Aussenwirtschaft Magazine Februar 2015

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 BIT CHECKER! WIE ALEXANDER WINDBICHLER EINEN WELTWEITEN INTER NETPROVIDER AUFGEBAUT HAT CHILE Der neue Mega-Markt für altern ative Energieerzeugung AUSTRIA IST ÜBERALL  · DAS MAGAZIN DER AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA magazine AUSSEN WIRTSCHAFT FEBRUAR 2015  5,    P  .    b  .    b  .     Ö    s    t    e    r    r    e    i    c    h    i    s    c    h    e    P    o    s    t    A    G     /    F    i    r    m    e    n    z    e    i    t    u    n    g  ,    1    3    Z    0    3    9    8    1    1    F  ,    R    e    t    o    u    r    e    n    a    n   :    W    K    O  ,    W    i    e    d    n    e    r    H    a    u    p    t    s    t    r    a    ß    e    6    3  ,    1    0    4    5    W    i    e    n   Wa  s  E  x  p  o  r  t  e  u  r  e  j  e  t  z  t  w  i  s  s  e  n  m  ü  s  s  e  n E  X  T R A  E  X  P  O   2  0  1  5 A LLE  S  Ü B ER  D I E  W EL  T   A  U  S  S  TELL  U N  G TOR ZU EINEM MARKT MIT UNGEAHNTEN CHANCEN Der Nahe Osten

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Das neue AUSSENWIRTSCHAFT magazine: "Der Nahe Osten"Tor zu einem Markt mit ungeahnten ChancenDer Nahe Osten in den MedienIn der medialen Berichterstattung findet der Nahe Osten derzeit nur in Form von Krieg und Terror statt. Doch dieses Bild ist einseitig. Die Staaten der Arabischen Halbinsel stehen auch für Chance, technischen Fortschritt und Prosperität: Mit einem Exportplus von 10,8 Prozent nach Saudi Arabien und einem Zuwachs von 9,3 Prozent in die Emirate haben österreichische Exporteure im vergangenen Jahr ihre Chancen zu nutzen gewusst. Wie die Erfolgsstory weitergehen kann lesen Sie in unserer spannenden Coverstory.

Transcript of Aussenwirtschaft Magazine Februar 2015

  • BIT-CHeCKeR! Wie AlexAnder Windbichler einen WeltWeiten inter-netprovider AufgebAut hAt

    CHILE der neue Mega-Markt fr alternative energieerzeugung

    AU S T R I A I S T B E R A L L dA S MAgA Zin d er AuS SenWirtSchAf t AuS triA

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    Der Nahe Osten

  • New York, Rio, Tokio wohin bringt dich

    deine Karriere?

    A U S S E N W I R T S C H A F T A U S T R I A

    BEWIRB DICH JETZT!

    Traineeprogramm der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIAAusbildung zum/r sterreichischen Wirtschaftsdelegierten

    wko.at/aussenwirtschaft/trainees3AU S S EN W I RT S C H A F T m a g azi n e | Fe b r u a r 2 0 1 5

    Walter Koren, AussenWirtschAft AustriA

    I m P R e s s u mMedieninhaber:Service-gmbh der Wirtschafts- kammer sterreichHerausgeber:Wirtschaftskammersterreich / AuSSen-WirtSchAft AuStriA,Mag. david bachmannWiedner hauptstrae 63,1045 Wien,t: +43/5/90 900,e: [email protected]: wko.at/aussenwirtschaftChefredaktion:Mag. rudolf loidlRedaktionAUSSEnwIRTSCHAfTAUSTRIA:gabriele SchenkArt Direction und Layout:buero8, WienProduktion:industriemagazin verlaggmbh, lindengasse 56,1070 Wien,t: +43/1/585 90 00Anzeigen:fcM firstclassmedia gmbhpokornygasse 17 / top 2,1190 Wient: +43/1/934 65 94f: +43/1/934 65 94-4Druck: ferdinand berger& Shne ges.m.b.h.,Wienerstrae 80, 3580 hornAuflage: 28.000 exemplare

    ExpEdition ExportfebruAr 2015

    3

    liebe leSerin, lieber leSer! In der medialen Berichterstattung findet der Nahe Osten derzeit nur in Form von Krieg und Terror statt. Doch dieses Bild ist einseitig. Die Staaten der Arabischen Halbinsel stehen auch fr Chance, technischer Fortschritt und Prosperitt: Keine andere entwickelte Volkswirtschaft der Erde wchst heuer so stark wie Katar, Saudi-Arabien oder die Vereinigten Arabischen Emirate dem sinkenden lpreis zum Trotz. Mit einem Exportplus von 10,8 Prozent nach Saudi Arabien und einem Zuwachs von 9,3 Prozent in die Emirate haben sterreichische Exporteure im vergangenen Jahr ihre Chancen zu nutzen gewusst. Wie die Erfolgsstory fr sterreichische Unternehmen weitergehen kann, lesen Sie in unserer spannen-den Coverstory ab Seite 16.

    AUSTrIA IST BErAll einen Beweis dafr erbringt das AUSSENWIrT-SCHAFT magazine in Form von Carla Schmitzberger. Die Brasilianerin mit Ti-roler Wurzeln ist fr einen der grten Exporterfolge Sdamerikas verantwort-lich: die Kult-Sandalen Havaianas, von denen seit der Unternehmensgrndung ber 2,2 Milliarden Stck von Brasilien aus in die ganze Welt gingen. Das Inter-view mit der Auslandssterreicherin, die ber Managementerfahrung in Kuwait, Bolivien und Brasilien verfgt, lesen Sie ab Seite 12.

    Beim Stichwort Energiewende fllt sterreichern eigentlich nur der Atom-ausstieg in Deutschland ein. Dass eine der wichtigsten Volkswirtschaften Sdamerikas derzeit eine ebenso dramatische Umkehr vollzieht, ist weniger bekannt: Die chilenische regierung ruft gerade eine kowende aus, die Her-stellern von nichtkonventionellen erneuerbaren Energien riesige Marktchancen erffnet. Mehr dazu lesen Sie in einem Marktbericht ab Seite 24.

    Ein beeindruckendes Beispiel von erfolgreichem Unternehmertum ist die Karriere von Alexander Windbichler. Als 19-Jhriger grndete der Krntner ein Internetprovider-Unternehmen, das heute, sieben Jahre spter, renommierte Kunden wie die Afrikanische Entwicklungsbank zu seinen Kunden zhlt. Da-fr hat Windbichlers Unternehmen Anexia im Vorjahr den Exportpreis der AUSSENWIrTSCHAFT AUSTrIA gewonnen. Was Anexia erfolgreich machte, lesen Sie ab Seite 30.

    Ich freue mich sehr ber Ihre zahlreichen Anregungen, die Sie mir unter [email protected] zukommen lassen knnen, und wnsche Ihnen viel lesevergngen mit der vorliegenden Ausgabe des AUSSENWIrTSCHAFT magazine!

  • 4 AU S S EN W I RT S C H A F T m a g azi n e | M a i 2 0 14 54

    inhaltmagazineAUSSENWIRTSCHAFT

    AU S S EN W I RT S C H A F T m a g azi n e | Fe b r u a r 2 0 1 5au S S eN W I rT S C H a f T m a g azi n e | fe b r u a r 2 0 1 5

    24 DIE GRoSSE CHAnCE Chiles regierung ruft die ko-wende aus. Fr Umwelttechnikunterneh-men erffnen sich dadurch ungeahnte Mglichkeiten.

    12 ExPAT-ExPERTS Carla Schmitzberger, Marketing-chefin der brasilianischen Kultmarke Havaianas, ber Kulturunterschiede im Management.

    30 wIE HABEn SIE DAS GEMACHT, HERR wInDBICHLER? Der Internetservice- provider des Krntners zhlt sogar die Afrikanische Entwicklungsbank zu seinen Kunden.

    38 ExPoRT- ExPERTS Wirtschaftsdelegierte beantworten leserfragen zu Auslandsmrkten. Diesmal russland, Marokko, Niederlande, Venezuela und Israel.

    E xtr a eXPORT seRvICeAussenWirtschAft AustriA fr sie41 eXPO-COunTdOWnalles zur Weltausstellung 2015 in Mailand.

    43 TOP-mRKTeMrkte im berblick.

    45 TRaInee-PROgRammalles zum Traineeprogramm fr Wirtschaftsdelegierte.

    CovERSToRy Whrend die Weltwirtschaft stagniert, wachsen die lnder der arabischen Halbinsel strker denn je. Der Nahe Osten ist ein Tor zu ungeahnten Geschftschancen.

    1637 EIn MARkT UnD SEInE EIGEnHEITEn Business in Australien

    6 TRaveL-TRends Kurznachrichten fr reisende rund um die Welt.

    8 BaROmeTeR Die Konjunkturaussichten im Februar.

    10 eXPORT-TRends News und Fakten fr Exporteure.

    12 eXPaT-eXPeRTs Auslandssterreicherin Carla Schmitzberger ber Management in Sdamerika.

    16 COveRsTORY Naher Osten. Marktanalyse: Wo Sie in den lndern der Arabischen Halbinsel Geschftschancen finden.

    24 dIe gROsse CHanCe Umwelttechnik in Chile: Die Energie- wende in Chile erffnet Umwelttechnik- herstellern ungeahnte Chancen.

    28 TageBuCH Unser Mann in Bogot.

    30 eRFOLgsReZePTe Wie haben Sie das gemacht, Herr Windbichler? Der Grnder des Krntner Internetproviders ber sein Erfolgsrezept.

    34 WIRKLICH ResTLOs aLLes BeR Slowenien. Alle Zahlen, Daten, Fakten zu unserem Nachbarland.

    36 sPOT On lnderreport Slowenien.

    37 eIn maRKT und seIne eIgenHeITen Australien.

    38 eXPORT-eXPeRTs leser fragen, Wirtschaftsdelegierte antworten.

    41 eXPORT-seRvICe

    46 ausTRIa IsT BeRaLL Die spannendsten Veranstaltungen und die wichtigsten Events der letzten Wochen.

    50 sO WIRds gemaCHT Was sich mit der Euro-Einfhrung in litauen ndert.fo

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    februAr 2015

  • 6. Dezember, 19.35 Uhr, Austrian-Airlines-Flug OS 54 von Brssel nach Wien: Ein-gezwngt zwischen Fenster und Sitznachbar, den obliga-torischen Bordservice-Apfel in der Hand, sitzt Christoph leitl in der ausgebuchten Ma-schine auf Platz 16F. Fliegt der WKO-Prsident trotz des anstrengenden Tags voller Meetings in Brssel grund-stzlich Economy?

    Als Grundregel gilt: Inner-halb Europas fliegt Christoph leitl Economy, wie die Pres-sestelle der WKO mitteilt. Nur bei langstreckenflgen auf andere Kontinente wird Businessclass geflogen. Aber nicht grundstzlich: So wurde bei einer reise mit Bundesprsident Heinz Fischer Anfang 2014 nach Mexiko ebenfalls Holzklasse gebucht.

    anstrengungen der eu-Kommission, den europischen Luftraum unter dem Gesichtspunkt der Optimierung der Verkehrsstrme neu zu strukturieren und die Zersplitterung durch nationale Landesgrenzen und Interessen aufzulsen. Durch die geringeren flugabstnde knnten, so die eu-Kommission, fnf Milliarden euro jhrlich gespart werden.

    Stichwort: Single European Sky

    eCOnOmY RuLes

    Die schlimmsten Versptungen der jngeren

    Luftfahrtgeschichte und ihre tierischen Verursacher.

    Tiere mchTiger

    als Turbinen

    Immer auf IrrflugEine ver(w)irrte Biene in

    einem sogenannten Pitotrohr (einer Staudrucksonde an der Flugzeugnase) sorgte im Jahr 2012 bei einer franzsischen

    Airline fr eine fast zwei-stndige Versptung.

    Schohund mit SchissDass auch kleine Ursachen

    groe Wirkung haben, bewies ein Schohund, der im Vorjahr erlaubterweise in der Handtasche seines

    Frauchens von Moskau nach london mitflog. Noch vor dem Start verwechselte er Gangway mit Gassi die

    reinigung inklusive Deboarding sorgte fr drei

    Stunden Versptung.

    Resolute Ratteratten sind zweifellos keine Tiere, die man mit hohen hy-gienischen Standards gleich-setzt. Sie sind aber vor allem wie alle herrenlosen und ungesicherten Tiere ein Sicherheitsrisiko an Bord.

    Eine rattensichtung in Asien fhrte im Jahr 2012 zu einer fnfstndigen Versptung.

    Gefunden wurde sie nie.

    In der chinesischen Ausgabe des forbes Magazine macht Austrian Airlines von sich

    reden genauer gesagt deren Pnktlichkeit. 90 Prozent aller flge, so forbes, verlieen

    den flughafen pnktlich, das ist weltweit der drittbeste wert. Gratulation!

