Blätter für Heimatkunde 55 (1981) Die ,,Amerikakarte des Piri Re'is … · 2020. 1. 2. ·...

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68 Blätter für Heimatkunde 55 (1981) Die ,,Amerikakarte" des Piri Re'is von 1513 Ein Beitrag zur türkischen Kulturgeschichte und zur Kolumbusforschung. Von Wilhelm Leitner Vor kurzem erhielt die auf den Nachdruck alter Handschriften spezialisierte Grazer Akademische Druck- und Verlagsanstalt von den zuständigen Behörden in Ankara und Istanbul die Erlaubnis, die berühmte „Amerikakarte" des Piri Re'is (von 1513) zu faksimilieren. Aus diesem Grunde erscheint es gerechtfertigt — besonders im Zusammenhang mit der Kolumbus-Forschung —. über die „Seekarte" des Piri Re'is zu referieren. 1 Die bei Katalogisierungsarbeiten vom damaligen Direktor M. Edhem im Beisein des deutschen Theologieprofessors A. Deißmann im Istanbuler Topkapi Sarayi. dem ehemaligen Sultanspalast, 1929 aufgefundene „Piri- Re'is-Karte" erweckte erstmals Anfang der dreißiger Jahre das geographische Interesse. So berichtete 1931 Eu. Oberhummer über „Eine türkische Karte zur Entdeckung Amerikas". Ihm folgte (1933) A. Deißmann. In seiner Publikation „Forschungen und Funde imSerai" verwies er auf die großartigen kartographischen Leistungen des Pin Re'is. Doch erst P. Kahle ließ die Fachwelt aufhorchen. 2 Die 1933 von ihm vorgelegte Abhandlung: „Die verschollene Columbus-Karte von 1498 in einer türkischen Weltkarte" gipfelte in der Annahme, die Seekarte des Atlantischen Ozeans von Pin Re'is gehe direkt auf Kolumbus zurück. - - Diese These veranlaßte übrigens den damaligen Präsidenten der Türkischen Republik, Kemäl Atatürk, einen ersten Fünffarben-Faksimile-Druck anzuordnen. 3 In der Türkei befaßten sich vornehmlich Historiker, u. a. der Vorsitzende der Gesellschaft zur Erforschung der Türkischen Geschichte, Y. Akcura, mit der „Piri Re'is hantasi". Seine neun Seiten umfassenden „Erläuterungen" stützen sich jedoch zur Gänze auf P. Kahle. 4 Eine zusammenfassende Darstellung über die Entdeckung der „Amerikakarte" und das Leben des türkischen Admirals legte 1975 der Historiker A. Afetinan vor. Zunächst zur Person des Piri Re'is: Nach der Darstellung A. Afctinans (Apergu general sur l'histoire economique de l'Empire Turc-Ottoman) lernte 1 Auch Piri Reis (Schreibung), Piri Re'is Ihn Haji Mehmet. D. Bonacker vermerkt lapidar: türkischer Seekartograph, stammt aus Gallipoli. Nach Y. Akcura ist Piri Re'is 1468 geb. und 1554 gest. 2 P. Kahle sprach beim Internationalen Orientalistcnkongreß in Leyden, Sept. 1931, über die Karte unter dem Titel: .,Un mapa de America Lecho poi el turer Piri Reis, en el ano 1515". Darüber hinaus hielt (gemäß freundlicher Mitteilung des gegenwärtigen Direktors des Topkapi Sarayi Durucay - Frau Direktor Afet im J. 1937 vor der Geographischen Gesellschaft in Genf einen Vortrag über Piri Re'is (.,Bir Türk Amirali, XVI. asrin büvuk cografi"). Vgl. S. Afet, S. 334; S. Selen, 1937; Y. Senemoglu. 1973, und A. Afetinan, 1975. 3 Da die erste aus 1000 Exemplaren bestehende Auflage bereits 1935 vergriffen war, brachte das Oberkommando der Türkischen Marine über das Hydrographische Institut 1966 eine 2. Ausgabe heraus. Diese 2. Auflage (12.500 Stück in Originalgröße - 10.000 Stück in Viertelformat) wurde 1975i76 durch einen in den Farben veränderten APA-OFSET-BASIMEVI-Andruek (mit unbekannter Stückzahl) für den Verkauf an.interessierte Besucher des Topkapi Sarayi ergänzt. 4 Y. Akcura verweist wiederum auf den Istanbuler Journalisten der „Son Posta", I. Hakki. Dieser berichtete nämlich in seiner Zeitung als erster über den „kartographischen Fund" und war darüber hinaus bei der Entzifferung der arabischen Beschriftung der Karte behilflich. 69

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    Blätter für Heimatkunde 55 (1981)

    Die ,,Amerikakarte" des Piri Re'is von 1513

    Ein Beitrag zur türkischen Kulturgeschichte und zur Kolumbusforschung.

