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Buechner__Dantons_Tod__1835.pdf
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[iQ-3*.
XXXXXXXXX.
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eDanton'eä Tod.
..__
Dramatifche Bilder
aus
Frankreichs SGreckenshcrrfchaft
von
Wem-g PüGner.
Frank-("next am Main.
Druck und Verlag von I. D. Sauerländer.
183ä &
SN' (/Z).
*K
ZLZLLO'LL-LLCZ
Perfonen..
Georg Damon
Legende-e
,Camille Desmoulinsz
HäraulteScfchelleN
Lacroix, > Deputirte-..
Philipp-eau
Fahre d'Eglantine,
Mercier,
Thomas Payne„
. Robespierm.
St. Iuik,
Wax-texte,
Collot d'Herboisz,
Villand Varennes
Chaumedte- Procukator des Gemeinderaths.
Oillom ein General.
Fouquier Tjnville- öffentlicher Ankläger.
j*:
x Mitgliedek des Wohlfahrts
Ausfchuffos..
Herrmann- Dumas- Präfidenten der Revolutions
Tribunals.
Pariß ein Freund Danton's.
Simon, Soufleur. .
Ba Flatte.
Juliet Danton's Gattin.
Lucile- Gattin des Camifle Desmoultns.
Rofalie
A d e l n 'td ex Grifetten.
Marionx '
Männer und Weiber aus dem Volke Grifettem Depu
tirte- Henker u. f. w.
x4)*
Erfler*Aen*'
F 1'
Herault S6chelles,* einige Damen-Kam Spieltifch),
Dantonr Julie, feine Gattin- (etwas weiter
weg„ Danton auf einem Schemel zu den Füßen
Iuliens). '
Danton.
Sieh die hübfche Denne- wie artig fie die Kar
ten dreht! Ia wahrhaftig- fie verfteht'sz . man
fagt- fie hafte ihrem Manne immer das Coeur und
andern Leuten das Carreau hin. Ihr könntet Einen
noch in die Lüge aerliebt machen.
Julie.
Glaubfi du an mich?
Danton.
Was weiß ich! Wir wiffen wenig von einander.
Wir find Dickhäutec- wir |re>en die Hände nach
einander aus; aber es ifi' vergebliche Mühe- wir
reiben nur das grobe Leder aneinander cih-*wir
find fehc einfam. '
.. 6 _.
Julie.
Du kennfi mich, Damon.
Danton.
Jah was man fo kennen heißt. Du haft dunkie
Augen und loekiges Haar und einen" feinen Teint,
und fagfi immer zu mies lieber Georg! Aber
(er deutet ihr auf Stirn und Augen) dar da, was
liegt hinter dem? Geh', wir haben grobe Sinne. -
.Einander kkennen'? Wir müßten' uns die Schädel
deeken aufbrechen und die Gedanken einander aus
den Hirnfafern zerren. -
Eine Dame (zu He'rault).
Was haben Sie nur mit Ihren Fingern vor?
Harault.
Nichts.
Dame
Schlagen Sie den Daumen nicht [o ein- es' ifi
nicht zum Anfehen.
Harault.
Seh'n Sie nurf das Ding hat eine ganz eigne
Phhfiognomie. - '
Danton.
,Nein- *Julie-*ieh liebe *dich wie das_Grab,
Julie (fich abwendend). '
Oh!
_7....
Danton,
'Die Leute fagen- im Grab fei Ruhe- und Grab
und Ruhe [eien eins. Wenn das ifi- lieg' ich in dei
nem Sehooß fehon unter der Erde. Du füßes
*Gmbh deine Lippen find Todtengloclen, deine Stimme
*ifi mein Grabgeläute- deine Brufi mein Grabhiigel
*und dein Herz mein Sarg. -
Dame
Verloren!
Harault.
Das war ein oerliebtes Abentheuer, es kofiet
*-Geld- wie alle andern.
Dame
Dann haben Sie Ihre Liebeserklärungen- wie
ein Tanbfiummer- mit den Fingern gemacht.
Hera-uit.
1 Ei, warum nicht? Man will fogar behaupten7
gerade die wiirden am leichtefien oerfianden. Ich
zettelte eine Liebfehaft mit einer Kartenkönigin anF
meine Finger waren in Spinnen verwandelte Prin
zen. Sie. Madame, waren die Feez aber es ging
fchleeht7 die Dame lag immer in den Wochen, je
den Augenblick erwifchte fie einen Buben. Ich würde
meine Tochter dergleichen nicht fpielen lafi'en- die
_8
Herren und Damen fallen fo feltfam durcheinander
nnd die Buben kommen gleich hinten nach.
(Eammille Desinoulins und Philippeau
treten ein.)
Höre-uit.
Philippeau, welche trübe Augen! Haft du dir
ein Loch in die rothe Mühe gerifi'en? Hat der
heilige Jakob ein böfes Gefecht gemacht? Hat es
während des Guillotinirens geregnet? Oder hafi
du einen fchlechten Platz dabei bekommen und nichts
fehen können?
Camille.
Du parodirfi den Sokrates. Weißt du auch
was der Göttliche den Alcibiades fragtex als er ihn
eines Tages finfier und niedergefchlagen fand? Haft
du deinen Schild auf dem Schlachtfeld verloren,
bifidu im Wettlauf oder im Schwertkampf befiegt
worden? Hat ein Andree befi'er gefungen oder-bef
fer die Cither gefchlagen? Welche klaffifchen Re
publikaner! Nimm einmal unfere Guillotinenro
mantif dagegen!
. > n. Philippeau,
Heute find wieder "zwanzig Opfer gefallen. Wir
waren im Irrthum, man hat die Hebertifien nur
„-9
auf's -Schaffot gefchicktr wei( fie nicht fyfiemanfch
genug verfuhrenf vielleicht auch weil die Decemvirn
fich verloren glaubten , wenn es nur eine Woche
Männer gegeben hätte , die man mehr fiirchtete
als fie.
Hsrault.
Sie möchtens uns zu Antediluvianern machen.
St. Iufi fäh' es nicht ungernf wenn wir wieder
auf allen Vieren kröchenf damit uns der Advol'at
von Arras nach der Mechanik des Genfer uhr
mamers Fallhütchen 7 Schulbänke und einen Herr
gott erfände.
Philippeau.
Sie wiirden fich nicht fcheuen„ zu dem Behuf
an Marat's Rechnung noch einige Nullen zu hän
gen. Wie lange follen wir noch fchmulzig und blu
tig fein wie neugeborne Kinder f die Guillotine zur
Wiege haben und mit Köpfen fpielen? Wir müf
fen vorwärts: Der Gnadenausfchuß muß durchge
felzt, die ausgefioßenen Oeputirten müffen wieder
aufgenommen werden.
Herault.
- * Die Revolution tft in das Stadium der Reor
ganifation gelangt. -- Die Revolution muß auf
_10...
hören und die Republik muß anfangen. -- In un
fern Staatsgrundfäßen muß *das Recht an die Stelle
der Pflicht- das Wohlbefinden an die der Tugend
und die Nothwehr an die der Strafe treten. Jeder muß
fich geltend *machen und 'feinen Naturtrieb durchfeßen
können. Er mag vernünftig oder unvernünftig7 ge
bildet oder ungebildey gut oder böfe feinf das geht
den Staat nichts an. Wir Alle find Nat-rear und
Keiner hat das Rechtp einem Anderer feine eigen
thümliche Narrheit auf-zudringen und ihm ein Ge
feh daraus zu machen. _Jeder *muß in feiner Art
genießen k5nnen- jedoch for daß Keiner auf Unkoflen
eines Anbei-n genießen oder ihn in feinem eigen
.thiimlichen Genuß ,|ören darf.
Camille.
Die Staatsform muß ein durchfichtiges Gewand
feinf das fich dicht an den Leib des Volkes fchmiegt.
Jedes Schwellen der Adern- jedes Spannen der
Musfelm jedes Zucken der Sehnen muß fich darin
ausdrucken. Die Gefialt mag nnn fchön oder heiß
lich fein- fie hat einmal das Recht- zu fein wie fie
ifih wir find nicht berechtigt. ihr ein Röcklein nach
Belieben zuzufchneiden. - Wir werden den Leuten,
welche über die nackten Schultern der allerliebfien
_. “11 ...
Sünderin Frankreich den Nonnenfchleier werfen wol
len.- auf die Finger fchlagen. - Wir 'wollen nackte
Götter. Vachantin'nen, o'lhmpifche Spiele. und me
lodtfche Lippenz aeh- die gliederlöfende, böfe Liebe!
"Wir" wollen den Römern nicht vermehren h fich in
die Ecke' zu felgen und Rüben zu kochen r aber fie
"ollen uns' keine Gladiatorfpiele mehr geben wollen.
-- Der göttliche Epicur und Venus müffen ftatt
der Heiligenp Murat und Chalier die Thürfieher
'der Republik werden. - Damon', du wirft den *Angriff im Convent machen. i
Oanton.
Ich werde, du wirft, er wird. Wenn wir bis
dahin. noch leben, fagen die alten Weiber. Nach
einer Stunde werden fechzig Minuten verflofi'en fein;
'Nicht wahr- mein Junge?
Camikle„
Was foll das hier?.dasverfteht fich von felbfi.
* ' .. Dan-ton.
O, es verfieht fich Lille' von felbfi. Wer foll
denn aber alle die .fchöneu Dinge in's Werk felgen?
Philip p e au.
Wir und die ehrlichen Leute.
.. 12 ._
Oanton.
Das „und“ dazwifchen ifi ein langes Wort,
es hält uns ein wenig weit auseinander. die Strecke
ift lang. die Ehrlichkeit verliert den Athem, ehgwir
zufammen kommen. lind wenn auch! -* den* ehr
lichen Leuten kann man Geld leihenf man kann
bei ihnen Gevatter fiehn und feine Töchter an fie
verheirathenf aber das tft Alles!
Camille.
Wenn du das weißt. warum hafi du den Kampf
begonnen ?
D a nt o n.
Die Leute waren mir zuwider. Ich konnte der
gleichen gefpreizte Katone nie anfehn, ohne ihnen
einen Tritt zu geben. Mein Naturell ifi einmal fo.
(Er erhebt fich.)
Julie. . *
Du gehfi?
Danton (zu Julie).
Ich muß fort, fie reiben mich mit ihrer Politik
noch auf. -- (Im Hinausgehn) Zwifchen Thür und
Angel will ich euch prophezeien: die Statue der
Freiheit ifi noch nicht gegoffen, der Ofen glüht.
wir Alle können uns noch die Finger dabei ver
brennen. (Ab.)
.. 13 _..
Camille.
Laßt ihn! Glaubtihr: er könne die Finger da
von lafi'en. wenn es zum Handeln kömmt? *
Hsrault.
Ia. aber bloß ' zum Zeitvertreib. wie man
Schach fpielt.
»Eine Griffe.
Simon. Sein Weib.
Sim o n (fcltlägt das Weib).
Du Kuppelpelzz du runzliche Sublimatpille. du
wurmfiichiger Sündenapfel!
Weib.
Zu Hiilfe! Hülfe!
(Es kommen Leute gelaufen :) .
Reißt fie auseinander. reißt fie auseinander!
Simon.
Nein. laßt mich- Römer! Zerfchelien will ich dies
Geripp! Du Veftalin!
Weib.
Ich eine Vefialin? Das will ich fehen7 ich?
Simon.
So reiß ich von den Schultern dein Gewand,
_ 14' ...
Nackt in die Sonne fchleudr' ich dann dein Aas
In jeder Minze( deines Leibes nifiet Unzucht.,
(Sie werden getrennt.)
Erfier Bürger.
Was giebt's?
Simon.
Wo ifi die Jungfrau? Sprich!" Nein h fo kann
ich nicht fagen. Das Mädchenz nein. auch das nichtz
die Frau. das Weib! Auch das- auch das nichti'
Nur noch ein Namez o, der erfiickt mich! Ich.
habe keinen Athem dafür.
Zweiter Bürger.
Das ift gut. fonft- würde der Name nach:
Wein riechen. *
Simon.
Alter Virginius. verhüllec dein kahles Haupt,
der Rabe Schande fißt darauf. und 'hackt naeh dei-
nen Augen. Gebt .mir- ein Meffer. Römer!
(Er- finkt um,)*
Weib.
Ach er ifi* fonft. ein braver Mann- er kann nur
nicht piel-vertragenzder Wein fiellt- ihmgleieh ein Bein..
Zweit-er Bürger.
Dan-n geht* er mit dreien..
_. K5- ».
Weib.
Nein. er fällt.
Zweiter Bürger.
Richtig. erfi geht er mit dreien. und dann fällt:
er auf das dritte ., bis das dritte felbfi- wieder fällt.
Simon.
Du -biik- die Vamphrzunge. die mein wärmfies
Herzblut trinkt. . -
Weib.
Laßt ihn nur. das* ift fo die Zeit. worin er im
mer gerührt wird; es wird fich fchon. geben.
Erfter Bürger.
Was gibt's denn?:
Weib.
Seht ihr:- i'ch faß da fo auf dem Stein in: der*
Sonne. und wärmte michz--feht ihr. denn wir haben
kein Holz. feht the --
Zweiter Bürger.
So nimm deines Mannes Nafe;
Weib..
Und meine Tochter war da hinunter gegangen:
um die Ecke.- fie ifi. ein braves Mädchen und ec
nährt ihre Eltern.
Simon..
Ha. fie bekennt.
... 16 _.
Weib,
Du Judas. hätteft dn mir ein Paar Hofen hin
aufzuziehen. wenn die jungen Herren nicht gegen
fie - artig wären? Du Weinfaß. willfi du ver
durften. wenn das Brünnlein zu laufen auf
hört? He! - Wir arbeiten mit allen Gliedern.
“warum denn nicht auch damit; ihre Mutter hat
gefchafft. wie fie zur Welt kam. und es hat
ihr weh gethanz kann fie für ihre Mutter nicht auch
fchaffen. he? Und thut's ihr auch weh dabei.
he? Du Dummkopf!
Simon.
Ha. Lucretiai ein Mefferz gebt mir ein 'Meffen
Römer! Ha. Appius Claudius!
Erfier Bürger.
Ja. ein Meffer. 'aber nicht für das arme Kind!
Was that es? Nichts! Ihr Hunger bettelt. Ein
Meffer für die Leute. die 'da-s Fleifch unferer Wei
ber und Töchter kaufen! Weh über die. fo mit den
Töchtern des Volkes buhlenk! Ihr habt Kollern im
'Leib und fie haben 'Magendrü'cken . ihr habt Löcher
in den Jacken und fie haben warme No'cke.-ihr habt
Schwielen in den Fänfien und fie haben Sammt
hände. lil-30 ihr arbeitet und fie thun nichts. ergo
... '[7 ._
'ihr habt's erworben und fie haben's geflohlenh 21-30:
wenn ihr von eurem gefiohlnen Elgenthmn ein Paar
Heller wieder haben wollt- müßt ihr buhken und
'bettekm ergo; fie find Spißbuben und man muß fie
-todtfchlagen.
Dritter Bürger,
Sie haben kein Blut in den Adern7 als was fie
uns ausgefogen haben. Sie haben uns gefagt-e
Fchlagt die Arjfiofraken wdt- das find Wölfe! Wir
haben die Arifiokraten-nn die Laterne gehenßt. Sie ha
ben gefagt: das Veto frißt euer Brod! wir haben
,das Veto wdtgefchlagen. Sie *haben gefagt: die
Girondifien hungern euch aus; wir haben die Gi
-rondifien guillotinirt. Aber fie haben die Todten
ausgegraken, und wir laufen wie zuvor auf na>ten
Beinen und frieren. Wir wollen ihnen die Hanf
von den Schenke(n ziehen und uns Hofen daraus
machen- wir wollen ihnen das Fett auslafi'en und
unfere Suppen damit fchmelzen. Fort1Todtgefchla
.genh wer kein *Loch im Rock hat!
Erfier Bürger.
TodtgefOlagen- wer lefen und 'fchrefben kann!
Zweiter Bürger.
Todtgefchlagem wer auswärts geht!
2
_ 18 _
(Alle fchreien:)
Todtgefchlagem todtgefrhlagen!
(Einige fchleppen einen jungen Menfche-n herbei->
Cinige Stimmen.
Er hat ein Schnupftuch! ein Arifiokrat! an die
Laterne! an die Laterne!
Zweiter Bürger.
Was? er fchneuzt* fich die-Nafe nicht mitten
Fingern? An die-Laterne!
(Eine Laterne wird heruntergelaifen.)o
Junger Men-ich.
Achf meine-Herrnt
Zweiter Bürger.
Es. gibt hfer keineH'errenl* *An diecLaternei'
Einige fingen:* '
Die da liegen in der Erden„
Von de Wurm gefrefie werden ;:,
Beffer hungen in der Lnfß *
Als verfaulen tip: der Grnftij
Junge ke. M e n ich.
Erbarmen-L' ,
DritterViii-ger.
Nur einqSpielen mit einer Hanf-Locke* um den*
Hals! Es ifi nur. ein Augenblick! Wir. find
...19...
barmherziger, als ihr. Unfer Leben iii der Mord
durch Arbeit; niir hängen fechzig Jahre (ang am
Strict undzapplen, aber wir werden uns losfchneiden.
- An die Laterne!
Junger Menfeh.
Meinetwegen, ihr werdet deswegen nicht hel
ler fehen.
Die llmfiehenden.
Bravo! Bravo!
Einige Stimmen.
Laßt ihn laufen! (Er entwifcht.)
Robespierre tritt auf r begleitet von Weibern
und Ohnehofen. 4
Robespierre.
Was gibt's dat Bürger?
Dritter_ Bürger.
Was wird's geben?“ Die Paar Tropfen Blute
vom Augufi und September haben dem Vol' die
Backen nieht roth gemacht. Die Guillotine tß zu
langfam. Wir brauchen einen Plaßregen.
Erfier Bürger.
llnfere Weiber. und Kinder fehreien nach Brod
wir wollen fie mit Arlfiofratenfletfeh füttern. He]
wdtgefehlagen, wer kein Loch im Rock hat!
I'
.... 20 ...
Alle.
Lodtgefehlagen ! Todtgefäzlagen !
Robespierre.
Im Namen des Gefeßes!
-Erfier Bürger.
Was ift das Gefetz?
Robespierre
Der Wille des Volkes.
Eriier Bürger.
- Wir find das Voith und wir wollenh daß kein
Gefeß feiz ergo: ift tiefer Wille das Gefelz- (Ir-30:
im Namen des Gefeßes gibt's bein Gefelz mehr,
ergo: todtgefchlagen.
Einige Stimmen.
Hört den Ariftidesx *hört den Unbefiechlicheni
Ein Weib.
Hört den Meffiaely der gefandt iftr *zu wählen
,und zu richten; er wird die Bbfen mit der Schärfe
des Schwerter! fchlagen. Seine Augen find die
Augen der Wahl h und feine Hände find die Hände
des Gerichts.
Robespierre.
Armes7 tngendhaftes Volk! Du thnfl deine
Pflicht, du opferfi deine Feinde. Volk! du bift
_21
groß. Du offenbarfi dich unter Blißfirahlenund
Donnerfehlägen. Aber, Volk. deine Streiche dür
fen ,deinen eignen Leib nicht verwundenz du mor
defi dich felbft in deinem Grimm. Du kannfi nur
durch deine eigne Kraft fallenh das wiffen deine
Feinde. Deine Gefeizgeber wachen! fie werden deine
Hände fiihren- ihre Augen find untriigbar, deine
Hände find unentrinnbar. Kommt mit zu den Ia
cobinern. Eure Brüder werden euch ihre Arme
öffnen, wir werden ein Blutgericht über nnfere
Feinde halten.
Viele der Stimmen.
Zu den Iacobinern! Es lebe Nobespierre!
(Alle ab.)
S im o n.
Weh mir7 verlaffeni (Er verfucht,filh aufzurichten.
x W e 1b.
Da! (Sie unterfiiißt ihn.)
Sim o n.
Ach meine Baucis, du fammelfi Kohlen auf
mein Haupt.
Da fieh! *
Simon.
Du wendeft dich ab? Ha, kannfi du mic ver
Weib.
gebem Portia? Schlag ich dich? Das war nieht
meine Hand. war nicht mein Arm. mein Wahn
finn that es. Sein Wahnfinn i| des armen Ham
let Feind. Hamlet that's nicht- Hamlet verläugnet's.
Wo iii unfere Tochter- wo ifi mein -Sanncheni'
Weib.
Da um das “Eck herum.
Simon.
Fort zu ihr] Komm mein tugendreich Genial.
(Beide ab.)
Der Jacobinerklnbb.
Ein Lv oner,
Die Brüder von Lyon fenden uns. um in eure
Beufi ihren 'bittern Unmuth auszufchütten. Wir
wifi'en nicht, ob der Karren, auf dem Nonfin zur
Guillotine fuhr, der Todtenwagen der Freiheit war.
aber wir wiffen- daß feit jenem Tage die Mörder
Chalier's wieder fo feft auf den Boden treten , als
ob es *kein Grab für fie gäbe. Habt ihr vergeffen,
daß Lhon ein Flecken auf dem Boden Frankreichs
tft, den man mit den Gebeinen der Verräther zn
decken muß? Habt ihr vergefi'en 7 daß diefe Meße
... *23 .._
der *Könige ihren Ansfaß nur in dem Wafi'er der
Nhone abwafchen kann? Habtiihr vergeffen. daß
diefer revolutionäre Strom die Flotten Pitt's im
**Mittelmeere auf den Leichen der Arifirokraten muß
flranden machen? Eure Barmherzigkeit mordet die
Revolution. Der Athemzug eines Ariftokraten ifi
das Röeheln der Freiheit. Nur ein Feigling fiirbt
für :die Republik. ein Iacobiner tödtet für fie.
Wißt: finden -wir in euch nieht mehr die Spann
kraft der Männer des 10. Augufi. des September
.und des 31. Mai. fo bleibt uns. wie dem Patien
ten Gaillard. nnr der Dolch des Cato.
(Beifall und verwirrtes Sefchrei.)
Ein Iacobiner.
Wir werden den »Becher des Socrates mit
euch trinken!
Legendre (icbwingt an; auf die Tribüne).
Wir haben nicht nöthig. unfere Blicke auf Lyon
zn werfen. Die Leute. die'feidene Kleider tragen.
die in Kutfchen fahren. die in den Logen im Thea
ter fißen und nach dem Dictionär der Akademie
fprechen. tragen fett* einigen Tagen die Köpfe feft
auf den Schultern. Sie find wißig und fagen.
man muß Marat und Chalier zu -einem doppel
_ 24- ...t
ten Märthrenthum verhelfen. und fie in et'iigio
guillotiniren.
(Heftige Bewegung in der Veriamminng.)
Einige Stimmen.
Das find todte Leute. Ihre-.Zange guillotinirtfie;
Legendre.
Das Blut diefer Heiligen komme über fie! Ich
frage die anwefenden Mitglieder des Wohlfahrts
Ausfchuffes. felt wann ihre Ohren fo taub ge
worden find? -
Collot dkHerb o-i-:s- (unterbricht ihn).
Und ich frage dich. Legendre. wefi'en Stimme
folchen Gedanken Aih'em gibt. daß fie- lebendig wer
den und zu fprechen wagen? Es ifi Zeit. die*
Masken abzureiffen. Hört! die Urfache verklagt
ihre Wirkung. der Ruf fein Echo. der Grund feine
Folge. Der Wohlfahrts-Ausfchuß verfieht mehr
Logik. Legendre. Sei ruhig. Die Büfien der Hei
ligen werden unberrihrt bleiben. fie werden wie
Medufenhäupter die Verräther in Stein verwandeln.
Robespierre.
Ich verlange das Wort.
Die Iacobiner.
Hört. hört den Unbefiechlichen!
_23.
Robespierre.
