Berufliche Kompetenzen 1. Übung · • Heinrich Roth (1971) • Pädagogische Anthropologie •...

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1 Fachspezifische Grundlagen der Wirtschaftspädagogik Berufliche Kompetenzen 1. Übung 30.10.2013 Wintersemester 2013/14 Dipl-Hdl. Christine Weiß Institute for Human Resource Education & Management Ludwgstraße 28 RG/III D-80539 München Phone: +49 89 2180-5616 Website: http://www.wipaed.bwl.uni-muenchen.de

Transcript of Berufliche Kompetenzen 1. Übung · • Heinrich Roth (1971) • Pädagogische Anthropologie •...

1

Fachspezifische Grundlagen der Wirtschaftspädagogik

Berufliche Kompetenzen

1. Übung

30.10.2013 Wintersemester 2013/14

Dipl-Hdl. Christine Weiß

Institute for Human Resource Education & Management

Ludwgstraße 28 RG/III

D-80539 München

Phone: +49 89 2180-5616

Website: http://www.wipaed.bwl.uni-muenchen.de

Ablauf

• Termin: Mittwochs, 10-12 (c.t.)

• Ort: Prof. Huber Platz 2, Lehrturm, V U107

• Ansprechpartnerin:

Dipl.-Hdl. Christine Weiß

[email protected]

089/2180-5616

2 Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

Inhaltlicher Ablauf

3

Ziel:

Erlernen

beruflicher

Kompetenzen

Wiederholung

der

wesentlichen

Inhalte

der Vorlesung

Arbeitsaufträge

zur Anwendung

der Inhalte

Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

Zeitlicher Ablauf

4

Nummer Termin Thema

1 30.10.2013 Kompetenzdefinitionen

2 06.11.2013 Lernziele aus der Theorie ableiten

3 13.11.2013 O*NET

4 20.11.2013 Taxonomiestufen I & II

5 27.11.2013 Freiarbeitszeit

6 04.12.2013 Freiarbeitszeit

7 11.12.2013 Taxonomiestufen II

8 18.12.2013 4C/ID und 10 Steps to Complex Learning I

Weihnachtspause

9 08.01.2013 Freiarbeitszeit

10 15.01.2013 4C/ID und 10 Steps to Complex Learning II

11 22.01.2013 Assessment

12 29.01.2013 Fragen und Wiederholung

Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

Gliederung

1. Wiederholung

1.1 Handlungsorientierung der beruflichen

Bildung

1.2 Weinert

1.3 Andere Vertreter der Diskussion

1.4 Zusammenfassung

2. Arbeitsauftrag

5

1 2

Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

Gliederung

1. Wiederholung

1.1 Handlungsorientierung der beruflichen

Bildung

1.2 Weinert

1.3 Andere Vertreter der Diskussion

1.4 Zusammenfassung

2. Arbeitsauftrag

6

1 2

Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

1.1 Handlungsorientierung

in der beruflichen Bildung

• Zentrale Zielkategorie der beruflichen Ausbildung: Berufliche Handlungskompetenz

• Rechtliche Verankerung im Berufsbildungsgesetz (BBiG)

7

§1 (3) BBiG Die Berufsausbildung hat die für die Ausübung einer

qualifizierten beruflichen Tätigkeit in einer sich wandelnden Arbeitswelt

notwendigen beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten

(berufliche Handlungsfähigkeit) in einem geordneten Ausbildungsgang zu

vermitteln. Sie hat ferner den Erwerb der erforderlichen Berufserfahrungen

zu ermöglichen (KMK, 2011, S. 10-11).

Definition Handlungskompetenz

Handlungskompetenz wird verstanden als die Bereitschaft und

Befähigung des Einzelnen, sich in beruflichen, gesellschaftlichen und

privaten Situationen sachgerecht durchdacht sowie individuell und sozial

verantwortlich zu verhalten (Seeber et al., 2010, S. 3).

