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BGFA-Info 3/2007 Grippeimpfung Bereitschaft zur Vorsorge ist trotz zahlreicher Angebote im betrieblichen Gesundheitsmanagement zu niedrig Byssinose Mikroorganismen können bei der Verarbeitung von Baumwolle zu Erkrankungen der Beschäftigten führen Schweißrauche Verbundprojekt untersucht Belastung durch Schweißrauch und Metalle

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BGFA-Info 3/2007

GrippeimpfungBereitschaft zur Vorsorge ist trotz zahlreicher Angeboteim betrieblichen Gesundheitsmanagement zu niedrig

Byssinose Mikroorganismen können bei der Verarbeitung vonBaumwolle zu Erkrankungen der Beschäftigten führen

SchweißraucheVerbundprojekt untersucht Belastung durch Schweißrauch und Metalle

Die aktuell an die Arbeitsmedizin herangetragenen Aufgaben und die sichauch in Zukunft stellenden Herausforderungen sind besonders durch diesich schnell verändernde Arbeitswelt bestimmt. Auch die Chancen, die sichaus neuen wissenschaftlichen Techniken und Methoden ergeben, forderndie Arbeitsmedizin.

Vorrangiges Ziel der arbeitsmedizinischen Forschung ist es, Gesundheits-gefahren am Arbeitsplatz auch bei sich kontinuierlich entwickelnden Ar-beitsbedingungen so früh wie möglich zu erkennen. Dies setzt heute mehrdenn je eine interdisziplinäre zielgerichtete wissenschaftliche Herange-hensweise mit einem modernen differenzierten Methodenspektrum voraus.

„Die Arbeitswelt von morgen“ wurde im September diesen Jahres intensivauf dem Kongress im Rahmen der Fachmesse A und A diskutiert. Dabeiwurde deutlich, dass der Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz weltweit anBedeutung gewonnen hat (� S. 20). Ein Beispiel für eine interdisziplinäre Herangehensweise mit einem komplexen und um-fassenden Methodenspektrum zur Aufdeckung und Beschreibung der Gesundheitsrisiken durch Schweißrauch und Metalleist das aktuelle Verbundprojekt Weldox, das wir auf Seite 12 vorstellen. Dass ein Bezug zwischen Exposition am Arbeitsplatzund gesundheitlicher Beeinträchtigung nicht ohne Weiteres offensichtlich ist, beschreibt der aktuelle arbeitsmedizinischeFall einer Haarspraylunge (� S. 6). Wie wichtig der gezielte Einsatz eines richtigen Methodenspektrums bei der Diagnoseberuflich bedingter Erkrankungen ist, zeigt der Beitrag "Byssinose erkennen und vermeiden" (� S. 10). Bei der Aufklärunggesundheitlicher Risiken kommt besonders dem in der Epidemiologie verfügbaren Methodenspektrum eine besondere Rol-le zu – beispielhaft gezeigt am Thema Holzstaub (� S. 15).

Die Breite und die Tiefe des an die Arbeitsmedizin herangetragenen Aufgabenspektrums erfordert, dass die wissenschaftli-che arbeitsmedizinische Kompetenz dauerhaft gesichert wird. Voraussetzung hierfür ist eine qualifizierte Aus-, Weiter- undFortbildung im Bereich der Arbeitsmedizin. Diese muss didaktisch qualifiziert sowie praxisnah sein und sich genau wie dieArbeitsmedizin selbst an den Entwicklungen der Arbeitswelt orientieren (� S. 18).

Die Arbeitsmedizin wird dauerhaft gebraucht!

Eine spannende Lektüre wünscht IhnenIhr

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EDITORIAL

Gibt es noch Herausforderungen fürdie Arbeitsmedizin?

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Inhalt

Editorial

Meldungen

Arbeitsmedizinischer Fall

HHaaaarrsspprraayylluunnggee:: 32-jährige Friseurin erkrankt nach übermäßiger Exposition an einer Haarspray-Alveolitis

Forschung

10 BByyssssiinnoossee:: Mikroorganismen können bei der Verarbeitung von Baumwolle zu Erkrankungen der Beschäftigten führen

12 SScchhwweeiißßrraauucchhee:: Verbundprojekt untersucht Belastung durch Schweißrauch

15 HHoollzzssttaauubb:: Schreiner besitzen erhöhtes Risiko an Nasenkrebs zu erkranken

Interview

AAuuss--,, FFoorrtt-- uunndd WWeeiitteerrbbiilldduunngg:: Der Bedarf an Arbeitsmedizinern bleibt ungebrochen

Kongress

AA++AA:: Die Arbeitswelt von morgen

Aus der Praxis

GGrriippppeesscchhuuttzz:: Impfbereitschaft in Deutschland ist zu niedrig

Für Sie gelesen

Fortbildung

AArrbbeeiittssmmeeddiizziinniisscchhee KKoollllooqquuiieenn:: Vortragsprogramm derÄrztekammer Westfalen-Lippe ab 2008 am BGFA

Termine

Aus dem BGFA

Publikationen

Impressum

Extreme Exposition gegenüber Haarspraykann bei Friseuren die sogenannte Haar-spraylunge verursachen. SSeeiittee 66

Exposition gegenüber Holzstaub könnenKrebs verursachen. Das BGFA schließtForschungsprojekt ab. SSeeiittee 1155

Bei der Aus- und Weiterbildung in derArbeitsmedizin spielt der Praxisbezug eineentscheidende Rolle. SSeeiittee 1188

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INHALT/MELDUNGEN

Meldungen

Grünes Licht für Wismut-ForschungDas Zusammenwirken mehrerer Schad-stoffe bei der Entstehung von Lungen-krebs ist weiterhin unzureichend er-forscht. Bergarbeiter der ehemaligenSDAG Wismut, bei der von 1946 bis1990 Uranerze für die sowjetischeAtombombenproduktion gefördert wur-den, waren häufig großen Mengen anunterschiedlichen krebserzeugendenEinwirkungen ausgesetzt, so zum Bei-spiel radioaktiver Strahlung, Quarzstaubund Arsen. Das Gewebeproben-Archivder Wismut, das sich seit 2003 in Bo-chum befindet, stellt daher eine wert-volle Probensammlung zur Erforschungder Entstehungsmechanismen berufs-bedingter Krebserkrankungen dar. DasBundesamt für Strahlenschutz (BfS) hatnun Fördermittel für eine Studie anProben des Wismut-Archivs bereitge-stellt. Die Studie mit dem Titel „Mole-kulare Signaturen von kombiniertenSchadstoffwirkungen bei Lungenkrebs“wird in Zusammenarbeit zwischen demBGFA und dem Institut für Pathologieder Ruhr-Universität durchgeführt.

Gemeinsamer Deutscher Allergiekongress in Lübeck

Der zweite gemeinsame Deutsche Allergiekongress der drei allergologischen Fach-gesellschaften ÄDA, DGAKI und GPA, fand im September statt. Knapp 1 000 Teil-nehmer trafen sich in Lübeck zu den Schwerpunktthemen „Nahrungsmittelaller-gie, Anaphylaxie und Immuntoleranz“. Das BGFA war bei diesem Kongress mitneun Beiträgen vertreten, davon zwei eingeladene und drei eingereichte Vorträ-ge. Die BGFA-Wissenschaftlerinnen Dr. Vera van Kampen („Bewertung von Haut-pricktest und IgE-Bestimmung unter besonderer Berücksichtigung der prädiktivenBedeutung für das Ergebnis von Expositionstests mit Roggenmehl“) und Dr. Ing-rid Sander („In vitro Charakterisierung von Graspollen-Pricktestlösungen und –sublingualen Immuntherapeutika verschiedener Hersteller“) wurden für ihre Bei-träge mit Preisen ausgezeichnet. Darüber hinaus wurde PD Dr. Raulf-Heimsothzur Sektionssprecherin „Umwelt- und Arbeitsmedizin“ gewählt.

PD Monika Raulf-Heimsoth (re.) und Eva Zahradnik (li.) vom BGFA im Gespräch Dr. Wolf-Meinhard Becker (2.v.l.) und Prof. Arnd Petersen vom Forschungszentrum Borstel. Foto: Liebers

Treffen zum BiologischenMonitoring in PekingIm September fand das 7. ISBM-Mee-ting der im Bereich des BiologischenMonitoring tätigen Wissenschaftler inPeking statt. Bei dem Treffen präsen-tierten internationale Forschergruppenihre neuesten Ergebnisse zum Nach-weis von arbeits- und umweltmedizi-nisch relevanten Gefahrstoffen im Kör-per des Menschen, unter anderem PAK,Acrylamid, Phthalate und organischeLösungsmittel. Wissenschaftler ausdem Kompetenz-Zentrum Toxikologieam BGFA präsentierten Studienergeb-nisse zu Phthalaten und aromatischenAminen.

Weltweit einheitliche ChemikalienkennzeichnungAm 25. und 26. Februar 2008 findet im fran-zösischen Marseille ein internationales Kol-loquium zum neuen weltweiten System fürdie Einstufung und Kennzeichnung von Che-mikalien (Globally Harmonised System ofClassification and Labelling of Chemicals) statt.Unter dem Motto „GHS – Eine Herausforderung“ berich-ten anerkannte Experten über den Stand des Gesetzgebungs-verfahrens, Kriterien der Klassifizierung und Auswirkungen aufdie Praxis. Diese sind in diesen Entscheidungsprozess auf nationalerund europäischer Ebene eingebunden. Das Kolloquium bietet allen Betroffenenaus Industrie, Gewerkschaft und Arbeitsschutzinstitutionen den Rahmen zum in-ternationalen Dialog. Veranstalter ist die Sektion Chemie der Internationalen Ver-einigung für soziale Sicherheit (IVSS) – in der auch das BGFA durch Dr. TobiasWeiß vertreten ist – in Zusammenarbeit mit der IVSS-Sektion Forschung.

Haut- und Atemwegserkrankungen sind die häufigstenberuflich bedingten Erkrankungen im Friseurhandwerk.Ammoniak, Hydrogenperoxid und Persulfate (1) gelten imFriseursalon als typische aerogene Stoffe. Auch eine Expo-sition gegenüber Haarspray kann Effekte auf die Gesundheithaben. Die Möglichkeit einer chronischen Lungenschädi-gung durch Haarspray-Inhalation (Aerosole) wurde seit desersten literaturbekannten Falles im Jahr 1958 wiederholt be-schrieben (2). Begünstigt durch die Anwendung in der Nähevon Nase und Mund können Komponenten des Haarspraysin größeren Mengen inhaliert und reteniert werden (3).

Im vergangenen Jahr begutachtete das BGFA eine 32-jährigeVersicherte mit Verdacht auf eine Haarspray induzierte Lungen-erkrankung. Sie hatte von August 1991 bis Januar 1995 eineLehre zur Friseurin absolviert. Neben den üblichen Tätigkeitenim Friseurhandwerk, wie Blondieren, Färben oder Dauerwel-len, hatte sie in dieser Zeit regelmäßig auch Haarspray verwen-det. Sie gab an, seit rund zehn Jahren an meist trockenemHusten zu leiden, besonders nachts und beim Liegen ohne Hin-weise auf eine Refluxkrankheit. Da ihr Großvater starker Asth-matiker war, wurden die Beschwerden als beginnendes Asthmagedeutet. Eine Abklärung wies jedoch keine allergische Kom-ponente nach. Die probatorisch eingeleitete Therapie mit eineminhalativen Corticosteroid brachte keine spürbare Besserung.

In ihren folgenden Beschäftigungsverhältnissen benutztedie Versicherte Haarspray weniger häufig. Der beschriebe-ne Husten trat weiterhin verstärkt am Abend auf, was dieFriseurin zunächst auf das Zusammenfegen der abgeschnit-tenen Haare zurückführte.

Erste erhebliche Exposition

Im Oktober 2005 führte der Arbeitgeber eine Aktionsveranstal-tung durch, bei der – in relativ engen räumlichen Verhältnis-sen von rund fünf bis acht Quadratmetern und schlechten Be-lüftungsverhältnissen – Opernsänger frisiert wurden. Dabeikam ausgiebig Haarspray zum Einsatz, so dass eine erhebli-che Exposition bestand. Insgesamt dauerte diese Aktion zweiTage für jeweils mehr als acht Stunden. Am folgenden Tagverschlechterte sich die Hustensymptomatik der Versicher-ten, begleitet von Allgemeinsymptomen wie Abgeschlagen-heit und Appetitlosigkeit. Im Verlauf der nächsten Tagenahm die Schwächesymptomatik an Intensität zu, es kamenGliederschmerzen und vermehrte Schweißneigung hinzu.Innerhalb eines Zeitraumes von vier Wochen nach der Expo-sition hatte sich die Symptomatik derart verschlechtert, dassdie Versicherte am Wochenende nur noch im Bett lag, umdann am Montag wieder einigermaßen arbeitsfähig zu sein.

Chronischer unproduktiver Husten, Müdigkeit, Abgeschla-genheit, zunehmende Belastungsdyspnoe sowie ein Ge-wichtsverlust von rund zehn Kilogramm innerhalb von zweiMonaten führten im Februar 2006 zur stationären Aufnah-me. Im Krankenhaus war die Versicherte derart belastungs-limitiert, dass der Toilettengang nur noch mit Mühe möglichwar. Die stationäre Abklärung umfasste unter anderem eineEchokardiographie, eine Abdomensonographie, eine Spiro-ergometrie, Lungenfunktionstests sowie verschiedene im-munologische Untersuchungen (unter anderem ACE, Inter-leukin-2-Rezeptor, Rheumafaktor, ANCA, ANA, DNS). Nacheiner bronchoalveolären Lavage mit Nachweis einer Lym-

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Haarspraylunge

Nebelaerosole aus der Sprühdose führtenbei Friseurin zu schwerer Lungenschädigung

Frank Hoffmeyer, Thomas Brüning

Friseure sind in ihrer täglichen Arbeit verschiedensten chemischen Stoffen ausgesetzt. Reaktionen derHaut und Atemwege auf diese Stoffe sind nicht auszuschließen. Unter extremer Exposition gegenüberHaarspray kann es bei Friseuren zu einer Haarspray induzierten Lungenparenchymschädigung, dersogenannten „Haarspraylunge“ (Haarspray-Alveolitis), kommen.

Foto: Naurath

phozytose, negativen mikrobiologischen Ergebnissen sowieVorliegen eines pathologischen HRCT erfolgte eine video-thorakoskopische (VATS) Keilresektion aus dem rechten an-terioren Unterlappensegment. Mit Bezug auf die histopa-thologische Untersuchung kamen die Ärzte zu derEinschätzung, dass bei der beruflichen Vorgeschichte derVersicherten mit 15-jähriger Tätigkeit als Friseurin von einer„Haarspraylunge“ auszugehen war.

Untersuchungen im BGFA

Während der Begutachtung im BGFA konnten andere Ursa-chen für die Beschwerden ausgeschlossen werden. So er-gab die spezielle krankheitsbezogene Anamnese, dass kei-ne Tiere im Haushalt leben und auch sonst kein Kontaktinsbesondere zu Wellensittichen, Papageien oder Taubenbestand. Auch ein Zimmerspringbrunnen war nicht vorhan-den, Saunagänge erfolgten nur selten. Urlaubsaufenthalteim Ausland, besonders in klimatisch extremeren Gebieten,hatte die Versicherte nie unternommen. Sie war außerdemNichtraucherin; im Umfeld bestand eine Passivrauch-Expo-sition. Neben geringen Knochenschmerzen bestanden keineGelenkschwellungen oder neurologischen Auffälligkeiten.

Ananmestisch wurde eine zunehmende Hustensymptomatiknach Exposition gegenüber unspezifischen Auslösern wieKälte, Zigarettenrauch, Parfum oder auch Gerüchen ange-geben. Die Versicherte, die bis 1997 im Fitnessstudio aktivwar, Aerobic betrieben und Basketball gespielt hatte, be-klagte außerdem eine andauernde Leistungslimitation. Siekonnte beispielsweise nur noch eine Treppenetage undlangsames Gehen auf der Ebene bewältigen. Beim Bergan-

gehen oder zusätzlicher Belastung durch das Tragen von Ta-schen litt sie regelmäßig unter Luftnot.

Reduzierter Allgemein- und Ernährungszustand

Nach der Diagnosestellung erfolgte eine orale Steroidtherapiemit initial 40 mg. Unter der Steroidtherapie verbesserten sichdie Belastbarkeit und die Hustensymptomatik tendenziell.Zum Zeitpunkt der Begutachtung nahm die Versicherte nachstufenweiser Dosisreduktion noch 10 mg Prednisolon oralsowie zusätzlich seit zwei Wochen ein topisches Steroid. DieUntersuchung zeigte die Versicherte in einem reduziertenAllgemein- und Ernährungszustand: Sie wog bei einer Kör-pergröße von 173 Zentimetern 58 Kilogramm. Lymphomekonnten nicht nachgewiesen werden. Die Lungengrenzen

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ARBEITSMEDIZINISCHER FALL

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Haarspray enthält eine Vielzahl von Substanzen. Besonde-re Relevanz im Zusammenhang mit dem Krankheitsbildder Haarspraylunge wird folgenden Inhaltsstoffen zuge-sprochen (3): Polyvinyl Pyrrolidon (PVP), PVP-Polyvinylace-tat, Schellak, Dimethyl-Hydantoin-Formaldehyd-Kuststof-fen (DMHF), modifizierten Kunststoffen sowie Lanolin.Allerdings sind in modernen Haarsprays PVP und Schel-lack nicht mehr enthalten.

Der kausale Zusammenhang zwischen dem Haarsprayge-brauch und einer Lungenschädigung ist häufig nur schwernachweisbar. So stehen dem weit verbreiteten Gebrauchvon Sprays verhältnismäßig wenige Erkrankungsmeldun-gen gegenüber. Vor allem spielen individuelle Dispositio-nen (Suszeptibilität) wahrscheinlich eine zusätzliche Rollein der Manifestation.

