Brennpunkt Leben

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    Kurt Scheffbuch

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    hnssler

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    Kurt Scheffbuch

    Brennpunkt

    Gewinnen oderverspielen wir

    unsere Zukunft?

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    Hnssler-PaperbackBestell-Nr. 393.931ISBN 3-7751-3931-1

    Copyright 2002 by Hnssler Verlag, D-71087 Holzgerlingen

    Internet: www.haenssler.deE-Mail: [email protected]: Krger & Ko.Titelbild: Archiv Krger & Ko.Satz: Vaihinger Satz & DruckDruck und Bindung: Ebner & Spiegel, UlmPrinted in Germany

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    I N H A L T

    Vorwort 7

    Brennpunkt LE BE N 8

    1 . Kapitel

    U N S E R L E B E N- Z W I S C H E N B E R F L U S S U N D M A N G E L... 9berfluss an Mglichkeiten 10Mangel an Perspektive 12Die groe Lcke..'. 14

    2 . Kapitel

    UN SERE WERT E - A BSTURZ ODER N EUE WERT UN G? Kurssturz der W erte 17Was ist noch gltig? 20W erte in der Bewhrung 23Die Familie in der Zerreiprobe 26Kinder sind Hoffnungen 31Das Leben ist voller W under 33

    3 . Kapitel

    U N S E R E A R B E I T S W E L T- Z W I S C H E N L U S T U N D F R U S T . . . .3 5Unter Leistungsdruck 36

    Spa bei der Arbeit - warum nicht? 38Ist Frust vermeidbar? 41Widersprchliches und Fragwrdiges 43Verdienen - ja. Dienen - nein? 48W enn wir an Grenzen stoen 50

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    4 . Kapitel

    UNSERE FREIHEIT - W AS IST SIE UNS WERT? Das Geschenk der Freiheit 54Grenzenlose Freiheit? 56Gefhrdung der Freiheit 61Egoismus - wie kann er berwunden werden? 6Gewalt und falsche Toleranz 65Herausforderung durch den Fundamentalismus Bevormundung durch Ideologien 72

    Verteidigung der Freiheit 74

    5. Kapitel

    UNSERE ZUKUNFT - W IRD SIE VERSPIELT? Unbezahlbare Ansprche 79Ungedeckte Schecks auf die Zukunft 82W ir mssen umdenken 87Hilfe zur Selbsthilfe 88Kettenreaktion der Nchstenliebe 92Ausblick 94

    Anmerkungen 96

    Literaturverzeichnis 97

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    VORWORT

    Krisen und Konflikte berschlagen sich. Was ist berhaunoch sicher? Die Ansprche wachsen, die Zukunftsperspe

    ven schwinden. Reformen, von allen Seiten dringend gefordverschleien sich schon im Vorfeld von Entscheidungen.Ergebnis: Reformstau und Ratlosigkeit.

    Wie knnen wir leben - mitten in Orientierungslosigkeit, Frust der Arbeit und in Sorge vor der Zukunft? Das breite Anbot an Spaerlebnissen und Abenteuern macht auch keinen nahaltig glcklich. Das Vakuum, das durch den Verfall der Weentstanden ist, lsst einen Hunger aufkommen nach einer Krdie das Leben durchdringt und motiviert. Da ist die Gute Naricht von der Hoffnung, die Christus gibt. Aber ist dieser Wnicht lngst von vielen ber Bord geworfen worden?

    Was sich ber Jahrhunderte als W ert erwiesen hat, soll wieneu entdeckt und mit den heien Themen unserer Zeit konfrtiert werden. In den Brennpunkten der Auseinandersetzung Stellung bezogen werden, ohne dem einzelnen Andersdenkenden Respekt zu entziehen. Die Strken und Schwchen unseGesellschaft mssen angesprochen werden, ohne immer gleeinseitig fr eine bestimmte Interessengruppe Partei zu ergrei

    Den Leser bitte ich, sich den Fragen wie auch meinen Antwten konstruktiv und kritisch zu stellen. Die ungewhnlichen rausforderungen unserer Zeit verlangen von uns doppelte Wasamkeit. Wir wollen uns um Verstndigung und Ausgleibemhen, wo immer es in den aktuellen Auseinandersetzunmglich ist. Wo es um Verteidigung unserer Freiheit und der begrndenden Werte geht, wollen wir bereit sein, uns entschsen fr sie einzusetzen. Eine M ut machende Perspektive braucwir fr unser eigenes Leben wie auch fr unser Land. Denn obegrndete Hoffnung knnen wir nicht leben.

    Kim Scheffblich

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    BRENNPUNKTL E B E N

    E s wird heute viel von der Zukunft gesprochen. Darin komder Wunsch nach einer klaren Orientierung zum AusdruW ir warten auf eine Lsung der weltweiten Krisen, wir hoffeneine Beendigung von Terrorismus und Kriegen und auf eine wsame Bekmpfung von Hunger und Elend. Wir warten sclange - aber eine Lsung ist nicht in Sicht.

    In der Wirtschaft brauchen wir einen neuen Aufschwung.

    vielen Feldern des ffentlichen Lebens haben sich die Verkrusgen verhrtet. In der Politik werden zukunftsweisende Entscdungen durch stromlinienfrmig-populre Sprche ersetzt. lsst sich wieder beruhigen - und man hofft vergebens.

    Auch in unserem persnlichen Umfeld haben wir unsere wartungen - und werden oft enttuscht. Der Arbeitsplatz, soer uns noch sicher ist, lsst viele Wnsche offen. Der Wind wrauher, das Betriebsklima wird klter. Und die neuen Chefs - len sie wirklich den gemeinsamen Erfolg oder nur ihren eigeGewinn? Die Frage ist :Wo bleibt das e igentliche Leben?

    Ich werde erinnert an den mittelstndischen Unternehmer, mich um Beratung bat, um rechtzeitig seinen Nachfolger zustimmen. In Krze zeigte sich, dass alles in vorzglicher Versung war. Ob es die Bilanzen waren oder die Qualittskontrdie Personalfuhrung oder die Produktentwicklung, alles war bildlich. Der Chef konnte, sobald er wollte, sich mit guten fhlen zurckziehen. Bevor ich aufbrach, fragte ich ihn, fastbenbei, nach seinen persnlichen Plnen. Das wei ich nichthatte nie Zeit, um ber mich richtig nachzudenken. Auch mFamilie hatte nicht viel von mir ... Damit war ein Thema ansprochen, das noch einige private Nachgesprche ausfllte. kommt es, dass wir oft den materiellen Plnen, dem Maschinpark oder der Kapitalanlage mehr Sorgfalt zukommen lassendem eigenen Leben? Und wenn wir anfangen, darber nachzuken, dann sind schon viele kostbare Jahre vorbei...

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    1 . Kapitel

    UNSER LEBEN -ZWISCHEN BERFLUSSUND MANGEL

    Wir unterschtzen das, was wir haben,und berschtzen das, was wirsind.

    Marie von Elmer-Escbenbach (1830-1916)

    Wir wollen leben - so richtig, aus vollen Zgen. Einenguwnschen wir nicht, dafr viel Freiheit und unbegrenz

    Mglichkeiten der Lebensgestaltung. Aber wie kann man sLebensziele setzen, wenn die Vernderungen sich stndig bschlagen und alles in Zweifel ziehen, was vordem geplant war?

    Beispielhaft ist der technische Fortschritt auf dem Gebiet Kommunikation. Eindrucksvoll ist er und doch voller Widerspche:Die technischen Mittel der Kommunikation sind - vor alledurch das Inte rne t - ins Gigantische gestiegen. Der Austausch Handy wird immer raffinierter. Aber das Ziel der Kommunition, die zwischenmenschliche Verstndigung, wird immer kuatmiger und zerbrechlicher. Gilt es nicht auch fr andere Bereides Lebens? Die wissenschaftlichen und technischen Mglichten sind gegeben, um weltweit die Lebensbedingungen der Mschen zu verbessern. Doch imm er wieder ist der Mensch selbst

    Problem. Unsere groen Zukunftsprojekte funktionieren niso,wie wir planen, weil der Mensch nicht so funktioniert, wwir wollen.

    Worauf kann man sich noch verlassen? Wo sind Menschen, deman trauen kann? Glaubwrdig mssen sie sein und auch verl

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    lieh, um Wegweiser frs Leben zu sein. Um im Bild zu bleiWer mit dem Auto unterwegs ist, wei sich abhngig von Vkehrszeichen. Aber die Zuverlssigkeit vieler Schilder wird inge gestellt durch die Vielzahl an berflssigen. Das Zeichen geschrnkter Winterdienst ist solch eine Groteske, mit derOrtseingang die Fahrer begrt und irritiert werden, auch ten im Hochsommer. Und wenn es mal an einem Wintertag und Schnee geben sollte, hilft das Schild dem Fahrer auch nweiter; es sichert nur die Brokratie ab.

    Fr die heien Fragen unserer Zeit brauchen wir zuverlssWegweisung, nicht brokratische Bevormundung. Auch nmedienkonforme Irrlichter des flchtigen Zeitgeistes. Das Vsprechen einer Verbesserung der Verhltnisse ist nicht neu uwird immer wieder aufgewrmt. Der selbstherrliche Griff nder Zukunft ist ein Traum, der die Last der Tagesarbeit verdgen soll.Wo gibt es eine stabile, verlssliche Grundlage, auf der wir bauen knnen? Woher nehmen wir den Mut fr unser Hande

    Perspektivlosigkeit und ein verwhrenderPluralismus von Doktrinen ersetzen das

    verloren gegangene Ziel.Doch gerade jungeMenschen suchen, ernchtert durch die

    kalte Wohlstandsgesellschaft, keineswegs nurSpa, sondern Identitt und Siin.'

    berfluss an MglichkeitenIn der Vergangenheit waren Ideologien hoch im Kurs, dieHoff-nung versprachen auf eine perfekt emanzipierte Menschheit, von allen Zwngen, frei von Leistungsdruck, von Konflikten Existenzsorgen.

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    Die Zweifel werden immer grer. Die optimistischen Zkunfts-Erwartungen sind ausgehhlt. Der wissenschaftlich-tenische Fortschritt ist ohne Zweifel ins Gigantische gewachsAuch der materielle Wohlstand hat in unserem Land ungeah

    Ausmae angenommen. Aber glcklicher geworden sind wir dhalb nicht. Und menschlicher ist unsere Gesellschaft auch nigeworden. Was ist denn der Mastab fr unsere ErwartungeWorauf setzen wir, wenn wir von Zukunft sprechen?

    Wir sind verwhnt von dem reichhaltigen Angebot an Produkund Dienstleistungen, die sofort unsere Bedrfnisse befriedigmssen. Ob es um die Gesundheit geht oder um das Freizeitvgngen, ob ein Fitness-Kurs besucht wird oder ein exotischLand - alles muss super sein und total meine Erwartungerfllen. Es ist nicht nurdie Jugend, die so denkt, immer hufigersind es auch die etwas Alteren ...

    Der Chef eines amerikanischen Weltkonzerns entschloss sinach einer Serie von erfolgreichen Jahren, bereits mit 57 Jahden Ruhestand anzutreten. Sein neues Ziel umriss er gut gelaund ohne Umschweife: Ich habe mir krzlich ein Boot gekaund wusste nicht, wohin damit. Deshalb habe ich mir gleich neinen Jachthafen dazu besorgt.

    Der Hunger nach Spa mag zuweilen absurde Formen annemen, aber er ist nicht auf bestimmte Gruppierungen beschrnWas hier zum Ausdruck kommt, ist mit rationalen Kriterien nimehr zu fassen. Es ist einfach ein Trend, ein Stil unserer Zeit, spaorientiert zu zeigen - angefangen mit den vulgren TaShows im Nachmittags-Fernsehen bis hin zu den teureren Vgngen der Einkommensstarken, die auch nicht viel ansprucvoller sein mssen.

    Es gibt fast unbegrenzte Mglichkeiten fr Hobby-Wnscaber gleichzeitig einen erdrckendenMangelan Perspektive. Es fehltein Lebensziel.

    Die Psychotherapeutin Elisabeth Lukas sagt in Anlehnung anren Lehrer, Viktor E. Frankl, den Begrnder der Logotherap

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    Glcklich ist nicht derjenige, der sich alle Wnsche erfllkann, glcklich ist derjenige, der einenGrundzum Glcklichseinhat, und leben will auch nicht nur derjenige, der ein angenehmLeben fhren kann, sondern derjenige, der einenGrundzum Le-ben hat.2

    Der bitellekt hat einscharfes Augefr Methoden und Werkzeuge,

    aber er ist blindgegen Ziele und Werte.

    Albert Einstein

    Mangel an Perspektive

    Es war ein harter, aber erfolgreicher Tag. Stundenlang wurde zverhandelt. Zuerst sah es so aus, als ob wir nie auf einen gemesamen Nenner kommen wrden. Ein Groauftrag war fr unsSicht, aber die Gegenseite stellte Forderungen , die in dieser Fonicht akzeptabel waren.