    HTTen sIes geWussT?ReIsemITBRIngseL

    maHLZeIT!FOOd On BOaRd

    reisemitbringsel kn-nen abgabenfrei einge-fhrt werden, wenn sie sich auf dem gleichen Befrderungsweg wie der reisende befinden, fr den persnlichen

    Gebrauch bestimmt sind und die geltenden reisefreimengen nicht berschreiten. Diese sind berraschend niedrig: Abgabenfrei sind aus Nicht-EU-lndern (neben Tabak-waren und Alkoholika) Waren nur bis zu einem Gesamtwert von 20 Euro, davon lebensmittel bis zu einem Gesamtwert von 4 Euro. Mehrere reisende drfen ihre Freigrenzen nicht zusam-menrechnen; es ist daher nicht mglich, eine Ware im Wert von 40 Euro zu zweit abgabenfrei ein-zufhren. Sie knnen diese Befreiungen ein-mal pro Kalendertag in Anspruch nehmen. nhere Infos: www.bmf.gv.at/zoll/reise

    Fundstck

    wolfs- und Brenfell, ein ausgestopfter waran, Schlangen in Schnaps eingelegt oder ein Haifischftus im Glas. All das haben die Mitarbeiter des Zolls auf dem flughafen wien-Schwechat Urlaubern ab-genommen. Im vorjahr wurden die Beamten insgesamt 4.900-mal fndig. 71 Aufgriffe betrafen den Artenschutz, 232-mal waren es verbotene Pflanzen. Erst vor wenigen wochen war ein Prchen mit 60 geschtzten Papageien im koffer eingereist ein Aufgriff, der zum Glck Seltenheitswert hat.

    von Aces Airlines (kolumbien, ein trockenes Semmerl und Cola) bis zu v wie vietnam Air (frittierte Hhnerkrallen im Hamburgerbrt-chen): wer schon vor dem flug wissen will, wie sich das Bordservice gestalten wird, sollte einen Blick auf airlinemeals.net riskieren. Disclaimer: Die Bilder sind meist schlimmer als die Geschmacksbeschreibung der Gste. Trotzdem: Mahlzeit! www.airlinemeals.net

    souvenir, souvenir!

    neWS berS reiSen

    rund um diE wElt

    6 7AU S S EN W I RT S C H A F T m a g azi n e | Fe b r u a r 2 0 1 5au S S eN W I rT S C H a f T m a g azi n e | fe b r u a r 2 0 1 5

    Chicago oHare ist mit 70 Mil-lionen fluggsten jhrlich einer der meistfrequentierten flug-hfen der welt. weil die Gegend rund um den Airport orchard field heit, ist die internationale Abkrzung noch immer oRD. oHare hat sieben Runways (ich glaube, das ist ein weltweiter Rekord), doch deren Anordnung ist suboptimal: weil sie sich kreuzen, knnen zumeist doch nur drei flugbahnen gleichzei-tig verwendet werden. Zuletzt hat der flughafen Schlagzeilen gemacht, weil ein friedhof, der vom Runway bei Start und Landung sichtbar war, um fast 20 Millionen Dollar umgesie-delt wurde. Die Anreisezeit von Downtown Chicago nach oHare ist schwer schtzbar: Zwischen einer guten halben und eineinhalb Stunden habe ich schon gemessen.

    meIn OHaRe

    Peter sedlmayer, Wirtschaftsdelegierter in Chicago, ber den flughafen Chicago OHare

  • uSAbip/Kopf: 53.101 uSd

    +3,1 %

    brASilienbip/Kopf: 12.221 uSd

    +0,5 %

    veneZuelAbip/Kopf: 13.650 uSd

    2,8 %

    KOnjunKTuR-eRWaRTungDer EInkAUfSMAnAGER-InDEx der USA, der die Konjunkturerwartung von Unternehmen in den Vereinigten Staaten misst, ging zum Jahreswechsel leicht auf 53,9 (Werte ber 50 bedeuten mehrheitlich Wachstumserwartung) zurck. Stabil verharrte der EMI der Eurozone mit einem Wert von 50,8 im Wachstumsbereich. Etwas pessimistischer blicken die Entscheider in chinesischen Chefetagen auf die Konjunktur: Der EMI sank im Dezember auf 50,1.

    das BRuTTO- InLands- PROduKTIn der Januar-Schtzung hat das renommierte Economist Intelligence Unit* die BIP-Wachs- tumsprognose fr die lnder der Eurozone nach oben korrigiert. Der niedrige rohlpreis stimuliere den Konsum, der schwache Euro die Exportwirtschaft. Bremsend auf die europische Konjunktur wirke die rezession, die russland heuer (lpreis, Sanktionen!) erleben wird. Der US-Kon-junkturmotor soll mit ber drei Prozent Wachstum richtig in Schwung kommen. Anhaltend schwach prsentiert sich die Konjunktur in Sdamerika auch wenn Argentinien heuer endlich aus der rezes-sion kommen knnte. China bleibt etwas schw-cher als im Vorjahr mit einem geschtzten BIP-Plus von 7,1 Prozent weltweite Konjunkturlokomotive.

    DIE HAnDELS-BILAnZSALDoS*, also Ausfuhren abzglich Einfuh-ren, der grten Volkswirtschaften (und ausgewhl-ter lnder) auf Jahresbasis.

    ruSSlAndbip/Kopf: 17.884 uSd

    3,5 %

    indoneSienbip/Kopf: 5.214 uSd

    +5,5 %

    chinAbip/Kopf: 9.884 uSd

    +7,1 %

    groSSbritAnnienbip/Kopf: 37.307 uSd

    +2,7 %

    JApAnbip/Kopf: 36.899 uSd

    +1,0 %

    eXPORT-BILanZ

    SdAfriKAbip/Kopf: 11.259 uSd

    +2,5 %

    euroZonebip/Kopf: 34.510 uSd

    +1,1 %

    Argentinienbip/Kopf: 18.749 uSd

    0,5 %

    trKeibip/Kopf: 15.353 uSd

    +3,8 %SAudi-ArAbienbip/Kopf: 31.245 uSd

    +3,1 %

    Quelle: Statistik Austria

    *Qu

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    2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

    40

    45

    55

    60

    50

    AuStrAlienbip/Kopf: 43.073 uSd

    +2,8 %

    deutSchlAndbip/Kopf: 40.007 uSd

    +1,2 %

    Sterreichbip/Kopf: 42.597 uSd

    +1 %

    indienbip/Kopf: 4.077 uSd

    + 6,5 %

    SdKoreAbip/Kopf: 32.272 uSd

    + 3,9 %gYptenbip/Kopf: 3.112 uSd

    + 3,8 %

    euroZone uSA chinA

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    + 0,6 %

    eXPORT-KLImaDIE wAREnAUSfUHREn*

    stiegen in den ersten 10 Monaten des Vor-jahres um 0,6 Prozent auf 106,38 Milliarden

    Euro, whrend sich der Gesamtwert der Einfuhren von Waren um 0,8 Prozent auf 108,59 Milliarden Euro verringerte. Die

    Warenexporte in den EU-raum stiegen dabei um 0,1 Prozent auf 73,20 Milliarden Euro, in Drittstaaten wurden bis Oktober Waren fr 33,18 Milliarden Euro ausgefhrt, um

    1,6 Prozent mehr.

    IndusTRIePROduKTIOnDER InDUSTRIELLE oUTPUT*

    ist im Jahresvergleich in den Schwellen- lndern des Fernen Ostens (China, Vietnam, Malaysia) stark gestiegen. Die vielbeschwo-rene reindustrialisierung Nordamerikas

    scheint befeuert durch die preiswerte Energie in vollem Gange zu sein. rcklufig ist die industrielle Produktion im Jahresver-gleich in Europa und in den entwickelten

    Mrkten des Fernen Ostens, etwa Japan und Sdkorea.

    *Quelle: economist intelligence unit, Schtzung, Stand: 17. 1. 2015, bip/Kopf: Weltbank, Schtzung 2013, kaufkraftbereinigt** daten aus 2012

    China 380,6

    Deutschland 284,2

    eurozone 242,1

    Saudi-arabien 207,7

    russland 195,8

    Italien 53,9

    Sdkorea 47,4

    Schweiz 31,9

    Tschechien 21,2

    brasilien 3,9

    sterreich 4,6

    Griechenland 22,9

    Spanien 33,2

    Niederlande 63,8

    Trkei 85,9

    Japan 93,0

    Indien 143,2

    Grobritannien 195,9

    uSa 730,2

    Dez

    Nov

    Nov

    Jan 13

    Okt

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    die KonJunKturAuSSichten iM februAr

    baromEtEr

    CHaRT des mOnaTsDIE konSUMPREISEnTwICkLUnG* in lndern mit hohem Einkom-men weist eindeutig deflationre Tendenzen auf. Fast 30 von 55 von der Weltbank untersuchten lnder leiden unter niedriger Inflation (hellblau) oder sogar Deflation (dunkelblau) ein Wert, der nur im Nachgang der Krise von 2009 bertroffen wurde.

    anzahl der Lnder mit hohem einkommen* mit

    niedriger Inflation (kleiner 1 %) Deflation

    *55 lnder gesamt, Quelle: Weltbank*in prozent, Quelle: Weltbank

    2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014

    8 9AU S S EN W I RT S C H A F T m a g azi n e | Fe b r u a r 2 0 1 5au S S eN W I rT S C H a f T m a g azi n e | fe b r u a r 2 0 1 5

    VIeTNaM 9,6 nov

    CHINa 7,2 nov

    uSa 5,2 nov

    MaLaySIa 4,7 nov

    KaNaDa 3,4 okT

    GrIeCHeNLaND 2,3 nov

    MexIKO 1,1 nov

    GrOSSbrITaNNIeN 1,1 nov

    braSILIeN 0,5 nov

    ruSSLaND -0,3 nov

    SCHWeIZ -0,4 Q3

    DeuTSCHLaND -0,6 nov

    ITaLIeN -1,8 nov

    STerreICH -2,3 okT

    fraNKreICH -2,6 nov

    SLOWaKeI -3,3 nov

    SDKOrea -3,4 nov

    JapaN -3,8 nov

    uKraINe -16,3 nov

  • 18,3

    Export-trEndsneWS und fAKten

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    Der Betrag erscheint fast wie ein Druckfehler: 1995, vor 20 Jahren, als sterreich am 1. Jnner der EU beigetreten ist, lag das Ausfuhrvolumen ster-reichs bei umgerechnet 42,15 Milliarden Euro. Das Defizit, das sterreich seit den 70er-Jahren im globalen Waren-austausch ausweist, betrug im Jahr des EU-Beitritts immerhin acht Milliarden Euro. Mittler-weile haben sich die Exporte auf 126 Milliarden Euro ver-dreifacht und der negative Saldo zwischen Ausfuhren und Einfuhren wurde auf vier Milliarden Euro halbiert. Der Markt ohne Grenzen hat der heimischen Wirtschaft Chan-cen geboten, die zuvor fr Unternehmen in einem solch kleinen Markt unmglich zu realisieren gewesen wren.

    Zudem ist die Euro-Einfhrung im Jahr 2002 fr sterreich weniger Zsur gewesen als fr die sdlichen EU-Mitgliedslnder. Im Ge-genteil: Pltzlich herrschte Waffengleichheit mit Mitbe-werbern aus traditionellen Abwertungslndern wie Ita-lien, Frankreich oder Spanien. Durch die Osterweiterung ist es sterreich zudem gelungen,

    einen kritischen Sprung in der Firmengre zu ma-chen. Aus sterreichischen Mittelstndlern seien europ-ische Konzerne mit 1.000 und mehr Beschftigten geworden.

    sterreich ist einer der grten Profiteure des EU-Binnenmarktes neben D-nemark und Deutschland, so das Fazit von Walter Koren, leiter der AUSSENWIrT-SCHAFT AUSTrIA der Wirt-schaftskammer sterreich.

    20 JahrE stErrEich in dEr Eu

    mITTendRIn sTaTT nuR daBeISeit 1995 hAben Sich die WeltWeiten exporte SterreichS verdreifAcht, dAS hAndelSdefiZit hAt Sich hAlbiert. WAruM Sterreich Wie deutSchlAnd oder dneMArK ein geWinner der europiSchen einigung iSt.