Wir warteten nur* auf den Schrei des Unwil
tens. der von allen Seiten ertönt. um zu fprechen.
Unfere Augen waren offen. wir fahen den Feind
fich rüfien und fich erheben. aber wir haben das
Lärmzeichen nicht gegeben; wir ließen das Volk fich
felbfi bewachen. es hat nicht gefchlafen . es hat an
die Waffen gefchlagen. Wir ließen den Feind aus
feinem Hinterhalt hervorbreehen. wir ließen ihn
anrücken. jeßt fieht er frei und ungedeckt in der
Helle des Tages. jeder Streich wird ihn treffen. er
ifi todt. fobald ihr ihn erblickt habt. -- Ich habe
es euch fehon einmal gefagt: in zweiAbtheilimgen.
wie in zwei Heereshaufen find die inneren Feinde
der Republik zerfallen. Unter Bannern von ver
fchiedener Farbe und auf den verfchiedenfien We
gen ellen fie alle dem nämlichen Ziele zu. Die
eine diefer Faktionen ifi nicht mehr. In ihrem
affectirten Wahnfinn fuchte fie die erprobtefien Pa
trioten als abgenuhte Schwächlinge bei Seite zu
werfen. um die Republik ihrer kräftigften Arme zu
berauben. Sie erklärte der Gottheit und dem Eigen
thum den Krieg. um eine Diverfion zu Gunfien
der Könige zu machen. Sie parodirte das'er-habenep
...26....
Drama der Revolution. um diefelbe durch ftudirte
Ausfchweifungen bloszufiellen. Hebert's Triumph
hätte die Republik in ein Chaos verwandelt. und
der Oespotismus war befriedigt. Das Schwert *
des Gefehes 'hat den Verräther getrofi'en. Aber
was liegt den Fremden daran. wenn ihnen Ver
brecher einer 'andern Gattung zur Erreichung des
nämlichenZwecks bleiben? Wir haben nichts ge
than. wenn wir noch eine andere Faetion zu ver
nichten haben. - Sie ift das Gegentheil der vor
hergehenden. Sie treibt uns zur Schwäche. ihr
Feldgefchrei heißt: Erbarmen! Sie will dem Volk
feine Waffen und die Kraft. welche die Waffen fiihrt.
' eutreißen. um es nackt und entnervt den Königen
zu überantworten. _ Die Waffe der Republik ifi
der Schrecken. die Kraft der Republik ift die Tu
gend.»dieTugend. weil ohne fie der Schrecken ver
derblich.-der-Schrecken. weilohne ihn die Tugend
ohnmächtig ift. Der Schrecken ifi ein Ausfluß der
Tugend. er ifi nichts anders als die fchnelle. firenge
und unbeugfame Gerechtigkeit. Sie fagen: der
Schrecken fei die Waffe einer despotifchen Regie
rung. die unfrige gleiche alfo dein Oespotismus.
Freilich. aber fo wie das Schwertin den Händen
_27....
eines Freiheitshelden dem Säbel gleicht. womit der
Satellit des Tyrannen bewaffnet ifi, Beherrfche
der Despot feine thierähnlichen Unterthanen durch
den Schrecken. er hat Recht als Despotz zerfchmet
tert durch den Schrecken die Feinde *der Freiheit.
nnd ihr habt als Stifter der Republik nicht minder
Recht. Die Nevolutims-Negierung *ifi der Despo
tismus der Freiheit gegen die Tyrannei. Erbarmen
mit den Rohaliften! rufen gewiffe Leute. Erbarmen
mit Bbfewichtern? Nein! Erbarmen für die Un
fchuld. Erbarmen für die Schwäche. Erbarmen für
die Unglücklichen. Erbarmen fiir die Menfchheit!
In einer Republik find nur Republikaner-Vürgerz
Rohalifien und Fremde find Feinde. Die Unter
drücker der Menfchheit befirafen ifi Gnade. ihnen
verzeihen ifi Barbarei. Alle Zeichen einer falfchen
Empfindfamkeit fcheinen mir Seufzer. welche naä)
England oder Öfierreich fliegen. - Aber. nicht zn
frieden. den Arm des Volks zu entwaffnen . fucht
man noch die heiligfien Quellen feiner Kraft durch
das Lafier zu vergiften. Dies ifi der feiufie . ge
fährlichfie und abfcheulichfie Angriff auf die Frei
heit. Das Lafter ift das Kainszeichen des Arifio
kratismus. In einer Republik ift es nicht nur ein
moralifches fondern auch ein politifches Verbrechen-z*
der Lafierhafte ifi der politifche Feind der Freiheit.
er ifi ihm um fo gefährlicher. je größer die Dieufie
find. die er ihr fcheinbar erwiefen. Der gefährlichfie
Bürger ifi derjenige. welcher leichter ein Dutzend
rothe Mühen verbraucht. als eine gute Handlung
vollbringt. Ihr werdet mich leicht verfiehen. wenn
ihr an Leute denkt. welche fonft in Dachfiuben leb
ten und jetzt in Carofi'en fahren und mit ehema
ligen Marquifinnen und Baroneff'en Unzucht trei
ben. Wir dürfen wohl fragen. tft das Volk gepfän
det. oder find die Goldhände der Könige gedrückt
worden. wenn wir Gefehgeber des Volkes mit al
len Lafieru und allem Luxus der ehemaligen Höf
linge Parade machen. wenn wir diefe Marquife und
Grafen. reiche Weiber heirathen. üppige Gafimähler
geben. fpielen. Diener halten und kofibare Kleider
tragen fehen? - Wir dürfen wohl fiaunen. wenn
wir fie Einfälle haben. fchöngeifiern und fo etwas
von gutem Ton bekommen hören. Man hat vor
Kurzem auf eine unverfchämte Weife den Tacitus
parodirt. ich könnte mit dem Sallufi antworten und
den Eatilina travefiirenz doch ich denke. ich habe
keine Striche mehr nöthig . die Porträts find fertig.
_ '29 ..
- Keinen Vertrag. keinen Waffenfiillfiand mit den
Menfchen. welche nur auf Ausplünderung des Vol
les bedacht waren. welche diefe Aurplünderung nn
gefiraft zu vollbringen hoffien. für welche die Re
publik eine Spekulation und die Revolution ein
Handwerk war'l In Schrecken gefeht durch den
reißenden Strom der Beifpiele fuchen fie ganz leife
"die Gerechtigkeit abznkühlen. Man follte glauben.
jeder fage zu fich felbfi: wir find nicht tugendhafix'
genug. um .fo fchrecklich zu fein. Philofophifche Ö'
*Gefelzgeberl erbarmt euch unferer Schwäche; im
wage euch ninyt zu fagen. daß ich lafierhaft bin z
.ich fage euch alfo-e feid nicht graufam. Beruhlge
dich. tngendhafces Vol-k. beruhigt euch. ihr Patrio
ten. fagt--euern Brüdern zu Lyon: das Smwert des
Gefeßes rofie nicht in den Händen. denen ihr es
anvertraut habet. Wir werden der Republik ein
großes Beifpiel geben. (Allgemeiner Beifall.)
Viele Stimmen,
Es lebe- die Republik! Es lebe Robespierrel
Präfident.
Die Sihnng 'ifi aufgehoben.
E i n e W rief f e.
Lacroix. Legendre.
Lacroix.
Was hafi du gemacht. Legendre, Weißt du
auch. wem du mit deinen Vüfien den Kopf-?her
unterwirfft?
Legendre
Einigen Stußern und eleganten Weibern. das
ifi Alles.
- Lacroix.
Du. bifi ein Selbfimörder.. ein Schatten. der
thin Original und* fomitfich felbfi ermordet.
Legendre.
Ich begreife nicht.
Locroir
Ich dächter. Eollot hätte deutlich gefprochen.“
Legendre.
Was macht das? Er war wieder betrunken.
Lacroix.
Narren. Kinder und -- nun? - Betrunkne
_ fagen die Wahrheit. Wen glaubft du denn. daß
Robespierre mit dem Eatilina gemeint habe?
.. 31 ...
Legendre.
Run?
Lacroix.
Die Sache ifi einfach. Man hat die.-Atheifien
und ultrarevolutionärs auf's Säyaffot gefchicktz aber
dem Volk ifi nicht geholfen. es läuft noch baarfuß
in den Gaffen und will fich aus Arifiokraten-Leder
Schuhe machen. Der Guillotinen-Thermometer darf
nicht fallen.- noch wenige Grade. und der Wohl
fahrts-Ausfchuß kann fich fein Bett auf dem Revo
lutionsplah fachen.
Legendre.
Was haben damit meine Büfien zu fchaffen?“
Lacroir. ' 7
Siehfi du es noch nicht? Du haft' die Contre
Revolution officiell bekannt gemacht. du hafi die
Decemvi-rn zur Energie gezwungen. du haft ihnen
die Hand geführt. Das Volk ift ein Minotaurus.
der wöchentlich feine Leichen haben muß. wenn er
fie nicht auffreffenfoll.
Legeudre..
Wa. tft Damon ?
Lacroix,
Was weiß im! Er fucht eben die mediceifihe
_.M
*Venus fiückweife bei allen Grifetten im Palais
Rohal zufammen; er maäzt Mofaik. wie er fagt.
Der Himmel weiß. bei welchem Glied er gerade
ift. Es ifi ein Iammer. daß die Natur die Schön
heit. wie Medea ihren Bruder. zerfiückt. und fie fo
in Fragmenten in die Körper gefenkt hat. - Gehn
.wir *in's Palais-Royal] (Beide ab.)
"E i n Y i m m e r.
Danton. Marion.
Marion.
Nein. laß mich! So zu deinen Füßen. In) will
'dir erzählen!
Oanton.
Du ?könnt-iii deine Lippen befier gebrauchen.
Marion.
Nein. laß mich einmal fo. Meine Mutter war
eine kluge Frau; fie fagte mir immer: die Kenfäy
heit fei eine fchöne Tugend. Wenn Leute in's Haus
kamen. und von manchen Dingen zu fprechen an
fingen. hieß fie mich aus dem Zimmer gehen; frug
ich. was die Leute gewollt hatten. fo fagte fie: ich
folie michfchämen; gab fie mir ein Buch zu lefen.
..33...
fo mußte ich fafi immer einige .Seiten überfchlagen.
Aber die Bibel las ich nach Belieben. da war Alles
heilig; aber es war etwas darin. was ich nicht be
griff. ich mochte auch Niemand fragen. ich brütete
über mir felbft. Da kam der Frühling. es ging
überall etwas um mich vor. woran ich keinen Theil
hatte. Ich g-erieth in eine eigene Atmofphäre. fie
erfiickte mich faft. Ich betrachte-te meine Glieder.
es war mir manchmal. als wäre ich doppelt und
verfchmölze dann wieder in Eins. Ein junger Menfch
kam zu der Zeit in's Haus; er war hübfch und
fprach oft tolles Zeug. ich wußte nicht recht. was
er wollte. aber ich mußte lachen. Meine Mutter
hieß ihn öfters kommen. das war uns beiden recht.
Endlich fahen wir nicht ein. warum wir nicht eben
fo gut auf - fouft eine Art uns miteinander uu
terhalten. als bloß auf zwei Stühlen neben einan
der fihen dürften. Im fah nicht ab. warum man
mir das Geringere gewähren und das Größere ent
ziehen wollte. Aber ich wurde wie ein Meer. was
Alles verfchlang und fich tiefer und tiefer wählte.
Es war für mich -nur'Ein Gegenfalz da. alle Män
ner verfchmolzen in Einen Leib. Meine Natur war
einmal fo. tree kann da drüber hinaus? Endlilh
3
-34_
merkt' er's. Er kam eines Morgens und küßte mich.
als wollte er mich erfiicken; feine Arme fchnürtent
fich um meinen Hals. ich war in unfäglicher Angft,
Da ließ er mich los. und lachte. und fagte: er hätte
fait einen dummen Streich gemacht. ich folle mein
Kleid nur behalten und es brauchen. es würde fich
fchon von felbfi abtragen. er wolle mir den Spaß
nicht vor der Zeit verderben. *es wäre doch das
Einzige. was ich hätte. Dann ging* er. ich wußte
wieder nicht. was er wollte. Den Abend faß ich
am Fenfter. ich bin fehr reizbar und hänge mit
Allem um mich nur durch eine Empfindung zu.:
fammen; ich verfank in die Wellen der Abendrb'the.
Da kam ein Haufe die Straße herab. die Kinder
liefen voraus. die Weiber fahen aus den Fenfiern.
Ich fah hinunter. fie trugen ihn in einem Korb
vorbei. der Mond fi'hi'en auf feine bleiche Stirn.
feine Locken waren feucht. er hatte fich erfäuft. Ich
mußte weinen. Das war der einzige Bruch in mei
nem Wefen. Die andern Leute haben Sonn- und
Werktage. fie arbeiten fechs Tage und beten am
fiebenten. fie find jedes Jahr auf ihrem Geburts
tag einmal gerührt und denken auf Neujahr einmal
"Uh- Ich begreife nichts davon; ich kenne keinen
_35
Abfaß- keine VeränderungZ ich bin immer nur eins
ein nnnnterbrochenes Sehnen und Faffen- eine
Glnth- ein Strom. Meine Mutter ift vor Gram
gefiorbenz die Leute weifen mit Fingern auf miä),
das lfi dumm. Es läuft auf eins hinans- an was
man feine Freude hat , an Neliqulen odec an Le
bendigetn an Blumen oder Kinderfpielfachen; es i|
das nämliche Gefühl; wer am meifien genießt
betet am meifien.
Damon.
Warum kann ich deine Schönheit nicht ganz
in mich fafl'etn fie nicht ganz umfchließen?
Marion.
Danton, deine Lippen haben Augen.
Danton.
Ich möchte ein Theil des Äthers fein- um dich
in meiner Fluth zu baden, 11m mich auf jeder
Welle deines fchönen Leibes zu brechen.
Lacroix- Adelaide- Nofalie treten ein.
Lam-oi x (bleibt in der Thüre Nenn).
Ich muß lachen- ich muß lachen.
Oanton.
Nun?
3*
_36.,
Lacroix,
Die Gai'fe fällt mit ein.
Danton.
Und?
Lacroix.
Auf der Gafi'e waren Hundex eine Dogge und
_ein Bolognefer Schooßhündleim die qnälten fich. *
Danton.
Was foll das?
Lacroix.
Das fiel mir nun grade fo ein- und da mußt'
ich lachen. Es fah erbaulich aus! Die Mädel
guckten ans den Fenfiernz man follte vorfichtig fein
und,fie nicht einmal in der Sonne fißen (affen.
Die unmo-califehen Mücken erwecken ihnen fonfi
allerhand erbauliche Gedanken. Legendre und ich
find fafi durch alle Zellen gelaufen , mehr als eine
apokalhptifche Dame hing uns an den Nockfchößen
und wollte den Segen. Legendre gibt einer die
Disciplim aber er wird einen Monat dafür zu
fafien bekommen. Da bringe ich zwei von ihnen.
1 Marion. '
Guten TagF Demoifelle Adelaide- guten Tag
Demoifelle Nofalie.
...37....
Rofalie.
Wir hatten fchon lange nicht das Vergnügen.
Marion.
Es war mic recht leid,
Adelaide.
Ach Gott 7 wir find Tag und Nacht hefchäftigt.
Danton (zu Rofalie).
Ei- Kleineh du haft gefihmeidige Hüften be
kommen. _
N o falle.
Ach ja, man vervollkommnet fich täglich.
Lacroix.“
Was ifi der Unterfchied zwi'fchen dem antiken
- nnd einem modernen Adonis?
Oanton. -
Und Adelaide ifi fittfam-interefi'ant gewocdenz
eine pitante Abwechslung. Ihr Gefieht fieht aus
wie ein Feigenblatt- das fie fich vor den ganzen
Leib hält. So ein Feigenbanm an einer fo gang
baren Straße gibt einen erqnicklichen Schatten.
Lacroix.
So höre dochz ein moderner Adonis wird nicht
von einem Eber, fondern von Säuen zerrifi'enZ er
bekommt feine Wunde nicht am Schenkelh fondern
_38_
in den Leiftenx und aus feinem Blut fprofi'en nicht
Nofen hervor -
Danton.
O laß das; Fräulein Nofalie ifi ein* refiaurirter
Torfo. woran nur die Hüften und Füße antik find.
Sie ifi eine Magnetnadelz was der Pol-Kopf ab
fiößt- zieht der Pol-Fuß an.
Lacroix.
Zwei barmherzige Schwefternz jede dient in
einem Spitah d. h. in ihrem eignen Körper.
R o f ali e.
Schämen Sie fich- unfere Ohren roch zu machen !
A d e l a i d e.
Sie foliten mehr Lebensart haben.
(Adelaide und Rofalie ab.)
Danton.
Ente Nacht, ihr hübichen Kinder!
Lacroix.
Gute Nachth ihr Silbergruben.
Danton.
Sie dauern mich, fie kommen um ihr Nachtefi'en.
Lacroix.
Höre, Damon, ich komme von den Iacobinern.
.... 39 _
Danton.
Nichts weiter?
Lacroix.
Die Lhoner verlafen eine Proclamationz fie
meintenh es bliebe ihnen nichts übrigz als fich in
die Toga zu wickeln. Jeder machte ein Geficht,
als wollte er zu feinem Nachbar fagen: kai-tua, es
'fchmerzt nicht! - Legendre rief: man wolle Cha
liers und ?Var-ats Vüften zerfchlagen. Ich glaube,
er will fich das Geficht wieder roth machen; er ift
ganz aus der torte-.ur herausgekommen. die Kinder
zupfen ihn auf der Gaffe am Rock. 7
Danton.
Und Nobespierre?
. Lacroix.
Fingerte auf der Tribüne und fagtee die Tu
gend muß durch den Schrecken herrfchen. Die Phrafe
machte mir Halsweh.
Danton.
Sie hobelt Bretter für die Guillotine.
Lacroix.
Und Collot fchrie wie befeffen, man müffe die
Masken abreißen.
Danton.
Da werden die Gefichter mitgehen.
... 40 ...
(Paris tritt ein.)
Lacroix.
Was gibt's- Fabricins?
Paris.
Von den Iacobinern weg ging ich zn Nobes
pierre; ich verlangte eine Erklärung. Er fuchte
eine Miene zn machen wie Brntns, der feine Söhne
opfert. Er fprach im Allgemeinen von den Pflich
ten . fagte: der Freiheit gegenüber kenne er keine
Niickficht, er wiirde Alles opfern z fich, feinen Brn
der- feine Freunde.
Danton.
Das war dentlichz man braucht nur die Scala
hernmzukehrenf fo fteht er nntenf und hält feinen
Fren'ndcn die Leiter. Wir find Legendre Dank
fchnldig, er hat fie fprechen gemacht.
Lacroix. .
Die Hebertiften find noch nicht todt, das Volk
ift materiell elendz das ifi ein furchtbarer Hebel.
Die Schaale des Blutes darf niht fteigen. wenn
fie dem Wohlfahrts-Ausfchuß nicht zur Laterne wer
den follZ er hat Ballafi nöthigf er braucht einen
fchweren Kopf.
_. 4x _.
Danton. *
Ich weiß wohl. * die Revolution ifi wie Sa
turn. fie frißt ihre eigenen Kinder. (Nach einigem
Vefinnen.) Doch. fie werden's nicht wagen.
- L acroir.
Danton. du bifi ein todter Heiligerz aber die
Revolution kennt keine Neliquien. fie hat die Ge
beine aller Könige auf die Gaffe und alle Vildfäu
len von den Kirmen geworfen. Glaubfi du. man
wurde dich als Monument ftehen laffen?,
Danton.
Mein Name! das Volk!
Lacroix.
Dein Name! du bifi ein Gemäßigter. ich bin
einer. Camille. Philippeau. Härault. Fiir das Volk
find Schwäche und Mäßigung einsz es fchiägt die
Nachzügler todt. Die Schneider von der Section
der rothen Muße werden die ganze römi'fche Ge
fchichte in ihrer Nadel fühlen. wenn der Mann des
September ihnen gegentiber ein Gemaßigter ifi.
Danton.
Sehr wahr. und aufi'erdem - das Volk ift
wie ein Kind. es muß Alles zerbrechen.. um zu
fehen. was darin fteckt.
.... 42 ...
L acr-oir.
Und aufferdem. Danton. find wir lafterhaft. wie *
Nobespierre fagt. d. h. wir genießen; und das Volk
'in tugendhaft. d. h. es genießt nicht. weil ihm die
Arbeit die Genußorgane fiumpf machtz es befänft
fich nicht. weil es kein Geld hat. und es fchweift
nicht aus. weil es nach Käfe und Häring aus dem
Hals |inkt. und die Mädel davor einen Ekel haben.
Danton.
Es haßt die Genießenden. wie ein Eunuch die
Männer.
Lacroix.
Man. nennt uns Spihbuben und (fich zu den
Ohren Danton's neigend) es ifi. unter uns gefagt.
fo halbwegs was Wahres daran, Nobespierre und
das Volk werden tugendhaft fein. St. Iuft wird
einen Roman fchreiben. und Barriere wird eine
Cacmagnole fchneidern nnd dem Convent das Blut
mäntelchen umhängen und -- ich fehe Alles.
Danton.
Du träumfi. Sie hatten nie Muth ohne mich.
fie werden keinen gegen mich haben; die Revolution
ift noch nicht fertig. fie könnten mich noch nöthig
haben. fie werden mich im Arfenal aufheben.
... 43 ..
Lacroix.
*Wir müfi'en handeln.
Danton.
Das wird fich finden. K
Lacroix.
Es wird fich finden. wenn wir verloren find.
Marion (zu Danton).
Deine Lippen find kalt geworden. deine Worte
haben deine Küffe erfiickt.
Danton (du Marion).
So viel Zeit zu verlieren. das wär' der Mühe
werth. (Zu Lacroix.) Morgen geh' ich zu Nodes
pierre. ich werde ihn ärgern. da kann er nicht
fchweigen. Morgen alfo! Gute Nacht. meine
Freunde. gute Nacht. ich danke euch.
Lacroir.
Packt euch. meine guten Freunde. packt euch!
Gute Nacht. Damon. der [dann biene-rio wird dein
tarpeifcher Fels.
Zweiter'Act.
Ein ehimmer.
Robespierre. Danton. Paris.
Robespierre.
Ich fage dir. wer mir in den Arm fällt. wenn
ich das Schwert ziehe. ift mein Feind. -feine
Abficht thin nichts zur Sache z wer mich verhindert.
mich zn vertheidigen. tbdtet mich fo gut. als wenn
er mich angrifi'e.
Danton..
Wo die Nothwehr aufhört. fängt der Mord an;
ich fehe keinen Grund. der uns länger zum Tödten
zwänge.
Robespierre.
Die fociale Revolution tft noch nicht fertig; wer
eine Nevclution zur Hälfte vollendet. gräbt fich felbft*
fein Grab. Die gute Gefellfchaft ifi noch nicht
todt. die gefunde Volkskraft muß fich an die Stelle
..45....
diefer nach allen Richtungen abgekilzelten Klaffe
fehen. Das Lafier muß beftraft werden. die Tn
gend muß durch den Schrecken herrfchen.
Danton.
_ Ich verfiehe das Wort Strafe nicht. - Mit
deiner Tugend. Nobespierre! - Du haft kein Geld
genommen. du haft keine Schulden gemacht. du haft
immer einen anfiändigen Rock getragen und dich
nie betrunken. Nobespierre. du bifi empbrend recht
fchaffen. Ich wiirde mich fchämen. dreißig Jahre
lang mit der nänilichen Moralphhfiognomie zwifchen
Himmel nnd Erde herumzulaufen. blos um des
elenden Vergni'igens willen. Andere fchlechter zn
finden. als mich, -* Ifi denn nichts in dir. was
dir nicht manchmal ganz leife. heimlich fagte: du
liigfi. dn li'igfi?!