In der Literatur sind für die Haarspraylunge folgende Be-funde beschrieben beziehungsweise typisch:

1. Dauer der Exposition vor Diagnosestellung: Sechs Mo-nate bis acht Jahre (4).

2. Klinik: Husten, Luftnot, wiederholte Infekte, Schwäche,Ermüdbarkeit (5).

3. Labor: Ausschluss von Vaskulitiden, Kollagenosen.

4. Lungenfunktion: reduzierte forcierte Vitalkapazität(FVC), reduzierte Diffusionskapazität (6,7).

5. Röntgen: Radiologisch nachweisbare bilaterale diffuseTrübungen des Lungenparenchyms und/oder Vergröße-rung der hilären Lymphknoten, Lungenfibrose (3).

6. Histologie: Vermehrtes interstitielles Bindegewebe, fi-brosierende Alveolitis, Alveolarmakrophagen, Riesen-zellbildung (Riesenzellen vom Fremdkörpertyp) und in-terstitielle makrophagozytäre Granulome. PAS-positivesMaterial in Makrophagen und Riesenzellen. Elektronen-mikroskopisch in oben genannten Zellen lysosomaleEinschlüsse (8,9).

Die CT des Thorax zeigt in den Unterfeldern einen ausgeprägtenLungengerüstprozess. Die deutlich abgrenzbaren milchglasartigenTrübungen sind als Zeichen einer floriden Alveolitis zu deuten.

waren normal mit normaler Atemverschieblichkeit. Über al-len Lungenabschnitten fand sich ein sonorer Klopfschall undvesikuläres Atemgeräusch. Basal waren vereinzelt feinetrockene Rasselgeräusche abgrenzbar, die auch nach Hu-stenprovokation persistierten. Die Narben nach rechtsseiti-ger VATS waren reizlos. Die weitere Untersuchung von Herz,Kreislauf, Abdomen, Wirbelsäule, Extremitäten sowie Ner-vensystem und Psyche zeigte keine Auffälligkeiten.

Im Labor wurde eine leicht erhöhte BSG (22/38 mm n. W)und LDH (298 U/l), im Differenzialblutbild eine Lymphope-nie mit 11 Prozent bei Leukozytose von 13,8/nl sowie imUrin-Stix eine Leukozyturie (++) und Erythrozyturie (+) fest-gestellt. Die immunologischen Parameter zeigten sich un-auffällig für: Eiweißelektrophorese, C3-, C4-Komplement,RF-Latex, RF-RAPA, ANA, AMA, cANCA, anti-PR3, pANCA,anti-MPO 3. Erhöhte unspezifischen IgG-Antikörper (Immu-noCAP) konnten nicht nachgewiesen werden gegenüber:Penicilllum notatum, Aspergillus fumigatus, Alternaria al-ternata, Aureobasidium pullulans, Micropolyspora faeni,Schimmelpilzmischung, Taubenkot, Wellensittichfedern,Wellensittichserumprotein, Hühner, Papageien-oder Kana-rienvogelfedern. Das Gesamt IgE (ImmunoCAP) war mit5 kU/L normal und im Pricktest ergab sich kein Anhalt für ei-ne Sensibilisierung gegenüber Ammoniumpersulfat, Hennaneutral, Henna färbend, Natriumhexachloroplatinat, Nickel-sulfat, Kaliumdichromat, Cobalt-2-Chlorid, Gräsern, Bäu-men, Schimmelpilzen, Hausstaubmilben oder Latex.

Lungenfunktionsanalytisch zeigte sich eine mittelgradige res-triktive Einschränkung des Lungenvolumens, wobei die Diffu-sionskapazität dabei schwergradig reduziert war. Weiter ließsich eine beginnende obstruktive Ventilationsstörung mit deut-licher bronchialer Hyperreaktivität (bei der initialen Dosis von3 μg Methacholin mehr als Verdopplung des spezifischenAtemwegswiderstands; signifikanter Abfall der FEV1 bei ei-ner kumulativen Dosis von 239 μg) sowie Reversibilität imangeschlossenen Bronchodilatationstest nachweisen. Unterkörperlicher Belastung mit 50, 75 und 100 Watt über jeweils3 Minuten zeigte sich der PaO2 stabil (Ruhe 80,1 mmHg /100 Watt: 77,0 mmHg). Das im Atemexhalat bestimmte Stick-stoffmonoxid (FeNO) war mit einem Wert von 19 ppb normal.

Deutliche Alveolitis feststellbar

Radiologisch bestand aufgrund der Voruntersuchungen beider Patientin ein ausgeprägter Lungengerüstprozess mit ei-ner deutlich milchglasartigen Trübung in den Unterfeldern,die als Zeichen einer stark entwickelten Alveolitis gedeutet

wurden. Der Befund war retrospektiv im Februar 2006 na-tivdiagnostisch am ausgeprägtesten. Im Verlauf bildete sichdie Alveolitis unter der Steroidmedikation etwas zurück.Zum Zeitpunkt der Begutachtung bestanden bei der Patien-tin weiterhin eine deutliche Alveolitis sowie die Zeichen ei-nes Lungengerüstprozesses. Die Lungenstruktur selber warzum Zeitpunkt der Begutachtung in den Oberfeldern im Sin-ne eines Emphysems rarefiziert. Die sonstige Darstellungder Thoraxorgane, des Herzens sowie der Hili war unauffäl-lig. Aufgrund der radiologischen Verlaufsbilder war davonauszugehen, dass hier ein langjähriger Prozess vorlag, derzu einer weitgehenden Zerstörung der Lungen besonders inden Unterfeldern geführt hatte.

Aufgrund des Stellenwertes der Histologie für die Diagnose-stellung erfolgte eine Zweitbefundung der mittels VATS ge-wonnenen Präparate, im Institut für Pathologie der Ruhr-Universität Bochum an den BerufsgenossenschaftlichenKliniken Bergmannsheil (Direktorin Prof. Andrea Tannapfel).Histopathologisch zeigten sich eine ausgeprägte, diffuse inter-stitielle Pneumonie mit Nachweis von Riesenzellen und PAS-positivem Material innerhalb von Makrophagen sowie eineherdförmige organisierende Pneumonie. Im Bereich der An-sammlung von stark aktivierten Alveolarmakrophagen wareneinzelne mehrkernige Riesenzellen vorhanden. Das mor-phologische Bild sprach für eine exogen allergische Alveolitis.

Berufsbedingte Erkrankung

Es war zu klären, ob es sich bei der Versicherten um eine be-rufsbedingte Erkrankung der sogenannten Haarspraylungehandelt. Diese Erkrankung wird entsprechend der Berufskrank-heitenverordnung vorwiegend durch reaktionslose Staubein-

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Histopathologisch zeigt sich eine ausgeprägte, diffuse interstitiellePneumonie mit Nachweis von Riesenzellen sowie eine herdförmigeorganisierende Pneumonie. Foto: Prof. A. Tannapfel

lagerung (Thesaurose) abgehandelt und der Berufskrank-heit BK 4201 „exogen allergische Alveolitis“ zugeordnet.

Haarsprays sind Nebelaerosole, also kleinste flüssige odergasförmige Teilchen, die praktisch in der Luft schweben. Eingroßer Anteil der Tröpfchen besitzt einen alveolengängigenDurchmesser um 5 μm. Bei der Haarspraylunge stellt dieständige massive Fremdkörperexposition einen dauerndenReiz zur Phagozytose durch Alveolarmakrophagen dar (4).Durch phagozytierte Partikel, die nicht abgebaut werdenkönnen, kommt es zur Degeneration von Alveolarmakropha-gen sowie zur Bildung von Riesenzellen. Durch einen per-petuierten Entzündungsprozess werden fibrosierende Pro-zesse des Parenchyms ausgelöst. In der Folge kann sich dasVollbild einer sogenannten fibrosierenden Alveolitis ent-wickeln. Pathophysiologisch bedeutsam ist dabei eine Stö-rung des Selbstreinigungsmechanismus der Schleimhaut(mukoziliäre Clearance) durch Komponenten des Haar-sprays, die eine Retention und Deposition – also das Zu-rückhalten – alveolargängiger Stäube begünstigen (10,11).

Diagnose Haarspraylunge

Die Anamnese, das Beschwerdebild und die Untersu-chungsergebnisse, die bei der Versicherten, mit 15-jährigerTätigkeit als Friseurin, zu erheben waren, entsprachen denDiagnosekriterien des Krankheitsbildes „Haarspraylunge“.Hohe Relevanz besitzt neben den Expositionsbedingungendie Histologie für die diagnostische Einordnung. Die Versi-cherte war Nichtraucherin. Hinweise auf andere Ursacheneiner exogen allergischen Alveolitis (EAA) (12) ergaben sichin den angeführten Untersuchungen nicht. Auch wenn esfür die Haarspraylunge kein spezifisches morphologischesSubstrat gibt, sprach die Diagnose einer schwergradigen,chronisch-rezidivierend verlaufenden EAA mit bereits deut-lichem Ab- und Umbau des Lungenparenchyms sowie klein-herdigen Arealen einer kryptogen organisierenden Pneu-monie bei entsprechender Exposition mit hoherWahrscheinlichkeit für ein Krankheitsbild im Sinne einerdurch Haarspray verursachten Thesaurose, die nach der Be-rufskrankheitenverordnung der exogen allergischen Alveoli-tis und damit der BK-Nr. 4201 zuzuordnen ist.

Prinzipiell ergibt sich beim Ausschalten der schädlichen No-xe die Möglichkeit zu einer Verbesserung der Erkrankung,zumal radiologisch Hinweise für eine beeinflussbare ent-zündliche Komponente bestehen. Da im Verlauf eine gewis-se Stabilität – jedoch nur unter (hoher) oraler Steroidgabe– zu erzielen war, eine chronische Verlaufsform vorlag und

die strukturellen Veränderungen der Lunge bereits rechtausgeprägt waren, ist der weitere Verlauf trotz nunmehrkonsequenter Expositionsprophylaxe kritisch zu bewerten.

Die Autoren:PPrrooff.. TThhoommaass BBrrüünniinngg,, DDrr.. FFrraannkk HHooffffmmeeyyeerr

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ARBEITSMEDIZINISCHER FALL

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1. Mounier-Geyssant E, Oury V, Mouchot L, Paris C, Zmi-rou-Navier D: Exposure of hairdressing apprentices to air-borne hazardous substances. Environ Health 2006; 5: 23

2. Bergmann M, Flance IJ, Blumenthal HT: Thesaurosis fol-lowing inhalation of hair spray; a clinical and experimen-tal study. N Engl J Med 1958; 258: 471-6

3. Bergmann M, Flance IJ, Cruz PT, Klam N, Aronson PR,Joshi RA, Blumenthal HT: Thesaurosis due to inhalation ofhair spray. Report of twelve new cases, including threeautopsies. N Engl J Med 1962; 266: 750-5

4. Gowdy JM, Wagstaff MJ: Pulmonary infiltration due toaerosol thesaurosis. A survey of hairdressers. Arch Envi-ron Health 1972; 25: 101-8

5. Nagata N, Kawajiri T, Hayashi T, Nakanishi K, Nikaido Y,Kido M: Interstitial pneumonitis and fibrosis associated withthe inhalation of hair spray. Respiration 1997; 64: 310-2

6. Stringer GC, Hunter SW, Bonnabeau RC, Jr.: Hypersensi-tivity pneumonitis following prolonged inhalation of hairspray. Thesaurosis. JAMA 1977; 238: 888-9

7. Sharma OP, Williams MH, Jr.: Thesaurosis. Pulmonary func-tion studies in beauticians. Arch Environ Health 1966; 13: 616-8

8. Gebbers JO, Burkhardt A, Tetzner C, Rudiger HW, vonWichert P: "Haarspray-Lunge". Klinische und morphologi-sche Befunde. Schweiz Med Wochenschr 1980; 110: 610-5

9. Wright JL, Cockcroft DW: Lung disease due to abuse ofhairspray. Arch Pathol Lab Med 1981; 105: 363-6

10. Houtmeyers E, Gosselink R, Gayan-Ramirez G, Decra-mer M: Regulation of mucociliary clearance in health anddisease. Eur Respir J 1999; 13: 1177-88

11. Friedman M, Dougherty R, Nelson SR, White RP, Sack-ner MA, Wanner A: Acute effects of an aerosol hair sprayon tracheal mucociliary transport. Am Rev Respir Dis 1977;116: 281-6

12. Sennekamp J, Müller-Wening D, Amthor M, Baur X,Bergmann KC, Costabel U, Kirsten D, Koschel D, Kroidl R,Liebetrau G, Nowak D, Schreiber J, Vogelmeier C: Empfeh-lungen zur Diagnostik der exogen-allergischen Alveolitis[Arbeitsgemeinschaft Exogen-Allergische Alveolitis derDeutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungs-medizin e. V. (DGP) und der Deutschen Gesellschaft für Al-lergologie und Klinische Immunologie (DGAKI)]. Pneumo-logie 2007; 61: 52-6

Wie alle biologischen Materialien enthält auch die Baum-wollpflanze Mikroorganismen, die unter anderem durchWind oder Regen herangetragen werden. Daher ist Roh-baumwolle grundsätzlich mit Endotoxinen kontaminiert, al-so den Zellwandbestandteilen gramnegativer Bakterien. ImGegensatz zu den Bakterien aus denen sie stammen, sindEndotoxine selbst sehr hitzestabil.

Die Byssinose ist eine Atemwegs- und Lungenerkrankungbei Exposition gegenüber Baumwolle. Sie kann in Deutsch-land als Berufskrankheit anerkannt werden. Hierfür ist einnachweisbarer Kontakt zu Rohbaumwolle, also den nicht ge-reinigten Rohfasern während der ersten Verfahrensschrittein der Baumwollspinnerei, eine wesentliche Voraussetzung.

Diagnose der Byssinose

Wichtig für die Diagnose ist die sogenannte „Montagssymp-tomatik“: Nach einer Besserung am Wochenende treten dieBeschwerden vor allem am Montag auf und schwächen sich

im Verlauf der Woche wieder ab. Zuerst stehen reversibleSymptome wie Brustenge, Husten und kurzzeitige Atemnotim Vordergrund. Selten zu Beginn der Exposition, meist erstnach jahrzehntelanger Baumwollexposition kann sich einechronisch obstruktive Bronchitis entwickeln. Gefährdet sindvor allem Beschäftigte, die bei der Verarbeitung von Natur-fasern in den ersten Arbeitsschritten tätig sind: in Mischräu-men, Putzereien, Batteur- und insbesondere Kardenräumenvon Baumwoll- oder Flachsspinnereien oder beim Ausklop-fen von Hanfpflanzen.

Grenzwerte für die luftgetragene Staubbelastung am Ar-beitsplatz werden in Deutschland in der TRGS 900 geregelt.Derzeit gilt ein allgemeiner Staub-Grenzwert von 10 mg/m3

für die einatembare Fraktion von Inertstaub – also schwerbeziehungsweise unlösliche Stäube, für die kein andererGrenzwert vorliegt. Für Rohbaumwolle ist der niedrigereWert von 1,5 mg/m3 gültig. Für Endotoxine ist kein Grenz-wert festgelegt. Das Auftreten von Staub und Endotoxin kor-reliert nicht miteinander. Messungen haben ergeben, dass

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Blinde Passagiere auf der BaumwolleByssinose erkennen und vermeiden

Verena Liebers, Gerhard Kraus, Thomas Brüning, Monika Raulf-Heimsoth

Rohbaumwoll-, Rohflachs- oder Rohhanfstaub könnenErkrankungen der tieferen Atemwege und der Lunge verursa-chen – die sogenannte Byssinose (BK 4202). Die Krankheitentsteht multikausal, unter anderem spielen Endotoxine eineRolle. Spezifische immunologische Kriterien zur Diagnosesi-cherung sind bisher nicht bekannt. Anamnese und Tätigkeits-beschreibung, einschließlich Staub- und Endotoxinmessun-gen, sind deshalb besonders wichtig für die Diagnose.

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Die Baumwollpflanze gehört zur Familie der Malvengewächse. Aus den Samenhaaren der Kapseln wird die Naturfaser Baumwol-le gewonnen. Hauptbestandteil der Baumwolle ist die Zellulose. Die besondere Anordnung der Zellulosefasern gibt der Baumwol-le eine hohe Reißfestigkeit. Jede Faser besteht aus 20-30 Lagen Zellulose in einer gedrehten Struktur. Baumwolle wird seit Jahr-tausenden zur Herstellung von Kleidung verwendet.

Die Baumwollernte findet rund acht Wochen nach der Blüte statt, wenn die Fruchtkapseln aufgeplatzt sind. Die Ernte wird mitPflückmaschinen durchgeführt, eine Verunreinigung durch verschiedene Pflanzenteile ist dabei unvermeidbar. Dementsprechendbesteht im Prozess der Baumwollverarbeitung Kontakt mit Mikroorganismen, vor allem während der ersten Arbeitsschritte mitder noch ungereinigten Rohbaumwolle. Beim Umgang mit den bakterienbesiedelten Materialien können Bioaerosole entstehen,die Endotoxine enthalten und durch die Luft in die Atemwege gelangen.

Bei der Verarbeitung des Garns – beispielsweise in Webereien und Strickereien – nimmt die Endotoxinbelastung mit zunehmen-dem mechanischen Reinigungsgrad ab. Verbleibende Verunreinigungen der Baumwollfäden werden beim Bleichen oder Färbendurch die chemische Behandlung entfernt.