    Schlielich war es soweit. Die Kompromissformel war gefuden. Erleichtert, aber sprbar ermattet, zogen wir beide uns zuner kurzen Pause zurck.

    Sie knnen mit Ihrem Ergebnis zufrieden sein, sagte ich aerkennend zu meinem Gesprchspartner, als wir abschlieend zAbendessen zusammenkamen.

    Zufrieden ... schon, meinte er, aber es stand viel auf deSpiel, und ich habe nicht mehr m it einer Einigung gerechnet.

    Da waren wir mitten im angeregten Gesprch. Im zhen Vehandeln hatten wir Respekt voreinander gelernt. Jetzt fragten uns im zwanglosen Austausch:

    Warum haben wir uns eigentlich nicht frher geeinigt? Die Fmel, die zur Einigung fhrte, war doch so einleuchtend und bzeugend.

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    Stundenlang, ja Tage kmpfen wir oft im Gestrpp verwirrenDetails. Die Lsung liegt so nahe, doch wir sehen sie nicht. Owir sehen eine Lsung, aber irgendetwas hindert uns, sie zu vwirklichen.

    Es war fast Mitternacht. Ich war krperlich mde, aber mGeist war wach, wie aufgewhlt. Das Gesprch wurde allmhentspannter, freier, persnlicher. Der Mann, der mir gegenberwar mir auf einmal nicht mehr fremd. Er sprach von der immer er werdenden Last seines Unternehm ens.

    Manchmalfrage ich mich,ob sich das alles lohnt?... Wenn dasallesist...?

    Ich sah in seine resignierten, mden Augen. Was fr eine Elichkeit sprach aus ihm! Ich wollte etwas antworten, aber es schlug mir die Sprache. Mit Mhe fand ich ein paar Worte, meine Anteilnahme ausdrcken sollten.

    Pltzlich wurde das Gesprch unterbrochen. Die Taxis stanbereit. Die Gelegenheit zu einem spontanen und vertrauensvoGedankenaustausch war unerwartet zu Ende.

    In jener Nacht hat ein Mensch eine lebenswichtige Frage auworfen. Sie kann nicht ohne Antwort bleiben; ich will sie aufgre

    Fr mich gibt es zwei Fragen von bergeordneter BedeutuWer gibt mirKraft, wenn ich am Ende meiner Mglichkeiten binUnd wer kann mir glaubwrdig sagen, was dasZielmeines Lebensist? Nur eine Antwort hat mich wirklich berzeugt: Gott, der geschaffen hat, verfgt ber unbegrenzte Krfte. Er kann auchser Leben mit neuer Kraft fllen. Er ist auch die einzige Autordie uns berzeugend sagen kann, was das Ziel unseres Lebens i

    Woher man dies so genau wissen kann, wird immer wieder fragt. Jesus Christus verbrgt es uns, er ermglicht eine Beziedes Vertrauens zu Gott.

    Ob diese berzeugung tragfhig ist, knnen wir selbst ausp

    bieren. W ir machen dann eigene Erfahrungen. Und es wird einanders, die Akzente werden neu gesetzt, wenn wir anfangen, ihm zu rechnen.

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    Die groe LckeIn der ffentlichkeit ist Gott kein Thema. Es ist wie eine Mades Schweigens. In den Pausen am Arbeitsplatz kann man zber alles diskutieren, was Interesse findet, aber ber Religspricht man nicht. Bei Begegnungen mit Freunden, beim gemsamen Picknick oder beim Tennisspielen, nirgendwo wird Thema ausgeklammert, ob es Geld ist oder die Politik. Aber Gwird ausgeschlossen, als ob es ihn nicht gbe.

    Nicht wenige sind abgestumpft. Die Frage nach Sinn und Zunseres Lebens scheint verschttet. Aber tief unten im Bewusein gibt es doch ein bohrendes Fragen. Manchmal berflltuns mitten in der Nacht, wenn wir Mhe haben, den Schlaf zuden.

    Es gibt Menschen, die erfahren haben, dass Gott lebt. Auwenn es in der ffentlichkeit ein Tabu ist, kann es nicht vschwiegen werden. Unser Leben beginnt, zuversichtlich zu wden, wenn wir wissen, dass der Schpfer auch heute am Wirist. Tatjana Goritschewa berichtet, wie sie dies vor dem Zsammenbruch des Sowjet-Regimes als Dozentin fr marxistisPhilosophie erlebte. Nur als meditative bung sprach sie, Atheistin, zum ersten Mal das Vaterunser und wurde pltzlvollstndig umgekrempelt. Ich begriff - nicht etwa mit meinlcherlichen Verstand, sondern mit meinem ganzen Wesen -, dEr existiert. Er, der lebendige, persnliche Gott, der mich und Kreatur liebt, der die Welt geschaffen hat, der aus Liebe Menwurde, der gekreuzigte und auferstandene Gott! In jenem Augblick be- und ergriff ich das Geheimnis des Christentums, neue,wahre Leben ... Ich fing an, die Menschen lieb zu habenund ich konnte es gar nicht erwarten, Gutes zu tun und den Mschen und Gott zu dienen.3 So schreibt sie in ihrem eindrck-

    lichen Bericht Von Gott zu reden ist gefhrlich ber ihre fahrungen im Osten und Westen.Umso notwendiger wre es, wieder zu echtem Gottvertrauenfinden. Doch stehen wir uns selbst im Weg. Es fllt uns so schwins Nachdenken und ins Gesprch ber den Glauben zu komen.

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    Dafr gibtes persnliche Grnde:

    Es gibt eine weit verbreitete Meinung: Christentum wird veraltet und langweilig eingeschtzt. Dies ist ein Vorurteil, lange der Einzelne nur die Institution im Blick hat und nichtPerson Jesus Christus. Es ist ein sensibles Them a, das nicht laute, plakative Argumentation vertrgt. Da kann es passierdass wir aus falsch empfundener Rcksicht schweigen, wo htten sprechen sollen. Und manchmal reden wir, wo wir nigefragt sind.

    Das Geheimnis, das der Schpfer in unser Leben gelegt hmchte gern jeder selbst fr sich entdecken. Aber dafr siAnste von einem verstndnisvollen Gesprchspartnerhilf-reich.

    Dabei will niemand von andern belehrt oder gar bevormunwerden. Es muss eine Vertrauensbasis gegeben sein, so dass wechselseitiges Hren und Sprechen mglich wird.

    Es gibtgesellschaftliche Grnde,die das Nachdenken ber denchristlichen Glauben erschweren und die im nchsten Kapitelschrieben werden.

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    2. Kapitel

    UNSERE WERTE -ABSTURZ ODERNEUE WERTUNG?

    Irgendetwas stimmt mit unsererGesellschaftnicht: Das hat inzwischen auch der Letzte

    gemerkt. Irgendwie laufen die Dinge anders,als sie laufen sollten...

    Warum dieses Vakuum, wammdieser Mangelan handlungsbewusstem Denken!*

    Os Guinness

    G lcklich sein will jeder. Aber wie wir glcklich werden, dadie Frage. Wir suchen Erfolg imBeruf; und im engen Kreisder Familie oder unter Freunden wollen wir Harmonie und

    zeptanz erleben. Wir suchen Aufgaben und Hobbys, in denenuns und unsere Ideen am besten verwirklichen knnen, sei esdem Sportplatz, in der Disko oder bei einer Dem o.

    Was treibt uns an? Ist es einfach der Drang, Spa zu haboder ist es ein tiefer in uns angelegtes Bedrfnis, sich zu bettiWir knnen es selbst oft nicht unterscheiden. Denken wir an

    weltweiten Tourismus-Boom, in dem wir Deutschen Weltmeisind. Ist es Erlebnisdrang, der uns stndig auf Achse sein loder ist es die Unruhe, die aus der Ziellosigkeit kommt?

    Gibt es in unserer Gesellschaft noch gemeinsame berzgungen, fr die wir uns einsetzen knnen? Was ist das Ziel, dzwischen Erfolg und Misserfolg - unserem Leben Profil und

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    stabile Grundlage zu geben vermag? Gibt es in den rasanten Vnderungen, die wir durchmachen, berhaupt noch einen bestdigen Faktor, auf den unbedingt Verlass ist?

    Was die Modernitt meines Erachtens ammeisten kennzeichnet, ist die berzeugung,

    dass der Menschsich keiner Macht mehrunterordnen muss, auer seiner eigenen.

    Philip Rieff

    Kurssturz der Werte

    WasKurssturz bedeutet, wurde im Frhjahr 2000 auf dramatischWeise deutlich. Mit unrealistischen Vorschusslorbeeren bedacwurden am Neuen Markt die Aktien neugegrndeter High-TecUnternehmen in die Hhe katapultiert. Die Jungmanager selbdurch Insiderwissen bevorzugt, stieen ihre Werte oft frhzeiab,und die Kurse strzten zu Lasten der Kleinanleger ins Bodelose. Auch auf anderen Gebieten kann es einen Kurssturz dWerte geben.

    Jede Gesellschaft braucht, um berleben zu knnen, unumstritne Werte. Wie schlecht es damit bestellt ist, sollen einige Fallbspiele verdeutlichen:

    Der Vorstand einer Grobank beschliet Entlassungen, udem Kostendruck entgegenzuwirken. Aufgrund des hervorrgenden Vorjahresergebnisses hatte sich die Fhrungsriege wnige Monate zuvor einen Anstieg der Bezge auf das Doppebis Dreifache zugebilligt. Betriebswirtschaftlich nachvollziebar - doch die Auswirkungen an Missgunst und N eid sind bproportional. Durch scheinbar gerechtfertigte Selbstversogung einzelner Bosse wird eine Lawine maloser Forderung

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    losgetreten. Wo bleibt das Verantwortungsbewusstsein fr Gesamtheit?

    Gewerkschaften fordern unangemessen hohe Lohnsteigegen mit Hinweis auf die gestiegenen Gewinne. Aus der Sder Arbeitnehmer ist es nachvollziehbar, aber es ist nur die be Wahrheit. Die gute Gewinnentwicklung ist Vergangenhinzwischen stehen die meisten Unternehmen unter groDruck. Ein mglicher Kompromiss in den Tarifverhandlunwird erschwert, weil die Basis sich lngst die unrealistiscForderungen zu Eigen gemacht hat. Im brigen: Ein Unnehmen braucht Gewinn zum berleben. Gewinn ist kefreie Verfgungsmasse fr Arbeitnehmer - auch nicht fr Vstandsmitglieder.

    Bei fast allen staatlichen Subventionen gibt es Betrug und nhufiger Schmarotzertum. Auch beim Arbeitslosengeld undder Sozialhilfe ist es weit verbreitet. Politik und Verwaltsind nicht imstande, dagegen vorzugehen.

    Es gibt Personen des ffentlichen Lebens, die durch Mehrfpensionen staatlich abgesichert sind. Und es gibt Rentnernen, nicht selten Witwen, die unter dem offiziellen Existeminimum ihre letzten Jahre fristen.

    Es steht nicht gut mit derGerechtigkeit in unserem Land. Werkeine Lobby hat oder nicht das ntige Geld fr langwierige zesse, der fhlt sich des fteren allein gelassen, auf verlorePosten.

    Gerechtigkeit ist ein Anspruch, der wie alle Werte unserer ab

    lndischen Kultur tief in der Bibel verwurzelt ist.Wie steht es mit derEhrlichkeit? Je strker die Bevormundungdurch die staatliche Brokratie, umso weniger kann man sichEhrlichkeit verlassen. Selbst Betrug oder Ladendiebsthle wezuweilen mit dem Hinweis bagatellisiert, es seien nur Sach

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    nicht Menschen geschdigt worden. Auch hier zeigt sich, wieGrundlagen der Ethik ins Schwanken kommen, wenn die Weder Bibel nicht mehr Beachtung finden.5

    Rcksicht wird immer seltener: auf die Belange und Gefhdes andern achten, ihm Vortritt lassen, wenn es wnschenswerscheint. Aber in der Regel wird doch das als wnschenswert gesehen, was dem eigenen Vorteil dient, was eben Spa machUmso wichtiger wird, dass wir wieder die zwischenmenschliWertschtzung beachten, wie sie im Philipperbrief2,3 zum Aus-druck kommt: Handelt nicht aus Selbstsucht oder Eitelkeit! Kner soll sich ber den andern erheben, sondern ihn mehr achals sich selbst.

    Hilfsbereitschaft - ein kostbarer Wert, ohne den es in unserer Gsellschaft immer klter wird. Aber immer hufiger gibt es die kschnuzige Einstellung: Warum soll ich helfen, wenn doch Staat dafr verantwortlich ist?