    Von Wilhelm Leitner

    Vor kurzem erhielt die auf den Nachdruck alter Handschriften spezialisierte Grazer Akademische Druck- und Verlagsanstalt von den zuständigen Behörden in Ankara und Istanbul die Erlaubnis, die berühmte „Amerikakarte" des Piri Re'is (von 1513) zu faksimilieren. Aus diesem Grunde erscheint es gerechtfertigt — besonders im Zusammenhang mit der Kolumbus-Forschung —. über die „Seekarte" des Piri Re'is zu referieren.1

    Die bei Katalogisierungsarbeiten vom damaligen Direktor M. Edhem im Beisein des deutschen Theologieprofessors A. Deißmann im Istanbuler Topkapi Sarayi. dem ehemaligen Sultanspalast, 1929 aufgefundene „Piri-Re'is-Karte" erweckte erstmals Anfang der dreißiger Jahre das geographische Interesse. So berichtete 1931 Eu. Oberhummer über „Eine türkische Karte zur Entdeckung Amerikas". Ihm folgte (1933) A. Deißmann. In seiner Publikation „Forschungen und Funde imSerai" verwies er auf die großartigen kartographischen Leistungen des Pin Re'is.

    Doch erst P. Kahle ließ die Fachwelt aufhorchen.2 Die 1933 von ihm vorgelegte Abhandlung: „Die verschollene Columbus-Karte von 1498 in einer türkischen Weltkarte" gipfelte in der Annahme, die Seekarte des Atlantischen Ozeans von Pin Re'is gehe direkt auf Kolumbus zurück. - - Diese These veranlaßte übrigens den damaligen Präsidenten der Türkischen Republik, Kemäl Atatürk, einen ersten Fünffarben-Faksimile-Druck anzuordnen.3

    In der Türkei befaßten sich vornehmlich Historiker, u. a. der Vorsitzende der Gesellschaft zur Erforschung der Türkischen Geschichte, Y. Akcura, mit der „Piri Re'is hantasi". Seine neun Seiten umfassenden „Erläuterungen" stützen sich jedoch zur Gänze auf P. Kahle.4 Eine zusammenfassende Darstellung über die Entdeckung der „Amerikakarte" und das Leben des türkischen Admirals legte 1975 der Historiker A. Afetinan vor.

    Zunächst zur Person des Piri Re'is: Nach der Darstellung A. Afctinans (Apergu general sur l'histoire economique de l'Empire Turc-Ottoman) lernte

    1 Auch Piri Reis (Schreibung), Piri Re'is Ihn Haji Mehmet. D. Bonacke r vermerkt lapidar: türkischer Seekartograph, stammt aus Gallipoli. Nach Y. Akcu r a ist Piri Re'is 1468 geb. und 1554 gest.

    2 P . Kah le sprach beim Internationalen Orientalistcnkongreß in Leyden, Sept. 1931, über die Karte unter dem Titel: .,Un mapa de America Lecho poi el turer Piri Reis, en el ano 1515". Darüber hinaus hielt (gemäß freundlicher Mitteilung des gegenwärtigen Direktors des Topkapi Sarayi Durucay - Frau Direktor Afet im J. 1937 vor der Geographischen Gesellschaft in Genf einen Vortrag über Piri Re'is (.,Bir Türk Amirali, XVI. asrin büvuk cografi"). Vgl. S. Afet, S. 334; S. Selen, 1937; Y. S enemog lu . 1973, und A. A fe t inan , 1975.

    3 Da die erste aus 1000 Exemplaren bestehende Auflage bereits 1935 vergriffen war, brachte das Oberkommando der Türkischen Marine über das Hydrographische Institut 1966 eine 2. Ausgabe heraus. Diese 2. Auflage (12.500 Stück in Originalgröße - 10.000 Stück in Viertelformat) wurde 1975i76 durch einen in den Farben veränderten APA-OFSET-BASIMEVI-Andruek (mit unbekannter Stückzahl) für den Verkauf an.interessierte Besucher des Topkapi Sarayi ergänzt.

    4 Y. Akcu r a verweist wiederum auf den Istanbuler Journalisten der „Son Posta", I. Hakk i . Dieser berichtete nämlich in seiner Zeitung als erster über den „kartographischen Fund" und war darüber hinaus bei der Entzifferung der arabischen Beschriftung der Karte behilflich.

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  • Piri Re'is von seinem Onkel Kemäl Re'is das Segelhandwerk und begleitete 14 Jahre dessen (piratische) Fahrten längs der Küsten des Mittelmeeres. 1498 trat Piri Re'is in die Dienste Beyazit IL, rückte zum Schiffskommandanten auf und kämpfte gegen Venezianer, Genuesen und Johanniter. Um die Mitte des 16. Jh.s war er osmanischer Admiral im Mittelmeer, Roten Meer und Persischen Golf. Er eroberte mit seiner Flotte 1548 Aden und rang mit den Portugiesen um die Meerenge von Hormuz.

