Welt wirklich ist.

Flüssigrauch? Noch nie gehört? Macht nichts, denn unser neuer Redakteur Se-verin Weis erklärt euch den Begriff in sei-nem Debüt in der Rubrik „Aufdestilliert“.

Das Redaktionsteam freut sich immer für stetigen Zuwachs. Falls ihr Lust habt, für den „Chemist“ zu schreiben oder zu zeichnen – dann schreibt uns eine Mail an [email protected] und kommt einfach zu einem unserer Redak-tionstreffen vorbei.

Wir wünschen euch einen guten Start ins neue Semester!

Eure „Chemist“ Redaktion

Explosive Leidenschaft: AK SUPex, Seite 4

Hüter der Guten Lehre, Seite 6

Exkursionen, Seite 6

Im Visier, Seite 7

Mensa ABC, Seite 7

Dossier: Morpheus Träume,

Seite 9

Über den Kolben Rand: Ganz schön scharf! Seite 12

Nobelpreise 2011, Seite 13

Aufdestilliert: Was ist Flüssi-grauch? Seite 14

Editorial Inhalt

Federhalter

Impressum Ausgabe 2/2012, 250 Exemplare

Der „Chemist“ ist kein Erzeug-nis im Sinne des Presserechts, sondern ein Rundbrief an alle Studenten der TUM und sonstig interessierten Personen. Mit Na-men gekennzeichnete Artikel ge-ben nur die Meinung des Verfas-sers wieder.

Redaktion:

Yuliya Dubianok (YD)Verena Fink (VF)Steffen Georg (SG)Angela Ibler (AI)Simon Nadal (SN)Martin Wolff (MW)Tobias Bauer (TB)

Freie Mitarbeiter:

Severin Weis (SW) Felix Kaiser (FK)Andreas Arnold (AA)

Fotos/Zeichnungen:Marisa Götzfried

Kontakt: [email protected]

Severin ist trotz seines jungen Alters von 22 Jahren der Studienälteste in unserer „Chemist“-Redaktion. Er studiert Bio-chemie im 1. Mastersemester und hat seine Bachelorarbeit in Pflanzengene-tik in Weihenstephan abgelegt. In seiner Freizeit ist Severin ein echter „Kampf“-Tänzer: Ob klassisch europäisch oder la-teinamerikanisch, für jeden Tanz konnte sich Severin in seiner 13-jährigen (Frei-zeit-)Tänzerkarriere bis jetzt begeistern – für manche mehr, für andere weniger. Ansonsten geht er auch gerne klassisch Bogenschießen oder liest Romane aus dem Mittelalter- oder Fantasy-Genre. Wer jedoch Severin privat trifft, wird ihn vielleicht in seiner Warhammer-Rolle als Waldelf wiedererkennen und die Quel-le seiner Inspirationen zu sehen bekom-men. Daher sieht er auch seine Aufgabe beim „Chemist“ darin, spontane Ideen und Einwürfe zu machen, wenn sich die

Gelegenheit bietet. Sein Debüt ist in der Rubrik „Aufdestilliert“ auf der Seite 14 zu finden.

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Fachschaft

Explosive Leidenschaft - AK SUPExFK und AA

Die Frage, die Du dir vermutlich gera-de stellen wirst: Was Ist SUPEx?

Nun an unserer Fakultät geht es schon sehr praktisch zu: Man steht einen Groß-teil des Studiums im Labor, kocht, kristal-lisiert, fällt, extrahiert und misst. Jedoch handelt es sich oftmals um vergleichs-weise „langweilige“ Substanzen und Ex-perimente. Beim Experimentalseminar „Sicherheit beim Umgang mit pyrotech-nischen Mischungen und Explosivstof-fen“ (SUPEx) hast Du die einzigartige Möglichkeit, (legal) Explosivstoffe selbst herzustellen – in vernünftigen Mengen, versteht sich.

Ab dem Sommersemester 2012 wird es das Seminar „SUPEx“zum ersten Mal geben. Dieses ist von Studenten für Studenten organisiert. Ziel der Lehr-veranstaltung ist die Vermittlung von wichtigen Sicherheitsvorkehrungen, the-oretischen Hintergründen sowie dem ad-äquaten Umgang mit explosiven Stof-fen. Hierzu erstellen die teilnehmenden Studenten in Kleingruppen eine wissen-schaftlich fundierte Präsentation und führen diese experimentell vor. Die Syn-these ihrer Substanz vollzieht jede Grup-pe direkt im Vorfeld der Präsentation im Vorbereitungslabor des Hans-Fischer-Hörsaales unter Betreuung von Herrn Dr. Florian Kraus bzw. einem Doktoran-den. Für einige organische Explosivstof-fe wird es darüber hinaus auch eine Ko-operation mit Herrn Dr. Stefan Huber geben.

Die Veranstaltung ist aus reinem fach-lichen Interesse entstanden, das heißt, eine Prüfung gibt es dazu nicht. Da-mit ihr jedoch nicht nur mit einem gu-ten Eindruck und gemehrtem Wissen die Vorlesungen verlasst, wird euch Herr Dr. Kraus bei erfolgreicher Teilnahme – soll heißen ihr müsst mindestens einen Vor-trag halten und auch bei anderen Vor-

trägen anwesend sein – einen Schein der Universität ausstellen. Mehr Details dazu gibt es aber noch in der Infoveran-staltung in der ersten Woche des Som-mersemesters.

Wer kann alles mitmachen? Zuhö-ren und die Vorträge ansehen kann jeder, ob Mitarbeiter an der Universität, Dok-torand oder Student. Für die Synthese der brisanten Materialien musst Du aber mindestens im vierten Semester sein. Nach „oben“ gibt es keine Grenze. Wenn du also schon den Master in der Tasche hast und die Vorzüge des §2 1. SprengV (Ausnahmen für die Wissenschaft und Lehre) nutzen möchtest, bist auch Du herzlich willkommen!

Neben euren Präsentationen wird es auch interessante Vorträge der freien Wirtschaft und des LKA zum Thema Sprengstoffe und Pyrotechnik geben. Das Seminar befindet sich aber noch in der Planungsphase; nähere Informatio-nen folgen später auf der Fachschafts-homepage, sowie über Plakate.

Noch ein paar häufig gestellte Fragen und entsprechende Antworten:

Frage: Kostet das was?

Antwort: Nein, die Materialien und Chemikalien werden aus Studienbeiträ-gen finanziert

F: Cool, Sprengstoffe! Kann ich das abfüllen und was in die Luft jagen?

A: Nein. Die Synthesen sind darauf ausgelegt den chemischen Hintergrund des Herstellungsprozesses zu verstehen. Die Menge der Produkte wird im Mili-gramm-Bereich liegen. Das muss aber nicht heißen, dass es im HaFi nicht or-dentlich knallt

F: Ich finde das Thema ja interessant, habe aber doch etwas Bammel vor den Substanzen. Kann ich trotzdem einen Schein bekommen?

A: Das geht natürlich auch, hier wird niemand zum Hantieren mit gefährli-chen Stoffen gezwungen. Es gibt sogar einige Substanzen, deren Herstellung zu aufwändig wäre und die nur theoretisch

behandelt werden können. Wenn man einen Vortrag hält und immer anwesend ist, bekommt man den Schein auch.

