Bauverbote im Osten sind Realität

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Unique Ex-Verwaltungsrätin beschneidet Gemeindeauto- nomie für ein künftiges Wachstum des Flughafens zu Lasten der Bevölkerung östlich des Flughafens. Jahrelang sass die kürzlich zurückgetre- tene Baudirektorin und Regierungsrätin Dorothée Fierz im Verwaltungsrat der Flughafen Zürich AG (Unique). Dieses Amt bekleidete sie auch, als das bisheri- ge Anflugverfahren von Norden durch Deutschland gekündigt wurde. Die Arro- ganz des Zürcher Regierungsrates sowie der Flughafen Zürich AG im Umgang mit 1 4 / 2006 heute schon nicht mehr gebaut werden. Und dafür sorgt die Zürcher Baudirektion auf Geheiss von Fierz! Keine Neueinzonungen mehr von Kloten bis ins Tösstal Bereits in der letzten Info-Zeitung Nr. 3 berichteten wir über die fragliche Praxis der Zürcher Baudirektion, rechtmässige Baugesuche im Osten provisorisch zu unserem nördlichen Nachbarn war der Auslöser dieser Kündigung. Als Regie- rungsrätin lehnte Fierz nicht nur den neuen Staatsvertrag ab, sie befürwortete auch die neuen Anflugverfahren über den Osten (seit Oktober 2001) und Süden (seit Oktober 2003). Die dadurch entstandenen Probleme mit der Bevölke- rung sollten mit dem Projekt «RELIEF» gelöst werden. Das von der Zürcher Bau- direktion mit Steuergeldern finanzierte Projekt sieht eine Konzentration der An- flüge von Osten und der Abflüge nach Norden vor. Damit dieses Vorhaben je- doch in die Tat umgesetzt werden kann, soll in den künftigen Wohnsperrgebieten Winkel Kloten Embrach Wallisellen Dietlikon Bassersdorf Nürensdorf Pfungen Wangen- Brüttisellen Dietikon Zürich Ober- Unter- -engstringen Buchs Niederhasli Nieder- Höri Regensdorf Rümlang Ober- Opfikon Bülach Oetwil a.d.L. -glatt Rafz Eglisau Weiach Glattfelden Nieder- -weningen Ober- Neerach Otelfingen Dielsdorf Stadel Feuer- thalen Dachsen Benken Rheinau Flaach Henggart Freienstein- Rorbas Andelfingen Thalheim Seuzach Neftenbach Winterthur Wiesendangen Unter- -stammheim SH AG AG ZH Deutschland SH TG TG r a K : e t f t m A ü n d r o m u a R r d n u g n u Vr e g n u s s e m -Effretikon Illnau- Weisslingen Zell Turben- thal Wila Elgg Hettlingen Bauzonen Bauzonen mit ESII (Wohnzonen) Bauzonen mit ESIII (Wohn- und Mischzonen) übrige Bauzonen Planungswert neu Planungswert bisher Grenzwertüberschreitung ESII Flughafeninitiative 3 Bauverbote im Osten sind Realität Neue Lärmkarte der Baudirektion soll Bauen verhindern Inhalt Eine Mutter berichtet 5 Interview mit Rita Fuhrer 6 Region Ost 4 BF Hinterthurgau 7 In eigener Sache 8 Fortsetzung auf Seite 2 Prüfung von Bau- und Zonenordnungen sowie Quartierplänen: Gebiete mit Grenzwertüberschreitung ESII Bürgerprotest Fluglärm Ost (BFO) wächst an allen Fronten. Zum einen erhöhte sich der Mitgliederbestand innerhalb weniger Wochen markant, und zum anderen wur- den zahlreiche neue Ortsgruppen gegrün- det. Neben der sehr aktiven Ortsgruppe Will (Gründung Ende 2005) wurden auch in Turbenthal und Uzwil von Aktivisten neue Ortsgruppen gebildet. Diese sind auch bereits aktiv in Erscheinung getreten mit Standaktionen oder Informationsver- anstaltungen. Der grosse Vorteil von BFO ist es, über autonome und aktive Ortsgruppen die Interessen regional und vor Ort abdecken zu können. Wir nennen dies Basisdemo- kratie. Fehlt in Ihrer direkten Nachbar- schaft noch eine Ortsgruppe und sind Sie an einer Gründung interessiert? Melden Sie sich bei BFO. Die BFO-Familie wächst Haben Sie gewusst dass ... ... beim Export ab Flughafen Zürich gewichtsmässig das Kerosin der Airlines an erster Stelle liegt? ... Kinder gemäss einer englischen Studie wegen Fluglärm langsamer lernen? ... die Leistung deutscher Kinder bei München sich verbesserten, nachdem der Flughafen Riem geschlossen wurde? Impressum Redaktion: Thomas Koch, Ralph Weidenmann, Fritz Kauf, Dominik Bruderer Druck: Mattenbach AG, 8411 Winterthur Herausgeber: Bürgerprotest Fluglärm Ost [email protected] www.fluglaerm-ost.ch PC Konto 87-192974-1 Unterstützen Sie uns im Kampf gegen noch mehr Fluglärm – werden Sie Mitglied! Ich möchte BFO- Mitglied werden: Einzelmitglied (Fr. 30.–) Familienmitglied (Fr. 50.–) Ich möchte eine Spende machen (Einzahlungsschein wird zugestellt) Ich möchte Informationen über BFO Nutzen Sie die Online-Anmeldung unter: www.fluglaerm-ost.ch Name Vorname Strasse PLZ/Ort E-Mail: Bürgerprotest Fluglärm Ost, Postfach 19, 8484 Weisslingen, [email protected], PC-Konto 87-192974-1 ✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈✈ Gesucht: Dr. jur. BFO Eigentlich will Bürgerprotest Fluglärm Ost den Kampf für unsere Lebensqualität auf der Strasse führen. Die juristischen Winkelzüge des Zürcher Regierungsrates, der Flug- hafenbetreiberin Unique und Ihrer Gehilfenschaft beim Bundesamt für Zivilluftfahrt in Bern zwingen uns jedoch, unseren Kampf auch mit Paragraphen und vor Gerichten zu führen. Auf die Verfügung einer Projektierungszone haben wir mit einem Rekurs geant- wortet (siehe separater Artikel). Die Luftraumsenkung im Raum Wil/ Hinterthurgau be- kämpfen wir mit einem Sammelrekurs (siehe separater Artikel), und auch die Entschä- digungsklagen der Grundeigentümer werden in Gerichtssälen und nicht auf der Strasse entschieden. Wir stellen uns auch dieser Herausforderung, suchen jedoch gleichzeitig Juristische Unterstützung durch einen Anwalt Wohnen Sie in der Ostan- oder abflugschneise und möchten unsere Anstrengun- gen für diese Region ehrenamtlich unterstützen, dann melden Sie sich bei BFO.

