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Bericht zur ITW-Exkursion zu Linde und SGL Carbon am 12. und 13. Oktober 2006 12.10.2006 Linde AG, Schalchen Nach zeitiger Abfahrt zu einer studentisch fast alltäglichen Uhrzeit von 6:30, haben sich am 12. Oktober 27 Studenten, Mitarbeiter und Dozenten des ITW auf den Weg in die bayrische Provinz, zum Fertigungsstandort der Firma Linde Engineering nach Schalchen im Chiemgau gemacht. Nach dem obligatorischen Stau auf dem Münchener Ring und einer kleinen Landpartie, die die Frage aufwarf, wie man als Weltunternehmen auf die Idee kommt Großanlagen abseits von Flüssen und Autobahnen zu bauen – Aufklärung später – kamen wir leicht verspätet jedoch pünktlich zum Mittagessen an. Im Garten hinter der Kantine nahmen wir sodann bei bestem Wetter unser reichhaltiges und schmackhaftes Essen, zu dem uns unsere Gastgeber eingeladen haben, zu uns. Anschließend gab uns Herr Steinfels bei Kaffee und Gebäck eine sehr anschauliche Präsentation der Linde Gruppe und zudem die Erklärung für die Standortwahl, welche sich dadurch bedingt, dass die Linde AG zu Zeiten des 2. Weltkriegs ein Ziel für die Alliierten Streitkräfte war. Des Weiteren erfuhren wir, dass der Linde-Konzern in zwei Bereiche unterteilt ist. Gas and Engineering (Standort Schalchen) und Material Handling. Der Bereich Kältetechnik wurde

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Bericht zur ITW-Exkursion zu Linde und SGL Carbon

am 12. und 13. Oktober 2006

12.10.2006 Linde AG, Schalchen

Nach zeitiger Abfahrt zu einer

studentisch fast alltäglichen

Uhrzeit von 6:30, haben sich am

12. Oktober 27 Studenten,

Mitarbeiter und Dozenten des ITW

auf den Weg in die bayrische

Provinz, zum Fertigungsstandort

der Firma Linde Engineering nach

Schalchen im Chiemgau gemacht.

Nach dem obligatorischen Stau auf

dem Münchener Ring und einer

kleinen Landpartie, die die Frage aufwarf, wie man als Weltunternehmen auf die Idee kommt

Großanlagen abseits von Flüssen und Autobahnen zu bauen – Aufklärung später – kamen wir

leicht verspätet jedoch pünktlich zum Mittagessen an. Im Garten hinter der Kantine nahmen

wir sodann bei bestem Wetter unser reichhaltiges und schmackhaftes Essen, zu dem uns

unsere Gastgeber eingeladen haben, zu uns. Anschließend gab uns Herr Steinfels bei Kaffee

und Gebäck eine sehr anschauliche

Präsentation der Linde Gruppe und

zudem die Erklärung für die

Standortwahl, welche sich dadurch

bedingt, dass die Linde AG zu

Zeiten des 2. Weltkriegs ein Ziel

für die Alliierten Streitkräfte war.

Des Weiteren erfuhren wir, dass

der Linde-Konzern in zwei

Bereiche unterteilt ist. Gas and

Engineering (Standort Schalchen) und Material Handling. Der Bereich Kältetechnik wurde

verkauft, trotz der Anfänge der Firma Linde in der Entwicklung und Produktion von

Kälteanlagen. Der Bereich Gas und Engineering beinhaltet die Gewinnung von technischen

und medizinischen Gasen, Edelgasen und Reinstgasen, sowie der Herstellung von Apparaten

zu deren Gewinnung. Zum Bereich Material Handling gehören außer den Linde-Werken auch

noch Firmen in Frankreich und Großbritannien, sowie ein Gemeinschaftsunternehmen mit

Komatsu.

Um uns den Standort bestmöglich vorstellen zu können wurden wir in drei Gruppen eingeteilt

und durch die Fertigung geführt. Die Produktion umfasst die Bereiche Anlagenkomponenten,

Wärmeübertrager, Standart- und Sonder-Komponenten.

