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Paradies für Pferd und ReiterGanz idyllisch am Rande von Burgdorf hat Jana Hansen ein Paradies für Pferde und Reiter geschaffen. Drei Jahre vergingen von der Idee bis zur Eröffnung des Bewegungs-Pensionsstall auf dem Gut Backhausenhof. Im Rahmen ihrer Meisterarbeit hatte die Pferdewirtschaftsmeisterin das Angebot von Pensionsställen analysiert und festgestellt: „Es gibt eine große Spanne zwischen Angebot und Nachfrage. Aber alteingesessene Stallbetreiber sind oft nicht bereit etwas zu ändern.“ Mit dieser Erkenntnis war der Grundstein für die Eröffnung einer Pferdebewegungspension gelegt.

Die Kombination aus Reitplatz und Halle hat sich Jana Hansen selbst ausgedacht.

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Nun ist die Pferdebewe-gungspension offiziell eröffnet. Auf dem 3,5 Hek-

tar großen Gelände ist ein naturna-hes Zuhause für bis zu 60 Pferde entstanden. Der Bewegungsstall bietet Platz für eine Stuten- und eine Wallachherde von je 20 Tie-ren. Hier leben die Pferde in Grup-pen und müssen sich auf dem Areal zum Trinken und Fressen bewegen. Die Fütterung von Heu und Kraft-futter wird dabei von modernen Futterautomaten übernommen.

„Ich hatte Vorurteile, früher stand ich diesem ganzen alternativen Kram sehr skeptisch gegenüber“, gibt Hansen zu, „aber wenn man das dann einmal erlebt hat, wie die Pferde miteinander in der Herde leben, dann weiß man wie Pferde-haltung sein kann“.

Das Pferd steht immer im Fokus, darum legt die 31-jäh-rige Pferdewirtschaftsmeiste-rin auch größten Wert auf ausrei-chende Bewegung und qualitativ

hochwertiges Futter. Jedes der Tie-re trägt einen Chip an einem Hals-band, in die Mähne geflochten oder unter der Haut. Hier sind Informa-tionen zur Fütterung gespeichert. Jedes Pferd hat so einen ganz indi-viduellen Futterplan, der sowohl Kraftfutter als auch Heu beinhal-tet. An den Futterstationen erhal-ten die Pferde ihre festgelegte Ration in bis zu 20 kleinen Porti-onen über den Tag verteilt. „Vie-le kleine Mahlzeiten unterstützen die natürliche Verdauung des ➔

Tag der offenen TürAm Sonntag, 23. Oktober, öffnet die Pferdebewegungspension auf dem Gut Backhausenhof in Burgdorf ihre Tore für alle Interessierten. Im Rahmen der „Burgdorf bewegt sich“-Veranstaltungen präsentiert der Bewegungsstall ab 11 Uhr sein Konzept. Der Verkehrs- und Verschönerungsverein der Stadt Burgdorf hat einige Informationen zur Historie des Gutes zusammengestellt. Auch die Abbruch- und Erdbaufirma, die auf dem Hof im Einsatz war, wird sich vorstellen. Rund eine Stunde lang wird die Acapella-Gruppe The Fairytales die Besucher mit Musik aus den 1950er- 1960er-Jahren unterhalten, für das leibliche Wohl ist natürlich auch gesorgt.

Kraftfutter gibt es in kleinen Mengen bis zu 20 Mal am Tag aus der Futterstation.

Heu und Kraftfutter werden in allen Ställen automatisch zugeteilt.

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Pferdes, außerdem bewegen sich die Tiere mehr“, erklärt Hansen. Der Bewegungsstall ist mit unter-schiedlichen Böden ausgestattet. Auch bei den überdachten Liege-plätzen können die Tiere zwischen Stroh und Sand wählen. Baum-stämme unterbrechen die Laufwe-ge in der Auslauffläche, die Pferde müssen entweder einen Umweg in Kauf nehmen oder die kleinen Hin-dernisse überwinden.

