Betriebsratsarbeit in KMU ... in die Zange genommen?

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ErGo-Workshop am 7. Mai 2002 in Waldaschaff Betriebsratsarbeit in KMU Betriebsratsarbeit in KMU ... in die Zange genommen? ... in die Zange genommen? Klaus Schmierl ISF München

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Betriebsratsarbeit in KMU ... in die Zange genommen?. Klaus Schmierl ISF München. Interessenvertretung in KMU - Argumentationslinie der Präsentation. KMU sind maßgebliche Bestandteile der mitbestimmungsfreien Zone in Deutschland - PowerPoint PPT Presentation

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Betriebsratsarbeit in KMUBetriebsratsarbeit in KMU

... in die Zange genommen?... in die Zange genommen?

Klaus Schmierl

ISF München

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Interessenvertretung in KMU - Interessenvertretung in KMU - Argumentationslinie der PräsentationArgumentationslinie der Präsentation

KMU sind maßgebliche Bestandteile der

mitbestimmungsfreien Zone in Deutschland

Auch eine formal existierende Interessenver-

tretung in KMU bleibt wegen fehlender

Ressourcen eine “Interessenvertretung light”

Der “Zwang” zur Internationalisierung verstärkt in Form einer doppelten Zangenbewegung diese Mitbestimmungs-Unzulänglichkeiten: steigende Unübersichtlichkeit bei fehlenden Ressourcen

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Verbreitung und Partizipationsrechte von Verbreitung und Partizipationsrechte von Betriebsräten nach Betriebsgröße 1999 Betriebsräten nach Betriebsgröße 1999 (in %)

Betriebsgröße(Beschäftigtenanzahl)

Anteil derBetriebe mitBetriebsrat

Wichtige zusätzliche Partizipationsrechte

5 bis 20 4 % Einrichtung eines einköpfigen Betriebsrats21 bis 100 30 % Mitbestimmung bei personellen Einzelmaßnah-

men; Beratung bei Betriebsänderungen101 bis 300 47 % Ausschußbildung und Beteiligungsdelegation;

(Teil-)Freistellung von Betriebsräten undEinrichtung eines Betriebsausschusses (ab 200)

301 bis 1.000 91 % Sachverständige bei Betriebsänderungen;Aufstellung von Personalauswahlrichtlinien (500)

1.001 und mehr 98 % Paritätische überbetriebliche Mitbestimmung(ab 2.000)

Insgesamt* 11 %West* 11 %Ost* 10 %* Anteil an allen privatwirtschaftlichen Betrieben mit mindestens 5 BeschäftigtenDatenquelle: IAB-Betriebspanel, 7. Welle West, 43. Welle Ost, zitiert in: Dorsch-Schweizer/Schulten 2001, S. 113

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Besonderheiten der Interessenvertretung Besonderheiten der Interessenvertretung in KMU gegenüber Großbetriebenin KMU gegenüber Großbetrieben

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Wirksame Interessenvertretung Wirksame Interessenvertretung (Typen nach Hermann Kotthoff: Betriebsräte und betriebliche Herrschaft 1981)

Betriebsrat als kooperative Gegenmacht Vertretungswirksamster, stark gewerkschaftlich geprägter Typus Verbindung von Konfliktfreude und einem starken Vertrauensverhältnis

mit der Geschäftsleitung

Standfester Betriebsrat Zwar von der Geschäftsleitung anerkannt, muß sich dieser Betriebsrat

beharrlich gegenüber einer Politik der Einflußbeschränkung seitens der Geschäftsleitung behaupten

Zwiespältiger Betriebsrat Geschäftsleitung beteiligt den Betriebsrat an Entscheidungen Doch das Betriebsratsgremium ist in sich gespalten in nachgiebige

und konfliktorische Mitglieder

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Ohnmächtige InteressenvertretungOhnmächtige Interessenvertretung

Betriebsrat als Organ der Geschäftsleitung “Vertrauter des Chefs” Unkritische Herrschafts-, Vermittlungs-, Durchsetzungs- und Kontrollinstanz In allen Betriebsgrößenklassen bei geringem gewerkschaftlichen

Organisationsgrad

Isolierter Betriebsrat Massive Repressalien der Geschäftsleitung verhindern Kontakt

zur Belegschaft Dominiert in mittelgroßen Betrieben mit 200 bis 600 Beschäftigten