    Pnktlich zur Bekanntgabe der oscarnominierungen stehen auch die nominierungen fr den wirtschaftsoskar fr Spitzenleistungen sterrei-chischer Unternehmen am US-Markt fest: nominiert ist etwa der Amstettner Bautech-nikkonzern Doka GmbH, mit dessen Schalungssystemen in new york das hchste wohngebude der westlichen Hemisphre ebenso errichtet wurde wie die Tower 2, 3 und 4 des world Trade Centers. oder die obersteirische Molkerei Genossenschaft. Die Steirer fuhren heuer einen sensatio-nellen Erfolg beim world Championship Cheese Con-test, dem weltweit grten wettbewerb der internationa-len kseindustrie, ein: Mit dem zweiten Gesamtrang mussten sich die steirischen Milchver-arbeiter nur ganz knapp dem Sieger geschlagen geben. Ebenfalls spektakulr: die innovativen Technologien der wiener webLyzard technology gmbh, auf deren weblsungen die von US-vizeprsident Joe Biden prsentierte neue klimaschutzinitiative der US-wetterbehrde

    luft. Das von dem wiener Unternehmen fr das weie Haus eingerichtete webpor-tal stellt fr Millionen von US-BrgerInnen das virtuelle Eingangstor zu Informationen rund um das Thema klima-wandel dar. Ermglicht wird dies durch semantische Such-technologien von webLyzard. Ebenfalls nominiert sind etwa der obersterreichische fut-

    termittelhersteller Delacon

    Biotechnik GmbH, der vorarl-berger Schwingisolierlsungs-hersteller Getzner werkstoffe GmbH, der Aluminiumkonzern AMAG oder die Siemens AG sterreich, deren wiener kom-petenzzentrum fr den Gro-auftrag an Straenbahnen verantwortlich ist, die im vor-jahr an die Stadt San francisco verkauft wurden. Die sterrei-chischen US-Exporteure erziel-ten eine oscarreife Steigerung von +7,9 Prozent in den ersten zehn Monaten 2014, sagt Rudolf Thaler, sterreichischer wirtschaftsdelegierter in Los Angeles. Die wirtschaftsoskars 2015 werden am 20. februar

    zwei Tage vor dem groen vorbild vergeben.

    der rote Faden durchs Reich der mitte. schmatzen erlaubt, Herr Knigge? Chinesische Business-etikette von a bis Z.Drachenhaus Verlag, 2013Von Lutz berners, Miriam fritz, Susanne Heimburger, Nora

    frisch mit Illustrationen von Gregor Kring.Wer gute Manieren zeigt und die blichen Ver-haltensweisen kennt, tut sich bei Geschften in China wesentlich leichter. Nur gelten im reich der Mitte andere regeln als bei uns. Was tun, wenn zum beispiel der chinesische Geschfts-partner bei der Verhandlung minutenlang beharrlich schweigt?

    Ich wei nicht, warum ich noch lebeFriedrich orterEcowin Verlag, 2014Der Orf-reporter fritz Orter hat weit mehr gesehen, als seinem publikum zugemutet werden konnte. Viele Jahrzehnte lang berichtete er als repor-

    ter von den gefhrlichsten Orten der Welt. In einem bewegenden rckblick skizziert er seine erlebnisse, erzhlt von seinen Grenz-erfahrungen und von ergreifenden Schick-salen. und von einer groen Hoffnung, die seine arbeit begleitet hat.

    FEEd neue BCHeR

    amErik aand THe nOmInees aRe Wer holt den WirtSchAftS- oSKAr fr SpitZen- leiStungen Auf deM uS-MArKt?

    chart dEs monats

    dIe aFRIKanIsCHe WaCHsTumssTORY DAS wIRTSCHAfTSwACHSTUM In SUBSAHARA-AfRIkA SEIT 1988.

    Wachstum unter 0 prozent (negativ) Wachstum zwischen 0 und 5 prozent Wachstum ber 5 prozent

    Quelle: Oxford economics Database

    Zahl dEs monats

    Nach langen Krisenjahren hat die spanische Industrie Modernisierungsbedarf. Um 18,3 Prozent wuchsen Ma-schinen- und Anlagenexporte aus sterreich in den ersten drei Quartalen 2014 auf insgesamt 249 Millionen Euro, Tendenz: steigend. Denn heuer drfte Spanien mit zwei Prozent berdurchschnittlich wachsen.

    20012012 2013203019882000

    alois mock: visionen im spiegel der Zeit Stein Verlag, 2014Von Jos Manuel barroso bis robert Menasse: Die vorlie-gende anthologie ist ein bericht von Weg-gefhrten, ein rck-blick auf sein

    bedeu tungsvolles Leben und Wirken und eine Wrdigung seiner Visionen, die auch 20 Jahre nach dem grten politischen erfolg alois Mocks nichts an Strahlkraft eingebt haben. Spannende Lektre zu 20 Jahren sterreich in der eu.

    miteinander verschieden seinchrista uehlingerVersus Kompakt, 2012 Was geschieht genau, wenn Menschen unter-schiedlicher Kulturen aufeinandertreffen? Wie reagiert der oder die einzelne auf etwas,

    das anders und somit fremd ist? Was ist Kul-tur? Wie wirkt sie sich auf die Zusammenar-beit aus und welche Hilfsmittel gibt es, um im alltag interkulturell kompetenter zu han-deln? Spannende Lektre!

    10 11A U S S E N W I R T S C H A F T m A g A z I N E | F E b R U A R 2 0 1 5a u S S e N W I r T S C H a f T M a G a Z I N e | f e b r u a r 2 0 1 5

    Preisverdchtig: Der Straenbahn-Deal von Siemens sterreich in San francisco, Doka und das World Trade Center, Weltmeister-Kse der Obersteirischen Molkerei Steiermark

    20 jahre ster-reich in der eu:der damalige auenminister alois Mock (oben) sowie erhard busek, franz Vranitzky und Viktor Klima (unten) kurz vor der Volksab-stimmung 1994.

  • Expat-ExpErtserfolgreiche AuSlAndSSterreicher cArlA SchMitZberger

    hAt tiroler WurZeln und iSt fr einen der grSSten exporter-folge brASilienS MitverAntWortlich: ihre hAvAiAnAS Sind flip-flopS Mit KultStAtuS.InTeRvIeW: PIOTR dOBROWOLsKI

    Je nher zum quator, desto sorgloser

    Sie haben Chemie stu-diert und zeichnen beim Mode-Label Alpargatas fr die Havaianas-Flip-Flops verantwortlich, einen der grten brasilia-nischen Exporterfolge berhaupt. Vom Che-

    mielabor zur Topmanagerin ein unge-wohnter Weg, oder?

    Ja und nein. Was sicher ungewhnlich ist, ist der Erfolg, den wir mit den Havaia-nas haben. Das ist tatschlich eines der wenigen genuin brasilianischen Produkte, die eine globale Erfolgsstory wurden. Dass ich als Chemikerin die Managerkarriere

    Die Auslands- sterreicherin Carla Schmitzberger ist Marketingchefin des wohl grten brasilianischen Exporterfolgs: der flip-flops Havaianas.

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    eingeschlagen habe, mag auf den ersten Blick auch berraschend klingen, hat sich aber fr mich sehr frh abgezeichnet. Ich habe eigentlich nur die ersten zweieinhalb Jahre meines Berufslebens als Chemikerin gearbeitet und wechselte dann sehr bald ins Marketing und Management: zuerst bei Johnson & Johnson, dann bei Procter & Gamble und bei der Citibank, bis ich eben zu Alpargatas kam.Da htten Sie sich eigentlich Ihr Chemie-Studium sparen knnen.

    Meinen Sie? Nein, das war schon eine sehr gute Vorbereitung. Ich denke, in tech-nischen Fchern lernt man analytisches Denken und die Fhigkeit, Probleme zu lsen, doch am allerbesten. Und das ist

    12 AU S S EN W I RT S C H A F T m a g azi n e | Fe b r u a r 2 0 1 5au S S eN W I rT S C H a f T m a g azi n e | fe b r u a r 2 0 1 5 13

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    dann etwas, was Manager sehr gut brau-chen knnen.Sie haben ja zunchst in der Forschung und Entwicklung gearbeitet. Was hat Sie so sehr am Marketing und Management fasziniert, dass Sie unbedingt wechseln wollten?

    Fr mich ist das Faszinierende am Mar-keting, dass man tatschlich herausfinden kann, welche Produkte die Menschen gern htten und wie diese Produkte beschaffen sein mssen. Und sobald du das heraus-gefunden hast, musst du sehr viel falsch machen, um dann trotzdem keinen Erfolg zu haben. Ich sage immer: Wenn das Produkt passt, kommt der Erfolg automatisch. Fehlt der Erfolg, passt das Produkt nicht. Eigentlich ganz einfach. Es gibt allerdings Menschen, die behaupten, der Konsu-ment wisse gar nicht, was er will. Man msse es ihm erst zeigen. Steve Jobs war da-von berzeugt. Und ziemlich erfolgreich.

    Puh. Also, ich wei nicht, ob man wirklich sagen kann, der Konsument wei nicht, was er will. Er kann vielleicht sein Wunschprodukt nicht bis ins letzte Detail beschreiben, aber ich glaube schon, dass er zwischen ntzlichen und unntzen Dingen unterscheiden kann. Keine Art von Verpackung, keine Art von Werbung oder Marketing ist derart gut, dass sie dem Konsumenten etwas andrehen kann, das er nicht braucht. Wenn es nicht Marketing ist: Was macht Ihre Havaianas so einzigartig? Andere Firmen machen schlielich auch Flip-Flops, und so viel anders sehen die auch wieder nicht aus.

    Was uns von der Konkur-renz unterscheidet, ist zunchst einmal der rohstoff. Wir benutzen Gummi, also synthetischen Kautschuk und nicht wie andere PVC oder Vinyl. Das hat den Vorteil, dass unsere Flip-Flops die Hitze viel weniger weitergeben. Wenn Sie Havaianas am Strand stehen lassen, kn-nen Sie sie trotzdem nachher anziehen. Durch den Kautschuk sind sie auch rutsch-fester. Und sie sind ungefhr doppelt so haltbar. Abgesehen davon hat das Produkt den unglaublichen emotionellen Charme, dass es Schuhe sind, die wirklich von den ganz armen Menschen in Brasilien getra-gen werden. Und seit ungefhr 15 Jahren sind dieses Schuhe total in bei Konsumen-ten aus allen Einkommensschichten. Das ist doch cool.

    Die Armen in den Slums tragen viel-leicht Flip-Flops, aber keine Havaianas.

    Doch. Das erste Havaianas-Produkt, das 1962 auf den Markt kam, war fr ge-nau diese Zielgruppe gedacht. Und dieses Modell, das Modell tradicional, gibt es bis heute. Das kostet in Brasilien umgerechnet rund drei Euro. Es gibt hier zwar auch bil-ligere Flip-Flops, aber die kann man eben nicht so lange nutzen. Wenn Flip-Flops das einzige Paar Schuhe sind, die jemand hat, dann kommt er mit Havaianas sechs bis acht Monate aus. Bei anderen Produkten sind es drei bis vier Monate, und so viel

    billiger sind diese Produkte nicht, dass sich das am Ende lohnen

    wrde.Neben Verkaufszahlen: Was macht fr Sie ganz persn-lich den Erfolg der Havaianas aus?

    Es sind zwei Dinge: Zum einen sind die Havaianas, wie Sie schon sagten, eines der ganz wenigen brasilianischen Produk te, die man auf der ganzen

    Welt kennt. Fr uns Brasilianer, ich bin ja selbst eine halbe Brasilianerin, ist es ganz wichtig, das Selbstbewusstsein zu strken, dass wir der Welt auch ko-nomisch etwas zu bieten haben. Und das Zweite, was mich an dem Produkt sehr freut, ist sein Image. Die Havaianas stehen

    fr Spa, fr Ferien, fr schne Erinnerungen, fr eine gewisse

    leichtigkeit. Wenn die leute in ein Geschft mit Havaianas gehen, dann lcheln sie, sind gut drauf. Das gefllt mir. Den Brasilianern wird ge-nerell nachgesagt, dass sie Dinge nicht schwerer nehmen als ntig.

    Ja, das ist das Bild von Brasilien, und es stimmt, dass Brasilianer eine sehr optimisti-

    sche Grundhaltung haben. Wenn sie heute bei einem Bier sitzen, machen sie sich nicht unbedingt Sorgen darber, was morgen sein wird. Und wenn morgen et-was schiefluft, dann vertrauen sie darauf, dass es bermorgen wieder gut wird. Das ist etwas, was Auslndern in Brasilien so-fort auffllt, und etwas, worum sie Brasi-lianer oft beneiden. Diese leichtigkeit hat allerdings manchmal den Nachteil, dass man in Brasilien nur schwer planen kann, dass im Alltag, in der Infrastruktur vieles oft nicht so funktioniert, wie es sollte. Wenn ich manchmal doch etwas lnger-fristiger planen will, heit es sehr schnell: Du bist eben doch eine Europerin. Oder gleich: eine Deutsche.

    Dabei sind Sie wenn schon eine sterreicherin.