F: Brauche ich eine zusätzliche Versi-cherung?

A: Eine Laborversicherung der Fach-schaft ist für diese Zwecke ausreichend.

F: Mit welchem Zeitaufwand ist zu rechnen?

A: Kommt auf eure gewählte Subs-tanz an. Ihr seid jedoch in einer Gruppe, und euer Vortrag soll ca. 45 Minuten fül-len. Die Vorträge werden von Herrn Dr. Kraus oder einem Doktoranden auf fach-liche Richtigkeit geprüft  beziehungswei-se verbessert; es gibt keine Noten! Da-nach wird die Synthese direkt vor der Präsentation durchgeführt. Hierfür soll-tet ihr einmalig maximal 2-4 Stunden einplanen.

Sollten wir dein Interesse geweckt ha-ben, dann halte die Augen und Ohren of-fen. In der ersten Woche des Semesters wird es eine Infoveranstaltung zum Se-minar geben, wo wir euch mit allen wei-teren nötigen Infos ausstatten. Bei wei-teren Fragen könnt Ihr Euch gerne an [email protected] wenden.

Bis dahin!

Mehr wissen:

Seite des AK:http://ch.fs.tum.de/fs_referat.php?id=6

E-mail an:[email protected]

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Fachschaft

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Fachschaft

Hüter der guten LehreAI

War die Vorlesung (oder ist sie es jetzt gerade) mal wieder sterbenslangweilig? Man hört gar nicht, was der Dozent da vorne spricht? Und selbst wenn man es hören würde – begreifen könnte man es sowieso nicht? Oder ist die Vorlesung ausgesprochen gut und der Dozent lässt seine Begeisterung auf die Zuhörerschaft überspringen? Ein Team der Fachschaft kümmert sich um genau diese Frage: Das Evaluationsreferat.Die Referatsmitglieder gehen in Vorle-sungen und verteilen dort die bekann-ten Fragebögen, mit denen die Zuhörer die Vorlesungen und Übungen bewer-ten. Bis hierher kennen wir Studenten das kurze Prozedere, doch was vor und nach Abgabe der Bewertungsbögen ge-schieht ist uns unbekannt. Thomas Geis-berger, Student der Lebensmittelchemie im 1. Semester Hauptstudium, hat dem „Chemist“ einen kleinen Einblick in die Referatsarbeit gewährt:Vor Weihnachten werden ungefähr 30 Vorlesungen ausgewählt, die evaluiert werden sollen. Das sind Vorlesungen von „neuen“ Professoren, wenn eine Vorle-sung noch sehr jung ist oder wenn ein Wechsel der Vortragenden stattgefun-den hat. Auch Emails von Studenten an die Fachschaft, welche Vorlesungen drin-gend bewertet werden sollen, haben Ein-fluss auf die Evaluierung. Nicht evaluiert werden Veranstaltungen, in denen weni-ger als 20 Leute sitzen, da hier der Kos-ten-Nutzen-Faktor ein Wörtchen mitre-det. Der Studiendekan, also Professor Groll, segnet die Auswahl ab. Danach

werden die beteiligten Dozenten über die Evaluierung informiert, damit sie diese in ihre Vorlesungsplanung miteinbeziehen können und nicht von Fachschaftsleuten mit den Fragebögen überrumpelt wer-den. Eva Huber, eine Doktorandin, küm-mert sich um die Verteilung der Bögen an die Fachschaft und um die Auswertung (mittels Computer) der Evaluierung.Annette Spickermann von Pro-Lehre gibt dann allen evaluierten Dozenten eine professionelle Rückmeldung, was gut in ihren Vorlesungen ist und was verbes-serungswürdig erscheint. Die Dozenten scheinen das unterschiedlich aufzuneh-men: Die Reaktionen gehen von „Ist mir doch egal“ über „Ich mach mein Ding wie es mir gefällt“ bis „Oh, kann ich end-lich wieder evaluiert werden?“. Sollte es einmal zu Problemen zwischen Dozent und Studenten kommen, dann liegt in der Mediation ein weiteres Aufgaben-feld der Referatsmitglieder. So kann ein Konflikt über eine neutrale Partei vermit-telt werden, ohne dass sich Studenten gleich persönlich beim Lehrkörper unbe-liebt machen. Die Arbeit im Referat verteilt sich auf ei-nen Block pro Semester, in den die Pla-nung, Ausführung und Auswertung der Evaluierung fallen. Fairerweise findet die Evaluierung terminlich so statt, dass die Dozenten noch Chancen haben, Tipps in ihren Veranstaltungen noch in dem je-weiligen Semester auszuprobieren und umzusetzen. Die meiste Arbeit findet für Julian, den Referatsleiter, und seine neun Helfer am PC beim Mail-Schrei-

ben statt, wenn es um Terminplanung und die Bearbeitung von Information an alle Beteiligten geht. Wie wichtig ist denn nun das Eval-Refe-rat? Auf diese Frage antwortet Thomas natürlich mit „Sehr wichtig!“, wie könn-te er sich sonst dort engagieren. Aber er hat auch einleuchtende Gründe für die-se Einschätzung. So kennt zum Beispiel jeder Student nach dem ersten Semes-ter dieses Referat. Außerdem sollte an je-der Universität die Lehre im Vordergrund stehen und die muss beobachtet werde, um eine hohe Qualität zu halten oder zu erreichen. Es geht also um das, was uns jeden Tag, vielleicht jetzt gerade eben, betrifft. Es gibt wunderbare Dozenten, die zum Beispiel begeistert von Skifah-rern auf der Potentialoberfläche erzäh-len. Doch wenn du, lieber Leser, eine Veranstaltung für verbesserungswürdig hältst, gilt es folgendes zu tun: Dem Do-zenten sagen, was das genau noch nicht so gut läuft; ernsthaft die Evaluationsbö-gen ausfüllen; das Eval-Referat informie-ren; und natürlich: Selbst in die Lehre gehen und es besser machen.

Exkursionen im Sommersemester 2012

2-Tagesfahrt zur ACHEMA

Termin: 20. und 21. Juni 2012Abfahrt: Am 20.06.2012 um 7 Uhr (Bus-

haltestelle vom Chemiegebäude)Kosten:

26,50 € Übernachtung/Frühstück/DZ *(12,00 € Eintritt für 2 Tage) **

Programm: Besuch der Ausstellung an 2 Tagen

Rückfahrt: Am 21.06.2012 um ca. 15.00 Uhr

Anmeldung: [email protected]

Anmeldeschluss: Mittwoch, 18.04.2012

* Die Übernachtungskosten sind in der Zeit vom 11.04. – 18.04.2012 im Studi-ensekretariat persönlich einzuzahlen. ** Die Kosten für den Eintritt können noch entfallen.Die Anreise mit dem Bus wird aus Studi-enbeiträgen finanziert !

AlzChem

Termin: 9. Mai 2012Abfahrt: 8 Uhr (Bushaltestelle vom Che-miegebäude)Programm: Begrüßung, Vorstellung des Unternehmens, Werksrundganng, Vor-trag, MittagessenRückfahrt: ca. 14.30 UhrAnmeldung:

[email protected] Anmeldeschluss: 23. April 2012Die Fahrt wird aus Studienbeiträgen fi-nanziert!