In den zwei neugebauten Stall-gebäuden können weitere 20 Pfer-de in geräumigen Paddockboxen untergebracht werden. Damit die Tiere auch hier zu Bewegung ani-miert werden, teilen sich immer zwei Pferde eine Tränke, die am Ende des Paddocks aufgebaut ist. Somit sind die Pferde gezwun-gen, zwischen Wasser- und Fut-terstelle hin- und herzupendeln. Die Fütterung wird auch bei den

Paddockboxen automatisch gesteu-ert. Die Stallgasse ist offen und luf-tig konstruiert, die Boxentrenn-wände sind nur halb hoch und ermöglichen ständigen Sozialkon-takt. „Tierschützer prangern seit Jahren Schweine-, Rinder- und Hüh-nerhaltung in der Landwirtschaft an, da ist es doch nur noch eine Fra-ge der Zeit, bis sie ihr Augenmerk auf die Bedingungen in Pferdestäl-len richten“, erläutert Hansen. Mit

Die Reiter können also Reitplatz und Halle gleichzeitig nutzen. Damit sollte ein Hallenkoller ausbleiben.

Jana Hansen

Neuankömmlinge und kranke Pferde können eine der Isolationsboxen beziehen.

Jeder Tag auf dem Gut Backhausenhof beginnt mit der Tierkontrolle Das Wohl der Pferde steht auf dem Backhausenhof immer im Fokus.

Das Haus des ehemaligen Ponyclubs Blau-Rot wurde kernsaniert und dient heute als Stübchen und Büro.

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den Paddockboxen können also insgesamt 60 Pferde auf dem Gut Backhausenhof ein zu Hause fin-den. „Mehr Pferde wird es aber nicht geben“, sagt Hansen. „Eine Erweiterung ist nicht geplant“.

Komfort gibt es nicht nur für die Pferde, sondern auch für deren Besitzer. Das Ausreitgelände, das vom Hof aus bequem zu erreichen ist, ist üppig. Außerdem stehen ein Allwetterplatz, eine Führanlage, ein Longierplatz, ein 50 mal 80 Meter Gras-Springplatz, Weiden und ein 80 mal 20 Meter Sandreitplatz, von dem 40 mal 20 Meter überdacht sind und als Halle dienen, zur Verfü-gung. „Die Reiter können also Reit-platz und Halle gleichzeitig nutzen. Damit sollte ein Hallenkoller ausblei-ben.“, lacht die Anlagenbetreibe-rin. Der Quarzsandboden wird mit einem unterirdischen Tröpfchensys-tem bewässert. Je mehr gewässert wird, umso härter wird der Boden. „So können wir relativ individu-ell auf die Bedürfnisse der Einstel-ler eingehen“. Bei der gesamten

Planung hat Hansen auf die Erfah-rung anderer Aktiv- und Bewe-gungsställe zurückgegriffen, denn sie war in ganz Deutschland unter-wegs, hat sich die besten Ställe angesehen und daraus das für sich beste Konzept zusammengestellt.

Seit dem Einzug der ersten Pferde im August werden es ste-tig immer mehr Bewohner in der nagelneuen Anlage. Jana Han-sen beschreibt ihre menschlichen Kunden als eine bunte Mischung aus klassischen Turnierreitern, Frei-zeitreitern und Westernreitern mit und ohne Turnierambitionen. Unter den Einstellern befinden sich einige Familien genauso wie Wie-dereinsteiger. „Ich hab es gerne harmonisch, darum können und wollen wir auch nicht jeden neh-men. Neue Einsteller müssen in unsere Gemeinschaft passen“, so die passionierte Reiterin. Sie sieht den Hof nicht nur als Pferdestall, sondern auch als Ort zum Entspan-nen und Verweilen für die Besitzer. Darum verwundert es auch nicht,➔