    Ja, aber ich bin in Kln aufgewachsen. Auerdem nehmen die sterreicher das leben viel leichter als die Norddeutschen. Ich glaube, dass es berall auf der Welt gleich ist: Je nher zum quator, je weni-ger harsch sich das Klima ndert, desto sorgloser sind die Menschen. Weil sie nicht den Stress haben, fr den strengen Winter vorzusorgen. Das ist auch in Brasilien so. Im Sden, weiter weg vom quator sind die Menschen am strengsten, im Nordosten am lockersten. Oder in Italien: Vergleichen Sie einmal Mailand mit Sizilien.Das, was Sie als typisch brasilianisch beschreiben, das Vertrauen in die Zu-kunft, der Glaube, dass es schon gut ge-hen wird, ist eine Haltung, die auch gute Manager kennzeichnet. Was braucht man noch, um als Manager erfolgreich zu sein?

    Flexibilitt. Interessanterweise ist auch das etwas, was man in Brasilien sehr gut lernen kann. Auch deshalb, weil die leute hier sehr lange Zeit mit groer Inflation leben und sich oft sehr kurzfristig orien-tieren mussten. Zugleich braucht ein guter Manager bei aller Flexibilitt aber schon auch eine grundstzliche, langfristige Vision. Und er muss in der lage sein, mit leuten zu arbeiten, sie zu motivieren, auch zuzuhren und, wenn ntig, seinen leuten zu helfen. Wie schwer war es fr Sie eigentlich, in Brasilien als Frau Karriere zu machen?

    Ich denke, gleich schwer oder gleich leicht wie fr einen Mann. In Brasilien ist es nicht so auergewhnlich, dass auch Frauen Karriere machen. Das ist ein land, in dem man noch in groem Ma Hausper-sonal hat, das den Haushalt fhrt, auf die Kinder schaut. Da fllt es Frauen leichter im Beruf erfolgreich zu sein.Und der sprichwrtliche lateinamerika-nische Machismo?

    Den gibt es. Allerdings wrde ich sagen, dass Brasilien unter den lateinamerikani-schen lndern sicher dasjenige ist, in dem Frauen die meisten Mglichkeiten haben. Die spanischsprachigen lnder la-teinamerikas sind da etwas anders.

    FeHLT deR eRFOLg, PassT das PROduKT nICHT. das IsT eIgenTLICH ImmeR sO. Carla Schmitzberger

    FaktEnHavaIanasVon den favelas in die Welt.flip-flops oder sogenannte Zehen stegsandale gibt es seit Jahrtausenden; sie gelten als eine der Sandalenurformen des alten gypten. Den weltweiten modischen Siegeszug traten die Treter um die Jahrtausendwende an, seither gilt die brasilianische Marke Havaianas als kultpro-dukt. Das Unternehmen ist der weltweit grte Produzent, seit 1962 hat das Unternehmen ber 2,5 Milliarden Paar Sandalen hergestellt, jhrlich kommen 150 Millionen Paar hinzu. Das ein-fachste Modell kostet in Brasilien umgerechnet drei Euro und gilt als fubekleidung der favelas.

    Expat-ExpErtsZur pErsonCarla Schmitzberger ist Tochter eines Tirolers und einer brasilianerin. Sie leitet bei dem brasilianischen Mode-Label alpargatas die Sparte Sandalen, zu der auch der abso-lute Topseller des unternehmens gehrt: die Havaianas-flip-flops. Schmitzberger wuchs in Deutschland auf, lebte in Kuwait, bolivien und brasilien, studierte in den uSa und war dann unter anderem in Deutschland und Kanada fr procter & Gamble, Johnson & Johnson und die Citibank ttig. Seit neun Jahren ist sie bei alpargatas.

    14 au S S eN W I rT S C H a f T m a g azi n e | fe b r u a r 2 0 1 5 15AU S S EN W I RT S C H A F T m a g azi n e | Fe b r u a r 2 0 1 5

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    sterreich liegt nur 45 Minuten Bootsfahrt von Dubai entfernt. Aufgeschttet aus Meeressand und Teil eines Megaprojekts, das The World heit. Aus der luft sehen die knstlichen Inseln tat-schlich aus wie eine berdimensionale Weltkarte. Hier sollen luxushotels und Edelresidenzen entstehen. Doch weil es davon in Dubai schon mehr als genug gibt, will man den Bewohnern von The World etwas Besonderes bieten: echten Klima-wandel. ber der Insel Deutschland soll es aus knstlichen Wolken regnen, ber der Schweiz gar schneien, im Freien, trotz Temperaturen von 40 Grad plus. Das Know-how fr dieses kaum fassbare Projekt wird das deutsche Fraunhofer-Institut liefern, als Immobilienentwickler fungiert ein sterreicher: Josef Kleindienst. Er ist seit fast einem Jahrzehnt eine feste Gre auf der Arabischen Halbinsel. Das, was hier entsteht, hat es auf der ganzen Welt noch nicht gegeben, sagt Kleindienst.

    Das, was in dem Wstenstdtchen Zaa-tari, ziemlich genau auf halbem Wege von der Insel Austria nach sterreich, ent-steht, hat es ebenfalls so bisher noch nicht gegeben. An diesem Ort in der jordanischen Wste, hart an der Grenze zu Syrien, dehnt sich seit Monaten ein Flchtlingslager aus. Das Camp Zaatari ist inzwischen die fnft-

    grte Stadt des Haschemitenknigreichs und das grte Flchtlingslager der Erde: Es gibt hier so etwas wie Hauptstraen mit Marktstnden, lden und einen Brger-meister. UNHCr-Koordinator Kilian Klein-schmidt soll dafr sorgen, dass hunderttau-sende traumatisier te Flchtlinge Wasser, Nahrung, Obdach, Toiletten und warme Decken fr die Nacht bekommen.

    Zwei welten. Es ist vor allem dieses Gesicht Arabiens, das derzeit unsere Wahrnehmung bestimmt: der Brgerkrieg in Syrien, die

    grotesken Auswchse des sogenannten Is-lamischen Staates und die Flchtlinge, die ber das Mittelmeer in die europische Si-cherheit strmen. Doch Differenzierung tut not. legte man eine landkarte des Na hen Ostens von der levante bis zur Arabischen Halbinsel ber jene Europas wrde diese ein Gebiet von Portugal bis in die vom Br-gerkrieg gebeutelte Ostukraine be decken. Und schon die Nachbarlnder Syriens, etwa das stabile Jordanien, weisen mit einer Wachstumsprognose von vier Prozent fr 2015 erstaunliche raten auf. Auf der Ara-bischen Halbinsel soll die Wirtschaft trotz lpreisverfall noch strker wachsen, in Katar sogar um mehr als sieben Prozent. Fr viele Exporteure ist die Arabische Halb-insel daher eine Destination, die Geschft, das anderswo verlorengegangen ist, kom-pensiert: So sind die sterreichischen Ex-porte nach Saudi-Arabien in den ersten drei Quartalen des Vorjahres um 10,8 Prozent gewachsen. Die Ausfuhren in die Vereinig-ten Arabischen Emirate verzeichneten einen Zuwachs von immerhin 9,3 Prozent. richard Schenz, einst OMV-Boss und heute Prsident der sterreichisch-Arabischen Handelskammer und Vizeprsident der WKO, erklrt warum: Die Arabische Halb-insel bleibt eine der wenigen regionen der Welt, wo heute nennenswertes, stabiles Wachstum mglich ist.

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    in die ukraine. und wirtschafltich mindestens so divers.

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    chAncen

    Der Nahe Osten

  • nAhoStcovErstory

    gEschichtEausTRIa mag man eBenWarum sterreich im arabischen raum so erfolgreich ist.Es war 1969. Damals baute waag-ner-Biro die erste Brcke ber den Creek in Dubai eine Sensation. Eine, an die man sich im kleinen Emirat bis heute erinnert. Und eine, die sterreich einen klingen-den namen als Stahlbau-nation einbrachte. Auch anderswo hilft die Geschichte: Dass die Alpen-republik im Gesundheitswesen einen ausgezeichneten Ruf geniet, liegt vorwiegend an den Leistungen des sterreichischen Internisten karl fellinger, der in den 50er-Jahren zahlreiche arabi-sche Herrscher behandelte. Doch auch fr die Gegenwart gilt: offenbar kommen sterreichi-sche Unternehmer einfach gut mit der spezifischen Mentalitt der Region zurecht, wo Eile wenig, persnlicher kontakt, regelm-ige Ansprache und Geschftsbe-ziehungen, die zu freundschaften werden, umso mehr gelten.

    der Internist Karl Fellinger behandelte in den 50ern zahlreiche arabische Herrscher: er begrndete den guten ruf sterreichs im Gesundheitssektor. fo

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    KaTaR: BauBOOm auCH aBseITs des sPORTs. Der emir will Katar zum modernsten Land der Welt umbauen. und braucht dafr Know-how aus europa.

    saudI-aRaBIen: deR LPReIs TuT deR sTImmung KeInen aBBRuCH. Die saudis sind an infrastruktur- und Ausbildungs-Know-how aus sterreich interessiert.

    Auf den gigantischen Baustellen in Katar wird fast rund um die Uhr gebaut. An der Metro, am neuen Hafen, an Wasserentsorgungsanlagen, an Wohnprojekten. Darum, dass die vielen Vorhaben, allen voran die U-Bahn von Doha rechtzeitig zur Fuball-WM 2022 fertig werden, geht es aber lngst nur noch am rande. Die Qatar Vision 2030, das im lande allgegenwrtige Programm, das Katar zu einem der modernsten lnder der Welt machen soll, hat mittlerweile Vorrang. Diese Modernisierung, die mit Stdtebauvorhaben, logistikprojekten wie dem New Doha Harbour, aber auch mit Abwasserentsorgung und Umweltvorhaben verbunden ist, gilt als absolute Prioritt des Herrscherhauses und wird mit dem ent-sprechenden Nachdruck betrieben, erklrt der stellvertretende sterreichische Wirt-schaftsdelegierte in Doha, Gerd Bommer. Dementsprechend riesig seien daher die Geschftschancen in diesem Bereich.

    Das Engagement sterreichischer Fir-men im land etwa von der Porr hlt Bommer auch aus sozialen Gesichtspunk-ten fr vorteilhaft. Die Porr sei Vorreiter in der Verbesserung der zuletzt in die Kritik geratenen menschenunwrdigen Bedingungen fr Gastarbeiter im land. Er bemerkt auch einen Meinungswandel im Emirat: lngst geben Staatsunternehmen wie etwa Qatar rail ihren Subunternehmen strenge Vorgaben fr Arbeits- und Wohn-

    bedingungen der Gastarbeiter.Der sinkende Erdl- und Erdgaspreis

    bremst die Boomstimmung in Katar der-zeit kaum (Details siehe Kasten scheichs gegen schiefer). Zwar haben konomen des Economist krzlich berechnet, dass Katar auf dem derzeitigen Ener-giepreisniveau 2018/2019 erstmals ein Fiskaldefizit einfahren wird, doch das schreckt den Emir offenbar wenig. Mit den weltweit niedrigsten Produktionskosten fr Erdgas glaubt man sich fr die Zukunft gerstet und zwischenzeitlich ffnet der Emir den Zugang zum schier uner-messlichen Staatsschatz und den riesigen Whrungsreserven.

    Auch in Saudi-Arabien tut der ak-tuelle Preisverfall der guten Stim-mung kaum Abbruch. Zwar wrde Saudi-Arabien nach IWF-Berechnungen einen lpreis von 84 Dollar bentigen, um ausgeglichen bilanzieren zu knnen, also deutlich mehr als derzeit am Weltmarkt zu erzielen ist. Doch mit Whrungsreserven von rund 745 Milliarden Dollar knnen die Saudis etwaige lcher im Budget ber Jahre stopfen, ohne bei den derzeitigen Investitionen zu-rckstecken zu ms-sen. Und: Die vom IWF berechneten 84 Dollar sind ein Durchschnittswert. Saudi-Arabien verfgt auch ber lfelder, auf denen l zum Preis von gerade einmal zehn Dollar gefrdert werden kann.

    Kein Wunder daher, dass im Knigreich keiner daran denkt, geplante Projekte zu verzgern oder gar abzusagen. Im Gegen-teil: Man geht aufs Ganze. Im U-Bahn-Bau, wo sterreichische Unternehmen vor allem als Zulieferer ttig sind, soll hier bis 2018 etwas im Bereich der Baulogistik vollkom-men Neues und Einmaliges fertiggestellt werden: das Metro-Netz von riyadh, dessen sechs linien nicht schrittweise, son-

    dern auf einen Schlag von einer Sekunde auf die andere in Betrieb gehen werden.

    Wie auch anderswo in der region ist Infrastruktur der groe Markt, auf dem sterreichische Firmen Chancen ha-ben, aber auch in der Entwicklung von Wohnprojekten.