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Fachschaft

Mensa ABCMW

Wer das Praktikum “Molecular Mo-delling” hinter sich hat, weiß über die Nutzung von Dockingprogrammen be-scheid. Mit diesen kann man die Bin-dungsenergien eines Proteins zu seinem Liganden durch Computersimulation ermitteln. Doch wer entwickelt solche Programme, wer verbessert sie? An der TU-München geschieht dies (und vie-les weiteres) am Lehrstuhl “Theoretical Chemical Biology and Protein Model-ling” in Freising.

Was sich hinter diesem Namen an Akademikern verbirgt ist überschaubar: Theoretische Chemiker, Physiker, Biolo-gen, Bioinformatiker und einige HiWis. Ihr “Labor” besteht aus zwei Rechen-cluster, an denen quantenmechanische Simulationen sowie Dockingexperimen-te durchgeführt werden. Interessiert ist man dort z.B. an der Entwicklung neuer Scoring-Fuctions, die ein Dockingergeb-niss bewerten. Außerdem wurde ein An-satz entwickelt, der beim Durchführen eines Dockings die Minima auf der Po-tentialhyperfläche viel effizienter findet als simulated annealing-Methoden (Si-mulation zur Erhitzung des Protein-Li-gand-Ensembles, damit der Ligand etwa-ige Energiebarrieren überwinden kann,

um in ein neues Minimum zu gelangen). Somit gelingt es, die Proteinkonforma-tion durch Simulation weiter an experi-mentell ermittelte Strukturen anzunä-hern.

Der Lehrstuhl arbeitet weiterhin mit experimentellen Arbeitsgruppen im Be-reich Drug Design zusammen. So gab es ein Projekt, das Inhibitoren für die Aldosteron-Synthase identifizieren soll-te. Dieses Enzym katalysiert die letzten Schritte in der Aldosteron und Cortico-steron-Synthese. Das Enzym ist in der inneren Membran der Mitochondrien lokalisiert. Im Allgemeinen lassen sich Membranproteine nicht oder nur schwer kristallisieren, da man hierfür die Prote-ine in einem Lösungsmittel lösen muss, was im Falle der teilweise hydrophoben Membranproteine nur mithilfe von De-tergenzien ermöglicht wird, die jedoch wieder die “Kontakte” der Proteine un-tereinander im Kristall beeinträchtigen. Jedoch ist dieses Enzym von großem In-teresse für z.B. Pharmafirmen, da eine zu hohe Konzentration von Aldosteron zu Bluthochdruck führen kann. Dies ge-schieht, da Aldosteron über Bindung an einen Rezeptor den Natrium- und Was-serhaushalt reguliert und somit eine ar-

terielle Hypertonie herbeiführen kann.Da jedoch Kristallstrukturen für ein

Protein derselben Enzymfamilie bekannt sind, wurde eines der bekannten Protei-ne als Vorlage verwendet, um die Struk-tur des unbekannten Proteins zu finden. Getestet wurden die jeweils gefunde-nen Strukturen anhand bekannter Inhi-bitoren für die Aldosteron-Synthase. So konnte erreicht werden, dass 90,3 % der bekannten Inhibitoren nun an das ermit-telte Modell der Aldosteron-Synthase binden konnten, wobei nur 20 % der be-kannten Nicht-Inhibitoren an das Enzym binden konnten. Das so gefundene Mo-dell konnte nun für weitere Dockingex-perimente zur Findung weiterer Inhibito-ren verwendet werden.

Im Visier

Theoretical Chemical Biology and Protein Modelling Group

Theoretiker in der Biochemie TB

Das Studentenwerk hat für die Uni-zeitungen eine Mensaführung in Gar-ching veranstaltet. Alle Zahlen, Fakten und alles Wissenswerte über den Betrieb hinter den Kulissen seien hier in einem kleinen Lexikon niedergeschrieben.

A uslastung: Die Auslastung der Men-sa ist infolge des doppelten Abitur-jahrgangs stark gestiegen. Bis zu 5000 Gäste besuchen die Mensa täglich. Um diesem Ansturm gerecht zu wer-den, wurden beispielsweise die Schal-ter neu organisiert und neue Sitzplätze geschaffen. Auch der →Brandschutz musste verschärft werden.

B randschutz: Neue Brandschutzvor-schriften bedeuteten das Aus für den Kicker, das Schwarze Brett und den Buchladen. Auch neue Feuerschutztü-ren wurden angebracht.

C afeterien: Die beiden Cafeterien in der Mensa und im Maschinenbaugebäu-de beziehen ihre Speisen aus der Mensa-küche. In der Mensa wird also oft ge-kocht (→ Nudeln, → Schnitzel), in der Cafeteria hingegen nur alles wieder auf-gewärmt, da hier nur ungeschultes Per-sonal arbeitet.

D urchgegart ist grundsätzlich alles

Fleisch in der Mensa. Etwas anderes wäre bei so großen → Portionen auch nicht zu realisieren. Rosa Entenbrust wird es also niemals geben.

E rsatzteilprobleme treten immer wie-der bei Wartungsarbeiten auf, da viele Maschinen in der Küche so alt sind wie die Mensa selbst. Am meisten davon ist der große Geschirrspüler betroffen, da dieser unverzichtbar für die Mensa ist. Aus diesem Grund hat die Mensa Einweggeschirr für zwei Tage vorrätig.

F eedback: Anstatt sich jede Mahlzeit drüber aufzuregen, dass mal wieder zu viel oder zu wenig Salz im Gericht war,

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Fachschaft

könnte man auch eine E-mail an das Studentenwerk schreiben. Ob man es glaubt oder nicht, aber das Studenten-werk versucht bereits, innerhalb des Budgets den Studenten möglichst gute → Qualität zu liefern.

G las gibt es grundsätzlich keins in der Mensa, auch nicht in der Küche. Die Splittergefahr ist zu groß. Das scheint allerdings für die Cafeteria nicht zu gelten.

H ygienekontrollen finden vierteljähr-lich unangekündigt durch ein privates Institut statt, welches vom Studenten-werk dazu beauftragt wurde.

I nfostand: Der Infostand ist im we-sentlichen dazu da, Mensakarten für Gäste und Bedienstete auszugeben.

J ahre, die die Mensa hier schon alle mit Essen versorgt: 32

K ühlschränke gibt es viele in der Mensaküche, um die Kühlkette bei der Verarbeitung der Nahrungsmittel auf-recht erhalten zu können. Am größten ist der zentrale Kühlraum, der auf 4 °C herunter gekühlt ist.

L aptops und Geldbeutel zieht das Mensapersonal hinterm Vorhang an der Geschirrabgabe immer wieder von den Tabletts, bevor sie einen Magne-ten erreichen, der das Besteck ein-sammelt. Einige Studenten sind (im günstigsten Fall) mit dem Kopf wohl schon wieder in der nächsten Vorle-sung, wenn sie vom Essen aufstehen.

M aden im Brokkoli war letztens eine ordentliche Negativschlagzeile für das Studentenwerk und seine Mensen. So-fort wurde das gesamte Mensasystem angezweifelt und die Verantwortlichen waren in großer Erklärungsnot. Darf so etwas passieren? Natürlich ist es für

den Betroffenen im Einzelfall eine ex-trem eklige Angelegenheit. Trotzdem sollte man sich darüber im Klaren sein, dass Millionen von Essensportionen, die alljährlich über die Theken der Mensa wandern, einwandfrei sind. Die Mensa ist auf keinen Fall schlechter als jeder andere Gastronomiebetrieb in dieser Größe, wenn man sich mal durch den Kopf gehen lässt, was schon alles in Konservendosen und Fastfood-Burgern von namhaften Großkonzer-nen entdeckt wurde.