1 2

Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

• Seit Mitte der 90er Jahre von der KMK in Lehrplänen verankert

8

Beschluss der Kultusministerkonferenz

1.1 Handlungsorientierung

in der beruflichen Bildung

1 2

Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

(KMK, 2011, S. 10)

• Handlungskompetenz vernetzt mehrere Kompetenzen miteinander:

– Immanente Bestandteile der drei Kompetenzen • Methodenkompetenz

• Kommunikative Kompetenz

• Lernkompetenz

• Findet Ausdruck in lernfeldstrukturierten Lehrplänen didaktisch aufbereitete Handlungsfelder unterrichtliche Umsetzung der Lernfelder in handlungsorientierte Lernsituationen

Seeber et al., 2010, S. 3; KMK, 2011, S. 10-11,

15-17 https://www.thieme.de/statics/bilder/thieme/final/de/bilder/tw_aerzte-in-

weiterbildung/D-Wissen_im_Test_440px.jpg

http://www.powerforpeace.de/bloglive/wp-

content/uploads/2009/02/alkohol.jpg

http://www.staufenbiel.ch/fileadmin/_migrated/pics/tauziehen-240.jpg

Dipl.-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14 9

Fachkompetenz Selbstkompetenz Sozialkompetenz

1.1 Handlungsorientierung

in der beruflichen Bildung

1 2

1.2 Weinert

• Franz E. Weinert (2002)

– Gewünschte Ergebnisse schulischer Ausbildung: • Fachliche Kompetenz

• Fächerübergreifende Kompetenz

• Handlungskompetenz, die neben kognitiven auch soziale, motivationale, volitionale und moralische Kompetenzen enthalten, die den Transfer und verantwortlichen Einsatz des Erlernten ermöglichen

Bezieht neben den kognitiven auch die motivationalen und sozialen

Aspekte in seine Definition mit ein

„bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um

bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und

sozialen Bereitschaften, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll

nutzen zu können“

10

1 2

Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14 Weinert, 2002, S. 27-28 http://www.beltz.de/fileadmin/beltz/authors/229476.jpg

1.2 Weinert

• Bestandteile von Kompetenzen

Erlernbarkeit von Kompetenzen

„bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten

und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit

verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften, um die

Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll

nutzen zu können“

- Nicht generisch, sondern werden durch Interventionen erworben und beeinflusst

- Aufbau als Ergebnis von Lernprozessen, in denen sich Individuum mit seiner Umwelt

auseinandersetzt

- Durch langjährige Praxis ist der Aufbau von Expertise in einer Domäne möglich

Konstrukt der Kompetenz ist auf die berufliche Aus- und Weiterbildung anwendbar

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1 2

Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

Seeber et al., 2010, S. 3

Klieme & Hartig, 2007, S. 17

1.2 Weinert

• Bestandteile von Kompetenzen

Seeber et al., 2010, S. 3

Klieme & Hartig, 2007, S. 19

„bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten

und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit

verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften, um die

Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll

nutzen zu können“

Knowledge

- Wird bereits in den zeitlich vorangegangenen Kompetenzkonzepten von Roth, Reetz und

Mertens aufgegriffen

- Bestandteil beruflicher Handlungskompetenz

Zentrale Frage: Welches „system of knowledge and belief“ liegt den erfolgreichen

Handlungen in Form von mentalen Modellen zu Grunde

12

1 2

Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

1.2 Weinert

• Bestandteile von Kompetenzen

Seeber et al., 2010, S. 4

Klieme & Hartig, 2007, S. 19, 13

Skills

„bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven

Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die

damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften,

um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und

verantwortungsvoll nutzen zu können“

- Kompetenz bedeutet berufliche Handlungsfähigkeit

Fokus auf Handlungsvollzüge

- Wissensbestände beziehen sich funktional auf Anwendungssituationen

Es geht um die konkrete Umsetzung des Erlernten

13

1 2

Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

1.2 Weinert

• Bestandteile von Kompetenzen

Seeber et al., 2010, S. 3

Klieme & Hartig, 2007, S. 13, 14, 17

Kontextspezifität

„bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten

und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit

verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften, um die

Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll

nutzen zu können“

- Fähigkeiten und Bereitschaften, die im Blick auf eine konkrete Situation betrachtet werden