* Nobespierre.
Mein Gewifi'en ift rein.
Danton.
Das Gewifi'en ifi ein Spiegel. vor dem ein Affe
fich quält; jeder putzt fich. wie er kann und geht
auf feine eigne Art auf feinen Spaß dabei aus.
Das ifi der Mühe werth. fich darüber in den Haa
ren zu liegen. Jeder mag fich wehren. wenn ein
_.46_
andrer ihm den Spaß verdirbt. Haft dn das Recht.
aus der Gnillotine einen Wafchznber für die nn
reine Wäfche anderer Leute nnd aus ihren abgefchla
genen Köpfen Fleckkugeln für ihre fihmußigen Klei
der zn machen. weil du immer einen fauber gebür
fieten Rock trägfi? Ia. du kannfi dich wehren.
wenn fie dir drauf fpucken oder Löcher hineinreißenz
aber was geht's dich an. fo lang fie dich in Ruhe
laffen? Wenn fie fich nicht geniren. fo herum zu
gehen. haft du deswegen das Recht. fie in's Grab
loch zu fperren? Vift du der Polizeifoldat des
Himmels? und - kannfi du es nicht eben fo gut
mit anfehn. als dein lieber Herrgott. fo halte dir
dein Schnupftuch vor die Augen.
Robespierre.
Du läugneft die Tugend? -
. Danton.
Und das Lafier. Es gibt nur Epicuräer. und
zwar grobe und feine; Chrifius war der feinfte;
das ifi der einzige llnterfchied. den ich zwiichen den
Menfchen herausbringen kann. Jeder handelt fei
ner Natur gemäß. d. h. er thut. was ihm wohl
thut. - Nicht wahr. Unbeftechlicher. es ift grau
fam. dir die Abfähe fo von den Schuhen zu treten?
_ 47 ._.
Robespierre.
Danton. das Lafter ifi zu gewifi'en Zeiten
Hochoerrath.
Danton.
Du darffi es nicht prohibiren. um's Himmels
willen nicht. das wäre undankbar. du bifi ihm zu
viel fchuldig. durch den Contrafi nämlich. - Übri
gens. um bei deinen Begriffen zu bleiben. nnfe're
Streiche müffen der Republik nützlich fein. man
darf die Unfchnldigen nicht mit den Schuldigen
treffen.
Robespierre.
Wer fagt dir denn. daß ein Unfchnldiger ge
troffen worden fei?
Danton.
_Hörft du. Fabricins? Es ftarb kein Unfchul
diger! (Er geht; im Hinausgehen zu Parisx) Wir
dürfen keinen Augenblick verlieren. wir müfi'en uns
zeigen! _ (Damon und Paris ab.)
Robespierre (allein).
Geh' nur! Er will die Noffe der Revolution
am Zügel halten. wie ein Kutfcher feine dreffirten
Gäulez fie werden Kraft genug haben. ihn: zum
Nevolntionsplaß zu fchleifen. -- Mir die Abfälze
von den Schuhen treten] - Um bei deinen Be
...48...
grifien zu bleibenl--Haltl Halli Ifi's das eigent
lich? -- Sie werden fagen; feine gigantifche Ge
fialt hätte zu viel Schatten auf mich geworfen. ich
hätte ihn deßwegen aus der Sonne gehen heißen.
Und wenn fie Recht hätten?-Ifi's denn fo noth
wendig? Ia. ja. die Republik] Er muß weg! -
Es ifi lächerlich. wie meine Gedanken einander
beanffichtigen.-Er muß weg. Wer in einer Maffe.
die vorwärts drängt. fiehen bleibt. leifiet fo gut
Widerfiand. als trät' er ihr entgegen. er wird zei-e
treten.- Wir werden das Schiff der Revolution
nicht auf den feichtenBerechnungen und den Schlamm
bänken diefer Leute* firanden lafi'en. wir müfi'en die
Hand abhanen. die es zu halten wagt. und wenn
er es mit den Zähnen packte! - Weg mit einer
Gefellfchaft. die der todten Arifiokratie die Kleider
ausgezogen und ihren Ausfah geerbt hat. *- _Keine
Tugend! die Tugend ein Abfaiz meiner Schuhe!
Bei meinen Begriffen! - Wie das immer wieder
_kommt. -- Warum kann ich den Gedanken nicht
los werden? Er deutet mit -blutigem Finger im
mer da. da hin! Ich mag fo viel Lappen darum
wickeln. als ich will. das Blut fchlägt immer durch.
-- (Nach einer Paufex) Ich weiß nicht. was in mir
...49...
das Andere belügt. (Tritt an's Fennec.) Die Nacht
fchnarcht über der Erde und wälzt fich im wüfien
Traum. Gedanken. Wünfche. kaum geahnt. wirr
und gefialtlos. die fcheu fich vor des Tages Licht
verkrochen. empfangen jeht Form und Gewand.
und |ehlen fich in das fiille Haus des Traumes.
Sie öffnen die Thüren. fie fehen aus den Fenftern.
fie werden halbwegs Fleifch. die Glieder firecken
fich im Schlaf. die Lippen mnrmeln. - Und ifi
nicht unfer Wachen ein hellerer Traum. find wir
nicht Nachtwandler. ift nicht unfer Handeln. wie
das im Traum.-nnr deutlicher. beftimmter. dnrch
gefiihrter? Wer will uns darum fchelten? Jn
einer Stunde verrichtet der Geift mehr Thaten des
Gedankens. als der träge Organismus unferes Lei
bes in Jahren nachznthnn vermag. Die Sünde ifi
im Gedanken. Ob der Gedanke That wird. ob ihn
der Körper naehfpielt. das ift Zufall.
(St. Init tritt ein.)
Robespierre.
He. wer da im Finflern? He. Licht. Licht!
St. Init.
Kennfi dn meine Stimme?
... 50 _j
Robespierre.
Ah. du St. Jufi!
(Eine Diener-in bringt Licht.)
St. Init.
Warft du allein?
Robespierre,
Eben ging Damon weg.
St. Jnft.
Ich traf ihn unterwegs im Palais-Royal. Er
machte feine-revolutionäre Stirn und fprach in Epi
grainmen. er duzte fich mit den Ohnehofen. die
Grifetten liefen hinter feinen Waden drein und die
Leute blieben fiehen und zifchelten fich in die Ohren.
was er gefagt hatte. Wir werden den Vortheil des
Angriffs verlieren. Willft du noch länger zaudern?
Wir werden ohne dich handeln. Wir find entfchloifen.
Robert-piece?“
Was wollt ihr thnn?
St. Juli.
Wir berufen den Gefeßgebnngs-. den Sinne
heits- und den Wohlfahrts-Ausfcbuß zu feierlicher
Sißung.
Robesoierre.
Viel Umfiände.
.. 51 _
St. Iuft.
Wir müfi'en die große Leiche mit Anfiand be
graben. wie Priefier. nicht wie Mörder; wir diir
fen *fie nicht verfiümmeln . all ihre Glieder müffen
mit hinunter
Robe-spierre.
Sprich deutlicher.
St. Init.
Wir müfi'en ihn in feiner vollen Waffenrüftung
beifeßen und feine Pferde und Sclaven auf feinem
Grabhügel fchlachten. - Lacroix.
Robespierre.
Ein ausgemachter Spihbube. gewefener Advoka
tenfchreiber. gegenwärtig General-Lieutenant von
Frankreich. Weiter!
St. Init.
Hörault-Sächelles. -*
Robespierre.
Ein fchöner Kopf! r
St. Init.
Er war der fchöngemalte Anfangsbuchfiabe der
Confiitutions-Acte. wir haben dergleichen Zierrath
nicht mehr nöthig. er wird ausgewifcht. -->Phi
lippeau. Camille! - *-
. 4 "
_. 52 ...
Robespiekre.
Aueh den?
St. Iufl (übel-reiche ihm ein Papier).
Das dacht' ieh. Da lies!
Robespierre.
Aha7 der alte Franziskaner! Sonfi nichts? Er
ifi ein Kinky er hat über euch gelacht.
St. Iufi.
Hiec- hier! (Ek zeigt ihm eine Stefle.)
Robespieree (l-iefi).
„Tiefer Blutmeffias Nobespierre auf feinem
Kaivarienberge zwifehen den beiden Schächern Con
thon und Coflot- auf dem er opfect nnd nicht ge
opfert wird. Die Guiilotinen-Betfchwefiern |ehen
wie Maria und Magdalena unten. St. Inft liegt
ihm wie Johannes am Herzen- und macht den Con
venc mit den apokalhptifehen Offenbarnngen des
Meifiers bekannt z er trägt feinen Kopf wie eine
M0n|ranz,"
S t. I n jk.
Ich wii( ihn den feinigen wie St. Denis tra
gen machen.
Robespierre (tiefi weiter).
„Sollte man glanbenx 'daß der fanbere Fraek
des Meffias das Leiehenhemd _Frankreichs ifi, nnd
*"53
daß feine dünnem auf der Tribüne hernmznckenden
Finger Guillotinmeffec find? - Und du, Barriere
der dn gefagt haft: auf dem Nevolntionsplaiz werde
Münze gefchlagen.- Doch ich will den alten Sack
nicht“anfwühlen- er i| eine Wittwex die fehon ein
halbes Dutzend Männer hatte und die fie begraben
half. Wer kann was dafür? Das ifi fo feine
Gabe- er fieht den Leuten ein halbes Jahr vor dem
Tode das hippokcatifche Geficht an, Wer mag fich
auch zu Leichen fehen nnd den Gefiank riechen?“
Alfo auch dm Camille?- Weg mit ihnen! Nafehl
nur die Todten kommen nicht wieder. Haft dn die
Anklage bereit?
St. Iufi.
Es macht fich leieht. Die hafi die Anklage bei
den Ialobinern gemacht.
- Robespierre.
Ich wollte fchre>en.
p St. Iufi.
Ich branche nur durchzuführenf die Fälfehec ge
ben das Ei und die Fremden den Apfel. - Sie
|erben an der Mahlzeit, ich gebe dic mein Wort.
Robespierre,
Dann rafch- morgen! Keinen langen Todes
_54...
kampfl Ich bin empfindlich felt einigen Tagen.
Nur wich! est. Init ar.)
Robespierre (allein).
Ia wohlp Blutmeffias, der opfext und nicht ge
opfert wird, Er hat fie mit [einem Blut erlöfi und
ieh erlöfe fie mit ihrem eignen. Er hat fie fündi
gen gemacht und ich nehme die Sünde auf mich.
Er hatte die Wollnfi des Schmerzesy und ich habe
die Qual des Henfers. Wer hat fich mehr ver
läugnet? Ich oder er? -- iind doch ifi was von
Narrheit in dem Gedanien.- Was fehen wir nur
immer nach dem Einen? Wahrlich, des Menfchen
Sohn wird in uns Allen geireuzigt- wir ringen
Alle im Gethfemane-Garten im blutigen Schweiß
aber es erlöfi Keiner den Andern mit feinen Wun
den, Mein Camille! - Sie gehen Alle von mir
- es ifi Alles wüfi nnd leer - ich bin allein.
Ei n Y i m m e r.
Damon: Lacroix-l Philippeau, iparisi
Camille Desmoulins.
Camille..
Nafch, Damon, wir haben keine Zeit zu
verlieren.
... 55 ..
Oanton (kleider fich um).
Aber die Zeit verliert uns. -- Das ifi fehr
langweilig-,immer das Hemd zuerfi und dann die
,Hofen drüber zu ziehenz und des Abends in's Bett
und Morgens wieder heraus zu kriechen nnd einen
Fuß immer fo vor den andern zu fehen, da ifi
gar fein Abfehenz wie es anders werden foll. Das
[fi fehr traurig, und z .daß Millionen es fchon fo
gemacht haben, und, daß Millionen es wieder fo
machen werden. nndy daß wir noch obendrein aus
zwei Hälften befiehen, die beide das Nämliche thunz
fo daß Alles doppelt gefchieht7 -das ifi fehr traurig.
Camille.
Du fprichfi in einem ganz kindifchen Ton.
Danton.
Sterbende werden -kindifch.
. Lacroix.
.Du fiürzefi dich durch dein Zögern in's Ver
derbeny du reißeft_ alle deine Freunde mit dir. Be
nachrichtige die Feiglinge, daß es Zeit ifi. fich um
dich zn perfammeln z fordere fowoh( die vom Thale
als die vom Berge auf. Schreie über die Tyrannei
der Decempirn, fprich von Oolchen, rufe Brntns
an, dann wirfi dn die Tribüne erfchrecken, und
...56
felbfi die um dich fammelnz die man als Mitfchnl
dige Hebert's bedroht.' Du mußt dich"deinem.Zorn
liberlafi'en. Laßt uns wenigfiens-nichtientwaffnet
und erniedrigt wie der fchändliche Hebert fterben.
Danton,
Du hafi ein fchlechtes Gedächtniß. du nanntefi
mich einen todten Heiligen. Du hatteft mehr Recht.
als du glaubteft. Ich war bei den Sectionen, fie
waren ehrfurchtspoll. aber* wie Leilhenbitter. Ich bin
eine Reliquiez und Reliquien wirft man anf die
Gafi'ez du hattefi Recht.
Lhcroir,
. Warum hafi du es dazu kommen laffen?
* Danton. -
Dazu? Ia wahrhaftig. es war mir zuletzt lang
weilig, immer im nämlichen Rock herumzulanfenz
und die nämlichen Falten zu ziehen! Das ifi er
bärmlich z fo ein armfeliges Inftrument zu fpielenp
anf dem eine Saite immer nur einen Ton an
gibti - Das ift nicht zum Aushalten, L Ich wollte
mir's bequem machen. hab' es erreichtz die
Revolution feizt mich in Nuhez aber aufandere
Weifez als ich dachte. - Übrigens auf was fich
ftülzen? - iinfere Meißen könnten es noch mit den
_57.
Gnillotinen-Betfchwefiernaufnehmen; fonfi weiß ich
nichts. Es läßt fich an den Fingern herzählen:
Die Iacobiner haben erklärtz daß die Tugend an
der Tagesordnung fei. Die Cordeliers nennen mich
Hebert's Henker. der Gemeinderath thnt Buße. Der
Conbent -- das wäre noch ein Mittel! aber es
gäbe einen 81. Maiz fie würden nicht gutwillig
weichen. Robespierre ift das Dogma der Revolu
tion, es darf nicht ausgefirichen werden. Es ginge
auch nicht. Wir haben nicht die Repolutionz die
Revolution hat uns gemacht.- Undz- wenn es ginge
- ich will lieber guillotinirt werden z als guillotir
nit-en laffen. Ich habe es fattz wozu follen wir
Menfchen mit einander kämpfen? Wir follten uns
neben einander fehen und Ruhe haben. Es wurde
ein Fehler gemachy wie wir gefchaffen wnrdenz es
fehlt uns freilich etwasz ich habe keinen Namen
dafür. aber wir werden es uns einander nicht aus
den Eingeweiden herauswühlenf was follen wir uns
darum die Leiber aufbrechen? Gehtz wir find elende
Alchhmifien.
Camille.
Pathetifcher gefagtz würde es heißen: wie lange
foll die Menfchheit in ewigem Hunger ihre eignen
._ 58 e..
Glieder freffen? Oder, wie lange foilen wir Schiz
beliebige auf einem Wrack in unlöfchbarem Durft
einander das Blut aus den Adern fangen? Oder.
wie lange fallen wir Algebraifien im Fieifch bei'm
Suchen nach dem unbekannten, ewig verweigerten x
unfere Rechnungen mit zerfelzten Gliedern fchreiben?
Oanton,
Du bifi ein |atkes Echo.
Camille.
Nicht wahr? -- ein Pifiolenfchuß fchallt gleich
wie ein Donnerfchiag. Defio befier für dichf du
follteft mich immer bei dir haben.
P h i l i p p e a u.
nnd Frankreich bleibt feinen Henkern ?
O a nt o n.
Was liegt daran? Die Leute befinden fich ganz
wohl dabei! Sie haben Unglück; kann man mehr
verlangen, um gerührt, edel, tugendhaft oder witzig
zu fein. oder um überhaupt keine Langeweile zu
haben? -- Ob fie nun an der Guillotine oder am
Fieber oder am Alter fierben! Es ifi noch vorzu
zieben, fie treten mit gelenken Gliedern hinter die
Couliß'en und können_ im Abgehen noch hübfch ge
fiikuliren und die Zufchauer klatfchen hören. Das
„.59__
ifi ganz artig und paßt für unsF wir ftehen immer
auf dem Theater. wenn wir auch zuleßt im Ernfi
erfiomen werden. Es ifi recht gut. daß die Lebens
zeit ein wenig reduzirt wird, der Neck war zu lang
unfere Glieder konnten ihn nicht ausfüllen. Das
Leben wird ein (Ep-"gramm, das geht an; wer hat
auch Athem und Geifi genug für ein Epos in
fünfzig oder fechzig Gefangen? 's ift Zeit. daß man
das bischen Eff'en nicht mehr aus Zubernz fondern
aus Liqneur-Gläschen trinkt, fo bekommt man doch
das Maul voll. fonft konnte man kaum einige
Tropfen in dem plumpen Gefäß znfammenrinnen
machen. Endlich - -- ich müßte fchreien, das ifi
mit der Mühe zu viel, das Leben ifi nicht der Ar
beit werth, die man fich macht, es zu erhalten. *
Paris.
So flieh', Damon!
Oanton.
Nimmt man das Vaterland an den Schuhfohlen
mit? -» Und endlich -- und das ifi die Haupt
fache: fie werden's nicht wagen. (Zu Camille.) Komm,
mein Junge, ich fage dir: fie werden's nicht wagen.
Adieu. Adieu! (Damon und Camille ab.)
_. 60 ...
Philippeau.
Da geht er hin.
Lacroix.
Und glaubt kein Wort von dem, was er gefagt
hat. Nichts als Faulheit! Er will fich lieber
guillotiniren laff'en. als eine Rede halten.
_ Paris.
Was thun?
Lacroix,
Heim gehen und als Lucretia auf einen anfiäu
digen Fall fiudiren. *
Eine Promenade.
Spaziergänger.
Ein Bürger.
Meine gute Iaquelinep ich wollte fagen Corn
- - wollt' ich: Cor -- -
Simon.
Cornelia. Bürgerz Cornelia.
B ü rg e r.
Meine gute Cornelia hat mich mit einem Knäb
lein erfreut.
Simon.
Hat der Republik einen Sohn geboren.
.. 61 _
Bürger.
Der Republik? Das lautet zu allgemein z man
k'c'nnte fagen -
Simon.
Das ifi's gradez* das Einzelne muß fich dem
Allgemeinen -
V ü rg e r.
Ach jaz das fagt meine Frau auch.
i Vänkelfänger (fingt).
Was doch ifiz was doch ifi
Aller Männer Freud' und Lüfi?
' Bürger.
Ach mit dem Namen z da komme ich gar nicht
in's Reine.
Simon,
Lauf' ihnz Pike Murat.
Vänkelfänger.
Unter Kummer, unter Sorgen
Sich bemühn vom frühen Morgen
Bis der Tag vorüber ifi.
Bürger.
Ich hätte gern drei; es ifi doch was mit der
Zahl drei , und dann was Nützliches und was
Nechtlichesz jetzt hab' ich's; Pflugz Robespierre.
Und dann das dritte?
,.. 62 -
Simon.
Pike.
Bürger.
Ich dank' Euch, Nachbar z Pike z Pflug, Nodes
pierre. das find hübfche Namen, das macht fich fchöu.
Simon.
Ich fage dir. die Vruft deiner Cornelia wird
wie das Enter der rbmifchen Wölfin -- nein z das
geht nimtz* Romulns war ein Thrann, das geht nicht.
(Sehn vorbei.)
Ein Bettler (fingt.)
Eine Hand poll Erde und ein wenig Moos!
Liebe* Herren, fchbne Damen!
Erfter Herr.
Kerl. arbeite, du fiehfi ganz wohlgenährt aus.
Zweiter Herr.
Dal (Er gibt ihm'Seld.) Er hat eine Hand wie
Sammet. Das ifi unverfchämt.
Bettler.
Mein Herr, wo habt Ihr Euren Rock her?
Zweiter Herr.
Arbeit, Arbeit! du könntefk den nemlichenhaben;
ich will dir Arbeit geben. komm' zu mir, ich wohne ->
Bettler.
Herr. warum habt Ihr gearbeitet?"
_ 63 ....
Zweiter Herr.
Narr. um den Rock zu haben.
Bettler.
Ihr habt Euch gequält. um einen Genuß zu
haben. denn fo ein Rock ifi ein Genuß. ein Lum
pen thut's auch.
*Zweiter Herr.
Freilich. fonfi geht's nicht.
Bettler,
Daß ich ein Narr wäre. Das h;bt einander.
Die Sonne fcheint warm an das Eck und das geht
ganz leicht. (Singt.) Eine Hand voll Erde und ein
wenig Moos - *
Nofatie (zu Adelaiden).
Mach fort. da kommen Soldaten.
Bettler. ,
Ift auf diefer Erde eiufi mein letztes Loos!
Meine Herren. meine Damen!
x
Soldat.
Halt! wo hinaus. meine Kinder? (Zu Nofalie.)
Wie alt bift du?
Nofalie.
So alt wie mein kleiner Finger.
._ 64 ...
Soldat.
Du bift fehr fpilz.
No-falie.
Und du fehr finmpf,
Soldat.
So will ich mich an dir wehen( (Er fängt.)
Chriftinlein. lieb' Chrifiinlein mein
Thnt dir der Schaden weh.
Schaden weh. Schaden weh. Schaden weh!
Rofalie (fingt).
Ach nein. ihr Herrn Soldaten.
* Ich hätt' es gerne meh'.
Gerne meh. gerne meh. gerne meh!
Oanton und Camille treten anf.
. Danton.
Geht das nicht luftig? -- Ich wittre was in
der Atmofphäre. es ifi . als brüte die Sonne
Anzucht aus. p * (Gehen vorbei.)
Junger Herr.
Ach. Madame. der Ton einer Glocke. das Abend
lieht an den Bäumen.das Blinken eines Sternes--*
Madame.
Dei-Duft einer Blume." die natürlichen Freuden.
_. 65 _.
diefer reine Genuß der Natur! (Zu ihrer Tochter.)
Sieh. Engenie- nur die Tugend hat Augen dafür.
Eugenie (tiißt ihrer Mutter die Hand).
Ach. Mama! Ich fehe nur Sie.
Madame,
Gutes Kind!
Junger Herr (zifchelt Eugenien uns Ohr).
Sehen Sie dort die hübfche Dame mit dem
alten Herrn? f
Cugenie,
Ich kenne fie.
Junger Herr.
Man fagt. ihr Frifeur habe fie n l'enj'anf frifirt.
Cugenie (lacht).
Vöfe Zunge!
Junger Herr,
Der alte Herr geht neben ihr. er fieht das
Kubsp'chen fchwellen und führt es in die Sonne
fpazieren. und meint. er fei der Gewitterregen. der
es habe wachfen machen.
Eugenie.
Wie unanfiändig! ich hätte Luft. roth zu werden.
Junger Her r.
Das könnte mich blaß machen. -
x.
0
_66
D ant on* (zu Camille.)
Muthe mir nur nichts Ernfihaftes zu. Ich»
begreife nicht. warum die Leute nicht anf der Gaffe
ftehen bleiben und einander in's Geficht lachen.
Ich meine. fie müßten: zu den Fenfiern und zu den
Gräbern herauslachen. und der Himmel m'üffe
berften nnd. die Erde müffe fich wälzen vor Lachen.
(Gehen ab.)
Crfter Herr.
Ich verfichere Sie. eine aufferordentliche Ent
deckung. Alle* technifchen Kiinfte bekommen dadurch
eine andere Phhfiognomie. Die Menfchheit eilt
mit Niefenfchritten ihrer hohen Befiimmung entgegen..