    Außerdem genoß er als Kartograph großes Ansehen. So verfaßte er 1520 das bedeutendste geographische Werk, das von einem Türken publiziert wurde, die 753 Seiten umfassende „Kitab'i Bahriye"5 - - eine Einführung in die Navigation und darüber hinaus eine ungemein präzise kartographische Darstellung und Beschreibung der Mittelmeer-Küstenkonfiguration und ihrer wichtigsten Häfen. Kurz zuvor — 1517 - - soll Piri Re'is dem türkischen Sultan Sehm I. in Kairo seine „Weltkarte" überreicht haben. Von dieser 1513 in Geliboli (Gallipoli) auf Gazellcnhaut gezeichneten Welt- oder Seekarte ist jedoch nur etwa ein Drittel, nämlich der westliche Teil, erhalten.

    Das Fragment der „Weltkarte" zeigt den Atlantischen Ozean und das neu entdeckte Amerika (Antilia-Gestade). In der Legende am linken oberen Kartenrand vermerkte der Autor,6 er habe alles von der Karte des Kolumbus abgezeichnet.7 Da von Chr. Kolumbus' eigener Hand nur die Kartenskizze der Insel Hispaniola (Haiti) mit dem Hafen San Nicolas vorliegt — diese wurde vom Groß-Admiral 1493 (auf seiner zweiten Fahrt) angefertigt —, glaubt man, Piri Re'is hätte in seiner „Weltkarte" von 1513 die auf mysteriöse Weise in türkische Hände gefallene Kolumbus-Karte Amerikas als Grundlage verwendet. P. Kahle (1935, S. 15) wähnte, in der Piri-Rc'is-Karte die verschollene „Kolumbuskarte" (als deren genaue Kopie) wiedergefunden zu haben. Als Piri Re'is seine „Weifkarte" konzipierte, konnte er auf eine Fülle von Informationen zurückgreifen. In Nr. VI der Legende bezieht sich der türkische Kartograph auf 20 Karten, darunter mehrere portugiesische Portulane, die er benützt und auf einen einheitlichen Maßstab gebracht haben will.

    Für die antillische Region („Wcstindien") des erhalten gebliebenen Westteiles der „Weltkarte" — also die sog. „Amerikakarte" — wurden zwei bis drei Vorlagen kompiliert. Ob Piri Re'is dabei die „Originalkarte" des Kolumbus, die dieser nach eigener Angabe seinem Brief vom 18. Oktober 1498 an die spanischen Majestäten beilegte, oder „Kopien" verwendete, sei in diesem Zusammenhang (zunächst) ohne Belang.

    Meine (jahrelangen) Recherchen laufen auf folgendes hinaus: Kolumbus kehrte auf seiner 3. Reise (30. Mai 1498 bis 25. November 1500), die ihn zur Südküste Trinidads, in den Golf von Paria und die Nordostküste Südamerikas

    5 Das ,,Mittelmeer-Buch" des Piri Re'is enthält Abbildungen und Erläuterungen von Landschaften, Inseln, Städten der Mediterranis, u. a. von Niederalbanien, Sizilien. Cypern, Lemnos, Delos, Lesbos, von Konstantinopel, Athen, Venedig usw. Ferner wird die gesamte damalige Seemannskunst in Form eines Segelhandbuches geschildert.

    6 Unter Nr. I der arab. Beischrift. 7 Im Abschnitt VI der Legende zählt Piri Re'is die zur Konzeption seiner Karte verwendeten

    Quellen auf: Ptolemaios-Karten (8 aus der Zeit Alexanders d. Gr., sog. ,,Dschaferiye"-Karten), islamische Unterlagen (über Hind-Indien), Mappamondos, 4 von Portugiesen verfertigte Karten, und darüber hinaus die „Kolumbus-Karte", die (angeblich) über einen spanischen Seemann, der dreimal mit Chr. Kolumbus gefahren sein will, 1501 in türkische Hände fiel.

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  • entlang Ende August 1498 wieder nach Espaniola führte, zu seiner kartographischen Arbeitsstätte — der zwei Jahre zuvor von seinem Bruder begründeten Siedlung Santo Domingo — zurück.

    Die politischen Wirren in der jungen Insel-Kolonie, diese brachten dem Groß-Admiral auch das Mißtrauen der Krone ein, und sein geschwächter Gesundheitszustand8 — so die Furcht vor dem Wiedereinsetzen zeitweiliger Erblindung erlaubten ihm nur die Anfertigung von Insel- und Küstenliniendarstellungen. Von der in Aussicht genommenen Karte (über die Entdeckungen der dritten Reise) waren aber Kopien im Umlauf.

