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8 CRV HIGHLIGHTS | N | 08 2015 S andbostel ist eine Gemeinde etwa 9 km südlich von Bremervörde im Landkreis Rotenburg (Wümme). Die an dem Fluss Oste gelegenen Extensiv- flächen des Betriebs Poppe sind im Winter meist komplett überschwemmt. Auf der einen Seite der Oste sind sie sandig und trocknen schnell wieder ab, auf der anderen eher moorig und schwer befahrbar. Der Preis für Flächen ist in der Region wegen der vielen Biogasanlagen und der intensiven Nutzung durch Milchviehbetriebe auf einem sehr hohem Niveau angesiedelt. Betrieb Die heutige Hofstelle existiert seit 1947 und wurde von Andreas Poppes Groß- vater eingerichtet. 1981 baute Andreas‘ Vater Klaus-Hinrich hier einen Kuhstall mit 50 Liegeplätzen, der sechs Jahre später um 25 Plätze erweitert wurde. 1996 folgte der Einbau einer Liegehalle, und 1999 wurde der Doppel-Zwölfer Melkstand von Favorit eingeweiht, der ZEITERSPARNIS UND TOLLE ERGEBNISSE Die Poppe GbR setzt auf gesunde Tiere und schöpft jetzt das vorhandene Potenzial weiter aus. Die Ovalert-Brunsterkennung mit Kuhpositionierung und Futteraufnahme-Überwachung trägt entscheidend dazu bei. BETRIEBSREPORTAGE Fotos: Steffen Schmottlach Kompromiss aus Milchleistung und Gesundheit“, erzählt Andreas. Weil er mit Blick auf die Zukunft den Antibiotika- einsatz reduzieren will, sammelt er jetzt Erfahrungen mit Homöopathie. Arbeitsaufteilung Geleitet wird der Betrieb von Andreas und dem kurz vor der Rente stehenden Klaus-Hinrich, der morgens das Melken erledigt und auch bei der Büroarbeit hilft. Den Großteil der Arbeit bewältigt Andreas. Unterstützung erhalten die beiden Betriebsleiter von einem fest angestellten Mitarbeiter, einem Azubi und einem Melker. Andreas‘ Mutter versorgt die Kälber, hilft im Büro mit und schmeißt den Haushalt. Und seine Freundin Angela Kerst hat immer ein offenes Ohr für ihn, was ihn in der aktuell schwierigen Lage am Milch- markt immer wieder auaut und ihm neuen Mut gibt. bis heute genutzt wird. Ein Stallanbau für weitere 115 Tiere kam 2008 hinzu. Heute kann die GbR 250 Kühe halten. 2012 erlitten die Poppes einen derben Rückschlag, als Zugvögel Salmonellen einschleppten. Dieses Ereignis riss nicht nur ein tiefes Loch in die Kasse, sondern stellte auch besonders hohe Anforderungen an Management und Moral – 50 Kühe und ebenso viele Kälber fielen den Erregern zum Opfer. Heute geht es wieder stetig bergauf. Die Herdendurchschnittsleistung liegt aktuell bei 8.000 kg mit 4,20 % Fett und 3,5 % Eiweiß und steigt. „Mein Ziel sind 9.500 kg. Das Potenzial dafür ist eindeutig vorhanden. Eine zusätzliche Laktation ist mir allerdings wichtiger als der letzte Tropfen Milch. Ich will einen Über die Satelliten (gelbe Teller) wird die genaue Position der Tiere ermittelt. Der im Jahr 2008 neu angebaute Teil des Stalls bietet Platz für 115 Tiere.

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    sandbostel ist eine gemeinde etwa 9 km südlich von Bremervörde im landkreis Rotenburg (Wümme). Die an dem Fluss Oste gelegenen Extensivflächen des Betriebs Poppe sind im Winter meist komplett überschwemmt. Auf der einen seite der Oste sind sie sandig und trocknen schnell wieder ab, auf der anderen eher moorig und schwer befahrbar. Der Preis für Flächen ist in der Region wegen der vielen Biogasanlagen und der intensiven Nutzung durch Milchviehbetriebe auf einem sehr hohem Niveau angesiedelt.