    Ganz spezifische Mglichkeiten er-geben sich berdies im Zusammenhang mit der sogenannten Saudisation, dem Bemhen Saudi-Arabiens, anstatt noch

    strker auf asiati-sche Gastarbeiter zu setzen, mehr junge Saudis in Ausbil-dung und Arbeit zu bringen. Hier ist

    das Interesse am erfolg reichen sterreichi-schen dualen Ausbildungssystem wirklich sehr gro, berichtet Pierre Prunis, der sterreichische Wirtschaftsdelegierte in riyadh. Eine gute Entwicklung von Saudi-Arabien ist fr sterreich wichtig, da s-terreich hierher besonders viel exportiert: rund 684 Millionen Euro betrugen 2013 laut Statistik Austria die sterreichischen Ausfuhren nach Saudi-Arabien bei Einfuhren von nur 370 Millionen Euro brigens ein sattes Handelsbilanzplus von ber 310 Millionen Euro.

    dIe aRaBIsCHe HaLBInseL BLeIBT eIne deR WenIgen RegIOnen deR WeLT, WO HeuTe nennensWeRTes, sTaBILes WaCHsTum mgLICH IsT.

    Richard schenz, prsident der sterreichisch- arabischen Handelskammer und Vizeprsident der WKO

    SterreichiSche exporterfolge AbSeitS

    der rieSigen infrAStruKturproJeKte

    Werbung fr Lifestyle-drinks der marke 2B[to be] aus der steiermark

    in dubai, Wassertanker des obersterreichischen Herstellers Rosenbauer

    in saudi-arabien, eine dngemittelanlage der schoeller Bleckmann ag geht in die emirate, sonnenkollektoren

    von greenOneTec in saudi-arabien, aufbereitungsanlagen des

    steirischen unternehmens aquavital auf einer messe in doha.

    skyline von Katar: Mit ber sieben prozent wchst kein entwickeltes Land 2015 strker als der Wstenstaat.

    Riyadh und der Kingdom-Tower bei nacht: Saudisation bietet Chancen.

    InFRasTRuKTuR IsT deR gROsse maRKT, auF

    dem sTeRReICHIsCHe FIRmen CHanCen HaBen.

    Made in Austria

  • nAhoStcovErstory

    Der Mann ist sagenumwoben: Sultan Qabus, inzwischen 74 Jahre alt, medienscheu und seit 45 Jahren der Herrscher von Oman. Unter seiner Herr-schaft hat das land im Osten der Arabi-schen Halbinsel im Eiltempo den Weg vom Mittelalter zur Moderne bestritten. Als er an die Macht kam, gab es im land gerade einmal fnf Kilometer asphaltierte Strae und an Ausbildungssttten nicht mehr als zwei Koranschulen. Durch das Erdlzeit-

    alter hat Sultan Qabus den Oman gefhrt, jetzt bemht er sich

    massiv darum, die Wirtschaft des landes zu diversifizieren.

    Im Oman ist man, vielleicht weil hier der reichtum nicht ganz so gro ist wie anderswo auf der Arabischen Halbinsel, auf eine stetige, nachhaltige Entwicklung ausgerichtet, ohne die jahrhundertealten Traditionen zu zerstren, sagt reinhart Zimmermann, stellvertretender sterrei-chischer Wirtschaftsdelegierter in Maskat. Neben klassischen Infrastrukturprojekten wie der Oman-railway setzt das land auch auf die Weiterverarbeitung von Erdl und Erdgas, um mehr Wertschpfung im land zu behalten, sowie zunehmend auf Touris-mus und logistik. Um Wertschpfungstiefe ins land zu holen, will man aber auch in energieintensive Sparten wie Aluminium- und Kunststoffproduktion investieren eine riesenchance fr sterreichische Anlagenbauer.

    Ob das stimmt, ist unklar. Ob die Stra-tegie aufgeht, ebenfalls. Tatsache ist, dass die Saudis notfalls auch jahrelang mit einem Preis um die 40 Dollar leben knnten.

    Die Aussage hat fr Aufsehen ge-sorgt: Es ist irrelevant, ob der Preis auf 50, 40 oder 20 Dollar fllt, sagte Saudi-Arabiens lmi-nister Ali al-Naimi krzlich. Er verstrkt damit den Ein-druck, dass Saudi-Arabien den Preisverfall dazu ntzen will, die Vormachtstellung am lmarkt zurckzugewinnen. Diesmal nicht auf defensive Art und Weise, indem die Pro-duktion gedrosselt wird, um den Preis zu sttzen, sondern indem man ihn sogar in den Keller treibt. Das Hauptan-griffsziel dieser Taktik ist die Energiegewinnung aus Schiefergas, die vorwiegend aus den USA fr berkapa-zitten am Markt sorgt. Weil Fracking deutlich teurer ist als die konventionelle Frde-rung, wrden Schiefergasfr-deranlagen unrentabel und sukzessive aus dem Markt ausscheiden, sobald der Preis lngerfristig am Boden bleibt so die Theorie.

    Ob die realitt allerdings tatschlich so aussehen wird, ist allerdings unklar. Denn die Betreiber von Schiefer-gasanlagen beteuern, dass Schieferlfrderfelder im Gegensatz zu herkmmli-chen Quellen sehr schnell geschlossen, aber auch wie-

    der aktiviert werden knnen. Zudem sei der Grenzkostensatz von 80 Dollar, der bislang fr ein Fass Schieferl an-genommen wurde, lngst obsolet. Neue Technologien machen eine preiswer-tere Frderung mglich. Mehr noch: Weil die vielen kleinen Schieferl-

    frderfelder viel flexibler an- und abschaltbar seien, wrden sie in Zukunft die rolle als Swing Producer bernehmen, die bislang den Saudis Preismacht gegeben habe. Der lpreis werde im nchsten Jahrzehnt, so die These der Schieferllobby, nicht mehr nahe 100 Dollar kommen.

    Welche Seite recht behlt, wird die Zukunft weisen auch wenn ein Blick in die Archive zur Vorsicht mahnt. Denn noch vor wenigen Jahren war von Peak Oil, also der stetigen Angebots-verknappung bei gleichzeiti-gem Preisanstieg die rede. Tatsache ist, dass die lnder der Arabischen Halbinsel notfalls auch jahrelang mit einem sehr niedrigen lpreis leben knnen. Allein die Fremdwhrungsreserven (nicht miteingerechnet die auslndischen Firmenbeteili-gungen der diversen Staats-fonds, Goldreserven etc.) des Knigreichs Saudi-Arabien betragen rund 745 Milliar-den Dollar bei jhrlichen Staatsausgaben von 228 Mil-liarden Dollar ein durchaus beruhigendes Polster.

    scheichs gegen schiefer: aufmacher des econo-

    mist von anfang Jnner.

    die SAudiS Wollen uS-Schieferl- produZenten AuS deM MArKt drngen: So lAutet die lAndlufige erKlrung

    fr den SinKenden lpreiS.

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    OB deR LPReIs auF 50, 40 OdeR 20 dOLLaR

    FLLT.ali al-naimi,

    Minister fr Minerall- ressourcen, Saudi-arabien.

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    Basar in nizwa, sultanat Oman: entwicklung, ohne die jahrhundertealten Traditionen zu zerstren.

    Oman: das naCHHaLTIge aRaBIen. Der tourismus und die weiterverarbeitende (energie- intensive) industrie sollen gefrdert werden.

    Im eILTemPO vOm mITTeLaLTeR

    ZuR mOdeRne.

    Scheichs gegen Schiefer

    gut und originell und obendrein luxuri-sen Mehrgewinn verspricht, kann sich hier durchsetzen, auch abseits der groen Drei Infrastruktur, Bau und Anlagen. So liefert zum Beispiel die nie-dersterreichische Bckerei Haubis Vollkornbrotteig in die Vereinigten Arabischen Emirate, der dort ber die Greenhouse-Supermarket-Gruppe vertrieben wird. Ein solches Angebot richtet sich natrlich primr an die euro-pische Expat-Community im land, ist aber ein spannendes Geschftsmodell, sagt richard Bandera.

    Fr viel Aufsehen hat in den Emiraten unlngst aber auch die Markteinfhrung eines Apfelfunktionsgetrnks gesorgt, produziert aus steirischen pfeln, abge-

    In den Emiraten gibt es nichts, was es nicht gibt. Ferraris und Bentleys als Dienstautos fr die Polizei, das luxu-riseste Hotel der Welt, in dem Suiten bis zu 700 Quadratmeter haben und schon einmal 21.000 Euro pro Nacht kosten kn-nen, und das hchste Gebude der Welt sowieso. Dementsprechend gro ist hier die Nachfrage. Nach fast allem. Nach noch mehr Gebuden. Nach noch mehr Brcken. Und nach noch mehr Stahlbauten. Und obendrein, besttigt der sterreichische Wirtschaftsdelegierte richard Bandera, befeuern Freizonen, in denen auslndische Investoren ohne einen regionalen Partner ttig werden knnen, das Geschft.

    Doch in den Emiraten ist nicht nur die groe Industrie gefragt, auch das Dienstleistungs- und das individuelle liefergeschft bieten Mglichkeiten. Was

    veReInIgTe aRaBIsCHe emIRaTe: FReIZOnen BeFeueRn das gesCHFT.Was gut, originell und luxuris ist, wird gekauft auch abseits von infrastruktur- und Anlagenbau.

    fllt in Obersterreich. 2B heit es und ntzt neben pfeln auch die Kraft anderer Naturstoffe, um je nach Bedarf eine bele-bende oder eine beruhigende Wirkung zu

    entfalten. In Dubai wurde es im Burj Khalifa, dem hchs-ten Gebude der Welt, mit der dort unglaublich popul-ren Bollywood-Diva Nagris Fakhri und dem nicht minder bekannten radio-Jockey Kris Fade prsentiert.

    Insgesamt exportierte sterreich 2013 Waren und Dienstleistungen im Wert

    von 640 Millionen Euro in die Vereinigten Arabischen Emirate bei einem Import-wert von 158 Millionen Euro ergibt das den grten Handelsbilanzberschuss aller ara-bischen lnder: 482 Millionen Euro.

    Was guT und ORIgIneLL und

    OBendReIn LuXuRIsen

    meHRgeWInn veRsPRICHT,

    Kann sICH HIeR duRCHseTZen.

    dubai in den vereinigten arabischen emiraten: Hier soll das Zentrum des weltweiten Handels entstehen.

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    22 au S S eN W I rT S C H a f T m a g azi n e | fe b r u a r 2 0 1 5

    nAhoSt covErstory

    vaeBIP-wachstum 2014: 4,3 ProzentBIP-wachstum 2015: 4,5 ProzentBIP pro kopf: 45944 USDChancenreiche Sektoren: Bauwirtschaft, Stadtentwicklung, konsumgter

    neue freizonen, die auslndischen Unterneh-men eine Ttigkeit ohne einen lokalen Shareholder erlauben, befeuern das Geschft.

    RICHARD BAnDERA, Wirtschaftsdelegierter in abu DhabiBaHRaIn

    BIP-wachstum 2014: 3,9 ProzentBIP-wachstum 2015: 2,9 ProzentBIP pro kopf: 28.707 USDChancenreiche Sektoren: Dienstleistungen, konsumgter, finanz

    Bahrains Erdlvorkommen sind nahezu erschpft. Das Land unternimmt daher massive Anstrengungen, sich als finanz-platz zu etablieren.RICHARD BAnDERA, Wirtschaftsdelegierter in abu Dhabi

    jORdanIenBIP-wachstum 2014:3,0 ProzentBIP-wachstum 2015: 4,0 ProzentBIP pro kopf: 5.745 USDChancenreiche Sektoren: Pharmaindustrie, Solarenergie, windenergie

    Durch das Europa- Mittelmeer-Assoziations-abkommen kann Jordanien eine wichtige Rolle als regionaler Hub erfllen.

    ISABEL SCHMIEDBAUER, Wirtschaftsdelegierte in amman

    marktanalysE

    Im deTaIL Die Analysen unserer spezialisten vor Ort.

