Biologie I: Pflanzenphysiologie - zmbh.uni-heidelberg.de · Plant Physiology. Für ... Schopfer...
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Biologie I: Pflanzenphysiologie
Pflanzenphysiologie WS 2009/2010
Rüdiger HellHeidelberger Institut für Pflanzenwissenschaften
Copyright Hinweis:Das Copyright der in dieser Vorlesung genannten Lehrbücher oder reproduzierten Bilder wird anerkannt.Die Reproduktion dient reinen Lehrzwecken.
Falkowski, Nature 447: 778 (2007)
Fossiler Baum. Pflanzen haben die Chemieund Geologie der Erde geprägt
Empfohlene Literatur Pflanzenphysiologie
W. NultschAllgemeine Botanik, Thieme Verlag. Für AnfängerCa. 20
U. Lüttge, M. Kluge, G. BauerBotanik- Ein grundlegendes Lehrbuch, Springer-VCH Verlag. Anfänger bis FortgeschritteneCa. 40
L. Nover, E. WeilerAllgemeine und Molekulare Botanik, Thieme Verlag.Für FortgeschritteneCa. 40
L. Taiz, E. ZeigerPlant Physiology. Für FortgeschritteneCa. 75
http://bot.uni-heidelberg.de/
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Pflanzen sind ökologisch sehr erfolgreich!
Woodward, Nature 428: 807 (2004)
Wie hoch kann ein Baum werden?Welche physikalischen Probleme müssenüberwunden werden?Wie werden Wasser und Nährstoffetransportiert?Wie kommunizieren Blätter und Wurzeln?Wie wird Licht in Zucker umgewandelt?Wie wird die Tageslänge gemessen?Wie werden Pathogene abgewehrt?
The Poplar Genome, Science (2006)
Pflanzenphysiologie 1: Funktionen der Wurzel
Chemie des Wassers
Physik gelöster Stoffe
Weg des Wassers durch die Pflanze
Mineralstoffaufname
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Chemie des Wassers
Nultsch 2.1
Dipol Wasser Wasserstoffbrücken,Eis
Ionen mit Hydrathüllen
Wasserstoffbrücken,Cluster
Steigwirkung von Wasser
Beispielrechnung:
Kapillarradius Steighöhe(µM) (m)
1 1.4975 (=Xylem) 0.02
1000 0.00149
Radius r
Höhe h
Steigrohr
Fazit: Kapillarwirkung beruht auf den besonderen Eigenschaften des Wassers.Wirkungsvoll für Benetzung und kurze Distanzen,aber nicht für Langstreckentransport
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Pflanzenphysiologie 1: Wasserhaushalt
Chemie des Wassers
Physik gelöster Stoffe
Weg des Wassers durch die Pflanze
Mineralstoffaufname
Diffusion: Die treibende Kraft der gerichtetenBewegung
Taiz/Zeiger Abb. 3.7
1. Fick sches Gesetz: JS = -DS ( CS/ x)Diffusionsrate (JS; Transport bzw. Flux in einer Richtung pro Zeit) istproportional dem Konzentrationsgradienten ( C/ x) einer Substanz (S)JS = Menge an Substanz pro Fläche und Zeit (mol m-2 s-1)DS = Diffusionskoeffizient;
CS= Konzentrationsgradient; x = Abstand- = Minuszeichen zeigt an, dass der Fluss einem abfallenden
Konzentrationsgradienten folgt.
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Massenfluß von Molekülen
Physikalische Möglichkeit um Moleküle weite Strecken zu transportierenTreibende Kraft ist ein DruckgradientFluß ist proportional zu Radius der Röhre (r), Viskosität der Flüssigkeit ( ),Druckgradient P/ x
Beschrieben durch Poiseuille Gleichung: Volumenflussrate = ( r4 / 8 ) ( P/ x)
Radiusverdopplung bewirkt 16-fachen Massenfluß!
Hauptmechanismus des Langsteckentransports von Wasser!
Frage: Wie wird diese Kraft in der Pflanze erzeugt?