Die Baumwollverarbeitung in der Spinnerei kann grob in drei Bereiche unterteilt werden: · Vorwerk: Öffnen der Ballen, Reinigen des Fasermaterials· Spinnerei: Fadenbildung· Garnverarbeitung: Spulen und Zwirnen der Fäden

Die Baumwollfäden werden in der Spinnerei aufgerollt. Bei der Verarbeitung vonRohbaumwolle kommen die Mitarbeiter mit Endotoxinen in Kontakt. Foto: Liebers

die Endotoxinbelastung in der Textilindustrie relativ hochsein kann, obwohl die allgemeinen Staubluftkonzentratio-nen in der Regel sehr niedrig sind. Die einzelnen Bereicheder Baumwollverarbeitung weisen dabei unterschiedlichstarke Belastungen auf.

Das von Lane et al. 2004 beschriebene Spektrum reicht von18 EU/m3 im Webereibereich bis hin zu über 3000 EU/m3 imBereich der Ballenöffnung. Messungen der Textil- und Beklei-dungs-Berufsgenossenschaft (TBBG) in Baumwollspinnereienzeigten ebenfalls Unterschiede in der mikrobiologischen Be-lastung von mehr als zwei Zehnerpotenzen. Außerdem sind dieArbeitsbereiche nicht immer räumlich vollständig voneinandergetrennt, vor allem da einzelne Beschäftigte ihren Einsatzortzeitweilig wechseln. Daher ist das persönliche Belastungs-profil wichtig und nur bedingt aus der Arbeitsplatzbeschrei-bung zu ermitteln. Außerdem weisen Lane et al. darauf hin,dass der Entoxingehalt in Baumwolle aus unterschiedlichenUrsprungsregionen um das Vierfache variieren kann.

Präventionsmöglichkeiten

Technische, organisatorische und persönliche Schutzmaß-nahmen müssen die inhalative Exposition gegenüberBioaerosolen bei der Verarbeitung von Baumwolle oder an-deren Naturfasern verringern. Hierzu gehört insbesondereeine effektive Lüftungstechnik sowie deren hygienischeWartung und Instandhaltung. Die Wirksamkeit der Schutz-maßnahmen kann durch Staubmessungen und mikrobiolo-gische Untersuchungen einschließlich Endotoxinluftmes-sungen nachgewiesen werden.

Der Betriebsarzt sollte in Absprache mit Arbeitgeber und Si-cherheitsfachkraft an den Betriebsrat und die Beschäftigten In-formationen und Ratschläge, unter anderem zu Expositionen,Gefährdungen, Schutzmaßnahmen und zum Vorgehen beiBeschwerden, geben. Regelmäßige arbeitsmedizinische Vor-sorgeuntersuchungen sollten allen Personen aus Bereichenmit erhöhten Luftbelastungen, wie im Spinnereivorwerkoder bei der Wartung der Lüftungstechnik, angeboten werden.

Abnehmende Zahlen der Berufskrankheit

Nach bisherigem Kenntnisstand ist die Byssinose eine durchorganische Stäube (Bioaerosole) hervorgerufene Lungener-krankung (BK 4202). Endotoxine spielen dabei eine Rolle,sind aber vermutlich nicht der einzige Auslöser. Aufgrundder Abnahme der Baumwollverarbeitung und verbesserterArbeitsbedingungen in der deutschen Textilindustrie sind

die Anzeigenmit Verdacht aufByssinose alsBeru fskrank-heit rückläufig:Während im Jahr2000 noch 24 An-zeigen auf Verdacht ei-ner BK 4202 gestellt wurden, betrugdie Zahl im Jahr 2006 nur fünf. Unab-hängig von rechtlichen Fragen zur Be-rufskrankheit und der letztendlich zugrun-de liegenden Ätiopathogenese stehenMaßnahmen der Primär- und Sekundärpräven-tion in allen Bereichen mit Bioaerosol- und insbesondereBaumwollstaubexposition im Vordergrund, um die inhalati-ve Belastung der Beschäftigten zu reduzieren und sich an-bahnende Erkrankungen rechtzeitig zu erkennen.

Die Autoren:PPrrooff.. TThhoommaass BBrrüünniinngg,, DDrr.. VVeerreennaa LLiieebbeerrss,,

PPDD DDrr.. MMoonniikkaa RRaauullff--HHeeiimmssootthhBGFA

DDrr.. mmeedd.. GGeerrhhaarrdd KKrraauussTextil- und Bekleidungs-Berufsgenossenschaft (TBBG)

11BGFA-Info 03/2007

FORSCHUNG

Lite

ratu

rLLiitteerraattuurraauusswwaahhll zzuumm TThheemmaa

1. Informationsschrift der Textil- und Bekleidungs-Berufs-genossenschaft (TBBG): „Checkliste zur Lufthygiene-Redu-zierung von Luftschadstoffen (Stäube, Keime, Endotoxineund andere luftgetragene Substanzen) hygienebewusstesBetreiben von raumlufttechnischen Anlagen in der Textil-industrie (TA 28113)“

2. Kraus G, Koppisch D. Endotoxine in der Naturfaser ver-arbeitenden Textilindustrie. Gefahrstoffe – Reinhaltungder Luft 2007; 67, S. 385 -390

3. Lane SR, Nicholls PJ, Sewell RD. The measurement andhealth impact of endotoxin contamination in organic dustsfrom multiple sources: focus on the cotton industry. InhalToxicol 2004; 16: 217-29

4. Liebers V, Brüning T, Raulf-Heimsoth M. Occupationalendotoxin-exposure and possible health effects on hu-mans. Am J Ind Med 2006; 49: 474-91

5. Liebers V, Kraus G, Brüning T, Raulf-Heimsoth M. Byssi-nose – eine Übersicht. ASU 2007, 9, 469 - 474

6. Merkblatt Byssinose, Bek. des BMA v. 16. August 1989,BABI. 11/1989

7. Spyra M. Berufskrankheiten des Respirationstraktes, 2.Teil Berufskrankheiten im Einzelnen. Schleswig-Holsteini-sches Ärzteblatt 7/2006, S. 66-74

Besondere Expositionsumstände wie enge Räume und un-zureichende Absaugung können zu erhöhten Schweiß-rauchkonzentrationen in der Atemluft führen. Gesundheits-relevante Expositionen können bei Werkstoffen, die Chromund Nickel enthalten, unter anderem bei folgenden häufigverwendeten Schweißverfahren auftreten:• Lichtbogenhandschweißen mit umhüllten Stabelektroden • MIG- und MAG-Schweißen, insbesondere mit Fülldraht

und selbstschützenden Fülldrähten• Plasmaschneiden• Flamm-, Lichtbogen- und Plasmaspritzen

In Deutschland ist eine große Zahl Beschäftigter regelmäßiggegenüber Schweißrauchen exponiert. Durch langjährigehohe Schweißrauchexpositionen können eine chronischeBronchitis oder ein Lungenemphysem verursacht werden.In seltenen Fällen ist auch die Entstehung eines allergi-schen beziehungsweise chemisch-irritativen oder toxischenBronchialasthmas möglich oder einer Siderofibrose bezie-hungsweise einer Schweißerlungenfibrose.

Neben diesen Risiken gilt das Augenmerk der arbeitsmedi-zinischen Forschung aktuell besonders den krebserregen-den Komponenten Chrom und Nickel. Durch die Novellie-rung der Gefahrstoffverordnung wurden die Grenzwerte(Technische Richtkonzentrationen, TRK) für Expositionen ge-genüber krebserzeugenden Gefahrstoffen am Arbeitsplatzaußer Kraft gesetzt. Daher müssen neue gesundheits- be-ziehungsweise risikobasierte Grenzwerte für Chrom undNickel aufgestellt werden, um Arbeitnehmer vor den mögli-chen Gesundheitsgefahren durch Schweißrauche zuverläs-

sig zu schützen. Edelstahl kann derzeit durch keinen ande-ren Werkstoff ausreichend substituiert werden. Insofernmüssen Tätigkeiten wie Schweißen, bei denen durch ent-sprechende Bearbeitung von Edelstahl Expositionen gegen-über Chrom oder Nickel möglich sind, besonders umfassendbewertet werden. Über Nickel im Schweißrauch wurde be-reits im BGFA-Info 02/2007 ausführlicher berichtet.

Verbundprojekt WELDOX-SALIA

Im Fokus des 2007 gestarteten Verbundprojekts steht dieumfassende Bewertung der beruflichen (WELDOX) und um-weltbedingten (SALIA) Exposition und Wirkung von Metallenanhand einer breiten Palette von Biomarkern. Das BGFA ar-beitet dabei mit den Arbeitsgruppen von Professor Dr. An-drea Hartwig vom Institut für Lebensmitteltechnologie undLebensmittelchemie der Technischen Universität Berlin undPD Dr. Ursula Krämer vom Institut für UmweltmedizinischeForschung (IUF) in Düsseldorf eng zusammen. Das Projektwird zudem durch das BGIA – Institut für Arbeitsschutz derDGUV in Sankt Augustin und die BG Metall Nord-Süd, dieBG Feinmechanik und Elektrotechnik sowie die Maschinen-bau- und Metall-BG unterstützt.

Im Rahmen der Querschnittsstudie WELDOX sollen an 200Schweißern Dosis-Wirkungs-Beziehungen zwischen derMetallexposition und ausgewählten Biomarkern aufgestelltwerden. SALIA ist eine Längsschnittstudie mit 400 Proban-den im Alter über 70 Jahre, um den Vorhersagewert dersel-ben Biomarker für möglicherweise später auftretende Er-krankungen bewerten zu können. Insgesamt sollen die

12 BGFA-Info 03/2007

Schweißrauche

Verbundstudie WELDOX-SALIA erfolgreich am BGFA gestartetThomas Brüning, Martin Lehnert, Beate Pesch, Tobias Weiss, Ursula Krämer, Andrea Hartwig

Schweißen, als eine der zentralen Anwendungen in der industriellen und handwerklichen Verarbeitung von Metallen, kannmit Expositionen verbunden sein, die von hoher arbeitsmedizinischer Relevanz sind. Das Substanzgemisch „Schweißrauch“enthält je nach Material und Schweißverfahren neben Eisenoxid und Gasen auch potenziell krebserregende Metalle wieChrom oder Nickel. Diese spielen insbesondere beim Schweißen von Edelstählen eine Rolle. Mit der neuen Gefahrstoffver-ordnung sind technische Richtkonzentrationen derzeit außer Kraft gesetzt. Daher müssen neue Grenzwerte für Chrom undNickel aufgestellt werden, die Gesundheitsgefahren für den Menschen zuverlässig abwenden.

Ergebnisse Rückschlüsse auf Gesundheitsrisiken bei expo-nierten und älteren Personen ermöglichen sowie einen Bei-trag für die Festlegung gesundheits- und risikobasierterGrenzwerte im Rahmen des vorbeugenden Gesundheits-schutzes liefern. Dem Aspekt altersbedingter Veränderun-gen kommt vor dem Hintergrund einer verlängerten Le-bensarbeitszeit eine besondere Bedeutung zu. Daherwerden insbesondere auch ältere Schweißer rekrutiert.

Zu Beginn des Projekts wurde ein Operationshandbuch erar-beitet, das als verbindliche Arbeitsgrundlage für alle an demProjekt beteiligten Stellen gilt. Um die Verfahrensabläufe unddas zum Teil neue Instrumentarium der Studie auf ihre An-wendbarkeit zu prüfen und eventuell erforderliche Modifika-tionen an Studienplan und Operationshandbuch vornehmenzu können, startete im Frühjahr 2007 zunächst die Pilotphase.

Expositionsbewertung gegenüber Partikeln im Schweißrauch

Bisher wurden die Staubpartikel im Schweißrauch vorwie-gend in der einatembaren, der sogenannten E-Fraktion, be-stimmt, die durch Nase und Mund eingeatmet werden können.Die Größenverteilung der Partikel ist in der Norm EN 481festgelegt. Für die Metallbelastung der Lunge und des Kör-pers ist jedoch insbesondere die alveolengängige Partikel-fraktion, die A-Fraktion, von Bedeutung. Hierbei handelt essich um Staubpartikel, die bis in die Lungenbläschen (Al-veolen) gelangen können. Zusätzlich treten beim Schweißenauch ultrafeine Partikel, sogenannte Nanopartikel, auf, diekleiner als 0,1 μm (100 nm) sind und so möglicherweise di-rekt bis in die Blutbahn gelangen.

Zur Bestimmung der Schweißrauch- und Metallexpositionin allen drei Fraktionen wurde vom BGIA das Sondermess-programm 9131 „WELDOX“ aufgestellt. Die Schweißrauch-messungen werden mit jeweils zwei personengetragenenMessgeräten für mehrere Stunden während der Schichtdurchgeführt. Die Messköpfe sind im Atembereich desSchweißers angebracht. Zusätzlich führt das BGIA Messun-gen der Ultrafeinstaub-Fraktion mit einem stationärenMessgerät an ausgewählten Arbeitsplätzen durch. Auf dieseWeise lässt sich ein umfassenderes Bild der Exposition ge-genüber Partikeln erzielen und mit der inneren Metallbela-stung und den Biomarkern in Verbindung setzen.

Messung der Metallbelastung des Körpers

Im Rahmen arbeitsmedizinischer Vorsorgeuntersuchungenwerden Chrom und Nickel in der Regel im Urin bestimmt.

Aufgrund der geringen Löslichkeit der Schweißrauchpartikelist in der arbeitsmedizinischen Praxis jedoch kein direkterZusammenhang zwischen der Konzentration von Nickel inder Luft am Arbeitsplatz und der im Urin erkennbar. Auchder Effekt von Staubschutzmasken kann bisher bei der kon-ventionellen Schweißrauchmessung nicht simuliert werden,so dass die tatsächlich eingeatmete Schadstoffmenge beimTragen einer Staubschutzmaske nicht ermittelt werdenkann. Um die Belastung der Atemwege besser beurteilen zukönnen, werden im Rahmen von WELDOX zusätzlich auchMetalle im Atemkondensat und im Bronchialsekret (indu-ziertes Sputum) bestimmt.

Schweißrauch enthält zudem große Mengen an Eisen. ObwohlEisen im Körper als Spurenelement lebenswichtige Funktionenerfüllt, können hohe Expositionen zu gesundheitlichen Schä-den führen, beispielsweise bei der Eisenspeicherkrankheit.Eisen in ungebundener Form kann oxidative Schäden verur-sachen. Dem Eisenstoffwechsel wird im Rahmen der WEL-DOX-Studie deshalb besondere Aufmerksamkeit gewidmet.

Das Redoxpotenzial der Metalle kann im Körper direkt odermittelbar „oxidative“ Schäden an der Erbsubstanz verursa-chen. Solche Schäden können bei unzureichender Repara-tur möglicherweise mit einer späteren Krebsentstehungverbunden sein. Daher untersucht die Studie oxidativeSchäden mit einem umfangreichen Methodenspektrum:• Biomarker für oxidative DNA-Schäden (DNA-Strangbrü-

che und Fpg-sensitive Stellen, 8-OxodGuo-DNA-Addukte,Comet-Assay, bei WELDOX zusätzlich Mikrokerntest)

• Biomarker für DNA-Reparatur-Kapazität (PARP-Aktivität,Inzisionskapazität)

• Biomarker für oxidativen Stress (Antioxidanzien-Status,bei SALIA auch Lipidperoxidation und Glutathionspiegel)

Weiterhin werden Eisenhaushalt und Sauerstoffversorgungmit innovativen methodischen Ansätzen untersucht:• DNA-Methylierungsanalyse von Kandidatenenzymen• mRNA- und microRNA-Analyse in regulatorischen Pro-

zessen

Immunologische Effekte

Die Bestimmung entzündlicher beziehungsweise immuno-logischer Parameter im Probenmaterial der Studienteilneh-mer soll Hinweise auf pathophysiologische Reaktionen – ins-besondere an der Lunge – liefern, die mit einer hohenExposition gegenüber den Inhaltsstoffen von Schweißrauchin Verbindung stehen können. So werden im Atemkonden-

13BGFA-Info 03/2007

FORSCHUNG

sat, den wasserlöslichen Bestandteilen der Ausatemluft,und im Bronchialsekret die Konzentrationen von Entzün-dungsmediatoren wie Interleukine, Leukotriene und Zytoki-ne bestimmt sowie zelluläre Bestandteile analysiert. DieMessung des Stickoxidanteils in der Ausatemluft gibt Hin-weise auf Frühformen einer irritativen Reaktion im Bereichder Bronchien, bevor eine Funktionseinschränkung messbarwird. Für die Hauptphase der Studie ist zusätzlich die Ge-winnung und Analyse von Nasalsekret vorgesehen.

Auch die Lungenfunktion und mögliche Ventilationsstörungenwerden durch eine konventionelle Spirometrie überprüft.Zum einen kann die längerfristige Exposition gegenüberSchweißrauchen durch Ablagerungen von Eisenoxid zu ei-ner herabgesetzten Dehnbarkeit des Lungengewebes und zuvermindertem Gasaustausch führen. Messbare Funktions-einschränkungen sind die Folge. Andererseits können chro-nisch-irritative Reaktionen zu einer Verengung der Bron-chien (Obstruktion) führen. Kenngrößen der Lungenfunktionunterstützen so auch die Bewertung immunologischer Phä-nomene.

Pilotphase abgeschlossen

Von Mai bis Juli 2007 wurden in der Pilotphase von WELDOX36 Schweißer aus verschiedenen metallverarbeitenden Be-trieben untersucht. Die Arbeiter waren zwischen 23 und 59Jahren alt, im Mittel 46 Jahre. Zum Zeitpunkt der Untersu-chung waren sie bereits zwischen 6 und höchstens 43 Jahrenals Schweißer tätig. 28 von 36 Männern verarbeiteten amTag der Untersuchung einfachen Baustahl. Chrom-, Nickel-oder Kupferverbindungen bildeten die Ausnahme.