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Page 1: Bauverbote im Osten sind Realität

Unique Ex-Verwaltungsrätinbeschneidet Gemeindeauto-nomie für ein künftigesWachstum des Flughafens zu Lasten der Bevölkerung östlich des Flughafens.

Jahrelang sass die kürzlich zurückgetre-tene Baudirektorin und RegierungsrätinDorothée Fierz im Verwaltungsrat derFlughafen Zürich AG (Unique). DiesesAmt bekleidete sie auch, als das bisheri-ge Anflugverfahren von Norden durchDeutschland gekündigt wurde. Die Arro-ganz des Zürcher Regierungsrates sowieder Flughafen Zürich AG im Umgang mit

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4 /2006

heute schon nicht mehr gebaut werden.Und dafür sorgt die Zürcher Baudirektionauf Geheiss von Fierz!

Keine Neueinzonungen mehr von Kloten bis ins Tösstal

Bereits in der letzten Info-Zeitung Nr. 3berichteten wir über die fragliche Praxisder Zürcher Baudirektion, rechtmässigeBaugesuche im Osten provisorisch zu

unserem nördlichen Nachbarn war derAuslöser dieser Kündigung. Als Regie-rungsrätin lehnte Fierz nicht nur denneuen Staatsvertrag ab, sie befürworteteauch die neuen Anflugverfahren überden Osten (seit Oktober 2001) undSüden (seit Oktober 2003). Die dadurchentstandenen Probleme mit der Bevölke-rung sollten mit dem Projekt «RELIEF»gelöst werden. Das von der Zürcher Bau-direktion mit Steuergeldern finanzierteProjekt sieht eine Konzentration der An-flüge von Osten und der Abflüge nachNorden vor. Damit dieses Vorhaben je-doch in die Tat umgesetzt werden kann,soll in den künftigen Wohnsperrgebieten

Winkel

Kloten

Embrach

Wallisellen

Dietlikon

Bassersdorf

Nürensdorf

Pfungen

Wangen-

BrüttisellenDietikonZürich

Ober-Unter-

-engstringen

Buchs

Niederhasli

Nieder-

Höri

Regensdorf

Rümlang

Ober-

Opfikon

Bülach

Oetwil a.d.L.

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Eglisau

Weiach Glattfelden

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Neerach

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Dielsdorf

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Elgg

Hettlingen

Bauzonen

Bauzonen mit ESII(Wohnzonen)

Bauzonen mit ESIII(Wohn- und Mischzonen)

übrige Bauzonen

Planungswert neu

Planungswert bisher

Grenzwertüberschreitung ESII

Flughafeninitiative 3

Bauverbote im Osten sind RealitätNeue Lärmkarte der Baudirektion soll Bauen verhindern

Inhalt

Eine Mutter berichtet 5

Interview mit Rita Fuhrer 6

Region Ost 4BF Hinterthurgau 7In eigener Sache 8

Fortsetzung auf Seite 2

Prüfung von Bau- und Zonenordnungen sowie Quartierplänen: Gebiete mit Grenzwertüberschreitung ESII

Bürgerprotest Fluglärm Ost (BFO) wächstan allen Fronten. Zum einen erhöhte sichder Mitgliederbestand innerhalb wenigerWochen markant, und zum anderen wur-den zahlreiche neue Ortsgruppen gegrün-det. Neben der sehr aktiven OrtsgruppeWill (Gründung Ende 2005) wurden auchin Turbenthal und Uzwil von Aktivistenneue Ortsgruppen gebildet. Diese sindauch bereits aktiv in Erscheinung getreten

mit Standaktionen oder Informationsver-anstaltungen.Der grosse Vorteil von BFO ist es, überautonome und aktive Ortsgruppen dieInteressen regional und vor Ort abdeckenzu können. Wir nennen dies Basisdemo-kratie. Fehlt in Ihrer direkten Nachbar-schaft noch eine Ortsgruppe und sind Siean einer Gründung interessiert? MeldenSie sich bei BFO.

Die BFO-Familie wächst Haben Sie gewusst dass...

... beim Export ab Flughafen Zürich gewichtsmässig das Kerosin der Airlines an erster Stelle liegt?