    Das Fehlen Kubas auf der Piri-Re'is-Karte9 entspricht der kolumbischen „Ansicht", vor oder nahe „Cathai" zu sein. Andererseits wußte Kolumbus genau, wie sein Tagebuch beweist, daß Espaniola (das er mit Zipangu identifiziert)10 nicht westlich von Spanien, sondern in WSW davon liegt und vor allem nicht N—S (wie bei Piri Re'is), sondern W—E orientiert ist. Gerade diese Ungereimtheiten und andere Indizien11 sind Hinweise darauf, daß dem türkischen Kartographen für den antillischcn Bereich der „Amerikakarte" kolumbisches Kartengut (Skizzen oder deren Kopien) zur Verfügung stand.

    Dem Einwand K. Kretschmers (1934, S. 49), Trinidad läge bei Piri Re'is weitab von der südamerikanischen Küste mitten im Meer und vom Festland durch verstreute Inseln getrennt, weshalb es zweifelhaft sei, ob es auch auf der Karte des Kolumbus so angegeben war, steht entgegen: Nach der „Bewältigung" der „La Boca de la Sierpe" (Schlangenschlund), der aufgewühlten Wasser im Pariagolf (Äquatorialströmung) und der Durchfahrt durch die „Boca del Dragon" (Drachenschlund) = Wasserstraße zwischen der Ostspitzc der Halbinsel Paria und der Insel Trinidad, weiters der Entdeckung der Inseln Grenada, Margarita und Los Testigos, stieg in ihm (Kolumbus) die Ahnung auf, daß das Gestade zur Linken ein Festland sein könnte. Er hielt sich aber nicht mit der Untersuchung der dortigen Perlgründe auf, sondern segelte geradewegs nach Espaniola weiter (vgl. A. d. Hoyeda, zitiert bei D. Henze, 1979, S. 613).

    Kolumbus blieb nämlich bei seiner einmal gefaßten Ansicht — Inseln (auf dem Wege nach „Cathai") entdeckt zu haben.12 Geht man nach H. Vignaud (1901, 1905, 1911) von der allerdings kühnen These aus, Kolumbus habe in seinem Erforschungsplan gar nicht die Erreichung Indiens zum Ziele gehabt, sondern vornehmlich die Entdeckung von bislang unbekannten Inseln, dann verstünde man, warum bei Piri Re'is immer nur von „Küsten und Inseln" die Rede ist — und nie von „Indien".13 Damit paßt(e) auch die festlandsferne Fixierung Trinidads ins kolumbische „Asienbild".

    8 D. Henze, 1979, S. 363, dabei auf A. de Hoyeda . 9 Erst die Karte des M. Wa l d s e emü l l e r von 1516 vermerkt (erstmals) Kuba (allerdings ohne

    Namensnennung). 10 „Und der Admiral sagt, daß sie es (das Gold) hätten in Zipangu, was sie ,Cibao" nennen.. .

    (zitiert bei P. Kah le , 1933, S. 27). Der Name „Cibao" für die Goldfundstätte der Insulaner auf Espaniola gab Kolumbus die Gewißheit, auf Zipangu zu sein.

    11 Eine genaue Analyse liegt dem Faksimile der Piri-Re'is-Karte (Akademische Druck- und Verlagsanstalt Graz, 1982) bei.

    12 Kolumbus betrat am 5. August 1498 an der Südküste der Halbinsel Paria erstmals amerikanischen Festlandboden - - glaubte aber auf einer Insel („Isla de Gracia") zu sein (D. Henze, 1979, S. 612).

    13 H. V ignaud führt als Beweis die Kapitulation vom 17. April 1492 und den Patentbrief für Kolumbus vom 30. April 1492 an.

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    Ein Aspekt darf nicht unterschätzt werden: die Zirkulation der Information. Der große Informationsfluß, die erbitterte Konkurrenz der Seemächte (mit Geheimhaltung, aber auch gezielter „Falschkartierung"), Verrat (Pinzon), Neid, Geltungsbedürfnis, „kommerzielle" Vorteile seiner Begleiter u. ä. m. ließen eine Fülle von Manuskripten, Karten (und deren Kopien), Skizzen etc. kursieren. Dazu traten Phantasie, Irrtümer, Lese- und Abschreibfehler.

    Welche kartographischen Unterlagen standen (neben mündlichen Berichten) Piri Re'is (möglicherweise) noch zur Verfügung?

    Der Behaim-Globus von 1492 diente Piri Re'is sicher als Grundlage. Er zeigt z. B. „Zipangu" als Phantasie-Insel. Der türkische Kartograph machte daraus (allerdings mit viel genauerer Uferlinie) „Espaniola". Darüber hinaus findet sich fast in Aquatorbreite jenes Phantom-Eiland „Antila" (Antillia — als „Insel der sieben Städte"), das bereits in der Mitte des 15. Jh.s zu mancherlei Schiffsexpeditionen Anlaß bot (vgl. Seekarte des Gratiosus Benincasa von 1482). Piri Re'is übernahm diese Sageninsel in ähnlicher Situierung, übrigens im Gegensatz zu den zeitgenössischen Kartographen, die Antilia um den 40. Breitenkreis plazierten. Bei Piri Re'is heißt es in der Kartenlegende unter XVI: „Und diese Insel nennt man Antilia. Es gibt dort sehr viele wilde Tiere und Papageien und Kampcsche-Holz. Aber bewohnt ist sie nicht." (Der letzte Satz bezieht sich auf die christliche Erzählung, wonach König Roderich und sechs Bischöfe auf „Antil(l)ia" nach ihrer Flucht aus Spanien je eine Stadt errichtet haben sollen.)