- Kompetenzkonstrukte beziehen sich auf spezifische Anforderungsbereiche

- Kompetenzen werden durch situative Anforderungen definiert

zeigt sich im situativen Bewältigen von Anforderungen

14

1 2

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1.2 Weinert

• Bestandteile von Kompetenzen

Seeber et al., 2010, S. 4

Attitudes

- Konstitutives Element jedweder beruflicher Kompetenz in der Wirtschaftspädagogik

- Wird immer wieder auch anderen, vorangegangenen Konzepten aufgegriffen

15

„bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten

und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit

verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften, um die

Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll

nutzen zu können“

1 2

Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

1.2 Weinert

• Bestandteile von Kompetenzen

Seeber et al., 2010, S. 3

Klieme & Hartig, 2007, S. 13, 14

Transfer

„bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten

und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit

verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften, um die

Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll

nutzen zu können“

- Bewältigungsfähigkeit nicht einmal oder zufällig, sondern auf Grundlage eines latenten

Merkmals, dass garantiert, dass adäquaten Handlungen „generiert“ werden

- Fähigkeit, die Problemlösung in einer Vielzahl von Situationen anwenden zu können

- Anwendungsfähiges Wissen und ganzheitliches Können

Möglichkeit der Bewältigung realer Anforderungssituationen

Kompetent sein = Kein träges Wissen haben

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1 2

Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

1.2 Weinert

• Das von Weinert vorgeschlagene Konzept soll nur verwendet werden, wenn

bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind:

Weinert, 2001, S. 62-63 17

Concept refers to the necessary prerequisites available to an individual or a group for successfully meeting complex demands Structure derives from

the logical and psychological structure of demands

It should be used when the necessary prerequisites for successfully meeting a demand are comprised of cognitive and motivational, ethical, volitional,

and/or social components

Implies that a sufficient degree of complexity is required to meet demands and tasks

Boundary between skill and competencies is fuzzy

Learning processes are a necessary condition for the acquisition of prerequisites for successful mastery of complex demands much must be

learned, but cannot be directly taught

Key competencies and metacompetencies should be conceptually differentiated

1 2

Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

Exkurs:

Formulierung von Kompetenzkonzepten

• Wie sollen Kompetenzkonzepte formuliert sein, um eine erfolgreiche

Bestimmung einer Kompetenz zu erreichen?

BMBF, 2007, Band 1, S. 9

18

1. Erforderlich ist eine Beschreibung

- der Kompetenzen für einen Lernbereich oder ein Fach

* Ihrer Teildimensionen

* Ihrer Niveaustufen

2. Kompetenzen werden so konkret beschrieben, dass sie

- in Aufgabenstellungen umgesetzt und

- mit Hilfe von Testaufgaben erfasst werden können

1 2

Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

1.3 Andere Vertreter der Diskussion

• Heinrich Roth (1971)

• Pädagogische Anthropologie

• Ziel: Mündigkeit des Lerners

• Abwendung von einem traditionellen hin zu einem empirisch

gestützten Erziehungsbegriff

• Sehr breites Kompetenzverständnis

• Hebt neben kognitiven Fähigkeiten auch den motivational-

affektiven Bereich hervor

Reetz, 1999, S. 2

Klieme & Hartig, 2007, S. 19-20 http://www.stadtarchiv.goettingen.de/bilder/roth_heinrich.jpg

Sachkompetenz

Fähigkeit, für Sachbereiche urteils- und handlungsfähig und damit zuständig

sein zu können

Selbstkompetenz

Fähigkeit, für sich selbst verantwortlich handeln zu können

Sozialkompetenz

Fähigkeit, für sozial, gesellschaftlich und politisch

relevante Sach- oder Sozialbereiche urteils- und

handlungsfähig sein zu können

19

1 2

Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

1.3 Andere Vertreter der Diskussion

• Dieter Mertens (1974)

• Ursprung:

• mangelnde Prognostizierbarkeit konkreter Arbeitsanforderungen aufgrund von Megatrends