... Kinder gemäss einer englischen Studie wegen Fluglärm langsamer lernen?

... die Leistung deutscher Kinder bei München sich verbesserten,nachdem der Flughafen Riem geschlossen wurde?

ImpressumRedaktion:Thomas Koch, Ralph Weidenmann,Fritz Kauf, Dominik Bruderer

Druck:Mattenbach AG, 8411 Winterthur

Herausgeber:Bürgerprotest Fluglärm [email protected] Konto 87-192974-1

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Gesucht: Dr. jur. BFO Eigentlich will Bürgerprotest Fluglärm Ost den Kampf für unsere Lebensqualität auf der Strasse führen. Die juristischen Winkelzüge des Zürcher Regierungsrates, der Flug-hafenbetreiberin Unique und Ihrer Gehilfenschaft beim Bundesamt für Zivilluftfahrt inBern zwingen uns jedoch, unseren Kampf auch mit Paragraphen und vor Gerichten zuführen. Auf die Verfügung einer Projektierungszone haben wir mit einem Rekurs geant-wortet (siehe separater Artikel). Die Luftraumsenkung im Raum Wil/ Hinterthurgau be-kämpfen wir mit einem Sammelrekurs (siehe separater Artikel), und auch die Entschä-digungsklagen der Grundeigentümer werden in Gerichtssälen und nicht auf der Strasseentschieden. Wir stellen uns auch dieser Herausforderung, suchen jedoch gleichzeitig

Juristische Unterstützung durch einen AnwaltWohnen Sie in der Ostan- oder abflugschneise und möchten unsere Anstrengun-gen für diese Region ehrenamtlich unterstützen, dann melden Sie sich bei BFO.

Page 2: Bauverbote im Osten sind Realität

Die von Fluglärm und Abgasen betroffe-ne Bevölkerung und auch ihre Gemein-debehörden sind heute systematisch vonder Mitsprache beim zukünftigen Flug-hafenbetrieb ausgeschlossen. An ihrerStelle wird im Sachplan Infrastruktur derLuftfahrt ( SIL) im engen, abgeschotte-ten Kreis über das Schicksal der Bevölke-rung entschieden. Es bestehen keine ver-nünftigen Rekursmöglichkeiten. DieFlughafeninitiative ist die einzige nochverbliebene Möglichkeit der Bewohnerrund um den Flughafen, einen verbind-lichen Entscheid zu den Dimensionen desFlughafens zu fällen.Ohne die Flughafeninitiative würden demFlughafen-Wachstum weiterhin Tür undTor geöffnet. Damit würden ganztägigeOstanflüge, kombiniert mit noch mehrStarts über den Osten, unvermeidlich.

Die Flughafeninitiative lässt genügend Raum

Die für die Wirtschaft und den Tourismusrelevanten Flugbewegungen des Linien-und Charterverkehrs haben seit Bestehendes Flughafens nur während drei Jahrendie von der Initiative geforderten maxi-mal 250’000 Bewegungen überschritten.Das war in den Jahren 1999 bis 2001. DieFolgen, der Swissair Crash, als Höhepunkteiner verfehlten Wachstumsstrategie,steckt uns immer noch in den Knochen.Nur ca. 25’000 Flugbewegungen sindinterkontinental und damit für die inter-nationale Anbindung der Schweiz von Be-deutung. Die übrigen 225’000 Flugbewe-gungen finden innerhalb Europas statt.

Davon erfolgen 88’000 zu Destinationen,die weniger als 500 km von Zürich ent-fernt sind. Ein Grossteil von ihnen wirddurch die kommenden Hochgeschwindig-keitszüge ersetzt. Dadurch entsteht Frei-raum für qualitatives Wachstum. Seit derTGV von Paris nach Brüssel fährt, hat AirFrance die Flugverbindung Paris-Brüsselganz eingestellt. Auf den anderen TGVStrecken gibt es kaum mehr Flugverbin-

dungen, weil der TGV die bessere Alterna-tive ist. Viele europäische Flugverbindun-gen sind defizitär und existieren nur, weilden Fluggesellschaften die Gewinnungvon Marktanteilen wichtiger ist, als Ge-winn zu erwirtschaften. Diese unrenta-blen Flüge stellen – trotz Plafonierung –ebenfalls ein grosses Potential für künfti-ges qualitatives Wachstum dar.

Die Flughafeninitiative ist auch für denFlughafen selber kein Problem. UniqueCEO Josef Felder sagte gemäss der Han-delszeitung vom 26. Mai 2004: «DerFlughafen hätte mit der Begrenzung auf250’000 kein Problem, er würden einfachdie Gebühren anpassen». Eine allfälligeGebührenerhöhung um 10 Franken wirdniemandem wehtun.

Die Flughafeninitiative behindertdie Schweizer Wirtschaft nicht

Nur ca. 15 % der Flugreisen sind ge-schäftlicher Natur. Nur sie haben einenEinfluss auf die Standortattraktivität des Grossraumes Zürich und damit allen-falls auf das Wirtschaftswachstum. Ge-

schäftskunden sind für Flughafen undFluggesellschaften attraktiv und werdendeshalb auch durch die Initiative nichteingeschränkt.Die übrigen 85% der Flugreisen dienendem Tourismus. Sie führen jedoch nichtnur zahlungskräftige Touristen in unserLand.Viele Reisende steigen lediglich um

Gebiet» (unser Wohnraum!) für flugha-fennahe Nutzungen zur Verfügung ste-hen (Originaltext RELIEF). Zusammen mitden Bauverboten in Rümlang (für die Pi-stenverlängerung), der Projektierungszo-ne und der Luftraumsenkung sind diesweitere Schritte zur Zerstörung unseresLebensraums. Gegen diese Machen-schaften stehen der Bevölkerung keiner-lei Rechtsmittel zur Verfügung, wie dieBaudirektion uns schriftlich mitteilte. Erstbei der Ablehnung eines Baugesuches,gestützt auf die neuen Lärmkarten, kön-nen Bauherren Rekurs einlegen.