Osmose wirkt durch semipermeable Membranen
Modell der Lipid-bilayer Biomembran
Osmose bezeichnet die Diffusionvon Wasser durchsemipermeable Membranen
Membranen trennen Organismus undUmwelt sowie intrazelluläreReaktionsräume
Biomembranen sind permeabel fürWasser und kleine, ungeladeneMoleküle (CO2)
Membranproteine bewirkengerichteten Transport impermeablerMoleküle
In Pflanzenzellen ist der größte Anteilan osmotisch wirksamen Stoffen in derVakuole lokalisiert
Aus: Nultsch
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Osmotisches System undchemisches Potential des Wassers
Die Tendenz des Wassers, in die Lösung mit S einzuwandern, stellt eine Differenz imchemischen Potential des Wassers dar.Wasserpotential: = (µH2O µ0
H2O) / VH2O
- µH2O = chemisches Potential des Wassers, bezogen auf einen Grundzustand µ0H2O- Dimension von µ ist Energie, also Joule pro mol (J mol-1); µ0H2O definitionsgemäß = 0- Gelöste Stoffe in Wasser verringern das chemische Potential negativ!- VH2O = Molvolumen des Wassers (mol / liter)- hat die Dimension eines Druckes (J m-3 = N m-2 = Pascal)
Aus: Lüttge, Kluge, Bauer
Osmose bewirkt einen hydrostatischen Druck
- Osmotischer Druck ist proportional der Konzentration der gelöstenSubstanz:
- Der Zusammenhang zwischen den Gradienten des hydrostatischen DrucksP, osmotischem Druck und Wasserpotential :
= P Wasserpotentialgleichung
Aus: Lüttge, Kluge, Bauer
beschreibt die Flussrichtung von Wasser über Membranen undbildet die treibende Kraft des Massenflusses !
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Turgorrichtungen bei der Plasmolyse
Lüttge 5-2/Schopfer
Hydrostatischer Druck wird durch Innendruck auf die Zellwand ersetzt (Turgor)Osmose und Wasserpotential ermöglichen Wasseraufnahme und abgabeTurgor ist die Grundlage des Hydrostatischen SkelettsWasserpotentialgleichung in Zellen: = T
GrenzplasmolyseTurgeszenz Plasmolyse (0.5 M KNO3)
Turgor und Welke
Turgordruck und Zellwand sindAnpassungen an das autotropheLeben auf dem Land
Welke ist ein reversiblerGrenzzustand und löst Reaktionenauf Trockenstress aus
Nover/Weiler 6.2
T>0 T<0
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Pflanzenphysiologie 1: Wasserhaushalt
Chemie des Wassers
Physik gelöster Stoffe
Weg des Wassers durch die Pflanze
Mineralstoffaufname
Übertragung des Wasserpotential-Konzepts auf ganzePflanzen: Wasserpotentialgradienten
Lüttge 5-3
Der Gradient des Wasserpotentials trägt wesentlich zumLangstreckentransport beiDer Gradient wird durch die Transpiration aufrecht erhalten
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Aufbau der Wurzelspitze
Nover/Weiler 5.33 und 5.34
Weg des Wassers in die Pflanze
Schopfer 26.1
Wurzelhaar mitPlasmasaum undVakuole
Bodenwasser
Bodenluft
Bodenlösung ist stark verdünnt gegen über dem osmotischen Wert der ZelleWurzelhaare bewirken starke OberflächenvergrößerungWasser kann apoplastisch und symplastisch eindringen
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Symplastische und Apoplastische Aufnahmevon Wasser und Ionen
Cortex
SteleCaspary Streifen
EpidermisEndodermis
PhloemXylem
Caspary Streifen
Strasburger 2-116/323; Taiz 4.3; Nover/Weiler 5.34
Transport im Holz des Sproßes
Nultsch 6-10
Transpirationssog bewirkt Unterdruck in den XylemelementenDie Architektur der Xylemelemente entspricht den funktionalen Anforderungen
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Transportrichtungen des Wassers im Laubblatt
Nultsch 9.4
Obere Epidermis,Cuticula
Palisadenparenchym
Mesophyll
Untere Epidermis
Transpiration treibt den Wasser- und Ionentransport anTranspiration bewirkt Kühlung und wird mit dem CO2 Austausch koordiniertTranspiration wird durch Stomata kontrolliert
Wie hoch kann ein Baum werden?