Zweiter Herr.
Haben Sie das neue Stück gefehen? Ein baby
lonifcher Thurm. ein Gewirr von Gewölben. Trepp
chen. Gängen und das Alles fo leicht und kühn in
die Luft gefprengt, Man fchwindelt bei jedem Tritt.
Ein bizarrer Kopf» (Cr bleibt verlegen flehen.)
Erfter Herr.
Was haben* Sie denn?
Zweiter Herr.
Ach nichts! Ihre Hand. Herr! die Pfütze. fo!
Ich danke Ihnen. kaum kann ich vorbei; das konnte
gefährlich werden.
_67_
Crfcer Herr.
Sie fürchteten doch nicht?
Zweiter Herr.
Ia. die Erde ifi eine drinne Krufie. ich meine
immer. ich könnte durchfallen. wo fo ein Loch ifi. -
Man muß mit Vorficht auftreten. man könnte dnrch
brechen. Aber gehn Sie in's Theater. ich rathe
es Ihnen.
E i n gl? i m m e r,
Danton. Camille. Lucilc.
Camille.
Ich fage Euch. wenn fie nicht Alles in hölzer
nen Copien bekommen. verzettelt in Theatern. Con
certen und Kunfi-Ausfiellungen. fo haben fie weder
Augen noch Ohren dafür. Schniht einer eine Mario
nette. wo man den Strick hereinhängen fieht. an
dem fie gezerrt wird. und deren Gelenke bei jedem
Schritt iu fünffüßigen Iamben krachen. welch ein
Charakter. welche Confequenz! Nimmt Einer ein
Gefühlchen. eine Sentenz . einen Begriff. und zieht
ihm Rock und Hofen an. macht ihm Hände und
Füße. färbt ihm das Geficht. und läßt das Ding
5*
..68.,
fich drei Arte hindurch herumquälen, bis es fich
zuletzt verheirathet oder fich todt fchießt -- ein
Ideal! - Fiedelt .einer eine Oper, welche das
Schweben und Senken im nienfchlichen Leben wie
dergibt„ wie eine Thonpfeife mit Waffer die Nachti
gall - die Kunfi! .- Setzt die Leute aus dem
Theater auf die Gaffe - die erbärmliche Wirklich
keit! -- Sie vergefi'en ihren Herrgott über feinen
fchleihten Copifien. Von der Schöpfnng- die glü
hend, braufend und leuchtend in ihnen fich jeden
Augenblick nen gebiert- hören und fehen fie nichts.
Sie gehen in's Theater- (eien Gedichte und Romane,
fchneiden den Fratzen darin die Gefichter nach- und
fagen zn Gottes Geichöpfen: wie gewöhnlich! -
Die Griechen wußten h was fie fagten- wenn fie
erzählten, Phgmalions Statue fei lebendig gewor
den, habe aber keine Kinder bekommen.
Danton.
Und die Künfiler gehn mit der Natur um wie
David- der im September die Gemordeten- wie fie
aus der Force auf die Gafi'e geworfen wurden
kaltblütig zeichnete und fagte: ich erhafche die letzten
-Zncknngen des Lebens in diefen Böfewichtern.
(Damon wird herausgernfcn.)
..69...
Camille.
Was fagfi duf Lucile?
Lucile.
Nichts- ich fehe dich fo gern fprechen.
Camille,
Hörfi mich auch?
Lucile.
Ei freilich.
Camille.
Habe ich recht? Weißt du auch, was ich
gefagt habe?
Lucile.
Nein- wahrhaftig nicht.
(Damon kömmt zurück.)
Camille.
Was haft du?
Damon.
Der Wohlfahrts-Ausfchuß hat meine Verhaftung
befchlofi'en. Man hat mich gewarnt und mir einen
Zufluchtsort angeboten. Sie wollen meinen Kopfz
meinetwegen. Ich bin der Hudeleien überdriißig.
Mögen fie ihn nehmen- was liegt daran? Ich werde
mit Muth zu fierben wifi'enz das ifi leichter, als
zu leben,
-- ..70 *
Camille.
Danion, noch ift es Zeit.
Danton.
Unmögiich. - aber ich hätte nicht gedacht -
Camille.
Deine Trägheit!
Oanton.
Ich bin nicht träg, aber müdez meine Sohlen
brennen mich.
Camille.
Wo gehfi du hin?
D a n to n.
Ia- wer das wüßte!
Camille.
Im Ernfi, wohin?
D a n t o n.
Spazieren. mein Junge, fpazieren. (Er geht.)
L u cil e.
Ach, Camille!
C a m i ll e.
Sei ruhig. lieb Kind.
L u c i l e,
Wenn ich denke) daß fie dies Haupti--Mein
Camillex das ifi Narrheit. gelt. ich bin wahnfinnig?
u.. 7,1- ..
Camille.
Sei ruhig. Dauton und ich find nicht Eins.
Lucile.
Die Erde ifi weit und es find viel Dinge dar
auf. warum denn grade das eine? Wer follte mic's
nehmen? Das wäre arg. Was wollten fie auch
damit anfangen?
Camille.
Ich wiederhole dir: du kannfi ruhig [ein. Gefiern
fprach ich mit Nobespierrez er war freundlich. Wir
find ein wenig gefpannt. das ifi wahrz verfchiedene
Anfichten. fonft nichts!
Lucile.
Such' ihn auf.
Camille.
Wir faßen auf einer Schulbank. Er war immer
finfier und einfam. Ich allein fuchte ihn auf und
machte ihn zuweilen lachen. Er hat mir immer
große Anhänglichkeit gezeigt. Ich gehe.
Lueile.
So fchnell- mein Freund? Geh! Komm! Nur
das ifie kiißtibn) und das! Gehi Geh! (Camille ab.)
- Das ifi eine böfe Zeit. Es geht einmal fo.
Wer kann da drüber hinaus ? Man muß fich faffen (fingt.)
_72.,
Ach fcheiden. ach fcheiden. ach fcheiden.
Wer hat fich das Scheiden erdacht? g
Wie kommt mir grade das in denKopf? Das ifi
nicht gut. daß es den Weg fo von felbft findet.-Wie
er hinaus ifi. war mir's. als könnte er nicht mehr .
umkehren. nnd müfi'e immer weiter weg von mir.
immer weiter. -7Wie das Zimmer fo leer ifiz die
Fenfier fiehen offen. als hätte ein Todter darin ge
legen. Ichhalt' es da oben nicht aus, (Sie geht.)
F r e i e s F e l d.
Oanton.
Ich mag nicht weiter. Ich mag in diefer Stille
mit dem Geplauder meiner Tritte und dem Keuchen
meines Athems nicht Lärmen machen. (Cr feht fich
nieder. nach einer Panic.) Man hat mir von' einer
Krankheit erzählt. die einem das Gedächtniß verlie
ren mache. Der Tod foll etwas davon haben.
Dann kommt mir manchmal die Hofi'uung. daß
er vielleicht noch kräftiger wirke und einem Alles
verlieren mache. - Wenn *das wäre! - Dann lief'
- ich wie ein Chrifi. inn einen Feind. d. h. mein
Gedächtniß. zu retten. - Der Ort foll ficher fein.
_73....
ja für mein Gedächtniß . aber nicht fiir mich; mir
gibt das Grab mehr Sicherheit. es fchaff't mir we
uigfiens Vergeff e n. Es tödtet mein Gedächtniß.
Dort aber lebt mein Gedächtniß und tödtet mich.
Ich oder es? Die Antwort ifi leicht, (Cr erhebt fich
und kehrt um.) - Ich kokettire mit dem Tod. es
ifi ganz angenehm. fo aus der Ferne mit dem
Lorgnon mit ihm zu liebäugeln. - Eigentlich muß
ich über die ganze Gefchichte lachen. Es ifi ein
Gefühl des Vleibens in mir. was mir fagt: mor
gen und übermorgen und weiter hinaus ifi Alles
wie eben. Das ifi leerer Lärm. man will mich
fchreckenz fie werden's nicht wagen! (Ab.)
Ein Yimmer.
(Es ifi Nacht.)
Damon (am Fennec).
Will denn das nie aufhören? Wird das Licht
nie ausglühen und der Schall nie modernz wiil's
denn nie fiill und dunkel werden. daß wir uns die
garftigen Sünden einander nicht mehr anhören und
anfehen? -- September! -
..74
Julie (ruft von innen.)
Danton! Damon!
Danton.
He?
Julie (tritt ein),
Was rnffi du?
Lancom.
Rief ich?
Julie,
Du fprachfi von garftigen Sünden und dann
fiöhnteft dn: September!
Danton.
Ich. ich? Nein. ich fprach nicht. das dacht' ich
kaum. das waren nur ganz leife heimliche Gedanken.
Julie.
Du zitterfi. Damon.
Oanton,
Und foll ich nicht zittern. wenn fo die Wände
plaudern? Wenn mein Leib fo zerfchellt ifi. daß
meine Gedanken unfiät. nmirrend mit den Lippen
'der Steine reden? Das ift feltfam.
Julie.
Georg. mein Georg!
_ 75 _
Oanton.
Ia. Julie. das ift feltfam. Ich mögte nicht
mehr denken. wenn das gleich fpricht. Es gibt
Gedanken. Julie. für die es keine Ohren geben
follle. Das ifi nicht gut. daß fie bei der Geburt
gleich fchreien. wie Kinder; das ifi nicht gut. -
Julie.
Gott erhalte dir deine Sinne. Georgi Georg.
erkeunfi du mich ?
Danton.
Ei warum nicht! Du bifi ein Menfch* und dann
eine Fruit und endlich meine Fran. und die Erde
hat fiinf Welttheile. Europa. Afien. Afrika. Ame
rika. Aufiralien und zwei mal zwei macht vier. Ich
bin bei Sinnen. fiehfi dn?-Schrie's nicht Septem
ber? Sagteft du nicht fo was?
. Julie.
Ja. Danton. durch alle Zimmer hört' ich's.
Danton.
Wie ich an's Fenfier kam - (er liebt hinaus)
, die Stadt ruhig. alle Lichter aus. *'
Julie.
Ein Kind fchreit in .der Nähe.
:XW
_ 76 _
Oanton.
Wie ich an's Fenfier kam -- durch alle Gaffen
i'chrie und zetert' es; September!
* Julie.
Du träumtefi. Dantonz faß' dich.
Danton.
Träumtefi? ja. ich träumte; doch das war an
ders. ich will dir es gleich fagen. mein armer Kopf
ifi fchwach. gleich! fo. jetzt hab' ich's. Unter mic
feucht die Erdkugel in ihrem Schwungz ich hatte fie
wie ein wildes Roß gepackt. mit riefigen Gliedern
wühlt' ich in ihren Mähnen und preßt ich ihre
Rippen. das Haupt abwärts gewandt. die Haare
flatternd über dem Abgrundz fo ward'ich gefchleift.
Da fchrie ich in der Angft und ich erwachte. Ich
trat an's Fenfier - und da hört' ich's. Julie. -*
Was das Wort nur will? *Warum gerade das?
Was hab' ich damit zu fchafi'en? Was fireckt es nach
mir die blutigen Hände?*Ich hab' es nicht gefchla
gen. - Q hilf mir. Julie. mein Sinn ifi fiumpf.
War's nicht im September. Julie?
Julie.
Die Könige waren noch vierzig Stunden von
Paris.
'
I
C
.. *77 ..
Oanton.
Die Feftungen gefallen. die Arifiokraten in
der Stadt.
Julie.
Die Republik war verloren.
Danton. -
Ia. verloren. Wir konnten den Feind nicht im
Rücken fafi'en. wir wären Narren gewefen. zwei
Feinde auf einem Brett; wir oder fie. der Stärkere
ftößt den Schwächeren hinunter. ifi das nicht billig?
Julie.
'
Ia. Ia.
Danton.
Wir fchlugen fie. das war kein Mord. das war
Krieg nach innen.
Julie.
Du hafi das Vaterland gerettet.
Danton.
Ja. das hab' ich. das war Nothwehr. wir mußten.
- Der Mann am Kreuze hat fich's bequem gemacht;
es muß ja Ärgerniß kommen. doch wehe dem. durch
welchen Ärgerniß kommt. - Es mußz das war
dies Muß! - Wer will der Hand fluchen. auf die
der Fluch des Muß gefallen?-Wer hat das Mgß
I
_.78
gefprochen . wer? Was ifi das. was in uns lügt.
fiiehlt und mordet? - Puppen find wir. von un
bekannten Gewalten am Draht gezogen. nichts.
nichts wir felb|.-die Schwerter. mit denen Geifier
kämpfeni-man fieht nur die Hände nicht. wie im
Mährchen. - Jetzt bin ich ruhig.
Julie.
Ganz ruhig. lieb Herz?
Danton.
Ja. Julie. komm zu Bette.
Strasse vor Dantonle Haufe;
Simon. Bürgerfoldaten.
Simon.
Wie weit ifi's in der Nacht?
Crfier Bürger.
Was in der Nacht?
* Simon.
Wie weit ifi die Nacht?
e:
.. 79 _.
Crfter Bürger.
So weit als zwifchen Sonnenuntergang und
Sonnenaufgang.
Simon.
Schuft. wieviel Uhr?
Criier Bürger.
Sieh auf dein Zifferblatt.
Simon.
Wir müffen hinauf! Fort. Bürger! Wir haften
'mit unfern Köpfen dafür. Todt oder lebendig! Er
hat gewaltige Glieder. Ich werde vorangehn. Bürger.
Der Freiheit eine Gafi'e! _Sorgt für mein Weib!
Eine Eiehenkrone werde ich ihr hinterlaffen. -
Nur vorwärts. Bürger. ihr werdet euch um das
Vaterland verdient machen.
Zweiter Bürger.
Ich wollte. das Vaterland machte fich um uns
verdient. “iiber all den Löchern. die wir in anderer
Leute Körper machen. ifi noch kein einziges in un
fern Hofen zugegangen.
Erfier Bürger.
Willft du. daß dir dein Hofenlatz zngiuge?
He. he. he!
-80..
Die Anbei-n,
'Her h9- he!
S im o n.
Fort. fort! *
(Sie dringen in Danton's Haus.)
ehier 'illational-Conuent.
Cine Gruppe von Oeputirten.
' Legendre. *
Soll denn das Schlachten der Deputirten nicht
anfhören?-Wer ift noch ficher. wenn Dantou fällt?
Cin Deputirter.
Was thnn ?
Ein An dere r.
Er muß vor den Schranken des Eonvents ge
hört werden-Der Erfolg diefes Mittels ifi fiiherz
was follen fie feiner Stimme entgegen fehen?
. Cin Anderer.
Unmöglich. ein Dekret verhindert uns.
L e g en d r e.
Es muß zurückgenommen oder eine Ausnahme
gefiattet werden. Ich werde den Antrag machen;
iih rechne auf eure Unterftühung.
-81_
Der Präfident.
Die Sitzung ifi eröffnet.
Legendre (befieigt die Tribüne).
Vier Mitglieder des National-Eonvents find ver
floffeue Nacht verhaftet worden. Ich weiß. daß
Damon einer von ihnen ifi. die Namen der iibrigen
kenne ich nicht. Mögen fie übrigens fein. wer fie
wollen. fo verlange ich. daß fie vor den Schranken
gehört werden. -- Bürger. ich erkläre es: ich halte
Damon für eben fo rein. wie mich felbft. und ich
glaube nicht. daß mir irgend ein Vorwurf gemacht
werden kann. Ich will kein Mitglied des Wohl
fahrts- oder des Sicherheits-Ausfchufi'es angreifen.
aber gegründete Urfachen lafi'en mich fürchten. Privat
haß und Privatleidenfchaften möchten der Freiheit
Männer entreifi'en. die ihr die größten Dienfie erwie
fen haben. Der Mann. welcher im Jahr 1792
Frankreich durch feine Energie rettete. verdient
gehört zu werden z er muß fich erklären dürfen.
wenn man ihn des Hochverraths anklagt.
(Heftige Bewegung.)
Einige Stimmen.
Wir unterfii'ihen Legendre's Vorfchlag.
6
_.. 8g _.
C'in Devuti'rter.
Wir find hier im Namen des Volkes. man kann
uns ohne den Willen unferer Wähler nicht von
unferen Plätzen reißen.
Ein Anderer.
Eure Worte riechen nach Leichen'. ihr habt fie
den Girondifien aus dem Munde genommen. Wollt
ihr Privilegien? Das Beil. des Gefetzes fchwebt
über allen Häupteru.
Ein Anderer.
Wir können unfern Ausfchüffen nicht erlauben.
die Gefetzgeber aus dem Afhl des Gefehes auf die
Guiilotine zu fchicken.
Ein Anderer.
Das Verbrechen hat kein Afhl. nur gekr'c'nte
Verbrechen finden* eins auf dem Thron,
E i n A n d e r e r.
Nur. Spitzbuben appelliren an, das Afhlrecht..
Ein Anderer.
Nur Mörder erkennen es nicht an;
Robespierre.
Die feit langer Zeit in diefer Verfammlung un:
bekamiteVerwii-rnng beiveifet. daß* es fich um große
...83
Dinge handelt. Heute entfcheidet fich's. ob einige
Männer den Sieg über das Vaterland davon tragen
werden. - Wie könnt ihr eure Grundfätze weit
genug verläugnen. um heute einigen Individuen
das zu bewilligen. was ihr geftern Ehabot. Delau
cienz und Fahre verweigert habt? Was foll diefer
Unterfchied zu Gunfien einiger Männer? *Was
kümmern mich die Lobfprüche. die man fich felbft
nnd feinen Freunden fpendet? Nur zu viele Erfah
rungen haben uns gezeigt. was davon zu halten fei.
Wir. fragen nicht. ob ein Mann diefe oder jene
patriotifche Handlung vollbracht habe 5 wir fragen
nach feiner ganzen politifchen Laufbahn.- Legendre
fcheiut: die Namen der Verhafteten nicht zu wifi'enz
der ganze Eonvent kennt fie. Sein Freund Lacroix
ifi darunter. Warum fcheiut Legendre das nicht zu
wiffeu? Weil er wohl weiß. daß nur die Scham
lofigkeit Lacroix vertheidigen kann. Er nannte* nur
Danton. weil er glaubt. an diefen Namen knüpfe
fich ein Privilegium. Nein. .wir wollen keine Privi
legien. wir- wollen keine Götzen! (Beifall.) Was
hat Danton vor Lafahette. vor* Dnmouriez. vor
Briff'ot. Fabre. Ehabot. Hebert voraus? Was fagt
man von diefen.. was man nicht auch von ihm fagen -
r 6.:*
_84...
könnte? Wodurch verdient er einen Vorzug vor
feinen Mitbürgern? Etwat weil einige betrogene
Individuen und Andere, die fich nicht betrügen
ließeny fich unt ihn reihten h um in feinem Gefolge
dem Glück und der Macht in die Arme zu laufen?
-- Ie mehr er die Patrioten betrogen hat 7 welehe
Vertrauen in ihn feßten- defio nathdrücliicher muß
er die Strenge der Freiheitsfreunde empfinden. -
Man will euch Furcht einflößen vor dem Miß
brauche einer Gewalt, die ihr feibfl ausgeübt habt»
Man icht-eit über den Oefpotismus der Ausfchüfie,
als ob das Vertrauen, welches das Voll euch ge
fchenft- und das ihr diefen Ausfchüfi'en übertragen
habt- nicht eine fichere Garantie ihres Patriotismus
wäre. Man |ellt fich, als zittre man. Aber ich
fage euch, wer in diefetn Angenbicke zittern ifi fchul
dig, denn nie zittert die 1lnfchnld vor der öffent- _
lichen Wachfamkeit; (AflgemeinerVeifafl.) Man hat
auch mich fchrecken wollenz man gab mir zu verfie
hen, daß die Gefahr; indem fie fich Damon nähere,
anch bis zu mio dringen könne. -- Man fchrieb
rnit- Danton's Freunde hielten mich Umlage-rn* in
der Meinung, die Erinnerung an eine alte Verbin
dnng- der blinde Glaube an erheuehelte Tugenden
._ 85 „.
könnten mich beftimmen- meinen Eifer und meine
Leidenfchaften für die Freiheit zu mäßigen. - So
erkläre ich denn: nichts foll mich aufhalten h nnd
follte auch Danton's Gefahr die meinige werden.
Wir haben alle etwas Muth und etwas Seelengrbße
nöthig. Nur Verbrecher und gemeine Seelen fürch
ten h Ihresgleichen an ihrer Seite fallen zu fehen
wei( fiel wenn keine Schaar von Mitfchnldigen fie
mehr verfieckt- fich dem Licht der Wahrheit ausgefeht
*fehen Aber wenn es dergleichen Seelen in diefer
Verfammlung gibt- fo gibt es in ihr auch heroifche.
Die Zahl der Schlitten ifi nicht großz wir haben
nur wenige Köpfe zu trefien und das Vaterland iii
gerettet. (Beifall.) Ich rerlangeh daß Legendre's
Vorfchlag zurückgewief'en werde. *
(Die Deputirten erheben fich fäinmtlich zum Zeichen
allgemeiner Veifiimmung.)
St. Init.
Es fcheiut in diefer Verfammlung einige empfind- .
liche Ohren zu geben- die das Wort: Blut nicht
wohl vertragen können. Einige allgemeine Betrach
tungen mögen fie überzeugen- daß wir ni>)t gran
famer find als die Natur und als die Zeit. Die
Natur folgt ruhig und unwiderfiehlieh ihren Gefelzenz
-89_
der Menfch wird vernichtet- wo er mit ihnen in
Conflict kommt. Eine Änderung in den Befiand
theilen der Luft, ein Auflodern des tellurifchen
Feuers, ein Schwanken in dem Gleichgewicht einer
Wafiermafi'e und eine Seuchex ein vulkaniWerAus
bruch- eine liberfchwemmung begraben Taufende.
Was ifi das Refultat? Eine unbedeutendeh im großen
Ganzen kaum bemerkbare Veränderung der phhfifchen
Natur, die fa.| fpurlos vorüber gegangen fein wiirde,
wenn nicht Leichen auf ihrem Wege lägen. *- Ich
frage nun: foll die geifiige Natur in ihren Revo
lutionen mehr Nückficht nehmenh als die phhfifche?
Soll eine Idee nicht eben fo gut wie ein Gefeß
der Phyfit vernichten dürfenx was fich ihr widerfelzt?
Soll überhaupt ein Ereignlß- was die ganze Gefial
tung der moralifchen Natur, d, h, der Menfchheitf
umändert, nicht durch Blut gehen dürfen? Der
Weltgeifi bedient fich in der geiftigen Sphäre unferer
Arme eben fo, wie er in der phyfifchen Vulkane
und Wafi'erfluthen gebraucht. Was liegt daran,
ob fie nun an einer Seuche oder an der Revolution
|erben? - .Die Schritte der Menfchheit find lang
fam, man kann fie nur nach Jahrhunderten zählen,
hinter jedem erheben fich die Gräber von Genera
..Mn
tionen. Das Gelang'en zu den einfachfien Erfin
dungen nnd Grundfähen hat Millionen das Leben
»gekofiet, die auf dem Wege |arben. Ifi es denn
nicht einfach- daß zu einer Zeit- wo der Gang der
Gefchäfte rafcher ifi, auch mehr Menfchen »anffer
Athem kommen? -- Wir fchließen fchnell und ein
fach: da Alle unter gleichen Verhältnifi'en gefchaffen
worden, fo find Alle gleich, die Unterfchiede abge
rechnet, welche die Natur felbfi gemacht hat. -
Es darf daher Jeder Vorzüge und darf daher Keiner
Vorrechte haben, weder im Einzelnen- noch eine
geringere oder größere Klafi'e von Individuen. Jedes
Glied diefes in der Wirklichkeit angewandten Saßes
hat feine Menfchen getödtet. Der 14, Juli, der
10. Augufi, der 31. Mai find feine Interpnnktions
zeichen. Er hatte vier Jahre Zeit nbthig- um in
der Körperwelt durchgeführt zu werden 7 und unter
gewöhnlichen Umfiünden hätte *er ein Jahrhundert
dazu gebrauchtf und wäre mit' Generationen inter
punktirt worden. Ifi es da fo zu verwundernh daß
der Strom der Revolution bei jedem Abfalzh bei
jeder neuen Krümmung feine Leichen ausfiößt? -
* Wir werden unferm Salze nach einige Schiüffe
hiuiilzufügen habenz follen einige hundert Leichen
-88_
uns verhindern- fie zu machen? - Mofes fiihrte
fein Volk durch das rothe Meer und in die Wüfieh, *
bis die alte verdorbene Generation fich aufgerieben
hattef ehe er den neuen Staat gründete. Gefetz
geber! Wir haben weder das rot-he Meer noch die
Wüfie, aber wir haben den Krieg und die Guille
tine. Die Revolution ifi wie die Töchter des Pelias;
fie zerfiückt die Menfchheit, um fie zu verjüngen.