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Editorial

Thomas Koch,Präsident Bürgerprotest Fluglärm Ost

Die letzten Wochen hat-ten es wirklich in sich:Das Bundesamt für Zivil-luftfahrt (BAZL) verfügteeine Luftraumsenkung imOsten des Flughafens,damit die Anflüge künftigtiefer und über ein neues

Gebiet erfolgen können. Das Bundesgerichtentschied, den Rekurrenten gegen das In-strumentenlandesystem (ILS) die aufschie-bende Wirkung zu entziehen, damit ebendiese neue Anflüge per Herbst 2006 einge-führt werden können.Weiter verhängte dasBAZL eine Projektierungszone von Klotenbis Weisslingen. Eine Massnahme – zusam-men mit der gleichentags veröffentlichtenneuen Bau-Bewilligungspraxis der ZürcherBaudirektion – die nur ein einziges Ziel hat:die Konzentration des Fluglärms und allerImmissionen im Osten des Flughafens; inIhrem Wohn- und Lebensraum! Gegendiese brutalen Eingriffe in Ihre Lebens-qualität wehren wir uns auch mit juristi-schen Mitteln. In der Region Hinterthurgau,Wil und Tösstal haben sich über 1000 Re-kurrenten unserem Sammelrekurs gegendie Luftraumsenkung angeschlossen, umdie für unsere Lebensqualität verheerendenFolgen zu bekämpfen. Aber das ist nochnicht alles, was in den letzten Wochen geschah: Die Gründung von Ortsgruppen inTurbenthal und Uzwil, eine Informations-veranstaltung in Rikon/Zell und natürlichdie Herstellung der Informationszeitung,welche Sie in Händen halten sind nur eini-ge weitere Beispiele.Um all dies als Vorstandsmitglied undOrtsgruppenleiter bewältigen zu können,sind die meisten von uns mehrere Abendein der Woche aktiv. Einige von uns verzich-ten auf eine Mittagspause, um die anfal-lenden Arbeiten erledigen zu können;natürlich alles ehrenamtlich. Die letzenWochen brachten uns an unsere Kapazi-tätsgrenzen. Dennoch: Wir sind ein Team,das optimal zusammenarbeitet, sich er-gänzt und voll motiviert ist. BürgerprotestFluglärm Ost ist in den vergangenen zweiJahren zu DER Bürgerprotestbewegung imOsten geworden. Wir sind aktiv, stark undwirkungsvoll. Werden Sie Mitglied und einTeil dieser Erfolgsgeschichte.

Die Initiative verpflichtet den Kanton Zürich, sowie namentlichden Regierungsrat, sich an allen relevanten Stellen für eine Begrenzung der Flugbewegungen bei max. 250'000 pro Jahr undeine garantierte Nachtruhe von minimal 9 Stunden einzusetzen.Diese Eckwerte sind klar definierte, nachvollziehbare und einfachmessbaren Grössen. Flugbewegungen können gezählt, Nacht-ruhe kann mit der Uhr kontrolliert werden.

sistieren. Dieses Provisorium wurde nundurch eine neue – ebenso fragwürdige –Auslegung ersetzt. Am 28. Februar 2006veröffentlichte die Zürcher Baudirektionneue Lärmkarten, die ab sofort für künf-tige Baubewilligungen, Neueinzonungenund neue Quartierpläne Gültigkeit habensollen. Grosse Verlierer dieses neuen Re-gimes sind die Gemeinden und heutigenund künftigen Grundstücksbesitzer öst-lich des Flughafens (siehe Karte). VonKloten bis ins Tösstal sind Neueinzonun-gen nicht mehr möglich, und in zahlrei-chen Gemeinden (Kloten bis Illnau) darfnur noch gebaut werden, wenn es sichum die Überbauung von Baulücken han-delt. In mehreren Quartieren in Klotenwurde sogar ein generelles Bauverbotausgesprochen. Damit beschneidet dieZürcher Baudirektion ganz gezielt dieGemeindeautonomie und nimmt Einflussauf die Bau- und Zonenordnung (BZO).Sie nimmt dadurch auch die noch ausste-hende Revision des Richtplanes einfachvorweg und setzt damit das wichtigsteElement von «RELIEF» – dem Flughafen-konzept der Baudirektion – bereits heuteum: im Osten soll nicht mehr gebaut wer-den! In dieser Freihaltezone sollen künf-tig die Anflüge auf den Flughafen Zürichkonzentriert werden und das «RELIEF-

Fortsetzung auf Seite 4

Flughafen init

iati

veJa

Josef Felder: «Für den Flughafenist die Initiative kein Problem»

Die Flughafeninitiative behindert die Wirtschaft nicht

HEV Winterthur wehrt sich!

Nach Kontakten von Bürgerprotest Flu-glärm Ost mit dem Hauseigentümerver-band (HEV) Winterthur wehrt sich der HEVWinterthur gegen die neue Bewilligungs-praxis der Zürcher Baudirektion. Miteinem Rekurs und einer gleichzeitigenAufsichtsbeschwerde setzt sich der Ver-band damit für seine Mitglieder und unse-ren Lebensraum vorbildlich ein. Wir be-grüssen diesen Einsatz und danken denVertretern des HEV Winterthur. Dies sollals positives Beispiel für andere Verbändezeigen, was wir von unseren Vertretern erwarten.