    Hier wird wieder deutlich, welche Bedeutung auch heute dbiblische Gebot der Nchstenliebe hat.6 Es gibt noch andereWerte, die - in der Politikersprache - auf den Prfstand gestewerden mssten. Wie viel zhlt in unserem Land derFlei? Wiesteht es mit derTreue? W o gibt es nochDankbarkeit? Viele habendie Antenne dafr verloren. Logo - wem alles selbstverstndlist - Freiheit, Freizeit, Gesundheit, staatliches Sicherheitsnetwem sollte der denn dankbar sein? Umso dringender sind Mschen gefragt, die sich nicht von Gruppeninteressen verenahmen lassen, sondern ausgleichend wirken knnen, weil glaubwrdig die wichtigsten Werte verkrpern.

    Es war eine Zeit des Umbruchs wie heute: eine Zeit brchiAutoritten und zerbrechender Illusionen, als vor fast 2000 Jah

    Jesus Christus ins Blickfeld trat. Seine Botschaft war ganz andals alles, was man bisher gehrt hatte . Zahllose Menschen kamins Staunen, weil sie erlebten:Es gibtHoffnung. Gott hat ein gutesZiel fr alle Menschen. Dieses Wissen kann jedem, der sich daffnet, eine neue Perspektive geben.

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    In einem Zeitalter, in dem die 10 Gebote frso viele ihre Geltimg zu verliere?! scheinen,

    muss der Mensch instandgesetzt werden,

    die 10000Gebote zu vernehmen, die in den10000 Situationenverschlsselt sind,

    mit denen ihn sein heben konfrontieit.

    Viktor E. Frankl

    Was ist noch gltig?Von der Abwertung ist nicht alles gleichermaen betroffen. Kurssturz trifft, wie an der Brse, einige Werte strker, die anren etwas weniger. Und diejenigen, die sich am Ausverkauf ethischen Werte beteiligen, reprsentieren bei weitem nicht Mehrheit. Das ist ein positiver Faktor. Aber die Minderheit brdet sich lauter, sie gibt den Ton an in den Medien. Das ist Faktor, der zur Wachsamkeit mahnt.

    In einer ffentlichen Diskussionsrunde ging es um die FraWelche Werte wollen wir der Jugend vermitteln? Der LeiterGymnasiums hatte die Eltern der Schler dazu eingeladen. auswrtiger Referent brachte alarmierende Fakten ber dgegenwrtigen Trend des Werteverfalls. Es war realistisch uberzeugend, was er vortrug. Doch die Zuhrerschaft spaltete in zwei Blcke. Da war sprbare Zustimmung bei einzelnen tern. Doch die Ablehnung bei andern war umso hrter. Sie masich mit giftigem Unmut Luft, und zwar an folgenden Punkten

    Die verharmlosende Meinung, es handle sich nur um einWertewandel, nicht um einen Werteverfall.- Allerdings zeigt auch der Begriff Wandel die Einseitig

    des Denkens; es ist eine Verschiebung von den anspruchsvlen Gemeinschaftswerten hin zu den billigen Ego-Werteein alarmierendes Zeichen!

    Ein weiterer Punkt war das scheinbar generse Zugestnddie Eltern knnten auch viel von der Jugend lernen: Ehrlikeit, Freiheit, Spa.

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    - Die das vortrugen, waren sich kaum bewusst, dass sie vor dErziehungsauftrag kapitulierten.

    Andere meinten, selbst die wachsende Bedrohung durch Gwalt und Drogen werde sich automatisch auflsen, wenn dLehrer nur richtig aufklren wrden.- Damit war der Schwarze Peter wieder bei der Gegenseite

    Zum Thema Kleindiebstahl meldete sich ein Jugendleiter Wort, der bemht war, die Akzeptanz der Mehrheit zu gewnen. Man drfe nicht ppstlicher sein als der Papst; wir htes doch frher auch nicht so genau genommen mit der Ehrlikeit.- Wirklich? Trifft dies fr alle zu? Unbewusst besttigte er

    mit, wie die Eltern die Verantwortung tragen fr das, was Jugend als verbindliche Werte annimmt oder ablehnt.

    Anschlieend hatten die Eltern Gelegenheit zur persnlichAussprache mit den Lehrern. Jetzt waren es nicht mehr die laurechthaberischen Tne einzelner Eltern, sondern es gab eine svertrauensvolle und aufgeschlossene Bereitschaft, den Rat Lehrer zu hren. Eine Mutter konnte ihre Trnen nicht zurhalten, weil seit einigen Tagen ihre 14-jhrige Tochter mit einFreund spurlos verschwunden war. Was hatte sie falsch gemacAndere suchten einfach die gemeinsame Achse mit den Lehreum ihre Kinder wirksamer anleiten zu knnen.

    Knnte diese Diskussion nicht in hnlicher Form an anderOrten stattgefunden haben? Werden wir nicht tglich beschwemmt mit gleich lautenden, aalglatten Gemeinpltzen, wsie in der ffentlichen Diskussion vorgebracht wurden?

    Doch die Wirklichkeit sieht oft ganz anders aus. W ir lernennur kennen, wenn wir bereit sind, uns dem Einzelnen zuzuwden und an seinen Sorgen Anteil zu nehmen.Trotz allem wissenschaftlich-technischen Fortschritt und allWohlstand ist in unserem Land ein lhmender Mangel zu sprEs fehlen die geistig-ethischen Werte.E ine krankh aft aufgeblhteSpa-Mentalitt kann das entstandene Vakuum in unserer Gesschaft nicht kaschieren. Die Parolen der Parteien und Interess

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    Verbnde haben weithin das Vertrauen verspielt, das ntig wum die Bevlkerung fr die entschlossene Verteidigung unsWerte zu gewinnen.

    Die Sorge um den Erhalt unserer Werte kam in der vielbeacten Rede des frheren Bundesprsidenten Roman Herzog Ausdruck, die er auf dem Berliner Bildungsforum am 5. Novber 1997 hielt.

    Daraus einige Auszge:Es ist ein Irrglaube, ein Bildungssystem komme ohne Vermlung von Werten aus. ... Deshalb gehrt zum Beispiel der Rgionsunterricht in die Schule und darf nicht in die Pfarrsle drngt werden...

    Gerade in einem guten ffentlichen Bildungssystem braucprivate Initiativen unsere Sympathie und Ermutigung ...

    Ich wnsche mir ein Bildungssystem, das wertorientiert isVerlsslichkeit, Pnktlichkeit und Disziplin, vor allem aber

    Respekt vor dem Nchsten und seinen berzeugungen undFhigkeit zur menschlichen Zuwendung.

    ber vier Jahre vor dem niederschmetternden Befund der PStudie wurde durch den Appell des Bundesprsidenten deutwie notwendig Reformen auf der Grundlage traditioneller Wsind.

    Wie kann es in unserer Gesellschaft eine gemeinsame Eschlossenheit zu diesen notwendigen Reformen geben? Dazu erst eine starke Motivation mit einer begrndeten Hoffnung handen sein. In der Geschichte gab es nicht immer das Bewussvon Erneuerung. Im Altertum war die Auffassung vorherrschalle Entwicklungen bewegten sich im Kreis und es gbe niwirklich Neues unter der Sonne. Alles fliet (panta rhei), da

    die berzeugung von Heraklit um 500 v. Chr. Umwerfend kvoll war die Verheiung, die Jesaja schon um 730v. Chr. den Glu-bigen im Hinblick auf den kommenden Messiaszurief: So sprichtder Herr: >Ich will ein Neues schaffen, jetzt wchst es auf...

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    mit dem Einzelnen aufnehmenwill:Frchte dich nicht, denn ichhabe dich erlst. Ich habe dich bei deinem N am en gerufen, du bmein! (Jesaja 43,1) Seitdem gibt es Hoffnung auf eine erneuernKraft, die von Christus kommt.

    Ein Beispiel dafr gab Mutter Teresa aus Kalkutta anlsslider Verleihung des Friedens-Nobelpreises 1979. Hier einige Auzge aus ihrer Rede, in der wesentliche Akzente gesetzt wurde

    Wir danken Gott fr den Friedensnobelpreis ..., fr das Gschenk des Friedens ... Go tt liebte die Welt so sehr, dass er seinSohn gab. Diese Gabe war so gro, dass es Got t Schmerzen bertete,sie zu geben ... An jedem Tag ist uns die Gegenwart von Jsus gegeben, dir und mir. Auch du solltest versuchen, dieGegenwart in deine Familie hineinzubringen ...

    Dabei kommt es nicht darauf an, wie viel wir tun, sondern wviel Liebe wir in das hineinlegen, was wir tun ... Lasst uns zwei schlsse fassen: Dass kein Kind unerwnscht sein mge. Und dwir einander immer mit einem Lcheln begegnen mgen, insbsondere dann, wenn wir inmitten von Schwierigkeiten sind.

    Wir mssen erkennen,dass alle dieHoffmingen undalle die Verheiungsgehalte,

    die den Aufbruch der Menschheit in der

    Moderne erst inspiriert und motiviert haben,aus dem Heilsglaubendes alten Christentums

    ihre innerste Kraftbezogen haben.

    Gnter Rohtynoser

    Werte in der BewhrungDer Griff nach der Zukunft ist ein alter Traum der MenschheUnzhlige Vorkmpfer haben Zukunftsbilder entwickelt undarum gerungen, dass Bedingungen entstehen, unter denen dLeben lebenswerter wird. Sorgen, Mhen und Leiden sollten b

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    seitigt werden, um eine neue Epoche wahrer Menschlichkeit zureichen. Einzelne unter ihnen meinten, die christlichen Weseien dafr ein Hindernis und mssten ber Bord geworfen wden.

    Mit zwingender Logik weist der emeritierte Stuttgarter Philophie-Professor Gnter Rohrmoser in seinem Buch Kampf umMitte auf einen wichtigen Zusammenhang hin: Unsere eurosche Kultur mit allem wissenschaftlich-technischen Fortschritohne die christlichen W urzeln nicht denkbar. Das Christentumeine Religion, die nicht, wie viele Leute meinen, gegen die Auf

    rung und gegen die Moderne gerichtet ist, sondern die selber Quelle, die Kraft darstellt, aus der die Aufklrung und die Modgelebt haben.

    Zum Freiheitsbegriff sagt Rohrmoseru. a.: Die einzige geisti-ge Kraft, die imstande wre, diese Freiheit zu bewahren uauszufllen, ist das Christentum.8

    Doch es gibt immer noch genug fortschrittliche Ideologien,uns eine Hoffnung durch die Emanzipation suggerieren wollenist der Traum von einer durch eigene Kraft befreiten Menschhfrei von allen Zwngen, frei von Leistungsdruck, von Konflikund Existenzsorgen.

    Doch die Zweifel werden grer. Was ist aus den Begeisrungsstrmen der Ideologen von 1968 fr Mao Tse-tung in Ch

    und Ho-Tschi Minh in Nordvietnam geworden? Warum wurddie Opfer der Kulturrevolution in China totgeschwiegen, Massenmorde des Roten Khmer in Kambodscha missachtet? Proteste gegen das Schah-Regime im Iran mgen ihre Grngehabt haben. Aber wo blieb der Protest gegen das ChomeiRegime?

    Es gab sicher Veranlassung genug, um Autoritten im eigen

    Land kritisch zu hinterfragen. Doch die gewaltsamen Auftritteden Hochschulen haben nicht viel Neues an Reformen gebraDie antiautoritre Erziehung hat bis heute in Schulen und Falien zerstrerische Spuren hinterlassen. Wie viel mehr htte reicht werden knnen durch berzeugende Argumentation ubeispielhafte Modelle statt durch gewaltttige Kampagnen!

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    Es ist deshalb unverzichtbar, bei allen Zukunftsprojekten fragen: Sind die Erwartungen begrndet? Wir mssen selbstktisch fragen: Gab es nicht auch zahllose Enttuschungen aChristentum im Lauf der Jahrhunderte? Allzu oft wurde Chrtentum gesagt - und man meinte die eigenen Interessen. Ob Staatsoberhupter waren oder Kirchenfiirsten, nicht selten habsie versucht, sich ein religises Image zu verschaffen, um sich uihre Absichten wirksamer durchsetzen zu knnen. Aber soman das tat, es stand im Widerspruch zum Neuen TestamenNiemand, der mit Macht seine eigenen Interessen verfolgt, kasich jemals auf ein Wort von Christus berufen; vielmehr sagtzu seinen Jngern: Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Vlkniederhalten und die Mchtigen ihnen Gewalt antun. So sollnicht sein unter euch (Matthus 20,25).

    Wie eine Zukunft ohne Christus aussieht, dafr gibt Paulus alistische Hinweise: Die Menschen werden selbstschtig, gegierig, prahlerisch und eingebildet sein. ... undankbar, lieblos uunvershnlich, verleumderisch, unbeherrscht und gewaltttigSie kmmern sich nicht um das, was Gott Freude macht, sondsuchen nur, was ihre eigene Lust vermehrt. Sie geben sich zwarnen frommen Anschein, aber die Kraft wirklicher Frmmigkkennen sie nicht(2.Timotheus 3,2-5).