Erhebliche Anforderungen ergaben sich aus der kompliziertenProbenlogistik, Probengewinnung, Probenvorbereitung vorOrt. Verpackung und Transport zu den Labors in Berlin undBochum erforderten eine gewissenhafte Planung und ein ak-kurates Timing. So musste ein Teil der Proben unmittelbarnach der Entnahme zentrifugiert und bei Raumtemperaturin aufrechter Lage nach Berlin transportiert werden. AnderesMaterial toleriert nur einen Temperaturbereich zwischen 4und 8° Celsius. Bestimmte Proben mussten unmittelbar nachder Gewinnung tiefgefroren werden. Kurierdienste besorg-ten den Transport und die pünktliche Zustellung.

Die gute Kooperation aller Beteiligten trug wesentlich zu einemgelungenen Verlauf der Pilotphase bei. Die umfangreichenErfahrungen aus dem Bitumen-Projekt am BGFA erleichter-ten die Planung der Abläufe und der Ausrüstung des Teams.

Der erfolgreiche Verlauf der Pilotphase der TeilprojekteWELDOX und SALIA bestätigt die Durchführbarkeit einer sol-chen komplexen Studie. Im September wurden die Ergebnissedem Projekt-Koordinierungskreis aus Medizinern, Naturwis-senschaftlern, Ingenieuren und Fachvertretern der Berufsge-nossenschaften vorgestellt und intensiv diskutiert. DieHauptphase von WELDOX, in der 170 Schweißer untersuchtwerden, hat im Oktober begonnen. Die Feldphase diesesTeilprojekts wird bis in das Jahr 2009 hineinreichen, so dassmit belastbaren Ergebnissen in der zweiten Jahreshälfte2009 gerechnet wird. Ziel der Hauptphase ist insbesondere,Bereiche mit hoher Nickel- und Chrombelastung einzube-ziehen.

Die Autoren:PPrrooff.. TThhoommaass BBrrüünniinngg,, DDrr.. MMaarrttiinn LLeehhnneerrtt,,

DDrr.. BBeeaattee PPeesscchh,, DDrr.. TToobbiiaass WWeeiissssBGFA

PPrrooff.. AAnnddrreeaa HHaarrttwwiigg Institut für Lebensmitteltechnologie und

Lebensmittelchemie der Technischen Universität BerlinPPDD DDrr.. UUrrssuullaa KKrräämmeerr

Institut für Umweltmedizinische Forschung (IUF),Universität Düsseldorf

14 BGFA-Info 03/2007

15BGFA-Info 03/2007

FORSCHUNG

Durch den Paradigmenwechsel von technisch orientiertenRichtkonzentrationen zu gesundheitsbasierten Grenzwerten(AGW) ist die Holzstaubkonzentration von Interesse, die zueinem nachweisbar erhöhten Krebsrisiko führen kann. DasScientific Committee on Occupational Exposure Limits(SCOEL) hat 2003 im Hinblick auf die Herleitung eines AGWfür Holzstaub gefolgert, dass die Expositionsabschätzungder bis dahin durchgeführten Studien nicht ausreichenddurch Messwerte abgestützt wurde.

In Europa wurde inzwischen in dem Projekt WOODEX eineDatenbank zur Exposition gegenüber inhalierbarem Holz-staub mit den vorhandenen Messwerten entwickelt. Einegroße Zahl deutscher Messdaten wurden in diese Daten-bank aufgenommen und konnten für das BGFA-Projekt ge-nutzt werden. In der Holzindustrie spielen neben Holzstäubenauch Ko-Expositionen durch Holzschutzmittel, Beizen undLacke eine Rolle. Inwieweit diese chemischen Holzzusatz-stoffe mit der Krebsentstehung verbunden sein können und ob

es molekulargenetische Marker gibt, die einen Bezug zwi-schen der Art der beruflichen Belastung und der Erkrankungerkennen lassen, war bislang nicht ausreichend erforscht.

Risikoabschätzung

Vor diesem Hintergrund hat das BGFA zusammen mit derHolz-Berufsgenossenschaft eine industriebasierte Fall-Kon-troll-Studie durchgeführt, die jetzt abgeschlossen wurde.Ziel war die Abschätzung des Risikos für ADCN durch Holz-staubbelastung, gestützt durch Messwerte, und durch Ko-Expositionen. Von 2003 bis 2005 wurden männliche Studien-teilnehmer rekrutiert, die jemals in Betrieben derHolz-Berufsgenossenschaft gearbeitet haben. Die Fallgruppewaren Männer mit einem als BK 4203 anerkanntem ADCN.

Zur quantitativen Abschätzung der Holzstaubbelastungwurde eine Job-Expositions-Matrix (JEM) nach Branchen undZeitperioden aufgestellt. Für 1993 bis 2002 standen mehr als8 000 Messungen aus WOODEX zur Verfügung. Für 1986 bis1992 konnten weitere Messdaten hinzugezogen werden. Fürhistorische Expositionen konnten Messungen an nachge-stellten Arbeitsplätzen genutzt werden. Für die einzelnenTätigkeiten wurde nach Expertenurteil ein weiterer Faktorfür die Staubbelastung einer speziellen Tätigkeit im Ver-gleich zum Branchenmittel geschätzt, beispielsweise ob dieArbeit nah oder entfernt von der Belastungsquelle stattfand.

Für jeden Studienteilnehmer wurden mittlere und kumulativeBelastung an inhalativem Holzstaub über die gesamte Arbeits-

Sino-nasale Adenokarzinome (adenocarcinoma of thenasal cavity and paranasal sinuses, ADCN) sind eine sehrseltene Erkrankung. Expositionen gegenüber inhalierbaremHolzstaub sind mit einem hohen Krebsrisiko für ADCN ver-bunden. Das Auftreten von ADCN nach beruflicher Exposi-tion gegenüber Eichen- oder Buchenholzstaub kann alsBerufskrankheit (BK 4203) anerkannt werden. Jährlichwerden etwa 30 neue Fälle registriert. Das BGFA hat jetztein dreijähriges Projekt zur Untersuchung des Risikos beiBeschäftigten der Holzindustrie abgeschlossen.

HolzstaubSchreiner haben erhöhtes Risiko an Nasenkrebs zu erkranken

Beate Pesch, Georg Johnen, Thomas Brüning

16 BGFA-Info 03/2007

biographie berechnet. Die Wahrscheinlichkeit und Intensitätder Exposition gegenüber Holzschutzmitteln, Lacken, Beizenund Formaldehyd wurde semiquantitativ von einem Experten-team der Holz-BG als „niedrig“, „mittel“ oder „hoch“ bewer-tet. Die kumulative Belastung wurde für diese Stoffe berechnetals zeitgewichtete Summe der Produkte aus Wahrschein-lichkeit und Intensität in den einzelnen Berufsphasen.

Erhöhtes Krebsrisiko

Das Risiko, an einem ADCN zu erkranken, wurde durchlogistische Regression als Odds Ratio (OR) und 95 ProzentKonfidenzintervall (CI) geschätzt. Auch potenzielle Confoun-der wie das Rauchen wurden berücksichtigt.

Als Ergebnis der Studie haben Schreiner ein signifikant er-höhtes Erkrankungsrisiko (OR=2,96; 95 % CI 1,46–6,01). Be-schäftigte in Sägewerken waren in der Fallgruppe unterre-präsentiert. Sie zeigen kein erhöhtes Nasenkrebsrisiko(OR=0,15; 95 % CI 0,03–0,68).

Das Erkrankungsrisiko durch inhalierbaren Holzstaub ist fürADCN sowohl nach der Literatur als auch nach dieser Studiesehr hoch. Aufgrund der Seltenheit dieser Krebserkrankungkann jedoch keine zuverlässige Dosis-Wirkungs-Beziehungaufgestellt werden, da die Risikoschätzer breite Konfidenz-intervalle haben. Die zur Schätzung verwendeten Modellesind wegen der kleinen Fallzahlen relativ instabil. Weiterhinfehlen zuverlässige Expositionsdaten für die Nachkriegsjah-re und genauere Informationen zu den ausgeübten Tätigkei-ten insbesondere der bereits Verstorbenen, um die Belas-tung besser abschätzen zu können. Es zeigen sich Hinweiseauf einen Einfluss von Ko-Expositionen durch Pigmentfar-ben, jedoch sinken die Risiken nach Adjustierung für Holz-staub. Die Zahl der zukünftig zu erwartenden Krebsfälledürfte aufgrund der Seltenheit der Erkrankung – derzeit proJahr 30 bezogen auf rund 70 0000 Beschäftigte mit Holz-staub-Exposition – und der heute verbesserten Arbeits-schutzmaßnahmen deutlich niedriger liegen.

Analyse von Variationen in Reparaturenzymen

Für die Untersuchung von Variationen in den Genen vonDNA-Reparaturenzymen wurde die DNA-Isolierung ausWangenabstrichen etabliert. Nach dem Aufbau von Light-Cycler-basierten Messverfahren zur Analyse von drei rele-vanten Nukleotidpositionen in drei verschiedenen Repara-turenzymen (ERCC1, ERCC2, hOGG1) konnten die etabliertenAssays in 99,6 Prozent (ERCC1), 99,1 Prozent (hOGG1) und

98,2 Prozent (ERCC2) der untersuchten Proben erfolgreichdurchgeführt werden. Insgesamt 52 Fälle mit malignen Na-sentumoren und zwei verschiedene Kontrollgruppen wur-den in die Auswertung einbezogen. Die Frage war, ob undinwieweit Varianten der Reparaturenzyme in der Gruppeder malignen Fälle mit einer anderen Häufigkeit vorkom-men als in den beiden Kontrollgruppen. Die Auswertung er-gab keine signifikanten Unterschiede zwischen Fällen undKontrollen, jedoch müssen bei der Bewertung auch hier diekleinen Fallzahlen berücksichtigt werden.

Mutationen im Tumorgewebe

Als mitverantwortlich für die Entwicklung nasaler Tumorenwerden Mutationen in den Genen für den TumorsuppressorTP53 und das Signalprotein KRAS diskutiert. Im Rahmen derStudie sollte daher untersucht werden, ob sich einerseitsdie publizierten Mutationen bestätigen lassen und anderer-seits mögliche stoffspezifische Mutationsmuster innerhalbder beiden Gene nachweisen lassen. Mutationsmuster inAssoziation mit der Art der Exposition würden gegebenen-falls eine Abgrenzung der Holzstaubexposition von Exposi-tionen gegenüber Holzbehandlungsstoffen ermöglichen.

Foto: Boing/photocase

17BGFA-Info 03/2007

FORSCHUNG

Es stand Material von rund 100 holzstaubexponierten Arbei-tern mit anerkannter BK 4203 zur Verfügung, wobei abernur von 48 Personen für die molekularbiologischen Unter-suchungen geeignetes Probenmaterial zu gewinnen war.DNA wurde aus formalinfixiertem und paraffiniertem Gewe-be sinonasaler Adenokarzinome des intestinalen Typs iso-liert und analysiert. Zur Kontrolle wurde auch DNA aus tu-morfreiem Gewebe dieser Beschäftigten aufgereinigt. DieGewinnung der Proben erfolgte in Zusammenarbeit mitdem Institut für Pathologie des Klinikums Braunschweig. Dadas Gewebe teilweise nur kleine oder nur sehr verstreut lie-gende Tumoranteile aufwies und zudem durch die Forma-linfixierung die DNA der Proben hochgradig fragmentiertund abgebaut war, waren verschiedene analytische Metho-den nicht anwendbar: zum Beispiel DNA-Microarrays undkomparative genomische Hybridisierung (CGH). LediglichPCR und DNA-Sequenzierung konnten eingesetzt werden,da diese Methoden nur relativ kurze DNA-Fragmente vor-aussetzen.

Die Analyse des TP53-Gens wurde zunächst auf die am häu-figsten von Mutationen betroffenen Exons 7 und 8 be-schränkt. Exon 7 von TP53 konnte mittels PCR aus 32 Paraf-finblöcken amplifiziert und durch DNA-Sequenzierunganalysiert werden. Die Ergebnisse wurden mit dem korre-spondierenden Bereich der TP53 Referenzsequenz X54156verglichen. In der kodierenden Region von TP53 Exon 7 fan-den sich in fünf Tumorproben Mutationen, vier davon führ-

ten zum Austausch von Aminosäuren. Alle untersuchten 3’-Regionen von Exon 7 zeigten die bekannten SNPs 14168 G>Tund 14234+5 T>C. Exon 8 von TP53 konnte im Tumorgewebevon 15 der 48 Patienten untersucht werden.

Insgesamt zeigten 13 Prozent der Proben Mutationen im ko-dierenden Bereich. Im Nichttumorgewebe der gleichen Pa-tienten wurden keine Mutationen gefunden. In KRAS Exon 1hatten 3 der Tumorproben von 25 Patienten (14 Prozent) ei-ne Mutation in Codon 12 (Gly>Asp).

Der Rezeptor EGFR ist ein weiterer Faktor im Signalweg zel-lulärer Wachstumsfaktoren, in dem auch das KRAS-Proteineine Rolle spielt. Mutationen in den Exons 19 und 21 desEGFR-Gens tragen zur Entwicklung bestimmter Tumorenbei. Eine Analyse der Exons 19 und 21 ergab für die unter-suchten Nasentumoren keinerlei Mutationen.

Die gefundenen Mutationsfrequenzen im TP53- und KRAS-Gen stimmen mit publizierten Ergebnissen, die zwischen 10und 15 Prozent angegeben werden, gut überein. Ingesamtkonnten keine Mutationsmuster gefunden werden, die aufeine spezifische Exposition gegen Holzstaub oder Holzaddi-tive hinweisen. Dies lag sicherlich auch an der begrenztenZahl der letztendlich verwendbaren Proben. Außerdemkönnen sich molekulare Defektmuster über größere Berei-che des Genoms erstrecken und somit nur bei einer erwei-terten Betrachtung erkennbar werden. Daher könnte dieUntersuchung weiterer Genabschnitte, insbesondere derExons 5, 6 und 9 von TP53 sowie auch epigenetischer Effek-te, zur Klärung der Fragestellung beitragen.

Die molekularbiologischen Ergebnisse der Studie zeigenweiterhin, dass nicht nur die Größe des Kollektivs einewichtige Rolle spielt, sondern auch Menge und Qualität deszur Verfügung stehenden Probenmaterials. Nur so kann dasgesamte Spektrum der heute verfügbaren modernen Analy-tik zur Anwendung kommen. In zukünftigen Studien solltedaher möglichst darauf hingearbeitet werden, Frischgewe-be zu verwenden oder zumindest Verfahren zur Gewebefi-xierung einzusetzen, die eine geringe Schädigung von Nu-kleinsäuren und Proteinen hervorrufen. Auf dieser Basiswären vielversprechende molekular-epidemiologische Stu-dienansätze möglich.

Die Autoren:PPrrooff.. TThhoommaass BBrrüünniinngg,, DDrr.. GGeeoorrgg JJoohhnneenn,, DDrr.. BBeeaattee PPeesscchh

BGFA

Tabelle: Verteilung von Mutationen der Gene TP53 und KRAS inAdenokarzinomen der Nase von Holzstaubexponierten * Codons 231 Thr>Ile, 232 Ile>Val, 234 Tyr>Stop, 248 Arg>Trp, 257

silent (kein resultierender Aminosäureaustausch)# In einem Fall wurde im Exon und im Intron eine Mutation ge-

funden† Codons 262 Gly>Asp, 273 Asp>His, 280 Arg>Thr, 296 His>Pro,

dabei in einem Fall drei Mutationen‡ ausschließlich Codon 12 Gly>Asp

TP53 Exon 7 TP53 Exon 8 KRAS Exon 1

Tumor Nicht-tumor

Tumor Nicht-tumor

Tumor Nicht-tumor

Proben [N] 48 48 48 48 48 48

sequenziert [N] 32 32 15 15 25 25

Exon-Mutationen 5*# 0 2† 0 3‡ 0

3’-Intron Mutationen 5# 0 3 0 - -

Wie definiert sich die Arbeitsmedizin?Es ist das Fach mit präventiv-medizini-schem Schwerpunkt. Es umfasst dieWechselbeziehungen zwischen Arbeitund Beruf einerseits sowie Gesundheitund Krankheit andererseits. Die Arbeits-medizin trägt dazu bei, die Gesundheitund Leistungsfähigkeit zu fördern.

Die Aus- und Weiterbildung hat amBGFA einen großen Stellenwert und istbreit gefächert.Wir halten zum einen Vorlesungen, Se-minare und Betriebsbegehungen in derArbeitsmedizin für Studierende der Hu-manmedizin der Ruhr-Universität. Zumanderen bieten wir Vorlesungen, Semi-nare und Praktika in klinischer Um-weltmedizin, Biologie und Biochemiean. Weiterhin haben approbierte Ärztedie Möglichkeit, sich bei uns zum Fach-arzt für Arbeitsmedizin weiterzubilden.

Die Arbeitsmedizin gehört zu den 21Kernfächern im Medizinstudium. War-um ist dieses Fach so wichtig?Der zukünftige Arzt muss für diesesThema sensibilisiert werden – egal fürwelche Fachrichtung er sich nach sei-nem Studium entscheidet. Arbeitsbe-dingte Erkrankungen wie auch Berufs-krankheiten sind für fast jedemedizinische Fachrichtung bekannt.

Wo liegt der Vorteil für den Patienten,wenn jeder Arzt berufliche Risikofakto-ren beziehungsweise arbeitsbedingteErkrankungen kennt?Der entscheidende Punkt ist, dass beimVerdacht auf eine berufliche Ursache derErkrankung der entsprechende Unfallver-sicherungsträger eingeschaltet wird. Zudessen Leistung bei einer anerkanntenberuflichen Erkrankung gehören eineumfassende medizinische Versorgungoder die Einleitung präventiv-medizini-scher Maßnahmen, zum Beispiel dieBereitstellung persönlicher Schutzaus-rüstung oder Umschulungsmaßnahmen.