    Die portugiesische Weltkarte von 1493 oder 1498 (vgl. J. G. Leithäuser, 1958, Tafel 47), von der noch Mercator die nicht existierende Insel „Frixlanda" übernommen hat, bietet für die im Istanbuler Sarayi aufgefundene Piri-Re'is-Karte wenig Ansatzpunkte. Einzig die Zentralrosen

    eine im nördlichen, die andere im südlichen Atlantik (mit den dazugehörenden Loxodromen) — stimmen in beiden Karten überein. Allerdings fehlt ihr der Meilenmaßstab der Piri-Re'is-Karte. Außerdem vermerkte der portugiesische Autor der Weltkarte die Antillen nicht. M. M. n. liegt der port. Weltkarte von 1493 (1498?) sicher kein kolumbisches Arbeitsmaterial zugrunde.

    Beim Portulan des Juan de la Cosa (1500), der ältesten datierbaren Karte der „Mondo novo", können desgleichen kaum Bezüge zu Piri Re'is hergestellt werden. Der Spanier Juan de la Cosa machte als Lotse die zweite Reise des Admirals mit. Er vermerkte in seiner Rhombenkarte — ganz im Gegenteil zu Kolumbus — Kuba als Insel und kartierte (richtig) Hispaniola in der W-E-Erstreckung. Die Küstenlinie (bzw. Umrißzeichnung) des bis dato bekannten Südamerika (auch die der Großen und Kleinen Antillen) ist übrigens genauer als bei Piri Re'is und entbehrt (im Gegensatz zu der damals üblichen arabisch-türkischen Kartographie) jeglicher Personen-, Tier- und Pflanzendarstcllung. (Die Inseln unter dem Winde heißen bei Juan de la Cosa „Costa de perla" und die „über dem Winde" — „iüa de canibales". Übereinstimmungen ergeben sich nur bei den in beiden Karten verwendeten Schiffstypen und den Kompaßrosen [mit den Windstrahlern].)

    Aus der (von unbekannter Hand angefertigten) wahrscheinlich portugiesi-schen Seekarte (von 1502?) — man nennt sie nach dem Editor auch „Fr. Kunstmann I I" — hat der türkische Kartograph für seine Darstellung nichts

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  • Umrisse der Piri-Re'is-Karte im Vergleich mit der Metrosat-Aufnahme vom 11. 4. 1979.

    übernommen. Auch die anonyme portugiesische Wel tkar te (von 1502?), die nach den früheren Besitzern „King-" oder „Hamyka r t e " heißt (W. Bagrow, 1951, S. 325ff.), enthält keinen brauchbaren Hinweis auf Pir i Re ' is . Dies gilt ferner für die portugiesische Seekarte von P(i)edro Rein(e)l (von 1502 oder 1505?). Der Por tulan hat übrigens zum ersten Male in einer Seekarte des Atlantiks einen Meilenmaßstab, und zwar in ähnlicher Plazierung wie neun Jahre später bei P i r i Re' is. Die Rhombenkar te des Rein(e)l dürfte aber dem türkischen Kar tographen unbekannt gewesen sein.

    Bei einer anderen Seekarte, dem aus Portugal angeblich für einen italienischen Herzog herausgeschmuggelten Cantino Por tulan (von 1502), läßt sich eher eine Beziehung zu Piri Re'is feststellen. So s t immt die Uferlinie der relativ genau gezeichneten Insel Espaniola mit jener des P i r i Re ' is übercin. Überdies werden die gleichen Kompaßrosen verwendet (in der Cantino-Karte verständlicherweise mit der N-Weisung).14 Von diesem Por tu lan könnte P in Re'is die vornehmlich die Orientalen bezaubernden Papageien (als

    14 BciP Rein(e)lzeigt die Kompaßrose die N-Richtung mit einer Liliean (vgl. W. Bagrow, 1951, S. 325; Ch. B r i cke r , R. v. Tooley, 1971, S. 179; P. Kah le , 1929 und 1939).

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    Signatur[en] für „paradiesische" Regionen?) übe rnommen haben. Erstmals tauchen diese bunten Vögel (Cabrals erster „Exportschlager") in der Cantino-Karte über den t ropischen Regenwäldern des östlichen Brasilien auf.

