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06/2019 ISSN 1437-3866 www.pferde-betrieb.de BETRIEBSREPORTAGE SEEHOF Besser statt größer Grünlandpflege bei Wetterextremen Reithallenperlen im Portrait

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06/2019 ISSN 1437-3866www.pferde-betrieb.de

BETRIEBSREPORTAGE SEEHOF

Besser statt größer

Grünlandpfl ege bei Wetterextremen

Reithallenperlen im Portrait

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WEGE IN

DIE

PFERDEBRANCHE

A U S B I L D U N G V E R S U S S T U D I U M

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Wer seinen berufl ichen Werdegang in der Pferdebranche sucht, dem stehen

verschiedene Möglichkeiten offen, beispielsweise eine praktische Berufsausbildung

zum Pferdewirt oder ein Studium der Pferdewirtschaft. Auch eine Kombination

der beiden Varianten in Form eines Dualen Studiums ist möglich. Für wen welche

Option die beste Lösung ist, haben wir unsere Experten Uwe Karow,

Bundesvereinigung der Berufsreiter im DRFV e. V., und Prof. Dr. Dirk Winter,

Studiendekan der Pferdewirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft

und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU), gefragt.

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Ausbildung oder Studi-

um: Welcher Weg emp-

fiehlt sich? Prof. Dr. Dirk

Winter, Studiendekan für

Pferdewirtschaft an der

HfWU, erklärt: „Auf die Praxis in einem

Pferdebetrieb bereitet eine Ausbildung

vor. Wer in die Pferdewirtschaft möchte,

ist mit einem Studium gut beraten.“

Wer ein Studium beginnen möchte,

muss eine Hochschulzulassungsberech-

tigung mitbringen, also Abitur oder

Fachabitur. „Aber auch eine adäquate

Fachausbildung berechtigt zum Studi-

um“, erklärt Prof. Dr. Dirk Winter. Für

das Studium der Pferdewirtschaft ist

auch die Liebe zum Pferd Vorausset-

zung – Reiten müssen die Studierenden

jedoch nicht können. In dieser Hin-

sicht unterscheiden sich Studiengang

und Ausbildung: Die Anforderungen

an das reiterliche Können sind bei der

Aus bildung deutlich höher. Als Schul-

abschluss sollte möglich ein Realschul-

abschluss oder Abitur vorhanden sein.

„Interessierte sollten Vorerfahrung und

Gefühl im Umgang mit dem Pferd be-

weisen und über Durchsetzungs- und

Einfühlungsvermögen verfügen. Sie be-

nötigen außerdem eine solide Grund-

ausbildung im Sattel in Verbindung mit

reiterlichem Talent“, sagt Uwe Karow,

Vorstandsmitglied der Bundesverei-

nigung der Berufsreiter im DRFV e. V.

Außerdem gibt er Verantwortungsbe-

wusstsein und Geschick im Umgang

mit Menschen als Voraussetzungen an.

Wichtig seien auch Engagement und

Einsatzbereitschaft, denn häufig muss

auch an Wochenenden oder am Abend

gearbeitet werden.

Fehlannahmen zu Studium und Aus-

bildung gibt es einige. Viele Studienin-

teressierte denken beispielsweise, dass

sie große reiterliche Erfolge vorweisen

müssen. Für das Studium sind diese

jedoch irrelevant. Uwe Karow kennt

ebenfalls viele Fehleinschätzungen:

„Jungmädchenträume vom Schmu-

sen in der Box und vom gestreckten

Galopp über die satten Felder haben

mit der manchmal doch recht harten

Realität des Alltags eines Pferdewirts

nicht viel zu tun. Um für sich selbst

genau herauszufinden, ob man mit

diesem Beruf die richtige Wahl trifft,

sollte man sich in einem ersten Schritt

bei einer Infoveranstaltung der Bundes-

vereinigung der Berufsreiter darüber

informieren, was einen erwartet. Diese

Veranstaltungen werden bundesweit

an acht verschiedenen Standorten an-

geboten.“ Je nach Interesse können

angehende Pferde wirte zwischen den

Fachrichtungen Klassische Reitausbil-

dung, Pferdehaltung und Service, Zucht

sowie Spezial reitweisen (Westernreiten

und Gangpferdereiten) wählen. „In der

Fachrichtung Pferdehaltung und Service

fangen die meisten Auszubildenden

an, gefolgt von der Fachrichtung Klas-

sisches Reiten“, berichtet Uwe Karow.