Die Menfchheit wird aus dem Blutkefi'el wie die
Erde aus den Wellen der Sündfluth mit ltr-kräf
tigen Giiedern fich erhebern als wäre fie zum erfien
mal gefchafi'en.
(Langer anhaltender Beifall. Einige Mitglieder*
erheben fich im Enthufiasmus.)
St. Init.
Alle geheimen Feinde der Tyrannei- welche in
Europa und auf dem ganzen Erdkreife den Dolch
des Brutus unter ihren Gewündern tragen- fordern
wir aufy diefen erhabenen Augenblick mit uns zu theilen.
(Die Zuhörer und die Deputirten ftimmen die
Marfeillaife an.)
Dritter Act*
Das Yuremburg. -“/( *'
Ein Saal rnit Gefangenen.
Chaumettex Payne, Merciert Het-null de
Sächelles und andere Oeputirten.
C h a u nt e tte (zupft Panne am Aermel.)
Hören Siex Pahne- es könnte doch fo fein! Vor:
hin iiberkam es mich foh ich habe heute Kopfweh„
helfen Sie mir ein wenig mit Ihren Schlüfi'enf es
ifi mir ganz unheimlich zn Muth.
Payne.
So koinnn Philofoph Anaragoras- ilH will dich
katechifiren. - Es gibt keinen Gotth denn:
entweder hat Gott die Welt gefchafien oder nicht.
Hat er fie nicht gefchafi'en, fo hat die Welt ihren
Grund in fich und es gibt keinen Gotth da Gott
nur dadurch Gott wirdf daß er den Grund alles
Seins enthält. Nun kann aber Gott die Welt
_ '90 ... l
'nicht gefchaffen habenz denn entweder ifi die Schöp
fung ewig wie Gott, oder fie hat einen Anfang.
.Ifi lehteres der Fall f fo muß Gott fie zu einem
befiimmten Zeitpunkt gefchaffen haben. Gott muß
alfo, nachdem er eine Ewigkeit geruht, einmal thü
tig geworden feinf muß alfo einmal eine Verände
rung in fich erlitten haben , die den Begriff Zeit
auf ihn anwenden läßt- was beides gegen das Wefen
Gottes fireitet. Gott kann alfo die Welt nicht
gefchafien haben. Da wir nun aber fehr deutlich
wifi'en , daß die Welt oder daß unfer Ich wenig
fiens vorhanden ifi und daß fie dem Vorhergehen
den nach alfo auch_ ihren Grund in fich oder in
etwas haben muß, das nicht Gott ifih fo kann es
keinen Gott geben. (Tewel erat clewonntraminm.
Ch a u m e t te.
Ei wahrhaftig , das gibt mir wieder Licht h ich
danke- danke. -
M e r c i e r.
Halten Sief Payne! Wenn aber die Schöpfung
nun ewig ifi?!
Payne.
Dann ifi fie fchon keine Schöpfung mehr7 dann
ifi fie Eins mit Gott oder ein Attribut defi'elbenF
-**- 91 *
wie Spinoza fagt. dann ifi Gott in Allem . in
Ihnen. Werthefier, im Philofophen Anaxagoras und
in mir. Das wäre fo übel nicht. aber fie müfi'en
mir zngefiehenf daß es gerade nicht viel um die
himmlifche Majefiät ifih wenn der liebe Herrgott,
in jedem von uns Zahnweh kriegen, lebendig begra
ben werden. oder wenigfiens die fehr unangenehmen
Vorfiellungen davon haben kann.
Mercier.
Aber eine Urfache muß doch da fein.
Payne
Wer läugnet das? Aber wer fagt Ihnen denn,
daß diefe Urfache das fei, was wir uns als Gott,
d. h, als das Vollkommenfie denken? Halten Sie
die Welt für vollkommen ?
Mercier.
Nein,
Payne.
Wie wollen Sie denn aus einer unvollkommenen
Wirkung auf eine vollkommene 1lrfachefchließen?
Voltaire wagte es eben fo wenig. es mit Gott. als
mit den Königen zu verderbeny deswegen that er
es. Wer einmal nichts hat- als Verfiand, und ihn
...92.,
nicht einmal confequent zu gebrauchen weiß oder
wagn ifi ein Stiimper.
Mercier.
Ich frage dagegen, kann eine vollkommene ltr
fache eine vollkommene Wirkung haben 7 d. h. kann
etwas Vollkommenes was Vollkommenes fchafien? -
- Ifi das nicht unmöglich, weil das Gefchaffene
doch nie feinen Grund in fich haben kann- was
dochh wie Sie fagtenz zur Vollkommenheit gehört.
_ Cbaumette.
Schweigen Sie! Schweigen Sie!
Payne.
Beruhige dichf Philofoph. Sie haben Recht;
aberz muß denn Gott einmal fchafi'en. kann er nur
was Unvollkommenes fchaffen. fo läßt er es gefcheidter
ganz bleiben. Ift's nicht fehr menfchlich, uns Gott
nur als fthaffend denken zu können? Weil wir
uns immer rühren und fchütteln miiffen, um uns
nur immer fagen zn können: wir find! miifi'en wir
Gott auch dies elende Bedürfniß andichten? -
Müfi'en wir z wenn fich nnfer Geifi in das Wefen
einer harmonifch in fich ruhendenz ewigen Seligkeit
verfenktf gleich anne'hmenz fie ini-fie den Finger'
ausfirecken und über Tifch Brodmännchen knetem
-93_
aus überfchwänglichem Liebesbedürfniß. wie wir uns
ganz geheimnißvoll in die Ohren fagen? Müffen
wir das Alles h blos um uns zu Götterf'o'hnen
zu machen? Ich nehme mit einem geringern
Vater vorliebz wenigfiens werde ich ihm nicht
nahfagen können, daß er mich unter feinem
Stande in Schweinfiällen oder auf den Galeeren
habe erziehen lafi'en. _Schafft das Unvollkommene
wegz dann allein könnt ihr Gott demonfiriren.
Spinoza hat es verfucht. Man kann das Wife
längeren, aber nicht den Schmerz, nur der Verfiand
kann Gott beweifen h das Gefühl empört fich dage
gen. - Merke dir es , Anaxagoras, warum leide
ich? Das ifi der Fels des Atheismus. Das leifefie
Zncken des Schmerzes. und rege es fich nur in
einem Atomz macht einen Riß in der Schöpfung
von oben bis unten.
Mercier,
Und die Moral?
Payne.
Erfi beweifk ihr Gott aus der Moral und dann
die Moral aus Gott. Was wollt ihr denn mit
eurer Moral? Ich weiß nicht. ob es an und für
fich was Böfes oder was Gutes gibtf und habe
a
_.94
deswegen doch nicht nöthig, meine Handlungsweife
zu ändern. Ich handle meiner Natur gemäß; was
ihr angemefi'enp ifi für mich gut und ich thue es,
nnd was ihr zuwider-r ifi für mich bös und ich thue
es nicht und vertheidige mich dagegen, wenn es mir
in den Weg kommt. Sie k5nnen- wie man fo fagß
tngendhaft bleiben und firh gegen das fogenannte
Lafter wehren, ohne deswegen ihren Gegner ver
achten zu müfi'enp was ein gar trauriges Gefühl ifi.
Chaumette,
Wahr- fehr wahr!
Härault.
_ O Philofoph Anaxagorash man könnte aher auch
fagen: damit Gott Alles fei, müffe. er auch fein
eignes Gegentheil fein- d. h. vollkommen und nn
vollkommen- bbs und gut- felig und leidendz das
Refultat freilich würde gleich Null fein 7 es wiirde
fich gegenfeitig heben- wir kämen zu Nichts.-Freue
dich h' du kommft glücklich dnrch„ dn kannfi ganz.
ruhig in Madame Momero, das Meifierfitick der
Natur anbeten.
C b a um e tte(
-Ich danke Ihnen verbindlichfih meine» Herren.
. (Ab.),
-95_
Payne
Er traut noch nichth er wird fich zu guter Lehr
noch die *Olnng geben p die Füße nach Mecca zn
legen, und fich befchneiden laffenf um ja keinen Weg»
zu verfehlen.
(Damon; Lacroix. Camille, Philippeau wer
' den het-eingeführt.)
Herault (liiuft auf Damon zu und umarmt ihn).
Guten Morgen! Gute Nacht! -follie ich fagen.
Ich kann nicht fragen7 wie haftdn gefchlafen? Wie
wirft du fchlafen? -
Danton.
Nun-gun man muß lachend zu Bett gehn.
* Mercier (zu Panne).
Diefe Dogge mit Tanbenfitigelni Er ifi der
bbfe Genius der Nevolution- er wagte* fich an feine
Mutterf aber fie war |ärker als er.
' P a y n e.
Sein Leben und- fein Tod find ein gleich großes
Unglück.
Lacroix ("ru Damon.)
Ich dachte nichh daß fie fo fchnell kommen wiirden..
_ Danton.
Ich wußc' esh man hatte mich gewarnt„
-96_
Lacroix.
lind du haft nichts gefagt?
Oanton.
Zu was? Ein Schlagfiuß iii der befie Lodz
wollteft du zuvor krank fein? lind - ich dachte
nicht, daß fie es wagen würden. (Zu Hsranlt.) Es
ifi [reifer. fich in die Erde legeuh als fich Leichdörner
auf ihr laufen; ich habe fie lieber zum Kiffen. als
zum Sehe-mel,
Heranlt.
Wir werden wenigfiens nicht mit Schwielen an
den Fingern der hübi'chen Dame Verweiung die
Wangen fireicheln.
Camille (in Damon),
Gib dir nur keine Mühe z du magfi die Zunge
noch fo weit zum Hals heraushängen, du kannfi
dir damit doch nicht den Todesichweiß *von der
Stil-ne lecken. O Lucilel das ifi ein großer Iammer.
(Die Gefangenen drängen fich um die nen
Angekommenen.)
Danton (zu Payne).
Was Sie für das Wohl Ihres Landes gethan,
habe ich für das meiuige verfucht. Ich *war weni
ger glücklich, man fchickt mich auf's Schaffotz mei
netwegen, ich werde nicht fiolpcrn.
... 97 ...
Mercier (zuDanton).
Das Blut der Zweinndzwanzig erfäuft dich.
Ein Gefangener (zu Hör-amt),
Die Macht des Volkes und die Macht der Ver
nunft find eins.
Ein Anderer (zu Camille.)
Nunx Generalproknrator der Laterne- deine Ver
befferung der Straßenbeleuchtung hat in Frankreich
nicht heller gemacht.
Ein Anderer.
Laßt ihn! das find die Lippenj welche das Wort
Erbarmen gefprochen.
(Er umarmt Camiller mehrere Gefangene
folgen feinem Veifpiel.)
Philippeau.
Wir find Priefter- die mit Sterbenden gebetet
haben, wir find angefieckt worden und |erben an
der nämlichen Seuche.
Einige Stimmen.
Der Streich- der Euch trifft, tbdtet uns Alle.
Camille.
Meine Herren h ich beklage fehrh daß unfere
Anfirengnngen fo fruchtlos warenz ich gehe auf's
'7
-98_
Schaffotz weil mir die Augen über das Loos einiger
Unglückliazen naß geworden.
Ein Yimtner.
Fouqui-er-Tinuille. Hermann.
F o n qu i e r.
Alles bereit?
H e r m an n.
Es wird fchwer haltenz wäre Damon nicht dar
unter- fo ginge es leicht.
Fouqnier.
Er muß vortanzen.
H e r m a n n.
Er wird die Gefchworuen erfchrecken, er ifi die
Vogelfcheuche »der Revolution.
F o u qn ie r,
Die Gefchwornen müfi'en wollen.
* Hermann.
Ein Mittel wüßt' ichz aber es wird die gefeh
liche Form verlehen.
F o u qn ie r.
Nur zu.
... 99 ._
Hermann.
Wir (ofen nicht, fandern fuchen die Handfefien aus.
Fouquier.
Das muß gehen, das wird ein gutes Hecken
feuer geben, Es find ihrer neunzehn. Sie find
gefchickt zufammengewürfelt. Die vier Fälfcherf
dann einige Banquiers und Fremde. Das ifi ein
pikantes Gericht. Das Volk braucht dergleichen.
Alfa zuverläßige Leute. Wer zum Veifpiel?
Hermann.
Leroip'er ifi taub und hört daher nichts von all'
dem, was die Angeklagten vorbringen. Damon mag
fich den Hals bei ihm ranh fchreien.
Fouquier.
Sehr gutz weiter!
Hermann.
Vilatte und Lamiere, der eine fitzt immer in der
Lrinkfinbe und der andere [chläft immer. Beide
öffnen den Mund nur, um das Wort: f chuldig
zu fagen. - Girard hat den *Grundfaß h es dürfe
Keiner entwifchen- der einmal vor das Tribunal
gefiellt fei. Nenaudin -
Fouquien
Auw der? .Erhalf einmal einigen Pfaffen dura).
7*
_. 100 _.
Hermann.
*Sei ruhig. vor einigen Tagen kommt er zu mir
und verlangt. man folie allen Verurtheilten vor der
Hinrichtung zur Ader laifen. um fie ein wenig matt
zu machenz ihre trohige Haltung ärgere ihn.
F o n q u i e r.
* Ah, fehr gut. Alfo ich verlafi'e mich drauf!
Hermann.
Laß mich nur machen.
Das Y'nrembnrg.
Ein Eorridor.
Lacroix. Danton. Mercier und andere Ge:
fangene auf und abgehend.
Lacroix (zu einem Gefangenen).
Wie. fo viel 1ii1glückliche. und in einem 'fo
eienden Znfiande?
Der Gefangene.
Haben Ihnen die Guillotin-en-Karren nie gefagt.
daß Paris eine Schlachtbank ifi?
Mercier.
Nicht wahr. Lacroix? Die Gleichheit fchwingt
-101-
ihre Sichel über allen Häuptern; die Lava der Revo
lution fließt; die Guillotine republikanifirt! Da klat
fchen die Galerien und die Römer reiben fich die
Hände; aber fie hören das Röcheln der Opfer nicht..
Geht einmal Euern Phrafen nach; bis zu dem
Punkt, wo fie verkörpert werden. Vlickt um Euch;
das Alles habt Ihr gefprochen; es tft eine mimifche
llberfeßung Eurer Worte. Diefe Elenden, ihre
Henker und die Guillotine find Eure lebendig ge
wordenen Reden. Ihr bautet Euer Syfiem; wie
Bajazet feine Pyramiden; aus Menfchenkbpfen.
Danton.
Du haft Recht! - Man arbeitet heut zu Tag
Alles in Menfchenfleifch. Das ifi der Fluch unferer
Zeit. Mein Leib wird jetzt auch verbraucht. - Es
ifi gerade ein Jahr; daß ich das Nevolutions-Tri
bunal fchuf. Ich bitte Gott und die Menfchen dafiir
um Verzeihung. ich wollte neuen Sepiembermorden
zuvorkommen; ich hoffte; Unfchuldige zu retten;
aber diefer langfame Mord mit feinen Formalitäten
ifi gräßlicher und eben fo unvermeidlich. Meine
Herren; ich hoffte ; Sie Alle diefen Ort verlaffen
zu machen.
_ 102 ....
Mercier.
O. her-ausgehen werden wir.
Danton.
Ich bin jetzt bei Ihnen; der Himmel weiß. wie
das enden foll.
_Das Uerolntions-Tribunal.
Hermann (in Damon).
Ihr Name. Bürger.
Danton,
Die Revolution nennt meinen Namen. Meine
Wohnung ifi bald' im Nichts und mein Name im
Pantheon der Gefchichte.
Hermann.
Damon. der Convent befchuldigt Sie. mit Mira
b“ea*n. mit Oumouriez. mit Orleans. mit den Giron
-difien. mit den Fremden“ und der Faction Lud
wigs 7W", konfpi'rirt zn haben.
Danton.
Meine Stimme. die ich fo o'ft für die Sache
des Volkes ertönen ließ. wird ohne Mühe die Ver
läumdung znrückweifen. Die Elenden. welche mich
..103
anklagen. mögen hier erfcheinen. und ich werde fie
mit Schande bedecken. Die Ausfchüfi'e mögen fich
hierher begeben. ich werde nur vor ihnen antworten.
Ich habe fie als Kläger und als Zeugen nöthig.
Sie mögen fich zeigen. -- übrigens. was liegt mir
an Euch und Eurem Unheil? Ich habe es Euch
fchon gefagt: das Nichts wird bald mein Afhl fein;
- das Leben ifi mir zur Laft. man mag mir es
entreißen. ich fehne mich danach. es abzufchütteln.
Hermann.
Damon. die Kühnheit ii't dem Verbrecher. die
Ruhe der Unfchuld eigen.
Danton,
Prioatkühnheit ifi ohne Zweifel zn radeln. aber
jene Nationalkiihnheit. die ich fo oft gezeigt. mit
welcher ich fo oft für die Freiheit gekämpft habe.
ifi die verdienfivollfie aller Tugenden. - Sie ifi
meine Kühnheit. fie* ifi es. der ich mich hier zum
Befien der Republik gegen meine erbärmlichen An
kläger bediene. Kann ich mich faffen. wenn ich
mich auf eine fo niedrige Weife vcriäumdet fehe?
-- Von einem Revolutionär. wie ich. darf man
keine kalte Ve'theidigung erwarten. Männer meines
Schlages find in Revolutionen unfchähbar. auf
»7104
ihrer Stirne fchwebt das Genie der Freiheit. (Zeichen '
von Veifall unter den Zuhörern.) - Mich klagt man
an; mit MirabeaU; mit Dumouriez; mit Orleans
konfpirirt; zu den Füßen elender Defpoten gefeffen
zu haben; mich fordert man auf; vor der unent
rinnbaren; unbeugfamen Gerechtigkeit zu antworten.
- Du elender St. Iuft wirft der Nachwelt für
diefe Läfterung verantwortlich feini
Hermann.
Ich fordere Sie auf; mit Ruhe zu antworten;
gedenken Sie Marat's, er trat mit Ehrfurcht vor
feine Richter.
Danton.
Sie haben die Hände an mein ganzes Leben
gelegt. fo mag es fich denn aufrichten und ihnen
entgegentreten; unter dem Gewicht jeder meiner
Handlungen werde ich fie begraben. -- Ich bin
nicht fiolz darauf. Das Schickfal führt uns die
Arme; aber nur gewaltige Naturen find feine Or
gane. - Ich habe auf dem Marsfelde dem König
nigthum den Krieg erklärt; ich habe es am 10.
Augufi gefchlagen; ich habe es am 21. Januar
getödtet, und den Königen einen Königskopf als
Fehdehandfchuh hingeworfen. (Wiederholte Zeichen
-105-
von Beifall. - Er nimmt die Anklage-Arie.) - Wenn
ich einen Blick auf diefe Schandfchrift werfe; fühle
ich mein ganzes Wefen beben. Wer find denn die;
welche Danton nöthigen mußten; fich an jenem denk
würdigen .Tage (am 10. Auguft) zu zeigen? Wer
find denn die privilegirten Wefen; von denen er
feine Energie borgte? -- Meine Ankläger mögen
erfcheinen! Ich bin ganz bei Sinnen; wenn ich es
verlange. Ich werde die platten Schurken entlarven
und fie in das Nichts zurückfchleudern; aus dem fie
nie hätten hervorkriechen follen.
Hermann (fchellt).
Hören Sie die Klingel nicht?
Danton.
Die Stimme eines Menfchen; welcher feine Ehre
und fein Leben vertheidigt; muß deine Schelle tiber
fchreien. _Icy habe im September die junge Brut
der Revolution mit den zerfir'ickten Leibern der Ari
fiokraten geäzt. Meine Stimme hat aus dem Golde
der Ariftokraten und Reichen dem Volke Waffen
gefchmiedet. Meine Stimme war der Orkan; welcher
die Satelliten des Despotismus unter Wogen von
Bajonetten begrub. (Lauter Beifall.)
_. x06 ...
Hermann. _
Damon; Ihre Stimme ifi erfchöpft. Sie find
zu heftig bewegt. Sie werden das Nächfiemal- Ihre
Vertheidigung befchließen. Sie haben Ruhe nöthig.
- Die Sitzung ifi aufgehoben.
Oanton.
Jetzt kennt Ihr Damon; noch wenige Stunden
und er wird in denArmen des Ruhmes entfchlummern.
Das Yurembnrg.
Ein Kerker.
Dillon; Laflotte; ein Gefangenwärtcr.
Dill-on.
Kerl; leuchte mir mit deiner Ref-e nicht fa in's
Gefirbf- Ha. hqi hal
Laflotte.
Halte den Mund zu; deine Mondfichel hat einen
Hof. Ha; ha; ha; ha!
Wärter,
Ha; ha; ha! Glaubt Ihr; Herr; daß Ihr bei
ihrem Smein lefen könntet?
(Zeigt auf einen Zettel; den er in der Hand bild)
..107...
Dillon.
Gib her!
Wartet.
Herr; mein Mondfchein hat Ebbe bei mir gemacht.
Laflotte.
Deine Hofen fehen aus; als ob Fluth wäre.
Wärter,
Nein; fie ziehen Wafi'er. (Zn Dillon.) Sie hat
fich vor Eurer Sonne verkrochen; Herr; Ihr müßt
mir das geben; das fie wieder feurig macht; wenn
Ihr dabei lefen wollt.
Dillon.
Da Kerl! Pack' dich. (Er gibt ihm Geld. Wörter
ab. -* Liefc.) Danton hat das Tribunal erfchreckt;
die Gefchwornen fchwankten; die Zuhörer murrten.
Der Zndrang war außerordentlich. Das Volk drängte
fich um den Iuftizpallafi und fiand bis zu den
Blinken. Eine Hand voll Geld; ein Arm eudlich;--
hm! hm! (Er geht auf und ab; und fcbenkt fich von
Zeit zu Zeit aus einer Flafohe ein.) - Hält' ich nur
den Fuß auf der Gaffe. Ich werde mich nicht fo
fchlachten laffen, Ia; nur den Fuß auf derGaffei
Laflotte.
Und auf dem Karren;- das ifi eins,
... 108 ...
Dillon.
Meinfi du? Da liegen noch ein Paar Schritte
dazwifchen- lang genug, um fie mit den Leichen der
Decemvirn zu meßen. -- - Es ifi endlich Zeit,
daß die rechtfchaffnen Leute das Haupt erheben.
Laflotte (für fich),
Defio beffer7 um fo leichter ifi es zu treffen.
Nur zug Alter, noch einige Gläfer und ich werde flott.
Dillon.
Die Schurkem die Narren, fie werden fich zu.
letzt noch felbfi guillotiniren. (Er läuft auf und ab.)
Laflotte (bei Seite).