N udeln zeigen am besten auf, wie das Zusammenspiel zwischen Mensa und Cafeteria abläuft. In der Mensa werden die Nudeln fast fertig gekocht, im Ofen zu Ende gegart, gekühlt und dann in die Cafeteria geschafft.

O el in der Fritteuse wird mindestens einmal wöchentlich ausgetauscht. Das alte Frittieröl wird verkauft.

P ortionen: Bis zu sieben Mal am Tag werden 50 Portionen aus der Mensa-küche in die Cafeterien geschafft. Bei dem Transport ins Maschinenwe-sen funktioniert das Ganze mit einem Warmhaltewagen.

Q ualität: Die Qualität der Mensa wird von jedem unterschiedlich beur-teilt. Die einen meckern grundsätz-lich bei jedem Mensabesuch, dass man sich fragt, was sie sonst immer essen und für andere ist die Mensa der wich-tigste Grund überhaupt in die Uni zu gehen. Auch zwischen den Gerichten gibt es meist Unterschiede. Wie sonst ist es zu erklären, dass die Schlange für „Schnitzel in Weinsoße“ bis raus vor die Tür reicht, während man gleich-zeitig für den Gemüsereis überhaupt nicht anstehen muss. So schlecht kann das Essen außerdem allein deshalb schon nicht sein, weil man auch im-mer wieder Professoren in der Mensa antrifft, die sich nun wirklich besseres leisten könnten.

R ückgewinnung von Energie aus Ab-luft findet seit zwei Jahren auch in der Mensa Anwendung. Zum Anheizen der Kessel wird Dampf benutzt, der in Rohren aus umliegenden Gebäuden in die Mensa strömt. Woher genau (Ma-schinenwesen, Chemie, Forschungs-reaktor?) konnte der Mensaleiter aller-dings nicht sagen.

S chnitzel: Auch hier gilt wieder: In der Mensa (alle Kalorienzähler aufge-passt!) kommt es noch frisch aus einer großen, automatisierten Fritteuse, in der Cafeteria wird es nur aufgewärmt.

T eller gibt es in der Mensa gerade kei-ne, soll es aber in der neuen Mensa ge-ben, was allerdings noch unsicher ist, genauso wie der ganze Mensaneubau ûberhaupt. Vermutlich wird man ein-fach die Welle des doppelten Abitur-jahrgangs aussitzen. Wenn jetzt noch nicht mal die Genehmigung durch ist, dann wird die neue Mensa auch sicher nicht in den nächsten Jahren fertig sein, um den Ansturm abzuschwächen.

V orlesungsfreie Zeit: Auch in den Se-mesterferien finden immer noch 3200 Leute täglich ihren Weg in die Mensa. Dabei handelt es sich um Angestellte, Labor- und Rechnerpraktikanten, Prüf-linge und solche, die tatsächlich nur wegen der Mensa zum Campus fahren.

W artung der Geräte muss auch sein. Dies geschieht wöchentlich bzw. mo-natlich. Die größte Schwierigkeit be-reitet dabei das → Ersatzteilproblem.

X -3 = 5. Berechne X. Wem die Auf-gabe zu schwierig ist, kann sich alter-nativ auch am Sudoku auf der letzten Seite versuchen.

Y etis wurden in der Mensa bislang noch nicht gesichtet. Wer einen findet, bitte am → Infostand abgeben oder an [email protected] mailen.

Z ulieferer braucht man, damit in der Mensa nicht mehr als nötig gekocht werden muss. So wird etwa Hack-fleisch oder Leberkäse in die Mensa fertig geliefert.

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Wissenschaft

Historie

Ob als Anästhetikum, in der Notfall-medizin zur Behandlung von starken Schmerzen oder bei Krebspatienten – noch bis heute findet Morphium eine breite Anwendung in der Medizin. Mor-phium gehört zu den stärksten natürlich vorkommenden Schmerzmitteln.

Das Alkaloid kommt hauptsächlich im getrockneten Saft der unreifen Kapsel des Schlafmohns der Gattung Papaver Somniferum vor, welcher auch als Opi-um bekannt ist. Zu den Hauptbestand-teilen des Opiums gehört neben Mor-phium (10-12 %) das Alkaloid Codein

(0,3- 1%). Codein wird vorwiegend als Antitussium – ein Medikament, das zur Unterdrückung des Hustenreizes dient – eingesetzt.

Bereits Sumerer und Ägypter verwen-deten Schlafmohn – zunächst jedoch auf Grund seiner schläfrig machenden Wir-kung. Die schmerzlindernde Wirkung von Opium wurde Jahrhunderte später bekannt: Im 16. Jahrhundert wurde Opi-um als Universalheilmittel eingesetzt. In Persien hingegen war es vor allem we-gen seiner euphorisierenden Wirkung bekannt.

Die Isolierung der schmerzlindernden Komponente des Opiums gelang dem

deutschen Apotheker Friedrich Sertür-ner im Jahr 1804. Sertüner benannte das Alkaloid nach Morpheus, dem griechi-schen Gott der Träume. Es vergingen je-doch mehr als 15 Jahren, bis die Indus-trie auf das Mittel aufmerksam wurde. Eins von der Industrie entdeckt, war nun eine genaue Dosierung des schmerzstil-lenden Mittels möglich und machte des-sen Einsatz in der Medizin möglich.

Doch schon bald zeigte sich das hohe Suchtpotential von Morphin: So verlang-ten mit Morphin behandelte Soldaten in Deutsch-Französischen Krieg auch spä-ter nach dem Medikament.

Auf der Suche nach genauso effekti-

Dossier

Morpheus TräumeWenn Schmerzlosigkeit berauschend wird SN, TB, YD

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Wissenschaft

ven Alternativen wurde 1874 Diacetyl-morphin entdeckt. Der englische Wis-senschaftler Charles Robert Wright benannte seine Entdeckung nach dem griechischen Wort Heros.

Am Ende des 19. Jahrhunderts kam Diacetylmorphin unter dem Namen He-roin auch in Deutschland auf den Markt. Das Konzern Bayer vermarktet Heroin als Schmerz- und Hustenmittel sowie als Er-satzstoff für Morphin.

Angeritzte Samenkapsel des Schlafmohns

Binnen weniger Jahren nach der Ver-marktung wurden die Nebenwirkungen bekannt: Genauso wie Morphin, führt auch Heroin zur Abhängigkeit. Erst 1931 stellte Bayer die Produktion von Heroin ein und spezialisierte sich auf die Her-stellung von Acetylsalicylsäure, die 1899 entdeckt wurde. Das offizielle Verbot trat in Deutschland übrigens erst 1971.

Synthese

Die Herstellung auf Rohopium und Morphin blicken auf eine lange Ge-schichte zurück, nicht zuletzt die Opi-um-Kriege in China zeigen die Bedeu-tung dieser Droge für die Menschheit.