Reaktion des Arbeitsmarktes: Anhäufung von Faktenwissen ohne Mehrwert

• schnelle Zerfallszeit von beruflichem Wissen

• Es braucht übergeordnete Bildungselemente

Schlüsselkompetenzen = Schlüssel zur raschen und reibungslosen

Erschließung von wechselndem Spezialwissen

• Bildung soll Befähigung zur Problembewältigung sein

• Dimensionen von Schlüsselkompetenzen

Mertens, 1974, S. 36, 40, 41-42

Reetz, 1999, S. 1 20

1 2

Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

Basis-qualifikationen

Qualifikationen höherer Ordnung mit

breitem Spektrum vertikalen Transfers

Horizontal-qualifikationen

Informationen über Informationen

horizonterweiternde Qualifikationen

Breitenelemente

Ubiquitäre Ausbildungselemente

Vintage-Faktoren

Generationsbedingte Lehrstoffe und

Begriffssysteme

1.3 Andere Vertreter der Diskussion

• Lothar Reetz (1999)

– Verbindung der Kompetenzdimensionen von Roth mit den Schlüsselkompetenzen

– Schlüsselqualifikationen sind im Zusammenhang der beruflichen Aus- und Weiterbildung

eher als Kompetenzen zu verstehen

– Wechselseitige Bedingtheit der kompetenzbeschreibenden Kategorien

Sach-/ Methodenkompetenz

Fähigkeit, für Sachbereiche urteils- und handlungsfähig und damit

zuständig sein zu können

Selbstkompetenz

Fähigkeit, für sich selbst verantwortlich handeln zu können

Sozialkompetenz

Fähigkeit, für sozial, gesellschaftlich und politisch relevante Sach- oder

Sozialbereiche urteils- und handlungsfähig sein zu können

Handlungskompetenz

Schlüsselqualifikationen

Allgemeine kognitive Leistungsfähigkeit (Denken in

Zusammenhängen, Problemlösefähigkeit)

Persönlich-charakterliche Grundfähigkeit (Initiative,

Verantwortung)

Kommunikative Fähigkeiten (sozial-kommunikativ, marktkommunikativ)

Auf

die

Zie

lkate

gorie d

er

Handlu

ngskom

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Relation der Kompetenzen untereinander

Reetz, 1999, S. 6-7 21

1 2

Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

1.3 Andere Vertreter der Diskussion

• 21st Century Skills

– Ansatz zur Definition von Kompetenzen, die im 21. Jahrhundert

zwingen notwendig sind

– Verschiedene Konzepte (u.a.):

• Key Competencies for Lifelong Learning (EU, 2004)

• Partnership for 21st Century Skills (USA, 2002)

• DeSeCo-Projekt (OECD, 2003)

“those skills and competencies young people will be required to have

in order to be effective workers and citizens in the knowledge society

of the 21st century” (Ananiadou & Claro, 2009, S. 8)

Binkley et al., 2012. S. 35 http://beta.aea267.k12.ia.us/?ACT=30&fid=6&d=142&f

=21st_century_skills__medium.jpg

22

1 2

Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

1.3 Andere Vertreter der Diskussion

• KSAVE-Framework

Binkley et al., 2012, S. 37

Knowledge

• This category includes all references to specific knowledge or understanding requirements for each of the 10 skills.

Skills

• This category includes the abilities, skills and processes that curriculum frameworks are designed to develop in students and which are a focus for learning.

Attitudes, Values, Ethics

• This category refers to the behaviors and aptitudes that students exhibit in relation to each of the 10 skills.

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1 2

Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

1.4 Zusammenfassung

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Kompetenzen sind…

… kontextabhängig

… variabel einsetzbar Transfer ist möglich

… erlern- und veränderbar Anwendung auf Aus- und

Weiterbildung möglich

… bestehen

aus

Attitudes = Einstellungen,

Motivation, Bereitschaft

Skills = Fähigkeiten und Fertigkeiten

Knowledge = Wissen

Wichtigste Facette in der beruflichen Bildung:

berufliche Handlungskompetenz

1 2

Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

Gliederung

1. Wiederholung

1.1 Handlungsorientierung der beruflichen

Bildung

1.2 Weinert

1.3 Andere Vertreter der Diskussion

1.4 Zusammenfassung

2. Arbeitsauftrag

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1 2

Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

2. Arbeitsauftrag

• Lesen Sie folgenden Artikel:

Ebner, M. L., Korunka, C., Frank, H., & Lueger, M. (2008). Intrapreneurship in der beruflichen Erstausbildung: Versuch einer begrifflichen Klärung und Operationalisierung. Zeitschrift für

Personalforschung, 22(3), S. 291–311.