Man könnte das Leben ordentlich wieder lieb
haben- wie fein Kind. wenn man fich's felbfi gege
ben. Das kommt grade nicht oft vor- daß man
fo mit dem Zufall Blutfchande treiben und fein
eigener Vater werden kann. Vater und Kind zu
gleich. Ein behaglicher Ödipus! *
Dillon.
Damon und Camille's Weiber mögen Affignaten
unter das Volk werfen, das ifi befier als Köpfe.
Laflotte.
Ich würde mir hintennach die Augen nicht aus
...109
reißenz ich könnte fie nbthig haben- um den guten
General zu beweinen.
Dillon.
Die Hand an Danton! - Wer ifi noch ficher?
Die Furcht wird fie. vereinigen.
Laflotte.
Er ifi doch verloren. Was ifi's denn- wenn
ich anf eine Leiche trete. um aus dem Grab zn
klettern? *
Dillon. _
Nur .den Fuß auf der Gafi'el Ich werde Leute
genug finden- alte Soldaten- Girondifiem Ex-Adeligez
wir erbrechen die Gefängnifi'e, wir müfien uns mit
den Gefangenen verfiändigen.
Laflotte.
Nun freilich f es riecht ein wenig nach Schur
kerei. Was thut's? Ich hätte Lufi- auch das zn
verfuchenz ich war bisher zu einfeitig. Man bekommt
Gewifi'ensbifi'e7 das ifi doch eine AbweÖslnng; es
ifi nicht fo unangenehm- feinen eigenen Gefiank zn
riechen. - Die Ausficht auf die Guillotine ifi mir
langweilig geworden, fo lange auf die Sache zu
warten! Ich habe fie im Geifi fchon zwanzigmal
_110
durehprobirt. Es ifi auch gar nichts ?pikantes mehr
draw es ifi ganz gemein geworden.
Dillon.
Man muß Danton's Frau ein Biller zukom
men lafi'en.
Laflotte.
lind dann - ich fürchte den Tod nichn aber
den Schmerz. -- Es könnte wehe thun h wer fieht
mir dafür? Man fagt zwar- es fei nur ein Augen
blick; aber der Schmerz hat ein feineres Zeitmaaß
er zerlegt eine Tertie. Nein! Der Schmerz ifi die
einzige Sündex und das Leiden ifi das einzige
Lafierz ich werde tngendhaft bleiben.
Dillon.
Höre, Laflotte, wo ifi der Kerl hingekommen?
Ich habe Geld, das muß gehen; wir milfi'en das
Eifen fchmieden. mein Plan ifi fertig.
Laflotte.
Gleich, gleich! ich kenne den Schließer. ich werde
mit ihm fpreehen, du kannfi auf mich zählt-ng Gene.
tal. -wir werden aus dem Loch kommen (für fich im
Hinauelgehen). um in ein anderes zn gehen, ich in
das weite-fie, die Welt.- er -in das engfie, das Grab.
-Ul
Der Wohlfahrts-Zuelchul's.
St. Init. Barrel-e. Callot d'Hei-bois.
Billaud. Varennes.
Warte-re.
Was fchreibt Fouquier?
St. Iufi.
Das zweite Verhbr ifi vorbei. Die Gefangenen
verlangen das Erfeheinen mehrerer Mitglieder des
Convents und des Wohlfahrts-Ausfchuffes- fie appel
liren an das Volk. wegen Verweigerung der Zeugen,
Die Bewegung der Gemüther foll nnbefchreiblieh
fein. - Bauten parodirte deu Jupiter und fchüt
ielte die Locken.
Callot.
Um fo leichter wird ihn Samlon packen.
Bar-Wee.
Wir dürfen uns nicht zeigen, die Fifehwei
ber und die Lnmpenfammler könnten uns weniger
impofant finden.
Villaud. .
Das Volk hat einen Infiniti, fich treten zu
lafi'en, und wäre es nur mit Vlicien- dergleichen
_112
infolente Phhfiognomien gefallen ihm. Solche Mienen
find ärger. als ein adliges Wappeuz der feine Ari
fiokraiismus der Menfchenverachtung filzt auf ihnen.
es _fbllte fie jeder einfchlagen helfen. den es ver
drießt. einen Blick von oben herunter zu erhalten.
' Bart-Zee.
Er ifi wie der hbrnerne Siegfried. das Bini
der Septembrifeurs hat ihn unverwundbar gemacht.
- Was fagt Nobespierre?
Sf. Juli.
Er thut. als ob er etwas zu fagen hätte. Die
Gefchwornen müfien fich fiir hinlänglich unterrichtet
erklären und die Debatten fchließen.
Vartkre.
Unmbglich. das geht nicht.
St. Init.
Sie müffeu weg. um jeden Preis. und follten
wir fie mit den eignen Händen erwürgen. Wagt!
- Damon foll uns das Wort nicht nmfonfi gelehrt
haben. Die Revolution wird iiber ihre Leichen
nicht ftolpern. aber bleibt Dantou am Leben. fo
wird er fie am Gewand fafi'en und er hat etwas in
feiner Gefialt. als ob er die Freiheit nothzüchtigen
*fönme- (St. Init wird hei-ausgerufen.)
_113-
(Der Schließer tritt ein.)
Schließer.
In St. Pelagie liegen Gefangene am Sterben.
fie verlangen einen Arzt.
Billaud. .
Das ifi unnbthig. fo viel Mühe weniger für
den Srharfrichter.
S ch lie ß e r. e
Es find fchwangere Weiber dabei.
B i ll a u d.
Defio befi'er. da brauchen ihre Kinder keinen Sarg.
B a r r e r e,
Die Schwindfucht eines Arifiofraten fpart dem
Revolutions-Trlbunal eine Sißung. Jede Arznei
wäre contrerevolntionär.
Callot (nimmt ein Papier).
Eine Abfchrifti ein Weibername!
Bari-kee.
Wohl eine von denen. die gezwungen fein möch
ten. zwifchen einem Guilloiinenbrett und dem Bett
eines Iacobiners zn wählen. Die wie Lncretien'
nach dem Verlufi ihrer Ehre |erben. aber etwas
fpäter als die Rbmerin - im Kindbett. oder aus Alters
t'chwäche. - Es mag nicht fo unangeuehmfeiu.
8
_114-
einen Tarquinins aus der Tugendrepnblik einer Jung
frau zu treiben.
Callot.
Sie ifi zu alt. Madame verlangt den Tod.
fie weiß fich auszudrücken. das Gefängniß liegt auf
ihr wie ein Sargdeckel. Sie fitzt erfi fett vier
Wochen. Die Antwort ifi leicht. (Erfclneibinndlieft.)
Bürgerin. es ifi noch nicht lange genug .t daß du
den Tod wünfchefi.
Bart-dee.
Gut gefagt. Aber Callot. es ifi nicht gut. daß
die Guillotin'e zu lachen anfängt; die Leute haben
fonfi keine Furcht mehr davor. man muß fich nicht
fo familiär machen.
(St. Iuft kommt zurück.)
St. Init.
.Eben erhalte ich eine Denunciation. Man con
fpirirt in den Gefängniffen; ein junger Menfch.
Namens Laflotte. hat Alles entdeckt. Er faß mit
Dillon im nämlichen Zimmer. Dillon hat getrun
ken und geplaudert.
Barrel-e.
Er fchneidet fich mit feiner Vouteille den Hals
abz das ifi fchon mehr vorgekommen.
-- 115 -
St. Init.
Danton's und Camille's Weiber [ollen Geld
unter das Volk werfen. Dillon i'oll ausbrechen. man
will die Gefangenen befreien. der Convent foll
gefprengt werden.
Bari-dee.
Das find Mährchen.
St. Init.
Wir werden fie aber mit dem Mährchen in Schlaf
erzählen. Die Anzeige habe ich in Händen. dazu
die Keckheit der Angeklagten. das Murren des Volks.
die Befiürzung der Gefchwornenz ich werde einen
Bericht machen.
VarrEre.
Ia. geh. St. Init. und ipinne deine Perioden.
worin jedes Komma ein Säbelhieb und jeder Punkt
ein abgefchlagener Kopf iii.
St. Init.
Der Convent muß dekretiren. das Tribunal folie
ohne Unterbrechung den Proceß fortführen. und
dürfe jeden Angeklagten. welcher die dem Gerichte
fchuldige Achtung verletzte oder fibrende Auftritte
reranlafite. von den Debatten ansi'chließen.
8 B
- 116 -
Barrere.
Du hair, einen revolutionären Infiinkt. das
lautet ganz gemäßigt nnd wird doch feine Wirkung
thuu. Sie können nicht fchweigen. Danton muß
fchreien.
St. Init,
Ich zähle auf Eure llnterfiiißung. Es gibt
Leute im Conoent. die eben fo krank find wie Dan
pton. und welche die nämliche Kur fürchten. Sie
haben wieder Muth bekommen. fie werden über Ver
letzung der Formen fchreien.
B artere (ihn untrrbrechend).
Ich werde ihnen fagen: Zu Nom wurde der _
Conful. welcher die Verfchwbrung des Catilina ent
deckte. und die Verbrecher auf der Stelle mit dem
Tod befirai'te. der verletzten Fbrmlichleit angeklagt,
Wer waren feine Ankläger?
E allot (mit Pathos),
Geh. St. Iufi. die Lava der Revolution fließt.
Die Freiheit wird die Schwächlinge. welche ihren
mächtigen Schooß befruchten wollten. in ihren Urn
armnngeu erfiicken. die Majefta't des Volkes wird
ihnen wie Jupiter der Seuiele. unter Donner nnd
Blitz erfcheinen und fie zu Afche gliihen, Geh.
-117-'
St, Iufi. wir werden dir helfen. der Drnnerleil
muß die Häupter der Feiglinge zerfchlendern.
(St. Init ab.)
Barrere.
Haft du das Wort Kur gehört? Sie werden
noch'aus der Guillotine ein Specificum maÖen.
Sie kämpfen nicht mit den Moderirten. fie kämpfen
mit dem Laiter. -
* Billaud.
Bis jeßt geht unfer Weg zufammen.
Barrel-e.
Robespierre'will aus der Revolution ?nen Hör
faal für Moral machen und die Guillotine als Ka
theder gebrauchen.
Villaud.
Oder'als Betfchemel.
Callot.
Auf dem 'er aber alsdann nicht fiehen. fondern
liegen foll. ' .
Bari-irre.
Das wird leicht gehen. Die Welt müßte auf
dem Kopf flehen. wenn die fogenannten Spißbuben
von den fogenannten rechtlichen Leuten gehängt
werden follten.
- 118 -
Callot (du Barriere).
Wann kommii du wieder nach Clichh?
Barrizre.
Wenn der Arzt nicht mehr zu mir kommt.
VarrEi-e (allein).
Die Ungeheuer! - „Es ifi noch nicht lange
genug. daß du den Tod wünfchefi!“ Diefe Worte
hätten die Zunge müff'en verdorren machen. die fie
gefprochen. -- Und ich? -- Als die Septembri
feurs in die Gefängnifi'e drangen. faßt ein Gefan
gener fein Meii'er. er drängt fich unter die Mörder.
er fftößt es in die Bruft eines Priefiers. er ifi
gerettet! -- Wer kann was dawider haben? _Ob
ich nun unter die Mörder dränge. oder mich in den
Wohlfahrts-Ausfchuß fehe. ob ich ein Guillotinen
oder ein Tafchenmefi'er nehme? Es ifi der näm
liche Fall. nur mit etwas verwickelteren Umfiänden.
die Grundverhältniffe find fich gleich. - Und dürft'
er Einen morden. dürft' er auch Zwei. auch Drei.
auch noch mehr? wo hört das auf? da kommen
die Gerfienkörner. machen zwei einen Haufen. dann
Vier. wie viel dann? Komm. mein Gewifi'en.
komm. mein Hühnchen. komm. da iii Futter. -
Doch - war ich auch Gefangener?, Verdäch
-119
tig war ich. das läuft auf Eins hinaus. der Tod
war mir gewiß. (Ab.)
Die Conriergerie.
Lacroix. Danton. Philippeau. Camille.
Lacroix.
Du haft gut gefchrieen. Danton; hätteft du dich
früher fo um dein Leben gequält. es wäre jeßt an
ders. Nicht wahr. wenn der Tod Einem fo unver
fchämt nahe kommt und fo aus dem Hals fiinkt
und immer zudringlicher wird ?
Camille.
Wenn er noch feinen Raub unter Ringen und
Kampf aus den heißen Gliedern riß! aber fo in
allen Formalitäten. wie bei der Hochzeit mit einem
alten Weihe. wie die Pakten aufgefelzt. wie die Zeu
gen gerufen. wie das Amen gefagt und wie dann
die Bettdecke gehoben wird und es langfam herein
kriecht mit feinen kalten Gliedern!
' Danton. _
Wär' es ein Kampf. daß die Arme und Zähne
einander packteni aber es ifi mir. als wäre ich in
_120...
ein Mülnwerk gefallen und die Glieder würden mir
langfam fhfiematifch von der kalten phhfifchen Ge
walt abgedreht. So mechanifch getödtet zu werden]
Camille.
Und dann da liegen. allein. kalt. fieif in dem
feuchten Duni! der Fäulniß! Vielleicht. daß Einem
der Tod das Leben langfam aus den Fibern mar
tert. mit Vewußtfein vielleicht. fich wegzufaulenl
Philippeau.
Seid ruhig. meine Freunde. Wir find wie die
Herbfizeitlofe. welche erft nach dem Winter Samen
trägt. Von Blumen. die verfeßt werden. unterfchei
den wir uns nur dadurch. daß wir über dem Ver
fnch ein wenig fiinken. Ifi das fo arg?
- Danton.
Eine erbanliahe Ausfichti Von einem Mifthaufen
auf den andern. Nicht wahr. die göttliche .Waffen
theorie? Von Prima nach Secunda. von Secunda
nach Tertia und -fo weiter? Ich habe die Schul
bänke fatt. ich habe mir Gefäßfchwielen wie ein
Ufi'e darauf gefefi'en.
Philippeau.
Was willfi du denn?
“121
Oanton.
Ruhe.
Philippeau.
Die ift in Gott.
Danton.
Im Nichts: Verfenke dich in was Rnhigers. als
in das Niäzts. und wenn die höihfie Ruhe Gott
ifi. ifi nicht das Nichts Gott? Aber ich bin ein
Atheifiz der verfluchte Sah! Etwas kann nicht zu
Nichts werden] und in; bin Etwas. das ifi der
Iammerl -. Die Schöpfung hat fich i'o breit
gemacht. da ifi nimts leer. Alles voll Gewimmels.
Das Nichts hat fich ermordet. die Schöpfung ifi
feine Wunde. wir find feine Blutstropfen. die Welt
iii das Grab. worin es fault. - Das lautet ver: .
rückt. es iii aber doch was Wahres dran.
Camille.
Die Welt ia 'der ewige Jude. das Nichts iii
der Tod. aber er ifi unmöglich. O! nicht fterben
können. nicht i'ierben können] wie es im Lied heißt.
Danton.
Wir find Alle lebendig begraben. und wie Kö
nige in drei- oder vicrfachen Särgen beigefeizt. unter
dem Himmel. in unfern Häufern. in unfern Röcken
..122...
und Hemden. - Wir kratzen fünfzig Jahre lang
am Sargdeckel. Ia. wer an Vernichtung glauben
könnte] dem wäre geholfen. - Da ifi keine Hoff
nung im Todz er ifi nur eine einfachere. das Leben
eine verwickeltere. organifirtereFänlniß.-dasifi der
ganze Unterfchiedi - Aber ich bin gerad' einmal.
an diefe Art des Faulens gewöhnt. der Teufel weiß.
wie ich mit einer andern zurecht komme. _O Julie!
Wenn ich allein ginge! - Wenn fie mich ein
fam ließe! - Und wenn ich ganz zerfiele. mich
ganz_auflöi'te - ich wäre eine Handvoll gemac
terten Standes. jedes meiner Atome könnte nur
Ruhe finden bei ihr. - Ich kann niht fierben.
nein. ich kann nicht fierben. Wir müfi'en fchreien.
fie müfi'en mir jeden Lebenstropfen aus den Glie
dern reißen.
Ein Zimmer.
Fouquier. Amar. Voulaud.
Fouquier.
Ich weiß nicht mehr. was *ich antworten follz
fie fordern eine Commiffion.
K
_. 123 ...
Ilm ar.
Wir haben die Schurken. da haft du. was du
verlangft. (Er überreicht Fouquier ein Papier.)
V o u la u o.
Das wird fie zufrieden ftellen.
Fouquier.
Wahrhaftig. das hatten wir nöthig.
Amar. p
Nun rafch. daß wir und fie die Sache vom
Hals bekommen.
Das Kerolntions-Tribnnal.
Danton.
Die Republik ifi in Gefahr und er hat keine
Infiruction! Wir appelliren an das Volk. meine
Stimme ift noch itark genug. um den Decemvirn
die Leichenrede zu halten. _ Ich widerhole es. wir
f verlangen eine Eommiffion. wir haben wichtige Ent
deckungen zu machen. Ia) werde mich in die Elta
delle der Vernunft zurück ziehen. ich werde mit der
Kanone derWahrheit hervorbrechen und meine Feinde
-zermalmen. (Zeichen des Veifalls.)
-124*
cFouquier. Amar. Voulaud treten ein.)
Fouquie r.
Ruhe. im Namen der Republik. Achtung dem
Gefelzi* Der Eonvent befchließt: -- In Betracht.
daß in den Gefängniffen fich Spuren von Meute
reien zeigen. in Betracht. daß Danton's und Eamil
le's Weiber Geld unter das Volk werfen und daß
der General Dillon ausbrecheu und fich an die
Spitze der Empörer fiellen follen. um die Ange
klagten zu befreien; in Betracht endlich. daß diefe
felbii unruhige Auftritte herbei zu fiihren fich bemüht
und das Tribunal zu beleidigen verfucht haben.
wird das Tribunal ermääztigt. die Llnterfuchung
ohne Unterbrechung fo,rtzufehen.-nnd jeden Ange
klagten. der die dem Gefelze fchuldige Ehrfurcht
außer Augen fehen follte. von den Debatten 'aus
znfchließen.
* Oanton.
Ich frage die Anwefenden. ob -wir dem Tribu
nal. dem Volke. oder dem National-Eonvent Hohn
gefprocheu haben?
Vie[e'Sti-“mmen.
Nein! Nein!
x
*125-
Camille.
Die Elenden . fie wollen meine Lucile“mordenl
Danton.
Eines Tages wird man die Wahrheit erkennen.
Ich fehe großes Unglück iiber Frankreich herein
brechen. Das ifi die Dictaturz fie hat ihren Schleier
zerrifi'en. fie trägt die Stirue hoch. fie ichreitet über
nnfere Leichen. (Auf Amar und Voulaud deutend.)
Seht da die felgen Mörder. fehr da die Naben
des Wohlfahrts-Ausfchuffesl Ich klage Nodes
pierre. St. Init und ihre Henker des Hochverraths
an. Sie wollen die Republik im Blut erfticfen.
Die Girlie der Guillotinen-Karren find die Heer
ftraßen. in welchen die Fremden in das Herz des
Vaterlandes dringen fallen. -- Wie lange follen die
Fußtapfe'n der Freiheit Gräber fein? -- Ihr wollt
Brod und fie werfen euch Köpfe hin. Ihr dt'irfiet
und fie machen euch das Blut von den Stufen der
Guillotine lecken. (Heftige Bewegung unter den Zu
hörern. Seichrei des Veifalls. viele Stimmen: es lebe
Damon. nieder mit den Oecemrirn! -Die Gefangenen
werden mit Gewa-t hinausgefuhrt.)
- 126
Jülatz vor dem Yuftiz-"Y'alafte,
(Ein Volkshaufe.)
Einige Stimmen.
Nieder mit den Decemvirnl Es lebe Damon! _
Cri'ter Bürger.
Ia. das iii wahr. Köpfe ftatt Brod. Blut
i'tatt Wein!
Einige Weiber.
Die Guillotine ifi eine fchlechte Mühle und Sam
fon ein fchlechter Bäckerknechtz wir wollen Brod.
* Vrod!
Zweiter Bürger.
Euer Brod - das hat Danton gefreii'enl Sein
Kopf wird euch Allen Brod geben; er hatte Recht.
Criter Bürger.
Danton war unter uns am 10. Auguft. Damon
war unter uns im September. Wo waren die Leute.
die ihn angeklagt haben?
Zweiter Burger.
Und Lafahette war mit euch in Verfailles und
war doch ein Verräther.
- 127
Eriier Bürger.
Wer fagt. daß Danton ein Verräther fei i
Zweiter Burger.
Robespierre.
F
Criier Bürger, z
Und Robespierre ifi ein Verräther.
Zweiter Bürger.
Wer fagt das? *
Eriter Bürger.
Dantou.
Zweiter Bürger,
Danton_ hat fchöne Kleider. Dauton hat ein
i'chönes Haus. Danton hat eine fchöne Fran. er
badet fich in Burgunder. ißt das Wildpret von
filbernen Tellern. - Danton war arm. wie ihr.
Woher hat er das Alles? - Das Veto hat es
ihm gekauft. damit er ihm die Krone rette. --» Der
Herzog von Orleans hat es ihm gefchenkt. damit
er ihm die Krone fiehle. -- Der Fremde hat es
ihm gegeben. damit er euch Alle verrathe. Was
hat Nobespierre? Der tugendhafte Robespierre! Ihr
kennt ihn Alle.
_- 128 -
Alle.
Es lebe Nobespierre! Nieder mit Danton! Nie
der mit dem Verräther! -
E i n e O a f f fe.
l Dumas, ein Bürger.
Bürger.
Wie kann man nach einem folehen Verhör fo
viel Unfchuldige zum Tod verurtheilen?
Dumas.
Das ift in der That außerordentlich. aber die
Nevolutionsmänner haben einen Sinn. der andern
Menfchen fehlt. und diefer Sinn trügt fie nie.
Bürger.
Das ifi der Sinn des Tiegers, - D'u haft
ein Weib.
Dumas(
Ich werde bald eins gehabt haben.
Bürger.
So ifi es denn wahr?
Dumas
Das Revolutions-Tribunal wird nnfere Ehe
-129_
fcheidung ausfprechenz die Guillotine wird' 'uns von
Tifch und Bette trennen. *'
Bürger.
Du bift ein Ungeheuer!
Dumas
Schwachkopf! du bewunderik Brutus.
Bürger.
Von ganzer Seele.
Dumas
Muß man denn gerade römifcher Eonfnl fein
und fein Haupt mit der Toga verhüllen können.
um fein Liebi'ies dem Vaterlande zu opfern? Ich
werde mir die Augen mit dem Ärmel meines rothen
Fraiks abwifchenz das ifi der ganze Unterfchiedz
Geh. du begreifii mich nicht. (Sie geben an.
E i n Y i m m e r.
Julie. ein Knabe.
Julie.
Es ifi aus. Sie zitterten vor ihm. Sie tödten
ihn aus Furcht. Geh! ich habe ihn zum Lehtenmal
*geiehenz fag' ihm. ich könne ihn nicht fo fehen.
(Sie gibt ihm eine Locke.) Da. bring' ihm das -
und fag' ihm. er würde nicht allein gehn. Er ver
9
_130
fieht mich fchon. und dann fihnell zurück. ich will
feine Blicke aus deinen Augen lefen.
Die Conciergerie.
Lacroix. Ho'rault. auf einem Bett. Danton.
C a m i ll e. auf einem andern.
Lacroix.
_ Die Haare wachfen Einem fo und die Nägel.
man muß fich wirklich fchämen.
Hsrault.
Nehmen Sie fich ein wenig in Acht. Sie uießen
mir das ganze Gefi'chtvollSand.
Lacroix.
Und treten Sie mir nicht fo auf die Füße.
Befier. ich habe Hühneraugen.
Härault.
Sie leiden noch an Ungeziefer,
' Lacroix.