    OmanBIP-wachstum 2014: 3,4 ProzentBIP-wachstum 2015: 3,4 ProzentBIP pro kopf: 21.272 USDChancenreiche Sektoren: Anlagenbau, Aluminiumerzeugung, Infrastruktur

    Sultan Qabus will die Tiefe der wertschpfung im oman vergrern. oman setzt daher massiv auf Erdl weiterverarbeitung und energieintensive

    Industriesparten.REInHART ZIMMERMAnn, stellvertretender Wirtschaftsdelegierter in Maskat

    LIBanOnBIP-wachstum 2014: 1,5 ProzentBIP-wachstum 2015: 2,0 ProzentBIP pro kopf: 11.159 USDChancenreiche Sektoren: konsumgter, Mode

    Im Libanon ist auf konsumenten- seite ein sehr groes Interesse an Innovationen gegeben. Die Umsetzung von Projekten im ffentlichen Sektor geht aufgrund der politischen Lage nur schleppend voran, hat aber fr manche firmen trotzdem Bedeutung.ISABEL SCHMIEDBAUER, Wirtschaftsdelegierte in amman

    KuWaITBIP-wachstum 2014: 1,4 ProzentBIP-wachstum 2015: 1,8 ProzentBIP pro kopf: 44.032 USDChancenreiche Sektoren: Projektgeschfte, vor allem im Bereich Infrastruktur

    kuwait schafft als einzige Demokratie in der Region spezifische Mglichkeiten.RICHARD BAnDERA, Wirtschaftsdelegierter in abu Dhabi

    KaTaRBIP-wachstum 2014: 6,5 ProzentBIP-wachstum 2015: 7,7 ProzentBIP pro kopf: 93.535 USDChancenreiche Sektoren: Infrastruktur, Abwassertechnik, Bildung

    Die Modernisierung des Landes im Rahmen der Qatar vision 2030 ist eine erklrte Prioritt des Herrscherhauses und bietet dement-

    sprechend groe Geschfts- mglichkeiten.GERD BoMMER, stellvertretender Wirtschaftsdelegierter in Doha

    saudI-aRaBIen BIP-wachstum 2014: 4,6 ProzentBIP-wachstum 2015: 4,5 ProzentBIP pro kopf: 25.778 USDChancenreiche Sektoren: Infrastruktur, Stadtentwicklung, Bildung

    neben know-how im Baugewerbe und Infrastruktur trifft auch sterreichs duales Ausbildungssystem in Saudi-Arabien

    auf groes Interesse.PIERRE PRUnIS, Wirtschaftsdelegierter in riyadh

    jORdanIen, IRaK, LIBanOn: sTaBILeR aLs gedaCHTnur wer prsent bleibt, hat chancen beim Wiederauf-bau. in Jordanien sogar auf strkeres Wachstum.

    Der Anflug auf Erbil verluft ruhig. Plan-mig setzt Flug OS 829 auf der lande-bahn auf. Tglich bedient die Austrian Airlines diese Strecke von Wien aus. Was vielen nicht bewusst ist: Erbil in den Kurdengebieten im Norden des Irak gelegen ist vllig stabil. Die wirtschaftliche Stimmung in Kurdistan ist derzeit zwar gedmpft, aber auch hier rechnet man nach Angaben der fr den Irak zustndi-gen Wirtschaftsdelegierten Isabel Schmied-bauer mit einer Erholung noch in diesem Jahr.

    Isabel Schmiedbauer ist fr die von ihr betreute region jedenfalls vorsichtig optimis-tisch: Mit den Golfstaaten knne man sich

    nicht vergleichen, aber auch die lnder in ih-rem Betreuungsbereich bten Chancen. libanon und Jordanien htten trotz der gegenwrtigen

    Flchtlingskrise durchaus wirtschaftlichen reiz: Chancen im arabischen raum bieten nicht nur die groen Erdlstaaten. Im libanon gibt es Potential fr heimische Anbieter aus dem gehobenen Konsumgterbereich, Jorda-nien produziert wiederum viele Medikamente fr den gesamt arabischen raum und will sich berdies als eine wirtschaftliche Drehscheibe fr die region positionieren. Der entschei-dende Vorteil, den Jordanien und auch der libanon dabei genieen: das Europa-Mittel-meer-Assoziationsabkommen, das den Handel deutlich erleichtert.

    Ein Engagement in den beiden lndern biete auch die Mglichkeit, vor Ort dabei zu sein, wenn der Wiederaufbau Syriens demnchst wichtig werden knnte, sagt Schmiedbauer. Syrien wird eines Tages wiederaufgebaut wer-den. Schon im Irak hat sich gezeigt: Wer vor Ort ist und sei es nur mit einem einzigen lokalen Mitarbeiter, den man am Handy anrufen kann, hat unglaubliche Vorteile. Viele sterreichische Unternehmen seien sich dessen aber ohnehin bewusst, schlielich habe man bis zum Kriegs-beginn in Syrien vielfach auf Geschftsbezie-hungen zurckblicken knnen, die seit zwanzig oder mehr Jahren bestanden. Auch jetzt noch stehen viele sterreichische Unternehmen mit ihren langjhrigen Vertretern in Kontakt.

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    chileS regierung ruft eine KoWende AuS. die ZuKunft Soll der nichtKonventionellen

    erneuerbAren energie gehren. fr unternehMen, die technologien fr

    KleinWASSerKrAft, Windenergie, photo voltAiK, erdWrMe oder bioMASSe Anbieten, erffnen

    Sich rieSenchAncen. vOn PIOTR dOBROWOLsKI

    energische wende

    ie Bilder gingen um die Welt: mit last-wagen blockierte Straen, aufgebrachte Umweltscht-zer lieferten sich Auseinandersetzungen mit der Poli-zei. Fast sieben Jahre lang dauerte das Tauziehen um das riesige Wasserkraftprojekt an den patagonischen Flssen Baker und Pascua und die riesige, rund 1.600 Kilometer lange Hochspannungsleitung, die den Strom dann in das energiehungrige Zentralland bringen htte sollen. Vor rund einem halben Jahr hat die regie-rung das von den Stromgesellschaften Endesa und Col-bun betriebene Projekt HidroAysen vorlufig gestoppt, weil im Bewilligungsverfahren die Auswirkungen der fnf Staudmme auf Mensch und Umwelt nicht ausrei-chend bercksichtigt wurden.

    Eine Entscheidung mit Symbolkraft. Und mit Fol-gen selbst fr sterreichische Unternehmen. Denn Chiles Bergbauindustrie hat Energiehunger. Zugleich geraten Wasserkraftgroprojekte immer hufiger in die Schusslinie der traditionell starken chilenischen Umweltbewegung fossile Energie erst recht. Auf rund 65 Prozent wird ihr Anteil am gesamtchileni-schen Energieaufkommen geschtzt, rund 30 Prozent kommen aus Wasserkraft und knapp fnf Prozent aus nichtkonventioneller erneuerbarer Energie zu der auch Kleinwasserkraftwerke zhlen. Bis 2024 soll der Anteil der nichtkonventionellen erneuerbaren Energie einem entsprechenden Gesetzesentwurf zufolge auf zehn Prozent steigen.

    Doch jetzt prescht die Politik vor. Im August des Vorjahres kndigte die chilenische Prsidentin Mi-chelle Bachelet an, dass bis 2025 volle 45 Prozent aller neu errichteten Energieerzeugungsanlagen aus dem Bereich nichtkonventioneller erneuerbarer Energien kommen sollen. Fr das wichtigste, weil mit Abstand

    energietechniK in chile

    demonstration in santiago: umweltthemen bringen in Chile Hunderttausende auf die Strae.

    Windrder vor der Pazifikkste bei santiago de Chile: Die radikale energiewende birgt Chancen.

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  • grte der vier chilenischen Stromversor-gungsnetze, die Sistema Interconectado Central (SIC), formulierte die Nationale Energiekommission gar das Ziel, dass 77 Prozent der neuen Anlagen Energie aus Kleinwasserkraftwerken, Windrdern, Photovoltaik, Erdwrme und Biomasse liefern sollen.

    versorgungssicherheit. Neben kologi-schen berlegungen spielt bei der ange-kndigten Energiewende auch die Frage der Versorgungssicherheit eine rolle. Derzeit ist Chile zu mehr als der Hlfte von Energieimporten abhngig. Seit 2005 gab es daher wiederholt grbere Engpsse, weil Argentinien seine Erdgaslieferungen nach Chile krzte. Und der betrchtliche Anteil an Wasserkraft sorgt bei Nieder-schlagsarmut wie 2011 ebenfalls fr Probleme. Dem will man nun mit einer ge-nderten Energiestrategie entkommen.

    Das sind zunchst einmal politische Willenserklrungen, analysiert der stell-vertretende sterreichische Wirtschafts-delegierte in Santiago de Chile, Wolfgang Kstinger, die angekndigte Wende. Doch auch wenn diese vielleicht nicht in dem Ausma umgesetzt werden, wie das jetzt versprochen wird, die Geschftschancen fr Unternehmen, die im Bereich von alter-

    diE grossE chancEenergietechniK in chile

    wasserkraftwerke auf 3,5 Milliarden. Fr Photovoltaik errechnete man 1,5 Milliar-den, fr Sonnenwrmekraftwerke 0,9 Mil-liarden Dollar. Ein betrchtlicher Betrag wird auch fr geothermische Energie, also Erdwrme, angegeben: 5,5 Milliarden Dol-lar. In einem land, auf dessen Territorium sich rund ein Viertel aller Vulkane der Welt befindet, nicht ganz verwunderlich. Kriti-ker halten dieses Investitionsvolumen fr zu hoch geschtzt. Derzeit sind jedenfalls erst einige Geothermieprojekte in Bau, im Betrieb ist noch kein einziges.

    Fr Energieprojekte in Chile gilt trotz kowende auerdem noch mehr als an-derswo: In erster linie mssen sie sich rechnen. Der chilenische Strommarkt ist vllig liberalisiert, die Politik hat nur be-schrnkte Mglichkeiten, auf das Handeln der vier regional gegliederten Versor-gungsnetze Einfluss zu nehmen. Und noch mit einem anderen Punkt mssen jene, die in den chilenischen Energiesektor investie-ren wollen, rechnen. Die Umweltproteste fallen hier traditionell stark und bestndig aus. Darauf zu setzen, dass ein Protest mit der Zeit abflaut, sich verluft, ist hier defi-nitiv die falsche Strategie, erzhlt Kstin-ger. Gute Erfahrungen machen hingegen jene, die Umweltinitiativen von Anfang an in die Planung mit einbeziehen.

    Unternehmerfreundliches klima. Ansons-ten bietet Chile aber ein beraus investi-tionsfreundliches Klima. Da man kaum produzierende Industrie hat, besteht auch kein groes Interesse an Schutzzllen, wodurch das land zu den offensten latein-amerikanischen konomien zhlt. Mit 70 lndern der Welt gibt es Freihandelsab-kommen, der Zollsatz betrgt maximal sechs Prozent. Eine niedrige Staatsquote von 19 Prozent des BIP und eine sehr starke marktwirtschaftliche Orientierung machen das land als Destination span-nend. Die lnger diskutierte und letztlich durchgefhrte Erhhung der Krper-schaftssteuer von 20 auf 25 Prozent binnen drei Jahren fiel letztlich moderater aus als von manchen Unternehmervertretern befrchtet, auch wenn dabei die bislang bestehende Steuerfreiheit reinvestierter Gewinne ersatzlos gestrichen wurde.

    In Summe hat sich am investitions-freundlichen Klima wenig gendert, sagt auch Wolfgang Kstinger. Nach wie vor sei Chile daher sowohl politisch als auch wirt-schaftlich das stabilste land lateinameri-kas. Einziger Wermutstropfen: Im Moment dmpfen der niedrige Preis fr Kupfer, den wichtigsten Exportartikel Chiles, und die geringe Nachfrage danach in China das Wachstum. 3,3 Prozent sollten sich 2015 dennoch ausgehen. Quellen: Chilenisches energieministerium, chilenische agentur fr erneuerbare energie, IWf, WeO, eIu

    Sie kommen fr Chile auf ein Windenergie-potenzial von rund 40.000 MW, fr Photo-voltaik schtzt man gar rund 1.640.000 MW, fr Sonnenwrmekraftwerke rund 550.000 MW und fr Wasserkraftwerke rund 12.500 MW.

    Wird die Energiewende im land weiter gezogen, knnten sich in der Folge auch zustzliche Geschftschancen ergeben. Was sicher mit der Zeit interessant wird, ist der Bereich der thermischen Sanierung. In Santiago ist das bislang kaum Thema. Die Gebude haben zwar einen guten Erd-bebenschutz, bei der Isolierung spart man aber, erzhlt Kstinger. Da in Santiago die Nachttemperaturen von Mitte Mai bis Ende September aber durchaus in die leichten Minusgrade fallen, knnen sich in Zukunft auch in der thermischen Sanierung inter-essante Projekte ergeben.

    Riesige Investitionen. Natrlich wird dieses Potenzial wohl nie zur Gnze aus-geschpft und in reale Investitionen umge-setzt werden. Doch schon 2011, also noch bevor die groe kowende in der chileni-schen Politik ausgerufen wurde, schtzte die chilenische Agentur fr erneuer bare Energie den anstehenden Investitionsbe-darf fr Windenergie bis zum Jahr 2020 auf 5,7 Milliarden Dollar, jenen fr Klein-

    die riesigen Bergbauunter-nehmen Chiles sind energie-

    hungrig: Die bevlkerung fordert jedoch grne energie.

    marktanalysE

    CHILes eneRgIemIXnoch bezieht das Land seine energie vorwiegend aus fossilen Brennstoffen oder Growasserkraftwerken. Das ist kologisch umstritten und macht chile auch sehr stark von energie- lieferungen aus dem Ausland abhngig.