Wir möchten an dieser Stelle noch-

mals darauf hinweisen, dass Morphin ein starkes Analgetikum ist und dementspre-chend unter dem deutschen Betäubungs-mittelrecht fällt. Eine Synthese/Extrak-tion von Morphin ist daher nicht legal, sofern keine Ausnahmegenehmigung er-folgte. Der „Chemist“ übernimmt keine Haftung für das Handeln seiner Leser nach diesem Artikel.

Biosynthese

Morphin wird aus Milchsaft des Schlafmohns hergestellt. Als Alkaloid wird es als sekundärer Pflanzenstoff ein-geordnet, er erfüllt also keine lebens-wichtigen Funktionen in der Pflanze, wie z. B. Energieversorgung, sondern besitzt eine ökologisch wichtige Rolle. Morphin, wie Codein und Thebain sind dabei Her-bizide, welche die Pflanze vor Parasiten schützten. Die Biosynthese folgt einen für viele Alkaloide gemeinsamen Start. Ausgehend von zwei Tyrosin Molekülen wird Norcoclaurin hergestellt.

Dies ist die Vorstufe für viele weitere Alkaloide, wie Reticulin, Thebain, Code-in und unser Morphin.

Letzteres erlangt seine starke Wirkung im Menschen erst durch Biotransforma-tion in der Leber, sie verstoffwechselt das Alkaloid, um seine Resorbtion und Löslichkeit zu steigern. Morphin wird dabei durch Glucuronidierung in Mor-phin-6-Glucuronid überführt, welches wesentlich stärker wirkt.

Naturstoffextraktion

Morphin kann sehr leicht aus Roho-pium extrahiert werden, dieser Prozess wird auch industriell durchgeführt. In Europa wird das meiste Morphin in Un-garn angebaut.

Ein bis zwei Wochen nach der Blü-te des Schlafmohns ritzen die Bauern am späten Nachmittag die unreifen Sa-menkapseln des Mohns an, wodurch der Milchsaft austritt. Diesen lässt man über Nacht trocknen, durch Autoxidation ent-steht eine braune bis schwarze Masse,

das Rohopium. Dieses wird am nächs-ten Morgen von den Kapseln abgeschabt.

Dieses Rohopium wird in kleine Stü-cke geschnitten und mit NaOH in Me-thanol für einige Stunden im Rückfluss extrahiert. Daraufhin wird die Lösung grob abfiltriert und das Methanol unter vermindertem Druck entfernt. Das resul-tierende Gemisch, welches alle Alkalo-ide des Opiums (>50) enthält, wird mit 1M NaOH gerührt, gefiltert, mit Natri-umacetat versetzt und mit Toluol gewa-schen. Die wässerige Phase wird mit Es-sigsäure auf pH 9 heruntergesetzt und stehen lassen. Während dieser Zeit wird Morphin präzipitiert.

Totalsynthese

Im Vergleich zu den Extraktionen von Morphin aus Rohopium mit etwa 80% Ausbeute, werden Totalsynthesen nur im Labormaßstab durchgeführt.

Die erste Totalsynthese wurde von Gates durchgeführt, welcher nach 29 Schritten eine Ausbeute von 0,0014% erreichte. Ausgehend von 2,6-Dihydro-xynaphthalen stellte er sich ein Grund-gerüst her, welches er durch eine Diels-Alder Reaktion mit Butadien erweiterte.

Nur C. Rice schuf eine Synthese mit mehr als 12% Ausbeute, welche aller-dings nicht enantioselectiv war. Asym-metrische Morphin-Totalsynthesen exis-tieren zwar, jedoch liegen die Ausbeuten unter 5%.

Insofern gibt es bisher keine industri-ell angewendete Morphin Totalsynthese, die industrielle Herstellung von Morphin beschränkt sich auf Naturstoffextrak-tions-Techniken.

Opioide – Medizinische An-wendung

Schmerztherapie

Ein wesentliches Anwendungsgebiet von opioiden Stoffen ist die Schmerzthe-rapie. Es gibt hierbei verschiedene Arten von Schmerz. Zunächst akuter Schmerz: Dabei werden Signale von peripheren Sinnesorganen zum Gehirn weitergelei-tet. In der ersten Stufe sind dabei die No-zizeptoren von Bedeutung. Dabei han-delt es sich um freie Nervenendungen in der Dermis der Haut. Letztendlich wird

Dos

sier

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Wissenschaft

das Schmerzsignal von den sensorischen Neuronen zu Interneuronen weitergelei-tet. Dies geschieht über Neurotransmit-ter, wobei die Ausschüttung der Neuro-transmitter davon abhängt, wie stark die Opiatrezeptoren der sensorischen Neu-ronen besetzt sind. Schmerzempfinden wird also wesentlich durch Opioidrezep-toren verändert.

In Verbindung mit chronischem Schmerz muss zusätzlich zu Opioiden auf weitere Stoffe zurückgegriffen wer-den, da eine dauerhafte Behandlung mit Opioiden aufgrund der Nebenwirkungen und Abhängigkeit nicht erstrebenswert ist. Im Gegensatz zu akuten Schmerzen, die die Aufmerksamkeit des betroffenen Organismus auf eine Verletzung lenken, um weiteren Schaden zu begrenzen, ha-ben chronische Schmerzen diese Funk-tion verloren und schaden dem Organis-mus durch dauerhafte Vermittlung eines Schmerzreizes. Diese Art von Erkran-kung tritt etwa nach länger andauern-den Verletzungen auf. An dieser Stelle kommen z.B. Inhibitoren für die Stick-stoffmonoxid-Synthase ins Spiel. Die-ses Enzym spielt eine wesentliche Rolle bei der Chronifizierung von Schmerzen. Durch dauerhafte Aktivierung der NO-Synthase und der damit zusammenhän-genden Freisetzung von NO als Trans-mitter von Nervenreizen werden Gene aktiviert, welche bestehende Strukturen im Gehirn verändern, die NO-Synthase dauerhaft hochregulieren und somit zu chronischen Schmerzen führen. Ein wei-teres Problem bei der Behandlung von Schmerzen scheint die Gabe von NO-Synthase-Inhibitoren zu lösen: Die Bil-dung von Toleranz. Toleranz führt dazu, dass dieselbe Menge eines Stoffes nicht mehr zu derselben Wirkung führt. So-mit müssen bei längerer Behandlung mit Opioiden die Dosen erhöht werden. Es wurde jedoch gezeigt, dass gleichzeitig mit Opioiden verabreichte NO-Syntha-se-Inhibitoren die Toleranzbildung gegen das entsprechende Opioid wesentlich re-duzieren. Somit kann durch diese Inhibi-toren eine Opioid- Therapie zum einen durch Verhinderung von Toleranzbildung effektiver gestaltet werden, als auch der Bildung chronischer Schmerzen vorge-beugt werden.