Ach. wenn ich nur einmal die Würmer ganz
los wäre.
Häranlt.
Nun. fchlafen Sie wohl. wir tnüfi'en fehen. wie
_131
wir mit einander zurecht kommen. wir haben wenig
Raum. _Kratzen Sie mich nicht mitIhren Nägeln.
Schlafl-So zerren Sie nicht fo am Leintuch. es
ifi kalt da unten.
Danton.
Ia. Camille. morgen find wir durchgelaufene
Schuhe. die man der Bettlerin Erde in den
Schooß wirft.
Camille.
Das Rindsleder. woraus nach Platon die Engel
fich Pantoffel gefchnitten und damit auf der Erde
hernmtappen. Es geht aber auch danach. -Meine
Lucile!
Danton.
Sei ruhig. mein Junge.
Camille.
Kann ich's? Glaubi'i du. Danton?! Kannich's?
Sie können die Hände nicht an fie legen. das Licht
der Schönheit. das von ihrem füßen Leibe fich aus
gießt. ifi unlöfchbar. Sieh. die Erde würde nicht
wagen. fie zu vet-fchütten. fie wiirde fich um fie
wölben. der _Grabdunii wiirde wie Thauan ihren
Wimpern funkeln. Krhftalle würden wie Blumen
um ihre Glieder fprießen und helle Quellen in
Schlaf fie murmeln.
9 k
- W -
. Handen,
* Set)lafex tnein Jnngee .fehlgfß
* Ccgnille.
Höre- Damonx unter uns gefqgtF_ esifi fo.e_lend,
|erben zu müifen. Es, hixfx auch zu nichts. Ich
will: dem Lehe-i nos): die.- Wten Blicke. aus feinen
hübichen Wegen fieht-xx- icli will: die Augen onen
haben. e
' Demon.
Du. wii-ß nhnehin off-en_ behalten. Samfon
drückt einemi die?A:uge-n niäit zu. Der Schlaf ifi
bekxphexzjgek- Schleie- mein Junge- fchlafe»
- i Camille.
Lucile, deine Küfi'e pvantafiren auf meinen Lip
pen, jeder Knß wird ein Traum, meine Augen
finfen und fchließen ihn feft ein.
' Danton.
Will denn die Uhr nicht ruhen? Mit jedem
Picken fchiebt fie die Wände enger um michi_ bis fie
fo eng find wie ein Sarg. - (as einmal als
Kind fo eine Gefehichte- die, Haare (fanden mir zu
Berg. - Ia- als Kind! das war der Mühe werth7
mich fo groß zu füttern und mich warm zu halten.
Blos Arbeit für den Todtengräbec! - Es ifi mic,
, - 138 - .
als ZW' ieh fehon. Mein lieber Leib, ich will mit' -
die Nafe' ziihalten und niir nehmen- du feifi ein
Ftauenziinmer, 'was 'vom Tanzen fchwißt- und dir
* Arrigfei'ken lagen. Wie haben uns *fonfi fchon mehr
mit' einander die Zeit vertrieben. 4-“- Morge'n bifi
*du eine zerbt'oehelii'e Fiedel- die Middle darauf ifi
ausgefpielt. Morgen bifi du eine leere :Fliifchq der
Wein i| ausgetrunken, ahe'r 'ich habe keinen Raufch
davon und gehe nüchtern zu Bett Das find glück
liche Lente- die fich noch betrinken können. Morgen
bifi dn eine durchgerutfchte HUGO?! ?oil-ft *in die
Garderobe geworfenf und die Motten werden dich
frefi'en. - Ach, das hilft nichts. Ia wohl, es ifi
fo elend- fierben müfi'en. Der Tod (lift die Geburtz*
bei'm Sterben find wir lo hülfios und nackt', wie
neugeborne Kinder. Freilich, wir bekommen das
Leichentueh zur Windel. Was wird es helfen? Wir
können im Grab fo gut wimmern- wie in der
Wiege. Camille! Er fehläft (indem er fich über ihn
bü>t)i ein Traum fpielt z-wifchen feinen Wimpern.
Ich will den goldnen Thau des Schlafes ihm nicht
von den Augen fiteifen; (Ei- erhebt fich und tritt
an's Fenfier.) Ich werde nicht allein gehnx ich
danke dir, Julie. - Doch hätte ich anders fierben
,-134
mögen- Zfo ganz mühelos- fo wie ein Stern fälltf
wie ein Ton fich felbfi aushauchti fich mit den
eignen Lippen todt küßt- wie ein Lichtfirahl in
klaren Fluthen fich begräbt. .- Wie fchimmernde -
Thräuen find die Sterne durch die Nacht gefp_rengtx
es muß ein großer Iammer in dem Auge fein- von
*dem fie abtränfelten,
Ca m ill e.
O! (Er hat fich aufgerichtet und tafiet nach der Decke.)
D a n t o n.
Was hafi du; Camille?
C a m i lle.
O7 oi
c Danton (lchiittelt ihn),
Willfi du die Decke herunteckralzeu ?
C a m ille.
Ach du F du- o halt mich- fprich„ du i4»
D a n t o n.
Du bebfi an allen Gliedernx der Schweiß fieht
dir auf der Stirne.
Camille.
Das bifi duf das ich; fox-das iii meine Hand!
ja- jetzt befinn' ich mich. O Danton- das war
entfehlich.
.. 135 ..
Danton.
Was denn?
Camille.
Ich lag fo zwifchen Traum und Wachen. Da
fchwand die Decke und der Mond fank herein, ganz
nahe- ganz dicht„ mein Arm erfaßt' ihn. Die
Himmelsdecke mit ihren Lichtern hatte fich gefenkt.
ich fiieß daran- ich betafiete die Sterne- ich tau
melte wie ein Ertrinkender unter der Eisdecke. Das
war enlfelxlichh Danton.
Danton.
Die Lampe wirft einen runden Schein an die
Deckef das fahfi du.
Camille,
Meinetwegen, es braucht gerade nicht vielf um
Einem das bischen Verfiand verlieren zu machen.
Der Wahnfinn faßte mich bei den Haaren. (Er er:
hebt fich) Ich mag nicht mehr fchlafen. ich mag
nicht verrückt werden. (Er greift nach einem Buch.)
Damon.
Was nimmfi du?
E a mi l l e.
Die Nachtgedanken.
.... 136 _
Damon.
Willfi dn zum voraus fierben? Ich nehme die
Pucelle. Ich will mich aus dem Leben nicht wie
aus dem Beute-hl* fondern wie aus. der Kammer
eines Mädchens wegfchleichen.
Platz vor der Conciergerie.
Ein Schließer. zwei Fuhrlcute mit Karren. Weiber,
“ Schließer.
Wer hat Euch hetfahren geheißen ?
Erfier Fuhrmann,
Ich heiße nicht Herfahrenf das ifi ein kuriofer
Name. *
Schließer.
Dummfopß .wer hat .die die Beflalluug dazu
gegeben?
Erfier Fuhrmann.
Ich habe keine Stallnng dazu gekriegt- nichts als
zehn Sons für den Kopf,
Zweiter Fuhrmann.
Der Schuft will mich um's Brod bringen.
Erfter Fuhrmann.
Was nennfi du dein Vrod. - (Auf die Fenfier
der Gefangenen deutend:) Das ifi Wurmfraß.
- 137 -
Zweiter Fuhrmann,
Kleine Kinder find auch Würmer und die wollen
auch ihr Theil davon, O. es geht fchlecht mit nn
ferm Metier und doch find wir die befien Fuhrleute.
Erfier Fuhrmann.
Wie das?
Zweiter Fuhrmann.
Wer ifi der befie Fuhrmann ?
Erfter Fuhrmann.
Der am_ weitefien und am fchnellfien fährt.
Zweiter Fuhrmann.
Nun Efel,_ wer fährt weiter, als der aus der
Welt fährt- und wer fiihrt fchnellerf als der's in
einer Viertekfiiunde that? - Genau genießen ift's
eine Viertelfiuude von da bis zum Nevolutionsplah.
Schließer.
Rafch- ihr Schlingeli Näher an's Thorz Pfalz
da, ihr Mädel] (Sie fahren vor.) _
Zweiter Fuhrmann (zu den Weibern).
Was gafit ihr?
Ein Wei-b.
Wir warten auf alte: Kameraden.
Zweiter Fuhrmann.
Meint ihrf mein Karren wär eure Winkelhäufer?
_138
Er ifi ein anfiändiger Karren. er hat den König
und alle vornehmen Herren aus Paris zur Tafel
gefahren.
Lucile (tritt auf. Sie fehr iich auf einen Stein unter die
Fennec der Gefangenen).
Camille. Camillei (Camille erfcheint am Fennec.)
-- Höre. Camille. du machfi mich lachen mit dem
langen Steinrock und der eifernen Maske vor dem
Geficht. kannfi du dich nicht blicken? Wo_ find
deine Arme? - Ich will dich locken. lieber Vogel
ifingto
Es fiehen zwei Sternlein an dem Himmel.
Schelnen heller als der Mond.
Der ein' fcheiut vor Feinsliebchens Fenfier.
Der andere vor die Kammerthiir.
Komm. komm. mein Freund! leifedie Treppe hinauf.
fie fchlafen Alle. Der Mond hilft mir fchon lange
warten. Aber du kannfi nicht zum Thor herein.
das ifi eine unleidliche Tracht. Das ifi zu arg
für den Spaß. mach' ein Ende. Du rührfi dich
auch gar nicht. warum fprichfl du nicht? Du machfi
mir Angfi. - Höre! die Leute fagen. du tnüßtefi
fierben. und machen dazu fo erufthafte Gefichter.
Sterben! ich muß lachen über die Gefichter. Ster
- 139
ben! Was ifi das für ein Wort? Sag' mir es.
Camille. Sterben! Ich will nachdenken. Da. da in's.
Ich will ihm nachlaufen. komm. füßer Freund.
hilf mir fangen. komm! komm! (Sie läuft weg.)
Camille (ruft).
Lucile! Lucilei
.Die Conciergerie.
Danton. an einem Fenfier. welches in das
nächfle Zimmer geht. Camille. Philippeau.
Lacroix. Hsrauit.
Danton.
Du bifi jetzt ruhig. Fahre.
Cine Stimme (von innen).
Am Sterben.
D a n t o n.
Weißt du auch. was wir jetzt machen werden ?
S tim m e.
Nun ?
D a n t o n.
Was du dein ganzes Leben hindurch gemacht haft
- (leo "er-o.
..(49
Ca in i ll-e (fiir fich).
Der Wahnfi-u-n faß hinter ihre-n Augen. Es
find fehen mehr Leute wahnfinnig geworden. das *ifi
der Lauf der Welt. Was können wir dazu? Wir
wafchen nnfere Hände. Es ifi auch beffer fo.
Danton.
Ich lafi'e Alles in einer fchrecklichen Verwirrung.
Keiner verfieht das Regieren. Es könnte vielleicht
noch gehn. wenn ich Robespierre meine Waden
hinterließe.
Lacroix.
Wir, hätten die Freiheit profiituirt!
Danton.
Ich laffe ihm keine fechs Monate Frifi. ich
ziehe ihn mit mir.
Camiliö (für fiel))
Der Himmel. verhelf' ihr zu einer behaglichen
fixen Idee. Die allgemeinen fixen Ideen. welche
man die gefunde Vernunft tauft. find unerträglich
langweilig. Der giücklichfieM'et-ifch war der. welcher
fich einbilden konnte. daß er Gdtt Vater. Sohn und
heiliger Geifi fei.
Lacroix. .
Die Efel werden fchr'eieu: es lebe die Republik.
wenn wir vorbeigehn.
-141
Oanton,
Was liegt daran? Die Süudfluth rer Revo
lution mag nnfere Leichen abfeizen. wo fie will. mit
nnfern foffilen Knochen wird man noch immer allen
Königen die Schädel einfchlagen können.
Herault.
Ia. wenn fich gerade ein Simfon fiir nnfere
Kinnbacfen findet.
Danton.
Sie find Eainsbrüder.
Lacroix.
Nichts beweift_ mehr. daß Nobespierre ein Nero
ifi. als der Umfiand. daß- er gegen Camille nie
freundlicher war.. als zwei Tage vor defi'en- Ver
haftung. Jfi. es, nicht fa. Camille?
Camille.
Meinetwegen. was geht das mich an? - Was
fie aus dem Wahnfinn ein reizendes Ding gemacht
hat. Warum muß ich jeßt fort? Wir hätten
zufammen mit ihm gelacht. es gewiegt und geki'ißt.
Oanton.
Wenn einmal die Gefchichte ihre Grüfte öffnet.
kann der Despotismus noch immer an dem Duft
unferer Leichen ecfiicken.
_142
HcZranlt.
Das find Phrafen für die Nachwelt; nicht wahr.
Danton. uns gehen fie eigentlich nichts an.
Camille.
Er zieht ein Geficht. als folle er verfieinern
und von der Nachwelt als Antike ausgegraben wer
den. -Das verlohnt fich auch derMiihe. Mäulchen
zu machen und Roth aufzulegen und mit einem
guten Accent zu fprechenz wir follten einmal die
Masken abnehmen . wir fähen dann. wie in einem
Zimmer mit Spiegeln. überall nur den einen ural
ten. zahnlofen. unverwüfilichen Schafslopf. nichts
mehr. nichts weniger! Die Unterfchiede find fo
groß nicht. wir Alle find Schurken und Engel.
Dummköpfe und Genie's. und zwar das Alles noch
in Einem z die vier Dinge finden Platz genug in
dem nämlichen Körper. fie find nicht fo breit. als man
fich einbildet. Säzlafen.Verdauen.-dastreihen Allez
die iibrigen Dinge find nur Variationen aus ver
fchiedenen Tonarten über das nämliche Thema. Da
braucht man fich auf die Zehen zu fiellen und
Gefichter zu fchneiden. da braucht man fich vor
einander zu genireni Wir haben uns Alle am
niimlichen Tifche krank gegefi'en und haben Leih
_143
grimmen. was haltet ihr euch die Servietten vor
das Geficht? Schreit nur und greint. wie es euch
ankommt. Schneidet nur keine fo tugendhaften und
fo witzigen nnd fo heroifchen und fo genialen Grimaf
fen. wir kennen uns ja einander. fpart euch die
Mühe.
Hsrauit. -
Ia. Camille. wir wollen uns bei einander feizet
nnd fchreien z nichts dummer. als die Lippen zufam
inenzupreffen. wenn Einem was weh thut. -
Griechen und Götter fchrien. Römer *und Stoiker
machten die heroifwe Fralze.
Danton.
Die einen waren fo gut Epiinrc'ier wie die an
dern. Sie machten fich ein ganz behagiiches Selbfi
gefühl zurecht. Es ifi nicht fo übel. feine Toga
zu drapiren und fich umzufehen. ob man einen
langen Schatten wirft. Was follen wir uns zerren?
Ob wir uns nun Lorbeerblätter. Rofenkränze oder
Weinlaub vorbinden oder uns nackt tragen?
Philippeau.
_ Meine Freunde. man braucht gerade nicht hoch
iiber der Erde zu fiehen. um von all dem wirren
Schwanten und Flimmern nichts mehr zu fehen
_144-K
und die Augen mtr von einigen großen. göttliwen
Linien erfüllt» zu haben. Es gibt ein Ohr. für
welches das Ineinanderfchreien nnd der Zeter. die
uns'betäuben. ein Strom von Harmonien find.
Oanton.
Aber wir find die armen Mufikanten und nnfere
Körper die Infirumente. Sind denn die häßlichen
Töne. welche auf ihnen herausgepfufcht werden. nur
da. um höher und höher dringend und endlich lcife
verhallend wie ein wollüftiger Hauch in himmlifchen
Ohren zu herben?
Hsrault.
Sind wir wie Ferkel. die man für fürfiliche Tafeln
mit Nuthen todt peitfcht. damit ihr Fleifch fchmack
haftet: werde?
Danton.
Sind wir Kinder. die in den glühenden Molochs
armen diefer Welt gebraten und mit Lichtfirahien
gekiizelt werden. damit die Götter fich über ihr
Lachen freuen?
Camille.
In denn der Äther niit feinen Goldangen eine_
Schütze( mit Goldkarpfen. die am Titel) der feligen
Götter fieht. und die feligen Götter lachen ewig
_145_ .
und die Fifche |erben ewig und die Götter erfreuen
fich ewig am Farbenfpiel des Todtenkampfes?
Oanton.
Die Welt ifi das Chaos. Das Nichts ifi der
zu gebärende Weltgott.
(Der Schließer tritt ein.)
Schließer.
Meine Herren. Sie können abfahren. die Wagen
halten vor der Thür.
Philippeau,
Gute Nacht. meine Freunde. legen wir ruhig
die große Decke über uns. nnter welcher alle Her
zen ausglühen und alle Augen zufallen.
(Sie umarmen einander.)
Hsr a uit (nimmt Cantilie's Arm).
Freue dich. Camille. wir bekommen eine fchöne
Nacht. Die Wolken hängen am füllen Abend
himmel wie ein ansglühender Olymp mit verblei
chenden. verfinkenden Göttergefialten.
10
E i n Y i m m _e r;
Julie.
Das Volk lief in den Gah'en. jetzt ifi. Alles
flill. Keinen Augenblick möcht' ich ihn warten
laffen. (Sie zieht eine Phiole hervor.) Komm. lieb
fier Priefier. dcffen Amen uns zu Bette gehen
macht. (Sie tritt an's Fenfter.) Es ifi fo hübfch.
Abfchied zu nehmen; ich habe die Thüre nur noch
hinter mir zuzuziehen. (Sie trinkt.) - Man möchte*
immer. fo fiehn. -- Die Sonne ifi- hinunter. der
Erde Züge waren fo fcharf in ihrem Licht. doch
jetzt ifi- ihr Geficht fo fiill und ernfi. wie einer
Sterbenden. - Wie fchbn das Abendlicht ihr um!
Stirn nnd Wangen fpielt. - Stets bleicher und
bleicher wird fie.. wie eine Leiche treibt fie abwärts
inder Fluch des Äthersz. will denn kein Arm fie
bei den goldnen Locken fafi'en und aus dem Strom
fie ziehen und begraben? -- Ich gehe leife. Ich
küffe fie nicht. daß kein Hauch. kein Seufzer fie.
aus dem Schlummer werke.. - Schlafe. fchlafe.
(Sie filmt.)
_147
Der Revolutians-Pl-atzz
Wie Wagen kommen angefahren und halten vor der
Guillotine. Männer und Weiber fingen und tanzen die
Carmagnole. Die Gefangenen» |immen. die Mar
feillaife an.),
' Cin Weib* mit Kindern.
Pichl Platz! Die Kinder fchreien. fie haben
Hunger. Ich muß* fie zufehen- machen. daß fie
|ill find. Plalzl*
Ein Weib.
Höre. Danton. du. kannfi jetzt die* Würmer
heirathen.
Cine Andere.
Härault. aus* deinen hübfchen Haaren laß ich:
mir eine Perücke machen.,
, Hsraul't.
Ich habe nicht Waldung genug_ für einen fo
abgeholzten Berg.
Camille;
Verflnchte Hexen! Ihr werdet noch fchreieni: ihr
Berge fallet auf uns!
1*0 *
_ 148 _.
Cin Weib.
Der Berg ifi auf Euch oder Ihr feld ihn viel
mehr hinunter gefallen.
Oanton (zu Camille.)
Ruhig. mein Junge. du hafi dich heifer gefchrien.
Camille (gibt dem Fuhrmann Geld).
Da. alter Eharon. deln Karren ifi ein guter
Präfentirteller.- Meine Herren. ich 'will mich zuerft
ferviren. Das ifi ein klaffifches Gafiinahl. wir
liegen auf unfern Plätzen und verfchütten etwas
Blut als Libation. Adieu. Danton. (Cr befteigt
das Vlutgeruft. die Gefangenen folgen ihm. einer nach
dem andern. Damon neigt zuletzt hinauf.)
Lacroix (zu dem Volke).
Ihr tödtet tms an dem Tage. wo ihr den Ver
ftand verloren habt; ihr werdet fie an dem tbdten.
wo ihr ihn wiederbekommt.
Einige Stimmen.
Das war fchon einmal daz wie langweilig.
L a c r o ir.
Die Tyrannen werden über unfern Gräbern den
Hals brechen.
Hc-:rault (zu Damon). _
Er hält feine Leiche für ein Mifibeet der Freiheit.
_149
Philippeau (auf dem Schaifot),
Ich vergebe Enchz ich wünfche. Eure Todes
finnde fei nicht bitterer als die meinige.
He'rault.
Dacht' ich's doch. er muß fich nocheinmal in
den Bufen greifen und den Leuten da unten zeigen.
daß er reine Wäfche hat.
Fahre.
Lebe wohl. Danton. Ich |erbe doppelt.
Danton.
Adieu. mein Freund. Die Guillotine ifi der
befie Arzt. *
Herault (will Damon umarnien).
Ach Damon. ich bringe nicht einmal einen
Spaß heraus. . Da ifi's Zeit.
(Ein Henker fiößt ihn zurück.)
Danton (tum Henker).
Willfi du graufamcr fein als der Tod? Kannft
du verhindern. daß nnfere Köpfe fich auf dem Boden
des Korbes küffen?
_150
Eine Waffe.
Lucile.
Es ifi doch was wie Ernfi daran. Ich will
einmal nachdenken. Ich fange an. fo was zu begrei
fen. Sterben - Sterben -i - Es darf ja
Alles leben. Alles. die kleine Mücke da. der Vogel.
Warum denn er nicht? Der Strom des Lebens
müßte ftocken. wenn nur der eine Tropfen verfchüt
tet würde. Die Erde müßte eine Wunde bekom
men von dem Streich. - Es regt fich Alles. die
Uhren gehen. die Glocken fchlagen. die Leute lau
fen. das Waffer rinnt. und fo Alles weiter bis da.
dahin! - Nein. es darf nicht gefchehen. nein. ich
will mich auf den Boden fehen und fchreien. daß
erfchrocken Alles ftehn bleibt. Alles fiockt. fich nichts
mehr reget. (Sie fehl fich nieder. verhüllt fich die
Augen und fiößt einen Schrei aus. Nach einer Paufe
erhebt fie fich.) Das hilft nichts. das ifi noch Alles
wie fonft. die Häufer. die Gaff'e. der Wind geht.
die Wollen ziehen. Wir mt'iffen's wohl leiden.
(Einige Weiber kommen die Caffe herunter.)
Erftes Weib.
Ein hübfcher Mann. der He'rault.
*-151 -
Zweites Weib.
Wie er bei'm Confiitutionsfeft fo im Triumph
7bogen (land. da dacht' ich fo. der muß jim gut auf
der Guillotine ausnehmen.. dacht' ich. Das war
'fo eine Ahnung.
Drittes Weib.
Ia. man muß die Leute in allen Verhältnifi'en
?fehenz es ifi recht gut. daß das Sterben fo bfi'ent
(im wird. (Sie gehen vorbei.)
Lucile.
Mein Camille! Wo foll ich dich jetzt fuchen?
'Ziller Neeuulnti-ons- Platz.
Zwei Henker an der Guillotine befchäftigt.
*-Crfier Henker (fieht auf der Guillotine und finger)
Und wenn ich hame geh':
*Scheint der Mond fo fcheeh.
Zweiter Henker.
-He. hollal Bifi bald fertig?
Crfier Henker.
Gleich. gleich! (Singt-e.)
Scheint in meines Ellervaters Fenfier.
Kerl. wo bleibfi fo lang? -
So) die Jacke her! (Sie gehen fingend ab.)
_152...
Und wann ich hame geh*
Scheint der Mond fo fcheeh. (Ah)
Lucile (tritt auf und letzt ficbaufdie Stufen der Guiltotine.)
Ich fetze mich auf deinen Schooß. du fiiller
Todesengel. (Sie fingtxi
Es ifi ein Schnitter. der heißt Tod.