Welche Berufsperspektiven haben Ar-beitsmediziner derzeit in Deutschland?Grundsätzlich ist die Arbeitsmedizinein attraktives Berufsfeld. Das Tätig-keitsfeld ist breit, sei es in der eigenenPraxis, als angestellter Arzt im Betrieboder auch im Bereich der Forschung.Der Bedarf an Arbeitsmedizinern istungebrochen hoch. So erreichen unsim Rahmen der Weiterbildungskurseregelmäßig Stellenangebote von über-betrieblichen Diensten oder aus derIndustrie, die wir direkt an die Kursteil-nehmer weiterleiten.

Wie wird man Arbeitsmediziner? Seit Verabschiedung der aktuellen Wei-terbildungsordnung besteht grundsätz-

lich eine Zweigleisigkeit: Nach demMedizinstudium kann der approbierteArzt einerseits in fünf Jahren zum Fach-arzt für Arbeitsmedizin weitergebildetwerden. Andererseits kann ein Facharzt– egal welchen medizinischen Fachge-bietes – in 18 Monaten auch die Zusatz-bezeichnung Betriebsmedizin erlan-gen. Für beide Weiterbildungen bietenwir in Zusammenarbeit mit der Fortbil-dungsakademie der ÄrztekammerWestfalen-Lippe am Institut den dazunotwendigen 360-stündigen Weiterbil-dungskurs an.

Wie gestalten Sie diese Kurse inhaltlich?Wir legen Wert auf eine attraktive undabwechslungsreiche Gestaltung der Kur-se. Dabei liegt ein besonderer Schwer-punkt auf dem Praxisbezug, der sich auchin der Auswahl der Dozenten widerspie-gelt: Sie kommen aus verschiedenengewerblichen Betrieben unterschied-lichster Branchen, aus wissenschaftlichenFachgesellschaften und Berufsverbän-den. Die jährlich über 200 Teilnehmerkönnen so auch ein Netzwerk mit denmehr als 100 Referenten knüpfen, dasüber ganz Deutschland reicht.

Wie sieht der Praxisbezug in der Aus-bildung der Studenten aus?Neben der Hauptvorlesung im Fach Ar-beitsmedizin werden den Studierenden

18 BGFA-Info 03/2007

Bei der Aus- und Weiterbil-dung von Arbeitsmedizinernspielt der Praxisbezug eineentscheidende Rolle

Vicki Marschall

Die Arbeitswelt wandelt sich stetig. Berufs-anforderungen werden durch neue ersetzt,Arbeitsplätze umgestaltet. An der Schnitt-stelle zwischen Arbeit und Gesundheit, Leis-tungsfähigkeit und beruflicher Erkrankungsteht die Arbeitsmedizin. Sie muss mit demWandel Schritt halten, auf neue Anforderun-gen und Risiken reagieren können. Einen

wichtigen Beitrag dazu leistet die Aus- und Weiterbildung. Dr. Volker Harth, Leiter der Stabsstelle Prävention und Weiterbildungam BGFA erklärt, welche Bedeutung dieser Bereich in der Arbeitsmedizin hat und wie er sich weiter entwickeln wird.

„Der Bedarf an Arbeitsmedizinern ist ungebrochen hoch“

für den Regel- und den neuen Modell-studiengang verschiedene arbeitsme-dizinische Seminare angeboten. Darinwerden Patienten aus der klinischenArbeitsmedizin vorgestellt. Darüberhinaus werden auch Betriebsbegehun-gen angeboten, die einen Einblick indie Vielfalt der Arbeitsplätze geben. Sosoll den Studierenden eine praxis- undpatientenorientierte Ausbildung ver-mittelt werden.

Gerade der Modellstudiengang beruhtauf dem Prinzip des individualisiertenund problemorientierten Lernens. Wel-che weiteren Entwicklungen wird esdazu geben?Die konventionellen Lernmethodenwerden aktuell um E-Learning-Einheitenerweitert. Darin sollen arbeitsmedizi-nische Fälle im Internet zur Verfügunggestellt werden, anhand derer Studie-rende ihre diagnostischen Fähigkeitenprüfen. Die Studenten agieren praktischals Ärzte und stellen am Ende eine Ver-dachtsdiagnose. Das E-Learning-Pro-gramm zeigt dann die detaillierte Auf-lösung des Falles mit einem Lerntext.

Welche Qualitätsstandards gibt es fürdie Aus- und Weiterbildung?Die sieben arbeitsmedizinischen Aka-demien haben in Zusammenarbeit mitder Bundesärztekammer aktuell dieüberarbeitete Auflage des Kursbuches„Arbeitsmedizin“ veröffentlicht. Es istein Leitfaden für die thematischen In-halte der Kurse, an dem sich die Aka-demien orientieren. So wird es den

Teilnehmern ermöglicht, die Kursab-schnitte an unterschiedlichen Akade-mien zu absolvieren. Das BGFA war ander Überarbeitung dieses Kursbucheswesentlich beteiligt.

Welche Neuerungen wird es zukünftigim Bereich der Weiterbildung am BGFAgeben?Ab 2008 werden wir im Rahmen derArbeitsmedizinischen Kolloquien derAkademie für Ärztliche Fortbildungmonatlich eine zertifizierte Fortbildungfür arbeitsmedizinisch interessierteÄrzte am BGFA anbieten. Die Veran-staltung findet jeden zweiten Mittwochim Monat statt. Auch hier liegt derSchwerpunkt auf der praktischen Rele-vanz. Die Inhalte der Vortragsreihe sindbreit gefächert und beziehen sich aufaktuelle Fragestellungen. Der Start-schuss fällt im Januar 2008 (�Seite 30).

Welche Themen werden in dieser Vor-tragsreihe behandelt?Entgegen der weitläufigen Meinung istdie Arbeitsmedizin ein Fachgebiet, daswie die Arbeitswelt einem stetigenWandel unterliegt. Wir werden einer-seits die aktuellen Entwicklungen imSozialversicherungsrecht aufgreifen,aber auch im Sinne der Continous Me-dical Education (CME) neue Entwick-lungen in der Diagnostik und Therapievon Erkrankungen ansprechen. Dar-über hinaus werden Themen wie diebetriebliche Gesundheitsförderung undneue Gefahrstoffexpositionen aufge-griffen.

Welche Themen werden zukünftig ver-stärkt auf die Arbeitsmedizin zukom-men?Langfristig gesehen ist die Erhaltungder körperlichen und geistigen Fitnessder Arbeitnehmer ein zentrales Themader Arbeitsmedizin. Nur so wird esdem Menschen möglich sein, den Her-ausforderungen der Arbeitswelt län-gerfristig und bis in das höhere Alterhinein gewachsen zu sein. Die Heraus-forderungen der demografischen Ent-wicklung müssen gemeistert werden.Die Arbeitsmedizin wird gefragt sein,dabei aktiv mitzuwirken.

19BGFA-Info 03/2007

INTERVIEW

ServiceWeitere Informationen zum Aus- undWeiterbildungsangebot des BGFA:www.bgfa.de Webcode 506880

Fotos: Naurath/Marschall

Der parallel zu Fachmesse stattfindende Kongress mit demLeitthema „Zukunft mit Prävention“ zählte rund 6 000 Teil-nehmer. An den vier Kongresstagen standen unterschied-lichste Themen im Fokus: unter anderem die GemeinsameDeutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA), der demografischeWandel, die sich stetig wandelnde Arbeitswelt und darausresultierende Anforderungen an Mitarbeiter und Unterneh-men. Franz Müntefering unterstrich in der Eröffnungsrededes Kongresses die Bedeutung des Arbeitsschutzes für dieMitarbeiter und Unternehmer. Angesichts des demografi-schen Wandels rief Müntefering dazu auf, Arbeitsbedingun-gen so zu gestalten, dass die Arbeitnehmer möglichst biszum Rentenalter im Job bleiben können.

In rund 60 Veranstaltungen referierten 360 hochrangige Ex-perten aus Politik, Forschung und Praxis. Dabei wurde diegesamte Bandbreite aktueller Themen im Bereich Sicher-heit, Gesundheit und Arbeitsgestaltung dargestellt und dis-kutiert. Fachveranstaltungen zu spezifischen Gefährdungen,wie Gefahrstoffe, Lärm und biologischen Einwirkungen,nahmen ebenfalls einen breiten Rahmen ein.

BGFA präsentiert Studie

Mitarbeiter des BGFA präsentierten in verschiedenen Bei-trägen aktuelle Forschungsergebnisse: So wurde unter an-

derem die Humanstudie Bitumen im Rahmen der Kongress-veranstaltung „Prävention in der Bauwirtschaft“ vorgestellt.Die aktuelle BGFA-Studie „Wirksamkeit von Hautschutz-und Hautpflegepräparaten unter Kühlschmierstoffexpositi-on“ war ein Beitrag der Veranstaltung „Gesunde Haut – we-niger Hauterkrankungen“.

Entwicklung der Arbeitsmedizin?

Die Perspektiven der Arbeitsmedizin für die nächsten Jahrewurden im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit Vertreternder Sozialpartner, der Unfallversicherungsträger, des Bun-desministeriums für Arbeit und Soziales sowie des Verban-des der Betriebs- und Werksärzte erörtert. Professor Ste-phan Letzel, Präsident der Deutschen Gesellschaft fürArbeitsmedizin und Umweltmedizin moderierte die Runde.Bei der zentralen Bedeutung des Betriebsarztes war mansich einig: Steigende Anforderungen an die Belegschaftenbei gleichzeitig steigendem Durchschnittsalter machen ihnbei der Betreuung der Beschäftigten im Rahmen eines inte-grierten Gesundheitsmanagements unverzichtbar.

Kontrovers wurde dagegen über die Verordnung zur Neu-ordnung des Rechts der arbeitsmedizinischen Vorsorge dis-kutiert, die das Bundesministerium für Arbeit und Soziales(BMAS) den interessierten Fachkreisen als Vorentwurf vor-

20 BGFA-Info 03/2007

Jugendliche informieren sich an der Dermathek des „BG-Boule-vards“ auf der A+A über ihre Haut.

Die Arbeitsweltvon morgen

Fachmesse A+A 2007 rückte Wandeldes Berufslebens in den Fokus

Monika Zaghow

„Der Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz gewinnt weltweitan Bedeutung.“ Dies ist die Bilanz der diesjährigen A+A. DieVeranstalter vermeldeten auch in diesem Jahr neue Rekorde:Mehr als 55 000 Fachbesucher kamen zu der mit 1 460 Aus-stellern aus 51 Nationen international führenden Fachmessefür persönlichen Schutz, betriebliche Sicherheit und Gesund-heit bei der Arbeit.

gelegt hatte. Auch das neue Präventionsgesetz, an demnach einer längeren Denkpause wieder gearbeitet wird, warein Streitpunkt in der Podiumsdiskussion. Beide Reformenbieten der Arbeitsmedizin als der klassischen präventivme-dizinischen Disziplin die Chance ihre Expertise und Zu-kunftsfähigkeit in die Waagschale zu werfen.

Weg von den klassischen Berufskrankheiten?

Das Forum „Berufskrankheiten – 10 Jahre wissenschaftlicheBegründung“ beschäftigte sich mit der Entwicklung berufli-cher Erkrankungen. Dabei wurde deutlich, dass neben denbisher im Fokus stehenden Berufskrankheiten als Folge to-xischer oder physikalischer Einwirkungen – wie Metallen,Lösungsmitteln, Stäuben, Lärm und Vibrationen – zuneh-mend auch psychische und mentale Belastungen als Ursa-chen für neu zu definierende Berufskrankheiten in den Fo-kus rücken. Wie diese Belastungen zu beurteilen undgegebenenfalls in das Berufskranheitenrecht umzusetzensind, ist bislang nach Ansicht von Professor Ernst Hallier,Vorsitzender des Ärztlichen Sachverständigenbeirates, nochvöllig offen. In den Statistiken der Rentenversicherungsträ-ger stehen psychosomatische Erkrankungen als Ursache füreine Frühberentung inzwischen an zweiter Stelle.

BGFA Teil des Treffpunkts Sicherheit und Gesundheit

Im Treffpunkt Sicherheit und Gesundheit befanden sich dieAusstellungen der nicht-kommerziellen Institutionen: unteranderem der „BG-Boulevard“ der Deutschen GesetzlichenUnfallversicherung (DGUV). Der gemeinsame Stand der ge-werblichen Berufsgenossenschaften, der AOK und der Land-wirtschaftlichen Berufsgenossenschaften stand ganz im Zei-chen der aktuellen Hautkampagne „Die wichtigsten 2 m2

deines Lebens“. Im neuen Design präsentierten sich die Be-rufsgenossenschaften. Durch die einheitliche Standgestaltungsowie eine gemeinsame Aktionsbühne, auf der Beiträge derBerufsgenossenschaften rund um das Thema Haut zu sehenwaren, wurde dieser Bereich zum vielbesuchten Messepunkt.

Ganz im Zeichen der Haut stand auch die zentral angelegteDermathek, an der Messebesucher mehr über ihre Haut undrichtiges Eincremenerfahren konnten.Einen weiterenSchwerpunktbildete dieM e d i a -thek, an

der man aktuelle Informationen der einzelnen BGen sowieder Institute rund um das Thema Haut erhielt.

Ein breit gefächertes Publikum, bestehend aus Arbeitsmedi-zinern, Sicherheitsfachkräften, Unternehmern, informiertesich über die Arbeit des BGFA. Möglichkeiten des Biomoni-torings interessierten die Fachleute ebenso wie die aktuel-len Untersuchungen zum Thema Haut oder Ergebnisse imRahmen der Bitumenstudie. Durch die gemeinsame Platzie-rung entlang des BG-Boulevards nutzten die Institutionenihre Synergien. Die kurzen Wege ermöglichten den Stand-besuchern zahlreiche Gespräche mit unterschiedlichstenAnsprechpartnern zu vielen Fragestellungen aus dem Be-reich der Berufsgenossenschaften und der Unfallkassen.

Die nächste A+A findet in Düsseldorf vom 03. bis 06. No-vember 2009 statt.

Die Autorin:DDrr.. MMoonniikkaa ZZaagghhooww

BGFA

21BGFA-Info 03/2007

KONGRESS

Tanzshow "Schütze Deine Haut" der Metall-Berufsgenossenschaf-ten auf der A+A Fotos: DGUV

Eine Virusgrippe kommt meist plötzlich. Ein bis drei Tagenach der Ansteckung setzen die typischen Symptome ein:Fieber, Husten, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen.Die sogenannte Influenza ist keine Bagatellerkrankung,auch wenn im allgemeinen Sprachgebrauch oft eine Erkäl-tung der Grippe gleich gesetzt wird. „Wer schon einmal ei-ne Virusgrippe hatte, kennt den Unterschied zur Erkältung“,sagt Dr. Jana Henry, Arbeitsmedizinerin am BGFA. Nicht sel-ten erweitert sich das Krankheitsbild um eine Lungen- odereine Mittelohrentzündung. An Arbeiten ist bei einer Erkran-kung nicht mehr zu denken.

Die Grippe-Saison 2006/2007 ist von den Experten des Ro-bert-Koch-Instituts (RKI) als „mittelschwer“ eingestuft wor-den. Jedes Jahr beobachten sie den Grippeverlauf eines Jah-res in Deutschland, analysieren, welche Virentypen für dieErkrankungen verantwortlich waren. Der Zeitraum der ver-gangenen Saison beginnt in der 40. Kalenderwoche 2006und endet in der 15. diesen Jahres. Auffallend ist dabei, dass

die Influenza-Aktivität im Süden Deutschlands begonnenhat und sich innerhalb von ein bis zwei Wochen nach Nord-und Ostdeutschland ausgebreitet hat.

Mehr als zwei Millionen zusätzliche Arztbesuche

Die Zahl der Patienten und Krankenscheine spricht für sich:Insgesamt sind 2,7 Millionen zusätzliche Arztbesuche aufdie Influenza zurückzuführen. In rund 14 400 Fälle ordnetendie Mediziner eine Einweisung ins Krankenhaus an – schätztdas RKI. Das ist eine Steigerung um das Drei- bis Vierfachezur Saison 2005/2006: Dort waren es lediglich zusätzliche630 000 Besuche beim Arzt und 4000 Krankenhauseinwei-sungen.

Natürlich wirken sich diese Ausfälle auch auf die Betriebeund die Wirtschaft aus. Eine Abschätzung der Arbeitsunfä-higkeitszahlen ist schwierig, da es wenig exakte Meldungenüber das Berufsleben der Patienten gibt. Das RKI geht je-

22 BGFA-Info 03/2007

Die nächste Grippewelle kommt bestimmt

Impfbereitschaft in Deutschland ist zu niedrig

Vicki Marschall

Alle Jahre wieder: Mit dem Herbst beginnt die neue Grippesaison. Jedes Jahr muss die Impfung erneuert werden,denn die Viren verändern sich stetig. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern breitet sich die Grippe inDeutschland viel stärker aus. Denn die Deutschen sind nach Meinung der Experten Impfmuffel. Je häufiger ein Kon-takt zu anderen Menschen – zum Beispiel am Arbeitsplatz - besteht, desto größer das Risiko zu erkranken. Dieshaben inzwischen auch viele Arbeitgeber erkannt und bieten ihren Beschäftigten die Grippeimpfung auf Kosten derFirma an. Personen, die an ihrem Arbeitsplatz besonders engen Kontakt zu Mitmenschen haben sollten diese Vorsor-gemaßnahme auf jeden Fall treffen. Denn für sie ist das Infektionsrisiko einerseits sehr hoch und durch eine eigeneErkrankung gefährden sie andererseits andere Personen.