Auch bei neuropathischen Schmer-zen können Opioide eine wesentliche Rolle spielen. neuropathische Schmer-zen grenzen sich von normalem, aku-

tem Schmerz dadurch ab, dass sie durch Schädigung von Nerven (und nicht von normalem Gewebe) einhergehen. Be-kanntestes Beispiel ist wohl der Phan-tomschmerz. Er tritt häufig kurz nach der operativen Entfernung eines Körper-teils auf. Betroffene Patienten fühlen ei-nen häufig als stechend beschriebenen Schmerz im nicht mehr vorhandenen Körperteil. Phantomschmerz entsteht dadurch, dass der Input des entfernten Körperteils fehlt, da die Nervenendun-gen quasi im “Nichts” enden. Im Gehirn liegen die Zentren, in denen Empfindun-gen aus den verschiedenen Körperteilen verarbeitet werden, nebeneinander. Fehlt nun der Input für einen Teil dieser Zen-tren, so beginnt ein Prozess namens Re-mapping, bei dem umliegende Zentren die Inputlosen übernehmen. So liegt z.B. der Input aus dem Gesicht neben dem der Hand usw. So kann durch Berüh-ren bestimmter Gesichtsteile die Emp-findung ausgelöst werden, die fehlende Hand würde berührt werden. Dies allein erklärt jedoch noch nicht die Schmerz-empfindung. Deshalb wird vermutet, dass Signale in den neu organisierten Re-gionen durch das Gehirn fehlinterpre-tiert werden, was nun zum Phantom-schmerz führt. Opioide können nun vor einer bevorstehenden Operation ange-wendet werden, um die Interpretation des Inputs durch das Gehirn zu verän-dern, was nach der Operation die Phan-tomschmerzen zu mildern scheint.

Ungewollte und gewollte Nebenwirkung?

Ungewollte und gewollte Nebenwir-kung gleichzeitig ist die stopfende Wir-kung von Opioiden. Bei chronischen Schmerzen ist hochproblematisch, dass sich im Verdauungstrakt des Menschen so viele Neuronen befinden, die durch die Opioide beeinflusst werden. Der Verdauungstrakt wird nicht umsonst als enterisches Nervensystem, als “second brain” bezeichnet. Die stopfende Wir-kung der Opioide tritt auf, da die kont-rollierten Bewegungen der glatten Mus-

kulatur im Darm nicht mehr parallel stattfinden können. Somit sind Opioide die am stärksten stopfenden Stoffe über-haupt.

Anwendung im Opioident-zug – Ersatzstoff Methadon

Opioide werden auch in Opioident-zugstherapien angewendet. Dieser auf den ersten Blick kontroverse Lösungsweg hat folgenden Hintergrund: Durch ver-ordnete Ersatzstoffe wie z.B. Methadon soll der Entzug sanfter gestaltet werden und während dieser Zeit dem Patienten ein neues soziales Umfeld erschlossen werden, sowie sie vom ursprünglichen zu entkoppeln. Ein belastender Faktor bei der Gabe von Methadon ist, dass Me-thadon jegliche Gefühlsspitzen und -tie-fen abschneidet. Dies ist auf den soge-nannten Steady-state züruckzuführen. Dabei gibt die Einnahme von zusätzli-chem Methadon keinerlei spürbare Ver-änderung mehr. Konkret bedeutet dass, dass die opioiden Rezeptoren im Körper dauerhaft durch Methadon besetzt sind und körpereigene Opioide kaum mehr deren Wirkung vermitteln können. Dies führt zum häufig beschriebenen Gefühl des „in- Watte-gepackt-seins“. Theore-tisch gesehen ist Opioidentzug ungefähr-lich. Trotzdem kommen einige Entzugs-patienten immer noch zu Tode. Dies hat folgenden Hintergrund: Patienten, die chronisch Opioide zu sich genommen haben, können aufgrund von Toleranz-bildung Opioidkonzentrationen aushal-ten, die für Menschen ohne ausgepräg-te Toleranz schon tödlich wären. Jedoch verlieren Patienten (schon nach ca. 5-tä-giger Abstinenz) durch Entzug der Opio-ide ihre Toleranz gegenüber diesen Stof-fen. Die “gewohnte” Dosis führt nun bei einem Rückfall aufgrund des Toleranz-verlustes zu bedrohlichen Auswirkungen.

Mehr Wissen:http://www.erowid.org/archive/rhodium/chemistry/morphextr.html (US Patent 6054584)http://opioids.com/jh/index.html

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Wissenschaft

Ganz schön scharf! VF

Über den Kolbenrand

Schon nach einem Bissen eines sehr scharfen Gerichts kann man das Gefühl bekommen, man könne Feuer spucken. Bei dem „scharfen Geschmack“ han-delt es sich jedoch nicht um eine Ge-schmacksempfindung, also eine Stimula-tion der Geschmacksnerven. Stattdessen werden Wärmrezeptoren angeregt, die einen Hitze- oder Schmerzreiz auslösen. Durch diesen Effekt entsteht die Emp-findung, dass sich eine kalte, scharfe Speise beim Verzehr „heiß“ anfühlt. Je-doch wird zusätzlich durch die Tempe-ratur der Speise ihre Schärfe beeinflusst. Dabei gilt: Je heißer, desto schärfer!

Die Schärfe in Gerichten geht haupt-sächlich auf fünf Substanzen bzw. Sub-stanzklassen zurück, die in Gewürzen enthalten sind. Diese sind Gingerol in Ingwer, Piperin in Pfeffer, Allicin in Knoblauch, Isothiocyanate in Senf und Rettich sowie verschiedene Capsaicinoi-de in Chili und Paprika. Im Gegensatz zu Geschmacksempfindungen kann Schärfe auch an empfindlichen Hautpartien oder den Augenwinkeln empfunden werden. Dabei binden die scharfen Substanzen, die der Struktur bestimmter Botenstof-fe ähneln, an die Wärmerezeptoren und aktivieren diese. Durch die Aktivierung der Wärmerezeptoren wird die Durch-blutung im Gewebe erhöht und es wird Wärme entwickelt. Durch die gesteigerte Durchblutung wird die Empfindlichkeit für die eigentlichen Geschmacksempfin-dungen süß, sauer, salzig, bitter und um-ami erhöht. Scharfe Gewürze können so-mit als Geschmacksverstärker wirken.

Auch der Schmerzrezeptor Typ C wird durch scharfe Stoffe wie das Capsaici-noid Capsaicin stimuliert. Dadurch wird der Speicher des Schmerzbotenstoffes

Substanz P entleert, so dass an dieser Stelle kein Schmerzsignal mehr über-tragen wird. Die spezifische Stimulation der Schmerzrezeptoren Typ C sowie die durch Stimulation der Schmerzrezepto-ren ausgelöste Durchblutungsförderung und die dadurch bedingte Wärmeent-wicklung werden pharmazeutisch ge-nutzt. So wird beispielsweise Capsaicin in Kombination mit anderen Wirkstoffen in den so genannten ABC-Wärmepflas-tern zur Stimulation der Wärme- und Schmerzrezeptoren verwendet.

Unter den scharfen Lebensmitteln und Gewürzen kann Chili das intensivs-te Schärfeempfinden vermitteln, wobei Capsaicin die wichtigste Rolle spielt. An-hand von Chili-Püree wurde deshalb ein Maßstab für die Schärfe entwickelt, die so genannte Scoville-Skala. Die Skala wurde 1912 von Wilbur Scoville zur Be-stimmung der Schärfe von Chilischoten entwickelt. Dabei testeten Probanden ei-nen immer weiter mit Zuckersirup ver-dünnten Chiliextrakt und bestimmten, ab wann sie keine Schärfe mehr wahr-nehmen konnten. Der Verdünnungsgrad

stellte den Scoville-Wert dar. Heute wird zur Bestimmung der Schärfe die Capsai-cinoid-Konzentration durch Hochleis-tungs-Flüssigkeitschromatographie be-stimmt und der gemessene Wert in das Scoville-System umgerechnet.