    Die wahren Werte der christlichen Botschaft grnden demnanicht auf Interpretationen aus zweiter Hand, auf dem, was manals christlich ansehen.Die Information aus ersterHand, aus derQuelle des Neuen Testaments, gibt Orientierung fiir unserpersnlichesLeben, wie auch fiir die heien Themen unsererGesellschaft. Dies sollan konkreten Beispielen aufgezeigt werden, wenn gefragt wird W ie wirkt sich der Christusglaube im praktischen Leben au Bewhrt sich die daraus entspringende Hoffnung auch in kr

    schen Situationen? Was sind die Antworten fr die heien Themen unserer Gesschaft?

    Eine Gestalt mit weltpolitischer Ausstrahlung war Fridtjof Nsen, der norwegische Forscher und Staatsmann, Trger des Fr

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    densnobelpreises 1922. Sein Einsatz galt der Freilassung der 1918 im Osten zurckgehaltenen deutschen KriegsgefangeFr Russland initiierte er eine groe Aktion gegen den Hungden Jahren 1921-1923. Nach dem griechisch-trkischen Kbemhte er sich 1923 um Ausgleich und Rckfhrung Hundtausender in ihre Heimat.

    Das Motiv, das Fridtjof N ansen zu diesen wirksamen, Friestiftenden Schritten trieb, nannte er vor der VollversammlungVlkerbunds in Genf im September 1922: Ich sehe keine anRettung fr die Menschheit als die Wiedergeburt der Nchsliebe.

    Die erhhte Freiheit zu mehr Mglichkeitenhat nicht mehr Glckgebracht, sondern vor

    allein die Vielfalt menschlicher Schwchengeradezu wuchernlassen ...

    Wie kommen wir nun aus dieserSackgassewieder heraus? Ganz gewiss nur, indem

    wir aus dem Elend lernen, dass jeder,der etwas ndern mchte,bei sich selbst genug

    zu tun hat.9

    Christa Meves

    Die Familie in der ZerreiprobeDie Familie gilt seit mindestens2000 Jahren als die Zelle der Ge-sellschaft. Ehe und Familie stehen nach Artikel 6 des Grundgezes unter dem besonderen Schtze der staatlichen Ordnung.

    Dennoch knnen wir die Augen nicht davor verschlieen,

    manche Familie, vor wenigen Jahren noch berglcklich, pllich in Scherben zerbricht. Wie strahlend war das junge Paarmals;man konnte es geradezu spren, als ob sie vor allen Freden demonstrieren wollten: So wie wir beide, so liebt sich skein Paar auf der ganzen Welt!

    Und jetzt - alles in Scherben? Das darf doch nicht sein!

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    Was auseinander reit...Ein Glck, das wirfiir uns allein suchen,

    ist nirgends zu finden;

    denn ein Glck,das sich verringeit,wenn wires mit anderen teilen,ist nicht gro genug,

    um uns glcklich zu machen.'"

    Thomas Merton, von dem dieses Wort stammt, fand erst auf Umwegenzum christlichen Glauben. Ursprnglich Journalist fr kmivmnistische

    Zeitungen in Amerika, trat er 1941 in eine Trappistenabtei ein. SeineSchriften sprechen den modernen M enschen in seiner Einsamkeit an.

    Der Trend geht weg von der Familie. Es gibt sogar Zeichen dAuflsung.

    Eine Vielzahl von Grnden ist dafr ausschlaggebend. Dmeisten davon gipfeln in einem extremen Individualismus.Ichmach,was ich will,ist das Motto. Man tut sich schwer, Verzichtfr den andern zu leisten und sich in eine enge Gemeinschaft lngere Zeit einzubringen. Es ist damit keineswegs ausgeschlsen, Spa an einer Partnerschaft zu finden. Wie lange sie jedounter dieser Prmisse anhlt, das ist die Frage.

    Fallbeispiel 1 E in e allein erziehende Mutter von zwei Kindernhat sich die Erziehung nicht leicht gemacht. Viel Zeit und Liehat sie in die beiden investiert. Je tzt kann sie nicht verstehen, dihr sechzehnjhriger Sohn sich so befremdend entwickelt. Immhufiger sucht er den Kontakt zum Vater und lsst sich von ihverwhnen, obwohl der jahrelang sich nicht um ihn gekmmhatte. Der Mutter gegenber zeigt er eiskalte Ablehnung, die fast zum Wahnsinn treibt.

    rallbeispiel 2 j ?m Exportmanager hat es ber Jahre verstanden,fr seine Firma neue Auslandsmrkte aufzubauen. Es waren folgreiche Jahre, und er war genau der Typ, der die Dynamik uden sprichwrtlichen Erfolg des Unternehm ens verkrperte.

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    Dann pltzlich tritt etwas ein, womit er nie gerechnet hatte. Familie bricht auseinander. Genauer gesagt: Seine Frau will nmehr. Als er entdeckt, dass er etwas ndern muss, dass er mehrsie da sein will, ist es zu spt. Wenigstens aus ihrer Sicht. Z

    Kinder verlieren ihren Vater. Und niemand steht ihnen zur Seum mit einer Strategie der Vershnung die zerstrittenen Partwieder zusammenzubringen.

    Kein Einzelfall. Jede dritte Ehe wird im Lauf der Jahre gescden; und die brigen sind hufiger von Auflsung bedroht, man denkt. Fast tglich erfhrt man durch die Medien, wie p

    minente Knstler, Schauspieler, Politiker oder Wirtschaftler iPartnerschaft aufkndigen. Da wird es zuweilen als das Allermalste dargestellt: Beziehungen ermden eben; damit mussgentlich jeder rechnen. Und doch ist es, wenn es dann eintjedes Mal eine Katastrophe.

    Was zusammenfhrt...

    Echtes Glck findet sich inselbstloser Liebe,einer Liebe, die in dem M ae wchst,

    in de?n sie mitgeteiltwird. '"

    Thomas Merton

    Hier bricht eine zentrale Frage auf: Wie kann eine BeziehungEhe und Familie wieder heil werden, wenn tiefe Verletzungvorliegen? Wenn die Sehnsucht, bedingungslos akzeptiert undliebt zu werden, so bitter enttuscht wird?

    In ihrem Buch Rat in ratloser Zeit erwhnt Elisabeth Lueine Statistik der Telefonseelsorge, wonach bei 100000 Anru56000 mal familire oder zwischenmenschliche Fragen als Haproblem angesprochen wurden.

    Trotzdem spricht sie von der Chance der Familie und Ursehnsucht, geliebt zu werden, und zwar so, wie man ist, oWenn und Aber, trotz Schwche und Schuld ..." Das ist eine wichtigsten Voraussetzungen fr das Zusammenleben in der

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    milie und besonders in der Ehe: Den anderen akzeptieren, auwenn gelegentlich Meinungsverschiedenheiten auftreten. Verlezungen nicht nachtragen , sondern vergeben. Ich kann jedoch dePartner nicht gut vergeben, wenn ich nicht selbst von der Vergbung lebe, die Gott mir durch Christus zukommen lsst.

    Dass wir uns gefunden haben, war Glck. Dass wir zusammengeblieben sind, war Arbeit. Dies ist die realistische Ausage einer in der Ehe- und Familienberatung erfahrenen Ehefrund Mutter. Und sie wei, dass dies nur im Vertrauen auf Gomglich ist.

    Ein viel beschftigter Mann wird auf einer Dienstreise von sner Frau begleitet. Am Abend wollen sie einen privaten Besumachen. Im belebten Grostadtverkehr finden sie sich nur schwzurecht. Es gibt einen kleinen, aber impulsiven Wortwechsel.

    Sie:Du musst dich viel mehr rechts halten.Er: Nein, lass mich, ich wei doch die Richtung.Sie:W ir sind schon viel zu wei t... Du httest auf mich hre

    sollen.Er verkneift sich ein weiteres Wort, aber seine Verrgerung i

    nicht zu leugnen.Warum muss sie mir widersprechen? So fragt er sich un

    schweigt weiter. Nach zwei oder drei Minuten wirft er einen kuzen Blick zu seiner Frau. Und dann kommt etwas stockend, abdoch befreiend das Eingestndnis:

    Es war nicht gut von mir ... Vergib mir bitte!Und sie antwortet - mit warmem Unterton: Danke.

    Entspannt und in voller Harmonie fahren die beiden ihrem Zentgegen. Da geschieht das Unfassbare. Ein Betrunkener fhrt nen an der Kreuzung bei Rot in die Flanke. Die Frau stirbt noan der Unfallstelle. Liebe und Harm onie waren das Letzte, waszusammen erlebten. Was wre gewesen, wenn die Vergebun

    nicht sofort ausgesprochen worden wre? Nicht auszudenken.Unzhlige Menschen gibt es, die in ihrer Ehe Heilung erfahrund einen Neuanfang gewagt haben, im Vertrauen auf Christund seine erneuernde Kraft.

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    Es war nicht nur ein Gefhl, das ihnen neue Hoffnunggab.Eswar ein neuer Weg, den sie beschriften: Nicht mehr die ego-tonten Wnsche waren jetzt bestimmend fr das Zusammenben, sondern sie erlebten eine neue, tragfhige Liebe, wie sie

    von Christus und seiner Vergebung kommen kann. Aus Dankbkeit waren sie entschlossen, aktiv aufdas neue Ziel zuzuarbeiten.

    In H ealing for Damaged Emotions12 gibt David Seamandshilf-reiche Anregungen fr Eheleute mit verletzten Gefhlen und lischen Wunden. Er berichtet von einem Erlebnis aus seiner Btungsarbeit, das beispielhaft sein kann fr hnliche Erfahrung

    Ein Ehepaar kommt zur Aussprache; die Frau kann kaum gen, was sie belastet; immer wieder wird ihr Sprechen durch Tnen und Schluchzen unterbrochen. Bei der nchsten Sitzuspricht sie von ihrer Kindheit. Dreieinhalb Jahre war sie, als Ehe ihrer Eltern zerbrach. W enn sie auch die Hintergrnde nverstehen konnte, so sprte sie schon lange die schmerzhafSpannungen. In einem war ihre Erinnerung glasklar. Es war Tag, als der Vater zum letzten Mal die T r hinter sich schloss udas Haus verlie. Da sa sie in ihrem Gitterbettchen, unter Tnen schrie sie immerwieder: Papa, geh nichtweg!Geh nicht wegvon mir!

    Hier muss sie eine lange Pause machen. Diese bittere Erfarung trug sie ber Jahre mitsich.Der Schmerz, der bisher nie aus-gesprochen worden war, wird erst geheilt, als ihr zugesprochwird, dass Jesus auch in der schlimmsten Not sie niemals alllassen wird. Er selbst ist in dieses tiefste Leid hinuntergestiegals er am Kreuzrief: Mein Gott, warum hast du mich verlassen?Er allein hat die Vollmacht, um Leid zu berwinden und tiefe slische Wunden zu heilen. Dies erfuhr die Frau von Grund aufdass sie mit ihrem Mann einen ganz neuen Lebensabschnitt ginnen konnte. Hier wird deutlich, welche weit tragenden Awirkungen die Harmonie einer Ehe vor allem fr die Kinder Knnen wir ermessen, welche Last auf Kindern liegt, deren tern keine Vergebung kennen?

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    Einen Menschen lieben,heit ihnso sehen,

    wie Gott ihn gemeint hat.

    Fedor Dostojewski

    Kinder sind Hoffnungen

    Dieser Titel geht auf ein Wort von Friedrich Leopold von Hdenberg zurck, bekannt unter dem Dichternamen Noval

    (1772-1801). Das Wort Kinder sind Hoffnungen lsst eiWahrheit erkennen, die heute in besonderer Brisanz zur Auswkung kommt.Wirsind heute arm an Hoffnungen,denn wirsind arman Kindern.

    Eines der grten Probleme in Deutschland ist die Bevlkrungsentwicklung.

    Die beralterung nimmt stndig zu; die Bereitschaft, Kindgrozuziehen, ist beunruhigend gering. Deutschland liegt mitner Geburtenrate von durchschnittlich 1,3 Kindern je Frau unteren Ende weltweit. Dieser kinder-unfreundliche Trend win seinen dramatischen Auswirkungen erst seit wenigen Jahrender ffentlichkeit beachtet. Dabei htte man die Entwicklung mindestens30 Jahren voraussehen knnen.