    Für alle weiteren, kurz zu nennenden Karten sind keine (möglichen) Zusammenhänge (oder Hinweise) mit bzw. auf P ir i Re' is festzustellen: mit dem Portulan des Nicolaus de Canerio (von 1502 oder 1504?) (Piri Re'is hätte sonst dessen Breitenskala übernommen) ; mit der Skizze des Bartholomeo Colombo (von 1503 oder 1506?); mit der Weltkarte von Contarini-Roselli (1506), die den NE Südamerikas nur vage andeutet ; mit der Waldseemüller-Karte (Cosmographiae introduetio) von 1507 (sie enthält erstmals den Namen „America") ; 1 5 mit der Mappa Mundi von Johann Ruysch (1508, für die Westhälftc Kubas vermerkt der Autor, daß bis dor thin die Schiffe Ferdinands gelangt seien); mit der Borgia-Weltkarte (von 1510?); mit der Wel tkar te des Bernardus Sylvanus (Ptolemäusausgabe, 1511); mit der Karte des Hierony-mus Marini 1512 (auf ihr liest man erstmals den Namen „Brasi l") . 1 6

    Interessant ist, daß die 14 Jahre nach der „Amer ikaka r t e" des Pir i Re' is veröffentlichte Weltkarte des Diego Ribeiro wieder Gemeinsamkei ten mit der des türkischen Kartographen e rkennen läßt. Die „Car ta Universal en que e contiente toto lo que del mundo sea deseubierto fasta agora" (Hizo la un Cosmographo da su suagestad anno M. D. XXVI I en Seuilla) ist eine Universalkartc mit dem Weltreich Karls V., ein Por tu lantyp gleich dem des Piri Re'is mit gleichen W indrosen und Schiffstypen.17

    Im Zeitalter der Aerophotogrammetr ie und Lasergeodäsie, die sich auch des Infrarot- und des Schrägradarbereiches (SLAR) bedient, konnte es nicht ausbleiben, daß die Piri-Re'is-Karte von 1513 zur Grundlage von allerlei phantastischen Spekulationen benützt wurde. Vergleiche der Piri-Re'is-Karte mit modernen kartographischen Aufnahmen Lateinamerikas zeigen (relativ) geringe Radial- bzw. Tangenlialverzerrungen. Mehrere US-amerikanische Astronomen und Kar tographen, u. a. F . Heyden, D. H. Linehan, A. H. Mallery (vgl. L. Pauwels und J. Berger, 1975; weiters Hinweise bei Ch. Hapgood 1962 und 1966) sprechen von „überraschenden Übereins t immungen, die mit den Mitteln traditioneller Betrachtung nur als unwahrscheinliche Zufälle bezeichnet werden können" (E. Däniken, 1968, S. 35). Dies führte bei P . Ferryn und J. Verheyden, 1976; E. Däniken 1968, 1969, 1972, 1973, 1974, 1977; R. E. Mooney, 1975, und E. H. Schamitz, 1978 — unter Annahme einer in der Vergangenheit l iegenden Landung der „Außer i rd i schen" auf dem Planeten Erde — , zum Ergebnis, Prä-Astronauten hätten von e inem über Ägypten schwebenden Raumschiff Mittel- und Südamerika kartiert .18

    Bei Schrägaufnahmen (z. B. Skylab, LANDSAT oder METEOSAT) , aus 920—1400 km Höhe fotografiert, sind Verzerrungen denkbar , vor allem wenn

    15 Vgl. dazu: F. L aubenbe r g e r , 1959: Ringmann oder Waldseemüller. Eine kritische Untersuchung über den Urheber des Namens „Amerika".

    16 Die kurz nach 1513 publizierten Portulane und Weltkarten sind im Detail genauer, wenngleich „America" immer noch für Asien („Terra Asie Partis") gehalten wurde. Dies gilt für die „Carta rnarina" des Waldseemüller von 1516 oder den Planisfero der Kartographen Jorje Reine] und Lopo Homen. (Vgl. dazu: A. E. No rden sk i ö l d , 1898: Atlas to the Earlv History of Cartography.)

    17 Vgl. dazu: A. E. No rden sk i ö l d , 1898: Atlas to the Early History of Cartography. 18 Die Nazca-Scharrbilder auf der Pampa zwischen Nazca und Pulpa in Südperu werden als

    Landebahnen (Starthilfen) für die außerirdischen Prä-Astronauten und deren Raumschiffe gedeutet.

