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Geomorphologie im Gelände Klamm Breitachklamm, Allgäu Eine Klamm ist ein durch ein Fließgewässer angelegtes enges Tal mit fast senkrechten oder sogar überhängenden Wänden. Entstehung Ein Talquerschnitt ist das Ergebnis von Erosion durch das Fließgewässer und die Hangentwicklung. Eine Klamm entsteht bei starker Tiefen- und sehr geringer Seitenerosion. Bei der raschen Tieferlegung durch den Fluss findet im harten Felsgestein kaum Hangdenudation statt. Typisch für eine Klamm ist auch, dass der Talgrund meistens vollständig durch das Fließ- gewässer eingenommen wird. Eine Klamm zeigt an, dass das Einschneiden des Flusses in seinen Untergrund so schnell abläuft, dass Verwitterung und Denudation am Hang nicht mitkommen. Voraussetzung dafür ist, dass das anstehende Gestein eine ausreichende Standfestigkeit aufweist. An senkrechten Hängen, wenn sie erstmal Abb. 1: Breitachklamm bei Oberstdorf, eingeschnitten in Kalke des Helvetikums

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Geomorphologie im Gelände

KlammBreitachklamm, Allgäu

Eine Klamm ist ein durch ein Fließgewässer angelegtes enges Tal mit fast senkrechtenoder sogar überhängenden Wänden.

Entstehung

Ein Talquerschnitt ist das Ergebnis vonErosion durch das Fließgewässer und dieHangentwicklung. Eine Klamm entstehtbei starker Tiefen- und sehr geringerSeitenerosion.

Bei der raschen Tieferlegung durch denFluss findet im harten Felsgestein kaumHangdenudation statt. Typisch für eineKlamm ist auch, dass der Talgrund

meistens vollständig durch das Fließ-gewässer eingenommen wird.

Eine Klamm zeigt an, dass dasEinschneiden des Flusses in seinenUntergrund so schnell abläuft, dassVerwitterung und Denudation am Hangnicht mitkommen. Voraussetzung dafürist, dass das anstehende Gestein eineausreichende Standfestigkeit aufweist. Ansenkrechten Hängen, wenn sie erstmal

Abb. 1: Breitachklamm bei Oberstdorf, eingeschnitten in Kalke des Helvetikums

Geomorphologie im Gelände

durch schnelle Erosion entstanden sind,ist eine anschließende Hangrückverlegungoder Hangverschrägung nur noch schwermöglich.

Der enge Talgrund führt oft dazu, dass derFluss die Steilhänge unterschneidet unddamit instabil macht. Felsstürze sind somitin einer Klamm keine Seltenheit.

Typisch ist wegen der eng stehendenFelswände die geringe Sonnenein-strahlung, so dass in der Klamm einbesonderes Mikroklima herrscht.

................Breitachklamm

Südwestlich von Oberstdorf hat sich dieaus dem Kleinwalsertal kommendeBreitach in Form einer Klamm in harteKalksteine der Unterkreide eingeschnitten(Abb. 1). Der Verlauf der Klamm folgtdabei einer tektonischen Störungszone.

Die Gesteine der unterkretazischenSchrattenkalk-Formation bestehen vorallem aus dickbankigen fossilreichenKalksteinen, die tektonisch zur Einheit desHelvetikums gehören. Das Helvetikumbildete mit einem Schelfmeer den Südrandder Europäischen Platte, wo ab derUnterkreide eine Karbonatplattform ent-standen war.

In der Klamm angeschnitten ist eineSattelstruktur, weshalb die Schichten teilssteil gestellt sind, was in Abb. 1 (linkeSeite) gut erkennbar ist.

Während der letzten Kaltzeit (Würm-Kaltzeit) war das nördliche Alpenvorlandvergletschert. Auch das Illertal und seineSeitentäler waren hiervon betroffen. So

formte ein Gletscher ein trogförmiges Talim Bereich der heutigen Breitachklamm.

Da der Gletscher eines kleinen Seitentalssich nicht so stark eintiefen konnten wieder Hauptgletscherstrom im Illertal, bliebnach dem Eisrückzug ein Hängetal zurück,das mit einer Geländestufe in das Haupttalmündete. Eine solche Ausgangslage isttypisch für die Entstehung einer Klamm.

Durch rückschreitende Erosion schnittsich die Breitach dann schnell in denUntergrund ein und formte im Bereich derharten Schrattenkalke mit ihrer hohenStandfestigkeit eine Klamm. Die maximaleWandhöhe in der Breitach-Klamm beträgtheute 87 m.

Oberhalb und unterhalb der Breitach-klamm stehen weichere Gesteine an, diesich von der Breitach leichter ausräumenließen. Hier entstanden Kerbtäler.

Dieses Dokument ist in digitaler Form gespeichert unter:

www.geologie-digital.de/geomorphologie/klamm.pdf

Autor: Diplom-Geologe Hendrik Mehrens

erstellt am: 17.12.2016

letzte Änderung am: 25.04.2017