• Außerdem ist der Lehrplan für Industriekaufleute relevant:

Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus. (2002). Lehrplanrichtlinien für die Berufsschule: Fachklasse Industriekaufmann/Industriekauffrau. München. S. 5, 9, 30.

Gefunden auf www.isb.bayern.de

• Arbeiten Sie auf Grundlage des Artikels von Ebner et al. (2008) die Kriterien einer Kompetenzdefinition für Intrapreneurship (unternehmerisches Denken) für Auszubildende nach Weinert aus. Nutzen Sie hierfür neben dem Artikel von Ebner et al. (2008) auch den Lehrplan für Industriekaufleute, insbesondere die angegebenen Seiten.

• Formulieren Sie anschließend auf Grundlage Ihrer Erkenntnisse eine Kompetenzdefinition für Intrapreneurshipkompetenz bei Auszubildenden.

26 Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

1 2

Kriterien nach Weinert

• „bei Individuen […]“

– Ebner et al. (2008)

• S. 294: „Intrapreneurship auf personaler Ebene“

• S. 297: „[…] die einem kollektiven Leitbild folgen […]“ implizite Argumentation: Text basiert auf diesem Verständnis, da er eine Vermittelbarkeit bei Auszubildenden im Rahmen der beruflichen Erstausbildung untersucht hier wird die breite Masse der Auszubildenden angesprochen

• „[…] verfügbaren oder durch sie erlernbaren […]“

– Ebner et al. (2008)

• S. 293: „Intrapreneurship als Qualifikationsmerkmal“ implizite Argumentation: „so steigert die Förderung und Entwicklung entsprechender Kompetenzen in der beruflichen Erstausbildung …“ es wird mit dem Konstrukt des Intrapreneurships im Rahmen eines „Qualifikationsmerkmals“ argumentiert, dass v.a. in der Erstausbildung bspw. eine Karriereoption ermöglicht

• S. 297: „[…] inwiefern man sich entsprechende Charakteristika aneignen kann […]“ implizite Argumentation: es wird im Text die Frage nach der Erlernbarkeit gestellt, so dass angenommen werden kann, dass diese angenommen wird

27 Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

1 2

Kriterien nach Weinert

• „[…] kognitive […]“ – Ebner et al. (2008)

• S. 299: Unterscheidung „Berufskönnen“ und „Berufsqualifikation“ = „selbständiges Planen, Durchführen und Kontrollieren“ hier als Knowledge verstanden! (Achtung, im LP als Skills formuliert) - „für die Bewertung der erlernten Fähigkeiten im Sinne einer berufs- bzw. ausbildungsspezifischen Kompetenz sinnvoll“ Verweis auf Bewertung v. Erlerntem Kompetenzmessung

• S. 300: „eine Wesentliche Voraussetzung für Intrapreneurship sind ausbildungsspezifische Kompetenzen“ entspricht in diesem Verständnis dem Knowledge

– Lehrplan für Industriekaufleute • S. 5: „Die Aufgabe der Berufsschule konkretisiert sich in den Zielen, eine

Berufsfähigkeit zu vermitteln, die Fachkompetenz mit allgemeinen Fähigkeiten humaner und sozialer Art verbindet […]“ Fachkompetenz wird als Knowledge verstanden

• S. 9: „Leitgedanken für den Unterricht an Berufsschulen […] Geplantes schulisches Lernen erstreckt sich dabei auf vier Bereiche: Aneignen von bildungsrelevantem Wissen […]“ Knowledge

28 Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

1 2

Kriterien nach Weinert

• „[…] Fähigkeiten und Fertigkeiten […]“

– Ebner et al. (2008)

