Britta Hoge - Auf einmal war es wieder Leben

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Leseprobe: Britta Hoge: Auf einmal war es wieder Leben, Taschenbuch, 54 Seiten, bebildert, 8,90 Euro. Britta Hoge gestaltet in „Auf einmal war es wieder Leben" mit Wort und Schrift bewegende, rührende, schöne – vor allem aber ausgesprochen kreative Bilder für Herz und Seele, welche unter anderem mit dem Älterwerden hantieren. Dabei fragen sie, ob es rechtens ist, sich von der Gesellschaft im Alltag und auf der Bühne in seiner Beweglichkeit und Freiheit beschränken zu lassen. Die Gedichte, aber auch die Texte können im Rahmen eines theatralischen Ablaufs sehr gut „life" auf der Bühne gesprochen, gespielt und getanzt werden.  Getanzte Literatur – Literatur zum Tanzen.

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Lektorat: Hedda EsselbornSatz: Sandy PennerTitelbild: O.E.Bilder innen: O.E.

1. Auflage 2012ISBN: 978-3-86196-164-2

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich ge-schützt.

Copyright (©) 2012 by Papierfresserchens MTM-Verlag Heimholzer Straße 2, 88138 Sigmarszell, Deutschland

www.papierfresserchen.de [email protected]

Britta Hoge

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Britta Hoge

Auf einmal war

es wieder Leben

Gedichte und kurze Geschichten

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Ich danke O. E. für die Bilder.

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Inhalt

Vorwort 7Nicht verloren – nur vorausgegangen 9Jenseits der sinkenden Sonne 10Liebesspiegel 17LIEBE 18Wie im Märchen die Zauberblume 20Das ist so 23sans mot 24Es ist Zeit – Lass die Hast! 26Ohne Titel 30Drum herum 34Die Wand bin ich 38Besinnlichkeit und ich verlier die Besinnung 40Liebe 42Gesellschaftsspiel (Frau ärgere dich) 45Was heißt – Leben? 47

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Wenn die Tauben ihre Köpfe wieder aus den Federn heben, sich putzen und zum ersten Mal an diesem neuen Tag genussvoll gurren, dann ihre Flügel spreizen, um sich in die Luft zu erheben und der Sonne entgegenzufliegen – sie können es noch –, dann erscheint es mir manchmal wün-schenswerter, eine Taube zu sein!

Die Uhr tickt leise und doch beständig; ich muss die Zahlen nicht anschauen, um zu sehen, wie die Zeit vergeht, frage mich nur, ob es mich ängstlich macht, dieses Ticken? Ach nein, ich habe es längst akzeptiert. Es dringt kaum noch in mein Inneres hinein, zu gewöhnlich scheint es mir, dieses Geräusch. Mir würde direkt etwas fehlen, wenn es nicht da wäre. Nicht, weil ich es brauchen würde, sondern einfach, weil es mich schon seit meiner Geburt begleitet.

Ich sitze hier, sinniere über das Ticken der Uhr, ohne zu fragen, ob das sinnvoll ist, lasse meinen Gedanken Raum und spüre, dass ich innerlich voller werde – immer mehr Gedanken, neu zum Teil oder andere, schon tausendmal gedacht.

Sie haben im Alltag kaum Platz und ganz tief im Verbor-genen müssen sie auf solche Momente warten, in denen ich sie herauslassen kann, nach anderen Maßstäben, nicht nach den gewohnten.

Ich will mit meinen Gedanken spielen und baue sie auf wie eine Puppenstube, mit der ein Kind spielt – und genau-so wie für das Kind, wenn es das Spiel mit seiner Fantasie füllt, wird dieses Spiel auch für mich langsam Wirklichkeit.

Vorwort

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Ich habe geglaubt, mir passiert das nicht mehr! Aber das Alter spielt dabei keine Rolle. Es ist immer wieder neu, immer wieder schön – auf einmal ist es wieder Leben!

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Der Wind, der vom Meer kommt, ist kühl, dort ist Risiko und Ungewissheit.Auf dem Land ist die Sonne warm und gibt Vertrauen und Schutz.

Auch wenn ich Worte benutze;es geht ja gar nicht um das Wort! Nein, da fängt der Tanz wieder an, da kann ich verrückter werden!

Das Bild, das ich vor mir habe: Ein Hausmit einem Dachboden voller Schätze!Zerbrechlichkeit und angenehme Kraft!

Alle Kleinigkeiten sind wichtig. Alles ist eine Sprache.

Nichts kann ich lesen – alles kann ich verstehen!

Nicht verloren –

nur vorausgegangen

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Eigentlich war es ein Nachmittag wie viele andere in dieser Jahreszeit. Es wurde langsam dunkler und die Sonne zog sich in leuchtenden Farben zurück, als wolle sie noch einmal all ihre Kräfte und Fähigkeiten unter Beweis stellen, bevor sie gänzlich den Himmel verließ.

Nachdenklich schaute sie auf dieses Farbpanorama und ließ ihre Gedanken frei umherschweifen. Sie folgte ihnen aber nicht, ließ sie los und begann, sich ein wenig zu ent-spannen.

Der Tag war fast zu Ende und ihre Arbeit auch – sie hat-te nicht mehr viel zu tun, nur noch ein paar kleine Vorbe-reitungen für die Stunden morgen, das Konzept hatte sie schon im Kopf.

Der Neue gefiel ihr – aber natürlich war er zu jung, sie hatte die ersten zwei Drittel des Lebens ja schon hinter sich und sollte solche Männer gar nicht mehr als Mann wahr-nehmen, sondern eher mit mütterlichen Gefühlen. Der Bauch sagte ja, der Kopf aber war dagegen. Er war so weich und hatte ein so schönes Timbre in seiner Stimme, wenn er sprach – so angenehm.

Wenn sie so etwas beim Einschlafen hören könnte, das wäre bestimmt das beste Schlafmittel. Die anderen könn-te sie dann wegtun, sie würde sie nicht mehr brauchen. Es nervte sie sowieso, die Dinger immer wieder zu neh-men, aber unausgeschlafen vor den Schülern zu stehen, war auch nicht ganz ungefährlich. Man war dann unaus-geglichen, nicht konzentriert und machte ständig Fehler.

Jenseits der sinkenden Sonne

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