Foto: Naurath

doch in der Altersgruppe der 15- bis 60-Jährigen von rund960 000 Arbeitsunfähigkeiten zwischen der 5. und 13. Ka-lenderwoche 2007 aus.

Grippeimpfung besonders wirksame Präventivmaßnahme

Aus medizinischer Sicht ist die Grippeimpfung die eindeutigwirksamste Präventivmaßnahme. Trotzdem ist die Impfratein Deutschland vergleichsweise niedrig: Lediglich 40-60Prozent der Bevölkerung nutzen privat das kostenlose Ange-bot der Krankenkassen.

Auch Unternehmen bieten Grippeimpfungen an — im Rah-men ihres Gesundheitsmanagements. Ein Beispiel ist Volks-wagen. Der Autokonzern setzt in dieser Form bereits seitmehr als 20 Jahren auf den Gesundheitsschutz seiner Mitar-beiter. „Mit unserem Gesundheitsmanagement fördern wireinerseits die Gesundheit und Fitness, andererseits erhaltenwir dauerhalft die Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit derMitarbeiter“, erklärt Dr. Rainer Göldner, Leiter des Gesund-heitswesens bei VW.

Zahl der Impfungen im Unternehmen gestiegen

Auch in diesem Herbst läuft die Impfaktion. „Und das mithoher Akzeptanz“, so Göldner. Denn im Gegensatz zum all-gemeinen Trend in Deutschland, steigt die Zahl der Impfun-

gen in allen deutschen VW-Werken seit einigen Jahren kon-tinuierlich: Waren es im Jahr 2005 noch rund 3300, habensich im vergangenen Jahr bereits rund 4200 VW-Mitarbeiterimpfen lassen. Die Kosten für den Impfstoff trägt zum größ-ten Teil die Betriebskrankenkasse BKK, in der rund 80 Pro-zent der Belegschaft versichert sind. Die Impfungen selbstnehmen die Betriebsärzte vor. So fallen für das Impfen kei-ne zusätzlichen Kosten für das Unternehmen an. „Natürlichist das neben der sozialen Verantwortung, die der Arbeitge-ber übernimmt“, sagt Göldner, „auch eine Frage der ökono-mischen Notwendigkeit“. Allerdings gibt es derzeit keine

23BGFA-Info 03/2007

AUS DER PRAXIS

GGrriippppee ooddeerr ddoocchh nnuurr eeiinnee EErrkkäällttuunngg??

SSyymmppttoommee IInnfflluueennzzaa GGrriippppaalleerr IInnffeekktt//EErrkkäällttuunngg

Beginn der Erkrankungmeistens schlagartig einsetzend mit rascher Verschlechterung

eher langsamer Beginn mit allmählicherVerschlechterung

FieberBeginn mit Frösteln, dann rasch Schüttelfrost,Schweißausbruch und Fieber bis zu 41°C

seltener, mit geringerem Temperaturanstieg bis 38,5°C

Husten trocken, schmerzhaft geringer Hustenreiz

Schnupfen manchmalhäufig Niesen, verstopfte und/oderlaufende Nase

Kopfschmerzen stark, bohrend leicht, dumpf

Halsschmerzen stark, Schluckbeschwerden häufig Halskratzen

Müdigkeit/Abgeschlagenheitausgeprägt, Erschöpfung kann 2-3 Wochenanhalten (postgrippale Asthenie)

gering, raschere Erholung

Muskelschmerzen oft starke Muskel- und Gelenkschmerzen schlapp, wie „Muskelkater“

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Zahlen, die belegen, wie viel Geld durch die Impfungen ge-spart wurde. Kosten, die also entstehen, wenn Mitarbeitergrippebedingt ausfallen.

Zur Steigerung der Impfrate hat auch die interne Kommuni-kation beigetragen. Vor jeder Grippesaison informiert dasUnternehmen regelmäßig seine Mitarbeiter zum ThemaImpfen: in Form von speziellen Kampagnen oder Aushän-gen, Beiträgen in der Mitarbeiterzeitung, aber auch überdas Intranet.

Neue Gesichter beim jährlichen Impfen

Aber nicht nur bei VW ist eine Steigerung der Impfungen zuverzeichnen. Auch bei den Mitarbeitern der Bergbau Be-rufsgenossenschaft (BBG) entschließen sich jedes Jahr mehrMitarbeiter für diese Form der Prävention. Die Impfungen

nehmen Arbeitsmediziner des BGFA vor. Das Institut bietetarbeitsmedizinische Dienstleistungen für unterschiedlichsteUnternehmen aus dem Ruhrgebiet an, die keinen eigenenBetriebsarzt im Haus haben.

„In den Betrieben, die wir betreuen, nimmt die Bereitschaftsich impfen zu lassen stetig zu“, meint Dr. Henry. Die Ar-beitsmedizinerin hat gerade die Impfaktion für Angestellteder BBG abgeschlossen. „Da haben viele Mitarbeiter zumersten Mal teilgenommen.“

Auch für Büroangestellte sinnvoll

Zwar zählt die BBG zu den Verwaltungsunternehmen, aberauch hier macht es Sinn möglichst viele Mitarbeiter impfenzu lassen. „Einerseits ist eine Virusgrippe hochansteckendund kann schlimmstenfalls ganze Abteilungen lahmlegen“,so Henry, „aber auch die Auswirkungen im privaten Bereichsollte man nicht unterschätzen“. Wer beispielsweise kleineKinder hat oder Familienangehörige zu Hause pflegt, setztdiese einem unnötigen Risiko aus. „Kinder sowie ältere undvor allem geschwächte Menschen haben eine viel höhereAnsteckungsgefahr.“

Neben älteren Menschen sollten vor allem chronisch Kran-ke keinesfalls auf eine Grippeimpfung verzichten. Die „stän-dige Impfkommission“ (STIKO) beim RKI gibt jedes Jahr ak-

24 BGFA-Info 03/2007

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Für den Impfstoff der kommenden Saison hat die Welt-gesundheitsorganisation (WHO) die folgenden Stämmeempfohlen:

AA//HH11NN11:: A/Solomon Islands/3/2006 (H1N1) -like Virus

AA//HH33NN22:: A/Wisconsin/67/2005 (H3N2) -like Virus

BB:: B/Malaysia/2506/2004-like Virus

Quelle: Arbeitsgemeinschaft Influenza

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tuelle Informationen zum Stand derGrippesaison aus. Darunter sind auchEmpfehlungen, welche Menschen sich drin-gend impfen lassen sollten (siehe Infokasten).

Auch beim Rheinischen Gemeindeunfallversicherungs-verband (RGUVV) nutzen viele Mitarbeiter das Angebot:Von den 300 Beschäftigten haben sich in diesem Jahr mehrals zehn Prozent impfen lassen. „Alle Kosten – auch das Be-reithalten von Notfallmedikamenten – trägt der RGUVV fürseine Mitrabeiter“, sagt Dr. Juliane Steinmann, Ärztin beimRGUVV.

Jede Grippewelle fordert Todesopfer

Eine Grippe ist sicherlich keine angenehme Erfahrung, abersie geht vorbei — auch ohne Impfung. Zumindest für diemeisten. Denn jede Grippesaison fordert auch Todesopfer.Meist sind das ältere Menschen oder chronisch Kranke.„Aber die Erkrankungshäufigkeit und Sterblichkeit von Pa-tienten in Pflege- und Altenheimen in der Grippesaison istin den Einrichtungen gesunken, in denen viele Mitarbeitergeimpft waren“, erklärt Dr. Henry. Eine Grippeimpfung be-

deutetalso auchFremdschutz.Deshalb ist dieImpfung von Pflege-kräften unbedingt zu emp-fehlen. Die Bereitschaft der An-gestellten dort ist im Vergleich zuanderen Berufsgruppen bereits relativhoch, aber letztendlich immer noch zu gering.Der Impfstatus weist — abgesehen von Tetanus —oft große Lücken auf.

„Vielleicht trägt immer noch das Märchen seinen Teil bei,man könnte von einer Grippeimpfung erst recht an Grippeerkranken“, vermutet die Arbeitsmedizinerin. In einer 2004erhobenen Umfrage des RKI glaubten 29 Prozent der Be-fragten, durch eine Influenza-Impfung an Grippe erkrankenzu können. „Da besteht immer noch eine Menge Aufklä-rungsbedarf“. Denn gespritzt wird ein Totimpfstoff. Und derenthält — wie der Name sagt — abgestorbene Virusbestand-teile. In seltenen Fällen tritt eine heftige vorübergehendeImmunreaktion auf. „Das kann aber bei jedem Impfstoffpassieren.“

Bessere Aufklärung auch beim Hausarzt

Eine bessere Aufklärung der Menschen hilft da unbedingtweiter. Auch die Ärzte sollten stärker in die Pflicht genom-men werden. Sie müssen ihre Bereitschaft erhöhen, den Pa-tienten Grippeimpfungen aktiv anzubieten. Zumindest dieZahl der Impfungen im beruflichen Bereich lässt hoffen undauch die Impfstoffdosen, die seit dem Spätsommer bis Mit-te September in Deutschland ausgegeben worden sind:Rund 20 Millionen Stück.

Die Autorin:VViicckkii MMaarrsscchhaallll

BGFA

25BGFA-Info 03/2007

AUS DER PRAXIS

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Impfen lassen sollten sich nach der Empfehlung der„Ständigen Impfkommission“ (STIKO) beim Robert-Koch-Institut beispielsweise Erwachsene und Kinder mit folgen-den Grunderkrankungen:

• Herz-Kreislauferkrankungen

• chronische Erkrankungen der Atemwege, z. B. Asthmaund chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)

• chronische Nierenerkrankungen

• Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder anderechronische Stoffwechselerkrankungen

• chronische Blutarmut (Anämie)

• angeborene und erworbene oder durch Behandlungbedingte Immunstörungen, d. h. nachgewieseneAbwehrschwäche

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• Personen über 60 Jahren

• Bewohner von Alten- und Pflegeheimen

• Personen, die berufsbedingt erhöhter Ansteckungsgefahrausgesetzt sind. Mitarbeiter in Krankenhäusern, Alten-heimen oder Arztpraxen haben nicht nur ein erhöhtesRisiko selbst an der Virusgrippe zu erkranken. Sie ge-fährden durch eine Infektion auch ihre eigenen Patienten.

Quelle: RKI

26 BGFA-Info 03/2007

Konzentrationen von Phthalat-Metaboliten im Urin bei Kindern

Koch HM, Becker K, Wittassek M, Seiwert M, Angerer J,Kolossa-Gehring M: Di-n-butylphthalate and butylbenzyl-phthalate – urinary metabolite levels and estimated dailyintakes: pilot study for the German Environmental Surveyon children. J Exp Science Environ Epid 2007; 17: 378-387DOI:10.1038/sj.jes.7500526

Weichmacher sind heute sowohl im privaten Leben als aucham Arbeitsplatz allgegenwärtig. Im Rahmen der Pilotstudiedes Deutschen Kinder-Umwelt-Survey (GerES IV) wurdenUrinproben auf Mono-n-Butylphthalat (MnBP), einem Me-taboliten des Di-n-Butylphthalats (DnBP) und Mono-Ben-zylphthalat (MBP), einem Metaboliten des Butylbenzyl-phthalats (BBzP) untersucht.

DnBP und BBzP werden als Weichmacher in Kunststoffeneingesetzt. DnBP findet ebenfalls Verwendung bei der Pro-duktion von Latex- und Polyvinylacetatemulsionen und alsLösungsmittel oder Zusatz für Druckerpatronen und Farb-stoffen. Außerdem kann DnBP in verschiedenen Produktenwie Parfum, Pestiziden und Nagellack vorkommen. SowohlDnBP als auch BBzP führen in Tierversuchen zu Störungender endokrinen Funktionen. So beobachtet man unter ande-rem Missbildungen der Geschlechtsorgane (Hypospadie undKryptochismus), unvollständige Spermatogenese und gene-rell eine verminderte männliche Fertilität.

In der hier vorgestellten Studie wurden 239 Kinder im Alterzwischen 2 und 14 Jahren auf ihre DnBP- und BBzP-Belastunguntersucht. Gemessen wurden deren Metabolite MnBP undMBzP in Urin. Die mediane MnBP-Konzentration im Urin be-trug 174 μg/l und bei MBzP 19,7 μg/l. Im Vergleich zu denMnBP-Werten, die in den USA gemessen wurden, waren diehier gemessenen Werte um das 3 bis 10fache höher. DieMBzP-Werte waren mit denen aus den USA vergleichbar.

Für die Berechnung der täglichen Aufnahme von Phthalatenwendeten Koch et al. zwei unterschiedliche Rechenmodellean: Zum einen bezogen sie die gemessenen Konzentratio-nen auf das durchschnittliche Tagesurinvolumen, zum an-deren auf den Kreatiningehalt. Die mediane berechnetetägliche Aufnahme bezogen auf Kreatinin lag für DnBP bei4,07 μg/kg Körpergewicht und für BBzP bei 0,42 μg/kg Kör-pergewicht. Bezog man die Werte auf das Volumen, erga-ben sich nahezu die doppelten Werte.

Bei 28 Kindern lagen die Werte für die tägliche DnBP-Auf-nahme, die mit dem Kreatinin-bezogenen-Modell errechnetwurden, über der von der EU festgelegten tolerierbarentäglichen Aufnahme (TDI) von 10 μg/kg Körpergewicht/Tag.Im Falle des volumenbezogenen Modells waren es sogar 89Kinder. Unter dem TDI-Wert versteht man diejenige Mengeeines Stoffes, die für einen Menschen bei lebenslanger täg-licher Aufnahme als gesundheitlich unbedenklich gilt. FürBBzP lagen alle Werte unterhalb des TDI. Für beide Phtha-late stellten die Forscher unabhängig von den Berech-nungsmodellen fest, dass die tägliche Phthalataufnahmebei Kleinkindern größer war als bei älteren Kindern. In derjüngsten (und wohl auch empfindlichsten) Altersgruppe(zwei bis vier Jahre) überschritten besorgniserregende 25beziehungsweise 50 Prozent der Kinder den TDI für DnBP.

Einsatz von nicht-invasiven Methodenzur Bestimmung irritativer Effekte vonDämpfen und Aerosolen aus BitumenM. Raulf-Heimsoth, B. Pesch, A. Spickenheuer, R. Bramer,K. Schott, B. Marczynski, D. Breuer, J.U. Hahn, R. Merget,T. Brüning: Assessment of irritative effects of fumes ofbitumen on the airway by using non-invasive methods –Results of o cross-shift study in mastic asphalt workers. J Occ Environ Hygiene 2007; 4: 223-227 DOI: 10.1080/15459620701334798

Mögliche Gesundheitsgefahren, die von Dämpfen aus Bitu-men ausgehen können, sind schon seit mehreren JahrenGegenstand von Diskussionen. Jedoch gibt es bisher nurwenige Studien, die sich mit den irritativen Effekten derDämpfe aus Bitumen befassen. Um die irritativen und geno-toxischen Effekte der Exposition gegenüber Bitumen zu be-stimmen, wird hierzu am BGFA eine sogenannte Cross-shift-Studie durchgeführt. Bei diesem Studiendesignwerden Beschäftigte mit und ohne Exposition gegenüberDämpfen aus Bitumen vor und nach der Schicht untersucht.

In der Arbeit von Raulf-Heimsoth et al. wurden insbesonde-re die irritativen Effekte auf die Atemwege untersucht, diedurch Dämpfe aus Bitumen bei hohen Verarbeitungstempe-raturen hervorgerufen werden. Neben der Bestimmung deräußeren Exposition durch Dämpfe von Bitumen mit Hilfevon personengetragenen Luftsammlern während der ge-samten Schicht wurden von jedem Beschäftigten gesund-heits- und tätigkeitsbezogene Daten mittels Fragebogen er-

Für Sie gelesenLiteratur aus dem BGFAMonika Zaghow

27BGFA-Info 03/2007

hoben, sowie vor und nach der Schicht Lungenfunktions-messungen durchgeführt und mittels nicht-invasiver Metho-den aus den oberen und unteren Atemwegen gesammelt.Anschließend erfogte die Analyse der zellulären und humo-ralen Zusammensetzung der nasalen Lavageflüssigkeit so-wie von induziertem Sputum.

Der Studiengruppe gehörten 202 Gussasphaltarbeiter an,die gegenüber Dämpfen aus Bitumen exponiert waren, so-wie 55 Straßenarbeiter mit ähnlichem Tätigkeitsprofil aberohne Exposition gegenüber Bitumen (Referenzgruppe). Daspersönliche Monitoring bei den Gussasphaltarbeitern ergabeine mediane Belastung mit Dämpfen aus Bitumen von3,7 mg/m3. Im Vergleich zu den Straßenarbeitern ohneBitumenbelastung wurde in dieser Gruppe mehr geraucht(65,7 zu 41,8 Prozent), der Altersdurchschnitt war vergleich-bar. Der Anteil ausländischer Beschäftigter war ebenfalls inder Gruppe der Straßenarbeiter mit Exposition gegenüberBitumendämpfen höher: 32,3 gegenüber 12,7 Prozent. Ausdiesem Grund wurden die ermittelten Bitumeneffekte umden aktuellen Rauchstatus, die Nationalität und das Alteradjustiert. Die Analyse der Nasallavage und des induziertenSputums ergaben, dass Dämpfe aus Bitumen, die unter ho-hen Verarbeitungstemperaturen freigesetzt werden, akuteund subchronische Effekte auf die oberen und unterenAtemwege haben können.