Anlagenkomponenten

In dieser Linie werden Trennsäulen wie z.B. riesige Luftzerlegungsanlagen, Kondensatoren

und Abscheider gefertigt und teilweise zu so genannten Packaged Units oder auch Cold Boxes

zusammengefügt. In diesen container-ähnlichen Boxen werden die einzelnen Komponenten

montiert und verrohrt, sowie die MSR Komponenten installiert. Der gesamte Raum zwischen

den einzelnen Komponenten wird mit Isoliermaterial ausgefüllt. Es ergibt sich somit eine

kompakte Anlage, die dann nur noch vor Ort aufgestellt werden muss.

Produktionslinie Wärmeübertrager

In diesem Bereich werden Plate and Fin Plattenwärmeübertrager aus Aluminium für die

Tieftemperaturtechnik gefertigt. Die einzelnen Vakuumgelöteten Plattenpakete werden aus

dem Werk bei München fertig angeliefert und je nach Kundenwunsch in beliebiger Größe und

Verschaltung zusammengeschweißt. Anschließend erfolgt eine hydrostatische oder

pneumatische Druckprüfung.

Standardkomponenten

Mit Standartkomponenten werden hauptsächlich Tanks für Flüssiggase, aber auch

Luftbeheizte Verdampfer und Spiralnahtgeschweißte Rohre bezeichnet. Die Tanks verfügen

über einen Innenbehälter aus rostfreiem Stahl und einem zugekauften Außenbehälter. Der

Zwischenraum ist mit einer Vakuum-Perlit Isolierung verfüllt. Auffallend waren die leicht

konischen Innenbehälter der Tanks. Sie wurden zuvor durch Druckbeaufschlagung kalt

verformt, was zu einer Erhöhung der Festigkeit beiträgt.

Sonderkomponenten

Diese Linie beinhaltet die Fertigung von gewickelten Wärmeübertragern für die (petro-)

chemische Industrie, Isothermen Reaktoren und Kryo-Anlagen. Leider war zum Zeitpunkt

unseres Besuches kein gewickelter Wärmeübertrager in der Fertigung. Uns wurde jedoch die

Herstellung der gewickelten Wärmeübertrager durch Facharbeiter in Handarbeit erklärt.

Um am nächsten Tag die Anfahrt zu SGL Carbon zu verkürzen und einen erneuten Stau zu

vermeiden, fuhren wir, nachdem wir alle Gruppen wieder eingesammelt hatten und ein

Gruppenfoto gemacht haben, nach Neusäß-Steppach bei Augsburg. Hier bezogen wir im

Brauereigasthof Fuchs Quartier und fanden uns sogleich zum deftig bayrischen Abendessen in

der Gaststätte ein. Da alle Studenten vom ITW zum Essen eingeladen wurden, schmeckte

denen das Essen noch einmal besser. Lobend wäre hier auch noch das Hausgebraute Bier zu

erwähnen, welches in geselliger Runde bis zum Zapfenstreich genossen wurde.

13.10.2006 SGL-Carbon, Meitingen

Nach einer je nach Abendprogramm längeren oder kürzeren Nacht, fanden wir uns alle am

nächsten Morgen pünktlich zur Abfahrt am Bus ein. Die anschließende Fahrt durch tiefsten

Nebel nach Meitingen dauerte nur ca. 20 Minuten. Nach einer kurzen Begrüßung im Foyer

durch Herrn Dr. Franz wurde uns zuerst ein aufwändig produzierter Informationsfilm über die

SGL-Carbon Gruppe vorgeführt, der uns eine

erste Vorstellung über den vielseitigen

Werkstoff Graphit gab. Wegen seiner

Struktur, die einzelnen Schichten gleicht,

verhält sich Graphit sehr anisotrop. Entlang

der Kristallebenen ist Graphit thermisch und

elektrisch sehr leitfähig, die Leitung von

Wärme oder Ladungen von Kristallebene zu

Kristallebene ist dagegen relativ schlecht,

ebenso variiert die Festigkeit mit der

Beanspruchungsrichtung. Es gilt also, diese

Eigenschaften je nach Anforderung zum

Vorteil zu nutzen.

Danach erklärte uns Herr Brehler anhand von Exponaten die Grundstrukturen des

Kohlenstoffs und den Aufbau des Werkes.