Im März 2004 deckte BürgerprotestFluglärm Ost (BFO) auf, dass die Gelderdes Airport Zurich Noise Fund (Lärm-fonds) gar nicht zur Verfügung stehen,sondern dass Unique sich diese Gelderals Darlehen selber ausbezahlt hatte.Als erste Organisation überhaupt stell-ten wir in der Folge im April 2004 an-lässlich der Generalversammlung vonUnique die Forderung, den Lärmfondsaus der Bilanz auszugliedern und zuverselbständigen. Die anschliessendenMedienberichte und die parlamentari-schen Vorstösse im Kantonsrat in die-ser Angelegenheit haben den Druck füreine Ausgliederung verstärkt. Da BFOin der Folge auch den Missbrauch dieser Gelder aufdeckte – es werdenGerichtsgutachten, Anwaltshonorare

sowie Dachziegelklammerung mit demLärmfünfliber bezahlt – musste dieFlughafenbetreiberin Unique handeln.Zwei Jahre nach unserer Forderung wirdder Lärmfonds nun endlich aus der Bilanzausgegliedert. Die Umsetzung dieserMassnahme bedeutet, dass die Grund-stücksbesitzer selbst dann die ihnen zu-stehende Entschädigung erhalten wer-den, wenn der Flughafen finanziell nichtmehr in der Lage wäre. Diesen Fortschrittbegrüssen wir natürlich sehr, auch wennsich Unique dazu zwei Jahre Zeit liess.Jetzt sind wir gespannt auf die Offenle-gung des Reglements dieses Lärmfonds.Danach wird sich zeigen, ob Unique dieseGelder auch künftig zweckentfremdenwird. Wie gewohnt, werden wir an dieserSache dranbleiben.

Ausgliederung des Lärmfonds dank Bürgerprotest Fluglärm Ost

Page 3: Bauverbote im Osten sind Realität

Im Juni 2004 wurde von 69 Gemeindenim Osten des Flughafens Zürich die «Re-gion Ost» gegründet. Mittlerweile sind84 Gemeinden aus den Kantonen Zürich,Thurgau und St. Gallen mit dabei. Unver-ändert ist jedoch ihr Ziel: Es soll verhin-dert werden, dass der Fluglärm im Ostenkonzentriert wird. Die Region Ost setztsich beharrlich und mit sachlichen Argu-menten dafür ein.

Mit «Akzeptanz» für einefaire Lösung

Um die Interessen der 84 Gemeinden imOsten mit über 380'000 Einwohnerinnenund Einwohnern auf Bundesebene zu wah-ren, hat die Region Ost im Sommer 2005das Konzept «Akzeptanz» in den SIL-Pro-zess eingebracht. Sie verlangt darin, gegendie von Deutschland verordneten Sperrzei-ten politisch und rechtlich vorzugehen undwill keinen Ausbau des Pistensystems am

Flughafen Zürich. Weiter zielt die RegionOst auf eine Beschränkung der jährlichenFlugbewegungen auf maximal 320’000sowie auf eine Nachtruhe von acht Stun-den, wie dies auch die kürzlich von ZürcherGemeinden lancierte Behördeninitiativeverlangt. Die historisch gewachsene Nord-ausrichtung des Flughafens ist wiederherzustellen. Dazu soll möglichst rasch dergekröpfte Nordanflug (GNA) eingeführtwerden. Bei aus meteorologischen Grün-den beschränkt möglichem GNA sind dierestlichen Landungen in einem fairen Ver-hältnis auf den Süden und den Osten zuverteilen. Die Starts von Piste 16 sollen ausökonomischen und ökologischen Gründenimmer den kürzesten Weg in RichtungFlugdestination nehmen.

Die Region Ost bleibt am Ball

Nicht locker lassen und mit sachlichenArgumenten mit den zuständigen Ent-

und hinterlassen mehr Umweltschadenals Wertschöpfung. Diese Wertschöpfungbeschränkt sich zudem nur auf den Flug-hafen; der Umweltschaden beeinträch-tigt jedoch die ganze Grossregion Zürich.Je mehr Billigflüge angeboten werden,desto mehr Schweizer verbringen ihreFerien, und immer mehr auch ihre Frei-zeit, im Ausland. Ein Kinobesuch in Ber-lin, inkl. Flug, ist bald billiger als in Zü-rich. Dadurch geht dem Schweizer Tou-rismus und der Freizeitindustrie vielWertschöpfung verloren.Die Flughafeninitiative behindert wederdie Schweizer Wirtschaft noch derenWachstum. Alle von der Wirtschaft benö-tigten Flugverbindungen und auch einqualitatives Wachstum sind mit der Initi-ative weiterhin möglich.Unterstützen Sie die Flughafeninitiativemit einer Spende auf PC 85-510414-7. Zei-gen sie Ihre Unterstützung durch Ihre ko-stenlose Mitgliedschaft im Unterstüt-zungskomitee oder mit einem Kleber aufihrem Auto. Registrieren Sie sich auf unse-rer Homepage www.flughafeninitiative.ch,die auch weitere Informationen enthält.