Hat Gewalt vom höchften Gott.
Du liebe Wiege. die du meinen Camille in Schlaf
gelullt. ihn unter deinen Nofen erfiickt haft. Du
Todtenglocke. die du ihn mit deiner fiißen Zunge
zu Grabe fangft. (Sie fingtc)
Viel hunderttaufend find ungezc'ihlt.
Was nur unter die Siehe( fällt.
(Eine Patrouille tritt auf.)
Ein Bürger.
He. wer da?
Lucile (finnend und wie einen Eutfchluß fallend plötzlich :)
Es lebe der König!
Bürger.
Im Namen der Nepublifi
(Sie wird von der Wache umringt und weggeführt.)
o
MW
In demfelben Verlage find folgende
empfehlensmerthe Schritten
erfchienen
und um beigefeßte Preife durch alle folide Buck'
yandlungeu zu beziehen.
Adrian. Reife-Scenen aus Amerika. 1e Theil.
Rthlc. 1. 8 gr. fl. 2. 24 kr. *
Adrian. dr., Bildet* aus England. Zwei
Theile mit 6Kupfrn. Ntvlr. 3, 12 gr. -fl.6,
- -- Skizzen aus England. Zwei Bande.
Ntblk. 3, 12 gr. - fl. 6.
Die Hgllifclu. Ienaifcb
r 1 Zeetung
attydiesBulät t
*AZ-Ö*'* ue. :R
alentx die let .
ers. der reizende Wecbfel der Gegenfiän
as den Lefer dem Anfang bis zum Ende reflelt. und der ele
gante Stol fowce d1_e_Wal)l det Gegenfta'nde. die ti e
aus dem Leben ?eat-:neue Darfxenlung des anzievenden Landes_
m_xvelcbes uns ei* Yerfafi'ex* ennfuhi-tx m wende-_n er uns hei.
much macht. die ltebenswnrmgen und wundceluben Charak
tere- mit denen er ,verkehrt und-die ei* fo treffend Wilder-t. -
alles das find Vol-zuge- welche dxe eben fo unterhaltendem als
1ehrretcben Bilder und_ Skizzen au_s England aus.
*zeichnen nnd ihnen in gebildeten Meilen einen fo großen Bet
alt gewonnen haben. f y _
Bechftein, Ludwig. Luther. Ein Gedicht.
8. Geb. 21 gr. fl. 1. 30 ke.
- -- der Fürfientag. Hifiorifeh-romantifches
Zeitbild aus dem fechszehnten Jahrhundert.
2 Bande 8. Nthlr. 3. fl. 5. 24 kr.
B elam . H. C. N.. Nomantifche Erzahlungen
aus Portugal's Gefchtchte. 8. Nthlr. 1. 12 gr.
fl. 2. 42 kr.
- - de..- Heimathlofe. Roman m Zeitbildern.
3 Theile. Nthlr. 4. fl. 7.
es
Byron. Lord. fc'iinnitliche Werke. herausgege
ben von br. Adrian. Mit dem Bildniffe
des Verfaffers. einem Facfiinile feiner Hand*
fchrift und einer Anficht von Newfiead-Abtev.
12 Bände. Geh, Auf geglättetem Velinpapier
Ntlilr. 8. 12 gr. fl. 14, Auf weißem Druck
papier Nthlr. 6. 18 gr. fl. 1'1.
_ Diele Ausgabe ifi vollfiandiger/ als irgend eine bis
zent iii englijcher Svraeheei-fchienene-i und mit der gr'ofiteii
Sorgfalt. mit Sachkenntmß und Geichniack von einem Ver
eine riihmlichfi bef'annter Männer ausgefiihrt; keinerlei-.klick
l'i_cht konnte das Aushilfen auch nur einer einzigen Stelle b
dingen. Obgleich nun dieielbe um 15 Qctavbogen fiat-Ze -
gwurde. third dennoch borerii der außer-ft bill
Subicriptlionsvreisbeibehalten. f, _
Die vorzngliihfien kritifchen .Blatter haben fich uber die?
Ausgabe auf das Vortheilhaftefie aiisgeiiirochen. Eine au
iuhrliche Beurtheilung in er Hallifche-n Lit. Zeitung
[1832. 1 beginnt: , . o
_ /e _ir fehen-hier ein Unternehmen vollendet. in welchem
die Univerfalitat des Genies innerer; Sprache einen ihrer
glanäendfien Triumphe feiert. Wie mochte-auch der Franzofe
oder der Italiener die kiihne Kraft des englifchen Dichters
wiederzugeben vermögen. wie den freien Schwung feines Ge
fangesi die Tiefe zei-reißcnder und verfohneuder Gefuhle. die
verwegene Bildung der Salze und einzelner Worte. die tau
fend bedeutungsdollen Nnanceni welche B_hron_ gleichfam
tandelnd. aber nie ohne Avficht und Bewußtiehm hinwirft?"
Cooper's iämmtliche Werke. 81 Bändchen.
Geh. Ausgabe auf Druclvelinpap. Rthlr. “14.
20 gr. fl.23. 12kr. AufDruckpapi-er Nthlr. 9.
20 gl'. 15. 48 kr.
Dicielben_entha_lten: Der Spion. - Der Le leder Mo.
*hikaneia - Die Ariiedler. - Der Lootie. - Lionc Lincoln.
Die Stedpe.- Dei rothe Freibenter.- Die Nordamerikaner.
Die Grenzwohner. - Die Waifernire. *- Der Bravo. - Die
Heidemnciuer. - Der Scharfrichter von Bern,
Döring. Georg. Stimmen des Lebens. Drei
Erzählungen. Nthlr.1. 16 gr. fl. 2. 48 kr.
- - Sonnenberg. Eine Novelle in 3 Thei
len. Geh. Nthlr. 4. 20 gr. fl. 8. 24 kr.
- - der Hirtenkrieg. Novelle in 3 Theilen.
Geh. Rthlr. 4. 20 gr. fl. 8. 24 kr.
- - die Mumie von Rotterdam. Eine No
velle. 2 Theile. Geh. Rthlr. 3. 4 gr. fl. 5. 30 ke.
u0.-?
i.
Dbring. Georg. das Kunfthaus. Novelle in
ZTheilen. Geh. Nthlr. 4. 20 gr. fl. 8. 24 kr.
-- -bvan Speyk. Ein Heldengedicht. Geh. 9gr.
40 ' 1
- - Novelle-n. 4 Theile. Ausgabe auf
Velinpapier Rthlr. 6. fl. 10. 48 kr. Aus
;gabe auf Druclpap. Rthlr. 5. fl. 9.
- - das Opfer von Ofirolenka. Novelle in
ZTheilen. Geh. Rthlr. 4. 20 gr. fl. 8. 24 kr.
- -- die Geifelfahrt. Eine Erzählung aus dem
vierzehnten Jahrhundert. 3 Bande. Nthlr. 4.
20 gr. fl. 8. 24 kr.
- - Phantafiegemälde, 5 Jahrgänge. 1829
bis 1833. Jeder Jahrgang init einem Titel
kupfer von Fleifchm an n. Geb. ä Nthlr. 1.
12 gr. fl. 2. 45 kr.
-,- - Tage der Vorzeit. Dramatifches Gedicht
in vier Darfiellungen. aus der Gefchichte dre
freien Stadt Frankfurt. 1. Die Gründung.
2.Der Kaiferfiiz. 3. Die Wahlfiadt. 4. Guftav
Adolphs Abfchied von Frankfurt. Cartouirt*
Nlhlr. 1. 8 gr. fl. 2. 15 kr.
- - Roland von Bremen. Novelle in 3 Thei
len. Geh. Rthlr. 4. 20 gr. fl. 8. 24 kr.
-- - Erzählungen. 4 Theile. 8. Nthlr. 5. 8 gr.
9.
-- Ö dramatifche Novellen. 4 Theile. Nthlr. 5.
8 gr. fl. 9.
Dic-,fe Dichtungen_ des beriilmlen _Herrn Verfaifers haben
"ich des außerordentliehfcen Bei alle. nicht allein von Deutfch.
land. fondern auch theilweife von England und Frankreich.
wolin fie talentvolle ueber-[Zeel- vervflanzti zu erfreuen. Mit
Recht nennen ihn kritifche latter den _deutfihen Coove_r;
denn wie er gleich diefem genialen Schriftfieller einen-.neith
thum der Erfindung entfaltet. eine fcharfe_Charaktei-ifirung
n allen_ Individuen auffielltx fo gelingen ihm auch ebenfo
e Schilderungen von Natur-Neuem die Dari'iellungen reizen
r und romantifcher Lokalitateni mit_ allen dichterifchen De
falls. .welche dazu beitragen. ein Bild zum Knnfiwerke zu
erheben. Daß die reinfle Moralitat in allen feinen Dichtun.
UW"
4...
gen vorherrfthei und fie deshalb ohne _Anfiiiiid jeder Jungfrau
in die Hand gegeben werden konnen. ifi allgemein anerkannt.
Duller. Eduard, Franz von Siekingen. Dra
matifches Gedicht in fiinf Abtheilungen. 8.
geh. Rthlr. 1. 8 gr. fl. 2: 2() kr.
Diefe neuefte Dichtung des aus eieichneten und beliebten
Verfaffers iii ganz Venturi. die In?! feiner Freunde_ und Le
fer zu vermehren. er Kampf des tichtes mit der Finfterniß
'n den Tagen der erwachendendeutfchen Freiheit; - Fehde
bis in ,den Tod dem taufendte'ihrigen Wahnei der Unvernunfti
der geiftigen Vorniundfchafti -_Treue bis in den Tod fur
Wahrheit und Recht; dies find die Grundideen diefes drama.
tifchen (Hedichtes. _- Möge der zeit eriiaße Grundton des Wer
kesin unferer undieder Zeit feinen raftigenWiedeehallfinden.
Dull er. Eduard . Erzählungen und Phanta
fieflucl'e. Zwei Theile. 8. Nthlr. 3. fl. 5.
- - die Feuertaufe. Eine Erzählung. 2Theile.
8. Nthlr. 3. fl. 5.
Der geifireirhe _Verfaifer zeigt in diefen feinen neueflen
Werken den freundlichen Lefern eine Fulle der bunteflen Aus
und Anfichten. Ein ir-ifcher Hauch des Lebens-*und der Phan
tal'ie bei'eelt feine Grziililungqq und Phantafieftiitke. Der Lefer
findet darin-[bald ein freundlich gemuthliches Genrebild/ bald
ein Nachtfiuik n, in Hollenbreughel. In der i. euer-taufe
i
u
.
f
'uhrt de Verfaifer feine Lefer in die Zeiten des urchtbarfien
Abel-gta bene. in das Gebiet der Herenprozeffei ädugleich
- laßt er den erfteii Vertheidlger der Vernunft un Men
fchenwnrde gegen dies unwefen. den edlen Iefuiten Fried
e e
alters und eine Zierde aller Zeiten. einen Mann 'im höthfien
Sinne s 8"oi-tes. Der reiche Stoff und die gelungene Be
handlung berechtigen uns. _diefe beiden außerfl intereffanten
Schriften alien Freunden einer geiilreichen Unterhaltungswe
1ure zu empfehlen.
Duller. Eduard. Phantafiegemälde für 1835.
Mit einem Kupfer von Fleifchmann. 8.
Elegant gebunden. Nthlr. 1. 12gr. fl. 2. 42 kr.
Gersbach. A.. Wandervbgelein oder Samm
lung von Neifeliedern. nebft einem Anhange
von Morgen- und Abendliedern. Jn vier
ftimmigen Tonweifen. Zweite verbefferte
Auflage. 12. geh, 16 gr. fl. 1. 12 kr.
Jrvin g. Walhingion. fämmtlirhe Werke. Aus
dem Englifchen überfeizt. 50 Bändchen. Geh.
Ln'Velinpap. Nthlr. 9. 6gr. fl. 15. 24 tr. Auf
ordin. Drucip. Nthlr. 6. 12 gr. fl. 10. 42 ke.
eines _Reifenden, - Bracebridge. all. - Eingeni .
Gefcliichie des Lebens und der Re fen Ehriflohh's Eoluin us..
Die Eroberung von Granada. 7 .HumoriftifcheG
New. orf, - ei n der Gefahrten des Colum _ _-o
?Ölham Ka. oder das neue Skizienbuch. - Die Reife anf>den
rairie .
Nännv. I. C.. Gedichte. Nthlr. 1, 6 gr. fl, 2.
Der Name des Hei-rn N iin n hifi den Freunden der Dicht.
kunft aus Tafihenbilchern und _Zeitfchriiten ein erfreixlicher
Klang geworden. der immer iraend ein aus der Tiefe _der
Gemiitlis_. uiid Phantafieivelt gefcl>'o_vftes Product anknndigt.
Vorzuglich aber finde-J heitre. lieblichr Melodieen. die irgend
eine gsefuhlvolle Anichauung. eine voetifche Erkenntni des
Leben nnd der Natur-enthalten. welche der Mufe des errti
Nännh gelingen. Sie in ein reiches Kind. aber ihr Reich
um be eht i_n__Blunien und diefe find wiederum einfache
Blumenzder Wiefe. tran_lic_h dein _Hei-zen. wir dem Vater
lande. ein finniger Strauß fur finnige Freunde der Yoefie.
Q e f e l e . Freiherr von . Bilder aus Jtalien.
2 Bände. Geh. Nthlr. 2. 20 gr. fl. 4. 48 kr.
Wir dürfen diefe Bilder. hauutflichlich der Wahrheit und
Lebensfrifche wegen. die fie kai-aktei-ifiren. einrichten, Es
find Erfahrungenndie der Verfaifer unter dem reizendenHim
inelsfiriche _Öefoeriens gefaninielt. es find feine oft höcbfl
eigenthumliche Anni-bien. in denen uns fo Vieles fchon viel
fach Beforochene wiederum neu erfcheiiit. es find Ergebniife
heitrer und romautifcher Natur. welche hier in lecken Zügen.
in warmen Localfarben zu Gemälden vereinigt werden. die
den Bei'thaiier aniiehn.„belehren und ergöizen. Offen und ein
fach. wie Yoriik. eräahlt der Verfaficr. unabfichtlich zur
Haupt gur feiner _Bilder werdend. in deren Weien fich die
Menf lichkeit mit ihren taufendiachenSchattiriingen fpiegeli.
P l aten. Graf von. Geichichien des Korrig
reichs Neapel von 1414 bis 1443. Nthlr. 1.
16 gr. fl. 2. 48 kr.
-- - die Liga von Eambrai. Gefchichtliihes
Drama in 3 Akten, geh. 12 gr. 54 kr.
Rückert. Fr.. Nal und Damajanti. Eine iii
difche Gelchichte. Nthlr. 1.18 gr. fl. 2. 48 kr.
Das Publikum erhiilt hier eine._von dem ri'thmliih bekann
ten Dichter Riicfe_rt._ init ailer ihm in_ fo feltenem (Hi-ade
eigenen Sprachfertiakeit und Reinifiille ubertragene indifche
Diäitung. bei der aber alles Fremdartige. ohne Studium der
indifchen Poefie uiirerftandliche vermieden [in. fo daß fie
als eine finiiige Liebeseriahlnng _erfc()eint_. uber welche fiat
nur ein leiter frenidariigrr. aber lieblichfiiner Duft ausbreicec
iind_fie_1iniweht„ Das Miithologifche. d'oiliu verfliindlich. er*
fcheiut in der Figiiruwelchc gm bedeuicndfien eingreift. nur
als Allego_rie des boien Geluftens._ welches in unfrei* Brun
wohnt. Liebe. in belzaubernderSchilderung. ihre Leiden und
freue bilden den In .alt des Bnchleins. und wem Sinn fur
wahre flpoefie einwohiit. _wird an diefer Dichtung. und wem
Sinn nr Syrachffhonheit und Ausdruck einwohnt. wird an
Musik-ht? Werfen ein Vergnugen genießen. wie es felten gez
oir .
Sch o p en h au er. Johanna. fämmtliche Schrif
ten. Wohlfeile Ausgabe. 24 Bände in Ta
fchenformatz- mit dem Bildniß der Verfafferiii.
Auf ordin. Pay. Nthlr. 8. fi. 14. 24 kr.. Anf
Veliupap. Nthlr. 12. fi. 21. 36 kr.,
Die geifiige Bildung iinferer Nation geht niitRiefenfchi-it.
ten voran und_ durchdringt alle Stande. Das tntellectuelle
Heben fpricht die Theilnahme der deutfcheii Finnen- mehr als
ie an. Beffer. gedeihlicher laßt es ("ich aber nicht,fo_rdern. als
wenn edle_fZranen die_ Vermiitlerinnen der geifiigen Fort.
chritte_bei em weiblichen Gefuilechtenerden, Durch ihre
ole Bildung. durch ihr _vielfeiiiges Witien. durch ihre reiche
e_ enserfahrung. durch ihr fitiliehes_ Streben. durch ihren.
feinen. acht weiblichen Takt. durch ihr Darfiellertalent und
ihre Sorachgewandtheic fteht Johanna Schopenhauer
vor allen andern ausgezeichnet da. Ihr Name wird von un
fern bernhmtefi'en Zeiigenofi'en init hoher Achtung genannt:
ihre Schriften unifaffen die anziehendfien Zweige der Kunfi
und des Wiiiens. , _ _
Diefe ausgedehntere Verbreitung der Werke einer fo geifi
vollenSchriftfleliei-in. welche niit. einer wahren Meifterfchafl:
zu unterhalten und zugleich zu belehren. den Geift zu_ krafti.
.en. das fittliche Gefuhl zu erheben iind namentlich die erha
eiie Vefiimniung der Frauen im fchonften Lichte zu zeigen
weiß. nach Kraiten zu fordern. hat die Vernigehandlung *ii
einer wohlfe_ilen Ausgabe ihrer Schritten beranla t.
Diefelbe fchmeicbelt fich. einem Bediirfiiiß unfei-er Zeit u
geniigennindeinfie den deutfch'en Frauen iind Nadchen Ge e
genheit bietet. diefe Schriften. welche in keiner Dnineiibiblio
thek fehlentdiirfen. fiir_einen lgeringen Preis iiniukaufen..
Bieten wir gleich die wo ilieilfie Tafcbenausgabe aller
bis jetzt erfchi-enenen deiitfchen .Keramiken-fo wird diefelbe doch
vor allen iibrigen fitl)-dllrtb__Elegaiiz auszeichnen iind fo dem
wiirdigetx Namen der Veriaiierin und dein Gcfchniaike derer
zumal. fur welche diefe Schriften iunachft befciniint find.*vollz
kommen eniforeclien. _ _ _ . '
um denizPublikum eine Ueber-[icht der Vielfeitigkeituund
Mannichfaltigteitder fchriftf'iellcri'ftlirn?eifiiingen der bei-uhin.
ten_ Veriiiiferin zu geven._theilrii wir hier denJnhalt der ver
fchiedene Lieferungen niit,
l - ng. Band 1. 2. 8_. 7. 8 und 9. enthaltende
's Lebe-n. 2 Theile. *_- Ausflug- an den
.- Gabriele. Novelle in 3 Theilen.
Band 4. 5. 6. 10. 11 und 12. enthal.
an Enckund feine Olanifylger.2Theile.,
iten. Novelle. - Sidoiiia. No
14. 15.16. 19 und 20. ent
ooelle iii 2 *Theile . - R
ei
g
7
1
inMein-i..
ll.,
-. . ....
e.
..-'ice
[ll.
-ahluii
Band 17. 18. 21. 22.28undgz24. ente
P ' durch das fudliche
ifi. LTieile. -_ Kleinere.
- tigen. 4 Theile.
o p n h r. Johanna.. Erzählungen.
AchtTheile. Zweite wohlfeilere Aus
g a b e. Auf Velinpap. Nthlr. 10. 20 gr.
fl. 19. 24 kr. Auf Druckpap. Rthlr. 8. fl. 14.
Sch o pen hau er . Johanna. Novellen. Zwei
Theile. Geh. Rthlr. 2. 20 gr. fl. 4. 48 kr.
- - neue Novellen. Drei Theile. Nthlr.3.f(.5.
Diefe 5 Bände Novellen find neu und noch nicht iu der
Gefammtausgabe aufgenommen.
Starkl off. L.. Erzählungen., Nthlr. 1. 16 gr.
fl. 2. 48 fr.
Stelldichein im Tivoli. das. oderSchu
fter und Schneider alsNebenbuhler. Localpoh'e
mit Gefang in zwei Arten. Vom Verfaffer des
..alten Bürgercapitain." Geh. 12 gr. 45 kr.
Storch. Ludwig. der Diplo-mat. Novelle. 8.
N'thlr. 1.18 gr. fl. 2. 48 kr.
- -a Erzählungen. 4 Theile. Nihlr." 5. 8 gr.
9. '
- *- die Jntrigue. Eine Novelle in 2Thei
len. Zweite verbefferte Auflage..Nthlr. 1. 18 gr.
fl. 3.
Storch. Ludwig. der Karikaturift. Novelle.
. 2 Theile. Nlhlr. 3. 8 gr. - fl. 5. 48 kr.
- - die Beguine. Hiftorifcher Roman aus der
Mitte des 14..Jahrhunderts. 3 Theile. Nthlr.4.
20 gr. fl. 8, 24 kr.
-- Malers Traum. Novelle. Mbit-.1, 16 gr. fl. 3.
Die Lefewelt erhält in diefen Erzählungen des allgemein
bekannten und beliebten Bei-fa_ ers eine reiche_ Gallerie von
Darnellungen. _welche durch iire. Lebendigkeit und innere
Wahr it. fowie, durch ihre gelungene Form und treffliche
Behandlung gewiß das Intereffe zu feffeln verntogen. ,Der
Verfaffer hat es in den kleineren Novellen. wie in feinen
größeren Romanen. verftanden. ,den Lefer eiftreich u unter.
halten; und wir hoffen. daß Niemand iin efriedigt iefe Er.
Lahlun en aus_ derÖand legen wird. in welchen fich einetuchtige
*e ins euiitniß. einficherer Takt. die Spannung vom Anfang
.-x
bis zum Ende rege zu erhalten. fowie iiberhauvt alle wackereii
Ei enfchaften. wodurch fich der Vcrfglfee die Gunft des Pu.
bli ums erworben. aufs Neue bortheilhaft dargethan finden.
W aller. G.. Anweifung zum Schaihfpielen.
Die vorzuglichlien Spielerbffnungen und End
fpiele. nebft einigen eigenthumliihen Stellun
gen. und fünfzig ausgewählten Aufgaben entt
haltend. Aus dein Englifchen überfclzt und mi
Anmerlungen begleitet von J. F. Schierek.
Geh. 21 gr. fl. 1. 30.
Der tiebeefelzer diefes _Werkcbens hat allen-Freunden del
geiftoollcn Spiels durch feine Arbeit einen gewiß dankenswer
then Dienfi zieleiftet. _ Nicht nurzder Antanger. der fich beleh
ren will. gewinnt hier rafch einen klaren uiid vollftiindigeii
1leberblick. fondern auch der erfahrene Schachfvieler wird [ich
mancher geiflooll entworfenen Spiele. mancher intereffanten_
Trennungen und Endigungen erfreuen. Der Verfaifer hat aut
hhhilidors Shfiern fortgebant. allein auch andere roße Mei
ner find nicht unbenutzt gebliebengund was er i'elb _aus eigc.
nen Erfahruii en hin utiui. gehort zu den ausgeäeichnetften
Leifiungen in iefem athe.
Z e hn er. H. G. . die Treuringe. Novelle.
Geh. 9 gr. 40 kr.
- - die Pietifiin. Novelle. Nthlr 1. 8 gr fl. 2.24.
ZroFiiiFcFee'o popular bjntorzi ok 8ri7it26rlanci. [fi-0111
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lim-re. (lui-l. 12. llllilr. 1. 18 31-. ii. 3.