Die durchschnittliche untere Wahr-nehmungsschwelle des Menschen für Schärfe liegt bei etwa 16 Scoville. Eine normale Peperoni erreicht eine Schär-fe zwischen 100 und 500 Scoville. Den Rekord als schärfste Chilischote hält die erst vor Kurzem neu gezüchtete Sor-te „Trinidad Scorpion Butch Taylor“. Sie kommt auf einen Wert von 1,4 Millionen Scoville. Damit ist diese Chilischote so scharf, dass man sie nur in Schutzklei-dung verarbeiten kann. Nach dem heu-tigen Kenntnisstand erreicht reines, kris-tallines Capsaicin 16 Millionen Scoville. Ein Wert von 16 Millionen Scoville be-deutet, dass ein Milliliter reines, kristalli-nes Capsaicin in 16.000 Liter Wasser ge-löst werden muss, damit keine Schärfe mehr festzustellen ist.

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Wissenschaft

Nobelpreise 2011 SN

Physik: Ein größenwahnsinniges Universum

Mit ihrer Entdeckung, dass sich die Ausdehnung des Universums nicht ver-langsamt, sondern beschleunigt, sorgten die Kosmologen Saul Permutter (Law-rence Berkeley National Laboratory), Brian Schmidt (Universität Camberra) und Adam Riess (Space Telecope Sci-ence Institute Baltimore) in den 90er Jahren für grenzenloses Staunen bei ih-ren Physiker-Freunden. Die Forscher be-obachteten jahrelang Supernovae, explo-dierende Sterne. Das Licht dieser Sterne erfährt während seiner Reise durch das Weltall eine Rotverschiebung, welche mit einem Intensitätsverlust einhergeht. Letzterer war viel höher als erwartet, weshalb die Forscher auf eine Ausbrei-tung des Universums schlossen. Und wer soll verantwortlich für diese obskure Ausdehnung? Niemand anderes als die Dunkle Kraft. Düstere Aussichten...

Medizin: Tollkühne Wächter

Der diesjährige Medizin-Nobelpreis ging an Bruce Beutler (Scripps Research Institute), Jules Hoffmann (Universität Straßburg) und an den verstorbenen Ral-ph Steinman (UC Irvine). Die drei For-scher sind maßgeblich an der Aufklärung der angeborenen Immunantwort, beson-ders an der Rolle der Toll-like-Rezepto-ren und der dendritischen Zellen. Die Rezeptoren sitzen auf der Membran der Zellen und sind für die Erkennung von körperfremden Proteine verantwortlich. Die dendritischen Zellen lösen darauf-hin verschiedene Immunantworten aus und aktivieren die zur Vernichtung von Eindringlingen programmierten T-Zellen. Wie in der Immunologie üblich konnten die Rezeptoren keinen normalen Namen bekommen: Man erinnere sich an den Ligand „Spätzle“, der an den Rezeptor „cactus“ andockt.

Chemie: Kristall-Sport: Sym-metrisch, praktisch, gut

Die heutige Jugend ist nicht mehr das, was sie mal war – die Kristalle auch nicht mehr. Früher waren Kristalle Substan-zen, deren Bausteine in einem regelmä-ßigen, periodischen Gitter angeordnet sind. Doch diese Zeiten sind vorbei. Seit der Entdeckung der Quasikristalle (Kris-talle mit damals verbotener Symmetrie) durch Dan Shechtman (Technion, Hai-fa) musste die Definition neu geschrie-ben werden. Er legte außerdem den Pfad zur Entdeckung neuartiger Materialien. Durch ihre ungewöhnlichen Symmetri-en sind Quasikristalle aperiodisch. Sie können nicht wie gewöhnliche Kristalle durch eine Elementarzelle beschrieben werden, die durch mehrfaches wiederho-len in alle Richtungen den Kristall ergibt. Die heutige Definition eines Kristalls: Ein Festkörper mit einem Beugungsdia-gramm aus diskreten Punkten.

Wirtschaft: Ein Modell für die Zukunft

In den Wirtschaftswissenschaften sind mathematische Vorhersagen sehr schwie-rig, da die Systeme meist eine komplexe Zusammensetzung und Beziehungsmus-ter haben und viel Willkür in das Wirt-schaftsgeschehen einfließt. Dennoch sind treffende Vorhersagen für Politiker und für wirtschaftspolitische Entschei-dungen essentiell. Mit dem VAR-Mo-dell (Vektorautoregressives Modell) lie-ferten Thomas Sargent (New York) und Christopher Sims (Princeton) ein neues Werkzeug zur Prognose der Entwicklung bestimmter Variablen, wie z. B Inflation oder auch Arbeitslosenquote, über die Zeit, nachdem ein System stark gestört wurde. Sehr wahrscheinlich haben eini-ge Experten dieses Modell auch in der Finanzkrise zu Hilfe genommen.

Literatur: Lyrischer Alltag

Der poetischste Preis wurde an den schwedischen Lyriker Tomas Tranströ-mer vergeben. Ursprünglich Psycholo-ge, leidet der Autor seit 1993 an einem Schlaganfall, welcher zu einem großen Verlust seines Sprachvermögens führte. Dennoch konnte er mit Hilfe seiner Frau weiter schreiben. Seine Gedichte setzten

sich aus einer dichten Bilderabfolge zu-sammen, die stark an die japanische Hai-ku-Dichtungen erinnern. In Metaphern reflektiert er den Alltag mit einer neuen Sichtweise wieder.

Frieden

Die Hoffnung – weiblich. Nicht um-sonst ging der Friedensnobelpreis an drei außergewöhlichen Frauen, welche für die Rechte der Frau in Afrika und Asien kämpfen.

Tawakkul Karman ist eine Symbolfigur der jemenitischen Protestbewegung und des arabischen Frühlings. Sie verbirgt ihr Gesicht nicht im üblichen Niqab, der das Gesicht konturlos verbirgt und pro-testierte gegen den inzwischen abgetre-tenen Diktator Saleh.

Frau im weißen T-Shirt – Die Pro-testbewegungen der liberianischen Frau-en führten zum Abbruch des andauern-den Bürgerkrieges und zu den Wahlen. Die Figur im Hintergrund der Protestbe-wegung ist Leymah Gbowee. Durch ih-ren Aufruf an alle liberianische Frauen, Haushalt und Sex zu vernachlässigen, um die Männer unter Druck zu setzen, erreichte sie ihr Ziel.

In den folgenden Wahlen wurde John-son Sirleaf, dritte Preisträgerin, zur Prä-sidentin von Liberia gewählt. Die in Harvard ausgezeichnete Wirtschafts-wissenschaftlerin führt im verwüsteten Land wirtschaftliche und soziale Refor-men und ist die erste gewählte Staats-oberhäuptin Afrikas.

Alle drei stehen für die Rechte der Frau überall auf der Welt.

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Wissenschaft

Der Forschergruppe um den Münchner Professor Ntziachristos ist es gelungen bei Patientinnen mit Eierstockkrebs mit-tels eines speziellen Fluoreszenzkame-ra-Systems Tumorzellen während einer Operation zu detektieren.