Woodward, Nature 428: 807 (2004)
Höchster Baum der Erde: 112.7 m,in Humboldt Redwoods State Park (Californien)Wasserpotential an Spitze erreichtphysikalische Grenze des Zerreißens desWasserfadens im XylemWachstumsrate ca. 0.25 m/y
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Pflanzenphysiologie 1: Wasserhaushalt
Chemie des Wassers
Physik gelöster Stoffe
Weg des Wassers durch die Pflanze
Mineralstoffaufname
Der Bedarf an Mineralien kann Mangelsymptomeauslösen
Kontrolle - K - P
- Fe - Zn - Ca
- Mg - Cu - MnBuchanan 23.1, 1206
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Verfügbarkeit und Aufnahme vonNährstoffionen aus dem Boden
Taiz 5.5 Buchanan 23.2, 1208
Kationenaustausch an derOberfläche einesBodenpartikels (negativ geladen)pH Wert ist entscheidendAufnahme und Transport amBeispiel von Kalium
Natürliche Ökosysteme und Agrarökosysteme gehenverschieden mit Nährstoffen um
Buchanan 16.52/829; E. Schnug/FAL Braunschweig
+Sulfat
-Sulfat
Natürliche Ökosysteme enthalten adaptierte Arten und rezyklisieren NährstoffeAgrarökosysteme bestehen aus ausgewählten Arten und entnehmen nettoNährstoffeWichtige Bestandteile mineralischer Dünger: N, P, K, S, MgN Dünger: Nitrat, Ammonium, Harnstoff in Kombination mit K, P und S SalzenBeispiel für applizierte Menge: bis 180 kg/ha Gesamt-N
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Die Knöllchensymbiose von Pflanzen und Bakterienfixiert elementaren Stickstoff (N2)
Buchanan 16.12, 796, 16.14 pea nodules; Strasburger 2-154
10 µm
Mitochondrien
SymbiosomalSpace
Bakteroide
Infizierte (Rhizobium) und nicht-infizierte Zellen von Sojabohne(Glycine max)
Bakterien liefern Ammonium, Pflanzen stellen Kohlenstoffverbindungen bereitAuch einige freilebende Bakterien können N2 fixieren(Klebsiella, Anabaena)
Knöllchen(Nodules)
Genetische Interaktion von Pflanze und Bakteriumwährend der Symbiose
Buchanan 16.20, 803
Pflanze aktiviert Gene für Leghämoglobin, Symbiosomen-Membranproteine,Ammonium-Assimilation und TransportBakterien aktivierende Gene für Import von Dicarbonsäuren,Nitrogenaseprotein, Kofaktoren und Elektronentransport (nif Gene)
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Kreislauf des Stickstoffs in der Natur
Mohr/Schopfer 16.4
Biologische N-Fixierung (106 t y-1)Leguminosen 14-35Terrestr. Systeme 90-140Marine Systeme 30-300Aus: Buchanan Tab. 16.4
Wichtige anorganische Stickstoffmoleküle:N2 Atmosphäre 0NOx Atmosphäre +2NO3
- Boden, Gewässer +5NO2
- Boden, Gewässer +3NH4
+ Boden, Gewässer -3
Zusammenfassung
Wasser ist ein ideales Lösungsmittel für das Leben
Das Wasserpotential ist durch Diffusion, Osmose und Massenfluß dietreibende Kraft aller passiven Transportprozesse
Der Transpirationssog trägt entscheidend zum Wassertransport bei
Anorganische Ionen sind essentiell für das Überleben
Chrispeels Fig. 10-5