    Kohle 41 % erdgas/erdl 24,9 % Wasserkraft 29,3 % alternativenergie 4,8 %

    aLTeRnaTIveneRgIe 45 Prozent aller neu errichten Kraftwerke sollen bis 2025 energie aus nichtkonventionellen erneuerbaren Ressourcen liefern. angestrebt wird der folgende mix:

    erdwrme 33 % Windenergie 25 % Kleinwasserkraftwerke 20 % Photovoltaik 5 % sonnenwrmekraftwerke 2 %

    InvesTITIOnsBedaRF BIs 2020um seine alternativenergie-Ziele zu erreichen, muss Chile zumindest folgende Investitionen ttigen.

    erdwrme 5,5 mrd. us-dollar Windenergie 5,7 mrd. us-dollar Kleinwasserkraftwerke 3,5 mrd. us-dollar Photovoltaik 1,5 mrd. us-dollar sonnenwrmekraftwerke 0,9 mrd. us-dollar

    RIesIges POTenZIaLLangfristig betrachtet hat Chile vor allem im Bereich der sonnenenergie ein sehr groes Potenzial. das energieministerium spricht von:

    Photovoltaik 1.640.128 mWsonnenwrmekraftwerke 552.871 mWWindenergie 40.452 mWWasserkraft 12.472 mW

    CHILe auF eInen BLICKBIP-Wachstum 2014: 2,0 ProzentBIP-Wachstum 2015: 3,3 ProzentBIP 2015 pro Kopf: 15.653 usdBIP 2015 pro Kopf nach Kaufkraftparitt bereinigt: 23.553 usd

    nativen Energieerzeugungsanlagen ttig sind, sind auf jeden Fall gro.

    Neben Kleinwasserkraftwerken, fr die sich vor allem die chilenische Forstwirt-schaft interessiert, bezeichnet Kstinger auch den Solarbereich und die Windener-gie als sehr zukunftstrchtige Zweige und fr sterreichische Anbieter interessant. Mit mehr als 4.000 Kilometern Kste, an der fast stndig der Wind weht, hat Chile tatschlich sehr gute Voraussetzungen fr die Nutzung von Windenergie. Und in der Atacama-Wste wird schon jetzt erfolg-reich eine Solaranlage mit rund 360 MW betrieben, Kapazitten fr weitere rund 800 MW werden gerade errichtet. Doch Platz wre fr viel mehr und Energie mit aufs Jahr gerechnet durchschnittlich 6,2 Sonnenstunden pro Tag ebenfalls.

    Wie viel theoretisch mglich ist, zeigen auch Schtzungen des chilenischen Ener-gieministeriums und der deutschen Gesell-schaft fr Internationale Zusammenarbeit.

    naCH WIe vOR IsT CHILe sOWOHL POLITIsCH aLs auCH WIRTsCHaFTLICH das sTaBILsTe Land LaTeInameRIKas. fot

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  • BOgOTWie der SterreichiSche WirtSchAftSdelegierte in bogot, AlexAnder SolAr,

    einen der erSten ArbeitStAge deS neuen JAhreS erlebt.

    12. Jnner, 5.45 UhrDer Arbeitstag beginnt zeitig in Bogo t. Mit Sonnenaufgang stehe ich auf und be-gleite meinen Sohn zur Station des Schul-busses, der schon um 6.20 Uhr kommt. Anschlieend geht es gleich ins Bro, um dem morgendlichen Verkehrschaos noch einigermaen zu entgehen.

    7.30 UhrAnkunft im Bro. Die Mailbox ist bereits voll. Infolge der Zeitverschiebung kommen die meisten Schreiben aus sterreich schon in den frhen Morgenstunden herein. Die dringendsten Anfragen werden, so gut es geht, gleich beantwortet.

    8.30 UhrAnruf nach sterreich. Ein Unternehmen aus Tirol hat uns ber eine geplante Ge-schftsreise nach Kolumbien informiert und bittet uns, Gesprchstermine zu orga-nisieren. Wir diskutieren das gewnschte Kundenprofil sowie etwaige Vorkontakte in Kolumbien, um den Aufenthalt in Bogot gezielt vorzubereiten.

    9.30 UhrDer erste Besuch. Der fr sterreich zustndige Vertreter von ProColombia, dem kolumbianischen Counterpart zur AUSSENWIrTSCHAFT AUSTrIA, schaut vor seiner Abreise nach Wien noch bei uns im Bro vorbei. Es ist ein spannender Gedankenaustausch, mit welchen Manah-men und Programmen die Kolumbianer ihrer Exportwirtschaft im Ausland unter die Arme greifen. Gleichzeitig besprechen wir mgliche Kooperationen, wie wir ster-reichische Investoren in Kolumbien noch besser untersttzen knnen.

    11.00 UhrAnruf vom Auenwirtschaftsbro Lima. Unser Team in Peru wurde von ProInver-sion ber aktuelle Investitionsvorhaben im Infrastrukturbereich informiert. Wir disku-tieren, welche dieser Projekte fr sterrei-chische Firmen interessant sein knnten.

    12.15 UhrIch lade unseren gerade aus Graz ange-kommenen Volontr zu einem typisch kolumbianischen Mittagessen ein. Stu-denten aus sterreich sind eine tolle Unter-sttzung fr unser kleines Bro. Wir binden Sie komplett in unseren Arbeits ablauf ein.

    13.00 UhrAbfahrt zu ANDESCO, dem kolumbia-nischen Verband der ffentlichen Ver-sorgungsunternehmen. ANDESCO bietet sterreich einen Stand sowie die Mglich-keit technischer Vortrge im rahmen des Jahreskongresses im Juni 2015 an. Eine tolle Chance, sterreichisches Know-how im kommunalen Bereich zu prsentieren. Ei-nige Details mssen allerdings noch geklrt werden.

    16.00 UhrBrobesprechung. Die Vorbereitung und Organisation der Veranstaltungen, die sich das AuenwirtschaftsCenter Bogot fr das Jahr 2015 vorgenommen hat, gilt es

    zu koordinieren. Da das Geschftsleben in Kolumbien im Jnner traditionell nur sehr langsam anzieht, bieten die ersten Jnner wochen noch eine kleine Schonfrist, um Vorhaben und Strategien fr das neue Jahr zu finalisieren. Nach ausgiebigen Diskussionen und mehreren Tassen guten kolum bianischen Kaffees haben wir bis zum Sonnenuntergang unsere Agenda 2015 frs Erste einmal fertiggestellt.

    19.00 UhrBogot Beer Company. Die kleine, aber stetig wachsende sterreicher-Community trudelt langsam zum Neujahrstreff in der Bogot Beer Company ein. Einige kommen gerade erst vom Winterurlaub aus ster-reich zurck, andere wiederum aus den heien Kstenregionen Kolumbiens. Am relaxtesten wirken allerdings die, die ber Weihnachten in Bogot geblieben sind und die leere beziehungsweise autofreie Stadt genossen haben. Gegen 22.00 Uhr endet zumindest fr mich ein lustiger Abend, die Arbeitswoche hat gerade erst angefangen.

    alexander solarsterreichischer Wirtschaftsdelegierter in bogotwko.at/aussenwirtschaft/[email protected]

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    alexander solar (mitte) mit seinem Team: Vor allem fr die kleineren bros sind Volontre eine wertvolle untersttzung.

    FILMEB I L DW E LT E NSYSTEME FR PRSENTATIONEN

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    28

    Tgliches Brot: Die untersttzung von Messeauftritten gehrt zu den wichtigsten aufgaben der auen wirt- schaftsCenter.

    schonfrist: Das Geschftsleben zieht in Kolumbien im Jnner traditionell nur sehr langsam an.

  • portrtexporterfolge AuS Sterreich

    AlS 19-Jhriger grndete der Krntner einen internetAnbieter. heute Zhlen orgAniSAtionen Wie die AfriKAniSche entWicKlungS- bAnK Zu Seinen Kunden. vOn PaTRICIa OTuKa-KaRneR

    WIe HaBen sIe das gemaCHT, HeRR WIndBICHLeR?

    alexander Windbichler: Der Grnder von anexia ber sein erfolgsrezept.

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  • 3332

    portrt

    ass Alexander Windbichler seine Jugend verklrt, kann man nicht behaupten. Und das obwohl der Krntner schon mit 15 Jahren am groen rad ge-dreht hat. In einem Alter, in dem andere erste Praktika absolvieren, betrieb Wind-bichler gemeinsam mit einem 15-kpfi-gen Team schon ein Online-Projekt im Hosting-Bereich. Die kostenlose Plattform bot immerhin rund 60.000 Nutzern im deutschsprachigen raum Speicherplatz. Die Initiative brachte wirtschaftlich zwar keinen rasenden Erfolg, dafr half ihm die Spielerei, sein Interesse an Technologien weiterzuentwickeln. Ich war damals ein richtiger dissozialer Nerd, wenn man so sagen will. Ich sa lieber daheim vor dem Computer, statt auszugehen. Das hatte natrlich Vor- und Nachteile, aber aus die-ser leidenschaft ist Anexia entstanden.

    von der HTL zum Hoster. Die Idee zu Ane-xia entwickelte Windbichler im rahmen seiner Abschlussarbeit an der Klagenfurter HTl. Einen Internetprovider, dessen Server weltweit berall dort prsent sein sollen, wo auch seine Kunden sind, wollte Wind-bichler betreiben. Denn diese dezentrale Serverorganisation htte fr die Kunden zwei zentrale Vorteile: erhhte rechts-sicherheit, weil im Onlinegeschft der rechtsraum des Serverstandortes wichtig ist, und Schnelligkeit, wie Windbichler ver-rt: Die Webseiten unserer Kunden ffnen um den Bruchteil einer Sekunde frher, das steigert die Kundenakzeptanz. Mit einem Computer, einem Gewerbeschein und sei-ner eigenen Arbeitsleistung grndete er schlielich mit 19 die Firma.

    nicht besonders innovativ. Grundstz-lich ist Anexia kein besonders innovatives Produkt, aber was uns als Unternehmen auszeichnet, ist, dass wir sehr stabil und zuverlssig sind, sagt Windbichler. Doch immerhin: Als einziger Provider weltweit bietet das Krntner Unternehmen derzeit ber 50 Serverstandorte von Vietnam ber

    Dubai, So Paulo, Tokio oder eben Wien. Auerdem, so Windbichler, verspreche er seinen Kunden, dass es keine Massenabfer-tigung, sondern individuell an die Kunden angepasste lsungen gibt, egal ob es dabei um Web-Entwicklung, Individualsoftware oder den Bereich Managed Hosting geht. So werden die Server auch nicht nach einem Schema aufgestellt und betrieben.

    Neben dem Hauptsitz des Unterneh-mens in Klagenfurt und dem Wiener Bro mit sieben Mitarbeitern hat Anexia eine Niederlassung in Deutschland sowie Bros in rumnien und den USA. In New York sind zwei Personen im Einsatz, ein Auen-dienstmitarbeiter ist in los Angeles ange-siedelt. Aufgestockt wird knftig an beiden Standorten. Wir verhandeln derzeit groe Deals mit namhaften Persnlichkeiten aus dem Entertainmentbusiness, die Bedarf daran haben, ihre Produkte schnell an den Endkunden zu bringen, sagt Windbichler.

    Rasant gewachsen. Seit der Firmengrn-dung 2006 als klassischer Internetservice-provider ist Anexia rasant gewachsen. Der Auslandsanteil des Umsatzes liegt derzeit bei zirka 65 Prozent. Und die leidenschaft in Windbichlers jungem Team treibt die In-ternationalisierung voran. Gerade kommen Mitarbeiter aus Tunis zurck, wo man die Afrikanische Entwicklungsbank als Kun-den gewinnen konnte. Viele der Mitarbei-ter unseres ursprnglichen Kernteams sind nach wie vor mit dabei, sagt Windbichler.

    Das merkt man auch am Durchschnitts-alter im Unternehmen, das zur Firmen-grndung bei 23 Jahren lag und heute bei rund 28, 29. Am Zenit seines Erfolgs whnt sich der 27-Jhrige noch nicht angekom-men: Wir sind noch weit davon entfernt, richtig erfolgreich zu sein, sagt Windbich-ler. Ich glaube, bis 90 oder 95 Prozent seines Potenzials erreicht man sehr schnell, aber dann diese letzten fnf Prozent, die sind schwer zu erreichen und die gilt es jetzt zu holen.

    Zur pErsonAlexander windbichler (27) grndete 2006 den Internetserviceprovider anexia. Mit ber 50 Standorten weltweit soll so die inno-vative Idee des Krntners die physische pr-senz der anexia-Server im Heimatland der Kunden rechtssicherheit und Schnelligkeit bie-ten. Heute hat das unternehmen einen aus-landsumsatzanteil von 65 prozent, mit der programmierung von apps will man weiter wachsen. Zu den Kunden gehren firmen wie Kapsch, Logitech, aber auch internationale Organisationen wie etwa die afrikanische entwicklungsbank.

    FaktEnaneXIa InTeRneT dIensTLeIsTungs gmBHMitarbeiter: 60 Umsatz 2013: 6,7 Mio. EuroAnzahl der Serverstandorte: 53Gesamte Serveranzahl: 10.000 weltweitGesamte Speicherkapazitt: 4.500.000 Gigabyte

    Trivia: Der Begriff Anexia kommt ursprnglich aus der DSL-bertragungs-technologie. In sterreich wird primr Annex A verwendet.