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Von Priska Seiler Graf, Mutter von zwei Kindern, Kloten

Endlich werden die Tage wieder länger,die Temperaturen milder. Gerade nachdiesem langen Winter sehnt man sichumso mehr nach der Frühlingssonne.Doch meine Freude an der schönstenJahreszeit wird leider getrübt: Jetzt wirdeinem wieder bewusst, dass es einfachnicht möglich ist, die lauen Som-merabende in vollen Zügen zu genies-sen. Wochentags ab 21.00 Uhr und amWochenende gemeinerweise bereits ab20.00 Uhr dröhnen die Flugzeuge überunser Hausdach hinweg. Was bei ge-schlossenem Fenster gerade so zu ertra-gen war, stört nun wieder gewaltig. Vorallem unsere zwei Kinder leiden darun-ter. Es ist eh schon schwierig genug, dieKnöpfe davon zu überzeugen, dass es«Bettzeit» ist, wenn es noch nicht richtigdunkel ist. Sie können sich aber sicherlebhaft vorstellen, dass die Überflüge derJets, zum Teil im 2-Minuten-Takt, nichtgerade einschlaffördernd wirken...

Tiefschlafphase wird gestört

Ein gemütlicher Abend sieht bei uns fol-gendermassen aus: Mein Mann und ichbemühen uns, die Kids um 20.30 Uhr insBett zu kriegen, mit allen bewährtenTricks wie «Gute-Nacht-Geschichte», Ho-nigmilch etc. Das klappt dann so weitauch gut: Physisch sind sie tatsächlich imBett vorzufinden. Aber das Einschlafenwill dann nicht immer so klappen. Gut,Sie werden jetzt sicher einwenden, dassdies wegen tausend anderer Gründe derFall ist, nicht unbedingt zwingend wegendes Fluglärms. Das ist sicher nicht totalfalsch, es hat meistens auch mehrereGründe, warum die Knirpse nicht ein-schlafen können. Aber wenn es danndoch endlich ruhig wird im Kinderzimmerund ich sie dann wieder plötzlich rufenhöre «Mami, schon wieder eine Swiss»,

Fortsetzung von Seite 3Flughafeninitiative

dann gehe ich doch sicher recht in derAnnahme, dass sie zumindest stark ab-gelenkt werden durch die Flugzeuge.Da der Schulbeginn auf den Schlafman-gel unserer Kinder keine Rücksicht neh-men kann, sind sie am Morgen jeweilsentsprechend müde und hässig. Auchwenn sie sich mit der Zeit doch wieder anden nun stärker hörbaren Fluglärm ge-wöhnen, wird die erste Tiefschlafphaseim Unterbewusstsein sicherlich gestört.Da brauche ich keine teure Studie, um zuverstehen, dass diese Tatsache für dieGesundheit sicher nicht gerade förderlichist. Nicht auszudenken, wenn «RELIEF»umgesetzt würde, mit 70% aller Anflügeüber uns, natürlich auch wieder mit sol-chen am Morgen...

Wegzug wäre Kapitulation

Manchmal überfällt mich bei solchenÜberlegungen schon eine Art «schlech-tes Gewissen». Was tun wir da eigentlichunseren Kindern an? Wegziehen ist fürunsere Familie kein Thema, das würdeeiner «Kapitulation» gleichkommen. Wirwohnen übrigens in einem schönen und

kinderfreundlichen Quartier in Kloten.Den Verkehr haben wir nicht auf derStrasse, sondern über unseren Köpfen.Unsere Nachbarschaft ist nett und hilfs-bereit, die Kinder haben hier gute Freun-de. Kurz und gut: Wir fühlen uns sehrwohl! Diese Lebensqualität gibt mannicht kampflos auf.

Wie viel Geld dereinst aus dem Lärmfondsan die entschädigungsberechtigtenGrundeigentümer bezahlt wird, darüberstreiten sich die Gerichte schon lange. Umauf diesen Entscheid Einfluss zu nehmen,hat die Beklagte – also die Flughafen-betreiberin – zusammen mit dem ZürcherRegierungsrat und der Zürcher Kantonal-bank ein Modell entwickelt, welches denMinderwert errechnen soll. Unter demNamen «MIFLU» (Minderwert aufgrundvon Fluglärm bei selbstgenutzten Liegen-schaften) wurde der Öffentlichkeit im No-vember 2005 ein hedonisches Berech-nungsmodell für die Liegenschaftenschät-zung vorgestellt. Unter Berücksichtigungvon Vergangenheitszahlen will das ModellAuskunft darüber geben, welche Faktorenfür den Kauf bzw. den Wert einer Liegen-schaft wichtig sind und wie sich diese Fak-toren im Wert entwickelt haben. So spie-len die Lage, die Grösse, die Steuerkraftder Gemeinde, die Anzahl Nasszellen etc.eine Rolle zur Berechnung des Wertes mit

diesem Computerprogramm. Mit der Er-gänzung dieser bereits bekannten Grös-sen um den Faktor «Fluglärm» will manerrechnen, wie gross der Minderwert sei.Die Fluglärmdaten bezieht man von er-rechneten Daten der EMPA. Als Beispielfür das Modell MIFLU werden die Ergeb-nisse von Wallisellen und Nürensdorf ge-nannt. Obwohl die berechnete Entwer-tung 8 Prozent (Wallisellen) bzw. 12 Pro-zent (Nürensdorf) beträgt, wird keiner die-ser Liegenschaftenbesitzer je einen einzi-gen Franken erhalten. Ihr Schaden istnicht «erheblich», da die Grenze von 15 Prozent (massgeblich für Anrecht aufEntschädigung) nicht überschritten wird.Am Schluss weiss man eines mit Sicher-heit: Wenn es sich bei der Auftraggeberindes Modells MIFLU und der Beklagten umein und dieselbe Firma handelt (Unique),dann sind auch die Ergebnisse so, wie siees sich wünscht. Geld wird keines fliessen;für diese Feststellung braucht man keinekomplizierte Bezeichnung.