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  • man einkalkuliert, daß Wolken, W'olkenbänder, der Polarfront-Strahlstrom, Cirreneinzüge und Dunst die Erkennbarkeit der Erdoberfläche beeinträchti-gen. Vergleicht man die METEOSAT-Aufnahme vom 11. April 1979, 11,55 (Aufnahme im sichtbaren Licht) mit der Piri-Re'is-Karte und deutet die großen Zirkulationsgürtel (insbes. die zyklonale Westwinddrift) in den südlichen Breiten als Festland, ist die Prä-Astronautentheorie erklärbar. Legt man weiters der Piri-Re'is-Karte von 1513 eine azimutale — äquidistante Projektion mit dem Mittelpunkt Kairo (Al-Azhar-Universität, Sitz der islamischen Gelehrsamkeit) zugrunde, verblüfft die Situations- bzw. Positionstreue, vor allem wenn man bedenkt, daß gerade die damals gültige, aber wegen der falschen Ost-West-Distanzen irreführende ptolemäische Weltvorstellung zu einer „babylonischen Verwirrung" in der Kartographie geführt hat.

    Um das Werk des Piri Re'is zu beurteilen, einzuordnen und zu vergleichen, bedarf es der Kenntnisse der kulturellen und politischen Gegebenheiten, insbesondere reichen Wissens über den die Geographie bzw. Kartographie belebenden und leitenden Islam.19 Geographie im eigentlichen Sinne gab es im 16. Jh. (im islamischen Kulturkreis) noch nicht; Cografya oder gugräfiyä stellen die jeweils turkisierte bzw. arabisiertc Form des griechischen Begriffs dar. In dieser vielschichtigen islamischen Kulturwelt bediente sich der Türke Piri Re'is folgerichtig der arabischen Sprache und jener geographischen „Geofaktorenlehre", die die räumliche Erweiterung des Kenntnisstandes zum Ziele hatte: 'ilm al-atwäl wa-l-'urüd (Wissenschaft von den Längen und Breiten); 'ilm taqwTm al-buldän (Wissenschaft von der Bestimmung der Positionen des Reiches); 'ilm agä 'ib al-buldän (Wissenschaft von den Wundern der Länder); 'ilm al-masälik wa-1-mamälik (Wissenschaft der Wege und Länder). R. Blackerc und H. Darmaun (1957, S. 7) rechnen die ersten beiden stärker mathematisch-astronomisch akzentuierten „Zweige" der (Ersatz-)Geographie der 'ulüm al-awä il, d. h. der nichtarabischen Wissenschaft, zu, die beiden letzten, deskriptiven (eher) länderkundlichen „Zweige" zur 'ulüm al-'arab, also zur arabischen Wissenschaft.

    Zwar fehlen (in) der „Amerikakarte" Koranzitate und HadTt, insbesondere die Rezitation der Basmallah; dennoch fußt das wissenschaftlich-kartographische Beweisverfahren des Piri Re'is generell auf dem Autoritätsprinzip.20 Für den türkischen Kartographen war Kolumbus die Autorität. So heißt es in Nr. VII der Legende: „Die Namen, die Küsten und Inseln bezeichnen, stammen von Kolumbus. Kolumbus war auch ein großer Astronom."

    19 Nachdem Muhammed IL 1453 die „Stadt am Goldenen Hörn" - Constantinupolis - erobert und dafür den Titel „Fälih" erhalten hatte, war er der Erbe des Bvzantinischen Reiches. Sultan Selim I. besetzte 1517 Ägypten und wurde somit Kalif aller Muslimin. Dieses türkische Imperium umfaßte letztlich 6 Mill. km2 und wuchs zu einer politischen und kulturellen Einheit zusammen. Mit der Okkupation Ägyptens und der Tunesiens (1517) beherrschte der Sultan nicht nur die Küsten Kleinasiens und Vorderasiens, des Mashrik, sondern auch die Gestade Nordafrikas, des Maghreb. Das Mittelmccr durchkreuzten die offiziellen osmanischen Flotten, darüber hinaus auch jene mancher privater türkischer Seefahrer (Kaufleute, Piraten). Dazu rechnete Kemäl Re'is.

    20 Aussprüche des Propheten und der Nachweis, daß ein Lebensgefährte Muhammeds sie beglaubigt habe, beruhen auf der persönlichen Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit der berichtenden oder zitierenden Person.

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    Piri Re'is verläßt allerdings die klassisch-islamische, sunnitische Wissenschaftstradition dort, wo es gilt, deskriptiv Länderkunde zu betreiben. Dabei kommt ihm die Vereinigung von Sultanat. Kalifat und Imamanat in türkischen Händen ebenso zugute wie die Öffnung des „bab-al-igtihäd". „Wissenschaftliche Bezüge" treten an die Stelle religiöser Determinismen. Nicht mehr die Reputation, Hinweise auf die eigene Zuverlässigkeit und Überzeugungskraft sind das Entscheidende.