Somit gut auf die folgende Führung durch das

weitläufige Werk vorbereitet besichtigten wir zuerst

die Produktionslinie für Elektroden zur Aufbereitung

von Stahlschrott. Im Werk Meitingen werden dazu

die Nippel produziert, die die einzelnen

Elektrodenteile verbinden. Die Produktion beginnt

mit der Extrusion von zylindrischen Rohlingen aus

Petro Koks, dem Pech als Bindemittel beigemischt

wurde. Anschließend wird der Rohling ein erstes Mal

in einem Ringofen erhitzt, damit das Pech verkokt

und der Rohling härter wird. Die nächste Anlage d

der Imprägnierung der Rohlinge unter Druck und

Hitze. Die eigentliche Graphitierung findet unter

Luftausschluss bei 3000°C statt. Diese Hitze wird in

Elektroöfen erzeugt, in denen die Rohlinge mit Sand

bedeckt über Tage erhitzt werden und wieder auskühlen.

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Die Zeit verflog und die Bewegung an der frischen

Luft machte hungrig, so dass unsere Einkehr in die

einladende Kantine eine allseits willkommene Rast

war. Nach Essen und anschließendem Kaffee brachen

wir auf, um als nächstes die Herstellung von Fasern

und daraus produzierten Flachdichtungen aus

natürlich vorkommendem Graphit zu besichtigen.

Hier wurde die vorher angedeutete Vielseitigkeit des

Werkstoffs Graphit erstmals deutlich. Aus dem bisher

als spröder Werkstoff angesehenen Graphit wurde

eine flexible, dehnbare Matte, welche sich zu

Dichtzwecken eignet. Der nächste Programmpunkt

war der Anlagenbau – der Teil von SGL den wir

schon von einen Gastvortrag im Rahmen der

Vorlesung „Konstruktion von Wärmeübertragern“ her kannten. Hier wurden auf gigantischen

Dreh- und Fräsbänken die Einzelteile wie Platten für Plattenwärmeübertrager, Rohre für

Rohrbündelwärmeübertrager und ganze Kolonnen hergestellt und montiert. Diese Anlagen

finden zum Beispiel Verwendung in Korrosiven Umgebungen. Als Beispiel sei die

Herstellung von Salzsäure in der Grundstoffindustrie zu nennen.

Zuletzt wurden wir noch über die gigantischen Puzzleteile, die uns im Hof aufgefallen waren

aufgeklärt. In einer Halle entstand aus den bis auf zehntel Millimeter genau gefertigten

Blöcken eine Auskleidung für einen Hochofen mit eindrucksvollen Abmessungen. Hier macht

man sich die hohe Temperatur- und Abriebbeständigkeit des Graphits zu Nutze. Zudem wirkt

der Kohlenstoff reduzierend auf das Eisenerz.

Nach einem abschließenden Gruppenfoto bedankten wir uns und bestiegen den Bus. Die

Heimfahrt verlief trotz einsetzendem Wochenendverkehr zügig und wurde von einem

Großteil der Teilnehmer genutzt um das Erlebte schlafend aufzuarbeiten.

An dieser Stelle möchten wir uns bei Linde und SGL-Carbon für die Einladung und zwei sehr

interessante Tage bedanken. Dank gebührt natürlich auch Herrn Torsten Koller für die

ausgezeichnete Organisation der diesjährigen Exkursion.

Helge Rebmann und Johannes Kretschmann

Teilnehmerliste ITW-Exkursion 12.. 13. Oktober 2006 – Linde AG und SGL Carbon

1. Prof. Dr.-Ing. H. Müller-Steinhagen

2. Priv. Doz. Dr.-Ing. K. Spindler

3. Dr.-Ing. W. Heidemann

4. Prof. Dr. K.A. Friedrich

5. Dr. S. Möller

6. Torsten Koller

7. Marco Zetzsche

8. Abdulla Herz

9. Varghese Panthaloolaran

10. Lars Amsbeck

11. Anika Bürkle

12. Guo Anju

13. Sebastian Hemminger

14. Alexander Hobt

15. Johannes Kretschmann

16. Matthias Kuhlee

17. Lu Ping

18. Christian Paul

19. Helge Rebmann

20. Justin Rösing

21. Frank Seitz

22. Shuangfeng Liu

23. Christian Stäbler

24. Mirjam Troßmann

25. Armin Reichl

26. Irfran Malik

27. Timo Zornek