    BetriebDie heutige hofstelle existiert seit 1947 und wurde von Andreas Poppes großvater eingerichtet. 1981 baute Andreas‘ Vater Klaushinrich hier einen Kuhstall mit 50 liegeplätzen, der sechs Jahre später um 25 Plätze erweitert wurde. 1996 folgte der Einbau einer liege halle, und 1999 wurde der DoppelZwölfer Melkstand von Favorit eingeweiht, der

    zeitersparnis uND tOllE ERgEBNissE

    Die Poppe GbR setzt auf gesunde Tiere und schöpft jetzt das vorhandene

    Potenzial weiter aus. Die Ovalert-Brunsterkennung mit Kuhpositionierung

    und Futteraufnahme-Überwachung trägt entscheidend dazu bei.

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    Kompromiss aus Milchleistung und gesundheit“, erzählt Andreas. Weil er mit Blick auf die Zukunft den Antibiotikaeinsatz reduzieren will, sammelt er jetzt Erfahrungen mit homöopathie.

    Arbeitsaufteilunggeleitet wird der Betrieb von Andreas und dem kurz vor der Rente stehenden Klaushinrich, der morgens das Melken erledigt und auch bei der Büroarbeit hilft. Den großteil der Arbeit bewältigt Andreas. unterstützung erhalten die beiden Betriebsleiter von einem fest angestellten Mitarbeiter, einem Azubi und einem Melker. Andreas‘ Mutter versorgt die Kälber, hilft im Büro mit und schmeißt den haushalt. und seine Freundin Angela Kerst hat immer ein offenes Ohr für ihn, was ihn in der aktuell schwierigen lage am Milchmarkt immer wieder aufbaut und ihm neuen Mut gibt.

    bis heute genutzt wird. Ein stallanbau für weitere 115 tiere kam 2008 hinzu. heute kann die gbR 250 Kühe halten. 2012 erlitten die Poppes einen derben Rückschlag, als Zugvögel salmonellen einschleppten. Dieses Ereignis riss nicht nur ein tiefes loch in die Kasse, sondern stellte auch besonders hohe Anforderungen an Management und Moral – 50 Kühe und ebenso viele Kälber fielen den Erregern zum Opfer.heute geht es wieder stetig bergauf. Die herdendurchschnittsleistung liegt aktuell bei 8.000 kg mit 4,20 % Fett und 3,5 % Eiweiß und steigt. „Mein Ziel sind 9.500 kg. Das Potenzial dafür ist eindeutig vorhanden. Eine zusätzliche laktation ist mir allerdings wichtiger als der letzte tropfen Milch. ich will einen

    Über die satelliten (gelbe teller) wird die

    genaue Position der tiere ermittelt.

    Der im Jahr 2008 neu angebaute teil des stalls bietet Platz für 115 tiere.

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    OvalertDie Ovalert-Brunsterkennung mit Kuh-positionierung und Überwachung der Futteraufnahme nutzt die Poppe gbR seit dem vergangenen Dezember. Vor der investition hat Andreas mit vielen Kollegen gesprochen, die schon länger mit automatisierter Brunsterkennung arbeiten und sich durchweg begeistert äußerten. Auf Ovalert fiel die Wahl schließlich wegen des attraktiven Preis-leistungs-Verhältnisses und der integrierten Kuhpositionierung, die gegenwärtig noch kein anderer Betrieb in Deutschland nutzt.Die Brunsterkennung lieferte von Anfang an hervorragende Ergebnisse, sodass die Anzahl der Besamungen in den ersten Wochen rasant anstieg. Alle zwei Wochen werden trächtigkeits-untersuchungen (tU) durchgeführt. Waren vor der Brunsterkennung mit Ovalert nur 45–50 % der tiere tragend, so sind es heute 85–90 %. Andreas Poppe: „Meine Erwartungen wurden übertroffen. Früher hatte ich keine lust auf tUs, aber jetzt ist das ganz anders.“ Der junge Niedersachse verlässt sich heute voll und ganz auf das system und bemüht sich, den vorgegebenen optimalen Besamungszeitpunkt einzuhalten. hinzu kommt, dass der Einsatz von hormonen im Rahmen des Ovsynch-Programms mit hilfe der Ovalert-Brunst erkennung um 75 % reduziert werden konnte. Die Kuhpositionierung lieferte anfangs keine exakten Ergebnisse, weil die einem früheren Bauplan entnommenen stallmaße im system hinterlegt waren. „laut system haben die Kühe teils auf dem Futtertisch gestanden“, erinnert

    Andreas sich. Also wurde der stall neu vermessen, und heute stimmen die Positionsangaben, die auf dem PC, dem tablet oder dem smartphone bis auf zwei Meter genau dargestellt werden. „Früher habe ich täglich eine halbe stunde mit Brunstkontrollen verbracht und musste für nur zwei Besamungen zehn Minuten lang Kühe suchen. heute spare ich tag für tag etwa eine halbe stunde ein und erziele deutlich bessere Ergebnisse“, betont Andreas. im vergangenen Jahr hat er noch mit zwei unterschiedlichen

    landwirtschaftsmeister Andreas Poppe mit

    dem CRV-Außendienstmitarbeiter Udo Brockmann.