    ... Es ist sicher kein Zufall, dass ungefhr um das Jahr 1968 dTrends ihren Anfang nahmen: die Erwartung einer besseren Zukunft durch Emanzipation u

    Selbstverwirklichung. die Reduzierung der Kinderzahl: Entwicklung von Empfng

    Verhtungsmitteln mit der Illusion Lust ohne Reue (Pilleknick).

    die zunehmende Aushhlung des Respekts vor dem werdenLeben: zunehmende Abtreibung - mit oft gravierenden seeschen Folgen.

    Der Geburtenrckgang darf nicht, wie es so leichthin geschiemit materieller Armut oder widrigen sozialen Verhltnissen b

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    grndet werden. So halbierte sich in den neuen Bundeslnderden zwei Jahren nach der Vereinigung die Geburtenzahl; sicnicht, weil die materiellen Verhltnisse schlechter geworden ren ...

    Im Gegenteil: die Anpassung an die westliche Anspruchs- Wohlstands-Mentalitt war schneller als die Bereitschaft Wdeutschlands, sich von der greren Kinderfreundlichkeit imten positiv anstecken zu lassen.

    Fr die Zukunft ist der Wunsch nach mehr Kinderfreundlichunwahrscheinlich, aber nicht unmglich. Bei Umfragen hat gezeigt, dass eine ganz berwiegende Mehrheit aller heiratswgen Paare zwischen 20 und 30 Jahren Kinder haben wolGrundstzlich ja - aber spter; so ist in der Regel die EinstellBeruf und Karriere schieben jedoch diesen Wunsch immer wenach hinten. Auch das Single-Leben steht dem Wunsch nmehr Kinderfreundlichkeit entgegen. ber ein Drittel aller prten Haushalte sind Single-Haushalte.

    Es ist eine irrige Meinung, die hier und da vertreten wird, derburtenrckgang knne durch verstrkteZuwanderungausge-glichen werden. Damit wrde das Problem nur um 10-20 Jahinausgeschoben und dann noch verstrkt. Selbst Immigranaus geburtenfreudigen Lndern wrden sich sehr schnell an Gewohnheiten der Wohlstandsgesellschaft anpassen; sofern nicht in einem kulturellen Getto blieben, was niemand wnsckann.

    Es hngt also viel fr das Wohlergehen in unserem Land vder Frage ab:

    Wie kann die Liebe zum Kind gestrkt werden?W enn das Dichterwort sagt, Armut an Kindern bedeute Ar

    an Hoffnungen, dann brauchen wir in unserem Land mehrHoff-nung. Wenn alle anderen Manahmen nichts gebracht habdann zeigt dies, dass wir eine strkere Kraft in Anspruch nehsollten. Ein Paradigmenwechsel ist notwendig - eine Vernrung der Blickrichtung. Psalm 127,3 sagt: Kinder sind eine Gdes Herrn.

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    Aus dieser neuen Perspektive wchst echte Hoffnung. Und wlernen wieder, dankbar zu werden gegenber G ott, dem Schpalles Lebens.

    Leben ist Wohltat Gottes.Leben ist nicht Mittel zumZweck,

    sondernes ist insich selbst Erfllung.Gott schufuns,damit wirleben.

    Er erlste und vershnte uns,damit wirleben.

    Dietrich Bonhoejfer

    Das Leben ist voller Wunder

    Das Leben ist einzigartig. Es gibt so vielfltige Facetten, aberles Erleben ist einmalig. Wie herrlich ist die Natur! Die Berge unbeschreiblichem Blick auf die sonnenbeschienene Alm. Under glitzernde See und hoch oben die schneebedeckten GipfMit jeder W egbiegung gibt es unvergleichliche Ausblicke.

    Jeder Tag bringt neue Erlebnisse - kleine und hier und da groDa ist eine gesunde Tochter angekommen. U nsere Tochter - mne Frau und ich sind berglcklich. Gibt es ein greres W undals ein neues, junges Leben im Arm zu halten? Gott, D u bist gund berschttest uns mit Wohltaten!

    Wie wertvoll knnen Begegnungen mit Freunden sein und gegentlich mit Menschen, die man gar nichtkennt! An einem mildenHerbstabend war ich auf dem Rckweg von einer kleinen Odwald-Tour. Whrend ich entspannt den Ausblick ins Tal genietritt ein unbekannter Herr zu mir. Wir gren uns - und schwgen und staunen. M it einem Satz muss ich mir Luft m achen: Wist das fr eine herrliche Welt, die Gott uns anvertraut hat!

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    Wieder kurzes Schweigen, dann meint der andere: Sie habrecht. Aber das mit Gott - sind Sie da so sicher? W enn ich es wsste, dass Gott... nun, dass Gott sich fiiir mich interessiert.Ein vertrauensvolles Gesprch entwickelt sich auf dem Heimwzwischen zwei Menschen, die sich bis dahin gar nicht kanntMein Gesprchspartner war voller Fragen. Er meinte: Eigentwar ich schon immer suchend. Aber ehrlich gesagt, ich hatte dieser Antwort nicht mehr gerechnet.

    Dabei wird mir wieder bewusst, wie gro die Tatsache ist, dGott sich fr uns interessiert, dass er unserem Leben einen ezigartigen Sinn geben will.

    Ich denke an die Zeit langer, schwerer Krankheit. Der Krperunsglich matt. Jede Bewegung macht rasende Schmerzen. Amitten in meinem Elend freue ich mich, weil ich wei: Gottmir ganz nah. Und ich bin froh, dass er mir diese Gewissheit gbevor der Ernstfall eintrat.

    Aber ist dies nicht nur ein Gefhl oder gar Einbildung? So mmancher fragen.

    W enn wir in einer Vertrauensbeziehung zu Gott stehen, malles,was uns zustt, zu einem guten Ziel fuhren. Das ist dGrundtenor der Guten Nachricht. Jeder kann diese Erfahrumachen, wie Gott durch kritische Zeiten hindurchtrgt.

    Wie dies praktisch geschieht, berichtet eine junge Mutter. NHarmonie war in die fiinfkpfige Familie eingezogen, nachddie Eltern die Bedeutung von Vergebung entdeckt hatten. Soihnen eigenes Fehlverhalten gegenber den Kindern bewuwurde, auch wenn es nu r eine kleine Schroffheit war, baten sieKinder um Verzeihung. Von da an fiel es allen leichter, Fehler ezugestehen und loszulassen, statt sie zu rechtfertigen. Als eindie Mutter in einer schwierigen Situation am Ende ihrer Krwar, kam liebevoll das siebenjhrige Tchterchen in ihr Zimmund sagte: Mama, jetzt will ich fr dich beten. Sie erlebdann, wie das vertrau te Sprechen mit Got t aufatmen lsst und Blick frei macht fr die Wunder des Lebens.

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    3 . Kapitel

    UNSERE ARBEITSWELT -ZWISCHENLUST UND FRUST

    berallwuchsen die Neubauten wie riesigeAmeisenhaufen in die Hhe. Das war ein Teil

    der groen Konjunktur, imd die groe Kon-junktur war ein Teil von mir. Das wars, was

    ich mirvon Jugend an gewnscht hatte.Jetzt wusste ich, wie vieles wert war.

    Nichts. Aber auch gar nichts.

    Harold Robbins - Die Manager-

    W as ist eigentlich das Aufreibende, das Entnervende an unsrem Beruf? Ist es das Tempo der Arbeit? Das Tempo, dich nicht immer selbst bestimmen kann, das mir einfach aufzwungen wird. Ist es die Arbeitsfiille oder der Zwang zur Prsion, die mich unter Stress setzen? Die Befrchtung, dass mitner kleinen Entscheidung ein falscher Weg beschritten wird, groe, folgenschwere Auswirkungen haben kann? Oder ist es geinfach die Abhngigkeit von anderen, gegen die sich alstrubt?

    Schon die Vorbereitung auf den Beruf bietet zuweilen eWechselbad von Gefhlen. Da gibt es einsame Wunschtrumund es gibt Enttuschungen. Davon knnen diejenigen berichdie oft ber hundert Bewerbungen hinausgeschickt haben. Ddann findet sich nach Monaten des Wartens ein Unternehm

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    wird auch hier der Leistungsdruck zunehmen, in dem Mae, wder Druck der explodierenden Staatsausgaben nicht mehr auffangen und nicht mehr wie bisher beschnigt werden kann.

    Immer wieder gibt es Polemik, wenn es um den freien Webewerb und die dadurch erzwungene Leistung geht. Um extrePositionen wird gekmpft: Auf der einen Seite ist die Ablehnuder Leistung - oft durch diejenigen, die von den Leistungen anderen profitieren und sich selbst nicht dem Wettbewerb stlen wollen. Auf der anderen Seite gibt es eine berhhung dLeistung durch Einzelne, die davon einen besonderen Nutzhaben.

    Doch beide Seiten mssten in einem Punkt sich einig sein. AVerbraucher erwarten alle Leistung - vom anderen. PrzisesLeistung wnschen wir vom Piloten wie vom Kfz-Mechanikder fr die einwandfreie Reparatur meines Wagens verantwortlist. Aufdie Erfahrung und Sorgfalt des Chirurgen mssen wir unebenso verlassen knnen wie auf die Krankenschwester, wenn die Medikamente verabreicht. Welche pedantische Perfektiwird im Hotel- und Gaststttengewerbe erwartet! Mit welberlegener Geste wird zuweilen reklamiert, wenn das Menicht die erwnschte Wrme, der auserlesene Sekt nicht die vgeschriebene Khle hat! Es ist die Hhe unserer Ansprche, Leistung erzwingt; wir knnen dafr nicht einfach das SystMarktwirtschaft schuldig sprechen.

    Es gibt jedoch einen weit verbreiteten Arbeitsdruck, der nicht unntig, sondern auch zerstrerisch ist. Hier ein Beispiel:

    Der Bereichsleiter eines Grounternehmens liebte es nichwenn zurckgefragt wurde. Auch die schpferischen Pausen neuen Ideen waren ihm fremd. Er war ein Macher. Und er wute, wie er seine Plne durchzusetzen hatte. Er wollte unbedin

    Erfolg haben, wollte weiterkommen. Das bertrug sich auf dganze Team; man wusste, dass der Chef den Erfolg fr sich wote, nicht fr das Team. Sie sollten nur das ausfhren, was ihnaufgetragen war. Rasch und ohne langes Rckfragen mussten festgesetzten Planzahlen erfllt werden, um jeden Preis, da gabkein Pardon.

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    Als das Monatsergebnis zum dritten Mal negativ war, gab eine Standpauke vor versammelter Mannschaft. Die Vorwrfe ren geeignet, um noch den letzten Funken von Motivation auslschen. Von schlappen Versagern war die Rede und von hartKonsequenzen, die es zu ziehen galt.

    Doch fr eine Kurskorrektur war es zu spt, schon zu lanhatte das Missmanagement sich ausgetobt. Eine doppelte Frblieb unbercksichtigt, die aus der Sicht des Marktes immer wtig ist: Sind die Ziele noch richtig? Und was muss gendert wden, um die aktuelle Entwicklung zu verbessern? Nicht jeUnternehmens-Kollaps ist auf mangelhafte Zielorientierung rckzufhren, es gibt auch schwer wiegende andere Ursachen, die weit verbreitete Unterkapitalisierung. Doch Orientierung ein klares Ziel ist ein unverzichtbares Muss fr alle, die sich freien Wettbewerb bewhren wollen.

    Zeigen Sie, was das Leben sinnvoll undlebenswert macht...! Stellen Sie ruhig Anfor-derungen an die jungen Menschen, denndiese

    sind intelligent und krftig genug, sie zuerfiillen. Aberlassen Sie ein Ziel erkennen,

    das die Anstrengungen fruchtbar macht.

    Elisabeth Lukas

    Spa bei der Arbeit- warum nicht?Jeder will Spa, so viel wie mglich; in der Freizeit und am besauch bei der Arbeit. Die Frage ist nur: ist dies realistisch? Es gBerufe, die mehr Befriedigung erwarten lassen als andere. Mwill lieber Werbefachmann werden als Lagerarbeiter und lierztin als Kassiererin. Schn, dass es Wahlmglichkeiten gibt,

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    auf Interessen und Veranlagung Rcksicht nehmen! Trotzdegibt es in jedem Beruf auch Routine, die nicht zu Nachlssigkfhrendarf. Und es gibt Durststrecken, die Durchhaltevermgenabverlangen.

    Die Zielorientierung der Arbeit ist ausschlaggebend, gerade aufr junge Menschen. Dies - wie auch die Motivation zur Sinund Wertefindung - ist fr die bekannte Psychotherapeutin uLogotherapeutin Elisabeth Lukas das Entscheidende. Auch fdie Suchtprophylaxe, die Vorbeugung gegen Drogenabhngikeit, ist die Bejahung der Arbeit hilfreich. Ein vollgepackter Abeitstag kann mehr Zufriedenheit schaffen als Zeiten der ghnden Langeweile, als Freizeit ohne klares Ziel.