Den Patientinnen wurde vor der Opera-tion Folsäure injiziert, an die über Ethy-lendiamin der grüne Fluoreszenzfarb-stoff Fluorescein-Isothiocyanat (FITC), gekoppelt war. Folsäure bindet an den Folsäure-Rezeptor-α, der bei 90 – 95 % der Ovarialtumoren im Epithel überex-primiert wird. Durch den Rezeptor wird die Folsäure in das Zellinnere transpor-tiert. Dies geschieht auch mit der fluores-zenz-markierten Folsäure.Mittels Laserlicht wurden dann die Krebszellen in der geöffneten Bauch-höhle angeregt und begannen zu fluores-

zieren. Die gesamte vom Gewebe ausge-hende Fluoreszenz wurde mithilfe von zwei bewegbaren Kameras detektiert, da die Fluoreszenz der Krebszellen nicht mit bloßem Auge erkennbar war. Dabei dien-te die eine Kamera zur empfindlichen Detektion der gesamten Fluoreszenz, die zweite zur Korrektur störende Eigenflu-oreszenz des Gewebes. Daraus wurde ein Fluoreszenzbild erstellt und mit ei-nem gewöhnlichen Farbbild, das durch eine dritte Kamera aufgenommen wurde, auf einem Monitor im OP überlagert. So konnten die Chirurgen leichter feststel-len, welche Gewebeteile von Krebs be-fallen waren. Außerdem wurden so auch kleinere Tumorherde sichtbar gemacht, die ein Chirurg mit bloßem Auge bei ei-ner Operation übersehen könnte. Für eine nachfolgende Chemotherapie ist es

entscheidend, dass bei der Entfernung des Tumors die malignen Zellen mög-lichst vollständig erkannt werden. Ohne Fluoreszenzdetektion entdeckten die Chirurgen durchschnittlich sieben Me-tastasen. Mithilfe von Fluoreszenzdetek-tion hingegen wurden durchschnittlich 34 Metastasen erkannt. Bisher kann mit diesem multispektralen Fluoreszenz-Kamera-System nicht jeder Ovarialtumor erkannt werden und auch in anderen Geweben entstandene Tu-moren werden nicht detektiert. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Über-expression des Folsäure-Rezeptors-α bei Tumoren in unterschiedlichen Organen variiert. Das nächste Ziel der Forscher ist es, dieses Verfahren zu standardisieren und auf andere Tumorarten auszuweiten.

Was ist Flüssigrauch?SW

Aufdestilliert

Jeder ist bereits geräucherten Fi-schen oder Wurstwaren begegnet und die meisten haben diese auch gegessen. Die wenigsten wissen allerdings, dass die Massenwurstwaren mit Flüssigrauch ge-räuchert werden. Wie funktioniert das mit dem Räuchern und was ist Flüssi-grauch überhaupt?

Zunächst diente das Räuchern der Konservierung von Fleischwaren und Fisch. Dazu wurden diese längere Zeit dem Rauch von Holzfeuern, meist Bu-chen- und Erlenspäne oder anderes Hart-holzmehl, ausgesetzt. Beim Räuchern sorgen im Rauch enthaltene Phenole, Kerosole und Formaldehyd sowie Essig-säure für eine Denaturierung der Protei-ne im Produkt. Dadurch werden zusätzli-che Aromastoffe erzeugt und eine starke antimikrobielle Wirkung erzielt, die das

Produkt viel länger haltbar macht. Aller-dings werden dabei auch gesundheits-schädliche Stoffe wie Teere und krebs-erregende Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) eingebracht.

Heutzutage sind vor allem das typi-sche Raucharoma und die längere Halt-barkeit für große Mengen an Waren innerhalb kürzester Zeit ohne die gesund-heitsschädlichen Stoffe erwünscht. Dies kann durch Flüssigrauch, auch Raucha-roma genannt, bewerkstelligt werden. Beim Herstellen von Holzkohle wird Holz unter weitestgehendem Ausschluss von Sauerstoff erhitzt. Die entstehenden Rauchstoffe werden größtenteils vom austretenden Wasser gelöst, welches mehrmals wieder in den Prozess zurück geführt wird. Die flüchtigen Bestandteile des Rauches werden kondensiert und der

Lösung später zugesetzt. Dadurch wird neben der Holzkohle eine mit Rauchstof-fen angereicherte Lösung erzeugt. Aus dieser kann nun über spezielle Extrakti-onsverfahren die Teerphase zusammen mit den PAK entfernt werden. Im Gegen-satz zu dem herkömmlichen Räuchern ist das Räuchern mit Flüssigrauch leichter standardisierbar und vielseitiger anwend-bar. Aufgrund der hohen Konzentration erfolgt das Räuchern schneller. Außer-dem ist die Produktion von Flüssigrauch aus der Holzkohleherstellung sehr preis-günstig. Die erlaubte Zusammensetzung der Flüssigrauchpräparate wurde per EU – Richtline festgelegt. In Deutsch-land ist der wirtschaftliche Einsatz aller-dings nur mit einer Ausnahmegenehmi-gung gestattet.

Fluoreszierende TumorzellenVF

Fluoreszenzmarkierte Folsäure

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Unterhaltung

Sudoku

Das kleine ABC

SpendenaufrufTrauriges Schicksal eine Proteins

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Enthüllung einer α-Helix:„Ich bin schief gewickelt. Schon von Ri-bosom an wollte niemand mit mir kristal-lisieren. Immer zu musste ich Nanotubes tragen, um nicht aufzufallen. Mein größ-ter Wunsch wäre, endlich von meiner

Zelle akzeptiert zu werden. Doch eine Umwandlung zum β-Faltblatt kann ich mir nicht leisten.“Spenden Sie noch heute! Kto: P305+351+338 BeilsteinDaten-Bank

Frisch & Rationell-Markt II:Eine Neueröffnung:

In unserer Kühltheke finden Sie täg-lich frische 1H-Milch, Bio-Frisch-Milch: halb- und volldeuteriert so-wie eine breite Palett abgereicherter Milchprodukte aus unserer Diätlinie für eine bewusste Ernährung. Empfohlen von den Atomic-Weight-Watchers!

E… wie Ether. Es handelt sich um eine Verbindung, bei der zwei Kohlen-stoffatome mit einem Sauerstoffatom verbrückt sind. Ether ist auch die gängi-ge Bezeichnung für das organische Lö-sungsmittel Diethylether. Für die Extrak-tion: Diethylether ist leichter als Wasser, die Etherphase ist also immer oben!

F… wie Fermium. Ein ausschließ-lich künstliches Element der Ord-nungszahl 100, welches zu den Acti-noiden zählt. Es wurde 1952 nach einem Wasserstoffbombentest gefun-den und entsteht durch zweifachen β-Zerfall von 238Uran. Es gilt als letz-tes Element, dass durch Neutronen-einfangreaktionen hergestellt und iso-liert werden kann. Achtung Radioaktiv!

G… wie Glutamat. L-Glutamat ist eine für den Menschen nicht essentiel-le proteinogene α-Aminosäure. Gluta-mat ist der einzige bekannte Aromastoff für den Geschmack Umami, dient in den Körperzellen zusätzlich der Entgiftung und wird auch als exitatorischer Neu-rotransmitter eingesetzt. Es ist sicher auch in der Mensa zu finden. Spätes-tens im Protein des nächsten Schnitzels.

Ungeziefer?

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