    Auf dem PC, dem handy

    und dem tablet wird der

    Aufenthaltsort der tiere

    angezeigt, die man zuvor

    ausgewählt hat.

    Managementprogrammen gearbeitet. Jetzt nutzt er den OvalertManager, was eine zusätzlichen Zeitersparnis zur Folge hat. Das webbasierte Programm kann mit jedem internetfähigen gerät von jedem Ort aus aufgerufen werden, ist übersichtlich und unkompliziert. so bedarf es etwa für das Melden von Besamungen oder das Erstellen von tU-listen nur einiger weniger Maus-Klicks. Und falls doch einmal Fragen aufkommen, hilft ein CRV-Kollege an der Ovalert-hotline weiter.Neben den Brunstanzeichen und der

    Über halstransponder erfolgen

    die Brunsterkennung, die

    Positionsbestimmung sowie die

    Messung der Fressaktivität.

    Mit Ovalert spare ich Zeit und erziele viel bessere Ergebnisse

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    grünland sowie 12,5 ha extensiv genutztes grünland in Flussniederungen

    Aktuelle CRV-Vererber silver, snowrush, snowfever, Eusebio, Blitz, Pilot und improver

    BetRieBsspiegel

    Andreas und Klaus-hinrich poppe, Dieck 4, 27446 sandbostel

    Arbeitskräfte Andreas Poppe, Vater Poppe & Frau in teilzeit, 1 AK in Vollzeit, 1 Azubi, 1 Melker

    Bestand 220 holsteinkühe, 130 stück Jungvieh; überzählige Kuhkälber werden verkauft

    leistung 8.000 kg 4,20 % Fett 3,50 % Eiweiß

    lebensleistung 32.000 kg 1.330 kg Fett 1.110 kg Eiweiß

    Zwischenkalbezeit 445 tage (tendenz fallend seit Nutzung von Ovalert; Ziel: 400 tage)

    erstkalbealter 30 Monate (Jungvieh wird mit Deckbullen besamt; Ziel: 27 Monate)

    Fütterung teil-tMR aus 0,8 kg heu, 15 kg gras, 19 kg Mais, 2,25 kg Raps und 2,25 kg CCM per

    Futtermischwagen, Kraftfutter über transponder an acht stationen

    Fläche 138 ha, davon 60,5 ha Mais, 3 ha Roggen, 62 ha intensiv genutztes

    keit. Und bei der Vorselektion werden die Werte Effizienz und gesundheit berücksichtigt. seit März trägt das Anpaarungsprogramm sireMatch zum Erreichen des Zuchtziels bei. Aus dem CRV-Angebot nutzt der Eigenbestands-besamer aktuell die holstein-Vererber silver, snowrush, snowfever, Eusebio, Blitz, Pilot und improver. Vor allem der gesundheitsstatus der herde soll stabil bleiben. gerade ältere Kühe haben Klauenprobleme oder mal eine Euter-entzündung. Werden tiere schlecht tragend, kommt ein Blauweißer Belgier wie Elk zum Zug. Aufgestockt wird die herde vorerst nicht. Es gilt, weiter an den stellschrau-ben zu drehen und das vorhandene Potenzial besser auszuschöpfen.

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    Das luftbild zeigt links den neuen und den alten Kuhstall mit der Photovoltaik- Anlage. Rechts daneben befinden sich der Rinderstall und das Wohnhaus.

    Kuhpositionierung erfassen die transponder aber auch Fressaktivitäts-daten. Andreas Poppe: „Da fällt es sofort auf, wenn tiere nach dem Kalben nicht richtig fressen. sie bekommen dann von uns direkt

    Propylenglykol. seitdem haben wir keine stoffwechselprobleme mehr.“

    GenetikZüchterisch liegt der Fokus auf Milch-leistung, Fruchtbarkeit und langlebig-

    Der Doppel-Zwölfer Melkstand des herstellers Favorit wird seit 1999 genutzt.

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