    Wer die Arbeitswelt kennt, fr den ist es unbegreiflich, was fr Theater heute in der ffentlichkeit, vor allem in den Medien, spielt wird mit der Illusion, die Arbeit msse Spa machen. We

    bei einem Interview oder einer Talk-Show nach den Motiven die Berufswahl gefragt wird - immer wieder heites:... es machtmir Spa. Es ist ja schn, wenn die Arbeit ber weite StreckBefriedigung verschafft. Aber das muss nicht sein. Schon bei Berufsvorbereitung will man gern eine Portion Spa mit einkkulieren. Das ist verstndlich. Doch sollten zum Ausgleich aumgliche Enttuschungen und lnger anhaltende Durststreck

    ins Kalkl gezogen werden. Um nicht missverstanden zu werdNiemand ist gegen Spa. Aber er darf nicht zur Ideologie werdDie Selbstgeflligkeit einzelner Prominenter, die den Glanz ihRenommierberufes zur Schau tragen, schafft - ob sie es wolloder nicht - eine Zwei-Klassen-Gesellschaft:

    Da sind die Bevorzugten, die den Beruf whlen knnen, der nen Spa macht. Und da sind die andern, die nicht das Vorrec

    haben, ihren Broterwerb nach Kriterien des Spaes auszuwhlOb es um die Beschftigten bei der Mllentsorgung geht oder der Straenreinigung, ob es die Reinemacher/innen sind oder Lagerarbeiter der groen Versandhuser - wir sind auf sie alle gewiesen. Und sie verdienen unseren vollen Respekt.

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    Einige Fragen bleiben bestehen:

    W arum wird die Illusion so publikumswirksam hochgespielob das Angebot an Arbeitspltzen immer bereinstimmmsste mit der Nachfrage nach beliebten (Spa-)Jobs?

    Soziale Verantwortung ist ein wesentlicher W ert unserer sellschaft. U nter sozial verstehen wir das, was dem Gemeinwdient. Knnen wir dann zulassen, dass bestimmte Berufe ffliche Verachtung erleben, obwohl sie unentbehrlich sind?

    Die Freiheit der Berufswahl ist nach Artikel 12 des Grugesetzes zugesichert.

    Dies darf nicht verwechselt werden mit der Tatsache: Ein beitsplatz nach eigenen Wunschvorstellungen wird nie gartiert werden knnen. Warum wird in Schule und Hochschnicht deutlicher darauf hingearbeitet?

    Konsequenz: Zwischen verspielter Vergtzung und resignierder Verdammung ist eine realistische Sicht des Berufes geboAuch die pauschale Verurteilung der Wettbewerbswirtschaft nicht weiter. Die Arbeit als wichtiger Teil unseres Lebens vspricht nicht nur Geld und nicht immer Befriedigung, sie verlauch - zwischen Lust und Frust - ein Ja in der Verantwortung genber der Welt, in der wir leben.

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    Alles Leben ist Problemlsen.

    Karl R. Popper

    Die meisten Menschen wenden mehrKraft und Zeit daran, um die Probleme

    herumzureden,als sie anzupacken.

    Henry Ford

    Ist Frust vermeidbar?Nicht selten sind es die berzogenen Erwartungen, die Frubringen. Es geht dann nach dem Motto: Eigentlich hat man sivieles anders vorgestellt. Im Beruf geht es schlielich darumProbleme zu lsen und nicht zu machen. Die eigenen Wnsc

    stehen nicht im Vordergrund, vielmehr die W nsche der anderzum Beispiel der Kunden.Wenn die Enttuschungen sich hufen und der Frust unve

    meidlich scheint, kann es nahe liegend sein, eine andere Aufgazu suchen. Es ist ratsam, mglichst bis zum Wechsel ein innereszur bisherigen Aufgabe zu behalten, sonst schadet man sich selund der gemeinsamen Aufgabe.

    Fr den beruflichen Weg ist eine realistische Einstellung empfelenswert, kein leichtfertiger Optimismus.

    Es ist kein Pessimismus, sondern Realismus, wenn fter dErnstfall gebt wird mit der Frage:Was ist, wejin ...? W enn die Auftrge nicht mehr im geplanten Umfang komme Wenn die Kosten strker wachsen als die Erlse?

    Wenn die Vorgesetzten ...a) Unmgliches verlangen oderb) Unverantwortbares erwarten?

    W enn die Zusammenarbeit im Teama) unproduktiv oderb) unfair sich entwickelt?

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    Es gibt unterschiedliche Situationen, die differenziert und verwortungsvoll beurteilt werden mssen, nicht nur nach den Krrien Lust oder Frust.

    Der international anerkannte Unternehmensberater StephenCovey weist in seinem Buch Die sieben Wege zur Effektivitauf eine beachtenswerte Erfahrung hin: Es ist nicht das, wasgeschieht, sondern die Art, wie wir darauf reagieren, die uns letzt. Natrlich gibt es Dinge, die uns physisch oder konomiweh tun und Kummer verursachen knnen. Aber das muss niunseren Charakter, unsere grundlegende Identitt treffen. Vmehr werden unsere schwierigsten Erfahrungen zu Schmelzgeln. In ihnen wird unser Charakter geformt und die inneKrfte entwickelt. In ihnen entsteht die Freiheit, zuknftig schwierigen Bedingungen fertig zu werden und andere zu inrieren, es ebenso zu machen.13

    Wenn eigene Erwartungen nicht erfllt werden, sollten wir nivorschnell aufgeben. Wenn gemeinsame Ziele auf dem Spiel hen, erst recht nicht. Wenn ethische Normen verletzt werdenCharakter gefragt.

    Die Kraft, dieses Ja zu finden, knnen wir jeden Tag neu gwinnen. Wie dies mglich sei, wurde krzlich ein Ingenieur fragt, der seit Jahren immer wieder rger in der Belegschaft erlWegen permanenter Umstrukturierungen und wachsender Umenschlichkeiten im Betrieb htte er schon lngst aufgeben oMagengeschwre bekommen mssen, wenn es nicht eine Methgbe, Enttuschungen abzugeben und im gleichen Zuge neuKraft zu erhalten. Und dann sprach er von dem Geheimnis desrekten Drahtes zu Gott und von der Mglichkeit, Sorgen abzuben und dafr die Frsorge Gottes entgegenzunehmen.14 Frherwollte er von Religion nicht viel wissen, aber er erlebte dann seiner Frau, wie Christus das Leben verndert. Nachdem sie anfangen hatten, mit Freunden die Bibel zu lesen, war ihnen klarworden, dass der spekulative Aktienkauf auf Kredit, wenige Wchen zuvor abgeschlossen, aus Gottes Sicht keine gute Sache wDie Fehlentscheidung konnte rechtzeitig korrigiert werden.

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    Sie hatten entdeckt: Das Leben bekommt eine neue Perspektiwenn Got t im Mittelpunkt steht. Der Blick wird nicht enger, sdern weiter. Die Menschen im Umfeld werden anders wahrgnommen, mit einer echteren Anteilnahme. Der Blick nach vowird zielgerichtet und hoffnungsvoll.

    Widersprchliches und Fragwrdiges

    Im Wirtschaftsgeschehen gibt es einiges, was fragwrdig escheint und gelegentlich Irritationen und Besorgnisse verursac

    Die Globalisierungsteht in der Rangfolge der umstrittenenThemen weit vorn.

    Darunter wird die weltweite Verflechtung der Mrkte, dUnternehmen und Institutionen verstanden.

    Zunchst ist festzustellen, dass die Globalisierung keine ganeue Erscheinung ist. Schon die Fugger hatten seit dem14.Jahr-hundert ihre Interessen europaweit, spter weltweit ausgebaAuch das Rote Kreuz und sogar der Heilige Stuhl sind schon lge in aller Welt prsent. Dies zeigt, dass die Globalisierung Ansatz nicht Angst erregend sein muss, sondern durchaus begrdete Zwecke verfolgen kann.

    Unzhlige Grounternehmen haben schon seit JahrzehnteWeltgeltung mit effizienten Niederlassungen in allen wichtigLndern, immer hufiger auch mit auslndischen Produktionsttten.

    Was heute beunruhigt, ist das Ausma und die Rigorositt vFusionen und Aufkufen - und dies in Verbindung mit der Ubersichtlichkeit der internationalen Kapitalstrme, die den Edruck einer malosen Gigantomanie erwecken. Der Ruf nach Rglementierung ist nicht der Weisheit letzter Schluss; darin sisich die kompetenten Fachleute einig. Aber dass viele Fusionzum Scheitern verurteilt sind, das bekunden nicht wenige von nen. Die Globalisierung provoziert, auch wenn sie unvermeidlist, einige Rckfragen beziehungsweise Gegenthesen:

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    Fusionen knnen sich als Projekte der Kapitalvernichtung elarven.

    Ob die Unternehm enskulturen zusammenpassen, kann nie rantiert werden.

    Eine internationale Prsenz ist auch ohne Fusionen mglich M it wachsender Unternehmensgre sinken Effizienz und P

    niergeist. Die Chancen sind gewhnlich begrenzt, die Risiken berdur

    schnittlich gro. Dies gilt auch fr die Fusion Daimler-Chryler; selbst wenn diese zu einem guten Ergebnis fhren sollwas jeder wnscht, so waren doch Einsatz und Risiko ungwhnlich hoch. Das einzig Sichere und Berechenbare war vAnfang an: Vorstandseinknfte inklusive Aktienoptionen muten auch globalisiert werden; im Zuge der Anpassung muten sie in die Hhe schieen.

    Nicht die unternehmerische Freiheit soll angetastet werden - Gegenteil. DieVerantwortung ist der unverzichtbare Faktor, ohne

    den die freie Marktwirtschaft gefhrdet ist. Aber Verantwortuwie und vor wem?

    In diesem Zusammenhang ist ein Brief aufschlussreich, dGottlieb Daimler, der Pionier des Automobils im Jahr 1872 aCarlsruhe an seine Frau in Schorndorf schrieb. Zu diesem Zpunkt stand er vor einer lebenswichtigen Entscheidung: Sollteeinen ehrenvollen Ruf nach Cln annehmen oder seine selbstndige Entwicklungsarbeit fortsetzen?

    Hier ein kurzerAuszug,der seine menschliche Einstellung undseine Motive erkennen lsst:Mein liebesWeib!Eine schnere Antwort, einen besseren Trost,als welchen du mir in deinem Schreiben gabst, httest du mnicht geben knnen. In solchen Fllen giebt es fr uns doch Nmand, der uns besser rathen kann, als der im Himmel wohnt, dem wir unsere Blicke aufwrts richten sollen. Aber es wird mimmer noch sehr schwer zu entscheiden, da ich jetzt auch hier sehen habe, da man oben etwas auf mich hlt. Diese Worzeigen die charakterliche Haltung und das Gottvertrauen einPioniers der Technik. Auch heute brauchen wir solche Vorbild

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    Ein anderes vieldiskutiertes Problem ist diesachgerechte Leis-tungsbewertung.

    Eine besondere Brisanz erhlt das Thema, wenn es um dVergtung des oberen Managements und der Vorstandsebegeht - dies schon aufgrund der hheren PublikumswirksamkSchon vor Jahren kritisierte der renommierte ManagemeProfessor Peter F. Drucker die Fhrungsriegen mancher amekanischer Unternehmen: Es ist ganz bestimmt nicht >profesnell

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    Schwache Manager sind versucht, die kurzfristigen Ergebnunangemessen positiv darzustellen; Investitionen und andsinnvolle Ausgaben werden zurckgehalten, Umstze und augewhnliche Einnahmen werden vorgezogen. Das Managem

    wird fur den Scheinerfolg belohnt.

    Diese kurzatmige Erfolgsorientierung ist ein entscheidenGrund dafr, dass manche Unternehmensleitung fiihrungslosscheint. Da kommen Manager, die sich gut darzustellen vergen, in Top-Positionen, denen sie charakterlich nicht gewachsind. Als neue harte Besen inszenieren sie ber einige JahreChaos von Manahmen, die nach folgendem Muster ablaufen

    Umstrukturierungen auf allen Ebenen; ein stimmiger Planhinter ist selten zu erkennen.

    Der Leistungsdruck wird erhht, Mitarbeiter werden gegeinander ausgespielt.

    Die kurzfristigen Ergebnisse werden knstlich hochgespdie Arbeitsmoral sinkt.W enn nach wenigen Jahren die Fhrungsmisere deutlich wdann ist bereits viel Vertrauenskapital zerstrt: in der Belschaft, bei den Geschftspartnern und bei den Kapitalgeber

    Der Verantwortliche zieht sich schnell aus der VerantwortuAbfindung (statt Abstrafung) ist ihm sicher.