• S. 299: „Berufskönnen“ als eine auf die berufliche Ausbildung bezogene Kompetenz

entspricht den Skills

„[…] Berufsbildern der verschiedenen Lehrberufe […]“ Verweis auf Lehrpläne, um

diese zu identifizieren

• S. 300: „Eine wesentliche Voraussetzung für Intrapreneurship sind

ausbildungsspezifische Kompetenzen, die sich auf das Können und die selbstständige

Umsetzung der erworbenen Fähigkeiten beziehen“

Skills als anwendungsorientierte Fähigkeiten und Fertigkeiten

– Lehrplan für Industriekaufleute

• S. 9: „Leitgedanken für den Unterricht an Berufsschhulen […] Einüben von manuellen

und instrumentellen Fähigkeiten […]

ausdrückliche Benennung des Ziels der Vermittlung von Skills

• S. 30: Lernfeld 12.2: „[…] Schüler planen, steuern und kontrollieren […]“

Formulierung als konkrete Handlungen

29 Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

1 2

Kriterien nach Weinert

• „[…] um bestimmte Probleme zu lösen […]

– Ebner et al. (2008)

• S. 298: „Im Bezug auf Innovationen heißt die, in vergleichsweise ungewissen und komplexen (neuartigen) Situationen Problemlösungen bzw. Problemlösungsmuster entwickeln zu können.“ Fokus auf die spezifische Situation der Innovationen

– Lehrplan für Industriekaufleute

• S. 30: „Im Rahmen des Projektmanagements […] Vor diesem Hintergrund […]“ hier wird ein Situationsbezug hergestellt

• „[…] damit verbundene motivationale, volitionale und soziale Bereitschaft“

– Lehrplan für Industriekaufleute

• S. 9: „Leitgedanken für den Unterricht an Berufsschulen […] Entwickeln einer Wertorientierung unter besonderer Berücksichtigung berufsethischer Aspekte“ entspricht der Vortstellung von Attitudes

• S. 9: „Handlungskompetenz wird verstanden als die Bereitschaft […] des Einzelnen“ auch in dem allgemeinen Ziel der Vermittlung von Handlungskompetenz findet sich die Bereitschaft wieder

• S. 30: „Sie entwickeln und vertreten eigenständige Positionen und Werthaltungen […]“ auch die Entwicklung einer gewissen Attitude ist das Ziel der Berufsschule

• S´. 30: „dabei kommunizieren sie in Teams […]“

30 Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

1 2

Kriterien nach Weinert

• „[…] damit verbundene motivationale, volitionale und soziale Bereitschaft“

– Ebner et al. (2008)

• S. 294: „[…] Leistungsbereitschaft, Innovationsorientierung und Eigeninitiative“ operationalisieren die motivationale und volitionale Bereitschaft

• S. 298: „Wollen widerspiegeln. Die Fähigkeit zu einer Handlung ist zwar Grundlage des Handelns, führt aber nicht zwangsläufig zur Handlung selbst“ volitionale Bereitschaft wird durch „Eigenmotivation und Leistungsbereitschaft (S. 299) operationalisiert

• S. 295: „[…] erfordert Intrapreneurship in hohem Maß soziale Kompetenz im Umgang mit anderen Organisationsmitgliedern […] hier wird die soziale Bereitschaft in Form der sozialen Kompetenz konkretisiert S. 296: „Sozialkompetenz als eine Konfiguration von Teamfähigkeit, Durchsetzungskompetenz und Führungsinteresse […]“ Operationalisierung „Führungsinteresse“ hier wird die spezielle Situation der Auszubildenden beachtet

• S. 300: „Die für Intrapreneurship wesentlichen personenspezifischen Komponenten sind die Sozialkompetenzen Teamfähigkeit, Durchsetzungsvermögen und Führungsinteresse. Bedeutsame weitere personenspezifische Komponenten sind […] Leistungsmotivation, Eigeninitiative und Innovationsorientierung […]“ Zusammenfassung der im Text beschriebenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaft

31 Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

1 2

Kriterien nach Weinert

• „[…] in variablen Situationen […]“

– Lehrplan für Industriekaufleute

• S. 5: „berufliche Flexibilität zur Bewältigung der sich wandelnden Anforderungen“

implizite Formulierung von Transferfähigkeit des erlernten Wissens und Könnens

• S. 9: „[..] sind im Unterricht verstärkt überfachliche Qualifikationen anzubahnen und zu

fördern.“

generell sind nicht nur fachbezogene Lerninhalte zu vermitteln, sondern auch ganz

bewusst überfachliche

• […] verantwortungsvoll nutzen […]

– Lehrplan für Industriekaufleute

• S. 5: „[…] die Fähigkeit und Bereitschaft zu fördern […] verantwortungsbewusst zu handeln“

zwar hier der Bezug auf das allgemeine Leben und nicht explizit auf die

Problemlösefähigkeit in anderen Anforderungssituationen, jedoch bedeutet der Bezug nur

eine Verallgemeinerung und kann somit auch auf die konkrete berufliche Situation bezogen

werden

• S. 9: „Handlungskompetenz wird verstanden […] sachgerecht sowie individuell und sozial

verantwortlich zu verhalten.“

auch hier wieder allgemeiner Bezug in Handlungskompetenz

32 Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

1 2

Versuch einer

Kompetenzdefinition im Sinne Weinerts

• Intrapreneurshipkompetenz bei Auszubildenden

Intrapreneurship i.S.v. unternehmerischem Denken im Unternehmen bei

Auszubildenden ist eine durch die Auszubildenden im Rahmen der beruflichen

Erstausbildung erlernbare Kompetenz, die neben berufsfachlichem Wissen v.a.

anwendungsorientierte Fähigkeiten und Fertigkeiten wie beispielsweise das

selbständige Entwickeln, Planen, Steuern und Kontrollieren von beruflich

relevanten Projektideen umfassen. Dabei geht es in erster Linie um mindestens

inkrementell innovative Ideen, die der Unternehmung eine Weiterentwicklung

ermöglichen. Intrapreneure handeln dabei eigenmotiviert, innovations- sowie

leistungsorientiert, wobei Sie ihre Ideen der Situation entsprechend formulieren

und versuchen im Sinne des Unternehmens durchzusetzen.

33 Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

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Versuch einer

Kompetenzdefinition im Sinne Weinerts

• Intrapreneurshipkompetenz bei Auszubildenden

Intrapreneurship i.S.v. unternehmerischem Denken im Unternehmen bei

Auszubildenden ist eine durch die Auszubildenden im Rahmen der beruflichen

Erstausbildung erlernbare Kompetenz, die neben berufsfachlichem Wissen v.a.

anwendungsorientierte Fähigkeiten und Fertigkeiten wie beispielsweise das

selbständige Entwickeln, Planen, Steuern und Kontrollieren von beruflich

relevanten Projektideen umfassen. Dabei geht es in erster Linie um mindestens

inkrementell innovative Ideen, die der Unternehmung eine Weiterentwicklung

ermöglichen. Intrapreneure handeln dabei eigenmotiviert, innovations- sowie

leistungsorientiert, wobei Sie ihre Ideen der Situation entsprechend formulieren

und versuchen im Sinne des Unternehmens durchzusetzen.

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Durch Individuen

erlernbar

Knowledge

Skills

Bestimmte

Probleme Volition,

Motivation

In variablen Situationen

verantwortlich handeln

Dipl-Hdl. Christine Weiß / Berufliche Kompetenzen / WiSe 2013/14

1 2

Literaturverzeichnis

• Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus. (2002). Lehrplanrichtlinien für die Berufsschule: Fachklasse Industriekaufmann/Industriekauffrau. München. Gefunden auf www.isb.bayern.de

• Binkley, M., Erstad, O., Herman, J., Raizen, S., Ripley, M., & Rumble, M. (2012). Defining 21st century skills. In P. Griffin (Hrg.), Assessment and Teaching of 21st Century Skills (S. 17–66). Dordrecht [u.a.]: Springer.

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• Klieme, E., & Hartig, J. Kompetenzkonzepte in den Sozialwissenschaften und im erziehungswissenschaftlichen Diskurs. In Prenzel (Hrg.) 2007 – Kompetenzdiagnostik (S. 11–29).

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