Zur PersonDie heute 31-Jährige Jana Hansen stammt aus dem rund sieben Kilometer von Burgdorf entfernten Weferlingsen. Wie bei vielen Burgdorfern begann auch ihre Reitkarriere im Ponyclub Blau-Rot mit einem Osterferienkurs, bevor sie im Alter von elf Jahren ein eigenes Pony bekam. Dieses Pony lebt bis heute und ist Teil der Herde im Bewegungsstall. Nach Schule und Abitur folgte ein längerer Auslandsaufenthalt auf einer Farm in Kanada. Danach kümmerte Jana Hansen sich um die Jungpferde von Albert Habermann und übernahm die Scheckstute „Susi Sorglos“, die heute ebenfalls zur Herde gehört. Der Berufsweg stand damit eigentlich schon fest: Auf die Ausbildung zur Pferdewirtin folgte ein berufsbegleitendes Agrar-Studium und schließlich die Fortbildung zur Pferdewirtschaftsmeisterin. Ein Bürojob war für Jana Hansen unvorstellbar. Den elterlichen Ackerbaubetrieb übernahm traditionell der ältere Bruder und sie arbeitete an ihrem Plan vom Pferdebetrieb der besonderen Art.

Hell und luftig: die Stallgasse bei den Paddockboxen.

Im überdachten Teil des Bewegungsstalls können die Pferde wahlweise auf Stroh oder Sand liegen.

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Bis zu 20 Pferde können in Paddockboxen untergebracht werden.

dass sich auf dem weitläufigen Gelände immer wieder gemütliche Bänke und Sitzecken finden.

Zum Angebot auf dem Back-hausenhof gehört auch der täg-liche Weidegang. Das Raus- und Reinstellen können die Einsteller in Eigenregie organisieren oder den Service monatlich dazu buchen.

Auch andere Dienstleistungen, wie Misten, Abäppeln oder Einde-cken können zugebucht werden. Der monatliche Basispreis für einen Stellplatz im Bewegungsstall oder in einer Paddockbox liegt bei 320 Euro. Dazu kommen noch individu-ell berechnete Kosten für den Fut-terbedarf des Pferdes und je nach Wunsch die Extras.

In den ersten Wochen herrsch-te für die Pferdebesitzer striktes „Rausholverbot“, damit sich die Herden zusammenfinden konn-ten. „Es hat zwei bis drei Tage gedauert, bis die Pferde so richtig angekommen waren. Bis auf klei-nere Blessuren verlief die Grup-penzusammenstellung reibungs-los“, berichtet Hansen, die selbst

auch ihre drei Pferde in dem Bewegungsstall hält. „Die von einigen Einstellern befürchteten Verletzungen verbunden mit Tier-arztrechnungen sind bisher ausge-blieben“, schmunzelt sie. Für Pfer-de, die noch neu dazukommen, aber auch für kranke Pferde, ste-hen mehrere Isolationsboxen zur Verfügung.

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Der Tag auf dem Gut Back-haushof beginnt für Jana Hansen und ihre Auszubildende um halb acht mit der Tierkontrolle. Ganz genau werden die Pferde in den Herden und Boxen angeschaut, der Zustand der Bewegungsställe und der Fütterungstechnik über-prüft. Beide Frauen leben auf dem Hof und können so auch

in Notfällen schnell eingreifen. Bereits vor vier Jahren bezog Jana Hansen gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten eine Wohnung auf dem Gut und konnte so qua-si live den Aufbau ihres Pferdepa-radieses miterleben. „Der Anfang war nicht einfach“, erinnert sie sich. „Ich musste mich überall behaupten, beim Bauamt, bei den

Firmen. Aber ich habe hier auch bei allem mitangepackt!“ Am 14. Oktober 2015 rollte dann der ers-te Bagger für den Abbruch der Altlasten an. Tonnenweise Bau-schutt und Schrott mussten weg-geschafft werden und die lange Zeit des Umbaus war nicht ein-fach. „Meine größten Unterstüt-zer waren meine Mama, mein

Partner und ein guter Freund von der Abbruchfirma. Ohne Hilfe hät-te ich es nie geschafft“, blickt Hansen zurück. „Heute bin ich stolz. Es ist schöner geworden als ich es mir vorgestellt habe und ich freue mich, dass die Leute all die Kleinigkeiten zu schätzen wissen, über die ich im Vorfeld dreimal nachgedacht habe“. (LR)