Die mittels Spirometrie gemessene Lungenfunktion (FEV1und FVC) war vor Schichtbeginn bei den Bitumenarbeiternhöher als in der Referenzgruppe, was auf einen sogenann-ten Healthy Worker Effekt hindeutet. Mögliche Carry-over-Effekte (Auswirkungen früherer Expositionen gegenüber Bi-tumen wirken noch nach) äußerten sich in erhöhtenVor-Schicht-Werten verschiedener proinflammatorischerParameter. Die hier vorgestellten Ergebnisse deuten auf ir-ritative Effekte auf die oberen und insbesondere der unte-ren Atemwege bei hoher Exposition gegenüber Dämpfenaus Bitumen hin. Weitere detaillierte Analysen werden nachAbschluss der Studie durchgeführt werden.

Berufliche Allergien gegen BromelainV. van Kampen, R. Merget, T. Brüning: Berufliche Allergiengegen Bromelain. Pneumologie 2007; 61: 159-161 DOI:10.1055/s-2006-955001

Bromelain ist eine industriell häufig eingesetzte Proteaseaus der Ananasfrucht. Proteasen sind Enzyme, die Proteinean einer bestimmten Stelle spalten können. Der pH-Wert-Bereich, in dem Bromelain aktiv ist, liegt dabei zwischen4,5 und 10. Selbst bei einer Temperatur von 75°C ist diesesEnzym noch stabil. Eingesetzt wird Bromelain, ähnlich wiePapain, in der Lebensmittelindustrie als Fleischzartmacher.Außerdem wird es in der Getränkeindustrie verwendet, umdie eiweißbedingte Kältetrübung des Bieres zu verhindern.In der pharmazeutischen Industrie dient es hauptsächlichals entzündungshemmendes Mittel. Bromelain wird eben-falls bei der Herstellung von Waschmitteln eingesetzt.

Van Kampen et al. haben in ihrer Literaturstudie wissen-schaftliche Publikationen zu beruflichen Allergien gegenBromelain ausgewertet. Die Literaturauswertung zeigt, dassBromelain eine atemwegssensibilisierende Wirkung hat. Soklagte beispielsweise ein Beschäftigter eines serologischenLabors nach Einwiegen von pulverförmigen Bromelain wie-derholt über Juckreiz der Augen, Augentränen, Niesreiz undRhinitis. Im Pricktest reagierte der Patient positiv auf Extrak-te einiger Früchte (unter anderem Ananas), Latexmilch sowieBromelain in wässriger Lösung. Im anschließenden RAST-Testfand sich spezifisches IgE gegen verschiedene Baumpollensowie gegen Bromelain. Die nasale Provokation mit Brome-lain war ebenfalls positiv. Auch bei weiteren in der Literaturbeschriebenen Fällen konnte eine Sensibilisierung gegenBromelain nachgewiesen werden.

Da Symptome, Hauttestergebnisse, der Nachweis spezifischerIgE-Antikörper und die Ergebnisse spezifischer Provokations-tests in der Regel gut übereinstimmen, scheint ein immuno-logischer Wirkmechanismus gesichert. Die Autoren kommennach Auswertung der Literatur zu dem Schluss, dass eineberufliche Exposition gegenüber Bromelain eine spezifischeÜberempfindlichkeit der Atemwege hervorrufen kann.

FÜR SIE GELESEN

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28 BGFA-Info 03/2007

Molekulare Epidemiologie: Zukunftder Erforschung von Biomarkern

1. Brenner, D. E., Normolle, D. P. 2007. Biomarkers for cancerrisk, early detection, and prognosis: the validation con-undrum. Cancer Epidemiol. Biomarkers Prev. 16: 1918-1920.

2. Hundt, S., Haug, U., and Brenner, H. 2007. Blood markersfor early detection of colorectal cancer: a systematicreview. Cancer Epidemiol. Biomarkers Prev. 16: 1935-1953.

3. Vineis, P., Perera, F. 2007. Molecular epidemiology andbiomarkers in etiologic cancer research: the new in light ofthe old. Cancer Epidemiol. Biomarkers Prev. 16:1954-1965.

Die Prävention chronischer Erkrankungen wie beruflich be-dingter Krebserkrankungen ist eine der Hauptaufgaben derArbeitsmedizin. Die erfolgreiche Entwicklung von biologi-schen Markern zur Früherkennung stellt deswegen eine dergroßen Herausforderungen in der arbeitsmedizinischenForschung dar. Prospektive Studien bieten sich hier im Rah-men der nachgehenden Untersuchungen an.

In einer der letzten Ausgaben der Zeitschrift „Cancer Epide-miology, Biomarkers and Prevention“ (No. 10, 2007; Vol. 16)befassen sich mehrere Übersichtsartikel und Kommentaremit den Trends bei der Erforschung und Entwicklung vonBiomarkern. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Vali-dierung der Biomarker. Dazu gehören auch die Entwicklungvon Handlungsanweisungen für eine qualitätsgesicherteBestimmung (Standard operating procedures, SOPs) vonBiomarkern und der Aufbau von Biobanken. Neue Biomar-ker müssen mit konventionellen Markern verglichen wer-den. Deutlich hervorgehoben wird dabei die Rolle von gro-ßen, prospektiven Studien mit Biobanken.

Validierung der Biomarker - Editorial

Brenner und Normolle beschreiben verschiedene Gesichts-punkte und Stufen bei der Validierung von Biomarkern (Bren-ner & Normolle, 2007). Anhand neuer „Omics“-Methodenkönnen eine Vielzahl möglicher Marker identifiziert werden.Aber erst eine geeignete Validierung mit Trials oder pro-spektiven Studien kann die Geeignetheit eines Markers zurFrüherkennung feststellen. Die Schwierigkeiten, neue Bio-marker zu identifizieren und für die Praxis zu bewerten, for-dern neue wissenschaftliche Standards und die Bildung vonNetzwerken wie das „Early Detection Research Network“.

Zukunft von Proteomics, Metabonomics und Epigenomics

Ein Überblick zur Historie der Einbeziehung von Biomarkernbei der Erforschung von Mechanismen der Krebsentstehungvon der Exposition bis hin zur Krankheit wird von Vineis undPerera gegeben (Vineis & Perera, 2007). Das Spektrum desEinsatzes von Biomarkern in der molekularen Epidemiolo-gie umfasst die Biomarker der Exposition, Biomarker derAufnahme in den Körper, Biomarker der frühen biologi-schen Effekte, Suszeptibilitätsfaktoren, Biomarker der Ände-rung von Strukturen und Funktionen bis hin zur Krebsent-stehung. Einige Beispiele werden näher dargestellt undEmpfehlungen für die zukünftige Forschung gegeben. Dazugehören zum Beispiel Biomarker in der Exposition gegen-über Benzol im Zusammenhang mit Hämatotoxizität.

Die zukünftige Krebsforschung erfordert verschiedene Stu-diendesigns, sowohl prospektive als auch retrospektive Stu-dien und die Einbindung möglichst vieler Biomarker vonder Exposition bis zur Krebsentstehung. Proteomics, Meta-bonomics und Epigenomics sind zukünftig wichtige neueDisziplinen in der Entdeckung von Biomarkern. Longitudi-nale Studien chronischer Erkrankungen werden auch hierals dringend erforderlich angemahnt: „In conclusion, forthe epigenetic and omic technologies, systematic validationstudies are urgently needed.”

Übertragbarkeit auf Zielpopulation für die Früherkennung

In dem Review von Hundt et al. werden insgesamt 93 Studi-en zu 70 verschiedenen Biomarkern der Früherkennung vonkolorektalen Tumoren vorgestellt (Hundt et al., 2007). Darinfolgern die Autoren insbesondere, dass die Studienpopula-tionen auch repräsentativ für potenzielle Screening-Popula-tionen sein sollen.

KKoommmmeennttaarr:: Prävention bedeutet auch erfolgreiche Früher-kennung von chronischen Krankheiten bei beruflich Belasteten.Dem allgemein beklagten Mangel an prospektiven Längs-schnittstudien stehen die bei der DGUV und ihren Mitgliedernvorhandenen Ressourcen im Rahmen der nachgehenden Un-tersuchungen entgegen. Diese sind zum Beispiel hervorra-gend geeignet, Längsschnittstudien mit Biobanken durchzu-führen. Die vom BGFA im Verbund mit weiteren Partnern(BASF, Bayer, BG Chemie und Urologie Tübingen) durchge-führte UroScreen-Studie ist ein erster erfolgversprechenderAnsatz. Auch hier zeigten sich am Beispiel von NMP22 dieerwähnten Probleme der Übertragung von Befunden ausanderen Studien auf das Screening-Kollektiv (hier ein mög-

Für Sie gelesenInternationale Literatur

licherweise nicht optimaler Cut-off für einen positiven Be-fund). In UroScreen wird vom BGFA der neue Marker Survivingetestet. Für die Neuentwicklung von Biomarkern sind inBochum durch die exzellent bewertete Proteomics-Platt-form die entsprechenden technischen Voraussetzungen ge-geben. Für diese Forschungsfelder sind prospektive Studienmit Biobanken unverzichtbar, da nur dadurch eine ange-messene Validierung dieser Biomarker möglich ist.

Dipl.-Statistikerin Silvia Rabstein

Early Detection Research Network: http://edrn.nci.nih.gov

Aktualisierte Leitlinie zur Diagnostikund Therapie von Patienten mit COPD

C. Vogelmeier, R. Buhl, C. P. Criée, A. Gillissen, P. Kardos,D. Köhler, H. Magnussen, H. Morr, D. Nowak, D. Pfeiffer-Kascha,W. Petro, K. Rabe, K. Schultz, H. Sitter, H. Teschler,T.Welte, R.Wettengel, H.Worth. Leitlinie der DeutschenAtemwegsliga und der Deutschen Gesellschaft für Pneu-mologie und Beatmungsmedizin zur Diagnostik und Thera-pie von Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis undLungenemphysem (COPD). Pneumologie 2007; 61; e1-e40

Chronisch obstruktive Bronchitis und Lungenemphysem ge-hören zu den weltweit häufigsten Erkrankungen. In Anleh-nung an internationale Leitlinien wird für die Erkrankungender Begriff COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease)benutzt. Während Asthma in Deutschland bei etwa fünf Pro-

zent der Erwachsenen vorkommt, ist die Erkrankung lautder COPD Expertenschätzung mit 10 bis 15 Prozent wesent-lich häufiger. Eine besondere medizinische Herausforde-rung ergibt sich daraus, dass die COPD für knapp ein Viertelaller durch Atemwegserkrankungen verursachten Todesfälleverantwortlich ist und die Erkrankungszahlen weltweit wei-ter rasant ansteigen. In den meisten Fällen ist weiterhin dasinhalative Zigarettenrauchen der Auslöser der COPD.

Das Verständnis zu wesentlichen Aspekten der COPD wieDiagnostik, medikamentöser und nicht-medikamentöserTherapie der sowohl stabilen als auch der exazerbiertenCOPD sowie operativer Verfahren haben sich in den letztenJahren wesentlich erweitert, so dass eine Überarbeitungder Leitlinie der Deutschen Atemwegsliga und der Deut-schen Gesellschaft für Pneumologie aus dem Jahr 2002 er-forderlich wurde.

KKoommmmeennttaarr:: Während die COPD bis vor wenigen Jahrennoch als reine Lungenerkrankung angesehen wurde, zeigenneue relevante Arbeiten, dass es sich bei der COPD um eineentzündliche Systemerkrankung handelt. Zu den extrapul-monalen Effekten gehören unter anderem Muskelschwäche,Gewichtsverlust bis zur Kachexie, Osteoporose, Depressionsowie endokrinologische Störungen. Eine Bereicherung fürden Praxisalltag stellt die Einführung des BODE-Index dar:Es handelt sich um eine Schweregradeinteilung, die sichnach der Beurteilung von Körpergewicht (body mass in-dex, B), Obstruktion (air flow obstruction, O), Atemnot(dyspnoea, D) und körperlicher Belastbarkeit (exercise ca-pacity, E) orientiert.

Der BODE-Index sagt dabei die Mortalität zuverlässiger alsdie FEV1 alleine voraus. Die Therapie richtet sich weiterhinnach dem Schweregrad der Erkrankung. Die Behandlungmit inhalierbarem Steroid ist erst indiziert, wenn die FEV1kleiner als 50 Prozent ist und mindestens eine steroid-und/oder antibiotikapflichtige Exazerbation vorliegt.

Neben präventiven Maßnahmen, wie dem Verzicht auf dasTabakrauchen, Grippe- und Pneumokokken-Schutzimpfun-gen, wird besonders auf nicht-medikamentöse Maßnah-men, wie körperliches Training, Physiotherapie sowie fach-spezifische Rehabilitationsmaßnahmen, eingegangen. Aberauch neue Therapieansätze bei fortgeschrittenen Stadien(nicht-invasive Beatmung, NIV, operative Optionen beimLungenemphysem, LVR, LTX) finden in der neuen Leitliniebesondere Beachtung.

Dr. Frank Hoffmeyer

29BGFA-Info 03/2007

FÜR SIE GELESEN

Foto: hui-buh/photocase

30 BGFA-Info 03/2007

Die Akademie für ärztliche Fortbildung der ÄKWL und derKVWL bietet seit mehreren Jahren die ArbeitsmedizinischenKolloquien für arbeits– und betriebsmedizinisch tätige Ärz-te an. Die Kolloquien finden einmal monatlich Mittwochnachmittags statt und greifen aktuelle praxisrelevante The-men aus der Arbeits- und Betriebsmedizin auf. ErfahreneReferenten stehen den Teilnehmern für Fragen und zur Dis-kussion von Problemen aus der Praxis zur Verfügung.

Ab Januar 2008 richtet das BGFA diese Kolloquien aus. Un-ter Einbindung der Vorsitzenden der ArbeitsmedizinischenQualitätszirkel in Westfalen-Lippe hat das Institut für die er-ste Jahreshälfte ein attraktives und praxisorientiertes ar-beitsmedizinisches Fortbildungsprogramm erstellt. Die Auf-taktveranstaltung am 9. Januar 2008 hat sich die Themen„Stellenwert der berufsgenossenschaftlichen Grundsätze imDschungel der aktuellen Rechtssetzung“ sowie „Ermächti-gungen – Quo vadis?“ gesetzt.

Die Vorträge beginnen jeweils um 15 Uhr im Hörsaal 1 desKlinikums Bergmannsheil und enden etwa um 17.15 Uhr. FürMitglieder der Akademie Akademie für ärztliche Fortbildungder ÄKWL und der KVWL, Studierende sowie arbeitsloseÄrzte ist die Teilnahme kostenlos, Nichtmitglieder zahlenzehn Euro. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Vor-träge werden mit jeweils mit drei Punkten zertifiziert.

Weiter Informationen unter:www.bgfa.de Webcode: 526336

Nachmittage mit kompetenter Besetzung

Die Arbeitsmedizinischen Kolloquien sind ein fester Be-standteil im Fortbildungsangebot der Ärztekammer West-falen-Lippe (ÄKWL). Einmal im Monat können Arbeitsmedi-ziner oder arbeitsmedizinisch Interessierte zu bestimmtenPraxisthemen Vorträge besuchen. Ab dem kommendenJahr richtet das BGFA diese Kolloquien aus.

Term

ine

2008

Arbeitsmedizinische Kolloquien 1. Halbjahr 2008

MMiittttwwoocchh,, 99.. JJaannuuaarr 22000088,, 1155::0000 UUhhrrEröffnungsveranstaltung mit den Vorsitzenden der Quali-tätszirkel Arbeitsmedizin in Westfalen-Lippe

Dr. med. Harald Wellhäußer, BG Chemie, Heidelberg

Stellenwert der berufsgenossenschaftlichen Grundsätzeim Dschungel der aktuellen Rechtssetzung

Annette Axt-Hammermeister, Obfrau der AG Vorsorgeun-tersuchungen der Landesverbände der gewerblichen Be-rufsgenossenschaften, Hannover

Ermächtigungen – Quo vadis?

MMiittttwwoocchh,, 2200.. FFeebbrruuaarr 22000088,, 1155::0000 UUhhrrDr. rer. nat. Heiko Udo Käfferlein, BGFATonerstäube im Büro: Harmlos oder harmful?

Prof. Dr. med. Rolf Merget, BGFATonerallergie – Fakt oder Artefakt?

MMiittttwwoocchh,, 55.. MMäärrzz 22000088,, 1155::0000 UUhhrrDr. med. Horst Müsken, Allergie- und Asthmaklinik BadLippspringe, Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Monika Raulf-Heim-soth, BGFABerufsallergene: Sensibilisierungen gegenüber Milben

MMiittttwwoocchh,, 1166.. AApprriill 22000088,, 1155::0000 UUhhrr Dr. med. Andreas Tautz, Ltd. Arzt der Deutschen PostIntegriertes Gesundheitsmanagement als Motor der be-trieblichen Gesundheitsförderung

MMiittttwwoocchh,, 77.. MMaaii 22000088,, 1155::0000 UUhhrrDr. med. Rolf Ellegast/Frau Dr. med. Ulrike Höhne-Hück-stadt, BGIA St. AugustinPrävention arbeitsbezogener muskuloskelettaler Erkran-kungen – Fallbeispiele aus der Praxis

MMiittttwwoocchh,, 1111.. JJuunnii 22000088,, 1155::0000 UUhhrrProf. Dr. rer. nat. Dr. med. Friedrich Hofmann, WuppertalUpdate Impfempfehlungen für Betriebsärzte – Aktuellesaus der STIKO

Arbeitsmedizinische Kolloquien ab 2008 am BGFAFoto: Uwe Steinbrich/Pixelio

31BGFA-Info 03/2007

FORTBILDUNG/TERMINE

Arbeitsmedizin

Neue Kurse der Akademie für Ärztliche Fortbildung/Ärztekammer Westfalen-Lippe ab Herbst 2008

Die Kurse sind Bestandteil zur Erlangung der Gebietsbezeichnung „Arbeitsmedi-zin“ und der Zusatz-Weiterbildung „Betriebsmedizin“ gemäß Weiterbildungsord-nung der ÄKWL vom 26.07. 2005. Die Kurse sind zudem gemäß Kursbuch „Arbeits-medizin“ der Bundesärztekammer ausgerichtet und mit 60 Punkten pro Abschnittzertifiziert. Die neuen Kurse beginnen im Oktober 2008.