    Die große kartographisch-geographische Leistung des türkischen Admirals liegt darin, daß er 10 Jahre nach der ersten Entdeckungsfahrt des Christoph Kolumbus und sieben Jahre vor der Magalhäes-Reise durch das Inselgewirr des südlichen Panamerika, einen Portulan (mit dem vollen Netz der Kompaßlinien) publizierte, der dem islamischen Nützlichkeitsgedanken21

    entspricht und gleichzeitig das neue Weltbild vermittelt. Wie die „Katatonische Mappamondi" (von 1375)22 wandelt sich seine „Reiselinienkar-te" zur Weltkarte. Der erhalten gebliebene Westteil, die „Amerikakarte", ist mit ihrer erläuternden, aus 24 Nummern bestehenden Legende und illustrativen Einsätzen (z. T. monströsen Darstellungen, so ein Puma [?] oder ein Lama [?] mit Hörnern) als Ersatz für ein Lehr-(Arbeits-)Buch zu werten. Daß Südamerika und die „Antarktis" nach E. Däniken (Erinnerung, S. 35) an die richtige Stelle projiziert wurden (was übrigens nicht stimmt),23 hängt sicher nicht mit der nach Süden orientierten (und als Kreis gedachten) islamischen „Weltvorstellung" zusammen.24 Es ging Piri Re'is auch nicht darum, die neuen Entdeckungen und „Erkenntnisse" mit Ptolemäus übereinzustimmen,25 wenngleich er den gesamten südlichen Teil (eine vorweggenommene „Terra australis") als Festland kartiert.

    Es gilt zu bedenken, daß um 1513 bereits bekannt war, wie man die geographische Länge durch Monddistanzen finden könne.26 Johannes Werner lehrte damals in Nürnberg die flächentreue Projektion.27 Kurz danach (1518) stellte Johannes Stöffler (in einem „Calendarium Romanum magnum") eine Liste von Längen- und Breitenbestimmungen zusammen, und der um 1530 von Peter Apian veröffentlichten (3.) Weltkarte („Universalior cogniti orbis Tabula") liegt bereits eine äquivalente (Stab-Werner) Projektion zugrunde.28

    21 Die vier Aufgaben, die sich Piri Re'is in der „Bahriye" stellte, lauten: Distanzmessung, Kursbestimmung, Küstenlinienkartierung und Situierung bzw. Ortsbestimmung.

    22 Vgl. „Der Katalonische Weltatlas von 1375". Brockhaus-Faksimile, Abt. Antiquarium, Stuttgart 1977.

    23 Die Süd-Shetlandinseln, das Atlantisch-Indische Südpolarbecken bzw. antarktische Festland liegen mindestens 4800 km (Luftlinie) weiter südöstlich.

    24 In der Legende (Nr. XXII) der „Amerikakarte" heißt es: „Vor diesem Zeitpunkt glaubte man, daß das Meer kein Ende oder keine Grenze hatte und daß an seinem anderen Ende Dunkelheit war. Nun haben sie (die Spanier) gesehen, daß dieses Meer von einer Küste umschlossen wa r . . . "

    25 A. E. N o r d e n s k i ö l d zählt in seinem Faksimile-Atlas von 1889 56 Ptolemäus-Ausgaben auf, wovon 6 bis 1500 und weitere 30 bis zum Tode des türkischen Admirals erschienen sein sollen.

    26 W. Wo l k enhaue r , 1895, S. 24. 27 Als Anhang zu seiner Übersetzung zum ersten Buch des Ptolemäus unter dem Titel:

    „Libellus de quattuor terrarum orbis in piano figurationibus" publizierte W e r n e r mehrere neue kartographische Darstellungsmethoden. Die Projektionsmethode, die Kugeloberfläche in die Ebene auszubreiten, geht übrigens auf Johann S tab (gest. 1522 zu Graz) zurück.

    28 Die „Glareanus" genannte Planisfere ovale (mit herzförmiger Projektion; Datierung: 1510, Bonn) ist sicher erst nach der Mitte des 16. Jh.s vollendet worden.

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  • Genaue Untersuchungen der Karte ergaben, daß Piri Re'is alle wichtigen Informationen der Zeit verarbeitet hat, auch die von Amerigo Vespucci, Pinzön und Juan de Solis. Er berücksichtigt anonyme Seekarten, rang um die Problematik der Projektion, übersah allerdings, daß viele portugiesische Küstenkartierungen mit einem mißweisenden Kompaß gemacht worden sind.

    Die Einzeiehnung der „Anden" (?) (was eher den Bergländern von Brasilien und Guavana entspricht), „von deren Existenz man noch nichts ahnen konnte" (E. Däniken, Erinnerungen, S. 35), sind meiner Meinung nach keine perspektivischen Ansichten der Prä-Astronauten, sondern mehr als künstlerische als kartographische Gestaltung zu interpretieren. Wie schon K. Kretschmer, 1934, S. 50, ausführte, gibt uns die Karte des türkischen Admirals Piri Re'is viele Rätsel auf, und es ist nicht das letzte Wort gesprochen. So wird anläßlich der Faksimilierung durch die Akademische Druck- und Vcrlagsanstalt Graz Gelegenheit sein, sie - - i m Detail — als wichtiges Dokument der Entdeckungszeit und der (türkisch-islamischen) Kulturgeschichte zu untersuchen.

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