Keine EntschädigungenUnbrauchbares Berechnungsmodell

«Wegziehen ist für uns keinThema»

Eine Mutter berichtet über ihren Fluglärm-Alltag

Bundesgerichtwill ILS

Das Bundesgericht hat entschieden, denRekursen gegen das Instrumentenlande-system (ILS) die aufschiebende Wirkungzu entziehen. Dies bedeutet, dass derneue Anflug am 26.10.2006 via RegionWil/Hinterthurgau planmässig in Betriebgenommen werden kann. An diesem Tag,also dem 26.10.2006, führt Bürgerpro-test Fluglärm Ost seine dritte Generalver-sammlung durch. Aus aktuellem Anlassladen wir unsere Mitglieder nach Turben-thal ein. Dann kann nach dem offiziellenTeil um 21.00 Uhr gleich live miterlebtwerden, wie die ersten Fugzeuge auf derneuen Anflugroute landen.

Region Ost: Sachlich gegen den Fluglärmscheidungsträgern im Gespräch bleiben,ist die Strategie der Region Ost. Aber sieschöpfte auch konsequent ihre recht-lichen Möglichkeiten aus. So wehren sichbeispielsweise die betroffenen Mitglieds-gemeinden juristisch sowohl gegen dieunverständliche Genehmigung der Pro-jektierungszone 28 von Kloten bis insTösstal als auch gegen die unnötig tiefeAbsenkung des Luftraums über Wil (SG)und dem Hinterthurgau. Dank ihrer über-parteilichen Zusammensetzung kann dieRegion Ost auf politischem Weg ihreStimme einbringen und damit das Vorge-hen von Bürgerbewegungen ergänzen.Alles mit dem gemeinsamen Ziel: KeineKonzentration des Fluglärms im Osten.Weitere Informationen: www.region-ost.ch

Page 4: Bauverbote im Osten sind Realität

Mitte März verfügte das Bundesamt für Zi-villuftfahrt (BAZL) eine Senkung des Luft-raums in der Region Wil. Nach der bereitserfolgten Luftraumsenkung vom letztenJahr in der Region Hinterthurgau ist dieseine weitere Vorbereitung für den neueninstrumentengestützten Anflug per Herbst2006. Da es sich bei dieser Luftraumsen-kung offensichtlich um rein kapazitätsstei-gernde Massnahmen handelt (OriginaltextBAZL: «Die Luftraumsenkung ist unabding-bar für die Erfüllung der erforderlichen Ka-pazität»), hat Bürgerprotest Fluglärm Ostin Zusammenarbeit mit der Partnerorgani-sation Bürgerprotest Fluglärm Hinterthur-gau entschieden, dagegen juristischeMittel zu ergreifen. Unserem Aufruf füreinen Sammelrekurs sind über 1000 Rekur-renten gefolgt; ein unglaubliches Ergebnis!Wir danken allen Rekurrenten und Spen-dern, die damit einen wertvollen Beitragfür unsere Region leisten.

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Am 7. Februar 2006 erhielt BFO dieMöglichkeit, Regierungsrätin Rita Fuh-rer, Vorsteherin des Volkswirtschaftsde-partements und Leiterin des Flughafen-dossiers, in einem persönlichen Inter-view Fragen zu stellen, die uns im Ostenhäufig selber gestellt werden.Wir habendiese Möglichkeit zur direkten Infor-mationsbeschaffung im Namen der Be-völkerung östlich des Flughafens wahr-genommen.Das gesamte Interview kann bei BFO be-zogen werden.

BFO: Sie haben versprochen, die Südan-flüge wegzubringen. Reicht Ihnen dafürder gekröpfte Nordanflug? Rita Fuhrer: Ja, wenn wir nicht so einenges Korsett von Deutschland hätten,könnten wir die Südanflüge vermindern.Die DVO zu den Randzeiten ist ein Pro-blem, da wir – zumindest in der Anfangs-zeit – beim Einsatz des gekröpften Nord-anfluges nicht gleichzeitig starten kön-nen.

Sie bezeichnen eine Pistenverlängerungder Ost-West-Piste als qualitative Verbesserung. Welche Qualität wird dadurch verbessert?Wir wollen die Sicherheit verbessern. Wirwollen ein stabileres Anflugregime, wel-ches bei jedem Wetter und bei allenSichtverhältnissen eingesetzt werdenkann. Zurzeit müssen viele Abendanflügeüber den Süden geführt werden.

Ist es nicht so, dass mit einer Pisten-verlängerung vor allem die Bürger imSüden entlastet werden sollen und es zu einer eigentlichen Ausrichtungnach Norden und Osten kommt?Nein, ganz und gar nicht. Wir wollen dieSüdanflüge nicht auf den Osten umla-gern. Wir wollen mit zwei anderen Mass-

nahmen versuchen, die Südanflüge zuvermindern:1. durch den gekröpften Nordanflug2. mit Deutschland verhandeln, um ein

besseres Zeitregime zu erhalten.Diese beiden Massnahmen dienen auchdem Osten. Es geht also nicht darum, dieSüdanflüge über den Osten zu entsor-gen. Ich weiss, dass diese Meinung vor-herrscht, sie ist aber falsch.