Ort: Bochum, BGFA/BG Kliniken Bergmanns-heil, Bürkle-de-la-Camp-Platz 1. Infos unterTel. 0251/929-2202 oder Fax 0251/929-2249.Schriftliche Anmeldung erforderlich an:Akademie für ärztliche Fortbildung der ÄKWL und der KVWL, Postfach 4067,48022 Münster, E-Mail: [email protected] Sie den Online-Fortbildungskatalog, um sich für die Veranstaltungen an-zumelden: www.aekwl.de

Dermatologie3. Bochumer BerufsdermatologischerSamstag am 8. März 2008 in Bochum

Die Klinik für Dermatologie und Aller-gologie im St. Josef-Hospital der Ruhr-Universität Bochum und das BGFAveranstalten im März 2008 den 3. Bo-chumer Berufsdermatologischen Sams-tag im Hörsaalzentrum St. Josefs Hospi-tal. Das Leitthema der Veranstaltungwird sich mit dem Thema beruflicheHautmittel beschäftigen – eine relevan-te Thematik, die sich an Werksärzte,Arbeitsmediziner, Dermatologen, UV-Träger und (Pharma-)Firmen richtet.Die Veranstaltung wird mit vier Punk-ten zertifziert. Weitere Informationenim Internet unter: www.bgfa.de Webcode: 526848

Pneumologie

Qualitätszirkel Begutachtung Pneumolo-gischer Krankheiten am 23. Januar 200816 bis 18 Uhr im BGFA, Bochum

Der Qualitätszirkel diskutiert aktuelleGutachtenfälle. Neue ärztliche Mitglieder,aber auch Nicht-Ärzte, wie BG-Sachbe-arbeiter oder Richter, sind willkommen.(Anmeldung unter [email protected]). DieVeranstaltung ist von der ÄKWL mit vierPunkten anerkannt. Nähere Infos unterwww.bgfa.de Webcode 296448.

DGP tagt 2008 in LübeckJahrestagung der Deutschen Gesellschaftfür Pneumologie und Beatmungsmedi-zin vom 9.-12. April 2008 in Lübeck

Die Deutsche Gesellschaft für Pneumo-logie und Beatmungsmedizin richtetihre Jahrestagung 2008 in Lübeck aus.Schwerpunktthemen sind die Allergien,„Der alte Patient“ und die Reisemedi-zin. Während des Kongresses wird esein „Allergiezelt“ geben, das interes-sierte Menschen aus der Bevölkerungzum Thema Allergie informiert. Erst-mals wird ein internationales ERS-Symposium zum Thema „State of theArt in Tuberculosis 2008“ angeboten. www.dgp-kongress.de/2008

Termine

DGAUM in Hamburg

Jahrestagung der Deutschen Gesell-schaft für Arbeitsmedizin und Umwelt-medizin vom 12.-15. März 2008 inHamburg

Einer der wichtigsten arbeitsmedizini-schen Kongresse tagt 2008 in Hamburg.Auf der Jahrestagung der DGAUM dis-kutieren Arbeits- und Umweltmedizi-ner, Betriebs- und Werksärzte, Vertre-ter der Berufsgenossenschaften undUnfallkassen, von Arbeitsschutzeinrich-tungen und Behörden sowie zahlreicheeuropäische Fachgesellschaften. DieTagung wird vom „Zentralinstitut fürArbeitsmedizin und Maritime Medizin“unter der Leitung von Prof. Xaver Baurausgerichtet. Die drei Hauptthemenlauten: „Ethik in der Arbeitsmedizin“,„arbeitsbedingte Hautkrankheiten“ und„Maritime Medizin – eine komplexe ar-beitsmedizinische Herausforderung“.Erstmals werden verstärkt internationaleWissenschaftler, Fachgesellschaften undInstitute einbezogen. So setzt sich ein eu-ropäisches Satellitensymposium gezieltThemen mit besonderer EU-Relevanz,wie REACH, Praxistransfer, Nanotechno-logie, muskeloskelettale Erkrankungenund der Stellenwert von Vorsorgeunter-suchungen, auseinander. www.dgaum.de

ServiceNutzen Sie auch die aktuelle Termin-übersicht im Internet: ww.bgfa.deWebcode 258048 und 526336

KKuurrsstteeiill AAAAbbsscchhnniitttt AA11:: Mo. 13.10. - Fr. 17.10.08 undMo. 20.10. - Mi. 22.10.08AAbbsscchhnniitttt AA22:: Mo. 03.11. - Fr. 07.11.08 undMo. 10.11. - Mi. 12.11.08

KKuurrsstteeiill BBAAbbsscchhnniitttt BB11:: Mo. 20.04. - Fr. 24.04.09 undMo. 27.04. - Mi. 29.04.09AAbbsscchhnniitttt BB22:: Mo. 11.05. - Fr. 15.05.09 undMo. 18.05. - Mi. 20.05.09

KKuurrsstteeiill CCAAbbsscchhnniitttt CC11:: Mo. 14.09. - Fr. 18.09.09 undMo. 21.09. - Mi. 23.09.09AAbbsscchhnniitttt CC22:: Mo. 02.11. - Fr. 06.11.09 undMo. 09.11. - Mi. 11.11.09

Teilnehmergebühren pro Abschnitt:Euro 440,00 (Mitgl. der Akademie)Euro 495,00 (Nichtmitglieder)Euro 395,00 (Arbeitslose Ärzte/innen)

32 BGFA-Info 03/2007

Aus dem BGFA

Neuer BGFA-Mitarbeiter

Seit September arbeitet Dr. OleksandrBryk, Stipendiat der Otto Benecke Stif-tung, im Kompetenz-Zentrum Molekula-re Medizin. Der Ukrainer studierte Biolo-gie in Odessa und promovierte am

Institut für Molekularbiologie und Gene-tik der Nationalen Wissenschaftsakade-mie der Ukraine zu „PCR-Analyse desmolekulargenetischen Polymorphismusvon Soja“. Bryk arbeitete an verschiede-nen molekulargenetischen Projekten inder Ukraine mit. Schwerpunkte seinerTätigkeit am BGFA werden die Metho-denentwicklung zur Herstellung undAnwendung von Microarrays sowie dieEtablierung von microRNA-Assays sein.

Koch ins Editorial Boardvon JESEE berufenIm September diesen Jahres wurde Dr.Holger M. Koch ins Herausgeber-Gremi-um (Editorial Board) des renommierten„Journal of Exposure Science and Envi-ronmental Epidemiology“ (JESEE) beru-fen. JESEE gehört der „Nature PublishingGroup“ (NPG) an und ist das offiziellePublikationsorgan der „International So-ciety of Exposure Analysis“ (ISEA). Es isteines der wichtigsten Zeitschriften ausden Bereichen Public, Environmentaland Occupational Health und Toxicology.

Internationaler Kongress der ArbeitsepidemiologieVom 9. bis 12. Oktober 2007 fand in Banff die 19th International Conference on Epi-demiology in Occupational Health statt. Bereits zum dritten Mal wurde diese Ta-gung des Scientific Committee on Epidemiology in Occupational Health (EPICOH)in Kanada ausgerichtet. Mehr als 300 Teilnehmer aus 35 Ländern diskutiertenüber wissenschaftliche Themen zu Arbeit und Gesundheit. Das Kompetenz-Zen-trum Epidemiologie des BGFA war mit drei Beiträgen vertreten. Dr. Beate Peschstellte bei einem Symposium zum Holzstaub die Ergebnisse einer vom BGFA inZusammenarbeit mit der Holz-BG durchgeführte Studie zum Risiko von sinonasa-len Adenokarzinom unter Holzstaubbelastung vor. Im Symposium zur Expositions-ermittlung für Gefahrstoffe referierte sie außerdem über die Abschätzung vonNickelbelastungen bei Schweißern und in anderen Berufen für epidemiologischeStudien. Dirk Taeger stellte in seinem Beitrag das Proportionale Lungenkrebsrisi-ko von Uranbergarbeitern der Wismut in Abhängigkeit von der Exposition gegen-über Radon, Quarz und Arsen vor.

Stiftungsprofessur „Experimentelle Arbeitsmedizin“

Am BGFA ist eine Stiftungsprofessur für Experimentelle Arbeitsmedizin ausge-schrieben. Sie wird von den Betreibern des Instituts, der Bergbau-Berufsgenos-senschaft und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung eingerichtet und inKooperation mit der Ruhr-Universität Bochum besetzt. Die Aufgaben der Professursind die arbeitsmedizinisch-experimentelle Forschung sowie die Planung undLeitung arbeitsmedizinischer Feldstudien. Besondere Erfahrung in der interdiszi-plinären Zusammenarbeit in den Bereichen der Kompetenz-Zentren des BGFAwird erwartet. Nähere Informationen gibt es im Internet unter www.bgfa.deWebcode 208384.

Allergy-School in StraßburgIm September organisierte Prof. Gabrielle Pauli (Louis Pasteur-Universität Straßburg)in Bischenberg, in der Nähe von Straßburg, eine Allergy-School zum Thema „Re-combinant Allergens: From Fundamental Aspects to Clinical Applications“. Die vonder EAACI (European Academy of Allergy and Clinical Immunology), GA2LEN (GlobalAllergy and Asthma European Network) sowie der französischen Gesellschaft fürAllergologie und klinische Immunologie geförderte Veranstaltung richtete sich in anDoktoranden und Post-Doc aus Europa, die auf dem Gebiet der Allergieforschungarbeiten. Rund 150 Teilnehmer diskutierten in dem intensiven Programm mit 24jeweils halbstündigen Vorträgen und vier interaktiven Workshops über die Aller-genforschung: von der Entdeckung der ersten allergischen Reaktion, der Charak-terisierung von gereinigten und der Herstellung von rekombinanten Allergenenbis hin zu ihrem Einsatz in der Immuntherapie. Neben Aspekten der Kreuzreakti-vität von Allergenen wurden für die Diagnostik relevante Entwicklungen aufge-zeigt. PD Dr. Raulf-Heimsoth, Leiterin des Kompetenz-Zentrums Allergologie/Im-munologie, war eingeladen, über die mögliche Verwendung von rekombinantenAllergenen für die Diagnostik von beruflich-allergischen Erkrankungen zu berichten.

33BGFA-Info 03/2007

AUS DEM BGFA/PUBLIKATIONEN

Bünger J: Human health risks from diesel engine particles.Landbauforschung 2007; 308: 51-6

Emmert B, Bünger J, Turowski S, Hitz A, Hallier E: Stellenwertder Erhebung des aktuellen Impfstatus für Tetanus, Diph-terie, Polymyelitis und FSME im Rahmen der G41- und H9-Untersuchung bei Beschäftigten der Forstwirtschaft und desLandschaftsgartenbaubereichs. Ergo Med 2007; 4: 110-116

Fartasch M: Aus der Arbeitsschutzforschung: Dem Kontak-tekzem auf der Spur. Die BG 2007; 07: 301-302

Frank B, Rigas SH, Bermejo JL, Wiestler M, Wagner K,Hemminki K, Reed MW, Sutter C, Wappenschmidt B, Bala-subramanian SP, Meindl A, Kiechle M, Bugert P, Schmutz-ler RK, Bartram CR, Justenhoven C, Ko YD, Brüning T,Brauch H, Hamann U, Pharoah PP, Dunning AM, Pooley KA,Easton DF, Cox A, Burwinkel B: The CASP8 -652 6N del pro-moter polymorphism and breast cancer risk: a multicenterstudy. Breast Cancer Res Treat 2007; Epub ahead of print. DOI: 10.1007/s10549-007-9752-z

Justenhoven C, Pierl CB, Haas S, Fischer HP, Baisch C, Ha-mann U, Harth V, Pesch B, Bruning T, Vollmert C, Illig T,Dippon J, Ko YD, Brauch H: The CYP1B1_1358_GG genotypeis associated with estrogen receptor-negative breast cancer. Breast Cancer Res Treat 2007; Epub ahead of print. DOI: 10.1007/s10549-007-9762-x

Krahl J, Munack A, Ruschel Y, Schröder O, Bünger J: Com-parison of Emissions and Mutagenicity from Biodiesel, Ve-getable Oil, GTL and Diesel Fuel. SAE-Paper 2007; 1-7

Liebers V, Kraus T, Brüning T, Raulf-Heinsoth M: Byssinose- eine aktuelle Übersicht.ASU 2007; 9; 469-474

Pesch B, Pierl CB, Gebel M, Gross I, Becker D, Johnen G,Rihs HP, Donhuijsen K, Lepentsiotis V, Meier M, Schulze J,Brüning T: Occupational risks for adenocarcinoma of thenasal cavity and paranasal sinuses in the German wood in-dustry. Occup Environ Med 2007; Epub ahead of print.Doi:10.1136/oem.2007.033886

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34 BGFA-Info 03/2007

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Pesch B, Kappler M, Straif K, Marczynski B, Preuss R, Ross-bach B, Rihs HP, Weiss T, Rabstein S, Pierl C, ScherenbergM, Adams A, Kafferlein HU, Angerer J, Wilhelm M, SeidelA, Brüning T: Dose-response modeling of occupational ex-posure to polycyclic aromatic hydrocarbons with biomar-kers of exposure and effect. Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 2007; 16: 1863-1873

Raulf-Heimsoth M, Liebers V, Brüning T: Mechanism of en-dotoxin action and pattern of diseases. Gefahrstoffe - Reinhaltung der Luft 2007; 67: 351-353

Raulf-Heimsoth M, Kespohl S, Crespo JF, Rodriguez J, FeliuA, Brüning T, Rihs HP: Natural rubber latex and chestnutallergy: cross-reactivity or co-sensitization? Allergy 2007; 62: 1277-1281

Raulf-Heimsoth M, Rihs HP, Rozynek P, Cremer R, Gaspar A,Pires G, Yeang HY, Arif SA, Hamilton RG, Sander I, LundbergM, Brüning T: Quantitative analysis of immunoglobulin E reac-tivity profiles in patients allergic or sensitized to natural rub-ber latex (Hevea brasiliensis). Clin Exp Allergy 2007; 37: 1657-1667

Taeger D, Weiland SK, Sun Y, Keil U, Straif K: Cancer andnon-cancer mortality in a cohort of recent entrants (1981-2000) to the German rubber industry. Occup Environ Med 2007; 64: 560-561

de Vocht F, Vermeulen R, Burstyn I, Sobala W, Dost A, Tae-ger D, Bergendorf U, Straif K, Swuste P, Kromhout H: Expo-sure to Inhalable Dust and its Cyclohexane Soluble Fracti-on since 1970s in the Rubber Manufacturing Industry in theEuropean Union. Occup Environ Med 2007; Epub ahead of print. Doi:10.1136/oem.2007.034470

Weiss T, Brüning T, Bolt HM: Dephenylation of the rubberchemical N-phenyl-2-naphthylamine to carcinogenic 2-naphthylamine: a classical problem revisited. Crit Rev Toxicol 2007; 37: 553-566

AAbbkküürrzzuunngg DDOOII

Der Digital Object Identifier (DOI) eines Dokuments ist eindauerhafter Code, der zur Zitierung und Verlinkung vonelektronischen Dokumenten im Internet verwendet wird. Mit-hilfe des DOI sind die Texte langfristig auffindbar und welt-weit eindeutig zu identifizieren. Der DOI ist grundsätzlich mitder ISBN bei Büchern vergleichbar, geht jedoch aufgrundseiner integrierten Lokalisierungsfunktion darüber hinaus.Weitere Informationen unter www.doi.org

35BGFA-Info 03/2007

PUBLIKATIONEN/IMPRESSUM

Impr

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ImpressumHHeerraauussggeebbeerrBGFA – Forschungsinstitut für Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen UnfallversicherungInstitut der Ruhr-Universtität Bochum

VVeerraannttwwoorrttlliicchhProf. Thomas Brüning, Institutsdirektor

RReeddaakkttiioonnsslleeiittuunnggVicki Marschall

RReeddaakkttiioonnVicki Marschall, Dr. Thorsten Wiethege,Dr. Monika Zaghow

GGeessttaallttuunnggVicki Marschall

TTiitteellbbiillddBG Metall Nord-Süd

BBiillddnnaacchhwweeiissVicki Marschall, Bernd Naurath, Andreas Ren, Prof.Andrea Tannapfel, Verena Liebers, DGUV, BG MetallNord-Süd, Uwe Steinbrich/PIXELIO, photocase.com:Boing, Crocodile, Emma75, hui-buh, i make design,Juliaw, Krissi3012, Rogna, Sushi100

DDrruucckkDruckzentrum Hußmann, Bochum

AAuuffllaaggee::1900 Exemplare

IISSSSNNISSN 1612-9857

EErrsscchheeiinnuunnggsswweeiissee3x jährlich

KKoonnttaakkttBGFABürkle-de-la-Camp-Platz 1D-44789 BochumTelefon: (0234) 302-4501Fax: (0234) 302-4505E-Mail: [email protected]: http://www.bgfa.de

BBGGFFAA –– FFoorrsscchhuunnggssiinnssttiittuutt ffüürr AArrbbeeiittssmmeeddiizziinn ddeerr DDeeuuttsscchheenn GGeesseettzzlliicchheenn UUnnffaallllvveerrssiicchheerruunnggInstitut der Ruhr-Universität Bochum

Bürkle-de-la-Camp-Platz 144789 Bochum

Telefon: +49 (0)234/302-4501Fax: +49 (0)234/302-4505

E-Mail: [email protected]: http://www.bgfa.de

ISSN 1612-9857