Theorie und PraxisWer befürchtet, im Studium nur graue

Theorie zu lernen, irrt. Praxisbezug ist

Ausbildung und Studium kombiniert: Duales Studium

Wer die Vorteile beider Ausbildungswege miteinander kombinieren will,

ist unter Umständen mit einem Dualen Studium gut beraten. Dieses

Angebot ist neu und gibt es erstmaling an der HfWU: Im Sommer

beginnt der erste Block, der aus 14 Monaten Ausbildung besteht. Vom

ersten bis zum vierten Semester sind diejenigen, die sich für ein Duales

Studium entschieden haben, in den herkömmlichen Bachelor-Studiengang

Pferdewirtschaft der HfWU integriert und nutzen ihre vorlesungsfreie

Zeit und das Praxissemester für die Ausbildung im Betrieb. Am Ende

des sechsten Semesters erfolgt der Berufsabschluss Pferdewirt. In den

Semestern fünf bis sieben liegt der Schwerpunkt auf dem Studium. Nach

dem siebten Semester schließt es mit der Bachelorarbeit als Bachelor of

Science, Studiengang Pferdewirtschaft, ab.

Das Duale Studium ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem Regierungs-

präsidium Karlsruhe, das für die Ausbildung zuständig ist und der Hoch-

schule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen.

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40 /// KNOW-HOW

www.pferde-betrieb.de

durchaus vorhanden: Im Lehr- und Ver-

suchsstall der HfWU untersuchen die Stu-

dierenden zusammen mit Dozenten und

Professoren durch Tests und Messungen

verschiedene Sachverhalte rund um das

Pferd, seien es Fragestellungen zur Fütter-

ung, zum Exterieur oder zum Stallbau.

„Außerdem haben wir sehr viele Lehrbe-

auftragte aus der Industrie, die in die fach-

lichen Bereiche im Studium eingebunden

werden. Innerhalb unseres Praxissemesters

haben die Studierenden dann die Möglich-

keit, Einblick in ein Unternehmen zu gewin-

nen. Das ist eine Win-Win-Situation, in der

sich die Unternehmen und die jungen Leute

näher kennenlernen können“, erzählt Prof.

Dr. Dirk Winter.

Bei der Ausbildung zum Pferdewirt wird

die praktische Arbeit auf dem Betrieb mit

der Berufsschule kombiniert. „In der Re-

gel dauert die Ausbildung drei Jahre. Der

Betrieb muss von der zuständigen Stelle,

meistens sind das die Landwirtschafts-

kammern, anerkannt worden sein. Die

Berufsschule wird entweder einmal wö-

chentlich oder in Form von Blockunter-

richt besucht“, erklärt Uwe Karow. Wer

bei der Suche nach einem geeigneten

Ausbildungsplatz Hilfe sucht, kann sich

unter www.berufsreiter.com/stellenboerse

Informationen rund um das Thema Ausbildung:

• Bundesvereinigung der Berufsreiter im Deutschen Reiter- und

Fahrer-Verband

Tel.: 05423-9516606; E-Mail: [email protected]

Im Bereich „Berufseinsteiger“ stehen viele Infos direkt zur Verfügung:

www.berufsreiter.com

• Deutsche Reiterliche Vereinigung,

Abt. Ausbildung und Wissenschaft

Tel.: 02581-6362-0; E-Mail: [email protected],

www.pferd-aktuell.de

• Deutsche Reitschule

Tel.: 02581-6369-28; E-Mail: [email protected],

www.deutsche-reitschule.de

Prof. Dr. Dirk Winter (vorn links) und Uwe Karow stellten unserem Publikum auf der Pferd Bodensee 2018 die Varianten Studium und Ausbildung als Wege in die Pferdebranche vor.