Der Osten, Westen und Norden forderneinen Stopp beim Pistenausbau. DieMehrheit des Kantonsrates hat ein Pistenmoratorium an den Regierungsrat(RR) überwiesen. Das reicht immer nochfür ein Wachstum von 35 Prozent.Wieso wird dies vom RR einfach igno-riert und am Volke vorbeipolitisiert?Es ist nicht so, dass dies im Regierungsrateinfach «kein Thema» ist. Alle Variantensollen in der Raumplanung diskutiertwerden. Und bei der Raumplanung hatder Kantonsrat ja nochmals ein Mitspra-cherecht. Es braucht heute kein Morato-rium, da alle Veränderung am Pistensy-stem vom Kantonsrat sowieso nochmalsgutgeheissen werden müssen.

Als Verwaltungsrätin von Unique müs-sten Sie sich eigentlich Sorgen um dieFinanzlage von Unique machen. Wer

soll die Entschädigungen in Milliar-denhöhe bezahlen, und wieso erhältdas Parlament keinen Einblick in denLärmfonds? Bezahlen wir die Entschä-digungen später mit unseren Steuer-geldern?Nein, Steuergelder sind hierfür nichtvorgesehen. Wir sind der Meinung, dassdie Entschädigungsforderungen finan-ziert werden müssen. Dies macht derFlughafen mittels Lärmfünfliber bzw. imAirport Zurich Noise Fund (AZNF). Auchwenn der Kanton für ca. 80% der anste-henden Entschädigungen haftbar ist,denn diese stammen aus der Zeit vorder Privatisierung, wird der Flughafendiese Finanzierung mittels AZNF be-streiten, wie es das Flughafengesetzvorsieht.

Was denken Sie, was Sie an Ihrer Kom-munikation und Arbeitsweise verändernmüssen, damit Sie im Osten nicht mehrals Helferin von Unique und des Südenswahrgenommen werden, wie das seitlängerer Zeit der Fall ist?Ich mache überall die gleichen Aussa-gen, in allen Regionen. Ich werde nie-mandem «nach dem Maul» reden undmache keine unüberlegten Versprechun-gen. Die Volkswirtschaftsdirektion infor-miert sehr offen. Alle Studien und Be-richte können auf der Homepage abge-rufen werden. Diese volle Transparenzhat auch seine Nachteile. Wenn dieVolkswirtschaftsdirektion einen Berichtzum volkswirtschaftlichen Nutzen desFlughafens präsentiert, wird ihr vorge-worfen, nur einseitig die Wirtschaft zuvertreten. Wenn wir danach auch Stu-dien zu den anderen Kriterien – Umweltund Bevölkerung – veröffentlichen, wirddies dann einfach nicht mehr wahrge-nommen. Ich weiss, man kann es nichtallen Recht machen.

Red und AntwortInterview mit Regierungsrätin Rita Fuhrer

Stabiles Anflug-regime durch

Pistenverlängerung

«Ich weiss, man kann es nicht allen

Recht machen»

Zwei starke PartnerUnsere Partnerorganisation BürgerprotestFluglärm Hinterthurgau wurde 2005 ge-gründet. Mit Domizil Bichelsee-Balterswilbetreut die aktive Gruppe um PräsidentJosef Imhof vor allem die Bevölkerung derGemeinden im Hinterthurgau. Mit einemGrossaufmarsch von 500 Personen an derInformationsveranstaltung im März 2006zeigte diese Region, dass es ihr nicht gleich-gültig ist, was mit ihrem Lebensraum ge-schieht. Die Bereitschaft zum Protest wurdebereits im Dezember 2005 offensichtlich,als Bürgerprotest Fluglärm Hinterthurgaueine Petition mit 2600 Unterschriften inBern einreichte. Dank einer guten Zu-sammenarbeit der beiden Bürgerprotest-Bewegungen wird mittlerweile der Ostendes Kantons Zürich, der ganze Hinterthur-gau und die gesamte Region Wil aktiv durchBürgerbewegungen betreut. Wer sich überunsere Partner im Hinterthurgau näher in-formieren möchte: www.fluglaerm-htg.choder Bürgerprotest Fluglärm Hinterthurgau,Postfach, 8362 Balterswil

Mit vereinten Kräften gegen die Luftraumsenkung

Sammelrekurs mit über 1000 Rekurrenten

Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL)entspricht den Wünschen der Privatge-sellschaft Unique und verhängt eine Pro-jektierungszone östlich des Flughafens,und zwar von Kloten bis nach Weisslin-gen. Damit soll verhindert werden, dasszu hohe Bauten den künftigen Anflugstören. Mit juristisch äusserst bedenk-

lichen Argumenten versuchen die BernerBeamten, die Bautätigkeit im Osten zuverhindern. Ein Sicherheitszonenplan, derdie Freihaltung des Anfluges vor zuhohen Gebäuden schützt, existiert be-reits seit 1978. Dies kann also nicht derwahre Grund dieser Verfügung sein. Dasspraktisch zur gleichen Zeit ein ähnlichesBegehren in Rümlang mit der Freihaltungfür eine Pistenverlängerung begründetwurde (es wurden Bauverbote ausge-sprochen), zeigt uns die Brisanz dieserAngelegenheit. Bürgerprotest FluglärmOst hat gegen diese Verfügung einenSammelrekurs eingereicht. Kostenlos ver-treten wir betroffene Liegenschaftenbe-sitzer und sind davon überzeugt, diesenRechtsstreit zu Gunsten unserer Lebens-qualität zu gewinnen.

Projektierungszone verfügtBFO reicht Rekurs ein