    ICH WaR eIn RICHTIgeR dIssOZIaLeR neRd. ICH sass LIeBeR daHeIm vOR dem COmPuTeR, sTaTT ausZugeHen. das HaTTe naTRLICH naCHTeILe. aBeR daRaus IsT LeTZTLICH aneXIa enTsTanden.Alexander windbichler

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    alexander Windbichler: Im Vorjahr gewann sein unternehmen den export-preis in der Kategorie IT.

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    48Prozent aller Auslands-

    investitionen in Slowenien kommen aus sterreich mit

    Abstand die nummer eins.

    1,71Prozent betrug der Anstieg

    der heimischen Exporte nach Slowenien im 1. Halbjahr 2014

    auf 1,25 Milliarden Euro.

    12.000.000Cremeschnitten wurden bis

    heute in der konditorei des Hotel Park in Bled hergestellt.

    Angeblich auch gegessen.

    17.986Euro betrgt das slowenische BIP pro kopf (Schtzung fr 2014). Der wert drfte 2015

    leicht steigen.

    zwlfProzent der slowenischen

    Gesamtimporte kommen aus sterreich. wir exportieren

    mehr nach Slowenien als etwa nach Spanien.

    35,3Milliarden Euro betrugen

    Sloweniens Auslandsschulden 2014, eine deutliche Reduktion

    gegenber 2013.

    FnfMilliarden Euro betragen ster-

    reichs Direktinvestitionen in Slowenien. nummer zwei sind die niederlande mit

    unter einer Milliarde.

    82Prozent erreicht das

    slowenische BIP pro kopf im vergleich zum Schnitt der EU-28.

    sterreich schafft rund 130 Prozent.

    33ist der Rang im Doing

    Business-Rating der weltbank. sterreich liegt mit Rang 30

    nur knapp davor.

    55ist der Rang im world

    Competitiveness yearbook. Hauptgrund fr die schwache

    Platzierung: ineffiziente verwaltung.

    10,1Prozent ist der aktuelle

    Stand der Arbeitslosigkeit. fr 2015 wird ein leichter

    Rckgang erwartet.

    5,4Prozent soll die Steigerung

    der slowenischen Exporte in diesem Jahr erreichen

    nach bereits +3,9 Prozent im vorjahr.

    71,7Prozent des BIP erreichte die

    Staatsverschuldung 2013. Hauptverantwortlich: die

    Sttzung von Banken.

    4,7Milliarden Euro haben die zehn

    grten Banken an kapital-unterdeckung angehuft. Sagt

    der Bankenstresstest.

    neunProzent der slowenischen

    Exporte gehen nach sterreich. Mehr waren erreichen nur

    Deutschland und Italien.

    dreiMillionen bernachtungen entfielen auf Spas, dahinter

    folgen Bergdestinationen und Betriebe am Meer.

    20.273km2 ist die Landesflche

    Sloweniens eine Spur grer als fidschi und etwas kleiner

    als El Salvador.

    400Jahre alt ist der lteste bekannte

    weinstock der welt. Er steht in Maribor und liefert immer noch

    geniebaren wein.

    36.000.000Alben verkauften die original

    oberkrainer bis heute. Grnder Slavko Avsenik war ursprnglich

    Skispringer im nationalteam Jugoslawiens.

    1,0Prozent betrug das

    slowenische wirtschaftswachs-tum 2013. fr 2014 drften es

    plus 2,4 Prozent werden.

    605Millionen Euro betragen die sterreichischen Exporte im Bereich bearbeitete waren. Treiber sind waren aus Papier

    und Pappe.

    87Ski-Resorts gibt es in Slowenien

    bei einem viertel der Landes- flche sterreichs.

    2.864Meter ist der Triglav hoch.

    Den hchsten Berg Sloweniens kann man von fast ganz krnten

    aus sehen.

    362Meter misst der hchste

    Industrieschornstein Europas. Der Riese entlftet ein wrme-

    kraftwerk in Trbovlje.

    216km2 nehmen die weinberge

    Sloweniens ein. Der welschriesling ist mit

    rund einem fnftel am verbreitetsten.

    1.521Euro brutto verdienten

    slowenische Arbeitnehmer im Durchschnitt 2014. netto waren

    das 996 Euro.

    700niederlassungen

    sterreichischer Unternehmen sind in Slowenien registriert.

    Und zwar quer ber alle wirtschaftsbereiche.

    1.876Slowenen zogen 2012 nach sterreich. Die Migration in die Gegenrichtung war nur

    halb so stark.

    60Prozent Sloweniens sind von wald bedeckt. Es ist somit das drittgrnste

    Land Europas.

    60weltrekorde erlebte die

    Skisprungschanze in Planica. Sowohl die 100- als auch die 200-Meter-Marke fielen hier.

    3.000kirchen und kapellen

    stehen in Slowenien. Mehr sakrale objekte pro Einwohner

    gibt es in fast keinem euro- pischen Land.

    70Prozent des slowenischen

    Auenhandels geschehen inner-halb der EU. Der Anteil anderer

    Lnder steigt allerdings.

    49Prozent der heimischen

    Unternehmen in Slowenien konnten den Umsatz 2014

    steigern. Bei 22 Prozent sank dieser wert.

    0,1Prozent der Bevlkerung ist

    italienischer nationalitt. Die ungarische Minderheit macht

    rund 0,3 Prozent aus.

    1/3der Landflche Sloweniens

    ist naturschutzgebiet. Der waldanteil steigt seit

    Jahren weiter.

    27.000kilometer sind die flsse

    Sloweniens lang. Es ist eines der wasserreichsten Lnder

    Europas.

    dreinumeri kennt die

    slowenische Sprache: neben Singular und Plural auch

    die Zweizahl (Dual).

    1.300Euro pro kopf erreichen sterreichs Exporte in

    Slowenien. Deutschland liefert nicht einmal doppelt so viel.

    9,58Millionen bernachtungen registrierten die Touristiker 2013. Die meisten Auslnder

    kommen aus Italien, gefolgt von sterreichern und Deutschen.

    102Menschen leben hier pro km2.

    Die Bevlkerungsdichte entspricht rund der Hlfte des

    europischen Schnitts.

    500700Braunbren leben nach

    Schtzungen in Slowenien. Es ist eine der grten Populationen

    des kontinents.

    435Jahre alt ist das weltberhmte

    Pferdegestt Lipica. Gegrndet wurde es von Erzherzog karl

    hchstselbst.

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  • Ein Vierteljahrhundert ist vergangen, doch eines wird Anton Paarham-mer nie vergessen: Wir wurden hier mit einer unglaublichen Herzlich-keit aufgenommen, die ich mir ehrlich gesagt in sterreich so nicht vorstellen kann. Dass der gebrtige Obersterreicher heute mit seiner Frau Edith, einer Tirolerin, hochwertige Isolierfenster und Tren fr den gesamten australischen Markt und da-rber hinaus produziert, war damals kei-neswegs abzusehen. rund ein Jahr wollten die beiden bleiben, doch Australien lie sie nicht mehr los.

    Guido Stock, der sterreichische Wirtschaftsdelegierte in Sydney, kennt diesen Effekt: sterreicher, die das erste Mal nach Australien kommen, sind meist verblfft, wie freundlich und positiv die Menschen hier sind. Dieses raunzen, das Misstrauen, das wir so gut kennen das gibt es hier einfach nicht.

    einfach, Fu zu fassen. Die angelsch-sische Prgung des privaten wie auch des geschftlichen Umgangs miteinander ist berall sprbar. Hflichkeit wird hochge-halten, Fairness vorausgesetzt. Auch im Business spricht man einander schnell mit Vornamen an. Und die Prgung durch den Commonwealth wird stndig erneuert: Nach wie vor stellen Briten und Iren die grte Gruppe an Einwanderern. Nur Asien insgesamt ist als Herkunftsraum bedeutender. Es gibt auch groe Commu-nities von Deutschen, Italienern oder Grie-chen doch im Unterschied etwa zu den USA herrscht zwischen den Ethnien kaum nennenswerte Abschottung. Man wird sehr schnell zum Australier, sagt Guido Stock, die Integration der Einwanderer gelingt wie in kaum einem anderen land.

    Das Dorf in der Nhe Melbournes, in

    dem die Paarhammers leben, zhlt rund 2.000 Einwohner und ein rundes Dut-zend Sprachen. Das Bemerkenswerte ist, dass keine Gruppe die anderen dominiert, betont der Unternehmer. Es ist also wirk-lich einfach, hier Fu zu fassen.

    Besuche lohnen sich. Den ethnischen Hintergrund von Geschftspartnern zu kennen, ist aber selbstverstndlich auch in Australien kein Fehler. Gerade in einem Einwanderungsland ist die Herkunft immer ein Thema, meint Guido Stock, die Australier sprechen generell sehr gern darber, woher ihre Vorfahren stammen. Wer auf der Suche nach Smalltalk-Themen ist, wird auch beim Sport schnell fndig sollte sich allerdings auf Exotisches wie Cricket oder rugby einstellen. Wenn es berhaupt ein Thema gibt, das man besser nicht anspricht, dann den Umgang mit den Aborigines, rt der Wirtschaftsdelegierte. Die historische Schuld lastet weitgehend unaufgearbeitet auf dem land.

    rcksicht nehmen sollte man auch auf das Gefhl der Australier, weit entfernt zu sein von allen anderen Mrkten, rt Guido Stock. Australische Geschftspartner schtzen es sehr, wenn man vor Ort ist. Auch bei aufrechter Geschftsbeziehung lohnt es sich, immer wieder ans andere Ende der Welt zu fliegen. Vice versa sind auch die Australier sehr daran interessiert, selbst zu verreisen, Einladungen etwa zu Fachmessen in die USA oder nach Europa werden daher sehr geschtzt.

    Offener markt. Offenheit zeigt Australien nicht nur gegenber Einwanderern. Auch der Markt ist nicht bermig geschtzt, sagt Guido Stock: Die Zollschranken sind eher niedrig. Australien hat Freihandels-abkommen mit Japan, China und Korea geschlossen. Mit der Europischen Union kam bislang noch keines zustande, auch wenn Australien dies forciert. Heikel ist

    eigentlich nur der Import von tierischen oder pflanzlichen Produkten, darunter un-behandeltes Holz: Das land unternimmt alles, um seine einzigartige Fauna und Flora zu schtzen.

    So sehr das Geschftsleben von Fair-ness geprgt ist: Vertragliche Absicherung ist auch hier ein absolutes Muss, betont Stock. Da es kein Vollstreckungsabkom-men zwischen sterreich und Australien gibt, sollte man unbedingt darauf achten, die Zustndigkeit eines australischen Gerichts oder internationale Schiedsge-richtsbarkeit zu vereinbaren dies obwohl gerichtliche Auseinandersetzungen Down Under sehr teuer sind!

    Wellenreiten. Alles perfekt also? Die lockerheit der Australier, die man etwa als Urlauber als sehr angenehm empfindet, kann im beruflichen Bereich manchmal mhsam sein, rumt Anton Paarham-mer ein. Sein persnliches Highlight: eine 300-Kilometer-Fahrt zum Treffen mit einem Handwerker. Dass der nicht erschien, hatte einen nachvollziehbaren Grund. Angesichts perfekter Bedingungen war er zum Wellenreiten gegangen. Das werden Sie im Konzernbereich selten er-leben, aber bei KMU und Handwerkern kann Ihnen das durchaus passieren. An-dererseits: Mit der Zeit nimmt man hier vieles nicht mehr ganz so ernst. Eine sehr australische Aussage.

    WeLTOFFeneine nebenWirKung iSt bei

    buSineSS in AuStrAlien nicht AuSgeSchloSSen: MAn Knnte SelbSt AuStrAlier Werden.

    guido stocksterreichischer Wirtschaftsdelegierter in [email protected]

    Ein markt und Seine eigenheiten

    es IsT WICHTIg, ImmeR WIedeR vOR ORT Zu seIn.

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    Beim Pro-Kopf-Import sterreichischer Waren ist Slowenien mit einem Wert von mehr als 1.300 Euro absoluter Spit-zenreiter. Ein weiterer Superlativ ist der ster-reichische Marktanteil (Importe aus sterreich in relation zu den slowenischen Gesamtimporten) von gut 11%. Die Marke Made in Austria ist damit in Slowenien bestens bekannt. Man schtzt die Qualitt und Zuverlssigkeit sterreichischer Produkte und Technolo-gien ein ideales Sprungbrett fr jeden Slowenieneinsteiger. laut Angaben der Statistik Austria ist im 3. Quartal 2014 bei den sterreichischen Exporten ein Zuwachs um 0,7% auf 1.259.146.054 zu verzeichnen, die Importe stiegen um 3,1% auf 1.853.631.246 Euro.

    sterreich Top-Inve