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KNOW-HOW /// 41

REITANLAGEN & STÄLLE

www.haas-landwirtschaftsbau.de

Haas Fertigbau GmbHD-84326 Falkenberg

T +49 8727 18-550

E [email protected]

an die Stellen- und Ausbildungsplatzbörse

des Bundesverbands der Berufsreiter wen-

den. Auch die jeweiligen Landwirtschafts-

kammern bieten Informationen.

PerspektivenWas ist nach Abschluss des Studiums bezie-

hungsweise der Ausbildung zu erwarten?

Entgegen gängiger Annahmen sind die

Pers pektiven nach der Ausbildung zum Pfer-

dewirt recht gut, weiß Uwe Karow: „Der Be-

darf an qualifi zierten Pferdewirten ist nach

wie vor hoch. Deutsche Pferdewirte sind

auch international gefragt und haben einen

sehr guten Ruf. Auch wenn der demografi -

sche Wandel nicht vor dem Pferdesport Halt

machen wird, wird die Nachfrage nach Fach-

personal zur Aus- und Weiterbildung von

Pferden und Reitschülern, zur Pferdezucht

und Dienstleistung rund um das Pferd blei-

ben.“ Wer sich weiterbilden möchte, fi ndet

viele Möglichkeiten vor. Uwe Karow zählt

auf: „Die fachliche Entwicklung kann mit

der Meisterprüfung abgeschlossen werden.

Ein Bachelor- und Masterstudium sind weite-

re Ergänzungen, um sich wissenschaftlich zu

schulen. Ferner gibt es die Möglichkeit, sich

durch ein 1,5-jähriges Vollzeitstudium an

der Trainerakademie des Deutschen Olym-

pischen Sportbundes (DOSB) in Köln zum

Diplom-Trainer Reiten (DOSB) auszubilden.“

Prof. Dr. Dirk Winter begleitet bereits seit

2010 Studierende der Pferdewirtschaft und

kann aus Erfahrung sagen, dass die beruf-

lichen Perspektiven für Absolventen sehr

gut sind: „Der Arbeitsmarkt ist leer gefegt,

darum sind die Chancen generell sehr gut.

Viele unserer Absolventen arbeiten später

in Unternehmen der Pferdebranche, und

dieser Bereich ist mit circa 10.000 Firmen

sehr groß. Hauptsächlich sind dies klein-

und mittelstrukturierte Betriebe. Je nach

Schwerpunkt können das sehr unterschied-

liche Tätigkeiten sein.“ An den Bachelor-Ab-

schluss in Nürtingen schließen viele einen

Master-Studiengang an, zum Beispiel in

Agrarwissenschaft. „Rund 20 Prozent mit

der Möglichkeit der anschließenden Promo-

tion“, berichtet Prof. Dr. Dirk Winter.� p

JANA RIEMANN //

Informationen zu den Studiengängen:

• Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU),

BA Pferdewirtschaft und Duales Studium Pferdewirtschaft

Prof. Dr. Dirk Winter, Tel.: 07022-201-0, [email protected], www.hfwu.de/pw

• Freie Universität Berlin, BA Pferdewissenschaft

Studierenden-Service-Center, Tel.: 030-838-70000, [email protected],

www.fu-berlin.de

• Hochschule Osnabrück, BA Landwirtschaft

(Schwerpunkt Pferdemanagement)

Dr. Florian Sitzenstock, Tel.: 0541-969-5289, [email protected],

www.hs-osnabrueck.de

• Georg-August-Universität Göttingen, MA Pferdewissenschaften

Prof. Dr. Jens Tetens, Tel.: 0551-39-23845, [email protected],

www.uni-goettingen.de

• Aeres University of Applied Science (Niederlande), Pferdemanagement

[email protected], www.aeresuas.de

• Van Hall Larenstein University of Applied Science (Niederlande),

BA Equine Sports & Business

Hans van Tartwijk, Tel. +31 (0) 26369 5738, www.vhluniversity.de

• Vetmeduni Vienna (Österreich), BA Pferdewissenschaften

Studienvertretung Pferdewissenschaften, Tel.: 0043-1-25077-172,

[email protected] , www.vetmeduni.ac.at

Viele Hochschulen bieten Informationstage an. Die Bewerbungsfrist für das

Wintersemester ist bei vielen Studiengängen Mitte Juni, für die HfWU der 15. Juli.