    Ungerechtigkeit gibt es nicht nur in der Wirtschaft, sondberall; wo gearbeitet wird und erst recht, wo nicht gearbewird. Das aufgezeichnete Szenario ist nicht typisch fr die samte Unternehmenslandschaft, doch zeigt es, wie Fehlentwlungen ablaufen. Im ffentlichen Dienst gibt es sie in hnlicForm, selbst ohne den Druck der Ergebnisorientierung. Die Fgeschden sind dann nur besser abgefedert: durch die Steuerler - ein schwacher Trost!

    Unrechtmige Bereicherung, Betrug und Korruption nmen alarmierende Ausmae an. Entrstung allein hilft niweiter. Durch Neid schaden wir uns nur selbst. Durch veralmeinernde Polemik vergiften wir das Klima. In der sachlic

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    Auseinandersetzung muss darauf hingewirkt werden, dass dzustndigen staatlichen Organe dem Unrecht wehren.

    Fragwrdigkeiten, wie sie skizzenhaft angesprochen wurdeberfluten uns fast permanent bei den Tagesnachrichten. Wknnen mit Verwunderung reagieren oder mit Erregung, mZorn oder Verachtung; aber dadurch werden die Probleme nonicht gelst. Eine andere Reaktion kann es sein, dass Missguund Neid aufkommen gegenber denen, die Macht haben, siungerechtfertigt zu bereichern.

    Oder es berfllt uns ein Gefhl von berdruss und Ohmacht. All dies wrde allein nicht weiterfhren; wir wrden vmehr uns selbst blockieren und belasten, wenn wir diese negatSicht der Dinge festhalten wollten. Es gilt, aus den Enttuschgen herauszutreten und den Blick nach vorn zu richten.

    Die angesprochenen Probleme sollen nicht davon ablenken, dwir mit unserer sozialen Marktwirtschaft ein hervorragendes Itrument haben, das sich ber ein halbes Jahrhundert auerordelich bewhrt hat. W ir drfen nicht Entgleisungen des Wettbeweals typisch ansehen. Jede Freiheit schliet das Risiko zu Missbraein. Es muss unser aller Bemhen sein, die unbestrittenen Vortdes Wettbewerbs auf faire Weise und im Interesse aller zu nutzund gleichzeitig wachsam zu sein gegenber M issbrauch.

    Auch wenn es dem Einzelnen nicht immer mglich ist, dVerhltnisse im greren Stil zu prgen oder gegebenenfalls verndern, so kann er doch in seinem persnlichen Umfeld darhinwirken, dass das Bemhen um Gerechtigkeit und Menschlikeit gestrkt wird. berzeugend kommt diese Gelassenheit dVertrauens in dem Gebet zum Ausdruck, das schon vielen Mschen richtungsweisend wurde:

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    Gottgebe mir Gelassenheit,Dinge hinzunehmen,

    die ich nicht ndern kann,den Mut, Dinge zu ndern,

    die ich ndern kann,und die Weisheit, das eine

    vom andern zu unterscheiden.

    Verdienen - j a . Dienen - nein?Es gibt feine Unterschiede in der Einstellung zum GeldverdieWie Andr Kostolany sinnig bemerkte, wird das Geld in Englgeerntet,in Frankreichgewonnen,in Amerikagemacht und nur inDeutschlandverdient. Unabhngig von diesen Feinheiten gibt eeine bereinstimmung in allen Lndern: Der Wunsch zu verdnen ist die Regel, sie ist uns geradezu angeboren. Die Bereitsczu dienen, ist die Ausnahme; sie muss erworben und immer aNeue gebt werden.

    Dienstbereitschaft ist hierzulande unterentwickelt. Zwar kenwir als Verbraucher die Bedeutung der Dienstleistungen. Dodie Bereitschaft, im Hotel- und Gaststttengewerbe oder in Landwirtschaft Dienst zu tun, nimmt stetig ab. Anders ausdrckt: Man fhlt sich darber erhaben und berlsst es ganderen, die es ntig haben. Eigentlich schade. In Amerika isgeradezu sprichwrtlich, dass Tellerwscher Karriere bis in hcte Positionen machen knnen. Ein betrchtlicher Teil amerikascher Studenten verdient sich das Studium als Kellner/in oPutzhilfe. Wo sollen denn in Deutschland Spitzenmanager mitzialer Kompetenz herkommen, wenn sie nie das Dienen geoder zumindest es schtzen gelernt haben?

    Immer fter wird in guten Management-Seminaren auf die Vbildfunktion des Leiters hingewiesen. Der Charakter steht hier

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    Mittelpunkt. Fachliche Qualitten, Allgemeinbildung und die tigen Fremdsprachenkenntnisse sind ohnedies selbstverstndliVoraussetzung. Entscheidendes Qualifikationsmerkmal fr einstarken und glaubwrdigen Leiter ist die Bereitschaft zu diendas Gemeinwohl hher zu achten als das Eigeninteresse, die Blange der Mitarbeiter und ihren Wunsch nach Motivation uEntfaltung genauso aufmerksam zu beachten wie die Bedrfnider Kunden und Partner.

    Dafr gibt es bei uns hervorragende Beispiele von Leiterpsnlichkeiten. Da sind mittelstndische Unternehmer und anstellte Abteilungsleiter, Inhaber von Handwerksbetrieben uLeiter von ffentlichen Einrichtungen, die Vorbildfunktion fihre Mitarbeiter haben. Diese Beispiele sind Mut machend.

    Ein guter Leiter, der Initiative und selbststndiges Denken sner Mitarbeiter frdert, wird nicht vorschnell modischen Mnagement-Trends nachgeben, die sich nur vordergrndig azweckmig, in Wirklichkeit aber als kontraproduktiv auswirkknnen. So werden endlose Konferenzen in groer Zahl anbraumt; sie sollen Teamarbeit und Kommunikation strken, sowgut; doch hufig fhren sie zu einer Verwsserung der Veranwortlichkeiten. Wenn alle Konferenzen analysiert wrden naInput und Output, so zeigten sich per Saldo vernichtende Ergnisse, eine horrende Verschwendung von Zeit und Geld.

    Machtstreben oder Bereitschaft zu dienen? Dies ist die entschdende Frage fr die Fhrung der Unternehmen wie auch dstaatlichen Institutionen, fr die Verantwortlichen im Bildunsektor wie in den Medien. Wie realistisch und zugleich motivrend ist hier das Wort von Jesus: Ihr wisst, dass die Herrschihre Vlker niederhalten, und die Mchtigen ihnen Gewalt antSo soll es nicht sein unter euch. Sondern wer unter euch gro s

    will, der sei euer Diener; und wer unter euch der Erste sein wder sei euer Knecht (Matthus 20, 25-27). Die Arbeitswelt kte von einer neuen Atmosphre des gegenseitigen Verstndnisund echter Solidaritt durchdrungen werden, wenn wir sensiwrden fr diese Sicht.

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    Die Angst, nicht gengend Kraft fr eineArbeit zu haben, untergrbt die Krfie und

    lsst uns zusammenbrechen...Wenn wir der Angstins Auge schauen,

    wenn wirsie im Glauben vor Gott bringen,so knnen wirsie berwinden. '6

    Paul Toum ier, Arzt und Psychotherapeut

    Wenn wir an Grenzen stoen ...Es kann vorkommen, dass jemand mit Engagement seine Arwahrnimm t und auch Erfolg hat. Und dann kommen andere, lig unerwartet, und beanspruchen den Erfolg fr sich. Pltzsteht man leer da ...

    Wie kann hier wirksam Abhilfe geschaffen werden? Immwieder wird gefordert, die Verhltnisse mssten gendert werdum gerechte Bedingungen fr alle zu garantieren. Aber die sellschaft kann nicht garantieren, dass die Verhltnisse so werdwie wir sie uns wnschen. Und sie kann mir nicht helfen, wennmich in einer entscheidenden Situation von allen im Stich gesen fhle.

    Vor vielen Jahren habe ich dies auch erlebt - eine beruflicDurststrecke mit uerst hartem Wettbewerb. Es gab Erfolaber andere nahmen sie mir weg. Ich versuchte, fair zu bleibund doch war ich stndig von Intrigen umgeben. Trotzdem bich positiv-kmpferisch; es war mir wichtig, die Aufgabe weiteverfolgen und nicht aufzugeben.

    Die andern wollten nicht, dass ich erfolgreich blieb, iHintergrund versuchten sie systematisch, mich fertigzumachEs war schlielich auch so weit - ich war am Ende. Ich spzunehmende Magenschmerzen und fhlte, wie mir die Krfehlte ...

    Da geschah etwas Unerwartetes: Frhmorgens beim Lesen Bibel traf mich ein Wort ganz persnlich, als ob es nur fr m

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    geschrieben wre. Es wurde mir pltzlich klar: Es gibt eine W ilichkeit, die grer ist als mein kleiner Frust.

    Gott hat einen guten Weg fr mich vorgesehen. Er will mischtzen und mich seine Nhe spren lassen.

    Es gab - einen Paradigmenwechsel. Mein Blickwinkel verderte sich: Es wurde mir klar: Nicht ich bin es, der die Verhnisse ndern muss, nicht ich muss jeden Erfolg erzwingen. Jetritt fr mich ein. Mein Blick soll auf ihn ausgerichtet bleiben.

    Dieses Erlebnis hatte eine doppelte Wirkung. Zunchst gabmir eine neue Sicht des Vertrauens und der Dankbarkeit gegeber Gott. D ann erlebte ich auch, wie die Verhltnisse in meinUmfeld sich klrten, Zug um Zug.

    Die vielschichtigen Probleme der Arbeitswelt sollen in einer psnlichen Stellungnahme zusammengefasst werden:

    Eine Arbeitsauffassung, die das Ziel ausschlielich im materlen Erfolg sieht, ist kalt und unmenschlich.

    Aber auch das Gegenteil, die Ablehnung der Leistung, das Vgaukeln einer Gesellschaft, die durch materielle Umverteiluund durch immer mehr Freizeit und Spa sich beweisen will,unwahrhaftig und lebensfremd.

    Die richtige Motivation fr die Arbeit ist entscheidend. Fmich ist es ermutigend zu wissen: Gott meint es gut mit jedMenschen. Er bejaht nicht nur den Erfolgreichen, sondern grade auch den, der am Ende ist mit seinen Mglichkeiten.

    Meine Arbeit soll Ausdruck meiner Dankbarkeit sein. An dem Morgen, schon vor Betreten des Arbeitsplatzes, kann imir Zeit nehmen fr das Gesprch mit Gott und das Hrauf sein Wort.

    Dies wird nicht ohne Folgen bleiben fr unser berufliches U

    feld. Wir werden an den anderen intensiver Anteil nehmen uihnen mit mehr Verstndnis begegnen.

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    W ir knnen whlen

    Alle unsere guten Vorstzereiche?!nicht aus;

    wir werden weiter Fehler machen,selbst viel Geld und Einuss

    beschaffen uns nichtdie wirklich wichtigen Dingedes Lebens.

    Gott muss immer Nummer eins sein,dann geht alles klar.

    Er ist jnchtig und gndig zugleich,er kann uns ndern und auch vergeben.

    Wir knnen whlen:mit oder ohne Gott zu leben.

    Von der Wahl hngt ab,wie unser Leben verlaufenwird;wie wir mit dem fertig werden,

    was uns tglich trifft.11

    Ulrich Schaffer

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    4. Kapitel

    UNSERE FREIHEIT-WA SIST SIEUNS WERT?

    Freiheit ist nicht das letzte Wort.Sondern Freiheit droht in Willkr

    auszuarten, wofern sie nichtin Verantwortlichkeit gelebtwird.

    Viktor E. Frank!

    M ehr Freiheit - ein hei umkmpftesZiel.Jahrhunderte langwurde darauf gehofft. Einzelne wagten dafr einen hohEinsatz. Wie glcklich wren die Menschen frherer Jahrhundte gewesen, wenn sie nur einen Bruchteil dieser Freiheit erlhtten! Das Ausma der Freiheit, wie wir es heute in weiten Tlen der W elt genieen knnen, ist wirklich einmalig.

    Doch das Aufbegehren gegen vermeintliche Bastionen der Ufreiheit hlt unvermindert an. Das Unbehagen ber die Zwntechnischer Apparate und kalter Organisationsformen ist unbhrbar. Die Unzufriedenheit scheint grer denn je. Die Verb

    senheit mancher emanzipatorischer Bestrebungen, so berechtsie auch im Ansatz sein mgen, zeugt nicht immer von Souvenitt und innerer Freiheit.

    Es sind nicht nur spezielle Gruppierungen, die unserer Frheit immer mehr abverlangen. W ir alle sind mehr oder wenigeder Unsitte beteiligt, mehr von der Freiheit zu fordern, als wir

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    geben bereit sind. Wir achten pedantisch genau auf unsere Rte . Die Pflichten bersehen wir mit gespielter Grozgigkeit.

    Wer die Lehre von Christus begreift,hat dasselbe Gefiihl wie ein Vogel,der bis dahin nicht wusste,dass er

    Flgel besitzt und nun pltzlichbegreift,dass er fliegen, fi'ei sein kannund nichts mehr zu frchten braucht.