Ignorierter Betriebsrat Betriebsrat existiert nur formal, wird aber nicht aktiv Weder vom Unternehmer noch von der Belegschaft zur Kenntnis genommen In kleinen Eigentümerbetrieben

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Beeinträchtigungen durch Internationalisierung

Räumliche Übertretung der nationalstaatlichen Grenzziehungen von Interessenvertretung

Unterschreitung tarifpolitischer Standards und Erosion des Flächentarifvertrags

Aushöhlung betrieblichen Interessenhandelns in internationalen Verbünden

Verschwinden der Verhandlungspartner Verflüssigung der Betriebsgrenzen Verlagerungsdrohungen und Konkurrenz der

Produktionsstandorte

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Mitbestimmungsdilemmata in internationalisierenden KMU

Autonomiedilemma

Internationalisierungsdilemma

Interessenartikulationsdilemma

Gründungsdilemma

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Autonomiedilemma

Fehlen der primär verantwortlichen Ansprech-

und Verhandlungspartner

Einbindung in Wertschöpfungsketten und

Entscheidungsvorbehalt von mächtigen

Unternehmen

Lohn- und Leistungsregulierung durch

betriebsexterne/branchenweite Vorgaben

Konkurrenz von Auslandsstandorten

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Internationalisierungsdilemma 1

Dumping von Arbeitsstandards in internationaler Konkurrenz

räumliche, zeitliche und sachliche Entkopplung von Entscheidungsfolgen

Inkompatibilität von ausländischen Systemen industrieller Beziehungen

Unkenntnis der ausländischen Systeme industrieller Beziehungen (Wer regelt was? Gesetze, Tarife, Arbeitnehmervertretung, Verhandlungsebenen, Mitbestimmungsrechte)

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Internationalisierungsdilemma 2

Sprach-, Verständnis- und kulturelle Barrieren

Fehlende Kontakte mit Kollegen im Ausland

Zeitlicher, finanzieller und technischer Aufwand

mangelnde Unterstützung durch Gewerkschaft

Auslandsaufenthalt/Reisemobilität, Betriebsklima

mangelndes Drohpotential bei Verlagerungen

Erfordernis nach neuen Verhandlungsfeldern und Betriebsvereinbarungen

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Interessenartikulationsdilemma

Sachperspektive: Qualifikations-, Schulungs- bzw. Kenntnisdefizite zu rechtlichen Grundlagen

Machtperspektive: Mobilisierungsprobleme und niedrige Organisationsgrade im Betrieb; Arbeitsplatzabbau durch Internationalisierung

Zeitperspektive: Ehrenamt statt Freistellung, internationaler Erfahrungsaustausch

Klimaperspektive: direkte, persönliche Aussprache, fürsorglich-autoritärer Führungsstil mit sozialer Verantwortung für die Belegschaft

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Gründungsdilemma

Betriebsverfassungsrechtliche Rahmen-setzungen zur Betriebsgröße

Aufwand der Betriebsratswahl

Initiatoren bzw. aktive Gewerkschaftsmitglieder im Betrieb

persönliche Nähe und paternalistische Beziehungen zur Geschäftsleitung

Suche und Outing von Betriebsratskandidaten

Widerstand der Unternehmensleitungen

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Neue Chancen durch die Novellierung des BetrVG

Betriebsräte in neuen Betriebs- und Unter-nehmensstrukturen (Gemeinschaftsbetrieb, Zusammenfassung von Betrieben etc.)

Vereinfachung der Bildung von Betriebsräten (Vereinfachtes Wahlverfahren, Aufgabe des Gruppenprinzips)

Interessenvertretung bei besonderen Beschäftigungsformen (Leiharbeit, Außendienst)

Erleichterungen der Betriebsratsarbeit (Teilfreistellungen, Sachverständige, Delegation)

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Überbetriebliche KooperationÜberbetriebliche Kooperation von Interessenvertretungen von Interessenvertretungen

Eurobetriebsräte

Arbeitsgemeinschaften und Standortbetriebsräte

Betriebsrätekooperation in der Wertschöpfungskette

Betriebsrätenetzwerke

Nutzung externen Expertenwissens

Regionalkonferenzen / Reg. Entwicklungsagenturen

Gebündelte regionale Tarifverhandlungsstrukturen