    Leo Tolstoi (1828-1910)

    Das Geschenk der Freiheit

    Unsere Gedanken gehen zurck zum 9. November 1989. Mauer, die unser Land geteilt hatte, fllt. Die Menschen im lichen Teil sind frei. berwltigende Freude kommt auf.

    Frei sprechen, frei reisen - Verwandte, Freunde knnen swiedersehen - all dies ist nach vielen Jahren der Unfreiheit plich mglich. Besondere Genugtuung gibt es darber, dass

    Freiheit durch eine friedliche Revolution errungen wurde. sind das Volk! - das war der unberhrbare Ruf aus zahlloKehlen, der nicht mehr mit Gewalt oder Propaganda erstickt wden konnte. Noch heute empfinden wir Stolz auf unsere ostdschen Mitbrger.

    Und einige empfinden darber hinaus Dankbarkeit: Diese Fheit ist ein Geschenk von Gott, davon bin ich berzeugt. Des

    wollen wir sorgsam umgehen mit diesem Geschenk der FreiheDie Gedanken wandern noch weiter zurck - in das Jahr 1Der Krieg war fast ein Jahr schon zu Ende - und wir warteten,viele Familien, auf die Rckkehr des Vaters aus der Kriegsgegenschaft. Und dann kam das groe Ereignis: der Vater war wder bei uns!

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    Alle Not war vergessen - der Hunger, die beengte Wohnundie zerschlissene Kleidung...

    Unbeschreibliche Dankbarkeit gegenber Gott kam bei dachtkpfigen Familie auf.

    Mit groem Schaffensdrang widmete sich der Vater seinneuen Lebensaufgabe, dem Aufbau des Berufs- und Fachschulsens und er stellte sich der politischen Verantwortung, im Gmeinderat und spter auch im Landtag in Stuttgart. Das Mowar: Got t hat uns noch einmal Freiheit geschenkt. Es kommt adarauf an, dass wir sie in der Verantwortung vor ihm gestaltNoch kurz vor seinem frhen Tod 1963 hielt er es als Vermc

    nis fest: Der Zusammenbruch des Dritten Reiches war fr ihn sichtbarste Besttigung, dass Gott am Wirken ist. Meine groSorge ist, ob die uns nochmals geschenkte Periode der Freiheitrechten Sinn gentzt wird, auch zur Verkndung des Evangeums,ohne das die Menschen allen Irrtm ern anheim fallen.

    Andere haben auf ihre Weise die Freiheit als Geschenk erle

    Unzhlige Heimkehrer, oft nach jahrelanger Gefangenschaft Russland, konnten es kaum fassen, wieder frei zu sein.Einzelne hatten in der Gefangenschaft gelobt: Wenn ich no

    einmal heimkomme, dann soll alles anders werden. Es war Wunsch, das Leben und die Freiheit ganz neu von Gott zu emfangen und nach seinem Willen zu fragen. Als sie daheim warwaren nur wenige in der Nachbarschaft aufmerksam genug,

    sie bei ihren ersten Schritten zu begleiten und sie in ihrem Vorszu untersttzen.

    Unsere Freiheit bietet fast unbegrenzte Mglichkeiten der Gstaltung. Sie knnen leider missbraucht, aber sie knnen ausinnvoll und zum Wohl anderer genutzt werden. Und das gschieht fter, als man denkt, auch wenn in den Medien nicht mer darber berichtet wird.

    Es ist ein strahlender Sommertag. Die drei Kinder drngen iMutter, mit ihnen ins Freibad zu gehen. Ein tolles Badefest hat gonnen, alles voller Kinderlachen. Pltzlich der jhe SchreckWo ist Ben? Der Vierjhrige wird von seiner sechsjhrigen Schwter vermisst. Eben war er noch im Nichtschwimmerbecken, je

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    sucht die Mutter verzweifelt die ganze Wasserflche ab. Und daniedrigsten Wasser, liegt leblos der kleine Krper auf Grund. Bademeister kann nicht helfen, er ist abwesend. Aber in Sekundschnelle wirft sich eine erfahrene Krankenschwester auf den Knen und beginnt mit der Mund-zu-Mund-Beatmung. Eine zwSchwester eilt hinzu und hilft. Rchelnd fngt Ben wieder an zumen. Ein perfektes Wunder. Nach fnf Tagen Klinikaufenthwird Ben gesund entlassen.

    Es gibt so vieles, was uns dankbar stimmen knnte. Doch wir gessen es schnell ber den tglichen Aufgaben und Sorgen. W

    Dankbarkeit kennt, bekommt einen freien Blick; nicht nur gegber der Vergangenheit, sondern auch gegenber der ZukunUnd dankbar kann nur jemand sein, der einen kennt, dem dankbar ist.

    Wer anfngt, Gott zu danken, der wird herausgefhrt aus dEnge selbst gestrickter Lebensplne in die Weite seiner FhruRichard Foster sagt: Echtes Beten bedeutet, Leben schaffen Leben verndern ... Je nher wir dem Herzen Gottes kommdesto klarer sehen wir unsere Bedrftigkeit und desto mehr wschen wir uns, Jesus hnlicher zu werden ... Im echten Gebet ginnen wir, Gottes Gedanken nachzudenken: wir wnschen ddas Gleiche, was er wnscht, wir lieben das, was er liebt. Mit Zeit lernen wir, die Dinge von seinem Standpunkt aus zu sehen18

    Der hat Freiheit, der dierichtige Whl seiner

    Grenzen zu treffen versteht.

    Maitin Kessel

    Grenzenlose Freiheit?

    Noch keine Generation vor uns hat die Freiheit gehabt, und adie Dreistigkeit, so massiv wie die heutige alle geltenden Wert

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    Frage zu stellen und sie wahllos auszuhhlen. Immer dringenwird die Frage: Sind wir bereit, fr die Freiheit etwas einzusetzZwei Problembereiche sollen angeschnitten werden, an densich die Gemter zu Recht erhitzen:

    Die Macht der MassenmedienDie Massenmedien ben einen Einfluss aus, der grtenteils ukontrollierbar ist. Es gibt auch hier Wettbewerb; doch - iGegensatz zum Produktions- und Dienstleistungs-Angebotfhrt dieser nicht zu besserer Qualitt, sondern zu sinkendem veau. Einschaltquoten und Auflagenhhe sind die Kriterien, Programm, Inhalt und Niveau bestimmen. Meinung wird gmacht, oft ohne Rcksichtdarauf, ob die Grenzen des freiheitlichErlaubten berschritten werden. Die staatlich verordneten wauch die selbst auferlegten Kontrollinstrumente versagen oft vder ungehemmten Macht einzelner Programmanbieter.

    Es gibt einen zerstrerischen Trend: Die Werte, die unseFreiheit erst mglich gemacht haben - Familie, Ehe, Treue, Wde des Menschen - werden leichtfertig in Frage gestellt.

    Nicht selten werden christliche Werte lcherlich gemacht. IGegensatz dazu gibt es eine meist unverantwortliche Wrdiguauerchristlicher Praktiken, von Esoterik und Wahrsagerei bis zur beschwichtigenden Darstellung islamistisch-fundamentalischer Ziele.

    Die Freiheit unseres Staatswesens ist durch die Gewaltentlung gesichert: Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Recsprechung sind in ihrer Macht begrenzt. Die Medien bilden vierte, nahezu unbeschrnkte Macht im Staate, was von der Vfassung nicht vorgesehen ist und von freien Brgern nicht ggeheien werden kann.

    Konsequenz: Ein neues Bewusstsein von Verantwortung muss

    Verantwortlichen der Medien wie auch die Konsumenten durcdringen. Der Einzelne hat die Mglichkeit, durch Rckmeldugen, durch Kritik und Leserbriefe seine begrenzte Verantwortuwahrzunehmen. Aber er kann noch mehr. Wer mit der Macht Gebets rechnet, kann Gott anrufen, um fur unser Land seine neuernden Krfte zu erbitten.

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    Der Umgang mit der Gentechnik.Mit Aufmerksamkeit, aber auch Sorge und teilweiser Ohnmverfolgen Menschen mit Verantwortungsbewusstsein, was sicder Embryonenforschung und in angrenzenden Forschungebieten ereignet. Fr den Einzelnen ist es nicht mehr mglfundiert und detailliert die Problematik zu durchdringen. Uwichtiger ist die Grundhaltung:

    Der Mensch ist ein Schpfungsgedanke Gottes. Als Bild Gtes hat er Menschenwrde. Ohne Got t verliert er seine W rdwird zur menschlichen Fratze. Es ist ihm verwehrt, als Mac

    menschlichen Lebens aufzutreten oder sich des werdenden bens als Verfiigungsmasse zu bedienen, auch wenn es vordergdig fr gut gemeinte Zwecke konzipiert sein mag.Darf man alles, was man kann?Das ist die Gewissensfrage, diesich immer intensiver stellt, je weiter Wissenschaft und Techfortschreiten.

    Zimt Leben wird der Mensch gezwunge?iund zinn Sterben wird er gezwungen,

    und zwischen diesenbeiden ist er fastin allen Stcken gebunden.

    Nur zu Gott alleine wird niemand

    gezwungen, hier hat Gott dieSeeledes Menschen vllig frei gemacht.

    Gertmdvon LeFort (1876-1971)

    W ie es um die Freiheit in der westlichen W elt steht, dafr ist xander Solschenizyn, russischer Schriftsteller und Nobelpreisger, unbestechlicher Zeuge. Nach seiner Ausweisung aus der Sjetunion 1974 hielt er jene aufrttelnde Rede in Harvard. Er ksierte die peinliche Auslese zwischen modernen Gedanken unmodernen Gedanken und letztere finden - einfach aufgrjenes kleinkarierten Auswahlprinzips - keinen realen Weg inperiodische Presse, nicht in Bcher ... Der Geist eurer Wiss

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    schaftler ist rechtlich frei - in der Praxis jedoch den Idolen gegenwrtigen M ode angepasst.

    Ferner weist er auf die Gefahr hin, dass die Freiheit schrakenlos ausgenutzt werden knne, indem kein hheres Ziel ankannt wird als das Streben nach dem irdischen Glck ... Aimm erhin wurden in den frhen Demokratien ... alle Rechte dMenschen nur als einem Geschpf Gottes zuerkannt, das hediese Freiheit wurde dem Menschen nur bedingt verliehen, under Voraussetzung einer stndigen religisen Rechenschaft.

    In einer spteren Ansprache in Kalifornien 1976 nahm er Stell

    - mit dem Unterton einer starken Hoffnung - gegen alarmierde Fehlentwicklungen, unter anderem:

    Die Freiheit der Magazinherausgeber und Filmproduzendie junge Generation mit verfhrerischen Zerrbildern auf Awege zu lenken!

    Die Freiheit der Heranwachsenden von 14 bis 18 Jahr

    sich Miggang und leeren Vergngungen hinzugeben, ansechte Aufgaben und moralisches Wachstum anzusteuern! Die Freiheit der Politiker, gedankenlos von dem zu red

    was dem Whler heute gefllt, ohne Voraussicht auf seine knftige Sicherheit und sein Wohlergehen!

    Die Freiheit, nicht einmal seine eigene Freiheit zu vertegen: Soll doch ein anderer seinen Kopf riskieren!

    Inzwischen hat die Entwicklung dramatische Ausmae angenmen. Die lngst fllige Korrektur, dienotwendige geistige Wende,istnicht eingetreten.

    Einer heranwachsenden Generation, die glcklicher werdsollte als unsere, berlassen wir ein fragwrdiges Erbe . Habenes noch in den Ohren - die lautstarken Versprechen, wir km

    dem Ziel einer groen Zukunft in weltweiter Freiheit immer her. Es war eine Illusion.Wir nahen demZiele ...- das war die Hoffnung vieler Gene-

    rationen. Und es war das Motto eines Gedichts, das Marie vEbner-Eschenbach (1830-1916), die Dichterin des sozialen Mgefhls, in kritischem Weitblick festhielt:

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  • 8/8/2019 Brennpunkt Leben

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    Das eilende Schiff, es kommt durch die Wogenwie Sturmwind geflogen.

    Voll Jubel ertnt's vom Mast und vom Kiele:

    Wir nahen dem Ziele.Der Fhrmann am Steuer spricht traurig und leise:

    Wir segeln im Kreise.

    Ulrich Wickert (Der Ehrliche ist der Dumme) meint:Der Traum von einer besseren Gesellschaft motivierte diej

    nigen, die man heute ... als die 68er bezeichnet... Bei der Vorstlung von einer besseren Welt ging es ihnen nicht um Materiellsondern um Ideelles. Die Hoffnung liegt in der Vernunft! Dodie Vernunft, so haben die 68er schweren Herzens lernen mssist nicht der